für Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. ^ 85« 8lT,N8ti»3 Ä«5N 21. Qetttkor. A848. Die Bürgerspitals Stiftung in Laibach. Von Johann Steßka. (Schluß.) <^Sm Jahre 1757 wurde das dem Marcus ?lnton Freiherrn v. Pillich gratz gehörige, an das ursprüngliche Bürgerspital angränzende Haus aus den Ersparnissen der Stiftung uin 4000 fi. angekauft. Alle der Stiftung eigenthümlichen Realitäten, so wie die Iurisdictionen, nämlich: Aecker, Wiesen, Gärten, Zehente :c. im Ganzen 84^ Huben, wurden in Folge Anordnung im Jahre 1771 um den Kaufschilling von 5i.250 fi. verkauft, und hievon 44.l00 fi. theils bei der Landschaft, theils bei Privaten fruchtbringend angelegt, der Nest von 7150 fi. aber wurde zur Tilgung von Passiven verwendet. Im Jahre 1773 wurde zur Erweiterung und Neguli-rung des Bürgerspiral - Gebäudes geschritten und es sind die sämmtlichen, theils durch letztwillige Anordnungen zugefallenen, theils angekauften Gebäude, welche an das ursprüngliche Sciftsgebaude angränzten (sämmtlich sogenannte Paci-denkhäuser ^), aber noch nicht in zweckmäßiger Verbindung standen, zu einem ordentlichen, einem Versorgungshause enr-sprechenden Hauptgebäude umgestaltet worden, welches in dem städtischen Grundbuche «>,!> u,'!). mmltti'i« 88, 89, vorgemerkt erscheint. Nur Schade ist es, daß nicht noch die 5, in das Viereck, welches das Bürgerspital und einige Nebelige, bäude bilden, eingezwängten Häuschen, wie es projecrirt gewesen seyn mag, angekauft und mir dem Spicalsgebäude vereint und egalisirt worden sind. Der ganze Adaptirnngs-Bau kostet 19.749 fi. 37 kr., wozu von der Kaiserin Maria Theresia der Beitrag von 2000 fi. aus eigener Ehatouille beigesteuert wurde. ') Entstanden aus dem altdeutschen Worte: Pachtgedinq, Die sogenannten Patidenkhaus.r wurde» weqen der tapfern Hallung der Nürger wahrend der Belagerung Laibach's durch Albrecht und den Wrafen v. GiII > im Jahre 1^0, >>, Folae Privilegiums Kaiser Fried rich's II. von der ständischen Hauscriteuel und vom Laudemium befreit, und sie haben nur Einen ssreu^er jährlich als Zeichen der Unlerlhänigkeit an die Magistratscasse zu bezahlen. Vormals und bis zum Jahre 1580 wurde dieser Tribut immer in der Mnternachtsüunde des 30. Septembers im fenilicken Aufzuge auf das Ralhhaus gebracht und in der Haupthzllc en'.iichlet. In diesem ausgedehnten Gebäude wurden bis zum Jahre 1787, in so weit die Vermögenskräfte der Stiftung es gestatteten, die verarmten und überhaupt erwerbsunfähigen Bürger der Stadt Laibach, deren Witwen und Kinder von einer eigenen Vermögens-Administration mit allem Erforderlichen versehen, übrigens alle weggelegten Kinder in dasselbe aufgenommen und auf Kosten der Stiftung von auswärtigen Ammen versorgt, ausierdem auch andere durch Unglücksfälle in augenblickliche Noth gerathene Büiger zeiiwcile mit Unterstützungen betheilt. Mit der Hofoerordnung vom 3!. März 1787 wurde die Errichtung des Hauptarmenfondes angeordner, und in Folge dessen die gänzliche Verpflegung der Bürger im Bür-gerspitale aufgehoben; dieselben erhielten jedoch freie Wohnung im Gebäude und wurden außerdem mit der systenn'sir-ten Portion von täglichen 7 kr. an die Hand bethcilr. Später wurden, um mehrere Individuen mit Gcldpor-tionen betheilen zn können, alle Localitären dcs Gebäudes vcrmirthec. Durch seine, für die Handlungsspeculationcn sich eignende, günstige Luge in der Nähe der im Jahre 1842 neu aufgebauten und dem Erzherzog Franz Carl gelegenheitlich seiner Anwesenheit in Laibach von der hiesigen Bürgerschaft dedizirten, nach ihm benannten Franzens-ehemals Spiralsbrücke, hat das ausgedehnte Bürgerspitals-Gebäude au Werth bedeutend zugenommen, so zwar, das; von den an verschiedene Parteien in Miethe überlassenen Localitäten bei den letzte,, Contracts-Erneuerungl-n namhafte Miethzins-Verbesserungen erzielt wurden, daher theils die Erhöhung einiger beicirs bestehenden Pfründplätze, theils die Ereirung neuer bei dcr hier von Jahr zu Jahr mir der zunehmenden Theuerung wachsen-den Zahl der wirklich Armen sehr erwünschter Pfründ.