für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ 8Ä. Montag am V^. Oktober 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wie» von Meisterhand in Kupfer gessochene« tolorirtes Lostumebild, illyrische Volkstrachten in Dopvelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blatte« ist in Laibach ganz, jährig S »albjährig 3 st. Durch die t. k. Post unter Couocrt portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fi. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k k Postämter nehmen Pränumeration »n. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Hetrn Georg Lercher am Hauptplayc. Aufwand, Pracht und Eigenheiten bei Festen der Vorzeit. Von I. hre Prachtliebe am glänzendsten zu zeigen, fanden die Fürsten ehemals Gelegenheit, ^wenn Turniere gegeben, Zusammenkünfte, Einzüge gehalten, Hochzeiten, Kindstaufen «. gefeiert wur­den. Einer suchte dabei den Andern zu übertreffen, und wer viel hatte, gab und zeigte viel. Unter so Vielen aber, denen daran gelegen war, sich zu zeigen, gelang es keinem seiner Zeitgenossen bei dergleichen Festlichkeiten den Herzog von Burgund, Karl den Kühnen, zu übertreffen. Als dieser im Jahre 1473 nach Trier auf den Reichs­tag zog, bestand sein Gefolge aus 5000 schön gerüsteten Reitern. Er selbst trug ein mit Gold und Perlen durch­wirktes Kleid, welches auf 200.000 Goldgulden geschätzt wurde. Er bat den Kaiser Friedrich IV. nach St. Ma­ximin zu Gaste, und ließ die Wände und Fußboden der Zimmer mit prächtigen Decken behängen und belegen, und dieselben kostbar auszieren. Alle Tischgefäße waren von Silber und die Becher glänzten köstlich mit Perlen und Edelsteinen besetzt. Bei der Tafel bestand der erste Gang aus vierzehn köstlichen Gerichten, dann folgten zwölf und darauf zehn Gerichte. Zum vierten Male wurden dreißig goldene Schüsseln mit Gewürzen und Confekt aufgesetzt. Die größte dieser Schüsseln schätzte man auf «000 Gulden Vor den Trachten gingen her sechzehn Grafen in Gold­brokat gekleidet, zwanzig Trompeter, vier Pfeifer und zwei Heerpauker. Der Diener (alle auf das Prächtigste geklei­det) waren über hundert zugegen und über 200 Traban­ten zogen als Tafelwache auf. — Als dieser Herzog im Jahre 1468 zu Brügge in Flandern mit Margaretha von England Hochzeit hielt, ging es dabei außerordentlich prächtig her. Der Saal, in welchem der Hochzeitsschmaus gehalten wurde, war ganz mit goldenen Tüchern tapeziert. Auf den Tafeln standen 30 köstliche Schiffe, geladen mit allerlei Braten. Iedes Schiff hatte vier Bote, in welchen sich Gemüse zu den Braten befanden, zwischen jedem Schiffe stand ein Tabernakel und unter demselben befanden sich die Pasteten. — Hierauf folgten große Aufzüge, und Turniere. Täglich erforderte dieses Hochzeits-Tractament 16 Ochsen, io Schweine, 600 Pfund Speck, 100 Pfund Ochsenmark, 2S0 Hammel, 250 Lämmer, 50 Stiere, 100 Hasen, 800 Kaninchen, 300 Vögel kleinerer Art, 200 Fa­sanen, 200 Wasservögel, 800 Rebhühner, 400 Tauben, 200 Schwäne, 100 Pfauen, 4000 Hühner, iooo Hähnchen,, 500 Kapaunen. — Und, was wurde dabei getrunken! — I^lllito nwlis erat, bellam üeäuoere 8poll8am! ruft der Erzähler aus. Bei dem Beilager, welches Georg Herzog zu Lands­hut, mit der polnischen Prinzessin Hedwig hielt, erschienen Kaiser Friedrich IV. und sein Sohn Maximilian, 1« Fürsten und ihre Gemahlinen, 40 Reichsgrafen, 5 Erz­bischöfe und viele Gesandte. Es waren »360 Pferde bei­sammen, und innerhalb acht Tagen wurden verzehrt: 300 ungarische Ochsen, 62.000 Hühner, 6000 Gänse, 75.000 Krebsen, 75 wilde