„/reiht», str Alt».' Nr. t« Mittwoch, JSnner I«««. VII. Jahrgang erlcheiiit jeden vounwsl^ Mittwoch u»v Freil»^> Preise — sür M^irbiir»! gan^jiih'iz n. Die Forderung sei vollständig^ berechtigt, daß in jcdcm der Rtlchsministrricn nicht l'los eine den vaterländischen Interessen cntipr chendc besondere Fach Ab-tt»eil^ng bestelle, sondern auch, daß «vcuigstenS insolange. ».ls d?r licircsscn-de Minister kein Ungar, ilim 'in ant^ksctiener nnAarischcr Fachmann in der Elgrnschast eines Elaatss'fsktäss licijirgel'en ivcrde Das fordere zunächst das ans Grundlage der Gleichljnl l'crntitnde St)steln der Zivutljei-lnng und szldcrn die da,aus sli.sz.ni'tn Ni'lcksjchten. Mit der (xritrnnunt, eiN'S ungarischen MlnislnS zutn Ministcr obne Portescnillc sitr das NeichS-Mtnistcrium werde der Lache kelncSlv..^S Genüge geschrlie». Von der polnischen Grenze fom'nt die Nachricht, daß in den russisch, n Provinzen »^^olhynien nnd Podolien. trotz des sirent^en Winters, die milttarischen Vorbereitungen nicht eini'.esleüt worden. 3n ^ytomir. der Hauptstadt BolhynirnS. werden sortwalirend große Korn, und gonragcvorrathe seitens der russische» Armee-Intendanlen aufi^cllapelt. ivllche. wie cs heißt. Besehl erhalten, bis Clldc Fel)ruar sür 18.000 Pfcrde den uKthigcn !i^iorrath zu beschaffen. Der italienischen Regier« ng lvird von der „TilneS" vorgeworsen, daß sie eS unkluger Weise versäumt habe, einen Wtgeiipapsl auszustellen. „Dem heiligen Bater ist." sagt dieses Blatt, „inmitten seiner Trübsalt, ein großer Trost beschieden worden: es kehren die verirrten Schafe deS heiligen Kollegiums in dessen Scheoß zurück und machen ihren Frieden mit der Kirche. So früher Paffaglia, so jetzt Andrea. Das Schiff deS Papstthums muß sich gegenwärtig tvohl außer Gefahr befinden, da die Ratten, die eS in stich gelassen, wieder zurückkehren. Sie bringen die Kunde heim, daß mit Fahnenflucht und Abfall Nichts zu gewinne« sei. Die Tliaisache ist in dem zu suchen, daß es unter den italienischen Prä-laten Männer von ivenig Gläubigkeit gibt, die an der Sache des Papst-thutnS verzweifelten. Passaglia und Andrea lvaren blos Borläufer. Hätte der Wind nicht nmgeschlaflen. getviß es wären ihnen Andere gefolgt. Nachdem abi-r Mentana geschlagen und das berühmte „Niemals" von Rouhcr gespiocheu war. kehrten die Abgefallenen reuig um und thaten Buhe. . . . Wäre Viktor Emannel Heinrich VIll. gewesen, hätte er einen Cranmer nicht weil zu suchcn gebraucht, und wäre Passaglia gehörig Unterstützt worden, hätte sich eine italienische Diözese gegen den römischen Sltthl ausspielen lassen. Die Traditionen der alten Eisersucht zwischen Mailand und Rom sind noch nicht ganz abgestorben, und vermittelst einiger Ausmuntsrung von Seiten Ricasoli's hätte sich in Mailand ein sreicS Modell sür die üluigen italienischen Provinzen ins Leben rufen lassen. In Paris ist von einer Denkschrift des Prinzen Napoleon die ))tcde. tiegsn deren BerMntlichunl^ der rejyerende Better mit aller Be-stimmtlzeit sich erklärt. Die Denkschrift ist an den Senator Sainte-Benae »^.richt t unk» bespiicht auSsi'lhrlich die schivebenden T'igesfragen. Prinz ^^tapolcon bchandelt itn Eingänge die allg'meine Politik nnd beklagt, daß dic kaiserliche Negietung s^ch nicht in viel t»tstimmterer Weise darüber anl^geiprochen. d,ß