der Söhne des heiligsten Herzens Sefu, = Organ deßaWarien-Vereinß für Afrika, = Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltäter» den apostolischen Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigster Bischöfe. Erscheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Post 2 K — 2 Mk. — 3 Franken. TReöafttion und Administration: Mssionsbaus /Dtlland bet Lriren, Tirol. =-—■ = IrrHctl't:-------------------- r- • = Unsere Missionäre in Uganda 145. — Wie bic Schillnk über unsere Missionäre, unser Land und unsere Landsleute denken (Fortsetzung) 148. — Bon Uondokoro nach Omäch (spr. Lmütsch), der neuen Missions--station 150. — Tie Engländer als Kolonisatoren int Sudan 155. — Aus dem Missionsleben: Schulen in «ttigo 157. — Gedankensplitter 160. — Unterhaltendes: Schwarzes Elfenbein (Fortsetzung) 161. — Verschiedenes: Die Schrecken der Schiastrankheit 164. — In den Pranken einer Tigerin 165.' — Brot ans Bana,reu 166. — Charakter und Sittlichkeit der Manyamwezi 166. — Ans Hänschens Aufjatzheft 167. Abbildungen: P. Kohnen mit einigen Schillukkriegern. — Auf dein Weißen Nil. —" Schillnkgruppe. — Eine Piroge der Schilluk. — Itzjühriges Schillnkniädchcn mit ihrem Brüderchen. — Betender blinder Mohammedaner. Dem Memento der hochw. Missionäre und dem Gcbere aller Leser werden die folgenden Verstorbenen empfohlen: Herr Höllrigl (Brixen) — Hochw. Herr Andreas Wolf, ehem. Professor im Binzentinnm (Mils bei Hall) Hochw. Herr Stephan Lageder, Pfarrer (Lanen > — Hochw. Herr Karl prader, Pfarrer von Albeins (gest. Innsbruck) — Herr Johann Unoflach (Brixen) — Frau Rosalia Hofbauer (Gninnden). „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" 1 Wriefknsten der Medclktion. ES Nach 8. Hoffentlich wird der allgem. österreichische Katholikentag, der int September in Innsbruck abgehalten wird, sich auch mit der Missionsfrage beschäftigen. Ans den deutschen Katholikentagen, wenigstens auf den letzten, nimmt diese Frage einen Ehrenplatz ein. An unsere StudentLN-Abonnente». Wenn gewünscht, wird der „Stern" nachgeschickt: mochten dieselben recht eifrig agitieren für den „Stern der Neger"! IT. N. in IV. Unseres Wissens ist aus der allgemeinen Caritas-Kasse der meinem. Kongregation für unsere Mission nichts zugeflossen. Für die Anregung sehr dankbar. Nach M). Heuer wird sich hoffentlich unser Xatie» rianum füllen; vielleicht wird der Ihre das zweite ober dritte Dutzend vollmachen. p. 6. in Gmach. Besten Dank für den Artikel. Schade, daß Sie uns keine Photographien liefern können von der neuen Station; die Gegend, die Sie durchreist, und die Ufer des Albert-Sees müssen ja herrlich sein. Vielleicht kommt einmal ein Photograph samt Kasten hin. Redaktionsschluß: 15. Juni. Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften, Geistliche Medizin für Ikranhe von einem geistlichen Doktor, AlbanStolz. 13. Auflage. 24". (8.) Freiburg und Wien 1910, Herdersehe Verlagshand-liing. 12 Stück in einem Paket 40 Pf. = 48 Heller. Die Stolzschen Flugblätter sind zu bekannt, als daß sie noch einer besonderen Empfehlung bedürften. Vorliegendes Schriftchen enthält in der kraftvollen, | ergreifenden Sprache des bekannten Volksschriftstellers reichen Trost fürs kranke Menschenherz. Ein passendes '• Hilfsmittel für Seelsorger und Krankenpfleger. Aus zum Tiscbe des therm! Eine Einladung zur öftern Kommunion von P. Jos. Hättensch Miller 8. J., Redakteur des „Sendboten des göttlichen Herzens Jesu". Verlag von Fel. Ranch, Innsbruck. Bon dieser kleinen Broschüre existieren vier Ausgaben für Studenten, für Mädchen, für Jünglinge, für das katholische Volk. Preis dieses Merkchens 1 Stück 20 Heller = 17 Pf., 100 Stück Kr. 18.— = Mk. 15.30. Diese Ausgabe enthält den vollen Wortlaut des päpstlichen Dekrets vom 20. September 1905 bezüglich der öfteren und täglichen Kommunion. Dieses Merkchen, in anziehender, ja packender Weise geschrieben, ladet zum häufigen Empfange der heiligen Kommunion ein, widerlegt auch die gewöhnlichen Einwürfe oder Bedenken und Ausflüchte und verdient deshalb die iveiteste Verbreitung. „Die katholischen Missionen.“ Illustrierte Monatsschrift. 38. Jahrgang. (Oktober 1909 bis September 1910.) 12 Nummern. 4°. Mk. 5.— Freiburg und Wien, Herdersche Verlagshandlnng. Durch die Post und den Buchhandel zu beziehen. Inhalt von Nr. 9.: Aufsätze: Die Abnahme der Südseebevölkernng. — Aus dem Leben und Wirken eines japanischen Weltpriesters. (Schluß.) — Die Mission im Surma-Tale. — Nachrichten aus den Missionen: Bulgarien. — Vorderindien. — Afrika. — Britisch-Nordamerika. — Antillen. — Kleine Missionschronik und Statistisches. — Bücherbesprechungen. — Für Missionszwecke. — Beilage für die Jugend: Der Sohn des Mufti. (Fortsetzung.) — Zwölf Abbildungen. fllMssionstätigkeit oer Söhne Ves beittgften Derzens Jesu und sucbt verstänvnis und werktätige Liebe des Missionswerkes in Mort und Schritt zu fördern. Das Bvbettsfelb dieser /llMfstonäre ist der Sudan (Zentral=Bfuifca). Der „Stern der Neger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus Milland bei Brixen (Südtirol) herausgegeben. Bbonnementßpreis ganjjäbrfg mit ipoftversenbimg IRr. 2.-. /IDh. 2.—, zfr. 3.—. Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für die Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, Lcitmeritz. Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien. Dett 7. 3uli 1910. XIII. Zadrg. ‘Hin sere Missionäre in Ulganba. Dries Oes bocbwst. Jßiscbofs frans saver ©ever, apost. vikar. (Sdjtufi.) Die Baganda leisten als Träger Staunenswertes. Nachdem die Lasten verteilt sind, setzt sich jeder vor seinen Teil, betrachtet ihn, hebt ihn mehrmals in die Höhe, um sein Gewicht zu probieren, und sinnt nun nach, wie er es am besten mit seinen eigenen Sachen vereinigen könne: hierauf bindet er alles gut zusammen und trennt sich nicht mehr von dieser Last. Er bildet mit derselben gewissermaßen ein einziges Ganzes. Er dreht ans Gras ein Seil, legt sich dasselbe ans den Kopf, darauf das Gepäck, das er in das richtige Gleichgewicht bringt, sodann hebt er vom Boden seinen langen Stock auf und tritt dann seinen Weg an. Auf dem Marsche gehen die Baganda in einer Reihe, einer hinter dem andern, nnd wenn einer die Reihe verlassen muß, kehrt er doch sofort wieder zurück und läuft mit seiner Last auf dem Kopfe, bis er seine Gefährten erreicht hat. Am Rastorte angelangt, legt der Baganda sein Bündel an den ihm bezeichneten Ort-, erst wenn er die Versicherung erhalten, daß alles in Ordnung ist, sucht er sich ein Plätzchen, um Feuer zu machen und seinen Brei zu kochen. Dieser bildet mit einigen Ausnahmen seine Nahrung und das Wasser, sehr oft sumpfhaltig, seinen Trank. Er bekleidet sich auf der Reise immer mit den gleichen Lumpen und wechselt sie nur bei längerem Aufenthalt. Sein Bett ist die Erde, sein Kopfkissen ein Stein oder ein Baumstumpf. Diese Lebensweise ist hart! Aber der Baganda ist geschüfts-halber Träger. Er ist ein singender Träger. Im ganzen Sudan findet inan keinen. Auf dem Marsche singt der ganze Chor der Träger und mit Freudengcschrei begrüßen sie das Lager. Wenn sie ans der langen Reise großen Durst ertragen müssen ober wenn die heiße Tropensonne das Blut in den Adern kochen macht nnd ihre Kräfte schwinden, heitert sich der Baganda durch Gesang auf. Die Ebenen Gvndokorv, die Berge von Umct, die Sümpfe von Nimule, die Hügel von Koba nnd die Ufer des Albert-sees hallen wider von den Gesängen -der Baganda. Man sieht Jünglinge, die nicht mehr als 20 Jahre alt sein können, ans dem Kopfe haben sie dort, wo die Last ruht, eine Tonsur, während die Erwachsenen von 30—35 Jahren kein Haar mehr am Scheitel haben. Sie sind unermüdlich im Trägerdienst. Manche lassen das Leben ans diesen beschwerlichen Reisen. Auch einer von unsern 30 Trägern, welche den Weg zu Land von Nimule nach Koba machten, erlag an Dysenterie. Von Nimule ans ging er noch einige Tage, bis er nicht mehr konnte, dann trugen hn die Träger abwechselnd eine Zeit lang. In der Nähe von Koba starb er und wurde dort samt seinem Bündel begraben. Er hatte eine Rupie bei sich, die einer der Gefährten nahm, um sie den Eltern des Verstorbenen zu bringen. Der Arme war ein Protestant. * * * Noch ein Wort über unsere katholischen Träger, so weit ich sie in den zwei Monaten beobachten konnte. Diese Katholiken unterscheiden sich von ihren Landsleuten, Protestanten, Muselmännern nnd Heiden, schon äußerlich durch die Andachtsgegenstände, die sie mit sich tragen. Ein langer Rosenkranz oder ein Metallkreuz, manchmal selbst 20 cm lang, eine oder mehrere Medaillen oder ein Skapulier hängen von ihrem Hals. Manche von ihnen tragen keinen solchen Gegenstand, andere hingegen tragen alle und noch dazu offen über den Kleidern. Sie geben viel darauf und sind stolz darüber. Bon Khartum hatte ich eine große Menge solcher Sachen mitgebracht und doch waren es nicht zu viel. Denn als ich nach Nimule kam, besaß ich keine mehr. Alle wollten solche haben, sei es, daß sie die ihrigen verloren, sei es, daß sie noch neue wünschten. Rosenkränze nnd Skapuliere werden allen andern vorgezogen. Man sieht bei den Leuten solche, welche mit elenden Lumpen bedeckt sind, und andere, welche kaum mehr ein Kleidungsstück als höchstens eine Unterhose anhaben, aber ein Skapnlier oder Rosenkranz hängt doch an ihrem Halse. Längs des Weges heben sie die Last ein wenig vom Kopfe, nehmen den Rosenkranz vom Hals und beten ihn. Nach Beendigung desselben hängen sie ihn wieder um. Wenn sie beim Lager angelangt sind, geben sie die Last ab, machen Feuer nnd stellen den Kochtopf mit dem Mehl darüber. Dann nehmen sie wieder den Rosenkranz vom Hals nnd beten ihn. Biele machen, bevor sie einen Wasserschluck oder einen Bissen nehmen, das heilige Kreuzzeichen. Solche, die lesen können, ziehen während der freien Zeit im Lager ein Buch heraus, meistens eines der vier Evangelien, und, hingestreckt zur Erde, lesen sie mit lauter Stimme. In unserer Wanderküche, wo zwei Katholiken dienen, hört man oft diese Lesungen und man versteht dabei die Worte: Maria, Petrus, Magdalena, Aisa Mesya, Ierusolima usw. Oft singen sie heilige Lieder nnd es scheint, daß sie keine anderen kennen als diese. In diesen Gesängen ertönt auch oft der Name Marin. Sie gehen oft zu den heiligen Sakramenten. Wenn wir ihre Sprache können, so hoffe ich, daß wir in einem Jahre viel mehr Beichten und Kommunionen haben werden als im ganzen übrigen Vikariat nnd das von Seite der katholischen Baganda, die von Uganda nach dem Kongo ziehen. Sie haben große Ehrfurcht vor der Kirche und dem Priester. Vor diesem knien sie sich nieder und wenn man ihnen einen Andachts-gcgenstand gibt, so bitten sie gleich, daß man ihnen denselben weihe. Was ihre Sitten betrifft, so habe ich den Eindruck erhalten, daß auch hier nihil novi sul sole (nichts Neues unter der Sonne). Das Faktum, daß viele die Frau in Uganda zurücklassen und viele Jahre in fernen Ländern herumziehen, gibt zu denken. Das Leben eines Trägers in heidnischen Ländern ist sicher nicht geeignet, die guten Sitten