3lr. 8«^ »84«. Am Allerseelen-Abend. ^n der Dämm'rung Nebelschleier Ruht die Gegend feucht und kalt; Von den Tkürmei, mahnend schallt In des Abends stille Feier, Gleich der Sphären Himmelklcier, Ernster Glocken Tougewalt^ Und im heilten Andachtsschancr Eine bunte Menge zieht, Ohne Altersunterschied, Aus den Städten still in Trau?»-, Priifcnd Jeder sich genauer, Zu dem Friedhof Glied an Glicd, Wo der Tod im cw'gen Frieden Alle brüderlich mufasit. Die im Leben sich gehaßt, Und die Ruhe winkt den Mü?en> Die sie nie erreicht hienicden. Nach desiTages ?MH' und Last, Hier in dieses Reiches Schatten, Wo der Täuschung Schleier fallt, Hat zur Trauer sich gesellt Um die Väter, Vrüder, Gatten, Ehrend ihre edlen Thaten, Heu:' die fromme Christenwelt- Wunden» die sich längst geschlossen, Oessnen sich auf's Neu' dem Sckmcrz, Und so manches Wüstlings Herz, Sonst der Mahnung Ruf verschlossen, Sinkt am Grabe des Genosse« Heut' voll Reue niederwärts- Thöricht' Weinen um dk- Todten. Die zur Ruhe hier gelegt! — Wen der dunkle Nasen deckt, Ward schon längst ein Raub der Motten; Was der Liebe auch geboten, Wird durch Thränen nicht erweckt- Nur aus morscher Leichen Grüften, Aus der Gräber kühlem Schoosi, Spricht die Wahrheit schonungslos: Die da geh'n auf Modcrdüftcn, Und sich freu'n in Lebenslüften, Theilen einst der Pilger Loos. Darum. Vrüder, nützt das Leben» Das an Augenblicken hängt. Uns zum Heile hier geschenkt, Das, wir können Rechnung geben» Vor dem Tode nicht erbeben, Wenn der Herr zu ruf«'» denkt! — Johann Iuische, Gin Denkmal wahrer Verehrung. ^>m 24. October 1846 verließ Se. Excellenz, der in den Iubilationsstand getretene Herr Vice-Präsident des k. k. illyr. Guberniums, k. k. wirkl. geheimer Rath und Kämmerer» Carl Graf zu Welsperg, unsere Stadt, um unter südlicherem Himmel die Ruhe des Privatlebens zu genießen. Seit 1831 in unserer Mitte lebend, war der Herr Graf stets bemüht, seine einflußreiche Stellung zur Förderung alles Gemeinnützigen und Schönen zu benutzen; seine freundliche Leutseligkeit gegen alle Stände der Gesellschaft, sein reger Wohlthätigkeitssinn haben ihm die allgemeine Hochachtung und Liebe erworben und bei seinem Scheiden aus unserer Mitte zu dem lebhaften Wunsche angeregt, ihm Zeichen jener dankbaren Erinnerung darzubringen, die er hier zurücklaßt. Diesem zu Folge, hat die Stadtgemeinde 9sen, Weihen die Vereinsgenojscn Vieses Pfand der Dankbarkeit. Möge der Herr Graf, den unsere besten Wünsche begleiten, sich noch recht lange und vergnügt des ungetrübtesten Glückes erfreuen und freundlich der Stadt und des Vereines gedenken, in denen sein Andenken nie erlöschen wird! — Flora Tristan. Novell« nach Jules Jan in von V. Ob sieger. (Fortsetzung.) Wer kennt nicht die düstern Hauser, die naßkalten Mauern der Straße Mauffetar? Sie haben wohl Alle den kalten Schweiß von jenen Häusern träufeln gesehen, die Sprache ihrer Bewohner gehört? Sie find wohl Alle schon durch den Grabesduft, welcher ihr entquillt, aus ihrer Nahe verscheucht worden? — Dort war es, wo das kaum fünfzehnjährige Weib leben mußte; dort verseufzte sie drei kum-»nervolle Jahre und zehrte in dieser schmerzensreichen Zeit beinahe nur von ihren Thränen. Da, endlich schlug die unglückliche Stunde ehelicher Zerwürfnis), die Stunde, welche alle Verhältnisse bricht, ohne Hoffnung auf Rückkehr vernichtet. Jetzt überhäuften