Wse wch das glückliche ArMen. Fortsetzung der Abenteuer der Reisenden Arnaud und VavWrcs in Cairo, Mekka, Medina. Hcra u o q c qe b c n Alrrandcr Dumas. Nach vcm französischen ^iannscripte vou Dr. G. F. W. Rödigcr. "Altturisirte Ansssnbc. Pcst, Wicil Illld Leipzig, l"5«'». Hartlcdln's Verlags (< rprdition. Dü5 Lessen im ^arem. — Die Europäerinnen und Kreolinnen im Harem. - Eine kranke Äraberin; Etikette s»ei dem besuch tlerselben. ^n acht Tagen befand sich der Scheris wieder ganz wohl. Die Cur brachte mich sowohl bei seiner ssamilic al^ auch bei allen Einwohnern von Abu-Arisch ln großen Ruf. Die Folgen dieses Rufes wurden bald sichtbar. .Hävschi, < sagte Hussein eines Morgen«? ^u mir, >eine inciuer Frauen ist trank, Dn mußt sie curiren. wie Dn mich ä' lann bier mchl uinerlasicn, dlc früher gegebenen Mittheilnna/n über das Leben im Harem ;u erqän^n. Die rcchtmästiqrn grauen sühren im Ganzen dasselbe ^eben wie die Tclavinnen. Alle haben ihre i aqtleider und lbr Nachtcostüm; sie schlafen >n vollen Kleidern aus Dtvanö oder leppichen. Wenn sie ans frenndschastllchem ssusie mir einander leben, so schlafen sie qemeimqlich in einem Ziminer. Die KebSwsiber pflegt man yi theilen, wenn ihrer ^n viel« sind. Sobald sie ausgestanden sind, empfangen sie die Befehle der ältesten ^ der soa/nannten .Valide". Diese wohnt säst immer von den übrigen getrennt. Die rechtmäßige Nalide hat nur die rechtmäßigen 2 grauen uno die ihr zugetheilten Sclauinnen unter ihrem Ve-fchl. Die Kebsweiber haben ihre Valide, wie die Ehefrauen, und außerdem dieFavoritinnen. Zuweilen stnd Valide und Favoritin eine und dieselbe Person. Die Valide der Kebsweiber hat eine Abtheilung Zcla-vinnen unter ihrem Befehl. Einige sorgen nun für den Ankauf und dic Zubereitung der Speisen. Diese bestehen im Allgemeinen aus Reis, aus gesottenem oder gebratenem Schöpsenfleisch, Gemüse, hauptsächlich Gurken, Backwert, Cr^me, Melonen, iDrangen, Granaten, Trauben, Pfirsichen. Das Lieblingsgerücht der Araberinnen aber ist ein in Wasser gesottener Kuchen aus Weizenmehl, Acida genannt, ver in der Mitte mit köstlichem weißen Honig gefüllt und mit Butter over Olivenöl übergössen ist. Die Küche wird von den Sclavmnen besorgt. die grauen führen nur die Aufsicht oder arbeiten zu chrem Vergnügen. Zuweilen bereiten sie indeß eine leckere Speise für den Mann. Die Türkinnen unv Perserinnen verschaffen sicb zuweilen starkwirkende Gifte, um entweder ihren Gatten oder eine Nebenbuhlerin zu vergiften. )n Arabien sind derlei Vergiftungen fast beispiellos, und uuch in der Türkei und in Persien sind die Frauen nur Werkzeuge einer höher« Gewalt. So vergiftete die oben er^ wähnte Tochter des Pascha von (5gyptcn ihren Mann, den Defterdar, in der Vrautnacht. So wollte e6 oer Pascha, weil der Defterdal Mohammed Bey ihm ein lästiger Minister war. So vergiftete tine der Snltanninen Selim's die Favoritin mit einer Orange, welche sie mit einem auf ver einen Seite vergifteten Messer zerschnitt; sie selbst aß oie uon oer unschädlichen Seite i>er Klinge berübne Halite, 3 Nach dem Frühstück, von neun bis ^ehn Ubr, desckäf-tigtn sich die Bewohnerinnen des Harems mil tbrer Toilette, wobei sie einander die Haare stechten, parfümiren. 'Augen -braunen und Nägel färben und Schön pftästerchen auflegen. Wenn oie loilette beendet ist, wird Kaffch oder Limo-nadc qeirunken und gerauchte man tauen sich um die Näu-cherpfannen nieder und erwählt Geschichten, ooer schnit durch die vergitterten Fenster und neckt die Vorübergehenden. Ander? sticken, spielen oder nngen. Diese Unterhaltungen werden vurck Besuche von Freundinnen unterbrochen. Denn die Bewohnerinnen der Harems sind keineswegs Gefangene, wie man glaubt; sie gehen aus, wenn Ne wollen, aber verschleiert und in Begleitung von Eunuchen. Der Schleier ist aber leine Last, der Eunuche fein Kerkermeister; der Schleier ist eine Cokettcrie, der Eunuche ein Vertheidiger. Wenn em Besuch kommt, so keqrüyt man sich gegenseitig, man herzt und küßt sich, man plaudert und tanzt. Dte Tänze sind redend, aber ziemlich unzüchtig. ' !<> l. Wäbrend der Anwesenheit srcmder brauen hat der Mann keinen Zulritt, Die vor der Thür stehenden Vabuschen, sind ein Zeicken, daß Besuch da ist. ,nis :."man von Mascate war ebenfalls eine ßreolin, deren beschichte ziemlich sonderbar ift. Sic battc «n Martinique einen englischen Touristen qr»inildes, )n Mac^catc ginq ibm dao (,^eld auo und n bot dein Iman seine Frau ;um Verkans an. Der Imcm verlanqtl- dic Waare ^u sehen; er wollte, w.-nn nr ibm qefiele, dem Genial dreißiqtausend Trance br;al'!en. Die <>rau lam den Wiiuscken ibres Mannes enlqegen ^ sic w^r neugierig, einen Harem ^u ,'eben. Der Onqländer lvar erbötiq, ihr dieses Vrrssnüqen ^u verschaffen, und er erbiell >i»ch wirklich von dem Imau die Erlaubniß sür seine m-au. Die (5rroltn qinq in den Harem - dir 3hnr schloß sich binter ihr und die "vrau des Touristen wurde nicht wieder qeseben. Äm andern Morqrn reiste di-r (tnqländer al>, und man sab ibn in Maiücate nie wieder Vines Taqes. als ich mit dem Iman im traulichen G?» sprach war, gab ich ibm den Natb, sein,' drei Söhne zu ib»? 5 Ausbildung nach Frantreich zu schicken, u«o bei oreser Gele« genheit errundigie ich mich nack der Creolin. Sie war 1843 gestorben, nnd der )man betrauerte sie sedr. Sic hatte ihm drei Sohne geboreni der eine ist der jetzige Gouverneur von Mascale, der andere ist Gouverneur von Zanzibar uuo der dntte war damals noch nichts, nachher empörte er sich auf Anstiften der l^nglänoer gegen seinen Vaier. aber ocr Ver-schwönma.splan scheiterte. Der junge Prinz machte 1649 die Pilgerreise nach Mekta, aber statt nach Mascate zurückzukehren, ftüchttle er sich nach Aden. Man hat m der 5dat Unreän, die Äewotincrinnen der «Harems ;u bedauern. Werden sie crira von Cisersucbt <^e-quält^ Die Eifersucht nach europäischen Vec^rift'en ist den Drlenlallnnen gan^ unbekannt, und überdies werden sie durch dle Mutterfreuden entschä'dlgl. Gs ist der größte Wunsch der Sclavin wie der Gattin , Mutter ^u werden. Die Sclavln. welckc Mutter wird, fann nicht mebr uerrauft werden. Dl> Geburt eines Knaben stellt die ^avoritil, über ^lle Andern, und die Gattin in oen Rang einer Zultamn. Die Unfruchtbarkeit hingegen ist eine llrfaä't der Verachtung. Zc> war's schon im Alterthum man venle an die Gefcbichte der Haqar — und so ist's noch jeyt. Wir kehren nun §u der Patientin zurück, deren hellung ich mnernel'iuen solln Dir H^cl'e war N'i^ qcsagi, noch oe-denklichsr, als die Vet'andwng des <^mnt? selbst, .^ch saqte il?m gan; offen meine Meinung, ,.bö're.' s^gte ich, »Du machst mir nnen Annaq, den ich als Muselmann nicht anmbmen lann: eine Vatienlin. die man nicht ficht, dann in.nl nicht ältlich 1'ebaudelu. Deine Aran varf ich adei nicht sehen, und ?><>? wlrd Dir um ß so mehr einleuchten, da Du Dich selbst nicht sehen lassen wolltest.« Der Schenk sann nach. »Die Krankheit ist vielleicht gefährlich.« fetzte ich hinzu, »und macht vielleicht Erklärungen nothwendig, welche deine Frau gewiß nicht geben wird. Verschone mich daher mit dieser <§ur.« »Es ist meine jüngste Frau. die ich am meisten liebe,« erwiederte Hussein. „Ich gehorche, wenn Du befiehlst,'< sagte ich i »aber ich bürge für nichts.« »Ich will Dich zu «hr führen,« Gegen diesen Machtspruch war nichts einzuwenden; ich verneigte mich. Gin Eunuche «vurdc abgeschickt, um die Kraute aus meinen Vesuch vorzubereiten. Als wir eimraic», lag sie au? einem clsernen Vcti, welches mit einem Flicgennetz umspannt war. Das Zimmer wal dunkel und ich komue keinen Gegenstand genau erkennen. Ich sab mich genöthigt, mehr Licht zu verlangen. Die Krankt und die Eunuchen ware» ganz erstaunt und zögerten -. aber der Scherii befahl, Wachsterzen zu bringen. Die Eunuchen brachten ^'icht, stellten zwei Stühle vor daö Veit der Kranken und entfernten sich. Das Zimmcr zetqic ein nicht unangenehmes Gemisch von arabischem und europäischem ^urus. Ringsum an dei» Wänden waren Divans und Polster und der ^usidoden war mit persischen ieppichcn beleqi; ^auteuilö, Stuhl»' und Vtlt waren französischen Ursprungs. Das Bett stand zwischen vier mannsdicken Granitiaulen, welche d?n Plafond trugen und zugleich cmcn Vetthimmel bildeten. Zwischen den Säulen waren Draperien von kostbaren indischen Stoffen angebracht. Zwischen den Fenstern standen Etageren mit chinesischem und japanischem Porzellan. In allen Ecken rcs Zimmers standen kleine mit Perlmutter ausgelegte Tische, und auf jedem derselben eme Kanne mit einem Becken. In Rauchcrpfannen brannten wohlriechende Sachen: Myrrben, Weihrauch, Venjot und Hyrar. Die Myrrhe hat einen Veilchcngeruch, der Hyrar riecht wie Rosen. Die Wände waren mit großen Fächern von Straußfedern geschmückt. Der Plafond war von geschnitztem Hol^ mit Abtheilungen von Spiegelglas und Arabesken von lebhaften Farben. Wir waren wirtlich in dem Oriente von Tausend und Eme Nacht, i -s., ^ Änsangs wußte ich nicht recht, ob es das Zimmer der öavrntin oder des Herrn war. Später fragte ich Iaschna; es war daß Zimmer des Herrn. Es hatte vier ! huren, rie aber hinter Vorhängen verborgen waren-. die eine suhrte zu den Kebswetbern des Emirs, die zweite zu seinen Frauen, dir rrittc zu seiner Schatzkammer, die vierte diente als Ausgang. ^>^ N'L»!?1n.i-l< >.^>s^, . /»: ,.. ck!,^ ,'^^«l Als die Eunuchen sich entfernt batten, sprach Hussein der Kranfen Muth ein und ermähnte sie, Vertrauen zu mir zu haben, denn er sen durch mich geheilt worden und ein Gleiches sen auch bei ihr zu hoffen. Sie antwortete nur mit leisem, taum verständlichem Zwitschern. Auf meine Bitte forderte sie der Scherif auf, mir dir Hanr zu reichen. Nach langem Zögern entschloß sie sich. ihre Hand unter dein Fliegennetze heruorzustreckett. Anfangs ka^ men nur die Fingerspitzen zum Vorschein, und ich mußte die Hand weiter hervorziehen, um an den Puls zu kommen. Sie schsit leise aus. Der Sberif suchte sie zu beruhigen. V Der Puls war außerordentlich stark und rasch, aber ich wußte nicht, ob vies mehr der Krankheit oder der Aurre-gung zuzuschreiben sen. Icl' legt? dem Shrrif einige »viagen vor, deren Aufzeichnung unstatthaft seyn würde. Die Kranke litt offenbar an Wassersucht, die ick mit meinen geringen Hilfsmitteln nicht ^ll bekämpfen vermochte. Meine Besorgnisse ließ ick nicht merken, behielt nur aber vor, deni 2hrris ineine Meinung gan; often mitzutheilen, ^ch verlangte invest die Zunge zu sehen. Dies war eine unerhörte Zumuthung, Wie konnte sie mir die Zunge geigen, ohne ^llgleicb das (Besicht fel'en ;u lassen? llnd das Gesicht geigen, war für oie ,^rau des She-rifs mehr ali> eine Toosnnde. Man fand einen Ausiveg l es wurde ein ^ock in den Schleier gemacht, und durch dieses Vocb steckte ons zweite Stadium getretenen Wassersucht. ^ch entfernte mich mit Hussein. Auf seine dringenden Fragen sagte ich ihm die Wahrheit, und erklärte ihm ;u-gleich, daß meine mcdinnischen Keilntllisse und »«ine Hilfü' 9 mittel zu gering warn?, als daß ich die in solchen Fallen nöthig« Operation vornehmen könnte. ^ n^si«.,,. Mi» n^ »Und Du kannst ihr keine Linderung verschaffen?« fragte der Sheris. »Linderung wobl, aber heilen fan» ich sie nicht." »5bu was Du kannst« »Meine Reiseapotheke ist leider nichl mit allen Arzneien versehen, welche nothwendig sind, um der Kranten eine Linderung ^u verschaffen. Ich muß nach Dschidda reisen, oder wenigstens einen zuverlässigen Voten hinschicken.« >.Du kannst über Mansur verfügen i er ist der beste unv klügste unter meinen Dienern, »Wenn Mansur sogleich abreist, wird meine Apotheke bis zu meiner Rückkehr genügen." »Zchrribe AUeS aus was Dn für sie und sür Pich brauchst; die Kosten stnd meine Sache." Ich schrieb sogleich an Herrn Sertiö, der ln Dschidda a!s Arzt und Apotheker etablirr war, derselbe, der miä' mi: Osman Pascha dekanm geinachi haue, als ich, zum Islam übergetreten war. ,^ ?,^ ü,n, vicroidliele »ch dle mu zu Gehote stfhcnden Arznclen. Am wlgenvm Morgen trat schon einige Erleichterung ein und nach einigen lagen hatte sich de» Korperumsang der Kranken beträchtlich verininderl. Der Lchnis war sehr er-fteut, er hielt seinei^rau für geheilt^ ich musne aU, meine Be» redsamkeit aufbieten, um ihn voni Gegentheile zu überzeugen. 10 Die Arzneien lamm den vierzehnten Tag von Dschidda an und wurven angewandt; aber was ich vorhergcsehen hatte, geschab: die Kranke befand sich bald beffer bald schlechter, endlich starb sie. Hussein war außer sich vor Schmerz. Ich hätte ihm voraussagen tonnen, welche Zerstörungen man in ihrem Körper finden würde, wenn im Dricnt die Leichenöffnungen gestattet wären. Man kann den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele nicht von dem Wahne trennen, daß der Körper nach dem Tode noch Gefühl habe. Noch mehr: die Araber glauben, der Todte bore, was in seiner Nabe von ibm qespro^ chrn wild. ^ortsehuilg der RüswiMN. — Md'-es-Nelek — Nertnnlsiche MllhcMiiMll Husseins.— Eine arabische MM. — Die rülMf)aste Üuelle. Als der Scherif Hufsein wieder genefen war. tonnten wir endlich unsere Arbeiten wieder aufnehmen. Wir ließen ungeheure Massen von Schießpulver anfertigen. Ich ließ etwa fünftausend Kanonenkugeln von verschievenein (Kaliber gic^ ßen- der mit N?onerde gemischie Sand eignete sich vortrefflich zu den Formen. Die Citadelle des Schcrifs konnte daher mit einer ansehnlichen Menge Munition versehen werden. Von oer Absperrung der Meerenge war leine Rebe nilhr. der Plan ward ganz aufgeben. Ich schrieb nach Frankreich, um geschickte Gießer und Mechaniker lommen zu lassen. Ich erwartete diese Arbeiter mit Ungeduld, um endlich die Kanonen gießen zu können. Aber ich erhielt lrme Antwort. Scherif Hussein erwartet noch jehi d>'- Arbeiter. ^' '' ' '", '' ' 1! Aus diesem Stillschweigen mußte ich schließen, daß die Regierung Ludwig Philipps den ganzen Plan vereitelte, um sich mit den Engländern nicht zu entzweien. Inzwischen besuchte mich eines Morgens der iunge Abd-el-Melek. der Neffe des Emirs. Dieser bildschöne junge Araber hatte allen incinen Versuchen mit der größten Aunnerfsamfeit beigewohnt und an den nachherigen Arbeiten mit ungemeinem Eifer theilgenommen. Während meiner Abwesenheit war er fast immer bei den Arbeitern gewesen, und ich hatte erfahren, daß er bei jeder Gelegenheit meine Ansichten vertheidigte und meine Partei nahm. Er war indeß ,ue anders als mil seinem Vater. dem Scherif Abu-'5a!eb, zu mir gelommen. denn die Araber legen den einzelnen Besuchen leicht eine unangenehme Bedeutung bei. Ich empfing ihn mit aller Ehrerbietung, die ihm als Neffen des Emirs und wegen seine« persönlichen Eigenschaften gebührte, -"z,,- " Der nmge Araber begrüßte mich mit liebenswürdiger Freundlichleit und Offenheit und brachte sogleich den Zweck seineb Besuchs zur Sprache. "Hädschi,« fagte er. »ich komme um Dich in Rath zu nehmen " »Ich hoffe," erwiederte ich, »daß es nicht wegen einer Krantbeit ist. dein Gesicht würde in diesem Halle deine Worte tilgen strafen.« Nein," saglt er. »der Körper ist gesund, aber das Herz ist trau!.« Also eine Herzensangelegenheit! Ich fürchtete, er werde tinen ialiöman. einen ^iebestrank oder ein Amulett von Mir verlangen, aber ich wurde l,^Id getäuscht, oenu ersetztchinzu ,>,)cli liebe ein Mädchen in Dschebel-Ora.« !>^ 12 »Von edler Geburt?« n' »Nein, ^ antwortete er errötvend, »aus dem Volfe.«.,^ »Und was gedenkst Du zu rhun?^ fragte rch. ij ^Cben darüber wotli»' ick Dieb um Nath fragen." »Vor ÄUeni," sagte ich. >.muß ich wlssen, wie Du sie kennen gclerut vast und wte Du mir ihr stehst. Er erzählte mir nun oi? ganze Geschichte — eine Liebesgeschichte, welche bis auf einige Nebcnmuständc überall gleich ist — ein mit Goldstickerei ver^enes dunkles Gewebt. Der junge Araber war ein kühner, leidenschaftlicher Jäger. Ofi war er mit seinen Negern einige Tage mi Gebirge und brachte Steinböcke unv Panther nach Hause. Auf einer solchen Jagd hatte er die schöne Ganimar gescden, als sie ihrem dci der Heerde bcsindUcyen Bruder ?ae^ (^sfcn brachte. Er hatte eben eine» Panther erlegt, der oen Hirten schon manches Schaf geraubt hatte. Die dcldcn jungen ^cutr sayen fuiandn nachher oft, Gammar begleitete ihren Geliebten auf seinen ^aqden und kam nichi u>n oic Mittagszeit, sonvern erst Abends nach Hause, Der Vater war unzufrieden. Der Bruder war del den weit vom Duar entfernten Hecroen und lam erst nach drei Monaten zurück. Er erful'r nun Alles. Gammar wurde eingesperrt. Die klebenden konnten stch nun nicht mehr sprechni, sie sahen sick nur uon sernc. Der ganze Volksstamm war feindlich gegen den Hcheris Hussein gesinnt, und vie juugen Leute des Duar hielten mit ven Brüdern sorgfältig Wache, Abd''el-Mtlef, dc, das sä'öne Mädchen nm jeden Preiö besitzen wollte, bat miclV ''" dem Schcnf Hussein ein gutes Wort für ihn einzulegen und durch die Fürsprache des Omirö auch seinen Vater für die Heirath zu gewinnen. Er hatte von dieser ganzen Hd^lle noch Mcm.nidrn ein W,'rf gesagt. Neide l/i hatten emander ^iebc geschworen, aber Gammar fand in ihrer Familie und selbst in dem ganzen Volksstannnc dieselben Hindernisse, welche Abd'-el-Melel in seiner Familie zu finden fürchtete, l5r war übrigens entschlossen, mit ihr zu siiehen und nvthigenssalls Hin zu werden. Ich fühlte rmch durch sein Vertrauen sehr geehrt, aber der Auftrag, den er mir gab, war höchst mißlich. Hochgestellte Perwncn. wie der Schern Hufsein, vftegen mit allen Miiglieorrn ihrer ssamilie längst enrworfene Heirathsprojecte zu haben. »Laß mir einige Tage Bedenkzeit," sagte ich. »Wie viel Tage?- »Drei Tage; ich will auch dir Erlaubniß, einen Freund .um Rath zu fragen.« »N«»ne mir seinen Namen?" »Iaschya." Add -el^Melel sann e:nen Augenblick nach. »Thue was Du willst," lagtc er dann. (5r ging aus die Thür zu. kam aber zurück und setzte hinzu: .Ich srtzr meine ganze Hoffnung aus Dich. Wenn es Dir nicht gelingt, sc folge ich meinem eigenen Willen,« „ (5r verließ mich Ich begab mich w>c gewöhnlich zum Scheris. Ich liatte mich etwas verspätet, dic rothe Fahne statterte schon auf der (Citadelle, Der Tcheris w^rmit seinem Sohne und Iaschya allein. Der Sohn elttserntc Nch, eö schien fast. als ob er eisersüchtig auf mich gewesen wäre; ver <)berbesehl, den ich von seinem Vater erhalten, stellte mlch ilM gleich und machte mich sogar zu seinem Vorgesetzten. Er reichte mir freilich zum Abschiede bie Hand und >ah mich mit srenndlichem lächeln an, aber 14 bei einem Araber beweist oas nichts, Hch entschloß mich, ihn sobald als möglich zu besuchen. '> f--.^ Ich blickte ihm nach bis er fort war und als ich mich umsah, bemerkte ich, daß mich Iaschya scharf ansah. »Nun, was macht meine Sacknhr?« fragte der Scherif, »Sie geht schon fast richtig. Wenn Du mir übermorgen Vormittags die Ehre erweisen willst, mich zu besuchen, so kannst Du sie holen lassen." ,Du hast mir etwas ;u zeigen?" «Vielleicht . . . Was ich Dir zeigen will, wird erst in achtunduierzig Tlunden fertig.« >Gut, ich werde kommen . . . Por dem Frühstück?" Diese Worte bttonte er start, »Ja, vor dem Frühstück. )aschya und dein Sohn wer-oen ebenfalls kommen, wenn Du es erlaubst.' »Wir wollen kommen . . . Kennst Du die Laffeten meiner Kanonen ^ »^a, ich finde sie abscheulich." »Kennst Du ein schicklicheres Modell^ »Ich wollte die Laffeten nach französichnn Muster vorschlagen. Aber dazu brauche ich gutes Vichenholz und bessere Tischler.« »IchwerdeMeszu deinerVerfügung stellen,« sagt, er. »Aber sie müssen so leicht als möglich seyn. um von zwei Kamehlen gezogen werden zu können," »Wie viel brauchst Du^ °'n9 >? »Gin Dutzend." ^ >^ '- - ., - -!-- ^5 ^ Ich werde sie machen lassen, Ader es wäre besser, wenn wir nns gußeiserne Räder «erschaffen könnten, denn in einem fo heißen5!andezerbrechen die hölzernen sehr schnell.« »Wozu brauchen wlr Räder?" entgeqnete Hussein, des- ^ l5 ^ sen Scharfsinn sich hler wteoer glänzen» bewährte. ^Wir können ja unsere Kanonen auf Schlitten legen.« Die Schlitttnbäumc gleiten vortrefflich auf dem Sande, während die Räder tief einsinken. »Wahrhaftig," sagte ich j »Du bist klüger als ich; es wäre mir nie eingefallen.« ^ «Und im Gebirge,« sehte er binzu. «werden die Kanonen zwischen je zwei Kamchlen hängeno fortgeschafft." »Aber wenn Du sogenannte Feldarlillerie haben willst, erwiederte ich, »fo können wir ja deine sechs Steinböller auf elastische Sättel befestigen. Die Perser haben eine ganze Ar« tillerie dieser Art." »Vist Du oenn m fersten gewesen?" «Nein, aber ich weisz es. Wir lassen oie schweren Geschütze auf ihren gewöhnlichen Dasselen unv zur Vertheidigung deiner Städte und benutzen zur Feldartillerie nur die SechSpfnnder und die Steinböllei." So wuroe oic Sache verabredet. Ich woltte mich «ntserncn, aber der Scherif hiclt mich zurück. ,,. »Warte," sagte er, ..ich babe Dir etwas zu zeigen.« Er ging lnnaus. — Ich benutzte den Augenblick, um mit Iaschya einige Worte ohne Zeugen zu sprechen. »Ich habe Dir etwas zu sagen." »Soll ich zu Dir kommen?" fragte er. 5 Der Scherif fain zurück. Er trug einen llemen Sack, in welchem sich mehre Stücke Aerglry^l« nno Erz aus der Gegend uon Ghczan befanden, ttr schüttete den Sack aus und zeigte mir ein goldfarbiges Stück Erz. , >. Was ist das?« fragte er. j ^ .. ü 0! W 2'i Ich besah vas Stück Erz und erwiedertem .» »Es sieht aus wie Gold, aber ich ^weifte, daß es goldhaltig ist.« »Was enthält es oeun? - 5' »Das kann ich nicht sagen, oa lch das nöttnge Medicament nicht babe,« ! Ich hätte »Reagens" sagen sollen, aber das Wort hat in der Landessprache leinen entsprechenden Ausdruck. »Was für ein Medicament«'" sraglr er. »Eine Flüssigkeit, vis wir Scheidewasser nennen, und ein Stein, venn wir den Vr^birftcin nennen." »Wic uerfährt man dabei?" ' »Man reibt das Metall auf vem Stein und schüttet einen Tropfen Schcidewasscr rarauf, Ist es Golo. so bleibt der Glanz, Silber hingegen verschwandet und Kuvfcl seyt Grünspan ad ... Weiui Du willst,« setzte lch hmzu. »schicke ick dieses Mustes »lach Dschidda, um es probiren zu lassen.« »Out, la» es probirrn, lagte er, -M5»» Er zeigte mir nun aUl ander,, Muster. Ich nahm die Steinlolile aus und sagten »DieS ist dacl t^'stbarstc unter aUm.<' '' > "'-^l,/' lim Hllsscio ,al, »uch erstaunt an, ,>Nl>ch tostbaler als (^old^" fragte er. »Ja, noch lostbaret als Gold. »Es soll im Gebirge uonGhezan sehr viel davon geben.' »Du weißt, daß ctj Steinkohlen sinv, mit denen die Engländer ihre Dampfschiffe in Bewegung sehen? < »Ja, ich weiß eo," Ich halte auf der Insel Dschrbcl-Hassan schon Sieln» kohlen glfllndcii, lino nach »er Aussage der Eingeborncn l? mußte cs deren auch aus andern Hnseln und im Gebirge Dschfbel-T^r geben. ',.,/< ^f, Die andern Muster waren Steinsalz Bergkrystall, Agat u.s.w. Als ich Alles bestchtigc hatte, sctzte dcrZcheris hinzu: »'1' «Jetzt habe ich Dir noch etwas zu sagen. Man hat im Gebirge eine Milchquellc entdeckt." ,>Du scherzest, erwiederte ich. »Nein, auf mein Wori." <5r ist ein Muselmann mit einem weiße» Vart.« »Ein Vewew, daß er schon l>ma,<> qelossen hat." .»Walum sollte er lügen?« ,Nm Dir <5)cld ^u entlocken. Wie viel hast Du ihn» schon gtsteben?« , , , .,.„ ,., ^ ,^.. ,, .^ , <>Wcr hat Dir gesagt, oaft ich ihm eiwas gegeben?« .>Ich schließe ea aus deiner Leichtgläubigkeit." »Ich habe ihm ein Almosen gegeben." >«^ »Waö man einen» Betrüger gibt, ist lein Almosen." N'l: .>Dn glaubst ec> also nichts" .Nein, ich läugne es sogar." „Aber der Alle hat cs ja gesehen! »Und lch wet!<- meinen >zlops gegen oen sfinigen, daß eS nicht wahr i?'t!" Hussein wurde nachventend. .. >Ift der Alle hier?« fragic ich. »Er ist uor meinem Palast.« ^.„^ ,.. Duma«, Nradien U. ^t »Willst Du «du rufen lassen?" - ' — ^ Hufsein schlug dieHände zusaniMtN, eln Sclave erschien. »Geh," sagte der Sherif, .>und do!»' einen Greis mit weißem Van, den Du uor der Thüre find«» wirst.« Zehn Minuten nachher kam ein siebzigjähriger Greis mit einem bis an den Gürtel hinabreichenden weißen Bart. Er ging auf den Hcherif zu lind wollte ihm die Hand küssen; aber Hussein zog die Hand zurück, nicht als ob er ihn für einen Betrüger ^ehalten l'ätte. sonder» wegen seines bohen Alters. Während unserer Unterredung waren die Brüder nach und nach gelonuue», nnd der »Divan« war vollständig. »Du bast die Milchauelle g.-sebcn?" fragte ich den Alten. »)a, antwortete er mit großer Dreistigkeit, »ich habe die Quelle nicht nur gefeycn. sondern auch daraus getrunken." »Nun, waö sagst Du dazu?« fragte nuch der Sberif, »Dieser Mann ist vielleicht kein Betrüger," antwortete ich, »dann aber ist ^r ein Narr.« »Ich bin weder ein Narr noch ein Betrüger/' sagte der Alte; »ick dabe die Wahrheit gesagt, und noch andere ^'eute haben die iTluellc gesehen,« '- ' - Ich wandte micl' an den Shrrif u„d fragte: »Glaubst Du an die Milchquelle? »Goit ift MrS möglich,' erwiederte rr, ^^ - Gut^ der Alte sage genau wo die Quelle ist und nenne oie Veute, welche ste gesehen habe» ' Der Greis uanute feinen Sohn. ^Wo »!t dein Sol'u?« fragte ici». - ^ < " »Vor ce,u Palast," '/ >.^aß deinen Sohn tommeu," '' Der alte Mann entfernte sich uno fanl mit einem kecken, munteren. fünf^ebnjähnqen Burschen zurück. »Du bast die MilchqueUe qeseden?" fraqte ich ihn, »Ia,< »Nnd baft daraus qetrunken?« »Ja." ^ . -...,«-.^ ^ ^..«,. ««.. Ä^e »Du weißt n'» sie ift?« — «Ich würde den Weq mit verbundenen Au^en finden.« ^^ »Gnt, ^eb^ mit offenen 'Augen bin und nimm einen Sclaven des Zbenf mit ... Du hörst,« saqte ich zu Hussein. «Befiehl cincin deiner Sclaven, ein Dromedar ;u nehmen und mit dem Burschen hinüber ;u reiten: e? nehme eine Flasche, schöpfe aus derAuellc und briiige die angebliche Milch." Der Scherif rief einen Araber und qab ihm den von mir dictirte,, Befehl. Zehn Minuten nachher ft's; dcr Araber niit dem jungen Hirten auf dem Dromedar und trabte dem Gebirge zu. Lielle und DlMimlie. — Der Nrttll'llmel»l)er-der rauclM'rzl'lNl'ntw ^chnrllstl'itt- li^r Mriraj^ V parat- dn^ ^lnis«'rzett. . ,^ Iaschya war zur bestimmte» Stunde bei mir. Das Essen roar nur »in Vorwand, die eigentliche Ursache des Stell' dlchein war die Her^ensangelegcnhnt oe>? jungen Therifc» Al)d' el-Melet. Iascl'va schüttelte oen Kops, »Nun,« sagte er. >».'ird dir Sherif Huffein seine <^iinviUi^un^ ;u dieser Heirath geben?" ...z. .. .„ v..^ ^^ ... < , . 20 »Aber einen Versuch könnte man twch machen,« erwil-birte ich. Der Indier sah mich scharf an »Und Du willst den Fürsprecher machen?« fragte er. Ich sah den Indicr ebenfalls forschend an »Nein," antwortete ich, »ich beabsichtigte, cinen Mann, der oas gan;c Vertrauen reS Emirs besitzt, darum zu er-» suchen.« Iaschya verstand mich; er erwieoettc kopfschüttelnd' »Wenu Dl! auf mich gezählt hast, so l^ast Du Dich verrechnet." »Du wiUst also nicht?« »Ich weiß, welche Plane der Scherif mit seinem Nef» fen hat. Es thut mir leid lim den jnngcn Mann, Venn er ist der Veste in der Familie." »Aber woher dieser hartnäckige Widerstand?« »Weil der Volts staunn, ;u welchem das Mavchen gehört, feindlich gegcn dcn (5mir gesinnt ist^ bei oer Zahlung des Tributs geht es nie ohne blutige Köpfe ab. Der Scherif wird fi'nchtrn, daß Abo'-ei» Melel durch die Verührung mit jenem Vollc-stamme rebellische Ideen bekommei furz, ich zweifle an seiner Einwilligung.« »Und Dli willst teinen Versuch macheil, nc zu »'» halten?" »Ich n'age co nichl. Aber Du tö»inest ia ein güleö Wort für den jungen Scherif einlegen, wenn Dn ihm gefäl» lig seyn wiUst.« „Ich bin ja ein Fremder." '' '- -' ' .>Dlr Scherif ist Dir sehr gewogen." "^' ^ »Daö ist möglich; aber lch bin noch zu sehr Neuling m b«r Familie, tlin mich in ihre Angelegenheiten zu menssen. 21 Ueberdies würde die Vitte in meinem Munds zu bedeutsam erscheinen." »Ja wohl." sagte Iaschya lächelnd; »und wenn ich sie aussprechc, wird man sie für Scherz nehmen.« »5 »Das will ich damit mcht sagen," entgegnete ich; »der junge Schrrif liebt leidenschaftlich; ich kenne die Araber und weiß wohl, ?aß man mit ihrer ersten Liebe trinm Scherz treibt.' .. . »^lein," wiederholte der Indier, »ich will mit der Sache nichts zu thun haben.« >.Was ist dann zn thun?" »Warum sprichst Du nicht mit dem Vater?« »Weil der Vater wahrscheinlich noch strenger sevn wird als der Scherif, und »veil Abd'-el-Melel eben auf den Scherif zählte, um seinen Vater zu bereden." Iaschya sann einen Augenblick nach, »Vielleicht," sagle er, »laßt sich die Sache auf andere Weise ausgleichen^ ich tonnte mit einer meiner Frauen darüber reden und diese wurde mit einer Frau des Emirs svre-chen...<' »Wenn die Weiber ins Spiel kommen," cntgegnete ich, »wird die Sache ausa/plauDert, »Vielleicht hast Du Mcht,« s.nye Iaschya, ., , Er sann wieder nach. »Wir müssen den jungen Hcherif Hussein als Werkzeug benutzen.« , , , ,^,„ u,^,,^:, -.'-'I, n..! <,-:. , . ^ »Warllin gerade ihn? »Weil es in seinein Interesft ln'gt, l'aß der Sohn des Oheiml? eine Thorheit begehr; er N'ird daher seinen Vater bereden, ihm dabei nicht hinderlich zu seyn. Der Schcrif hält sehr viel aus seinen V findet ihn vielleicht klüger als seinen Sobn. Der junge 'busseln ist deshalb eifersüchtig auf seinen Vetter; er fürchtet, sein Vater tonnte elnst für Abd'«el-Melek mehr thun als für ihn selbst; die Heiralh seines Vetters wird den (5mir natürlich kälter gegen Abd' el Mclek stimmen. Du farmst Dich dem jungen Zcherif also gelrost anuertrauen,« »Ein fein angelegter Plan," sagte ich, »der eines Di-plixnaten würdig wäre.« , ^! »Vs ist der Plan eines unbedeutenden 3ndiers,« erwiederte Iaschya mir gut gespielter Bescheidenheit, »aber eines Mannes, der zwanzig Jahre unter den Arabern gelebt hat. Sprich mit dem jungen Hufsein, ^ »Ich fürchte nur,« eutgegnete ich, .dasi der junge Hussein mein Freund nicht ist, er scheinl eifersüchtig auf mich zu seyn.« ' - ^ ' ' " ^ ' >' ">^ »Du irrst Dich, verlaß' Dict' anr mein Wort. er >ft Dir gut.« »Aber Du hast ja l'euie gesehen, vas? er sich enlferine, als ich zu seinem Vater kam.« ' »Was lvill das sagen?