Reise durch das Mliche Arabien. Fortsetzung der Abenteuer der Reisenden Arnand und VayMres in Cairo, Mekka, Medina. Herausgegeben von Alcrantcr Dumas. Nach dsm sl an^ösischcn Manuscriptr von Dr. G. F. W. Rödigcr. Dntter Theil, Autorisirtc Ausgabe. MiM' min Mürrisch. — Mill Mschied «oil ' " dem ^csjl't-if ^ussl'in. " "^ ^ch begab mich i'cknell in meine Wohnung zurück: ich nullte Hafta noch eiinx^l scheu. Ilnttnvc^s bs^sgncle mir Iaschua. Wäre mir in Frank« reich ein Fr?nn? beqegncl, so bätle ich mich weinend in scine Arme cieworse»; aber in Ärablcn, wie überhaupt unier Moslem wäre es eine Schande, eine Frau zu beweinen, geschweige eine Sclavin. Die Theilnahme eines Freundes würde meinen Schmer; gewiß gemildert haben, .'.> , . -: . ,>Nun, wie steht'o^< fragte ich. »Ich habe dein Tchenf deinen Vries grgeben,« rru'ie-d«rle eri »er las ibn und sleckte ihn in den Gnrlel, odnr sich im mindesten zu besinnen. Hat er Dir geschrieben? < «Nein." »Dann wird er Dir schreiben oder Dich nnen lassen.« »Das erwarte iä' auch. renn ohne eine Aiuwrvt erhalten zu haben, weroe lä' nicht gehen.« ........ „Daß wäre nicln recht von Dir.<' Ich zuckte die Achseln. In meiner damaligen Stim« mung war mir Alles gleichgiltigi ich würde eine Gefahr nut Freude begrüsit haben, eine Gefahr wäre eine Zslftrennng für mich gewcsrn. 2 »(5r ist doch immer der Gebieter,« setzte Iaschna binzu, »Allerdings, aber rr'ist doch nur ein Menscb.' »Dieses Mal kann ick Dir nicht beistimmen! Du bist cin eigensinniger Menicb." »Mein (5nlschluß stebl fest, Iaschua, spare nur deine Worte." Iaschua sah meine liefe Trauer l er crrietb die Ursache und brach das erste Gespräch ab. »Willst Dn nicht einen Augenblick inö ?ireu' geben, um Dick ;u zerstreuen?" »Nein." ,!l' ' >>^'-' '! 'V-,^ l.-^ v'^ ^ ^ii^ »Wir wollen zusammen geben.« »Ich danke.« !^'5.'i^ »Was feblt Dir denn > ^ ' ^> »Nichts, ich fühle mick unwodl." Iaschl,a fall wohl, dasi «nit nur nichts anuifangen war, und entfernte sich. Die Nachl fam. Haf;a war um drei Uhr Nachmittags gestorben; sie sollte am früben Morgen beerdigt werden. Ich gab Selim meine Veseble wegen d«ö Vegräbniffei! ^ dann ging ich i» mein Zimmer, wo ich einige Vesucke empfing. Man batte offenbar dc»l Tod der Abyssinicrin erfahren uno wollte mich zerstreuen. Um sechs Uhr war ich wieder allein. Vei der armen Hafza waren einige Frauen geblieben und beteten, die Männer lasen Capitel aus dem Koran, An andern Morgen bei Sonnenaufgang tamen dle Träger. Die Leichen werden, in ein !uch gehüllt, auf einer Vahre fortgetragen. Die Personen, welche den Trägern be» gegnen, lösen sie eine Weile ab, ehe sie weiter gehen, In der Moschee, wo der Leichnam niedergesetzt wurde, sprach der Imam einige Gebete, Dann setzten wir unsern Weg zum Friedhose sort. Die Gräber sinv nicht tief. Man legt die Todten so, daß der Kopf nach Mekka gewendet ist. Ueber dem Gesicht wird ein Gewölbe von Ziegeln oder Steinplatten angebracht, damit der Begrabene athmen kann, salls cr nur scheintodt war. Da die Todten im Drient sehr schnell beerdigt werden, so find die Fälle des Wiedercrwachms nicht sehr selten. Die Friedhöfe sind freilich ganz offen und ohne alle Umzäunung, und die Schakal« und Hyänen fuchen jede Nacht nach Beute. Ich folgte der Leiche des armen Mädchens, das mir vorausgegangen »rar in die unbekannte Welt, die man den Tod nennt, wahrscheinlich weil sie mich zu treu geliebt hatte. Alö ich wieder nach Hause kam, sand ich Iaschya unv Nbd'-el-Melek. Der Schcris hatte von meinem Briefe mit ibnen gesprochen; sie versicherten, er scu sehr betrübt über meinen Entschluß, »Hast Du dem Schcrif nicht vorgestellt, daß mir das Klima den Tod bringen würde?« fragte ich Iaschya. »Allerdings,« erwiederte rri »aber der Schcrif ant« wortete: Wenn er die Luf> in Abu - Arifch nicht vertragen kann, so wähle er im Theama «inen Wohnort nach seinein Gefallene aber er muß in meinen Diensten bleiben unv meine Staaten nichi verlasse».* «Ich habe also deinen Besuch alö ofsiciell zu bcirach-ten?« fragte ich, ' 7..'^-'-' ^m, «Ja.« ' »Du kommst im Auftrage des Scherifs'^ »Ja, «r läßt Dir d«n Antrag durch mich machen.« 4 »Gut, lieber Iaschua, antworte ihm, mein Entschluß sen unwiederruflich; der Zchcris werde gewiß bereuen, mich wider meinen Willen bier ^urück^ubalten. Ich babe Feinde, man tracbtet mir nack dem ^cben, und Du weißt, Iaschya, was der Haß im Dricnt zu bedeuten bat^ ich wurde mein Leben hier lassen. Aber ich bin noch jung, ich zable erst dreißig Jahre und mochte gern noch leben.« »Hadschi hat Recht.« sagte Abd'-el'Melel. Iaschva entfernte sich, um dem Scherif meine Antwort zu überbringen. »Du weißt,« sagte Abd'-el-Melek, »daß Du über mich verfügen kannst, wenn Du eine Vo'rse zur Reise und cine Lan^e ;u oeincm Schuhe brauchst. —- Selim," sagte «r zu meinem Diener, »Du baft geseben, wie es der armen Hafza gegangen ist. Nimm Dich in 'Acht, lieber Freund, Du tönn« test gleiches Schicksal mit ihr baben.« »O! ich fürchte mich nicht,« prahlte Telim, »und wenn alle Weiber des Tcherifs lauter Teufel wären.« »Ich bezweifle,« sagte Abd'«el-Melet ;u >nir, «daß Dich der Tcherif so fortlassen wird. deine Abreise muß we» mgstenö durch einen triftigen (^rund gerechtferligt s>.,n.« /Aus jeden Fall,« antwortete ich, »sind mcine Vorbe« r>!ttu»gen geiroffcu, u>ld in ^cht iagen werde ich nicht mehr hier seun.* ., >.Wirst Du zu Wasser oder lanocinwärlö reisen?« ,>)ä' ivciß cö noch nicht,« antivortetr ich, Iä' b uie das größte Verirauen ^, Abd'.el-Mclel^ aber er war i»ng und lonnle indisl'rci sevn. Ich wußte wohl, daß icb nuä' gegen dru Scherif offener ertlaren mußte, aber ich wußte auch, daß ich auf seine Verschwiegenheit zählen 5 tonnte. Hussein gehörte zu den Menschen, oencn man nicht zu viel trauen kann, "^.'^ Als ich mit Selim allein war, traf ich alle Vorkehrungen zur Abreise; ich wollte nicht binnen acht Tagen, son» dcrn binnen vierunvzwanzig Stunden Abu-Arisch verlassen. Selim mußte Alles einpacken: nur das Vmpfangzimmer sollte unverändert bleiben, damit Niemand etwas merke. »Flüchten wir denn?« fragte Sclim mcl'r beschämt als besorgt. j.u'1 »Nein," sagte ich, »sen unbesorgt, wir werden Abu-Arisch frei und offen, wie wir gekommen sind, wieder ver-laffen.« Nachmittags ließ mich der Scherif um einen Besuch bitten, Ich begab micb kurz vor dem Abendgebet zu ibm. Sidi-Aä'tin'd >rar bei ibm; ihr Gespräch wuroe vlirch mein Erscheinen unterbrochen. »Endlich bist Du da, Hadschi!« sagte der Scherif: «Du hast Dich eben nicht beeilt.« »Hattest Du Dich denn mehr beeilt, mir zu antworten ?" »Ich l'atle nicht Zeit , aber ich schickte Iaschua zu Dir,« »l5s qibl Dinge, die man nur dem Herrn und mcht dem Diener sagen kann." ^i:?«^!!! - !),.- ^ :- ? -': Achmed ennernle sich; aber man sad ibm an. daß er lieber geblieben wäre. Der Scherif hielt ihn nicbt zurück, « freutt sich rineö lästigen Zeugen entledigt zu seyn, Alö Eidi^Achmcd fort war, befahl Hussein seinen Eunuchen, Niemand vorzulassen, Iaschua nichl ausgenonlinen. »'R^undere Dlch nicht über meine Vorsicht, Harschi. Iä' weis; nichi, wie eö kommt, abcr Alle,?, was bie, qc. 6 sprechen nno gethan ivird, tcimm zur Kcninulß von Personen, die cs nicht wiffcn sollen. , . 5?! die Weiber' die Weiber!« sagte er mit einer Verzweiflung, die für nncn Europäer etwas Komisches balle, »es wundert mich nicbl, daß ras Menschengeschlecht durch ein Weib ins Verderben gestürmt wurde! . . , Doch ;ur Sache. Du haft mir deine Abreise angezeigt.« ^ !>' ^!^ . ,:'' . ^^'''! '^ '< . ,.Ia, Said.« . , .. ^^ .>Warum willst Dn abreisen"« — - . ,Habe ich nücii in mcmrm Vriefe incht driulick geinig erklärt?" >Nein, denn Dn vcrscknveigst mir die wabre Ursache deiner Abreise; deine Gesundbeit ist nnr ein Vorirand.« »Meine Gesundheit ist allerdings einer von den Gründen, die mich znr Abreise zwingen.« >Abcr nicht der em^ge Grund, Du weisest also mein« Anträge zurück?« ' :l »Diese Annage sind so schon, Said, daß ich sie mckl annebmen kann." »Höre, Hadschi, verlas; nuch wenigstens inch: ganz: begib Dlch aus einige Zeit nach Kkera oder Motka; tch fann mich nicht entschließen, Dich abreisen zn lassen.« >2.üd.« erwiederte ich, »Dn siehst jährlich die ^chaa-ien der Zugvogel vorüberziehen. Wenn die Stunde ihrer Wanderung geschlagen hat, so ist nichts lm Stande, ne zurückzuhalten. (5ben so gehl es auch mir; der Wino neibt mich sort von Dir, und ich setze meine Wanderung ion,« ^ .>^aß mir wenigstens einige Tage Bedenkzeit.« »In solchen Dmgen, Said, muß man der Hingebung, des Augenblicks folgen. Durch längeres Zögern würdest Du 7 mir beweisen, daß Du gar keine Freundschaft für mich fühlst, daß lch Dir nur ein Werkzeug war, dessen Du Dich bedienen wolltest, und daß Du mich nur zurückhältst, um cs Andern nicht zu überliefern.« Ditsc Worte machten einen tiefen Eindruck auf il>n. Einige Secunden schienen seine Gesichtözüge zwischen Zorn und Verstellung zu schwanken. »Was Du mir da sagst,« crwieocrte er, »thut mir sehr weh. (5s ist mir nicht mehr möglich, Dir zu verhehlen, welche Kampfe ich um deinetwillen bestanden, deine Feinde sind die meinigen; wer mich deiner Gegenwart beraubt, mmmt mir den rechten Arm. Ich besitze große Machl. aber ich bin doch nicht mächtig genug, um allen »ns umgeb-ndcn In^ triguen zu widerstehen. Diese Intriguen sind ein Unkraut, das nicht auszurotten ist. Du wärest mir vielleicht dabei behilflich gewesen, wenn Du bei mir geblieben wärest, aber durch dein« Abreise werde ich rathlos, hilflos." »(5ö ist mir unmöglich längcr zu bleiben.« »Wohlan denn,« sagte der Tcherif, »wcnn'S nicht an« ders geht, so reise ab; aber vergiß nicht, daß Du gegen mei« ncn Willen scheidest. Verzögere deine Abreise so lange wie Du lannst; dies ist Alles was ich jcßt von Dir verlange," »Ich werde morgen abreisen, Said." »Zu welcher Slundt?« - '- ! - - - '^' ^'"' .»Bestimme Du selbst die Stunde." ' ' , :' i- .»Nach To'menuntergang.« ' ' ^ .-!'i Ich verneigte mich. »Welchen Weg wirst Du nehmen? Nach dem Mecre, durch die (5be„e orcr über das Gebirge'' Alles was zu» ssor» derung deiner Gleise beitragen kann, soll zu deiner Verfügung stthen. Meine Gouverneure sollen den strengsten Vcfehl er« 6 halten, es Dir an nichts fehlen ;u lassen und Dir allen mög' lichen Schutz zu gewähren.« »Ich reise durch das Gebirge; diesen Theil deiner Staaten habe ich noch nicht geselln.« ' ....... ' ""' "" »Vs ist der angenehmste Weg; Du wirst überall Do'r-fer und angebaute Felder finden; aber dieser Weg ist auch der ermüdendste. Nebrigens werden Dich mein Sohn und mein Neffe bis Mokta begleite,,,« ^ »i), das ist nicht nöthig.« entgegnetc ich, »Entschuldige, daß ich Dir widerspreche, (5s ist sehr nothwendig: Du würdest in den ersten zehn Stunden cimor, dct werdcn. Bedenke nur was Soliinan gesagt hat.« »Tollman lst fort." »Fort von Abu-Arisch allerdings, aber er taun anderswo seyn.« »Gut, Sald, ich nehinc cö an." Die Begleitung Äbd-cl-Mrlct s bot mir einen Ersatz für die unangenebine Gesellschaft des jungen Hussein. ^ ,., >.Nnd »robl» wirst Du Dich v?!! ^iotta >venden^" sehte der Scheris hinzu. "itj^'> .' »Ich bin noch »icht entschlossen." «Mein Bruder Hevdcr ivird Dich daselbst empfangen, wie ich Dich selbst empfangen würde. Du tannst so lange rort bleiben, ,vic es Dir beliebt. Gott gebe, oasj Du Dlch besinnest uild in Molta bleibst.« ^ch lies; die Einladung unbeantwortet, «^ch irerr^' abr>'lscn,- sagte ich, »aber ^uvor l'abc ich noch eine Bitt»'." »Kprich, sie soll Dlr gewiihil n'nren." »Ich habe Dir geschrieben; beantworte meinen Ärief; 9 dein Schreiben soll mir als Ferman dienen, es soll Niemand glauben, daß ich wie ein Dieb davonlaufe.« «Den Brief sollst Tu morgen Früh haben. Ich wcll sogleich Befehl geben, Alles was zur Einrichtung driner Ka-ravane nöthig ist, ans morgen Abend bereit zu halten, Ja» sch»)a wird alle Gcldangeleglnheiieu mit Dir ordnen. We«u Du irgend etwas brauchst, so thue Dir keinen Zwang an: Alles was mein, ist auch dein; aber wie gesagt, diese Geschäfte gehen Iaschya an.« Ich verneigte mich, um von dem Scherif Abschied zu I'l'l'IIU'U, —"'" '"''^" »Bleibst Du nicht zum (5ffl'u bei mir?« fragte er. »Ich danke; Du lannst leicht deuten, daß ich noch sehr viele Vorbereitungen zu »reffen habe.« ^ — ' —^ »Verschiebe deine Abreise nur einen Tag.« »(5inen einmal gcfastten Entschluß nehme ich nlc zurück, Said; morgen reile ich ab.« Gr wiederhollc ftlne Einladung. «Out, Said," sagte ich, »ich werde bei Dir speisen." Ich blieb wirklich ;um ^ssen. Aber ich nahm mir von den Speise», die er selbst aß. (lr mochte mein Misltrauen wohl mert'en und ganz gerechtfertigt finden, denn er legtt mir stlbst vor. Nach dem l5ss,'i< zog ich mich zurück. Der Scherif sagte nm noch nicht Lebewohl. ' 'd /li/' Am andern Morgen kam Iascbua zu mir. <5r brachte mir Munrvcrr.uh, die Antwort de,? Scherisö. d,'r riefto M>'l das Siegel nicht vergesse» hanc. und einen Beutel mit Gold« stücken, ES war V.-such bci nlir Iaschya gab mir nnen Wlnl. Ich ging in daö Nebenzimmer. 10 »Harscht," sagte er zu mir, ..der Schcrif war mit dei« ncr Besoldung im Rückstände: er weiß dein Zartgefühl ^u würdigen: Du hast nichl gefordert was er Dir schuldig ist. Er schickt Dir dies, es wird genug seyn, lim auf dem ganzen Wege nach Mokka Kassel? zu trinken," Dies lst der Ausdruck, mit welchem die Araber ein Geschenk zu begleiten pflegen. Zugleich übergab er mir einen versiegelten Brief an den Gouverneur von Mokka. »Diesen Brief," sehte Iaschya hinzu, »wirst Du dem Schern H,!'drr übergeben, er enlhält die Befehle seines Bruders.« Ich nahm die Geldbörse und wog sie in der Hand. >Es ist viel," sagtt ichj »der Scherif ist nur >'o viel nicht sebuldig." '>Der Scheris sürchltte vielmehr, daß Du es ;u wenig finden würdest.' , Weißt Du waö der Brief an den Scheiif Heydcr enthält?« >.'.^eln. aber >ch vermuthe, daß Dir der Scherif die Mittel zur Erleichterung deiner langen gefahrvollen Nelsc biclet. UebrigrnS läßl er Dich ersuchen, ihm gewisse Sachen ^u überlasien, die nach deiner Abreise ein Beriirsnili sür ih» welden loilNlcn," »Alle^ wao ich besitze, ist sein; er möge nur die Gegen' slanbe nenneü, die er ^u habm N'ünscht - „^in chirurgisches Bei^cct, em N'trmomeirl, ein (5om^ paß unv ein Fernrohr.« Ich übergab dem Indier diese Gegenstände nebst einem schonen mit Silber beschlagenen Doppelgewehr mehren ^ies Papier u»o m,em kleinen Barometer, Alle dies« Sachen, dle kemm großen Werth für mich hatten, waren für den Scherif unschätzbar. Um die Mittagsstunde fragten mich die Karaoanenfüh-ser, wann sic mein Gepäck abl'olcn könnten. Die Karava-nenführer wollten srüher aufbrechen als ich. Alle ihre Reisebedürfnisse waren bereit, di? Leute erwarteten nur nieinen Vefehl. Ich stellte ?s ihnen frei. die Dromedare nach Belieben zu beladen; ste sollten mich aber zu Süad erwarten. .- Tic Leute standen im Dienste des Scherif Hussein, ich kalte raher nichts zu fürchten, Anderseits gab ich dem Scherif dnrch Vcrauöscndung meines Gepäcks «inen Beweis n«ei-nes Vertrauens. ^'^ .'>..'. «.^ ^: 'Njij?'^, ^-^^'^ Dal^ G.päck wurde sogleich abgeholt, (^ine halbe Etimde nachder meldete man mir die Abreise der Karavane. Unterdessen besuchten mich die Notabeln von Abu°Arisch. Der Sitte gemäß lamen sie ;u mir. um Abschied zu nehmen und ihr ^lstaunen zu crfcnnen zu ^eben. Mein Gcsundhcitö« zustand war,ine genügende (Anschuldigung. Ich schrieb iu der (5ile einige Vriefe nach Mekta, um ineiilc freunde von meiner Abreise in Kenntniß zu sehen und l',c Briefe nach Mascale an einen Freund, Namens Said-Ben-Kalfin adressiren. Dieser war m> Araber aus der Familie des Imam und durch seinen !an-^m Aufenthalt in England fast ein Vuropäer gewordeil. Er i' stuf, auöüble. 12 'i Kurz vor meiner Abreise vertheilte ich meine Sclaven und Waffen unter meinen besten Freunden. Mmu' beiden Eunuchen erdieltAbd-el-Meler. Ich behielt nur ^elim, Mo« daiiimev unD eine Negerin, die mir als Köchin diente, Ja« sch'.'a erl'ielt die anvere Negerin. »e daldc HtllN^e. Dann n^l'n! er Abschied, und drückte dabei die Hoffnuna, aus, mich einst wieder zu sehen. Vr umarmte mich. Ick qestel'e. daß ich mich mil lie» fem Bedauern i,'rn ilnn trennte. Iaschya weinte. Der Tche-ris nnd >ch nmren eb^niall^ qeiveint haben, ivenn eo ven Axmeseuoen gegenüber der Anstand erlaubt hätte. »Verqis, nickt mir zu schreiben," sagte er, indem er mir zum lcvle» Male die Hand reichtei »mein ^okn und mein Neffe sind für Dich vnanlivorilick; ;u Molra muß Dicl' mein Bruder in Schup nebmen. ^'ebe wodl^ sev glück» lick, Hurschi! vergiß nie. da« ^?n selbst Dlch geweigert hast, mein Solm ^u seyn." u nch ^n beiallben, sein Pferd in ^alorp un? svlengte, ol'ne sick nm^usel'e», zur Sladt ^iiriicl, 13 Ich babe ihn nie wieder gesehen. Aber er lebt noch, und ich habe die Hoffnung, ihn wieder zu sehen, noch nicht ausgegeben. Iasch'.ia hatte den Kops ganz verloreni er wußte nicht, ob er mir folgen oder mit dem Schcrif umkehren sollie. Endlich entschloß er sich und folgte dem Schern. Der arme Iaschna war ein trefflicher Mensch, ich weiß nichl was aus ihm geworden ist. : -,< - -i- >./^ ,n^..,..,f Während der Lcherif sammt seinem Gefolge nach Abu-Arisch zllrückkehrte, zog ich mit meinen Begleitern gegen 2üad, lvo mich meine Karavane erwartete. — Nnrililll'ill'il dl'r Rnssl'WnM. ^ -« Vci meiner Abreise von Abu'Arisch hatte lch beabsichtigt, Hodeiba zu besuchen, das ich noch nicht geseben halte. Aber >'s >var rie Jahreszeit, wo der Südostwind mit furcht« barer (Gewalt alio vnn invisclien ??leerc hervorbricht, die Meerenge Vab-el-Manoeb durchtobt nnd nch über das ganze rothe Meer verbreitet. (56 war daher nicht möglich, mit den lleinen arabisclien Fahrzeugen gegen Süden zu sirnern. lieberdieS fanute ich weder die merkwürdige Stadt S:>ad noch das zwischen dem ii^. und I.'j. Grade nördlicher Breite, d. i. zwischen Suad und Mokka liegende Gebirgslanb. Viel-lticln fonnte ich von ^tokka aus in östlicher oder nördlicher Züchtung einen Abstecher nach Mascate oder Mareb machen. W' .>- ^ ' ' Abd'-el-Melek zumal war ein schätzbarer Reisegefährte, denn er war wegen seines Mntbeo und seiner abemcuerli-chen Slreifzüge im gni^en Gcbirg^lailde bclaunt. Der Tobn des Scherifs stand natürlich in hodem Anseben büi allen Volkssiämme» von Jemen, Den dreißig Meilen langen Weg nach Sllad legten wn mit unsern trefflichen Pferden in drei Tagt» zurück, Jeden Abend »nachten wir bei einem arabischen Zcltdorfe Halt. Die Gewalt Hussem's erstreckt sich big an die Grenze des Ge-bieteö von S^ad, Dort beginnt eine andere, mehr moralische alö materielle Macht, .> .>.., ! > s ^7 - . ^^'i. ^ Snad wird als eine heilige Stadt betrachtet, weil ssch daselbst das Grab des von Madomed abstammenden Imam Hadie befindet. Der arabischen Sage zu Folge soU auch Hiob w in der )läbe begraben liegen. NeberdieZ ist S^ad eine große, uralte, schöne Stadt, die nach der Behauptung einiger Al-tenhumsforscher sogar alter seyn soll als Mekka. Sie ist mit einer Mauer umgeben und hat die Thore! Vab-el-Havie, Vab»el-Mansur und Vab-el. Kassen?. Dieses letztere, das »Sckloßlbor« führt zu einer für Arabien nicht unwichtige» Festung. Unter den Moscheen ist die, welche das Grab des Imam enthält, die schönste. Wir kamen gegen Abend an. Es war am 23. Januar 1844. Wie immer, war ein Diener des Schcrifs Hussein vorausgeritten, lind der Imam kam unö entgegen. Icb blieb einen Tag in Säad. Mehr Zeit brauchte ich nicht, um die Stadt kennen zn lernen. Die Einwohnerzahl schätzte ich, so weit es in einer arabischen Stadt möglich ist, auf etwa fünfundzwanzigtausend. Süad ist die Hauptstadt des fruchtbaren Hügellandes Sahan, welches überreich an dem lresslicl'sten Obst, zumal an Trauben ist. Mcbrr ^in-n« bergwerkc köimirn bei zweckmäßigem Betriebe einen bedeutenden Ertrag geben. Dic Einwohner sind von den übrigen Arabern oes Theama durch ihr langeö Haar leicht zu unterscheiden. Tie zeichnen sich überdies durch ihre Abneigung gegen Fremde auö uno beschränken sich aui den allernotbwendigsten Ver> lebr, während die übrigen Landschaften lebhafte Handelsuer« bindungm unterhalten. In dieser Abgeschlossenheit erhält sich 5ie Sprache reiner als im Küstenlande, wo sic durch den Verkehr mit Türken, Juden, Ägyptern und kranken sehr viel von ihrer Reinheit verloren bat. Sie haben in Vergleich mit andern arabischen Vand« schaften sehr gute Astronomen. Anch die Sitten der Säadi' ten unterscheiden sich von denen anderer arabischer Städte, 16 Die Mädchen werden nie vor dem fünfzehnten Jahre verhci-rathct. Wenige Männer haben die vom Koran erlaubten vier prallen. Viele haben nur ein? ^rau. Ihre Mäßigkeit ist in Arabien sprichwörtlich, und man halt sie für die Ur< sache des hohen Alters, das Viele uon ihnen erreichen. Die Fürsten uon Säad stammen von Hadic ab, dem gemeinsamen Stammvater mehrer Scheiks und Imams im Lande Jemen. -s-!'. Sobald wir das Gebiet von S^ad verlasseil hatten, kamen wir an die Gren;e einer Wüste, die oen Namen Amana führt. Diese Wüste besteht ans Flugsand, der vom Winde in ungeheuren Massen oft weit sortgenieben wird, Sie führt zu dein Lande der Haschiv-el-Vckel, welche man die Schweizer Arabiens nennen könnte, denn sie gehen als Söloner in den Dienst verschiedener arabischer Fürsten. ^i,>em sie dienen, ist ihnen gan; gleich; wer am besten ;ablt. erhält den Vorzug. Wir halten uns qeqen Süden gen'cndet. An den Usern der sslüffe, wo die Karavanen ihren Weg nehmen, pflegen die ränlxrischcn Beduinen ihr Wesen zu treiben; aber wir hatten nichts von ihnen zu fürchten; wir hatten schon von Abll'Arisch eine starke Escorte lnilgenoimnen, und überdies halten sich in Silad noch etwa zw^ig Kanflente ;n lins gesellt, die sich theils nach Sanu tlnilo nach Ade» begaben. Der arabische .ssansmann ist in d"' That der beste Reisegefährte, oen man sich wünschen kann; er ist immer trefflich bewaffnet, und vertheidigt sein (5iget!thum mit großer ElUschlosienl'eil, Am ^rcileil iage famen wir inö Gebirge, nin das» selbe bis Sesalni nickt wieder ^l verlassen. Wir sanoen anf diesem Zuge durch die einsamen Gebligolhäler nicht das mil>' 17 deste Hinderniß; die Vevuinen wurden durch unsere starke Escorte und durch die Anwesenheit der beiden Prinzen in Respect gehalten, und überdies wurden jede Nacht Eilboten vorausgeschickt, um alle etwa vorkommenden Schwierigkeiten zu beseitigen und für unsere Unterkunft zu sorgen. Wenn wir in einer Stadt einkehrten, so wurden wir Uon dem Häuptling empfangen uno bewirthet. Wenn wir bei einem Vcduinenlagcr Halt machten, so wurden wir gastsrei und zuvorkommend ausgenommen. Die Reife dauerte zwölf Tage, und die Hauptorte, welche wir berührten, waren Scheiwan, Schares, Scha-mio, Aiar, Khalan, Rid Echiuu Orö, Molsak. Dschebl, Sefakin, Kotaja und Hodeida. Kotaja liegt schon in der Stufenlandschaft, die sich gegen das Meer hin senkt. Wir erreichten diese Stadt am 4. Februar. Am cker versüßt. Denn die Araber genießen durchaus keinen rasfininen Zucker, weil 19 sie glauben, daß man zum Raffiniren Knochen oder Blut verwendet. Uebrigens trinken die Araber außerordentlich vi?l Kaffeh. sie trinken ihn zu jeder Tageszeit und zu allen Speisen. Die Weiber gehrn mit den Männern in die Kaffeehäuser, Gawa genannt, die man selbst in den kleinsten Dörfern, zuweilen sogar an den durch die Wüste führenden Straßen findet. Der neugierige, schwatzhafte Araber bleibt selten zu Hause, er verlebt den größten Theil seiner Zeit im Gawa. Jeder l'at sein rothes irdeneZ Töpfchen von annter Form, ähn« lich den Thränenvasen, die man in den enurischen Gräbern findet. Neben dem iöpfchen steht eine tleine 3asse ohne Henkel. Wer einen Centime zahlt, hat das Nccht, den ganze:, Tag im Gawa ;u bleiben. Der Gawa liefert daö Feuer, das Wasser und die Va'nlc, auf denen die Kasschtrinfcr Platz nehmen. Die lehtern liefern den Farini.ucker, den Kassel? und die Gewürze. Zum Zeitvertreib flechten sie Matten, Körbe und Fächer aus Palmblättern. ?»?.!!' : 5 Einige von den Gästen pflegen Ksiad zu kauen. Dieser Genuß berauscht sie und benimmt ihnen den Appetit zum Kaffeh. Ich habe oft den Versuch gemacht, Käab zu lauen, um einen der Genilsse dcö Orient gründlich kennen zu lernen; al'er ich gestebe, daß ich durchaus leinen Gemiß daran fand. Der Küad ist daö Vlatt eines aus Abyssinien stammenden Strauchs, der vermuthlich zur Zeit der etwa ftchzigjährigen abyssinischen Herrschaft nach dein Lande Jemen gebracht wurde. Alle Kassehtrmker und K-latlauer rauchen, mit Aus nalnne der Scherifc, der Scheichs und anderer vornehmen Personen, » 20 In den Kassehbäusern gib! es abgesonderte Zimmer, wo man Dattelbrannlwcin trintt und gefällig,,' Diri^en kommen läßt, die übrigens auch ungcrufcn erscheinen. Dabei wird Dame und Schach gespielt. Die Wohlhabenden spielen auf Schachbretcrn, die den unsrigen ähnlich sind und sammt den Figuren aus Indien und China kommen. Die Armen zeich» nen ein Damen- oder Schachbret auf die (5rde und spielen mit Kamchlmist. Dle Gawa sind Tag uno Nacht voll. Am Tage kauern die Käste unter der Last der Hitze nieder: aber nach Sonnenuntergang wirv es lebendig in dem Kaffehhause. Der Wirth ist im Allgemeinen ein anerkannt rechtlicher Mann. Wie unsern Vadedienern tan» man ilnn Geld und Kostbarkeiten anvertrauen. ^'> ' -ü" ' ^ ^-'^j< .>; ,^ls.^) ^«, In einem guten Kaffeehause darf ein Poet oder Ge« schichtenerzähler nicht fehlen. (5r spielt dieselbe Nolle wie der Improvisator am Molo ;u Neapel. Die Vorträge wer« den immer in der Nacht gel'alten. ^m> Sobald die Improvisation oder Geschichtener^ählung zu Ende geht, machl ein Vettel innge, der den Voelcn begleitet wie der Hund den Vlinden, die Runde in der (Gesellschaft, um für ihn zu sammeln. Jeder (^ast gibt was er will unv kann! Tabak, Brot, Kassel) oder Käad. Die Häuser sind fast ohne Auöncchme aus Steinen erbaut; von außen sind sie feineswegg schön, weroen aber im Innern sehr reinlich gehalten. In den Wohnungen der Man» ner sind diessußböve» n>itMatten belegl^ man lä^t die Schuhe vor der Thür, ehe man eintritt. Die Zimmer der Frauen hingege« sind sehr elegant mit Teppichen, Sophas, zierlichen, mit (Mnbiin und Perlmnlter auög,legm Vercich ibrer Hand. Wenn sie die anklopfende Person nicht grsehen haben, so fragen sie: »Wer ist da?« Der Besucher nennt sich und die llrsache seines Erscheinens. Wenn der Herr vom Hause abwesend ist, so erwiedert die erste Stimme: »ES ist Niemand zu Hause,« — und der Fremde entfernt sich. H2 ^«deitlli lnnh ^tukka. ^ Eil» il^rsisch^ schiff. — Die Derwische lillii «1,'r ^l'scljrte. Der Scherif Abn-Taleb »var über unsere Ankunft böchst erstaunt. Er wußte gar nicht, daß ich Abu»Arisch ver« lassen und unter welchen Umständen ich eö verlasftn hatte; oder vicllcichl stellle er sich n»r, als ob cr eö nicht wli^te. Denn alif einem quttn Drouieoar tan» ein C»llbotc in drei Haqen von Abu-Arisch durch daö N?eama nach Hodciva reiten, und wir waren vierzclin iage untern'eq^ qelresen. Vermuthlich war er vurch den Hcherif Hussein oder durch Abd'-el« Melek a»s unsern Vesnch vorbereitet worren. . ,,, Am sollenden Haa,c l'atle Abu Hallb eine Unlerre^ung nui mir. <5r dalle mich ^um Vssc» cingel^de». (>r snchic mich zu bewoqen. dn il'm ^n bleiben. Er wußte, welche Dienste ich seinem Bruder geleistet hatlc und wie nützlich ich ihm ncch sc:,n lonntc. Aber es wäre eine VeleidiqmlH qe^en Hus^ sein gewesen, bei einem seiner Brüder zn bleiben; ich lehnte daher alle seine Anträgt ab und erklärte, daß ich Hodeida in kürzester ssrist «erlassen würde. Das nächste Ziel meiner Reise war Motla. Der Hasen war voll von kleinen Schiffen, die nur auf günstigen Wind warteten, um unter Seqel zu gehen. Dieser günstige Wind konnte jeden Augenblick einnelen ,mv nur eine Neisegeleqen' bei« bieten. 23 Ich erhielt einen ganz unerwarteten Besuch — von Hadschi Soliman, der mir das Rattengift gebracht hatte. Der freche Mensch bot mir seine Dienste an. als ob nichts zwischen uns vorgefallen wäre. Er hatte stch unter den Truppen Abu-Talcb's als Artillerist anwerben lassen. Als wir vein Tcheris die Geschichte erzählten, wollte, er ihn fortschicken; aber ich legte auch hier ein gutes Wort fur ihn ein. Später sollte ich ihn in Mascate wiederfinden. Ibrabiin-Pascha, mit dem Veinamen der »Kleine", weil er Ibrahim's Neffe war, hatte die Verwaltung dieses Theils von Jemen geführt. Der kluge und thätige Statt« Halter hatte einen Tbeil der Sladt neu aufbauen und Veo theidigungsirerkc anlegen lassen. Außerdem halle er, zum Nachtheil uon Molra und Oheia, den Handel mit den Gc-birgövöltern nach Hodeida gezogen. Diese Wahl erschien allerdings durch den gutcn Hafen und das treffliche Waffer ganz gerechtfertigt. Die Folge davon war, daß die Einwohner der einst berühmten altrn Stadt Ghalefka, oic etwa fünf Meilen uon Hodcida liegt, in die Hafenstadt herüberzogen und die Einwohnerzahl säst verdoppelten. Oha< lefka war verödet geblieben; vo» den zweitausend Hänsern warn« lamn ein paar Dutzend uon Fischern bewohnt geblieben. Hodeida war, wie alle cinia.er>nas)cn bedeutenden Hee< städte, eine Stadt der Genüsse und Zerstreuungen geworden. Die innere Stadt stand allerdings unlrr ziemlich strenger Polizeilicher Aufsicht, aber in den Vorstädten dauerte das lärmende irciben bis tief in die Nacht. Wenn in Hodeida längst die Kaffehhäuser geschloffen und die Straßen verödet waren, wurde in der Vorstadt Rabat noch lange geianzt, gespielt und gesungen. 24 Der fanatische Abu-Taleb, der die dreimalige Abwesenheit vom Gebet mit der Vastonade bestrafte, der die Gläu» bigen nicht nur durch die Muezzin zum Gebet rufen, sondern auch an ihre Thüren tlopfen ließ, um die Säumigen anzueifern, bot allen Ausschweifungen in der Vorstadt bereitwillig die Hand. Vr war ein schöner Mann. Seine Mutter war eine Weiße gewesen, str war stelz und ehrgeizig, und der Scherif Hussein wußte wohl, daß er ihn nur durch Gunstbezeigungen für sich gewinnen lonnte. Er hatte ihm daher das Gouvernement von Hodciva verliehen, das fchönstc und reichste im ganzen Theama. Abu-Talrb, der sehr reich war. suchte e? in allen Dingen seinem Vruder gleichzutlnm i aber er besaß mehr Prunksucht und weniger Menschenfreundlichkeit als dieser. Vei lhm war Alles Verechnung, (5r war freigebig, nm einen KreiS von Anfängern um sich zu versammeln. Seine Besoldung allein betrug monatlich mehr als zweitausend Francs; dazu besaß er etwa anderthalb Millionen ssrancs Privalve» mögen; rechnet man nun noch dir ungesetzlichen Abgaben und die im Orient als pflichtmäßig bttrachteten Geschenkt der Europäer hinzu, so beliefen sich seine ialirlichcn Ein» tüin'te auf medr .ils eine balbe Million Francs, welche m Arabieil inindesteos so viel wrrll' ist wie in Frankreich an» derlhalb Millionen. AdU'lalcb nmgab slch raher «nil gro« ßem Lurus. Die Vorgemächer waren mit prächngrn Waffen geschmückt. Die Fußböden waren mit den schönsten, persischen Teppichen, die Divans mit Kaschmirshawlö belegt. Die Plafonds waren überall vergolde, und mil Arabesken verziert. Die Fenster waivn von farbigem Glase. Snn mil Brocat überzogener Sessel ragte über den ander» Slül'lm hervor. Seine Kleirung stand mit dem Vurus der Zm>me, 25 im Einklänge. Cr trug immer seidene, mit Gold gestickte Gewänder, die gemeiniglich nur von Frauen getragen werden. Als Kopfbedeckung trug er nicht den einfachen Feß, wie die Türken oder Araber im Hedschas, sondern «in Geflecht von verschiedenfarbigen schmalen Streifen, die sich wie ein Schachbret ausnahmen. Vei großen Festen trug er einen rothen oder grünen Turban vom schönsten Kaschmir. Sein bis auf die Füße herabwallendeS Hemd war aus feinem Stoff von Trapezunt; die Aermel waren mit Seide gestickt wie die Spitzenlleiver der Europäerinnen, der Kragen mit rother Seide ausgenäht. Ueber diesem Hemd trug er einen seidenen, von oben bis unten offenen Rock, der mit einen» reich verzierten ledernen Gür« trl festgehalten wurde. In diesem Gürtel steckt der gekrümmte Dolch, der nationale Dscheinbira, den die Sche» rife nur beim Schlafengeben ablegen. Griff und Scheide sind sehr reich verziert. Gin Scherif verläßt seine Wohnung nie. ohne seinen Säbel in der Scheide wie einen Stock zu tragen. Die kleinsten Scherife, die Söhne, Neffen, Vettern haben ib» ten Säbel. Sie gehen mit ihrem Säbel zum Gebet, legen lhn aber vor sich nieder, während sie ihre Andacht ver» richten. Die Klingen sind nicht alle von Damascus over Hamadan; ich habe in Aiabien französische Sabellüugen gesehen mit der Inschrift: Vive I<> rui! Dies waren groß» ttntheilö Säbel von Gardeofsizieren. die nach der Revo« lution von !8.'jO in egyplische Dienste traten. Die Ein« geborn,» benutzten die Klingen, liesi.n aber nene Griffe und Scheiden dazu machen. Gehlere sind fast immer von Silber nnd sehr schö'n aufgearbeitet. Da daö Gesetz des Propheten den großen Klcidcrluruö verbietet, so zeigen die 5S reichen unr vornehmen Moslem ihren Glanz in den Waffen und Pferden. Der Zcherif Husiein hatte mehre init »nafsiuem Gold beschlagene uno mil Edelsteinen besetzte Habcl. Seln Vruder, der ihn in allen Dingen nachäffte, suchte cä ihm auch in diesem Punkte gleich zu lhun. Da ich sobald wie möglich abreisen wollte, so benutzte ich di« erste Aussicht aus schönes Welter, um mich auf einem persischen Küstenfahrzeuge, welches vor Morta anhalten sollte, einzuschiffen. Ich halte so große Vile, dai) ich die übermäßige Menschen- uno Waarcnladung gar nicht beachtete. Das Schiff ging so lief, daß man geno'lhigt gewesen war, einen salschen Vorv auszusetzen, um das Verdeck ge« gen die Wellen zu schützen. Der Aussatz wurde mit Pflöcken und Zeilen festgehalten, (^s waren mindestens achtzig Vaffa-^iere >>m ^oro-, dazll mehr alc! zwanzig Schiffolrutc. Das Schiff «var sür sünszig biil sech;ig Personen eingerichtet. Die Cajüie ivar abgetheilt, um einige von Motta koinmelldt vornehme ürauen zu beherbergen. Vor der Cajüte hatte man eln ^emwanojelt aufgeschlagen. Dies war von einem Dschel» lab uild seiner Waare besetzt, Aus:cr einem Dutzend Abyssinierinnen, vo» denen die älicsie laum ^wo'ls Jahre zäl'ltc, hatte der Dschellab eine Georglerin, die sehr schön seyn sollte. Die abl'ssinlschen Kna» ben mischten sich unter die HchWmannschast und vertichmen verschledcue kleine Dienste. H,c hallen dabei einen doppelten Vonhtll ^ sie machten Vtwegxng »ud erhielten bessere Nahrung. Am Hauptmast saßen z»rtl Dervischc im phaiuastischln lLostüm, »nd neben ihne» ,in »Gelehrler« nni nne,n iin< lensaß am Gürtel. Der Gelehrte lrug den g,ü,un !urban, 27 der ihn als Nachkommen des Propheten und folglich als cine Nespectsperson bezeichnete. Wir — nemlich dcr junge Hussein, Abd'-el-Melek und ich — halten sammt unserm Gefolge von der Ca,npagne des Schiffes Besitz genommen. Wir hatten unsere Teppiche ausgebreitet, und in der heißen Tageszeit wurde ein Zelt ausgespannt. Als Tischgenossen hatten wir den Steuermann nnd den Cap'tän H-ldschi-Hal'ib-Allah sdas ist Pilger, Freund Oot> tes). Dieser war ein ungcmein schöner statllicher Mann mit langem schwarzen Bart, Zu Lande trug er ein seidenes Gewand mit reichverziertem Gürtel uno einen weiß und blau gestreiften Hurban. Aber am Bord machte er sich'ö bequem und trug nur ein weites Hemd von Nantin, mit einem weiß und blan gestreiften Gürtel und mit Stickereien a>n Halse und auf den Aermeln. Dleser Natoda — so heistt im Persischen ein Schlft'sca» Pitän ^- hatte, gleich meinem früheren Patron Mohammed, einen lleinen adyfsinischen Nea/r, dcr sein Secrctar lind ^technunqofiil'r.'r war. Unsere Pferde und Dromrdare wutden zulande songc-schafft. Die ^legerm, die ich behallen halte, war mit an Vord gegangen und hatte natürlich unter den Sclavmnen ihrer i^arbe Platz genommen. Der Schcrif -Abu-laleb hatte für pebenömittel gesorgt. Die Utberfahrt dauert gewöhnlich »ur ^wei Tage, aber wir N'arcn für eine Woche uerprouiantirt. llosere Vebensmittel be-stani'sn l'auvtsächllch in NeiO, Datteln, Vuiter und Mel)>. Äußcli'^n leiten »vir zwei Schase, die am Vord geschlachtet werden follteil, nn? dinlänqlicken Vorv.ul' von fristen, Wasser. 