2N3VZWNNN Kr Kunst, Literatur, Theater u. geselliges Leben. Herausgegeben und redigirt von Leopold Kordesch. ^ ^8 . Freltag am Z.^. October Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mol ein halber Bogen. Der Preis des Blattes ist in Lailack ganiiiiorig«, oalbja'hlia z ss. Durch diel. t. Posl unter Knuiert mit »orlofreier Zusendun« ganzjabria 8, halbjllorig , st. C. M., und wird dalbiüliria voraus­ bezahlt. Alle k. l. Postämter nehmen Pränumeration an. In Laibach pränumerirt man beim Anleger am Rann, Nr. lyn, nn erste» Ltoltc. Nachdem mit Ende dieses Monates die halbjährige Pränumeration auf diese Zeitschrift ausläuft, so ersuchen wir die l». 'l . Herrn Abonnenten, ihre Pränumeration gefälligst erneuern zu wollen. Indem wir gegen alle verehrten Vaterlandsfreunde, welche das Emporkommen unserer Zeitschrift durch ihre edle Theilnahme unterstützten, darunter besonders gegen die hochwürdige Landgeistlichkeit und den lobl. Handelsstand der Stadt Laibach, unser« Dank aussprechen, glauben wir beisetzen zu dürfen, daß unser Streben, dieser vaterländi-­schen Zeitschrift eine immer entsprechendere, würdigere Stellung zu geben, nicht zu verkennen sey, wie sich denn dieselbe auch einer immer größern Anerkennung und eines immer regern Zuspruchs erfreut. Den Neueintretenden, welche sich unserm Lesekreise anschließen wollen, diene zur Nachricht, daß sowohl die gefer­tigte- Redaktion, als der mit i . November 1838 den Verlag der Zeitschrift ins Eigenchum übernehmende Buchdrucker, Herr Joseph Blasnik, eifrigst bemüht seyn werden, daß Interesse ihres Blattes immer zu steigern, da weder Mühe noch Kosten gescheut werden sollen, damit von Seite der Redaktion stets das Beste, Merkwürdigste und Inte­ressanteste aus dem Vaterlande und von auswärts zur Anschauung gebracht — von Seite des Verlegers aber die renomirtesten Schriftsteller für die o-li-nioii» gewonnen werden, welche schon gegenwärtig gegen dreißig Mitar­beiter zählt, von denen mehre zu Lieblingen des ganzen gebildeten deutschen Lesepublikums sich aufgeschwungen haben. Die Zeitschrift erscheint, wie bisher, wöchentlich zwei Ma l auf dem feinsten Velindruckpapier, in Groß, quart, jedes Mal ein halber Bogen Tert, und der Verleger wird bemüht seyn, ihr in der Folge eine wöchent­liche Beilage in der Landessprache zu geben, daran die ersten Slaven unsers Vaterlandes arbeiten werden. Die Redaktion glaubt noch darauf hinweisen zu dürfen, daß sich diese Zeitschrift bisher vor vielen andern durch lauter Originalaufsätze im Erzählungsfache, in Gedichten und Korrespondenzen bemerkbar gemacht habe. Auch in typographischer Hinsicht wird Federmann gestehen, daß die Offizin des Herrn Verlegers, Joseph Blasnik , dem Blatte eine Ausstattung gibt, wodurch sich dasselbe jedem andern Journale an die Seite stellen darf. Der Preis des Blattes ist in Laibach für den ganzen Jahrgang 6 fi., und wird halbjährig voraus­bezahlt. Durch die f. k. Post unter vuxvLi-t mit portofreier Zusendung: Ganzjährig 8 — halbjährig 4 fl. Alle k. k. Postämter nehmen Pränumeration an, in Laibach aber pränumerirt man ausschließlich nur beim Verleger, am Rann, Nr. t90, im ersten Stock. Wer auf 9 Exemplare Pränumeration sammelt und sie portofrei an den Verlag einsendet, erhält das zehnte gratis — ingleichen, derjenige, der auf ein ganzes Jahr pränumerirt, das erste halbe Jahr der Zeitschrift als Gratis-Zugabe erhält, so lange nämlich noch Exemplare vorräthig sind. Laibach am 8. Oktober 1838. ^ W WNWQNW2O3? NNW GQNALONNH., Eine Geistergeschichte unserer Tage. langer und schwerer Seufzer, und Anusche schlug die (Fortse« ) matten, halberstorbenen Augen auf. »Mutter! Mut« Indeßen trat auch Gertrud'e nebst ihrer ganzen, aus ter ! ist er nicht da?