die beiden Ehesclaven, welche zeitlebens an dieselbe Bank der Galeere geschmiedet, sich gegenseitig mit allen Beleidigungen, die lange zurückgehaltener Zorn nur zu erfinden vermochte, mit allem Haß und aller Verachtung, welche so gänzlich verschiedene Gemüther in sich nähren mußten, und endlich, als sie sahen, daß ihre Abneigung nicht weiter gehen konnte, trennten sie sich, um sich nie wieder zu sehen, und das ist noch gut, wenn es so kommt, wenn man am Rande des Abgrundes noch umkehren kann und nicht das grausame Schicksal die Bank des Tribunals zum Ziele macht, weil eine Tasse mit Arsenik, oder eine Pistolenkugel den Einen der Garten in das Grab geschickt hat, weßhalb nun der Andere die Guillotine besteigt. Und was wird aus den Kindern, ist denn noch nicht Elend genug vorhanden? Und wenn man nun bedenkt, daß dieser Mann, vielleicht glücklich, geehrt, geachtet, als ein wackerer, zärtlicher Familienvater gelebt haben würde; wenn man bedenkt, daß diese Frau unter ihrer glücklichen Sonne vermählt, in einer Lage, ihrer geistigen Stimmung angemessen, gefeiert, verehrt, unter allen Frauen von Spanien und von Peru die herrlichste gewesen wäre — welch' ein trauriges Geschick! Wir wollen von diesem mit einer furchtsamen, schüchternen Stimme einige Momente herausheben, ohne auf die Keime der Thatsachen zurück zu sehen, ohne Schlüsse aus dem Geschehenen zu ziehen, rein, wi'e die Facta vor uns liegen: Als die junge Frau so das Haus verließ, war sie ganz ohne alle Hilfsmittel, ohne Hoffnung aiif solche, allcii, mir einem kleinen Kinde, ohne Ziel, ohne Aussicht, ohne irgend ein Unterkommen. Auf der Schwelle ihres Hauses ließ si< den Namen des Mannes zurück, welchen sie verabscheute, sie war ohne Stand, ohne Namen; sie war nicht Mädchen, nicht Frau, nicht Witwe, und dennoch fühlte sie, daß sie Mutter sey und also für ihr Kind leben müsse, daß sie einen Nuheort, ein Asyl für dieses schon in der Wiege verwaiste Kind brauche, dem die Trennung von ihrem Gatten, das süße Gefühl, einen heimatlichen Herd zu haben, so frühe schon geraubt! — Glücklicher Weise begegnete dieser unglücklichen, auf den Zufall und das gute Glück hin in der Welt irrenden Frau eine würdige, wackere Person, welche sie von ihrer Last befreite. Diese Frau, einfach und arm, lebte von ihrer Hände Arbeit, glaubte mehr an Gott und die Vorsehung, als an die Poesie und an phantastische Träume; sie nahm das verwais'te Mädchen an Kindesstatr an, und die unglückliche Mutter ging nun allein in ihrem achtzehnten Jahre ihrem Schicksale entgegen. Hier begann das wahre Paria-Leben der Unglücklichen ; sie schiffte sich in Bordeaux nach Lima ein, wo sie eine ihr unbekannte Familie aufsuchen wollte, die Familie eines Vaters, der auf irgend einem selbst ihr unbekannten Kirchhofe in Spanien ruhte, die Familie, welche nie von sich hatte etwas hören lassen, welche die Existenz des armen Flüchtlings vielleicht nicht einmal kannte. Die Abreise von Bordeaux war vielleicht für Niemand so traurig, als für die Arme, am traurigsten deßhalb, weil Niemand sich um sie bekümmerte, weil sie Niemanden hatte, der von ihr Abschied nahm. Da saß sie in einer kleinen Cajüte, 10 Fuß lang und 5 Fuß breit, hörte unter sich die Wellen grollen und rollen, aber neben ihr war Keiner, der nur gefragt hätte: »Wer ist sie?« »Woher kommt sie?« »Wohin will sie?