28 »" Auf dem zum allgemeinen Gebrauch bestinlmten Was' serfaß halten die Derwische ,'ainmt ihrem Begleiter Play ge« nommen. Dieses Kleeblatt löste sich jedoch bald auf: die Derwische waren von der Sect« Ali's und mit Ungeziefer bedeckt; der Gelehrte war ein Sunnit, und für einen Gelehrten ziemlich reinlich. Das schon erwähnte phantastische Costüm der Derwische bestand in weiten baumwollenen Beinkleidern, die vor Zeiten einmal weiß gewesen waren, in ciner sehr weiten, aus unzähligen verschiedenfarbigen Tuchlappen zusammengeflickten Jacke, welckt an die Anzüge unserer Aaschinqönarrcn erinnerte, uno in einer hohen spitzen Mütze, Um den Leib und die Schul« tern trugen sle Rosenkränze, deren Kugeln so groß wie Nüsse waren. )m Gürt,'! steckte ein sehr langer Dolch und ein kleines Veil, mit welchem sie Holz spalten und sich zugleich ein furchtbares Ansehen geben. Jeder führte drei liocos» nüsse bei sick. 3n der größte», die sie auf dem Rücken trugen, sind i>>t erdenelten Gaben; eine zweite tleinere, die an der Seite hängt, dient als Trintgefäßi die dritte, neben der zwe> tcn baumelnde dieni alö Kanel'schale. Sie rauchten, schnupfien und b^icmi den Rosenkranz. Sie trugen eine Menge Amulette, bestehend in Haifischzä'h-nen, Vberfangcrn und verschiedenen Muschcln. Ein ^ö'wen« oder ligerseli, daö am 5agc überdie Lchultern geivorfen wird, dient in der Nacht alö Teppich. Dazu d.nfc man sich langtö schwarzes Haar un? einen starten. nnculii'.'Msn '1'art, blendendweiße Zahne und wahre ^ua'saugen, »no mail hat einen Begriff von den be»oen heiligen Männern, mit denn, der Gelehrte nicht gern in Verührnng lonnnen mochte, Dcr eine der bciden Derwische hatle einen lovl-liifil Sack, in welchem er mehre »Mla/ Schlange» ambewahile, 29 um sie gelegentlich zu Gauklerkünften zu verwenden. Erint Menagerie einhielt außerdem noch einige Dutzend Scorpione von verschiedenster Gros«,, roth, gelb und schwarz, von denen immer einige auf seinen Händen, Armen und Wangen spazirte». Der anrerc Derwisch, der auch auf scine Weise Gauk-lerlünste trieb, hatte keine Schlangen uno Tcorpione, aber eine Kanonenkugel, an welcher er einen sieben bis acht Zoll langen Nagel nnd viele lleine Schellen befestigt hatte. Den Nagel trieb er sich ins Auge unv hielt die Kugel im Gleichgewicht wobei cr mit rcn Schellen rasselte, etwa wie ein Bajazzo, der auf Kinn over NaiV eine Leiter ba-lancirt. Veive trieben die Wahrsagerkunst. Abends zündeten sie Laternen an, und nachdem sie die Passagiere und Schissö-leut« um sich versammelt, gaben sie ibre Vorstellung. Die molMnmedanischen Derwische, zumal die persischen lönnen bekanntlich qanz unbekümmert vom Kaukasus bis Zangllebar, von Tanqer bis an die chinesische Grenze wan» der»: die Leichtgläubigkeit des Volkes bestreitet die Neiseko-st>'n. Nnd was man ihnen nicht gibt, das nehmen sie. Der ^mtritt in die Harems, der sonst Niemanden gestattet ist, steht Il'nei» frei. Hast j'der vornehme Üirle, Perser oder Araber hat eine» eigenen De'.wisch, der etwa dieselbe Rolle spielt wie die Astrologen bei den stursten und Herren deS Mxlelallers. Osman»Pascha hatte einen Derwisch, Na« Mtt>0 )b»ahim-(5fftndi, der mehr als dreißigtansenb Franco Einkünfte l'atte. Der Pascha that mchls. ohn, ihn um Nath zu fragen, und wer dir Hunst des Machthabers gewin» neu wollte, musite zuvor den Derwisch zum Freunde haben. Man machte ihm daher mehr ren Hos. als s,mem Herrn. 30 Gin Derwisch, der bei dem Sultan Mahmud sehr in Gunst stand, beschloß die Vernichtung der Iannscharen. Die reisenden Derwische sind gemeiniglich Spione, die von den orientalischen mirsten abgeschickt sind mir diesen bei ihrer Rückkehr daö Resultat ihrer Veobachnmgcn mit-lhrilcn. Zuweilen sind sie sogar die Vollstrecker von Vlut-urtheilen, wie die Vertrauten des »Alten vom Verge.« Die Pasagicre, durch diesen Rns nnd die großen und kleinen Ungeziefer der Derwische abgeschreckt, solgnn oen» Beispiel dco Gelehrten, der sich vor ihnen zurückgezogen hatte. ill -n n Slt hatten übrigens, wie Tartü'ffe, eine sehr blli-hcndc Gesichtsfarbe und ein stattliches Doppcllinn, Auster den beiden Derwischen hatten wir noch das Glück, einen Santon unter uno zu besitzen. Der arme Tropf regte sich übrigens nicht und sprach lein Wort. (5r halte sich freiwillig die Füße gefesselt und sich gewissermaßen ;um Galeerensträfling gemacht. Er wurde von einer alte» Frau bewacht, die ihn Sohn nannte. Dies war freilich im Orient noch kein Grund, sie wirtlich für seine Mutter zu halten. (5r war fast unbekleidet und halte daher snnni T'laft am vordersten (5ndc des Schiffes ehalten, >vo ihn die Andächtigen aufsuchen mußten. Alle Anwesenden steuerten zu seiner Velöstignng, so wie zn jener der Derwische bei. Männer und Frauen waren durcheinander aus dem Verdeck. Dle Frauen waren freilich verschleiert, wodurch sie verhindert wurden, an dem aligemeinen oder besondere» Ge» sprach theilzunehinen. .s!v^l»'l ) lü . Ul!!' ------'------------------- . .,,^°/^, M Layer nut lN'r I,»!^ Dsch^lss-^Mar. — .Mck-kehr nuch ^jodcida. Wir halten uns den 12. Februar um zehn Uhr Mor» gens eingeschifft. Am ersten 5age und in der ersten Nacht ging die Reise sehr glücklich von Statten, Am Vor? herrschte die freudigste Stimmung. Einige sangen, Andere musieir-ttn^ hier wurde Kaffcd gemacht, dort K^ad gekaut. Die Derwische ranchlen Dpium, Aus der Kajüte horte >uan die Klänge einer Art ^aute. Es war unsere Cinassierin, N'elche dit gewährte Gastfreundschaft mit einem Concert bemahlte. Am andern Morgen ging die Sonne in eincm Nebel auf, der den Kapitän etwas besorgt machte. (5r lies« alle Osgel aufziehen, um so scbncll N'ie möglich nach Mokka zu kommen. (5r tbeille mir seine Vescrgtlisse mit^ aber er schien ein guter Sämann zu sctm und Vertrauen zu feiner Wissenschaft zu haben. «Wenn sich der Wind um zehn Uhr nicht gedreht bat." fagle er, »so haben wir nichlS zn fürchten,« Um hall? zehn Uhr »rat völlig,- Windstille ein. Alle am Vcrd befindliche Personen waren trostlos. Gegen Mit« tag erhob sich rm frischer Südostwind. Dies war eben der Wind, den wir fi'irchietcn. Der Nakoda fing an zu laviren »md gegen Wind uud Wellen zu lämpftn. Die See ging sehr hoch. Die Wellen schlugen auf das Verdeck und statt vorwärts gegen Mokka ;u komme», wurden wir nach Ho» deioa zurückgetrieben. Die Weiber schrien, und ein schrecklicher Tumult entstand unter den Männern, die sich in eine Arbeit mengen wollten, welche st« nicht verstanden. (k„dlich Itcß sich der Capi« tän durch den jungen Huffcin Abd'-el-Melck und mich zur Umkehr bewegen. Das Wasser drang m den Schiffsraum und das Fahr« zeug sank immer tiefer. Abd'-el-Melek und der junge Huf» sein waren ^um ersten Male auf dem Meere; sie glaubten wir NUe wären verloren, sie hatten eine entsetzliche Furcht vor dem (5nrinfen. Wie die alten Pompejaner waren sie >m Begriff ihrem Leben ein Endc 511 machen uno einen Tod zu vermeiden, der so wenig nach ihrem Geschmack war. Die Frauen waren aus dcn l^jüten gekommen und lit" fen schreiend auf dem Verdeck umher. Die Verwirrung wurde immer größer; es war unmöglich länger vie See zu halten. Der Nalova begann mitten in dem Iummull den Kopf zu verlieren, alö er sich, wie gesagt, zur ltmlchr bewegen ließ. Wir Alle wollten nach Hodeida zunicksehr^n, aber da wir von Inseln umgeben waren und mehr alö zwei Dritlheiie drS Weges zurückgelegt ballen. so zog er es vor, an eiiur dieser Inseln Schuh zu fuchen. Er steuerte aus die nächste Insel los, d,e den Namen Dschtbel'Sokar (Huckerberg) fülnte und unter dem 14, Brei» legrade liegt. Sechs kleinere Inseln bilden gleichsam das stie-folgt der großen. Wir fanden eine llm»e Bucht, wo wir wenigstens vor dem Meere Schuh fanden. Vi, schifften uns rmllllst kleiner Schaluppen aus. Äls die Passagiere ans Vand gesetzt waren, bcschäsliglc man sich mit d^r Ladung. die getrocknet werden mußte; denn Alles war vom Mcerwas-sei durchnäßt. Die LebenZmittel waren großentheils ungenießbar geworden. Das Trinkwasser war zum Glück verschont geblieben. Die Insel war unbewohnt, und mochte zwei Meilen im Umfange haben. Von Zeit zu Zeit pflegten wohl Fischer ihre Zelte am Uscr aufzuschlagen, aber das schlechte Wetter, daö schon fast einen Monat dauerte, hatte das Eiland ganz verödet. Alle grauen waren entsetzlich seekrank, unsere beiden Prinzen ebenfalls; sie schwuren nie wiener eine Barke besteigen zu wollen. Die Gesellschaft richtete sich so gut wie möglich am Ufer ein, Aus den Segeln wurden Zelte für die Frauen gemacht. Die Männer wählten ihren Platz und bezeichneten ihn mit ibren Matten und Teppichen. Der beste Teppich war übrigens der feine, weiße Sand, der am Tage heiß und Abends angenehm lau war. Wir landeten gegen vier llhr Nachmittags. DaS Ausschiffen dauerte bis nach Mitternacht. Jedermann, mit Ausnahme der brauen, legte Hand ans Werk. Erst um drei Uhr Früh wurde an Schlaf gedacht. , u> -< ^.6 - 5 Dic Nacht war, wie immer, kalt und sternenhell. Man hüllte sich in Decken und Mäntel und wärmte sich am Feuer. <6in«r unserer beiden Schöpse wurde geschlachtet, in d,r Erde gebraten und mit gerösteten Patatcn verzehrt. Alle in Körben verpackte ^'ebcnSmiltel waren verdorben und ungt-niesibar gtworven. Zum<Ä!üctc branden sich unter der Schiffsladung etwa dreißig große irdene Kruge voll Datteln 1 auch Vuller und Mehl hatte man in ledernen Schlauchen gut er halten. Duma«. Arabien. M 2 N,> ?M 34 Alle diese LebenZmittel mochten auf etwa acht Tage ausreichen. Man hoffte srellich, dein Dschebel-Solar noch vor Ablauf dieser Frist Lebewohl zu sag,n, aber u«, auf AI« les gefaßt zu scun, wurden die Portionen geschmälert, zum größten Leidwesen der Neger, welche die größten Fresser von der Well sind. Am andern Morgen wurden die Waaren gelüstet und auf dem Strande gesonnt. In der Ferne schien die Insel ganz weiß. und diesem Anblicke ^erdantt sie wahrscheinlich den Namen Zuckerberg. Unsere Lebensmmel verminderten sich zusehends in den ersten zwei Tagen, und nocb immer zeigte sich lein Witte» rungöwecl'sel. Ich schlug daher den beiden jungen Prinzen einen Auoflug in das Innere der Insel vor, "" .' . Keiner von der NcisegcsellsllVm hatte jemals die Insel betreten. Eic schien aus dcn eisten Anblick unbewohnt, enl» hielt aber vielleicht eine Peuöllerung, welch, Ursache batte sich zu verbergen. Das rothe Meer wird von Freibeutern heimgesucht, und anderseits nmsnen wir eine gute Wacl't bei den Waaren laftcn. Die beiden jungen Prmzen erhielten von dem Capllan etwa zwanzig Neger, ocren jeder mit einer Lanze bewaffnet ward. Dlese Neger, melst Nigrilier, waren von hertnli« scher Kraft, sein muthig und bciollderö gute Schwimmer. Drei oder vier Passagiere, ebenfalls mit Lanzen bewaffnet, gesell,en sich zu uns. Nur die leiden Prinzen, Telim und ich, hatten Jagdgewehre. Mein Pulver halte sich in einer Vlechbüchse trocken erhalten. Wir brachen gegen funs llbr Morgenö auf und began» nen den Verg z» ersteigen. Der Povcn ,^.,r sehr zcrtlüslet und bestand aus Kiesel und Kallstein. Der Weg wurde über» 35 dies durch die stacheligen Mimosen sebr erschwert. Ich be« merkte aucb viel Vilsenkraul. Von einem gebahnten Weg« war natürlich keine Spur. Jedermann ging, wie auf der Jagd, wo es ihm beliebte. In den ersten ^wci Stunden jagte» wir nur kleine Vögel, Kaninchen uno Pharaonsratlen aus. Hier und da fanden wir ungeheure Ameisenhaufen mit großen, schwär; unv w?iß gesteckten Ameisen. 3n den Felsenspalten waren viele Bienen» stockei ein kostbarer Fund für uns. Wir schnitten Leinwand» läppen ab uno befestigten sie an den Gebüschen, um die Vle» ncnstocki,' nothigenfalls wieder zu finden. Weiterhin sanlen wir Hyänen- und Schakalfahrten. Dies war eine erfreuliche Entdeckung; denn wo Naubthiere sinv, gibt es anch Wilv-pret und Waffer. Die Neger haben bekanntlich eine große Geschicklichteit im Verfolgen der währten. Valv entdeckten sie Ga^ellenfabr« len. Vor unö breitete sich ein mit wilden« Hafer bewachsenes Thal au«, ßin Nudel von etwa dreißig Gazellen wurde aufgejagt. Wir verfolgten die Fährten. In der Tiefe des Tda» lcö sanocn wir einen Teich, an dessen anderem Ufer sich ein senlrcchter hol?er Felsen erhob. Das Wasser war sehr gm. Die mit holmn Schilfe bewachsenen Ufer zeigten viele Fähr» ten von Gazellen, Nanblhieren und Wasscrvögeln, Wir schössen einige Wasserhühner, die in großer Menge vorhanden waren, aber durch den Knall unserer Tchüsfe in eine weite Felsenhöhle, die sich tief in den Verg zu erstrecken schien, gejagt wnrrcn. Wir fanden auch viele Krebfc ^»d kleine, kaum fingerlange Schilrlrö'ten. Der Platz war höchst malerisch, und wir brdaunlen nur, das; es nicht möglicli war, unser ^ager dort auszuschla« W gen. Die Neger begannen die Wasserschläuchc ?u füllen unv Stangen abzubauen, um dieselben daran au^ubä'ngen. Am ersten Tage gingen wir nichl weiter. Wir hatten Wasser und Wild gefunden, und beeilten uns, diefe erfreu» liche Nachricht unfern Leidensgefährten ^u überbringen. Unsere Anlunft im Lager wurde mit Jubel begrüßt; wir brachten ja Wasser, das große, von den Bewohnern des Nordens nicht genug geschätzte Bedürfniß, Eelim, der leidenschaftliche Jäger, war mit einem Neger zurückgeblicben. Ein Tbeil des mitgebrachten Wassers wurde ;um Rei« nigen der vom Meenvasser bespülten Lebensnlittel benutzt, unr die Weiber begannen sogleich Pillau und Hirsekuchen zu bereilcn. Die Abendmahlzeit versetzte die qa,^>' Gesellschaft in eine heitere 3timmmlg. D>e Weiber sangen und langten, die Männer rauchlen und sahen zn. Die Vircassicrin war ein Gegenstand gan; besondcler Huldigungen. Ein solches Fest halte der Dschebel-Sofar gewiß noch nichl gesehen, (^lst nach Mitternacht begab man sich zur Ruhe. Tclim, der bei Tagesanbruch kam, hattl zwei Gazel« len geschossen. (5r halle mehr als zweihundert gejVlien. Jeder begnügte sich mit einem fleinen Tlück Gazcllendraten. Die Sclavinilen »agten die Knochen ab. Am andern Morgen blieb ich im Lager, um mcm Gepäck zu lüften; aber Selim. den ich mit Schießbedars ver» sorgte, ging mit drei bis vier Arabern lmr eben so vielen Negern ivieder aus die Jagd. Der Capilän. der den Teich ssh >, n'rllle, gi»g luil. Man drang etwa em, Meile weiter vor, alö tagS ;u-vor, ohne jedoch l^aö jensenigc U>'er der Insel zu erreichen. Man fand noch einige lleme ieiche, die tbeusaUs von Ga- 37 zellcn und Naubtbicren bemcht wurden. Selnn bracl'te einige GazeUen, ein paar Ncine Affen und mehre Sumpfvögel. Die Rückkebr der kleinen Ervcdition gab das Zeichen zu einer nencn Festlichkeit. Die Pafsagierinnen w'aren etwas zutraulicher geworden, uno der Dfchcbel»Zotar wäre llöchst wahrscheinlich eine stark bevölkerte Insel geworden, wenn wir gezwungen gewesen wären, eine Colonie ans der Insel zu gründen. Einige Sclavinnen batten das Fieber, welches durch die Seekrankheit noch verschlimmert worden war. Zwei von il'nen starben i man beerdigte sie ain dein Strande dieser Insel, welche für die «nö gewährte Gastfreundschaft ihren!n-but zu fordern schien. ' «^ .:»'-'' lÄ?nn n^ n.'^M!^- Während die Jäger ihre Beute ins Lager brachten, blieben auch die Fischer nicht müsnq. (5'ini^e angelten, Andere warscn die am Vord befindlichen ^lctze anö. Sie hatten übrigens viel von den gefräßigen Möven zu leiden, welche ihnen die Fische aus den Händen stablen. Der Fischfang war überreich. Die Fische wurden einfach auf Kohlen geröstet. Die Feinschmecker. ;u denen ich sammt den beiden Prinzen geholte, erfanden eine Sauce von Zwiebeln, (Mg, Salz, ^seffer, Ingwer und Knoblauch. Ich war der einzige Passagier, der Essig bei sich sührte. Die Araber dulden den Wein, sobald er in Essig verwandelt ist. Eie fanden viel Geschmack daran und tranken ihn aus kleinen Gläsern, De, nach Algerien, Mita und Egypten eingeführte Wein wild für Essig ausgegeben und zahlt nur einen geringen 3ol«. Die Eircassserin m ichte Vackwerk, unv die ganze Eo< lonie ließ sich s wohl schmollen. M Der Wind blieb immer noch ungünstig. Am zehnten Tage führle ich eine neue Crpeoition an, welche weiter gegen Dsten vordringen sollte. An dem großen Teiche wurde Halt gemacht uno gefrühstückt. Das frugale Mahl bestand aus frischen Vrotkuchen, einigen Datteln und Kasseh. Gcgcn drei Uhr brachen wir wieder auf; wir folgten immer ven Jährten der Gazellen, ohne jedoch zum Schuß kommen zu können. Etwa zwei Stunden jenseits des Teiches rief nus einer unserer ^eute. Im Sande waren Fußstapfen zu sehen. Die Neger eilten herbei und betrachteten die Fußstapfcn. Die Neger kennen alle Füße, sie wissen genau zu sagen, ob die Fnßstapsen von einem Negor, von einemAraber oder^urrpäer herrühren. Unsere Neger waren indeß nicht einig- es war weder ein europäischer noch ein arabischer, aber auch lein Negerfuß. Wir beschlossen das Räthsel zu lösen. Die Fuß» stapfen waren frisch, wir verfolgten sie. Auf einer Höhe angekommen, sahen wir daö Meer enva eine halbe Meile vor uns. An der Küste bemerkten wir einige kleine ssischerbarken. Wir gingen aus dieselben zu. An lhrcn auö Binsen geflochtenen Segeln und an der Form ihrer Fahrzeuge erkannten dle Neger die Fischer von Tualin. Als sie uns kommen sahen, schienen sie sich ;u fürchten. Man rief sich gegenseitig an, bis man sich endlich verständigte. Sir hatten eine f^lhn von fünfzig Seemeilen gemacht, um am Dschebel-Sokar zu sischen. Vom Sturm überrafcht. konnten sie die Rückfahrt nicht antre> ten. Sie hatten ihren ganzen Wasserverrath erschöpft und kannten den Teich nicht. Der Fischer, dessen Fußstapfen wir ^ni^stl l'atmi. war in das Innere vcr ^nsel gegangen, um one !7lm'll>, einen Vach, eine (Zisterne oder einen Brunnen zn suchcn, al'cr er hatte !n„ irinkwasser gefunden. Wir 53 hatten nicht zu fürchten, daß die armen Leute unsern Teich auötrinken würden und theilten ihnen unser Geheimniß mit. Wir retteten ihnen wirklich das Leben, denn sie waren fast verschmachtet uno konnten nicht an di? nubische Küste zurück« kehren. Wir waren zwei Tage abwesend. Als wir wieder im Vager eintrafen, waren die Lebensmittel aufgezehrt. P?it Wasser konnten uns die Neger versorgen, aber es fehlte an Reis uni' Mehl. Wir blieben daher auf Jagd und Fischfang beschränkt. Unsere beiden Prinzen, die an keine Gntbehrun« gen gewohnt waren, empfanden diesen Mangel an den ge» wohnten (Genüssen sehr schmerzlich. Auch der Tabak begann zu frblen, und dies war zumal für mich eine große Ent-bcl'NMg. ' .: . " ,.,- .,. ' Am Nebemmdyranzigsten Tage endlich ließ der Wind »acb und schirn günstig zu werden. Der Nakoda mnme, nur halten von rem Südostwinde nichts mehr zu fürchten, und würden Abends in Mokka speisen. Wir schifften uns daher am 2l>. Februar bei Tagesanbruch ein. Die !agS zuvor geschossenen Gazellen und ein Faß voll Fische waren unsere einzigen öebtnsnmtel. Aber was lag daran! Der Patron halle uns ja versprochen, daß wir in Mokka soupircn sollten. Niö drei Uhr Nachmittags schien die Prophezeiung des Nakoda wirklich in Erfüllung gehen zu sollen. Wir erblickten schon die Stadt Mokka und ihren Valmcnwald, als auf einmal ein Tlurm, von Platzregen begleitet, vom indischen Meere her tobte. Dieses Mal wollte der Capital, nicht nachgeben. Er sah Mokka vor sich', er halte versprochen, Äbendö dort zu seyn. und wollte Wort halten, (sine Stunde schwebten wir AUe zwischen keben und Tod. Der Sturm hatte dit Segel 40 zerrissen, die Raen zerbrochen, und das Takelwerk von Palm-blättern war nichl start geling, um so heftigen Windstößen zu widerstehen. Eine Welle hob das Steuerruder aus den Angeln. Das Schiff begann sich wie ein Kreisel zu drehen. Unterdessen brach die Nacht an. In der Dunkelheit wurde die Gefahr noch größer. Zwei Neger, die besten Schwimmer am Vord, sprangen ins Meer, holten dasSteuer-ruder und setzten es wieder ein. Der Nakoda wurde nun wieder gezwungen, das Schiff zu wenden und mit dem Winde zu segeln. Der Sturm trieb daS kleine Fahrzeug fort wie eine Nußschale. Drei Vicr-tbeile der Passagiere waren in einen» kläglichen Zustanoe. Die Weiber hatten die Seekrankheit, die Kinder waren halb todt. Der junge Hussein gab alle Hoffnung auf, und selbst Abd'-el-Melek, wie muthig er sonst auch war, beugte sich unter einer Gefahr, gegen die fein Widerstand möglich. Das Meer tobte furchibar. (5i>«e Thatsache wird von der ungestümen Gcwall rn Wellen einen Begriff geben. (>inc Schaluppe, die wir am Schlepptau mit uns führten, wurde über das Schift hinweggeschleudert und erschlug den Steuermann, der neben uns stand, (is würde uns nicht besser gegangen seyn, wenn wir nicht ausgestreckt gelegen hätten. Man hob den Vootomann auf, er war todt. Der Leichnam wurde auf daö Vorderdeck getragen, um ihn nach oer Landung ;u beerdigen. Die beiden Derwische bewachten ihn, und der fast rathlose Nafoda, der ein Opfer des »bösen Blickes" zu seyn glaubte, nahm den Platz dcs Steuermannes ein. So verging die Nacht. Alle waren vom Kopf biö zu den ssüs-en durchnäßt. Yg war ei» Wunder, das, das Schiff nicht an oen Korallenriffen ^»schmettert wurde. Vti iageöanbruch bemerlten wir, daß wir in der Nacht 41 bei Hodaida vorbeigefahren waren und uns elwa fünfzehn Seemeilen nördlich von-diesem Haftn befanden. Wir mußten daher wieder nachHodaioa zurücklehren. Dies war aber keines» wegö leicht. Unser Capitän bot alle seine Gcschickltchleit auf. Endlich, gegen drei Uhr Nachmittags, erreichten wir die Nhede von Hodeida, wo wir von den vor Anler ücgenren Schiffen nach einer Abwesenheit von vier Wochen etwas spot» tisch begrüßt wurden, Wir bestiegen daö erste Boot, welches aufzutreiben war, und landeten gegen süns Uhr. Der Scherif erwartete uns am Hafen. Cr war in großer Angst: er hatte Nachrichten ron H)ü)lla erhalten, wo man uns nanirlich nicht gesehen hatie. Abn-Ialeb glaubte daher, wir hätten Schlssbrnch gelltten und wären eine V,utc der ssische geworden. Unsere Ankunft beruhigte ihn, aber die beiden jungen Prinzen schwuren, me wieder den Seeweg zu wä'klen, um sick nach einem Orte >chickslise der mMllscsi«Mü'l)m R^iselldel». So waren wir denn wieder mHoveida in unserem Dar« el-Dief, d. i. Haus bcr ^astfreunvsckast. Am iage nach unserer Anlunn tam Hüvschl Solima» wieder zu nur. Der Schlingel schien es wirllich auf mich abgesehen zu haben. Dleses Mal mcldete er mir, ein alls dem Innern des Vandeo kommender Frante befinde sich lit Hodeida. Ich sragte ihn wer der Fremde sey. Er antwortete Wir, er sey Ar;t uno heiße Iussus. DieseAnlwrrl war nhr unbefriedigend; denn im Orient führt jeder Franke, jeder Arzt, jederIosepd den Namen Iussus. 42 Ick fragte nach der Wohnung des Reisenden. Ueber diesen Punkt crbielt ich eine befriedigendere Anjwort. Er wohnte bei einem mir bekannten Türken, der ebenfalls Justus« Effendi hieß. Dieser Türke war sehr reick und ein großer Freund der Europäer, (^r war Director des Zollamtes zu Hodeida, wo er mebre Häuser besaß. Ich war neugierig, meinen Landsmann zu sehen, und lieft mich sogleich ;u ihm sübren. Zu meiner größten Freude sand ich meinen strcunv Arnauld, den berühmten kühnen Reisenden, der die Ruinen der uralten Stadt Saba aufgefunden hat. Ich war schon in Dschiova nach seiner ersten Neist nut ibm ;usam!uengelronen. Arnalild wobnlc allein mit eincin Diener in dem geräumigen Hause, ßr lag auf einer Matle^ seine Augen wa« ren mit schwarzem Stoff bedeckt, denn dle heißen auf dem Sande zurückprallenden Sonnenstrahlen hatten ibn fast gr» blendet, (5r glallbtc das 'Augenlicht alls immer verloren zu haben. (5r war sebr niedergeschlagen. Mein Erscheinen war eiil großer Trost für il'n. (^,,< ,. ,.>.., Die Erzählung der Leiden, welchcderarme Arnauld er» duldet hatte, würde einen ganzen Band füllen. — (fndlicl' war er durch List entkommen. ^Cr gab vor, die zur Heilung des Scheriss nöthigen Kräuter im Gebirge sucheil zu wollen, und aus den« Gebirge ftnchtete er sich nach dem nur sieben Meilen entfernten Hodcida. Aber hier fürchtete er, der Schc« rif Ali, der Bruder Hussein's und Abu-Taleb'i«, werde ihn zurückfordern, uno es war zu fiircknen, daß der Zcherif Abu« Talcb ihn auöliefern werde. Meine Vermittlung war daber von großer Wichtigleit für Arnauld ^ denn er hatte schon be. merkt, daß Abu genblick verhaftet zu werden. Der Wind war günstig zur Neisc uach Dschidda, wo» hin er sich begeben wollte; aber ungeachtet seiner dringenden Bitten war eö ihm nicht möglich gewesen eine Aarke zu be< kommen. )ch bot ihm meine Börse und meine Fürsprache an; dle erstere brauchte er „icht, aber desto nothwendiges war ihm die letztere. Ich brachte die Angelegenheit ganz offen bei dem Scbe« ris zur^Hprache. Der Argwohn Arnauld ö war ganz gcgnm- 45 det. Abu»Taleb schien meine Einmischung in diese Sache sehr ungern zu sehen. »Du kennst also diesen Rumi (Christen)?" fragte er, »Ja,« antwortete ich, »Und Du »immst theil an ihm?« „(5r ist nicht nur mein LandZmann, sondern ein großer Gelehrter und ein trefflicher Mann.« »Wenn rr so gelchrt ist, warum hat er denn meinen Br.lder nicht curirt?« »Weil dein VruderseinePorschriflennicht befolgt hat.« (^r schütlelte den Kops. »Höre.« sagte er, «schweig von riesein Rumi: ich würde genöthigt sevn, Dir eine abschlägige Antwort zu geben,« /Aber ai>>? welchen« Onmde?« „Mein Prüder ist gestorben^ ich habe diesen Morgen dir Nachricht erhalten.« , - !,.^ ?--^ »sts stand so geschrieben!« erwiederte ich, Mer dieser fatalistische Spruch tröstete den Scherif nicht. Ich sah wohl, daß der Augenblick nicht günstig war, länger in ihn zu dringen. Ich entfernte mich mit dem Vorsatz mein Anliegen wx'der vorzubringen, »>no begab mich zu Ius-suf'Essendi. den die Araber Hudschl Iussuf nannten. Zum Glück für Arnauld hatte Iussuf den größten l5in-sluß auf die Veuölterung. (^r zeigte mir die Sache wie fle wirklich war. Die Lage Arnauld'6 war in der Tbat s,hr bedenklich, bedenklicher als er selbst dachte. obgleich er sich, wie wir gesehen, tcineöwegö zu täuschen suchle. Von allen Sei« ten erhob stch die Stimme d^ Volkes 2^3"' chn, Uu» seine 46 Subststenzmittel auszuweisen, mußte er durch seinen Diener einen kleinen Laven im Bazar hallen lassen. Dieser Laden enthielt Waaren im Werthe von zwei» bis dreihundert Francs: Wachs, Neibhölzchcn, Wollkämme, Sandalen, Feuersteine und andere ähnliche Kleinigkeiten. Unglücklicherweise brach um diese Zeit in der Vorstadt einige Male Feuer aus, dessen Ursachen unbekannt blieben. Cs ist bekannt wie es bei den Fencrsbrünsten im Orient hergeht; Niemand denlt ans ööschen, man sucht nur die werthvcllsten Sachen zu retten, während die Weiber ein Zetergeschrei erheben. Man macht sich in dem livilisirten Europa keinen Vcgriff von den in Flammen stehenden Häusern, von den Weibern, die sich die Haare ausraufen und ihre Kinder forttragen, wie die Medea von Delacroiv, von der ganzen Bevölkerung, die schreiend nno heulend aus den Häusern hervorstlirzt und das Feuer rudig brennen läßt. Kurz, es ist eine entsetzliche Verwirrung. Dabei sehlt es gewöhnlich an Wasser. Endlich eilen Männer mit Aerten herbei und reißen einige Häuser nieder, um der Feuersbnlnst den Weg abzu» schneiden. Dann mischt sich das Geschrei der Hauseigenthü« mer nntcr das Heulen und Jammern der Uebrigcn, Wenn nun in einem solchen Getümmel Jemand alö der muthmaßliche llrhebei des Brandes genannt wlrd, so wird er zerrissen, ebe er im Stande ist, ein Wort zu seiner Rechtser» ligung zu sprechen. Eines lages, als Arnauld im Vazar war. kam ein Derwisch in seinen Vaden und nahm ein Packet Wachskerzen. Arnauld hatte in seinem Leben viele Derwische gesehen, und die einzelnen hatten durch das Studium d« Masse keineswegs gewonnen, Er wns'le mit welcher Frechheit sie sich sür Heilige ausgeben und den Aberglauben des.Volkcö mißbrauche») 47 da er aber gar keine Ursache hatte an ihre Helligkeit zu glauben, so war er entschlossen, die Plünderung nicht zu dulden. Er forderte daher von dem Derwisch den Preis der Wachskerzen. Der Derwisch fand die Forderung sehr unziemUch und machte einen ungeheuern Lärm. Das Volk rottete sich zusammen. Aber ehe das Volk herbeieilte, hatte Arnauld dem Derwisä' bereits einige tüchtige Hiebe gegeben. Diese unerhötte Behandlung war keineswegs geeignet, den Dieb zu beschwichtigen, er wurde vielmehr noch zorniger, Er kam auf den glücklichen Gedanken, Arnault» als Pranvstistcr anzuklagen. Arnauld pflegte immer einen kleinen 2pazirgang in die Vorstadt zu machen und von war er überall unter dem Na» men des »Rumi^ bekannt. Kaum war die Beschuldigung qe^-ii ilm ausgesprochen, so sah er wohl, daß ihm kein an» dereo Nellungsmiliel blieb, als die schleunigste Flucht, Vis zum Hause Iussns s brauchte er mindestens eine Viertelstunde Zeit. Der kranke, fast erblindete Mann mußte fchncll cincn Zufluchtsort sindcn, sonst war er ^erlorcn. Arnauld eilte durch die krninmcn Gassen, nc n glücklicherweise kannte, da er fast täglich in den Vazar ging, aber er wurde von Männern, Weibern, Kindern und Hunden verfolgt. Die Männer schimpften, die Weiber schrien, die Kinder kreischten, die Hunde bellten. Arnaulo trug Sandalen, die ihm hinderlich waren. Man getraute sich nicht, ihn zu ermorden, aber imni warf nach ihm mit Steinen, Eiern, alten Töpfen, Flaschen u»d andelil Gegenständen, die den Verfolgern in 5ie Hcindc fielen. ' ' ' '' (5ö war in der Tl'at ein Wunder, das, er Iussufs Haus glücklich erreichte. Er verschloß dic Hausthüri aber daö immer zahlreicher zusammenströmende Volk wüthete und 48 tobte und verlangte den Brandstifter, den ruchlosen Numi, der den Derwisch geprügelt hatte. Zum Glück war Iussuf'^ffcndi gar nicht abergläubisch, sondern ein aufgeklärter, beherzter Mann. (5r trat alls Fen« fter und erklärte, daß er Arnauld, der ein ehrlicher Mann uno kein Vrandstttler sev, unler seinen Schutz nehme und ihn gegen iede Beleidigung vertheidigen werde. Da sich das Volk nicht beschwichligen ließ, so war Arnaulv entschlossen sich dem Pöbel zu überliefern, um seinen Wirtb nicht preis« zugeben; aber Iussus wollte cö durchaus nicht zugeben, er bürgte für Alles und versicherte, oaß in einer Stunde lein Mensch mehr vor dem Hause senn werde. , i... (6ndliä' wirkten die Vorstellungen, Vitte» und Dro» hnngen Iussnfs, Der Play wnroe leer. Der kleine Kaufladen Arnauld ö wurde freilich geplündert und zerstört. > Der Scherif, der den Tumult dörle, erkundigte sich und erfuhr was vorgegangen war, wenn anch durch Leiden-sänm und Gehässigleit einstellt. l5r schickte einige Polizei» diencr zn Iussus, unl Ärnanld abzuholen. Arnaulo war mm nicht mehr zurüclzul'alten, Inssnf begleitete ihn. Der Weg fülmr irieder durch einen ^ZHeil der Ttadt, und das eben auöeinaüdergegailgene Volk rottete sich von N.