« kreischte die sich plötzlich Aufrich­sieben Personen bestehenden, theils männlichen, theils tende, indem sie ein Paar hipokratische Nachbarinen in weiblichen Sippschaft, zur Stube herein, und nun ward den eben verlassenen Vodensee niederrannte, sie erst recht sistematisch aufgeschnürt, entknottet und "Nun Anusche! was hast du denn gesehen, was begossen, so wie es mit dem An- und Abrathen aller- 'st dir denn begegnet?« stotterte die fragende Gertrude, lei Mittel viel lauter und bunter zuging, als auf ei- während die Ciclus-Mäuler so ziemlich in die Fornr nem weiland polnischen Reichstage. — Ein fürchterlich «'"^ griechischen Q übergingen. K90 »Ach! einen Hund,« stöhnte die Heldin. Und nun, wie gewöhnlich die Studenten die Witzlinge, besonders unter den nieder« Ständen, machen zu müssen sich be­rechtiget fühlen, so platzte auch ich mit der feinen Be­merkung heraus, daß ich selbst vor einem Uhrahnen des berüchtigten Cerberus nicht so hätte erschrecken kön­nen. Jedoch kaum gesagt, obwohl von Niemanden verstanden, schoß das ganze Evengeschlecht, anver­wandt und nicht verwandt, so grimmige Blicke auf mich, daß Prinzessin Medusens Aeuglein gegen diese Drohblitze aspasirten —und ich die Flagge strich. Nun erzählte unsere Atalante, daß während ihres Rücktra, des bei jenem fürchterlichen Birnbäume ein großer, großer Hundrecke, der wahrscheinlich das Präsidium der Gespensterwelt für diese Nacht führe, gerade in der Mitte des Steigwegcs sich auf sein zottiges Sitz, fleisch niederzulassen geruhet hätte, um dessen Hals ein Seil so dick wie ihre Hand, deren Peripherie die Mitte manckes etwas largezwängtcn Fräuleins ins Hör» ge­ jagt haben würde, geschlungen sey. Siezwar hätte nicht ermangelt, ihm mit ein Paar barschen Worten seine Unart, Frauenzimmern den geraden Weg ver­sperrt zuhaben, vorzuwerfen, aber er ermangelte auch nicht mit einem donnerähnlichen (?) Knurren ihre Aku, stik mit einem neue» Probleme zu bereichern, und da sie ihm ihre herculische Faustkeule drohend entgegen ballte; So wies er ihr zum Gegengruße dann Fast spannelang den festen Perlenzahn ! Der Satz: Warum Umwege, wenn man gerade zum Ziele, kommen kann? war nun bei ihr jetzt fchlech, terdings nicht anwendbar, und als wenn die Winds­braut ihr Flügel geliehen hätte, eilte sie über Stock lind Stein der Heimat zu; aber der verwünschte Vierfuß ihr immer auf der Ferse nach. Jedoch die Gefahr ließ sie weder Dornen noch spitzige Kieseln, weder unsanft umarmendes Heckengestrippe, noch den, den eilenden Fuß hemmenden Kiessand und selbst Bach­tiefen achten; muthig hieb sie sich durch alle Gefahren durch, bis sie das heimatliche, Asyl vor dem vierfüßi­gen Unholde in sichern Schutz nahm, und sie das glück-­lich bestandene Abentheuer in unserer Mitte mit der rühmlichst genannten Ohnmacht besiegelte. Ountiousre umno«, iutentique or» tenennut *) , noch lange darauf, als die Erzählerin mit aller Kraft in die vollen Schüsseln hieb, und mit manchem minder ästethischen Brocken den ausgestandenen Schrecken herab­würgte. Nun aber, als wenn der Verlinerschneider in diese Salchens schöngelockten Tänzer, ' ) jene den »Herr sey bei uns« selbst. Mit einem Worte, es wurde so viel zusammengedroschen, daß der gewiß nicht wort­karge Wawerleys>Verfasser ein Jahrhundert gebraucht hätte, um die gehabten Visionen seiner würdig abhan. deln zu könucn. Die Einzigen > die darüber lachten, waren der Dorfschulze und sei» Sohn, der Sintarist, dem aber die entherte Kassandra, leider! ein