« Nur der Capitän des Schiffes nahm einigen Antheil an ihr. Dieser Mann, Namens Chabri«, konnte sehr wacker und tüchtig genannt werden; er schien geneigt, die leichte Flamme, welche sich bei dem Anblicke der schönen Unglücklichen entzündete, für Ernst zu nehmen. Es war der erste Liebesgedanke, welcher sich auf seinem Wege und in seinem Herzen zeigte. Man schiffte weiter, der Wuth des Windes und den Launen der Wellen preisgegeben, man durchschiffte dieses bewegte Meer, und als der Sturm nicht mehr heulte und das schaukelnde Schiff ruhig dahin glitt, zog der bitterste Feind des Menschen, die Langeweile, ein. Dieser lästige Gast zog sich an's Steuerruder und vergällte jede Stunde, jede Minute, denn er verfinsterte selbst den heitersten Himmel; er entzauberte jeden Genuß der Reise, er entflammte ja so oft bei den Frauen und Männern, welche immer zusammen dieses bewegliche Gefängniß theilten, eine Leidenschaft, welche mit der Wuth der Kannibalen selbst nicht zu vergleichen ist. Solche Menschen würden sich in Liebe oder Haß verzehren , wenn nicht glücklicher Weise der Ruf erschallte: Land! Land! Aber angekommen auf diesem Lande, ist es oft weiter nichts, als ein starrer, nackter Felsen, wo ron Gastfreundschaft nicht die Rede ist, nichts als Erde, weder Gras, 351 noch Blumen, keine Bewohner, und nicht der schöne Anblick der grünen Felder. Ueberall findet man nur einen abscheulichen, widerlichen und fettigen Geruch, den man Negergeruch nennt; glücklich ist man, wenn man erst wieder das Schiff bestiegen hat, um seinen angefangenen Weg fortzusetzen. Noch ein Mal kehrt man in sich selbst zurück, man schließt die Augen nur, um nichts zu sehen, man kommt auf vergangene Zeiten, man erinnert sich seiner ersten Neigungen : dieser junge Mann, der so schön war und aus Verzweiflung starb; dieser Andere, der so groß, so edel war, dvch welcher nicht wagte, seinem Vater zuwioer zu handeln. Indessen that dieses weniger der Capitän Chabriö; er vergaß die Vergangenheit über der Gegenwart, er fand immer mehr, wie schön diese Frau sey, er verfolgte sie aufmerksamen und bewegten Blickes, er überhäufte sie mit tausend kleinen Zeichen der Liebe und Sorgfalt, und doch sollte diese so wachsende Liebe schlecht endigen, denn eine wahre Leidenschaft konnte nicht gut endigen mit dieser Frau, welche nicht wagt, zu gestehen, daß sie verheirathet ist, ein fürchterliches Geständniß, in Wahrheit, ein schreckliches Geständnis;, zu Jemand, der Euch liebt, zu sagen: »Ich habe dorr meinen Mann und meine Kinder, gelassen, Alles, was eine Frau achten und ehren soll!" Die junge Frau sagte nichts davon, sie zog sich aus dieser Verlegenheit durch chre tiefe Traurigkeit und eben so tiefes körperliches Leiden. Sie bekam das Fieber. Dieß erfüllte CapitänChabri6 mit aller Angst der Liebe, er glaubte das Geheimniß dieser Frau errathen zu haben und sagte sich, daß sie durch einen unwürdigen Liebhaber verführt worden und alsdann von ihm verlassen sey; was thut es, so meinte er, sie wird meine Frau, ich gebe ihr meinen Namen und mein Vermögen, ich rette sie vor sich selbst und ihrem zerstörenden Kummer. So dach-re er, und sie — that nichts dagegen. Das Cap Horn war umschifft, man kam in ein ruhigeres Meer und unter einen milderen Himmel, man kam in den Frühling, mau erwachte zu neuem Leben, wenn auch nicht zu neuen Hoffnungen; man vergaß doch in etwas die vergangenen