Molite amittere confidentiam, quae magnam habet remunera- tionem! — OSerlicref nid)f eitre 3ur»erftc^)f > Me eiitett grofeert 8M)tt f)af! (Hebr. 10, 35. 36). & v t e g 5 p r e b i g f anlafelid) ber 15. £riegsanbacf)t unb ber 4. £riegsbitt= pro 3 effion geljalten tn ber DKarburger IHIarienbafilifia am 16. Sonnfage nad) ‘Pfingffen ben 1. Dhlober bes IBelllfurmja^res 1916 oon Dr. 'ifflic^ael 'Kapofnih, 1 gurftbijcijof. UParburg, 1916. ©onberabbrucfi aus bem Sircl)ltii)en iBerorbnungsblatte jur bie Cauanter S^eje, 1916. 31um. XIII. 21bj. 144. 6 @. 166 — 174. SI. Snrtllus = 93ucbi)ruclierei. olite amittere confidentiam > quae magnam habet remunera- tionem! — OSerlieref ntc^t eure 3 iu)erfid)t, Me einen groften So^tt f)at! (Hebr. 10, 35. 36). £riegsprebigl anlaftlici) ber 15. £riegsanbad)t unb ber 4. £riegsbitt= pro3effton get)alten in ber ©arburger 9KarienbaJiliha am 16. Sonnfage nad) ‘pfingffen ben 1. Oktober bes QBeItfturmjai)res 1916 Don Dr. ‘OlU^ael tapetnih, 8ilrftbijd)o[. ■JRarburg, 1916. 6onberab5nicti aus bem i^irct>Iid)en '33erorbnungsblafte fiir bie Cauanter ©liceje, 1916. Olum. xm. 2lbj. 144. 66. 166—174. 61. (Sprillus = 23ud)brucherei. l Predigt anläßlich der 15. Kricgsandacht und der 4 Kriegs« bittprozession gehalten vom Oberhirten in der Marien« basilika zu Marburg, am Roscnkranzsonntag den 1. Oktober des Völkerkricgsjahrcs 1916. tüsto üäelis ll8(ius LÜ mortem st äs.bo tibi eoro»sm vit^s! — Sei getreu bis zum Tode und ich werde dir die Krone des Lebens geben! (Lxoes-Iz'x. 2, IO). Im Namen des Herrn andächtig Versammelte! Wir stehen im blutigen Zeichen des dritten Völ¬ kerkriegsjahres. Ernst, furchtbar ernst ist die Weltlage, seitdem sich ein neuer Feind, der zehnte, gegen unser geliebtes Vaterland tollkühn erhoben hat. Tiefernst sind unsere Tage, und nicht wenige fangen an, schwachgläubig, recht kleinmütig und mißmutig, verzagt und hoffnungslos zu werden. Und was nicht genug zu beklagen ist, sie er¬ heben sich wider Gott und murren wider seine Allmacht und Gerechtigkeit, sie bezweifeln seine unendliche Güte und Barmherzigkeit. Zu unserer Aufrichtung, Erbauung und Tröstung haben wir bisher in Marburg l4 Kriegsandachten und 3 Kriegs-Bitt- und Bußprozessioneu abgehalten — und dies nicht vergebens, nicht erfolglos. Der Herr hat sich unser erbarmt, wie es im Eingänge der heutigen Sonntagsmesfe heißt, er, der süß und mild und reich an Erbarmen allen i st, die ihn an rufen. Der Herr der Kriegesheere hat uns viele Kämpfe und Schlachten gewinnen lassen und der starke Helfer in der Not hat uns daheim mit den nötigen Lebensmitteln, mit dem täglichen Brote versehen. Wie so sonderbar! Gerade heute wird i- 4 — von gestern eine siegreiche Schlacht bei Hermannstadt gemeldet. Der neneste Feind wurde in Siebenbürgen ent¬ scheidend geschlagen. Heute nun begehen wir Marburger die 15. Kriegs¬ andacht, die aber zugleich in der ganzen weiten Diözese mitgefeiert wird. An allen Fronten suchen uns die Feinde zu überwältigen. Einen Generalsturm haben sie ins Werk gesetzt, um uns zu überwinden und zu unterjochen. Des¬ halb ist es wohl geboten und geraten, daß wir einen Ge¬ neralsturm des Gebetes an Gott richten und ihn um Gnade und Hilfe, um Sieg und Segen einmütig anrufen. Zu diesem