zu begünstigen. Abgesehen von diesem Punkte erbauen die katholischen Bagauda durch ihren Glauben und ihre Frömmigkeit. Sie hängen sehr an der Religion und namentlich am Katholizismus; sic glauben, daß die Engländer böse sind, weil sie Protestanten sind. * * * Zwei Punkte machten auf mich besonderen Eindruck: nämlich die Demut und die Uneigennützigkeit dieser Katholiken. Sie sind Katholiken und kleiden sich und leben wie die anderen. Sie begnügen sich mit allem und beanspruchen weiter nichts. Niemals hat mich einer um etwas gebeten, außer um Devotionalien. Öfter hingegen kamen die armen katholischen Träger zu mir, knieten nieder und der eine legte ein Geldstück, der andere Eier zu meinen Füßen. Da ich diese letzteren bezahlen wollte, zeigten sie sich beleidigt und sagten: „So ist es Brauch in Uganda, wir bringen dir diese Eier, du ißt sie und so ist'8 recht." Eines Tages kamen tut Lager bei Niinule zweikatholischeTräger zu mir, brachten ein Schaf, knieten sich vor mir nieder und opferten mir dasselbe und sagten: „Weil du unser Vater bist, so opfern wir dir dasselbe." Ich hörte dann, daß sie dasselbe eigens vom Dorf-Häuptling um zwei Rupien gekauft hatten. Sie erhalten monatlich sechs Rupien, mit denen sie sich ihren Unterhalt verschaffen müssen. Wenn die Religion sie dahin gebracht, daß sie solche Opfer bringen, so ist man schon weit voran. Wenn doch diese Zeiten auch für unsere Völker int Sudan kämen! . . . . * * * Heute, mit 11. März, habe ich den Trost gehabt, in der neuen Kapelle das erste Hochamt zu halten. Da es Gott gefügt, daß an diesem Tage die Kapelle fertiggestellt wurde, habe ich die Kapelle und die Station dem kostbaren Blute, dessen feierliches Gedächtnis die heilige Kirche heute feiert, geweiht. Der hochwürdige P. Albin las frühzeitig die erste heilige Messe und ich hielt gleich darauf das Hochamt in der neuen Kapelle, deren einziger Schmuck ein einfaches Kreuz bildet. Kyrie, Gloria, Credo und die anderen Teile der Messe sangen die katholischen Ba-ganda ohne Noten und Buch, ans dem Gedächtnis, wie sie es in den Kirchen ihrer Heimat gehört hatten. Sic sangen den Choral, und zwar sehr gut. Das kostbare Blut des Heilandes, das für diese Völker vergossen wurde, möge bald der Gegenstand ihrer Anbetung sein-, und durch das Werk unserer Missionäre mögen reichlich die Früchte dieses Blutes fließen zum Heile der Seelen dieser Völker, zum Wachstum der katholischen Kirche und zur Ehre unseres anbetungswürdigen Erlösers! Dies ist der heiße Wunsch und dies die Gebete, die ich an diesem Tage zum Himmel empor-sende. Diese neue Missionsstation empfehle ich Ihrem Gebete und zeichne mit Ehrfurcht Euer Paternität demütigster Diener f Franz Xaver Geyer, apostolischer Vikar. MLe die Scbülufc übet uns Missionare, unser Land und unsere Landsleute denken. Von Docbw. P. Isidor 5tätig F. 8. C. (Fortsetzung.) Die Geschichte ihres Landes lebt bei ihnen in der Tradition ihres Volkes fort. Lesen und Schreiben kennen sie nicht: dasselbe bleibt den meisten unter ihnen auch heute noch ein Rätsel. Im viele Schillnk hassen dasselbe grimmig als eine Erfindung der Fremden und in der absonderlichen Meinung, daß cs ihnen, ihrer Familie und überhaupt ihrem ganzen Vaterlande nur großen Schaden brächte. Sie sehen meistens strenge darauf, daß ihre Kinder dieses unbekannte und überaus schädliche Hexenwerk ja nicht von den weißen Fremdlingen erlernen. Andere dagegen, besonders die jüngeren unter den Schilluk, sehen wohl ein, daß die Erlernung von Lesen und Schreiben eigentlich ganz mit richtigen Dingen vor sich gehe und ihnen sogar von großem Nutzen sein könnte; aber so etwas kann man eben nicht in ein oder zwei Tagen erlernen und mehr als einige Tage auf den Schulbänken herumzurutschen und der goldenen Freiheit beraubt, sich mit Schreibübungen abzuquälen, dazu können sich diese freien Naturkinder entweder gar nicht oder nur mit schwerem Herzen und großen Opfern entschließen. Überdies verursacht ihnen die Handhabung von Bleistift und Federhalter, besonders anfangs, kein kleines Kopfzerbrechen und der arme Lehrer muß mit ihnen eine unbegrenzte Geduld haben und sie, trotzdem sie ihre Sache recht schlecht machen, noch beloben. Doch mit Geduld und Ausdauer kommt man auch hier zum Ziele. Wir haben in Lnl schon einige Schillnk, welche ziemlich gut lesen und schreiben können nttd hierin einen Eifer zeigen, worin sie viele ihrer Altersgenossen in Europa weit übertreffen. Die Hauptkonzentrationspunkte für einen Schillnk bilden sein Haus, der Vieh- und Schafstall und sein Feld. Um diese dreht sich sein täglicher Gedankengang, darin kennt er sich aus. Was darüber hinausgeht, begreift sein harter Schädel meist nur sehr schwer und bringt es gar oft in Verbindung mit einer höheren Macht, lieber mit einer bösen als guten. Man kann aus guten Gründen mit vollem Rechte behaupten, daß das ganze Erdendasein dieser Ärmsten darin besteht, sich vom Teufel und seinen Helfershelfern, den zahlreichen einheimischen Medizinmännern, Hexenmeistern und Priesterinnen, an der Nase und am Gängelbande herumführen zu lassen. Da der Schilluk schrecklich hartnäckig am Althergebrachten festhält und wenig denkt, so können diese Betrüger und Blutsauger, welche, nebenbei gesagt, uns Missionäre grimmig hassen, noch manche Jahre im Schillnkland ihr Unwesen treiben. Das Christentum allein ist imstande, mit diesem Gesindel ernstlich aufzuräumen. Seit einigen Jahren haben wir hier einen Phonograph, welcher die schönsten deutschen Lieder und Märsche spielt und uns Missionären in diesem unwirtlichen und öden Lande durch seine heimatlichen Weisen, besonders an Sonn- und Festtagen, aufmuntert und erfreut. Anfangs schenkten unsere Schilluk diesem Instrumente gar wenig Beachtung und meinten, das sei wieder so eine wunderliche Erfindung der weißen Männer von Europa, über die man sich den Kopf zerbrechen könne und schließlich doch nicht klug werde. Als es aber unserem unermüdlichen P. Bauhölzer gelang, Schilluklieder aufzunehmen und dieses sonderbare Ding gar anfing, die verschiedensten einheimischen Gesänge mit vollster Genauigkeit wiederzugeben, da waren diese guten Schwarzen einfach gaitz außer sich vor Schrecken und Freude zugleich. Und dieses Instrument, dem sie anfangs gar so wenig Interesse entgegengebracht hatten, wurde bald eine Berühmtheit im ganzen Lande. Bald begannen von allen Seiten Leute herbeizueilen und jung und alt staunten bei Tag und selbst am späten Abende noch das Wunderinstrument der Missionäre an und waren ganz entzückt von seinen Leistungen. Ja, einige begannen, als sie diese wunderlichen Stimmen hörten, von heiligem Schauer ergriffen, sich geradezu auf den Boden zu setzen*), weil sie im festen Glauben waren, daß ihr Stammvater „Nykaug" hier im Spiele sein müsse, dem sie, wie den ließen Lesern bereits zur Genüge bekannt sein wird, göttliche Verehrung erweisen. Nachdem der erste Schrecken vorüber war und ihnen ihre Gründe für die leibliche Gegenwart ihres ersten Königs doch nicht so unumstößlich erschienen, so brachen sie in alle möglichen und unmöglichen Vermutungen über den Gesang dieses Wunderdinges ans: denn der Schilluk denkt nicht nur und behält seine Gedanken bei sich, sondern ein jeder will den andern an Gescheitheit übertreffen und gibt deshalb vor allen andern seine Gedanken frisch von der Leber weg durch Worte und Urteile kund. Endlich kamen einige Altkluge unter ihnen auf den sonderbaren Gedanken, daß im großen Schallrohre dieses Ungetüms ein wunderlich kleiner menschlicher Zwerg verborgen sein müsse; denn Holz, Eisen und Blech, woraus dieser seltsame Kasten gemacht sei, könnten keineswegs sprechen und gar noch Schilluklieder fingen, das könne nur einzig und allein ein Mensch tun. Alle anwesenden Zuhörer stimmten der Ansicht ihrer klugen Alten bei und seit dieser Zeit bis zum heutigen Tage ist das große Schallrohr bei festlichen Gelegenheiten stets von einer großen Anzahl Neugieriger umlagert, welche mit ihren Augen begierig ins Innere desselben schauen, um *) Aus Ehrfurcht setz.-n sich die Schilluk auf den Boden nieder, z B. bei Ankunft des Königs. doch einmal Gelegenheit zu haben, den kleinen, holdseligen und musikalischen Tausendkünstler endlich zu entdecken und anzuschauen. Bis zum heutigen Tage aber hatte noch kein Schilluk das langersehnte und große Glück gehabt, den holden Sänger zu sehen. Gar manche Schilluk, welche, aus weiter Ferne kommend, bei uns gearbeitet und so das Glück gehabt haben, den Phonograph sprechen und singen zu hören, machten solch wunderliche Gesichter und schnitten teils aus Schrecken, teils aus Freude solche Grimassen, daß es schien, sie seien ganz von Sinnen gekommen: andere dagegen brechen beim Gesänge dieses Zauberkastens in ein solches Gelächter aus, das manchmal so lange währt, daß mau meinen könnte, sie hätten ganz ihren Kopf verloren. Wenn dann solche Helden nach Hause kommen, so geben sie, abends im Kreise ihrer Dorfgenossen ihre unförmlich große Pfeife qualmend, ihre Abenteuer zum besten. Besonders natürlich erwähnen sie diesen Wunderkasten, welchen sie bei den Patres gesehen und dessen Stimme sie gehört Hütten. Natürlich finden sie oft unter ihren Leuten wenig oder gar keinen Glauben oder werden gar als Lügner und Betrüger gc-brandmarkt. Was tut dann so ein Schilluk-jüngling? Er nimmt einen älteren Mann mit sich und kommt oft aus recht weiter Ferne schnurstracks zu uns nach Lul und bittet ganz inständig, man möge seinem Dorfgenossen auch einmal das fremde Wunderinstrument sehen und dessen Stimme hören lassen. Hat er endlich sein Ziel erreicht und sein Genosse dasselbe gesehen und singen und sprechen gehört, so gehen beide wieder von dannen und wenn sie dann endlich nach Hause zurückkommen, schimpfen beide ganz gewaltig über ihre ungläubigen Dorfgenossen und der ältere erzählt noch bedeutend mehr über diesen Kasten, der spricht und Schilluklieder singt, als fein jüngerer Genosse früher erzählt hatte, und der Ausgang der Sache besteht darin, daß jung und alt, Männer und Weiber sich ernstlich vornehmen, das fremde Ungetüm bei Gelegenheit sich an Ort und Stelle selbst anzuschauen und mit ihrem vermeintlichen Kennerblick zu prüfen. Kurz und gut, die Zahl der Besucher, welche unseren Phonograph sehen und hören wollen, steigt noch immer und er bleibt, trotzdem er von unseren Landsleuten, den Weißen, in Europa angefertigt worden ist, bei ihnen in Gnade und Ansehen und ist bis jetzt noch von keinem Schilluk unter jene Instrumente gerechnet worden, welche sich nach ihrer Meinung in des Teufels Rumpelkammer vorfinden sollen. Hoffentlich wird unser Phonograph, trotz der veränderlichen afrikanischen Witterungsverhältnisse, noch lange uns und unsere Schilluk erfreuen. (Schluß folgt.) IDon (Bonböfcoro nach ©mäch (spr. ©mätfcb), bet neuen sllMsffonsftation, IReisebericbt des bocbw. P. Josef ffmsqual Crazzolara F. 8. C. Am 30. Dezember 1909 verließ Monsignore Fr. L. Geyer an Bord des „Redemptor" Khartum. Der hochw. P. Albin Colombaroli kam von Cleveland (Mbili) direkt