Leiden. Valparaiso ist nicht mehr fern, es ist die neue'Welt, welche wir nun betreten. Chabri 6, voll Freude über die glückliche Ankunft, ver--gaß in dem Augcnblicke seine zärtlichen Versprechungen. Die Bai von Valparaiso ist unermeßlich groß, jede Nation hat dorr ihren Repräsentanten und er empfängt das Schiff mit der befreundeten Flagge voll Freude. Die Franzosen bewillkommneten entzückt die Neuangekommenen. Gerade Valparaiso war es, wohin Flora gehen wollte; dort war es, wo sie ihre letzte Stütze, ihren Trost erwartete. Aber ach! die alte Großmutter, welche die Unglückliche von so weit her aufsuchte, war gestorben, die lehren Hoffnungen, die letzten Rechre ihrer unglücklichen Großtochter mit sich in's Grab nehmend. Nun gehörte Flora Tristan Niemanden mehr an, sie hatte ihre Rechte an das Glück verscherzt, indem sie den Boden Frankreichs verließ ; in diesem fremden Lande war Niemand da, der bereit gewesen wäre, dieser Frau zu dienen, zu helfen, Niemand, ihr die Hand zu bieten. In diesem Ha- fen war kein weibliches Wesen, das Theil an ihr genommen hätte, es gab da nur Grisetten aus Paris, ausgepfiffene Theaterdamen, Muttersöhnchen, ihrer Schulden wegen vertrieben, Wild für Polizei-Commissäre; wie überall, gab es auch einige rechtschaffene Menschen, welche sich jedoch wenig um die Neuangekommenen kümmern, brave Leute, welche, wenn es ihnen in Peru nicht gelingt, nach Chili gehen, um dort ihr Glück zu versuchen. Drei Tage später, um bis zum Ende das Glück zu suchen, welches sie immer zu fliehen schien, schiffte sich diese arme Frau wieder ein, um zu ihrem Onkel zu reisen. Dieß-mal war ihre Zukunft mehr, als trübe, denn sie sollte C ha-bri« verlassen, ein anderes Schiff besteigen; sie sagte ihm Lebewohl — und da sie den wackern Mann Thränen vergießen sah, vergaß sie, daß sie verheirathet wäre und sagte zu ihm, daß sie ihn liebe und versprach, ihn immerzu lieben. Auf dem Ufer geblieben, .nef Chabris noch tausendfaches Lebewohl dem Schiffe zu, welches seine Liebe mit sich forttrug. Siehe da endlich Peru, das so sehr ersehnte Peru, das Land der Verheißung! Ach, es bor nichts Lockendes! — Beim ersten Anblick gewahrt man nichts, als eine große Wüste, Alles ist nackt, Alles ist kahl, kein Baum, keine Pflanze, das Wasser ist.selten, desto häusiger das Elend. Auf diesen öden Ufern nannte Alles nur einen Namen, den Namen eines mächtigen Mannes, Don Rio de Tristan. Dieß war ein stolzer Mann , hochfahrend bis zur Unverschämtheit ; er liebte das Gold und die Macht, er war reich und mächtig. Der Bruder des Don Rio war der Vater von Donna Flora, unserer unglücklichen Heldin. Die Mutter Flora's schrieb vor ihrem Tode zu wiederholten Malen rührende Briefe an ihren Schwager Don Rio; sie selbst, Floritta, wandte sich an diesen Mann, welcher endlich antwortete, daß er wohl geneigt seyn würde, dieses' Kilid, was sich ihm so an den Hals würfe, aufzunehmen, erklärte jedoch dabei, daß er an die Heirath seines Bruders nicht glaube und demnach also Flora nicht für seine rechtmäßige Nichte halte. (Fortsetzung folgt.) Musikalisches. Im Laufe dieser Woche wird die anerkannt gelungene Walzelpar-«,ie: „Ideen-Blüthen« von Albert v, Wertheimstein, in Wi.n bei A. O. Witz endorfmit sehr elegantem Titel erscheinen. Sie ist der hochwohlgebornen Frau Marianne Freiin Zo i s von Edelstein gewidmet, und wird ausschließlich