-nrnl ^usainlnen, Arnauld und Iussuf gingen in den Palast des Sche« rifs. Der Po'bel wartete in der festen Ueberzeugung. Abu-ialeb werde ihm den Ülumi preisgeben. Der Scherif würde sapoll,)fkc lieferte idm die nöthigen Arzneien oazu. Am andern Morgen brachte,r ilnn die Pillen, mit be-Duma«. Alilbitn. ill ^ so ren Gebrauch eine strenge Diät verbunden werden mußte. Arnauld, der sehr gut arabisch sprach, empfahl dem Scherif Mäßigung im Sinnengenuffe und die Beobachtung der Vor» schritten des Koran, Abu-Taleb kalte freilich nur zwei Frauen, aber ein paar Duhrno Sclavtnnen und eben so viele Concu« binen. Der Scherif erzählte mir Vle ganze Unterredung, die ich übrigens schon von Arnauld selbst erfahren hatte. Ich wiederholt? die Vorschriften des letzter«, und gab dem Scherif die Versicherung, daß er stch bei pünktlicher Befolgung derselben sehr wobl befinden werde, Äbu»!aleb versprach es. '..... Wir wollen Arnauld big nach Frankreich zurückbegleiten. Vielleicht finden wir dabei (helrgcicheit, über die zu wissenfchafllichtn Zwecken umernommenett Reisen im Allge-Mtintn etwas zu sagen. ' ' " ''" Die Unlerredung zwischen Nbu'Taleb und Arnauld hatte ihre Früchte gelragen. Der anfangs feindselig gestimmte Schcrif schien it?m gewogen zu werden, alg sich seln Gfsu„d. hlitSzustano zu bessern begann. Arnauld mußte indeß noch lange in Hoveida bleiben, weil sich keine SchiffSgelegenheit nach Dschldda fand. Dirs war ein Glück für mich; denn das Fieber, welches zu Abu-Arisch mein ^eb,n in Gefahr gebrach« balle, lehrte »lit furäubarer HeUigteit zuriick. Är» nauld cllle an »nein Veil und pflegle inich. Da ich nichl wußte, wie lang, ich bettlägerig bleibm würbe, so bat ich die beiden jungen Prinzen stch in Hobeida SI nicht länger aufzuhalten. Sie fügten sich meinen dringenden Bitten und reisten nach Mokka, um ihren Oheim, den dortigen Statthalter, anf meinen Besuch vorzubereiten. Dcr Letztere hatte uns schon seit einem Monate erwartet. Gs thut unbeschreiblich wohl, in weiter Ferne von der Heimat einen ^andsmann als Krankenwärter zu haben. Der Wunsch, die Muttersprache zu reden, wird dann zum un« wide:stehlichen Bedürfniß, und ich bi» überzeugt, daß die Hälfte der in der Fremde sterbenden Reisenden ihren Tod durch die Verlassenheit und den Mangel an Hilfe sinden, Noch beute vcnte ich »m Freude an seine langen, traulichen (bespräche zurück. Die Kranlhett ist längst verschwunden, aber nicht das Wohlqefühl, welches jene tröstende Stimme in nur erregte. Aruauld schwebt meinen Gedanfcn so lebhaft vor, als ob ich ihn noch uon unserm theuern Hcimatlande sprechen hörte. Das iHcsühl, welches mich erfüllte, kann ich nur mit jener wohlthuenden irische vergleichen, welche die Adern eines von übergroßer Anstrengung erschöpften Mcnfchen in dem Augenblicke durchströmt, wo er sich im Schatten großer Väume in ein frisches, klares Vad stürzt. Meine Krankheit dauerte etwa vierzehn läge. Arnauld blieb lag und Nacht vor meinem Vett. Dabei erzählte er nur von seiner Reift mir einer Begeisterung, die ich nur zu würdigen wußte, da ich seine gewöhnliche Kälte lind Zurückhaltung kannte, Ich wurde durch leine Schilderungen dergestalt eleltrisirt, daß ich mir vornahm, dieselbe Reise zu machen. Vndlich war ick zur grositen ssreude Abu«Taleb's. im Stande das Bett zu verlassen. Nährend meiner ,Nranlheit halte ich durch Iussus (?f. 52 fcnoi Nachrichten aus Abu-Arisch erhalten Der Scberif Hussein hatte die Hoffnung, mich wieder bei üch zu sehen, leineswegs ausgegeben; er halle Justus Effendi zum Vcrmitt-ler geiväblt. Aber mein Entschluß war unwii?ernlft>ch' ich hatt? ein weit heftigeres Fieber, als das durch Chinin bekämpfte, ich war uon der heftigsten Reiscwuth befallen. Als ich mich stark genug fühlte, um abgreifen, mel« dete ich nieixen Wumch, mich nach Mokka ;u beqebcn, wo mich vie beiden Vrin^en erwarteten. Dieses Mal wurde fest beschlossen die !iici>> ^u ^ande ;u machen, und da ich meine Pferde fchon ucrausqeschickt datte, stellte der Echerif feine Dromedare ,u meiner Vcrfüqunq. Ich reift? den !5>. Mär^ ab Arn^uld blieb in voller Sicherheit in Hrdeida, Der Tchcrif hatte mir fein Wort ge» geben, ibm bei der ersten Tchifföqeieqenheit zur Abreise be» hilflich ,u seyn. Diese Geleqenheit ließ noch zehn biS zwölf Taqe nach meiner Abreise auf sich warten. Endlich segelte ein Ilein,'? Schiff nach Dscludda ab, Alnauld nahm seinen (5sel und seine Inschriften mil die ein;iqeu Tchatze, die er aus der Plünderung seiner Vudr gerettet hatte. Das Wetter war stürmisch. Da>< Fahrzeug war eine Art Varke. '.'on den Arabern Saja (Courier) qenannti es mußte in der Nähe der Küste bleiben und jeden Abend in irgend einer Bucht Sckul)'„chen. Die 5abn von hodeipa nach Dschirra dauerte zehn Tage. Dort fand Arnaulo den französischen Consul ^reönel, der ihn mit Sehnsuchl erwartet,, FreSnel. ver auögezeichoelr ^elebtle, dessen Verdienste 5.'5 um die Wissenschaft so schlrchl belohnt worden sind, ist bekanntlich vor Kurzem in Mossul gestorben, nachdem er den Europäern im Drient unschätzbare Dienste erwiesen. Arnauld hatt»! von ihm sehr »richtige 'Alldeutungen über den zu wählenden Weg erhalten. Arnauld brachte von seiner Reise eine wichtigere Ausbeute alö Frcsnel gehofft hatte i denn außer den erwähnten Inschriften und dem nach denselben zusammengestellten Alphabete hatte er in allen rändern, die >r durchreist, sehr werlhvollc Notizen gesammelt. Iä' war sräter, als ich denselben Weq nahm, sehr erstaunt, daft eö ihm >ilö (5hrist niög^ lich geiresen war jene biohei llnbetailnlen Bänder zu bereisen. Allein dies war für den Archäologen und Geographen so »richtig, daß FreSnel an die Akademie der Wissenschaften zu Pariö, deren correspondirendcö Mitglied er war, einen cmesühl'Iichen Vericht darüber abstattete, Arnauld befand siäi in einem traurigen Zustande und er »nußlc sich beeilen in ein anderes Klima zu kommen. In Dichidda blieben aUe Hcilungtz^ersuche fruchtlos O'ö wurve beschlossen, daß sich Arnauld zuerst nach Alerandrien und von da, wenn cs der Genelakonsul für angsinesssn hielte, nach Frankreich begeben solw. .^ Meonel und seine ssreunde >>l Dschidda sorgten daher lü, seine Ueber,adrt und gaben ihm die dringendsten (5mpseh-lungen an den Konsul in Cairo. )n liairo verschlimmerte sich sei» Zustand. Man schickte n naä> Aleiandrien. Dn deltige Äeneralconsul, der Mar» qmü vavaletts, eiu höchst mleUigmier Mann, nahm stch sei« ner lrenndschafllich an und sorgte mr seine ll.b.'sfahri. Die ^lahe des Heimatlandes schien den Hookranlen neu zu beleben j er fühlte sich bedeutend besser, als er in Marseille landete. Die Inschriften und das Alphabet halte er schon an die Akademie geschickt, Er war, wenn ick mich niän ibre. auö der Gegend von Montpellier ^ er lain glück' lick in seiner Heimat an, und fand seine Verwandten nieder. Sein Gesundheitszustand besserte sich zuschenü, und fein Ge» müth nurde wieder heiter. Seinen Vrudrr hatte cr seit fünfzehn Jahren nicht gesehen. Die Akademie slattelc einen günstigen Bericht ab! das hinjarinsche Alphabet nnnde samint den Inschriften gedruckt. Arnauid be^ab sich nach Paris. Der Zwitteresel wnrde eme Zierde deö Iardin des Planles, ich habe ihn selbst dort gesehen, und glaube, daß er noch dort ist. Arnanid erfreute sich einer zuvorkommenden Aufnahme und blieb ;w«l bis drei Monate in Paris. Man schätzte ihn als einen eben so verdienslvollen als bescheidenen Mann, der außerordentlich viel gethan hatte und seine Kenntnisse bereit» willig mittheilte. """'" Die Ne^irruna, schickte ihn als Vertreter ibrer politischen und Handeleinleressen in die am rotben Meere qrlegt' nen Länder. Ärnauld reiste wieder ab und entledigte sich seines Auftrags in sehr rbrenvoller Weise. Hn typten qe> sellle er sich z» unseren« ^renndc Vavssi«'res. Im Jahre 1^4!» fanden wir dre> uns >n Paris wieoer zusammen. Er stattete von seiner Reise Bericht ab und brachte eine herrliche Sammlung vo» vierfüßigen Thieren. Vögeln, Mufcheln und Pftanzen mit. Ärnauld und Vayfsil reö waren damals >m Sn>it mit der Direction deö Iardin des PlanleS, l»e il'nen, wie sie behaupiettn. emen zu geringen Preis für 55 «if mitgebrachten Naturmerfwürdigleiten bot. Ihr Nufent« h>ilt dauerte indeß langer als sie erwartet batten und sie sahen sich genöthigt, die der Regierung verweigerten Gegenstände an Vrivalpersonen zu versaufen. Die Regierung nahm stt icdoch den Käufern um emen weit höhern Preis wieder ab. Die Sache war noch unerledigt, alß ich Paris wieder verließ. Ich begab mich nach Tunis in der Absicht, Afrika vom mittelländischen Meere bis zum Porgebirge der guten Hoffnung zu durchwandern. Ich wünschte ihnen zum Abschiede einen glücklichen Erfolg, yen sir ^ reichem Maße verdient batten. Aber mein Wunsch brachte ihnen kein Glück, denn ungeachtet aller Bemühungen ging ihnen nichts nach Wunsch. Nach meiner Rücktehr im Iabrc I85.'5 erfuhr ich. daß Ar-nauld bei feinem Bruder in Philippeville Icbe. VaMöreS halle eine Reise an den weißen siluß unternommen: am (5noe li^55 war er noch dort u»d schoß Flußpferds, (^»raffen und Elephanten. (6r hat unter dem Titel: »l^n ^d)ü»ini^« ein fehr günstig aufgenommenes Bruchstück dieser Reise veröf-ftni licht. Arnauld und Vavjsi^res geben in der That ein trauriges Beispiel von dem Schicksal der Reisenden, der Missio» narr der Wissenschaft, welche, ohne das himmlische Ziel der Missionäre des Glauben? zu verfolgen, so ofl dasselbe (5nbe haben wie oiest! daS Märt^rerthuni. Man wrrse nur einen Blick auf die Meere von Oceanic,,, auf die asritauischen Sandwüsten. Eool wurde auf Owaihi ermordet, i/apeyrouse verfchn'lnid im westlichen Archipel des großen OceanS. ^'e« vaiUanl opfeiie vermögen und Gesundheit, um als Lügner verschrlen zu werden. Mungo Parl ist im Innern von Afrlta spurlos verschwunden. Bruce opfert, sein im Handel 56 erworbenes Vermögen, nm die Duellen des ^>ttl zu enide» cken, und starb iin Wal'nsinn. Taille war der Grste, der bis Tombuktu vordrang, nachdem er zehn Jahre mit Hindernissen und seiden aller Art qelanlVft balte, Er febrtc nach Frankreich zurück und erbiell von der geographischen Gesellschaft zehnlausend Francs, die ihn kau», vor dcm ^^l'un« qern schützt,',,, Oudn,->.? ft.nb in Sudan am lieber, (^tncr der Brüder Lander fiel am Ufer d>-s Niqcr. Der Major ^'in und Denham drangen bi? Nigritieil vor, llm nicht wieder zurückzukehren Richardson lam bis an den Tschadscc mid ftarb. Sainte-Croir-Vaioi lieql in Mokka l'eqrabenj Victor Iaoiuemont in ^oinbau^ Honnaire dc H,li in )>?pal'an. Mesan wurde an derKülie von Zanquebar gemartert. Franllin fand im nördlichen l^isniecr deu iod. Vellot, der ihn sllchte, ist nicht ^urückgetchn. Arnauld fristrt dei seinem Bruder ein elendes Leben. So lönntc man »och Hund,'!! andere Neis^irr nennen i es ist eine lan^e und lrainige ^'iste. (^oll g>'be Rul?>' den Todten und Mutl' den Vebenden! Dao Werk musl qefördelt N'»rde>l iro^ d>>) llnd.utt»? d,r >>i>-^!s,l!„^l'!,, der Berdachti« gungeu ,n^l?e»zlger Zeilqenoffen und der ihellnahmlosigktit des ^'udlicums. 57 ltlschs,i,^'l,»'l». — Ein Rlmliliilsüll. — ^ratnnä' s>'r sil'l simllllslii!^' mill ^llN'lis»!!^. - )iclsi rs' 'jl'liltl. 'jlnN'l)l!slli»,)lill!^'ll »»ill iililschlMldss. Wir wenden unö nach dieser kurzen Abfchn'cifllnq lvlt« der ans die von Hodeida nach Mofla führende Bandstraße, wo ich mich .lm ^5). Mär^ mit den Dl>?l!lcda»en Adu.Haleb's bss^nd, (''lüe lleine Karavanc vo» Kausleultil halle sich zu mir qri.'lll. nil, rco unmittelbaren landeöherrlichen Schuhes, >l»ttss nclcl'em ich ft^nid, rbcnfalll! theilhafl zu werden. Wll ^lachen, wie immer, nach Sonnenuntergang auf. ^ns,r Wea. sühne durch die Vorstadt Rabat, die eine eln^igt lange Slraßc bildet, aber einen wichiigeren Marfl Hal, alo oit Start, weil die Kaustcule tttiicn Zoll zu bezahlen habe,,. 1>ann tam cme glo^e nut !)iabatö und Mimose» berectlc ^bt!,<-, ric ivegen der vielen Mordthaten, die an den Reisen-dt» utrüdl lvtlren. sehr übel berüchtigt ist. Zelte» zieht eine Karavalle unangefochten vorüber. Wir war,!» übrigens gewarnt uno auf jeden Angriff vvtbcreilel. Der Zcherif halle mir eine stocortc von fünfzehn Mann umgeben, und die Karavane bestand aus etwa zwanzig Kaufleuten. Wir waren gut beivaffnet uno auf unserer Hu». Der Weg war gut, aber so schmal, daß wir dmtercin- 58 ander reiten mußten. Bald brach die Nach: an, seitwärts horten wir das Brausen der WeUen, Seilen legten wir eine Vicrtelmeilc zurück, ohne einige Steinhaufen, an denen man Begräbnißplähe erkennt, zu finden. Diese Grabhügel werden immer größer, denn iHier ist der und der ermordet wo» den " Dann nannte man auch die Ursache dec« iodes- in de» meisten FäUen war S Diebstahl, zuweilen Eifersucht oder Rauffslitn. ili^',' . .^/,^,^ -..!,'>. .... .!>' .-. -,i'/!,T ,^i>. An die Gräber der Ermordeten knüpften sich die ver» schiedensten Vorurtheile, Iu gewissen Stunden der Nacht kommen dir Gespenster daraus hervor und mancher Araber betheuert, daß er Geister und Dschms gesehen habe Wer sich in der Nacht an einem solchen Orte beikommen ließe zu pfeifen, würde sogleich in den Verdacht lommm, di, Todttn heraufzubeschwören oder den Teufel zu citireni man würde ihm augenblicklich Schweigen gebieten, Unser, Dromedare waren trefflich, Renneri ab,r wir konnten nur seln langsam reiien, ein Dromedar dai> laufen 59 ' soll, muß nichl nur vor sich, sondern auch auf beiden Seiten viel Ranm haben. Von Zeit zu Zeit verstärkte sich unsere Karavane, (5in Reiter zu Vserde oder auf einem Dromedar kam plötzlich zum Vorschein, ohne daß man wußte woher er kam, ritt zehn Minuten oder eine Viertelstunde mit uns, wechselte mit dcn Soldaten einige Norte und verschwand tben so schnell Uüd unern'arcet irieder wie er angekommen war. m Diese Reiter, die sich uns anschlössen, waren ohne Zweisel Pläntler^ aber sie hatten einen genügenden Vorwand und man konnte ihnen nichts sagen. Für ihr plö'tzli« ches Verschwinden hatten sie freilich keinen Vorwand, aber wenn ne einmal sort waren, hatten wir leine Zeit mehr, mit ihnen anzubinden. Der Ruhib, der die Escorte commandine, forderte unö auf, unsere Schießgewehre bereit zu halten. Diese Einladung richtete er insbesondere an die Araber, welche ^untengewehre baitni unr daher nich« so schnell fchußserug waren, Sie Uaa/n diese wie Peitschen geflochtenen bunten im Durban. Alan verfertigt sie aus Vallinilnde, welche die Stelle des Htuersckwammö vertritt. Man schneide«, je nach Bedürfniß, ein mebr oder minder langeg Stück ab. Der Gebrauch dieser Schießgewehre ist begreiflich mit Gefahr verbunden. Oft geht das Gewehr los. ohne daß ei» der Schütze will, und die Folge davon ist die Verwun» bung oder lödlung eineö Kamehls oder eines Menschen in ber Karavane. Bald nach dmer Warnung sagte mir der Nahib! ..,, »Ich üb„trage Dir den Befehl über meine ^eute, ich 60 will vorausreiten, denn ich glaude, wir werden bald einen Angriff auszuhallen haben," Ich stellte ihm vor, daß cs sehr unbesonnen vcn ihm stA, da man ihn an seiner Uniform für einen Offizier des Tcherifs erkennen und ihn ergreifen würde; aber er aiu-worcele: »)n unserer 5!age ist Verwegenheit die größte Vcrsicht.« "'. ,.. ' <5r ritt voraus und verschwand sogleich in der Dun» felheit. Nach einer Viertelstunde horten wir einen Schuß und gleich darauf einen freiten. t5s war laum zu bezweifeln, daß inan auf den Nahib geschossen lind daß er den Schuß erwiedert batle, In der Nacht, u> eiin-r menschenleeren ('»dene, ^i» nia! unler den Verhältnissen, in denen wir »ns befanden, bleibt man nisbt ganz rubiq, lvenn man schiepln hört. Wir ritten schneller. Vald kamen wir an einen Kreuzweg und fanden den Offizier, der sich gegen fünf bis sechö Heiter wehrte, Alle ritten Dromedare. Die Gegner des Offi^rß l'atten il're (Gesichter geschwärzt, nm nicl't erkannt z» norden. Der Offizin war verwundet »nb vom Dromedar ge> fallen, sieden ihn, lag die völlig entlleidele Veiche eines Beduinen. Wir sprengten in, Galopp herbei. Ti, Räuber nah-men die Flucht und versuchten ren ^stizicr mll;uschleppe». Mehre Schüsse ftelen; ob sie aber trafen, ist zu be« zweifeln, man schoß mehr auf Schatten a!ö auf Menschen. Wir l'örttii das Geschrei dcr ^liebende». Einer von ihnen hatte d»'N Offizier vor sich auf sein Dromedar gesetzt, und die Uebriqen riefen ihm ;u, er solle den Oefanqenen tödt?n. Aber der Nahib — Ali war sein Flamen — war nickt qcneiqt, sein Leben wohlfeil zu verkaufen^ er hatte s'll's^ Dolch ^ezo^rn und irehrte sich tapfer. Ich ließ acht Mann beim Geväck .zurück, und mit den übriqcn fechs Soldaten eilte ich den Fliehenden nach. D«e Räuber hallen inoeß den doppelten Vortheil der Onstenntniß und der Dunfelhen. Zwei Soldaten bemerklen den Ärabcr, der den verwundeten Offizier fortschleppte; ihre an die Dunkelheit ge» wohnten Augen sahen die beiden Männer mit einander ringen. Sie holten ihn ein. grissen ihn an, nahmen ihn ge» sangen und führten ihn sammi dem Offizier im Triumph zurück, , ... . "l Die Uebriqen kämpften in verfcl'isdenen Richtungen, Man hörle die Schüsse, die sich immer weiter entfernten, ein Veweiö, daß die Na'uber immerfort flohen. Ohne uns um den Todten ;u tümm,rn, seyten wir unser,, Weg fort. Wir waren bereits zu weit von Hooeida tntsernt, um dahin ^lrück^ufebren, und der Zustand Ali's ^brischts schnelle Hilfe. (5r balte im rechten Arm eine Schuß» ^'undr und linier dem Schullerblatt einen Vanzenfiich. (56 wae raher am besten, eilenrö das »lacl'stc Dorf zn er-tticht.l. Bald tanlcil wir an daö trocken«- Belt cinrg Vergstro< Meö, dn den Namen Uadi«'Al>assi sühn. Am andern Ufer >^lht ein ,infam,s Kaffehhaus. Dort machten wir Hall, um «2 die Karavane und unsere noch ^urückgelaffenen Genomen zu erwarten. (5s war etwa Mitternacht, als wir vor dem Kaffeb-hause abstiegen. Wir lagerten uns um ein großes Feuer, nachdem wir dem sckwerverwundelen Offizier vom Dromedar geholfen. Unglücklicherweise hatte ich nur Leinwand, Wasser und Sal^ bei d>'r Hand. Ich hatte wohl meine Lancetten bei mir, aber eine Aderlaß war nicht nothwendig. Die Kugel war durch den Arm geschlagen, daher hatte ich mich um das Herausziehen derselben nicht zu lümmern. Ich machte in der (5ils Schlenm auS Pain^wcigen. die ich zusammenband und ilnn um den Arm Iea,te. nachdem ich den zerschmetter« ten Knocken möglichst gerade gelichtet lind die Splitter herausgenommen datte. Ich legte Charpie aus die Doppelwunde und uinwickell.- thin den Arm. Der Lanzenstich war eine ^war schmerzhafte, aber fei» neswegs gefährliche Wunde An dem Kreuzwege, wo wir ilm eingeholt batten, war er vm> fünf bis sechs Vedmnen angegriffen worden; einer derselben liatle ilin vurck den recbten Arm geschoffen. Die Waffe ,var ilxn axs der Hand liefallen i aber er l?atte i»it der linken eine Pistole aus dem Gürtel gezogen und seinen Gegner nitdergeschoffen. ,?^.lz üdrt Ix^vlschen war," auch die Nachzügler angekommen. Die Soldaten, welche die Räuber verfolgt hatten, brachten einen andern Gefangenen und das Dromedar des verwundeten Offiziers. Aber es fehlten zwei Mann. M wurden Signalschüsse abgefeuert, aber Niemand antwortete. Später fand man die beiden Leichen, denen man die Köpfe abgeschnitten und zwischen die Füße gelegt hatte. Diese Leichen waren von den Hyänen und Schakalen schon halb verzehrt. Um drei Uhr Früh brachen wir wieder auf. Vei Tagesanbruch befanden wir uns in einer angebauten, aber von Schluchten und Hohlwegen zerklüfteten Gegend i hier und da sah man ein kleines Dorf, weidende Schafe und Kamehlheer-den, von Zeit zu Zeit auch die w^iße Kuppel eines Grabmals, waches zu Ehren eines Häuptlings oder Marabu errichtet war. Jedes dieser Grabmäler >st eine An Hospiz, das von einem Verwandten des Verstorbenen und von einem Bevollmächtigten der FamiUe bewach» wird. Der Reisende findet daselbst Obdach, Speise und Trank, und hat dafür an dem geweihten Orte ein Gedct zu verrichten, ^ ,^ , (5inlge dieser Grabmäler sind Stiftungen reicher Leute zu Ehren irgend eineö Heiligen, Die Reisenden können drei Tage verwlilen uno unent^ zeitlich zehren. (?ö gibt im Lande >men Leure, die sedr weite Reisen machen, ohn, Oeld auszugeben z sie wandern von einem Grabmal, von einem Heiligen zum andern Wir ließen daS Dorf Drehmi rechtS liegen i venn Ali halte die Absicht erst in Beth el stelih Halt ,u machen Dl, Landschaft wurde immer re^enver uno stärker be- 64 vollen. Die Landbewohner waren schön, kräftig und dem Anschein nach wohlhabend. Hübsche Mädchen mit den Ga-zellenaugen boten uns lächelnd Milch und andere (5rsrischun-gen; Fellahs ackerten mit jenein einfachen Pflug, der wohl seit Abraham feine neue Form bctommcn hat. Man glaubie in einem jener fabelhasten Länder zu seyn, welche nach der Schilderung der Dichter weder der Sünde »och oem Tode zugänglich sind. ....,^ ,,^ Gegen Mittag lamen wir nach Vetli-el-Fekih (in der wörtlichen Bedeutung^ Haus des Gelehrten). Ein sehr hübsches Städtchen am Abbange eines 'oon Vanaxen und Co« kospalmen beschatteten Hügels. Diesen letztern kostbaren Vaum sand ich dicr zum ersten Male auf meiner Reise im Lande Jemen, Mitten durch die Stadt Niesn der .Kassehfluß« (Nadi Koa). In der 3l?at ergiesit nch wie ein unerschöpflicher Strom aller Kassel' deö Landes Iennn durch die Stadt, Die geographische Lage ist 14/"' nördlicher Breite, und 40," östlicher Länge. Die Stadt verdanll ihren Ursprung einem l'eiligen Su» mitcn, '.1?^mens Achmet-)bn-Mllsia l>Achmes, Sohn des Moses,^>, der ausierdalb der Stadt unter einem zierlich ge« baulen Dome begraben liegt. Die Umgegend ist nngemein fruchtbar; Zucterrohr, Kaffehbäume, Baumwollftaut'en. Hisse, Mais, Flachs, Hanf, Indigo, Mohn gedeihen vortrefflich. Man siehl qroßr Rostn» felder, deren Vlumen eiug-ilimmell »lnd destillirt werden. Alle europäischen Mächte haben hier ihre Vertreter. Alle Kaffehhändler in Marollo, Egypten. Syrien, Mascatt, Äassora, Ispahan. Voml'.n,, (,>>i>clttta machen hier ihr« löin- fäufe. Ich habe in dieser NeinenStadt, die höchstens fünfzehntausend Einwohner zählt, ein halbes Dutzend Millionäre gekannt. Die Bevölkerung besteht aus Arabern, Banjanen und Juden. Einige Gebäude der Stadt stammen aus der schönsten Zeit der arabischen Baukunst, Auf der Hohe steht eine stark-befestigte Citadelle, die einer mittelalterlichen Burg sehr ähnlich ist. Diese Citadelle bewohnte der Scherif Ali als Statthalter, er war vor Kurzem gestorben und fein Nachfolgerwar der Scherif Amr, sein Neffe, rin junger Mann von laum fünfundzwanzig Jahren. Außer der Familie Ali's und des neuen Schrrifs, außer den Weibern und Sclavinnen und der Besatzung find noch füns- bis sechshundert Sträflinge in der Citadelle, Diese Ge-fangen en gehen nicht in Ketten, sondern sind mit Cisenstan-gen alieinander gefesselt. Als wir an ihnen vorübergingen, streckten sie die Hände aus u»d baten um Brot und Tabak, Die meisten dieser Unglücklichen hatten kein anderes Verbrechen begangen, als dem Stärker». Mächtigern mißfallen zu haben. Auf dem Wege zur Citadelle sah ich mehre herrlich Springbrunnen, von Nußbäuinen, Cypressen und Tamarin» de„ beschattet. Man kann das Wasser entweder durch einklei-n«ö kllpferütö Rohr aufsaugen oder auS einem festgekitteten Becher tnnlen. Fast alle diese Springbrunnen waren mit tusiscken ') Inschriften verziert. Das Wasser war köstlich. *) <3!ne alte Schriftform des Arabischen, von der kladt Kusa im Paschalil Bagdad so genmm«. Die tufische Schrift dlieb Auch sedr schöne Moscheen sind in der Slao^ nur eins einzige hatte ein Minaret. Die arabischen belehrten bedaur-ten, daß diese Moscheen aus den snlhcstcn Zenen des Islam ftammen i andere versetzen deren Erbauung sogar bis in das Zeitalter Abrahams zurück! Thatsache ist. daß die Stadt im siebenten Jahrhundert der Schauplatz eines Kampses gegen die heidnischen Volksstämme war Ali blieb Sieger. (5'iner anoern Tage zu Folge soU zu jencrZeit das erste Haus erbaul worden se,m- das Haus eines Schreibers, veffen ganzer Erwerb im (5ovircn des Korans bestand. Daher soU der Name »Hauö des ^elchrlen tommen. Dieses Haus wird noch jrtzl gegeigt und istsürdit from^ men Moölim ein beiliqer Ort, Nach deinahe zwölf Jahrhunderte» gibt »-5 noch Nachkommen des Schreibers, welcke die Pilger rmpsangen nnd ihre Gaben amlelnnen' Die Straßen sind, wie in l5airo. eng und frumm. zum Schuh gegen daS helle Sonnenlicht und die Hitze, die etwas breitern sind mit Binsenmatten überspannl, Iedeo Haus hat ein oder zwei Stockwerke, e,ne 5erraffe unv einen Oanen mit einem Kiosk. Die Einwohner stnd vielleicht die gaftsreieste» im ganzen Lande Jemen. ?ch fand unter ihnen mcl'r Vildung und Ge selligteit als in allen andern arabischen Städten. Der Kaffehbandel ist. wie schon erwähn«, sel'l bedeu» tend. Von Vetl''tl>?»tlih allein werden jährlich fünsunddrei' ßig- bis ?ier;lglausend Säcke ausgesührt. lang»' d>^ lniisänode, l)is m' von dcr i^ia/n verbiängt wuld«, 6,N6 ,,!7«t,^ ' !i! Aninersmiq dee, Uebelsev.'l« IenieitS Abaffl und etwa eme halbe Meile von Beth-el^ Fefih findet man vie ersten Kaffehpsianzungen. Ie höher man ins Gebirge tomnn, vefto ausgedehnter werrcn dc aus vcr höchsten Spitzt kalUen Verge sind an ven Seiten, bis zum Fuß l'mad, niit üvftlgem Grün und duftlgc» Vlillden bedeck: Die Kaffchernte ist von ähnlichen Festen begleiin. w,e b^'i in'>^ die Wellilei'e. Der Häuptling eines Volfsstamims gibl oas Zeichen da;u und Iedernlann legt Hand ans Werk. Huerst ll'ird der Kasfehbaum geschüttelt^ die reifen Bohnen fallen ab wie die picheln oder Vuchcnterne. Der !)on de,n Schütteln abfallende Kafseh. der sorgfältig eingesammell wird, >st der beste und theuerste. Dann trimm der abgeschüttelte, der dis zweite Lone bildet, endlich der abgepflückte, der das M'wächste Aroma hat und an Jedermann zu billigen Preisen Urrtaust wird. Die feinste Gone hingegen kommt selten «ach ^lllopa; sif wird vom'Gultan und von den kroßen deö^'andes ^>< Beschlag genommen. Die zweite Sorte iü schon leichter ''Us^lführen ^ sie gilt be> unö für die feinste, Mi, demKaffshban sseht es übrigens wie »M demWein» «8 baui das eine > Gewächs" ist besser, feiner, aromatisch« als das andere, so wie eine Rheinweinsorte der andern, ein Vor» deauiwem dem anoern vorzuziehen. Das hängt theils vom. Voden und theils von der Lage der Pflanzung ab. kl>;,?'. Der Scherif Amr erwärme uns. Er war uns einige hundert Schrille von der Citadelle entgegengekommen. Er kannte meine frühere Stellung bei feinem Oheim Hussein, und nahm nnch anf, als ob ich noch in dessen Diensten stände. Ueberdies waren mir die beiden Scherife, seine Vettern, vor-ausgccilt, und dies hatte ihm einen hohen Begriff von meiner Wichtigkeit gegeben. Abends nach Sonnenunlergang hatten wir Milltar-muslk. Aber was für Mustt' Am andern 'Abend, nael'stelih reisten wir weiter. Unsern Verwundeten ließen wir bei rem Sckerif. Ich hatte ihm Geld gelas« fen, um ilim gut.' ärmliche Pflege zu verschaffen. Ich weiß nicht wao auft. (Kin weiter ,'llaum iv.ir vo, unc> nin »n,.^ >vir tonnten vahe> schneller rnlen aw bisl'er, lim eilf Uhr Abends rastt-len wir lN einem anc> neben l,iü >»chl hülleil bestehenden Wei« ler, Die ^ente zieliei, inil ihren H,s,oe» osl N'>il weg u»d laffen ihre Hütten leer. Hier fände» oir i hlere ihr Futter i» elnem mit Kirfchlorbeerbäum^l b<>pslanjte>« Flußbett. 69 Um ein Uhr nach Mitternacht brachen wir wieder auf. )n der Morgendämmerung saben wirO.izcllenhccrdcn, welche fich, ihr Futter suchend, unter die Schafe und Kamehle mischten. Die Hirten fangen auf diese Art viele Gazellen. Von Zeit zu Zeit jagten wir auch Hasen auf. Hie und da zogen Schakale, ibreVeute verfolgend, nahe an uns vorüber. Die arabischen Hasen sind kleiner als die europäischen und werden von den Arabern nicht gegessen: ich schoß indeßeinige und ließ sie mir mii Telun wohl schmecken. Gegen acht llbr frühstückten wir m vein sehr hübschen Dorfe El-Mahav, im Hause des Scheikh. der uns sehr gut bewirthete. Auch einige andere angesehene Einwohner des Ortes steuerten zu unserer Vewinhung bei, und diese Gastfreundschaft kostete :wei Schasen und einem Dutzend Hühnern das ^ebcn. 70 MrlUXN^Elikftte. — Dn5 ^liittlchsn ^<»n>> und die llttM'lle. ^ Der ^cherij - En» ^^eu» Zn ver ^rwobnlichsn Etiinve bra6'cn wir wl^er >ius. Wir haitcn bis Stbid »llr noch einmal Halt zu machen, Vei Sonnenuntergang sahen wir die mit lackirten Zit» geln qcdecklen Munncls ver Stadt schimmern. Vald s^htn wir in rer steine auch rit Stadl. die so weiß aussah, alO ob sie .n,o Kr,lv^' cidam wärr. Dll Arabtr haben nemllch die ^ewot^nbeil, nach dem Ramadan ihre Gebäude mit Kalt zx übertünchen, lie »rar nnfterc Nacht, .ils wir »nSebiv anlamrnÄber es waren Nelter vorausgcelll, um unS bei dem Lcherif S^leh ju insldcn. . . ' Der Echcrif S,'»leh war der .litsi,' Hussem s^ wir blit» ben dahrr lmn>er in der ^ainilie. llugeachtr, der späten Stunde enrarme uns der Scherif am Stadtthor und begltiltt, uns in die Zitadelle Stbid >N der Sit) einer arabischen Hochschule; die HauvtqrlV'N^nlds deS Unterricht« und Auc'ltqunq dei» Ko< r,n>ö, Mail'eniatil, Astlonoinie und Ar^ilifunoe, Die Schi»» zer sind mcht ausschließlich Araber, sn fn»,!ii,'n aul! allsn mohamedanischen Ländern, sie kommen aus Nubien, Egyp" ten. Zanguebar, Mascate:c. Tic allen Stadtmauern waren zum Theil cingeftürzl, rie Citadelle iv^r das einzige widerstandsfähige Festungswerk. Wie zu Beth-el^Fekih, sind schöne Springbrunnen in den Straßen, Der Gebirgsstrom, der die Stadt mit Wasser versorgt . tritt in der Regenzeit auö, er wird so brett wie der Nil und befruchte! den ganzen, aus etwa zwanzig Dörfern bestehenden Bezirk Sebid, Man findet hier dic besten Pferde, die stärksten Maul-ihiere und Esel der ganzen arabischen Halbinsel. ^ Die Friedhöfc bieten einen überaus reizenden Anblick turch die prächtigen (l^prcfsen und hohen Tamarinden, um selche sich Weinreben und andere Schlingpflanzen schlangeln. Stbid ist die größte Stadt deö Theama uno am meisten geeignet, den Reisenden zu fesseln. Die Straßen sinr so sau-der wie in einer europäischen Stadt. Die Einwohnerzahl be« lauft sich auf elwa zwanzigtauscnd. Die Bevölkerung treibt Handel und Ackerbau, (5s ^lbt nicht leicht einen Drl, wo die verschiedensten Früchte so gut gedeihen wie zu Sebid. Ich habe nirgends so gute Melonen und Trauben gegessen wie hier. Ginige Traubenssatlungen haben gar keine Kerne. Ich habe l rauben gesehen, die fünfundzwanzig bis dreißig Vfund schwer waren. Wie ;u Vtth«el«sselih ist die Bevölkerung gastfrei, qe-sellig, duldsam. Sie theilt Nch in mehre Seclen. Die Sunnl« ten sind am zahlreichsten. Die Aufnahme welchewirsanden, war eben so ehrerbietig und zuvorkommend wiezu Vetd-el-stakih; nlan merktewohl, daß eine starte Machl »ntl ,ntt il'ien schützenden stittige» bedeckte. 72 . "^ Wir brachen denselben Abend mit liner „ruen ^öcorte auf. Jeder von uns nahm eine Portion Mebl, Dalleln und Wasser mit. denn wir hatten eine ziemlich große Wüst, vor uns.« "'' Wir ri.tten die ganze Nacht hmdurch. Gegen r>It Uhr begegnete uns eine von Mokka kommende starke Karavane. In der Wüste rufl man sich an wie aus dem Meere, wir knüpften ein Gespräch an und erfuhren, daß die Karavanr sich nach Säad begab. Die aufrichtigen Fragen werden eben so aufricbtlg beantwortet! ick habe nic gebölt, dah bei solchen Gelegenhelien sine abslchlliche Täuschung stailgtsunven halle, Wenn sich zwei Karavanen ven Krieg erklären, so schicken sie Herolde an einander ab. ehe sie die sseineseiisskeiten beqinnrn. Gegen Mitternacht ritten wir durch einen breiten rei-ßenden Strom, l?ine Men^e Wassnvösstl, durch unsere Ka» ravane aufgeschreckt, floqen miltcn nnlcr den Lorbeerbäumen auf. Die Ufcr schienen sehr fruchtbar ^u se,)n. i^eqen zwtiNhr naä' Mllie,nachi hoilen n?