eine falsche Leitung der öffentlichen Meinung schlimmere Folgen habe, als der Mang«! jcder Leitung Dann geht der Prinz aus die it^ilienischen Angelegenheiten über mld bedauert natürlich, den Ansprü-chen Italiens auf Rom nicht Aechnung getragen zn sehen. — Ansptü« chcn. die seiner Ansicht nach früher oder später triumpliiren lverden. Der Regierung wird dabei aber Lob gespendet, weil sie so nachdrücklich die Beachtung der abgeschlossenen Bcrträge zu erwirken wusite. Was die deut« sche Jra^^e anbelangt, so glattbt der Prinz, man dtirfe den lZinheitSbeftre' Verfehltes Lebr». Aon I. Tenimr. (9. Forlsctznng.) Der Major hatte schon vorher die Bewirtljschaftttng des Gulcr Harthausen übernommen, und sich ihr mit Cifer gewidmet; seine junge grau ging ihtn bald mit (ls ehrfurchtsvolles Wesen vollkomtnen ersetzt „Mil Marie ist ein neuer Engel in nttser HanS gekommen." sagte sie ost zu ihrem Sohne, und der Major knßle glücklich und dankbar seine Mutter und seine Fran ; und die schöne junge Fran strahlte in dem Glänze nnd der Liebe deS GlückeS. DaS Glitck der Fatnilie war nur einmal getritbt worden, und zw^ir durch den am 19. Jnli 1810 ersolgtrn Tod der schönen und edlen Königin Lonise von Prensicn; dem preußischen, dein deutschen Lande, einem großen Theile von Europa kanl diese heibe Trauerkunde uner-wartet. Der Major von Rizlcbrn. t^cr in der Nahe der Dnlderin zur Zeit ihrer schlversten Leidet!. ihreS ticsstcn GrameS gelelit. hatte der er-schütlernden Botschaft lange in banger Erlvarlnng entgegengesehen. Iin März des IahreS 181 l lieschenkte die Majorin von NiLleben ihren Genial mit einetn gesunden, schönen Knaben, und an ditn Glücke der Familie schien nnn nichts tnehr zn fehlen. AtN Tage nach der Ge-burt des Kindes saß der Major an dem Bette seiner Gattin, ihre Hand in der seinigen haltend; die Blicke Beider lvaren ans daS vor ihnen in seiner Wiege schlummernde Kind gerichtet. Als der Major sich nach seiner Frau umwandte, sah er ihre Augen voll Thranen; sie mußte schon eine Zeit lang still gcwcinl haben. „Marie." s'gte er sanst. „das sind keine Thranen des Glücks. Wa. rum weinst Du?" „ES ist nichts, mein Geliebter." „Dich druckt etwas; verhehle eS mir nicht!" „Kann tnan nicht weinen an der Wi ge eines nengeliorenen Kindes? DuS Mutterherz blickt gern ivlit. und nur zu gern ängstlich in die Zukunst hinein." „Das war eS nicht, Marie!" „Was hat Nicht der Vater ditseS siißen KindeS tragen und dulden nlüssen? Was kann nicht dein Kinde bevorstehen? Wir leben in einer traurige» Zeil!" ..Marie, daS war eS nicht; Deine Thranen hatten einen andern Grnnd. Sie fliehen noch; sie sprechen elwaS Anderes aus -, könntest Du eS mir vert'ergen? Hier, an der Wiege unseres erstgebornen KindeS? 3n dieser Stunde, da wir von seiiter Zukunft, seinem Glücke sprechen?" Die Thranen der Mutter flössen wirklich noch; sie sprachen auch etlvas Anderes auS. Die Majori» kämpfte mit sich selbst. „Schütte mii^ Dein Herz anS. Marie, was eS auch sei." Sie ergriff leidenschaftlich seine Hand und drückte sie «n ihr Herz. „Za. Hermann, ich habe etwas auf dem Hirzen; ich muß es Dir ent-decken. Wirft Du mir verzeihen köntlzn?" „Altes. Alles, meine gute Marie, ivenn es möglich tväre. daß je meine Lippen das Wort Nerzeihnng zu Dir sprechen müßten." „Ich