nach Gaba-Shambeh und schloß sich ihm an. Nach kurzem Besuche der Katholiken des belgischen Ladü-Enklave und Gondükoro, wo schon lange kein Priester mehr fungiert hatte, verließen sie am 26. Jänner Gondökoro. Sie gingen zunächst nach Nimule, um sich dann von dort aus nach einem geeigneten Platze für die neu zu errichtende Station umzusehen. Am 18. Februar lichtete dann der „Redemptor" von neuem den Anker. Er sollte das Personal (Hochw. P Alois Cordone und die ehrw. Brüder Clemens Schrör und Benedikt Sighele und Schreiber dieses) samt Einrichtung für die neue Station nach Gondökoro bringen, wo er den 5. März, abends 5 Uhr, glücklich ankam. Jetzt erst begann das Schwierige, die Fußreise nach Nimule oder allenfalls nach dem Älbert-See. Zunächst galt es Träger aufzubringen, um das zahlreiche Gepäck weiter zu befördern oder, da für das Ganze unmöglich Träger zu finden waren, wenigstens so viele aufzutreiben, daß wir mit dem Nötigsten für die Reise und ersten Auf-enthaltversehcnwären.DerenglischeRegierungs-vertreter, Collector genannt, Mr. Huddon, und seine rechte Hand, der Sekretär Mr. Diaz, ein katholischer Goanese, taten alles, um uns zu helfen: aber viel konnten sie nicht tun, da sie durch ein Mißverständnis von unserer Ankunft früher nicht benachrichtigt worden waren. Man bewilligte uns 50 sogenannte local porters (Lokalträger), d. h. Träger, die von einem Ort bis zum andern gehen, um dann wieder durch andere ersetzt zu werden, das war alles, was man für uns tun konnte. Fügen wir hier gleich am Anfange einige Bemerkungen über diese Art Träger ein, um nachher nicht beständig wiederholen zu müssen. Wie also werden diese Träger zusammen gebracht? Jedenfalls nicht durch eigenes Anerbieten, dazu fehlt ihnen die Lust zur Arbeit und Anstrengung sowie die Wertschätzung des Geldes, das sie nur für Luxusgegenstände, nach ihren Begriffen, verwenden: Schmucksachen und dgl., für Eßwaren brauchen sie es nicht, für Kleider auch nicht leicht, weil sie sehr wenige tragen. Sie müssen darum mehr oder weniger gezwungen werden. Zu diesem Zwecke läßt ein Regierungsbeamter in den entlegeneren Ortschaften die Soldaten (die Polizisten), die mitgehen, den Sultan (Schech, Haupt des Stammes oder wie er heißen mag) vor sich rufen und trägt ihm auf, so und so viele Träger zu bestimmter Stunde beizustellen. Einige ergeben sich gleich und bringen sie, vorausgesetzt, sie haben solche. Es ist dies das Vernünftigere, da es nun einmal so verordnet ist und eine Widerrede kaum von Vorteil sein dürfte. Im Gegenteil! — Auch betreffs des Soldes braucht es keine Verhandlungen-, er ist von der Regierung bestimmt auf 12 Cents, zirka 20 Heller. — Die Mehrzahl aber ist nicht so gefügig und vernünftig. Sie machen bei solcher Nachricht lange Gesichter, Einwendungen und Ausflüchte aller Art, von Unmöglichkeit, von notwendiger Arbeit usw. Aber sie predigen tauben Ohren. Die Beamten, resp. Soldaten wissen ganz gut diese Einwendungen einzuschätzen. Sie sind dieselben schon gewöhnt und beachten sie nicht weiter. Die Gerufenen sehen dann schließlich selbst ein, daß alles unnütz ist, und gehen mürrisch davon. Zur bestimmten Stunde erscheinen sie dann, gewöhnlich allerdings in geringerer Anzahl als bestimmt wurde. Die Fehlenden werden dann entweder durch Drohungen zu kommen aufgefordert oder die übrigen Träger mehr in Anspruch genommen oder aber, es wird, wenn die Reise erst anzutreten ist, Gepäck zurück- gelassen, wenn nicht jeder von den drei Auswegen eingeschlagen wird. So ging es auch bei uns, 50 Träger sollten kommen, zu 46 brachte man es mit Mühe: etwas Gepäck wurde zurückgestellt auf ein anderesmal und einige Träger bekamen mehr zu tragen. Bei solcher Lage der Dinge ist es dann leicht einzusehen, daß es mitten auf I der Reise in einsamen Dörfern manchmal zu höchst peinlichen Auftritten kommt, denn da kann alsdann unter keiner Bedingung etwas zurückgelassen werden, wenn einem sein Eigen- P. TFfobnen mit einigen Scbilluhimegern. Der Pater sitzt mit seinem weißen, leichten Talar und einem Tropenhelm mitten unter seinen lieben SchilluK, die mit ihren Lanzen bewaffnet sind. Im Hintergrund sieht man das Negerdorf und einen Teil der Station. tum lieb ist. Die Soldaten, die für gewöhnlich keine sanften Ordensbrüder sind und in den entlegenen Ortschaften die Regierungsbeamten vorstellen, walten dann nach dem Grundsätze: „Bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt!" Dieser Lokalträger wird sich darum der Reisende, besonders wenn er es schon einmal probiert hat, nur dann bedienen, wenn es nicht mehr anders möglich ist, obwohl sie weniger Geld kosten. — Aber Sorgen! Die Soldaten werden von der Regierung auf Verlangen mitgegeben, wofür sie eine bestimmte Taxe fordert, die uns aus Freundlichkeit erlassen wurde. Die Soldaten dienen als Schutzleute, Wegweiser, verhelfen zu Milch und Eiern usw. auf der Reise oder müssen die Lokalträger herbeischaffen, wie wir oben gesehen haben. Der Reisende muß sie unterhalten und für ihre Siebensachen einen Träger bestellen auf seine Kosten. Außer den Lokalträgern verhalf uns Mr. Diaz noch zu 14 Ugandaträgern, die uns bis Nimule begleiten sollten. Diese Träger sind aus den Königreichen Uganda mit der Hauptstadt Kampalla und Unyoro mit der Hauptstadt Hoima und sind Träger von Beruf. Als solche verdingen sie sich auf Monate und auch auf Jahre an Kaufleute und Reisende imb durchziehen Zentralafrika nach allen Windrichtungen. Sie haben ihren bestimmten Lohn und durchaus verläßliche Träger. Wir waren sehr froh, auf unserem Marsche diese zu haben für unsere allernotwendigsten Sachen: sie ermöglichten uns das schnellere Fortkommen. -Ohne sie hätten wir die doppelte Zeit für die Reise in Anspruch nehmen müssen. Am 8. März, gegen 81/, Uhr morgens, konnten wir Gondökoro verlassen, nachdem wir von unseren Mitbrüdern auf dem „Redemptor" und dem frenndlichen Mr. Diaz Abschied genommen hatten. Letzterer schenkte uns vor dem Abschied noch einen schönen Teppich für die Kirche oder besser für die Hütte, welche als Kapelle dienen sollte. — Die Ortschaft, Camp oder Feld genannt, der wir am ersten Tage zustrebten, war Ibrahim am rechten Ufer des Niles (genauer Bahr-el-Gebel, Bergfluß), fast gegenüber dem belgischen Redschaf. Der Weg ist ein gut ausgetretener Pfad und geht als solcher bis Nimule: er ist streckenweise durch Entfernung von Gras und Gestrüpp zur Straße erweitert, die als solche hin und wieder von zweirädrigen Gespannen benützt wird. Dieser Weg ist bis Kirib a mit dem Fluße gleichlaufend, in durchschnittlich einer Viertelstunde Entfernung von demselben. Zunächst ist das Terrain eben und bietet dem Auge wenig Abwechslung. Man möchte von einem Walde reden, allerdings nicht wie in den Alpen; er sieht einem Parke ähnlich, wie darum der Engländer Mr. S. Baker, der als einer der ersten Europäer diese Gegend durchforschte, von einem englischen Parke sprach, mit wenigen Bäumen bestanden, dazwischen Sträucher und Gestrüpp aller Art auf gebräunter Sandfläche, worauf nicht selten das Auge des Reisenden frisches Grün trifft. Häufig kommen dazu weite Flächen voll von dürrem, langem Gras oder — nach einem Brande — voll von halbverkohlten Stengeln, die das Reisen sehr lästig machen. Das ist für vier bis fünf Tage das Aussehen der Landschaft, was deren Pflanzenwuchs betrifft. Was die Tierwelt anbelangt, so sahen wir nur wenig Wild, wie Antilopen, Gazellen und besonders Perlhühner. Nach einer Stunde ungefähr passierten wir einen sog. Khor, d. h. ein Flußbett, das nur zur Regenzeit Wasser hat: darauf begann der Weg allmählich zu steigen zu einer kleinen Erhöhung. Links stand ein Hügel von 200—300 Meter Höhe ganz vereinzelt da ans flachem Grunde. Gegen Osten und vor uns im Süden sieht man Berg an Berg sich reihen, es sind die Berge von Latuka, sowie eine Bergkette, die parallel mit dem Nil nach dem Süden verläuft. Auf dem Wege trafen wir auch zahlreiche kleinere Dörfer oder Weiler der Einge-bornen — Bari— welcher Stamm gegen Süden sich bis zum Umafluß, etwa 5 oder 6 Tagereisen, ausdehnt. Die Sonne begann sehr heiß zu brennen. Wir waren schon ziemlich müde und das Dorf wollte noch immer nicht kommen. Man hatte uns gesagt, cs sei 8 englische Meilen, also zirka 3 Stunden, entfernt, aber es würde 12*/., Uhr, bis wir nach Ibrahim und zur Hütte kamen, die eigens für Reisende gemacht wurde außerhalb des eigentlichen Dorfes. Wir waren ganz erschöpft vom Gehen unter der afrikanischen Mittagssonne und alsbald lagen wir daher ausgestreckt im Schatten eines breitästigen Riesenbauines. Da die Hütte für die Reisenden schon von einem Engländer und dessen Trägern besetztwar, so benützten wir ein Stück Zelttuches, das der hochwürdige Msgr. Geyer üngstens bei einer Versteigerung erstanden hatte. Es war nämlich vor kurzem bei Dufile von dem Einge-bornenstamm der Madi ein Italiener gemordet worden und dessen wenige Habseligkeiten waren zum öffentlichen Ausverkauf gelangt. Unser mehr als bescheidenes Zelt hielt, wenn es auch nicht allzu große Kühlung gewährte, doch wenigstens Huf dem Mlewen 1RU. Die Segelbarke dient zum Transport der irdenen Krüge, die auf dem Schiff aufgeschichtet sind und von Oberägypten nach dem Sudan gebracht werden. die direkt niederbrennenden Sonnenstrahlen auf und bot uns so doch einigermaßen Erauicknng. Gegen 4 Uhr kehrte der Engländer, der hier ein Zelt aufgeschlagen hatte, von der Jagd zurück. Bald nach seiner Ankunft brachten Eingeborene eine Menge Fleisch von einer-großen Antilope für die Träger und eine Gazelle für den Engländer selbst. Es war seine Jagdbeute. Von letzterer bot er uns sofort in großmütiger Weife die Hälfte an, was wir natürlich dankend annahmen. Es ist ein ausgezeichnetes Fleisch. Dieser Engländer die Unfruchtbarkeit des Landes, die Verdorbenheit, Schlechtigkeit und Unsittlichkeit der Eingeborenen, besonders auch die der christlichen Eingeborenen von Uganda, das überhaupt in jeder Beziehung der schlimmere Teil des Landes sei, konnte er nicht genug betonen. „Das schlimmste Land, die schlimmsten Leute wohl auf dem Erdball!" meinte er. Nun, daß einerseits die Heiden zur Mehrzahl durch die Taufe nicht schon vollkommene Christen ScbilluKgruppe. Auf dem Bilde sieht man die verschiedenen Haartrachten, die Zieraten um Hals und Arm sowie das Kleid, das aus einem Stück besteht und auf der linken Schulter zusammengebunden wird. Als Waffe tragen die Schilluk Knütteln. umr eilt Beamter aus Britisch-Ostafrika, der auf Urlaub nach „Alt-England" zurückkehrte, um dann nachher in Canada sein Glück zu versuchen. Er war des Aufenthaltes in dieser Kolonie vollständig satt und überdrüssig. Die Abgeschlossenheit vom menschlichen Verkehr nnd die Einsamkeit in irgend einem Nestchen Ostafrikas hatten auf den armen Herrn einen niederschlagenden Eindruck ausgeübt. Er war gegen alles eingenommen, nirgends sah er etwas Anziehendes. Die Nachteile des Klimas, werden, das ist leider zu natürlich, dazu braucht es die Gnade Gottes und Generationen christlicher Vorfahren, wie es immer und überall war. Was guten Willen angeht und treue Erfüllung ihrer Christenpflichten, glaube ich, stehen die Katholiken Ugandas wenigen nach. Von der großen Zahl Neuheiden und Taufscheinkatholiken des modernen Europas wollen wir gar nicht reden. Der genannte Herr sprach auch in erster Linie von den protestantischen Christen, die wohl kaum als Re- präsentanten der Katholiken gelten können, und er fügte selbst hinzu, daß auch der protestantische Bischof von Uganda seine Glaubensgenossen weit besser beurteile. Man darf auch nicht vergessen, daß wir hier Naturvölker vor uns haben, die ihre Leidenschaften und Unsitten nicht so zu verschönern und zu verbergen verstehen wie ein zivilisierter Europäer. Im übrigen war der genannte Herr eben auch nicht in der richtigen Stimmung, um ein zutreffendes Urteil fällen zu können. Sonst erteilte uns derselbe über manches Aufschluß und beschrieb uns auch den Sultan des nächsten Dorfes Kiriba als einen „großen Mann". Inzwischen war es dunkel geworden, eine erfrischende Kühle war der ermattenden Hitze des Tages gefolgt. Wir legten uns unsere Lager für die Nacht unter freiem Himmel zurecht. Ein Regen drohte uns die erquickende Ruhe zu verleiden. Doch blieb es glücklich bei den ersten Tropfen. In der Frühe ließ sich eine Hyäne vernehmen, deren mir noch unbekannte Laute mir fürs erste Mal Schrecken einflößten. Doch von da an hörte man jede Nacht die Stimme dieses feigen Tieres, vor dem sich niemand fürchtet, außer etwa die Schafe. In dieser Gegend finden sich auch Elefanten und vereinzelte Leoparden. (Fortsetzung folgt.) Die Engländer als Kolonisatoren im Sudan.