Schweine, 162 Hirschen, 1772 Scheffel Haber, 170 Stück Fässer Landshuter Wein, 270 Fässer ausländischen Wein. — Alles das kostete 70.76 6 Dukaten. Zu den Vermählungsfeierlichkeiten Wilhelm' s von Rosenberg mit der Prinzessin Anna Mari a von Ba­den, welche den 26. Jänner 1576 zu Krumau in Böhmen begannen, waren sehr viele Gäste erschienen. Die Festlich­keiten dauerten bis zum 1. Februar. Es wurden dabei verzehrt: 40 Hirschen, 30 Gemsen, 50 Fässer eingesalzenes Wildpret, 20 wilde Schweine, 2130 Hasen, 250 Fasanen, 4 Droßen (eine Art sehr großer, seltener Vögel), 30Auer­ hähne, 2050 Rebhühner, 20.688 Drescheln, Schnepfen und Holztauben, 150 gemästete Ochsen, 50 gemästete, 20 ein­ jährige und 526 saugende Kälber, 1526 Würste, 150 ge­ mästete Schweine, 456 Leberwürste, 326 Grützwürste, 430 gemästete Hammel, 395 Lämmer, 504 ««gemästete Schweine, 20 geräucherte Ochsen, 4« geräucherte Hammel, 330 Pfauen, 323 5?3s gemästete Gänse, 430 junge Hühner, 2656 gemästete Kapphähne und Hühner, 18.120 Karpfen, 13.209 Hechte, 195 Barben, 6386 Forellen, 3400 andere große Fische, mancherlei Art, 5200 Schock Krebsen, 130 große Börse, 200 Eschen, 890 Aaale, 35g Aalraupen, 330 kleine Börse, 2309 geräucherte Neunaugen, 2309 geräucherte Forellen, 1972 geräucherte Karpfen, 956 geräucherte Börse und Platteisen, 450 geräucherte Hechte, 350 Stockfische, 1200 Schöllen, 675 grüne, lebendige Neunaugen, 350 geräucherte Häringe, 350 Häringe in der Luft getrocknet, 4 Tonnen eingesalzene Häringe, 40 Hausen, 30.94? Eier, 33 Centner Butter, 29 Centner Schmalz, 7 Centner neue Butter, 15 Centner Honig, 2 Centuer Käse und 490 Scheffel Weihen wurden verbacken. Die Pferde fraßen 37.033 Scheffel Haber. Getrunken wurden bei dieser stattlichen Hochzeit 1100 Eimer verschiedenartiger Weine, 4« Piven spanischen Weines, 903 Fässer Bier. Als Wilhelm, Prinz von Oranien, sich mit Anna, Tochter des Churfürsten Mori z von Sachsen vermählte, waren zu Dresden über 650« Gäste anwesend. Es wurden «00» Pferde gefüttert, von denen dem Bräutigam selbst 1100 gehörten. Man consumirte damals u. a. 4000 Scheffel Weihen, 8000 Scheffel Korn, 3soo Eimer Wein, 1600 Fässer Vier und 13.000 Scheffel Haber. Als im Jahre 1500 Johann , Churfürst von Sach­sen, zu Torgau mit der Mecklenburgischen Prinzessin So ­phia seine Vermählung feierte, wurden durch acht Tage lang täglich 11.000 Personen köstlich tractirt und 2700 Pferde gefüttert. Wilhelm , Herzog von Baiern, hielt mit Fräulein Renat a von Lothringen im Jahre 1568 zu München Beilager, wobei es auch sehr hoch herging. Unter andern wurde eine große Pastete aufgetragen, in welcher sich ein Zwerg befand, Ferdinand , dem Erzherzog von Oesterreich ge­hörig, drei Spannen lang. Dieser stieg aus der Pastete heraus und ging auf der Tafel herum. Er trug einen schönen Küraß, hatte ein Fähnlein in der Hand und grüßte die Gäste ganz freundlich und zierlich. (Fortsetzung folgt,) Der nächtliche Angriff. Ein Bild aus dem Leben in Irland. Vor einigen Jahren erhielt ich eine Einladung von einem gewissen Ma c Morden , einem Landedelmanne, den ich auf der Post hatte kennen lernen. Der brave Irländer forderte mich auf, eine Woche auf seinem Gute zu bleiben und mit seinem Neffen, dem geschicktesten Schützen in der Grafschaft, Rebhühner zu jagen. Ich konnte eine so angenehme Einladung nicht aus­schlagen^ Alles vereinigte,sich vielmehr, mich zu bestimmen, sie anzunehmen; erstlich die romantische Lage des Schlosses an dem Ende einer Halbinsel, welche sich weit in einem Ungeheuern See hinaus