« >>Daß ihnl meine Gegenwart lln.nigenehnt war." »Ich sah Dirs wM an, daß Du so etwas dachtest! aber lch sage Dir, D« irrst Dich. Du unterbrächest das G?» sprach zwischen Vater und Sohn i ich weis; wouon die Rede war und in welcher Weise von Dir gesprochen wurde. V<-ruhige Dich daher; weit entfernt, dein Feind zu seyn, suchte er seinen Vater zu bereden. Doch dieß ist nicht mein Geheim« niß. Wahrscheinlich weroe ich in Kurzem in einem ähnlichen Auftrage zu Dir geschickt werden, wie Du mich an den Sthenf senden wolltest, dann werden wir davon reden.' lroh »«einer Neugier, diese Sendung kennen zu lernen, 23 bewahrte ich meine echt arabische Nuhe und Gelassenheit und antwortete nur: »Wenn Du versicherst, daß der junge Sbcrif mein Freund sey, so will ich an seine Freundschaft glauben.« «Ich versichere es." »Gut, dann will ick ihn besuchen und mil «bin darüber reden." »Höre," saqtc Iaschna, »ich truq Bedenken, mil dem Pater darüber ;u reden, weil ich weiß, vaß es ihm unangenehm ift> aber ich btn blreit, den Sohn davon in Kenntniß ;u setzen, weil ich weiß, daß es ilnn angenehm seyn wird. Willst Du mir die Sache überlassen?« »Sehr gern: aber Abd'-el-Mciek muß erst seine Einwilligung geben-, er hatte niich ermächtigt, init Dir darüber zu roden, aber ich weiß nicht ..." »Gut," sagte Iaschya, »laß ihn kommen und frage ibn.« »Nein. geb' Du zu ihm; der Scherif pflegt Dich zu seinen Brüdern zu senden ^ deine Anwesenheit wird daher nicht beachtet,« ^. , ... ^.., ^^ . > , ,>Du bast Recht.' ' - )aschna entfernte sich. Eine Viertelstunde nachher hatte er die Erlaubniß eingeholt und kam zurück. »Jetzt,« sagte er, »qeben wir srlqendermaßen zu Werte. Der Tcherif weiß, daß Du seinen Sohn besuchen willst; gehe zu dem i>ma.en Hussein und erzähle ihm das ganze Abenteuer; er wird eo morgen seinem Vater erzählen, nnd übermorgen wirb der Scheris mit Dir darüber reden.« )ch sah nach der Uhr; ich hatte eben noch Zeit, ihm einen Besuch zu machen, bevor er sich zu seinem Vater begab. . Ick rand chn zu Hause. (5r hörte meine Mittheilung 24 mir der größten Aufmerksamkeit an, und war mit Vergnügen bereit, den Wunsch seines Vetters zu erfüllen. c Iaschya erwartete mich, als ick' wieder in die Citadelle kam. — »Alles geht nach Wunsch,« sagte ich zu ihm. ^ »Ich glaube," antwortete Iaschna, »das; wir das rechte Mittel gewählt haben." Ich hatte den Scherif Hussein Vormittags gesprochen, und unterließ den Abendbesuch, um seinem Sohne Zeit zu lassen, mit ihm von Abd'-el-Mclef zu sprechen. Am andern Morgen war ich zur gewohnten Stunde bei dem Emir. Er crwa'bnte nichts von einem Gespräche mit sei« nem Sohne. So vergingen zwei Tagc, ohne daß etwas Neues vor« fiel. Die gewöhnlichen Arbeiten wurden verrichtet Am dritten Tage endlich, um ;ehn Uhr Morgens, sah ich den Schrrif, seinen Sohn und den Indier lommen. Ohc er zu mir l'am, besichtigte er die Arbeiten. Ich erwartete ihn. Der Vratcnwender war in Bewegung; auf der Terrasse war das Zelt aufgeschlagen und unter dem Zelte ei» Frühstück bereit gehalten. DerScherif Hussein sagte mir viel Schmeichelhaftes über die Arbeiten, welche rasch gefördert wurden: dann konnte er seine Nrngier nickt länger zügeln und setzte hinzu: »Du wolltest mir etwaö zeigen.- ^?< .>Ia. willst Du mil mir lommru?« >?;, ;, > ,^ ^.. »Sehr gern." Ich öffnete rie Thür und ließ ihn vorangehen; dann bat ich um die Erlaubniß, ihn in die Küche zu sühreu. Hier erwartete ihn ein ganz neuer Anblick. Der Bratenwender, auf welchem ein ganzes Schaf steckte, drehte sich 25 vor einem großen Feuer, die Räder griffen in einander mit regelmäßigem Tiktak, wie cin großes Uhrwerk. Der Flcisch-saft und das Fett tropften in eine grosie eiserne Pfanne. Se-lim begoß den Braten mit einem selbstverferliqten hölzernen Löffel. Es war ein schöner Anblick, zumal für den Scherif, der den Mechanismus des Bratenwenders nicht kannte. .>Daö ist ia eine Vratennhr'" sagte er erstaunt; »es fehlt nur das Zifferblatt, welches anzeigt, wann der Braten fertig ist." ''-> -^ l^.,"^M" .^,,^W^ ^-. Ich verneigte mich. Gin Europäer würde diesen sinnreichen Einfall schwerlich gehabt haben, »Wenn ich in meine Heimat zurückkehre,« sagte ich, »so will ick den Vratenwendcrmachcrn deinc Bemerkung mittheilen. « Zunächst wurde seine Allfmerlsamleit dllrch den Nauch^ fang gefesselt. Der Nauchfan^ ist in Jemen eben so unbekannt wie der Bratenwender. Der Emjr neigte sich vorwäns, um ;u schcn, wie der Rauch aufstieg. Ich gab ihm die nöthigen Erklärungen. Ob er mich ganz verstand, weiß ich nicht, aber er ersuchte mich, ihm die Arbeiter, die meinen Nauchfang gemacht hatten, zu schicken, und in seiner Küche eine ähnliche Verbesserung vorzunehmen. t?ü li'I.?ill ^iA ^," y/^^.H ^ss »Es wird gut sen««,« sagte ich, »vasi ich deine Küche sehe, um die SteUe zu wählen, wo der Rauchfang anzubrin^ sten ist, uno il)>n die geeignete Form zu geben." - »Ich mochte eg Dir nicht zumuthen," sagte er. Ich verneigte mich; ich war bereits Scrdar, Drechsler, Gießer. Diplomat, Kaufmann, Ingenieur, Uhrmacher, Arzt, Maurer uud avancirte endlich zu dem Grade eines »rauch-verzehrenden SchornsteinerbauerS." 2ft -' »Ist das Alles, was Du mir zu zeigen hattest?« fragte der Scherif, dessen Appetit vermuthlich durch den am Vrat^ spieß steckenden Schöps gereizt wurde. »Ich werde Dir noch etwas geigen, wenn Dn Dich ans die Terrasse bemühen willst.« »Sehr gern," sagte Hussein. Wir begaben une auf dlc Terrasse. Das Zelt war auf' geschlagen, »Siebe da!« fagte der Sberif überrascht; »es ist Dir also gelungen?' ^: nahm das Zelt in Augenschein, um ^u sehen, wie ich alle Bestandtheile benutzt hatte. »Willst Du mir ein großes Zelt oiescr Art machen lassen?« fragte er, denn sein Scharfblick erkannte sogleich die Vorzüge des Pariser Zeltes vor dem arabischen. »Mit Vergnügen.« erwiederte ich. , .>. . ^ , ., Die Matten waren uiner dein Zelte ausgebreitet, um die Speisen aufzunehmen. Man brachte Wasser und wohlriechende Seife zum Händewaschen. M ist in Arabien nicht Sitte, Jemand zum Essen einzuladen; aber Hussein sal? wohl, daß ich ein ^rül'stück zu seiner Verfügung stellte. Zwn Sclaven, von Sclim angesühn, brachten daß ganze gebraten,-Schaf auf einer eisernen Schüssel, Der Tchr-rif nahm vor dem Braten Vlatz, Wir drei Anvern, Iaschva, der Sohn des Emirs und ich. blieben stehe»; ich schickte mich an. ihn zu bedienen. , 7, , ' .i".;^, >, , »Setze Dich," sagte er. Ich gehorckle. .H »Sehet (Luch,« sagte er zu snnkm Sobn, und Iaschya. Sir fehle" Nch. . ^,^ .,...,. ,..^, .,..,.., ,.,.,., 27 "" Schenf Hussein begann nun das gebratene Schaf mit den Fingern zu zerreißen und reichte jedem von uns .in Stück; er selbst nahm i?cn im Voraus zerhackten Kopf, Der Kopf ist der größte Leckerbissen, zumal das Gehirn. Vs stand ihm noch eine Ueberraschung bevor. Als ver Sclave Wasser einschenkte, bemerkte der Scheris. daß es nicht trübe wie das seinigc, sondern Nar und durchsichtig war. <§r rostete eö. isi »Ich habe noch nie so gutes Wafs/r getrunken,« sagte er; »woher bast Du es?« »Es ist aus demselben Brunnen, der Dir das Wasser liefen,« antwortete ich) »aber ich habe es in dem Destillir-avparat, den Du mir gegeben, von allen unreinen Bestandtheilen befreit," »Kann lch auch solches Waffer t'aben?« >So viel als Du wünschest.« »Wabrhaflig,« sagte er, ,.Du bist ein gelehrter Mann!" ill"','/ 'd^., ^ ..Mein Tobn, ' sagte er, ,>ba« mir von der Mittheilung erzähl!. die ihm ^ischva in demem Alainen gemacht. Was ist Wahre«? varans" >Wenn er Dir gesagt h.n, das, dein Neffe Abv'-el-Mt-lek ein Mädchen auö drnl Stanonc der Vegam liebt und deine 28 Einwilligung ;ur Heirath wünscht, so bat er die Wahrheit gesprochen." ^' "'^, ^^-^ "»r i"^!.i>i'. ,^ ,-i<ü?kW,«^i »Warum brist Du nicht selbst mit mir gesprochen?« «Weil es cine Familienangelegenheit ist und ich nicht zu deiner Familie gehöre." i< Der Scheris sah mich an. i,,;«^ .-«üc? >,l^in Freund ist tein Fremder.« sagte er. -s,:l Ich verneigte mich. ' «Ich fürchte," fthte er hin^u, >.oaß die Sache nicht möglich ist." .. Ich schwieg. »Das Mädchen ist nicht von epler Herkunft; er wirb wrver mcinc noch der Vrüder Zustimmung erhalten." >.Du n'irst deinen ^lcffen ;ur Vl'^iveifluttg treiben,« erwiederte ich. »Es thut mir leid, denn er ist ein braver junger Mann und ich habe ihn sehr lieb." »Er hatte auf deine Zuneigung gezählt und wollte sich daher lieber an Dich als an seinen Vater wenden." »Du weißt,« entgegnetc Hussein, »daß die Vegam unter allen Stämmen des Dschebcl-Ora am frindlichstrn gegen mich gesinnt sind." »Ich weist es. nnd eben deshalb hoffte ich. vast Du deine Einwilligung geben würdest." »Ich verstehe Dich nicht.« , ^, «Dein Neffe konnte die Vegam durcb seinen Einfluß zu oeinen Freuuveu machrn. -/Aber tn-r Pollöstamm tau» meine» Neffen zu meinem Feinde machen,« /» :! . «Du hast eine zu schlechte Meinung von deinem Neffen. 2ft Nedentc wobl, Sidi, was Du thust, ehe Du ihn unglücklich machst." «Ich werde mirs überlegen." »Wirst Du mir clue Antwort gcben^ »Ja: aber ich sage Dtr noch einmal, daß lch andere Absichten mit meinem Neffen babe." " '> ^ , ^,. »Du bist ia der Herr," sagte ich. Er reichte mir die Hand. Die« war ei» Zeichen, daß er sich entfernen wollte. Ich mußte ihn an seine Stockuhr erinnern. Iaschya trug sie fort, '''5 ^att^MÄM Vcim Fortgeben fragte mich der junge Scherif lelse >. .>Willigl mein Vater ein?" »Nein!" antwortete ich. ,^ ^,- ^ »Ich werde wu'dcr mit ihm reden." Und er folgte seinem Vater. Iaschya war in der That ein tluger Diplomat. Abends machte ich dem Scherif einen Besuch, aber er sagte nichts. — Als ich nach Haufe tam, fand ich Abd'-cl-Melcf, der eine Aniwort holen wollte. Der Leser weiß, waü ich ihm zu sagen hatte. ^/^ ',,!!.> " ' "..''' »Was wirst Da thun^« fragte ich. »Mei» Entschlufl ist gefaßt.« -f,^ ' «Du willst sie entführen?" -. ' -; «^ ^ - .Ja.« ,>Aus die Gefahr hin, deinen Valcr und deinen Oheim zu erzürnend« »Mein Oheim,« erwiederte er, «ha« einen langen Arm. aber mein Noß hat flintc Füße. Ich werde außer femcr Gewalt scyn, ehe cr erfahrt, daß ich Gamma, entführt.« Lelim trat ein. «Der Schcrif Hussein wünscht Dich zu sprechen,* sagte er., »Läßt er mich rufen?" - "^' °' ^.Nein, er gibt das Nachtsignal: oie zwei Anlernen.« ' Was tonine der Echeris uon mir wollen? — Ich eilt« zu ihm. »Mit der Milchquelle,' sagic er frohlockend, »hat es seine Nichtigkeit.« >., . ü» ! ^ >! >Dei» Sclave hat sie geseden?« :'? «Ja." ' -^ »Uno er dat eine aus oer Duelle geschöpfte Flasche Milch mitgebracht?' »(^r hatte sie mitgebracht, aber eine Stunv? von hter hat er sie zerbrochen." ,. >',' >K«H. ^»x,, >>Wo ist er?« »i^r ist dr>nlßcn.<' »Kann ich ihn sprechen?^' ' ' Hussein schluq in die Hände. C^ l, ,/^>^' ,! ,j ^ , ,,!-,><^ Madruk beifit nemlich »Wüct«. Mabrul kam. Ich nahm ihn ins Verhöre cr wisdcr-holte dieftlbe Fabel, die rr ocm Scherif erzäblt hatte. »Ist es wirtlich wahr? Betheuerst Du es bn oem Haupte deines Vaters^ Dies ist nach dem Namen Gotteö der größte arabisch, Schwur. <: > ^ »Vei dem Haupte meines Vaters!« faqte er, ,(5ii ist gut,« sagte ich. »ich glaube Dir. Geh.« >.Dlt siehst,« saqte Hussein. »Ich scbe, daß Mabrul ein schändlicher Lügner ist." .Glaubst Du?" , , ' <, 3l »Ich bin fest davon überzeugt. Hast Du dem Alten ein Geschenk reichen lassen?" »Ja, fünfzig Talaris." «Laß Mabruk durchsuchen, und Du wirst fünfundzwanzig in seiner Tasche finden.' »Wie so?" .>Dic Veiden haben da3 Vakfchisch getheilt,« »Warum sollten sie es a/chcilt habend »Weil Mabrul sein Mitschuldiger ifti gegen das Versprechen der Hä>s> des Geschenks, das man Dir entlocken würde, hat er an drin Vetruge teilgenommen." Hussein wnroc blaß und stampfte mit dein Mlße. Dies waren die beiden Zeichen seines großen Zornes, »Höre," setzte ich hinzu, »ich will miä' mit meinen eigenen Augen überzeugen. Laß Mabruk diese Nacht bewachen; morgen soll er mich zu der Quelle führen.« »Waruni willst Du Dich nicht von dem Alten und seinem Sohn führen lassen'^ «Weil sie Heide schon fort sind.« ' ^ -'.^' ": »Schon fort?« 'lw.^ "^',: M: ii ^ »k!asi sie nur rufen. Du wirst sehen," Husssin schlug wieder in die Hände. Der Neger kam. „Mabrui soll ins Skissa gebracht und scharf bewacht werden. Dann sl'chre den Allen und seinen Sohn her.« »WillstDll einePartieSchach machen,Sidi'^ fragte ich. >.Nein, ich spiele niäit.« «Schade, wir hätten die Partie gan^ gemächlich zu (^nde spielen können, und wenn si>' acht Tage gedauert hatte, ehe wir die beiden Entdecker der Quelle wiederfinden.« Hussein stampfte noch ungeduldiger als da« erste Mal mit dem Fuße. > -^ :" : ^ .->i?«m ^<. , ,., . .,, 32 ...'" Wir warteten eine Viertelstunde, je länger wir war^ teteil, desto ungeduldiger wuroe der Scherif. ^e ^ssHMM Endlich faul der Neger wieder. ^ „.^ »Mabrul ist im Sliffa.« sagte er. ^^ ^Und der Alte?" ^/' .?,>',?>n! !<5 »Man sucht ihn." ^ »Ist er venn nicht medr in der Citadelle?" »Nein.< 7^ »Er soll kommen!" »»I« -i"< <"i ? ^, ' Dcr Neger ging fort. »Erlaubst Du," sagte ich, »dap ich morgen mit Mabrul die Quelle suche?" . ^ -!!:-> »I>i. ' anlwortetr er: »ich will Dich begleiten. Der Mensch ist ein Kabayle. er wäre im Stande, Dich zu ermorden over seine Stammeögenosscn gegen Dich zu hetzen. Ueber-dies will ich mich mil meinen eigenen -Augen überzeugen.^ »Gutz aber ich binc Dich um eine Gnade, Stdi, oder vielmehr ich werde Dich um eme bitten, wenn Mabrur Unrecht hat.« , . ^ G „Wenn's m »U'iner Macht stebt, so bewillige ich eö Dir.« ' .>Ä!)»nul iverven loir inorgen aufbrechend . . »Vor Gounenansganq.« .,',> '^ Dcr Neger tam wieder, »Man findei oen 'Alten nicht," sagte cr, «cr muß davongelaufen seyn." »Man snchc ihn und bringe ibn sammt seinem Sohn in die Kerter oer Citadelle!" Ich beurlaubte mich und ging ohne die mindeste Vcsorg-niy über das Schicksal des alten Hirten und seines Sohneü n,ich Hause. Ich wußte, das» man sie nicht finden würde; sie 33 kamen auch, so lange ich zu Abu-Arisch war, nie wieder zum Vorschein. , ^ Ich ließ mir mein ^agcr auf der Terrasse bereiten; ich zog die Decke über den Kopf, um mich gegen den Thau zu schützen, aber ich schlief nicht, ich dachte an einige Worte, die dem Indier während unsers Gesprächs entschlüpft waren. Ich hatte, wie Iaschya sagte, eine Unterredung zwischen dem Scherif nnd seinem Sohn unterbrochen: man wollte dem Indier einen ähnlichen Auftrag an mich geben, wie ich ihn an den Scherif geben wollte. Ich zerbrach mir den Kopf, ich wollte etwas in dieser Dunkelheit sehen und wär's auch ein Gespenst. Als daher Hatschi Soliman um drei Uhr kam und die Decke aufhob, sand er mich noch wach. Eine Viertclstnnde nachher war ich vor der Citadelle des Emirs. Das Thor war noch verschlossen, abcr auf den ersten Schlag des Klopfers that es sich aus. Del Scherif war schon wach und erwartete mich. Die Pferde und Dromedare waren gesattelt. Die ganze Familie, Vrüdcr, Neffen, Vettern Wolltex mitreiten. Iaschya erschien ebenfalls auf seinem Esel. Mabrul wartete, von zwei Negern bewacht, in einem Winkel der Vorhalle. Alle Theilnehmi-r an dein "Ansslnge sollten wol)! bewaffnet erscheinen, denn einige VolkZstämme im Gebirge waren Feinde des Schnifs. Mabrnt halte den Ort, wo sich die Duelle befinden sollte, genau beschrieben; sie sollte im Dsche-bel von Sabäa seyn. ^ Der Zng setzle sich furz vor Sonncnamgang in Bewegung, Die Nächte sind im Drient sehr kalt und feucht, daher scheint die Erde in der Frnhc mit Neif bedeckt zu seyn und glänz; in den ersten Sonnenstrahlen wie Krystall. z- Wir ritten ln südöstlicher Richtung. Der allgemeine Name des Gebirges, welches wir nach der nächsten Localität benannten, ist »Dschebel-Veni-Seik« s Gebirge der Söbne des Herrn). Da die Wege fur eine Schaar uon crei- bio vierhundert Reitern all^u schmal waren, so ritten wir eine Strecke querfeldein. Wir jagten einc unglaubliche Menge Federwild und Hafen auf. Die Lust war von Perlhühnern. Nepphühnern, Wachteln. Ltörchen, Naben, Kibitzen und wilden Gänsen noch stärker bevölkert, als die Erde von Hasen, Trappen, Aiu.lopen und Schakals. Die (5bene war für Arabien überraschend grün und so gui angebaut wie eine Feldmark in Europa Die Sonne ging hinter den hohen, zackigen Gebirgs-gipfeln aus und warf über die Landschaft eiü eigenthüinliches magisches Licht, das sich nur in dieser Zone findet. Der Scherif befahl Halt zu machen. Alle Reiter stiegen ab. Der )n»an rief zum Gebet. Die Vserdc und Dromedare wurden den Sais überlassen. Die Waschung wurde so gewissenhaft verrichtet wie ;u Hause; die Dienerschaft hatte Wasser in reichlicher Menge mitgebracht; der größte ihcil wurde indeß zum Trinken aufgespart, denn Jedermann benetzte sich Oe^ sicht und Hände nur mit einigen Tropfen, ohne jedoch die üblichen Ceremonien außer Acht zu lassen. Nach dem Gebet stiegen Alle wieder zu Pferde, um die Reise foltzuseh,-n. Mabrut. der da^ Gebet mit den Uebrigeu verrichtet hatte, wurde wieder aus sein Droiuedar geseht »ud festgebunden. Die Hände ließ mau ihm frei, weil er den Weg zeige» musttl'. -I , Wir waren noch zwei bis dret LieueS vom Gebirge ent« ferul. Untcnrcgg tame» wir au eine,, Duar. Hundegebell 33 verkündete unsere Ankunft, Eimge Männer kamen zum Vor« schein: sie erkannten d?n Tcherif und verkündeten die Ankunft des Herrn im Dorfe. Vin Dutzend Weiber und Mädchen kamen dem Emir entgegen und brachten ihm Milch und Acida, oas oben erwähnte arabische Nationalgericht, Der Emir stieg ab: ich folgte seinem Beispiel, Iafchya ebenfalls. ! Hussein trat auf mich zu und sagte leise mit einem Seitenblick auf M^bruk', »Ich seho einen Spiybuben, der diesen Abend beide Hände brauchen wirv, um feinen Kopf auf den Schullenl festzuhalten.^ Dann wandte fich der Schcrif;u den ältesten Landleu« ten und sprach mit ihnen von Ackerbau und Politik, gab ih» nen Rath über die Bewässerung dcr Felder und Wiesen, unv erkundigte sich nach dem Schaden, oen die aus dem Gebirge kommenden Panther getlian. ^ Nachdem die Schläuche mit frischem Wasser gefüllt waren, brach die Rciterschaar wieder ans. Die junqeu ^eme fingen eine Hetzjagd an. Einige verfolgten die Trappe mit Lanzen, Andere hetzten ihre Slugiö sWindbunde) auf die Gazellen. Abd'-el-Melek und der junge Hussein halten ihre Falken mitgebracht, die von Reitknechten auf der Hand go tragen wurden. Die Falken wurden cheilö auf wilde Tauben, theils auf Trappen losgelassen. Die (5bene bot in der That einen wundervollen Anblick mit den nach allen Richtungen jagenden Reiiern und Wi»dl?unden, während die Falken mit unbeschreiblicher Schnelligkeit ain ibre Veute losschössen « Am Fuße des Gebirges sollte sich die ganze Gesellschaft zum Frühstück versammeln. Wir erreichten den Sammelplatz dalo nach zehn Uln. Die Jäger brachten reiche Äeute! O». zelle», Trappen, wilde Taubrn. Nepphüliner lc. 36 Wir waren etwa hundert Schritte von dem Dorfe Sa» bäa. Dieser Name hat, wie man floht, einige Beziehung zu den Sabäern, welche fünfzig ^ieu^Z ostwärts wohnen. Die Trümmer des alten Saba, der Residenz der Königin Nikaulis nur sechzig Lieues von da entfernt. Später loerde ich meinem Freunde Arnaud folgcnz er war ver erste Europäer, der jene Nuinell besuchte: ich war der zweite; Jules St Coir Pajot der dritte. Die Gazellen wurvcn ausgeweidet und an eiserneil ^ad^ flocken gebraten. Das wilde Geflügel wurde in heißem Wasser abgebruht und mit Reis gesotten. Die Gazellen stno sehr schmackhaft; das Fleisch ist dunkler als Nchsleisch, aber eben so zart und faftig, Der Moschusgeruch, der den Gazellen eigen, ist bei einigen Arien zu stark und gibl dem Flcisch eiuen unangenehmen Geschmack. Die Trappe hat braunes Fleisch, das abei sebr wohlschmeckend ist und viele Aehnlich-keit mit dem Fleisch der wilvcu Gänse hat. Der Neio wirv nn Wasser ohne ^äalz gesotten und mit geschmolzener Vutter übergoffen. Oft mischt man linsen, Mandeln und Rosinen darunter, wie in einem Pudding. Das Ganzc wird mit Ingwer, Pfeffer und Gewürznelken bestreut. , Nach dem Frühstück wurveu die Deputationen empfangen. Die Nachricht von der Anwesenheit des (5mirs hatte sich schnell uerbreilet. Hussein war auf seinen Privatgütern, die meisten Aecker uno Heerdcn waren sein Eigenthum, die ^auo-leule scine Pachter. Er wurde daher in allen Augelegcnhci-ten um Ratb gefragt, er hatte alle Streitigkeiten zu schlich' ten lmv Neckt zu sprechen. »^ herrschte übrigens in der gauze» Gegend eiu gewisser Wohlstand; die Einwohner waren schlier, rräftigcr uno besser getleidet alv anderswo, oit 3 7 Weiber waren zum Theil ausgezeichnet schön. Der arabische Stamm schien sich hier ganz rein und unvernüscht erhalten zu haben. ^ .... Der Scherlf benutzte die Zeit der Siesta, um Streitigkeiten zu schlichten und Recht zu sprechen. Eine Frau beklagte sich über ihren Mann, ein Mann über seine Frau, ein Vater über seinen Sohn; hier war ein Diebstahl begangen, dori sogar Vlltt geflossen. Der Scherif that seine Aussprüche mit großer Unparteilichkeit' der Kadi war in seinen» Gefolge und ließ die Strascn sogleich in Anwendung bringen. Als die Streitigkeiten geschlichtet waren, kamen die Klagen gegen die Panthcrundwilden Schweine an dit Neihe. Man versprach den Einwohnern eine große Treibjagd. So wurden 'Alle zufriedengestellt, selbst die Bestraften hatten keine Ursache sich zu beklage». Gegen drei Uhr brach die ganze Nciterschaar wie vor auf. Mabruk versicherte, in einer Stunde wurden wir die Milch-quclle erreichen. Mabruk batte mit der Dienerschaft gespeist und nicht im mindesten gezweifelt, daß die Duelle noch an ihrem Matze sey. Viele unter den Dienern glaubten fest au die Milchquelle. . , ,.,, Wir ritten noch e:wa anderthalb Stunden im Gebirge fort. Hirten und Heerden sahen lins staunend an. Die Hirten sangen und antworteten einander von einem Berggipfel zum andern; ihre Stimmen hallten weit durch die engen Gebirgsschluchten. Von Zeit zu Zeit fiel ein Schuß, den das Echo fünf- bis sechsmal wiederholte. Es mochten junge Ara^ ber seyn, welche nach Steinbocken und'Geiern schössen. Gegen fünf Uhr erklärte Mabruk, er erkenne den Weg, den er mit vein Sohn des alten Hirten genommen , man 33 mussc aber pic Pferde »no vie Droniedare zurücklassen, uni zu Fuß zu geben. »Gut,« sagte Hussein, »nur wollen zu Fuß gehen.« »Was. Sidi,« sagte Mabruk, .,Du willst Dich selbst bemühen?« »Ich will mil meinm eigenen Allgen feben," erwiederte der Echcrif. Wir stiegen ab. Mabruk wurde losgebunden. Der Scherif wählte seinen Sohn, seinen Neffen, Iaschya und nüch zu Begleitern. Zwei Neger sollten Mabrnk nicht aus oen Augen lassen. Anns oder sechr andere trugen nnfcre Geivelnc. Es ging steil bergan. Mabruk ging mil oen beiden Negern ^orauö. Der Scherif folgte, ich ging mit den Andern ihm nach. Ich hatte mich nicht geirrt: Mabrnl wollte uns die Sache verleiden und wählte dc halb die steilsten, mühsam» ften Wege. Aber der Schcrif w>ir ein rüstiger Gemsenjagcr, der eb mit den gewandtesten Tirolern und Schweizer» aufnehmen konnte. Der Betrüger gab jedoch anfangs die Hoffnung nicht an f. (5r stand von Zeit z» Zeit still, um sich zu orientiren; endlich erklärte fl, daß er?cn Weg verselüt, und deutete auf einen fast unersteiglichen (^ebirgskamm, ans welchem wir die Milcbqln'Ile finoen würden. Der «'mirfahilm fä'arf an. ,'Vist D» deiner Sache grwisi^« Nagtc i-, ernst »md gelassen. »Ja, Sidi." . , »Gut.« sagte Hussein, wir wollen hmauf; der Wcg hat mich ermnret. und ich moänr mick an der Quelle erfrischen.« Iaschya trat auf mich zu »lnd salye leisem ' »Ich gebe leinen ^ara für sems,: Kops." Ich stimmte idm be,. Mabruk ging weiter, wir folgten ihm. l5l schritt mit vn Beharrlichkeit der Verzweiflung immer bergan, bis wir nicht mehr weiter konnten. Ich bewunderte den Schrrif. Wo die Ändern, selbst die Neger, einander die Hände reichten, ging er gerade und ohne zu wanken. Endlich ergab sich Mabruk. ^i. ^. r, -^, »Ich habe den Weg verfehlt,« sagte er, >ich weiß nicht mehr wo die Duelle ist." »Gut,« sagte der Schern, »wir wollen emrn Ort suchen, wo wir übernachte» können." Die Sonne war untergegangen, der Rückweg wäre selbst für den kühnsten und gewandtesten Jäger halsbrechend gewesen. Wir beschlossen auf einer Felscnplatte zu übernachten. Die beiden Neger banden Mabnil. ohne den Bcfchl abzuwarten. Die Axdcrcn machten Feuer. Die Neger hatten ein lebendiges Schaf mitgebracht! es wurde geschlachtet. Mabruk sah mit trübseligem Blicke zu; er dachte ohne Zweifel an das ibm bevorstehende Schicksal. Das Schaf wurde nach der gewöhnlichen Art in eiu Loch gegraben und zwischen Kohlen und heißer Asche gebraten. Zwei Stunden nachher war der Äralen fertig und wurde nebst Reis, Dattel», Brot und Milch verzehrt, (56 versteht sich. daß die Milch nicht auo jener famosen Duelle war, die Neger hatte» sse sammt dem übrigen Mundvorrath mitgebracht. Der Vratengcruch lockte die Naubthiere herbei, Schakals, Luchse, Hna'ne», selbst Panther schlichen heran, um zu sebcn wao vorging, und wir mußten mehre Aeuer anzünden, um sie i>l gemessener (5„lfernnug zu halten. Voll Zeit zu Zeit kam dat< Gebrüll indes, so nahe. das; man hätte glauben können, dir wilden Bestien beriethen sich miteinander, um uns anzugreifen An d?m äußersten Nande dec« Vichtlrri-- 40 ses, der sici) uin uns ausbreiiete, sah man bald eine lauernde Hyäne < bald einen Luchs, der uns mit seinen feurigen Augen anglotzte, bad einen wie eine bunte Schlange ber-ankriechcnden Panther. Plötzlich fielen ;wei Schüsse. Wir saben uns un^ es fehlte uns Abd'-el-Melek mit seinem Neger. Vald darauf schleppte der Letztere ein Thier herbei, das ich anfangs für einen Panther hielt. Es war ein Karakal. Abd'.el-Melek setzte sich wieder zu uns, ohne ein Wort zu sagen. Ein europäischer Jäger würde sein Abenteuer mit pomvhaftcn Worten erzählt Habens der junge Scherif beantwortete nur flüsternd ein paar Fragen seines Vetters. Der Neger zog dem Karakal die Haut ab, welche eben so geschäht wird 'vie ein Pantherfell. Die beiden Schüsse hatten die Naubthicre für eine Zeit lang verjagt; aber als das gebratene Schaf aus dem Ofen gebogen u»v zerschnitten wnrde, kamen sie wieder näher. Dieses Mal kümmerten wir uns nicht darum, wir waren nur auf Die Befriedigung des Magens bedacht. — Es versteht sich, daß der Scherif vor dem(5ssrn das Gebet verrichtete. Nach dem (5ssen wurde Kaffeh getrunken. In Arabien triM man überall Kaffeh. Die gerösteten und ^crricbe-ncn Vohncn führt man in einer Viechbüchse bei sich: die Zu° bereitung geschieht in einem kleinen Flaschenfessel, Der Scherif batte einen eigenen Diener für den ssaffel?. Veim Kaffch wurdc geplaudert; aber von dem Zweck dieser abenteuerlichen Gebirgssal'rt wurde fein Wort erwähnt. Mabruk hatte mit der übrigen Dienerschaft gespeist. Man hatte ihm die Hände losgebunden, aber nach dem Essen ba.«d mau sie wieder fest. (5r schien Alles was um ihn vorging, gar nicht zu beachten; man bätte in ihm die Hauptperson des Draiuas gar nicht geabnt. Pis Mitternacht wurdc geplaudert, oann hüllte sich der Schcrif in ftinen Abba lind logt? sich auf semen Teppich. Wtr folgten feineui Vrispiel, obschon nicht Jeder mit etnem Teppich vorsehen irar. Die Neger dcivachten Mabrut und schürten das Feuer, An Schlaf war mitten unter dem Gebrüll und Geheul der wilden Vestien räum zu denken. Die Hyänen zumal ließen uns keinen Angcnbllck Nul?e; eine von ibnen schlich sich bis an oie Stelle, wo die Eingeweide des Schafes lagen. Abd-el-Mclek schoß sie nieder, ohne aufzustehen. Iaschya, dcr sich fürchtete, schmiegte sich an 5cn jungen Shcrif, wie in einer Tragödie sich cin Vertrauter an seinen Prinzen drangti er glaubte an der Seite des arabischen Theseus sicherer als sonst irgendwo zu seyn. Während der ganzen Nacht hörte man weithin im Gebirge daö Gebrüll und Geheul der wilden Thiere und das Gebell der Hunde. Je näher der Tag kam, desto eifriger rrähtcn die Hähne, das Hnxdegcbell hingegen hörte nach und nach ganz auf. Wir mußten warlen bis der 5ag anbrach. Nach dein F^ühgebel traten wir den Rückweg an. In zwei Stunden kamen wir wieder an die Stelle, wo wir die Pferde und Dromedare gelassen hatten, Iaschya freute sich, seinen Esel wiederzufinden i ich glaube sogar, daß er ihu in einem u><-bewachten Augenblicke, wie Sancho Pansa, mit einer zärtlichen Umarmung begrüsite. Alle standen auf, als wir erschienen, aber keiner erlaubte sich cinc ssragr. Der Anblick des gebundenen Mabruk machte freilich alle Fragen überflüssig. Mau band ihn wie- der auf seinem Kamchl fcst und nach kurzem Aufenthall setzte sich der ganze Zug in Bewegung, Zwischen neun und zehn Uhr tamen wir wieder nach Sabäa. Der Sheris hielt an, um den beuten zu erklären, das? die versprochene Treibjagd am solgenden Hag? gehalten werden sollte. Es wurden daher in alle, Ortschaften am westlichen Abbange des Gebirges (5'ilbom, mit der Mchricht geschickt, daß am andern Morgen bei Tagesanbruch die große Treibjagd beim Dschebel-Schenfbeginnenund bis zum Dschc-bel-Ora fortgesetzt werden solle. Den Vewohnern der verschiedenen Ortschaften wurden ihre Sammelplätze und Posten angewiesen. Der von den Treibern in der Oben« zu beschreibende Halbkreis soUte gegen fünfzehn Lirues groß seyn; die Schützen sollten die Tebne desVoqens bildc» und sich in den Thälern und am Fuße der Gebirge ausstellen, i » Die Voten zerstreuten sich nach allen Richtungen und versprachen frohlockend, daß die Treiber um zehn Ndr Abends ans ilnen Posten sevn sollten. Eine LrMMfl) im wusM MaMalu'. ^ Die ^ sel6 «oil der MschlMlle. Die wilden Thiere haben, n'ie die ^veifüsugen Banditen, ilire bestimmten Stunden, wo sie auf den Aanb ausge» hen. Von zehn Uhr Abends bis Mitternacht lommen sie auS dem Gebirge und lehren gegendrei llhrssrnhin ihre Schlupf-wintel zurück, (^ö wurde daher verabredet, das, sich die Jäger gruppenweise schon gegen Abend nach den Duaren Veni. Moro. Veni-Sen'M, Zada und Habas begeben sollten Einc 43 Anzahl Schützen sollte in Sabäa bleiben. Gegen Mitternacht sollten alle Jäger aufbrechen und sich m den uorausbczeich-nctcn iha'lcrn aufstellen, um eine ununterbrochene, das ganze Gebirge absperrende Reihe zu bilden. Dann sollten sie in kurzen Zwifchenränmcn Fcucr anzünden, um die wilden Thiere zurückzuschrecken. Die Treiber sollten auf dkscs Signal ebenfalls ihre Feuer anzünden. Die aus diese Weise eingeschlossenen Thiere würden dann weder durch die Ebene zu entkommen suchen, noch ins Gebirge zurückkehren^ alle aus dem Gebirge gekommenen Panther, Hyänen, Schakale würden, bis auf einige, welche etwa die Neihendurchbrachen, den Jägern gehören. Der Tag verstrich umerdcu Vorbereitungen. Der Sche-rif begab sich, von vier Brüdern, seinem Sohn und Neffen, Iaschya und mir begleitet, nach dem Dorfe Veni- Seröm, welches den Mittelpunkt dcr Linie bildete. Die andern Brüder und das Gefolge trennten sich in Gruppen und begaben sich auf die ihnen angewiesenen Posten, Gegen Mitternacht war die acht bis neun ^ieueö lange Schützenlinie gebildet. Die besten Schützen uon Vmi-Moro, Beni-Ser^m, Zada und Habaö hatten sich zu uns gesellt. Wir bildeten eine Linie von etwa viertausend Schützen. Den großen Halbkreis bildeten gegen fünfzchntausend Treiber. Es war also eine Treibjagd m großem Maßstabe. Die Treiber sollten sich vier Mc-ter von einander ausstellen und sich allmälig bis auf zwei Meter nähern, Dic Schützen sollten acht bis zehn Meter von einander entfernt seyn. fo daß sie sich no'thigenfalls zu Hilse koinmen konnten, Dic Feuer wurden auf dcr ganzen Schüßmreihe ange zünde!. Der Scherif zündete das scinigr zuerst an; sogleich ftackerlen rechto »nd Imto d,e Flammrn auf, und eine Vier- M tclstunoe nachher sah man oen ganzen ^Halbkreis auf der stbene im Feuer. Die wilden Thiere, welche etwa den Halbkreis der Treiber oder die Schützenlinie zu durchbrechen suchten, konnten deutlich gesehen und daber leicht geschossen werden. Die Pferde unv Dromedare wnrven in einiger Entfernung hinter der Schützenlinie von den Sais gebalten. Ma-bruk wurde von Negern bewacht. Das Gebrüll, welches wir in dem Flammenkreise bö'vten, zeigte uns an, daß wir am andern Morgen mit Banditen ersten Ranges zu tbun haben würden. )n Zwischenräumen von hundert Metern warm Leute aufgestellt, welche die etwa berantommenden wilden Tbiorc zurückjagen oder aus dieselben feuern sollten, Es fielen aber nur sehr wenige Schüsse in der Nacht. Die übrigen Schützen legten sich nieder, um ein paar Stunden z«f ruhen. Die jungen Leute schliefen aber nicht, am wenigsten Abd'-el-Melek, für den diese Jagd ein wahres Fest war. Vor Tagesanbruch waren alle Scbützen auf den Füßen. Die Schil?wachen batten ziemlich viele Thiere gesehen, die wieder inö Gebirge gehen »rollten, aber durch die Feuer zurückgeschreckt wurden. Unter diesen Thieren hatten sic drei bis vier Panther crlannt. Als der Tass anbrach, gab ein in, Centrum abgefeuerter Schuß das Zeichen znm Beginn der ^ago. Der Schuß wurde in gewissen Zwischenränmen auf der ganzen Linie wiederhol«. Die !reiber sehten sich nun mit großem Geschrei i« Bewegung, Wir konnten sie ansangt natürlich wegen der großen (5ntseruung nicht hören, DaS erste Wild, welches in die Näde orr Schützenlinie kam, aber sogleich umkehrte, war ein Nudel uon zwei-biS dreihundert Gazelle», Dann lame,, die Hasen, welche die 4b Linie durchbrachen, aber ungehindert vurchgelassen wurden. Dann flogen ganze Schwärme von Perlhühnern, Nepphüh« ncrn und Trappen über unsern Köpfen hin. Dann zeigten sich einige Antilopen und kehrten wiever um, Vald darauf kamen die S^akals und Hnanen. Zwischen sieben und acht Uhr Morgens sah man in der Ferne den Nauch der Schüsse, ohne den Knall zu hören. Abd'-el-Melss »lochte oao Wild nicht länger erwarten; er stieg zn Pferde, nahm seine Vanze und sprengte dem Centrum zu. Drei Neger, welche die Flinten trugen, folgten ihm aus Dromedaren. »Willst Du mir erlauben, deinem Neffen zu folgen?