>i HundegebtU und einige l^euer dtuteten auf menschliche Wohmma/n, oder wenigstens Lagerplatz,. Wir rillen auf das sseu,r ^u, machte» jtdoch einen llmweg n erschein,». Wir hallen es mit wohlhabenden Leuten zu >hun. Rings um das ^'ag,r sahen wir grofi, Heerd,n von Schafen. OjVln und Kamehle,,, linser, Annäherung halte lnr ^.'eutt geweckt und sie setz» ten sich in VertbeidigungSstand. («iner tan» auf uns zu, um zu wissen wer wir wären Der Führer meiner Mcorte ging ihm "'»gegen Nachdem sie einige Wolle gewechseli und Ntl' ^u sitVn H3 nen gegeben hatten, kehrte jfder zu den Stinigrn zurück, Unser Habib sagte, wir könnten weiter reiten. Die Hunde gaben knurrend ihre Einwilligung Nir fanden vie ganze Bevölkerung, Männer, Weider, Kinder, auf den Füßen. Die Weiber ließen nnsere Kamchle niederknien und einige der angesehensten Männer l'oden uns auö dem Sattel .1 Vin leiser eigenthümlicher Laut genügt, um die Dro« Medare zum Niederfnien zu bringsn. Man drstndei sick oaim auf einen» AbHange von sechzig bis sünfundfechzig Grad. Man muß sich daran gewöhnen, aber man gewöhnt sich crft daran, wenn man schon einigemal? über den Kopf des Thie« ri-s hinabgestürzt ift. Die schlecht abgerichteten Kamehle schrcliii deim ')cie-derknien und dieses Geschrei ift nicht nur höchst unangenehm, sondern in mancken Verhältnissen auch gefäbrUck, weil es die Araber von ver Anwesenheit emer Karav.ine in Kennt» niß styl! daher kosten die Dromedare lind Kanieble, welche diesen Fehler nicht haven, gonemlglich eln Drittel mehr M die andern. Sobald sie liegen, bindet man ihnen die Knie zusammen, damit sie nicht wieder ausstehen; man wirft ihnen Vtroh vor °d,r qibt ihnen Datteln oder leerst!-. Das Kamehl wiederlältt die gan^r Nachi. »vie oer Ocho. Wir waren von Kälte erstarrt. Man warf neues Reisholz auf das Heuer uno wir wärmten uns. Dann bo» man uns Honig. Vutter uno frisches Brot. )ch liegnüg" mich »m einem Htücl Brot, welches ich m Kamel'lmllch tunttr Als wir gegenseitig einiges Vertrauen gefahl haltm. wurde vo» Politik qesvroche». Die vvlitiscken Gespräche der 7» Araber rrehen sich immer um die drückenden Steuern und um den Staatsschatz, der sie ausplündert. Man rrmbr, daß ich Arzt sey. In wenigen Augenblicken hatte ich eine ganze Slbaar Patienten, 3n Arabien ist «in Arzt gleichbedeutend mit Zauberer. Einige fragten mich-um ^iath, andere verlangten Liebcstränte Man führte einen Aussätzigen und einige Vlinde her. Ich war leider weder cm Propbei noch ein Wunder! bat er, um die Unglücklichen beilen ^» können. Die iunsstn Mädchen waren sehr schön. Die Araberinnen der Nomadenstämme siild iin Allgemeinen wohlgestaltet. Aber es befanden sich unter der ganzen Bevölkerung mehr Kranke alö Gesunde. Sir leiden insbesondere an Augenlrankbeiten, Allssatz und veralteten Wunden. Nm vier Nhr Morgens nahnlen wir Abschied von lin» seren Wirthen, Die Männer begleiteten uns bemühe eine halbe Meile und wünschen »mö zum Abschiede alleö mög« lichc Glück, Dieser Prllsftamm befand sich noch in dem patriar» chalischen Zustande, welcher in der Bibel beschrieben wird. Man s.ib wohl. das« diese ^toinaden iuit fremden noch wenig oder gar nicht in Berührung getommen ware». Ali« e« Tag war, jagten wir viele Gazellen auf, Sie bailen Junge. Wir verfolgten sie am uusern Dromedaren und fingt" fünf oder sechs. / , (5s war im März. aber gegen eilf Uhr wurde dle Hih« unerträglich. Da wir aber in der 9lähc von H^eS iraren, so woUlen wir nichl Halt machen, lSixe Stunde »achhsl sainell wir rn ^crqen herabstürzende Wasser ein neues Bett »n ocm Hanvc aufzuwühlen, unv oft werden große Felsen» ftüse blö weil in die (5bt„e berabgewälzt, Auf den «rften 'Anblick scheint dail Va»d nicht so dürl »no unfruchlbar. w,e eS wirklich ist. Es gibt in dieser Wüste llNlge Oas,n, deren Gräser so hart sind, daß sie von den ih,rr,n verschmäht »nd nur lm äußersten Nothfall gefressen werden. Diese mit Gestrüpp bewachsenen Oasen wimmeln von Pt-llhüdnlNl. Nsppdül'nern, Hasen und Schakalen. Di,Horn- 7S schlangen sind sehr häufig! wir hörten, daß sich diese giftt» gen Reptilien zwischen die ssüße unserer Kaniehle schlichen, aber zum Glück wurve keines gebissen. Auf halbem Wege kamen wir mitten in ein Zigeunerlager. Die armselige Schaar hatte leine Zelte, leine Hütten, fein Dbdach; nur einige magere i!astthiere grasetrn unweit des Feuers, um welcl'e^ sich die Zigeuner gelagert hatten. Die Zigeuner neibcn iin Dri>'nt dieselbe Industrie wie in Europa: sie prophezeien, brauen Zaubertränke, ssechicn Körbe und schnitzen hölzerne Löffel. Wenn die Gelegenheit sich darbiete^ so stehlen sie auch. Für sie scheint das Sprichwort! Gelegenheit macht Diebe, eigenS gemacht zu senn. Die Zigeunerinnen war«, schön und üppig gebaut, aber mit Lumpen und Ungeziefer beoeckl. Dl>! Zigeuner w^c^n >m iDltciu wle l» b'liiopa von der o"ffe,ulichen Meinung verfolgt. Die Araber nennen sie Dschingali, Tie waren sehr erschrocken, als sic uns bemerkten. Wir glaubten anfangs, alö wir oas ^euer in der ^rrne lal'en, in der 'Kiähe eineü arabischen Noinadensiammeü ;n sc'.,n. Wir wurden daher sehr enttäuscht, alö wir die lumplge Zchaar erblickten. Wir hielten nur eine kleine Weile an, um unsern I hie« ren eine kurze Ruhe zu gönnen, und ol'ne unser Gepäcke aus de» Auge» uno unsere Hände aus den Taschen zu lassen. n lllil .jlallNlailscrni. — ltiil neuer Prnllhel — Die >)lat»l g »el den, ^cherif. Geqen neun Uhr Abend? famen wlr in ein große«, sehr relzeno ,, am auptrsten Horizont gesehen. Ans dem ^län^ndett Silbersteifen unlerschied man einige g^gen Norden segelnve schiffe. Wir stiegen vor einem sehr großen, aus Pambuö lmd Rohr erbt«llt,n Karav^nftrat ab. Dieses seltsame Gebäude bildlle einen unqchsuern Dom. so groß wie die Kuppel der Eoplnrnlircl"! zu l5onstant>novrl. Ninqs um daS Gebäude, an den äußeren Wanden ivaien vielleicht einhundert Nischen an» gebracht, ^tdc Nische rientc einem Kamman» alöWohnunq. Dl Innere ruhte aus Palmenslämmen und rer ^an^e Va» »var liügemein lelcht und zierlich, zugleich aber so stark, vast er vlelittchl säion zwanzig Jahre dem Samum nnd den tropischen Negengüssen troy qebolen hatte. Alle Waaren standen uiuer dem Sclniv drS W»rthes. welcher wiederuin mmrder strengen Aufsicht deö Schrifh stand. Am ^lnganqe befand sich ein Kassehh^uo, »nd diesem qegenübtl eme Varl'ierstude. Aus vem geränuuqen Hose wur« den alle Kamehle, Maulchlcre und Pserve untergebracht. Mehre sür dlt Kausteuie bestimm», Zellen waren leer, und wir nahmen bis zur Stunde der Mahlzeit uon denselben Vcsitz. Gegen eilf Ubr erschien oer Sckcllh persönlich mil leinen Dienern, um uns die Speisen zu bringen, Diese bestanden aus gesottenem Hammelfleisch, Pilau, Datteln, frischer und saurer Milch. Dic saure Milch wird mit Aneis und Kümmel gewiirzi! dic Araber halten diese Gewürze für ein Schuhlnittel gegen das lieber, Unsere Thiere tvurden eben!o reichlick besorgl wie ihre Herren. Der Sckeifb blieb mit seinen Sclaven in ehrerbietiger ^insernung stel?eu, während wir aßen, und erst auf meiite dringende Ginladung kauerte ^r sicb neben uns nieder. Solche Mahl^eilen dauern gewöhnlichcmeViertelstunde, Man ißt ohne zu trinke,,. Nach der Mahlzeit trinkt die ganze Gesellschasl auö eine: einzigen iasse, so wie man auS einer einzigen Schüssel gegessen hat. Die Höflichkeit enorocn, daß man die lasse nicht gan; auotrinkt und dem Nachbar den Nest überreicht. Die Spanier und insbesondere die Spa« nicrinnen haben diese Gclvohnhnl, welche su- ohne Zweifel »on den Arabern angenommen, dw in unsere Zeit beibehalten. Nach dem (kssen wurde der Kaffeh saunut den Pseifei« gereicht u»d daö Gespräch begann Der Gcheifh und die Einwohner dec! Orle^ sprachen viel uon einem angeblichen Propheten, welcher ilch für den von Mobammtt angefilndiglen > Mahadi" auijgab Dieser Mahadi ist der Messias, das >ft vle zwelie ^richeniuog Uchll^i auf (^rden. ^' ^u,:,^'? —> z.,-. n, ,>- n, ->^-M 75 Dieser Prophet und seine Junger wohnten in dem Dorfe Dschobla, (?r machte Proselylen, predigte den Kncg gegen die Tcherife und insbesondere gegen den Imam von Sana, den er einen Usurpator nannte. Gr gab sich für einen Nachkonunen Ali's aus. M war das erste Mal, daß wir von ihm borte». Die Leute meinten, der Mahadi werde das ganze Land erobern. Von differ wahrscheinlichen Eroberung wurde bis sieben Uhr Abends gesprochen Dann brachen wir wieder aus. Das ganze Theama oder Küstenland ist uor Zeiten ohne Zweifel das Bett eines Meeres gewesen, so daß das jetzige rothe Meer etwa uni ein Drittheil breiter war. Alle Beobachtungen, welche ich aus der Neise gemacht, hatten mich in dieser Meinung bcstärll. lieberall hatte ich an den Seiten der Verge so zu sagen ine Umrisse der Wellen gesehen. Ueberall hatlc ich Muscheln gefunden: ein sicheres Znche», daß sich einst das Meer bis an die Gebirgskette erstreckt haben Mußte, lleberdies hatte ich überall dünne Salzschichten ans dein Tande wahrgenommen. Außerdem wurde die Thatsache Noch ourch ;wei «rscheinnngen bestätigte durch die magere Vegetation und den salzigen Gesclnnack des Wasserö. Wir befanden unö nun auf dem Wege, der sich durch das ganze Küstenland von Aden bis an den obersten Theil des arabischen Meerbusens erstreckt. Wir hatten das Meer etwa zwei stunden auf der reä'trn Seite. Je näher man dem Meere kommt, desto dürrer >i»d sandiger wird der Voden. (5ine Menge Wasfelvo'qel durchzog schreiend m»d pfeifend die k'uft. Nach einem zweistündigen Marsche machte» wir Halt, u>tt unsere lhiere ausruhe» zu lass»'». u»o ohne abzusteigen 80 begannen mtr ein Gespräch mil den Oinwohnern fines kleinen Hincndorfes. Je näher wir der Stadt Motka tamen. desto lebhafter wurde die Straße: man sah, daß man in der Nähr einer Handelsstadt niar. Wlr begegneten einigen kleinen Karava» nen, welche gegen Noroen zogen. Wie gewöhnlich sprachen wir einander an lind oann setzte jeder seinen Weg fort. Die Araber pflegen unterwegs beständig Lieder zu singen. Der Solostimme antwortet der Chor und klatscht vabti m die Hände, ?n der Nacht Hal oieser Gesang einen ge-wissen Reiz, Der Mullab oder Karavanenführer reitet einen Esel. Die Karavanen werden immer von einem Vsel angeführt i die Kamcelc, mit dem Zchweise aneinander gebunden, folgen in einer Neitie. Der Mnliah gibt iinmer das Zeichen zun« Anhalte» nnd reitet fündig Schritte voranö. uni den Mullah einer entgegenkommenden Karavanc anzurcoen Außer den Kar>w>N!m begegneten lln<^ Couriere, welche an unö vorbsigaloppirten und unö in der ^'ilc den muscl-»nännischen Gruß oder die Stunde oder eine Neuigkeit zuriefen. Von Zeit zu Zeit sah man auch berittene Ticherheitö» agtnten, welche die Straße bewachen und für die Nuhc und Sicherheit der Karavanen sorgen. Dir häufigen C^^'im' von gefallenen Kamchlm, welche man unterwegs sttht, gel^ü Ve» Vewcit», wir belebt diese Strasie ist Vor Soniu'lunlsgang tasteten wir nur cinige Minuten ,n einem Dorfe, Wit wottttn die Morgtnkichle benutzen und brachen bal» wicoer auf, , , , . ..,.,. ,^ .. 61 Um neun Uhr Morgens stiegen wir vor einem Caravanserai ab. Dieselbe Scene wie auf der vorigen Station wiederholte sich. Der Scheith brachte uns die Speisen, oas Volk versammelte sich um uns und begaffte uns, und der Prophet Mahadi bildete wieder den Hauptgegenstano des Gcsplächts. Wir brachen beim Veginn der Nacht wieder auf, denn nur in der Nacht ist es möglich, in Thcama ;u reisen. Wir hatten nur noch sieben Meilen bis Mokka. Die Straße wnroe immer belebter. Unsere Karavane selbst war außerordentlich groß geworden. Bei unserer Abreise halten wir kaum dreißig Personen ge^äbll und jetzt waren nur mehr als zweitausend. Unsere neum Reisegefährten waren Pferde« Händler, Milchverkäufer. 'Geflügel« und Dattelnhändler, zum Theil gan;r Familien. Alle ritten auf Pferden, Kameh-!en. (?seln oder Maultbieren. Die ganze Karavane bot einen hö'chst malerischen Anbjick. Vei Tagesanbruch, zu der Stunde, wo der Schein der Sterne vor der Morgenröthe ^u erblassen beqmm. be-Merkten wir die Sladt Mokka an« äußersten Horizont. Mokka bestel't ans ;wei Theilen! aus der befestigten und der offenen Stadt, Wir tonnten nur in die offene Stadt t'nziehen, denn die Thore der andern waren noch geschlossen. Die Hhore werden erst nach Sonnenaufgang geöffnet, und Mnn öffnet nur die in dem Hauptthor befindliche lleine M'ste. Die ersten ^eittc, welche m die Siaol lommcn, sind die Mlchmävchen llNd Wasserträger. Di, offene Stadt ist ungemtin Mlllerisch. Die meiste!» Häuser sind von Vambuo uni> mit Gärten umqeben. (5^ sind darin etwa zweihundert öffentliche Harems, dreißig Caravanserais und eine Menge Kaffehhauser. Hier ist das eigentliche Leben uon Mokta. unv wie überall gibt sich das Leben durch Bewegung fund. " ^"-' Gin großer Fluß, Napi-cl-Kebir genannt, kommt aus den etwa uier Meilen entfernten Bergen und bewässert einen Valmenivald und die Gärten von Mokla. Oberhalb der Stadt ist eine alte Citadelle, welche als Gefängniß und Strafhaus dient. Dir Anhöhe, auf welcher die Feste liegt, ist ganz von Palmen beschattet, wodurch dieser Theil der Stadt einen ungemcin reizenoen Anblick erhält, Mokka ist die eigentliche Hauptstadt des Theama und sollte auch die Residenz des Scherifs Hussein seyn. Aber Hus< sein wohnt lieber zu Abu>Arisch, wo seme Vorfahren ge« wohnt haben, In Folge seiner Abwesenheit ist ver Scherif Hcyder mrln alö Statthalter. Er ist eigentlich Vicekö'nig. )n der offenen Stadt ist ein großer Brunnen, welcher beide Stadlthelle mit Wasser versorgt. Die Kameliltreiber schöpfen das Wasser in großen irdenen Krugen und tragen ts in die Häuser. <.,? .. ,..?^ ,» Wir stiegen vor eine,» Karavanserai in der Nähe die-st« Vlum'enö ab. Das Gebäude ,st von großen Sylomoren und Tamarinden beschattet. W»r warteten dort bis die l Hort geöffnet wurden und der Schrrif von unserer Anlunft Nach' richt erhielt. Sobald das Zdor für die Milchversäuserinoen und Wasselveiläuftl geöffnet wurde, begab sich der Ansüh-rer unserer (iöcorte zu Fuß hinein, ^"/ > 2 Der Scherif hatte sich nach dem Morgengebet wied«r zur Ruhe begeben, so daß unser Nahib warten mußte, denn die Sclaven des Scherifs mochten ihren Herrn nicht stören. Erst gegen neun Uhr kam unser Vote mit einigen Offizieren des Tcherif zurück. Letztere begrüßten uns mit dem Ersuchen, noch einige Augenblicke zu warten, da der Schcris uns mit seinen beiden Neffen entgegenkommen wolle. Uebcroies sollten seine ^eute Zeit habe», die Zimmer sür unö in Vereitschaft zu sttz"', , i , ^z , .^ -nn,i Wir waren sebr ermüdet und waren dieser Höflichkeit gern überhoben gewesen; aber wir tonnien nicht nach unsere», Belieben Handel», Um eilf Uhr erschien er in Begleitung seiner Neffen und mit einem Gefolge von ctwa dundert Mann. Sobald uns die Ankunft des Zcherifs gemeldet wuroe, bestiegen wir unsere Dromedare und ritte» ihm entgegen. Äl<« wir einander auf zwanzig Hchritte nahegekommen warm, rille» wir beiderseits vrrans, um uns i» berkomm-licher Weise zu begrüßen und ;u umarmen. Dann setzte» wir unsern Weg fort. ^ch eröffnete an der Seile des Scherifs den Zug, und wir ritten >n die Stadt. Alle <5mwobner waren auf den Ttr^ßen, küßten ihm die ^üste. bl-nihrtrn den Sauin seines Gewanves und begrüßten lhn mit dem Auf »Salem Aleikum!" Die Straßen waren so gedrängt voll, las; nur eine halbe Stunde brauchten, biü wir den Palast des Schcrifs erreichte!,, obwohl wir ka»m vierhundert Schritte von dem- einer arabischen Stadt. ^ilVlta ist vor faum fünfhunderl )ahren a/^ründet, Än ilnc (Gründling lüüpsl sich eine Tage. l5i„ ^iilsiedlrr, welcher in dem Nufe einec» Heiligen stand, wohnte in einer Hiitte, im Schatten rrö PalmenwaldeS. der noch hcull eint Zierde uon Mokla ist und die Tmdt inil rem in den meisten arabischen Städte,, so seltenen Schatten versorgt. Dieser Mnslsdler war der ssrste, drr die Wissenschaften d>« Kassebs e>ltdecf,e; er bemerkte neinlich, daß die Ziegen, welche die würben Knospen ?es Strauches fraßen, die lebhaftesten »nd muntersten „n!>r allen waren. (5r hieß Schell Ecbädcli. ' '"" '""^ '^ '"" '«««" ''U,ll?..i D Eines Tages warf ein von Indien nach Dschidda se< gelndes Schiff auf der damals noch öden Rhede den Anker. Die Schiffsmannschaft bemerkte in der Ferne unter den Pal« men eine einsame Hütte, und die Neugier trieb sie ans Land zu geben nnd den Vewvhner der Hütte zu besuchen. Sie fanden Scheit Schädel«. Dieser bewirthete sie mit dem von ihm erfundenen Trank, den er nicht gcnug rühmcn konnte. Die Indicr, welche diesen Trank noch nicht kannten, fanden ihn köstlich! sie bemerkten, daß sie nach dein Genuß desselben ungemrin munter nnd aufgeweckt wurden und ganz neue Gedanken und Gefühle bekamen. Sie glaubten daher, der duslige Trank könne »em Schisfscapitän, der an einem hartnäckigen Uebel lttt, vielleicht heilsam seyn. Sie holten ihren Capitän nnd erzählten ihm Wunderdinge uon dem uu« bekannten Trank. Der Einsiedler gab ihm eine Tasse Kassel), Kaum hatte sie der Capitän getrunken, so suhlte er die wohlthuende Wirkung des IranfeS; er fürchtete nur, daß die augenblickliche Besserung nicht von Dauer seyn würde, wenn n aushörtt, das Gelrank zu gebrauchen. Der (5msiedlrr sagte zu ihm »Schiffn hier eure Waa« ren aus nnd errichtet hier an dieser Küste eine Niederlage' lch verspreche (5uch, dasl eucr Waarenlager bald von nner großen Stao> umgeben seyn wild.'' Der Capita'n befolgte den iiiach, und so wurde die Etad» Mokka gegründet, die Prophezeiung dcö Gründer« ging ,„ Cilfüllung! es wurde eine große, reiche Stadt. Dai, Grad des Scheil Schäteli befindet sich nnte, der Kuppfl .'l,,er großen Moschee in der Vorstadt. Dle Kup" 86 pel führt ?einen Xiamen, der für alle Einwohner heilig ge« worden isti sie schworen nicht bei Mohammed oder Allah, sondern bei Scknf Schädeli. Die Kaffehwirthe ^umal er» N'cisen ihm qan^ besonder.- Vrrchrunq, welche stch durch die eben erzählte Leqende qanz natürlich erklärt. Jede musclma'nnische Zunft hat übriqens ihren Schutz« patron. Die Varbicre baben Slimau. dessen Grab ;u El-Madian, unweit Bagdad, fie noch jetzt besuchen. Daueb oder David ist der Schutzpatron der Schmiede: Ibrahim, der Maurer und Koche l l^dris, der Schnein-r-. Habil. der Tischler. DscherdsclM oder l^eorq. der Kupferschmiede j Mo» hammed Ibn-el-Iemani, dn Fleischer u. s. w. ^ '^»''ll So wurde Moila eine der blühendsten Städte des ^'an« des Icmcn. Sie ;älilte bis zu fünf;iqtmisend Einwohner. Aber seitdem Hobeida von dm türkischen Befehlshabern be« qünstiqc wllrre, hat Molka viel von semcr VcdlUlunq als Handeldstadt verloren. Die Cntvöllellln^ '.'on Mokla hat mehre Ursachen' die Pcqünsli^uuq von Hodeida, die türkische (froberunq und die Auswanderungen, welch,- in stolqe de. (^nipöruna. des Scherif Hammnd stattfanden. Endlich hat auch die (iholera anl ^an^en roihen Meerc u>ld inöbcsollbere zu Molla schreck' lich geivüchel. l ^^ -. ",.!<-, ; n: ' >' in, 7^,yt helrä^t di, Ve^ö'lferunq der geschlossenen Stadt nicht mehr a.ö fünslausend Seelen. Die ^inwohner^adl der offenen Stadt ist schwer zu ermitteln, da diese Vevöllerung beständiq wechselt, annäherild lann man sie a»s ^ehntau^ send Seele» schälen Die Bevölkerung l'tstel't a»^ Arabern, Banianc», einigen allen Zürfen »nd Viref Vey »var nicht minder erstaunt, mich bei dcm Echeris Header zu finden, als ich mich über seine Anwesen« hm wund'rte. (^r lam wieder uon Aden, ^r intriguirte im« merforl zmn Schaden Hussein's und del! Iman von Sana und zum Vortheile der iürket. Alö ei erschien, zo^ ich mich zurück. (5schref Veu begrüßte mich und meldele mir seinen na» hen Besuch. AlS ich wieder in meiner Wohnung war, besuchten mich der iuna.e Hussein und Abd »el-Meles. (5s war daö erste Mal. d^ß wir unl> sett unscrer lrennun^wleder sahen. Die beiden jungen Prinzen wollten sogleich d»e Rück« leise nach Abu-Arisch antreien. Das Mmia von Mokla war ihnen zu hciß ilnd das Gewühl der Stadt unangenehm. Außerdem scbnte sich Abd -el.Melel nach seiner jungen Frau, sein Honigmonat war noch nicht zu Ende. Nach einigen Ta< gen konnte ich mir sttne Sehnsucht recht gut erklären. Während die beiden jungen Prin^n da warcn. wurde Hädschi Eoliman geincldet. Der Schlingel schien durchaus nicht von mir lassen;u wollen. Ich fragte ihn, was er in Motta ;u thun babe; ich vermuthete saft, daft er Befehl hake, mich nicht aus den Augen in lassen. l5r anlwritric inir, eer Scheris von Hodeida halx ihn in Folge dcü guten Ztugiuff^, welches lch ihm gegeben, soqleich nach nicincr Alnvisc crsuchl, scin Gliick andenvo zu suchen. Dieses Glück suche er nun in Molta; alicr es >eu nicht wahrscheinlich, daß er »ij finden werde. Uebrigms sey er nieder Arllllerist qewordcn uno ina,l habe lhi» eilen mo« l^ttlich>-n Sold von vi»'l ialarii< nebst freier Kost verbrochen; man habc >uin nicht Wort qlhalten u>ld er erhalte nvder seine Nationen »och seinen Zoll»; er ^ahle dal'rr alls niä', il'in stine drin^olldsten Vednrsnisse zu verschaffen. .^ch gab id>» einen monaüichen Told. Er kü^te mi» n'ie i„!ln>, dic Hailo und entfernte sich sehr erfreut. (5ms mu, vcrlanqen. denn es war unsere Pftichtz aber wir werden ein Gcschcnt nicht verschmähen. Sie nahmen wirklich fünfzehn Talaris an. Dies war das Mindeste was ich ihnen geben konnte — fünf Francs für den Mann, Die Reise auf Kosten oes Sckrrifs tau, mir dop« pell sr l>oä' ^u stehen, als wenn ich aur meine Kosten preist wäre. Denn blieb ,in paar Taqe in Mokka. Ani zweiten Mor« gen fain Srllman wieder )cb glaubte, er habe seinen mo» natlichen Sold in n ein Vandömann l.'on mir zu MrNa qelandet. Wer dieser Vandömann war^ da^ lonitt^ mir Soli->»a>l nicht genau sagen, lfr schilderte mir cincll maqercn Viann von fünfunddreißiq fahren, dessen Oesichi von der Sonne qebraunt seu unr dcr ras Kreuz der iihrenle^ion traqe. ,cinve,i, nnd wäre er mein verl^nuesil-r ^«sund qeive» >"', unbelannl seun, denn ich l'aüc ,a dlesen Namen erst in Dschidla dri nilinem Ueberlrilte ^um ^slam angenommen. Me,n Vandsmann heqte den ledbaftrsten Wunsch mich l'l sehen, und Solima» hatte d>, Verillittlunq der.^usam. "'l-„l>msl »nislilrmmr» fts handelle sich hier freilich um Vsobachlung der <5llsetl<-. Dcr Ilnbelannle schien, so viel 90 ich entnehmen konnte, im Auftrage der französischen Regierung zu reifen i ich halle einen officiellen Charakter, den ich von der ^ocalregierung erdallcn, so daß ich nicht wohl den ersten Besuch machen tonnte, Uebervies ist die muselmänni» sche Etikelte in diesem Pm'kte weil strenger al^ dic unsrigc. Man sprach darüber mit dem KchenfHeyder, der einen Ausweg ersann, er wollte uns Veide zum Kaffch einladen. Aber un> ihn einzuladen, mußte er wissen, wer er wa«. Ich erkundigte mich bei einem reichen Kaufmann, Namens Md'»el«Ressul, welchrr abwechselnd französische, und englischer Resident gewefen war, Abd'el.Nessul sprach geläufig französisch und wurde natürlich von alle» reifenden Franzosen besuch»! er iVuie llmen manche nützliche Dienste erwiesen. (kr nannte mir den Namen meinei! ^andgmanneo (5z war kochet d H<^ricourl, der von seiner zweiten Reise zurückkehrte. Ich hatte i'.)n früher in (5airo kennen gelernt, wo er durch em chemisches Millel die ssärbetrafl deo Indigo verdoppelt halte. Der Mascha von Egypte» halte ihn bamalA in seine Dienste genommen. Nir trafen also bei dem Scherif Heuder zusammen. Roche» d'H^ricour», den ich später, im Jahre l^49, zu Paris wieder sand und der svaler alö Consul m Dschinda ge^ ftorben ist, hatte eine» sür Frankreich sehr vorlhrilhaften Handelöverlrag mi» dem Könige Schoa abgeschlossen, Seidel war el auf der Reise von Regengüssen überrascht worden. Sein Vertrag, der mil einer in Äbyssinien gel'läuchlichen Tinte geschrieben war, hatlc durch den Regen sehr gelill»« und ganze Zeile» waren unleserlich geworden. Diett wa» ein W fast unersetzlicher Verlust, wenn er nicht di? Reise noch einmal machen ivollte, (^in Ausweg blieb ilim noch übrig, tr bälte sich an einen Gelehrten, der die Sprache verstand, wende» sönnen, um die durch den Regen entstandenen bücken ausfüllen zu lassen. Doch dies war eine mißliche Sache, denn man fonntc Rochet d H^ricourt der absichtlichen Fälschung beschuldigen. Den Reifenden legt man gar zu gerne etwas zur Vast, und Rochet d'H^ricourt wußte es aus Erfahrung, denn man hatte ihn schon beschuldigt, er dabe die Waffen verlauft, welche ihm die Regierung für den König von Schoa gegeben hatte. (5r fand wahrscheinlich seinen gelehrten Äbys« sniier, denn er kam mit seinem Vertrage nach Frankreich zu» rück und wurde febr gut aufgenommen. Außerdem brachte er sehr alte Manuscript! mit und machte sich durch die Einführung der Rinde und Blätter des <5ofsobaume5, welche ein vorzügliches Mittel gegen den Van5« wurm find, sehr verdient. (5r brachte auch ein sehr reich» haltiges Herbarium n»d werthvolle naturhiftorische Samm« llmgen mi», Seine intercssanlcn Rnsniotizen gab er später heraus. Wir begrüßten uno herzlich. Wer lange in fernen Vände, „ gelebt hat, weift die Freude zu schätzen, die man fühlt, wrnn man einen Landsmann si,-hl «nd die bekannten Vaute del Muttersprache milien unter fremdartigen ^'au« l«n hön, Vr schenltl dem Gcherif Heyder einige französische Naffeil, llin vu' Schwierigleiten, welche er aus dem Zollamt gefunden, auö dem Wege zu räuinen, Sri» Anzug war loxderbar und gehörte leiner Nation an. (5» lrug weile rothe Vemlleidsl und Sandalen wie die Mamelulm. eine bunte Jacke auf elner zugeknöpften Weste, «nen hellblauen Gürtel und eine Kappe von rothem Maroquin. Ob das die Uniform eines abussinischen Generals war? Rochet d H^ricourt war in Folge eines Kampfes, wo er sich ausgezeichnet halte, zum General ernannt worden. Unsere Freundschaft saunte die ganze Zeit, welche er in Mokra verweilte, uno er blieb ziemlich l,mge, da sich kein Schiff fand, welches nach dem Norden segelte. Eoliman lain noch einmal, um sich für die Zuführung meines ^andsmanneö ein Trintgeld zu holen. Wahrscheinlich hatte er Rochet d H^ricourt ebenfalls schon iu Contribution gesetzt. Ich gab ilnn wie gewöhnlich einiges Geld, (5r fi„g an sich zu üb.-nnlgen. das, er vurch da<^ Mißlingen feixrs VergiftnngSl,'ersuch,'s nicht«! verloren hatte. ,'..7 !'. !, l<' :!1 s n>1 '^^ Itchs.m — Ein lllulige5 '1ltt«r,ill'^l'. — Nll'lll^i Durch ^? immer die VefchneiDung rer lleinen Kinoer. Di, llntergebtNtn finoe,, iminer ihren Vortheil, wenn ßc sich be> lolchen Anlast,,, den Vorneh,nen anschließen. Die Tochter des Schenf Header war übrigens eine glänzende Partie, sie war schön und reich. Hussein hatte sie schon lange persönlich gekannt, denn unter nahen Verwandten ist der Verkehr gestattet. Tie Hoch^it fand im Anfange des Monats statt. Nach den religiösen Gebräuchen wurde die tief verschleierte Braut unter einem Thronhimmel in den Straßen von Mokka um-berqesülm. Die gan^ mit Schleiern bedeckte Braut wird von minder tief verschleierten brauen gesührt beschüttet die Kleider der Braut mit wohlriechenden Essenzen. Der Zuq dauert bis in die N'achl bei Fackelschein. Die' Verwandten. Freunde, Diener und Sclaven schließen sich dem Zuqe an, So kommt die Braut, die Hauptstraßen der Ttadt durchwandernd, aus der Moschee wieder in das Haus lbres Vaters, wo man s»e auf eine Art Bühne setzt-Hier bleib« sie siebe» Tage, mit geschlossenen Augen, wie eine indische Pagode, und lästt sich anschauen. Dabei ist sie reich ausgeschmückt. (5in sonderbarer Gebrauet, verdient hier eine ssrwäh. Mmg, wisse Quantität essen muß. Nach einiger Zeit nimmt ihr Ko'rpslumsanss zu: eine Eigenschaft, welrbe die Araber bei ihren Frauen oder Geliebten besonder« hoch schätzen. Wählend dieser Zeit gibt man den armen Geschöpfen nichts zu trinken; höchstens löscht man ihren Durst mit einigen Tropfen Wasser, Vei ven Armen, deren Mittel eine so lange Mast nicht erlauben, besckräittl man dieselbe auf neun Tage. Daher haben vie Armen auch ine so wohlgenährte grauen alc< vie Reichen. Nachdem rie Vraui gemästet ist, wird st,' von ihren Freundinnen ins Bad qefi'lhrt und qesalbt. n>^ ^ Während der »Ausstellung" kommen alle Weiber der Stadt, nm die Vrant zu sehen. Nachdem man sie in Augen» schein genommen, besichtigt man ibre Ausstattling. )n« Hose machen Tänzer un? Musikanten ihre Künste. Den Täinerinnen tlebt man gcn'öl'nlich ein (Goldstück aus Stirn oder Wangen; vn Musilante» >v>rft man ein Geldstück aus den 5clle>. Viele Araber, welche reicher schonen wollen als ne nno wenen ein Goldstück ooer einsn Talari auf ven i eilet, jeroch unie» dem Vorbehalt, daß der (^eber seine Gabe zurücknehmen und g?gen ein ll»'in,ses Geldstück vertauschen sann, t Die Mutter, »velche ihre lochter dem Gatten übergibt, ermahnt sie dringend zum Gehorsam und zur Häuslichkeit, damn oer Galle das Paradies aus (irden ftno«. Aber leider weroen diese (frmalmungeu ost eben so wenig besolgt wie M>t der Vermalung der Prinzessin wurden zugleich drei oder uier andere Hochzeiten gefeiert. (6s g^ib also einen langen Zug durch dir Htadt; >,ri->, Vraut ging. von ihren Verwandten uno Freunden begleitet, unter einem Thronhimmel. Ganz Motla w^r aus den ^üßen. Dlc terrassell 95 waren mtt Frauen bleckt, welche dem Zuge geräuschlos wie Gespenster solgtm und von einem Hause zum andern huschten. An den Seilen des Zuges wurde mit Flinten und Pistolen geschossen. Ueberall herrschte Freude. Vlöhlich erschien an einer Straßenecke ein Mann, eine Art Derwisch, der eine Flasche in der Hand hielt. Er stürzte aus den «-inen Bräutigam zu, stieß ihm sein langes Messer in den Hals und zerschlug die Flasche, Der junge Maun, tin Indier, ging noch einige Schritte und sank dann todt zu Vodcn. Man irug den Todten in die nahe Moschee, wo man ihn für das Begräbnis? einrichtete. Die ohnmächtige Vraut wurde nach Hause gebracht. Dir Ursache drs Meuchelmordes war die (^iftrsucht. Der Derwisch, weichn- das junge Mädchen seit threr Kindheit gekannt hatte, wurde von ibr gcüebt. aber der Vater hatte seine Einwilligung ;u der Heirath nicht gegeben. Die öffentliche Meinung erklärte, daß die übrigen Ehen, welche zugleich mil jener des jungen ^ndiers ge« schlössen wären, ein unglückliches (§ude nehmen würde,,, Der Mörder wurde noch gesucht, als ich Mokka verließ. Die (5l'e 5es iungen Hussein war in der That nicht glücklich. Die junge Gatnn siaib im Wochenbett, nno wir Werven später cue Katastrophe erzählen, wrlchs den Schcrif Hussnn selbst erwartete. Der Mord schien >ogar i» seilnin »üinnielbaren Vr-folge Unglück;u bringen, r>sn» a,n solgeni^en läge kamen Eilboten mi, der Nachricht, der nriie Mayadl sey sengend und br,nne>,d aus dem Gebiet »es ZchcrisS erschienen uud 96 behandle alle bestehenden Secten als Ungläubige. El sey strenger als Wahab selbst, denn leine Secte nnde Gnade vor ihm, uno er w^lle den Ic!lam zu seiner ursprünglichen Strenge zurückführen, ooer mit andern Worten, ihn für die jetzigen Mohammedaner unmöglich machen. Vr war nur noch einige Meile» von Mokka, in wem« gen Stunden fonme er vor der Stadt seun. Man sagte, er führe zahlreiche Truppen und Artillerie bei sich. Sogleich wurden Eilboten nicht nur an Hussein, son-dern auch an oic übrigen Lchensc geschickt, um Hilfslrup« pen herbeizuziehen. Zugleich wurden Geschütze aus vie Wälle gebracht; die Vtiahuna, versammelte sich auf dem Hauptplah unv alle Vorkehrungen zum Kampfe wurden getroffen. Ich war aus vie crstc Nachncht in ren Palast geeilt. Die Sache lam so unerwaltct, daß der Schcrif Hryder sich nicht zu helscn wuftle. Jeden Augenblick tamcn neue, zum Ztieil widersprechende Nachrichten, Die Vcrölkerung der llm-gegeno vcrsamlnelte sich lamnn'rno vor den Thoren, Diese waren geschlossen und man ü^s: vle Fliehenden »nr einzeln in die fleiue Psorle. Au, meinen Nalh schickte der Scheris sogleich Streif' wachen aus, »m besilmmte Nachrichten zu erballen Md'»tl' Melek ging mtt ib»m. Moll.» lra, übrigens siart genug vertheidigt, um nicht durch einen Handstreich genommen zu werden, lleberoiei« war der neue Prophet aller Wahrscheinlichkeit »ach kein großer Slraicgillr, um eine ssgclmä'siigc Bil.lqnung fühlen zu können. Die Slrciswachen luionl zurück. Sie melde«cn, daß sich del Prophcl gegf»' dcio Gebirge zurückgezogen habe. Die Razzia se„ übligeno furchtbar uno er habe reiche B»'ute ge» macht i alle schönen Mädchen, vie er unterwegs gefunden, habe er fortgeschleppt. Der Scherif gab Vefehl ihn zu verfolgen. Es war allerdings zu spät, aber die Bevölkerung verlangte diese energische Maßregel. Der Scheris trug gleichwohl Bedenken, seine Kabftlen gegen ihn zu schicken, denn die Worte solcher Abenteurer haben zumal auf die Gebirgswohner immer gro^ ßen Einfluß, und es war leicht zu besorgen, daß die Kaby« len übergehen sonnten. Die Besatzung theilte sich in zwei Corps. Das eine blieb in der Stadt, das andere marschirte aus , um die Räuber 5» verfolgen. Diese hatten aber schon einen großen Vorsprung gewonnen, ste befanden sich schon im Gebirge, als ihre Verfolger nach Orebat lamen. Das ganze Landvolk verließ nun ebenfalls die Stadt, um sich wieder nach Hause zu begeben, t5s fand freilich nicht jeder seine Wohnung wieder, eine Menge Häuser war in Brand gesteckt. Der Weg, den der Proplict genommen, war mit rauchenden Trümmern und Leichen bedeckt. Ich habe den Scherif Hryder bewogen, seine fünftau» stnd ,ssabnlen in den äußeren (Garnisonen ^u lassen, mn den Mabavi nn^uschüchieln, fallö oerielbe einen neuen Mallbzug beabsichtigte. Die übrigen fünftausend Mann sollten sich mit ibrrn <ae, Än'dlcil III. ^NZ, 0«.. ^»^2N>^ ... ^ , H Riistull^ll zur Ulsilsrrrise. — Hindl'silljsl' »md Als die Nlldc wieder hergestellt war, rlistccen stch dtr junge Hussein unb Abd.el-Mtlek znr Neise nach AbU'Alisch. Der junge Gatte nahm natürlich seine Frau imt. Wir begleiteten sie eine Slunb? weit. Da es im Gebirge nicht geheuer war, so nahmen sie den am Meere hinführenden Weg. (6s that nur weh, mich uon ihnc» 511 trennen, ^umai da mir Abd-el'Melel sedr lieb qeworden U'ar. Inzwischen wurden in der Stadt und Umgegend viele Verhaftungen vorgenommen. Der Mahadi hatte nicht nnr unter dem Volle, fondern auch unter den Notabeln ziemlich viele Anhänger. Ich sehnte mich ebenfalls nach der Abreise. Die Stadt halte unter den damaligen Verhältnissen, zumal seit der Ab» reis, meiner beiden jungen ssrcunve, durchaus nichts Anziehendes sür mich i auch der Scherif flofile nur wenig Zu» neigung ein, denn er defafi weder den verstand »och das Herz Husseins, und war bei weitem stolzer als biefer. Au< ßerdein war mein LanoSmann Nochet d'H<-ricourt ebenfalls zur Reife gerüstet; erfühl am li>, April mit gunstlgel» Dazu lam, das, di, Hitz, täglich größer wurde Ich 99 fühlte, daß ich unter dieser Temperatur bald krant werden winde Ich beurlaubte mich daher bel dein Scherif Hender. Wir hatten bei dieser Gelegenheil eine ziemlich lange Unier^ redung. Es ist nicht leickt das Vertrauen und dic Freundschaft der vornehmen Moslem ;u gewinnen, aber es ist noch sckwcrer von ihnen loszukommen. Icy sagte ilnn, es seu mcin Wunsch mich nach Sana zu begeben, und bat ihn um sicheres Geleits bis M (^rcn^. Diese Mittheilung machic ihn sehr nachdenkend. Pei aUen orientalischen Völkern muß man sehr gcheimmßuoll bleiben und me sagen wohin man reisen will. Diesem Grundsaft gemäß datie ich erNäri, daß ich die Absicht hätte mich nach Bagdad und Passora zu begeben. Sana lag aber nicht auf dem Wege und überdies befindet sich jenseitö dieser Stadt eine große SandN'üste. Ich hätte mich zu Mokt'a oder Aden einschiffen und bis Mascale die Reise ;u Wasser machen sollen, Aber es war damals nichl mein Wunsch das indische Men ^u sehen; das nächste Ziel mnner Wunsche waren die Ruinen von Saba, welche Ärnanlo rinlge Zeit ^uvor mit so lNoßer Mühe besucht hatlc. Der Schrrif Header gab mir zu bcdenrcn, daß ich mit mir selbst im Widerspruch sey Ich antwortete ihm, daß ich bei dem beständigen Südwinde die Reise zu WassVr nichl ma» n fo»»s, die Vandreise nach Aden sc» noch schwieriger, we«! öle Veni'Zabeh die dori hiniührenden Gebirgspässe be> isl.u l',ellen^ ed bleibe m>>' valier nichts übrig, als den Weg «bsi Ea,, Dick von Tana aus wenden^ M fragte der Scherif; «durch die Wüste kann man nicht reisen. < »Wenn cS nicht möglich ist,« anlwollete ich, »so komme ich zurück.