-Plätze esfectuirt werden konnte. Dermal besteh?» 20 solcher Stiftplätze mir täglichen 15 kr. und 32 mit dem Genusse täglicher lO kr., was einen Aufwand von jährlichen 3650 fi. verursacht. Für die mirrelst förmlich abgeschlossener Contracte an Private in Mieche überlassenen Localirätvn des Gebäudes fließt der jährliche Gesammtbetrag von 4061 fl. ein, wovon über Abzug der jährlichen landesfürstlichen Hauszinssteuer pr. 604 fi. der Nest von 3457 fi. erübrigt, welcher in Verbindung mit 338 den in jährlichen 1348 st. 45 kr. bestehenden Interessen von den dieser Stifcung eigenthümlichen, in öffentlichen Fouden anliegenden Capitalien theils zur Betheilung der Psründner, theils zlir Bestreitung der jährlichen Bauconsernations-Kosten, dann des mit jährlichen 375 st. an den Findelhausfond zn leistenden ?le^uivalenrs, lveil der Letztere die Verpflichtung l'ibernahm, für die weggelegten Kinder, welche früher vom Bürgerspitale erhalten wurden, Sorge zu tragen, endlich zur Leistung der Beitrage zu den Verwaltungsauslagen verwendet wird. In Hinkunft wird die Verwaltung des Vermögens dieser Stiftung dem Stadtinagistrate überlassen werden; die dieß-fällige Verhandlung ist bereits im Zuge und deren baldige Beendung steht zu gewärtigen. Dadurch wild für die Stiftung der Betrag von 281 st, welcher zu den alle Versorgungsanstalten, das Kranken , Gebar- und Irrenhaus, dann die Bürgerspitalsstiftung treffenden Verwaltungsauslagen, auf die letzteren entfallt, in Ersparung gebracht werden. Eben so ist die Enthebung von der erwähnten Abfuhr des Äquivalents pr. 375 st. an den Findelhausfond in Aussicht gestellt. Aus diesen beiden anzuhoffenden Verminderungen der lährlichen Auslagen wird der leidenden Armuth und dem gebrechlichen Alter aus der Gewerbsclasse wieder neuer Segen entsprießen; es wird entweder die Erhöhung einiger Pfründgenüsse, oder aber die Gründung einiger neuen Platze möglich werden. Darum dankende Erinnerung der frommen königlichen Srifterin, Dank unsern frommen Vorfahren und Stiftern, deren milde, menschenfreundliche Aussaat der leidenden Armuth so segenreiche Ernte bringt. Dir aber, der Du im Genusse dieser Stiftung stehst, zum Schlüsse noch der Wunsch nach römischer Sitte: lilol-v tulix! Iwei Opfer der Volkwuth. Geschillert von eincm Augenzeugen. Die „Augsburger Postzeirung" bringt den nachfolgenden Bericht über den bei dein letzten Volksaufstaud in Frankfurt am Main verübten Mord: »Es sträubt sich die Feder, die Barbarei zn schildern; je mehr sich die Wahrheit an's Licht stellt, desto größer ist das Entsetzen über eine Unthat, der man das 19. Jahrhundert nicht für fähig gehalten häcre. Es war Abends gegen 5 Uhr, als Fürst Lichnowsky und General Auerswald gegen Bockenheim hiuausritten, um den Neichsverweser zu vermögen, ja durch die Eingebungen der radicalen Deputationen der äußersten Linken sich nicht einschüchtern zu lassen und den Zuzug der Truppen nicht zu hin-dern, solle die Sradt nicht in die Hände der ärgsten Reichsfeinde fallen. Bald sahen sich die Beiden von einem Schwärm Vagabunden verfolgt, und als sie