erstreckte, dessen Ufer mit freund­lichen Hügeln umgeben waren, welche sich mit ihren Blumen und Bäumen und dem Himmel darüber in den Fluten spiegelten. Der Gott der Fischerei (wenn es je einen gegeben hat) hätte keinen bessern Platz als Sitz seiner Herrschaft wählen können. Dann war Ma c Morde n ein Lebemann in der ganzen Bedeutung des Wortes; die Fröhlichkeit, die Jagd und die Tafel, die Tafel, die Jagd und die Fröh­lichkeit bildeten den Kreis, in welchem er sich bewegte. Er kannte die Traurigkeit nicht. Ferner waren seine Tochter Emilie und die Cousine derselben zwei junge Mädchen von Anmuth, Liebenswürdigkeit und Talent, und das sind, wie ich hosse> zureichende Gründe. Ich beeilte mich so, das Ziel meiner Reise zu erreichen, daß ich gerade in dem Au­genblicke ankam, als die Familie sich an den Tisch setzen wollte. Da ich bereits zwei Mal die Wohnung Mac Mor­dens erwähnt habe, so muß^ ich nun auch mit wenigen Worten eine treue Beschreibung derselben hinzufügen. Es war eines der alten Gebäude, welche von dem Boden Ir ­lands in Folge der Zeit zu verschwinden anfangen, die es ihnen nicht vergeben kann, ihr so viele Jahrhunderte getrotzt zu haben, und wohl auch durch den Willen ihrer Besitzer, die sich nicht lebendig unter ihren Ruinen begraben lassen wollen. Die Gestalt war die eines länglichen Vier­ecks und das Dach mit einer dichten Masse von Stroh bedeckt, welche Regen und Hagel, kurz alle Unannehmlich­keiten der Witterung abhielt. Die hohen, schmalen Fenster waren außen mit einem Gitter versehen, um das sich im Anfange jeden Frühlings Kletterpflanzen und die Blätter eines Gewächses schlangen, dessen Namen ich vergessen habe. Die Küche befand sich nach dem alten Gebrauche in einem niedrigen Gebäude, das sich um den Hof herum zog, und mit einer schweren, hölzernen Thüre verschlossen war; die Ställe waren mit wohlbeleibten Schafen und fetten Kühen gefüllt und eine zahllose Herde von Hühnern, Enten und Truthühnern gab dem alten Schlosse Ma c Morden' s Leben und Bewegung. Ich wurde mit offenen Armen von dem trefflichen Manne aufgenommen, der sich sogleich entschuldigte, mir die Gäste, von denen er gesprochen, nicht vorstellen zu können, weil noch keiner angekommen sei. Ich bemerkte ihre Abwesenheit keineswegs, denn ich hatte Hunger, und die Gerichte, wie die Weine, waren vortrefflich. Nachdem sich die Damen entfernt hatten, wurde die Unterhaltung lebhafter. „Sie finden uns ganz bestürzt," sagte Mac Mor­den zu mir; „wir haben eine schmerzliche Prüfung erfahren.­ „Wie das?" fragte ich unruhig. „Ja, wir haben einen unersetzlichen Verlust erlitten.« „Ist es möglich!" „Ach, es ist nur zu wahr; unsere beiden geliebten Hunde sind plötzlich umgekommen, und wir fühlen Alle den lebhaftesten Schmerz. Seit gestern weint die arme Emi­lie ununterbrochen; das ganze Haus ist traurig und trost­los. Ich selbst, der ich die Sache scherzhaft zu nehmen suche, fühle unwillkürlich meine Augen feucht werden. Sie haben aber auch, Herr Oberst, nie zwei Hunde gesehen, wie Castor und Pollur; es waren Löwen an Kraft und Muth und wahre Lämmer an Sanftmuth, und Treue, lieb­ 333 ten ihren Herrn, wie sie einander liebten, folgten ihm überall hin, gehorchten der Stimme ihrer jungen Herrinen, Holten die Fische aus dem See, wie der beste Fischer, und waren auf der Jagd wahre Tiger oder Leoparden, kurz, die prächtigsten Neufundländer, die jemals nach Irland gebracht worden sind. Man hat mir mehrmals große Summen für sie geboten, aber ich mochte mich nie von ihnen trennen, denn seine Freunde verkauft man nicht.