« fragil ich den Scherif. »Du schttnst ein großer Iagdfreund zu seyn?" sagte er. »Ja, aber ich bin auch ein Freund deines Neffen.« er» witdert^ ich. Hussein gab scine Einwilligung. Ich bestieg mein Pferd, Selim und Soliman folgten nur, der Erstere zn Pferde, der Andere ans einnn Dromedar, Ich hatte meine Doppelflinte, Pistolen. Säbel und Dolch. Meine beiden Diener waren cbenfallo mit Doppelftinten und Dolchen bewaffnet. Wir ritten im gestreckten Galopp, wie in einem Wett» rennen, dem tienMim zu. Bald hörten wir viele Schüsse, und in weiter Ferne sahen wir Schwärme von Geiern, die im Kreise slogcn nno uns die Stelle anzeigten, wo die Jäger waren. D.nin zeigten die flüchtigen Thiere größern Schrecken und benntUen alle Unebenheiten des Bodens, u,n unbemerkt zu entlommen. Naä' einem halbstündigen raschen Ritt befanden wir uns mitten in dem Getümmel. Die Neiter waren mit langen , Filmen, die Fußgänger mit Keulen, Hellebarde,,, Säbeln,c. 46 bewaffnet. Anfangs wußten wir nicht/ welches tbier wir angreifen sollten. Die Eber flohen zu Hunderten, das hohe Gras wogte wie ein sturmbcwrgtes Meer. Abd'-?l-Melef würdigte alle diese Flüchtlinge keines Vlickes. Gin paar Hundert Treiber eilten mit lautein Geschrei auf eine Oase zu, welche ein bedeutenderes Wild zu entbalten schien. Wir folgten dem allgemeinen Zuge, es war ein Panther darin versteckt. Das Erscheinen des jungen ScherisS elettrisirte vle Schaar der Jäger unr> Treiber. Das Geschrei wurde lauter, Jeder »rollte es dein Andern zuvorthun. Ziehen oder acht Neger entkleideten sich und krochen, mit langen Messern bewaffnet, in das Gebüsch. Gin Dutzend Kabavlen folgten ihnen mit ihren Flinten, N.ich zehn Minuten hörte man einige Schüsse und lautes Geschrei. Der Panther kam cnva dreißig Schritte von dem jungen Scherif aus dein Gebüsch. Nbd'»el-Melef sprengte mit gezückter Vanze aus ihn ^i. Der Panther, dem ein Vordcrsuß zerschossen war, wollte entfliehen, aber das Pserd gewann ihm den Vorsprung ab, und er drückte sich an einen Vaumstamm. Der junge Scherif ließ den Zügel los und nahm eine Pistole in die linfe Hand. Der Panther machte einen Sprung. Ich hatte tanm Zeit zu sehen was vorging! ich bemerkte, daß der Panther am Halse des Pferdeö hing — das Pferd bäumte sich — dann hüllte sich die Gruppe in eine Rauchwolke, Ich spornte mcin Pferd, um dem jungen Schern nö'thigenfallö zu Hilfe zu kommen. Aber ich lam zu spät; der Panther lag „lit zerschmettertem Kopf am Vodcn. Das Pferd Abd''rlMelef'6 triefte von Vlut; der Panther hatte eö mit der unverletzt gebliebenen Vordertatze am Halse gefaßt. Das schwer verwundete edle Thier bäumt, sich; der Reiter konnte 47 es nicht bändigen, da der Zügel, herabgefallen war, Ich sprengte auf ihn zu. »Vist Du verwundet?« fragte ich ihn. »Nein," sagte er, »aber ich fürchte, daß mein Pferd schwer verwundet ist.« ' Unsere Diener waren inzwischen herbeigeeilt. Hädschi Solimau sprang von seinein Dromedar, die beiden Diener folgten seinem Veispiel, Man faßte den Zügel und gab ihn dem jungen Scherif wieder in die Hand. Das Pferd, durch das Röcheln des Pantbers erschreckt, war nicht zu beruhigen. Abd'-el-Mclrl stieg ab, schnitt ein Stück uon seinem Gürtel ab und wischte selbst vie Wunden aus. Zum Glück war die große Halsader nicht verletzt. Ein Neger hatte einen Schlauch mitgebracht, er nahm ihn uom Dromedar und wusch die Wunden aus. Das Pferd lies; es rubiq geschehen, aber seine feuersprühenden Augen waren immer auf ve>, verendenden Panther gerichtet. Unterdessen schoß ick nach einem (5'ber, der mir auf vier» zig Schritte nahe kam. Der angeschossene Eber stürzte auf mein Pferd loö, aber meine zweite Kugel streckte ihn zu Voden. Unsere Schüsse lockten die Treiber herbei. Man fand die beiden erlegten Thiere. Der Eber blieb liegen, um eine Peute der Hyänen und (heier zu werden. Dem Pauther wurde die Haut abgezogen. t^'lnc Stunde lang fanden wir nur ftichendc Thiere'. Antilopen, Hyänen, Schalke, wilde Gsel. Der junge Scberif erlegte manches Thier mit seiner ^anze; s^n Pferd war trotz der Halswunde wieder so muthig und feurig wie zuvor. Inzwischen näherten wir uns wieder der am Fuße des Gebirges aufgestellten Schützenlinie, deren Schüsse wir ganz deutlich hörten. Der Tcherif hatte Befehl gegeben vorzu- M rücken und die wilden Thiere gegen das Centrum zurückzu-treiben. Nach uno nach zog sich der Kreis der fünfzehntausend Treiber uno der Schlitzen so eng zusammen, daß er nur noch drei bis vier Kienes im Umfange nno eine Lieue im Durchmesser hatte. Mitten in diesem Kreise irrten brüllend, kenlend, blockend alle aufgejagten Thiere umher, Hwci bis drei Dasen befanden sich ln diesem Kreise. Es waren die letzten Zufluchtsorte des Wildes. Die Jäger waren so nahe aneinander, daß eS nicht meyr möglich war, die Neihe zu durchbrechen. In dem Kreise galoppirten dle Scherise und die Häuptlinge der Voltßstämme. Die wilden Thiere wußten sich nicht mehr zu retten; von alOn Seiten umzingelt, durch da-3 Geschrei und die Schüsse betäubt, durch die Kugeln dccimirt, schienen sie, wenigstens gegeneinander, ihre angeborne Wildheit verloren zu haben. Die Hyänen irrten m tton unter den Gazellen, die Luchse unttr den Antilopen, die Vanther unter den (5bern nmher. Der Kreis zog sich immer enger zusammen. Vs begann nnn ein wahres Gemetzel. (5s waren im Kreise drei bis vier ^antl'er, zwei Karalale, sechs luchse, einDlitzend Hyänen, funs biö sechs wilde Esel. mehr als zwanzig wilde Schweine, gegen vierzig Gazellen und zwei» bis dreihundert Haftn. Mes wurde niedergemacht. Die Jagd dauerte bis vicr Uhr Nachmittags. Die ganze Vlutt brstand aus fünf Panthern, drel Karatalen, sieben Luchsen, zwanzig Hyänen, dreißig Schalalcn, sieben wilden Eseln, fündig Gazellen, dreihundertsünfzig Hasen AUcö nach den Häuten gezählt. Die wilden Schweine zählte man gar nicht. ' Leider wurden auch zwei Menschen geiödtet und etwa ein Dutzend verwundet. Der <5inc der Getödteten war von 49 einer Kugel getroffen, der Andere von einer Hornschlang? gebissen worden. Vergebens hatte man dem Letztern das Vein oberhalb des Visses unterbunden, die Zahne der Schlange batten eine Ader verletzt, das Gift war scbncll ins Vlut gedrungen, und in einer halben Stunde war der Mann todt. Die Verwundeten, welche theils mit Panthern und labern, theils mit Scorpionen in Berührung gekommen waren, wurden auf Dromedare gesetzt. Ocgen siebe» Uhr Abends kamen wir wieder nach Sabäa. Vor jedem Hause brannte ein Feuer. Unsere Ankunft wurde schon von scrne durch Hundegebell und dicht vor vein Dorfe durch allgemeines Abfeuern der Gewehre verkündet. Die Kabavlcn und fellahs hatten sich nach verschiedenen Richtungen entfernt, nur die Häupllingc hatten den Scherif begleitet. Der gan^e Zug bestand aus sechs- bis siebenhundert Mann. Man hatte uns erwartet, und die Vorbereitungen getroffen. Man hatte wohl fünfzig Schaft geschlachtet. Vrot-tuchen, Acida und verschiedene Vackwerl gemacht. Die Kameblc. Schafe und Ziegen waren gemolken, und die Milch wurde in wasserdichten Körben aus Palmblä'ttcrn aufbewahrt, Datteln waren in großer Menge aufgehäuft; der Kaffeh ftoß in Strömen. Auch die Pferde hatte man nicht vergessen, sie schwammen in Gerste und Hatsclusch, Abd-el Melef verband das seinige selbst. Das edle Thier schien seine Wunden schon vergesse» zu haben. Der Neffe des (5>nirö hatte zwei Panther, einen Karakal und drei Luchse erlegt; die Hyänen. Eber und Schakals hatte er gar nicht gezahlt. Iaschya hatte der Jagd als Dilettant beigewohnt; an« fangS war er vem Scheris nicht von der Seite gegangen, später aber, als die qan^e Scbühenrcibe vorrückte, hatte er sich zu den Hütern Mabrul's gesellt. ,^«,, Zo Die Jäger waren in Gruppen von ;wölf Mann vertheilt und bildeten daher siebzig bis achtzig Partien. Alle schmausten nacb Herzenslust, Nach dem Abendessen wurde ein Ballet aufgeführt, in welchem die Neger und Kabaulen oie Hauptpersonen waren. Der Tanz dauerte biö nach Mitternacht. Um zwei llhr früh gab der Scherif vas Zeichen zum Aufbruch. Jedermann bestieg sein Pferd. Die ganze Gesell» schaft hatte seit drei Tagen wenig oder gar nicht geschlafen. Alle sehnten sich daher nach Ruhe, ausgenommen Mabruk, der wohl ahnen mochte, was ihm ;u Abu- Arisch bevorstand. Die Fluren waren nun ganz verödet! Neppbühner, Perlhühner, Trappen. Hasen, Antilopen, Gazellen und Schakale waren verschwunden. Die Treibjagd hatte unter dem Wildpret schrecklich aufgeräumt, Vei Sonnenaufgang wurde in der schon beschriebenen Weise das Gebet verrichtet. Mabrut wurde losgebunden, um ihn in Stand ;u setzen sich zu waschen; aber die beiden Neger bewachten ihn mit gebogenem Säbel, Gegen acht Uhr kam der Zug nach Abn-Arisch. Eine Viertelstunde vor der Stadt erwarteten die angesehensten Einwohner den Gmir und überreichten ihm die Schlüssel. DieseHoftichtcit erweist man ihm jedeSmal wenn er uon einer Reise zurücklommt. Der Mufti hält dabei eine Anrede, Man mußse entweder einen großen Nmweg machen oder durch einen !heil der Stadt reiten. Der Scherif ritt in oie Stadt, der ganze Zug ilnn nach Die Kunde von seinem Erscheinen verbreitete sich wie ein Liufseuer. Als die Rei-terschaar vor der Citadelle angekommen war, grnsite der Emir und Alle nahmen Abschied. Die angesehensten Haupt» linge beschicd er auf den Nachmittag ;u sich. 51 Mabruk wurde wieder in Arrest gebracht. Der Scherif begab sich in seine "Wobnung und gab Befehl die Tauben los zu lassen. Es waren nemlich Brieftauben, die der Scherif zur Korrespondenz mit seinen Brüvern und mit den Häuptlingen benutzte. An einem dunkeln Drte sitzen Tauben, die von Mekka, Hodeida, Ghezan und andern Haupt« orten von Bezirken gebracht worden sind, so wie an allen diesen Orten Tauben aus Abu-Ansch gehalten werden. Wenn der Scherif abreist, so läßt er Tauben los. welche dit Nachricht von der Abreise in die betreffenden Städte befördern; es wird auch die Ursache der Abreise gemeldet, wenn sie kein Geheimniß bleiben soll. Aus dieselbe Weise wird seine Rückkehr angezeigt. Die etwa nöthige Antwort erhält er auf demselben Wege. Diese Korrespondenz ist freilich nicht so schnell, wie der elektrische Telegraph, aber dieser war damals noch nicht einmal in Frankreich bekannt. Bis zur Erfindung des Tele-giaphcn war die Taubenpost das beste und schnellste Cor-responvenzmittel, denn die Taube macht sechzehn Lieues in der Stunde. ° .^ ^' Nach der Siesta machte Jedermann seine Auswartung bei dem <5mir. Hussein redere die Versammlung folgendermaßen an: »Ein Mann hat uns betrogen, um uns Geld zu entlocken, das wir ibm gegeben haben würden, wmn er uns offen darum gebeten hatte. (5r hat uns belogen; wir glaubten ihm, denn er sckwm bei dein Haupte seines Paters, bei dem Haupte des Propheten und er hat falsch gsschworen. Ich bin erzürnt, aber ich möchte gereä't seyn und deshalb srage ich ssuch: welche Strafe hat cr verdient? Ihr habt seine Strafe zu bestimmen." u-n-ti " >" -n 52 Der Mufti trat einen Schritt vor. »Sidi," sagte er, »nach dem Gebrauch der Moslem bat er den Tod verdient." / i 5 >u ^<üj Der Scherif wandte sich ^u den übrigen anwesenden Notabeln; er wollte die Meinung seiner Hosicutc kennen lernen. Alle stimmten für den Tod; ich schwieg. -> ) «2c »Man führe Mabruk her," saqte der Scherif. Mabruk erschien: er war nicht nnr gan^ gefaßt, sondern sogar frech. »Du bist des Vetruges uud Meineides schuldig- Du hast gelogen und falsch geschworen, um Deinen Herrn irrezuführen und zu bestehlen. Die ganze Versammlung hat erklärt, daß Du den Tod verdienst.« Vei diesen letzten Worsen erhoben sick alle Anwesenden, Das war das Zeichen der Zustimmung. Der Schuldige blieb gan; gleichgiltig. - Der Mufti nahm nun das Wort und sagte zu Ma» brul: »Du bist zur (^nthaupiunq verurtlieilt,<' ,>Es stand so geschrieben,^ sagte Der Delinquent. Die Eunuchen, welche chn qebraän l^itte», führten ilm wieder weg. Gr ging willig mit ilmen. Vor der Nmr stand der Nachrichter, ein hertulischer Neger, der bis auf den Turban und den rothen Schurz ganz nackt war. In dem Gürtel steckte der nacl' innen gekrümmte »Srs« der Arnauten. Man führte den Delinquenten in den Hof, den man an den Fenstern des Divan übersehen fonnt,. Alle begannen den Facha zu beten, ^ch trat an ein Fenster. Mabrul war schon im Hofe von elnem Kreise umgeben. Zwanzig Schritte von ihm lauenen inchre Araber und Neger und spielten Irif-trak, ohne »Ich im mindesten stören 411 lassen. li«i^ ü; - n^ 53 Nan reichte oem Verurcheilien Wasser zum Waschen. Dann soll:e er niedertn.ien, llnl sein Fatha zu beten j aber er weigerte sich, er sagte, mir oie (5hristcn knieten. Er sprach sein »Fatha^ stehend. Datin lnußte er sich aus die Erde setzen. Der Scharsrichter zog seinen Säbel aus dem Gürtel und wartete bis der Delinquent sein Gebet beendet batie. Jenseits der Mauer hörte mau jammernde Wciberstim-men: vermuthlich waren eS Angehörige Mabruk's. Nach beendetem Gebet saßte der Scharfrichter mit der linken Hand den langen Haarzopf des Veruriheiltcn, der nur eine Secunde von der Ewigkeit getrennt war. i. »Halt!" rief ich dem Scharfrichter zu. Der Scharfrichter schaute zum ensier herauf. Er sah, daß ihn der Scrdar anrief, und hielt lllne. Dieser Machtspruch eines Mannes, der kein Nccht über Leben und Tod hatte, machte ungeheures Aufsehen unter den Anwesenden. »Mit welchem Rechte rufst Du Halt?" fragte der Scherif. ^ »Weil das Leben dieses Mannes mir gehört, Sidi.« »Wie so?« »Du hast mir dein Wort gegeben, nur eine Gnade, um dle ich Dich bitten würoe, zu gewähren. Der Scherif Hussein hat nie sein Wort gebrochen. Ich bitte Dich, diesem Manne das Leben zn schenlen; ich habe ihn angeklagt und würde daher die Ursache seines TodeS seyn. Dicö wäre ein schwerer Kummer sür mich. Du hast mir dein Worl gegeben, Sidij begnadige Mabrur!« Ein Gemurincl des Beifalls folgte meinen Worien. — Der Scherif trat ans Fenster. . .. 54 ,. . -.Hall!« rief er hinunter; »ich verwandle seine Strafe in ein Jahr Gefängniß.« .. .... >., >, ,>Sidl.« sagte ich, »ich bitte um scinc völlige Vegna» digung.« «.Laßt ihn gehen, wohin er will," sagte der Scherif. Der Scharfrichter ließ den Haarzopf los und iral zwei Schritte zurück. Mabruk stand a>lf. (5r schüttelte den Kovf, alö ob cr sich überzeugen ivolltc, daß er ilm noch auf den Schul« tern habe. »Es stand sc geschrieben,« sagte cr und verließ den Hof. Der Scharfrichter sah sehr verdrießlich ans; cr dachte an die sünfnndzwanzig Rupien, die er für die Hinrichtung bekommen haben wiirde. Ich warf ihm zwei (Äuinecn hinunter. , .^ ^?!' »Was machst Du da?" fragte Hussein..... »Sidi.« antwortete ick), »jeder Arbeiter ist seineö Lohnes werth." 3l)l)sse. — DllNlulllk lull) 'jmjirulnsutmll im .,». .<- ..,^ ,, , ... >. Oril'lll. < . Alb ich nach Haufe lam, f>ind ich Abd »cl-Melcl. der mich erwartete. Wir waren auf der Reise mehr als einmal allein gewesen, aber er hatte mir tein Wort von seiner Herzensangelegenheit gesagt. Wer nicht in seine (Geheimnisse ein-geweihl war, würde in seinem Benehmen nur einen leidenschaftlichen Jäger erblickt haben j ich hingegen fah wohl, daß er die Absicht datle sich ;» benmbcn. (5r hatte mit der groß- 55 ten Kaltblütigkeit die Gefahr gesuchl; oder vielmehr er besaß die Zuversicht des Mannes, der nicht das Vedürfniß fühlt, sein Leben zu schützen fcin ^.'eben steht ja unter dem Schutze der lieblichsten, blühendsten Göttin und des mächtigsten Got-tls — der Jugend und der Liebe! Er fragte mich, ob ich von seinem Oheim eine entscheidende 'Amwon erhalten. Die Leser wissen, waö ich ihm zu sagen hatte, Scherif Hussein hatte mir die gewöhnliche Antwort der Araber gegeben: »Gott wird sehen.« Dies war eigentlich keine Antwort. Der junge Scherif bat mich inständig, seinen Oheim vor dem »großen Fest" (Aid - el - kebir) zu einer bestimmten Orklä'rung zu be« wegen. Die Zeit deö „großen Festes" war in der that sehr »ahe Es fällt mit der Wallfahrt zum Dschebel-Arafat *) zusammen. Pei diesem Feste wird zu Abu-Arisch daö Mor-gengrbet durch eine Geschützsalvc verkündet. Am Vorabend werden die Minarets und das Innere der Moschee erleuchtet. Die (5'inwohner der Umgegend und selbst Deputationen aus entfernten Städten tommen »lit Gescheuten für den Scherif. Wir haben schon gesagt, daß mit solchen Gescheuten immer eigennützige Absichten verbunden sind. Vci diesem Feste, welches mit rem )leujahr der Christen zu vergleichen ist, Hai jeder wohlhabende Muselmann die Verpflichtung, Almosen zu geben und ein oder mehre Schafe, ein oder mebre, Das Fleisch aller geopferten Hhure wlrd unier die Armen vertheilt. Die Geschenke werden durch Geschenke erwiedert. Wir haben schon erwähnt, wie groß die Freigebigkeit reö Schcrif Hnssein und anderer vornehmer Moolem war; de-trugcn doch die Einlaufe, ivelche ich m Aden «nachte, nicht den zehnten Theil von dem wa>? er gab, Sobald der Donner der Kanonen zum Frühgebet ruft, begibt man sich auf den von der Citadelle oe>^ Emirö beherrschten Platz. Es versammeln sich nicht nur vie Einwohner der Stadt, fondcrn auä' die Männer aus per Umgegend. Die Weiber nebmen an dieser Ceremonie keinen Theil. Alle erscheinen in ihren schönste» Kleidern. Der Scherif ist mit seinci Familie im Mittelpunct. Alle seine Diener. Arna»» ten, Neger, Abussüner, Eunuchen sind hinter ihm. Der (5unuche ist im Orient ein nothwendiges Mitgliev dcr Gesellschaft und erregt daber teineswegs das ^iesi'ihl oes Mitleids oder Spottes, womit man ibn in Europa betrachten würde. Er gehorcht nur seinem Hcrrn und hat nächst diesem die größte «Hewalt in einem uornehmen Hause. Der Anführer der Eunuchen, ve, nder i>en andern Eunuchen ebenso hoch steht >vie diese über der Dienerschaft, hat oft den Vortritt vor dem Eohnc des HauseS. Der Schcrif vertraute dem Anführer seiner Eunuchen den Schlüssel seiner Schatzkammer an und so machen ec» im Allgemeinen die orientalischen Fürsten. An dem Tempel ;n Melka sind fünfzig abyssi^ Nische «unuchen angestellt. Die ganze auf der weiten Flur versammelte Bevölkerung stellt sich in ^wei Reihen auf, zwischen denen so viel Play ist, daß die zweite Neihe stch niederwerfe» kann. Der Kadi steht etwa zwanzig Schritte uor der ersten Neihc und hält eine Gtlegenhcitörede, Dann singt er mit näi'elnder Stimme 5? das »Oonnu^.' lüi^vum fi,<- Im^i-ktni^'m " Her «Imperator^ ist der Sultan. (8s verstrht sich, daß die Anrufung in arabischer Sprache geschieht. ^ '^ M«M'»'M,üft^ '^S Diet' stndct in allen Moscheen statt. Am Freitage, vem Sonntage der Moslem, wird in allen Moscheen, selbst in Algier, das »Dünung, »ulvum luv ^l>cllil - N«,^^c,'In6^ ge-sungen. " ' '«' ',?-^ l,3li^" ^ Dann beginnt das Gebet. Der Kadi wendet, wie alle Anwesenden, das Gesicht nach Mekka. Nach dem Gebet wird der Scherif nach Hause begleitet. " .M An diesem Tage läßt er Jedermann vor, Arme und Reiche, Hohe und Niedrige. Die Besucher erhalten Geschenke z die angesehenen Personen bleiben zum Essen, oder vielmehr gehen in rinen Saal, >vo beständig gespeist wird. Die Mahlzeit dauert drei Tage. ')laci' vem Besuch bei dem Scherif tommen rie Vcfuche unter den Privatleuten. ' . 6- ?'^ l'' ^^^ :y»L Die von der Gesellschaft der Männer ausgeschlossenen Flauen feiern das dreitägige Fest unter sich^ sie machen und empfangen Geschenke, nactiren einanoer, machen Musik, tanzen, berauschen sich mit Opium und Hatschifch. Das ganze Treiben erinnert an die berühmten Mysterien der »guten Göttin^ zu Rom. Die vier (5'hcfr.luen suchen einander in Gefälligkeiten gegen den C>cma^ 5>i. ..i .^, 7 . , < Abd-cl-Mclek dankte mir. als ich ibm die Antwort des Emirs meldete, »Ich weis) wohl," sagte er, »daß es deine Schuld nicht ist.« »Was willst Du thun?« sragte ich. > i ' »Ich will sie haben oder meinen Kops lassen.« Er machte eine leichte Verbeugung und entfernte sich. Ich blickte ihm nach. In seinen Oesichtszügen, in allen seinen Bewegungen war eine unerschütterliche Festigfeit, ein unwiderruflicher Entschluß zu lesen. Ich war aus Alles gefaßt, aber ich sprach mit Niemand, selbst nicht mit Iaschya, ein Wort davon. Iaschua würde dem Scherif Hussein den, Entschluß seines Neffen nicht verschwiegen haben lind dies wäre im Grunde ein Verrath gewesen. Ich ließ daher der Sache ihren ^auf. Das Fest A'id-el-lebir kam. Ich bemerkte mit Erstaunen, daß Abd-cl-Melek beim Gebet feblte. Der Scherlf bemerkte eh ebensalls. >Wo ist dein Solm?« sragte cr seinen Vruder Abu-Taleb, ,'Ich weiß eo nicht.' antwortete dieser; >cr war so eben noch da," Hussein machie ein finsteres (Besicht, Der ganze Zug begab sich in die Citadelle. Alle gingen vor dem Scherif vorüber und legten ihre Oeschenle nieder. Abd-cl-Mclek fehlte. >Wo ist rein Sob»'^ fragte der Scherif noch cmmal seinen Vruder. ., - ,. ^. . . 59 »Ich weiß es nicht," antwortete Abu-Taleb ^um zweiten Male. So verging der Vormittag. Dic Wstunde kam. Der Scheris bewirthete seine ganze Familie. Gr schaute mit finstern Vlicken um sichj dann fragte er seinen Bruder zu dritten Male: . n? .,,.,, n -> a>^ »Wo ist dein Sohn?" Zum dritten Male antwortet? Abu-Taleb- >.Ich weiß es nicht.« Der Scheris rief eincn Eunuchen und gab ihm leise einen Vcfchl. Gegen sieben Uhr sprengte ein Kabayle in starkem Galopp an. Er sprang vom Pferde, und da Jedermann bei dem Echerif freien Zutritt hatte, ging er durch die erstell Zimmer und trat in die Thür des Saales, wo der Scherif speiste. (5'r wandte sich gerade an den Eunuchen, der ebcu den Vefehl vom Scheris erhalten hatte, mit den Worten i »Ich l'abc dcm Schcrif Hussein eine sehr wichtige Nachricht mitzutheilen." »Sage es mir,« erwicdene der (Eunuch, >ich will cs il'm melden.« »Ich tann eö nur ibm erwählen; ich l?abe obilehin einen weiten Weg gemacht, um ihn zu sprechen. Wenn er mich nicht anhören will. so gehe ich. Gr ist Scherif und ich bin ein gemeiner Kaba^le, aber ich bin ein Sohn Adams, wie er." »Warte.« sdgts der Cunuch, „ich n.'il< il'ni deinen Wunsch meloen,« Der Eunuch irat aus den Scheris Hussein zu und flü-stene ihm etwas ins Ohr. »5/aß den Mann hereinkommen, sagte der Scheris. 60 Man führie oen Kabaylen herem. Nach der üdllchen Begrüßung fragte dcr Scbcrif! '^ »Wer bist Dll'- »Ich bin Isaat aus dein Stamilie Kolan.^ ".^V »Woher kommst Du?" "'^ »Von Sa^vsch." ' . »Was willst Dll^« »Soll ich uor allen Leuten, over mir Dir allem reden?« »Vor allen beuten,« antwortete der Scherif. »Ich komme, um Dir zu melden, daß vein Neffe heute Früh Gammar, die Tochter Abu-Vetr ö. vom Stamme ver Vegam, entführt hat.« Al!»' ft.invl'lt auf. Die Abwesenheit des iungen Scherifs war nun crklän. Man begab sich in den Divan und befragte den Voten um die einzelnen Umstände. Abd-el--Melet' war mit zwei Negern in der Nach« angekommen und hatte fich uersteckt gehalten, nm leinen Verdachl zu erregen. Bei Tagesanbruch war (laminar wie gewöhnlich zum Brunnen gegangen. Dort hatte sie einen Neger ihres Geliebten gefunden, der ihr meldete, das; Abo-el-Melel da sev, um sie zu entführen. , , ,,...... »Gut," hatte sie geantwortet, »in einer Ztunde werde ich vor dem Zelt fevn.'' <5'me Stunde nachher qaloppirte Abd-el-Melct in oaö Dorf; in der rechten band hielt er fein schusifertia.es Ge« wcbr, und al>^ er vor daö Zelt kan>, hob er mit dcr linsen seine Geliebte auf. sehte sie vor sich auf den Sattel, feuerte den Trinmphschuß ab nnd verschwand in der Wüste. Niemand wußte was aus ibm geworden war; ader all« Männer des Ltammeö hatten ;u de» Waffen gegriffen O5 und waren ihm nachgeeilt. Es war zu vermuthen, daß di? Notabein des Stammes sich beim Scherlf beklagen würden. Dies balle der Kabale Isa.il zusagen^ d.-r Echcrif ließ lbn bewinben und gad ihm eine Vorsc »uit der Weisung, nichl wieder fortzureiten, bis er noch einmal mit ihm gesprochen. Der Scherif behielt Abu-Talcb, Iaschya und mich allein bei sich. (5s sollte ein Entschluß gefaßt werden i aber vor Allem mußte man wissen, wohin sich Abd cl-Melel geflüchtet batte. (56 waren zwei Dinge zu fürchten, die das Vergehen zum Verbrechen gemacht haben würden er konnte nach Mir oder Sona, d. i. zu irgend einem erbitterten Feinde seines Obeimo, gegangen sein«. So lange man seinen Persteck nicht wußte, tonnte man nichts beschließen. Man faßte indeß den Pescl'luß, in den Dschebcl - Ora, in das Seahan. in das Niadi-Medschcran, bis nach Varad, d. i, bis an die Grenzen vou Dschüf und Mareb Kundschafter zu sen» den, um zn erfahren, welchen Weg der junge Prinz genommen habe. Um diese Erkundigungen einzuziehen, brauchte man natürlich mehre Tage. Abu-laleb entfernte sich mit allen Anzeichen wirklichen oder scheinbaren Kummers. Kanin hatte er das Zimmer verlassen, so fragie Hussein den ^ndier unv mich, ob wir nicht den einen oder andern seiner Brüder,Hamud oder Abu-Taleb für Mitschuldige des Flüchtlings hielten. Ich versickerte, daß ick vom (Gegentheil überzeugt sey, »Mir aber,« erwiederte der Schcris, »sagt eine Ahnung, daß vie (Engländer ihre Hand dabei im Spiel haben." Hussein sah überall englische Gespenster. Ich suchte rs >bm auszureden. »Wus für ein Interesse,« fragte ich, »tonnte» denn die Engländer dabei haben?« 62 '-Ms »Mir Verlegenheiten zu bereiten, sobald sie wissen, daß ich mir mit ihnen zu thun mache.