in die Nähe des Beth-mann'schen Gartens kamen, drang eben die Turnerschaar gegen sie heran. Von zwei Seiten eingeschlossen, blieb den beiden Reitern nichts übrig, als durch das offene Gartenthor hineinzusprengen, was auch General Auerswald, die hereinbringende Gefahr mit hellem Blicke erkennend, unverzüglich that. So flüchteten sich Beide ins Haus, Lichnowsky in den Keller, Auerswald aber auf den Speicher. In demselben Momente dringen die Turner herein, sie sehen die Pferde: „Wo sind die Männer, die beiden Generale, welche hier sich versteckt haben?" so rufen sie; „heraus mit ihnen! wir wissen es." Die Gärtnersfrall widerstrebt; das Suchen scheint vergebens; es vergeht nahehin eine halbe Stunde, kein Mensch erscheint zur Hilfe; schon wollen die Fünfzig ab und gegen die Stadt ziehen; da widersteht der Anführer des Haufens, der an der Spitze derer geht, welche die Turnerfahne mit der Aufschrift »Bornheim" führen; er ist mit einer Pike bewaffnet. „Sie müssen hier seyn", ruft er; „eher wollen wir Alles zerschlagen, um sie herauszubringen." Man dringt auf den Speicher und zieht von Auerswald hinter einer Lage Bretter hervor. Der Eine steigt nochmals voran in den Keller hinab, leuchtet zwischen die Fässer hinein und entdeckt den Hut und dann dessen Herrn, den Fürsten Lichnowsky. Sie schleppen den General Auerswald die Treppe herab, schlagen ihn mit Kolben und zerren ihn vor die Gartenthüre, wo ein großer, breiter Stein ist. Darauf legen sie ihn hin und schlagen ihn wie einen Hund mit ihren Knitteln todt; um aber seines Todes versichert zu seyn, tritt noch Einer vor ihn hin und jagt ihm hinter den Schläfen eine Kugel durch das Gehirn. Jetzt kommt an Lichnowsky die Reihe der Metzelei, an ihn, den tausend Kugeln in der Schlacht verschonten, an ihn, den Tapfersten der Tapfern, der aber nun wehrlos den Wütherichen gegenüber steht. Doch nein, er hat das Schwert der Rede, das er so manchmal, ja noch jedesmal siegreich in: Parlament zn Frankfurt, wie zu Berlin geführt; „Auch ich bin ein Deutscher," ruft er, „auch ich glühe für die Freiheit, was wollt ihr mir anchun? Ich habe immer für Deutschlands Ehre gefochten und auch in der letzcen Frage noch." Umsonst ist alles Reden des jugendlichen Helden in Mitte der Rotte. »Verrather," schreien sie ihn au, „jetzt bist du in unserer Gewalt, jetzt werden wir dir's zeigen." Lichnowsky entgegner: „So behaltet mich doch als Gefangenen, ihr sollt ein schweres Lösegeld erhalten." Sie scheinen unschlüssig und führen ihn an der Leiche Auerswald's, die verächtlich in den Graben geworfen ist, halbwegs nach Bornheim zn. Der Gärtnergehilfe hört Alles mit an und sieht durch die Ritze der Planke dem weicern gräßlichen Vorgange zn. Als sie ihn dahin schleppten, stießen sie ihn mit spitzen Waffen in den Rücken, daß Lichnowsky aufschreit, er könne nicht mehr aushalten, sie sollten ihn am Leben lassen oder lieber gleich rodrschießen. Jetzt gelangen sie anf die Heide, da scheint mit einmal ihr Entschluß sich geändert zu haben; sie befürchten, ihn nicht als Gefangenen behalten zu können, binden mit einem weißen Tuch ihm die Arme auf dem.Rücken, und nun geht die Hetze oder das Wettschiessen an. Eine Kugel schießt ihm den Dau-men weg, zwei Kugeln trafen ihn in den Rücken, die ver-thierten Bluthunde hetze» den zu Boden Gesunkenen wieder anf; er taumelt einige Schritte vorwärts und sucht weiter zn kommen. In diesem Augenblicke scheint Einer mit der Sense ihm nach dem Kopf gehauen und ihm den Schädel spalten gewollt zu haben; aber Lichnowsky hielt mit dem Arme den Hieb