hatte eine Schwester." preßte die Majorin hervor; „sie tvar so unglücklich. Wir haben schon manchmal von ihr gesprochen. Ich habe Dir nicht AlleS von ihr gesagt. Ihre schwerste Stunde war ihre letzte." „In dieser schweren Stunde sandte der Himmel Dich ihr. als ihren tröstenden und ausrichtenden Enget." Die Frau schüttelte den Äops. „Nein." lies sie heftig, „ich konnte sie nicht trösten, ich konnte sie nicht ausrichten; ich —" butigen gewisser Länder kein Hinderniß in den Neg setzen; er spricht sich auf das entschiedenste gegen einen Krieg in dieser Richtung aus. meint aber, Polen sei wieder herzustellen. Die Wiederbelebung und Erhaltung desselben werde die Ruhe Europas sichern, mache aber früher selbstverstünd' lich .einen Krieg mit Rußland nothwendig. Die griechische Regierung entwickelt eine sehr rege Thä-tigkeit im Ankauf von Pferden und Bieh in den Grcnzgegenden, und ist der Pforte gemeldet worden, daß trotz deS Verbots die Ausfuhr von Getreide nach dem Süden fortdauert. Obgleich von Paris und London eine neue Rote nach Athen erlassen worden, welche zur Ruhe mahnt, scheint fich die griechische Regierung doch immrr noch auf daS nächste grühjahr vorzubereiten. In der Bulgarci sucht man die Bevölterun^i aufzuhetzen; eS steckt dort alleS voll fremder Agenten und werden fogar in den Hauptorten RevolutionSauSschüsse errichtet, vie freilich nur wenige Singeborne zählen. Die aufständischen Kandioten haben theilS auS militärischen Gründen, theils der rauhen Witterung wegen ihre Steilun.^en bei Zourva und Eheriffo aufgegeben. Selva Pascha versuchte der Provinz, zu deren Ehrengouverneur er ernannt ist. sich zu beinächtigen ; nachdem er jedoch bis zum Dorfe KoukouS vorgedrungen, wurde er von den Griechen in Front und Flanke angegriffen und nach vierstündigem Kampfe zum Rückzug gezwungen. Ueberhaupt sinl> die Feindseligkeiten wieder auf vcr-fchiedenen Punkten der Insel ausgebrochen. Der Kaimak^m von Sitia (östliche Provinz) mubte. nach einem heftigen Angriffe der Aufständischen, mit einem Verluste von 100 Mann sich zurückziehen. Auch in der Provinz Pediade haben die Aufständischen namhafte Bortheile errungen. — Von den Anerbietungen deS GroßvezierS wollen die Kandioten nichts wissen und' sind entschlossen, bis zur völligen Befreiung der Insel im Kampfe auszuharren. Die Koste« des bewaffnete« Friede«». Marburg. 21. Jänner. Der Boranschlag über die HeereSkosten sür 1868 ist von den Mini« sterien festgesetzt worden; er soll einhundert und zehn Millionen betragen — einhundert und zebn Millionen in einem Jahre deS Heils und deS Friedens! wie unsere StaatSlenker meinen. Tritt das neue Ministerium mit sriner Forderung vor den Reichs-rath. dann wird der Heiligenschein der BolkSthümlichkeit wol)l ur-stießen und die GesühlSduselei ruhiger, kalter Berechnung weichen. Die Haltung deS Abgeordnetenhauses ist dann maßgebend in dieser Fra^je. Das Recht der Steuerbeiviltinung. daS wir schwarz aus weiß besitzen, überläßt den Vertretern die Verfügung über Hab und Gut deS BolteS. Die Fähigktit der L'istung muß bestimmend einwilken auf den Beschluß der Vertreter. In jkdem Staate hat dies? Fähigkeit ihre Grenzen: enge, sehr enge sind dieselben in Oesterreich gezogen und eS ist doppelle Pflicht der Abgeordneten, die Ausgaben nach