« Unterdessen hatten die Festlichkeiten ihren Fortgang. Man schoß, brannte Feuerwerke ab, aß, trank, tanzte, spielte, weidete sich an den lasciven Späßen des Karagus, des orientalischen Hanswurst, der vom Kaukasus bis zur Spitze von Zanguebar sein Wcsen treibt. Für diesen unflätigen Possenreißer qil't es in den absolutesten Ländern keine Censur; er darf nicht nur Alles sagen, sondern auch Alles thun. Die Moslem lassen sich willig den Kopf abhauen, zu den Galec« ren verurtheilen, Nucken und Fußsohlen mit Stockschlägen verblauen, sie bedanken sich vor oder nach der Züchtigung recht schön bei dein gestrengen Herrn. Aber den Karagus darf man ihnen nicht nehmen, -^" Karagus ist die Hauptperson eines improvisirten Stückes, welches je nach der Laune des Improvisators oder nach den Ortsverhältnissen verschieden ist. Der französische Poll« chinelle, der eigensinnige, unverschämte, versoffene Kerl, der alle Leute, die ihm in den Wurf kommen, sogar seine Frau prügelt, hat immer zwei Höcker, oen einen l'inten, den andern vorn. Der neapolitanische Pulcinello h^ keinen Höcker, trägt eine schwarze Maske und ist wie Pierrot gekleidet, Ka-ragus hat keine Nationaltracht; er ist ein gemeiner Possenreißer, der 5olu5, piniz,^,- «t. nucw^ auf die Welt gekommen ist und alle möglichen Kleider, selbst Fraucuklcider angeht. Am liebsten verkleidet er sich als Derwisch, hängt aber diesem Costüin gern Schellen, Glöclchen und andere Zie-rathen an. Das Stück ist immer possenhaft und zumal varodirend. )n i5onstautinopel macht man den Sultan, in Alerandrien und Cairo dcn Pascha, in den Hürstcnllmmern die Scherise 63 lächerlich. Die Großwürdemrager gehen natürlich nicht leer aus; sogar das Privatleben wird ans Tageslicht gezogen, Karagus spottet aber nicht blos mit Worten, sondern auch mit Handlungen; er zieht die erkämpften Siege ins Lächerlichem er entfuhrt Mädchen und zeigt die Folgen der Entführungen m allen Phasen. Die entführten Mädchen sind immer Christinnen; vie Iudenmädchen werden nicht entfuhrt, son-dern geprügelt, Die Juden werden überhaupt auf alle mvg-ltche Art gefoppt und geschunden. Die Griechen, welche dem Karagus in die Hände fallen, müssen sein Serail bewachen. Die kleine Operation, welche sie zu überstehen haben, um zu dieser Würde erhoben zu werden, wird zur größten Befriedigung der Zuschauer auf dem Tbean-r vorgenommen. Am allrrschlimmsten werren ab^r die Engländer mitgenommen, Karagus entführt einen englischen General sammt feiner Lavy. Es versteht sich, daß Karagus die Ladn in feinen Harem nimmt. Der General wird in seiner rotben Uniform, mit Epauletten, Fedcrhut und Säbel derselben Behandlung unterzogen, welche einst den mit Ponaparte in Alerandrien gelandeten schnurbärtigen Republicanern Thränen der Beschämung erpreßte. Die Lad«, inclchc anfangs ungemein schlank und mager war, bekommt im Harem bald einen stattlichen Embonpoint, ohne welchen man sich im Orient feine weibliche Schönheit denken kann. Plötzlich überrascht KaraguZ seine Freunde mit der erfreulichen Nachricht, daß seine neue Favoritin eines Söhnleins genesen sey. In seiner Herzensfreude holt er das neugeborne Knablein es ist ftm Ebenbild, es ist Karagus >» mi»>-,tu, Auf diese lasciven Possen beschränkt sich die ganze Dla» matik des Orients, Ich kann mich nicht enthalte», die treff. ltche Schilderung, welche Charles Roland, der schon erwähnte 64 Freund unr Reisegefährte Lamartine's *), von elner Improvisation des orientalischen Polichinelle gibt 5 hier abzuschreiben. Die Vorstellung fand in Slambul statt. »(5mige junge Levantmrr forderten mich aut. sie zu dem nationalen Possenspiel zu begleiten, welches nnr im Ramadan an gewissen öffentlichen Drten erlaubt ist und von welchem die Polizei alle Christen, zumal die ivremdm, fern zu halten sucht. Die Gelegenheit, meine Neugier zu befrie« digen. war mir höchst willkommen und ich nabm das Anerbieten n'it Vergnügen an. ,>Oegcn zehn Uhr Abends fuhren wir, den Kops mit dem Fez bedeckt, in einem Kack zu der Türkenstadt hinüber, deren Thore den Einwohnern von Vera in der Nacht verschlossen sind. Die Thorwä'chtcr, durch unsere Kleidung getäuscht, hielten uns für verspätete ssanarirten ^) ,^5 liesien uns ungehindert durch. <>(5inc ohrenzrrrcißenoe Musir zeigte uns oen Weg, den wir zu nehmen hatten. (5inige Minuten nachher traten wir in eine Art Kaffehhaus, welches das Vorgemach deö größeren Komödiensaales war. Dirfer war mit einigen räucherigen Lampen schleckt erleuchtet: die Vnhne im Hintergründe war einige Stufen höher als der mit Schämel» und Stühlen besetzte Zuschauerplatz. .(5twa sechzig Personen, von denm minvestenö oie Hälfte aus Kindern uon sechs bis zehn Jahren bestand, waren uns vorangegangen. Man war noch mit om Vorbereitungen *) S. lll, Ü'eil, Fanal, lmch d^in a„> Ufri Nrt>^!,drn ^uchttliurme fpd» n^sn,m) so bflicxun, ..„,.„.,....... ,. ._,.. 65 beschäftigt, das heißt man stellt in einem Winkel des Saales ein Transparent auf, hinter welchem, nachdem alle Lichter ausgelöscht sind, chinesische Schattenspiele aufgeführt werden. »Bald sing das Stück an. Meine Begleiter verdolmetschten mir Alles, und es entging mir fast kein Wort. An eine allmälig sich vorbereitende und abwickelnde Handlung, an eme Schürzung und Lösung dcs Knotens ist bei diesen Possenspielen nicht zu denken. Alles ist improvisin, und der Improvisator fällt gleich mit der Thür in'ö Haus, Karagus besingt, sobald er die Pühne betritt, die Freuden der Liebe, aber der ganz materiellen Liebe, und zwar mit technischen Details , an denen die tolerantesten Zuhörer 'Anstoß nehmen müssen. »Wenn cr seine Couplets beendet Hai, erscheinen nach einander verschiedene spazirendc weibliche Gestalten ^ der Harem eines Pascha, die Gattin eines Kausmanncs, eines armenischen Saras, eincs Landmanneö. dic Tochter eines Ulcma. Der lüsterne Karagnö wird Feuer und Flamme, zum großen Ergötzen der Zuschauer. Er sucht eine Schöne nach trr andern zu verführen. Anfangs sin? sie alle entrüstet, aber nach langem Hinunoherrcdcn capituliren sie, freilich unter gewissen Bedingungen. Uno wenn rer türkische Don Juan gesteht, daß er keinen Para besitzt, so entfernen sie sich im größten Zorn, over spielen ihm sogar manchen unmöglich zu beschreibenden Schabernack. »Der arme Teufel sucht sich zu trösten und durch eine Menge possenhafter Vergleiche ;u beweisen, daß zwischen Kuchen und Schwarzbrot im Grunde kein Unterschied sey, und daß eine Schöne nicht besser sey als die andere. Aber allent» halben wird cr abgewiesen. uno nob aller Bitten, V?r-Tuma», Arabic!,, II > G sprechungen und Kunstgriffe mil Schimpf »no Schande fortgejagt. (Endlich wird er böse, er will mit Gewall in ein Haus eindringen; nbcr man hetzt auf ihn einen großen Hund , ver itm — zum Eunuchen »nacht und davonläuft. >,Karagus ist außer sich. Nm das Verlorne wieoer zu bekommen, ficht er sich genöthigt, Lieferant für das Haus zu werden. (5s beginnt nun das Gegenstück zu oer vorigen Musterung, und dieser zweite Theil der Posse ist ungleich komischer als der vorhergehende. Karagus suctn Personen der verschiedensten Stände zu werben ' emen Pafcha, einen Ulema, einen Wechsler, einen Kaufmann, einen Soldaten, einen Derwisch, einen Juden, einen Christen, eine,, Lastträger tt. ic. Anfangs will ihm Keiner Gehör geben ; ste geben aus-weicbenoe Äntivorten , endlich aber nennen sie il're wahren Gründe. Die ganze Seexc ist eine merkwürdige Zature auf die Eigenthümlichkeiten d?r verschiedenen Kasten unv Stände. Der Pascha spricht von seiner Würoe, der Ulema von seiner Achtung, der Kaufmann von seinem Credit, der Jude findet die Sache ,u kostspielig, der Derwisch verichmältt die Befriedigung so gemeiner ^üste. er strebt nacb andern Oe nüssen. >.(5ndlich aber schwinden die Scrupel vor der burlesken Veredtsamkeit und den erotischen Schilderungen oes Ver-sucherS. Jeder entschließt sich und sucht sich durä' allerlei bur° leske Sophismen vor sich selbst ^u rechtfertigen. ,.Die letzte stumme Scene ist über alle Maßen unzüchtig. Im Innern bes HauftS finden sich alle von Karagus ver lockten Personen; zumal dieser, der zum ^'ohn für seinen Dienst wieder in seinen oorigen Stand eingesetzt worden ist, spielt die RoUe eines muselmä'nnischen Prlapus.' 67 Aachtrnss zu der nrahischl'n MM. — .fulyen llersellieil. — lkm orielUalischer Contlottierl'. — Xriessfizsirll!l.Vist du wirklich OlHädschiAbd-el-Hamid?« fragte er. »Ja, icb bin's," antwortete ich; >was willst Du von mir?« . .v >)ck wünsche Dich allein zu sprechen.^ Helim entfernte sich, ohne »«einen Wink abzuwarten. ^ch sah den Fremden aufmerksam an. Er war von der Sonne sehr gebräunt. An der einen Schulter trug er seine Flinte, an der andern einen kurzen Säbel und einen kleinen hölzernen Schild. Seine Kleidung bestand aus einem alten Turban und einem Kittel von blauer Leinwand mit einem schmalen Gürtel. Der Kittel war ohne Acrmel, die nervigen Arme waren ganz bloß. Au dem einen Arme hatte er die Narbe von einer Schußwunde. Mne andere sehr lange Narbe glng über Nase und Wange. Als er sich überzeugt hatte, daß ich der Rechte war, stellte er sein Gewehr in einen Winkel nnd setzte sich mit eingeschla-genen Beinen auf den Fußboden, Einige Brirse hingen an seinem Gürtel. (5r machte cincn derselben los und reichte :nir ihn. Die andern hatten ohne Zweifel ihre Bestimmung. »H^dschi," sagte er. »diesen Brief schickt DirAbd'-el-Melet.« Ich griff hastig nach dem Vricse i er war wirNich ^on unserm Flüchtling, Er schrieb mir Folqenoes ^ x>Abd>-cl'Mrlrt, Sobn des Abu-5aleb, Lchcrifs und Statthalters von Hodeadi. an Sidi Hädschi Abd -cl-Hamid Ven. Ich grüße Dich und wünsche Dir den reichsten Segen Gottes. »Ich habe Dir unlängst mein Liebesvcrhältniß zu Gam-mar anvertraut. Da mein Dbeim und mein Valrr üe mir nicht zur Frau geben wollten, und da idr Staunn unserm Vorhaben rbenfalls bindcrlich ist, so habe ich sie cnisührt, denn ich tann nicht ohne sie lcbeu, und es steht geschrieben, day sie mein sevn soll. »Ick wollte weder in Äbu-Arisch noch unter einem femdlich gesinnten Polfe bleiben < und bin nach Mi-neschib zu Frcunven gegangen. Die Aufnahme, die ich daselbst gefunden, läßt mir leinen Zweifel, daß ich nö'lhi« genfallo auf ibrrn Schuy und Beistand zahlen lami. ' .Ich sende Dir daher dieses Schreiben aus dem ^ande Kohlan. um mich nach deiner theuern Gesundheit zu er. fundigen, denn ich bore nicht aus, an Dich zu denken und Dir alles Glück zu wünschen. »Ich weiß, welchen Antheil Du an mir nimmst und wie groß deine Klugheit und dein Vinfluß bei meiner Familie, zumal bei meinem Ohcin, Hussein, ist. Ich bitte Dich daher, ihm zu sagen, wo ich mich befinde und warum ich diesen Zustuchtson qc'rähll habe. Wenn Du mir beistehst, werden mem Oheim und mein Va:er gewiß zugeben, was einmal geschrieben stand. „Dies ist Alles, was ich Dir für diesen Augenblick mitzutheilen babe. Ich grüße Dick und seye meine Hoffnung auf den allmächtigen Gott. »Abd'-el.Melek, Sohn des Abu-Taleb »Gott schütze Dich. Amcn.< Dieser Brief war offenbar so geschrieben, daß ich ihn dem Schern mittheilen konnte. Ick ersuchte den Voten, meine Antwort abzuwarten, empfahl ibn meinen Dienern und ging fort. Zehn Minuten nachher war ich bei oem Sckcrif. Ich verrichtete mit ihm das eben beginnende Gebet. Nachber benutzte ick» einen Augenblick, wo ich mit ihm allein war, und sagte zu ihm! »Tidi, ich habe ein Zchreiben '_'on deinem Nesfen erhalten.« ,.^ Ick reichte ihm den Brief, »Diesen Auftrag hatte also der Beduine. oer bei Dir ist'« ' ' ' »Ja, Siri." Die Dämmerung war angebrochen i er ließ sich eine Wachskerze bringen und las. Sein Gesicht veränderte sick nickt un Mindestens ich hätte nickt sagen tonnen, welcken Eindruck der Brief auf ihn mackte, ^. Or gab m>, . oln.' ein Wort ^u sagen, o,-n Brief zurück Nach dem Abendessen tamen Iasckl?u uiio Abil'laleb, Iaschua reickte dem Scherif ebenfalls einen Vrief. Hussein las ihn «no gab ihn sckweiqend zurück. .^ Als sich alle frrmdcu Gäste elltfernt betten und dct Scherif nur noch Abu - Taleb, Iaschya und mich bei s,ch hatte, sagte cr zu seinem Bruders >Ich habe ^ta6)rlchl von deinem Sohne bekomnlcn.' »Ich auch," antwortete Abu- Talcb und röchle dem Schern ebenfalls einen Vrics. Der Schcriflas und seylc hinzu^ >.T?afi ei ein Märchen, rrm rr gul ift, entn'ibrt hcU. ist eben kein Unqlück, Abcr ?aß er dieses Mädchen au^ cinem feindlichen Siamme qeholt hat. ift nicht recht." »Aber. < entgegnetc ich, »der Stamm ist ja nicht sr bedeutend, daß Du Dir so virlc Srrqen :» machen baft.« >Der Ttamm ist allerdinqs nicht bedeutend," erwie» rrrtc rcr Scheris, »aber cr hat unter den Stämmen von Sabäa bereits eine Nazzia gentachl^ es hat Todte und Verwundete qeqeben. ' >Was willst Du tdun?« fraqte Abu-Taleb. >Willst Du die Stämme züchtigen oder Dich ^närig zeigen^' »Es ift Vlut verqrssrn,« setzte der Scheris hinzu. ..die Ohre ist im Spiel.« »Sidi, ' sagte ich, »Du bist ein kluger Manu; nut der reifen Ueberlequng wird auch guter Rath krmmen. Ver^ ichiebe dle Entscheidung au» morge». Wir Alle wollen Dir unsere Meinung mittheilen, wenn Du dann noch leinen (6nt-ichluß genißl hast. - >Ia. ' anlivoriele der Scherif; »aber ich mns; an die Orte, die in einem Kampfe ;u fchwach se»n tonnten, noch diese Nacht Vcrstärtungm senden.' Dann rief er Mansur. .Zweitausend Kabanlen, ' sagte er. >sollcn sogleich nach dem Dichrbel ' i7ra und Tabäa marschiren. Das Ge- liel der Nachbarn soU mchl bcircicn werden, abcr sobald ne unser Gebiet betreten, treibe man sie zurück. Meine Leute sollen nicht querst schießen." Mansur entfernte sich. Hussein wandte sich wieder zu uns. Abu-Taleb trat mir ihm auf die Seite. Die beiden Brüder sprachen einige Minulen mit einander. >,Es ift nicht nöthig, bis morgen zu wanen," sagte der Scherif nach kurzem Besinnen i »tic Entführung soU meinem Neffen verziehen senn. Aber es handelt sich noch um lie Feindseligkeiten ves Beghamstainmes. Schreibe meinem Neffen, daß ich den Kofflas beistehen werde; aber empfehle ihm große Porsicht für den Fall daß es zu Feindseligkeiten tomnu. Das Uebrige steht in Gottes Hand.« Ich hattr mehr erlangt als ich hoffle. Ich begab mich „ach Hause und schrieb sogleich an Abd'-el-Meiek. Der Vote, vcm ich zehn Thaler schenkte, versprach mir, daß der junge Scherif r>cn Brief in zwei Tagen erhalten solle, (5r war zu Fuß gekommen uno lehne zu Fuß zurück. Die arabischen Beduinen legen unglaubliche Strecken zu Fuß zurück. In dringenden Fallen machen sie dir fünfzig ^ieues von Alerandrien bis Cairo in einem !age. Die Nah^ rung, welche sie mit auf den Weg nehmen, besteht in einem kleinen Schlauche mit flüssiger Butter und einein kleinen Schlauch mit Wasser, einigen Dattrln und etwas geröstetem Oerftenmehl. Dieses wirr mil den Datteln und per Butter ^i! einem scbr nahrharten Hcig qetnrlrt, der fast wie Cho-coladr schmeckt. Der Bote tragt aus dem Kopf eine Schelle, r»»e feine Eigenschaft anveutet und ihn gegen alle Naubanfälle schützt. Um große Strecken rasch zurückzulegen, gehen sse nicht, son- 72 oern traben, nach Art der Bären, dintc: dem Kopf einen kurzen Stock, der natürlich mit den Handen gebalten wird und dadurch das Atbmen erleichtert. In oer Nacl'i w'tckle mich Zelim. Die Wachen hallen ibn gerufen, venn der Scherif hatte das Signal aufgesteckt, Ich stand auf und eilte in die Citadelle, Der Scherif erwartete mich auf der Terrasse. »Was ich vorgesehen halte, ist eingetroffen,' sagi? er; »es ist ;um Kampf gekommen. Fünf bis fechs meiner Kaba»len sind gefallen. Man bat ^wei Duare in Brand gesteckt und die Weiber geraubt,« Der Weiberranb war das Schlimmste an on Sacke, »Kann ick etwas in der Sache thun?" fragte ich. »Für den 'Augenblick nickt. Aber was glaubst Du, daß zu thun seu?" »Ich rathe Dir einige Tteinbö'ller und Neiieret abzuschicken.« »Du meinst also, daß ich mit Ttrenge «erfahren soll.« »Ja; ohne die ^eute einzuschüchtern, wirst Du nichts von ihnen erlangen." »Zweihundert Reiter haben schon Befehl ^nn Ab« marsch erkalten. Ich will ein Dutzend Musketiers aus Ka« mehle laden lassen.' »Wem wnst Du den Befehl über dlc Neitercl unv die Oeschüye anuertrauen^« z. . . >. ^p >».^.,,,,,,<, «Meinem heften, vem Zcherif Farhat. ^ardat war, nächst Abd el Melrt, oer geschickteste unv kühnste Soldat in der Familie des Scherif. <^r war der Sohn Hassan s, deö ältern Bruders unv Vorgängers Hussein s. ...... 73 r^ Eine Stunde nachher marschirte Farhat an ver Spitze von zweihundert Reitern, fünfzig Kamehlen, die mil der Feldartillerie und Munition beladen warm, und fünfundzwanzig türkischen Artilleristen dem Gebirge zu. Am andern Morgen meldete mir Selim einen Mann, den ich in Mekka kennen gelernt hatte. Er hieß Ibrahim-Aaa uno hatte in Egypten unier Turki-Vilmes und OsmaN'Pa-fcha gedient. Er mochte fünfzig bis fünfundfünfzig Jahre alt seyn. Er war ein echter Condottiere. Seine Empfehlung trug cr im Gesicht: eine ungeheure Narbe theilte sein« linke Wange in zwei Hälften. Am Halft, an den Armen, am ganzen Körper trug er Amulette, in der Säbeltasche seinen mit Goldstickerei verzierten Koran. Umer seinen» Äefebl stan« den vierhundert Arnautcn, Der langen Umhängten in Hevschas überdrüssig, wollte er dem Schern seine Dienste anbleten und bat mich um meine Fürsprache. "?« ,511?^ i?^?? ^»,-,31^ ^ ». ^ - Das Anerbieten kam wie gerufen. ., ,. »Wann können deine Leute hier seyn?« fragte ich. .- »Auf dem Landwege in vierzehn Tagen; zu Wasser wann es Gott gefällt.« Der Wind war sehr günstig. »Erwarte mich hier," sagte ich zu »hm. Mein Pferd war Morgens immer gesattelt. In fi'mf Minuten war ich bei dem Scherif, Ich erzählte ihm oen Antrag veg Convotttere. »Kennst Du ihn?" fragte er. ^ lmü? tk,H? »3a, Tivi.* ^ä? nÄ. ..Bürgst Du für lbn?" »So ulel ein Mann für den andern bürgen kann.^ «Wie viel Sold verlangt er?« "^ ^' 75 '-"« ^»Darüber bade ich noch nicht mii ihm gesprochen, da ich deine Absichten nickt kannte." »Ich will Proviant für die Leute und Futter für die Pferde liefern; dazu Kaffeh, Tabak, Schuhe, Winter-und Sommerkleider." ,,.,,,. «'l^^Und an Gelo?«nws nntt^ ck««5 MM ni ch» ma /Täglich acht Paras < «, nin^ ^' »Wie viel wurdest Du iluien qcben?" :-":s.>Den Sold der franzöfischen Soldaten. Du mußt be» denken, daß in Frankreich ieder Soldat sieben Jahre dienen muß." »Warum ^ibl man oen französischen Soldaten Oeld, wenn sie sieben Jahre dienen müssen?« »Weil man bedentt, daß Niemand das Recht hat, daS Opfer der Freiheit und selbst des Lebens umsonst zu ver^ langen. müi OAber wenn der Soldat sich weigert, sieben Jahre zu dienen, oder wenn er in fremde Dienste tritt?« .1.,^ :,„un>H: >Dann wird er erschossen.« ,.^<, ^s Der Scherif sann einen Augenblitt nach. -----o ,.W« viel Sold bekommt der Soldat in Frankreich?" .Gelade vierziq Paraö täglich.« »Wie viele Solraten sind denn in Frankreichs". 7, tftn^l^e eiliO Ili>. ,M. »Viermalbunvertiausend auf rem <>rirdcnk'uß, vier-malhundcrlachlzlgtausend aus dem Kriegsfuß." >Wie viel macht das?< »Gcraoe eine Million Francs mr ie lausend Mann! vierhundert Millionen in Fricdenszeittn, ^ierhundenachtzig Millionen in Kriegßzeiten« »Das ist vlsl,« sagte Hussein. »Nnd notbigenfalls taun die Armee vcrrcpvell, ja verdreifacht werden.« »Ich will sechzehn Paras geben. ' l Das narcn zwei Sons. Einen so hohen Eolv harte Husssin noch» nie gezahlt. >?ch will Dir den Commandanten schicken. Du kannst 7?n Hanocl mit ihm abschließen,« ^ine Viertelstunde nachher war Ibrahim-Aga bei ocm Scherif. Iloch an demselben tage wurde ein Vertrag aus nn Iabr abgeschlossen. Ieier Arnaut erhielt täglich zwei ^ous. Tas ganze Corps kostete dal'er täglich vierzig Francs. Außerdem verrsUchtcle sich der Schcrif, vie etwa fallenden Pscrre zu rrfctzcn. Der Sold war am Enre jeven Monats zahlbar. Der Commandant crbirlt täglich orci Rupien (sechs Francs und fünfzehn Sous), vie Hauptleute zwei Rupien (vier Francs zelni Souo). die Lieutenants anvcnhalb, die Unterlieutenants em? Ruvie, di,,' Nnteroffizien'eine Viertel-Nupie. Allco riccl iväre rcchl anständig gewesen, wenn vie Veutc den versprochenen Told wirklich erhalten hatten. Aber das Geld ging lurch die Hänve des Commandanten Ibra« him, rcr dir ^eutr laufte, wie er sich selbst vertaufte. Wahr-sä'tinlich behielt er die Hälfte des Soldes für sich. Man schickte srgleicl' einen reitenden Voten nach Con- 76 fooa mit dem Befehl, die Reiter zu Lande, vie übrigen aber zu Wasser kommen zu lassen. Ibrahim-Aga verließ den Dienst Dsman's, weil dieser, wie er sagte, seit drei Jahren keinen Sold gemahlt hatte. Die Maßregeln, die der Scheris Hussein ergriffen hatte, waren keineswegs überflüssig. Es gingen sehr unangenehme Veriäne über den Aufstand ein. Die Truppen Hussein's hatten einige Duare in Brand gesteckt; aber Farhat war gefall m. Man erfuhr diese Vorgänge durch eine Escorte, welche fünfzig bis seckizig Gefangene gebracht hatte, Unter diesen Gefangenen befanden sich eimge Leute von Sianoe, die bei den Unterhandlungen sehr nützlich seyn konnten, beider war man noch nickt so weit. Die von Hussein's Soldaten gefangenen Weiber wul> den wieder freigelassen Der Voltöstamm, bei welchem der junge Schere Abd -el-MeIek eine Zuflucht gesucht, war ebenfalls angegriffen worden. Add'-cl-Melek hatte den Angriff zurückgeschlagen. Man wünschte vielleicht auf beiden Seiten den frieden i abn feine Kartei wollte der andern entgegenkommen. ! Der Iman von Sana, Hussein's Heini», hatte nur den Aufständischen gemeinsame Zache gemachl; der Sckeith von Assir hingegen übernahm die Rolle des Vermittlers: er schickte Eilboten an Hussein mit dem Ersuchen, ihm ein Contingent von zwei» bis dreitausend Mann zu stellen, um dem Aufstande schnell ein Ende ;u machen. Der Schern Hussein nahm den Antrag um w bereitwilliger an, da ver Sheikh von Assir größern Einfluß bei den verschiedenen Volksstäm» men hatte, als er selbst. Der Itu.n» vor Sana hatte oen Aufständische!, mzwiscken zweitausend Mann und Munition zugeschickt. Per Scherif sah sich daher genöthigt, energische Maßregeln zu ergreifen. Er schickte Eilboten an alle seine Brüder mit dem Befehl, ihr Contingent zu seiner Verfügung zu stellen. Vier Tage nachher standen fünfzehn- bis ;wan,;igtausend Mann bei Sabäa. Der Schcrif begab sich dahin, um persönlich den Vefehl zu führen. Ich befand mich natürlich in seinem Gefolge neben seinem Sohne, den Sche-rifen von Mekka, These, Zebed und Ghesan. Nach drei Wochen hatte der Schcris, mit Inbegriff der Arnauten und der Verbündeten von Afsir, gegen drcißigtau-scnd Mann zusammengezogen, welche die aufständischen Stämme in Form eines Dreiecks einschlössen. Die lctztern mochten sechzehn- bis siebenzcbntausend Mann stark seyn; aber sie hatten eine sehr günstige Stellung im Gebirge, aus welchem sie zur Nachtzeit hervorbrachen, um ihre Razzia zu machen. Im Allgemeinen pflegen die Araber nicht in der Nacht zu lämpfrn; aber ihre Razzias machen sie immer in der Nacht. Zu diesem Zwecke schicken sie einige Plantlcr ab, die sich möglichst nahe an einen Duar schleichen. Diese Plänklcr sind von zehn, zwanzig, dreißig Reitern begleitet. Die Hunde geben die Annäherung der vermeinten Angreifer kund, und während die Bevölkerung ihnen cntgegcnzieht. wird der eigentliche Angriff auf der andern Seite gemacht. Vci solchen Razzias spielen die Weiber eine große Nolle. Wenn sie überfallen werden, so machen sie sich Waffen aus Allem was ibnen in die Hände fällt. Ich habe Weiber gesehen, die eine Reiterschaar mit Fcuerbrändcn angriffen, die Pferde scheu machten und die Feinde in die Flucht iagtcn, Abc:' wenn ihnen die Männer nicht schnell zu Hilfe kommen, oder wenn die Männer nichi zahlreich geilug sind, um eine Wache zurückzulassen, so werden sie trotz ihrer ver zweifelten Gegenwehr überwunden. Dann zwingr man sie, Alles was sie und ihre Männer besitzen, Heerden, Geschmeide und Geld anzuliefern. Dann werden sie fortgeschleppt. Wir waren mir dein Kern des Heeres in ver Ebene gelagert. Am andern Morgen sollte ein Angriff stattfinden. Nach dem Abendessen fragte mich Hussein, wte icb den Angriff einrichten würoe. Ich bat um Erlaubniß, zuvor das Terrain zu untersuchen. Er gab mir seinen 2ohn und hundert Reiter mit. Einige Infanteristen marschirten voraus. Gegen acht Uhr Abends erreichten wir eine mit unzähligen kleinen iDasen übersäctc Wüste, welche dic Bentznugeü des Iman von Zana von de,n Vrzirl Madan trennt. Diesel ganze Landstrich ivar fiel Ick kam gegen Mitternacht zurück. Der Tcberif erwartete mich. Ich erNarte il'm, daß dic'er Punkt start besetzt werden müsse, um die Porbindung frei zu erbalten, und rieth ihm, die Aufständischen an drei Punkten anzugreifen, zu diesem Zwecke schon in ver Nacht die nöthigen Eilboten abzuschicken und am zweiten Tage in der Morgendämmerung den Angriff;u machen. .. Am folgenden Tage wurden alle Vorkehrungen getroffen und die Truppen aufgestellt. Die au^ fünf- bis sechstau send Mann bestehende Reserve sollte nur im äußersten Notli-fall am Kampfe Theil nehmen. Bei Tagesanbruch marfckirlen wir inö Gcbir.^, Vald sahen wir die Hohen mil Arabern beseßt; ihre Reiterei bewachte das enge thai, 'velars das ganze Gebirge durch» schneide« l,A.m< !wü, i',"!'ii)Ax ,,? !ini' nm?? ?T?l" ??:5K. Cinige Schüsse üus unserer GclnrgsarillUrn' eröffneten oen Kampf und dienten unsern Verbmtdcten zugleich als Signale. Der Angriff begann wirklich an den drei bezeichneten Punkten. Man ten!» die Kampfweise der Araber, ihren ungestümen, unwiderstehlichen Angriff, die Gefahr tbres Einzel-tampfes, oie Schnelligkeit und Scbamlongteir ihrer Fluchl, die Schwierigteil der Bildung neuer geordneter Reihen. In dem zweistündigen Kampfe hatten wir ein Muster aller dieser verschiedenen Phasen. ' ,!lW5.nll6 «?G Endlich gegen eilf Uhr Morgens bemerkten wir eine gewisse Unordnung unrer den in der Tbalfckluckt ausgestellten Leuten, die unsern Angriff sckon dreimal zurückgeschlagen halten. Der Augenblick, einen Hauptschlag auszuführen, schien mir sehr günstig. Ich bat Hussein um Erlaubniß, einen Reiterangriff zu machen. Ich sühlie oie Nothwendig-feit, mir in Gegenwart des ganzes Heeres, zu dessen Ve, frhlshaber ick vielleicht berufen war, die Sporen zu verdienen. Die Arnauien waren noch nickt im Feuer gewesen. Ich sprengte zu Ibrahim-Aga. -wW l »Ieyi komml die Reihe an uns," sagte ich zu ihmj »zeige dem Schenf was deine Leute tonnen." »Reitest Du mit u»s?« fragte er. »Ja, wenn Du menu- Begleitung nichl verschmähest.« „Vorwärts'< rief er, sich zu seinen Leuten wendend. «Vorwärts, im Namen Allah's> n«l Die Arnauten sprengten mit verhängtem Zügel vorwärts, AIs sie in die Nähe des sseinves lamen, riefen sie ihnen eine Menge Schimpfnamen zu. »Hunde' Hunde-söhn?! Schweine! Juden'< tönte es auö den Reihen. In einer Vntfernung von fünfzig Schritten feuerte die erste WO Reihe, chat sich aber sogleich auf und zog sich rasch aus beiden Seiten zurück, um hinten eine neue Reihe zu formirm. Die zweite, dritte Reihe machte es eben so, unv so folgten alle Reihen nach einander, wenn ncmlich bei dieser toll heranstürmendcn, tobenden Schaar von Reiben die Rede seyn kann. Die Feinde benutzten alle Vortheile, die ihnen das Terram bot, sie krochen hinter die Vüfche, versteckten sich hinter den Felsen, und schössen bald einzeln, bald in Gruppen von zehn. fünfzehn, zwanzig Mann. Sie kämvftcn fast nackt, um dem Feinde, falls sie ihm todt oder lebendig in vie Hände fielen, keine Beute zu geben. Ich allein war in vollen Kleidern, und da ich insbesondere an meinem Turban leicht als Anführer zu erkennen war, so war ich die Ziel-sckeibe für vlcle Schüsse, von denen mich aber wunderbarer-weise keiner iraf. Nebrigens war ich an die französische Kampfweisc gewöhnt und ließ den Feind nicht aus den Augen. Ich sah, daß die schon vorher beobachtete Verwirrung zunahm; ich eilte zu Hussein zurück und meldeie ihm mit wenigen Worten was aller Wahrscheinlichkeit nach vorging. »Ich glaube," sagte ich zu lhm, »daß der Äugenblick gekommen ist, dein Fußvolk und deine Neger zum Angriff zu commanriren.« Er rief Mansur. »Nimm die Neger!« sagte er. »und folge Äbd -el-Ha-mid. — Und Ihr,« sagte er zu scinen Prüdcrn, .> nehmt euer Fußvolk und greifet an!« Die vier Schcrife eilten an die Spitze ihres Fußvolkes, während sich die schwarzen Reiter hinter Mansur zusammenzogen. !N?,' u?^ M'^ls' ,"/ l.NlM^NN"1 -^nn 81 Der Abhang war ziemlich steil, über doch den Pferden zugänglich. Ich wußte, daß ich nuch auf sie und Mansur verlassen kvnme, uno sprengte wieder auf Ibrahim-Aga zu. »Ihr habt genug geplänkelt,« sagte ich. »Jetzt den Säbel aus der Scheide, oder die Neger werden die Ehre des Tages habcn!" Ibrahim sah sich um uno sah wirklich die Neger heransprengen, während hinter ihnen das Fußvolk im Sturm-schntl anrückte. Er rief seine Offiziere herbei uno deutete auf die Neger, die auf ihren schönen Pferven schon die Hälfte des Abhanges erreicht hatten. Die Offiziere, die wohl verstanden was man von ihnen erwartete, zogen ihre Säbel. Die Arnaulcn hängten ihre Flinten über die Schulter, faßten die Zügcl mit ven Zähnen, und nahmen in die eine Hand den Säbel, in die andere eine ihrer langen Pistolen. Diefer Rciteranqriff mußte dem t5mir Hussein einen schönen Anblick darbieten, Vielr Reiter erreichten dic Höhe nicht! die leeren Pferde liefen theils zurück, tdcils mitten unter der Schaar auf den Feino zu. Kaum hatte der Kampf begonnen, so horten wir ein lalncs Geschrei, das vom Himmel zu kommen schien. Wir schauten auf uno sahen daö obere Plateau von den Kholas beseyl. An ihrer Sritze erkannte lch den jungen Schenf Abd'-el-Melet. Die Unsrigen begrüßten oie Verbündeten nnt lautem Jubel. Der junge Scherif stürmte an der Spitze von drei» bis vierhundert Reitern den steilen Abhang herab. Diesem gewaltigen Angriff konnten die Rebellen nicht widerstehen. Eic halten nicht einmal Zeit zu ftiehen. Sir wurden von der wie ciue Lawine heranstürzenden Reiter-schaar theils niedergeworfen, tl'eils zerstreut. Jeder von ihnen war nun auf seine persönlich? Sicherheit bedacht und ciltt Lumao. Arabien, II, <» '32 oen nächsten Abhang hinunter, aber nur wemge enltamen den Arnamen uud Negern, Ich sprengte auf den jungen Emir ^u, Er erkannte mich unv begrüßte mich mit offenen Armen. „Komm," sagte ich ^u ihm, »Du mußt der Erste se^n, der deinem Dhcim den Sieg meldet.' " 'n^'. ^?^/l< Er sah sich um, als oli er fürchtete, eine falscbe Nach richt zu bringen. In diesem Augenblicke borte man in einiger Entfer^ nung ein ziemlich heftiges Gewehrseuer. Eine Abtheilung fliehender Feinde ivurve von den beuten aus Assir mit Schüssen empfangen. Abd-rl Melek zögerte, croy Mi-lner wiederbolien Aufforderung, »Glaubst Du, oaß n mich gut empfangen wird?" fragte er. »Ich stehe fur Alles, _,,,.. Wir galoppirten in oas ihal hinab. Zehn Schritte von seinen ^hsim sprang ocr junge Emir vom Pferde ohne anzuhalten . . . Der Schcrif reichte ihm die Hand. Abd'-el-Melck nahn, diese Hand und drückte sie an seine Lippen. "' Zwischen Oheim und Neffen war der Friede geschlossen. Es blieb noch der Friedensschluß mit dem Feinde übrig, »W Dü5 ^ehel i o^ jH^: «,i.^./...- )cb sah nun ein feltsames Schauftuel. Zieger und Besiegt?, Verfolgende und Verfolge standen still, knieten nieder, tcdrien das Gesicht gegen Mclta. neigten sich viermal zur Erde und begannen ^n bcn'n ^over l>n seine Waffen neben slch niedergelegt^ oenn die Äioslein beten nie, ohne ihre Waffen abgelegt ;u daben. ^>i Ermanglung des Wassers rieb m^n sick mil Sanv. .., .. ^.,. <,,^< , . ^'riclstulidl'. Vei den lctztcn Worten des Gebets erschienen die Frauen. Sie benutzten die Pause, die jedem Gedete folgt um den Kämpfenden Wasser zu bringn. 2ie braä'ten den ^abetruiil ,,^ ledernen, itnrcndig gctheerien Schläuchen Als Jedermann getrunken hatte, wurde dir Wiederaufnahme der sseindseligkeilen durch lautes Hurrahrufen angezeigt. Aber in demselben Augenblicke erschien auf der Höhe ein jungcö Mädchen auf clnem weißen Dromedar, mit cinem 84 Palmzwngc in »?er Haul). (5's war oie Friedcnöbriin in der Person rcr Tochter des Sheikh von Khola. Tic war von dm Notabcln des Stammes begleitet, Dcm schon erwähnten Gebrauche gemäß wird der Frie-densbotin ein hunger Mann entgegengeschickt. Der Scherif wandte sich zu mir. .z^,;.,,,. > , .., zi, »Siehst Du?