auf. Anders läßt sich die furchtbare Zerschneidung 339 und Zerfetzung des Armes, daß alles Fleisch bis auf den Knochen hinein herabgeschunden ist, wie ich selbst mit Schaudern sah, kaum erklären. Es ist förmlich gesägt. Darauf jagte man ihm noch eine Kugel durch den Unterleib, die allein schon tödtlich war, nnd wie er nun, der noch vor wenigen Minuten so jugendlich kräftige, blühende Mann, hilflos am Boden liegt, zum Erbarmen für jedes menschliche Gefühl, da hauen die Wütheriche mit Kolben auf ihn ein; jeder, so scheint es, will an dem Meuchelmorde des unschuldigen Fürsten mit seinen Theil haben; zwei lange tiefe Locher im Hirnschädel bringen den Fürsten um seine Besinnung, das Blnt fließt aus allen Wunden, daß es zolltief in die Erde dringt, wie man sich noch jetzt überzeugen kann, und Mancher holt sich eine Reliquie von der Marterstätte. Die unseligen Mörder aber stampfen ihn noch mit Füßen, und verspeien ihm von Anfang bis zuletzt unter fürchterlichen Verwünschungen das Gesicht. So lassen sie ihn liegen und machen sich fort. Indeß verbreitet fich m der Stadt das Gerücht, die Beiden seyen umzingelt und gefangen. Der Hauptmann Deetz, auch Mitglied der Nationalversammlung, sendet 100 Mann aus, sie zu suchen, oder nöthigenfalls zu befreien; v. Bally geht in Begleitung von rier Mann, von einigen Kugeln der Aufständischen um-sanst, voran, kommt nach dem Garten, sieht den Stein, auf dem das Blut des Generals Auerswald stockt, nnd entdeckt ihn im Dunkel der Nacht, gegen 8 Uhr, im Graben todt und ohne Regnng, nachdem man noch so sicher bis zum letzten Moment ihn am Leben zu fiuden gehofft hatte. Lich-nowsky ist schon znvor durch den Fürsten v. Hohenlohe gefunden worden, der seinen Freund nach den, Spiral bringen läßr; dort erwachte er endlich noch zum Bewußtseyn; der Freund nimmt eiu Testament von ihm anf; ans Lichnows-ky's Muud erfährt man zuerst Auerswald's Schicksal. Gegen l I Uhr gibt L ich n o w s ky seinen Geist auf. Der kühne Trotz, der ihn im Leben beseelte, zeichnet noch sein Gesichtim Tode. Das ist der umständliche, jetzt zugleich actlich aufgenommene Hergang einer der schauderhaftesten Meuchelmorde der Neuzeit. Man hat bereits sechs von den dortigen Turnern mit ihrem Anführer, der die Pike trug, so wie auch einige andere von Friedberg eingezogen. Der Name auf der Tur-nerfahue hat sie sicher verratheu. Es müßte keiue Gerechtigkeit mehr im Himmel und auf Erden geben, wenn solches Vlut nicht nach seinen Mördern schrie, nnd diese dem Rache-Schwert entgingen. Wir aber hoffen, dieses Blut werde nicht umsonst vergossen seyn, sondern vielen Verirrten jetzt das Auge aufgehen nber die scheußlichen Bestrebungen ihrer Führer. Lichnowsky war ledig, General v. Auerswald hinterläßt sechs Kinder, denen noch dazu die Mutier fchlt, und die er noch Tags vorher zu besuchen Urlaub nehmen wollte. Feuilleton. Vinznss der Nöthen in Ttnufen unter Stru- Ve's Anführung. __ Dein Zuge voran sprengten drei Neicer mir dem Rufe: »Die Republik und die provisorische Regierung lebe hoch!" in die Stadt und vor das Rathhau?, wo sie von den Pferden stiegen und sich in das Innere begaben. Keine einzige Stimme erwiederte ihren Ruf. Bald darauf kam der Zug. Voran einige verstimmte Trommeln und eine Ait gräulicher Musikbande; dann der Fahnenträger mit 0er feuerrorhen Fahne; drei Officiere zu Pferd, alle mit rothe,, Schärpen und Binden, gefolgt von ecwa 300 sehr gut bewaffneten Scharfschützen mit großen Bärten und wilden, dunkelbraunen Gesichtern, meistens Italienern; nach diesen wieder rothe Fahnen, Officiere zu Pferd, und