den Einnahmkn zu bemessen und nicht — wie eS bisher geschehen — die zerrissene Decke noch länger und weiter zu strecken. lZin wirthschastlich geordneter Staat darf im Flieden nie bis zur äußersten Grenze der LeistungSfähigkeir vorgehen, soll diese sür den Kriegsfall gesichelt bleiben. Wo ist der Steuerbcamte. wo der Steueipstichtige. der eS wagt, zu bekennen: Wir dieSseitS der Leitlja sind im Standk. jenen Theil an den gemeinsamen KriegSkosten zu tragen, den unS der Boranschlag auflegen tvill? Mögen die Abgeordnkten der nackten That-fache gegenüber ihr Auge nicht »erschlirßen — mögen sie dcn Nothruf des Volkes nicht überhören. Noch ist keine einzige Last von den Schultern der Steuerpflichligen genommen — und wie haben sie Jahre lang ge« liofft und geharrt — noch ist die drückendste aller Bürden die AuSgabe für das Heer im Frieden. Mögen die Abgeordneten fich endlich zu einer That aufraffen — z'.i jener That, die vom ganzen Volke am sehnlichsten gewünscht, am einstimmigsten gefordert ivird. Diese That ist die Auf-Hebung des stel»enden HeereS. die Einführung einer allgemeinen Volks« wehr — die Herabsetzung der HeereSkosten auf den vierten oder wenig-stenS dritten Theil der veranschlagten. Hat Oeslerreich den Muth. die angeerbten Vorurtheile auS der Zeit der Zöpfe und Gamaschen abzuschütteln, zu brechen mit den Ueberliefe-rungen aus den Tagen deS HoskriegSratheS — hat Oesterreich die Ent-schlossenheit deS Willens, allen Großstaaten Europas mit seinem Beispiele voranzuleuchten in dieser Frage: dann vollbringt eS wohl daS beste, schöttste Werk deS Jahrhunderts. OcsterreichS volkS- und staatSwirth-schaftliche Rettung, sein Fortbestand, seine freiheitliche Neugestaltung find durch dieses Werk bedingt. Glaube kein Mlnistn. kein Volksvertreter, kein Staatsbürger, daß kleine Mittel noch l»elfcn. Die neue Zeit arbeitet im Großen und will grundsätzliche Lösur,gen. Der Strom unserer Jeit rollt tiefer und schneller, überflutet und verschlingt. waS sich entgegen stellt. Oesterreich hat keine Wahl! Bermischte Nachrichtcn. (Eine Ar b e ite r. A u S ste l l n n g.) Die Handwerker von New-Kork haben einen Aufruf an alle Arbeit,r erlassen. Einsendungen sür eine ArbeiterauSstellung zu machen. ES heißt u. A. darin: „Der Schraubstockarbeiter möge ein gediegen geseiltes Stück einer Maschinerie liefern, eben so der, welcher an der Drehbank arbeitet. — Ein einfaches Stück Holz, mit dem Hobel sachkundig bearbeitet, wird zeigen, waS der Mann zn liefern vermag. Tin aller zerrlsseuer Stiesel, kuustvoll gestickt, tn Begleitung seines zerrissenen Kameraden wird unter Umständen bewundert werden, nnd ebenso eine alte Hole, deren eine Hälfte fauber gereinigt und auSgel'kssert ist. dem Arbeiter Kundschaft einbringen. Von besonderem Werthe aber würde sein, wenn eljrlich an^tegebcn würde, m wie kurzer Zeit solche Arbeiten verrichtet worden stnd.^^ — Denn man glaulie nur ja nicht, daß blos Kunstgegenstände Wcrtl» sür die Menschheit haben: die einfachsten Arbeiten, tüchtig auSgefüliit. stellen, wo eS stch um makti-schen Wertl» liandelt. sehr liäusig hoch tiber den künstlichen. Gewiß ist der Bäcker, welcher ein lüchtigeS und grsulldeS Stück Brod bäckt. Viel mehr tverth. wie k^lr Znckcrbäcker mit seinen Mareipansi^uren und Pasteten!