« sagte cr. »Ja,« antwortete ich, »lch sehe, daß eö von Dir abhängt, Frieden zu schließen." ,-, »Was sagst Du dazu?« >Wünschcft Dn den Frieden nicht?« »Ja wohl-, aber wen soll ich dem Mädchen entgegen schicken? Du weißt, daß der Abgesandte die Friedensbotin als Vrauc beim^usühren pftcgt." >Wcr lst das Mädchen?" sragte ich oen jungen Emir Abd'.el-M'lck. ,>Die Tochter des Eheitb von Khrla,^ antwortete er. »Ist sie schön und von edler Abtunst?" »Sie ist strahlend wie ein Stern und stammt, wie wir, von dem Propheten ab." Ich wandte mich wieder ;u Hussein. »Hast Du es gehört?" fragte ich. ^ »Ja,« " >, i- «Wünschest Du aufrichtig den ssrieden?« :i- (5r sann einen Augenblick nach. . ^ »Ja,« sagte er, »ich wünsche ihn aufrichtig.« »Dann schicke ihr deinen Solm entgegen.« »Meinen Sohn?« »Es ist eine würrigc Crwlcderung der Ehre, die man Dir erweist.« , ,- >.Mcin Sobn bat schon ;wei Frauen.« , 85 ^ »Er hat ja das Recht, noch zwei ;u nehmen." »Ja, Du hast Rccht. — Hussein," sagte er zu seinem Sohne, »geb und empfange das Mädchen." Der Sohn des ScherifZ schien betroffen. Alle Anwesende, die den unerwarteten Befehl hörten, sahen oen Emir erstaunt an. »Aber Du weißt, Vater," entgegnen der junge Emir, »daß der Abgesandte das Mädchen heiralhen muß,« »Ich weih es.< ^ »Ift es wirklich dein ernster Wille?« »Ich kann dem Volte das den Sohn meines Bruders gastfrei aufgenommen, nicht zu viel Ehre erweisen. < Der jnnge Scherif verneigte sich. Er war bereit zu gehorchen. Hussein befahl vier Notadcln feinen Hohn ;u begleüen. Unter ihnen befand sich der Kadi. Ein Dutzend Neger und zwei Eunuchen bildeten das Gefolge des jungen Tchcrifs und der Notabeln, die hinter ihm gingen. Der eben wiederbegonnene Kampf horte überall plötzlich auf. Es fiel lein Schuß mehr. Der junge Tcherif ging mit seinem Gefolge über das mit Leichen befäetc Schlachtfeld. Sobald der Araber gefallen ist, wirv er von Feinden oder Freunden geplündert, wenn er auch nicht todt ist. Nahe am Gipfel des Verges stand das Gefolge still. Der junge Scherif ritt allein weiter. Das Mädchen kam ihm entgegen. In einer Entfernung von zehn Scrritten hielt Hussein sein Pferd, die Friedensbotin ibr Dromedar an, »Was verlangst Du, Jungfrau^" fragte der Scherif, «Den Frieden,« war die Antwort. ,,« >,Wer sendet Dick'«'« > > - -, 86 »Allah und mein Volt, das edelste lnid mächtigst? des ganzen Bandes, ras Volk von Kbola.' »Das Volk von Kbola ist unser neuester Verbündeter-sey willkommen ' ' Das Mädchen reichte vent jungen Scherif den 'Lalm-^weig. ^ ^!i!s.s'i' Hussein, der inzwischen die ausge;eichne:e Schönheit des Mädchens bewundert haue, sprengte vorivärit' und nahnl ren Palmzwciq. »Gott crbore Dich," sü^tc er-, ,rcnn wir selbst wünschen den Frieden und ich insbesondere wnnscbe nichi nur den Frieden, sondern ciuch die Vundesverwandtsä>>n>, ' Dann hielt er den ^alni^weiq boch empor und rier lauf-»Es ist Waffenstillstand' ' Dann rief er den einen Eunuchen auc< seinen» Gefolge. »Melde «'.einem Vater,« sagte er, »oaß ich der Frie-dcn^brlin das ^jelcile qebe nnd nnier den Kbolaö seine Ve-fehle erwarte," Der (.'»uiluchc überbrachte dein Schcrif diese Antwort. Der Scherif schickte sogleich Eilboten ab, nm dle ^eindselig-lciten überall einzustellen. Abd'-rl'Mclel überbracluc dem Shelth von Kbola die Nachricht, daj; die Friedenoconserenzen am nächsten Freitage beginnen sollten, - ^ - Die Friedrnsbonn begab sich >vieder zu ibrem Vater, der iunge Hussein wurde von eine»! der ^'rtabeln gastlich bewirthet, Vli dein Tchrirli ?brahi>n, seinein flinttigen Schwie-gervalcr, tonnte er anstandobalber nicht wohnen. Der Scherif Hussein gab sich yvar das Ansehen, als ob er den Khelas einZuqeständniß machte, aber er bekam durch oie Vrnnälnng 'eine^ Srdne^ mit der schonen Uarda (Rose) 87 eine machugc Bundesvenvanoifchaft. Tcnn im Falle eines Krieges konnten ihm die Kholas tin Contingent vrn fünf-bis sechstausend Ttrei:,rn stellen, Freunde und Femde zogen sich in ihr Lager zurück. Die Waffen ruhten. Aber bei den Arabern kann der geringste Vorfall einen Waffenstillstand brechen Man bali sich daher im Verthcidigungsstande. Ein arabisches Kriegslager ist sehr einfach. Große Stücke Stoffe auf Pfählen befestigt, bilden das Zelt der Anführer. Diese Ielle haben von weitem die Umrisse eines riesigen Kamehltz. Die übrigen Soldaten liegen in ihren Burnus gehülli auf der Erde. Man zündet Feuer an, um sich gegen Kälte oder Thau zu schützen, und um die wilden Thiere und Schlangen zu vertreiben. Andere Bequemlichkeiten sind in einem arabischen ^agcr nicht zu finden. Die Weiber kommen mit ihren Kindern, um die Manner zu besuchen. Wenn ^eylerc nichi im Lager sind. so müssen sie im Kamme geblieben fevn. Dann hört man statt desIubels laute Klagen, Die Weiber reißen sich die Haare aus und zerfleischen sich Wange nnd Vrust mit den Nägeln, Die Kinder weinen, Qft treiben sie sich bis spät in der Nacht auf dem Schlachtfcldr umher. (5s machl einen höchst traurigen Eindruck, die armen Geschöpfe wie Gespenster zwischen den Todten umt>rfchle«chen zu frhen. Die Hunnen und Schakale begleiten mit lhrem Geheul die von dem Schlachtfeldc aufsteigenden Klagctöne. ., Diescömal raurrten die Nachsuchungen nur sine Nacht. Denn auf mein Zureden und in der Furcht vor ansteckender Krankheit gab derScherif schon bei Tagesanbruch Vefehl. die Todten zu begraben. Dieser Befehl wurde nicht nur von den Unterthanen Hussein ^ sondern auch von den verschiedenen. kriegführenden Parteien vollzogen. Gegen sieben Uhr war die Beerdigung zu Ende. Auf jedem großen Grabe wurden Steine aufgeschichtet, um die deichen gegen die Hvänen und Schakale zu schützen. Die gefallenen Notabeln wurden in das nächste Dorf gebracht und auf d^m gemeinsamen Frieohofe beerdigt. Am folgenden Freitage begaben sich die Vevollmäcbtig-tm, der Verabredung gemäß, nach Menneschid zu dem Schcikh der Kholas, Dieser, ein siebzigjähriger Greis, fübrte den Vorsitz bei denConferenzen. Nachdem die Ursachen des Krieges und die Frieoensanträge crörtcrt worden war««, kamen die Bedingungen zur Sprache. Der Greis leitete vie Unterhandlungen mit echt patriarchalischer Würde. Der Hauptwider^ stand kam von dem Stamme der Begbam und von der Familie der schönen Gammar. »Es ist wahr,« sagte der alte Vermittler, als er alle seine Gründe erschöpft hatte, »Abd n>v volhabc, fragen darf man bei den Arabern nicht. Man muß warm», und dicö ist im iDrieni ein cigcncö Studiuul, Abrnds nach dein Oobctr ineldete mir Sclim den Ve->uch Iaschva s, Ich i'i-r^nutl'ttc daß >vir in dir Sphäre der Aufllärungsll treten ivitrdcn, Icl> gab Seliin rmrn ^i,'il^ unl Iasch^a rrfclusn. Eemimmerl'eitereöGeslcht hatte diefcnAbend cinrn ganz r,grml'ümlichrn Ausdruck. Seine kleinen fuittrlnden Augen blickten mich frcunslicl', abrr forschend an. ^laci' dcr gr>vobnlichcn Begrüßung lud ich ilm i'in, an meiner Seitr Vlay ^i nrlnnen (9s t.nurts nch niedrr, ;og seine Dose auc« dem Gürtel, !'ol „nr sl»o ^risr, die ich ab' Ichnlr, fchnuptte dann langsam und behaglich, obne ein Wort ;u sagen, und steckte dir Dose wieder ein ..Gott sen Dant'" begann er endlich, ,.es ist Meo abgethan. 9l Ich nickte bcistimmeiid, >Ich lrmme so eben voiu Scherlt. ' fuhr er son ck Ich nickte wieder. _>Wir haben viel von Dir gesprochen, < »Der Schcrif ist mem Varer," antwortete ich mit nner Verbeugung «.. Iai'ch,'a lächelte »Ich glaube, < sagte er, ,>daß Du Ursacbe hast mit ihm zufrieden ^u senn ^ «Ich wäre scbr linvantbar," >nnworicle ich, »wenn ich nicht zufrieden wäre; rer Scherif tlnli mehr nir mick als ich oervlene.' .>(>i' ,^ill iieä' meln für Tick llnui, als er fchrn qethan. < »Wac; toninc er noch ihun?" ..<5r will Dich in seine Familie aufnehmen." Ich sal' il'n erstaunt an. - - ^ - -..... -? .., »Ja,' sehte er l'inzu: .>und va n'ir einmal bei diesem (5apitel sinr, so will ich Dir eine vertrauliche Mittheilung machen. Du wirst mich nicht verratben. Du weißt, ver Scheris l'at zwei Söbne nno fünf Töchter. ll5s wäre eine große <5hre für mich, ' antwortete ich. »Aber mriiic Absicht !var, inich in Vagrao und nicht ini ^'ande Icmrn nirrer^ulasssn. Ich lam auf meiner Reise hierher. Der Tcherif Hussein ist der ssreund meines ssrelindeS, 92 des Scherifs Soliman Ven Abv'-Allah, und glaubte dem Schcrif Hussein während meines Aufenthaltes einige Dienste erweisen zu können, und deshalb verweile ich in Abu-Arisch. Durch eine Heiralh werden oft die ganzen Lebensverhältnisse verändert, zumal unter den gegenwärtigen Umständen. Ich werde Alles wohl erwägen, obgleich ich vielleicht nicht varan denken sollte, bis mir der ßmir einen förmlichen Antrag gemacht hat.« »Ueberlegc es wohl; bedenke, daß ich dein Fr^uiiv bin und es gut mit Dir meine." «Und deshalb antwortete ich Dir als Freund, lieber Iaschlia, es ist eine gefährliche Cbe, oie Du nur in Aussicht stellst; man wir? nicht ungestraft der Schwiegersohn eines Emir. Dcnn erstens ist die Tochter ein Ipion im Hause, und zweitens hat ver Mann einer Frau von so hoher Geburt immer eine abhängige Stellung! die Frau gilt Alles, der Mann nichts; oer Mann hat eigentlich trine Frau, sondern eine Gebieterin, er ist nicht Gcmal, sondern Sclave. Dazu tommen die Vorurtheile, oie eine Folge d>'r mangelhaften Vildung sind. Man darf sich daher nicht wundern, daß viele Scbwiegersödne von Paschas und (>miren plötzlich verschwunden sind. Denle nur an die lochtcr Mehcinet Ali's und an den Defterdar von AgMen.« «In dieser Hinsicht," erwiederte Haschya, »l>ast D» nichts zu fürchte»' der Scherif ist Dir >> gut, daß er Dir vor seinen eigenen Kindern den Vorzug geben würde. «Das ist noch nicht Alles,« entgegnelc ich. >.Du weißt, oaß ich Muselman» aus Ueberzeugung, aber Franzose von Geburt bin. In Frankreich lernen wir unsere Frauen vor der Hochzeit rennen; wir studiren nickt nur ihr Gmcht, souvern auä' chre Mängel uno ^or^'lge, uno ungeachtet vie« ser Vorsichtsmaßregeln ist unrcr drel Ehen kaum cine, die ven Erwartungen nur halb entspricht. Ich bin weit entfernt, mich gegen die Landessitte aufzulehnen, aber ich erkläre Dir, daß ich nie eine Frau nehmen werde, deren Charakter ich nicht kenne.« >Du weißt. daß es nicht möglich ist, sie zu sehen und zu sprechen, und cs wäre noch weit schwieriger, ihren Charakter zu ftudiren. Aber höre, der (5mir hat Dir eine Scla-vin geschickt,« , , . .51« .,,.....:'' ^ , ^ »Hafza?" .>Ia. Hasza war im Harem und diente der ganzen Fa^ milir, wie alle Abvssinicrinnen, welche oft bestimmt sind oie Favoritinnen oder Gattinnen des Herrn zu u'erden. Hafza wird Dir viel sagcn können." ^Hafza liebt mich-, die Gifersllcht ist zwar selten im Orient, aber Hafza ift doch vielleicht eifersüchtig und folglich ungerecht." . ., „ . ^ ,, »Ncm, Hafza wird dankbar senn für die Güte, die ihr die Töchter des Echerifs erwiesen haben.« »Dann haben wir eben so wenig ein richtiges, unbe^ fangenes Urtheil zu erwarten. Hafza kann die Prinzessinnen aus Dankbarkeit zu sehr loben, und dann wäre die Enttäuschung um so schmerzlicher, je großer das Lob.« ^ Iaschya schüttelte den Kopf. »Ich sehe,« sagte er, »daß Du schon einen Entschluß gefaßt hast. Aber bcvenke, day Dir der Scherif jeden Au» genblick den Antrag machen kann; glaubst Du nicht, daß Du Dich durch eine Weigerung einer großen Gefahr aussetzen würdest?« »Der Schcrif Hussein,« entgegncte ich, »ist ein sehr 94 kluger Mann; lch hoffe, daß er nieiNt' Gründe verst.'hen uno würdigen wird.<' ^ ^, ,> ^, »Allerdings wenn er allein bei der Zacke bctheiligt wäre; aber sobald der Antrag gemackt ist, wird es eine Fa> milienangelegcnbeit. Vedente, day Du Dii vurck eine Wei gcrung uicle Feinde machen würdest. < »Aber Du nennst Dick meinen Freund ueber Iaschna, Du vermagst viel über de>i Sckeris, Sucke dock die Sacke zu hintertreiben. Zage ibm aufrichtig, daß Du mich ausgeforscht, unv daß ick mich einer solcken M're nickt w'ürdlg fühle.« Iaschya fchüttcile den Kovr. ' " ^ .'Man bat Einfluß bei ?en Groszeu, ^nmal bei ven ara. biscken Großen, wenn man mit ibnen übereinstin«mt. Wenn der Zckeiif die Zacke einmal beschlossen l'al, n'ird er meinen Oegenuorstclllmgcn lein Gebor geben, und wcun ich Dick zu eifrig in Schutz uähme, tonnte ick selbst in Ungnade sal-!en. Sein Wille ist Vesebl, un? >ck n.',ll lieber meinen (5in^ stusl befallen, um Dir nöchigenfaNs beizustel'en, Uebrigenö ftei?t es geschrieben. Du tannst nick: au^!l,'elche!,.« „Das bezweifle ich." «Ick habe Dick vorbereitet, Hädschi. Aber Du darfst nickts merten lassen. Du musn den Erstaunten spielen, wen,' Dir vom Scheris oder einei» Mitglieoe seiner Familie der A» lrag gemackt witd,« ^ ..- , .^ >-. »^ürckte nichts. lieber Iaschva,' ,..'?,. »)ck begreife deine Vage; zähle aus mich.« !-.' w,l. '« >.Ich weiß, daß Du mein Freund bist." 7 >^<^ ^ 7 Iaschya entfernte sich. )ch war sebr nnrnl'ig. der (icindrucl, den die Mitthei- " 5O5 lui'g aus »nick inachie, ».'ar um souüangein'hiinr, va ttuv >">nigl-unglückliche Heirathen dieser Art bekannt waren. Es ist berannt, wie leicht sich ein Machthaber im Orient eines Menschen, der ihm lästig ist, entledigen kann. (5s war nicht zu bezweifeln, daß ick den Vrüdern Hussein s im Wege stehen würden den» ich hatte als fremder schon ihre (Eifersucht erregt, und als Muglied der Familie mußte ich ihnen noch weit lästiger werden, ' ' '' Dazu kam die englische ivraqc. Die Engländer wuß. ten, day ick in Husseins Diensten stand. )ck war ihm schon nützlich gewesen und konnte ihm noch nützlicher werden. Als sein Schwiegersohn mußte ich nock gefährlicher werden.« - ländlich mußte ich der Heimat und ren Verwandten auf immer 5!edewohl sagen, Viewer war die Liede ,;um Va^ terlande die Haupttriebiever ineiner Bestrebungen gewesen; war ich abc, mit der Tochter des Scherif? verhcirathci, so hatte ich leine Hoffnung, meine Kinder, meine Mutter, meine Heimat wiederzusehen. Trctzdem hegte ich den Wunsch, in oas Labvrinih ocr weiblichen Htvstcricn ^u dringen, die in Arabien oie poetisch'' Seite des Vebenö sinv. Mein unternehmender Geist trieb mich zu 'Abenteuern, und in dieser Hinsicht wurde ich nach Wunscb bedient. )ch beschloß daher, bei meiner Abnssinierin lkrlundigungcn einzuziehen. Aber ich mußte dabei mit Vorsicht zu Werke gehen. Der Schens hatte mir die Abvssiincrin vielleicht in der Absicht geschenkt mich auszuforschen. Wer konnte wissen, ob sie ihm nicht von allen meinen Handlungen Bericht erstattete'' Mehr als einmal hatte sie um (5rlaubniß gebeten, ihre vorigen Gebieterinnen wiederzusehen, und ich hatte sie von einem meiner Eunuchen in oi?urde, eisersüchtig ist , aber es war fast unmöglich bei einer Närrin oder Abnssinicrin. die gewohnt tst sich dem Willen ibres Herrn unbedingt zu unterwerfen. Gleichwohl nahm ich mir vor. nicht allzu offenherzig zu seyn. Ich redete sic in der gewohnten Weise an. Ich reichte ihr die Hand , die sie küßte. Jede Dricntalin, gleichviel ob Sclavin oder Gattin, fußt ihrem »Sidi« — ihrem Herrn — die Hanv. Ich setzte mich auf meinen Divan. Sie legte sich zu mel-nen Füßen nieder. Ich faßte ihre Hände, legte ihren Kopf auf meme Knie und sagte - »Hafza, bift Du mit mir zufrieden?« »Ja, Eidi, sehr zufrieden.« »Freust Du Dich , daß Du mir gehörst?« »Du willst mich doch nichl fortschicken?" erwiederte sie weinend. >Was fällt Dir ein?- »Verzeihe nur, ich fürchtete imch auf einmal so, daß ich ..." ^ »beruhige Dich, Hasza, ich habe Dich lieb.« Sir lüßle mir die Hände und lächelte mich an. (Kö war daö so r>iel versprechende Lächeln einer Orientalin. »Wenn Du Dich nicht gern von mir trennst. so wirst Du nuch gewiß nicht verrathen?" »Nie!'< »Waö hat man Dlr befohlen, als man Dich zu mir schickte?" 97 »Alles zu thun was Du wlllft und wünschest.« »Datz hat der Schcrif gesagt?« »Aber was haben seine Frauen und Töchter im Harem grsagt?« »Tasselbe was mir der Tivi sagte.« ,«.,., »Sonst haben sie Dir nichts aufgetragen?« »Sie haben mir gcfagl , wie ich mir deine Gunst erwerben tonne." »Aber als Du wieder in den Harem gingest, um sie zu besuchen, haben sie Dir vielleicht noch etwas gesagt?« .. 3ie wlssen. daß ich Dich liebe, und haben meine Liebe nur aufgemuntert.« .»Besinne Dich , Hafza , haben sie gar nicht gefragt, wie tch lebe, wie es in meinem Hause hergeht, wie ich Dich behandle?« »Sie hatten gar nicht nothig zu fragen ; ich war glücklich und erwählte ibncn mrin Glück.« »Kennen sie mich? haben sie mich vurch ihre Jalousien gesehen?",!..'.<.>' .i! 5!>'^ im? snn >'- s' !,Db Du gut bist uno tapfer." , .,' -'^i.^ U5cku .: »Und was noch ^' ,7 ," ^. , ^ »Ob ich schwanger sen.« »Was haft Du ihr geantwortet^ »Daß Du gut bist, könne ich versichern, über deine Ha-pferkeit müsse sie ihren Vater besragen, und über meine Schwangerschaft könne ich noch nichts sagen." »Beschreibe mir Alima genau. Sie hat nach mir ge' sragt, ich kann dal'er auch wohl nach ihr fragen." »Alima ist so weiß wie Milch, ilne Haare sind Ia»g und schwarz, ihre Augen groß und schwarz, ihre Augmbraln'ii vereinigen sich über der Nase, ihre Wimpern sind so lang' — und sie zeigte auf das erste Glied ihres kleinen Kingers. — »ihre Stirn ist hoch, ihre Nase gerade, ihr Mund klein, ihre Zähne wunderschön; dazu hat sie kleine Füße, zarte Hände, runde Arme und einen l'nrlichen Wuchs." »Dies ift ihr Aeußercs.« ü^a n^ inu?« »WaS willst Du nock wissen?" .»,,,. ,Ich will ihren Charakter trnnen lernen," »Sie ist immer heiter und vergnügt, oabei gut, mild. thätig und entschlossen , , .« , ,! :" - ,-. . »Womit beschäftigt sie sich?< „Tie stickt , spielt Laute, macht femes Vackwerk, ve-' stillirt Essenzen, pflegt ibre Blumen, putzt sich. raucht, trinkt Kafseh, badet, tan^t, sieht durch die Jalousien auf die Straße, r'ärbt sick die Nägel an Händen und Füßen u. s. w.« Alima war also nach arabischen Begriffen sebr tbätig, und konnte a/wiß auf eine bessere Partie Anspruch machen. Aber bestimmte man mir die schöne Alima oder die kleine Zeinab ? denn ick» konnte nicht glauben, daß der Scherif die Absicht hatte, mir die blatternarbige Fatbma oder die ein-äuqiqe Kbatidscba zu geben. Ick vermutbete, daß er die be<< den Leytcn in der Familie unterbringen wollte. lroy meines festen Entschlusses, keine von ven Töchtern des Sckeri^ ;n beirathen, war das Gespräch böcbft interessant für inicb, Icb fragte vaher weiter: .Und die Jüngste?" ^'' »Zic ist etwa ^ebn Iabrc a1t.<' "^' «Ich qlaube gebort ;u haben, daß sie eine Farbige sey.« ^'- ..Sie ist ?ie Tochter einer Negerin," l^' „Nnv d^ d?r Zcberif selbst ein Mulatte ist , so wird sic wob! nicbt sebr weiß senn,' «Ich bin noch dunkler als sie; liebst Du mich denn '^>, Ich küßte sie, um ihr ^u beweisen, daß sie sich irrte. .>I!N Ge^entbeil,- erwiederte ick , „eine dunkle Hautfarbe bade icl' immer scbön qefunoen,< 'lU' »Die Tochter des Scl'erifs ist sebr hübsch i sie ist auch der Lieblinq ves Vaters < .. W o»ut besckäfllqt si? sich ^ " '"''''"'' t».' ..Sie putzt sich wie ihre Schwester, spielt Tarbuka und tan;t sehr schön.« 100 >Dann lst sic also ode» so coketl wic Allma?' ,>Nem, sic ist nicht so eitel, sle lst noch freundlicher, sanfter uno mildthätiger.« ^.., ,,,.^^ >,'5'>'!') ',N!^ »Was meinst Du,« slihr ich son, »wenn mir der Sche-rif einc feiner jüngsten Töchter antrüge, würde dann Alima over Zemab besser für mich paffen?« Hafza crröthete und sann einen Augenblick nach. »Wcnn ich zu wählen bättf," erwiederte in, »so würve ich die jüngste vorziehen. Die Weiße ist schöner, aber die Mulattin ist besser . .. Aber warum fragst Du mich denn?« setzie sie verwundert hinzu. »Hat man Dir etwa einen Antrag gemacht?« .>Nicht unmittelbar, aber mittelbar.« »Höre mich an,« sagte sie, »ich meine es aufrichtig. Ich rathe Dir S, keine von Beiden ;u heiralhen." »Du svrichst roch nicht anS Eifersucht, Hafza?« Sie schüttelte oen Kopf. „ ,s/. «.^: .-.^„^ ssi -ü3, »Ich sage Dir, Sidi, die Tochter des ärmsten Ve» duinen nürde sich besser für Dich schicken, alo c«nc von des Schcrisö Töchtern ! Du würdest nicht ihr Mann, sondern idr Sclave seyn." - . ^^-, f,,^.. ,,.-, . > Ich sah sie an, »Aber was ist ^u thun?« fubr sic fort; »wenn der Scherif emmal befchlossen hat, Dich in seine Familie aufzunehmen, so tannst Du Dich nicht weigern." „War? ich ein Araber oder Türke,« erwiederte ich, «so konntest Du vielleicht Recht haben. Aber ich bin ein Fran» zcse. und als solchen wird er mich hoffentlich bellachten,« ^ Sie schüttelte wieder den Kops, »Man wird Dich vergiften.« sagte sie >Abcr Du, ' eitt^egnste ich. >Du konntest vielleicht im 101 Harem emweder unmittelbar oder durcb deine abussinischen Schwestern etwas erfahren?« »O ia^ ich werde nicht blos etwas erfahren, sondern auch für deine Sicherheit sorgen," Das Gespräch hatte in der Nacht stattgefunden, Hafza konnte sich nicht in den Harem begeben. Der Vesuä' wurde daher bis morgen verchobeu. Um ;ehn Uhr Vormittags ließ ich sie von einem Eunuchen in Hufsein s Citadelle führen. Man begibt sicb nicht zu einem furzen Vesuch in den Harem, fondern pflegt einen Theil des Tages dort zu verweilen. Gegen drei Uhr Nachmittags kam Hafza zurück, Zwei Neger trugen Kuchen unv Zuckerwerk, das man ihr geschenkt hatte, Icb erwartete sie nut Ungeduld lind begab mich sogleich zu ihr. »Nun. hast D» etwas erfahren?" fragte ick', ^ " «Ja, ich habe mit den Frauen gesprocben," »Welcbc ist für micl' bestimmt?« " »Alima," ,.^ ^»ick. ' »Weißt Du das gewiß?« ^" iw^ ^^ ^ l. m' l "^ > Alima Hai alle Gehler eines verzogenen Kindes! sie ist eigensinnig, launisch, verschwenderische der Schcrif hat immer nach ibreni Willen gehandelt »nd Dli ivirst es eben so Macken müssen.« >^, , Tollle es nicl't inöglick sevn, die Zache abzubrechen? »Das wird fä'wer fcnn- A lima scheint Dich zu lieben, ' 102 »Wo Hai sie mich denn gesehen^ Ich glaube kaum, daß sie mich je gesehen." »O! die Arabcrinuen sindeu immer Mittel, .^u fe-hcn . . ," »Gut, ich n'ill s darauf antommcn lassen, ' sagte ich, auf die Thür zugehend. ',^ /s :^^- '<.i^-, Ich ging son. — Meine Absicht war, meiuen Freund Add -cl-Melek m Naih zu nehmen. Die neucrbame Citadelle seines Vaters war mva cme Viertelstunde entfernt. Ich stieg mit Selim zu 'Lseroc und wir ritten im Galopp sort. Ich fand Abo -el-Melel in Gesellschaft seines Vetters, des jungen Emir Hussein, uno unsers gemeinsamen Freundes Iaschva. Das Gespräch irm dc durch meine Antunst unterbrochen, ich tonnte daher mit Recht vermuthen, daß man von mir gesprochen hatte. Ich wurde indeß von Abd' el Melek und seinen Oasicn sehr freundlich empsangcn. Man brachte Kaffeh und Pfeifen. Vci dem Schcris n'urde nicht geraucht, aber man entschädigte nch bei seinein Neffen. Der jnngc Hussein ging zuerst fort. — Iaschva wolllc ihn> folgen, aber »ch hielt ihn zurück. »Vlcib," fagtc ich i «ich tomme in einer wichtigen An-gclegcnheit und ich bedarf deineS Rathes. — Sidi,-< sagte lch zu Abd^el-Melef, ,Du weißt schon, weshalb ich tomme. ich brauche es D>r also uicht zu sag^n.« (5r nickte, ' ' ' .». >Du warst einst in Verlegenheit. Du haltest VMrauen 10^ zu mir und suchtest mich auf; ich bin jetzt ebenfalls in Verlegenheit und tomine zu Dir,« ^ »Ich weiß, weshalb Du tommst. ich habe es von meiner Mutter und von meinem Vetter erfahren. Als Du kamst, sprachen wir von deiner bevorstehenden Vermalung mit meiner Cousine Alima," »Eben diese Vcrma'Iung ist die Ursache meiner Verlegenheit." »So>< erwiederte der junge (6mir. »Warum denn?" „Möchtest Du Alima zur Frau, wenn Du an meiner Sltllc wärest»'" Abd -el-Melek besann sich einen Augenblick. M »Nein," antwortete er. »Ich wünsche Dich als Mit' glied unserer Familie zu sehen, denn ich liebe Dich wie meinen Bruder; aber . . .« »Aber Dn wünschest nicht, daß Alima meine Frau wird," ^ ^ Der junge Schcris schüttelte vcn Kopf. - .: »Wir kann ich ausweichen?« fragte ich. ,,m^ »Du mußt den Antrag geradezu ablehnen und aufrichtig deine Meinung sagen. Ich kenne meinen Oheim, er liebt die Ausrichiigt>it." »Wird er es nicht übel aufnehmen?« p"^ >Du bist ein Vckenner des Propheten, aber Du bist von Geburt ein Franzose. Die Franken haben die Gabe der Rede; Du wirst daher deine Gründe geltend zu machen wissen, ohne zu beleidigen.« /Aber.« cntgeqnetr Iafchva, »dtc junge Prinzessin wird sich nicht sr leicht zufrieden geben wie ihr Vater, und dann hüte Dich vor Intriguen und Gift..." ^ -n, 7^ Der iunge Scheiif bewegte die Lippen, alö ob er sa° lO4 gen wollte: »das ist leider wahr!" Und gleichsam um diesen Gedanken zu ergänzen, sagte er' »Du mußt vorsichtig seyn." ,,... ,«^.,. ,, »In wiefern?« »Sobald Alima von deiner Weigerung Kenntniß bat. nimm bei meinem Dnkel weder Kaffeb noch Vackwerk,« Der Rath war klar und deutlich. Das Resultat der Unterredung war, daß icb aufrichtig gegen den Scherif seyn, aber seinen Antrag rubig abwarten müsse. Daß mir Abd'-cl-Melck und Iascbva nach Kräfte« bcistehen würden, wußte ich. Ich nahm Abschied von ihnen, Zelim batte etwas von der Sache gewittert. Ich bemerkte wohl, daß er gern ein Gespräch mit mir angeknüvft hätte. Wir weckselten einige Wone, aber ich hielt cS sür unnöthig, für den Augenblick ausführlich darüber zu reden. Ich sah übrigens, daß ich auch auf Selim zählen konnte. Ich halte nun vier aufrichtige, treue Verbündete ^ Abd-el-Melek. Iaschya, Hafza und Selim. Kaum war ich zu Hause, so ließ mich der Schcris rufen. Ich glaubte, der Augenblick der Erklärung sev gekommen. Ich begab mich mit dem (Entschlüsse, mich nickt einschüchtern zu lassen, in die Citadelle. :>i i . ?, i ^ < Ich irrte mich. Hussein ließ mich rufen, weil vierzig Heiden zu Abu-Arisch angekommen waren, um zum Islam überzutreten. Diese Leute sprachen einen uns unverständlichen Dialect. Si? waren gekleidet wie Johannes in der Wüste. Ueber ihre Heimat wußten sie nur zu sagen, daß sie fünfund-drelßig Tagereisen östlich von Abu-Arisch liege. Der Scheris, der mir weit mebr Kenntnisse zuschrieb, als ich wirklich be' 105 saß, lceß mich rufen, weil er boffte, ich würde etwas von ihrer Sprache versieben, unv die Gründe ibres Uebertritts erforschen. D':e Fremden ?raren von einer großen Schaar Neugieriger umgeben. Ihre ganze Kleidung bestand aus einer um die Hinten geschürzten Foma. Am linken Arine trug jeder uon ihnen einen breiten Nina,. Ihr Wuchs war schön, ihre Haltung stolz nnd edel i ihre Augen waren lebhaft und feurig, ihr langes schwarzes Haar wallte auf die Schultern herab. Ibre Waffen waren der abttssinische Zabel, die afrikanische Kcule und ein kleines, sebr spitzes Meffer das nicht geschliffen, fondern geschlagen war, wie die Sensen. Dieses Vtesser trugen sie in einer ledernen Scheide entweder an dem linden Arme oder an der Wade, Man wußte noch nicht, was fte wollten, Ich beqann eine Unterredung durch Gebcroen init ihnen ^ denn ihre Cprache war mir so unbekannt, wi? der übrigen Vevolkerunq. Man ließ einige Juden loiumen, um zu erfahren, ob r? nicht hebräisch sey. Aber die fremden verstanden lein Wov^ hebräisch. Nach zweistündiger Zeichensprache ernuttelte ich, dasi sle Heiden waren und das Feuer und die Gestirne verehrten: daß der VollMamm in einem Kriege mit ihre,: Nachbarn aufgerieben worden unv das? nur die kleine Zchaar von vierzig Männern übrig geblieben wari endlich, daß sie gekommen waren, um nch beschneien;u lassen unv ;um ^?-lam überzutreten, Alle Kadi s, Musti'ö. Ulema s und Gelehrten konnte': nicht mehr aus ibnen herausbringen. Diese unuoUfommet-e Auskuutt stimmte übrigens mit den geographischen Begriffen des Scherns gan; überrin. Er wußte, daß im i?sten Feueranbeter wohnten. Für den Augenblick war es dringend noth- i0l! wendig. d>n llnglücklichen Fremdlingen zu essen zu geben. Der Scherif ließ ihnen zehn Schafe bringen. Sie schlachteten die Thiere sogleich nach Alt der Juden und Moslem, aber sie waren so ausgehungert, daß Einige von ihnen ein Schaf sogleich zerschnitte» und einen Theil des Fleisches verzehrten, n Die Andern zündeten Feuer an und steckten das Fleisch auf hölzerne Bratspieße. Man gab ihnen außerdem Reis, Butter, Fngen uno Datteln, Einige Hinten wurden ihnen als Wohnung angewiesen. Abends verrichteten sie gemeinschaftlich ihr Gebet durch Verehrung der Gestirne. Auch das Feuer hauen sie nut vielen nwstcriösen Förmlichlntcn angezündet. Der Scherif war über das Erscheinen der Heiden etwas unruhig. Es tonnte eine Verschwörung, ein Mordanschlag gegen ibn seyn, Abends versammelte er seinen Rath. Alle Einwohner von Abu > Ar.sch .»..ncn auf der Straße, Einige behaupteten, ich ha'nc Necht, es waren nur unglückliche Flüchtlinge, Andere meinten, es wären Kundschafter, welcbe sich stellten, als ob sie kein Arabisch verständen, noch Andere erklärte», es müßten Wahabiten senn, weil sie sich nicht, wie die übrigen Araber, den Kopf qliNt geschoren, fondorn lan-gcs Haar trugen. Man ließ sie in den Nalhsfaal tominen. Sie ^ogen sich,' odm' ;u grüßen oder ein Won zu sprechen, in einen Winkel zurück und lauerten sich nieder, Der Ecberif ließ ihnen vlcr^ zig blaue Hemden bringen; aber sie nahmen diese Kleidung mit sichtlichem Widerstreben an. und wollte» sie nicht anlegen. Der Scherif. oer diese Weigerung für einen Beweis von Verachtung bielt, begann böse zu werven; aber ich suchte ihm hegreislich zu machen, daß er wahrscheinlich ihre ftcialen oder religiösen Begriffe verletze. > .