*) In der heutigen Presse kann man nicht selten von der Verringerung der englischen Weltmacht lesen. Man mag nun den Engländern mehr oder minder gewogen sein, es läßt sich nicht leugnen, daß England den ersten Rang unter den Mächten einnimmt und, wie es scheint, noch nicht geneigt ist, sich ihn so bald streitig machen zu lassen, denn die Engländer besitzen noch jene besonderen Fähigkeiten in der Verwaltung, wodurch sie diesen Vorrang erworben haben. Um sich davon zu überzeugen, genügt es, einen flüchtigen Blick auf das zu werfen, was die Engländer in der kurzen Periode von zehn Jahren im Sudan erreicht haben. Kurz, man kann behaupten, sie haben aus einer Wüste einen Staat geschaffen. In dieser kurzen Zeit sind die Einnahmen von IV2 Millionen auf beiläufig 30 Millionen gestiegen, was einen Machen Zuwachs bedeutet. Ein Eisenbahnnetz von 2000 Kilometern verbindet jetzt die Provinz Dongola, *) Die folgenden Zeilen können als Ergänzung des Artikels „Fortschritt im Sudan" (siehe Heft 2, Seite 25 ufro.) gelten. Ägypten und das Rote Meer mit Khartum. Am Roten Meer wurde die neue prächtige Stadt Port Sudan erbaut, welche das Hauptbindeglied zwischen Sudan und der übrigen Welt bilden wird. Eine großartige Brücke, welche 7 bis 8 Millionen kostete, wurde über den Blauen Nil gebaut imb verbindet die Stadt Halfaya mit Khartum. Auf derselben geht auch die Eisenbahn, die von Halfaya kommt und gegen Süden läuft, um die andere Strecke der Kap—Kairo-Bahn zu treffen. Bei Gazabu-Guma zweigt sich die Bahn ab, übersetzt den Weißen Nil auf einer hohen Brücke, die fast vollendet ist, und dringt dann in den Kordofan vor, der reich an Getreide und anderen Produkten ist, namentlich viel Gummi liefert. Die Schiffahrt auf dem Weißen und Blauen Nil ist gegenwärtig lebhaft und regelmäßig. Ein vollständiges Netz von Telegraphenlinien und zahlreiche Straßen, deren beständig neue gebaut werden, verbinden die verschiedenen Provinzen des Sudan mit Khartum und untereinander. Diese ausgedehnten Provinzen, 14 an der Zahl und aus einer Bevölkerung der verschiedenen Stämme und Rassen zusammengesetzt, wurden ohne Gewalt unter die Auk-torität der neuen Regierung und deren wirksames Verwaltungssystem gebracht. Ein vollständiges Zivil- und Strafgesetzbuch wurde ausgearbeitet und den Bedürfnissen des Landes angepaßt. Das großartige Gordon Memorial College mit seinen 800 Schülern, mit seinem vollständigen Professorenkolleginm, mit seinen Museen, Kabinetten und sogar mit seiner Sternwarte ist daselbst als Hauptzentrum das am Ufer des Blauen Nil liegt und nach einem regelmäßigen, prächtigen Plan erbaut ist, mit seinen breiten, von Bäumen beschatteten Straßen, mit seinen Gärten, Palästen und Hotels dem Fremden außer einem trockenen und gesunden Klima allenKomfort der modernen Zivilisation. Diesen großartigen materiellen Fortschritt verdankt der Sudan der englischen Verwaltung, die unter der Leitung des tüchtigen und sympathischen Generalgouverneurs Sir Reginald Wingate steht. Eine flMroge der Scbillufc. Das Fahrzeug ist aus Ambasch, einem llorkähnlichen Holz, verfertigt und dient hauptsächlich zur Überfahrt über den Weißen Nil. der Bildung anerkannt, obgleich das ganze Unterrichtswesen einen starken muselmännischen Anstrich hat und seit Anfang von diesem Geist durchweht ist, was aber heute schwer zu beseitigen wäre. Richten wir ferner unseren Blick nach Khartum, der Hauptstadt des Sudan, so muß man die großartige Entwicklung dieser Stadt bewundern, deren Wiedererbauung auf einem sumpfigen, ungesunden, mit den Ruinen der alten Stadt bedeckten Terrain vor zehn Jahren begonnen wurde. Heute hingegen bietetKhartum, Welche Nation, außer der englischen, hätte in einem so fernen und schwierigen Land in so kurzer Zeit soviel zustande gebracht, ohne das eigene Budget zu belasten? Des Engländers Kolonisationstälent ist somit zu bewundern und es ist wohl zu glauben, daß der englische Matrose noch lange Zeit frei die Meere durchfahren und seinen Lieblingshymnus singen wird: Rule Britannia, rule the waves, Britons never shall be sclaves . . . (England regiert, es regiert die Wellen, Der Brite wird Sklave nie werden. . .) Heft 7. Stern der Neger. 157 W Bue dem slßtfficmsleben. A- . ■ - ■ ----- W =>J) Schule in Bttigo. Wenn der liebe Gott seine Diener auf dieser Welt auch häufig mit Prüfungen beschert, so fehlen dabei auch nie gewisse erhebende Tröstungen. Das Leben des Missionärs ist an und für sich schon infolge seines Berufes arm an Freuden, dafür aber reich an Entbehrung und Opfern. — In einem Lande, wo die gefühllosen Herzen, der glühendeHimmel, die harte und unfruchtbare Erde sich ihm entgegenstellen, da genügen nicht mehr irdische Freude und materielle Vorteile, um einen an so eine verfluchte Scholle zu binden. Ein Blick in die uns umgebende europäische Welt kann uns darüber nicht im Zweifel lassen. Neu war mir nie der Plan, Einrichtung und Erfolg der Schule in Attigo, gewesen. Schon in den ersten Jahren haben wir uns mit dem Gedanken getragen — Kinder zur Schule um uns zu sammeln: doch mußte die Ausführung noch einstweilen der viel notwendigeren Herstellung eines Gebäudes für das Personal wegen zurückstehen. Doch so unscheinbar es auch schien, so war doch dies aller guten Erfolge, die da kommen sollten, der Anfang. Ohne Präparation gibt es keinen Bau. Ohne gründliches Erfassen der Einwürfe des Gegners kein Widerlegen. Man lernte die Schilluk kennen und die Schilluk uns, sie kamen zur Arbeit und hörten da und dort ein gutes Wort, das sie wieder unter sich erzählten. Ich erinnere nur an die Schwierigkeiten, welche die Schilluk bei dem Gründen der ersten Station verursachten. Bei den Krankenbesuchen habe ich einst schon viel Tröstliches erfahren, aber auch viel Fehler entdeckt, die aus der verschiedenen Auffassung derselben Worte zwischen uns und den Schilluk entstanden. Bei der Rückkehr nach Lnl wurden mir sofort von einem Pater, der mit den Verhältnissen Tungas vertraut war, die erfreulichsten Fortschritte der Schule in Tnnga mitgeteilt. Weder Skeptiker noch Optimist, war ich begierig, selbst die Sache anzusehen, und so landeten wir in Tnnga. Einer von den größern Schulbuben war sofort am Ufer, um uns zu begrüßen. Nachdem ich ihn um seinen Namen gefragt, tat er desgleichen, setzte sich gravitätisch auf den Boden, zog einen Fetzen Papier — das sollte es nämlich sein — aus der Tasche — was auch wieder einen weiteren Fortschritt bedeutete — zog dann einen Bleistumpen ans dem Knoten seines Kleides und begann zu buchstabieren und zu schreiben. Aufmerksam folgte ich ihm Linie lSjäbtiges Scbiilubmäöcbett mit ihrem JBrsiöercben. Die Kleidung der Mädchen ist ein Fell. für Linie und war erstaunt, um nicht zu sagen ergriffen, meinen Namen von einem Neger im Herzen Afrikas geschrieben zu sehen. Einen Tag später und die Schule begann. Alle stellten sich ein, ausgenommen wenige, die da und dort zerstreut ihren Beschäftigungen obliegen mußten. Viele neue kamen aus Neugierde, den neuen Schulmeister zu sehen. Ein Zeichen aus dem Horn und wir begaben uns in einen geräumigen Raum, in die Schule, aus selbstgebrannten Ziegeln und mit Wellenblech bedeckt. Die Wände waren mit Bildern aus der Heiligen Schrift versehen, die zum Anschauungsunterricht dienten. Die schwarzen Schüler begaben sich nun in die Bänke, von unseren Brüdern nach europäischem Stile gefertigt — auf ein Zeichen erhoben sich alle, beteten das Vaterunser und setzten sich dann wieder ruhig nieder. Sodann folgten die Inskription und das Ausfragen. Wieder wuchs mein Erstaunen, ich konnte fragen aus der Bibel, aus dem Katechismus, was ich wollte, sie wußten es schon. Man müßte da kein Missionär sein oder kein Herz haben, um sich da nicht aufs wärmste mitzufreuen und mitzufühlen. Es war das der augenscheinliche Segen des Himmels, der sich an die aufopfernde Arbeit meines hochwürdigen Vorgängers, des hochw. P. Beduschi, geknüpft. Meine Arbeit war also bloß, das Erlernte zu erhalten, da und dort etwas dazu zu geben und das Erlernte ins Leben umzusetzen. Nachmittags gab es nochmal Schule — Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Schülerzahl war keineswegs vermindert, obwohl es eine Freistunde war. Wieder war ich erstaunt, denn nicht bloß einer, sondern die meisten regelmäßigen Schulbesucher waren des Alphabets vollständig mächtig. Bedenkt man da die Zeit, also zwei Jahre, und den Umstand, daß bald der eine, bald der andere infolge der Hippo-potamusjagd auf Monate hinaus, selbst oft ein halbes Jahr — und keiner ist davon ausgenommen — der Schule entrissen wird, so kann man nicht umhin, es als einen großen Fortschritt zu bezeichnen. Es kam der erste Sonntag. Jung und alt beiderlei Geschlechts, kamen auf den Klang einer Glocke, setzten sich ruhig in die Kirche und erwarteten den Beginn des heiligen Opfers. Lieder wurden gesungen zum großen Geist, zum göttlichen Heiland im Sakramente, zur seligsten Jungfrau Maria, alle übersetzt und eingelernt vom hochw. P. Kohnen. Zufällig befand sich ein Harmonium auf unserem Schiffe und so konnte ich denn eine Litanei begleiten, von den festen Stimmen durchreisender Patres unterstützt. In Attigo war dies die erste Musik. Wie all die Schilluk da schauten und sich wunderten! Sie waren alle ganz Aug' und Ohr bei den feierlichen Klängen des kleinen „Liliput" und wußten nicht, wohin sich wenden, entweder zum Harmonium oder zum Altar. Leider war das Harmonium