« ' , ^ n ^^ic.,^i/ ,.'..,- :,.! z,,'^' z^M »Gestelle nur.« erwiedert? der Scherif, »daß Du nicht Bassora ooer Vagdar, sondern Sana sehen wiUst. Warum bist Du nicht dilecl von Abu'Arisch dahingegangen?" »Weil der Gedanke nach Sana zu gehen mir erst ge» lommen lst, als ich sah welche Schwierigkeiten mit der Reist nach Aden verbunden sind." «Aber der Südwind wiro aufhören ..." »Das ift walmchemlich, aber,S ist anch möglich, daß cr noch lang? ailhalt, „üd ich will m ch dieser Gefahr nicht aussehen >Weini eo dl'in ernster Wille ist, so will lch Eilboten an meinen Bruder Hussein senden, um ihindtinen »eue» (.^nt> schluf; nn^lttheilei,, «Aber d,e (5ildo>t'! werden erst in zehn Tage,, zurück« fommcn , , , ,, .Schnelleie MlUel stll'»» mo nicln ^> Gebote,« „Allerdinqe, Du haft >a Brieftauben. Schreibe an dclnc» Bruder und 'chlcke eine lanbe alv »Gnl. >^glc cr, »ich will eo tl?un," Än demsflden i age schrieb er und die 5aubm wurden i„ immer Gegenwart losgelassen. Als ich ih>, verließ, äufteric «ch meü« Erstaunen, daß er als Scherls. alö Slatchalle», <,I0 Vicel^nig von Moll« sich silr verpflichte! hicll. l,l, seinen Vruder zu schreiden, eh« er nur oie (>ll>i>ll'>>ift erll)tiluiöwe,chende Antwort nlcht t^uscben, sie fam mir indesi qnt ;u Ttatten, indem sie nur Gelegenheit bot, mici' oemlich ;u erNaren. Ich erklärte dem Fcherif. dafi ich am 2alten. Diese srcl'S lag, kenutzi,- iä' ^ini Verlauf eine? Thel< l02 les memer Habieligfenen, ^reiche für meine bcrrrM'bmre Neise viel zll zahlreich »raren. Ueberoies wollte ich in vem mit Räubern angefüllten Gebirgslande nicht Zu reich scheinen. SellM und Mobamnied folllen nicht mebr für meine Diener gelten; der erstere sollte sich für einen Reisenden ausgeben, der zufällig meine Vekannlichan gemacht kabe. ier Andere sollte der lzigentbümer meiner Dromedare sen», Meine .''le. qrrin follle für dlt Srlavin des einen ?on beiden gelten. Ick rerlaune daher meine drn Pfcrle. meine teppiche m,inf 'Ilolftrr, fnr, vcis yan;e orientalische Hauöqeräth. wel» ches lch mit nur fä'lepple. Icb debiell nur meine dre» Dromedare lüld die notl'wendigsttn Reisebevürfnisse, Meine Kleider, die zum lbeil iVl'r tosibar ivaien, lies: ich bei Abd -el Neisul mit oem Anül^^,', sir n^ä' Mascate ^u senden. -'' l''ü^ ^ül mein baareö Oeld kaufte ich einen Wechsel, welcher ebenfalls in Maöc.ue bei einem Vanjanen, ivelcher den Zoll qepachtet balle, zablbar war Der Credilbrief war von seinem t^lieqen in Mokka unterzeichnet. A»n diese Weise qlauble ich unqebinden und obne die Habsucht der Räuber ^u reizen, meine N ii'e macben ;u können. (^o kam 'reilich tarauf an, ob mich scr Scheri» irrt-laffen würde. Am 24. April balle lck urch teine Antworte ich be« merkt.- nur, daß sich ver Scher,,' taller qeqen mich benahm. Diese Kälte erstreckte Nch natürlich auf sein, Umgebunssen. A" dems''!b,n Tage erhielt ich einen Vrief von Abv -el-Melef. <5r schrieb mir, dasi i>r an der Erlaubnis» seines Ob,ims z,z>,lf1e, und qab mi, den Noth, ob»«? "imliche «r- 103 laubniß und in aller Stille abzureisen. Er meinte, sein Ohelm werde sich meiner Abreise nicht offen widersetzen. Am 25. ließ mich der Scheris Hcyorr zu sich bitten. Ich leistete dieser Einladung sogleich Folge. »Hltdschi,« sagte er zu mir, »ich habe wieder Vliese von meinem Bruder erhalten i er verbietet mir ausdrücklich, dcinc Abreise zu verhindern; aber er befiehlt mir auch hinsichtlich der Sicherheit deiner Person keine Verantwortung zu iibernebmen. Wir hoffe» Veioc, daß Du glücklich nach Sana kommen wirst. Dort wirst Du erfahren, wie schwierig eine Ncisc durch die Wüste ist, und Du wirft gewiß umleh-ren — nicht nach Mokka, wo Du jederzeit willkommen seyn wirst, sondern nach Abn-Arisch, wo Du noch willkommener ?eu.n wirst." Ich dankte dem Schern herzlich und ersuchte ihn, auch seinem Bruder in meinem Namen zu danken; zugleich zeigte lch ihm an, daß ich am solqendrn Tage nach dem Abendgebet abreisen würoe. «Es ist gut," sagte er, »ich habe Vefchl, alles wasDu zur Sicherheit deiner Reise wünschest, zu deiner Verfügung zu stellen, Ich soll Dich mit sicherem Geleit, mit ^ebensmit-» teln und Geld versehen. So lange Du in seinen Staaten bist, soll ich über Dich wachen. Du weißt freilich, daß seine Staaten nicht nber.'l-^aö hinausgehen, Ich werde Dich dem Gouverneur dieser Stadt empfehlen; er wird Dich vielleicht ebenfalls an andere Behörden empfehlen können.« Ich lehnte alle seine Anerbietungen dankend ab. Sobald ich nicht mel'r im Dienste dec» Scherifs war. glaubte ich für Meine Sicherhnt selbst sorgen zu müssen, Am andern Morgen in aller ssrühe schickte mir Heyder 104 einen versiegelten Brief an den Gouverneur von Ti>as. Ich habe von diesem Briefe keinen Gebrauch gemacht und besitze ihn noch. Ich erbrach ihn. nachdem nnhr als ein Jahr verflossen war, Ich befand mich damals auf der Insel Vourbon. Der Brief war kurz und bündig z er empfahl dem Gouverneur, mich gut aufzunehmen und alles was icli etwa wünsckte. sogar Gel?, zu meiner Verfügung zu stellen. Um eilf Ubr Morgens begab ich mich zu dem Schcrif Heyder, uni Abschied von ihm zu nehmen, (^r empfing mich sehr freundlich, drückte mir wiederholt seinVedaurrn aus und wünschte mir alles mögliche Glück. Er wollte mich durchaus ein paar Stunden weit begleiten, aber ich gab ihm zu bedenken, daß diese Ebre mit dem Incognito, welches ich bewahren wollle, nicht im Einklänge stehe; wenn die Gefahren, auf die er mich aufmerksam ge« macht, wirklich seven, so müsse ich Mokka in aller Stille uer< lassen, überdies sev ich nicht mebr berechtigt, eine (5slorte zn verlange«', da ich nicht mcbr im Staatsdienste Mi, Ich ersuchte ihn sogar un» grosie Vorsicht, falls man ihn über mich befragen wiirde, und nin Verscbweiguna. des Zieles meiner Neise. »Ich willige m Attest sagte er: .ich ditte Dicb nur, einen nckeren Führer anzunehmen, der diese Neise sehr oft gemacht hat." Ich hätte auch oieseö Anerbieten gern abgelehnt; aber ich sah wohl ein. daß ich das Mißtrauen nicht zu weit treiben durfte. Ich uadm daher den ssührer an. Am 2«!. April um sechs M,r Abends verlies, ich Mokka in Begleitung meines Führers, meiner Diener Kelim lind Mohammed und meiner Negerin Gammar. n .«" ^ 10ö -Miss«. — T!»a8. — Der 5cheris ^j8Mliel. — Dsch^'l)la. ^ «lieisc i)urch t)a5 uon dem 1IWM eroberte gebiet. Außerhalb Mokka sühn der Weg am rechten Ufer des llcd-el'Keblr hin, aoer eine Viertelineile von oer Stadt ritten n'ir durch dcn ^lich und befanden uns anf dein linken Nfor, Z>vcl Hlunren nachhei errcichten wir das große Dorf Mussa, welchco wahrscheinlich das Messa des Moses ist. Der Gesetzgeber der Hebräer nemn diese Stadt einen Hafcnort am rothen Meere; jetzt liegt Mnssa etwa vier Meilen vom Meere entfernt. Mnssa ist gan; von Obstgärten umgeben Die Vcvo'lle-rung belauft sich aus fünfzehn- bis achtzehnhundert Seelen. In der Nahe uon Mussa beginnt das Gebirge, welches sich biö nach Sana erstreckt. Gegen Morgen, nach zwolfstündigcm Marsch, erreichten wir Dorebal?. Die Oren;e der Staaten des Scherifs Hus» sein war nur noch vier Meilen entfernt. Wir blieben den ganzen Tag in Dorebab und erst gegen sieben Uhr Abends brachen wir auf. Iw,'i Zlundl» nachher kamen wir in Tl'>as an. Die Thore warrn geschlossen, Aber die arabische Gastfreundschaft scheint aus die Nachtleisenden bebacht zu senn, denn neben 106 jeder geschlossenen Stadt fi"det man eine offene Vorftavt, welche vie verspäteten Reisenden gastlich aufnimmt. Wir kehrten in der Vorstadt ein. Am andern Morgen schickte der Schenf zu mir, obgleich ich ihn von meiner Ankunft nicht in Kenntniß gefitzt hatte. Ich nahm die Voten natürlich sehr freundlich auf, und ohne cine Frage an sic zu richten zeigir ich an, daß ich ihrem Herrn sogleich lnelnc Aufwartung machen würve. (5inc Stunde nachher begab ich mich, von Selim begleitet, zu dem Scherif Iömacl. <5r war ein Neffe Hussein's, Man l'atte für diesen wichtigen Grenzn einen entschlossenen energischen Mann qewahlt Ich habe selten cineu Mann von so hartem, robem Arußern gcfeben, wie den Schern ISmael. Man sah schon auf den ersten Vlick, d^f, er weder für sich selbst um Gnade bitten, noch Schonung gegen Andere üben würde. Dir Festung !l',aö ist übrigens für Araber zlemlich un» einnehmbar, obfchon sie im Süden durch den hohen Berg Sabbro beherrscht wird, Auf der Spitze diefes Verges steht ein alter tluilm, welcher den gefürchtetsten Gefangenen zum Aufenthalt dient. Die Unglücklichen sind in einem wahren Verließ eingefpelri. Unter ilmen befand sich ein Verwandter deg Imam l?on Sana und em Ness^ dec« Scherif Hussein, der Vetter feines Kerkermeisters, Der Scherif Ismarl schien in Bezug auf nuch die größten Veforgnisse zu hegen, (5r fragte mich, wie ich nach Sana zu tommen, und welchen Weg ich zu nehmen gedenke. Ich antwortete ihm, daß ich den kürzesten Weg über Dschebel nehmen würde. i - ,. . ,^ > . ,,.. 107 Dschebel lft rine Stall im Gebiete von Sana, etwa zwölf Meilen von Tnas entfernt. Aber diefe Stadt hatte sich emprrt und dem nenen Mahadi ergeben, so daß dieser den fruchtbarsten Landstrich in Vesitz genommen hatte. Ismael war sehr erstaunt über meinen Entschuß; er Meinte ich würde nicht vier Meilen reisen können, ohne angehalten zu werden. Ich antworten lhm, mein Leben fe» in Gottes Hand und nichts könne mich be-vegen. dem falschen Propheten aus den, Wege ;u geben. ^!hurwasDu willst.' rrwiederre der Scherif; »es war meine Vfticht. Dich ^» warnen und auf die Gefahren, die Deiner warten, aufmerfsam zu machen. Du verachtest Memen Rath. tbuc daher was Dir beliebt« Ich blieb einen Tag in i^as, wo ich der Gegenstand der allgemeinen Neugier war, obgleich Niemand wußte wer ich war, uüd meine Diener mich für einen türkischen Kauf« Mann, der sich in Handelsgeschäften nach Sana begebe, aus» gegeben batten. e^ 5, :' ,!nf.,.,daß man Euch in T^as nickt abgerathen hat, diesen Weg zu nehmen ^' »Wir baben diesen Weq gewählt, ohne Icmanv um Nath zu fragen, weil es der einsamste Weg ist.« »Aber ihr wußtet doch. daß dieser Weg gefährlich ist." »Wenn Gefahr vorhanden wäre, so wurden wir Ouch wohl nicht hier finden " »Kennet 3b» den Beherrscher dieses Landes?« .:-.,! ^ >/)inn, aber wi> vermuthen, das, hier ein von dem Imam ernannter Dola regiert, weil dieses ^'and zu dem O,-biet von Sana gtho'vt.« ^s!?,»Ihr irret Vuch, der I»,am von Sana bat bier nichts mehr zu befehlen.» «Ihr scherzet. Ift denn der Imam todt ode, abgesetzt?" »Vr ist von ,'incm >nu.'n Imam abgesetzt,« i, ö »', 109 »Wer ist denn der neue Imam, sein Sohn, sein Vetter, sein Schwiegersohn?" ,Nein, es ist Haffan-el-Kebir, der von unserem Pro» phcten Mohamed angekündigte Mahadi." Wir verneigten uns bei dem Namen Mohammed und antwortcten mit der üblichen arabischen Redensart. Nun begann eine lange Aufzählung der Tugenden, der Verdienste und der Macht des neuen Imams, bei dessen Namen schon Jedermann schwöre. Wir antworteten, daß wir diese Nachricht zmn ersten Male hörten und uns sehr darüber freu» ten, weil es der Triumpb des wahren Islam sey. »Ihr send Türken, der Mahadi wird Euch daher gut ausnehmen! Ihr werdet ihm auch bald begegnen." »Ist er denn nicht in Sana?« fragten wir, »tS muß noch sehr weit biö Sana seyn.« .Nein, er bai in dem irdischen Paradiese dieses Landes scmm Aufenthalt genommen.' llnter dem irdischen Paradiese verstanden sie Dlchebel unv »,e Umgel'imgen. nämlich das reichste, fruchtbarste Land M qan^ ^emcn. „Aber a»ö wclcbem Land» ist denn der Mabadi?" fragten wir weiter, als ob wir zum ersten Male von ihm hörten. »Von Süad und aus der Familie Imam Säadi.« »Aber ' erwiederte ich, »ich war erst vor einigen Mo« "atm in Tttad, und Niemand sprach davon." ,Da6 ist nicht zu verwundern,« war die Antwort; »er >st noch il>„>i, l-r ging nach Melta und von dort durchzog er. dem Beispiele Mohammed« folgend, Egypten, Perssen, Syrion und .'in.'n qvoslm Theil uon Indien, wo er von oben 110 den Vefehl erhielt, in sein Heimatland Jemen zurückzufahren, um daselbst den wahren Glauben des Provhcten wieder einzuführen." Der Araber, mit welchem ich das Gespräch hielt, war ein stattlicher, sebr einsach aber sauber gekleideter Greis. Seine Gesichtszüge drückten mehr Seelenleidcn als Körper« schmerz aus) seine Runzeln wurzelten im Herzen Er war offenbar einer ver angesehensten Mitglieder des Stammes. (5r hatte ein offenes, einnehmendes Gesicht und ein bösliches Be« nehmen. Ich irug kein Bedenken, die Unterredung fortzusetzen. »Scheilh.» sagte ich zu ihm. »antworte mir wie ein Bruder d?m andern - bältst Du r? für unfclncklicl,. daß ich mit dem Mal'adi rede, el?e ich meine Reise sorts^e^ »Keineswegs, der Mahadi wird Dich gewiß sehr gut aufnehmen. Seine Feinde verbreiten das Gerücht, er sey gransam gegen Alle. welci'c den reinen Glauben nickt an» nehmen. Das ist eine Verleumrung. sein Bestreben geht nur dahin, die verirrten Moslem zur Wahrheit zu führen. Als Türke wirst Du idm willlommen semi, »nd al6 Kauf» mann bist D»l seineö Schuhes gew<ß,' »Wie weil habe ich noch zu reite», um ll'N zu sinden?« ,>Mwa fünf Stunden. Aber in seine» eigentlichen Residenz wirst Du nur seinen Stellvertreter finden," »Aber wo ist »>r denn zu finden^« «In den Grotten des Dschebcl MdarraS, welche aus halbem Wtge von der Hauptstadt liegen, die man aber nur aus einem großen Umwege, nemlich indem man durch die Stadt gel", erreichen kann.« 1l I »Wie, er wobnt in ÄMen Gtotten? Ist denn dork ein Palast?« «Nein, nach dem Beispiele seines Porgängers Mohammed lebt er nach Art der Einsiedler in Entbehrung und Andacht. Diese Grottm sind außerordentlich groß und bereits das Ziel der Wallfahrt für viele Gläubige. Ich muß Dir übrigens sagen, daß man Dich nicht sogleich vorlassen wird. Ehe Du in seine Hauptstadt lommst, wirst Du ein neues Lager ftnden, wie dieses, und dort wird man Dich anhal» ten. wenn Du verdächtig scheinst." Warum soll ich denn dorr verdächtig scheinen, wenn ich hier nicht so scheine?« .Weil man die Menschen nicht überall gleich beurtheilt, und weil schon mehrmals Mordversuche auf ibn gemacht wor» den sind. Da er selbst keine Vorsichtsmaßregeln ergreift, so müssen «rir dieselben statt »einer ergreifen.' »Wie kann man ihn denn todte», wenn er der Ma-hadi ist?" »Mohammed hat nicht gesagt, daß der Mahadi etwas Anderes al-l, seiner Kendung zu zwei. N2 sein. Sogar seine Flucht aus dem Gefängnisse von Damar ist ein Wunoer.« Ich verneigte mich. ,< !?>5 zm< il.ü , l-Z^f', >,Ist es mir erlaubt,« sagte ich, »hier anzuhalten, um zu frühstücken?« »Wir selbst wollen unser Flühmahl ballen unv sparen dem Gaste Allah's seinen Antheil auf« Dies war eine förmliche Einladung ;um Frübstiick, die ick natürlich bereitwillig annahm. Wenn man mit einem Muselmanne Vrot und Salz getheilt hat, so ist man stin Freund und steht unter seinem Schutze, lleberdies hatte der Greis in seinen derben Manieren etwas Offenes und Gutmüthiges, so daß man sich zu ihm hingezogen fühlte. Wahrend dieser Zeit suchte sich mcin Führer von Mokka unter die neuen Adepten einzuschlcichen Ich war sebr miß« trauisch geworden und ließ ihn mcht aus den Augen. Ich hatte zwei Meinungen über diesen Menschen^ erstens, daß er den Auftrag hatte, mich zu beobachten, und zweitens, daß er auch gelegentlich den Maliadi aufs Korn nehmen sollte. Auf jeden Fall war er genöchigl mein Geheimnis; ;u bewahren, denn durch einen Verrath würde er sich sell'st inö Ver« derben gestürzt haben. Nach beendeter Mahlzeit nahmen wir Abschied von un-s.ren Wirthen. Der Greis gab mit ivedcr einen Führer noch ein Losungswort, e» sagte mir nur ^ ,Glüctliä'e Reife un» Gott sev mit Dir!" Ich kannte indeß die MoSllM unv ucrmuldtlt wohl, daß »«an schon längst einen Eilboten voranqeschickt habe. <5,„c halbe Meile ging drr Weg noch im Hhale fort. Dann kamen wir an eine n»ge, frischen ^wel steilen Felsen 113 eingetlcmmte sselscnschlucht, welche von fündig Mann gegen eine gan^c Armee vertheidigt werden könnte. Wir fanden in» deß kein Hinderniß. Die ab- mio zugehenden Leute waren Bewohner vcr Umgegend. ^u ?i' ,5^'N-/'^ '^»^^ Ienslitel der Schlucht kamen wir an ein Dorf, Namens Dutschruk, welches auf gut angebautem Hügel sehr malelisch liegt. ES war gerade die Zeit des Gebetes. Wir sahen ;u un< serem Erstannen, daß das gauze Volk auf einer Wiese uer-sammelt war und gemcinichastlich betete. Die? war schon eine der von dein neuen Propheten eingeführten Reformen. Wir nahmen lheil an dem allgemeinen Gebet. — Als dieses beendet war, begann unser Verhör. Dcr Präger war ernster und strenger als der Frühere Das Resultat der Unterredung war eine Einladung, zu bleiben wo wi» waren Derlei Einladungen sind so gut wie Befehle. Wir blieben a!so. Man sattelte die Dromedar? ab, bewirtbtte uno wie vornehms Gaste, und bewachte uno, ohne daß diese Ueber» wackung lästig wurde. Der Araber, welcher uns ins Ver< bor qcnommen hatte, leistete uns mit den angesehensten Gin« wohnern des Dorfes Gesellschaft und suchte uns recht gl« Wrääng ^l maä'en, wahrscheinlich um zu sehen, ob wir uns verrathen würden. Um neun Uhr Abends tam nn Reiter mil Depeschen an bln Scheikh, ^ er Bot, und der Echeifli gingen auf die Seite Mit elnigen Notabel« (5s sntspann ssch ,!n lebhaftes Oe. sprach, von welchem wir abc» lein Wort verstehen sonnten. ÄuS Mienen und Geberdrn war indeß wohl zu schließen, daß von uns die Rede war. 114 s Der Scheikb kam auf inick ;u, o^ >! ^ -z. .»^ ^- »Wir wollen aufblechen,"iagte er. ü ^'^ '! «>' ' »Wohin dciln?" fragte iäi, »illach Dsrbebla, wo uns der Nal'ib d,'s Mabadi er« wartet.' Mein Wunsch war erfüllt, ich gab daber sebr bereit» willig den Vrfebl. die Dromedare wieder ^l fälteln. Wir nahmen 5on nnferen Wirihen Äbschiev und um zehn Uhr machten wir «nö auf den Weg. Die Reise war fehr mühsam. Vald kamen wir in tnge Schluchten, wo wir hinter einander reiten mußicn. balo fübrie del Weg an tiefen Abgründen hin. Das z?and sebien, so viel in der Dunkelheit zu unterfckciden war, seln bevöl-lert und gut angebaut ;u se«u, Ilrberall l'örte inan das Vlocken der Hecroen und das Vellen der Hunde, Gegen ein llhr Morgens tamen wir nach Dschebla. Die ldore waren geschlossen. Wir stiegen, wie gen'öbnlich, in ver Vorstadt ab. Sobald die thore einer arabischen Siadl clninal geschlossen und, werden sie nur aus böchfl wlchngeii Ursachen geöffnet. Wir waren schrecklich ermüde«. Wir legten uns auf ^unenbetten nieder und erwärmen den Anbruck deö Tages. Kaum war die Tonne aufgegangen, so warteten wlr a»t 3höre. um sogleich in die Zladt ;n lommen Wir begaben uns ;u dem Nahib, der un^ bis gege" eilf llhr wallen lies». <5r bolte offenbar erst Pefrl'Ie ein, denn er ivußte schon in alier Frühe, daß wir aus ihn warteten. .1 - . Während des Warten? waren wn die Gegenstände de» 115 aU^'memen Neugier, welche sich nicht seilen auf sehr unan» genehme Weise kundgab. Endlich, gegen eilf Uhr, wurden wir vorgelassen. Dies war keine besondere Begünstigung, denn es war oie Stund« dls allgemeinen Audienz Der'iiahib war von seiner Garde umgeben. Alle, di« ihm etwas zu sagen hallen, gingen uns voraus, Äls wir allein waren, gab er mir «inen Wint unv nanme mich beim Namen, Dics war keineswegs beruhigend; lch verlor jedoch die ssassung nickt und trat näher, >Wi,," fragte er, ..tonntest Du Dich der Gefahr aussetzen hierher;u kommen, da Du in den Staalcn von Abu-Ariick und im Dienste des Scherif Hussein gewesen bist? Du musn doch erfahren haben was im Gebirge vorgeht." „Allerdings habe ich eö erfahren.« antwortete ich. »und eben deshalb bin ich hierher gekommen." : ?,' »Was für »in Interesse hast Du dabei?" > i5 „Ick babe so viel Wunderbares von dem Mahadi ge> hör«, daß ick ihn ;u sehen wünscht,.< »Warum denü^' " ' ^'n,) »Um mich mil >hm ^ll unterhall,'n. Ist «r denn un« stcktbar?«' »Der Mahadi," antwortete der Nahio, »ist von bei» ner Ankunfi in Kenntniß gesetzt; seitdem Du Molta ver« lassen hast, verliert er Dick nichi aus den Auge». Hioch mehr. deliie Anwesenheit in Abu«Arisch ha« seine Aufmerl« samleit erregt und deine Abstchl, Hana zu blsucheu, beun« ruhtgt ihn. Du bist em lürle, aber von Geburt ein (5uro< uä.,, ulld eo ist ln^n-islich. daß Du neugierig bist: dein« Landslcmc wollen gern Alles sehen. Aber was für em Interesse kann der Mabadi an Dir baden?« Diese letzten Worte machten mich etwas verlegen. " »<5g ist wadr,« erwiederte ich, »ich bin ein geborener Europäer, aber ein eifriger Muselman,,, und als solcher habe ich daö Recht, mich in einer Religion ;u unterrichten, welchl- mir um sc theurer lst, da ich sie nicht bei der Geburt einvtangen, sondern im reifen Alter gewählt habe. Wenn ich durch de» Umgang mit dem Mahadi aufgellän und über« zeugt werde, so wird er in mir einen seiner wärmsten An-häliger finden« «Aber Du bist nicht der Erste, der unter rinem ahn-lichen Verwände mit schlechten Absichten hieldfrtomnn; wundere Dich daber nicht, wenn man Dich einige» 'l>rüümgen unterzieht." »Welchen Prüfungen w :i. ^ -, «Der rollkommenlN Einweihung in die Moral des Mahadij wenn wir sodann von deiner Aufrichligleit über« zeugt sind, werden wir Dich vorstellen." l: »Ja," erwitd.-rte ,ch; .»aber dü'ses Noviziat hängt von dem mehr oder minder gropen Wohlwollen der Personen ab, in deren Händen lch mich lvsinpen iverde. und es ta»n län« ger dauern. ali> mrine Zeit mir erlaubt.' '.' >.«<< ist m acht 'lagen abgethan, anw^rttte der Nahib, Acht iage sind nich<ö s,>„, 5/llirn eines Muselinanns, für mich hinqegsn sehr viel. Aber ich war nich» Herr meiner Handlungen, und oa die Stadt hübsch und d?r Beobachtung N7 in politischer und religiöser Beziehung wohl werth war, so faßte ich schnell meinen ssntichluß. Die Einweihung war übrigens nicht schwierig: ich hatte nachzuahmen wa^ die Andern thaten nnd die Versammlungen d«r Mullahs ;u besuchen, in denen die Zerstörung der Marabu« und Santongräber. ja sogar der Gräber Mvham« weds und seiner Verfolger gelehrt wurde. Die Wahabimi hatten sich begnügt, den Grabmälern die Verebrunq ;u versagen, ab.-r l'iö zur Zerstörung derselben N'aren sie nicht gegangen. Auch dic Waschungen »raren verschieden von den an-« dern mohammedanischen Secten: statt beim Kopf anzufan» gen, begannen sie bei den ssüszen. Die übriqrn religiösen <^>'bnnicl'c ivaren geblieben. Üillin siel't, dasi ver »eu>- Prrpl'rl leine» qrosttn Auswand v>on Oeist und Vhautasie brinichte, uul all^s dies zu erfinden. Die Pilgerreise nach Mekka und der Ramadan blieben die Hanptgrundlag? des Islam. Mohammed wurde als der Gründer betrachtet. Man verpönte nur aus dasiHtrengfte den Kleiderlunls. da? Gold und die Geschmeide; man ge» stattete inir eins.ichs wollene Kleider. Der Hcbrauch des Ta-bafs war bei lodesstrafe verboten, (5s versteht sich. dasi das Kanen des Opinms und Kaas mit derselben Ztrcne belegt war. Die sünf »äglichen (^ebcte waren angtoronet. Die Vielweiberei bestand fort. " w ^>^!'^ AUeö dies war leicht ;n beobachten und ;u lernen. Ich beobaäuele diese Satzungen und batte überdies tägliche Nn« terredungen mit dem ')tabib Ibralüm. der im Grunde ein brave? und ziemlich einsichtsvoller Mann war. ^,, 1l8 "' Ich qewann bald di,' llebcr^ugunq, daß dirs? Srcte den Zweck bone, die Macht der Imam,' ?u Zerstören (^s war ancb nickn unwabrssbcinlisb, daß dieser Ausstand durck cine aus'värtiqe Macbr bn'rrdert und unterstützt wurde. Ich be« merttr nun. dan?as Niesengespenst der Reform, welches mir im ^üstenlanoe erschienen ivar, in der Nabe betrachtet viel '.'on n'iner ^nrchtbarfeit verlor! ich '.'ermmt'tte, daß ich einen Mann finden würde, der sick mn (^ebeimnissen umqab unv deül 'Al^erqlauben '>iner Andänqer durch strenge Vor-schrin?» n>'u? N.il'rlmq qewäl'Ne. - ... Der neu« ^rlij'slsl ^nssnn sl-A?nlindi. — Un Die Stadt Dschebla, wo ich «inen gezwungenen Auf» enthalt nebmm musue, da» einen ^iemNch a,roßcn Umfang; sie ist qlößltmlmls au« Abhanqe dcö Berqcs erbaut und nur der kleinere Theil liegt im thale. Die Häuser sind von Stein gebaut und mit plcnicn Dächern )er>e6 Haub hat einen mil Obstbäumen bepflanze» (Carlen. Die Strafen sind gepsiaftlN, was i» Arabien iXle» d,'l ^all ist. Die umlieqenden sebr hoben Berge ünr an, ^usie an» gebaut. Die t^irfei besteden aus fadlen Felsen. Dschebla ist pic Hauptstadl des Vande« feinen . Ala, welches man qemeiniqlick die Kornfammer von ^eiuen nennt. Die Einwohner treiben emr,, L-bl^tten Handel nut Mac^ue, Die Stadt lieqt an dem grosien fluffs Uadi ^ebid. oer >>« Dscheblaqebirge 'Nsspriiu^ und sicli, nachdem er leinen 5?auf gegen Weste" gag Papier unversehrt bleiben. Aüscha, tias gelicbtc Wcib Mohammed s, >rug beständig ein Halsband von diesen Steinen, wclckc hauptsächlich nach Surate und (5hina auszesiihrt werden. Die Araber behaupten auch, daß es in de» Gebirgen von Jemen Smaragden-grubm gebe, welche vor Zeiten einen reichen Ertrag geliefert hätten, deren Spur aber j»ht verloren sey. Am siebenten Tage lich sich der Mahadi durch eigene mo Abgesandte nach mir erkundigen. )n ver lluterrednng. wclche sie mit mir hatten, schienen ste mehr vie Absicht zn haben meine Gedanken ;n ergründen, als nch nach ineine>n Befinden zu erkundigen. Hie ,cigten mir an, van ich aller Wahrscheinlichkeit nach am folgenden Tage die (5hre haben würde, demMa-hadi vorgestellt zu werden, aber allein, ohne alle Begleitung. GZ lag gar nichtö an der Begleitung Selims und Mohammeds, ich mackte daher gar t>ine (^inn'endnng. Ich sollte mich schon in der Nacht ans den Weg ma« chen. Dies war nnserc gen'ohnliche Ärt ^n reisen. Ü>ir bra-chen oaher uiVegleitnoa, derÄbgesandlendenselben^bcnd anf. Der Wea. inhne u»ö durch daö Maharrasgcbirge. Ic näher wir kainen, desto mehr sanven wir den We>; von blinden, ansjayiqen und lahmen Bettlern belagert. Die Halste dieser sanatisinen Menge bestand ausW>'ibern nid Mädchen. Sie bereiteten slch aus die Wunder, welche a» hnen gewirtt werden srllten. durch basten und Gebet vor. Wir gingen mitlen dnrch alle diesc Vilegl n»? mit diesen, den gleichen '.Uamen fnhll. Wir stiegen an einem grofte» Karavanfera» ab. Das Haus war überfüllt und wir tonm'N Inoni 'l,'l>W !t»den. wir »msm'n nn(< daher ri.,usie>, la^r,,. mn die ?!tnck!el'> der vorausgeschickten Bolen zl> erwartet Die Grotten befanden stch weiter oben im Gebirge. Die dahin führende Straße war breit und bequem. Von Zeit zu Zeit waren Treppen angelegt, um das Ersteigen des Verges zu erleichtern. Die Wege schienen sehr alt zu seyn. Die Grotten waren offenbar vormals Bergwerke gewesen, und der Weg, welcher zu einem in Trümmern liegenden alten Fort führte, war zugleich uon den Verglcuten und an -deru Bewohnern des Forts benutzt worden. Der Mahavi ließ uns nicht lange warten. Wir wurden durch mehre sehr geräumige Grotten geführt und lamen endlich in die, welche der Mahadi zu seiner Wohnung gewählt ' hatte. Das Licht fiel nur durch eine obere Oeffnung, Der Prophet war von seinen Aposteln umgeben, Sie saßen auf Strodsäcken lind waren einfacher gekleidet als alle Uebrigcn, Der Mahadi. welcher bei meinem Eintritt aufstand, trug emeu grünen Kaftan und einen weihen Turban. Er war kaum fünfimvoreislig Jahre alt, aber sein Bart war ganz weiß. Seine Stimme war zugleich sanft uid klangvoll, der Ausrruck seiner schönen Augen freundlich und wohl« wollend und sein regelmäßig schönes Gesicht nadm auf den ersten Anblick für ibn eiü, Dle Araber verneigten sich vor ihm, Al lammen. Ich weiß, daß Du seit einiger Zeit den Wunschhast, '"ich zu sehen. Ich hab, deinen Besuch noch nickt empfangen, N'«ll ich mit Geschäften überhäuft bin, Sied m"' ""d nr-lht'le selbst« 122 Er war wirklich mit einem ganzen Stoß von Briefen umgeben. Fünf oder sechs Tabbas schrieben auf den Knien uno nmllen ihre Bambusscrer in das Tintenfaß, welches sie am Gürtel trugen. Iever Brief, den fic geschrieben, wurde dem Mahaoi vorgelegt. (5r drückte dann ein großes Siegel mit einer arabischen Inschrift und seinem 'Kamen darauf: Hassan el Mahadi — Hassan del Messias. Statt sein Ziegel wie gewöhnlich in chinesische Tusche zu tunken, schwärzte er es mit cmer neben ihm brennenden ^ampe und drückte eö unter den Brief. Dcr Vrophel kümmerte üch durchaus nicht um die Anwesenheit d^r Schrelber. (^r fragte, sprach und ertheilte stine Befehle in ihrer Gegenwart. Zie halten weder Augen noch Ohren sür dao was um sie vorging. Der Mahadi hingegen verlor kein Wort von dem was gesprochen wurde. Alle An» wsfendcn ftaiiden. ^ .,,,,',-? ,./ .,,.,. Seiücr Aufforderung gemäß warf ich einen Vlick um mich. Ich sah wirtlich, daß er keine Zeit verlor, und gab durch eine Verbeugung meinen Veifall zu erkennen. Er befragte mich nun über den Scheris Hussein, übel dm Scherif Hehrer, über die Slädtr de^ Küfienlandes unv die Stimmung der Vn'öllerung, (>r laglc selbst, in ihcama muffe mau ihn als einen Räuber und Mörder bezeichnen, wahrend er doch in der Wirklichkeit der Vole des Herr» s>n, der lie Vosen bestrafen und die Gerechten belohnen solle Ich hüiele mich wohl, ihm diese Ansprüche streitig zu machen; ich verneigte mich vielmehr zum Zeichen der Zustimmung. »Als ich AbU'Arisch verließ," antwortete ich, »wußtt M der Scherif noch gar nichts von Dir. und in allen Städten, welche ich auf meiner Neise berührte, fand ich dieselbe Unbekanntschaft mit deinem Daseyn. Zu T^as hörte ich zum cr-fttn Male deinen Namen und in Mokka war ich Zeuge deß Schreckens, den er verbreitete," »Es ift wahr,« erwiederte er lächeln?, »mit allen ihren Kriegsherren unt> befestigten Siä'dten werven nur die Scherife nicht widerstehen, eben so wenig wie oer Imam, denn ich werde sie Alle mit dem Schwerte Allah's treffen. Der Imam von Sana und die Scheme sind l mannen, welche die Gewalt widerrechtlich an sich gerissen haben; es ift Zeit, diesem Unwesen ein (5nde zu machen, denn das Volk seufzt und lci» det unter dem Druck ihrer Habgier." >)n diesem Punkte will ich Dir nicht widersprechen) ich bin ebenfalls der Meinung, daß die Scherife Tyrannen sind. Wen» Du im Namen Alah's handelst, so zweifle ich Nicht, daß Du sie vernichten wirst; aber wenn die Scherise vernichtet sind. so glaube ich nicht, daß Du das Volk anders als durch elnc ähnliche Inrannei wirst regieren tonnen. Die 'Araber lieben die Freiheit, aber so leidenschaftlich, daß sie dieselbe mißbrauchen, sobald sie ihnen gewährt wird. Euch? nur gleiche Rechte herzustellen, oaö ist schon viel.