heiligen Ziele und Zwecke hielten wir heute die 4. Bitt- und Sühnprozessiou aus der altehrwürdigen Kathedrale iu diese wuuderherrliche Basilika. Diese Kriegs- Prozession, von schönstem Wetter begünstigt, war von über¬ wältigender Größe — sie zählte sicherlich au 5000 Teilneh¬ mer, auf die sie einen unauslöschlichen Eindruck machte. Zu gleicher Zeit finden derartige Büßgänge in allen den 221 Pfarren der dicht bevölkerten Diözese statt. O, das ist eine gewaltige und mächtige Betarmee von Priestern und Laien, von Kindern und Greisen, von Armen und Reichen, von Bürgern und Soldaten'. Eine wahre Völ¬ kerwanderung in unserem Bistum bilden die heutigen Kriegswallfahrten. So sind wir, Kinder Gottes, wieder hier bei unserer Mutter, der Hilfe der Christen, der Trösterin der Betrüb- ' Im k. und k. Stationskommando-Bcfehl No. 236. Marburg, am 28. September 1916 heißt es unter Punkt 3, Kriegsbittprozession: „Am I. Oktober l. I. um 3 Uhr nachmittags findet in der hiesigen Dom- und Stadtpfarrkirche eine Kriegsbittprozcssion unter Leitung Sei¬ ner Exzellenz des hochwürdkgsten Herrn Fürstbischofs statt, was hiemit verlautbart wird. Holick m. p. Oberst." d ten, dem Heile der Kranken, der Königin des hochheiligen Rosenkranzes, der Herrin des Sieges und des Friedens. Verlaß uns nicht, dn Mutter der Barmherzigkeit! Stelle uns deinem göttlichen Sohne vor und erbitte uns Trost und Kraft, erwirke uns Mut und Ausdauer, erflehe uns Stand¬ haftigkeit und Beharrlichkeit! Wir dagegen versprechen und geloben dir, daß wir das Böse sorgfältiger meiden und im Guten mehr zunehmen, an der Tugend fester halten wollen, als bisher. Wenn außerordentliche Heimsuchungen über die Men¬ schen kommen, dann werden von ihnen ungewöhnliche Tugendübungen gefordert. Dies lehrt die geheimnisvolle Offenbarung des neutestamentlichen Sehers, des hl. Apo¬ stels Johannes. Da werden den Gläubigen zumal zwei Dinge ans Herz gelegt: nämlich den Glauben rein und unversehrt zu bewahren und alle Verfolgungen und Prü¬ fungen standhaft zu ertragen. Dies ist auch meine ober- hirtliche Mahnung in der so schweren und harten, so kum- mer- und leidvollen Kriegszeit. Und zu diesem Behuf will ich meine heutige Kriegspredigt aufbauen auf den tiefsinnigen Worten, die der Herr den hl. Apostel Johannes an den Bischof von Smyrna schreiben ließ: Ich kenne deine Bedrängnis und Armut. Fürchte nichts von dem, was dir im Leiden bevor steht! Sei getreu bis zum Tode und ich werde dir die Krone des Le¬ bens geben! (Jpoenlvp. 2, 9. 1.0). Herr Jesus Christus, segne auf die Fürbitte dei¬ ner göttlichen Mutter Maria mich und meine aufmerk¬ samen Zuhörer, auf daß wir gestärkt und getröstet, ermu¬ tigt und gehoben die uns noch bevorstehenden Trüb- und Drangsale verdienstlich ertragen! — 6 - Vielgeliebte im Herrn! Bei unserer Bedrängnis und Armut worin sollen wir besonders getreu seiu, damit wir die Kroue des Le¬ bens verdienen und erlangen? 