« »Wie sind sie umgekommen?" „Das wissen wir noch nicht. Wir glauben, sie haben einen Teig mit Arsenek gefressen, welcher uns von den Ratten befreien sollte, doch versichert der kranke Verwalter, seit länger als acht Tagen liege jenes Gift in einem Schranke', zu dem er allein den Schlüssel habe. Sind die Hunde absichtlich vergiftet worden, so wehe dem, der meine Rache nicht gefürchtet hat; denn, sehen Sie, Herr Oberst' ich bin außerordentlich rachsüchtig; es ist ein Familienfehler. Die Morden' s haben immer mit Leidenschaft geliebt und gehaßt, was indeß kein Hinderniß war, daß sie von Je­dermann im Lande für die trefflichste Familie gehalten wurden. Man leiste mir den geringsten Dienst und ich vergesse ihn m meinem Leben nicht, aber man beleidige mich willkürlich, und ich habe keine Ruhe, bis ich gerächt bin." Nach diesen Worten stand Mac Morden auf und führte mich in das Zimmer, wo sich bereits sein Neffe, seine Tochter und seine Nichte befanden. Nach dem Thee nahm er ein Licht und wünschte mir eine gute Nacht, indem er mir sagte, er pflege um 8 Uhr zu Bett zu gehen und um 4 Uhr wieder aufzustehen. „Himmel! was sehe ich?" sprach bald darauf Miß Ma c Morden , welche an einem Fenster saß; „da ist der­ selbe Bettler wieder, der seit drei Tagen um das Haus herumschleicht. Ich weiß nicht warum, aber ich fürchte mich vor diesem Manne." Henry war auf das erste Wort sogleich hinausgeeilt, kam aber bald zurück und versicherte, keinen Bettler ge­ sehen zu haben. „Du sprichst nun bereits mehr als zehn Mal von diesem geheimnißoollen Menschen und ich eile hin, ohne ihn je zu finden. Der Schmerz über den Verlust der guten Hunde stört Deinen Geist und läßt Dich Wesen, sehen, die nicht eMiren." Diese Unruhe wurde bald vergessen, Emili e und ihre Cousine nahmen auf den Wunsch Henry's ihre Gui­ tarren und wir sangen alle Vier vergnügt bis um tO Uhr, als ob Castor und Pollur nicht durch den Tod dem Hause entrissen wordm wären. Halb eilf Uhr trennten wir uns und ich begab mich in das mir angewiesene Zimmer. Ich weiß nicht, was mich aufgeregt hatte, aber ich konnte mich nicht niederlegen; ich hätte viel um ein Buch gegeben, um wachen zu können. Da mir diese Zerstreuung fehlte, so verschaffte ich mir eine andere;'ich nahm meine Gewehre her, lud meine Jagdflinte und sah nach, ob nichts fehle. Ich fand Alles in gutem Zustande. Darauf besah ich mir das Zimmer sorgfältig. Die Meubeln waren alt, aber noch gut erhalten. An den Wänden hingen, ohne sie zu zieren, einige Familienportraits, denn sie waren entsetzlich häßlich. Lichter, so hoch wie Kerzen, standen an beiden Seiten des Kamins und eine kleine eiserne Thüre hinter meinem*Bette ging auf eine Treppe, welche auf den noch einzigen übrigen Thurm des alten Schlosses führte. Nach dieser Besichtigung öffnete ich das Fenster; die Luft war schwer und der Himmel stürmisch. Der von dicken Wolken verhüllte Mond verbreitete auf dem Wasser des See's einen bleichen Schein und die Berge, welche sich zur Rechten und Linken erhoben und am Morgen in den Sonnenstrahlen so grün und freundlich waren, glichen jetzt unförmigen Kohlenhaufen, während ein lauer Wind die Blätter von den Bäumen der Halbinsel schüttelte und meh­rere Vögel, von der Ahnung des nahen üblen Wetters, ge­trieben, nach dem festen Lande zuflogen. Es schlug in diesem Augenblicke an der Uhr im Hofe drei Viertel auf Zwölf und ich entschloß mich, endlich zu Bette zu gehen. Schon hatte ich die Fensterladen geschlossen und meinen Rock ausgezogen, als sich mit