« »Du bast Nccbt. aber nach diesen Grundsätzen werden di.' Scherifs immerfort in Neichldnm lind Ueppigkeit leben Uno das 'lioll unlcrdrücken. Die Mächtigen müssen durch das Volk vernicklet werden. Ist dies qeschebrn, dann liegt es mir ob, das Volk über die richtige Nenuduna, des Sieges zu be« lehren Siehe dir Gewalt der Freiheit, welche Du fürchtest -Du hast vor Dir das Völklein von Haschid-el-Kelil, welches 'n ^l)n bis zwölf Stämme zerfällt und von denen jeder 124 Stamm seinen frcigewählten Anführer hat. Zicbc das Volk von Assis, siehe die Wal'abiten, sind sis nicht frei und zu« gleich stark und mäcl'tig? haben sie dem Pascha von (^gnpten. der doch weit mächtiger ist als der Scherif von Jemen, nicht Widerstand geleistet'' Wenn nun das ganze Land Jemen in dieser Weise eingetbeilt und regiert wiro, so kann es nicbtnur dem Pascha, sonder» sogar dem Sultan Widerstand leisten. Was hat Bonaparte in deinem Vaterland? gemacht? die Revolution. Und bat die Revolution dein Vaterland nicht aus den Gipfel der Macht erhoben? Sind di» ssran« zoscn minder glücklich, nachdem er der Tyrannei ein Ende gemacht?« mir die Araber, denen die Namen Mirabeau, Danton und Robespierre eben so unbekannt wie die Namen der durch sie vertretenen Karteien sind, ist Vonaparle gleichbedeutend mit der Revolution. (5o wurde nuch zu weit qesührt haben, ihm den Unter» schied zwischen dein üiiann und der Sache zu ertlalen! er würoe inlch auch nicht verstanden oder anqebört haben, ^ch erwiederie llxu oal'er nur, oaß Vonararte ^ralitreich durch den Absollltismuö aus tur^e Zeu machn^ gemacht, das? aber dieser Aosrluliömu,i endlich in i^nen fanden zenrümmerl worden sep »>>d id» im« dem ganzen ^ande luachtloö gelassen Dies schien seine Begriffe zu übersteigen, denn er schul« teltc schweigend oen Kops. (>, ,?n!!!^ ü^ ü? : / «Hussein," sl'gte er. ..ist nock der stärkste und beste vo>: M Allen, mit ihm kann ich mich vielleicht noch verständigen — aber mit rein Imam von Sana, nie!" Ick sah wohl ein, warum sich der Madam mit dem Imain uon Sana nie verständigen würde; nahm dieser »och selbst den Titel eines Apostels an, wie der türkische Sullan, der Kaiser von Marocco, «Der Imam,« suhr er fort »ist übrigens schon in meiner Gewalt; ocnn die ganze Bevölkerung von Avramont nnv Mareb weroe sich so fort nut mir vereinigen. Hussein wird dem Imam nicht zu Hilfe tommen, im Gegentheil er wird mir belulftich seyn ihn zu vernichten, und später werden wir unö verständigen. Ich bin daher fest überzeugt, daß mein Nülernehmen einen glücklichen Erfolg haben wird.« ^Datz bezweifle ich gar nicht,« antwortete ich, »aber lch Zweifle dasi Du die stets feindlichen VevölkenlNgen von Aoramont »i'V ^>inig>' Zag»' hier zu bcbalten." >Du erweisest nur große <6bre, ' er>viederte ich, »aber 'ch bitte Dich, nuch so bald alü möglich iveiter reijen zu la>-!^>^ ich muß mich in möglichst lurzer Zett nachIana begeben.« »Und uon Sana^" sr.igie der Mahadi, »Von Satla wahrscheinlich nach Metla." 126 »Gefällt cs Dir denn tner nicht? was fehlt Dir?« »Nichts," antwortete ich, »Wir werden für alle deine Bedürfnisse sorgen, und es soll Dir nichts ;u wünschen übrig bleiben . . , Was willst Du auch in Sana? Warum willst Du nach Merta gehen? Kannst Du luer nicl't das'VIbc tbun was Du dort thun würdest?' s ,!. »Es würde mir Freude machen," anlworme ich. »aber ich habe eine Familie und kann nicht immer ohne dieselbe leben.« »Aber ich muß Dich wiedersehen « ,,,.,,. »Wann wünschest Du mich zu sehen^ , »Morgen. ^ Meine Führer begleiteten mich in das Dors am Fuße deö Verges zurück. Wir waren nun nicht mehr in Verlegenheit um ein Dbvach, man hatte ein kleines Haus für uns einge» rietet und der Sckeikb des Dorfes batt»' Befehl dte Hon» neurö zu inacl'l'n. Man iveiü übrigens was von solcher Vcwinhnna. zu halten. fü> toinini iminrr iheurer zu stclni. als wenn man auf eigene Kosten lebt. M Aach eule Mlerrcdnl^ mit l)sm ^snhat)i. — ^tlKiileti^mu^ uilti 'st'l'mmml't'»'! in» l^ri^nl ^ Dcr Tag bot weiter nichts Merkwürdiges, als d.iß der Mal'adl, ohne den folgenden Tag ab^iwaNen, mich kommen ließ DiesesllnU U'^r er allein mit ^rei odn drei vertra«-N'n freunden »lnd in riiu'ln einleimen Theile der Grotten. Der unterirdische Raun» war mit großen gelben Wacbokcr« zen erleuä'tet nnd bekam dadurcb das Ausseben einer Ca» velle Die leuchten Wände glänzten m dem Licbt der Kerzen lmv in einem Winkel borte man das Wasser tropfenweis« bcrabfallen, (5s empfing mich dieie^mal sebr N'r»md1ich und z«« traulich und nicht wie ein Propbct ein gewohnlickeö Men» schenlind ^u empfangen pflegt, / ' ' ' ' " ^ö war die Stunde deö letzten Gebets und wir verrich. ttten e<> gemeinschaftlich. Nach dem Gebet wurde ein s>'br frugales Mab! aufgc« tragen, welches milder Einfachheit der Wol'nung n>id Kleidung gan; im l^inllange stand. Nach der Mal'l^eit entfernte» sich die 'k.'Nlaulen und lch blieb mit dem Mabadi allein. ' 12s >Du siehst,« sagte er, »daß ich deinen Wünschen entgegenkomme und Dich nicht warten lasse. Ich weiß daß deine Zeit kostbar ist, ich kenne deine Reisepläne, unsere Berge sind schon von mehren deiner öandsleute besucht worden. Ich billige keineswegs deine Absicht, nach Sana zu gehen, nicht aus persönlichen Gründen, sondern weil Dir ein Unglück geschehen kann. Der Imam von Sana ist ein verrückter Fanatiker, er wird weder deine europäische Intelligenz, noch deinen Cha« rakter als Muselmann achten, ec wird in Dir nur einen Agenten Hussein's erblicken. Weim Du wirlliä' die Absicht hast an seinen Hof zu gehen, so sey aus deiner Hut. Hch weiß daß Du die Absicht hast Dich nach Bagdad zu begeben, ob-schon Du mir sagtest, daß Du nach Mekka gehen wollest. Wenn Du von Sana nach Bagdad reisest, so mußt Du die Wüste durchziehen und Du wirst dort dein Leben lassen. Welchen Titel, welche Verkleidung Du auch annimmst, Du wirst doch erkannt werdm. deine europäischen ,de Mareb wirst Du Uebcrreste ihrer früheren Hauptstadt sindeil und unter den himjaritischen Schnflzügen, welche Niemand lefe« lanil, wirst Du zu Damar nnd San^i tufisä'e In-schrlftcn finden, ich habe sie gelesen, denn ich tenne die alte arabische Spracht. Aus dein V.',ge Im>n bei Damar wirft Du»n>«, Anidi,'». lll, ^ 130 Du andere Grotten ftnven, welche diesen ähnlich und sogar noch größer sind. (5s sind uralte Bergwerke und verdienen besucht zu werden. Du wirft dort noch Orzstufen und eine heiße Schwefelquelle finden. 3« diesen Höhlen hauste vor etwa hundert Jahren eine Vande Falschmünzer, welche al» les gute Geld des Imam an sich zogen und dafür falsches Geld in Umlauf brachten ... Du siehst, daß ich nicht mit geschlos« senln Augen gereist bin, obgleich ich kein Europäer bin. Oeffne deine Augen und sev auf deiner Hut," Ich dantle ihm in den wärmsten Ausdrücken fül den guten Nath und für das Interesse, welches er an meiner persönlichen Sicherheit nahm, »Aber,« enlgegnete ich, »als Madadi mußt Du wis-sen, daß der Mensch an seinem Geschick nichts zu ändern vermag." »Du hast Recht, was geschrieben steht, muß in Er» füUung gehen . . . Jetzt habe ich noch ,-me Frage zu thun. Man beschäftigt sich in l5uiop^ mit Magnetismus »Ja," antwortete ich, «und einige Gelehrte beschäf« tigen sich sogar sehr ernstlich damit.« »Kannst Du mir sagen, wie man oabei ^u Werk« geht?" »Wahrscheinlich eben sowie im Orient.« »Haft Du Dich mit Magnetismus beschäftigt?« ,>Ia, in Frankreich. aber nicht seitdem ich im Orient bin." »Du weißt, daß der Magnetismus aus dem frühesten Alterthum stammt, glaubt man in Frankreich daran?« »Emigt glauben daran, Andere nicht« »Und wozu wendet man il?n an?" I »Vin französischer Gelehrter hat ihn auf die Chirurg« angewandt, und während des Schlafes der magnetistrten Personen Operationen vorgenommen.» »Hat er bei Männern oder Frauen operirt?« »Hauptsächlich bei Frauen, weil diese nervöser und daher für die Wirkung des Magnetismus empfänglicher sind,« »Welche Operationen hat er gemacht?« »Alle Arten von Operationen, insbesondere aber bet Krebsschäden die Abnahme der Hruft." Der Mahadi sann einen Augenblick nach. »Bist Du Arzt?« fragte er. - ? .« .Ja." »Kannst Du in meiner Gegenwart einen Versuch inachen?« »Ich bin Ar^t, aber nicht Chirurg« Er verstand ven Unlmchied nicht recht i ich erklärte lhui denselben. »Was für einen Versuch kannst Du mach««?« ,.?-, »Ich kann gegen den Schmerz unempfindlich machen.« »Ich habe Sclaven und Sclavinnen ^ an welchem Ge» schlecht willst Du den Versuch machen?" »Bei einem Märchen würde der (5rfolg am sichersten zu erwarten seyn, hast Du eine Abyssinienn"« Der Mahabi klatschte i» die Hände und gabVefehl eine Sclavin, die er beim Namen nannte, herzuführen. ssünf Minuten nachher erschien ein verschleiertes Mädchen, >>)st es nöthig, daß sie ihren Schleier lüfte?« fragte er. »Nein. es ist nicht nöthig.« -.....^ Das Matchen zittern'. Der Mahadi suchte sie mit sanften Worten zu beruhigen und sagte, ich se» Ar;t, und da sie einige Zeit zuuor Vlut gespien, »o wünsche er meinen Rath in Anspruch ;u nehmen. Die Abyssinierin kauerte aus eine Matte nieder. Ich trat vor sie hin. Ich habe bei meinen magnetischen Versuchen immer nur beive Hänvc der betreffenden Person ergriffen mid in den meisten Fällen siel sie nach fünf Minuten in liefen Schlaf. So gingrsauchmtt derAbyssinierin. »Was für ein Mittel hast Du angewandt?« fragte mich der Mahadi. ^ ^ l^'/ u^ MV « „Kein anderes als meinen Willen, ein stummer aber ernster Befehl genügt, nm den magnetischen Schlaf herbeizuführen, l^ine Sclavin, welche an Gehorsam gewöhnt ist, fehl dem sltmden Willen übrigens weniger Widerstand ent» gegcn, als eine (^uroväerin, diese wußte gar nicht was man mit ihr vorhatte und lastet? oaher gar tcmcn Widerstand. Du stehst, der magnetifche Schlaf ist eingetreten,« »Ja, ich sehe es," sagte der Mahadi, der dem Versuch die größte Ausmerfiamkett widmet?. Ich sah wohl, daß er einige Begriffe vom Magnetismus halte, aber diese Begriffe warm beschranlt. und er wollte sich gcnügcnre Austlärung verschaffen. Eine nmge ichöne Sclavm, welche in Gegenwart sei-ner Aoeplcn die Wunder deü Magnetismus ^lr Schall trug, konnte ihm in seiner Vrophetenrolle sehr nühlicb s,,,», .1^ :,»Wünschtst Du jrl)t, oaj! ich sie durch rie vefschicdencn Phasen des Magm't^mnö nihre^« ,^^ ^,, ^ ^l,,,,.^ 13Z »Ja; Du kannst st? also in Ertast versetzen?« >.AUerdi«gs: aber sie muß das Gesicht entblößen, um Hir die Wirkung der Ertase ^u zeigen.« »Nimm ibr den Schleier ab.« »Warte, wir wollen sehen, ob sie hört , , . Wie heißt sie?" »Nedschina.« »Rufe sie bei ihrem Namcn,« »Nedschina!« sagte Hassan. Das jnnqe Mädcken stuyte. »Ruse noch einmal, sic l'at es gehört.« Gr wiederholte den Namen Nedschina mit lauterer Ttimme. »2idi'« antwortete das Mädchen. »Du siehst," sagte ich ^u ihm, »daß sie hört und uer-steht. Befiehl ihr den Sckleier abzunehmen, und sie wird gehorchen.« Der Mabadi befab! rs ibr: Nevscbina gehorchte. (?s war ein Mädchen von ;wölf bis dreizehn Jahren, mit schön gesonnter gerader ^tase, krausen Haaren, welche in eine Menge kleiner Zöpfe anlockten waren, etwas her-vorstehenden Vackenf»ocl'en, bräunlicher Gesichtssarbe und langen Augenwiinpsni. )l?re etwas geöffneten Vivpcn lleßen die schönen blendend weißen Zähne set'en, »Ich möchte wohl," sagte icl' ^u dem Mal'adi, ..daß sie sich se^en tonnte, aber ick möckle idre Hände nicht los« l«ssen.' Der Mahadl bolie einige Polster herbei un? tl'ininte ^e hinlcr dem Mädchen auf. 134 Dbne sie zu berühren und sie blos anhauchend, trieb ich si« zurück und sie sant auf me Polster Der Zufall hatte mir eine für den Magnetismus unge« mein empfängliche Person zugeführt. Auf einen Wink meiner Hand, von dem stummen, gebietenden Ausdruck meines Willens begleitet, schlug si? die Augm auf. Sie waren so schön, daß man glauben konnte, sie wären in dem magneti» schen Zustande nochgröße?gcworden. Sie war in Ortase. Man tonnte ibr ein ^'icht vor die Augen halten, die Augenlider zuckten nicht, (itn Tropfen heißes Wachs fiel ihr auf die Wange und sie fühlte nichts davon. »Kann si« in d,esem Zuftanoe reven?« fragte der Mahadi. „Ich glaube es. Rede Du sie an, und sic wird deine Worte wiederholen.« ^ ^, ^,,.,. . ^ >,(5o ist lein anderer Gott alS Gott." sa^te der Ma» habi, >u»d Mobamiued ist lein Prophet. ' Das Mädchen wlevertiolte die Worte, aber mit klang» loser Stimme und ohne Ausdruck, wie die taubstummen, welch, d>, nach oer Bewegung der Lippen errathenen Worte wiederholen Der Mahadi war sehr erfreut. «Du hast gesehen. ' sagte ich zu ihm, »daß ste da» brennende Wacks nicht fubll. Hast Du ein Sifin?« Ein Sikin ist ein kleines Messer, mit welchem die Ara« ber ihre Rohrfedern schneiden. »Ja." sagte er, und nalnn aus dem Schreibzeug eines Hateb ein solches Federmesser Ich wählte eine Stelle am Arm. wo ich weder Nerven 135 noch Adern beschädigen konnte, und stieß die Spitze der Klinge zwischen die Muskeln, Die Schläferin gab kein Zeichen des Schmerzens; ihre Augen blieben weit offen. Aus der Wunde perlten faum ein paar Tropfen Blut. »Du siehst,« sagte ich, »si, hat nichts gefühlt." Ich zog das Federmesser aus der Wunde, ohne daß das Mädchen im mindesten zuckte. " »Jetzt,-< sagte ich zu dem Mahadi, »versuche ihr den Arm zu krümmen.« Gr wandte vergebens alle seine Kraft an, daö Gesicht der Echläferm blieb ganz gleichgiltig. »Glaubst Du," fragte mich der Mahadi. »baß ich eben so viel vermag wie Du?« »Frage sie selbst.« >^ L» Ich legte die beidenHände des Mädchens in die seinigen, Nei dieser Veränderung begann die Schläferm zu seufzen , als ob sie eine heftige Erschütterung fühlte. »Nedschina," fragle er, »wirst Du mir gehorchen, wie dem Hildschi^' (5r mußte die Frage wiederholen, »Ja,« sagte sle, »aber dann mußt Du mich einschläfern.« »(5ö fragt sich, ob ich es lann.« »Du bist ja mein Herr und Gebieter.* ^ '^ " '^ »Wirst Du mir antworten, wenn ich Dich frage?* »Sage dem Hüdschi. daß er diesem Zustande ein »Und wohin gehe ich?« Sie streckte die Hand gegen Norden aus, """^ s^'," "' «Dort hin gehst Du," sagte sie, »Ich war wirklich auf dem Wege nach Sana, 'velclxs in nördlicher Mchtnng liegt. »Habe ich unterwegs eine Gefahr ^n sürcl'ten?" »Dl» bist in großer (^»-s'ai'r gewesen, aber sie ist jeyt vorüber,- Ich wandte mich lackend zn dein Mal'avi. »Dn weißt am besten," sagte ich ^u ihm, „ob sie di< Wahrheit sagt.« . ^ ^, ^, ^ ^ ^ ^, >.Die Gefahr ist vornber,« wi,derl?olts er. 'Ieyt wecke Nedschina auf." Die Abyssinilrin war c.l«n so leicht an?zuwe '^i»?tt«i- i'l' <^ , ; l Sie machte grosie Auge», welche slcb nach der Vrtase wieoer geschlosirn hat!,'», sl,l' sich erstannt niu, bemerktt 137 zwei Männer, nahm ihren Schleier und verhüllte sich das Gesicht. »Kann ich jetzt abreisen?« fragte ick den Mahadi, »Ja. Du kannst abreisen, und wenn Du vor deiner Abreise etwas von mir wünschest, so svrich« »Ich danke Dir, ich brauche nur sicheres Geleite oder ein Losungswort. ^ 5 »Warte noch,« sagte er, »in deinem eigenen Interesse iviU ich eine Frage an Dich richten« »Ich höre.- »Bist Du Freimaurers" h-,!^' ,^nüm »Ia.< »Welchen Grad käst Du in der Verbrüderung?" »Ich bin bloßer Maurer, aber mein Vater war Vorsteher einer Loge. < , ?. '! N f!!!-,!h »Ich bin Nosenlreuzer,^ Er geigte mir seiue Insigmen. »Ich bin in Malta gewesen,« fuhr er fort, »im Jahre 125)6 der Hedschira. Jetzt sage mir aufrichtig, welcke politische Bedeutung bat die Freimaurern in Europa?" »Sie ist überall und insbesondere in Frankreich sehr in Verfall gekommen, in England st»bt sie inreß noch in einem gewissen Ansehen," »In den Zlaaien des Ima,,' und im Theama hast Du keine Freimaurer gefunden und wirst auck formn keine finden; aber unnr den unabhängigen VolksstHmmen und allen vsslich von Jemen gelegenen Bändern, in Adamant, Oman, Nedsche und !?lssi, wirst Du Binder finden,» „Ich weiß es," «Nber weißt Du wi, die Proben abgelegt werden?« 138 5i »Vermuthlich wir bei uns in Europa.« »Nein, und gegen diesen Irrthum will ich Dich ver< wahren. Vine Freundschaft ist der andern werth. Die Prüfung wird in dnn Au.irnblickc qemalbl, wo man am wenig» ften darauf vorberkilet ist- unter freiem himmrl, bei der Nn-funft oder Abreise, und die ganze Bevölkerung nimmt daran Theil. Alies gilt als Prüfung. Du mußt daher Alles, waS Dir begegnen irird, als Prüfung betrachten. Man wird mitte» in der Nacht ;u den Waffen tusen, man wird Dich gefangen nehmen oder fich stellen, als ob man Dich ermorden würve. Alles vies gehört zu den Prüfungen. Dabei fehlt es auch nicht an wirtlichen Gefahre«, Behandle die wirkliche Gefahr selbst als eine Prüfung und Du wirst der Gefahr um fo leichter entgehen. Dort ist die ssreimaurerei sehr verbreitet; sie Hal lhre Verzweigungen in Persi.'n, Indien, Syrien. Kleinasien, (5onstanimovel." »Aber welchen Zweck bat diefe Freimaurerei^« fragle ich, „und wer ift der Grunver?« »Navib. genannt Mohammcd Ibn-Abd» Allah, dessen Familie aus Haschid»?! ^elil stamm: Du wirst die Hrümmer seines Palastes noch auf vem Nerqe Sumara, dem höchsten in Jemen, ftnom. Der Hauv^weck ift die Fremden ;u über» wachen, die civllisirten MlNschcn am Ausfundschaften der Nomabenstämms und an jeder Einmischung in ihre Angelegenheiten zu hindern i die Kinder Abrahams sollen frei bleiben von dem Gift ver (sivilisalion. Dies »st der sociale Zweck. Der politische Zweck ist die Überwachung der regierenden Für» steii und die Untergrabung ihrer Macht.« n" ^ - m »Habt Ihr einen Großmeister?- .Nein, Mohammed u»d seine Nachfolger wären allein 139 würdig gewesen, die Großmeister eines solchen Ordens zu stvn.« »Diese Wurde,« sagte ich, »kommt Dir ja zu; Du bist ja der Mabadi, d. i, der vorheroerkündete Nachfolger Mohammeds, und Du brauchst Dich nur als Großmeister zu erklären« »Laß mich nur erst den Imam von Sana besiegen, dann werden wir sehen. »Vuonabarde« tonnte Großmeister werden, man hatte es ihm während des syrischen Feld« zugeö angetragen, aber er lehnte es ab. (5s stand geschrie« ben, daß er im Abendland? herrschen sollte. Wer bei uns Großmeister würde, könnte das Reich der Khalifen wieder herstellen .... Doch di, Zeit verstreicht; Du willst gern abreisen ; ich habe Dir gesagt was Du wissen mußt. Wenn Du meinen Rath befolgst, so kannst Du tbun. N>as lug jetzt noch kein (Europäer gclhan hat. Aber halte deine Wissenschaft geheim und bediene Dich derselben nur bei wichtigen Gelegenheiten. Wundere Dich nicht über den (5m-Vfang, den Du bei mir gesunden, und über das Vertrauen, Welches ich Dir schenke! d,in Gesicht hat nur gefallen und ich hab,' einer höheren Eingebung Folge geleistet, Hier ist dein OtleilSbrief, Glückliche Reise. Gott schütze Dich!« Wir umnrnuen uns nach orientalischer Weise und lauschten das Freimanrerzeichen aus. Hch ließ ihn mit Nedschina allein und begab mich witdtr nach Dfchebla, wo mich Selim und Moliammed er» warteten 140 uz «f^iT^M^' ' ^ - ^r— —.......... ^0rlsel;lii,^ l^er Reise durch dli5 ^ebict de6 ,1U»hütii. Dumas — Dlir,m. — 8>um. — Antl'nedlmu mit deln l/e^ir l)e^ -lumm. Vs war in der Aachl vom zwölften zum dreizehnten Juni. Kaum batten wir uns n,u unserem ssiibrer von Motl^ und dem Gtllitsbnlft des Madadi auf den Wec; qcmachl, fo brach ein furchtbares Gewitter aus. Der t'eftia/ Vlah» regen schwellte die Ströme, Unser W unsere» Führer, der zu 5uji war, aul ein Dromedar sehen. Glücklicherweise halten wir bis Abb, der ;>veuen Ztad! oer Provinz, nur einen kurze» Weg. Wir kamen ge^en Mt» teinacht an, aber es war unmöglich, in einem solchen Wetter die Reise fortzusetzen. Am andern Morgen brachen wir wieder auf Das 5.'and war dnrch das Gewitter ganz verwüstet. (5m unbekannter Baumeister, welcher die dort häufigen Regengüsse denußt» woUtc, hatte eine drei « bis vierhundert Schrille lan^e Wasserleituug angeleqi, um das Regenwasser ^u sammeln ui«o in eine bei einer Moschee besinollche qro^e Cistetne zu eilen. Vald ivnrde de, Weg säst ungangbar wegen der viele» entwurzelten Bäume und (5»?iAirze, Ms lamen iures) mit qroßcr Mühe in das stattliche Dorf Euk, wo wir Halt machten. Suf beißt so viel als Markt. Vs gibt in Jemen vielleicht zwanzig Dorfer dieses Namens, wegen der Wochen-m^rkte, vie in denselben gehalten werden, Um zwei Uhr brachen wir wieder auf. In dem Städtchen Mifchader fanden wir etwa vierzig Reisende, welche sich zu ciner Karavane vereinigt hatten, um ssch nach Damar zu begcb^n. Tic waren Alle durch die neuesten Ereignisse sehr blulinlhigt. Ich hütete mich wohl von meiner Unterredung mit rein Mahadi zu sprechen, um nicht genöthigt zu seyn. die vielen Fragen, welche man nur vorgelegt haben würde, N» beantworten. Um Mitternacht setzte sich die Karavanc, der wir uns anschlössen, in Bewegung, Wir ließen die Ruinen von Dba« far rechts liegen. Wenn ich Zeit gehabt hätte, mich aufzuhalten, so wü»oe ich dort, der Versicherung des Mahadi ?u Aolge, lnmjarttische Inschriften gefunden baben. Der Weg sülirte am ^ußc des Humaragebirgeö hin. So kamen wir »ach nnd nach m oic kleinen Slädte Ierim, Robal, Molos, und endlich ericichten wir daö Hiranqelilrqe, in welchem Damar licgl. Damar war oem I,nam noch treu. An der Grenze des aufständischen Gebietes verlieft unS o^r Führer, welchen uns der Naylb auf Vefchl des Mahadi mitgegeben hatte. In Damar begannen die Plackereien. Man woUt, wis« sln ivoher wir kamen, wer wir waren, uud wie wir durch das Äebict des Mahadi glommen ware». Der Dola lief, uns kommen u»o nahm unomS Verhör, !42 dann erhielten wir Erlaubniß unsere Reise fortzusetzen. Der Dola wußte wohl, daß man lins weiterhin anhalten würbe. Damar ist eine Stadt von zehn- bis zwölftausend Einwohnern und hat eine seiditische hodc Schule, auf welcher viele junge Araber den Koran, oie Mathematik und Astronomie studiren. Der Weg führte unö durch oie lleine befestigte Stadt Nodda, Die Umgegend wimmelt von Nattern, Man halle uns gewarnt und wir stiegen nicht ab. Abendö kamenwir nach Doran. wo wir wieder nnVerhör zu bestchen hatten. Endlich ließ uns der Dola auf seine Verantwortung weiter ziehen. Gegen zehn Uhr Morgens erreichten wir das lleine Dorf Kobda, welches drei Stunden südlich »on Sana liesst. Wir machten Hall, um oie Hitze vorübergehen zu lassen. Um sechö Uln' erreichten wir die Vorstadt von Sana, welche den Namen Bir-el-Assab fülirt. Ohne Erlaubniß des Imam durften wir nickt «n die Stadt. Dieses Verbot war zumal für die von Dschebla kommenden Reisend,n sehr streng. Wir stiegen wie gewöhnlich in einem Caravanserai ab. Vs versteht sich, daß wir auch hier der Gegenstand der allge« meinen Neugier waren. Wir waren sehr ermüdet und folg« lich zum Plaudern nichi aufgelegt. Nach dem Abendessen begab lch mich zur Ruhe und befahl meinem Diener Selim mich nur im äußersten Nothfälle zu wecken. Am andern Morgen in aller Früh, erschien ein Offizier W3 aus dem Palast und forderte mich auf ihm zum Vezirr zu folgen. Die Oinladung wurde übrigens sehr höflich gemacht. Zehn Minuten nachher war ich im Vorzimmer Sr. Herrlichkeit. Icl' mußte zwei Stunden warten, weil andere vor mir qefommene Personen Audienz hatten. <5ndlick kam di, steche an mich und ich wurde vorgelassen. Der Vezier war ein magerer, unansehnlicher Mann Mit sehr gemeinen Manieren i er glich mehr einem Juden als einem Aradcr. Sein? schmutzigen, abgetragenen Kleider schienen bestimmt seinen Reichthum zu verbergen; eine Vor« ficht, die keineswegs überflüssig ist «n einem Vande, wo man Jahre braucht, um reick zu werden, und durch die Laune des Gebieters in emer Stunoezum Benler gemacht werden kann. < '! "' ^' 'N Ml! 7U" t l' -,^.!ll Der Vezier kauerte aus einer allen Matte aus Reiß« strol) und rauchte. Man psiegte ihm gemeiniglich die Hand zu küssen. Aber ich begrüßte ibn nach türkischer Sitte und fraget ihn auö welcker Ursache er mir die Ehre erwiesen mich rufen zu lassen. »Wer bist Du?" fragte er. »Um Dir zu antworten, muß ich zuerst wlssen, wer Du bist?« »Ich bin der Hakim von Sana," ,Gul. jetzl die« ich berm Dir zu antworten." Die Wachen schienen mein Venehme« vor einem so glopcn Herrn sehr anstößig zu finden, »Ich habe Dich gefragt, wer Du lust?" 144 »Hlidschl Abd'-el-Hamid.« »Wol?cr fommst Du?« „^, . ä/ ^ »Von Mrlta." »Welche« Weg haft Du genommen?« »Den gewöhnlichen Weg." »Haft Du teil, Hinderniß auf deiner Reise gefunden?« «Man Hai mich angehalten und mich gefragt, wer ich sey, und da man sal', daß ich nur ein Kaufmann bin, so hat man mich ungehindert ziehen lassen.« »Hai man Dick im Namen des Imam angehalten.' »Ja, aber in, Naon-n oeg Imam el Mahadl« lil.il' »Wie, im Namen des )mam el Mahadi? Der Imam von Sana hetßt nicht so, sein Name ift Nähr lsdbin.« „DaS weiß ich nici't, ich bin ein Kaufmann nnd lüm» mere mich imr um UleiNl'Handelsgeschäfte," N! ! »Du bist also nie >n Sana gewesen?« '> l ^ i! ^ »Nein.« »Hast Du den Imam gesehen?« »Nein. ich babe nur seinen Nahib qesehen. der Nch ,'^s ^mO. ,, »AuO welchem theile d,r Türkei'?« ? '^l.^ ^^^ 145 »Aus Mekka.« »Wie, aus Mekka? Du ben, so werde ich dem Himmel dafül danken.« »Du bist also ,^allsma,m?" wiederholte er. «Ja,- »Wao willst Du kamen?« . j,. >.Kaffeh und Weihrauch.« ,i> s..< „!,i «l! .> i^^i »Diesi- Waaren dätleft Du z» Helh'tl-^ekih oder Ho^ bcida iveli billiger kaufen können. Ueberdieö N'ürdest Du dort unter dem Schutze deines früheren Herrn Hussein uon Adu-Arisch, lvo Du 2erdar und Arzt »rarest, gestanden haben. Suchst Du nichl uielmel'r irgend eine ^slaüze^« »Wenn ich heiltraftigfPftanzrn am Wege sande, ivürde unv warum iä' Hussein verlassen hahe," ..Wn lennen oein ganzes Vebeil bci Hussein und leine Äb^cht^n mit orm Neffen oe« Imam. Vielleicht tommst Du bierl^r, nin den Olmm nut d>>n ^«,-iisn alli^usolmen, Spare >uil deine Mül'e. cö wird D>r nichl gelülg,'»." »Du irrst Dich." erwiederte ich, »ich habe durchaus t«i» l4st nen Auftrag erhalten. Ich reise in meinen eigenen Angelegenheiten, welche mir genug ;u thun macken lleberdies babe ich erfahren, daß im Dienst»' der morgenländischen Fürsten wenlg Nutzen, aber viel Gefahr ;u finden ist, und ick will fortan feinen andern Herrn haben als mich selbst, In dieier Absicht bin ich Kaufmann geworden, — icb verlange von Niemanden etwas und biete Niemanden meine Dienste an « »Wenn Dir aber der Imam Anträge machte, würdest Du sie ablehnen?« »Allerdings, denn ick weiß wohl, daß er meinen Rath nicht befolgen würde, wenn er mich auch um Nath Nagt,« »Wohin gedenkst Du von hier zu reisen?« »Nach Bagdad.' »Auf w elchem W ege?« '"' N, >U -.^ »Das w,'iß ich »och nicht,« <5illt qrosie Sanvlchr. welche alle ^wölfStunde» umqe» kehrt wird, ^riqlc ellf llhr. Dies war die Stnnde, z» welch,e sich der Hafim zum Imam zu begeben pfleqü', ',' <^r stand auf und reichte mir die Hand 'A»f Wiedersehe». Hndschl." sagte er; >>Du wirsteinigl Zeit ill Sana bleiben. Meine Sclaven haben Befehl, Dich in die für Dich bestimmt, Wohnunq zu führen. Noch l^inS," seht, er leise hiny,; »ehe Dn den Imam stehst, wirst Du wohl thun, mit Niemand zu verlelnetl," Nach diesen Worten emferute er sich, Mner seinerStla-ve»l truss ihm seine Lanz, nach, die übriqen folqten ihm zu Fuß. Vor der Ihür sti^q der Halim zu Pferde, nackdem er von den Vorübergehend,,, begrüß» worden >var ttr rltt auf die llitadeU, zu; ich bessab mich. von zwei schönen Negern geführt. i„ ,ine^ »er zahlreichen Häliser, aus welchem der Fitjsul die (iillwohner z»m Niitzen ihres Huld- 147 reichen Gebieters vertreibt In Sana allein soll der Imam meb, als zweitausend Häuser aus diese Weise an sich geriffen haben. stljische Laye der 5t«M. — ANma. — ^niis-Körung. — Dir ^»uMen. Meine neue Wohnung bestand aus einem ganzen Hause, welcbes so leer war wie die arabischen Häuser im Allgemeinen, ^s war übrigens gut gebaut. Die Fußböden waren mit scbo» nen Steinplatten belegt und die Wand, mit Kalk übertüncht. 3n des Mitt, war ein Neiner Hof. Die Wohnung, welche ich wäblte, war das gewobn lick? ^rauengemach; aber da ich nur meine Negerin Kem^r bei mir hatte, ft glaubte ich diese Gemächer für mich benutzen Nl sönnen. Ans dem ersten Stockwerke vertrieben wir ein Duhrnd Natten und aus oem Erdgeschoß zwei oder drei Nattern, Mon pflegt diesen unheimlichen Gästen ganz Höftich die Thür 5u weisen, fle ;u todten würde Unglück bringen. Die Zimmer waren bis zu einer gewissen höbe ange» strichen, die sehr bohrn Plafonds mit Holzgetäfel belegt, I» itdem Zm„„rr war ein sich drehender Windfang. Die Thül' schlöffer waren wi< gewöhnlich von Holz. Auf dem platte» Dachs stand ein Häuschen von Rohr, welches das Voudmr dts Hauses war. Im Hose war Play für sechs Pferde, aber unter freiem Himmel; das arabisch, Vs,'>i, übernachtet nie unter einem 148 Dach; man läßt es in ver größten Sonnenhitze wie im stark" sttn Regen unter freiem Himmel. Man hatte mich unmittelbar in das Hans geführt, ohne mir Zeit ;u lassen, Selim lind Mohammed mitzunehmen. Wahrend ich mich einrichtete, ging ein Sclave in die Karavanserai, um meine Diener zu holen, Selim machte einige Schwierigkeiten; cr wollle wissen, ob der Ncqcr iviitlich in meinem stamen komme, wer er sey und was aus mir ge'vrrdcn. Der 9leger wurde grob lind Selim gab noch gröbere Antworten. Aber Mobammed stiftete frieden und meine drei Diener entschlossen sich, mit meinen ermüdeten Dromedaren, welche noch schwerer von der Stelle zu bringen warm als Zeiim, oein Sclaven zu solgen. Sie kamen mit meinem Gepäck. Man brachte die Dromedare in den Stall, breitste die ieppiche aus, warf die Polster darauf, nabm die Pfeifen aus den Huttei-alen. das Geschirr anö den Körben, die Kleider aus den Nachtfäcken, die ^ebtnsmittel a»s oen ikist>'n, unr> balo waren wir ein-gerichtn. llm frisches Wasser j;u dabeu, taufte Seliin fo^Ieich irdene Kriiqe und ließ sie füllen, Diefe Kruge haben eine an» tike ssorm «niv smo mil Arabesken bedeckt. Andere Krüqe worys,, ^l,n Behuf der Väder und Wa» schunden graust, Icli babe schon qesaqt, wie oir Oäder zu Uhu-Arisch genommen werden, (^be man cin neue^ i^esäß ln Gebrauch nimmt, varsümirl >nan es mit V^n^o,' oder Weihrauch, >'llle tage nneoerholt >nan die !itaucherui«g, welche da<> Wasser nicht nur würzig, sondern auch gesmirer 149 Als diese ersten Vorkehrungen getroffen waren, schickte ich Selim und Mohammed zum Kundschaften in die Stadt. Da sie Vingeborne waren, so fonnlen sie mir viele nützliche Mittheilungen machen. Nach orientalischer Sitte kamen alle meine Nachbarn, Um mich zu begrüßen, und «roh der Warnung desVezirswar ich gezwungen, sie zu empfangen und länger als mir lieb war mit ihnen zu plaudern. Alle diese Vesuche boten ihre Dienste an. (5s waren größtcmlieils reiche Leute, welche Garten, Landhäuser, Magazine und Wechselstuben hatten. Obgleich ich kaum meine Wohnung beigen datle, nmßte ich ihnen doch Pfeifen und Kassel» reichen lassen. Daö Gespräch drehte sich um den Imam. Es versteht sich, daß man seineS Lobes voll war, obgleich die Hälfte mci« ner Gäste ihm gewiß den Tod gewünscht hätte. Kein Mensch ist so neugierig wie der Araber, besonders in den Städten. (5r wilt allcö wissen, und um viel zu erfahren, stellt er sich als ob er alles wüsne. Während ich dieses zweite Perhör bestand, kam dtrVe« zir in seinem einfachen, ärmlichen 'Anzüge. Er schien sehr überrascht, als er so viele Veute bei mir sah. Alle Anwesenden standen aus, Nach den üblichen Ve-Lüftungen sragte er mich. ob ich schon ausgegangen sey. Ich antwortete ihm, ich hätte noch leinen Husi über die Schwelle gesetzt, aber ich sey reichlich entschädigt worden durch die Freundlichkeit der Personen, die er bei mir s.lh. (5r kauerte sich aus einem Teppich nieder und Alle fo!^« ten scinem Beispiel, mi» Allsnahme der Israelite»,, welche mi, g.bogene» Knien u»d gefaltelen Handen stehen blieben, 150 Die Issaeliten werden vielleicht in keiner Stadt des Orients mehr verachtet und mißhandelt, als in Sana^ aber wie überall wendet sich die Negierung an sie, wenn sie Geld braucht. Die Regierung läßt ste reich werden, mästet sie gewissermaßen, denn sie weiß wohl, daß das bn ihnrn angehäufte Geld fthr hohe Zinsen trägt^ endlich werden sit unter die fresse gebracht, big sie alles Gold herausgegeben habe», Sie müssen (5iner für den Andern einstehen; wenn einer von ihnen nicht zahlungsfähig ist, so müssen die andern für ihn zahlen. Sie dürfen nicht in der Stadt wohnen, sie sino in ein Dorf verbannt, welches den Namen «i5rd-el» Iud« l^udenlanv) führl. Dort leben sie in der Zahl von etwa funs' blö sechstausend. Tie sind allen möglichen Hla-ckertien ausgesetzt: sie dürfen nicht mehr als zwei Synagogen haben und ihre Häuser nicht höher als sieben Meter seyn. Diese Stlrnqe lomim daher, daß ein gewisser Qrali, welcher vormals das Mißfallen des Imam erregt hatte, zu nner (Geldstrafe von fünfzigtauiend talaris und zur Ein-lerlerung verullhcilt wurde. Die i>!efängnißstrafe erlitt er, aber die Geldstrafe vermochte er nicht zu erlegen, und da sich auch die ganze Iudenschan für insolvent erflälte, so wurden von den vierzehn vorhandenen i empeln zwölf zerstört, Seil jener Zeil haben die Iuoen dlc (irlaubuiß zum Wiederaufbau nicht erhallen. /'z' ' !, Der Vezir lud mich ein. den Abend bei ihm zuzubringen, und als er fortging, g.,b er nur durch einen Wint zu verstehen ich möchte ihn begleiten. Ich fah wohl, daß er mir etwas im Vertrauen ^i ü,g.e» halle, u»v beglniete ihn bis in die HmlösilN', 15l (§r sagte mir, ich hätte Unrecht so zahlleiche Gesellschaft zu empfangen, die Besucher wären nur neugierig und wollten wissen, warum ich nach Sana gekommen sey. Der Imam se» geneigt mich zu empfangen, wenn es mir Vergnügen machte; ein Christ müsse sich einrm Ceremoniell unterwerfen, abcr als Muselmann sey ich zu jeder Stunde des taqes berechtigt, sein huldreiches Antlitz zu sehen. Er sagte mir, vaß der Imam gewöhnlich im Postan«el-Netwokkel (»Garten dc6 Sultans") seine Audienzen ertheile. Der Imam hat zwei Residenten in Sana- dir Som» merresidenz, in welcher ich ihm vorgestellt werden sollte, und einen Palast in der Citadelle, wo er im Winter und wenn er bei übler Vaune ist, zu wohnen pflegte. In die Citadelle zog er sich zurück, wenn Unruhen in Sana ausbrachen. Diese Einladung war >o qut wie ein Befehl; ich antwortete, daß ich mich zu dem Imam begeben würde, sobald ich mich ausgeruht hätte. >Tu wirst wohl thun, <- sagte der Vezir, »nicht zu lange zu zögern. Doch Du kommst ja diesen Abend zu mir, wir «rerom ivmn davon reden.