-^ Bon den Vortlleilen solcher Arbeiter AnSstellungen meint man. daß sie unberechenbar, und auf l'ic Lage der Arbeiter dcn lvohlthäligften Einfluß ausüben ivürdtu. (I r l a n d.) Dic neuesten statistischen Berichte über Irland im Jahre 1866 ergeben ivieder das unerfieuliche Bild eineS stillstehenden und theil« Nielse zurückgeheliden L.nideS. Es gibt zwar Philosoplien deS Stillstandes z. B. Litve. das gelehrte Mitglied deS englischen llnterhauseS, hie den Stillstand al»' eine schr erfreuliche Erscheinung bezeichnen, ivie dieS auch GlschichtSschreiber und Pl)llosophen deS AltertljumS thaten. Im heutigen England wird jedoch Stillstand mit Rückschritt «gleich geachtet. Und diese Berhältttisse erscheinen gerade bei Ärlarld um so auffallender und bedenk-licher. da von diesem Laude doch durchaus nicht «gesagt tverden kann, daß eS eine solche Höhe der Entwicklung in volkswirthschaftllcher Beziehung erreicht hätte, um eine weitere Fortenttvicklung unwahrscheinlich erscheinen zu lassen. Irland befindet sich im Gegentheile am Rande deS Elends und scheint sich gerade nur vor d^m Verhungern zu schützen. waS sein Stille- Sie mußte abbrechen, um stch zu sammeln. Nach einer Weile frthr sie ruhiger fort: „Ich will eS Dir ohne Umschweife mittlieilen. Die Unglückliche hinterließ ein Kind, ein liebliches, blühendes Mädchen von eltva drei Jahren. Sie mnßte eS allein in der Welt zurücklassen, in d^m zarten Alter—" Der Major war sehr ernst geworden. „Marie," unterbrach er sie. „warum hatte daS Kind Deiner Schwe-ster —7" Sie ließ ihn nicht ausreden. „Ich weiß, was Du sagen willst; Du hast Recht zu Deinen Vor-lvürsen, aber mache sie mir nicht, nur nicht in dieser Stunde. Es war ein unglückliches Kind einer Unglücklichen, und hatte Niemanden in der Welt als Mlch. Aber wer lvar diese Unglückliche? Wer war ich? Dnrste ich in daS HauS Deiner Mutter, die ich nicht, die mich nicht kannte, ein sremdcS Kind, ein Kind der —" Sie konnte daS Wort nicht aussprechen. daS schon ans ihren LippkN schwebte. Der Major wollte ihr efwaS erwidern; sie kam ihm aber zuvor. „Ich weiß wieder Deine Einwendungen, habe sie auch schon hundert, ja tausend Mal mir selbst gesagt. Ich kannte ja Dich, und lernte d.^S gütige Herz Deiner Mutter, schon am ersten Tas^e. als ich hier ankam, kennen. Ich war von diesem Tage an keine Fremde mehr im Hau'e; ich habe mir daS täglich, fast stündlich gesagt ; aber ich konnte nicht." „Und daS Kind?" fragte der Major, noch immer ernst. „Siehst Du. Hermann, meine Furcht war gegründet! Ich habe unrecht getlian. und Du verzeihst mir nicht?" Die Worte, der bittende Blick, von dem sie begleitet wurden, zerbrachen die allerdings dünne Kruste eineS bittertN Vesül)lS. die stch um daS Herz deS Majors, er ivußte selbst nicht, wie und warum, plötzlich angesetzt hatte. „Ich batte Unrecht, meine gute Marie," sagte er; „verzri' e Du mir!" Er küßte ihre Hand. „Und nun. lvo ist daS Kind?" „Ich brachte «S zu brl'ven Leuten, denen ich mein Erspartes gab Sie versprächet,. daS Kind zu halten, wie daS ilirige; ich lvar überzeugt. ^ daß sie ihr Versprechen halten würden, und sie haben eS gehalten; denn nach ihren Nachrichten, die ich mir vierteljährig von der Post in Holz-Minden abhole, ist daS Kind immer schöner und bliihender geirorden Verzeihst Du mir