nur in der I g n. Ebl. v. Kleinmayr'-schen Buchhandlung zu haben seyn. I» Kürze darauf erscheint cbendort die ncue Souvenir-Quadrille; die beliebten Walzer: ..Annen-Traume" von demselben Verfasser werden im Carneval an's Licht treten, in welcher Zeit Herr v- Wertheimstein auch mehrere Tanzcomposstionen für geschlossene Walle in Wien, Prag. Gratz und Klagenfurt fertig zu bringen sich verbindlich gemacht haben soll. — d — Theater in Laibach. (Schluß.) Es scheint uns nichts als billig, daß wir bei dem leitenden Oberhaupte drr Gcscllschaft selbst den Anfang machen: Herr Thon, 6 ist gleich im Anfange als Darsteller sehr thätig gewesen. Wir sahen ihn als Perin in „Donna Diana", Nölzer im „alten Magister«. Hamlet im gleichnamigen «Stücke, König Carl im,,Carl XII. auf Rügen", Regent von Frankreich in „Tochter des Regenten", und Doctor Varthels in „Mein Mann geht aus." — Den Glanzpunct aller Darstellungen bildete sein Hamlet, worin erwirk- 352 lib classisch war, womit alles gesagt ist. War er als Rotzer das trcueste Vild des mit sich und der Welt zerfallenen Spielers, als Regent von Frankreich voll Würde. Anstand, Kraft, so that er sich nicht minder in den heitern Parthie.>n des Perin und Dr. Varthels rühmlich hervor, kurz, HerrThomc-, als Mime lcmast accreditirt, scheint überdieß heuer an Stimmkraft gewonnen zu haben, so baß wir uns noch vieles Treffliche von ihm versprechen. Bei der Auffassung seines Carl XII. im gleichnamigen Schauspiele wäre — unsers Erachtens — eine noch größere Raschheit, ein noch deutlicher marlirtes Ungestüm des nordischen Helden gut am Platze gewesen. HerrPodesta (Regisseur, Charakterdarsteller und Intriguant) ist ein gebildeter, denkender Schauspieler, voll Routine und Takt. Sein Reisland im «alten Magister" war eine durchweg gelungene Leistung, ingleichen Schewa im Schauspiele: „der Jude." Auch als König im „Hamlet," nach mehr als Dubois in „Tochter des Regenten« ercellirte er durch sein ruhiges, conscquentes Spiel, als Baron Massengold im „Unbedeutenden" aber war er offenbar zu carrikirt, der Vortrag viel zu gedehnt. Unser erster Liebhaber. Herr Buckwald. hat eine hübsche Bühnengestalt, überdieß ein angenehmes Organ für sich, verbindet aber mit diesen Eigenschaften auch Talent, Gewandtheit, und vor allemFleiß. Er ist ein recht braver Schauspieler, nur liebt er es» zuweilen des Guten zu viel zu thun und zu stark aufzutragen. Er ist sehr stark beschäftigt und fast täglich auf den Brettern. Eeine gelungenste Leistung war als Baron Gaston v. Chanley im «Tochter des Regenten»; dieser reihen sich an, sein Don Cäsar in »Donna Diana» , Vlumenkron in «Mein Mann geht aus.» und Laertes in „Hamlet.» Herr Schnitzer ist in Väterrollen 'ein würdiger Nachfolger Köppl's, und überhaupt ein taktvoller, verständiger Schauspieler ohne Effecthascherci. AlsMomasPflökl im „Unbedeutenden-, als der Haudegen Donnersdorf in «Nur 5 Gulden» und Amtsrath Herbert im «Weltmarkt* gleich trefflich zu seyn, zeigt wirklich Vielseitigkeit. Herr Gott dank (zweiter Liebhaber) hat gute Schule, natürliches Spiel und verspricht ein ausgezeichneter Mime zu werden, nur würden wir ihm etwas mehr Lebhaftigkeit und Feuer anrathen, was man in seinem Fache gerne sieht, ja sogar fordert. Wir sahen ihn bisher im „alten Magister" als Rudolph, in „Carl XII.» als Adjutant v, Mehrfeld, im „Wollmarlt" als Oeconomierath