>v / . . / LISAS! äsr Lwät QaidäQ^. Beiträge zur Siegel- und Wappenkunde von Lrain. Von Dr.Arnold Luschin von Ebengreuth. 1. Siegel und Wappen der Landeshauptstadt Laibach. Es sind schon nahezu zwanzig Jahre her, daß ich mit einer Ab¬ handlung über angebliche Laibacher Münzen meine ersten literarischen Sporen verdiente. Der Aufsatz erschien 1864 in der Marz-Aprilnummer der Mittheilungen des historischen Vereins für Krain, und wandte sich gegen verschiedene in den gedachten Blättern schon früher erschienene Ausdeutungen des Laibacher Stadtwappens soweit sich diese auf Münzen stützten, deren fremden, d. h. außerhalb Laibach gelegenen Ursprung ich nachzuweisen in der Lage war. Heute möchte ich der Frage nach der Entstehung des Laibacher Stadtwappens direct zu Leibe gehen, welche ich damals nur obenhin ge¬ streift habe. Die Quellen, an welche ich mich halten will, sind unzweifel¬ haft heimatsbcrechtigt, und auch gegen deren Alter wird sich kein Einwand erheben lassen, da sie zn den frühesten gehören, welche wir über das mittelalterliche Laibach überhaupt haben. Es sind Laibachcr Münzen und Siegel seit dem 13. Jahrhundert, welche wir befragen wollen, um eine Auskunft über das ursprüngliche Wappen der Stadt zu erhalten. Von den Lilien, in welchen Terstenjak (Mittheilungen des histor. Vereins f. Krain, 1857, S. 152) das älteste Wappen der Stadt Igubljaug, erblickte, müssen wir aus dem eingangs erwähnten Grunde absehen. Der Pfenning mit den fünf Lilien, im Klunischcn Archiv für die Landesge¬ schichte, Heft II, Tas. I, Nr. 1 abgebildet, ist eben kein Laibacher, sondern ein s. g. Wiener Pfenning. Dagegen bietet uns dieselbe Tafel unter Nr, 5 bis 8 vier kleine Silbermünzen, welche der kärntnische Herzog Bernhard etwa um das Jahr 1225 zu Laibach schlagen ließ. Jedes derselben zeigt — 2 indessen eine andere Rückseite. An das heutige Wappenbild erinnert nur Nr. 8 einigermaßen, indem die allmälige Umwandlung des hochbeinigen und gedrungenen Vogel-Löwen Greif in dem echsenartigen beflügelten Drachen an sich nicht undenkbar wäre. Man denke nur an die Verän¬ derungen in der Gestalt, welche der steirische Panther vom Schlüße des 12. Jahrhunderts bis zur Gegenwart durchgemacht hat! Die übrigen am o. a. O. abgebildeteu Laibacher Pfenninge und auch noch andere, die ich kenne, mit den Münzbildern einer Kirche, eines Adlers, des h. Petrus u. s. w. kommen dagegen hier gar nicht in Betracht. Die Ausbeute, welche uns die Laibacher Münzen für die Geschichte des Stadtwappens gewähren, ist mithin ganz ungenügend. Wenden wir uns zur zweiten Art der angegebenen Quellen, zu den Siegeln der Stadt, so sind mir bisher vier verschiedene Siegelformen aus dem Mittelalter bekannt geworden. 1. Das älteste von diesen ist leider im Original verloren und nur auf einer vom k. k. Kreisingenieur Aloys Schaffenrath (dem Zeichner der Ansichten aus der Adelsberger Grotte) herstammenden Tafel erhalten, welche der Olmützer Universitäts-Bibliothekar Richter 182S im Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst, als Beilage zu seinen „Beiträgen zur Geschichte Laibachs" veröffentlichte. (8). OIVIPä.PI8-UbM^6M8I8. Im Siegelfelde die Vorder¬ ansicht einer romanischen Kirche mit nebenstehendem Thurm. Das Siegel hat in der Zeichnung einen Durchmesser von 40 inm. Richter fand es an einer Urkunde von angeblich 1275 und bemerkt wörtlich: „Das verstümmelte Siegel hängt noch daran, zeigt aber nicht einen Thurm mit einem Lind¬ wurm (Drachen) darüber, sondern eine schöne alte gothische Kirche. Be¬ weis, daß damals die Stadt Laibach noch nicht das gegenwärtige Wappen führte." Die Treue dieser Abbildung zu prüfen, sind wir heute