ungefähr 1500 soldatisch aussehende Männer mit neuen, glänzenden Gewehren, alle mit rochen Binden. Nach diesen, im Mittelpunct der republikanischen Armee, kam Blan ke n Horn's Kutsche mir B l a n kenh o rn's vier Pferden bespannt und darin saß triumphirend Madame Struve. Die Kutsche war zurückgeschlagen, und so sah man hinter der Dame ein entblößtes Schwert mit goldenein Griff, neben ihr, im Seitentäschchen halb versteckt, zwei Pistolen, nnd auf der andern Seite saß ihre Kammerjungfer, ein hübsches Mädchen von Lörrach, die in echr freischärlerischem Eifer ihrer Gebieterin in Nichts nachgab. Mad. Struve war ganz in schwarzen Atlas eingehüllt nnd hatte einen Strohhut mit weißem Band nnd langem weißen Schleier auf dem Kopfe. In der mir weißem Glanzhandschul) gezierten Hand hielt sie eine goldene Lorgnette, mit der sie in zurückgelehnter Stell.mg die neuen Unterchanen nnd die Häuser in Augenschein nahm. Ietzc kam Strnoe, von seinem Generalstab zu Pferd begleitet, und nach diesen Hauptpersonen in kläglicher Unordnung, mit vielen einzelnen Trommlern, rochen Fahnen und freischärlerischen Officieren vermengt, alle Die, welche theils aus Liebhaberei, theils gezwungen sich dein Znge angeschlossen hatten. Der ganze Zug aber hatte etwas so .Trauriges, Leichenarriges, daß das Mitleid mit diesen armen Opfern bei den nnbetheiligcen Augenzeugen jedes andere Gefühl überwog. Unterdessen wurde Struve in seinem schwarzen Anzug, der blucrothen Schärpe und Binde, von einiger» Staufnern in das Rathhalls begleitet, während seiner Gattin von einigen Frauen Trauben und Süßigkeiten angeboteil wurden. Bald aber wurde Aller Aufmerksamkeit wieder auf Struve gelenkt, der an einem Fenster des Rachhauses mit bloßem Schwerte in der Hand erschien und an die unten Versammelten eine Rede begann, worin er unter Anderm saqte: „Ja, meine Freunde, von nnn an gibt es keine Abgaben, keine Steuer, keinen Zoll mehr, — keine Armen wird es geben nnter der neuen Regierung! So habt denn Vertrauen zn derselben, wie sie es zu Euch har ic." Der Enthusiasmus äußerte sich jedoch nur sehr geringfügig für so schöne Sachen, und namentlich blieb seine Armee sehr kalt dabei. Struve vor Gericht. — Müllheim, 30. September. Es ist 9 Uhr Morgens. Wir treten in den Nachhaus-saal, wo der „Präsident der deutschen Republik" vor der standrechtlichen Eommission erscheinen soll. Kurz nach 9 Uhr treteil die standrechtlichen Nichter ein. Alsbald nachher wird Struve, begleitet von einer hessischen Wache, eingeführt. Er ist in demselben Saale, in welchem er vor einigen Tagen selbst über Leben und Tod verfügt und wo die „provisorische Regierung" dictatorisch geherrscht hatte. Struve, bleichen Angesichts, vernachlässigten Aussehens, weder arrogant, noch servil, am wenigsten aber imponirend, schreitet an den Tischen vorüber und bleibt an dem Ende des richterlichen Tisches stehen, wo ihm die Fesseln abgenommen werden. Der Vorsitzende gibt sodann dem Angeklagten auf, einige Angaben über sein Leben mitzutheilen. Dieser antwortet mit einer übersichtlichen biographischen Skizze. Er erklärt darin, von jeher republikanischen Grundsätzen zugethan gewesen zu seyn. Er schließt mit dem Gedanken, daß er in dem Bestehen von 35 — 38 »Für-stenthümern" in Deutschland — ein Unglück sehe. Er hat geendet; der Vorsitzende ermahnt ihn, hier nichts zn sagen, 340 was eine neue Schuld auf ihn werfen könnte und halr ihm sofort die Anklagepuncre, wegen deren er hier stehe, vor: den starken bewaffneten Einfall zum Umsturz von Thron und Verfassung in Deutschland, Vornahme von