« -^ Gegen vier Uhr Nachmittags fainen Eelim und Mohammed zurück. Sie waren ganz entzückt von der Stadt und insbesondere von der Freundlichkeit und Schönheit der Einwohner. Die Stadt sey stark bevölkert und habe schön« Valäste. Moscheen und Gärlen. Kurz, meine beiden Diener forderten mich auf, ebenfalls oie Stadt, insbesondere den Prächtige» Vazar zu besichtigen, Wie in allen Slävlen des Orients, sind die Straßen eng und lnlinm, aber rrmltch. Zahlreiche Springbrunnen 152 werden durä' Wasserleitungen versorgt. Gin ziemlich breiter ssluß durchschneidet die Stadt; im Sommer trocknet er »rei-lich aus mid der zurückblelbende Schlamm erzeugt boSartlge Fiebei. n ^1, n«^'i> ....? z^"» «: ün'n u^nn^l« °'k ,i° el»Äbbas erbant. C»in!^e der aill!^r» stammen ans der Zsit der türtiickl-n Eroberung. Vetaüinllch N'urde ^e>uen unter Soliman II. ^um ersten Male erobert, und erst ! ?<>8 wurde die türkische Herrschaft untcr Scllm befestia,!. Derselbe Ma« hadt'tl-AbbaS, welcher die Hauplmoschee bauen ließ, verjagte die linleil nnede» aus vein G>bira,e. Die aileil Köniqe r>cs ^aude^ waren Heiden und Feueranbeter Nach der Verstcbrrunq drr arabischen Gelehrten hießen vor alten Zeiten tie Köniqe von Jemen die lhobaö, so wie die Könisse t>on (^qnpten die Veneiinun^ Pbaraonen fühlten. Die jsht in Sana ressierende Di)>iast>lab wir ;u T'>ad qes.hen haben Dllö .'^l» biö 40", um drei Uhr aus 4<» bis 42" <'. Dicij ist die Zsil der Siesta. Drei Stunden ist die Vtadt wie au< . ^: Di« Nächte sind lall und fencbt Dir 5empsratitr fällt 153 zuweilen auf l5 ja auf 10". Es vergehen selten achtund-vlerzig Ztunoen ohne Gewitter. Man sollte glauben, im Nitumgebirge gäbe es gewisse atmosphärische Erscheinungen, welche die Gewitter anziehen und zum 'Ausbruch bringen. Im Herbst fällt viel Hagel, was in andern Gegenden von Jemen sehr selten der Fall ist. Die geographische k!age von Sana ist 15" 20' nördlicher Vreite und 41" 30' öft. licher Länge. Sie ist 62 französische Meilen von Motta entfernt. Unter der 'Bevölkerung befinden sich etwa zweihundert Banjanenfamilien, welche einen eigenen Stadttheil bewohnen und sich mit Handel und Gewerben beschäftigen. Die Vanjanen sind treffliche Goldarbeiter, Juweliere, Schlosser, Weber und Schneider. Sir zahlen für das Recht des Aufenthaltes eine jährliche Abgabe von zwei- bis dreihundert talaris. Wenn ein Milglled der Familie stirbt, so bezielu der Imam eine (S'rbsteuer von vierzig bis fünfzig Talaris. Wenn der Verstorbene feine i^rben btntcriäßt, so nimmt der Imam Ällts in Besitz. Wie in Jemen ist eS den Vanjanen untersagt lhre i od-ten zu ucrlnennen. Sie richten sich gemeiniglich so ein, daß si« sich m turner Zelt bereichern und dann wieder davongehen. Tie habe,, wenige Frauen bei sich. Im Gebiete von Mascate hingegen haben Ne fast immer zahlreiche Familien, Dort tonnen sie heimlich ihren religiösen Gebräuchen oblie» gen. Die Regierung drückt die Augen zu und sieht sogar nichi einmal die Flamme der Scheiterhaufen. Sana ist oi»' Hauptstadt uo» Jemen und auch o,e Haupt-staot der Saldtten. Diese Secte, deren Patriarch der Imam von Sa»., ist, wuroe von Seib^bn.Ali-Hussein gegründet. Wie 154 aUc Scctril der Well behaupten auch die Saiditen, aUein die wabre Religion zu lehren. Sir halten sich fur die reinsten uno aunichligsten Moslem. Die Saidlten erkeiliieil Moham^ mcd übrigens auch als oen gröftten Propheten an; aber sie crtläreil, sein Nachfolger hätt< nichl Abu^Veier, sondern Äli siyl» sollen, Hic glauben auch inch« an die Erbfolge der zwölf Imaml-, obgleich sie vie vier Giften hoch verehren. In Sana und in dem qanzcn Gebiete rer Saivitcn sieht man keinen Derwisch, feine» Tanton oder Marabu, weil diesen die abergläubische Verehrung, welche ihnen von andern Moslem gezolll wird, hier versag» ist. >^ .',.-,,!, , .!..j'!«c^ Drr 1lNlim „ln, ^>n,li m der Moschee mlt» im ^»lttirii^lntt. — Die >>l«itll ^lllm m ein anderes wieder hineinreitet, so hatte ich Zeit, nnch auf den Vlah der großen Moschee ^, begeben. Der Imam schien mich zu ertennen al6 rr an mir vorüberritt, Db ihm mein egyplischeS Costüm auffiel, oder ob er aus meine 'Anwesenheit vorbereitet war^ Dao Volk drängte slch herbei, um ihm Hände und Fuß« zu küssen, was ihm übrigens nicht sehr zu gefallen schien. NS hat schon mehr als <5in Meuchler diese Sitte benutzt, um eine N?at der Privatrache zu üben oder einen Äct des poli» Nschen Fanatismus zu begehen. (5r grüßl, mich sehr huld> reich und sprach dann mit dem Vezier, der an seiner Seite ritt. — . 156 Vor der Thür der Moschee stieg er ab. und qing stolzen Schrittes in ein Cabinet, welches in den Moscheen das» selbe ist. was die Sacristei in den christlichen Kirchen. Dort legte er sein Priestergewand an, nalmi einen großen Stab in die Hand »nd beqab sich, unter dcm Vortritte von ^wci Fahnenträgern, in die Moschee. In der Mauer befindet sich eine Art Nische, welche den Namen Mischrab sühn. In dieser Nische nahm er aus einem bö'l^rnen Zlfsrl Platz, während ein anderer Geistlicher die Kanzel bestieg, nm ein Capitel aus dein Koran ;u lesen. Nach dieser Ablesung sang ni.in in arabischer Tpracke das ßlllvuln f««' ro^in. alö Fürbitte sür den Imam. In den übrigen mohammedanischen Bändern wird dieses Oebet theils 'ür den 3'llt,in V'Ibdlil'Medschid, tlieils für den Kai» srr '.'c'N Marolt^o ^et^alten. . >1- mt ..,-i^ :.!?, ,,,.!! Dann kommt das Gebet Fatah. Der Imam spricht dasselbe in ties^ebückter Stelluna,, und alle Anwesenden werfen sich zugleich mit ihm nielu-r. Nach diesem Gebete lommcn eini^»- ^ilam-ien siir di>' Ruhe der Todten. Dann «erlaßt der Imam die Moschee, besteigt fein Pferd wieder und reitet auf demselben Wege, den er gekommen, in seine Residenz zurück Vor der ihür lam einer von oen Offizieren >nls mich zu und bot mir ftin Pf.-rb an. Ich schloß »uch also den, Zuge an. )>, den Straßen oerlüildemi Ausrufer die iil^l und Verdienste d<6 Imam. Die Volt Einenge alilwurtete mit lau. ltm Beifall. ,^^ Vor dem Palsste fUegcli all^ Nl'ltn ab. Die äugest- 157 bensten Personen folgten dem Imam und ich trat mit ihnen ein. Die zurückbleibenden Reiter, insbesondere die jungen Leute aus der Familie des Imam, stellten in dem geräumigen Hofe allerlei Uebungen und Künste an. Der Palast besteht aus einem langen Hauptgebäude und zwei Seitenflügeln, in deren jedem sich ein Harem befindet. Den einen Harem bewohnen die rechtnläßigen Frauen, den andern die Concubine«. Die Pordalle war voll von Soldaten, welche lbeils Gebirgsbewohner, theils Neger waren. (5iue breiic kreppe, auf welcher vier Personen neben einander gehen können, führt in den ersten Stock hinauf. Diese Häuser sind sehr kiibl, denn die Fenster sind sehr Uein und die Steinplatten werd«« zwei» bis dreimal tägllch mit Wasser begossen. . .. ,: -^ - ^,<- - -. -, Der (5mpsangsa«l war mit Hofbeamten angefüllt, welche beim Erscheinen deö Imam aufstanden und ihn mit Jubel begrüßten. Der Imam dankte mit wiederholtem Kopf» mck«n; von ftiucn Brüdern und Sö'linen umgeben, sehte er sich auf eine (5rl'ö'hung, welckc, wie das Chor einer Kircke, mit einl-ni Geländer umgeben war. Seine Familie hatte zu seiner hinten auf mras niedrigeren (5'lhöh»ma,m Play genommen. Die Minister standen hinter dcr ^amilie, Mitten im Saale waren drei Springbrunnen, deren Wasserstrahlen ssch ftwa fünfzehn ssuß erhoben. Der Fuß-boy?,, war mit schwartn und wrifie» M'Nmorplatton belegt, An den Seilen warn, Malten auSa/breittt u„d auf diesen lagen dicke welchc perssscht Teppiche von prachtvollen Farben. Di, Polster, ans eichen der Imam, feine Brüder und Söhne I6S saßen, waren von Kaschmir und Eeid?. Der Kaftan. den es truq, war hellgrün, mit weiten Aennew und mit Oold' stickerei auf der Vrust. Seine Kopfbedeckung bestand aus einem weißen lurban. ;n!, lNKllU'j''l! ^ Man ging vor ihm vorüber, um ihm die Hand inwendig und auswendig ^u küffen lind dabei irgend eine Scbmei-chelci,^u sagen. (5g verstell sich, das, alle Anwesenden die Schuhe vol der Tbür gelassen batten. (3i„iqc waren barfuß, andere in Strümpfen. Ich trug tleine, enganschließende Vabufchen von gelbem Maroquin, welche man in weiteren Nabuichen start der Strümpfe ,u traqe« vfleqt. Die kleinen werden Mlsä'a. die großen MatM qenannl. Ich »äberie mich dein Imam, aber ohne idm die Hand zu küssen; ick verneigte mich, leqte deide Hände auf die Brnft und fraqte nach seinem Vefinben. »Sn, >l'lllko»>nisn." saqte er ^u mir; «,s freuet mich, Hädschi, Dich in meinen Staaten z« sehen. Ee> stel't Dir AUes zu Oebore, was Du wünschest; mein Vezier dal Vesedl alle deine Wünschr ^» erfüllen,« Ich dunste ilnn, «Nebriqenö. fuhr er fort, »werden wil noch mit ein» ander reden. Ich bade Dir viel zn sagen; Du hast große Reifen gemacht und viel a/schen, mie Unterredung mit Dir tan» mir daher »ur nüftlick ,>->,» 5ch wünsche mir Glück, da^ Dich dl< Vorsehung an memen Hof gefüdrl hat," Ich verneigte mich vo» neuem, ging an ihm vorüber, grüßte seine Familie und entfernte mich ,.^,, ^ , Vor der tbür wollte man mir ei„ Pferd geben, nber 159 ich lcbnte es ab, denn ick wollte lieber zu ssuß gehen, um die Stadt besser zu sehen." Man fand VieS sehr auffallend. Niemand konnte begreifen, wie man um ein Uhr Mittags etwas Anderes thun könne, als schlafen. Ich hade oft versucht, Siesta ;u halten aber es ist mir nie gelungen. (5s war gerade die Zeit, wo ich meine meteorologischen Peodachtungen anstellte und meine ')tol!^en niederschrieb. >'Mrr Du wirst nichts sehen als die Sonne unr die Mauern," antworteten mir die Offiziere. Zwischen vier und fünf Uhr Nachmmags ist die Stadt schön, und erst dann beginnt das wahre Leben. Ich wollte mich nicht irre machen lassen und durchwanderte die Stadt, wo ich lem lebendes Wesen sah. Die Kauf» laden waren offen und die Thüren nur mit einem groben Netz veNverrt, oie Bäder waren leer. <5ö ist u. der That Merkwürdig, daß während der Siesta nicht gestohlen wird. Die Fliegen waren in dieser starten Hiye unausstehlich. Von Zeit zu Zeit wurden auch die l^eruchsnerurn unangenehm berührt und gleich darauf erblickte man ein todtes ,ssa< Mehl oder den Leichnam eines Hundes oder einer Kaye. Die verwesenden Thiere machen den Aufenthalt in den orientalischen Stadt,-« höchst unangenlh»!, Nirgends bringt man die Todten weg; wo ein 'lhitr fällt, bleibt eö liegen und vcr-Pfftet die V»f>. Ich begab mich, uon diese, Hihc erschöpft, nach hause, legte mich auf meinen Teppick und llwartete die Abendkühlt. Um vier Nbr besuchte mich der Ve,ier. uon zwei Offizieren des Imam begleitet, „m mir Geschenke zu übrrbrin' ßen. Diese beftanden in zehn over zwols lebenden Schafen, zwei Körben mil Zuckerwerk und zwanzig kleinen Nörsen mit Geld, Jede Vo'ri'e enthielt etwa fünfundzwanzig bis vreißig Francs. Mit einer solchen Vörfe kann ma»» in Sana zwti Monate leben. Die Münze, welche >n solchen Pö'rfen enthalten ist, be« steht aus kleinen (Geldstücken, Kbir genannt. (5«n Talari, die größte Silbcrmünzc in Jemen, gilt zweinnddreißig Kbirs, vierundi'cchziq .^amassis, sechzig PiVli, hundertseclizig Harff unv sechshundert Neidsches, Diese letztere Scheidemünze ist etwas weniqer als ein Centime. Die grö'sitr ^oldmün^e ist der venelianischc Z^cchino, von den Arabern Merqas qenannt. Der Talari gilt fünf Francs fünfundzwanzig Centimes, der Zecckino eilf ^raiics. Der Imam läßt in der Citadelle Geld schlaqcn »nd die venetianische» Zeänxen in Goldstücke im Werthe von sieben Francs zelm TouS umprägen. Die ^andesmünzr führt den Namen des regi>'scndei, ^ürst«,'» und das Datum, an welchem sie gepräql ivurdc, aber nie ein Hildniß. Die qröfite Silbermünze, welcher der Iman» prägen läßt, hat den Werth von zwei nnb einem halben Franco, ^ch hahe in Arabien nur ein einziges französisches Fünsfran» lenstück gesehen, ^c» war in Meffa, n>o man es aliü Merl» würdiqkeit aufbewahrte; eö war mit den, Vrustdilde deö ersten (irnsulö Bonaparte, Ich wünschte es zu h>iben, aber man wollte es nicht hergeben. ,. , Dil ^n'cnizig Börsen, welche mir der Imam schickte, hatten also einei» Wmh von etwa zweihundertfünfzig Franken. Ich gab den Ueberbringern vierzig Fraulen. Der Vezier erklärte, was mir der Imam sende, scu nur M für »meinen Kaffeh,« er werde täglich für meinen Unterhalt sorgen. Ich dankte ihn: lind versicherte, daß ich nichts brauchte; aber der Vezier erwiederte, ich sen der Gast des Imam und so lange ich in seiner Haurlstadt bleiben würde, sey es seine Sache für meine Bedürfnisse zu sorgen. Er schickte mir in der That jeden Morgen um neun Uhr und jeden Abend um sechs Uhr zwei Schüsseln mit Hlcischspencn. Obst und Zuckcrwerf, Das Fleisch war im» mer m kleine Stücke zerschnitten, so daß man es mit den Fingern nehmen konnte. Diese Gegenstände wurden mir von schönen kräftigen Negern gebracht. )ch erhielt zugleich einen Tack mit Tabak. Vo>» nun an besuchte mich der Vezicr täglich zweimal. Duma«, VllablM, !>l. N 162 HssMP'5 Letien in 5,nui. — Ließen HMeller. AUe diese Höftichkeiten schienn« von Teilen des Imam den Wunsch anzudeuten, mich noch längere Zeit in Sana auszuhalten. Dies war mir keineswegs angenehm denn' ich wünschte so schnell als möglich nach dem Lande Mareb abzureisen. Um mich aber des nothwendigen Schutzes zu sichern, mußte ich mit dem Imam an Höflichkeit wetteifern, Marcb ist allerdings ein unabhängiger Staat, aber der Imam von Sana hat doch großen (5>nsluß, In den ersten Tagen konnte ich uon dilsrm Neisepian nichts erwähnen, ich mußt, eine Gelegenheit abwarten und mich vor allem bis zu seinem Geburtstage gedulden, Inzlvi'chen verlebte ich meine sreien Stunden inil einigen Notabein der Stadt, theils in ihren Gärten, theils in ihren Landhäusern. Die Gärten waren sehr schön, mil prach-tia.cn Springbrunnen und trefflichen Obstbäumen, Nosenflu» reu und Iaöminhecken. Die »»eisten dieser Garten gehörten zu Häusern, welche die Reichen ihren Geliebten zur Wobnuua. angewiesen haben, )n diese» Vanddänsern l'flegen die Araber zu vergessen, daß sie Veleimer dec> Propheten sindj sie trinle» Wein ulld ^'iqneur, den llnien die ^uven liefern. Die Frauen in Sana sind ohne Widerrede die schönsten und feurigsten im ganzen ^ande Jemen, Wir werden später daö ^iebeöverhältniß Selim ö mit einer unlielauuten vornehmen Dame erzählen. Die Jüdinnen geben sick den Moslem, den Vanjanen und Europäern hin und geben sich oft für Araberinnen aus Außerdem dienen sie den Arabcrinnrn oft als Zwischenträger rinnen bei ihren Liebeshändeln, denn als Verläuferinnen von Schnnlcksachen und Liebcslränken haben sie Zutritt in jedem Harem, sogar in dem Harem des Imam. Sie sind im Allgemeinen groß und haben eine weihe, blaffe Hautfarbe, welche ihnen das Ansehen von fchöncn Wachsfiguren gibt. Die Araberinnen haben eine dunklere Farbe und sind mehr M Beleibtheit geneigt. Die Jüdin gibt sich aus Noth für Geld hin, die Arabern, nur aus Viebe. Da dir Secte der Saionen bei weitem duldsamer ist, als die übrigen Seelen, so entstehen eine Menge ^iebesin-triguen. bri dene» alle mögliche Schlauheit aufgeboten wird; denn die Männer sind eben so eifersüchtig als anderswo und die Frauen geben einander aus Neio an. (5's ist daber im^ Mn gefäbrlich, Intriguen in einem Harem ;u haben. Da Sana von Fremden sehr vi,'I besucht wird, so sind leylere der Hauplgeglnstand der weiblichen Intriguen. Die Vcwohncrin eines Harem geht dabei gemeiniglich folgendermaßen zu Werte. Hinter oen Jalousien verborgen, macht sie ein (^eräuscb. um die Aufmertsamfei» des Vorübergehenden z» erregen, Dann läßt sie eine Vlume, ein Tchnupftuch, ein Villet u, dgl. fallen. Dies ist noch lein Stelldichein, wohl >U'er em? Einladung wieder vorüberzugehen. Wenn sich der Fremde entfernt, fo pflegt sich die Tl'ür aufzulhun und ein liefverschlcitrles Frauenzimmer folgt ihm ^s ist gewöhnlich eine Jüdin oder eine Negerin, welche er« sahren soll. wo der Fremde wohnt, »vie er heißt und welchem Eland, er angehört. s64 Die verschleierte Gestalt redet ihn nicht an, sie hält sich in gemessener Entfernung. Abends geht er unter demselben Fenster wieder vorüber, cine neue Lockspeise wird ihm zugeworfen und er kann nicht mehr zweifeln, daß er der Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit ist. Die Abgesandte liat einen günstigen Bericht ab-gestattet Zu Hanfe erhält er den Besuch der Vermittlerin, welche sogleich die schöne Bewohnerin des Harems zu loben beginnt. Sie ist schön, jung und reich, sie ist von vornehmer Geburt uno besitzt alle Eigenschaften, welche oie Vbant^iste zu feffcln vermögen; ibre Person wird auf das Genaueste geschildert. llngeachlei dieser alllockenden Schilderung ist der Fremde unschlüssig, denn jedeö Liebesabenteuer ist im Orient gesälnlich; es ist der einzige ,vall, wo der Consul nicht einschreiten tann, <5r willigt in ei».' Zusammenkunft) man muß sich wenigstens lennen lernen, ehe man sich liebt. Die beste Gelegenheit bietet sich in den Bädern oder Moscheen. Dle Schöne beseitigt wie zufällig ihr Schleier, um ihr Ge« sicht zu zeigen, oder vielmcln' »Kren Begleiterin muß den Schleier wie aus Unvorsichtigkeit entfernen. Die Schöne schreit und weint, um bei ibre» Nachen innen, bei den Eu» nuchen oder Negerft!.,ven lemen ^erd.icht zu erregen. So pflegt ina» eö in der Moschee ,;n machen. Im Bade geht eö leichter, denn dir Besitze»in des Barehauses wnd fast immer in das Geheimniß gebogen, (^'s sind la ,zwc> Batschis zu verdienen^ von der Schönen und von dem Geliebten. Dle Eunuchen oder Sclaven bleiben vor der Tdür der Vabeanstalt. Diese hat eine große Kuppel, welche mit flel- 165 nen Fenstern versehen und mit einem platten Dach umgeben ist Auf dieses Dach wird der Fremde geführt und durch die Fenster taun er in das Vadehaus himnmrschaucn. Zuweilen weiß die Schöne selbst nicht, daß sie beobachtet wird Der Neugierige erkennt den Gegenstand seiner Neugier an irgend einem Zeichen, an cnn'r Vlnme oder einem Bande, welches die Matrone der Badenden am Haar befestigt hat, Er bat nnn die Geliebte gesehen, er kann nun ur« tbeilen. ob es der Mühe werth ist, sein Leben für sit zu wagen. Wenn er sich diss'"iVrage bejaht, so findet das Stelldichein beim nächsten Bade statt. Die Araberin begibt sich in Begleitung ihres Eunuchen oder Negers in das Ba« behauS! hier findet sie die Matrone, welche einen ganz ver» schiedenen Anzug hat. Die Schöne legt die Kleider der Ma» tronc an und entfernt sich, ohne von den, (5unuchcn oder Ne« g<>r erkannt zu werden, , . , Fünf Minuten nachher ist sie bei dem Fremden. — Nach einer Stunde begibt sie sich wieder in das Vadehaus, legt ihre Kleidung an und gehl fort. Die Matrone, welch« sich stan ilner gebaoc! hat, begibt sich ebenfalls zu dem Fremden, um den Lohn für ihren Dienst zu empfangen. Wenn sie zufrieden ist, bietet sie für den folgenden lag wieder ihre Dienste an. Die Araberinnen, welche derlei Abenteuer sncbe,«, ge« boren im Allgemeinen dem wohlhabenden Vurgerstanoe an; sie haben leinen andern Zweck, alö eine ^'aune zu befriedigen und sich dabei ein (^n'chent machen zu lassen. Die vorxehmc Arablnn sucht den ,>lemden nicbt auf, obgleich sie viel leidenschaftlicher liebi. alö das T'iir.iermädcke,,. Tie braucht l60 nicht ins Bad zu gehen, weil sic zu Hause badet. Der Fremd? steht sie aus ihrem Spazirganqe im Garten, Er hat freilich vic feilsche des Eunuchen zu fürchten. Die Gefahr ist hier großer; er muß sich in Weibertleidern Zutritt verschaffen. Diese Verkleidung macht die Vertheidigung schwer und rcn Tod lächerlich. Zuweilen verlangt die Schöne, daß man sich die Hänve und das Gesicht schwärze. Wer sich in diese Laune fügt. ist einer doppelten Gefahr, auögeseytl er setzt sein ^'eben aufs Spiel und ist überdies in Gefahr, der Schönen gar zu qin zu gefallen und voll ihr festgehalten zu werden. Nas soll er auch thu», wenn sie ibin erklärt, oaß er ihr Gefangener fey? Soll er schreien? Der leiseste Ausruf würde zur Entdeckung und zum lode führen. (56 bleibt ihm nichts übrig, als sich zu verbergen. Die Schone steckt ihn in einen großen Schrank oder Koffer, oder sonst an einen verborgenen 57n, ve>' Niemand betritt. Wehe rcm tinqlücklicl'en, der nch bat anlocken lassen, er ist verloren, In Alenindnni bai man daö Meer bei der Hand, in Oonstaminopel den Bosporus hinter dem Hause, in Cairo fliesn der Nil; wenn man veö Buhlen überdrüßig ist, so näht man ihn in einen Sack und wirn ihn ino Wasser, Sie hat im Vetretiin.pfalle freilich dasselbe Schicksal, nur oaß man >hr eine Gesellschaft >n d^i Sack gib! ^ einen bibn, eine Kaye. eine Blatter. Aber in Sana, wo nur cin mehre Monate trockeneg Fluß ist, kann man sich rin«^ lüsternen ^«Vinne^ nicht so leicht s!!il,'?,a,en. Man fixret den Leichnam ,ianz oder zum . . l67 Theil und dies erreqt Aufsehen. Die Matrone, welche den Lebenden gebracht hat, muß auch den Todten auf die Seite schaffen. Wenn übrigens der Mord entdeckt wirv. so ist das Gesetz schonungslos, und wenn es die Tochter des Imam wäre. Die Schuldige wird erdrosselt. Wenn ein Muselmann ertappt wird, so hat der, welcher ihn findet, das Recht ihn zu todten. l5m solcher Porfall ist freilich eine Schande für die ganze Familie; daher kommt es. daß ein Muselmann in solchen Fällen stillschweigt, wie ein (Europäer. Wenn ein Jude bei einer Arabcrin überrascht wird, so führt man ihn zuerst aus einem Esel durch die ganze Stadt und hängt ihn dann auf. Den Vanjanen widerfahren solche Abenteuer fast nie; sie sind zu vorsichtig, um sich in solche befahren zu begeben. Es fchll nicht an Versuchungen, den reichen, schönen Vanjanen; aber sie tommen in das ^and Jemen nur um Geld zu erwerbe» und in keiner andern Absicht. Ueberdies gehö-ren die Vanjanen fast immer zu Familien. Jedes Hau6 hat seinen Vanjanen, der die Angelegenheiten des Vaters, des Mannes oder der Brüder besorgt, und es ist wahrlich nicht zu verwundern, wenn er auch auf seine eigene Angelegcnhei» ten bedacht ist. Von den Sabä'ern kann hier keine Nede seyn; sie sind zu verachtet, als daß zwischen einem Sabäer und einer Ara» berin eine Annäherung möglich wäre l^in Muselmann gibt einem durstenden Sabäer wohl zu lrinlen, aber wenn der Eabaer gelrunlen hat, zerbricht der Muselmann das Gesäß. ?W Die KesiNenz lil'-> Tlnmm. — Anlerrctnmu mit ihm. — 5emc iwNtischl'll ^,>llcht,'ll »>n<1 ^»saile. — 8ein /ilircm — Dil' Hcusclirccksll. — >>e- lim im Harcm. Der Imam halte mir gesagt, daß trennt. Der Imam war bei den Vewobnern seiner Hauptstadt sehr beliebt, weil er sehr leutselig und jeder Zeit zugänglich war. Jeder einheimische Muselmann, Christ oder Jude lonnx zu jeder Stunde deö !ages olme lange zu warlcn Audienz befommen und leme Klagen vorbringen. Der Imam sprach !l!9 sogleich sein Urtheil, welches in den meisten Fällen ganz vernünftig und billig war. Ich hatte Zelim vorausgeschickt, um zu wissen, zu welcher Stunde ick 3r. Hoheit am wenigllen lästig stnn würde. Zelim hatte ihn angeredet, als ob er selbst ein gro» per Herr wäre, unt> der ^mam liatlc geantwortet' »Dein Herr wlid mir ftels willtomnien seun. und wenn ich beschäl» tiqt bin, so werde ich itm ersuchen, mich eine klein, Weile zu erwarten. Dle gelegenste Zeit sür eine Umerredunq. wie ick sie mit ibm zu baben wüni'cke, sckeint nur indeß Abends nach rem Diebel zu seyn, Ick werde ihn also diestn Abend «warten," In Folge ditser Einladung begab ick mick in die Cita» dtUe, Der Imam war in seinem Divan, Um zu ihm zu qe» langen, war ick durck einen q«osien Vorsaal gegangen, in welchem tlne ganze Garnison war. Sein Divan war im ersten Htockwerle. Als ich anlam, war der Imam im venrauien Oespräck mit zwei Brüdern, ßr stand alls, um mick zu cinpfangen, und qab Mlr dadurch den größten Beweis seiner Ächtung. , »Ick Dante Dir sür demen Besuch," sagte ,l zu mir. ».Ich l'ätte gewünscht, Dick sri'cher zu seden, denn ich habe Dir Vllles lm Vertrauen zu sagrn." Di< Brüder des äniam cntsernlen sich, (lr ließ Kaffeh und «ine Pseil't bringen; ,l selbst rauckle nicht. Die vorneb« men Araber raucken selten. Aus Hosilckleil lehn», ich die Pseise ab. «Du tommft also von Abu.'Arisch?" fragte er. >.)a, 2idi." ..,.., .^ .,, . 170 »Du haft doll, wie ich höre, viel linangenrhmes er-fahien. " »Ja. ich habe wirtlich einiges Mißgeschick gehabt.' »Der Spitzbube Hussein! er wollte also nicht nur das Land, sondern auch alle Menschen erobern' Du hast ihm bewiesen, daß ein Mann schwerer in Besitz zu netnnen ist als ein Königreich, Doch ich verzeihe ihm Alles, weil tr flug und tapfer ist, < . > »Und großmüthig.« sehte ich hinzu. ,>)a, sehr großmüthig; aber er weiß seine Zeit und seine ^,'eule zu wählen, um großmüthig zu seyn." »Das ist ein Verdienst mehr, ' »Ich sehe wohl, paß Dn deinem frühern Herrn nichts Uebles nachsagen willst, unv dies gefällt mir an Dir. Aber Du hast Dich geweigert, Mitglied seiner Familie zu werden," »Ick bin ein steifender," erwiederte ich, >ich war nur zufällig in Abu-Arisch geblieben! ich hatte mich hauptsächlich in der Absicht länger verweile, um den Einfluß ftnglandö zu bekämpfen i denn (5ngland hat nichts Geringerem im Sinne, als das ganze Küstenland zu erobern und den Islam zu un» terdrücken. )ch sah in Hussein einen sseind (5„glands, Mein Vater ist im Kampfe gegen oie Engländer gefallen, ' <,W,r war dein Vater?« »Mein Vater war em Pascka im Dienste Bona-palte S nnd hat »nil ihm in (5g,>fttf„ gefämvit," «llnd wo ist er gefallen?" »In Spanien, auf dem Rückzüge von Victoria.« Der Imam wußte nichts von Viltoria nnd ich inußt, ibm den i^elc'^ug l» Hpanieil mtt tilr^en ^l.^'«le», .rllären. l71 »Hussein," fuhr der Iniam fort, »war nicht nur der Feind rer Engländer, sondern in seinem Ehrgeiz hatte er auch Vrojecte gegen mich. Ich unternehme indeß nichts gegen ihn Ein Krieg zwischen uns würde den Engländern sehr willkommen fenn; wir würden weit besser thun, uns die Hand zu reichen. Ach! wenn die Araber nicht uneinig wären, wie mächtig könnten nein ibrer Eintracht seyn!" »Das qlaube ich auch. Hussein datlc wirklich die Ab< ficht, Krieg gegen Dich zu führen, aber dieser Plan entstand nur durch die Ankunft deines Neffen.« »Ja. ich weiß, daß sich mein Neffe nach Abu-Arifch geflüchtet l'ai, und HnfjVin Kai wohl gethan, einen Prinzen gebührend zu empfangen. Es ist mir lieber, daß er von ist, Ich wäre sonst gezwungen gewesen , ihn enthaupten zu lassen oder zeitlebens einzukerkern. Aber es wundert mich. raß er gemeinsame Sache macht mit einem Knaben, der gar leine Aussicht auf Erfolg hat »no der selbst im 5all deö GelmgenS undankbar sevn würde.« Der Imam hatle Recht, seine Prophezeiung traf bald ein. Ich halte nichts zu antworten. Der Imam fuhr fort: „Du bast seine Truppen gut organinrt. Du hast ihn gelehrt. wie man Kanonenkugeln gießt, Du hast sein« Artillerie in guten Stand gesetzt: was hast Du dadurch ge- Wonnen'/" , >. , »Daö Glück, einem klugen, tapfern, edeln Manne nüylich zu senn. Er würde stall meiner einen weit geschick» tern Mann, der ihm wichtigere Dienste hätte leisten können, gefunden haben.« . < «.Hufsein muß von Sinnen ?der sehr schlecht berichtet 172 gewesen seyn, als er den Plan hatte, die Meerenge Bab-el-Mandeb abzusperren. Vr würde dadurch ganz Arabien rm-nirt haben.« »Gr glaubte die (Engländer dadurch abzuwehren aber sie würden ihn in seinen« eigenen Lande bloekirt haben! daS rothe Meer würde verödet worden und das ganze ^and Jemen würde ihn verwünscht haben, Hussein besitzt säst alle Ha» fcnplähe in Jemen und kann uns in dieser Beziehung Gesetze vorschreiben i er würde besser thun, seinem Hanatismus zu entsagen und nicht nur oen Handel mit Vng-land, sondern mit ganz Europa zu begünstigen, er sollte seine Brüder zwingen, die Eingeborenen und die fremden besser zu behandeln, Ztali den beuten, welche die Moschee nicht regelmaslig besuchen, oie Bastonave geben zu lassen, sollte er sie zur Arbeit anhalten. Der Fanalismus hat die Armuth im (^esolge. die Duldung hingegen sühn zum Reichthum '' Diese Bemerkung in« Munde eines zugleich weltlichen und geistlichen Fürsten war mir auffallend. Er würde freilich zu feinem seiner Unterthanen, vielleicht auch zu teinem Mitgliede »einer Familie so gesprochen haben. »Aber mich düntt, ' sagte er, >Dn bist von Al'U'Ansch «ach Sana seln lange unterwegs gewesen,« »Ich war gezwungen, einen llmweg zu machen nnd mich nach Molka zn begeben.« »Wer dat Dick gezwungen, nach Motla zu grl?en^' «Der Scheris, der mir seinen Sohn und seinen Neffen zu Begleitern gegeben lind mich >m semen Bruder, den Ncherif Heyder gewiesen hatte.' 173 »Und von Mokka hierher bist Du auf dem gewöhnlichen Wege geblieben?« »Ja, ohn? mich einen Schritt davon zu entfernen," «.Aber wie bist Du durch das Gebiet der Aufständischen gekommen?" . . . . »Ich bin, wie immer, gerade auf das Hinderniß loöge» gangen." »WaS hat Dir der falsche Prophet gesagt?« »ssr hat mich durchgelassen, wie Du siehst.« »Hast Du mil iliul gesprochen?« »Ja, nachdem man mich eine Woche in Dschebla mit Gewalt zurückgehalten hatte.« »Du warst also sein Gefangener?« ' »)a, so gut wie sein Gefangener, denn es war mir unlerjagt, meine Reise fortzusetzen." .Wer hat Dir die Weiterreift gestattet?* »Hassan selbst.« »Wo hat er Dich geselln?« »^n den Grotten vo>, MaharraS.« »Gl,Nlbst Du an seine höhere Sendung?« »)ch glaube an seine Kütncheit," Der 3mam sann eine kleine Weile nach. «DaS f.nm nicht so bleiben,« sagte er, »Glaubst Du wohl, d.iß er vor einigen lagen die Kühnheit hatte, wie Du es nennst, biö ' »Seit einem Jahre verwüstet er Alles: ab>r ich werde 174 meine Maßregeln nebnien, um dem Unwesen ein (5nde zu machen . . , Man ba'lt ihn für einen Zauberer," »Ich glaube nickt an Zaubern/ erwieoene ich läckelnd; «aber ich halte ihn für einen sehr klugen, gelehrlen Mann, und unter deinem unwissenden Volt kann ein Gelehrter wohl für einen Zauberer gelten.« «Ja," erwiederte der Imam, »ick weiß, daß er mit Parisern in Berührung gewesen ist. Pan6 lst in ven Augen rer Araber das Sodom der neuern Zeit. »Man lonnlc n'ohl in Versuchung kommen, idn für einen Zauberer ;u l'alten," fuhr der Imam fort. >, Vor sechs bis sieben Monaten nabm ich ihn gefangen und ließ ihn in ein sehr fefteö Gefängniß bringen, Aus dmem Ker» ter ist er entwischt, ohne daß ich erfahren konnte, nie er dauongefommen ist.^ »Dieö beweist nock nickt, dasi er ein Zauberer sey; er l)al wahrsckcinliä' unter der Wache einige Freunve gedabi, welche il'n cnlU'iicken ließen,^ »Du glaubst also, er habe ssrennde in meiner Stadt?« »Ich weiß mir seine flucht nicht anvers ^l errlären. Wer weis, ob er nicht in deiner Familie einen Freuud hat.« »Glaubst Du es?« »Ich weiß eS nichts abn ist er nichl zugleich mil deinem Neffe» tutstohen^ «)a. Du hast Nechl!" sagte der Imam i „Beide sind faft zu gleicher Zeit entkommen. Die Flucht Hassan's fan» wohl mit der Empörung meines Neffen in Verbindung sie-hm , . . Aber," sehte er nach kurzem Vennnm hinzu, 175 »warum ist mein Neffe nicht zu dem Mabadi gegangen, wenn er mit ihm einverstanden war?" »Vielleicht woUtc keiner von Beiden der Untergebene des Andern seyn " ..^> , .1 ' ' .-s> ,?j" «zv »Das ist möglich," »Und überdies." setzte ich hinzu, »lann ein Vündniß zwischen Beiden, wenn sie auch getrennt sind, sehr wohl bestehen und sogar noch dauernder seun. als wenn sie gemein« schasllich bandelten; denn falls der Eine von ihne." gefangen oder sogar hingerichtet würde, bliebe der Andere ungestört in seinem Wirkungskreise,« »Du magst Recht haben, Uebngens wird Dir bekannt sevn. daß er den Namen Hassan.el'Kebir erst seit kurzer Heit angenommen bat,' »Kennst Du seinen wahren Namen?« »Nein. aber ich weiß, daß er aus einer Seitenlinie unserer Familie stammt Jene Seitenlinie war vormals im Besitz der Herrschaft und wurde nachmals darauö veririe« ben, Uebrigrns danke ich Dir für die Vermuthung, welche Du auögesprocken hast. Ich glaube, Du bast Nrcbl, und werde den Wink benutzen, (5he vrei Monate vergehen, werde ick mit dem Mahadi fertig seyn, gleichviel ob er ein Zaube» ler ist oder nicht , . Du hast jetzt Sana gesehen. Du bist durcl' ü-iu Gebiet gereist, Du kennst einen Tbeil meiner Sol« oaten! glaubst Du, daß ich es mit Huffem aufnebmen kann?