nicht für uns bestimmt und so beginnt wieder dann und wann die Stimme zu stocken. Es ist eben immer wieder wahr: je feierlicher uns die Wohltäter den Gottesdienst gestalten, um so schnelleren, umso größeren Eindruck macht es auf die Heiden und sie bekehren sich zu unserem Glauben. Was nützten dem Missionär all die Studien auch in der Musik, wenn er sie wegen Mangels an Instrumenten dort nicht anwenden kann, wo es sein sollte, wo sie eines der besten Mittel zum Zweck ist: denn die Musik ist dem Neger alles und für diese läßt er alles! Natürlich kann eine Schule nicht ohne Einfluß sein für das Leben der Schüler, auch nicht ganz ohne Einfluß für die Umgebung. Die Schule muß natürlich erhalten werden durch Geschenke — denn das öffnet überall den Weg, und dazu sind sie arm und wir reich — sagen sie und natürlich ist noch lange nicht alles Tugend, aber wer eben „Wilde" sucht, wird denn auch gute Menschen finden. Es gibt noch immer viel zu „zehren und zu zupfen an den ungezogenen Rangen" und wenn sie auch einmal streiten, so zeigt dies nur, daß sie noch lebenslustig sind — tun das doch auch viele ihrer Herren Kollegen in Europa. Die ewigen Wahrheiten unserer heiligen Religion können eben auch au Gefühllosen, denn das sind sie im Gegensatz zu uns, nicht unberührt vorübergehen. Die Wahrheit des Todes und seiner Folge hat auch schon Elefantenjägern Angst eingejagt. Eines Abends saß ich mit einem der besten aus der Schule am Flusse des Niles und fischte. Nachdem ich gerade vor wenigen Tagen beinahe aufs Haar vom Krokodil erfaßt worden war und mich durch einen Sprung retten mußte, war ich aufmerksam geworden und empfahl dasselbe dem Schwarzen. Zur größeren Sicherheit steckte ich noch eine Lanze vor mir in den Boden — im Notfälle eine Berteidigungs-wasie — und als der Knabe das sah, frug er mich erstaunt, warum ich Angst habe: „wenn dich das Krokodil erfaßt, so kommst du ja gleich in den Himmel, aber ich —?" Selbsterkenntnis ist eben überall auch hier in Afrika der erste Schritt der Besserung. MitFreuden komme ich immer wieder auf das letzte Gericht zu sprechen, denn jedesmal ist sofort die Aufmerksamkeit geregt, mancher Augen glänzen und wären sie nicht schwarz, sie würden gewiß blaß werden bei der Vorstellung dieser ewigen Wahrheit. Viel größere Wirksamkeit bringt unsere Religion in diesen: Punkte bei den Frauen und Mädchen hervor, die auch täglich Unterricht von Hochwürden P. Kohnen bekommen, eben weil sie auf die Familie besser Einfluß haben. Erstaunt im höchsten Grade war ich, als auch bei ihnen ältere Frauen ohne Anstoß die Wahrheiten herunterzählten, und wäre es nicht der Zukunft wegen, man könnte allen ohne Anstand — dem Wissen nach — die heilige Taufe spenden. Eine große Schwierigkeit ist noch immer das Wesen Gottes für die Schillnk geblieben. Ketender bltnöev /ibobammebaner. Dschuok, womit sie das höchste Wesen bezeichnen wollen, entspricht eben nicht dem Sinn unseres lieben Gottes, der die Menschen liebt und für sie sorgt. — Sie verstehen darunter ihrer ganzen Auffassung nach all die unbekannte Kraft, von dem das über ihren Verstand hinausreichende Ding sein Dasein besitzt. Daher ist es vielmehr Furcht als Liebe, die sie diesem Geiste zuschreiben. Von ihm ist der Mensch zwar erschaffen, wird aber verfolgt wegen feiner bekannten oder unbekannten Vergehen und auch getötet. Nykang hingegen, ihr erster König, zu einer halben Gottheit erhoben, spielt den Vermittler bei dem großen Geiste und ist den Schilluck Urheber des Regens und, insofern bei ihnen vom Regen alles abhängt, der 'Gott des Regens und erhält als solcher selbstverständlich den Vorzug und die Anhänglichkeit des ganzen Volkes. Die ersten Tempel sind ahm geweiht und die größten Zeremonien, wie die der Königswahl, sind ganz von Nikangs Dienste durchtränkt. Eines Sonntags nachmittags, als bereits die Gläubigen zum Segen versammelt waren, kam auch eine Frau, aus einem entlegenen Distrikte, von den anderen aufgefordert, oder vielmehr aus Neugierde, um zu sehen, was da vorgehe. Sie setzte sich auf den Türpfosten, um im Notfall gleich zur Flucht bereit zu sein. Kaum war der Segen zu Ende, so stürzte sie hinaus, als ob sie schon vom bösen Geiste verfolgt würde. Ist also leicht begreiflich, daß unter solcher Jdeenverschiedenheit in demselben Wort die Leute in größerer Anzahl diesem für sie neuen, aber lieben Gotte zu gewinnen schwierig ist. Langsam, aber gründlich muß eben da auch wieder die Schule den Keim zur Reife bringen. Bereits haben wir schon zu wiederholten Malen unseren schwarzen Schülern von der Güte unseres lieben Gottes gesprochen und ihm ganz diese neue Saat anvertrauend, ohne dessen Beistand ja all unsere Arbeit vergebens ist, hoffen wir, wie auch durch die Mithilfe unserer Brüder und Wohltäter, gar bald erfreuliche Früchte zu erzielen. P. Wilhelm Hofmayr F. S. C. Gedankensplitter. Die Langeweile. (Es gibt kaum einen Dämon, welcher das Glück des häuslichen Herdes mehr gefährdet als die Langeweile. - Die Langeweile schleicht sich während der Untätigkeit unmerklich in das Herz ein. Sie zeigt sich zuerst von ihrer angenehmen Seite, indem sie die (Einbildung in süße Träumereien wiegt, dann bemächtigt sie sich der Seele und schläfert sie ein. Ist aber einmal die Seele eingeschläfert, dann führen Herz und Phantasie uns zumeist von der 'Pflicht und dann weit von Bott ab — so weit oft, ,daß der Rückweg kaum mehr zu finden ist. „Goldkörner." * * * Was ist dem Gotteskind das Leben? Ein Pfand, zum ewigen Heil gegeben. — Was ist dem Gottes-kind das Glück? Aus ew'gem Schatz ein Kleinodstück. - Was ist dem Gotteskind der Schmerz? Ein 'Vaterruf: „Flücht' an mein Herz!" — Was ist dem Gotteskind der Tod? In Schiffbruchsnot ein '.Rettungsboot. Halt' nicht den Tod für bitt'res Muh; >er ist ein sel'ger Engelskusz. Die Mücken belästigen uns durch ihre Menge, nicht durch ihre Kraft; ebenso beschweren uns nicht die großen Geschäfte so viel wie die kleinen, wenn sie in Menge uns erwarten. Tue deshalb alle deine Geschäfte in Frieden und tue sie der Ordnung nach, eines nach dem andern. Denn wenn du sie alle aus einmal und alles durcheinander tust, so werden sie dich ermüden und deinen Kopf anstrengen. Du unterliegst ihrer Last, ohne etwas zustande zu bringen. Hl. Franz von Sales. -i- * -r- Rezept für Frohsinn und launiges Scherzen: Der Friede im Herzen. Nosegger. * * * Wo Ordnungssinn das Haus regiert, Den Segen überall man spürt. Die Guten und Bösen leiden, aber sehr verschieden. Lt. Aug. Stern der Neger. 161 Heft 7 (? V 1 TRntcrbaltenbes. [j 1 Sv J V2r/j v Schwatzes Elfenbein, »«4M. •Reifen und Abenteuer tm Innern Afrikas. — Von Dr. 1bugo füMoni. 9. Kapitel. Die Sftlavenjagö. Als ich erwachte, war es Nacht und die Finsternis wurde schwach erhellt von den Strahlen des Mondes, der als schmale Sichel am Himmel stand. Aus seiner Stellung schloß ich, daß gerade Mitternacht vorüber sein mußte; ich hatte kaum vier Stunden geschlafen und fühlte noch Schlaf. Ich war nicht aufgemacht, >veil ich mich schon von den Anstrengungen erholt hatte, sondern infolge eines Lärms, der noch mtbmierte und allem Anschein nach von der Außenseite des Verhaues kam, der das Dorf umgab. Ich glaubte Schritte zu hören, dazu ein Stimmengewirr und den dumpfen Ton von Gegenständen, die auf die Erde geworfen wurden und knackten wie dürres Holz, wenn der Fuß des Menschen darauf tritt. Der Lärm dauerte an; draußen am Verhau inußten Menschen sein. Aber wer? Ein schrecklicher Gedanke fuhr mir durch den Sinn. Ich dankte der Vorsehung, daß ich in diesem Augenblick ernvachte; langsam und vorsichtig näherte ich mid) dem Verhau. Je näher ich demselben kam, desto detNlicher wurde der Lärm. Endlich trennte inich nur noch der Zaun von der Waldung und von draußen her vernahm ich einige Worte, die mich erschauern machten. „Ist alles bereit?" fragte eine mir sehr bekannte Stimme, die des Anführers der ©flauen« jäger, die ich zwei Tage zuvor ausgehorcht hatte. „Alles!" antwortete ein anderer. „Eine schöne Beute und eigentlich leicht zu gewinnen. Der Zaun ist trocken. Feuer daran!" sagte der Anführer. Diese Worte enthüllten mir einen schrecklichen Anschlag. Dagombe und die neun Sklavcnjäger wollten Beute an Menschenfleisch machen und zu diesem Ziveck sollte der Zaun angezündet werden, bei welchein sie noch dazu trockenes Holz auf--gehäust hatten. Sie hofften, diese Flammen würdem die Neger verwirren; um dem Brand zu entgehen, würden sie sich einen Ausweg verschaffen^ und so mußten sie in die Hände der Sklavenjäger fallen. Was konnte ich tun? Sollte ich die Neger aufwecken? Was hätte mir das geholfen? Sie hätten in ihrer Furcht geschrien und einen Teufelslärm vollführt, ohne jedoch dem Feind Widerstand leisten zu können. Diese hätten den Zaun angezündet und die Neger wären ihnen in die Hände gelaufen. Es war besser, daß ich allein, handelte. Ich hörte den Stahl, der an den Feuerstein, geschlagen mürbe. Der Araber wollte Feuer ■ machen. Zwei Schritte vor mir erhob sich eine Palme;, ich kletterte hinauf mit der Flinte auf der Schulter und kam bis zum Gipfel. Die Palme war viel höher als der Zaun; von hier beherrschte ich das Dorf und seine nächste Umgebung. Ich sah einen Funken auf das trockene Gras fallen, welches sogleich Feuer fing. Eine Flamme i züngelte ans, welche mir gestattete, einige iveiße Figuren, mit Flinten bewaffnet, zu beobachten,, ivclche sich mit brennenden Grasbüscheln entfernten, um andere Stellen des Zaunes in Brand zu stecken. Ich mußte ihnen zuvor kommen. Rittlings ans der Palme sitzend, hob ich das Gewehr I und nahm mir jene Schattcngestalten aufs Korn.. „Der Hadschi Hadscha ben Mahoma schießt", rief ich, sicher, daß mein gefürchteter Name den I Negern Schrecken einflößen iverde. DJfit dem Ruf knallte auch meine Flinte. Ich gab ein zweitesinal Feuer und traf einen andern Feind; die andern flohen eiligst davon. Der Verhau stand in Flammen. Das trockene Gras hatte den Zaun in Brand gesteckt, zumal. er von den sengenden Strahlen der Sonne vollständig ausgedorrt war. Meine Schüsse hatten die Neger aufgeweckt; sie traten aus ihren Hütten und waren völlig überrascht beim Anblick der Flammen; mit wirrem Geschrei suchten sie sich einen Ausgang. Ich sprang zur Erde und eilte „311 meiner Hütte, um mein Gepäck zu retten. Da traf ich auf den Häuptling. „Stirb, Hund, der uns verraten!" schrie der Alte und wandte sich gegen mich mit dem Dolch in der Hand. Ich entwinde ihm die Waffe und halte ihn fest zwischen meinen Händen. „Ich bin dir Freund!" sage ich ihm. „Die Araber haben den Verhau angezündet. Rufe deine Untergebenen. Sie haben nichts zu fitechten. Ich werde sie zum Siege führen." „Täuschest du mich nicht?" fragte mich der Neger. „Ich bin ein Bruder der guten Minisse, die dich gerettet haben. 