Negierungshandlun-ge„, offenem Widerstand gegen die gesetzliche bewaffnete Machr, Cassenraub, Brandschatzung. Struve erklärt, die Thatsachen seyen notorisch, er laugne sie nicht, das Läugnen widerspräche auch seinem Charakter, nur müsse er in Abrede stellen, mir einem zahlreichen Haltten und bewaffnet in's badische Gebier eingefallen zu seyn. Seine Begleitung sey beim Eindringen in's Land weder zahlreich, noch bewcissner gewesen. Der Vorsitzende fragt sodann, was er wahrend seiner Flucht und während seiner Tranöportirung zur Niederdrückung des Aufstandes gethan habe. Struve erwiedert, er sey seit seiner Gesangennehmung in Wehn durch fanatisirte oder doch aufge-i'egre Bauern so sehr von der Welr abgeschlossen gewesen, daß er weder etwas zur Unterdrückung, noch zur Beförderung des Aufstandes habe thun können. Der Angeklagte bringt nun sein Bedenken gegen dies; Gerichtsverfahren vor, dem er unterstellt werde, indem er sich darauf stützt, das; die Publication des Stand rechts am 26. Sept. erfolgt sey, und dieses, dem Wortlaut der Publication zufolge, nur auf die vou jetzr an verübten, im Gesetze speciel angeführten politischen Verbrechen seine Anwendung finden sollte, während er schon am 25., also den Tag vorher und zwar um l l Uhr Morgens festgenommen worden sey. Da er nun von da an keines dieser Verbrechen begangen habe, so scheine ihm, daß er dem Srandrechr nicht unterstellt werden könne. Der Vorsitzende erklärt, hierüber werde der standrechtliche Gerichtshof entscheiden. — Dieß die Hauptmomenre des Verhörs, »reiches kaum eine halbe Stunde gedauert haben mochre, »vorauf sich der Gerichtshof in das Berathungszimmer zurückzog. Struve sprach für seine Lage fließend und präcis. Seine Stimme, sonst so gellend, wenn er von der Tribune die Massen haranguirte, klang nicht unangenehm. Etwas, was die Gemüther ergriffen hätte, lag in seinen Antworten nicht, noch weniger erwas, was den Eindruck hätte machen können, hier riete eine geistige Größe zu Tage; wohl aber bewährte er diejenige Fassung, die es ihm möglich machte, in Kürze klar Dasjenige zu sagen, »vorauf es ankam. Di-e Berathung der standrechtlichen Eommission dauerte ungemein lange. Der Angeklagre saß unterdessen in sichtlicher Apathie auf seinem Stuhle. Endlich — es war unterdessen drei Viertel auf 11 Uhr geworden — öffnete sich die Thüre und der Gerichtshof trar wieder ein, um das gefaßte Urtheil auszusprechen. Todtenstille im Saale. Srruve erhebt sich. Der Vorsitzende spricht in kurzen Worten das Urtheil, dahin lautend: daß der Angeschuldigte nicht standrechtlich zu behandeln, sondern vor die gewöhnlichen Gerichte zu verweisen sey. Tiefe Sensation im Saale, wie sehr man auch auf dieses Urtheil gefaßt war, welches wohl ohne Zweifel seinen entscheidenden Grund in dem auch von dem Beschuldigten angedeuteten, formellen Gesichcspuncre hat, daß die Publication des Srandrechts zu spät eintrat, als daß Struve demselben ohne Formverletzung hätte unterworfen werden können. Die richterliche Commission trar alsbald ab, zur Protocollirung der Sitzung. Dem Angeklagren wurden die Fesseln wieder angelegt, »vorauf er unrer einsprechender Bedeckung in sein Gewahrsam zurückgebracht wurde, Mäusefalle. — Das Dienstmädchen in dem Hause eines angesehenen Kaufmannes in Rouen bestayl eine Zeitlang im Verein mit ihrem Liebhaber ihren Herrn, ohne daß eS die-ser merkte. Als er eines Tages zur ungewohnten Zeit nach Hause kehrte, fand er in seinem Wohnzimmer den Kleiderschrank umgestürzt. Er rief Leure herbei, man richtete den Schrank auf, und siehe da, die Magd