1. Meine Lieben! Vor allem mehr Treue im Glauben! Einige wollen nicht mehr an Goth den Schöp¬ fer und Lenker der Welt, den Lehrer und Erlöser, den Tröster und Heiligmacher, glauben und leugnen die gött¬ liche Vorsehung, weil der grausame Krieg noch immer nicht zu Ende ist. Mögen sie ihren Glauben wiedergewiunen nach dem rührenden Beispiele jenes wackeren Soldaten, dem beide Augen ausgeschossen waren und der doch dank¬ bar bekannte: „Mein Augenlicht habe ich verloren, aber das Licht des Glaubens ist mir wieder aufgegangen!" Das Wort des göttlichen Herrn und Heilands steht noch immer in der Heiligen Schrift, läßt sich daraus nicht löschen und bleibt ewig wahr: Wer glaubt und sich tau¬ fen läßt, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. (iVIare. 16, 15). Felsenfester Glaube beseelte und belebte im Alten Bunde die Israeliten Zurzeit der allergrößten Gefahren und sie wurden aus ihnen stets gerettet. Ich nenne nur die Zeit der heldenmütigen Makkabäer, die ich in meiner Kriegspredigt vom 25. Oktober 1914 gefeiert, und die Zeit der glorreichen Judith, die ich bei der 14. Kriegsandacht am 15. August 1916 gerühmt habe. Das ganze Volk wandte sich im unerschütterlichen Glauben an seinen allmächtigen und allgütigen Gott und wurde aus allen den Kriegsleiden und Gefahren wunderbar erlöst. So bewahrheitete sich schon damals, wie immer, das Schriftwort: Das ist der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube. (I. Ioan. 5, 4). Kein Wunder, daß der göttliche Erlöser von allen, die belehrt und geheilt und gerettet werden wollten, den Glauben verlangte. Wie oft fragte doch Jesus: Glaubst du auch? Und wie oft sagte er: Dein Glaube hat dir ge¬ holfen. Er belobte vor seinen Aposteln und vor der gan¬ zen Volksmenge den bewunderungswürdigen Glauben des heidnischen Hauptmannes von Kapharnaurn, der ihn de¬ mütig bat, nicht in sein Haus zu gehen, sondern nur durch sein allmächtiges Wort seinen todkranken Diener gesund zu machen. Und wer aus uns bewundert nicht den unerschrok- kenen Glauben jenes berühmten römischen Offiziers, der der erste das (ireüo oder den Glauben an den gekreuzigten Sohn Gottes offen bekannte und betete, als er beim Kreuze Christi rief: Wahrlich, dieser ist der SohnGvttes. Er ist ein Gerechter! Und der gekreuzigte Weltheiland schickte seine Apo¬ stel zu allen Völkern, um sie zu taufen und alles halten zu lehren, was er ihnen befohlen habe, und versprach bei ihnen alle Tage bis ans Ende der Welt zu sein. Und die Zwölfbvten zogen getrost hinaus in die weite Welt nnd besiegten sie durch den Glauben und eroberten sie für den heiligen Glauben. Wer ist, der die Welt überwin¬ det, als der, welcher glaubt, daß Jesus Chri¬ stus der Sohn Gottes ist? (I. Ioan. 5, 5). Die ersten Christen standen fest im Glauben, handelten mannhaft und waren stark. In der Kraft des Glaubens ertrugen sie mit Heldenmut alle die unbeschreiblichen Qualen des Martyriums und gaben ihr Herzblut für den katholischen Glauben. — 8 — Und unsere heilige Blutter, die Kirche, überwand durch ihren Glauben alle Stürme und alle feindlichen Angriffe. So müssen auch wir jetzt in dem gewaltigen Völkerkampfe, wie der hl. Ambrosius sagt, Gott auf das Wort glauben, und wir müssen aus dem Glauben leben, alles im Glauben tun, wie der hl. Thomas lehrt. Mit dem Glauben wächst der Mensch. Der Glaube trägt ihn zur Höhe hinauf. Und aus der Höhe kommt die Kraft, von oben kommt die Hilfe. Darum rufe ich: Mehr Glauben! O Herr, vermehre in uns den Glauben! 