> :n r. - n>.n^ ? Diese Erklärung beruhigte den Schtlif. Wir verrichte- i<>7 ten unser Gebet Diese Ceremonie n«ackte auf die Fremd^ linge gar feinen Eindruck, und dies bestärkte lins m der Vtrmutbung, saß nc dem Islam ganz fremd scnen. Eie be-trachteten die Einrichtung der Zimmer, unsre Kleider und Waffen, und die an den Wänden hängenden Rüstungen mit Verwunderung. l " Da wir ''al'en, daß es nicbl möglich war etwas aus ihnen herauszubringen, wurden ne fortgeschickt. Nur einer von ibnen mußte bleiben. Der Zurückgebliebene war cin schöner junger Mann von etwa ,'cht;el'!i Jahren. Vr batte ein kluges Gesicht und man boffte von ibnl nicbr ^u erfahren, als von den Andern, Aber auf alle Fragen gab er'^urch Zeichen zu verstehen, das? er nichts verstand Man beschloß nun, die Feueranbeter nach und nach au die Gebräucbc der Moolcm zu gewöhnen; von einer wirf« lichen Belehrung lonntt teine Ne^e seyn, so lange sie die arabische Tvrachc nicht verstanden. Dcr Scherif ließ den jungen Menschen wieder zu seinen ^cidenöqefäbricn fül'ren. Man ram nun auf den Gedanken, den Fremdlingen einige gefällige Dirnen zuzuschicken, um durch die Hcrsührungötünste der ^etzlern vielleicht ctwao in "salben. ,^M , ^„ Dic Dirnen nadmeu den Auürag mit Frcuren an. Abn ihre Hütten gebcn lü,o cotelliren, sie tamen Unvcrlichltlcr Sache wieder. Dies war einr ileue llr^ache dcr Verwunderung für die Moslem, Diefe von »l'nen ^erachleren Heiden gaben ein Vei- spiel von Enthaltsamkeit, deren sie sich an ihrer Htelle wahrscheinlich nicht hätten rühmen können, s,^' k-n Am andern Morgen, bei Tagesanbruch, verrichteten die Fremden wieder ihr Gebet. Man hatte außerdem bemerkt daß in der Hütte des Aeltesten unter ihnen, der ihr Priester zu sevn scbien, die ganze stacht eine ^ampe gebrannt hatte. Sie wurden mebre ?age gastfrei bewirthet. Der Pöb.'l drängle sich um ihre Hütten und zuweilen riefen die Kinder »Gheh > . ?lm ändert' Moraei' wn^e die Annäherung der nei:'« l i»9 den Weiber gemeldet. Der Scherif hatte die Gäste auffordern lassen, tie blauen Killel anzulegen, und ihnen zugleich rothe Schärpen geschickt. Außerdem hatte er aufgezäumte unv gesattelte Pferde zu ihrer Verfügung gestellt. Aber sie »raren durchaus nicht zum Reiten zu bewegen. Die Klei» dcr legten sie nach langem Zögern endlich an. Der Schern baue ihnen außerhalb der Stadt einen aus etwa bunden Hütten bestehenden Duar einräumen lassen. Die Soldaten, welche diese Hütten räumen mußten, b^ogen ein anderes Lager, nachdem sie das Ungeziefer durch Feuer vertilgt und die bösen Geister durch Weihrauch vertrieben hatten. Die Hütten waren daher zum Empfange ler neuen Vewotmer eingerichtet. ' Der Schcrif stieg mit seiner ganzen Familie zu Pferde. Alle in Abu-Arisch liegenden Truppen schlössen sich dem Zuge an. Die ganze Bevölkerung war auf den Füßen. Kurz, der Einzug von hundert hilNosen hungernden Heiden war cm Fcft der Gastfreundschaft geworden. Die Arabermnen brachten ihnen Früchte, Milch und Honig. Man zog ihnen etwa eine Stunde wcit entgegen. Trotz der großen Menschenmenge — es waren vielleicht zwanzig^ tausend — fand nicht die mindeste Ruhestörung statt. Die lieremonie hatte einen ganz religiösen Anstrich; es war ja der freiwillige Uebenrin von etwa hundert Menschen in Aus» üchi gestellt. Man zog mil flatternden Fal'iu'n und klingendem Spiel ln die Siadt ein. Tie srcmden Weiber hatten die ihnen übersandten Kleider angelegt, aber sie waren durchaus nicht zu bewegen gen'csen, sich dao Gesicht zu bedecken. ^n ^lanlreiel' oder Spanien würde man die Ankommenden sür eine Zigeunerbande gebalsen haben. Ich bin auch noch jetzt der Meinung, daß sie einem indischen Volfsstamme angehören, dcr nnt den Gitanos »der Zingari^ gleichen Ursprung unv gleiche Heimat hat. Die Fremdlinge zogen unter rcm lauten Iub»'l oer Bevölkerung durch die Stadt! d,'nn das für sie bestimmte Lager befand stch auf der Westseite, zwischen der Stadt unv der Citadelle des Scherns. Die ganze Schaar uahu» sogleich Besitz von den ihnen angewiesenen Hütten. Die Bekehrung war vorzüglich das Werk der Frauen und oer guten Behandlung, dit' ibn^n von Zeiten des Scherifs und semer Familie ;u Theil wuio?. Das Wlinder war dalo g>'wirti. Die Knaben unv Mädä'i'n lernten in sehr fuller Zeit etwas aradisä' plappern. Dazu tam die (5infachhnl der religiösen Uebungen Eines TaqeZ erscl'ienen oie ältesten und angescdenstcn Jünglinge H>ei de«n Scl'l'lls u»d gaben incin nur ihren Dans für die erhaltene gute Behandlung, sondern auck den Wunsch einer Annäherung an die nv,milio ibre3 Wol'lthäterö >ü erkennen ^, Dies daite Ulan etivariei. Aber es war c«ne grofte Schwierlgtelt zu überwinden, die sich in Arabien glücklicher Weise nur aus die Männer erstreckte — die Bescbneidung. In oem heißen Klima ist die Operation weit schmerzdann uno gefährlicher als anderswo. Diese beim ltebertritl zum Islam linerläßliä'e Opera« tion fano am uicrzlgsten läge nach der Ankunft statt, D" ^ahre^zeit war die ^ll»'r>iesähillci'stc, die man hätt? wählen können; es starben sechs Knaben nno em alter Man» an den Folgen der Operation. Die ConverlM'n wnroen auf reich geschmückten 'l'se,' den in der Stadt nmhergefühst, und zngleich irurde sür sie Ill gesammelt, Arm? und Neicbe steuerten so teichlich bei, raß in zwei Stunden gegen fünfzigtauseud Francs zusammenka' men. Selbst Juden und Banjanen zeigten sich sehr freigebig, um sich bei dem Scherif in Gunst zu setzen, Der Scheris ließ seinen neuen Glaubensgenossen nicht nur Geld und Nahrungmittel reichen, sondern auch Ländereien anweisen, Nacb und nach wurden sie in den Städten des Fürstenthums untergebracht. Die Mädchen die sich bald verständlich machen konnten, verheirathelen sich mit Arabern, die jungen Männer mit Araberinnen, so daß die Fremdlinge bald aufborten, eine einige Familie ;u bilden. Man erfuvr endlich, daß sie von heidnischen Nachbarstämmen auö l^emralarabic» verjagt ivordeü warcn unv ihre gan^c Habe uerlorcn haue», Zauberer hatten ihne>: gcratben sich gegen Westen ^i ivenden. wo sie befreundete Völker stndcn würden. Sie hatten dieftn Rath befolgt und die Prophezeiung war in Erfüllung gegangen, ,'-.<-.......... - ^ >. Sie waren wirklich Feueranbeter. Am schwersten war lhnen begreiftich z»i machen. daß sie, um Vetenner des Propheten ^werden, ihre heidnischen Gebräuche ausgeben müßte». Sie hätten lie beideu Glaubenslehren, wenigstens in den äußern Gebräuchen, gern mn einander vereinigt. Als ihre sieben Genossen gestorben »raren, mußte man Gewalt brauchen, um sie am Verbrennen der Vcichrn ;u hindern. Da sie die todten nicht verbrennen vlirflen, so veNnannten sic die von denselben bewohnt gewesenen Hütten und brackten da^ durch vas ganze Dorf in Feuergefahr. Aber in ihrem Hauswesen, in der Erziehung ihrer Kinder und in der Vercitung der Speisen behielten sie ihre allen Gewohnheiten bei, In ihren Hütten blieben sie nackt und nur wenn sie sich öffentlich zeigten, legten sie ihre blauen Kittel und rothen Schärpen an. l!2 In chrcr Heimat waren sie em lrlcgerischcr Volks-stamm gewesen, aber zu Abu-Arisch erlernten sie verschiedene Gewerbe. Sie wuroen Zimmerleulc, Bäcker, Schlosser, Maurer, Töpfer, Ackerleute und zeigten viel Klugbcit und Geschlcklichtclt. Balo nach derAnlunftder Feueranbeter tam ein anderer Flüchtling nach Abu-Ansch, um bn dem Schern Hussein Echuy zu suchen. Es war ein Neffe des Imam von Sana' dfr in Folge eines Aufruhrs aus dem Gebme semes Oheims vcnriebcn worden war. Die zuvorkommende Aufnahme, die ?r zu Abu-Arisch fand. sollte bald zu sehr wichtigen Ereignissen führen. Der Imam von Tana war Hussein's Todfeind denn er war von Gehlerem aus einem Thelle seiner Staaten verdrängt worden, und war der wichtigste Verbünden der Engländer im Lande Jemen. Der Flüchtling wurde mtt fürstlichen Ehren empfangen. Der Scherif Hussein überließ ihm eine Citadelle, stellte mehre Sclaven zu seiner Verfügung und sicherte ihm eine Jahres-rcme von zwanzigtausend Francs zu. Hinter dieser Freigebigkeit war em großer politischer Plan verborgen. Dci junge Imam wollte seinen Oheim ent« thronen. Huffein wollte seine Besitzungen vergrößern und zugleich semem Gast bei der Erreichung seines Zweckes behilflich sc«n. Es versteht sich, daß die gänzliche ^ossagung von England die Grundlage oes Vertrags war. Am Tage nach der Ankunft des Prätendenten ließ »nch Hussein Ulfen, um voi den Unterhandlungen meine Meinung zu hören. Ich sah sogleich, baß ein Kriegszug gegen den Imam nahe bevorstand. Man machte kein Geheimniß daraus und zahln sogar auf meine Zustimmung und Mit-wirtung. Icb hauc gar keine» Grunr mich dem Kriegszug» 113 zu widersetzen; war nur doch aus Mekla die Nachricht zuge« tommcn, daß der Imam von Sana auf Anstiften Englands emcn Vcnrag mit der Türkei abschließen wollte. Die Pforte, hieß es, wolle ihm gegen den Scherif Hufsein, den sie als' Femd betrachtete, Hilsötruppen senden, wofür ihr der Imam die Abtretung des ganzen Küstenlandes zugesichert habe. Die Vollziehung dieses Vertrages muhte Hussein's Un< lergang herbeisül'ren. denn er wäre im Westen vrn den Tür-len, im Osten von den Gebirgen, tin Norden von Assir und im Süden von ren Besitzungen des Imam von Sana eingeschlossen gewesen, Zwct gute Vetanme von mir, Eschreff'Vcn und Add'-cl'Keiim-<^ffendi, hatten zu Aden die Weisungen des englischen Commandanten empfangen und befanden fich nun zu' Sana, um die Unterhandlungen zu leiten. Der Pascha von Ti'ckidda bielt zugleich in Avu-Ärisch' einen türfischcn Agenten, Namens Abd -Allab, der den Auf^' tiag hatte, den Schcrif Hussein durch den Uiurag eines we-mgftcns scheinbar ziemllch vorchellhaflen Vertrags zu läu-fchen. Zugleich aber yaue Ibn^Anon. der Scherif von' Metta, seinen Schwager Ali^lKffendi an den Sheith von Assir gesandt, um diesen zur Vesißnabmr des Küstenlandes zu be-N'-grn Ali-Effmdi sand jedoch großen Widerstand. Der Sheith von Assir war mcht geneigt, die englische Politik zu " unterstützen. Die von dem Zungen Imam und von mir gebrachten Nachrichten machten einen raschen Entschluß nothwendig. Es wurde beschlossen möglichst viele Truppen zusammenzuziehen. Wir hatten zwanziglausend Mann zu unserer Verfügung, Die Brüder des Scheriss zu Metta, Hodeida, Loheia, U4 Zebid lc. konnten etwa dreißigtausend Mann stellen, ohne das Land von Truppen zu entblößen. Der junge Achmed, der im Lande Sana eine Partei hatte, versicherte, daß ihm zehmau-fend Mann zu Gebote ständen, im Fall eines glücklichen Er« folges müsse sich diese Zahl verdoppeln, verdreifachen und endlich werde die ganze Veuölterung auf seine Sette treieu. In Arabien zumal gilt das Recht dc6 Stärkeren. 3'.,6^6 Ich rietb daher dem Scherif, gerade gegen Sana zu marschiren, ohne sich bei den festen Mätzen und Citadellen aufzuhalten, von zwei Seiten zu operiren uno Sana zu überrumpeln. Zur Ausführung dieses Planes bedürfte es großer Oeschicklichkeit, Schnelligkeit und ;uu,al Verschwieqenben, Der Scherif war entschlossen, das Kommando der lruppen von Abu-Arisch zu übernehmen, aber den Vcfebl über die zweite Crpedition mochte er dem jungen Imam nicht anver» trauen, denn der Letztere besaß vielleicht nicht genug Erfahrung. Sana ist etwa so alt wie Mekka, aber sechsmal größer. Die Umgebungen sind paradiesisch. Die Stadt bat eine groß? Ausdehnung und zählt mit den Vorstädten gegen siebzigtau« send Einwohner. Die (5mfernung von 'Abu«Arisch ist etwa fünfzig Lieues, die Truppen mußten daher mindestens eine Woche auf dem Marsche sein. 115 «^. Consere»zell und Hewissenssragen. -Ml! Währen? sich diese Ereignisse theils in Sana theils in Abu-Ariscb zutrugen, ließen die Engländer in Aden ihre neun^ unddrcißig arabischen Gefangenen aufhängen, Slc wollten den Gebirgsbewohnern dadurch ein abschreckendes Beispiel ^ben und zugleich war es eine Ari Aussorderung. ^,,.. Diesen letzten Zweck wenigstens erreichten sie. Die Araber wurden immer erbitterter gegen die Engländer uno einige tage nachher ließ der Sultan des Stammes der Fadeli im Angesicht von Aden ei» Dutzend Offizier- uno Soldatenköpfe auf Stangen stecken. ^^ .^n,, , H^ Das Gerückt dieser Hinricbtungen uerbreilete sich schnell im gangen Küstenlande und trieb dir Erbitterung der Araber und insbesondere des Schern Hussein aufs Aeußerste, Der Krieg gegen die Engländer war tast ein Religionskrieg geworden und der Kriegszug gegen den Imam von Sana war zugleich eine Eröffnung der Feindseligkeiten gegen England. ,^,, Auch der junge Imam Achmed hatte Nachrichten aus Sana erhalten, die ihn zur höchsten Wurh reiben. Mehr als fünfzig seiner Anhänger waren verhaftet und hingerichtet worden. Andere die in dem unterdrückten Aufstande glücklich entkommen waren, suchten einstweilen Schutz bei dem Scherif Husstin, um später mit Achmed gegen Sana zu ziehen. Der Kriegszug war also fest beschlossen! es mußten nur noch die Contingeme der Brüder des Scheris aufgeboten 5 werden. Es wurden sogleich Eilboten abgeschickt, AUe Brüder folgten oer Einladung. Hussein empfing sie mit großem Pomp, und nachrem ieder von lhnen seine Citadelle bezogen hatte, begannen Die Conferenzcn. ' ^r» An diesen Verathungen, welche gemeiniglich Abends nach dem Gebcie stattfanden, nahm außer den Hrüoein nur Iafchya Theil. Ich selbst wurde erst nach einigen Versammlungen gerufen. Der Scherif fand teinen offenen Widerstand bei seinen Brüdern. wohl aber eine Gleichgiltigkcii, vie seinen Absichten keineswegs förderlich war. Sie führten offenbar rlwas im Schilde. Ich hatte trinen von ihnen besucht/ um nicht in den Verdacht geheimer Intriguen zu lommcn; ich sprach meine Meinung nur vor dem Scheris Hussein aus. Endllch wurde auch der junge Imam gerufen. Aber er wurde von den Vrüdern des Scherifs keineswegs so freunde lich behandelt, wie von ricsein selbst. Der Scherif Hussein ließ nch nur vurcb semen ritterlichen Sinn und durch da? Ve-wußtseun 'einer Kraft leiten, pm? Brüder hingegen sahen in der Äntunft Achmcdo nur elncQuclle politischer Wirren, die möglicher Weise zu ?rm Sturze Husseins und zu vcr Vernichtung ihrer Macht führen konnten. In ihren Augen war Achmed nur ein ehrgeiziger Abenteurer, der nichto mehr zu verlieren und Alles ;u gewinnen hatte. Die Sitzungen wnrden ohne Unterbrechung fortgesetzt, führten aber zu tcmem Resultat, (5ine6 lages ließ nuch der Scherif rufen. Ich fan? ihn niedergeschlagen unv verstimmt. Iaschua war bei ihm. »Hädschi,« mgte cr zu mir, >ich habe Dlch rufen las« sen, um Dich in rrr mißlichen ^age, worin ich mich befinve/ »m Rath zu fragen. ' i^ .. - Ich verneigte mich, """"^ ,'< ck.u i«n N7 »Ick zähle." setzte er binzu. «wie gewöhnlich auf dci-nen Eifer und oeine Verschwiegenheit." ^lj, >.Du hast Recht, Sidi," erwiederte ick; »seitdem ich bier bin, war meine treue Vrgebenbeit eben so groß wie meine Dankbarkeit; Du baft auch mehr als einmal offen erklärt, oaß Du feinen treuern Diener hast als ich bin." ,»^ »Du weißt, daß meine Prüder hier sin» und daß über den Imam von Sana Conscrenzen gehalten werden^ >, )cb babe deine Prüder geftbcn uno von den Conseren' zen gebön." .f-»««^ >.'Aber Du weißt nicht, daß icb .O' Du weißt wohl, daß die Sache nicht so geht, wie ich hoffte." »Ich dachte wohl, daß Du Hindernisse gefunden, da sich die Confcrenzen so m dic Länge ziehen,' »Was soll ich thun? Soll >cb ohne meine Brüder etwas unternehmen?'" " d? »Dadurch würdest Du sie Dir zu Feinden, zu gefährlichen Feinden machen.' »Aber wie soli ich sie bewegen, mir die nöthigen lrup-pen zu stellend ^ «Besolde die Truppen, miv sie werden Dir so uiel stel» len ivie Du wünschest, < Der Sci'erif schüttelte den Kopf. «Das wäre zu fostspielig. Meine Brüder haben ia ihre Provinzen. Und wer bat ibnen diese Provinzen gegeben? Wer anders als ich?« »Das ist wabr; aber ne baben sich gewö'bnt, die Provinzen als ihre Besitzungen ^u betrachten, frische ibr Ge» dächtniß auf und wenn nc vergessen, wem sie ihre Stellung ^u verdanken baben, so zwinge sie, Üch daran ;u erinnern." »Das wäre zu gefährlich," entgegnrlc der Scherif. «sie würden mich verrathen, sobald mir das Glück den Nucken kehrt.« »DeintVllldcr nnd cdrgeizig uno habfüchlig. Ich glaube daß man ibnen nicbt zu viel Vertrauen schenken dalf; aber so lange üe Dich n>r ^adlunqsfäbiq balten, werden ste Dicb nicht verratbcn. ° »Der Krieg würde mich ruiniren« ^ >Der junge Imam muß Dir die für ibn .niögelegten Summen erscycn." >Ia, wenn ich üegc^ aber wenn ich geschlagen werde?« -.Dann bringst Du das Opfer. Deine Soldaien kosten wenig, ihre Erhaltung koftei fast nichts. DasDpfer wird daher nicht so groß seyn wie Du glaubst," .Glaubst Du?" /AllcrdinqS! angenommen ?>e Kosten betragen drn-maldunderttausend ^baler; was ist das für Dich?* »Aber meine Vrüorr sin? stolz, cm solcher Änirag würde sie bekidigen.« »Dies kannst Du leicht »Minden, Der junge Imam muß Dir schriftlich erklären, daß er alle Kriegskosten trägt lmd alle an deine Brüder z» bezahlenden Entschädigungen erseht.« Der Scheris sah mich mit freudigem Erstaunen an. 119 »Du daft Recht.« sagte er, »die Idee ift gut! Nicht wahr, Iaschna?" »Eine vortreffliche Idee, Sidi.« un »Ja.« fubr Hussein fort; »aber derselbe Fall tritt ein. wenn wir geschlagen werden.« »Dann ist es ein Unglück, das gemeinschaftlich getragen werden muß; im Falle des Gelingens hingegen ift es ein großes Ersparniß sür deine Easse.« «,,« ,n, »Und wenn ich's allein versuchte!« «i^' «Dann würde es Dir schwerlich gelingen." Der Scherif schwieg einen Augenblick. lzmÄ' »Willst Du die Unterhandlungen mit dem Prätendenten einleiten?" »l.' »Ja. wenn Du mir eine schriftliche Vollmacht ertheilst und mir Iaschna's Beistand zusicherst.« .Warum verlangst Du eine schriftliche Vollmacht?' »Weil ich in einer so wichtigen Angelegenheit nicht ohne Vollmacht handeln kann; man könnte einst mein Benehmen mißbilligen.« »Traust Du denn meinen Worten nicht?« »Allerdings, in gewöhnlichen Verhältnissen genügt mir dein Wort; aber in wichtigen politischen Angelegenheiten die mit vielen Intriguen verbunden sind, kann ich nicht ohne Vollmacht handeln.« (5r sehle nck sogleich an einen Tisch und schrieb da ein« Vollmacht, aber ohne,sein Siegel daraur zu drucken. Sie lautete folgendermaßen: >Ich ermächtige Hndschi Abd'^. ', »Ich erkläre ausdrücklich, daß dir O^ldfrage w dieser Vollmacht mit begriffen ist," Dann gab er mir die Schrift zurück. Ick las den Zusatz. «Was soll ich damit macken?« fragte ich. Er sah mich ganz erstaunt an. »Ich habe geschrieben, was Du wünschtest," sagte er; »was verlangst Du noch?« >,^, . »Die ausdrückliche Erklärung, daß alle meine Vespre-chungen mit dsin Prätendenten in Gegenwalt Iaschya s stattfinden sollen.« Der Scherif verlor dir Geduld. ' "' »Du stellst sehr viele Bedingungen,« sagte er. .>Es ist noch nicht genug, Sidi, gewähre, mir vcc Bitte, schreib.« - , ^ Hussein zerriß die erste Schrift und schrieb eine andere Vollmaän mit dem verlangten Zusatz, . Er reichte sie Iaschya, der ste las und mir übergab, »Vist Dn jetzt zusrieden?< ftagte der SchM. . -<3ö fehlt noch etwas," sagt« ich. - 773 m llA,n„i 121 Husjein sprang zornig auf und ging rasch im Zimmer hin und her. Iaschya gitterte; ick hingegen nahm ganz gelassen Watz und erwartete die Antwort des Scherifs., n Dos tzis>sl^ s« 5»M n»z''»iMD ZÄnst

.nur dein Siegel, durch Welches dir Vollmacht ibre volle Oiltigkeit erhält." ^Ich habe sie unterzeichnet,« ,ch,„l ,wwlN" ^' '? ?,«,' »Jedermann kann die Unterschrift nachmachen." ',> »Daran dachte ich nicht,« sagte er. »Ich «erlange es nicht aus Mißtraum gegen Dich,« sagte lch; »aber Du tönnteftsterden . und ich würvr es oann mit deinen Brüdern zu thun halien." Hussein wurde wieder heiler, er zog seinen Siegelring vom Finger, schwärzte den tleinen Dinger an einer Stange Tusch und neb das Siegel. Dann benetzte er das Papier mit der Zunge und drückte sein Siegel daraus, fii , Ich nahm meine Vollmacht, rollte sie zusammen und steckte ne in den Gürtel. Ich wollte mick entfernen, aber der Scherif hielt mich zurück. »Bleib, Hndscln,« saqte er, »wir haben noch von einer vndern Dich persönlich betreffenden Angelegenheit ^u reden." >.Du irrst Dich, Sidi.<' antworte ich, »nichts kann mir mlhr am Herzen liegen, als deine Angelegenheiten und meine Micht.< Iaschua wollte siä' entfernen. Aber oer Sckerif lieh ihn nicht fort. 122 Ich vermuthete wohl was mir der Schern;« sagen batte, und war sebr ersreut, daß Iaschva dieser Unterredung bei< wobntr. rbschon er yemeiniglich nur ein stummer Zeuge war. Aber er war doch ein Heuge. Äis niuniM '»es ist nun em Jahr, daß wir beisammen sind; Du baft nur viele Dienste erwiesen, und ich habe bis jetzt noch weit weniger für Dich gethan als ich wünschte. Ich habe Dtch zu meinem vertrauten Diener qcmackt. Das ist nicht qenug, ich möchte Dich zu Meinesgleichen machen.« Ich verneigte mich. * »,nckl,z?,lnu ,ij ,Ävs chl^« >.Um aber dieses Resultat obne Zurücksetzung meiner Brüder zu erreichen, muß ich Dick in meine Familie >nn» nehmen.« nnl Ich sah ven Schtlif an und stellte mich ganz erstaunt. »Hlldschi,« sagte er, .ick babe vier Töcbter, ick lann Dir die Wahl unter ibnen nickt überlassen, denn hicr zu ^ande Nebt der Mann seine Frau erst nach der Verbindung; aber ick babr kic qewäbl:, die nck meiner Meinung nach am besten für Dich schickt und die mir selbst am theuersten ist.« Bei den Arabern und überhaupt bei allen Moslem ist ein solcher Antrag nicht nur ein Beweis großer Freundschaft und Zuneigung, sondern sogar ein Befebl und die Ablebnung emeS solchen Antrags wäre immer >im großer Glfaln ^er«-bunden, denn der Varer srrürde sich in seiner Eigenliebe tief rerleyl sühlen. (5in hochgestellter Muselmann verzeiht eine solche Beleidigung feiten. Ich war indeß fest entschlossen, den Antrag abzulehnen. »Sidi," erwiederte ich, «Du überhäufst mich mit Beweisen deiner Huld und Güte „ock ebe es mir möglich war, das m deinem Interesse übernommene Werk zu vollbringen. !23 Wäre es nicht besser zu warten, bis ich mir durch wirkliche Dienste einen Anspruch auf eine solche Gunst erworben habe?« '"! Der Scherif sad mich erstaunt an. Iaschya war gan; erschrocken. »Gut, Hkdschi," sagte der Scheris, »ich will Dir Bedenkzeit lassen. Mertc wohl, daß ich Dir nur cincn Antrag mache und keinen Befehl gebe. Sen daher aufrichtig und os-fcn gegen mich wie immer, uno sage mir sogleich was Du denkst.« '"ssN! »So höre. Sidl, und ftn überzeug!, daß ich nur deinen Vortdeil und nickn drn mcinigen rcr Augen habe. Die Ebre die Du nur zugedacht, wird bald ihre Früchte tragen. Deine Prüder und Neffen betrachten mich schon jetzt mit neidischen Blicken . . .< .>Nichl alic." >)ch weiß es, aber die meisten." »Welche von ihnen hältst Du für deine Feindes« ' .>Vor Allen Hammud." 5 »Er ist Ievermannß Feind, nur den Engländern ist er gut.« ' ^'tt 4l»«? ttlOlH i»U H^?z,'M,'Mcl »äüZ )^iÄ ^i6 »ferner Abu«Taleb." j^sl?p »Das glaube ich wobl: Du stehst ihm im Wege.« >1 .>Haddsr." ii >.Or haßt nicht Dich, sondern mich.« ibm cki .n» .Höre,« erwieoerte er, »wae Du mir sagst, scheint mir oon hoher Vedeutunq, Ich traqe »nich scbon lanqe mit diesem Plan: schon lanqe war es rer Wunscb meines Harem und des Klnvcö, d^ö nb Dir destininuc! ich kann vaber nicht so plötzlich ^lrücktreten. Wt, wollen uns vaher Zeit nehmen. Du zum Ueberleqen, ich ^u>n Abwägen deiner Worte. Was wir jeyt gesprochen, muß natürllck unler uns bleiben, ' <>D» lonlinft meinem Wunsche zuvor, Siri: mein Leben hänqi ravon ab,<' >Jetzt vollziehe den Äuflraq, den ich Dir in Vezug aus Ahnieo qeqedcni ich zvill unteroesscn nieinen Vrüivrlt Zeit lassen ihre U zählte lhl AUeS. Ki'' »Du haft ea alfr abgelehnt?« sagte Hafza. ^Ietzt mußt Du auf deiner Hut sc«i,." ,>Hast Du vielleicht auch etwas Neues erfahren?« ^ 126 »Nein, aber morgen werde ich Dir gewiß etwas erzählen können.< >,Der Scherif bai nur versprochen, im Harem nichts davon zu erwähnen.« ^ ,'ilii!^^ »Er wir? sein Verivlecben aber nicht halien. Die alts Frau vermag sehr viel über ihn und er sagt ihr Alles." »Wirst Du in den Harem gehen?" <>E „f^s „«,, »Nein, ich werde meine abnssinischen Schwestern im Garten erwarten.« In diesem Augenblicke wurde Iascbna gemeldet. Er erwartete mich auf der Terraste des ersten Stockwerkes. Er wollte mir sagen, welchen Eindruck das letzte Gespräch aus den Scherif gemacht hatte. »Du bast sebr gut und treffend geantwortet.' sagte er; »die Untcncruiig l'at vein Schcrif emr sehr bobe Meinung voll Dir gegeben, die Hciratb maq nun ^u Stande tommen oder nicht. Er bat Dich als ,-inen verstänrigen, ehrrnhas' ten Mann rennen gelernt, und sein vertrauen;u Dl» ist so groß, vaßernurDir dasOollvtrnement vceKüstenianoeo! anver^ trauen wiU, falls es ^um Kriege mit dem ^niam von Sana kommt; venn er erklärt, daß er nur Dir unbedingt,vertraut.« ^> »Ein solches Amt.« erwiederte ich. »wäre zu ehrenvoll und ^u schwierig sür noch. Ich bezweifle auch. das, ich den Auftrag, drn er nnr gegeben, nach Wunsch vollziehen werd^. Der Scherif Hussein scheint die Anträge des jungen Imam zu bereitwillig angenommen zu Habens ,-, hat die mögliche,, furchtbaren folgen dieses Krieges nicht bedackt. Da ich mich aber. obnc Misttrauen zu erregen, nicbt entschieden rrllä-ren foilnie. so schlug ich ein MiltrI vor, das dein Schrris wenigfi>'!l0 Zcit ^ur Urberlegung gibt. Es isi möglich aber nichl lrahrscheinliä', das» Achmed viele Anhänger i» Sana -HM . hat, die ihn wenigstens in Den Stand setzen, ins Fell, zu rücken, wenn auch nickt oie ganzen Kriegskosten herbeischaffen. Aber Du kennst dieAraber, ich darf in den Augen des jungen Imam nicht als Vevollmächtiger Husseins erscheinen, er muß mich zu seinem Fürsprecher bei dem Scheris machen. Ich darf nicht zu ihm gehen, sondern er muß zu mir kommen. Hussein behält dann seinen ganzen Einfluß, und ich behalte freie Hand. Du, Iaschya, mußt auf Mittel sinnen, ihn kommen zu laffcn. Ich habe nicht nöthig, einen Plan für Dich zu entwerfen, Du kennst besser als ich die Umwege, die man bei Unterhandlungen mit Arabern machen muß. Führe ihn auf einen beliebigen Umweg, der ihn am Onde zu mir führt.« Iaschya hatte mich mit der größten Aufmerksamkeil angehört. 5in',ä,i>< ^ >;, ,iii ^ü^'H »ck>« nmck »Es ist eine schwere Aufgabe," sagte er nach einigem Besinnen. »Für jeden Andern vielleicht, nur für Dich nicht.« »Ich wills versuchen; aber einen guten Rath wirst Du mir doch geben?" »Ich würde Dich um Rath fragen, w?nn ich m Verle« genheit wäre." ' ' ^ > . . »Nun, ich will Alles aufbieten, um deine gute Mei> nung zu rechtfertigen.^ sir stand auf. Ich begleitete ihn bis an oie Treppe. Dort blieb er stehen, ''^ '"' "'""" "" """ '"'".....^ »Höre,« sagte er, »ich glaube/daß Dir alles gelingen wird, aber die Heirath ist unvermeidlich.' »Du haftgehört, was mir der TcherifzumAbschiede sagte: Ich thue was ich kannj Gott wird das Uebrige thun.« Am andern Morgen erhielt Hafza den Vesuch ihrer Freundinnen, welche sic mit in den Harem nahmen. 128 !.'? 5 Kaum war ihre Äntuim betannt. so wurde sic von oer ganzen Weiberscbaar mit Fragen bestürmt. Alle wollten die Ursache meiner Unschlüssigten wissen. Hafza hatte Recht gehabt. Der Scherif hatte es nicht über sich gewinnen tonnen vie Sache geheim zu halten, ! , «Was haft Du geantwortet?« fragte ich. '"'' »Ich sagte, oaß ich von der Sache gar nichts wisse und nun erzäblten sir mir Alles.« n chm« ^WoNinE ?n»^ »Und in welchem Tone?« l^m ^c^ 't.^ .mfto! uz »Mit großer Erbitterung. ' «st's f,)a, ja,« /lmU tt,M,i!zö mm? »Was sagte sie?« »Sic iä'ien nicht b>trübl irie line liebende, sondern beleidigt wie cme verschmähte Schöne.« l »nn j>: zD« u» ^ - »Glaubst Du, day sir sich rächen wird?" '^nA »Sie wird Alles aufbieten: ric Mutter eifert sie dazu an," ' «Und die Schwestern?« ^ '"" «Die Schwestern sprechen weniger von Dir. Alima ift nicht beliebt « «Hat die Kleine mit Dir gesprochen?« ' ' " '" »Sie sagte Du habest Rechl, »hre Schwester nicht zu heiratheii, aber Du mögest aus drincr Hut scnn.* .. ^. »Ist daü ivlrtlich wahr. Hafza?" fragte ich, invem ich sie scharf a»nah. DaS arme Kind erröthcte unter ihrer braunen Farbe. »Mich dünkt," sehte ich hinzu, >dah Du ocn Baum auf beiden Schultern trägst." ^, n,y,yxr n?7"iw m^ «Ich verftebe Dich nicht,« n »^ ,ck 129 »Oesiebe nur, daß Du von dem Scherif over wenigstens von seinem Harem besonder«,' Aufträge erbaltm hast.« Sic sing an :u weinen, ,Du liebst mich nicht," schluchzte sie, »und ich liebe Dich, .>^nn Gegentheil, ich babe Dich sebr lieb; aber ich ge-stebc Dir, oaf; ich s'hr neligierig wäre, eine deiner Unterredungen mit deinen Freundinn en, over mit den Frauen des Tcberifs ;u hören.« ,>So höre," sagte sie. .>Nm Dick' ;n überzeugen, vaß ^ch Dieb nicht hintergehe unv Dir treu ergeben bin, konnn l'rute nach dem Abendgebet in den schattigsten Theil des Gartens. Die ssrauen und Techier des Scherit's werden ?c>n baden; Du wirst sie hören und sogar sehen. Du weißt aber was Dir bevorsteht, wenn Du entdeckt wirst." Die Sache war beocntlich, ill' bätte eben so gern Alima heimgeführt. »Ich danke Dir,'< cnriedcitc ich; ..ich glanbe Dir, ohne von dem vorgeschlagenen Beweismittel Gebrauch zu machen. Die Sache wäre doch gar zu gefährlich." »Wenn Du nicht hingehst, erlaubst Du mir dann, daß ich l'ingehe'" ' ,^a wob!, ich kann ja nur dnrch Dich erfabre», was im Harem vorgebt imd welche Gefahren mir drohen.« Abends um acht Uhr giug sie in den Garten. Währeno ich ihre Nückkcbr erwartete, kam Abo'-el-Mclcr, der ;umal scit feiner hciratb mein wärmster Freund war. (5r meldeie nur den Pesuch seines Vetters Hussein. Der Tumaö. Arabien ll. » 130 Sohn des Tcherifs wollte mit ihm in meinem Hause zusammentreffen. Dies war mir äußerst unangenehm^ denn ein Ge-spräcb über die Heirathsangelegenheit war kaum zu vermeiden. Der junge Hussein war allerdings sebr zuvorkommen? gegen mich, aber ick hatte eben teme Ursache, aus miic Freundschaft zu zählen. Abd'^el-Melef mußte theils von seiner Mutter theils von Iaschya Alles, was vorgegangen war, erfahren haben; aber ich hatte ihm dock gar viel zu sagen. Es ist erstaunlich, wie rasch jede Rachrlcht, jedes Gi> rücht durch die Bewohnerinnen eines großen Harem und durch die Sclaven verbreitet wird. Denn die Sclaven werden im Orient nicht als Dienerschaft, sondern als Mitglieder der Familie betrachtet und man hat vor ihnen rein Gel?eim» niß. Daß die Nachrichten mit den abenteuerlichsten Zusätzen und Entstellungen unter das Volk kommen, versteht sich von selbst. 