außer Stande, da das Siegel in der Zwischenzeit bis zum Jahre 1860, in welchem das Original der Urkunde an das krainische Landesmuseum gelangte, völlig verloren gegangen ist. Allein obwohl Richter selbst einen Lesefehler be¬ ging Und die Urkunde ins I. 1275 anstatt 1280 versetzte/) so liegt doch kein Grund dafür vor, die Zeichnung Schaffenraths anzuzweifeln, zumal da sich die übrigen Abbildungen auf jener Tafel, deren Treue man an erhaltenen Originalen erproben kann, als zuverläßig erweisen. Rur eine Abweichung von der Wirklichkeit hat sicherlich stattgefunden, eine Ver- h Mittheilüngen a. a. O. 1860 S. 97 Anmerkung. — 3 — kleinerung um nahezu die Hälfte, und dies offenbar in Hinblick auf die Verhältnisse der Tafel, auf welcher das Ganze untergebracht werden sollte. 2. Wie lange dies älteste Siegel der Stadt Laibach noch über das Jahr 1280 Herab in Verwendung stand, wissen wir nicht. Keinesfalls über 1312 hinaus, denn schon am 26. Dezember dieses Jahres begegnen wir einem neuen Siegel:') f 8.6IVimi8 «- I,LH^WX8I8. Kräftige, gedrungene Lapidar¬ schrift zwischen zwei Perllinien mit ziemlich weit abstehenden Buchstaben. Als Siegelbild erscheint eine mit zweizinkigen Zacken gekrönte Stadt¬ mauer mit Rnndbogenthor, neben welchem beiderseits zwei rundbogige Fenster angebracht sind. Hinter dieser Mauer steigt ein breiter hoher, mit ausgeladener Zinnengallerie geschlossener Thurm empor, welcher vier, paarweise gekoppelte, Rundbogenfenster enthält. Schlichte, unregelmäßige Arbeit, 14. Jahrhundert. Durchmesser 70 Millimeter, Richter (Schaffen¬ rath) a. a. O. Abbildung auf '/7 verkleinert. Melly, Beiträge zur Siegelkunde des Mittelalters. Wien 1846, S. 105, Nr. 241. Beschreibung. — Das Siegel hängt in ungefärbtem Wachs an Urkunden des krain. Landesmuseums vom I. 1313, 1321 und 1340, Melly fand es an Urkunden des k. Hofkammerarchivs zu Wien von 1329 und 1338. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts kam dies Siegel als veraltet außer Gebrauch. An dessen Stelle traten entweder zu gleicher Zeit, oder doch bald nacheinander zwei Siegel von verschiedener Größe aber fast völlig übereinstimmender Zeichnung, welche ebensosehr dem geänderten Geschmack, als dem erweiterten Geschäftsbedürfnisse Rechnung trugen. 3. sigillum Ornament civitatis taytmcrnsis Schlanke Minuskel auf einem Schriftband. Die allgemeine Anordnung des Siegelbildes beruht auf dem Klee¬ blattornament, welches hier durch drei an einen Kreis anschließende Bögen gebildet wird. Der Kreis umgiebt einen breiten, unten zugerundeten Schild, in welchem auf hügeligem Grunde die dreiseitige, bezinnte Stadt¬ mauer mit geschlossenem Thor und je einer viereckigen Fensteröffnung auf jeder Seite, erscheint. Den Mitteltheil der Mauer überragt ein übereck gestellter Thurm mit Zinnen und zwei Luglöchern. Im Kreisabschnitte ober dem Schilde kriecht ein nach der rechten Seite des Beschauers ge- y Die Urkunde (vgl. Mitth. des hist. Ver. f. Krain, 860. S. 96), datiert: 1313 an St. Stephanstag zu Weihnachten, weil in jener Zejt der Sprung in der Jahres¬ zahl nicht mit Neujahr, sondern schon 8 Tage vorher eintrat. 4 — kehrter Lindwurm, während der Raum zu beiden Seiten des Schildes durch Rankenwerk ausgefüllt ist. Die Außenseite des inneren Kreises umgiebt zunächst ein reicher Blumenkranz, zu welchem sich das durch das Klee¬ blattornament geschlungene Schriftband gesellt. Den Abschluß des Siegels nach Außen bildet ein hoher Stufenrand. Durchmesser 60 rum. Abgebildet bei Richter a. a. O. mit der Jahreszahl 1463, beschrieben bei Melly a. a. O.-Nr. 242 nach dem Ab¬ druck einer Urkunde des k. Hofkammerarchivs von: I. 1529. Der silberne Siegelstempel wird noch beim laibacher Magistrat verwahrt. 