Korn, und in „Stadt und Land« als Robert vortheilhaft auftreten. Von unserm alten beliebten Bekannten, Herrn Moldt. brauchen Wir nichts zu sagen, als daß er der Alte geblieben, daß heißt, daß er nur zu erscheinen braucht, um die Lacher auf seiner Seite zu haben- Er gefiel noch in jeder Rolle ausnehmend, darum gehen wir nicht ins Detail mit seinen Leistungen. In Herrn Grambach (für ernste komische Gesangsparthien) haben wir ein sehr schätzbares Mitglied kennen gelernt. Sein Streben. sein Eifer, sein Fleiß ist nicht zu verkennen, eben so wenig, als sein gutes Darstellungs - und Gelangstalent. Als Peter Span im „Unbedeutenden" ließ er wahrlich „ichts zu wünschen übrig, und gleich wacker hielt er sich in „Nur 5 fl" als Nohrhuhn. In «Stadt und Land" erreichte er als Viehhändler Hochfeld freilich den Herrn R o sen schö n nicht, allein der letztere dürfte auch in dieser Rolle vielleicht unerreicht seyn. Herrn Vlumenfeld haben wir bisher noch in keiner ihm so zusagenden Parthie gesehen, als in der des Hauptmannes Nöndorf im „alten Magister." Die Herren Müller, Frank, Czerwenka, Germain, Moger und Eichner sind für Aushilfs - und Nebenrollen cngagirt- Wir kommen nun zu den Damen. Die erste Liebhaberin, Dlle. Kohrner, ist eine fleißige, gewandte Schauspielerinn voll guten Willens — aber die Kraft reicht oft nicht aus. In „Donnu Diana« gebrach «s auch an Tournüre; hingegen ist sie wieder in Conversationsstücken recht brav und als Ophelia im „Hamlet» war sie wahrlich eine Künstlerin, indem man die Wahnstnnsscene fast nicht getreuer auffassen und besser durchführen kann. Spätere Leistungen werden ihre Fähigkeiten noch besser entwickeln. Mad. Räntz sfür Anstandsdamcn und hochtragische Charaktere) ist eine recht gute Acquisiiion. Eine hübsche Gestalt, ein angenehmes Organ und ein durchdachtes. sicheres Spiel empfehlen sie als eine sehr verwend» bare Darstellerin. Sie war als Königin im »Hamlet» wie als Fürstin im „Wollmarkt" ganz vortrefflich. Mad- Grambach (erste, naive, muntere Liebhaberin) ist für ihr Fach wie geboren. Ihr Spiel ist graziös, ungezwungen und correct. Ihre besten Leistungen waren: Hannchen im «Wollmarkt", Floretta in „Donna Diana», Agnes in „Mein Mann geht aus», und Clara im »Un<° bedeutenden." Dlle. W eni n g e r (jugendliche Liebhaberin). Unter den Anfängerinen , die das erste Mal die Bühne betreten. wird es wohl nur sehr wenige aeben, die dieser talentvollen jungen Schauspielerinn gleich in den ersten Debüts bezugs der Routine gleich kämen. Es ist wahr, daß man> wie hier, begünstigt durch ein äußerst uorthcilhaftes blühendes Exterieur, und durch ein biegsames Organ leichter Muth gewinnt, Mit den Brettern, die die Welt bedeuten, vertraut zu werden, zumal, wenn eine gute Schule als Vorbild diente und man übcrdieß auch noch durch eine glänzende, reiche Garderobe brilliren kann: allein dieser Muth muß zuerst vom Talent, von der Liebe zurKunst angespornt worden seyn, sonst müßte er bald erschlaffen- Dlle. Weninger möge auf der begonnenen Bahn ihrer künstlerischen Ausbildung unverdrossen fortfahren, der Anfang ist gut, die Anlagen auch. Vor Allem möge sie sich vor Monotonie hüten und die Verschiedenheiten der Charaktere möglichst treu zu erfassen streben; ein würbiges Vorbild wird sie in unserer lieben Gastin, der DUe. Spengler, finden. Wir sehen Dlle. Weninger sehr häufig beschäftigt. Sie