'Abd »el-Melek billigte die Bemerkungen, die ich dem Schcrif über den Eintritt in seine Familie und iiber den Kriegsplan gemacht hatte, beider wurde unser vertrauliches Gespräch durch die Aülunst des jungen Hussein unterbrochen. Der Prinz erschien mit Oesolge, es war also eine Staatsvisite. Nach den üblichen Begrüßungen und Comftlimenttn setzte er sich und sing an von dem jungen Imam und von dem Kricgsplan seines Vaters zu sprechen. (5r schilderte den (5ha» rakter Achmed's in sehr schmeichelhaften Farben, nach seiner Meinung war der junge Imam nicht nur sehr lenntnißteich, sondern auch cdelmitthig und tapser. Vor der Emzichung seiner Guter sey cr sehr reich gewesen. WcnnAchmed wirklich so war, wie ihn der junge Sche-?if schilderte, so mußte meine Unterhandlung mit ihn, leichter werden als ich anfangs geglaubt hatte; aber es warzu fürchten, daß sich Hussein wie sein Vater durch den Schein und zumal durcl' Versprechungen battc täuschen lassen. Der ganze Plan war schon zu bekannt geworden, um eim'n guten Erfolg zu versprechen; die Kunde von dem bevorstehenden Kriegszuge konnte nach Aden kommen, ebe man einen festen Entschluß gefaßt oder alle Vorkehrungen getroffen hatlc. Wcnn aber die Engländer gewarnt wurden, so war kein Kriegszug mehr möglich. Von dem Heirathsproject war gar keine Rede, der jungeScherif mochte wohl durch die Anwesenheit seines Vetters zurückgehalten werden, oder er glaubte, die Stunde sey noch nicht gekommen, diese wichtige Angelegenheit zur Sprache zu bringen. Nach einer halben Stunde stand er auf, Abd-el-Melet ebenfalls. Die beiden jungen Prinzen nahmen Abschied von mir. Aber Hussein blieb zurück und sagte so leise, daß sein Metter es nicht hören konnte: »Hlldschi, ich habe mit Dir zu reden." »Ich stehe zu Diensten, Said," erwiederte ich, denn ich sah wohl, daß eine Erklärung unter vier Augen nicht zu vermeiden war. Aber ohne cmc Zeit zu bestimmen eilte Hussein feinein Vetter nach, und beide setzten sich zu Pferde. Mein Eunuche erwartete mich. Hafza war wieder da. Ich begab mich zu ihr. , »Nun, was gibt's Neues?'' fragte ich. »Fast gar nichts," antwortete sie. »Alima hat erklärt, sie muffe Dich besitzen — lebend oder todt." Aui folgenden Tage blieb ich zu Hause, denn ich erwartete j??m Augenblick eine Nachricht von Abd'-el-Melef, von d.in iuugcn Tch^if von "Alima orer Achined, "" Grgrn Mittciq ram Iaschya. >!)lun. ' fragte ich, »bringst Du mir AchmcdV < . ^^'»Vs b»ir sich ctw.iZ ;ugenügen, r'^is ?u nichr err^uden wirst," enviederte Iafchva. >.Dcntc Dir, Eschrcff-Ve^ und Abd'-el-Kcrem-^ffendl sind iu ver Citadelle des Säienfs.« ' '' »Von Sana kommend?" »Woher weißt T^n, vast sie ^'»n Eana lomnu'n?" ,>Ich weiß es." »Der Scherif lüstt Dich einladen, sogleich zu ihm ^i tDnunen.« )ch machie nnch nnt Iaschpa zu Fuß aus den Weg; ein Pferd satteln ;u lassen würde zu viel Zeit gerostet haben, Ich sano Husscin im Gespräch mit den beiden Abge-s^ndien. Der (5ine war ein ;ürl>' >md i>n Alistrage des Hultanv erschienen. Der Andere war ein Araber und Abgesandter des Scheriss vo» M'üa. T'eide «raren sebr erstaunt, als ich einlrai. ^ie hatten mick in Melta getanm und wußten nicht, daß ich mich auf dem Wege nach Bagdad in Abu-Arisch ausgehalten. Sir starrten mich wie eine überirdische Erscheinung an. 133 »Hädschi,« saglc der Scherif ,;u mir. »dies sind die türkischen Abgesandten, die von Tana kommen. Dn ninßt sie in Mclka gerann: haben.' »Ja ivoh!," aniworiclc icli, »es siild alie ^relinde." Ichrcdete sie bei lbren Namen an, undue fchienei^ ncl' ilbcr die Begegnung sehr zu freueu. »Diese Abgesandten,« fubr der ZHeris rori, »dincn inir im Nlunen des Sultans einen Allianzvertraq an, nach Art des Vcnraqes, den sie mit den» Imam von Sana abgeschlossen babeu; üc verlangen indeß, daß ich idnen die'Bewachung meiner Häfen überlasse. Was sagst Du dazu, Hild''chi?" Ich tanntc die Ansichten Husseins über diese An» gelegenhcit. >.Hat ihnen dn' Iiiunn vc>n Tana dn aber er bat sie besessen uud betrachtet sick, trotz oeiner Cirobernng, uoch als de» rechtmäßigen Besitzer unv gestattet vielleicht, daß sie Dir von den Engländern »nd Tür» ken wieder abgmonunen werden.« ..., ..«läl,^' »Habt Ihr über ein derarligeo Zugcstänvniß mit ib>n gesprocheil?' fraglc Hussein die Abgesandten. »Nein," antwortete Eschreff-Bcy keck. »Ich glaubte indeß," cntgegnele ich, »daß Du den Wrg über Aren genommen, um mil dem englischen (5om-Mandanten Nuterhandlnngen anznlnüpfen." >,So," sagte Hussein, >Ibr hab: den Weg über Adm ssenonimen"' 134 »Wir haben diesen Weg genommen," sagte Abd'-el-Kerim, »weil es der kürzeste ist.« »Oder vielmehr der schnellste,« setzte Vschreff-Bey hinzu; »denn der Wind war günstig und wir machten die Fahrt von Dschidda nach Aren in sünf Tagen.« »Und überdies hattest Du Weisungen von dem Commandanten zu empfangen.« ^?5sllj Die bciven Abgesandten schwiegen. »Ich will Dir sagen, was geschehen ist.« sagte ich zu Hussein; »Vfchreff - Vc» und Abd - «l-Kerim haben dem Imam von Sana im Namen Englands und oer Türkei den Antrag gemacht, ihnen dein ganzes Küstenland, das ihm nicht mehr gehört, abzutreten; und falls der Imam Krieg mit Dir führen wollte, würden sie den günstigen Augenblick benutzt haben, um deine nicht mehr genügend vertheidigten Hasen in Besiy zu nehmen. Der Imam von Sana würde sich dann deiner übrigen Staaten bemächtigt haben. < «Wußtest Du denn Alles dies schon?« >>Zum Theil, ich wußte, daß (5schrcff-Ve» und Abd'-el-Kcrim von Mekka abgereist »md nach Aven gegangen waren; ich wußte, daß sie sich in Sana befanden; nher ich wußte noch nicht, wie die Untcrhaudlungm enden würden. Du hast es mir so eben gesagt; Du siehst, daß der Imam von Sana im Grunde fein so schlechter Nachbar ist, wie Du glaubtest; er ist ein guter Modammeddncr und will über fremdes ^igentlnim »icht verfügen. Willst Du gegen Dich selbst thun, was deiu ()c!!ld nicht gethan? »Nein," sagte Hussein, »ich will in meinen Hasen weder Engländer noch Türken.« ^Nachdem Du den ersten Antrag verworfn», Tcherif 135 Hussein," versetzte Eschreff-Bey. >muß ich Dir einen zwei" ten machen.« Hufsein warf mir einen Seitenblick zu. »Rede,« sagte er. »Ghe die Ufer des rothen Meeres von Mehemet-Nli erobert, dann von Turkic Vilmes und endlich von dem Sbeikh von Assir in Vesitz genommen worden waren, zahlte das glückliche Arabien dem Sultan einen Tribut, der aus der ganzen Kaffeherute im Dschebel-Turik und im Dsche-bel-Sana bestand. Der Dschebel- Tunk gehört Dir; bist Du crbötig, diesen Tribut wie vorder Eroberung zu zahlen?« »Ich kann keinen Tribut zahlen für ein 3and, das die Vorsehung meinem Vater gegeben und das mein Vater mir vermacht hat." »Wenn das ist," sagn- Eschreff-Bey, ,>so haben wir hi?r nichts mel'r ^u tl'un-, nir nehmen Abschied von Dir, Hussein." ,>Nein,'< erwiedern' Husftin, ,mi? oen Abgesandten der Pforte und den Verbündeten vcr Engländer bin ich fertig; aber ich bewirthe die vornehmen Männer, die durch meine Staaten reisen. Hüdschi Abd'-cl-Hamid, Dir, als meinem Eerdar, liegt es ob, vcincn Freunden in Äbu-Arisch die Honneurs zu machen, )ch errieth die Absicht Husseins, er s^nid eine gelegen-b.nt sich freigebig zu zeigen, und diese Gelegenheit wollte er nicht unbenutzt lasst», obgleich ooer vielleicht weil er es mit feinden zu lhuu hatte. Ich lud daher dic beiden Abgesand-ttu zu mir ein und theilt,' meine Wohnung mit ihnen. Hinter ihnen kamen die Lebensmittel, bestehend aus Schöpsenfleisch, Reis, Butter, Orl, Zucker, Kassel?, lurz aus allen lm Orient üblichen Nahrungsmitteln, die für vierzig Personen H36 ausreichend gewesen wären, obgleicb die Neisegesellscbafi nur aus zwei Herren und zwei Dienern bestand. Das Neblig sollte der Tltte gemäß unter die Arinen verlbelli werven. Auch Va^kwerk und Confect wuroe während der iafe! an^ kupfernen Crcdenztcliern gebracht Am andern Morgen machte ihnen der Scherir nut seinein ganzen Gcncralstabe einen ofsiciellen Besuch. (!»r »rollte mit dein Zultan nicht völlig drecken. Als sich der Schcrif entfernt hatte, ramcn dlc Geschenke! vier scbönc arabische Pferde für den Zultan, zweihundert Valien Moktalaffoh, eine Menge Rosinen, Verlen Armspangen, Halsbänder und andere Geschmeide. AUes für den Hliltan Abd'-cl Medschid — aber nicht als Tribut, son-' der» als Geschenk. Die beiden Abgesandten erhielten Säbel, Dolche, Hen-tel. *) Der Schcrif entledigte sich oadurch einer Münze, die in seinem ^andc keinen andern Werth, als den des Gewichts hatte. - ; Die Abgesandten blieben acht Tage bei mir. Aül neunten Tage nach dem Mittagsgebei nahmen sie Absäuev von dem Schcrif. der ihnen aus der Straße nach Ghesan das Ge» leite gab. Zie wollten sich zu Ghesan nach Dschidoa el», schiffen und von dort nach Melka zurückkehren, wo sie über ihre Sendung Bericht erstatten mußten. (5schreff-Veu reiste, wie ve,' kunft l-r war der Srh» n,iev l» Melta sehr geachteten Marabu auf Befehl Ibn.Ai'wns verhaftet und entbaup. t bebarren. Doch davon war leine Rede. Es waren Fellahs '.'on San-schan gekommen, uni die Entdeckung einer Duelle ^l! nlelven. Sanschan ivar der ^anptorr e>nes Kreises und lag in einein herrlichen, mitZnckerrol'r, Hanf, Mais ic. angebauten Thale. Dieses Thal geborte zu den Privatbesiyungen des Scberifs. Eine Quelle ist in Arabien immer ein herrlicher Fnnd. Der Scherif hatte anfange« grhom, es werde ihm gelingen. da>? Wajser dieser Duelle durch einen Eaxal nacb 'Abn-Arisä' zu leiten. Als ich in die Citadelle lam und eh.- '.'on der kostbaren Entdeckung die Rede war, gab ich dem Scheris seine Voll-macl't zurück. Dann svraeb blisseiu von der Entdeckung dn Quelle IH glaubte kein Wort davon, und sah nur ein Sei-ttnftück zu der famosen Milchquelle, denn ich kannte die erschienenen Gcbirgsschichten. Möglich war die Sache allerdings, wenn auch nicht wahrscheinlich. Ich warnte den Sche-rif daher nur vor einer Täuschung, ohne die Sache geradezu für einen Betrug zu erklären. »Mag ftnn," sagte Hussein, »ich habe seit einiger Zeit so viel Verdruß und Langeweile in meinen Mauern gehabt, daß ich den Bauern eine Fopperei fast verzeihen tonnte; die Sache bietet uns wenigstens Gelegenheit zu Pferde zu steigen uni> eine meiner schönsten Besitzungen zu besuchen.« Ich war ebenfalls gar nicht böse, daß das Gespräch diese Wendung genommen hatte, ich urtheilte daher nicht allzu streng über die Anzeige und es wurde verabredet, am .mvi-rn Morgen aufzubrechen. Der junge Hussein, sein Vetter Add -cl-Melck und die übrigen anwesenden Familienglieder sollten uns begleiten. Die Brüder des Schernß hatten Abu-Arisch schon grö'ßtentheils verlassen. In der folgenden Nacht tan: Selim an mein Vett; ?r glanbtc, ich schliefe, während ich doch nur träumte wie La-fontamc's H^fe in seinem Lager. Der Scherif ließ mir sagen, daß wir um zwei Uhr früh ausbrechen würden, (5s war mit-n-n l>n Sommer, und wir beschlossen bis »e>m orer ;edn llbr Morgnw zu rciien. Dann musiten wir wegen rcr drückenden viye Halt machen, die Zelte aufschlagen- nnd rasten. <5rst um orri Uhr Nach mittaqö lonntl-n nir unsere Reise fortsetzen, um mit viiügen furzen llnterbrecl'unqen bis ickn oder neun UhrAbends ^u reiten. llnfneOeftllschaft bestand al ?lwa fünfzigN'iteru init IN) Inbegriff der Dienerschaft. Die Diener ritten Dromedare, die Herren ritten Pferde, nur Iaschya ritt seinen Esel. Es war kalt, alle Pflanzen uno Väume trieften von Thau. Die Hunde des Scherifs konnten wegen der Dunkelbeil nicht jagen; überdies wurden sie von einem Neger an einem Riemen geführt. Von Zeit zu Zeit witterten sie einen Schakal, der im Grase vorüberschlich over eine Gazelle, die aufsprang und wie ein Schatten verschwand. Zuweilen jagten wir auch eine Echaar Trappen oder Feldhühner aus. Bei Sonnenaufgang hielten wir an, um das Mor« gengebctzu verrichten. Wir hatten rie erste Hügelkette, die sogenannten »Verge der Söhne Jacobs,« bereits überschritten. 9».ich emer halben Stunde zogen wir weiter; die Wind-Hunde wurden nun losgemacht und die Gewehre schußfcrtig gemacht. Die Hunde verfolgten das erste Rudel Gazellen, das aus einem Kleefelde aufgejagt wurde. In einigen Sprüngen hatten die Hunrc ihre Veutc erreicht oder vielmehr überholt Aber dic Gazellen sind ungemein schlau. Nichts ist hübscher zu sehen, als die Bemühungen der Gazellen, ihrenVersolgcrn zu entwischen; sie springen rechts und links, während der Hund in seinem raschen ^auf ein paar hundert Schritte vor^ allseilt. Unterdessen verschwinden die Gazellen in den Mais» o^er Zucterfeldern, Die Sclaven aus den Dromedaren rusen nun die Hunde lind verfolgen die Gazelle, pie, sobald N^ sich sicker glaubt, wirrer ganz ruhig wird und wieder ansängt zu grasen, Wenn die Gazellen in Rudeln beisammen sind, so pflegen sie sich nicht zu trennen; sie laufen immer lünter-einanrcr in einer Reihe, niü nebeneinander. Sobald sie sich trennen, sind sir verloren, Wenn der Hund eine Gazelle fängt, so machs er's wie der Wolf mit dem Hunde! er zerbricht ihr das Rückgrat und wirft sie in die Luft. Ist die Gazelle noch nicht uö'llig todt, so beeilt sich der eckte Muselmann ihr nach Vorschrift des Koran die Halsader abzuschneiden. Alles geschossene Wild hingegen kann ohne Bedenken gegessen werden, vorausgesetzt, daß der Jäger die unerläßliche Formel! «Ich todte Dich im Namen des barmherzigen Ooi« teZ," gesagt oder auch nur gedacht hat. Vei den Hetzjagden sind die DrMedare vcn Vferd.'n vorzuziehen, Ein Pferd, ;umal mit einem unerfabrnen Reiter, wird bei der Verfolgung einer Gazelle bald ermüdet. Ein Dromedar trabt schneller, als ein Pferd gcilopvirt, und wird daher nicht so leicht ermüdet wie dieses. In einer halben Stnndc wurden vier Gazellen gefangen. Abd'-el-Melek nnd sein Vetter Hussein ivttteiferien da« bei an Gewandtheit. Die übrigen Jäger, dcr Zcherif an vev Spitze, schössen Trappen und Rebhühner. Die Jagd lieferie den Vratcn für das Mittagsmahl. Gegen eilf Ndr r^sttten wir an eiilem Brunnen, der den Namen Vir-el-Hildschi (Pilgerbrunnen) führte. In der Nähe dieses Brunnens war die Vegetation ungemcin üppig. Eine ^ahlreicl'e Äckerbanbevöll>'rung hatte sich hier angesiedelt. Ttt von Palml'äüm^! bescha,teten Gruppen »raren nüt Weinreben, Geiöblatt uno Iae>>ni!l beoecttz die ^iufl war mil !ost-lichem Dust angefüllt. Diese Vevö'ltrrung mochte aus etwa dreißig Männern nnd hundertNeibern nndKini^frn bestehen. Als wir uns näherte», kamen unö die Hnnde bellenv enlge-qen. Die Vauern folgten ihnen. Sobald sie den Hcherif er^ blickten, eilten s,e anf ihn ^>, warfen nck vor ihm nieder uno 1^1 tüßtcn ihm Hände und Füße, Nach ren üblichen Begrüßung gen sraqten sic »ach deni Ziele seiner Reise, Der Echerif schützte einen Spazierritt vor und den Wunscb. sich von dem Etan?c der sscldfrnchte zu uberzeuqrn. Wir lnelten vor der Hütte des 'Nettesten an. Die Araber wissen nie wie alt sie sind, sie schätzen ibr 'Aller nach dem auffallendsten ^rcigniß, das vor oder nach ihrcrGeburt stattgefunden. Der Alte, vor dessen !hiir wir anhlelten, wußle sein Alter ebenso wenig wie die Andern, aber nach der ^an-deochronik zal'lte er mindestens zweihundert Jahre. Während die Männer mid die Knaben die Pferde in (5lnpfang nahmen lind außerhalb rer Zelle festbanden, berci-leten die Weiber u»d Mädcben dac ^nibstück, oder vielmehr suchten sie al,le nöthigen Bestandtheile lvrbeizuschaffen. Ciniqe mol^'i, die Ziegen nnd Kühe, andere zerrieben Maie, um Kuchen daraus ;u backen, andere pflückten Trauben, nrch andere zerstampften in einem hölzernen Morser die ;um M-lau nö'tbige» Gewürze, Man übergab i.'n Köchen uno Köchinnen die Gaz llcn, pappen nnd Feldhühner. Kann, saßen wir auf den Teppichen, so erschienen tie hübschesten jungen Mädchen mit Milch, Wasser und Früchten. Die arabischen ^andmäochen sind wirtlich sehr rcizcnv mir ihren an der Seite offenen und auf der Schulter mii einem silbernen Hafen befestigten Kleidern. Durch die Sliten-ösfnnnq si.'bt man die Arme nnd einen N)cil der Brust, wäh< re„d der mindeste Windstos) die leichten Nöckchen big ;um Knie aufhebt und den reizendgeforinien Ans) :»igt. Dirs war der Anfang der Vewmhung, Daü Mittage essen tonnie nicht ausgetragen werden, bis die Schafe, Gazel^ len. Trappen und Feldhühner gebrate» waren. , !42 Eine halbe Stunde, nachher tamen Nbd'«el'MeIck, Sidi-Achmed und der Sohn des Scherifs, die sich bei der Verfolgung des Wildes weit von uns entfernt halten. Die Kuglis hatten drei Schakale gefangen, die mitgebracht wurden um ihnen dic Haut abzuziehen, Die Jäger hatten außerdem einige Eber geschossen; da aber die wilden Schweine eben so wie die zahmen fur unrein gehalten werden, so hatte man sie nur als Raubthiere getödtet und liegen lassen. Nach dem Gffen hielt der Scherif die Siesta. Die ganze Gesellschaft folgte seinem Beispiel, nur einige setzten sich zusammen und plauderten und rauchten oder tnüpften mit den hübschen Landmädchen ein Gespräch an. Der DschMl'Aem-5md. — ckunm diose^ He-bilM5. ^ Memntwstrie. Gegen drei Uhr Nachmittags als die größte Hitze vorüber war, brachen wir wieder auf, Der junge Hussein bcglei' ttte seinen Vetter und den jungen Imam Achmcd dieses Ma! nicht auf die Jagd, er ritt an meiner Seite. Ich sah wol'l, daß tr mit mir reden wollte. »Hildschi," begann er, «mein Vater hat mir gesagt, was für gute Absichten er mit Dir hat." Ich verneigte mich. »Der Scherif,« antwortete ich, »ist gütiger gegen mich als ich verdiene.« »Aber er sagte mir, er habe sich über Dich zu beklagen ..." »Ueber mich zu beklagen! das meinst Du gewiß nicht so« 143 »Gr sagte mir, Du habest seinen Antrag abgelehnt « »Ich habe um Bedenkzeit gebeten." »Du weißt, Hädschi, daß ein solcher Antrag nie abge» lehnt worden ist." »Ich weiß es; aber als Fremder befinde ich ,mich in einer Ausnahmsstcllung.« »Du bist Muselmann und folglich kein Fremder." »Ja, aber vonGeburt bin ich ein Fremder; ich habe in Frankreich eine Familie: ich habe eine Mutter, der ich hoffentlich noch nicht das letzte Lebewohl gesagt habe,<' »Laß sie kommen," »Sie würde weder die Reise noch das Klima ertragen können.« ^ »Eine Frau muß Dir mehr seyn, als deine Mutter, denn sie ist die Mutter deiner Kinder." »Said, ich habe dem Scherif noch anderr Gründ? angegeben." »Ich wciß es, Du hasi ihm gesagt, daß Du ein Wan» derer bist, wie di? Vögel, die wir bald nach Norden bald nach Süden pichen sehen, aber die Vögel haben ihre Weibchen und diesc ziehen mil ihnen." »Die Vo'qel." erwiederte ich lächelnd, »haben Flügel, und der weit, Hlmmelöramn geHort ihnen." »Der Mensch," entgegnete der Prinz, «hat daö Pferd und das Dromedar und die Erde gehört ihm " Ich antwortete nicht, ich erwartete, waö er mir noch zu sagen hDad kannst Du wol'l dem Eunuchen, der sie bewacht, aber nicbt mir sagen. Sie l'at Dich zweimal gesehen." Ich antwortete mit einer stummen Verbeugung. »Mein Vater sagte mir diesen Morgen: ,>Hllssem. so on Du aut der Rtise mil H^dsä'i allein sprechen lannjl, sagt il'm, da« ich ihn bitte, über ln^inen Antrag llach;udeN' »en^ qlb il'm die Vnsich.'nmg, das: lch mich freuen wurde, sein Vater ;u ,rerden und das. Du ihn mit Frmde als dtl-»en Bruder begrüßen würdest," .,^ ^. -. . .^ »Nnd was hast D» geantwortet"" «i!'«M.t«^. ^ ,.)ch wcrre deinem Befehl gehorchen, Said, nicht nur w,-il Du besiel'lst. sondern auch weil dein Per'ebl mit meinen ähnlichsten Wünschen übereinstimmt. - »Ich kann Dir »ur dasselbe antirorleil, ^aio, >ra<< ich dem Scheris schon geantivrritt bal'e mein V^aunil isi so gros, wie mein Danl." 145 »Nnv wie mein Vater," erwiederte ich ^ »es ist nicht dein letztes Wort, Hadschi: ich hoffe, daß Du Dich anders besinnen wirst.« Bei diesen Worten verließ er mich und ritt eine Weile neben seinem Vater. Er stattete ibm offenbar von unserer Unterredung Bericht ab. Kaum hatte er mich verlassen, so lenkte Iaschna seine» Esel dergestalt, daß er sich an meiner Seite befand. Der Indier war mit seinem hagern Gesicht und seiner spitzen Nase, mit seinen großen feurigen Augen und seinem spar« lichen Bartwuchs, in seinem weißen Gewände und auf sci» nem patriarchalischen Esel immer eine neue Merkwürdigkeit für mich. Den Arabern fiel die groteske Seite seines Gesichts und seiner ganzen Erscheinung gar nicht aus; mich aber erinnerte er immer an Don Quirote, der den Esel seines Knappen Sancho für eine Weile geborgt hat, Ich wurde freilich bald wieder ernsthaft gestimmt, wenn ich sah, mit welcher Ehrerbietung ihm Jedermann begegnete. Er war ja dor Vertraute, drs nlt^i- e^n des Scherns. Wenn Hussein jemalö seinen Iaschma verloren hat, muß er der unglücklichste Mensch von der Welt geworden srvn. Ich habe schon gesagt, wie gut mir Iaschna war. Die Freundsä'att rineö solchen Mannes wäre für Jeden, der sie hätte benutzen wollen, ein großes Glück gewesen. Mir kam oies nie in den Zinn, und Iaschna, dem Jedermann den Hof machte, mußte sich sebr oarüber wundern. Er wünschte natürlich zu wissen, was ich mit Hussein gesprochen. Ich erzählte ihm Alles. Die Sache machte ihm ungcmein viel Unruhe und Sorgen. Er tonnte mir nicht Unrecht geben, denn er billigle meine Gründe Andererseits sah er ein, daß !46 ich durch meine Weigerung in tin Wespennest geritth. Trotz seines Geizes hätte er gewiß hundert Rupien gegeben, wenn der Scherif den Antrag gar nicht gemacht hätte. Aber die Sache ließ sich nicht ungeschehen machen und den Folgen war nicht auszuweichen. Wir hauen alle Ereignisse, die daraus entstehen könn« ten, noch nicht aufgezählt, als wir an den Brunnen kamen, wo wir Halt machen wollten. Die Landschaft war noch reicher, üppiger, malerischer als die, wo wir die Mittagstunven zugebracht hatten, und auch starker bevöl« kert. Man konnte etwa dreihundert Hütten, drei- bis vierhundert Männer und dreimal mehr Weiber und Kinder zählen. Der ganze Raum zwischen den Hütten war mit Scha» fen angefüllt. Das ganze Dorf hatte sich bei Anbruch der Nacht in einen großen Schafstall verwandelt. Die Wachsam^ keil der Hände gab sich dnrch beständiges Bellen fund. Wehe dem Fremden, der ihnen nahe getommen wäre: sie würden ihn zerrissen haben. Wir wurden eben so ;uuorkommcnd empfangen wie an» Morgen. Der Anblick unserer Gruppe wurde durch die Nacht und das Feuer noch weit malerischer als am Tage. In dem rö'thlichen. flackernden Schein der klamme erschienen Männer und Weiber als pl'antastische Gestalten. Ich konnle mich nicht qenuq wundern, das, das Groteöte diefer Sccne den Arabern nicht aulfiel. Vs wurden hier nicht blos Schafe, sondern auch emiqe junge Kameele geschlachtet. Dies ist das uon z>lu« „Uiil der Vewirthung, die im Orient nur sehr angesehenen Personen zu Theil wird. (5s versteht sich, daß der ganze Sland, vom 147 ältesten bis zum jüngsten, bei dieser außerordentlichen Fleisch-vertheilung bedacht wurde. Am andern Morgen kamen wir zeitig nach Sanschan. Dort fanden wir die Führer, die uns den Weg zu der famosen Quelle zeigen sollten. Diese sollte sich am westlichen Abhänge der großen Gebirgskette Dschebel-Veni-Sald be« finden. Dieses Gebirge ist ungemein vulcanifch- es besteht aus Granitfelsen, die ducch die Gewalt des Feuers zerrissen und umgestürzt sind. In den Felsenfpalten ist die Vegetation sehr üppig; es ist wenig Humuserde, aber Alles kommt darin fort. Die ersten Vorberge scheiden das Fürstenthum Abu-Arisch von dem Lande Kholan. Dle ganze Gebirgskette zieht sich wie ein Rückgrat durch ganz Arabien von Vab-el-Man« deb bis zum Sinai. Diese Vorberge sind schon mehr als vierhundert Metres über der MeereSftäche. In diesem Gebirge hausen Legionen von Affen, die für die umwohnenden Vollostämmr eine große Plage sind. Um den Ertrag ihrer Plünderungen leichter und in größeren Massen fortschleppen zu tonnen, siechten die Affen ziemlich große Körbe, in welche sie die gestohlenen Früchte legen. Nenn sie auf Naub ausgehen, stellen sie sich in einer langen Neihe auf; die eigentlichen Fruchtdicbc werden vorausgeschickt und jeder mit Datteln, CocoSnüssen, Mais, Pfirsichen, Melonen oder Trauben gefüllte Korb geht rasch von Hand zu Hand, so daß die Äeute in fünf Minuten den Ver-steck im Gebirge erreicht. Die geraubten Früchte werden in Fe!ftngrotten aufgespeichert. 148 '? Die schlauen Thiere machen ibre Raz;ias immer furz vor Sonnenaufgang. Abends vorher merkt der Eigenthümer des Feldes oder Obstgartens nichts von dem Complott, das gegen ihn geschmiedet wiro, und erst am Morgen sieht er, daß die Affen ihn beftohlen haben. . , . !-.- >-—. V - Um bei dem Diebstahl nicht gestört ;u werden, stellen die Affen auf Bäumen, Felsen und anderen erhöhten Punk« ten Schildwacben aus. Sobald sich etwas Verdächtiges zeigt, geben die Schildwachen ein Zeichen. Die ganze Diebesbande, die zuweilen aus fünfhundert Affen besteht, tkeilt sich in Gruppen, deren jede ihren Anführer hat. Sie verbreiten sich über einen ganz?» District, um in einer Nacht tine großartige Ra^ia auszuführen , denn sie wissen wohl, daß sie im Wiederholungsfälle schlecht empfangen werden würden. Auch die Araber stellen kurz vor der Erntezeit ihre Schildwachen aus; aber diese werden müde und schlafen ein. Die Affen hingegen werden nie müvc und bleiben immer wach. Wenn sie einen District ausgeplündert haben, gehen sie in einen andern. Während man ibnen an einem Orte auflauert, fteblen sie an eiuem andern. Ist der Ort. den sie plündern wollen, gut bewacht oder fürchten sie einen Hinterhalt, so macht sich die ganze Echaar auf den Weg und versucht in dcr folgenden Nacht ihr Heil oft an einem zehn Stunden entftlnten Olle. M ist hockst possierlich, eine solche Diebesbande bei Tagesanbruch mit ihren Körben in der Hand oder auf dem Nucken in ihre Schlupfwinkel zurück' kehren zu sehen. Man konnte sie für zwergartige Schmugss» ler hallen, die mit ihrer verbotenen Waare über die Orenze geben, 149 Zuweilen verlieren die Araber die Geduld und erklären ihnen den Krieg. Die schlauen und flinken Diebe im Gebirge aufsuchen, wäre unmöglich.' sie würden sich auf Felsen und hohe Väume flüchten, die der Mensch nicht erklimmen kann. Man inliß ihnen den Rückzug abschneiden und dies ist keineswegs leicht. Gelingt es, so ist eine Schlacht zu liefern. Dcn Nachfolgern entwischen die Affen; aber wenn sie umzingelt sind ilud leinen Ausweg sehen, setzen sie sich mutl^g zur Wehr, werfen mit Steinen und zeigen ein bedeutendes strategisches 5alent. Man bat Beispiele, daß Araber, die dcn Kamps mit einer unerwartet großen Echaar begannen, die flucht nehmen mußten. Auch wenn sie im Nachtheil sind, kämpfen sie bis auf den letzten Augenblick. Ihr Niß ist furchtbar und artet gemeiniglich in einen krebsartigen Schaden aus. Die Araber brennen die Wunde aus. Wie die Araber, die ibre Todten wegtragen und sich b,'i denselben löoten lassen, bieten die Affen Alles auf, nm ihre Todten fortzuschleppen, und oft bewachen sie dicselbeu bis sie ftlbst sallen. Die Affenwcibchen jammern bei ihren lodten Kindern, wie eine Mutter bei der deiche ibres Kindes weint. Wehe dem Verfolger, der dem Affenwcibche» aus zehn oder fünfzehn Schrille nahe kommt: das wüthende Thier würde ihn mit einem Sprunge erreichen und sein Oe» ficht zerfleischen, l^ben so wie sie Korbe slechlen, um ihren Raub fortzuschleppen, machen sie Tragbahren, um ihre Todten u»d Verwundelen in Sicherheil zu bringen. Die Arabrr versichern sogar, oas; sie lyre todten begraben; aber so weit geht meine Leichtgläubigkeit nichi. Außer den Affen hausen auch luchse und Hyänen im Gebirge. Von Zeit zu Zelt findci man auch wohl einen al- 150 len Panther, der sich in den stillen Wald zurückgezogen hat und als »Einsiedler« lebr. Der Dschcbel-Veni-Said wimmelt außerdem von kurzen, dicken, sehr giftigen Schlangen, die zum Glück nicht sehr flink und gewandt sind. Die gefährlichsten Feinde dieser Schlangen sind die Störche, die Adler und die Geier. ^öwen sieht man gar nicht in Dschebel-Veni« Said) vielleicht finden sie sich am östlichen 'AbHange. Die Löwen, welche in Nedsched, am persischen Meerbusen und ln der Gegend uon Mascata erlegt werden, haben keine Mähne und sind kleiner, aber vielleicht gefährlicher als die afrikanischen. Wir waren also in dem Dorfe angekommen, wo uns die Führer erwarteten. Der Ort, wo sich die Quelle befinden sollte, war noch vier bis fünf Stunden entfernt. Dieser Ort hieß Hannut-el-Ncmmcr, d. i. die Tiger< oder Pan-therhöhlc. Die Araber haben nur einen Namen für die bei« den Tlncrc, die in Arabien auch nur unter der Gestalt des Panthers vorkommen. Ich fragte den Scheris, ob wir uns bereit halten müßten, die Quelle den furchtbaren Thieren, die ihr den Namen gegeben, streitig zu machen. Er antwortete: »Vor zwanzig Jahren würden wir wahrscheinlich Gelegenheit gefunden haben, einige dieser Thiere zu erlegen; aber feit den Kriegen mit Ajsyr und den Ägyptern sind sie sehr selten geworden. Sie haben sich uor den dnrchmarschi« renden 'l nippen zurückgezogen, und außerdem sind sie von kühnen Jägern in den entlegensten Gebifgöschluchten aufgesucht worden, so das, wir taum noch einem ^anlher begeg« nen weroen." Es war indeß unweit des OrteS, oen wir besuchen wollten, i'ln ^anlber qcseben worden, Die Wahrheit dn-ser 151 Aussage hatten Abd'»el'Melek und der junge Imam von Sana zu ermitteln. Sie ließen die Araber kommen, die ihn gesehen haben wollten, und zoqen Erkundigungen ein. Em Führer erbot sich, sie auf die Fährte des Panthers zu fuhren, wahrend unsere Führer uns den Weg zur Quelle zeigen würden. Wir brachen auf. — Gegen sieben Uhr Morgens sahen wir am untersten Gelände einige jener großen Eidechsen, welche von den Arabern als Leckerbissen gegessen werden, ferner cine Nnzahl von Natten, Mausen, Spitzmäusen und indischen Kaninchen. In der Sonne glänzten die silberweißen Ameisen, die nicht mit den Termiten zu verwechseln sind', auch Legionen von schwarten Ameisen, so groß wie Voh« Ntn, bedeckten den Erdboden. Von den silberweißen Ameisen habe ich mehre Grcm» plare mit mich Paris gebracht und dem Iardin des Plantes geschenkt. Auch ein lebendiger Fcnu (die kleinste Galtung der Füchse), der erste, den man in Frankreich gesehen, wurde ein Ial'r lang von den Parisern bewundert. Hätte ich da-mal«? gerußt, das? es nn so seltenes, merkwürdiges Thier ist, so hätte ich Dutzende davon nach Europa schicken können. Der Fenn ist etwas größer als eine Ratte, hat einen verdältnißmäßig langen, buschigen Schweis und sehr große Obren. Die Araber fangen ihn in Fallen, die aus Europa komme,,: daher hatten fast alle, die man mir zeigte, eine zerquetschte Vorderpfote. In den Vorbergen des Dschebel'Veni'Said fand ich noch ein anderes höchst merkwürdiges ihicr, das ich nur mil unserm Wiesel oder Frettchen vergleichen lann. Das Fell ist aschgrau mit Qlicrstreifen am oem Rücken. Die 152 Ohren sind in diesem Vel; kaum sichtbar. Dle Augen sind nicht größer als Schrotttörner Nr. 7, aber ungcmein glänzend und lebhaft. Schweif und Vcinc sind sehr tnrz. Wenn diese Thierchen angegriffen oder gefangen werden, so spritzen sie mit einem eigenthümlichen Geräusch eine Flüssigkeit aus, die einen widrigen Moschnsgeruch Hal. Nach dem Geräusch, das es dabei macht, wird es von den Arabern »Sfmch" genannt. Das