4. s. indici)— Civitatis Zierrath, Laibarenris— chio) minus. 1454. Sehr schlanke Minuskel auf einem mehrfach verschlungenen Schriftband, an welches sich außen ein hoher Stufenrand anschließt. In einem breiten unten zugerundeten Schilde die dreitheilige Mauer mit dem zinnenbe¬ krönten Thurm. Die Zeichnung lehnt sich offenbar an jene des vor¬ hergehenden Hauptsiegels als Vorlage an, doch ist selbe viel zierlicher, das Stadtthor ist hier mit Eisen beschlagen und nach innen halb geöffnet, die Fenster im Thurm erscheinen durch ein feines Kreuz getheilt, jene zu beiden Seiten des Thores sind durch ein Säulchen getheilte Rundbogen¬ fenster. — Im Raume zwischen dem obern Schildrande und dem Schrift¬ bande kriecht ein Lindwurm mit vorgestreckter Zunge (Melly: Basilisk) gegen die Linke des Beschauers. Sehr zierliche Arbeit D.. 30 mm. Beschrieben von Melly a. a. O. S. 106 Nr. 243 nach einer Ur¬ kunde des k. k. Hofkammerarchivs vom I. 1513, gezeichnet nach einer Ur¬ kunde des fürstbisch. Ordinariatsarchivs zu Laibach vom I. 1534. Nach gefälliger Mittheilung des Herrn Schumi war dies Siegel noch 1579 in Verwendung. Weit jüngeren Ursprungs als die bisher beschriebenen Siegel sind ein silberner und ein Messiugstempel, welche noch dermalen beim Magistrat der Landeshauptstadt Laibach verwahrt werden. 5. MK K. X. Schrift zwischen zwei Kreislinien, deren äußere ein Lorbeerkranz umfängt. Das Siegelfeld erfüllt ein im Geschmack des Rococo verschnörkelter Wappen¬ schild mit der dreitheiligen Zinnenmauer und dem etwas schmäleren nie¬ der» Thurme, auf dessen Zinnen der Drache mit ausgebreiteten Flügeln sitzt. Das Thor in der Mauer ist geschlossen, der Dreiberg, auf welchem das Ganze ruht, zeigt die heraldische Schraffierung grün. Runder Siegelstempel von Silber mit einem Durchmesser von 32 mm. —it 5 — 6., VM L. L. II^IIklLI^VI TILLOU. Die Schrift ist nur an der Außenseite durch eine Linie und durch ein Lor¬ beerkranz begrenzt. Das Siegelfeld erfüllt ein steifer Wappenschild im Geschmack des Kaiserreichs, mit Lorbeergehängen und einer Mauerkrone geschmückt. Die Zeichnung des Wappenbildes schließt sich an das vor¬ hergehende Siegel als Muster an, da jedoch fast aller Unterschied in der Breite der zwei Bauwerke verschwunden ist, so macht das Ganze den Eindruck eines einheitlichen Thurms mit doppeltem Zinnenumfang. Ovaler Messingstempel 31 zu 35 mm. im Durchmesser, im Besitze des Magistrats zu Laibach, abgebildet und mit der Jahreszahl (Datum der Anfertigung?) 1821 versehen, im „Neuen Archiv f. Geschichte" u. s. w. Jahrg. 1829. Beginnen wir mit den beiden zuletzt angeführten Siegeln, welche offenbar die jüngsten in der ganzen Reihe sind. Selbst der dem Styl nach ältere Stempel Nr. 5 kann nicht über das I. 1745 zurückversetzt werden, weil das k. k. im Titel der österreichischen Behörden, meines Wissens nicht früher vorkommt. Mau könnte etwa die Anfertigung mit der Reorganisation des Laibacher Magistrats durch Kaiser Joseph II. in Verbindung bringen, doch kann es auch etwas älter sein, da den Landes¬ hauptstädten der erwähnte Titel schon in den Tagen Maria Theresia's beigelegt wurdet) Nr. 6 hingegen war nach der Jahreszahl, welche der Ab¬ bildung Schaffenraths beigesetzt ist, 1821 schon im Gebrauch. Ob damit das Jahr der Verfertigung gegeben ist, bleibt zweifelhaft. Ich würde eher um ein paar Jahre hinausgehen und vermuthen, daß cs unmittelbar nach Beendigung der französischen Herrschaft, mit welcher auch das Amts¬ siegel der Mairie Laibach außer Gebrauch trat, graviert wurde. h Noch 1638 wurde die Stadt einfach „Gemeine Stadt Laibach" tituliert (Vgl. z. B. den Neudruck der städtischen Gerichtsordnung vom I. 1586). Valvasor nennt sie 1689 die Crainerische Haupt-Stadt Laybach. —Noch 1730 heißen allelandesfürstlichen Centralbehörden schlechtweg kaiserlich (Küchclbcckers Nachricht vom Römisch Keyser¬ lichen Hofe nebst Beschreibung der Kayserlichen Residenz-Stadt Wien) unter Maria Theresia anfänglich königlich (ebenso die Landeshauptstädte vgl. zb. das Datum der Tuchmacher-Ordnung vom 22. Dez. 1744 „gegeben in unserer Königlichen auch Lands- Fürstlichen Haupt- und Residenz-Stadt Wien"). Erst nach der Erwählung ihres Gemals Franz von Lothringen zum römisch-deutschen Kaiser 1745 kam das „kaiserlich und königlich" ans, das z. B. im Kopsstcucrpatcnt vom 14. Jänner 1746 ebensogut den lan¬ desfürstlichen Beamten, als den Städten beigelegt wird, („alle besoldete k. k. Räthe bei denen Ländcrstellcn" dann „in denen kleinern k. k. Stilisten, Märkten, . . .") Im k. k. Jnncrösterreichischen Jnstanzkalender Vock I. 1777 wird darum vom „Magistrat der k..k. und standessütstlichog Hauptstadt Graz", gesprochen. > — 6 — Dreisen wir in unserer Siegelreihe nach rückwärts auf Nr. 3 u. 4. Hier ist vor allem die Frage zu untersuchen, welchem von beiden das chöhere Alter zuzuschreiben ist. Obwohl für den größer» Stempel keine .vor das I. 1463 zurückreichende Verwendung uachgewiesen ist, während für Nr. 4 das Jahr der Entstehung 1454 feststeht, so würde ich doch Nr. 3 als das frühere betrachten. Denn es ist an sich wahrscheinlicher, daß man mit der Bestellung des allgemeinen, des Hauptsiegels begann, als mit jener des kleinern, das schon in der Umschrift die Widmung für einen besondere Zweck enthält. Für diese Annahme spricht noch mehr der Umstand, daß das kleinere Jnsiegel in der Zeichnung dem größeren getreulich folgt, dabei aber weit zierlicher ausgefallen ist, so daß es un- thunlich erscheint, beide Erzeugnisse für das Werk eines und desselben Meisters zu halten. Meiner Ansicht nach (und es dürfte sie auch Melly getheilt haben, wenn man dessen Reihenfolge der Laibachcr Siegel be¬ trachtet) ist daher der Stempel vom I. 1454 später als das undatierte große Siegel entstanden und von der Hand eines bessern Künstlers. Prüfen wir nun die Ergebnisse, welche wir aus den Laibacher Siegeln für die Geschichte des Stadtwappens ableiten können. Vor allem ist hervorzuheben, daß auf demselben zum ersten Male ungefähr um die Mitte des 15. Jahrhunderts ein Wappenschild erscheint, dessen Figur mit dem Siegelbilde des ültern Laibacher Stadtsiegels überein¬ stimmt. Siegel bild und Wappenfigur sind eben nicht mit einander zu verwechseln, wie es so oft geschieht. Namentlich bei Städten ist es Regel, daß sie schon geraume Zeit ein bestimmtes Bild zur Bezeichnung ihrer Siegel verwandten, ehe sie es als Stadtwappen führen konnten. Das war denn auch, wie ein Blick auf unsere Tafel lehrt, in Laibach der Fall, denn der Wappenschild von 1454 umschließt augenscheinlich das gleiche Siegelbild, das uns an Laibacher Stadt-Urkunden seit dem I. 1313 begegnet, nur dem Geschmacke des 15. Jahrhunderts entsprechend um- stylisiert. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts, spätestens seit dem I. 1454 besaß also die Stadt Laibach ein eigenes Wappen und zwar übereinstim¬ mend mit dem um hundert Jahre zurückreichenden Siegelbilde: ein Stadt- thor nebst flankierender zinnenbckrönter Mauer und einem stattlich auf¬ ragenden Befestigungsthurm. Ob dies auf einer besoudern kaiserlichen Verleihung beruhte, oder ob man sich schon infolge der Begnadung durch König Friedrich IV. mit roch em Wachs zu. siegeln vom I. 1442 färbe- 7 — rechtigt hielt, das alte Siegelbild auf einen Wappenschild