einem Male ein schrecklicher Knall hören ließ, dem Geschrei und Wehklagen folgten. Ich öffnete die Thüre meines Zimmers und erblickte eine weinende Magd, welche die vor Schreck halbtodte Miß Morden hielt. „Großer Gott! was gibt es, Herr Oberst?' fragte sie mit zitternder Stimme, sobald sie mich sah. Ehe ich ihr antworten konnte, folgte ein neuer Knall und ein Stück des Fensterladens mit einer Menge Glas­splitter fiel vor meinen Füßen nieder. „Das Haus wird angegriffen!" rief ich. Bei diesen Worten machte Miß Morden eine hef­tige Anstrengung, um ihre Besinnung zu behaupten, welche sie verlassen zu wollen schien, und sagte zu mir mit einer Kaltblütigkeit, die mich in Erstaunen setzte: „Verlieren Sie keinen Augenblick, gehen Sie in die Küche, dort werden Sie Flinten finden; sie sind immer geladen." Und sie eilte die Treppe hinab, um ihren Vater zu benachrichtigen. Auf einem Gange begegnete ich dem jungen Morden , der einen Degen in der Hand hatte und mir zurief: „Hier­her, Oberst! hierher! Das ist unser schwächster Punkt!« Ich ging mit ihm in die Küche und bemerkte bei dem schwachen Scheine einiger halbverbrannten Brände eine Person, die am Herde kauerte. Ih r Gesicht war bleich und abgemagert und über die Wangen rollten langsam große Thränen. Bei meinem Anblicke stand der Mann plötzlich auf/, kam einige Schritte auf mich zu, fiel mir zu Füßen, Füßen, küßte sie und sagte: „Ach Herr! Herr! habt Mit­leid mit mir! — Wenn Sie wüßten! — ich fürchte mich! — Es ist so kalt! — Ich verspreche, es soll nicht wieder geschehen, ich zittere! — Der arme Toby, — ich bin es! — Ich werde gehorsam sein, ach, wie fürchte ich mich!« „Hören Sie nicht auf ihn," sagte Henry zu mir, „es ist ein unglücklicher Blödsinniger, der bei uns lebt. Geh', Toby,« fuhr er zu diesem gewandt fort, „geh', wir brauchen dich nicht hier.« (Fortsetzung ftlgt,) 334 Feuilleton des Mannigfaltigen. (Eisenbahn.) Am 16. September d. I. kam, wie wir im »Industrie- und Gewerbe-Blatt« lesen, das erste Locomotiv von Mürzzuschlag unter Führung des k. k. Oberingenienrs, Herrn Fillungen, in Brück an. Bei der Ankunft in Kapfenberg war die Bahn über den Viadukt noch nicht beendet. Staunen und volle Zufriedenheit erregte es, als das Locomotiv, im schnellen Laufe angekommen, sogleich auf dem Punkte stehen blieb und der Overingenieur den Versammelten zeigte, daß der Locomotivführer die Leitung desselben ganz in seiner Gewalt habe. Als sich die Vollendung der Bahn etwas verzögerte, ging die Probefahrt wieder rückwärts gegen Hafendorf, dann aber wieder zurück und ungehindert bis Brück. Am 17 September ging die Probefahrt nach Mürzzuschlag zurück, am 18. von da wieder nach Brück. Die Wegstrecke von 3 Posten wurde in einer Stunde und 13 Mi ­nuten zurückgelegt. Von Brück bis Gratz sind die Schienen durchgehend« bereits eingelegt, mit Ausnahme der eben noch im Werk begriffenen, kleinen, provisorischen Bahnstrecke an der Na­delwand, die aber in Kürze vollendet wird. (Das heilige Eolleginm.) In Rom ist endlich der Cra­cas, das römische Staatshandbuch, erschienen. Der heilige Vater legte im vorigen Monate (am 18. September) seinen 79sten Geburts­tag zurück und sitzt seit 2. Februar 1831 auf St. Peters Stuhle. Das heilige Collegium besteht aus 60 Cardinälen, davon sind 6 Cardinal-Bischöfe, 44 Cardmal-Priester und 10 Cardinal-Dia­«onen. Von Pius VII. ernannt, leben noch 2 Cardinäle, Oppi ­zoni und Riario Sforza; von Leo'sXII. Ernennungsind noch 7 übrig, die andern 51 haben von dem jetzigen Papste den Pur­pur erhalten. Sechs