9tufe deine Leute zusammen." Der Häuptling lief zur Kriegstroinmel und schlug sie mit beiden Händen. Der Schall wurde von den furchtsamen Negern gehört und sie kamen nun zu uns. Ich bemerkte mit Vergnügen, daß meine zwei Neger mein Gepäck bei sich hatten. In einem Augenblick hatte ich fast zweihundert Menschen um mich, zitternd vor Furcht und Schrecken. Auf einer Seite hatte der Zaun noch nicht Feuer gefangen. Das war der Ort, wo wir versuchen mußten, uns einen Ausweg zu öffnen, um nicht im Brand umzukommen, welcher bereits auch schon die Hütten ergriffen hatte. „Folget mir!" sagte ich zu den Negern und führte sie dorthin. „Die Männer voran. Schafft euch einen Durchgang!" befahl ich ihnen. „Macht schnell!" „Sie werden uns töten," sagten einige von ihnen. „Sie haben Gewehre." „Ans Werk! Ich werde euch verteidigen!" Ich kletterte ans den Zaun mit der Flinte in der Hand. Eile tat not. Der vom Feuer noch nicht erreichte Teil war zwanzig Meter lang und die Flammen näherten sich schnell. Als ich oben am Verhau stand, sah ich beim roten Schein der Flammen einen Mann mit einem Brand in der Hand, der sich der Stelle näherte, wo ich mich befand. Ich zielte und gab Feuer. Er fiel tödlich getroffen zu Boden. Aus diesen Schuß folgte Geschrei von verschiedenen Seiten und von mehreren nahen Bäumen flogen Feuerzungen; ich hörte das Zischen der Kugeln, wurde aber nicht getroffen. Ich zielte und schoß mehrere Male nach der Richtung, woher diese Schüsse kamen. Ich hörte einen Schmerzensschrei. Das Tor war geöffnet.. . das Feuer in meiner Nähe... ich durfte nicht mehr lange an der Stelle verweilen, wo ich mich befand. Ich sprang auswärts zur Erde und geriet mitten in den Haufen der Neger, der aus dem Ausgang hervorströmte. Die Sklavenjäger hatten sicher einen solchen Kampf nicht erwartet und noch weniger, daß die Neger in geschlossenem Haufen herauszogen. Sie hofften, jene würden einzeln herauskommen und in diesem Fall hätten sie sie mit der größten Leichtigkeit fangen können. Die Araber jedoch waren nicht feig und tatsächlich stellten sie sich, wenngleich übel hergenommen von meinen Kugeln (hatte ich doch drei von ihnen unschädlich gemacht), sieben Mann, den Negern entgegen. Diese flohen teils, teils nahmen sie den Kampf auf, der sehr heftig war und wovon ich nicht die Einzelheiten erzählen kann; ich sage bloß, daß die Feuerwaffen der Araber einige Eingeborene töteten und daß die Sklavenjäger dann das Gewehr am Rohr faßten und mit dem Kolben arbeiteten, wobei sie manchen töteten; daß sie vorerst mit den Männern kämpften und sich nicht int geringsten um die Frauen und Kinder bekümmerten, die ihnen nach Beendigung des Kampfes doch als höchst erwünschte Beute sicher waren. Der Kampf hatte einen für die Neger ungünstigen Verlauf und diese Handvoll Araber hätte sie sicher alle eingefangen, wenn ich nicht dagewesen wäre. Ich war wohlbewaffnet und wußte, daß meinen Waffen niemand Widerstand leisten mochte. Ich lud das Gewehr und zielte auf einen Araber. Ich nahm mich zusammen, um nicht einen Neger statt eines Feindes zu treffen; der Schuß war gut. Ein Aufschrei, begleitet von den Beifallsrufen der Neger. Der Araber fiel auf die Erde und die erbitterten Neger warfen sich auf ihn und gaben ihm den Rest. Das Feuer wuchs, die Flammen erhoben sich riesenhaft zum Himmel. Ein dichter schwarzer Nebel bedeckte das Firmament und die Gewalt des Brandes warf brennende Scheiter hoch hinauf, welche wieder in den Wald fielen und hier und dort einen Baum anzündeten. Der Wald begann Feuer zu fangen. Wir mußten uns beeilen, den Feind zu bewältigen und aus diesem brennenden Ort zu fliehen, wenn wir nicht den gefräßigen Flammen zum Opfer fallen wollten. Es gelang mir, einen zweiten Araber zu töten; ein dritter wurde von den Negern auf die Erde geworfen; der vierte, verwundet, bekam von mir das Letzte. Die andern drei Araber warfen, als sie das sahen, die Gewehre über die Schultern und retteten sich in den dichten Wald. Ihre Flucht war für uns ein Zeichen des Sieges, welches von den Negern mit einem schrecklichen Geheul gefeiert wurde. Ich ernüchterte sie ein wenig, indem ich laut rief: „Der Wald steht in Flammen! Fliehen wir in geschloffenem Haufen!" Der Häuptling hörte glücklicherweise diese Worte, erkannte die Gefahr und gab den Seinen den Befehl zur Flucht. Wir gingen in der Richtung des Flusses. Diesen Marsch werde ich nie vergessen. Die Flammen des Dorfes erhellten weithin den Wald, wo hier und dort schon einzelne Baumgruppen brannten. Die Vögel flatterten erschreckt in der schwülen Luft, die wilden Tiere flohen das Feuer und ließen ihr Geheul ertönen und zwischen den Schrecken des Urwaldes, beim roten Licht des riesigen Feuers, rannten wie schwarze Schatten die Eingeborenen, die vor dem Brand flohen. Diese schwarzen Schatten schienen Teufel zu sein und ließen in meinem Gemüt einen solchen Eindruck zurück, daß ich immer wieder daran denken muß. Der Häuptling hatte sich mir während der Flucht genähert. „Du hast gesiegt!" sagte ich ihm. „Gesiegt haben wir. Dir verdanken wir es. Aber das Dorf steht in Flammen und meine ganze Habe ist dahin. Ich bin arm." „Besser das verlieren als das Leben oder die Freiheit; aber wenn auch arm an Gütern, bist du doch reich in der Liebe deiner Untertanen, und dann bin ich ja hier, dir zu helfen." Der Häuptling küßte den Saum meines Gewandes und dankte mir mit Herzlichkeit. Wir kamen schnell vom Feuer weg. Schon reichten die Flammen nicht mehr zu uns; der Wald war finster tote sonst, nur das Geheul der wilden Tiere verkündete den fernen Brand. Dieser konnte sich vielleicht ausbreiten und den ganzen Wald erfassen; es war also notwendig, daß wir denselben verließen. Ich war nicht sicher, als bis wir an das sumpfige Bett des Flusses gekommen waren. Auf dem Wege dachte ich an die jüngsten Vorfälle, an die Schrecken der Sklaverei, an die Verwegenheit der Sklavenjäger. Was tväre aus den uttglücklichen Bewohnern des Dorfes geworden, wenn ich nicht in dieser Nacht mich in ihrer Mitte befunden hätte! Doch die Sklavenjäger hatten von mir einen tüchtigen Merks bekommen. Sieben von ihnen waren gefallen und wenn sie noch nicht tot waren, so mußten sie in den Flammen umkommen. Nur drei waren übrig geblieben, um ihren Gefährten zu melden, daß sich der Rächer im Lande befinde. War unter ihnen auch Dagombe oder war er verwundet? Das war eine Frage, auf die ich mir unmöglich Antwort geben konnte. Kreuz und Schwert sind die beiden notwendigen Faktoren, Afrika zu erneuern. Das Kreuz, um seine Völker christlich und kultiviert zu machen, das Schwert zur Ausrottung der Jäger nach Menschenfleisch. Wehe, wenn sich mit dem Kreuz nicht auch das Schlvert verbände! Die Sklavenjäger würden so frech, selbst die Missionen anzufallen, in einer Stunde den Missionären die Kinder zu rauben, deren Erziehung ihnen Jahre voller Opfer kostete, sie dein Kreuz zu entreißen und sie in die härteste Knechtschaft zu schleppen. Das Schwert braucht es hier, um die räuberischen Banden der Jäger zti zerstreuen; ohne Rücksicht muß man gegen sie vorgehen. Diese Scheusale müssen von der Erde verschwinden und dazu ist das Schwert notwendig. Hätten wir nur in Afrika noch mehr solche Männer wie Kapitän Joubert, viele tapfere Krieger, ähnlich jenem Helden, welcher allein seit langen Jahren im Herzen des Erd- j Endlich kamen wir zum Fluß nach vierstündigem, teils den Kampf mit den barbarischen Horden der ! angestrengtem Sauf. Der Häuptling nahm dort Sklavenjäger unterhält, Afrika seufzte nicht mehr eine Musterung seiner Untergebenen vor. Es fehlten lange unter dem Joch der Sklaverei. achtzehn Neger. (Fortsetzung folgt.) IDcrfcbiebeneSt Die Schrecken der ScMak-krunkdeit. Die furchtbare Geißel der Menschheit, die Schlafkrankheit, deren Wesen die moderne Wissenschaft erst vor wenigen Jahren erkannte, ohne ein Mittel gegen diesen heimtückischen Feind zu finden, hat im schwarzen Erdteil in der letzten Zeit so gewaltige Fortschritte gemacht, daß das Schreckgespenst eines völlig entvölkerten Afrika immer mehr in den Bereich der Möglichkeit tritt. Das britische Institut für Schlafkrankheit hat soeben eine Monographie über die unheimliche Seuche herausgegeben, aber auch sie vermag nicht viel mehr als Fingerzeige zu geben, wie man die Ansteckungsgefahr verringert, denn die Schlafkrankheit ist die einzige Krankheit, die mit einer Todcsrate von 100" 0 dem Eifer und dem Scharfsinn der Gelehrten höhnischen Widerstand leistet. Mit dem Augenblick, in dem die ersten Symptome der Seuche bemerkt werden, ist das Schicksal des Kranken auch entschieden: es gibt keine Hoffnung mehr. Die Statistik allein liefert nur ein unvollkommenes Bild von den furchtbaren Verwüstungen, die die Schlafkrankheit im schwarzen Erdteil angerichtet hat, wenn sie berichtet, daß in den letzten Jahren mehr als eine Million Menschen dem rätselhaften Leiden erlegen sind. Ganze Dörfer, ganze Distrikte in Afrika sind buchstäblich entvölkert und die Geschichte kennt keine Plage, die mit so grausamer Unerbittlichkeit unb so tragischer Unwiderstehlichkeit ihre schreckliche Aufgabe erfüllt hat. Die Neger kannten das Leiden längst, als die Europäer die Erkrankten noch als Simulanten behandelten und den „Aberglauben" der Schwarzen belächelten. Aber dann kam die Zeit, da die Plage sich plötzlich mit Riesenschritten ausbreitete. Sie ging ans von einem kleinen Landstrich im west- lichen Mittelafrika und überflutete das Land mit der grauenvollen Schnelligkeit eines zweiten Präriefeners. Wir wissen heute, daß die Ergebnisse der Forschungen den vielbelachten „Aberglauben" der Neger bestätigt und übertroffen haben. Die Seuche wird übertragen durch den Biß der Glossina Palpalis, einer Sonderart der Tsetsefliege. Die sofortige Folge ist das Auftreten eines Parasiten im Mark des Rückgrats. Man weiß heute, daß die Fliege fast zwei Jahre lang ihre Anstecknngskraft bewahrt und so den Krankheitskeim von Mensch zu Mensch weiter trägt. Der Verlauf des Leidens ist dann nur noch ein stetes, unaufhaltsames und schreckenvoll langsames Entgegenwclken zum Tode. Das erste Symptom ist eine seltsame Unruhe des Kranken, ein stetes Bedürfnis, sich zu bewegen. Er verändert seine Lebensregeln, er will wandern oder reisen, verläßt gewöhnlich sein Heim und auch sein Charakter wandelt sich. Fast zu gleicher Zeit schwellen die Nacken- unb Rückendrüsen an, ohne daß dem Kranken dadurch Schmerzen erwüchsen. In unregelmäßigen Pansen kommen Fieberanfälle und bald darnach bildet sich oft an Brust oder Rücken eine Art Hanlansschlag, der bei den Weißen sehr ausfällig ist, bei den Schwarzen aber oft kaum bemerkbar wird. Das ist der Zeitpunkt, in dem der Kranke von den ersten großen Anfällen von Mattigkeit heimgesucht wird; seine Kräfte erschlaffen und seine ansängliche Unruhe wird durch immer größere Pansen völliger Indolenz und Lethargie unterbrochen. Nach und nach, mit grauenvoller Gemächlichkeit, vermindert sich der Tätigkeitsdrang; nur manchmal in wilden Anfällen kehrt die alte Unruhe wieder, um dann einer um so tieferen und längeren Lethargie zu weichen. Bisweilen fonnnen Anfälle, die epileptischen Charakter ver- raten, in anderen Fällen Geistesstörnngen vor. Immer härter werden die Kontraste; die Pansen zwischen diesen Auflehnungen des Lebensgeistes gegen