zu übertragen, das bleibe dahingestellt. Und der Lindwurm? höre ich fragen. Ja der Patron ist zwar auch schon da, allein er gehörte damals noch nicht zum, und noch weniger ins Wappen der Sladt. Er ist nämlich, wenn wir die Siegel genau betrachten, beide Male außerhalb des Wappenschildes und offenbar nur zur Aus¬ füllung des leeren Raumes angebracht, welchen der Siegelstecher, als un¬ schön vermeiden wollte. Die Künstler jener Zeit haben einen wahren llorror vaeui gehabt. Man sehe doch wie in beiden Siegeln der Raum auf den Schriftbänderu durch leichtes Raukenwerk gefüllt wird, wo sich übermäßige Zwischenräume bei der gedrängten Schrift ergeben haben würden, wie bei Nr. 3 insbesonders der Wappenschild eine fünffache Umrahmung zeigt: erst durch den äußersten Stufeurand, dann durch das breite Schriftband, dann durch dm reiche» Blumenkranz, dann durch den innern Kreis und endlich durch zwei Ranken rechts und links. Oberhalb des Schildes wäre aber noch ein Raum frei geblieben. Da kam nun der Lindwurm hinein, dessen gestreckte Gestalt ihn auch trefflich füllte, und der als bloßes Beiwerk nicht einmal auf dem Schildrande, sondern auf der Siegelfläche kriecht, denn die Ansicht ist von oben, senk¬ recht auf den Rücken des Ungethüms genommen, und der Beschauer kann darum auch alle vier Füße desselben sehen! Das Siegel Nr. 4 ist, wie schon bemerkt, meiner Ansicht nach das jüngere und nach dem Vorbild Nr. 3 gemacht. Auch hier ist der Drache kein Bestaudtheil des Wappens, denn er kriecht außen auf dem obern Rande desselben. Er ist ferner nur zur Ranmfüllung verwendet, wenn ich auch nicht läugucn will, daß er in freier Copierung von Nr. 3 als dem Vorbilde übernommen wurde. Wer an dieser Auslegung der Lindwurmfigur auf den gedachten Laibacher Siegeln des 15. Jahrhunderts Anstoß nimmt, den verweise ich auf die Städtesiegel der Steiermark aus gleicher Zeit. Die Stadt Graz ließ z. B. im I. 1440 drei Stempel zu gleicher Zeit anfertigen. Ein siZillum civi¬ tatis als Hauptsiegel, ein Loeretum und endlich ein noch kleineres Stück. Auf allen dreien erscheint der Pantherschild und, da dieser für sich allein den Raum des Siegelfeldes nicht füllte, noch allerhand Beiwerk. Auf dem Hauptsiegel sind drei wilde Männer, die den Schild halten und stützen, auf dem größer» Secret besorgen drei Löwen das gleiche Ge¬ schäft, auf dem kleinern endlich sind Rankenornamente verwendet. Das Siegel der Stadt Cilli vom I. 1465 benützt sogar drei Löwen und drei menschliche Gestalten zur Raumfüllung u. s. w. — 8 — De r Lin dwurm oder Drache ist mithin — das Erg ebn iß scheint m i r sicher zu sie hen — im ältesten Wappen der Sta d t Laibach nicht vorgekommen. Zur Bestimmung des Zeitpunktes wann er in den Schild gelangte, wann ihm späterhin die Drachenflügel gewachsen sind, ob er mit deren Hilfe auf die Thurmkrone ge¬ flogen ist, ans welcher er jetzt feuerspeiend dräut, oder ob er diesen stolzen Sitz noch flügellos mühsam erklimmen mußte, dazu reichen die mir zu Gebote stehenden Quellen nicht aus. Jedenfalls war er schon vor zwei Jahrhunderten dahin gelangt, wo wir ihn noch heute sehen, Zeuge der großen Laibacher Ansicht vom I. 1681 und der treuherzigen Worte unseres heimatlichen Chronisten Valvasor (Xl. Buch, S. 705): „Ehe wir noch von gemeiner Stadt Laibach die Feder abziehen, niüssen wir auch ein wenig ihr Wappen betrachten. Führt demnach selbige einen weißen Thurm, auf welchem ein grüner Lindwurm (oder auch Cro- codill) sitzt. Welches zielen kann auf denjenigen, so genannten Lindwurm oder Drachen, den Jason, als Urheber dieser Stadt, überwunden; Und ist dieses ein Sinnbild der Wachtsamkeit." VkpIsA <1. Vol5 s5ers.