auch diese Heimlichkeit?" „Ich sollte eS nicht." entgegnete der Major freundlich, „weil Du Dir dadulch anderthalb Jahre lang daS Herz so schwer belastet hast!" Äm zlveiteu Tage nachher hatte der M^ijor den alten treuen und sorgsamen Bher die Armnth. daher die Rohheit. Und doch gibt es noch Leure. die von dem hohen Werthe einer reichen Aristokratie und der.Erhaltung dcS Großgrundbesitzes saseln. (Die Kriegsflotte Frankreichs.) Der französische Marine. Minister bezeichnete neulich den jies.enwärtigrn Stand der französischen Kriegsflotte als vollkommen ungenügend. Pc, einem allgemeinen Kriege werden die Kräfte derselben nicht hinreichen. Frankreichs Häsen und Kolo nien zu vertheldigen. Mo soll daS hinanS? fragen wir. wenn die Herren Fachminister fort und fort Geld sür Rüstungen Verlangen, und dann immer wieder das Vorhandene sür ungenügend erklären. Frankreich ha eine Kriegsflotte von 243 Dampfschiffen und 116 Segelschiffen und schon wieder wird von den Fachmännern di«se achtunggebietende Seemacht als gänzlich nngnügend bezeichnet. Es ist in der That. wie einer der sranzö tische» OpposmonSmänner bemerkt, ein Schwindel, welcher sich der ganzen civilistrten Welt bemächtigt hat. Wie aus j^e übertriebrne Anspannung der Kräfte wird auch hier eine allgemeine Erschlaffung unmöglich aus bleiben können. (N o th i n O st - Pr e u ße n.) Der Hungertyphus wüthet in Ost Preußen, besonders in der Umgegend von Löbau und im Dorfe Hartowitz. wo ganze Familien ausstarben. Auch in Rastenburg und der Umgebung ist er heftig ausgetreten. AuS Rhein besonders wird der „KönigSberger Renen Zeitung" geschrieben: Die schreckliche Krankheit zeigte sich zuerst unter den mit Weib und Kind hieher gekommenen Arbeitern au» dem Litthauischen. die der in Aussicht gestellte Straßenbau angelockt hatte. Der strenge Frost und der hohe Schneesall verhinderten die Inangriffnahme dcr Arbeiten, und so sahen sich diese armen Leute ohne Brod und ohne ein gegen die Kälte stützendes Obdach; sie kampirten in Erdhütten in dem in der Nähe dcS Dorses Lawken gelegenen Walde. — Diese Arbeiter haben uns b.S auf etwa sechs, die noch im Watte kampiren sollen. ver> lassen, aber der Samen der Krankheit und mehrere von ihnen, die schwer erkrankt sind, sind zu-ückgeblieben. — Der kürzlich selbst schwer erkrankte Unternehmer d r hier projektiven Straßenstrecke hatte zwar sür feine Ar« beiter ein Lazarrth eingerichtet, in welchem jedoch die erkrankten Frauen und Kinder derselben keine Aufnahme fanden. — In den letzten Tagen hat die Krankheit anch in unserer einheimischen und städtischen Bevölke-rung in Vesolgniß erregender Weise um sich gegriffen. — Mehrere kleine Beamte, ein wohlhabender junger Besitzer sind bereits dcr Krankheit erlegen. Der am hiesigen Orte stationirte Gendarm, unsere beiden Polizeidicner. beide Nachtwächter sind schwer erkrankt, jetzt soll auch unser Arzt und zwei seiner nächsten Angehörigen von der Krankheit ergriffen sein. Dil uns umgebende darbende und frierende Bevölkerung muß ein Herd sür die weitere Verbreitung der Krankheit werden. Leider treffen aber noch immer neue dürftige Zuzügler hier ein. die. nachdem die Lltthauer unter Zurüctlassung von Kranken und TyphuSwaisen in d r herben Z ihreSzeit abgezogen, aus der Nordenburger Gegend und