2. Weiter, meine Lieben, mehr Treue im Hof¬ fen! Wir müssen zuversichtlicher auf Gott bauen und vertrauen. Die Versuchung zum Kleinmut und Unmut ist derzeit erklärlich; aber wir dürfen ihr nicht nachgeben. In der Not und Gefahr zeigt sich der Held. Als Seron, der Befehlshaber der Hceresmacht von Syrien, stolz und siegessicher gegen Judas den Makkabäer anrückte, zog ihm dieser nur mit wenigen Leuten entgegen. Und noch diese sprachen zu Judas: „Wie werden wir, so ge¬ ring an Zahl, wider eine so große und so mächtige Menge kämpfen können? Dazu sind wir heute von dem Fa¬ sten ermattet. Da sprach Judas: Es ist leicht, daß viele in die Hand weniger übergeben werden; und vor dem Gott des Himmels macht es keinen Unterschied, durch viele oder durch wenige zu erretten; guonism oou in multituclino oxereitus viotoria bolli, «oä cke ovtzlv fortituäo est — denn nicht auf der Größe des Heeres beruht der Sieg im Kampfe, sondern vom Himmel kommt die Stärke. Jene ziehen gegen uns mit einer trotzigen Schar voll Übermut heran, um uns, unsere Frauen und unsere Kinder zu ver- — 9 — nichten und um uus auszuplündern; wir aber wollen für unser Leben und für unsere Gesetze kämpfen, und der Herr selbst wird sie vor unseren Augen niederschmettern; darum fürchtet euch nicht vor ihnen! Nachdem er so ge¬ sprochen hatte, stürzte er plötzlich auf sie ein; und Se-- ron ward mit seinem Heere von ihm anfgerieben. Da- befiel Furcht und Schrecken vor Judas und seinen Mün¬ dern alle Völker ringsumher." (I. Naed. 3, 13. l6 —23. 25). Ja und Amen! Wer auf Gott vertraut, hat auf Fels uud nicht auf Sand gebaut. Unzählige Male las ich als Studierender in Cilli an einem Kriegerdenkmale den kernigen Spruch: sisui enntülit Oeo, toetU e^t m Ueo. Wer auf Gott vertraut, ist mutig wie ein Löwe. Jetzt gilt das Mahnwort des unverzagten Streiters Christi, des heldenhaften Paulus: Lasset uns unwandelbar fest¬ halten ain B e k e n n t n i s u n s e r e r H o f s n u n g ; d e n n getreu ist jener, der die Verheißung gegeben! Verlieret also eure Zuversicht nicht, die einen großen Lohn hat! Ausdauer ist euch von Nö¬ ten, damit ihr durch Erfüllung des göttlichen Willens die Verheißung erlanget. (Usbr 10, 23. 35. 36). Nach diesem apostolischen Befehle richteten sich getreu dich ersten Christen und glaubten wie Abraham gegen die Hoffnung an die Hoffnung. Wie oft wähnten die vielen Feinde der Kirche, sie werde vernichtet werden. Doch die Kirche hat auf den Herrn gehofft und der Herr rettet jene, die auf ihn hoffen, (van. 3, 60). Mit Fug und Recht bemerkt der große Bischof von Kar¬ thago, St. Cyprian: Ein Christ, der auf Gott vertraut und hofft, kann angegriffen, nie aber überwunden werden. — 10 — So verharren wir denn, Geliebteste, in diesen betrübten, mühseligen Zeiten in der göttlichen Tugend der Hoffnung! Sie erfüllt unser Herz mit Trost und Mut und gibt der Seele edlen Schwnng gerade dann, wenn dieselbe er¬ lahmen möchte. Sie ist nach dem Ausspruche des hl. Jo¬ hannes des Goldmundes eine goldene, feste Kette, die vom Himmel herabhängt und an der wir unsere Seelen emporführen. Legen wir heute und immerdar mit reinem Herzen und demütigem Vertrauen alle unsere Wünsche und Bitten in die Hände Mariä, die unser Leben und unsere Hoffnung ist, aus daß sie sie ihrem eigenen und des himmlischen Vaters Sohne unter¬ breite! Herr, vermehre in uns die Hoffnung! 