fürchter­liches Gespenster-^« «töte audrohete. Jedoch die Schul­ferien vergingen, und Dem Sintaristen ward es nicht gegeben. Den Handschuh gegen Geister aufzuheben! Schenke dem Dichter, Hebe, nur ein, Netz' ihm die Augen mit himmlischen Thaue, Daß er den Stir, den verhaßten, nicht schaue Einer der Unsern sich dünke zu seyn. Lieber Himmel! wäre ich nur einmal Poet, denn da mir Poet und Dichter Synonima waren, so meinte ich, in der ersten Hnmanitäts, Classe könnte mir Hebe mit ihrem Thaue nicht fehlen; zwar fand ich mich so ziemlich getäuscht, aber es macht nichts, ich war doch ein Mal Poet, hatte recht artige Geistergeschichten, wenn man sie so nennen darf, aus der Mythologie in Menge vernommen, und obwohl diese für mich eine »err!» iueutlllitll war, so konnte ich mir doch schon vor­stellen, daß unter den Miriaden der Einwohner Euro-pas es auch Miriaden derselben gebe, die de» Geister, spuck der alten Götter recht gut kannten, und daher dem neuern so wenig oder noch weniger, denn ich, ein Interesse abgewinnen könnten, jedoch »Süß ist's, wenn die schwarzen Stürme des Schick, sals uns schrecken,« spricht der Tragödiker Euripides, »damit nicht das ewige Einerlei, gleichsam wie ein lang­sam zehrendes Gift an unser edleres Daseyn greift,» und so dachte auch ich. Ostern kamen heran. Die Sonne des ehrwürdi­gen Charfreitags tauchte majestätisch aus ihrem Pur­purmeere auf, eine gelinde Luft versprach einen ange­nehmen Tag, und die Ferien hatten bereits schon 48 Stunden mit Riesenschritten zurückgelegt, aber noch immer keine Gelegenheit von den Penaten, der ver­hexte Birnbaum noch immer mehre deutsche Meilen ent­fernt, und ich mit meinem Heimweh in die so lang­weiligen Stadtmauern eingeschlossen. Eben dachte ich an Dädalus und wünschte mir seine Flügel, machte auch die heiligsten Versprechungen, mich nicht, wie der unfolgsame Icarus dem Sonnengott« allzusehr zu na­hen, als ich ein Tibo! vor meinem Fenster hörte. die weiblichen Individuen eingefahren wäre, wetzten sie Durch manches Hote! und Tibo! heute schon angeführt, an dem verrufenen Birnbäume und seiner Umgebung verdroß es mich eben ans Fenster zu gehen, als ich ihre Sprachkeilen. Ach! und was sie Alles gesehen ha­mich überzeugte, daß Jemand vor meiner Zimmerthüre ben. Eine sah eine Frauengestalt, höher als die Ia-eine derbe Faust in die zum Anklopfen erforderliche cobsleiter, die andere wieder ein Dämchen Stöber,") Krümmung gebracht habe. «Herein!« Jakob der Knecht meines Onkels ist da. Nun war es gewiß, daß auch ') Ttill war'« und Alle« hing an Anuschens Munde. ') Tieh Ur. Preschern's schön« Hallade: kovulwji mo«n. ") Eine Zwergin erster Alt, R9R Kie so sehnlichst gewünschte Iacobsleiter, die mich nach 'meiner Heimat bringen sollte, innerhalb des Stadtbe­zirkes sich befinden mußte, wenigstens war meines Blei­bens daselbst nicht mehr möglich, und fast hätte meine Tante die Rolle der barmherzigen philosophischen Kö­chin Melissa an ihrem poetischen Chrisipp übernehmen müssen, so viel hatte sie zu thun, bis sie mich zur De­portirung von ein paar Meilen brachte. Fort, fort! hieß es, und wir brachen auf. (Beschluß folgt.) Das Haupt des Guillotinirte«. Einer wahren Begebenheit nacherzählt , «on A»,lph Ritter «. Tsch a bu sch nigg. Kurz nachdem Ludwig Philipp den Thron der Franzosen bestiegen hatte, zeichnete sich unter den junge» Advokaten in Paris iusbesonders einer aus, den wir St.Quin tin nennen wollen. St. Quintin mochte 26 Jahre zählen, er war schön, kräftig, uud von einneh­inendem Betragen; dabei waren Studien und Uebungen für seinen Stand, den er aus innerem Berufe