Fell müßte sehr schönes Pel;werk liefern. Wir sahen, wie die änßerst zahlreichen Schlangen, insbesondere die Nattern, aus die Natten, Mäuse und übrigen tlei« nen Nagethiere Jagd machten. Die Nattern verfolgen sic, die langsamen, schwerfälligen Schlangen hingegen lauern ilmen auf und sangen sie, sobald sie ihnen nahe genug sind, mit außerordentlicher Leichtigkeit, >>ch war oft Zeuge, daß Nai> ten und Mäuse, durch die ans Wunderbare grenzende Wirkung ves Schlangenblicks gleichsam bezaubert, sich willenlos und ohne den mindesten ivluchlversuch von ibren 5veinrcn ergrei< fen und verschlingen ließen. Auch Vogel, die in die Nähe der Giftschlangen kommen, sind verloren. In Abyssinien habe ich mehre Schlangen geschossen, di? mit offenem Nachen, mit starrem Blick und empörtest» ecktem Halse nur noch den ssall des Vogels erwarteten. Wenn anch die Schlange auf der Stelle todt blieb, so siel doch der Vogel neben ihr nieder und erholte sich nicht immer wieder; ich habe gesehen, daß Vögel ohne die mindeste Verletzung in ,>olge »es Schreckens , vielleicht auch an (5rstickung^starben. Die eben erwähnten furze» dicken Schlangen, die Nattern und Hornschlaiigen, die drei Hauplarten Arabiens, daben an oen on drei ,Vn>j lange» Nieseneidechsen, die von den Arabern »Waran- , von den Naturforschern das »Vano« l53 krokodil« genannt werden, sehr erbitterte Feinde. So oft sich eine Schlange und eine Eidechse begegnen, kommt es zum Kampf. Ich war oft Zeuge solcher Kämpfe. Wenn ein Waran eine Schlange bemerkt, so drückt er sich platt aus den Sand, so daß sein Körper fast verschwindet; sein Nachen ist halb offen, seine blitzenden Augen sind auf den Feind gerichtet. In dem mit scharfen Zahnen bewaffneten Rachen bewegt sich eine spitzige Zunge, wie vie Zunge der Natter. Sobald die Schlange den Feind bemerkt, stürzt sie auf ihn zu. Die Schlange greift immer zuerst an. Sie versucht den Waran an der Seite des Schweifes zu fassen. Der Waran parirt den Angriff mit einem gewaltigen Schlage seines Schweifes , der die Schlange einige Schritte zur Seite wirft, zuweilen sogar lödtct. Die Schlange wird nun vorsichtiger und beschränkt sich auf die Vertheidigung. Eigentlich war der erste Angriff nur eine Kriegslist, deren Zweck war, die Aufmerksamkeit des Waran auf seinen Schweif zu lenken, wahrend die Schlange doch nur die Absicht hat, den Feind entweder unter die Kehle zu beißen oder ihn zu um« schlingen und zu erwürgen. Sobald der Waran bei der Kelile gefaßt wird, ist er verloren. (5r wehrt sich freilich mtt seinen starken Kralleu, aber die Schlange beißt sich immer tiefer ein und erwürgt ihn. Zuweilen aber faßt der Waran die Schlange am Kopf oder am Halse, und die Schlangt, die sich um ihn schlingt, erdrückt ihn; daher »eignet ts sich nicht selten, daß Vcidc in dieser Umarmung sterben. Die übrigen kleinen Tbiere, von der Fliege bis zu dem indischen Kaninchen, weroen von dem Waran ohne Widerstand verschlungen. Wir machten gegen Mittag in einem lamarmdenwäld- 154 chen Halt. Eine halbe Stunde von uns lagen die Trümmer einer alten unbekannten Stadt, welche die Araber die »Gotzenstadt« nennen. Ich überlasse den Alterthumsforschern die Sorge, den wahren Namen dieser Stadt zu ent« decken. Nach dem Frühstück und der nachfolgenden unrrläßli» chen Siesta gab der Scherif Vcfehl, ins Gebirge zu drin« gen. Wie an dem Tage, wo wir die Milchquelle suchten, waren nur wenige Erwählte. Der Scherif, Iaschya und ich, zwei ooer drei Leute aus dem Gefolge und die Führer nahmen allein de>' Weg ins Gebirge. Seit mehr als einer Stunde war Abd'-el-Melet mit dem jungen Imam von Sana auf der Pantherjagd. Das Gebirge bot die größten Schwierigkeiten und Hindernisse! es war nicht nur sehr steil, sondern aus allen Fclscnspalten ragtcn Dorncngebüschc hervor und versperrten den Weg. Es waren Mimosen, Euphorbicn und eine ^otusart. Wir muß-len uns indeß hindurcharbeiten. Der Schcrif Hussein, der mc qewusü hatte, waö ein materielles oder moralisches Hinderniß war. ritt voran und bahnte den Weg durch alle diese Lanzenträger, die ihn zwanzigmal hätten zerreißen müssen, wenn nicht zwischen der Natur eines Vandes unv seiner Bewohner eine Art Schutz- und Trutzbündnis; be« stände. Endlich lamen wir an ein Pl.ueau und am Ende dc^» selben befand sich eine Höhle, vie ein Araber »m leinen Preis bcireicn hatte. Diese Hl>hle führte den Namen »Pan-tbcrgrolic«. Es war ein di'isten'r. wilder On. Ich wollte die Hohle betreten und uulcisuche,,) allein ocr S'hcrif faßte meme Alme unv bull mich zurüct. 155 ' " «Geh nicht in die Grotte, Hadschi,« sagtc er, »Du würdest nicht wieder herauskommen.« Hätte ich es nicht mit Arabern zu thun gehabt, so würde ich meinen Willen durchgesetzt haben. Nach ihrer Meinung wäre es ein Frevel gewesen, die Höhle zu be« treten. »Aber,« entgegnete ich, »wir müssen doch hineingehen, wenn die Quelle im Hintergründe der Orotte ist.« »Zum Glück ist die Quelle nicht dort," antwortete einer unserer Führer. »Wo ist sie denn?« fragte der Sehens ungeduldig. »Wir sind schon da, Said,« sagte der Araber. Er führte uns an einen etwa vier Fuß in, Umfange haltenden Vrunncn, der in einen großen Granitblock gehauen war. DaS Wasser stand bis an den sselsenrand; aber cs war so klar, so durchsichtig, so ruhig, daß ich aus den ersten Vlick erklärte, es könne leine Quelle seyn. Ich schnitt mit meinein Dolch einen kleinen Vaum ab, um die ^iefe des VrunnenS zu untersuchen. Der Voden war überall fest. Dies bestärkte mich in meiner Meinung. Die Führer aber behaupteten, eö scy ein Abfluß unv vas beständig abflicftenve Wasser müsse mnüvlich durch Zufluß erneuert wcrvcn. Um diese Vebaupnmg zu beweisen, nidrten sie mich nmg!,' Fnsl mtter die angebliche ^.nelic und ;eigten mir eme C lclle, wo das Wasser durchsickerte. ^Wir wollen die i?.uel - Wir begannen nun nut unsern (ioccsnußschalen da>> Wasser auszuschöpfen, bis rer Brunnen leer war. Das Wasser floß wirklich wieder zu. aber fast unmertlich durch eine schmale sselsenspalte. (5s wäre nicht der Mühe werth gewesen, deshalb eine Wasserleitung anzulegen. Die Nalur baue dieses Wasserbecken ?ur Erfrischung der Hinen und zu temtl» anveill Zwecte bestimmt. Der Tchtlif war sehr verstimmt, (>r balle lin ^,-lste schon ein Alhambra mit Garten und Springbrunnen erbaut, uni> ditsen schönen Phantasiegebilven mußte er nun Lebewohl sagen. (5r war schon zweimal gelauscht wrrden. Dle-seö Mal war » Morgen gerastel hallen. Wir ruhten '.'rn unseren Llrapazen bis zwei Uhr Früh auö. Gegen Mltternacht kamen Abd'»el'MtIek und Achmev. Sie brachten nur einen von ihre» beiden Hunven wieder zu« lück. der andere war von einem Panther zerrissen worden. Dafür batten sie ad,r zwti kleine Panther gesangm, Dlt Hhierclien »varcn allerliebst, sie sürchteicil stch inchl lin mil«' desttN und spilltc» »U! einander wic.'i^^'n. Mail liesl eine Zlsg? loinincn, u>ld dl>> kleine» Pantl'er singen an zu sa«. 157 gen, als ob es ihre Mutter gewesen ware. Sie gediehen vortrefflich! als ich Abu-Ansch verließ, waren sie so zahm wie Hunde. Rückkehr »ach Mm^lrisch. — 31teine Arank-tMt. — -Mm ^iltMMiiMlMch. — Tod meiner theuern MMmerin. Sobald Abv'-el-Melek im Dorfe angekommen war, ließ er mich rufen. Er war von einer Natter gebissen worden. (3r hatte sich mit seinem Dolch sogleich ein paar Zoll Fleisch ausgeschnitten nnd die Wunde mit gewissen als heilkräftig bekannten Kräutern und Baumblättcln uerbundcn. Der arme junge Schcrif war sehr blaß und schrecklich ermüdet. Die Wunde machte ihm viel Sorgen und ungeachtet seiner Entschlossenheit fürchtete er, das Gift könne ihm ins Vlut gedrungen seyn. Ich beruhigte ihn! ich kannte die Wirkungen des Visses der Hornschlange genau genug, um ihm die Versicherung geben zu rönnen, daß er nicht mehr an der Wunde fterben werde; denn der Tod folgt immer sehr schnell, uno der Viß war schon drei Stunden alt. Iä' untersuchte die Wunde. Für den Augenblick war nichtö zu thun, alö sie mit Wasser und Salz auszu-waschen. Die Araber wollten sie ausbrennen, aber ich gab es nicht zu. Um drei Mir sslüli stiegen wir zu Pferde. Abd'-el-Me« let ronnte nicht reiten. Man bereitete ihm eine Sänfte und legte ihn auf ein Kamebl. Ich btmerfle. daß der junge Hussein die Wunde seines Vetters sehr gleichgiltig betrach- 158 tete. Der junge Araber mochte bei seinem rastlosen, unternehmende,, Charakter wohl von dem muthmaßlichen künftigen Herrscher gefürchtet werden. Der Scheris Hussein war sehr verstimmt. Er ritt ganz allein voran und sprach mit Niemand, nicht einmal mit mir. Iaschua blieb aus seinem Esel in bescheidener Entfernung. ES wurde beschlossen, ohne Aufenthalt nach Abu« Arisch zurückzukehren. Der Zug machte nur Hall, um das Gebet zu verrichten und einen kleinen Inbiß zu nehmen. Zwei- oder dreimal näherte ich mich dem Scherif, um ein Gespräch anzuknüpfen; aber ich merkte wohl, daß er mit seinen Gedanken allein zu seyn wünschte, und zog mich zu« rück. So kam ich zufällig an die Seite des jungen Imam von Sana. Ich hatte ihn kaum gesehen, kaum einige Worte mit ihm gesprochen. Er hatte sehr feine Manieren und ein einnehmendes Aeußere. aber trotzdem mißfiel er nur wegen seines Fanatismus, der freilich nur eine Berechnung war. Er wußte, daß ich mich nicht gegen den Kriegszug erklärt hatt« und daß die Vereitlung desselben nicht meine Schuld war. Er dankte mir daher und machte nur all? möglichen Versprechungen sür den Fall, daß er einst Imam von Sana würde. Ich sprach von dem Rath, dcn ich dem Scherif gegeben, und fragte ihn, mit welchen (Heilkräften er das Unternehmen unterstüyentönne. Er amworlcte mir ganz aufrichtig, er tonne mittelst seiner Anhänger und ftincö persönlichen Vermögens die Hälfte u»d vielleicht zwei Driltheile der Kriegskosten aus« bringen, u»d wemi er einmal die Slelle scineö Ohnmö ein» 159 genommen, werde cr im Stande senn alle Auslagen zu ersetzen. Ich empfahl ihm das neffte Stillschweigen übei diese Angelegenheit und warnte ihn vor einigen Brüdern des Scheris, denen er meiner Meinung nach zu vicl Vertrauen schenkte. Vr hegte vielmebr einiges Mißtrauen gegen den Scherif und glaubte mehr dessen Gefangener als sein Gast zu seyn. Ueber diesen Punkt beruhigte ich ihn und bürgte für d?n Scherif wie für mich selbst. So plauderten wir lange, trotz der Sonnenhitze i wir Beide waren daran gewöhnt, und überdies war das Gespräch so interessant, daß wir die glühenden Sottmnstrahlen nicht beachteten. Ich hatte es zufällig gemacht wie die Araber' meine Kopfbedeckung war zu leicht, obschon mein Gesicht durch eine Somada geschützt war. Der Scherif hatte mich gewarnt. Im Lande Jemen gilt das Sprichwort: »Geh ganz nackt, aber bedecke den Kopf« Ich kam indeß nach Abu«Arisch, ohne mich unwohl zu fühlen. Der Tcherif sagte mir freilich beim Abschiedes »Dein Gesicht ist sehr roth, Hadschi, ich glaube, Du hättest einen Turban nehmen sollen.« Ich bcgab mich nach Hause, um mich zu waschen und umzukleiden. Soliman und Hafza fragten mich, woher diese auffallende Nöthe komme. Ick) schrieb sie der Sonnenhitze zu. Ich fühlte noch nichts als ein eigenthümliches Brennen der Haut. Ich speiste bei dem Sck'erif. Aber gegen neun Nl'r Abends fühlte ich mick' unwobl und bat um (Erlaubniß mich zu entfern on, . . 160 »Geh,« sagte Hussein; »aber nimm Dich in Acht, ich fürchte Du hast den Tonnenstich." Zu Hause betrachtete ich mick im Spiegel. Mein Gesicht war violett. Zugleich suhlte ich cinen Fieberschauer. Schwere des Kopfes und Leibschmerze». Bald darauf trat heftiges Erbrechen ein. Hafza glaubte anfangs, ich ft'.' vergiftet. »Ich balte Dir gerathen,« sagte sie, »nicht bei dem Scheris zu essen.« Diese Worte hörte ich kaum; ich begann zu phantanren. Soliman reichte mir schwarzen Kaffee. Ich verlangte Wasser, das man mir aber verweigerte. In meinem Fieberwahnsinn glaubte ich Soliman lachen zu sehen, und ich konnte mich seitdem cineö großenMißtraucns nicht erwehren. Am andern Morgen verbreitete sich das Gerücht, daß ich frant sey. (5s hieß sogar, ich sey todt. Die Weltfinder schlugen verwundert die Hände ^nsammen und sagten' »Wir sahen ihn ja erst gestern vorüberreilen, und er befand sich sehr wohl.« Die Frommen blickte» zum Himmel auf und sagten! »Gott ist groß!* Sobald der Scherif meine Krankheit erfuhr, schickte er zwcl Eunuchen an mich ab mit dem Befehl, ineme Wohnuna, gegen Plünderung ;u schützen. Vei Tagöanbruch ließ das Fieber «ach, aber ich war balb todt. Ich hörte Alles waö um micb gssproä'rn wurde, das Gute wie daö Vöie. die wabrscheinlichen wie die abgeschmackten ^ermntl'unqen, aber iä, war nichl im Stande, ein Lebenszeiten zu geben. 161 Die Fanatiker, die meinen Tod für unvermeidlich hielten, begannen mich, wie einen Sterbenden, mit Versen aus dem Koran zu behandeln, und im Nebenzimmer wurde das Gebet der Sterbenden hergesagt. >!- Trotzdem fühlte ich Leben in mir; ich war, wenn ich so sagen darf, nur äußerlich todt. Ueberdies wurde ich durch die heftigen Leibschmcrzen an das irdische Dasein erinnert. Gegen Abend fühlte ich einigeVesserung. IchriefSelim. Ich bat ihn dringend, mich nicht zu verlassen und keine andere Krankenwärterin als Hafza zu mir zu lassen. Das arme Kind war außer sich. Ich fragte, wer mich besucht hatte. Iafchya. die Vrüder des Sherifs und der junge Hussein waren bei mir gewesen. . ^ Abd «el'Mclek hatte sich nach meinem Befinden erkundigen lassen, er selbst war durch ein heftiges Wundfieber ans Bett gefesselt. Ich ließ mir meine Reiseavotheke auf das Ven bringen, nahm einen Kasfehlöffel voll Chinin und befahl Selim, mir am andern Morgen eine gleiche Dons ;u reichen, wenn ich nicht im Stande wäre die Arznei zu verlangen. (5me Snmve nachher wurde ich wieder von Fieber» Phantasten befallen. Der Anfall hörte gegen zwei Uhr nach Mitternacht auf. Hasza und Selim hatten mich keinen Augenblick verlassen Ick hatte nnr einen lichten Augenblick, denn bald schlief ich ermattet wieder ein. (5in Sclave Abd'- el-Meleli? wartete, Ich ließ ihn vor mein Ve,t kommen, (5r steckte mir ein Billet zu und sagte- . . 162 »Von meinem Hcrrn.« ° Ich nabm das Billet. »Nimm von Niemand Tpeise und Traut," ftüstene er mir zu und entfernte sich. Als cr fort war, klopfte ich an die Wand, um Selim zu rufen. Selim tam. Ick) gab ihm das ViUct zu leim; ich hatte so viel Vertrauen zu ihm wie zu meinem Vruder. Das Billet enthielt folgende Worte-»Man tracktet Dir nach dem Leben, ich habe es soeben erfahren. Traue keinem Mcnfchen, außer Zelim: ich wache über Dich, mehr kann ich Dir nicht sagen.« Das Villet war weder unterzeichnet noch versiegelt, auch mein Name war nicht darin genannt, An demfelbeu Tage kam mein Koch Abdallah, ein braver Mensch, und bat um seine Entlassung. (5r fchühte den Tod seines Vaters vor und die Nothwendigkeit feine Fami^ lienangelegenheiten zu ordnen. Gegen diefeu Vorwanb ließ fich nichts einwenden. Icb rief Sclim und ließ Abdallah seinen Lohn auszahlen. Dann rief ich Abdallah zu mir. Er m-igte sich ui mir und fagte so leise, daß ihn Niemand verstehen sonnle- »Fliehe fo bald Du kannst: diesen Rath gibt Dir ein Freund.« Dann entfernte er sich. Ich sah ihn nie wieder, Diefe wenigen Worte, die er mir zugeflüstert, bestärkten mich in der ^frmiilbung, dasi man ihm Anträge gemach, balle, mich zu verfilm,. 163 Selim und Hasza, denen ich alles erwählte, n'as vorgegangen war, theilten meine Ansicht und waren um so wachsamer. Die Sclaven des Sherifs kamen zweimal täglich, um sich nach meinem Befinden ;u erkundigen. Aber des Sherif selbst kam nicht; anch den jungenImam sah ich nicht bei mir. Iaschya kam täglich, oft zweimal. Eine sehr heftige Gehirnentzündung brach aus. Ich konnte meinen Zustand nicht beurtheilen, ich hatte täglich eme Krise, in welcher ich völlig das Bewußtsein verlor. Hafza bcgcß meinen glühenden Kops mit kaltem Wasftr und oicscm glücklichen Einsall habe ich wahrscheinlich meine Rettung zu danken. Soliman hatte häufige Unterredungen mit den Voten der Sherife, die sich täglich erkundigen ließen, nicht ob ich besser, sondern ob ich todt scv. Am zehnten Tage gelang es ihm, sich mir zu nähern. Er fragte mich mit honigjiißen Worten, was mir fehle und wie es mir gehe. Er hatte nicht dcn Muth, mir einen Dolchstich zn geben, der ihm wahrscheinlich eine gute Belohnung eingetragen haben würde; aber er übergab mir ein kleines Packet, welches seiner Versicherung gemäß ein untrügliches Heilmittel enthalten sollte. Ich dantte ihm und nahm das Packet. Ich sollte das weiße Pulver in Wasser auflösen, sovq-fältig umrühren und daö Ganze einnehmen. Ich übergab es Selim mit dem Befehle, eö sorgfältig aufzubewahren. Er öffnete das Packet und betrachtete daß Pulver. 164 .>O Sidi," sagte rr, ,oaS ist Rattengift.« l^r sagte mir nichts Neues, er bestärkte mich nur in meinem Perdacht gegen Zoliman. Am rreizebnten 'lagc besuchte mick endlich rer Tberif. Er kam >n Begleitung des jungen Imam, Er schien sich zu wunvttn, daß ich noch lebte. Man hatte ihm ja ost ge-sagt, daß ich rettungslos verloren sen. Er bctbeuertc mir in den wärmsten Ausdrücken seine Freundschaft und (5lgeb,'N-heit, stellte sein ganzes Haus zu meiner Verfügung un? ver< Neß mich mit der dringenden Bitte, mich in allen Dingen an ihn zu wenden. Ich büleie mich wcbl, ihn um etwas zu bitten. ssr war sebr erstaunt, daß man so trank seyn könne, ohne zu sterben. Während er da war. zeigte ibm Etlim das weiße Pul« ver, welcheö nur Soliman gebracht hatte. Soliman wurde sogleich verhaftet. Selim meinte, er gebe keinen Mra für das ^.'ebcn seines Cameraden; aber vor der Hand begnügte sich der Tcherif mit seiner Einkerkerung. Gr woUte meine Genesung oder meinen 3rd abwarten, ehe er einen Beschluß faßte. Dann wolitc der Schenf wissen, von irem der Giftmischer gedungen sen. lagö darauf besuchte mich Abd-elMelck. Neber i>mc Gesmnnng tonnte ich keinen Zweifel hegen. » Wir blieben allem. «Hast Du mein Billet erhalten?« sagte tl. ,Ia," antwortete lch. und ich danle Dir für die Warnung." »Der Augenblick ist noch nicht gtlommen, Dir zu er» 105 zählen, was vorgegangen ist; aber wenn Dn wieder gesund bist, sollst Du AlleS wissen,« Ich sagte, daß ich gestern seinen Oheim gesehen. »Ja,« saa,te er, »ich weiß, daß er Dich besucht hat. Wie war er gegen Dich?" -' - '^ »Recht gut.« »T>u sagst das in einem sonderbaren Tone." ^ »Ich fand ihn etwas kalt.« '' »Wenn Du wüßtest, init welchen Intriguen er umgeben ist! Wenn Du wüßtest, wie man Dich bei ihm verleumdet hat! Alle diese Quacksalber, die Dich mit Versen aus den: Koran beilen wollten, haben Dich der religiösen Lau» heil beschuldigt, weil Du ihre Talismane nicht verschlucken wolltest, Neberdies N>»o Vriefe aus Mekla angekommen. Die türtisä'e Partei fordert geradezu deinen Too; Eschreff lann Dir nicht verzeihen, daß Du meinem Oheim seine Neise ül'cr Aden und alle Folgen seines Vertrags mit England enthüllt hast, Uebrigens sey unbesorgt. Mein Oheim wird standhaft bleibell. Du hast ihm zu wichtige Dienste erwiesen, als daß er sie so leicht vergessen könnte. Vor Allem l'ülc Dich, von einem Andern alö von Selim etwas an;u-nel'men. Wenn Du wieder gesuud bist, wird sich das Wci' tere finden. Du tenns? mich. Du weißt, daß ich Dir mit 5?elb und Seele ergeben bin." Nach einigen Minuten verließ er »uch, denn er sah, daß miä' ras Neoeii ^u schr ergriff Ich war »och uicht stark gmug, lim ein langes ernstes Gespräch zu führen. Telim und Haf^a pflegten nuch immerfort mit der groß« en Sorgsalt, und sie machten sicb oadurch vi.Ie feinde, es !66 war zu furchten, daß sie für ibre Treue einen schlechten Lohn erhalten würden. Nach und nach besserte sich indeß mein Gesuudheiiszu^ stand. Am sechzehnten Tage stand ttha>?nadar. Dieser war ein abvssinischer Ennuch, der Vezier ein Araber. Der Scherif kam mir bis an die ihür seines Empfang-zimmers entgegen, reichte mir zum Gruß beide Hände und sagte lachend: »Wabrbaftig, Hadschi, ich habe nicht erwartet, Dich so balv wieocr zu, sehen. Ich wünsche Dir Olück. Es stand so geschrieben.« In dieser Sitzung wurde das Schicksal SoNmans entschieden. 163 »Du bist wieder hergestellt,« sagte Hussein, »wir wollen nun von Solimcm reden," »Said," erwiederte ich, »verzeihe ihm und schenke ihm das Leben.« »Ab« er wollte Dich vergiften . . . Wenn sein Plan gelungen wäre, so würde man gesagt haben, ich bäne il'n gedungen.' »Aber ich würde cs nicht geglaubt haben.'- ent-gegnete ich. »Ich hoffe es." sagte der Scherif und reichte mir die Hand. »Ich bitte Dich also,« suhr ich son, »und schenke ihm das Lebcn: er möge sich anderswo hängen lassen, wie man m Europa sagt." »Du willst cö^« sragle Hussein. »Ich bitte Dich darum. 2aio.'< ' »Dann warte." (5r schlug in die Hände, Vi» Sclave erschien," »Man sichle den Gefangenen Hadschi Soliman hcr<" sagte er. Wir warteten nicht lange, man hatte ilm bereitS in die Citadelle gebracht. Soliman wurde in Ketten hereingeführt. (5r verneigte sich vor den« Scherif und wollte ihm die Hand lüssen. Aber der Scherif zog seine Hand zurück. Dann trat er auf mich zu. Ich machu- es wie der Scheris. Da er mir die Hände nichl fnsscn soinue, ü' wrilir er mir die ,>>>lie küssen. Ich trat ;urück. <^r l'licb aus ecn Knicn. 169 Der Scherif zog vas Päckchen mit dem Arsenik aus dem Gürtel. »Kennst Du das?« fragte er idn. " '' ^ »Ja, Said," antwortete der Giftmischer. »Hat es Hadschi uon Dir erhalten?" > - »Ja, ich habe es ihm übergeben.« »Als Gift oder Arznei?« »Als Arznei.« »Wußtest Du, daß es Gist ist?« »Ja, ich wußte es.« - :/ »Du wolltest ihn also vergiften?« , , ., »Ich hatte den Austrag dazu erhalten." .1 »Von wem?" »Von vornehmen aber fremden Personen.« »Von Christen oder Moslem?« »Von Moslem.« »Von Arabern?' ' . - , »Nein, von Türken." »Wer waren die Türken?" »Daö kann ich nicht sagen; ich habe Stillschweigen geschworen." »Kannst Du nichtS hinzusetzen?« »O ja, ich kann sagen, daß eg persönliche Feinde Hadschi's sind, die ihn überall verfolgen werden/ »Thut eg Dir leid, daß Du ein Werkzeug dieser V'cutc gewesen bist?« »(5ö thut mir leid, daß mein Vorhaben vereitelt ist." Der Scherif sah mich an. »Er ist cin von dcn Htinen, fanansiner Türle,« sagte ich. 170 »Wirft Du es wieder versuchen, wenn Du frei wärest?« «Auf der Stelle; aber ich würde es besser zu machen suchen." Der Scherls wandte sich zu mir. ^ . - .,' »Du siehst wohl,« sagte er, »daß es ein Mißgriff wäre, il»n die Freiheit zu geben." ,>Ich wiederhole meine Vitle, Said; er wir? nur ihun was geschrieben steht.« >' »Du wiUil es durchaus?« - ' ' - »Ja, ich wünsche es.« »Geh," sagte der Scheris, »Du bist frei.« Soliman stutzte. »Bedanke Dich wenigstens bei Hadscki,« ftr irat näher, um mir Hände und Füße zu küssen. Ick stieß ihn zurück. (5r verließ das Zimmer. Der Scberif gab sogleich seinem Vezir den Befehl, den blenden sortzuschaffen und ihm bei Todesstrafe die Rückkehr zu verbieten. Ich rief Telim und befahl ihm, Tollman fünfund» zwanzig Talaris zu übergeben. Dieser wies das Geld zurück. Man vertbeilte es unter die Armen, dir den Giftmischer, so» bald er sich blicken ließ, mit lauten Verwünschungen empfingen. Es versteht sich, daß meine (^roßmmb von Allen, selbst von den Armen, die doch Nuyen davon hane», gnadelt wurde Dle Verzeibung, welche ich für it'n erwnlt halte, wurde für Zchwäche gehalten. Aber ich wusür, daß Soli» man Wnb und Kinder t'atte, Gr verließ Abu-Arisch noch denselben Abend und nahm den Weg nacb Gdesan. Ich begab mich nachHause und cmpsing den Vesuch allcr vornehmen Personen res Landes. Das Gerücht hatte sich verbreitet, daß ich nicht nur gerettet, sondern auch mehr als je in Gunst stehe. Noch denselben Abend wurde Abv-el-Mclet gemeldet, Es war sein zweiter Vesnch. Dieses Mal sprach er ernsthafter, Vö bandelte sich um einen Vorwand, den Scheris um meine Entlassung zu bit« ten. Abd«el-Melek gab mir den Rath, daS Land so bald als möglich zu verlassen; denn er batle die Ueberzeugung, daß sein Oheim, wie sebr er nur auch zugethan war, endlich doch den Einflüsterungen seines Harems und den türkischen In» trigutli nachgeben werde; er wußte nicht zu sagen, von welcher Seite ich am meisten zu fürchten hätte. Dies war auch meine Meinung, und seit meiner Ge» nesung war mein Entschluß gefaßt. Abo-el-Melek wußte, daß man dem Scheris dringend gerathen mich einkerkern zu lassen. Ich wollte wissen, wer dieser officiöse Rathgeber sey', aber Abd-el-Melek wollte es nicht sagen; er gab mir nur zu versieben, eö se» einer von denen, die am meisten Ursache hätten mir danrbar zu scun.« (5s lain nur daraus an, den ^cherif durch mein Gesuch um den Abschied nicht zu beleidigen. Abd»el-Melet versi' cherte, ich miissc auf großen Widerstand von Seiten seines Oheims gefaßt senn, denn ich sey ihm bei der Ansfübru''g seiner (Zuwürfe noch unembebrlicb, und dies?» Nnenlbch»» lichtet hatte,ch mcine Rettung zu danken. 172 »Auf jeden Fall,« setzte Abd-el'Melek hinzu, ^kannit Du auf mich zählen, gleichviel welches Mittel Du wäblst." Mit diese!» neuen Velsprecben verließ er mich. Am andern Morgen wurde Hafza iil den Harem gerufen. Sie kam weinend zurück. Ich fragte ne um die Ursache ibrer Tbranen. aber sie mochte es nicht gestehen. Ich hatte ein fo unbedingtes Verlranen zu ihr, daß ich nicht länqer auf ein Gestandniß drang. »Du wirst mich warnen,« sagte ich zu il'r. >.wenn Du glaubst, dap eg nothwendig ist." Ich ahnte wobl. was vorgefallen war. Man ließ sie einigemale hole») sie lam jedesmal trauriger zurück. Eines Abends endlich gestand sie mir Alleö, Anfangs batte man fie rnfen lassen, um sie ;u bestechen, man nullte sie alö Werkzeug dennhen^ aber alö die^ nicht gelang, wollte man sich mit ihrer Entfernung l'cqnügsn man wolllc ibr die Mittel zur ^lncl'l birlen, N'^nn sic sil>'l'cn nnr mich verlassen wollte. Tie hatte alle Antrage zurückgewiesen. Man halle eS nun mit Drohungen versuclu. und a»c« furcht vor Gewalt« maßregeln gestand sie nur Alleö. Ich verbot ihr, das Haus zu verlassen, und befahl 2e» lm>< ganz besonders auf sie zu achten. Sie hielt die ganze Sache übrigen« mir für eine ans dem Harem l'ervorgegangme Intrigue, Der Scherif w»s,»c nichts davon i aber ich hielt eo für unbesonnen, ihm diese lleine Verschw'örung zu entdecken. Iaschya. mil dem ich da-von spracb, war meinei Meinung, ,r gestanr. daß meine Stellung berexllich zu werden beg.inn, ich miisse mich ent« 173 weeer zu rer Heirath entschließen over mich zurückziehen. Im letztern Falle dürfe ich nicht zö'gcin. Zu der Heirath konnte ich mich unmöglich entschließen. Ich würde vielleicht unschlüssig gewesen seyn, wenn nicht die Thatsachen zu deutlich gesprochen hätten. Es blieb mir nichts übrig, als abzureisen. Ich schrieb an den Scherif: »Sidi, meine Gesundheit wird schwach, ras Klima hat mich bereits an den Rand des Grabes gebracht, und ich kann feine völlige Genesung erwarten, wenn ich noch lange im Vanoc Jemen bleibe. Goll hat meine Gesundheit erhalten, so lange als ich Dir nützen tonnte. Die Gewißheit deö Friedens gibt mir den Muth, Dich um meinen Abschied zu bitten. Ich kam in dein Land mit dem Vorsatz, nur einige Tage hier zu bleiben; ich bin länger als ein Jahr geblieben; Du wünschtest es, ich mußte gehorchen," »Ich war aus dem Wege nach Bagdad! erlaube mir, daß ,ch meine Reise fortsetze.« »DasHeilund der Segen des Allerhöchsten sen mit Dir. Hadschi Avd'fl.Hamid.Psi'.« ^tch Neqelle den Brief und übergab ihn meinem Freunde Iaschna, der ihn sogleich dem Tchrrif übergab. Au jenem Tage erhielt ich leine Antwort. Abends blsuchte mich der junge Hussein, aber er sagte lein Wort von den, Briefe. (5r sprach vielmchr uon meiner Verbindung mit seiner ssamilie wie von einer faum zu bezweifelnden Sache. In der Nacht beklagte sich Hafza über eine leichte Unpäßlichkeit. Ich wurde sehr besorgt! sie hatt, sich geweigert, wich ;u vergiften, mich ;u verl>,ff>'n ' balle man nicht viel« !74 leicht ein Mmcl gefunden, mich uon >hr zu trennen uno si« zugleich zu bestrafen? .> ^ > " - ^ > ' Das arme Kind batte Leibschmerzen. Es war eine mißliche Sache, sie selbst in Behandlung zu nehmen, und doch traute ich keinem Quacksalber von Jemen. Ich ließ eine Art Hebamme kommen, die einige Kenntniß uon heilträs» tigen "Manien batte. Sie untersuchte, befragte, betastete die Kranke und erilarte endlich, sie habe den Bandwurm, Die Abttssinier leiden bekanntlich sehr häufig an dieser Krantbeit, welche sie die »Lcideöfchlangc« nennen. D»e )ia» N,r dielet dort zugleich das Heilmittel, den Cosso. Ich lleß überall suchen und nachfragen, aber eö war nichtö davon in Abu-Arisch auszutreiben. Ich versuchte den Cosso durch die nveite Rinde der Granalwurzcl zu ersehen, aber dieses Mittel ist bei weitem nicht so wirlsam wie oas erste; es bewirkte nur Erbrechen. Hasza bekam immer deftigere Tchnier^en, die Krank» heit schien einen ungewöhnlich raschen uno schmerzhaften Vtr> lauf zu nel'men. Mein Ärgwohn war vielleicht ungegriindel, aber ich dachte immer an Vergiftung, Die Kolik dauerte un< aufbörlich, dai> Abreche» wiederholte sich immerfort. T»e Kraule magerte fast zusehend« ab. Zie selbst fühlte ihr (5nde »labe li»v sagte es mir. Sie war ebenfalls überzeugt, daß sie vergiftet worden, Ich verordnete Meö waö in solchen üä'llen anzuwen» den ist! Oel. Milch und gefchlageues (§iweißi aber Alleö war sruchtloö. VonZeil^nZeit flüsterte s,e^ «Daö l'at Aliina qelban'" Mein Dgwohn stimmte mit dem ihrigen nur zu sehr übtlein. 175 Die Krankheit daucne ;wei Tage. Gegen daö Ende des zwettcn Tages sagte sie mir Lebewohl und bat mich um Verzeihung, falls sie mir ungehorsam gewesen wäre over sonst mein Mißfallen erregt hätte. Ich weinte wie ein Kind, Ihre letzten Worte waren eine Warnung; sse empfahl mir dringend die größte Vorsicht; nur meinem treuen Selim und einer meiner Negerinnen, Namens Amena, dürfe ich trauen. »Sey auf der Hut,« sagte sie oft; »man bai mich vergiftet, weil man weiß, daß ich Dich liebe." Es war die Wahrheit. Armes Kind! ßö ist nicht Titte, daß Männer in einem Zimmer bleiben, wc» ein Weib stirbt. Uebcrdics war der Anblick zu ergreifend für mich, Ich sagte ihr noch einletzteö Lebewohl und entfernte mich. (5inc halbe Stunde nachher starb Haf;a in den Armen der Negerin Amena. Man überbrachte mir diese Irauerbotschafl im Garten. — Arme Hafza' Vnde dlS zweiten Theiles, Druck und Papier von Lrop. Gomm« in Wien.