selbst aus Marienbueg herkommen, um. da es mit dem Graben nicht geht, zum Steineklopsen verwandt zu werden. (Badisch - ö st e r r e i ch i s ch e r G e t r e i d ev e r ke h r.) Aus den berdcn Stationen Mannheim und Kehl allein sind auS Oesterreich in den Monaten Oktober bis Dezember 1867 6282 Wagen — zusammen enthaltend 1.056,400 Ztr. Getreide — angekommen : durchschnittlich täglich fast 14.000 Ztr. (Salz.) In maßgebenden Kreisen ist man zur Ueberzeugung ge-langt, daß die Verwaltung der österreichischen Salinen eine grundschlechte ,st. Man wußte eS wohl schon seit Iahren. daß die baierische und wür-temberg'sche Konkurrenz daS österreichische Salz von den deutschen und schweizerischen Märkten verdrängt habe, weil Baiern und Würtemberg. obwohl von der Natur ungleich weniger begünstigt, doch nahezu um die Hälfte billiger produziren als wir. Die Thalsache stand fest, wurde aber von der Bnreaukratic todtgeschwiegen; doch jetzt hilft auch dieses Mittel nicht mehr. In KaluSz. der zweitgrößten Saline GalizienS. ha» ein Ehemiker die Entdeckung gemacht, daß der Unterbau des dortigen Salus aus fast reinem Kali bestehe, das die dortigen gelehrten Bergmänner seit nahezu einem Jahrhundert unbenützt fortwerfen. Dem Aerar wurde sür das unbenützte Material, das in Millionen von Zentnern vorhanden sein 'oll. ein halber Gulden für den Zentner angeboten und der Vertrag auf Jahre hinaus abgeschlossen. ES hat sich bereits eine Gesellschaft zur Aus-beutung gebildet, und an der Spitze derselben stehen die ersten Namen G alizienS. Fürst Sapieha. Gras Potocki. die galizische und die Lemberg-Czernowitzer Bahn. Wir haben wohl Grund, diesem jungen Unternehmen ein glückliches Gedeihen zu wünschen, da wir htedurch in die Lage versetzt würden, den großen Kali - Verbrauch in Oesterreich nicht mehr vom Aus« lande einfnlircn zu müssen, sondern im eigenen Lande erzeugen zu tonnen, wobei noch der inländischen Kali - Produktion zugute kommen wird, daß die Kaluszer Rohsalze nach der gepflogenen Untersuchung einen Gehalt von mindestens 50"/^ an Kali besitzen, während die berühmten Kali-Lager in Preuiiisch Siaßsurth. welche in der industriellen Welt ein so allgemein gioßeS Aufsehen erregt, nur Salze mit einem Kali-Gehalte von 16 bis 16 "/y liefern. Mnrburger Berichte. (A rmenpfleg e) Nach der Rechnung des Armen-Institutes der stadtpfarre Marburg im Verwaltungsjahre 1867 betrugen die Tin-nahmen 2946 fl. 91 kr. (Kassarcst vom Jahre 1866: 93 fl. 34 kr., Zinsen der StaatSobtigaNynen: 491 fl. 6 kr.. Zinsen von Privaten: 270 st. 11 kr.. Gratulationö-Enthebungskarten: 424 fl.. Lizitations-Armen-perzente: 638 fl. 46 kr.. Ztrasb träge: 141 fl. 32 kr.. Opfergelderz 86 fl. 41 kr., sonstige Gaben: 12 fl Sammlung aus dem Friedhof am Allerheiligen-Tage: 45 fl. 76 kr., Musiklizen; Gebühr: 144 fl. 45 kr.. Vorschuß auS der Grmeindckasse: 600 fl.) Die Ausgaben bcliefen sich aus 274l st. 29 kr. (monatliche Betheilunqen an 140 Arme in Beträgen von 4 fl. 20 kr.. 4fl.. 3 fl. 2 fl.. und 1 fl. 60 kr.: 2517 fl. 44 kr.. Unterstützung sür Waisenkinder: 151 fl. 20 kr., außergewöhnliche Aus-lagen. Stempel, Porto u. s. f.: 64fl. 78kr.. V rtheilung der Weiser'schen Stiftung : 7 fl. 87 kr. Aus den Zinsen der Wilhelm Scheigel- und Karl-Schober Stiftung von 283 fl 77 kr. wurden 