Cardinäle sind in z>etto ernannt und 4 Stel­len noch erledigt. Der Aelteste der Eminenzen, Tadini , 'zählt 85Jahre, der Jüngste, Fürst Schwarzenberg, 35. — Die Be­völkerung von Rom war am Schluße des Jahres 1843 auf 170-701 Einwohner angewachsen. Musikalisches. Auf de« »m 3. September d. I . zu« Feier der allerhöchsten Anwesenheit ^ Ihrer Majestäten de« Kaisers und der Kaiserin im hiesigen Casino veranstal« leten Festballe kam unter anderen Tonzpiecen auch die »Huldigungsqua« drille « »o« Compositeur der bekannten »Casinoballtänze« und »Herminenquü« driNe« zur Aufführung. Die i., 2., 4. und 5. Figur sind recht gelungen in der Idee, die 3. und e. schwächer und weniger ansprechend. D» dieses Mu« sitstück trotz des ihm erthcilten Lobes von mehreren Musikkennern, die es vom Compositeur früher «m Piano gehört hatten, »m Balle uon unserer Regiments« capelle cxekutirt, nicht gefallen wollte, so wird dasselbe in Kürze von dem Musikdirektor Herrn Leonhardt in Gray ganz neu instrumentirt werden, und sodann eben dort im Stich erscheinen. Nebst dieser Quadrille, die den Titel: »Iubelgruß-Quadrille« führen wird, erscheint von demselben Compositeur eine neue Partie Walzer: »Die Rosenbacher« benannt und wir werden in Kürze beide Piecen in den Theater-Soirie's zu hören bekommen. Die Walzer sollen recht gemüthlich im Lonner'schen Genre geschrieben sein. - X. - Vaterländische Schaubühne. Nenn ein Referent in einem einzigen Theaterberichte «olle 29 Vorstel» lungen würdigen soll, so kann dies nur auf zweierlei Art geschehen: entweder muß sein Referat eine Länge von mehreren Bogen enthalten oder die Kritik muß zu einer commentarischen Aufzählung der gegebenen Stücke zusammen« schrumpfen, welches Letztere wir des beschränkte» Raumes unseres Blattes wegen hier vorzuziehen gezwungen sind, indem wir jedoch die Versicherung beifügen, daß wir künftig mit den Vorstellungen immer Schritt halten, und besonders über Novitäten dctaillirte Referate liefern werden. Zu den im Blatte Nr, 76 der »Carniolia« aufgeführten i? Vorstellungen kamen seitdem noch folgende: »Er bezahlt Alle« und »Rata»!»»,« »der Zauber« schleicr,« »Memoiren des Teufels,« »Louise «on Lignerolles,« »Chonchon,« Violinconcert des Herrn Jakob Lorb er nebst dem Lustspiele: »Das war ich,« »Corona von Saluzzo,« »Der Ring des Glückes,« »Bruder Kam,« »Ar« lequin's Entstehung aus dem Ei« Pantomime von Frantenstein und »Der Militärbcfchl,« dann »Reue und Ersaß« und «m verflossenen Donnerstag »Hut« machcr und Strumpfwirker.« Wenn wir uns im Allgemeinen über die Leistungen unseres diesjährigen Schauspielpersonoles aussprechen sollen, so muß unser Ausspruch, mit der Meinung des Publikums conoenirend, dahin lauten, daß Fleiß und Eifer überall sichtbar sind, und daß insbesondere einige Mitglieder nicht nur ein reiches, schönes Talent entfalten, sondern auch sichtlich bestrebt sind, die The«» terabende uns recht angenehm zu mache«, Von den 12 letztangeführten Vor« stellungen ginge« einige so gerundet über die Bühne, wie man sie nicht leicht besser sehen kann. Herr Engelbrecht (erster Liebhaber und Held), uns noch vom vorigen Jahre im Andenken, war als Robin in den »Memoiren des Teufels,« als Guido in »Corona uon Saluzzo,« als Oskar im »Bruder K»in,« als Karl in »Reue und Ersatz« ausgezeichnet, und wir müssen vollkommen der Meinung beitreten, die der Herr Einsender der kritischen Annoncen »u§ KI»« genfurt in unserem Blatte über diesen talentbegabten Schauspieler »usge» sprochen, der es vorzieht, lieber durch Natürlichkeit und