ge, wählt hatte, von jeher seine Lieblingsbeschäftigung ge­wesen. St. Quintin kam nicht nur an gründlicher Rechtsgelehrsamkeit seinen ältesten Kollegen im Amte gleich, sondern übertraf noch Alle an glänzender, hin­reißender Beredsamkeit. Seine gesellige Unterhaltungs­gabe wurde allgemein bewundert; bei öffentlichen Ge­legenheiten strömten ihm die Worte zu, und man mußte gestehen, daß es immer eben die passendsten, erfolg­reichsten waren. Es war daher ganz natürlich, daß der junge Advokat diese in seinem Stande so nöthige Anlage auch nach Möglichkeit ausbildete, und minde­stens verzeihlich, daß jede Gelegenheit, sie zu zeigen seiner Eitelkeit willkommen war. Nur einer seiner Kol­legen konnte mit ihm einigermassen wetteifern. Auch Iaber t war jung, gelehrt und beredt, nur war sein Erscheinen weniger glänzend, er wußte seine Kenntnisse nicht so leicht und ungezwungen darzulegen, sein Vor­trag stand dem St. Quintins, wenn auch nicht an Gründlichkeit, so doch an überredender Biegsamkeit nach. Dennoch fühlte St. Quintin, daß, wenn er je Einem nachstehen sollte, es gerade dieser seyn müßte. Hier, aus entstand eine gewisse Nacheiferung zwischen Bei­den, die um so mehr stieg, als Beide um die eben erledigte Stelle eines Staatsprokurators für Paris ansuchten. Mochte St. Qu int in hohe Vorsprecher haben, oder der Stern seines Glückes mächtiger seyn, als der seines Gegners, — genug er ward mit Uebergehung Iab erts Staatsanwald von Paris. Dieses Gelingen freute den jungen, ehrsüchtigen Mann, aber dennoch wurde ein stiller Vorwurf, ein geheimes Mißvergnü­in ihm wach, so oft er an Iaber t dachte; er kannte die Tüchtigkeit dieses'Mannes und mußte sich gestehen, daß er noch nie die eigene Ueberlegenheit über seinen Nebenbuhler gezeigt hatte. Seine neue Stellung ver­ sprach ihm hierzu ehestens Gelegenheit; mit sehnsüchti, ger Ungeduld erwartete er sie, um dann erst seine Erwählung rechtfertigen zu können. Diese Gelegenheit ließ nicht lange auf sich warten. I n der Gegend von Paris wurde ein Raubmord be­gangen , der allgemeines Aufsehen erregte. Jede Spur des Thäters schien verwischt, alle Nachforschungen der Polizeibehörde waren vergeblich. St. Quintin, als öffentlicher Anwald, gab sich alle erdenkliche Mühe, dieses schwarze Verbrechen z» enthüllen; er wohnte der Sectio« der Leiche bei, beschaute die klaffende Wunde, die ein zweischneidiges, breites Messer beigebracht ha­ben mußte, und erhob Alles, was auch nur von wei­ten auf die That Bezug haben konnte. Ungeduldig über die fruchtlosen Bemühungen fuhr er nach dem Di­ner in das Voulogner Wäldchen, in dessen abgeleg­nerem Theile der Mord vollbracht wurde. Unmuthig stand er nun wieder auf dem Platze des Verbrechens, starrte auf die Stelle, wo erst gestern ein Mensch un­ter dem Dolche seines Nächsten das Leben verröchelt hatte, uud hätte den Schatten des Gemordeten um die Person des ruchlosen Thäters befragen mögen. I n den Vaumwipfeln des boi» «>e »«»ln^ne spielten die Strah­len der Abendsonne, da — plötzlich — flimmert etwas am Boden vor ihm, er beugt sich hastig darnach und findet einen glänzenden Metallknopf, der halb in den Sand eingetreten war. Er lag gerade an der Stelle des Mordes, und dennoch war er in der Frühe ihm und der gerichtlichen Commission entgangen. Der Fund war von Bedeutung, da der Knopf offenbar nicht zum Anzüge des Gemordeten gehört hatte. Er< rief seine Bedienten, und sie suchten nun vereint, ob der günstige Augenblick nicht vielleicht noch einen Gegenstand, der zu weiteren Entdeckungen führen konnte, gewahr wer­den ließe. Sie tonnten jedoch durchaus nichts mehr finden, das ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen mochte, außer der grünen Schwanzfeder eines Papageis, die auf einem nahen Grasbüschel lag. Obwohl diese Feder nur zufällig hierher geweht schien, steckte sie der An­wald des Staates dennoch zu sich, und strengte seinen Scharfsinn zu Kombinationen und Schlüssen an, die eine mögliche Entdeckung des Mörders herbeiführen sollten. Aufgeregt und in Gedanken fuhr er nach Pa, ris zurück. Wo er hinsah, blitzten ihm auf Jacken und Röcken Metallknöpfe entgegen, und aus den offenen Fenstern der Palläste krächzten Pagageie herunter. Die aufgefundene Spur stellte sich als sehr schwankend dar, und drohte sich in bem Gewühle der Hauptstadt gänz­lich zu verlieren. Unmuthig sprang er aus dem Wa­gen und setzte sich aufgeregt vor eines der glänzender­hellten cnllöo der Boulevards. Ein Jährender Men­schenstrom zog vorüber. Schalkhafte Mädchen böte: Blumen aus, — in riesigen Bogen wurden gege wenige Sous die Zeitungen des Tages ausgethei^ eine Truppe bonemieu« strich einige Walzer auf »" Fiedeln, und mit einem gewaltigen Karren f ^ end ein Diener der Thespis vorbei. Die Theater hat­ten bereits angefangen, an jeder der vier Wände sei­nes Verschlages stand die Ankündigung eines andern, und Logenschlüsseln waren bei ihm zu allen Preisen zu haben. St. Quintin hatte bis jetzt in das tolle Treiben vor ihm gestarrt, nun drcchie die Epidemie des moderne» Babels, die Seuche der Langweile ihn zu ergreifen. Er sprang auf und ward ärgerlich, als ihn ein Menschenschwall am Weitergehen ver­hinderte. Ein Savoyarde war der Grund des Ge­dränges; er blies den Dudelsack, sein Murmelthier rüstete sich unwillig zum Tanze. Mit Abscheu drehte St. Qu int in der faden Posse den Rücken, da krächzte ein Papagei. Der Staatsanwald sah unwillkührlich auf. dieser Laut hatte heute keiue geringe Anziehungskraft für ihn. Der Savoyarde hatte auch ein paar Papa­geie mit sich. St. Quinti» schaute abwechselnd auf ihr grünes Gefieder und auf den Vetteljungen. Dieser trug Metallknöpfe auf seiner Jacke, — der fünfte rechts fehlte. Der Staatsprokurator zog hastig etwas aus seiner Tasche, und besah es unter der nächsten Laterne, dann verschwand er eilig aus dem Schwärme. (Fortsetzung folgt.) Der ehrliche Gastwirth. Ein Wirth verschwor sich hoch und theuer: Er setz« bei dem Weine zu. Der frommen Frau wird's nicht geheuer» «Wie?» fragt sie, »Mann, wie tonntest du »Mit einem Eide dich «ermessen?« »«Ei«» ruft er »»ich hob' nichts verletzt, »»Hab ich denn nicht, entsinn' dich dessen, »»Ein Viertel Wasser zugesetzt?»« Die menschliche Lebensdauer. Allgemein ist die Klage, das Lebensziel werde uns armen Sterblichen immer kürzer gesteckt, und die Si­chel des Todes mähe immer mehr junges Leben hinweg. Die stufenweise Abnahme der menschlichen Lebens­dauer findet aber schon seit den grauen Tagen der Ur­zeit Statt. Nach der Mythologie der Mongolen gab es ein heiliges Weltalter, in welchem die Menschen hochragende Riesengestalten und eine unverwüstbare Le­benskräftigkeit hatte», dabei gut und tugendhaft waren, und ihr Leben auf 80,000 Jahre brachten! Nach vollen­deter Erdenbahn stiegen sie lebendig in den Himmel. Es trat aber der Sündenfall ein, die Heiligkeit verschwand, und hiemit die Kraft, lebendig in den Him­mel zu kommen. Das Alter sank bis auf 40,000 Jahre herab. Dadurch aber nicht gewitzigt, überließen sich die Menschen dem Frevel und den Missethaten. Da nahm ihre Riesengestalt und Lebenskräftigkeit ab; Krankheiten rissen ein, und das irdische Daseyn endigte mit 20,000 Jahren. Immer mehr schwanden die Tugenden unter dem