mit ihrem Geliebten entstieg demselben. Sie hatten eben die Schatulle ihres Herrn erbrochen und »rollten sich mit dein Inhalr derselben davon machen, wurden aber gestört und suchten Zuflucht im Schran. ke, der mit ihnen umschlug. Charade. Vicrsyllü'g. Nenn Du einmal das Ganze hast. So lade mich zu Dir als Gast, Ich weiß es zu genießen; Beim Glas, das Du mir reichest dar. Will >ch das schön» Mittel-Paar Mit lautem Toaste grüßen. Und was sonst anderweit ich hab' Des Ersten vor und nacb dem Grab» D>m will mein »Hoä« ick bringen. Das Letzte aber laß' ich steh'n, Kein Glas mag damit klingen!— Div Mises. Laibacher Schaubühne. Das Resultat der Theatervorstellung?,! dieser Woche kann man eben kein glänzendes nennen. Das Repertoire trug hiebei keineswegs die Schuld, es brachte uns, wen» auch nicht neue, doch gute Stücke, die zum Theil vor Kurzem nex waren, allein die Vorstellungen kalten ihr eigenes Schicksal — i^dem es zu geschehen pflegt, daß selbst anerkannt gute Dar« stellungskrätle sich zuweilen im Ensemblenlcht zurechtfinde» können. Montag am 16, October wurde das unlängst besprochene Lustspiel: „Die ge« Heime Polizei» wiederholt. Tags darauf kam der bekannte »Pariser Tau- durchgleist, so verlieren auch oie Nebenrollen >m Total.'!ndruck. Fraulein Polingcr war als Pariser Gamin nicht glücklich. Cs gibt Rollen, die sich nicht erzwingen lassen und wo das zu viele Selbstvertrauen schadet. Der Straßenjunge von Paris sagt ihrer Individualität, selbst ihren, Or, gan nicht zu und damit Punclum. In Sprache und Bewegung vermihten wir jene entzückende Ungebuntenheit, jene eigene Manier, die Schelmerei mit Nutmüthigkeit, Muth mit Kindlichkeit verbindet und diesem Charakter zukömmt- Man muß zu dieser Rolle geboren seyn; zudem haben wir hierorts so glückliche Repräsentantinen des Pariser Gamins gesehen, (z. V. die Fräuleins: R e i n b e ck. Henlschel, Alerandrin e Lal, lianoi, daß uns Fräul. Posinger kalt lassen mußte. Herr V o u I e t (General v, Morin) Herr Rott (Eduard) und Frau Rosen schön (Na? ronin) verdienen Erwähnung, Fräul. L ö sj l, als Anna. war elwas befan« gen. spielte jedoch im Ganzen nicht übel, — Mittwoch am 18. October: «Der Necknungsrath und seine Töchter.« Ueber dieses Lustspiel habe ich mich am Ende der vorjährigen Saison bereits ausgesprochen. Es gelang den Darstellern nicht, die rechte Vewegungskraft in die Vorstellung zu bringen, Es thut mir leid, dem Herrn P o si n a e r . dessen Verdienste ich immer anerkannt bade. sagen zu müssen, daß sein Rechnungsrath Null diese Bezeichnung rechtfertigte; die Darstellung dieses Ziff,rmenschen war zu gedehnt, zu schleppend. Herr Vaudisch (Weiser) schien seinen P.,rt noch am besten aufgefaßt zu haben, übrigens sahen die Fräuleins Große. Posinger und Lößl gut aus und verdarben nichts. —-Donnerstag den 13, Octoder: „Der V.lier", Lustspiel in 3 Acten von B e n e d i r. Man tonnte sagen, daß dieses letztgenannte heitere Stück noch am besten zu> sammengina, obschon Niemand ,in,n Applaus erhielt, als Herr B o u-let i» der Titelrolle, die er wirklich mit viel Humor darstellte. Neckt brau spielten Fräul. Große (Pauline). Fräul. Posinger (Knabe Wilhelm» und Fräul. Durmont (Louis?), welches Lob auch auf Herrn Posinger (Wrosihändler Gärtner) ausgedehnt werden muß. Die ganze Woche war nur wenig Besuch, woran größientdeils auch das gräuliche Ne« genwetter Schuld seyn maa, w.lckes seit einiger Zeit fast in ostindischer Manier und Beharrlichkeit auftritt. — Leopold Kordcsch. Verleger: Ign. Al Kleinmayr. — Verantwortlicher Redacteur: Leopold Kordesch.