3. Ferner, meine Teuersten, mehr Treue in der taten starken Liebe! Wir müssen von inniger Got¬ tesliebe und warmer Nächstenliebe durchdrungen sein. Dieses Gesetz haben wir von Gott, daß, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll. (I. Ioan. 4, 21). Dieses Gesetz hielten die Apostel und Jün¬ ger hoch und heilig, so daß sie alle Leiden des Apostolats und alle Peinen des Martyriums freudigst ertrugen. Die Liebe Christi drängte sie so, daß weder Trübsal noch Be¬ drängnis, weder Hunger noch Gefahren, weder Verfol¬ gung noch Schwert sie von der Übung der Liebe trennen konnten. Und dieser apostolische Geist erfüllte auch die er¬ sten Christen, die ein stetes Opferleben führten. Die christliche Caritas spricht alle Sprachen, voll¬ bringt alle leiblichen und geistigen Werke der Barmher¬ zigkeit ; sie ist langmütig und teilt alles, was sie hat, gerne mit. Die Liebe eifert nicht, sie handelt nicht unbe¬ scheiden, sie bläht sich nicht auf, sucht das Wohl des Räch- I! sten wie das eigene. Sie freut sich nicht der Ungerechtig¬ keit, freut sich aber der Wahrheit. Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles. Sie hört nie auf. Die katholische Kirche predigte immer laut und eindringlich diese werktä¬ tige Liebe. I68u6bri8ti euritas rursnk 60min 6- tnr in llominibus! Die Lieb e I e su Chri st i herr¬ sche wieder in den Herzen der Menschen, lautet auch der Wahlspruch des glorreich regierenden Papstes Benedikt XV., wie ihn der Vater der Christenheit in seinem ersten grundlegenden Rundschreiben vom 1. No¬ vember 1914 festgelegt hat. Es herrsche also opferfreudige Liebe unter uns ge¬ gen die Kriegsinvaliden, gegen die Militär-Witwen und Waisen, gegen die armen Flüchtlinge, die plötzlich Haus und Hof, Hab und Gut verlassen mußten, um uur das nackte Leben zu retten. Vom 4. bis zum 8 Oktober wer¬ den aus Aulaß des kaiserlichen Namensfestes Opfertage zugunsten der invalid gewordenen Helden, der Hinterblie¬ benen der gefallenen Soldaten und für tuberkulöse Krie¬ ger im ganzen Fürstbistume gefeiert. Tiefbewegten Her¬ zens sage ich heute angesichts des lebendigen, im Taber¬ nakel wohnenden Gottmenschen den wärmsten oberhirtli- chen Dank meinen lieben Diözesanen, die bisher so große, ja, übergroße Geldsummen für edle, hochpatriotische Zwecke bereitwilligst geopfert habeg. Auch in den kommenden vier Opfertagen wollen wir nach Kräften Liebesgaben auf den Altar des Vaterlandes legen und fürderhin in der Übung der christlichen Barmherzigkeit nicht erlahmen. Herr, zünde und vermehre in uns das Feuer deiner Liebe! 6uri8simi, Teuerste, mahnt der hl. Judas Thaddäus, der gefeierte Helfer in den größten Nöten, — 12 — bauet euch fest auf euren heiligsten Glauben, betet im Heiligen Geiste, bewahret ench in der Liebe Gottes und erwartet die Barmherzig¬ keit unseres Herrn Jesus Christus zu ewigem Leben! (luckuo 20. 21). Und mit dieser apostolischen Mahnung schließe ich meine Anfeuerung der Zuhörer zu mehr Treue in Glauben, Hoffen nnd Lieben. 