Menschengeschlecht?; das Laster regierte, und die Scheu vor den Göttern erlosch. Da sandten diese Mühselig­keiten und Siechthum zur Erde, und setzten die Dauer des menschlichen Lebens bis auf die Kleinigkeit von 10,000 Jahren herab.I So ward immer kürzer die Lebensbahn; das Alter sank bis auf,000, bis auf »00 Jahre herab, und wird sinken, bis es nur noch in Jahre beträgt, und die Menschen zu Zwergen zusammengeschrumpft scyn wer­den! Eine nicht sehr erfreuliche Aussicht. Dr. I . Schub itz. Theater in Laibach. Es sind zwar seit der Wiedereröffnung unsers Theaters mehre kleinere Schauspiel-Piecen unter größer», oder geringen» Beifall des Publikums über die Bühne gegangen. Warum aber bisher weder Vom Schauspiele noch von der Oper eine nähere Erörterung geschah, erklärt sich »us dem Umstände, daß uns wohl die Stucke, nicht aber die darin Beschäftigten näher bekannt waren. Um so zweckmäßiger scheint es uns daher» unsere Theater-Referate mit Deinhardsstei »'s klassischem: »Hans Sachs» zu beginnen, der am 4. Oktober in die Scene ging. Unser talentvolle Herr Gehrig , erster Liebhaber, der seinen ihm vorangegangenen Ruf rechtfertigt, und sich in kurzer Zeit die Gunst des Publikums zu erwerben wußte, gab den Nürnberger Meistersängcr, dessen stille, vom Tiefsinn und Harmlosigkeit wunderbar verkettete Natur er treu und mit einer Seeleninnigkeit erfaßte und veranschaulichte, daß uns aus seinem Vortrage wirtlich jene klare Einfachheit, welche sich aus Hans Sachs Dichtungen so rein ausspricht, anzulächeln schien. Es gehört zur Darstellung dieser Rolle jenes Feuer, jene gcmüthli» che Innigkeit und lebendige Fantasse, die den Dichter von dem schlichten Bürgersmann unterscheidet» und Hr. Gehri g entsprach allem diesen vollkommen. Leine zärtlichen, besonders aber die stürmischen Auftritte Mit Kunigunde, seine Monologe, vorzüglich der im Walde, waren sin« »ig, wahr und voll Gefühl; sein ganzes Spiel durchdacht, ohne Erolta­lion oder Schlaffheit. Diese Parthie dürfte unstreitig zu Hrn. Gehriqs besten gehören» und der oft wiederholte stürmische Applaus des Publikums war wohloerdient. Die zweite Krone des Abends aber müssen wir der Mad. Ch ristia« n y (Kunigunde) zugestehen. Sie schmückte diesen «nmulhigcn Charakter mit all' dem schmollenden Eigensinne, all' der liebenden, zankfertigen und versöhnenden Naivetät aus, die in Kunigunde» ruht, und gab dieses lie­bende Mädchen so anmuthig und wahr , daß sie ein vollendetes Bild dieses Charakters entwarf. Bei Mad. Christin»» sind Fleiß und Liebe zu ih< rem Fache nicht zu verkennen, und sie hat bereits die auswärtigen Refe> rate über ihre Leistungen gerechtfertigt, lieber ihre Debüts in der Oper wird sich der nächste Bericht aussprechen. Sie wurde öfters gerufen. Unser Komiker, Herr V erger , spielte den Coban Runge ganz mit jener Gekcnhastigkeit» die ihn v°n»Kunigunde notwendig abflösse» muß, jedoch unsers Trachtens etwas zu lorritirt in Sprache. Herr Czermak, (Kaiser Maximilian) dem übrigens ein gutes Aeußere und ein angenehmes Organ nicht abzusprechen sind, möge sich vor der Zeil noch nicht an Rollen von Belang und Charakter wagen. Seine Befangen' heit war sichtlich, und er schien »och überdies zu vergesse», daß er dem Parterre die volle Ansicht seines Antlitzes schuldig sey, wie er überhaupt noch keine Nühnensscherheit bemkund.t, was sich aber alles durch Eifer und Fleiß geben wird. Hr. Wahrhaftsky , (Meister Steffen) mit den übrigen Mitwirkende» leistete Genügendes. Das Haus war ziemlich be­sucht. L. Kordesch. Auflösung des Palindroms im Blatte Nr. 4?. Bart — Trab. Laibach, gedruckt bei Joseph Vlasnik.