Wahrheit, als durch schale Effekthascherei zu gefallen; auf ein Einziges werden wir ihn bei Ge» legenheit aufmerksam machen. Herr Ziegler , der umsichtige Regisseur un> sercs Schauspiels, den wir in Charakterrollen sahen, entfaltet eine Routine eine Vielseitigkeit, wie man sie selten finden wird. Sein Spiel ist ruhig, wahr, durchdacht, und — was ihn vor Alle n auszeichnet — er vermag jeder Rolle eine eigene Charakteristik anzupassen. Sein 6Kev»Ii°r, 6« I» N»yi> lliere in den »Memoiren,« sei» Bernkard im »Militärbefehl,« sein König uon Dänemark im »Bruder K»in,« sein Comcrzienrath in »Reue und Ersatz« sind wahre Mustcrdarstcllungen. Herr Schcmenauer ist in Vätcrrollcn ein sehr braver und beliebter Repräsentant. Als Fürst Norskiold im »Bruder Kain« und letzthin «ls Buchhändler Fest in »Reue und Ersatz« erfuhr er durch «f. tcrenstürmischen Hervorruf, wie das Publikum Ausgezeichnetes zu würdigen verstehe. Herr Kastner (zweiter Liebhaber und Held) schreitet überraschend vorwärts. Seine Darstellungen haben gegen die im vorigen Jahre ungemein viel gewonnen. Wenn ein Schauspieler, dessen Aeußerci schon empfehlend ist, mit der Liebe zu seinem Fache auch Fleiß verbindet, so steht seiner ehren« vollen künstlerischen Laufbahn nichts im Wege. Die Herren Beer, Haller und Rauch sahen wir in verschiedenen Rollen mit Erfolg auftreten. Wir werden ihre Leistungen, wie die des Herrn Sommer , unseres ersten Komi« kers, gehörigen Orts besprechen, so wie des Balletpcrsonols näher erwähnen, sobald Gelegenheit und Raum es uns gestatten, »us welchem Grunde auch die Frauen erst in unserem nächsten Referate «n die Reihe kommen können. Schließlich nur noch ein Paar Worte über das von Herrn Jakob Lor« 'ber aus Gratz am 26. September in unserem Theater veranstaltete große Vocal- und Instrumental«Concert. I n diesem aus 5 Piecen bestandenen Concertc spielte der Concertgebcr eine große, von ihm componirte Concert» Polonaise und eine Phantasie-Caprice von Vieuxtemp«. Die staunenswür« dige Kunstfertigkeit und Volubilität in den Bravourpaffagen, die originelle cigenthümlichc Anwendung seine« musikalischen Talentes, die kühne Ausfüh« rung von Wagestücken, die man fast für unmöglich halten würde, und die »n Paganini's Art und Weise erinnern — diese Vorzüge stellen Herrn Ja« lob Lorb er über viele Künstler seines Fache« und werden ihm unstreitig auf seiner Kunstreise überall eine günstige Aufnahme und reichen Beifall verschaf« feu. Seine Polonaise, die auch als Composition ausgezeichnet iss, spielte er mit einer siegenden Verwegenheit, die durch einen dreimaligen, stürmischen Heruorruf belohnt wurde, ebenso die zweite Piece. Leider fand sein Concert mehr Beifall »ls Zuspruch, welche« aber darin seinen Grund hat, weil der Tonkünstler nicht früher sein Concert gehörig annonciren konnte. Lobender Erwähnung verdient in diesem Conccrte noch Herr von Mayer , Kapellmeister unsere« Theaters,' der ein Rondo »on Kummer am Violoncello mit vieler Bravour beifällig vortrug. Leopold Kordesch, Logogryph. Wer kraftvoll sein Geschick bezwungen. Und stets das Würdigste gcthan Auf dornenvoller Lebensbahn, Der hat mich seinem Geist errungen. — Wer in des Hochmut»'« leerem Wahn, Sich sehnt nach eitlen Flitterdingcn Und schmeichelnd, mit gebroch'nen Schwingen, Des Thrones Glänze wünscht zu nah'n, Will seinem Namen mich erringen. Versuchst du, rückwärts mich zu lesen, So stellt sich deinem Auge dar Ein holdes, reizumfioß'nes Wesen, Da« eine« Gottes Liebe war. Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.