den unheimlichen, unfaßbaren Feind werden länger und länger. Grad um Grad werden die Verstandeskräfte schwächer, das Gedächtnis verwirrt sich, alle Fähigkeiten erschlaffen, die Willenstätigkeit ist völlig aufgehoben. Wenn der Kranke vordem noch bisweilen mit halbgeschlossenen Augen wie ein Trunkener umhertaumelte, liegt er jetzt träge und stumpfsinnig am Boden, erhebt sich nicht mehr, ja selbst während des Essens und Trinkens übermannt ihn oft ein bleierner Schlaf. Er magert ab, die Haut wird trocken, das Gesicht ist aufgedunsen; cs ist nur noch ein hilfloser Haufe ohnmächtiger Menschenglieder, der da am Boden liegt und hin und wieder durch eine halb träge Bewegung verrät, daß noch Leben glimmt, bis dann endlich der Unglückliche aus enteilt Zustand völliger Verblödung vom Tode mitleidig erlöst wird. Die Zeit, in der die Schlafkrankheit ihr Werk vollendet, ist sehr verschieden. Bisweilen peitscht sie den Kranken in wenigen Monaten durch alle Stadien, bisweilen verstreichen zwei Jahre, bis das Leiden ein Ende nimmt. Das Furchtbarste aber ist, daß jeder Kranke vor dem Auftreten der ersten bemerkbaren Symptome sein Schicksal ahnt und das Los erkennt, das ihm zugefallen. Er weiß, was ihn erwartet, aber er weiß auch, daß es keine Hilfe gibt und keine Macht der Welt ihn seinem dunklen Schicksal entreißen kann. 11 n den lprauhen einer Tigerin. Die Teefarm des Engländers Strachau liegt im Distrikt Assam; das Land war in den Monaten vorher von der Raubgier der Tiger schwer heimgesucht worden. Strachau hatte gegen Abend auf seiner Farm eine Tigerin gesehen und es war ihm gelungen, die Bestie zu verwunden und in die Flucht zu treiben. Er nahm an, daß die Tigerin schwer verwundet worden war, und in Begleitung eines Freundes und einiger Kulis folgte er am nächsten Morgen den Blutspuren. Sie führten in ein undurchsichtiges Dickicht. Der Farmer drang unersckrocken vorwärts; plötzlich ertönte ein wildes Gebrüll und das verwundete Raubtier griff den Jäger an. „Das Unterholz war zu dicht, um einen Schuß zu ermöglichen. Nun sah ich die Tigerin vor mir, kaum acht Meter entfernt. In gewaltigen Sprüngen stürzte sie auf mich zu, ich sah die mächtigen Zählte blitzen, sah die tückisch zurückgelegten Ohren und hörte das wütende Fauchen. Mein erster in der Aufregung abgegebener Schuß verfehlte sein Ziel, der zweite Schuß traf in den Rücken und zerschmetterte das Rückgrat über den Hüften, aber die Wucht des Sprunges war nicht mehr aufzuhalten. Ich sehe noch heute die unheimlich glühenden, großen, gelben Augen, ich fühle den heißen Atem und das grauenvolle Geheul. Ich wurde umgerissen; die eine Tatze schlug mir schwer aufs Haupt, aber zum Glück schützte mich der Tropenhelm. Die zweite Tatze zerriß an meiner Brust das Kleid und grub eine lange Fleischwunde in meinen Oberkörper, während die Zähne der Tigerin meine rechte Hand packten, die ich unwillkürlich emporgehoben hatte, um mein Gesicht zu schützen. Sie riß und zerrte die Hand hin und her wie eilt Hund die Ratte, aber beim Sturz ließ sie sie fallen. Zum Glück fiel ich seitwärts, aber doch nicht weit genug, um aus dem Bereich der furchtbaren Tatzen zu kommen. Sie streckte sie aus, packte mich an den Beinen und zerrte mich so weit heran, bis sie imstande war, mit den Zähnen meinen linken Fuß zu packen. Der dicke lederne Jagdstiefel war da kein Schutz mehr. Mit furchtbaren Schmerzen spürte ich, wie die Zähne sich durch das Leder in die Muskeln gruben und wie die Knochen knirschten. Ich entsinne mich noch: ich lag da und in diesem Augenblick wunderte ich mich, wie lange dieses zermalmende Kauen noch dauern würde und wie schnell ich in den Tatzen der Tigerin sterben würde, denn mir war es klar, daß meine letzte Stunde geschlagen hatte. Das Gewehr war mir im Sturz entfallen, der Kuli mit dem zweiten geladenen Gewehr war verschwunden und jeder Gedanke an Rettung gewichen. Es ist seltsam, welche Fülle von Gedanken und Borstellungen in solchen Augenblicken durch das Gehirn rast; ferne Erinnerungen huschten vorüber, ich dachte an meine Lieben zu Hanse, dachte an ihren Schmerz über mein Ende und sah alles lebhaft vor mir. Zum Glück konnte die sterbende Tigerin ihr Werk nicht vollenden; plötzlich tauchte mein Freund neben mir auf und mit einem Schuß machte er dem Raubtier ein Ende. Es fiel tot zur Seite; die rechte Tatze war in das Fleisch meines Schenkels eingegraben, der Fuß blieb zwischen den Zähnen. Man mußte den Rachen gewaltsam offnen, nm mich zu befreien. Ich konnte noch mühsam nnb unter Schmerzen nach Hanse kommen; dann aber kam die Blutvergiftung und beide verletzten Glieder mußten amputiert werden." Brot aus Bananen. Zn den tropischen Fruchten, die im europäischen Handel zu einer alltäglichen und billigen Ware geworden sind, gehören die Bananen. Was den Nährwert anbetrifft, sind sie eines der wunderbarsten Erzeugnisse des Erdbodens überhaupt und man würde sich nur darüber zu freuen haben, wenn ihr Preis noch weiter herabgesetzt werden würde, so daß sie ihren Weg auch auf den Tisch des armen Mannes finden könnten. Gewöhnlich bekommt man die Banane als frische oder kandierte Frucht zu sehen; aber eine Verwendung von großem Umfang scheint für die Zukunft auch das Bauanemuehl zu haben. Als man das Bananenmehl als solches zuerst ans den europäischen Markt brachte, konnte es keinen Erfolg erringen, weil das Publikum damit nichts anzufangen wußte oder vielmehr seiner Brauchbarkeit mißtraute. Die anfängliche Abneigung wurde dadurch verstärkt, daß die Versuche, Brot ans reinem Bananenmehl zu backen, nicht gelangen. Jetzt hat man aber, wie der „Tropenpflanzer" mitteilt, durch neue Versuche festgestellt, daß man aus der Mischung von Bananenmehl und Brotmehl ein sehr wohlschmeckendes Gebäck herstellen kann. Während früher auch auf diesem Wege nur eine etwas strohig schmeckende Backware erzielt werden konnte, ist dieser Mangel jetzt durch eine Behandlung des Bananenmehles beseitigt worden. Es hat sich nämlich gezeigt, daß dieses Mehl vor dem Zusatz des Brotteiges unter einen gewissen Dampfdruck gesetzt werden muß. Die Tatsache, daß man nunmehr das Bananenmehl zum Brotbackeii verwenden kann, eröffnet eine Aussicht von erhebender Tragweite. Da die Bananen in den Tropen ohne viel Pflege außerordentliche Erträge an Früchten liefern, so könnten sie in Zukunft recht wesentlich zu einer befriedigenden Lösung der Ernährungsfrage in den übervölkerten Ländern Europas beitragen. Charakter nnb Sittlichkeit der Man^amwesi. Neuere Gelehrte, deren Urteil jedenfalls infolge der eigenen inneren Verkehrtheit des Willens schon arg getrübt war, haben behauptet, das Ge-wissen und Sittlichkeitsgefühl feien etwas dem Menschen durch Erziehung Angekünsteltes, keiues-ivegs aber die Stimme der vernünftigen Menschen-natnr und ihres Schöpfers: Gottes. Für diese Behauptung glaubten sie einen Beweis gefunden zu haben in den Naturvölkern und besonders in den Negern, da diese angeblich jedes Gewissens und jedes Schamgefühls bar seien. Allein die Ivahren Gelehrten haben die Haltlosigkeit solcher Behauptungen längst nachgewiesen und klar dargetan, daß sowohl die Naturvölker im allgemeinen als auch die Negerstämme insbesondere eine Stimme des Gewissens kennen, ivelche ihnen verkündet, was gut und böse ist, und daß ihnen das Schamgefühl ebenso natürlich ist wie allen anderen Menschen. Und in der Tat, wer das Leben und Treiben der Neger auch nur oberflächlich kennt, iveiß, tvie schleunigst sie sich verhüllen beim Herannahen eines Europäers, wie sie selbst seit uralten Zeiten diejenigen, welche unbekleidet gehen, „maschitani“, d. h. Teufel nennen, ein deutlicher Beweis, daß auch der Neger die Unsittlichkeit verurteilt, daß also auch ihm Scham-und Sittlichkeitsgefühl angeboren sind. Wenn ferner auch die Neger manche Handlung als nicht schwer sündhaft bezeichnen, die das Christentum als Todsünde brandmarkt, so beweist das nur eine Verirrung des sittlichen Urteils, keinesivegs aber den gänzlichen Mangel desselben. Übrigens sind alle unsere Neger darin einig, daß der Ehebruch ein verabschennngswürdiges Verbrechen ist, und überall wird derselbe mit den schtversteu Strafen geahndet. Wer solchen Tatsachen gegenüber noch den Mut hat, dem Neger Gewissen und Sittlichkeitsgefühl abzusprechen, der muß wahrlich an der Leugnung des Gewissens und der Beseitigung jeglicher Schranken und guter Sitten ein großes Interesse haben. Obwohl es dem Neger nicht an geistiger Veranlagung fehlt, so ist doch, wie lvir gesehen haben, die Betätigung seines Geisteslebens durchschnittlich eine ziemlich schwache. Dementsprechend ist auch der Charakter des Negers im allgemeinen phlegmatisch und deshalb sanft und ruheliebend. Gastfreundschaft ist ihm daher natürlich und sie wird in der Tat Don unseren Negern recht eifrig geübt, freilich den Sitten und Anschauungen des Landes gemäß. An dieser Stelle, wo vom Charakter des Negers die Rede ist, muß ich auf einige Borivürfe eingehen, die unseren Schwarzen von sehr biet nt Reisenden gemacht werden, die aber tatsächlich nur auf ungenauer Beobachtung beruhen. Wie oft muß man nicht den Vorwurf hören, der Neger sei ein Lebemensch, der nur für den Genuß des Augenblicks sorge, ohne an die eigene Zukunft, geschweige denn an die seiner Kinder zu denken! Und doch entbehrt gerade diese Anklage, die leider so allgemein gegen unsere Schlvarzen erhoben lvird, jedes genügenden Grundes. Gewiß ist der Neger von Natur leichtsinnig und genußsüchtig, allein nichtsdestoweniger denkt er recht Ivohl an die Zukunft. Jeder junge Mann spart sich etwas zusammen, um demnächst mit seiner Braut einen eigenen Hausstand begründen zu können. Und wenn man die reichen Wanyamwezi fragt, warum sie ihren Reichtum an Herden immer noch vermehren, so antworten sie alle, daß sie für die Aussteuer ihrer Kinder Sorge tragen. Also denken auch unsere Neger an die Zukunft. Und iver erst ein wenig eingeweiht ist in die Familienverhältnisse, der weiß, daß in jedem Haus ein verborgener Schatz ruht für die Tage der Not. Ich meine die Elfenbeinschätze, die jeder Familienvater sorgsam in seiner Hütte vergräbt, damit ja kein Dieb das mühsam erworbene Eigentum entwende. Natürlich loeiß der mit den Sitten des Landes nicht vertraute Europäer gar nichts von diesem verborgenen Reichtum und der Neger ist viel zu klug, jedem Fremden gleich zu verraten, wo seine Hoffuiing für den Fall einer Hungersnot ruht. Lieber läßt er den Weißen glauben, er sei ein sorglos in den Tag hinein lebender Mensch, den die Zukunft gar nicht oder wenig kümmere. Und wer erst ein vertrauter Hausfreund des Negers ist und alle Winkel seiner Hütte durchstöbern kann, der würde selbst bei mäßig begüterten Wanyamwezi bunt gefärbte und mit den wunderlichsten, mehr oder weniger unserm Geschmack entsprechenden Zeichnungen verzierte Körbe, Kilindos genannt, finden, in denen noch andere Tauschartikel, besonders Stoffe, aufbe-wahrt werden, lauter Wertgegenstände, die hierzulande Geldesstelle vertreten. Doch selbst hiemit ist des Negers Reichtum noch nicht