« »Ja, wenn Du nicht daö Opfer eines Verrathe im Innern bist." i „Komm mit mir," sagte der Imam (5r lehnte slch auf meinen Arm und wir gingen fort. Nß Die Tclaven folgten uns, blieben aber so weit ent« fernt, daß sie unser Gespräch nicht verstehe,, tonnten. Vr zeigte mir oie Vefestigungswerke seiner Citadelle, sein Arsenal und seine Paläste, deren jeder eine Feste war. Alles dies hätte ocr europäischen Kriegskunst nur sehr kurzen Widerstand geleistet, aber die Vertheidigung war ge» nügend gegen eine arabische Armee. Ich sah gegen hundert gußeiserne uno bronzene Kano« nen, welche theils auf Lasteten und theils ohne dieselben in einem Hofe der Citadelle aufgestellt warn« Diese Kanone» waren in England verfertigt undlamen von ven Türken oder VgyVtern, welcbe sie im ^ande zurückgelassen hatten, ein Theil derselben mochte auch wodl von oen Engländern ge« liefert worden seun. Von da begaben wir un^ in t'ie Schahfammcr. Diese war in einem uüterir^iscl'en Oen'ölbe, »reiches durch drei eiserne thüre» geschlossen war, Der Schlüssel mochte wohl fünfzig Vfund wiegen »md wurde von zwei Sclaven im Schlojse gedreht. (5gesclioß besinven sich die Eunuchen und Garden, im ersten Stock die rechtmäßigen stranen lind Favoritinnen: im zweiten die weißen und farbigen Hclcn'innen. Die Terrasse wird nur von dem Imam bemltzt. Zu jeder Wohnung und zu jedem Stockwerke führt eine eigene Treppe, Auch diese Terrasse hat ihre besondere Hrepvr, wel ^e durch eine Weinlanbe beschattet ist. Mitten auf der Terrasse ist ein Springbrunnen, welcher zugleich alle darunter befindlichen Wohnungen mil Wasser versorgt. Der Garten zwischen den beiden Palästen ha» mehre Kioske nnd Vogelhäuser; er wiro nur von dem 3>nam und einer ,ei»er ^r.nien besucht. Ein großes bedecktes Bassin dient als Vaoesaal. <>l welch.-,» fünfzehn bis zwanzig Personen hinlänglich Pl^ finden. Die ssrauen hahcn in ihr.» Zinnnern nicht die Anssicht in diesen Garten, aber auf der auoern S>'ite haben sie einen in drei Abtheilungen geschiedenen Garte» zu ihter Venü« Du!«>,<>. Är.ü'»e», ll> <.< gung. Die tine Abtheilung ist für die rechtmäßigen Frauen, die zweite für die Favoritinnen, vie dritte für die Sclavinnen bestimmt. Alle diese Nachmessungen gab mir meme Negerin, welche ein Mittel gesunden halle den Harem zu besuchen. Nach ihrer Schätzung hatte der Imam etwa hun« den Frauen (5r hat nur zwei rechtmäßige Gattinnen am Leben, aber etwa fünfzehn Concubinen und achtzig Sclavtimen. Eine Georgierin von große'- Schönheit gilt sedr viel bei ihm. Gegen neun Nbr verließ ich den Imam. (5r hatte im Gespräch mit mir das leyte Gebet vergessen. Alä ich nach Hause tam, tano ich eine ganze Gesellschaft, welche mich erwartete. Mein Besuch beim Imam machte mich zum Gegenstände dieser Aufmertsamteit, Ich tie-nahm mich gegen meine Besucher wie ein Hosting unr> »iab ihnen zu verstelln, das» lch allein zu seun !>.'ünschte. Am andern Morgen brach wieder ein furchtbares Gewitter aus, welches von eigenthümlichen Erscheinungen begleitet war. (Kö regnete Kröten und Reptilien. Diese sonderbare Naturerscheinung oaucne eine halbe Stunde. Dle Wahrsager piopdezeilen alle^ mögl'che Unglück, Datj erste Unglück, Welches rinlral, war e>ne Vegien Heuschrecken. Es ist bekannt welche furchtbare Verwüstungen die Heuschrecken im Orient verursachen. Man hörte sle von weiten, wie einen heranbransenden Stur,». Gegen Westen sah man eine ungeheure Wolle, welche den Wmdungen so!» gend heranzog. In wenige,, Augenblicken besand in an sich unler einem rauschenden, sich sonbewegenden dunleln Ge^ 179 wölbe, welcheS von Zeit zu Zeit, wenn es an die Spitzen der Minarets lam, zerriß und das Licht durchfallen ließ. Die Heuschrecken kamen von Afrika und hatten auf il>-rem Zuge von Westen nach Osten das roth« Meer und das Küstenland heimgesucht. Die Felder, Gärten und Verge um Sana waren buchstäblich mit Heuschrecken bedeckt Die Heuschrecken haben einen Anführer, wie die Kra» niche, die wilden Gänse, die Termiten und alle Zugvögel. Die Araber essen sie; dies ist ein kleiner Ersatz für den Schaden, den sie thun. Die Zubereitung geschieht auf ver» schiedene Weist: man siedet sie oder trocknet sie an der Sonne oder ii» Ofen. Man bitte» sie auf dem Markte feil, (5s gibt mehre Arten von Heuschrecken. Die als Lecker-bissen am meisten geschätzte heißt Dscherad'Mukken. Dann tomint dir fette Heuschrecke, welche man Dscherad-Seman nennt. Endlich die magere Heuschrecke. Dschered-Scheifan genannt. (5ine gewisse Art Heuschrecken, Dscheradln sie in Körben und Sacken. Sobald die Heuschrecke aus einem Acker lein Butter mehr findet, wandert sie weiter. Die Araber pflegen von der Heu« schrecke zu sagen- Hie hat den Kopf des Pferdes, die Vruft des Löwen, die üüße deS Kamehlö, den Leib der Schlange, und Hörner wie die Haare der Jungfrau. Wir gestehe» zu unserer Beschämung, daß wir diesen letzten poelischen Vergleich nichl verstehen. l80 Mitten in dieser öffentlichen Katastrophe widerfuhr mir eine Vrivatkatastropbc, Sellm verschwand. Seit unserer Ankunft in Zana hatte er mir von einigen Liebesabenteuern erzählt. Ich selbst hatte derlei Abenteuer bestanden; seitdem ich zu Kairo in Lebensgefahr gerathen war, ging ich mit großer Vorsicht zu Werte. Mein Haus stand den Damen offen, welche mich mit ihrem Vesuch beehren wollten; aber ich halte mir fest vorgenommen, teinl Vesuche dieser An ;u machen. Mit Selim war es anders, er war jung, tühn und unternehmend, ' Was aus ihm geworden war" ich blieb acht Tage in Ungewißheit, Am dritten Tage wandte ich mich in meiner Veforgniß an ven Imam selbst. Er lieft ihn durch seme weibliche Polizei suchen, '!- ' "« ^n"' '''^ ''-> - ' " ' ' Mohammed hatte mir baß Verschwinden Gelim's ^uetft gemeloct. Ungeachtet der eifrigen Nachforschungen blieb 3>c-lim sieben läge abwesend Am achten läge kam er wieoer, aber in einem traurigen Zustande Acht tage im Vagno und vier Wochen Ramadan würden ihn weniger verändert haben. Selim erzählte m>t seine Geschichte, welche übrigens nur eine Wiederholung vieler andern «beschichten war. Man hatte ihn in einen Harem gelockt und mit verbliu^eiien Au« am hineingesührt. Die Dame war sehr schön und reich; drei oder vier Tage war Selim der qlücklichste Mensch von der Welt gewesen. Dann war vrr Ueberdrns, gefolgt. Die lan^e <5illspern>nq begann ,l'n ;u bennnchi^e» uni> er hatte verlangt fortgelassen ^l iverden. Die gu>>' Bcl'andlung nahm auch ein (6nde, er bellasste sich, mau liesi il'n von uier Neger,, bewachen, (^r war aber keineswegs leicht ^u bändigen I8l imb hatte sich zur Webr gesetzt', man hatte ihn geschlagen, geknebelt und in einen sebr unqesunden Kellerraum gesteckt, wo er sich in Gesellschaft von Schlangen, Tcorpionen und Taranteln befand. (5r erwartete dort jeden Augenblick erdolcht zu werden. In diesem Kerker war er etwa zwei Tage und zwei Nächte geblieben, und man hatte ihm weder Speisen noch Trank gereicht. Am dritten Tage borte er leicbte Fußtritte, welcke sich der Thür seines Kerfers näherten. Dann wurde die thür leise aufgeschlossen. Es war eine Negerm, welcbe Mitlnd mit ihm batte und ilm abholen wollte. Ich war fest überzeugt, daß dieser schwarze retteuve Engel zu der Polizei des Imam gehörte. Die Dame, welche mir meinen Diener entfi'chrt hatte, war nemlich die Nichte des Imam, eine sedr schöne, reiche junge Witwe, Der Imam, welcher fürchtete, es lönne mir selbst ein Unglück geschehen, wenn ich plauderte, erzählte mir die ganze Sache und empfahl mir drinqend das tiefste Stillschweigen. Ich gab Selim dcn Rath, in Zukunft vorsichtiger zu seyn; aber er bedürfte meines Rathes nicht, nach fünf bis sechs Tagen war er bis auf eine hartnäckige Unväplickkeit völlig wiever dergeftelll.....,.,,.. >W2 Isorhereituü^cn zur M reise. — verlrag mit . ^ einem Aurliiulllensiihrer. Inzwischen verstrich oil Zeit, Es war nicht zu verkennen, daß man mich bei dem Iinaui, wie sriiher bei Hussein und Hryber, sehr ungern abreisen lilsi. Ich halle ihn zu wlederholteumalcn gesprochen, und jedeSmal halle sich daö Gesfträch um dieselben politischen Fragt!« gedreht. Ditse Fragen waren die treulose Handlungs» weise Hussein ö ^egen ihn und die Fmldseliqfeiten des Ma» hadi. Der ^iuain tras freilich Vorfehrunge» , um den einen abzuwehren un? dcn ^noern in seine Gewalt zu be« fominen. (5int6 Morgenö :rurde ich durch einen qronen ^är», ge» weckt, (5s war ein Ausstand ^u dunsten des Mahadi. Aber der Hnlsch hatte weiter leine stolqe alö die Hinrichtung von einem Dutzend Aufständischer, unter denen ein Keller des Imam. Dieser Aufstand «rieh ihn zur größten 5l)äligtn: an. Er glaubte sich allen m Sana anwesenden Mitglieder» seiner Kamllic anvertraucn zu tonnen. (5ö tan, vor allem aus rasches Handeln an. Seine i ruppenmachl wurde vermehrt und daS ganze Heer in drei (torpö gelheilt' daö eine sollte daS ^fand dewact'en, und die beiden anocrn iforpü sollte»! mobil 183 gemacht werden; während das eine den Mahadi im Süden zurücktreiben sollte, hattc das andere den Vrfehl, den Eche-rii Huffem im Theama zu überwachen. Drri seiner Brüder erhielten den Vesehl über die Truppen, Er mochte fünfzig- bis sechzigtausend Mann unter den Waffen haben. Er wünschte mich in seine Dienste zu nehmen, aber ich lehnte es ab. Er wollte wenigstens meinen Rath, Ich bat ihn zu bedenken, in welchem Verhältniß ich zu Hussein gestanden, und mir aufrichtig zu sagen, ob jeder Rath, den ich ihm gegen meinen früheren Herrn geben würde, fein Verrath scnn würde, »Ja, Du hast Recht,« erwiederte der Imam; »ich finde deine Weigerung ganz gerechtfertigt und werde nicht in Dich dringen! ich hätte Dir freilich Vortheile bieten können, welche Dir Niemand geboten haben würve.< ..Wenn etwas im Stande gewesen wäre mich zu über» reden, Sidi,« sagte ich zu ihm, »so ist cö deine Hulo ge« gen mich, ich werde die wohlwollende Aufnahme, die ich hier gefunden, nie vergessen. Du weißt, daß dem Menschen schon vor der Geburt sein Geichick beschieden ist, was geschrieben steht, ist unabänderlich. Mein Geschick ist reisen, Entbehrung erdulden und Gefahren überwinden. Gib mir die Erlaubniß meine Reise fortzusetzen, Gott schuhe Dich und lasse mciü Geschick in Erfüllung gehen." Aber es war nicht genug, oie persönliche Zuneigung des Imam zu erwerben, lch mußte auch das Vertrauen seiner llingebungen gewinnen. Meine Handlungsweise, die er aufrichtig und offen sand, schien seinen Rathen salsch und arg« 184 listig; sie suchten mich als einen Agenten Hussein'S, Header's, sogar des Mahadl darzustellen. Das kalte Venehnien, welches der Iinam eine Z»it lang gegen mich annahm, entging mir nicht. Was am Hofe zu Sana vorging. war keineswegs neu für inich, es war tine Wiederholung der Intriguen an, Hofe zu Abu-Ärisch; ich fand dieselben äußeren Einflüsse, aber auch dasselbe un-«rschutterliche Wohlwollen von Zeile des Fürsten. , iinbllch lies; er mich kommen. »Du willst mich also wirklich verlassen?« fragte er, »Ja, Sidi, ich bin mel,r als einen Monat bei Dil, die Zeit vergeht, die Hnindcn des Reisenden sind gemahlt und ich sollte schon im V.inde Mareb scnn.« »O, ich dabe Dir scl'on oft gelagt,« erwiederte 1>er Imam, daß es mir lieber wäre, wenn Du bei mir bliebest," »Ich würde gern bleiben,« sagte ich. »aber urtheile selbst: ich will das indische Meer erreichen, ick muß die gan^e Wüste durcli;iel'm und je länger icl' warte, ?rsto gro'sx-r wird die Hiye.« «Du muslt in der Nach» reisen, oic Nächte sind kühl, Abts davon ist nicl't die Nede i ich habe nie die Absicht gehabt, deinen» Willen bindeilich ;u seyn - ich wünschte Dich zu überzeugen, daß Du dein Glück machen, eine glänzende Stellung erlangen und Dir Freunde erwerben tonntest. Was kann ich jetzt für Dich lbun^ «Für mich? Nichlü. Dn hast mehr geilen, aiö ick ei» warten konnte, ^ch werde mich der ersten »ach Mareb abge» henden Karavane anschließen, ich bitie Dich nur um einen Tesserel lNei'epasl)." 185 i »Erlaube mir wenigstens, daß ich Dir deine Reisegefährten und deinen Führer wähle.« »Ich nehme es mit Dank an," antwortete ich. Vr schlug in die Hänve. «Man hole den Kaufmann Abu'Vefr-cl-Doani," sagte er, »er muß im großen Karawanserai seyn . . . Unterdessen,« setzte er, sich wieder zu mir wendend, hinzu, »wollen wir miteinander teden: ich habe Dir noch Manches zu sagen.« Wir kauerten lins nieder »Du beschäftigst Dich mit Arzneikunde? Dies wird Dir in der Wüste trefflich zu Stalten kommen. Hast Du europäi« sche Arzneien bei Dir?" »Ich l?abe eine kleine Reifeapotbete.« »Willst Du sie mir zeigen^ Ich rief Selim und besal'l idm, meine» Medicinkaften zu bringen. »Ist dies der külme Abenteurer?« fragte der Imam, indem er meinem Diener nachschaute, »Ja, er ist es." .Kannst Du Dich aus ihn verlassen?« i> - mutbiq unv klug wie Selim, aber mir eben so treu erge« ben ist.' »Du l'aft adei auch eine Negerin, Was willst Du auf einer solchen Reise mit ibl machen? Sie wird Dir sel,r Iä< stig sey»,' ^Auf der Rri'e.' ent,^qii!>te ick, >,ist weibliche Pflegt 186 , viel werth. Die Negerin ift überdies an die Hitze gewöhnt, denn sie ist aus Sudan gebürtig, sie dient mir seit beinahe zwei Jahren und kennt alle meine Bedürfnisse, ohne daß ich nö'tbig habe. dieselben aufzusprechen, und ihr Acußeres ift nicht geeignet, die Araber, durch deren Gebiet wir ziehen, anzulocken. Vö wird daher, wie ich hoffe, alles gut gehen. Ueberdies würde ich ihr, wenn sie die Strapatzen der Reise nicht aushalten könnte, die Freiheit geben und sie in irgend einer Slüdi ;urücklaffen,'< »Warum verläufst Du sie mchl hier?« »Sidi," erwiederte ich, ,>wir Europäer kaufen wohl zuweilen Sclavinncn, aber wir verkaufen nie welche.« »Du bist aber c«n Muselmann . . ,« »Ich bln an Gammar gewöbnt und würde fürchten,daß fie elnen schlechten Herrn bekomme." Inzwischen k.nn Helim mit der Nciseavothcke. Ich öss« nett sie nnd wir c'strachlcten jeoes Flaschchen. Der Iinam fragte, wozu icdc Arznei nützlich sey und ich antwortete so gut als ich konnte. Uebrigenö waren vie Fläfchchen zum Theil fast leer, da ich stit memer Abreise auö Kairo keine Gtltgenhtil gesunden hatte, sie wieder zu füllen. Am meisten wurde seine Ausmerksamfttt durch Chinin, durch dai^ flüchtlge ^.'augensalz, durchV.auitvuloer. durchCa-lomcl, Vrechweitlstein und andere Medicaments erlegt. (5r fragte mich. ob ich ihm „ichl einen klmicu N'eil iin'iiie^Scha»-hlö geben könne. l »Wir wollen theilen was ich habe,« sagte ich. „zu Mas« cate werde ich vielleicht Gelegenheit sinoe», mein« Verrathe wieder zu ergänzen." !87 Ei ließ kleine Fläschchen biingcn. in selche ich dic ver» schiedenen Medtcamenle schüttete. ?^n «>,mmyn?,s Der Imam machte kleine Zettel und schrieb eigenhändig die Namen der Medicamente, die Gebrauchsweise und die Krankheiten, gegen welche sie gebraucht werden, auf. Eint Sache laq idm, wi,- allen Orientalen, ganz be« sonders am Herzen! ich da'tle om'cn Wunsch nur erfüllen tonnen, wenn ich unter meinen Fläschchen das Eliiir der ewigen Jugend gehabt hätte. Ich halte nur einen schwachen Ersah dafür zu bieten, nrmlich Eantharidenpulver uno Ei-tract. Ich gab ibm Beides mit rerWeisung, nur in sehr kleinen Dosen davon ;u nehmen, Aus dem Pulver machle ich ihm kleine Pillen von einem halben Gran; wenn diese zu Ende wären, sollte er von dem Eilract zirei iropfrn in den Kaffeh thun, ./Aber," rntgeqnete er, wie haushälterisch ich auch mit inemen Pillen und lrovfen umgehe, es wird doch einc Zeit kommen, wo ich keine mehr baden werde; sage mir daher, wie es beißt, damit ich m Indien oder Kairo lausen lassen kann." , Ich schrieb ihm den Namrn dieses frsibaren Mrbica-MtNtes aus. Als ich eben den Zettel geschrieben halle, wurde Abu« Vell-rl-Doani gemeldet. Er war ein Kaufmann aus dem Vande Doan, wie snn 9iame anzeigte. Er lrieb Handel zwischen Sena und der Stadt Doan. welche etwa fünfundzwanzig Tagereisen oftlich von Sana liegt. Der Weg, den er zu nehmen pfiegle, ging durch das Land Mareb und die Wüste. 188 Da solche Reisen nicht anders als i» Karavanen unternommen werden können, so kam der fremde Handelsman,' immer zu gewissen Zeile» nach Sana. Die Karavanen b»^ standen gewöhnlich aus zwei» bis drehunderl Kamehlen, welche natürlich den verschiedenen Kaufleuten gehörten. Der Imam hatte eine Unterredung mit ihm. »Hier,« sagle er zu ihm, »stelle ich Dir einen freund vor, an dessen Wohlergehen ich den lebhaftesten Äntbeil nehme und ven ich Dir dringend empfehle. Er wünscht dem Heimatland 5» besuchen; ich glaube, daß ich ihn keinem bei-sern Schutz als dem deinigen anvertrauen kann, denn ick tenne Dich seit langer Zeit und Du stehst in gutem Rufe." »Sidi," antwortete der Kaufmann, »ick fül'le nück durch veil! Vertnun» sehr gechn; ich werde mick deines Freundes annrbmcn, als ob er mein Vruder wäre. undüber^ nehme jede Verantwortung. Die Reise wird allerdings sehr unangenehm, ermüdend und sogar nicht ohne Gefabren seyn, aber mil Ootles Hilfe werden wir alle Schwierigkeiten überwinden." »Mit Hilfe Ootleö und der ^reimallrer.' seyte der Imam hinzu. Der Kaufmann fing an zu lachen. »Dieser lürke." sagte er, auf mich zeigend, .,isl mch< so wei! hergekommen, ohne sie zu kennen.' >)st daS waln^« fragte mich der 3mam, «bist Du mit dm Freimaurern bekannt?« „)„," antwortete icb. „ick dabe in sturopa viel von ihnen gebörl, aber ick wußte nickt, vast sie ln Arabien vor« 189 Handen sind. In Europa haben sir einen moralischen und politischen Zweck; welchen Zweck haben sie hier?« »Die Unordnung,« sagte der Imam. »M gibt hier also viele im Lande?« fragte ich. »Sprich nichl davon; das Land Jemen ist überfüllt von itine», und selbst in der Wüste treiben sie sich umher,« »Wie' die Wüste ist also bevölkert?« »O ja, sehr bevölkert: sie ist voll von Oasen, voll von großen Statten, deren Bewohner weder Hreue noch Glauben haben und alle ^eute beunruhigen, ausgenommen ihre eigenen Vrüder, dic Freimaurer . . . Du mußt Freimaurer seyn,« sagte er ;u dem Kaufmann. Dieser laugnete. .^ ->Ich weiß. daß Du Freimaurer bist, Du hättest deine Reisen sonst nicht machen lönn.'n. Aber im Lande Dschoff werdet Ihr keine Freimaurer singen, sondern nur feindselige, herumgehende Araberstämmr. Im ^anoe Mareb nordet Ihr ebenfalls deidnischeö Raubgesindel finden, welches die Mos« lem haßt. und im Lande Mebm weroet Ihr meine persönli« chri, feinde finden.« ''.'u: lw!??v < > ^ ,u > ? : >Das ist wahr, Sidi', aber ich habe als fins'acherharm» loser Kammann uiele Freunde unter jenen Llännm'n, welche ^var gan; unabhängic; sind und stets auf Krieg und Raub auögchen, ade, man <>,nn sich doch immer mit ihnen verftän-dlgen. D>s Noth zwingt sie, sich dic il'nen fchlenden Lebensbc» oürfnisse ^u verschaffen; sie pliliivern den Reisenden auS lind er sindel oft sogar »einen Tod, wenn er sich ;«ir Wehre setzt. Aber n'»»n de> Reisende ,o llui ist, ibne» mit dem Zeichen de«j Frieve!,ist ihreS Lohnes werll), Wa« verlangst Du, um den H>>dschi zu begleiten?«st „Vis wohin, Sidi? Vis nach Doan?« Der Imam wandte sich zu mir. «Gehst Du bis nach Doan^ fragte er mich, »Es ist möglich, aber bis „ach Mareb gehe ich ganz gewiß « »Aber Mareb ist nur fünf bis sechs Tagereisen von Sana/ entgegnete der Karavancnführtr. »und von Dir em« Pfohlen habe ich für einen so kleinen Dienst keinen Lobn zu fordern.« Der Imam, welcher gewohni war, Alleö umsonst thun zulassen, schien die Nichtigkeit dieser Antwori anzuerkennen; aber ich war mit dieser 'Antwort nicht zufrieden. ^ »Nun, da Du es durcbans nickt anders willst," sagte Abu-Vekr, »wenn wir zu Marcb sind, lannst Du mir geben was Du willst,« »Nein." erwiederte ich, »ick will mit Dir einen schrift»' lichen Vertrag machen/ ..Setzest Du denn Mißtraue,, m mich^« «Nein, aber ts ta,m mir cm Unglück begegnen; es ist bessl'i. all? Vorsichtsmaßregeln ;u nehmen. Ucberdies bin ich nicln allein," >,Wie! Du bist nicht allem?« ' »Nein. ich habe zwei Diener und eine Negerin bei inir.« »Auö wie vielen Kamehlen besteht dein Gefolges« „AuS vier Kamehlen, V/i.! »Hast Du leine Pserve oder Maulthiere bei Dir^" »Ich glaube,ucht, daß sich die,»' ihi.-re zur Reise durch die Wüstr eignen.« ..Soll ich Dir die Kamehle liefer» oder hast Du sie?« 192 »Ich habe keine mebr, die meinigen sind todt; ab?r ich werde welche kaufen." Meine Kamehle waren wirklich nach der Ankunft in Sana an Erschöpfung gestorben. »Ich gebe vie Kamehk' her, < sagte der Imam, Der.ssaravancnfuhrer schüttelte den Kopf. >,Du lehnst eg ab?« sagie der Imam -^ ,.Ia. « antwortete Abu-Velr, „deine Kamehle sind zu gut genährt^ es sind Kamehle sür die Scart; sie schreien, wenn man sie beladet, und würden die ganze Karavane in Ges'al'l bringen,* »Olls. lch will Dir die Kamehle abkaufen,« sagte der Imam i «Du lieferst dem Hndschi die vier best>n, welche Du finden kannst." Der Kanlvanensnhrcr schiult ein G.sichi ^ ^r wollte lieber mich als den Imam zum Schuldner haben. Der Imam bi'merlls eö nnd sah mich lachend an. „Diese Spiybuben von Veduinen,^ sagte er ;u mir, »haben kein Vertrauen zu unt<,^^ir vergelten ihnen Gleiches mit Gleichem . . Wie viel verlangst Du für dlc vier Kalnehle?" """. >> ,Fi'l>lfdunderl ialariö.' ^^ > .'^- »Mit Inbegriff deines Schutzes?« "n. «.->.'< „Nein, w.-nn Du m.inen Schutz bezahlen willst, so mußt Du so viel dafür geben alc< er wertb ist." „Abe» dnne Kainehle sind ^u theuer," erwiderte der Imnm. ..Ich will einen meiner Sclaven auf den Markt schi-ck.-n und für fündig bis sechzig lalariel wird er mirKameyle kaufe». ive!ä,e so g»i si»d wie die deimgen," 193 Dor Karavanenführcr schüttelte von Kopf, »Meine Kamehle.« sagte er, »haben die Reise acht« bis zehnmal gemacht; sie lcnnrn den Weg, wissen wo Halt geniacht wird, finden dir Cisternen, wittern die Gefahr. Meine Kcunchlr sin? doppelt so viel werth als andere, abgesehen davon, daß Üe doppelt so starke Tagreistu machen und nö'thigenfalls ihren Reiter retten." »Nun gut," sagte der Imam, »ich gebe Dir vierhundert Talaris fur deine vier Kamehle. < ^buVefr sah mich fragend an. I6) gab ihm durch tinen Wink ^u ^crsti-ben, er mö^e den Antrag annehmen. »Gill, es sey/' sagte cr, >e6 bleibt dabei, ich be-komme vierhundert 3alaris.« Der Imam ries seinen Kha?nad^r uno gab ihm Ve-fehl, die vierhundert Talaris ix memer O^qcinvart aufzu-jähle» Die Slllnme n'iitde sogleich in meiner Gegemrart erlegt u»!> der Karavanenführer stellte einen l5mpfangschcin aus, oen der Imam nur übergab. Der Karavanenführer steckle sein Geld ein, nachdem er qcnau untersucht l?atle, ob die Douroö nicht beschnitlen oder rurä'lo'chert wären, und ob ssch auf den Maria-Hhere-sitnthaleru die bekannten Punkte sindeu. '"''' l^r sand et,ra ein Dutzend Geldstücke, welche nach seiin'r Meinung üiangelhaft waren und welche er drmImam zurückgab, Di^Vr betrachtet, sie ebensallC. erllärte sie sür vollwichtig »nd l)>'rla!!q!e, das, der Karavanei'führer sie^be-halte. Du>!>>!>«, Arab's». >>>, ^ 194 »Für Dich,« entgegnete der ^cytere. »haben sie oen Werth, den Du ihnen beilegst, für mich hingegen sind sie ganz werthlos." Der Imam ließ ihm andere geben, '^ Dann rief er seinen Fakt und befahl ihm den Vertrag zu schreiben. Der Karavanenführer fühlte nch durch alle diese Vorsichtsmaßregeln sehr beleidigt. »Du hältst mich also für einen unredlichen Menschen! ich bürge ja mit meinem Kopf sür deinen Freund, und es wird ihm nichtö geschehen," »Das ist recht gui; alier wo sollte ich Dich finden, wenn ihm ein Unglück begegnete'^ »Würde Dir mein versprechen etwa größere Sicher-heit biete»?» >Deine Unterschrift würde m diesem Falle ln deine Heimat geschickt werden und deinen ^andsleulen beweisen, daß Du ein Schuft bist," Dann dictirte dcr Scherif scinem 6'ati' .»Der lltlier^ichnl-te H>>dfch> Abd el'Hamii' erklärt, daß er die Absicht bat, fich i,'on Sana nach Mareb ^» bcge« b,>», »robei cs ib»i nnst''hen wird. sich auch von Mareb nach Doan zu begeben. Zu seinem Führer und Beschützer nimmt er Äbu-Vekl«(5ldoam. welchem er verspricht, sich nack den Sitten und (hebnniä^n ?e> ;u dulchivandernven Bänder ;n richten.«vür di.se»Schul., e,l?äl> Al'U'Velr'Vldoani die Slunule von .^ehn ialaris , . ," Abu'Velr untesdrach den )mam mitten im Dictiren. 195 »Zehn Talaris!" sagte es beleidigt, »das ist nicht vernünftig. Eine solche Kleinigkeit für einen Mann, den der Imam von Sana seinen Freund nennt!« »Wäre es Dir etwa lieber, wenn ich ihn meinen Feind nennte?« sagte der Imam, »Warum gestattest Du deinem Freunde nicht, seine Angelegenheiten selbst abzuthun?" »Ja, das würde besser in deinen Kram passen, nicht wahr?« lind der Imam wiederhole Zehn Talaris ..." „Aber Sidi," unterbrach ihn der Araber von Neuem, »Du wirst mir dock einen Kaftan scbentcn^ Der Imam, welcher an derlei Geschenke gewöhnt ist. hat immer einen Vorralh von fertigen Kaftanen zu verschiedene» Preisen. .Gut," sagte er, > Du sollst einen Kaftan haben." Er wiederholte: »Zehn Talaris," Man setzte das Datum unter den Vertrag, welcher durcl' mein und deö ImamS Sieg»'l bekräftigt wurde. Endlich drückte auch der ssati, der die Schrift aufgesetzt halte, sein Siegel darunter. Nun l'atte auch der Karavanenfi'chrer seine Erklärung zu versassen. (6ö war daS Gegenstück ^u der meinigen Da «r nicht lesen konnte, so las man il'm die Schrift vor. »Warte, Sidi," sagte er. als er tue Scbrift kennen gelernt hatte, und entserme sich. , Du stehst," sagte der Imam ;u mir. »der K^l traut M,6 m^ti er brtt einen Vefannten, d.'l' lesen kann " 196 Bald darauf kam Adu-Vecr^Elvoiim wirklich in Be» glritung seines Correspcndenten zurück. Keiner uon Veioen schien durch sein Mißtrauen im mindesten verlegen zn seun, ' ^ „^ ^ ^^ Abu-Vefr ließ die beiden Schriftstücke von seinem Correspondenten lesen, um zu wissen, ob meine Erklärung mit der seinia/n übereinstinlluc, ^Illir ein Ausdruck verleyce il'l^ in deiven Schriftstücken hieß e^< der Zckny werde ourch die Zulinne vrn zehn Thaler erkauft »Die Araber," i'agie er, »lassen sich al^ Führer be-zahlen, aber it'ren Scbuh gewähren sie uncnlgrlllich Hlan sehe daher auf den iesleret, den ick erl'alte, ^ehn l Haler als Wegweiser, mit dem Bemerken, oaß >ch ihn umsonst in memen Schuh net'iue.' Nach ei«em ziemlich lana/n Wortwechsel war man ge« nöthiqt, die Aenderung ves Zerles uorzunehmen und die i5rUärli»q »ach Ädu-Velr s Wlllen ^n verfaffen. Die Eieqel N'urden beiqeornckt. Der (^ortssftondent Wurde ausdrücklich ersucht, ancb daö seiuiqe unter die Schrift zu sehen. Nnserc Abretse sollte binnen acht la^m stattft,ic>,-n. Der Imum ließ ihm den versprochenen Kaflau geben. Dieser war indeß von schwarzem Zuck, »Ich danle Dir," sagte Abu Vefr zu dem )mam: »aber da nur vie (5l'r,sten und ^uden den schlraljcn Kafian traqen, so »rird man iu Donan sagen, ich hatte meinen Glauben abgeschworen, und die Weiber »nd Kindcr werden micli sieinigen," 197 Der Imam lachte und ließ ihm einen grünen Kaf-tan geben. Dies war die Farbe des Propheten und Abu-Vekr konnte nichts mehr dagegen einwenden. Er hätte freilich gern einen rothen Kaftan gehabti aber da er weder Gene« ral noch Minister war, so hielt es der Imam nicht für an« gemessen, ihm diese Auszeichnung zu bewilligen, 198 Als ich wieder zu Hause war, erhielt ich eine neue Botschaft von dem Imam. (5r schickt« mir verschiedene Le-benSmittel auf die Reise! Kassel). Zucker, Vackwerk, Mehl u. s, w, nebst hundert Veuteln, d, >. etwa ^wcilauscndfunf' hundert franco. Diese Beutel slnb kleine, mit dem Htaalsstecitl ge» schlossene ^einlvandsacke. llnter den beschenke» besanden sich auch fünf lils scchö Flaschen uorlrefflichen ^ssic,ö. Du hattest mir eine Flinte geschickt, welche Dir aus der Reise weit nützlicher seyn tami alS mir, ich habe Gewehre jeder Art. Ich ließ Dich um eine ^in^tte ersuchen, D« hast mir sechs geschickt. Ietzl möchte ich wissen, wie man sich derselben bedient," «Laß Jemanden kommen," erwiederte ich, »und ich weroe Dir zrigeu, welchen (Hebrauch man davon macht," »Nein,« sagte er, .mache den Versuch an mir selbst.« »Wie,- erwiederte ich,.>ich sollDir eine Ader öffnen?« »^a. wenn Du willst.« . > -: m »Du bist >,, incht krank, warum sollle ich Dir Blut lassen? eö tonnte Dir schaden.« »Guc. oann lassen wir S. Aber zeige mir wie man zur A?n' läßt." ^ch balle immer eine »oche Adellaübinde bei mir; ich band sie ibm um den Arm, uno als die Adern hervorlralcn, zeigte lch llnu oie drei Hauptvenrn, welche ma» ohne Vl" denken öffnen kann. MV »l Ueber die llhr ivar er sebr erfreut. Ich zeigte ihm, auf weicht An man oie lll'r repeliren lassen oder auch nach Belieben das Schlagwerk absperren tonnte. Fast noch mehr Vergnügen machte ihm die Spieluhr. Ich zeigte ihm nue man sie aufzog und ließ die drei Stücke spielen. Er rief nun alle seine Hofleute, und das ssrperi-rnenl wurde in Gegenwart von enra zwanzig Personen wiederholt; dann schickte er die Spieluhr in seinen Harem Es blieb mir nun nichls »»ehr übrig, als ibm für seine Gü»r zu danken. Die Ausnabnle, welche ich nach meinem langen Aufenthalte zu Äbu-Arisch bei ihm gefunden, über» MU in der Thal Alles waö ich von ihm erwartet hatte. .Weißt Du wohl. sagle er, ..vast der Mahadi einen neuen Zug ini< Gebirg uiurrnomlnen Hai«" Meine Gruppen sind aufgerückt, imp n'riul Dn >nn noch achl Tage hier bliebest, so würde ich Dir wahrscheinlich viel Neues zu erzählen haben. Der Bandit m»ft Flügel haben! wenn ich glaube, er sty im Westen, so lst er m, Dsten; ich glaube am (5>ide, daß er wirtlich ein Zauberer ist unv sich verdoppeln kann . . . Huck der Scheris Hussein niixint eine drohende Haltung gegen mich an. Man hat unlängst einen Tpion angehalten, welcher Vriefe vom Scheris nnd voll ineiüein ^('effen an den Mahadi hatte. Diese Briefe beweisen, das, sie mit ihm ge« meinsame Sache gemacht haben. (5ö ist llar, daß wir binnen einem Monate mit Hussein Krieg habe» werden; wahrend mich der Mabadi im Süden angreift, wird er von Westen, Norde» und Oste» anrücken." Alle diese vertraulichen Mittheilungen ,:,acht, mir oer Imam mit leiser Stimme. Die Umstehenden ,og<-«> sich über« dies zurück, als sie sahen, oasi er not >mr ;ii reden hatte. 201 Auf alle diese Pläne rcs Mahadi und des Scherifs Hussein bane ich nichts zu antworten; die eingegangenen Nachrichten verdoppelten indeß meinen Wnnsch, sobald als möglich abzureisen. Der Imam, welcher sah, daß ich seine Mittheilungen nur mit einer stummen Verbeugung erwiederte, merkte meine Verlegenheit und lenkte das Gespräch aus einen andern Gegenstand. >-?! > ,6,^: »Wann wirst Du abreisen?« fragte er. »Am freilasse nach dem Abendgebet.« .>Du hast also Abu-Vekr wieder gesehen?" »Er kam diesen Morgen zu mir und forderte mich auf, mich reisefertig zu machen. Ich habe jeyt alle meine Vorkehrungen getroffen« »Es ist gut komm morgen wieder und hole deinen Paß.« Diese Zusammenkunft bot ihm Gelegenheit, mir am folgenden Z age nenc Höflichkeiten zu erweisen. Als er mir meinen Teskeret eingehändigt hatte und ich eben Abschied von ihm nehmen wollte, kam tln Eilbote, Der ^rndcr deö Imam war mit dem Mahadi handgemein geworden. Nach einem hartnäckigen Kampfe hatten sich die Truppen des Mahadi zurückgezogen, sie hatten viele Todte auf dem Platz gelassen, aber auch ihren Gegnern großen Schaden gethan. Man verfolgte den Mahadi in den Gebirgen. Ich ^atte nicht den Muth, dem Imam einen glücklichen Erfolg zu wünschen. Der Mabadi war allerdings ein fal- BW scher Prophet, der die leichtgläubige Menge absichtlich täuschte, aber er war ein Mann von seltener Vegabung und reich an Kenntnissen. Der Tag der Abreise kam. Der Imam wollte mir von einigen Mitgliedern seiner Fanulie das Geleite bis vor die Stadt geben lassen. Ich gab ihm zu bedenken, daß er mir dadurch in den Augen memer Reisegefährten mehr (5hre erweisen würde, als ich verdiente, und überdies wollte ick bei dem Antritt der Neise in die Wüste durchaus keine wichtige oder glänzende Nolle spielen. Der Imam sand mein Bedenken ganz gerechtfertigt. »Aber ehe wir uns trennen, < setzte er lnnzu, »müssen wir Vrot und Salz mit einander tbrilcn.« vir uns nach arabischer Sitte. Der ^main cmvsahl mich dem Schutze Allah's und wünschte nur alles mögliche (hlück. Vein» Abschied nahm er mir das Versprechen ab, ihm sogleich nach meiner Ankunft in Mareb zu schreiben, und warnte mich noch einmal vor den Freimaurern. Seine Söhne und Vrüder, welche in unserer Gesell» schast gegessen hatten, begleiteten mich bis vor dac> Haus. l' ?i, meiner Wohnung fand ich alle mnn, Vekaimten von San., Unter ihnen befand slch auch der Vezier, welcher 203 mich erwartete, um dieselben Arzneien, welche ich dem Imam gegeben, von mir zu verlangen. Mcinc Antwort war ganz einfach! ich hätte dem Imam Alles gegeben. Gegen Abend lam der Karavanenführer zu mir und zeigte mir an, daß die Dromedare um acht Uhr vor meiner Thür seyn würden. Der Imam hatte ihn noch einmal zu sich kommen lassen und mich ihm wieder sehr angelegentlich empfohlen. lim halb neun Ilhr waren die Kamehlc beladen, und um neun Uhr verließen wir die Stadt. Vor dem Thore erwartete uns die aus zweihundert Kamehlen bestehende Kara» vane. 66 wurde mitten unter Flintenschüssen und Wciber-gcschrci noch einmal Abschied genommen und der lange Zug setzte sich in Bewegung. Vior Tage nachher verließen wir das glückliche Arabien bei Kasr-el-Nad und betraten die Wüste. Ende. Druck u/d AM> vOAWMonnnn in Wien.