54 Haus- und Ortsarme mit je 5 fl. 25 kr. bctheilt. Än der Kasse blieben 205 fl. 62 kr. Durch Vermächtnisse hat sich das Kapital des Armen Institutes im verflossenen Jahre um 2000 fl. vermehrt. eine glücklichere Fran. als ich bin? Giebt eS einen braveren Mann als Du bist?" War sie wirklich glücklich? Sie saß in ihrer ^tube. die zugleich Kittderstube tvar. Die Kinder spielten zu ihren Füßen. Sie irar bes'chäiti.,k. Schüljchen sür den kleinen Friedrich zu stricken, der schon aus der Eide kriechen konnte und bald anfing zu lattfeu. Sie sah mit stillem Glücke ans die Kindcr, die ja fröhlich und glttcklich tvaren. Die kleine AgireS liebte den Knaben mit der vollsten mütterlichen Schwesterlitbe ibres Alters von süns Jahren. Der Knabe konnte nicht sein ohne die zärtliche Schwester. Der Major trat in die Ltube. Cr stand jibtrraicht. selig, vor dem s i,önen Bilde t^r Mutter mit ihren Kindern. daS er doch täglich s^th. Er küßte die Gattin, und ließ sich am Boden zu den Kindern nieL'tr und spielte mit ihnen. Einige Z>itungtn l)atte er ans den Tisch gelegt. Eliien schon offetren Brief übcrgal) er seiitcr Gattin. „Von der Mutt,r." saale er. Die Gineralin w.u schon seit drei Woch n nach Berlin verreist, um ihre Nichte Emn.a von dort zurückzuliolen. Emma l^atte nicht dari,m gebeten, aber ihre Briefe hatten schon längst eine seit einiger Zeit sich steigernde Schtvermuth anSgesprol-ei». Nach einer S^erathung mit ihrem Sohne und ihrer Schwiegertochter hatte die Generalin daher beschlossen, sie nach Hartbausen znritckzunehmen. In dem glückl chei» Familienkreise, in der frischen Landluit, hoffte man. ivrrde auch sie rvieder frischer und fröhlicher werden. Die Generulin hatte sich entschlossen. seli?st sie von Berlin abzuholen, um dort, wo ne längere Zeit gelebt hatte, zngleich alte Freunde nnd Bekannte zu begrüßen. Die Majorin laS den Brief der Schlviegerlnulter. Der Inl)alt schien sie zit überraschen. „Mittwoch?" sagte sie. „Mir haben ja heute Mittwoch. Sie käme also heute?" „So ist eS. Der Brief hat sich verspätet. Wril er von Berlin kommt, tvird man Geheitnnisse darin verninthet. und ihn in irgend einem der schwarzen Kabinette, vielleicht in Kastel selbst, angelialten haben. In-deß mag man eS. Ich freue mich. Emma wiederzusrhen." „Auch ich. Aber Hermann, wir werde» Anstalten zu ihrem Empfange treffen müssen. Die Mutter frent sich so frhr über solche kleine Ausmerksamkeiten. Um ivelche Zeit, glaubst Du, werden sie eintreffen?" „Nach dem Briefe ivaren sie heute Nacht in Seesen ; vor sieben Uhr heute Abend können sie hier nicht ankommen. Uebrigens habe ich schon einige Anordnnngen zu ihrem Empsange getroffen. Thor und Teraffe werden geschmückt, ebenso der Flur, die Treppe." „Die Ziintner der Mutter und Emma'S »verde ich übernehmen." „Ich werde die Leitie dazu bestellen." Der Major gin.^ wieder. „Die Kinder nnd Dr»." sa,; Br iln n bei Herru Apotheker Kranz Tder. ' B. Redyk. „zum rotheu Krebs". Krakau P e st bei Herrn Apotheker K. Formagyi Lemberg „ „zur hl. Maria". Temcövar „ Preßburg bei Herru Apotheker Jos)autt Agra m „ VavrecSka „zum hl. Stefau". Graz „ S. Rucker. S. S. Pecher. Sigm.Mitlbach. V. Grablowitz. Aerautwortlicher Redakteur: s^rauz Wieötl»a l er H. N. St. G. Druck lind Perlag vou Eduard Ianschijt in Marburg.