erschöpft. An den dunklen Wänden seiner Hütte hat er eine ganze Menge Eisengeräte zur Bewirtschaftung seiner Felder: Schaufeln, Hacken, ferner Bogen und Pfeile, je fünf säuberlich zusammengebnuden, aufgehängt und das ist für ihn ein nicht zu unterschätzender Reichtum. Alles das zeigt doch zur Genüge, daß auch der Neger an die Zukunft denkt. Endlich erblickt man noch in vielen Häusern die sogenannte „mafumo“, große Körbe, mit Mais, Reis und Bohnen angefüllt. Und wenn mau den Besitzer fragt, wozu diese großen Vorräte da seien, antwortet er: „Nun, man muß doch auch für die Tage des Unglücks sorgen. Wie leicht könnte eine Hungersnot ausbrechen, zumal die Heuschrecken wieder im Anzug sein sollen. Da werde ich meine Ersparnisse gut gebrauchen können." Und da sollen unsere Wanyamwezi nicht haushälterisch sein! Freilich können sie ihr Getreide nicht jahrelang aufspeichern. Allein das hat einen andern Grund. Die Neger kennen keine Mittel, um die Insekten von ihren Vorräten auf die Dauer fernzuhalten, und deshalb erreichen ihre Getreidevorräte kein hohes Alter, müssen vielmehr häufig erneuert werden. Um sich noch mehr von dem haushälterischen Sinn eines Wanyamwezi zu überzeugen, braucht der freundliche Leser mich nur in die Residenzen des Nachbarkönigs zu begleiten. Da steht rings im Kreis mit die königliche Wohnung eine Anzahl kleiner Hütten. Es sind die königlichen Kornkammern, in denen eine große Menge Mais und Bohnen aufgespeichert liegt für die Tage der Not und des Mißwachses. Demselben Zweck dienen die ungeheuren Mais- und Maniokfelder. „Man muß für eine etwaige Hungersnot Vorsorge treffen, denn man weiß ja nicht, was die Zukunft bringen mag." So belehrt der Wanyamwezi den staunenden Europäer. Und solchen Tatsachen gegenüber will man die Behauptung aufrechthalteu, der Neger in Junerafrtka lebe nur so in den Tag hinein. | Natürlich spreche ich hier nur von den bei den Negern allgemeinen Gebräuchen; Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Ein zweiter Vorwurf, der den Negern gar oft gemacht wird, besagt, sie hätten eine ausgesprochene Neigung 511111 Stehlen und Lugen. Das mag bei vielen Volksstämmen zutreffen, hier jedoch nicht. Das will natürlich nicht sagen, cs gebe in Wanyamwczi keine handwerksmäßigen Diebe und Räuber; im Gegenteil, cs läßt sich nicht leugnen, daß von Sklaven und Bediensteten der Häuptlinge gern und viel gestohlen wird, denn da die Herren selber ihren Nutzen dabei finden, bleiben derartige Vergehen ganz ungestraft. Allein die Wanhamwezibevölkerung ist durchschnittlich ehrlich. Mit der Wahrheit gehen die Neger allerdings nicht so gewissenhaft mit. Sie betrachten den Europäer im allgemeinen als einen frechen Eindringling, der sie mit Gewalt ihres Landes und ihrer Freiheit beraubt hat und der jetzt auch in ihre intimeren Angelegenheiten einzudringen sucht. Dem gegenüber halten sie die Lüge für erlaubt. Die Eltern geben ihren Kindern Anweisung, wie sie auf etwaige Fragen antworten sollen, damit der Weiße ja nichts von ihrem Lande und seinen Bewohnern, von ihren religiösen Anschauungen und Gebräuchen erfahre. Infolgedessen ist cs fast unmöglich, daß ein Afrikareisender, der nur vorübergehend im Lande weilt, über die Anschauungen eines Volkes, seine Sitten und Einrichtungen die Wahrheit erfährt. Wenn aber einmal der Europäer es verstanden hat, den Neger von seiner guten, wohlwollenden Absicht zu überzeugen, wenn die armen Schwarzen erkannt haben, daß er in ganz selbstloser Absicht zu ihnen gekommen ist, daß er sein Glück darin findet, ihre Kranken zu Pflegen und ihre Kinder zu unterrichten, dann behandeln sie ihn wie ihresgleichen und vertrauen ihm auch ihre Geheimnisse an. Aus Mnscbens Anksatzbekt. Über das Thema: „Die Familie", das Hänschen jüngst in einem Aufsatze zu bearbeiten hatte, wußte es folgendes zu erzählen: „Meine Familie besteht aus mir, meinem Vater, meiner Mutter, meiner Schwester und Augusten, was nämlich unser Dienstmädchen ist. Das Oberhaupt ist der Vater, weil der Mann der Stärkere ist. Dann müßte ich kommen, das ist aber nicht so, sondern meine Mutter, weil sie stärker ist wie ich. Die Hauptperson bin ich aber, denn mein Vater sagt oft zu mir, ich wäre ein Hauptkerl, beut man öfters einmal aufs Haupt steigen müßte. Das tut er aber auch nicht, sondern was anderes, was ich nicht nachsage. Meine Mutter ist eine Frau. Sie ist 511111 Kochen da, wobei ihr Auguste hilft. Darum habe ich sie sehr lieb, und das Essen schmeckt mir immer sehr gut. Meine Mutter näht auch und strickt Strümpfe, was wir Männer nicht zu lernen brauchen. Das ist sehr richtig eingerichtet. Auguste ist manchmal ein Ekel, aber manchmal ist sie auch gut, dann hab' ich sic ganz gern. Zu ihr gehört ein Soldat, der aber nicht zu meiner Familie gehört, bloß manchmal, wenn die Eltern nicht zu Hause sind. Bon meiner Schtvester bin ich das Gegenteil, denn sie ist ein Mädchen. Sie ist jünger wie ich und geht noch nicht in die Schule. Überhaupt glaube ich, das wird noch eine Weile dauern, und sie wird wohl schwer schreiben lernen. Das haben die Mädchen auch gar nicht nötig, weil sie überhaupt viel dümmer sind als wir. Sie heiraten sich dann einen Mann, und der besorgt ihnen dann alles. Er schreibt und rechnet und verdient Geld, was die Frauen dann wieder ausgeben. Ich denke nicht ans Heiraten, weil ich noch zu klein bin. Aber später werde ich wohl Augusten heiraten. Und das ist das Ende von der Familie." Zur Kenntnisnahme! Besonders für unsere Förderer! Das nächste Heft des „Stern der Neger" erscheint als Doppelnnininer: „August-September", in doppelter Stärke. — Unsere verehrten Leser und Förderer, denen wir zu großem Dank verpflichtet sind, werden sicher damit auch einverstanden sein. VdantwodlWbec Sdnimdter 1 IKeUtoc P. Dr. m. Isiaffdnet F. S. C. — $iKb6nidid'd tEljvoHs Knien, SüdNrol. Gebetrerhörungen und Empfehlungen liefen ein aus: Bonn — Bozen — Brixeu — Migen-kreüz — Kuchl Milland — Remagen — Sexten — Toblach — Weitersfelden — Wen. Dem heiligsten herzen Jesu, der unbefleckten Gottesmutter Maria, dem hl. Zsfef und dem 1)1. Antonius wird ewiger Dank gesagt für rasche Hilfe — für guten Verlauf in schwerer Stunde — für Erhörung in einem Anliegen. Man bittet umr Gebet: für eine kranke Person — in mehreren Berufsangelegenheiten — um Befreiung von einem langwierigen Leiden — in einem Geschäftsanliegen — für unsere Noviziate, Juvcnate und Scholastikate — in vielen andern wichtigen und schweren Anliegen, — Veröffentlichung erbeten. Kaben-WerrZsichnis vom 10. Wcri bis 10. Juni 1910. -----------Ebb Kronen. -'■------ Gpferftock: Allhaming N. N. 1200.-; Bczan E. I. 2.— ; Brixen £>. F. B. 2.-; F. M. 20.— ; Buchenstem R. d. T. 7.— ; Dampfach L. F. 6.06; Deuschnoven A. B. 6,— ; Freiburg d. Herd. Verlag 5.88; Gaos Koop. G. 3.—; Gmunden b. E. H. 10.20; Gries T. R. 5.—; Hittisau W. M. 1.—; Kennelbach R. N. 6.—; N. N. 10.— ; Langcndorf W. B. 1,—; Marburg Kr. 2.— ; Mnrnau K. A. 18.—; Rauders I. I. 4,—; Oblarn v. M. 100.— ; Reichental Koop. F. A. 1. - -: St. Georgen I. G. 4.— ; St. Peter im Ahmt. Pf. R. R. 20.—; Sexten I. St.l.-; Sonntag R. M. 12.— ; Steinz v/912. 200.-: Stilfes E. W. 4.-; Toblach S. B. 4.—;’ Trens M. F. 5.-; Weilheim N. R. 2.65; Wels K. P. 40-, Zur persolvierung von heiligen Messen sandten ein: Ebensee M. B. 20.—; Eggenberg Schw. B. W. 12.- ; Gaos Koop. G. 2b.—; Mühlwald N. N. 20.-; Münstereifel Sr. C. 47.59; Nenkirchen Fr. H. 10.-: Niefnig Pf. F. 12.65; Sarnthein M. G. 12.— ; St. Ulrich D. H. 10.— ; Sexten I. St. 4.— ; Sternberg Schw. 10.— : Thannstetten Th. St. 3.— ; Weerbera Koop. E. 5.-. Kür die Mission: Kostelzen Pfr. Sch. 50.— ; Mühlwald N. N. 10.40; Pichl, Tirol, Pfr. 10.-; Ruprechtshofcn Benef. F. S. 100.—; Weerberg Koop. E. 2.— ; Wien v. Kindheit Jesn-Berein 2000.—. Kür Khartum. Devetina Pf. P. Sch. 8,—; Flaurling Msgr. R. 50.—. Kür die Heidenkinder: Aus dem f. b. Binzen-thnim 2.50. Zur Taufe von heidenkindern: Ahrweiler E. F. 24.57 (Ursula); Heiligenblut E. B. 20.— (Josef); Sailauf, Erstkommunikanten 25.— (92. 92.). Kerner sandten ein: Trens 912. Fl. einen Ballen Tuch; Briefmarken aus: Strto, Brixen, Ruprechtshofcn, Trient, Wils. ,,G Herr, verleihe allen unseren Wohltätern um deines Namens willen das ewige Leben!" freundliche Aufnahme im Handwerker, wie Schuster, Schneider. Tischler usw., sowie Bauern finden als Laienbrüder Missionshaus in Mill'and Bei Miren. Lrerzltten kür erternetDitgltederu.Fördererinnen der St. Petrus Claver-Sodalität werden in der Missionsanstalt der St. Petrus Claver-Sodalität ,,912 aria Sorg" bei Salzburg unter Leitung des hochwürdigen P. Joses Ibättenfcbwiller S. J., aus Innsbruck, Born 29. August bis 2. September d. I. abgehalten. Der tägliche Pensionsbeitrag beträgt K 2.—, bei Einzelzimmer 4.—. Anmeldungen werden rechtzeitig erbeten: An die Leiterin der Missionsanstalt .,Maria sorg", Post Kasern bei Salzburg. „Maria Sorg" ist voni Bahnhöfe in Salzburg per Einspänner in ^Stunden zu erreichen. Der erste Vortrag ist 912ontag, den 29. August, um 5 Uhr abends. Man bittet, erst am Nach-mittage des 29. August einzutreffen. Für Bbonnenten aus allen Stubentenhrelsen wirb eine außerorbentlicbe Preisermäßigung gewährt In unserem MmirmM in Bilfonis <« MM werden brave und talentierte Knaben aufgenommen und zu Missionspriestern herangebildet-. ===== Bedingungen der Aufnahme sind: ===== 1. Selbständige Neigung und sonstige Zeichen des Berufes zum Ordensund Missionspriesterstand. 2. Gelehriger, lebhafter, offener Charakter, energischer, standhafter, opferfreudiger Wille; sittliche Unverdorbenheit. 3. Gesundes Urteil und gutes Talent, das befähigt, leicht uttd ohne Anstand die ganzen Gymnasialftudien durchzumachen. 4. Gute Gesundheit und kräftiger Bau, frei von körperlichen Fehlern. 5. Alter von ungefähr zwölf Jahren. Für die erste Klaffe wird ein Alter nicht unter zehn und nicht über zwölf Jahre erfordert. 6. Pensionsbeitrag nach Uebereinkommen mit den Eltern oder deren Stellvertretern. Weitere Aufschlüsse werden bereitwilligst vom Obern des Missionshauses erteilt. Man wende sich vertrauensvoll an die Adresse: P. Obere des Missionshauses in Milland bei Brigeit, Tirol. Ikongregation der „Lobne des heiligsten DerzenZ Jesu", Missionare kür Lentralakrika. Außer Priestern und Theologen, welche Neigung und Beruf zum Ordensstande haben und sich dieser Mission widmen wollen, finden in dieser Kongregation Aufnahme Studenten der oberen Ghmnasialklassen, welche in entsprechendem Alter stehen und Neigung zum Ordensstande haben: endlich sind auch Laien sals Handwerker, Sauern usw.) als Ordensbrüder sehr erwünscht und für das Wirken der Kongregation von großer Wichtigkeit. — Es werden auch brave und talentierte Unaben aufgenommen und zu Missionspriestern ausgebildet, sowohl solche, welche noch keine, als solche, welche bereits eine oder mehrere Gymnasialklaffen gemacht haben. Wegen der sonstigen Ausnahmsbedingungen wende man sich vertrauensvoll an den Obern des Missionshauses der „Söhne des heiligsten Herzens Iesu" in Millaud bei Vrixen, Tirol.