spielte die Marie im „alten Magister,", Hclmine im »Wollmarlt» , Ulrike im «Carl XII. auf Rügen", und Sophie im »der Jude" zur vollen Zufriedenheit und wir sehen mit Vergnügen, wie diese eifrige Schülerin der Kunst immer festern Fuß gewinnt auf einem Felde. das sie sich selbst gewählt. — Mad. Moldt (komische Alte, Greisenmütter. Haushälterinen) hat bisher nur im «alten Magister» als Neisland's Wirthschafterin ercellirt. Auch von Mad-Vlu ma uer (Mütterrollen) läßt sich bisher noch nichts vom Belange sagen. Dlle. Goßlcr ist auch für das naive Fach cngagirt. Sie ist bisher nur unbedeutend beschäftigt gewesen, dergleichen Dlle. Mayer» hoffer und Lebell. Wir wollen dieser referentlichen Ansicht über die dießjährigen Thea-> terkräfte noch den Bericht über die letzten 3 Vorstellungen anreihen: Frei» tag am 30. October gab Herr A. Arnstein aus Pesth im Theater ein Concert, worin er ungarische Lieder eigener Composition und Ernst 6 „Carnevil von Venedig« auf der Violine vortrug. Er bewährte sich als cin sehr gewandter Bravourspieler, dem aber Weichheit und Zartheit iw ^°° genstrich abgehen. Mad. Gramback trug ein Kles heim'schcs Gedickt in niederosterr. Mundart ganz allerliebst vor. Vorher wurde zum ersten Mal« gegeben: „Nur 5fl. oder: reich an Licbe" Possein einem Aufzuge, die aier mehr eine Faschinasfarce ist. Das Stück ist zwar nicht ohne Längen und Breiten, hat aber wirklich echt komische Momente. Herr G r a m b a ck» (Nohrhuhn). Herr Schnitzer (Donnersdorf), Mad, Näntz, (Leontine) und Dlle. Weninger (Henriette) theilten sich in den Beifall des Abends. Samstag am 31. October. Die «Jungfrau von Orleans,» Tragödie von Schiller. Dlle. Kohrner war als Johanna zu sentimental, zu weich und hie und da mit der Kraft nicht ausreichend. Sehr wacker hielt sich Herr Th o mü alsDuno is. Herr Gottdank gab den schwankenden Ko»ig C»rl VII. recht entsprechend- Herr Podesta war ein braver Talbot, H?rr Vuchwald ein braver Lionel. Philipp der Gute, Herzog von Burgund, kam uns nicht aut vor. Der Krönungs-Einzug im vorletzten Acte war in der That sehr schön, sch>r zahlreich und das neue Costume sehr anständig, mitunter prachtvoll- Vorgestern, Sonntag am 1. November:' ».Präciosa» Melodram von P. v. Wolf- Musik von C- M. v. Weber. Wer kennt «Präciosa» nicht? Es war dießmal ein gutes Sonntagsstück, denn es macht« volles Haus, Mad. Grambach möge uns verzeihen, wenn wir sagen,daß ihrem heitern, lebenslustigen Temperament? die Nolle der sentimentalen Schwärmerin Präciosa nicht sonderlich zusagte. Indeß war die Darstellerin sehr nett und spielte mit allemAnimo.HerrM oldt, als Schloßuogt. war wieber köstlich. Herr Vuchwald machte den Don Alonzc» untadelhaft. Herr Thom« (Zigeunerhauptmann) und Mad-Moldt «Viarda) verdienen ebenfalls rühmliche Erwähnung. Es fanden einige Heruorrufun» gen Statt- Das Stück sprach, seines ehrwürdigen Alters ungeachtet, noch immer an. Leopold Kordes ch. Machricht für Theaterfreunde. Dlle. Spengler, vom Leopoldstädter Theater in Wien. ist hier eingetroffen, und wird in Kürze ihren Gastrollenciclus auf unserer Bühne eröffnen. Wir Iglauben die zahlreichen Verehrer dieser ausgezeichneten Schauspielerin durch gegenwärtige Notiz um so angenehmer zu überra-. chen. als man aufihr so unvermuthet schnelles Eintreffen wenigstens nicht gefaßt war. — d — Verl^-gcr: Ignaz Awis Edler- v. Kleinmayr.