4. Doch nicht genug, Liebwerteste! Mehr, o, viel¬ mehr Treue in der Gottergebung! Es geschehe der Wille Gottes, nicht unser! Die Kriegsleiden und Pla¬ gen, die uns der Herr geschickt hat und noch schicken wird, müssen wir mit christlicher Geduld und Sanftmut, mit christlichem Gleichmut, Großmut und Starkmut tragen und ertragen. Fraget nnd klaget nicht, wir sind unschul¬ dig, warum müssen auch wir leide»? O meine Lieben! Wir haben alle gesündigt, schwer gesündigt. Und hätten wir nur einmal eine Sünde begangen, so wären wir schon schuldig, so müßten wir leiden, müßten alle Heimsuchungen und Prüfungen ergeben hinnehmen und geduldig ertra¬ gen. Vielen fehlt ganz das Verständnis für das Unheil der Sünde. Es gibt eigentlich nur ein Übel, sagt der König der Kanzelredner und ihr Patron, St. Chrysosto- mus, und das ist die Sünde. Und wie oft haben wir dieses größte Übel began¬ gen? Und wir dünken uns völlig unschuldig und gerecht. O Eigendünkel! Ganz unschuldig waren nur Jesus und Maria auf der Welt. Und was litten diese beiden voll¬ kommen unschuldigen Seelen? Jesus und Maria durf¬ ten mit Jeremias rufen: O ihr alle, die ihr vorübergehet, sehet, ob ein Schmerz so groß, wie der Schmerz des Got¬ tessohnes und der Gottesmutter! Sie litten zu unserem 13 Heile, Frieden und Segen. Indes, Andächtige, die Leiden und Widerwärtigkeiten sind nicht immer als Strafen an- zusehen, sondern als Mittel, die zu unserer Heiligung dienen sollen. Die heldenmütige Judith betete: Nicht zu unserem Verderben, sondern zu unserer Läuterung und Besserung sucht uns Gott mit Züchtigung heim Durch williges Annehmen und Ertragen von Leiden sollen wir uns vervollkommnen, sollen wir uns vvrberei- ten und würdig machen für die Freuden des Himtnels. Diese sind unsere ewige Bestimmung. Dafür müssen wir im Leben leiden und dulden, um dereinst die himmlischen Herrlichkeiten zu genießen. Mußte nicht Christus leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen, sprach der glorreich erstandene Heiland zu den betrübten zwei Jüngern von Emaus. Und warum ist Maria nach Jesus die aller¬ seligste, die glücklichste in der ganzen Welt? Darum, weil sie, die schmerzhafte Mutter, die Königin der Märtyrer, so unsäglich viel gelitten hat. Also mehr Treue in der christlichen Geduld, in der Gottergebung! Hierher gehört, was ich jüngst von einem sterbenden Helden unseres braven und tapferen Hausre¬ giments Nr. 47 mit tiefster Rührung gölesen habe. Kadett Oskar Dostal wurde, im Laufe der Jsonzoschlacht von einer feindlichen Granate zerfleischt, ins Spital Gorjansko gebracht. Vergebens war die Kunst der Ärzte, den durch Blutverlust Erschöpften am Leben zu erhalten. Nachdem sie ihn so gut als möglich versorgt hatten, spendete ihm der Feldkurat die Tröstungen der Religion. Tief ins Herz getroffen von dem Anblick des sterbenden Jünglings, der hinter und geduldig den Tod erwartete, traten dem Feld- kuraten Tränen in die Augen. Kaum sah dies der junge — 14 Held, als er — voll bei Bewußtsein — sprach: Warum weinen Sie, Hochwürden? Doch nicht um mich? Weinen Sie um meine Eltern, deren einziger Sohn ich bin? Sa¬ gen Sie ihnen, ich habe meine Wunden mit Geduld ertragen und habe den Tod gern auf mich genommen — ich sterbe ja fürs Vaterland. Dann verhauchte der Held sein junges Leben. Welches Heldentum! Welch hehres Vorbild der wah¬ ren Gottergebung, des lebendigen Gottvertrauens! In be¬ geisterter Nachahmung dieses Heldenbeispiels wollen auch wir in den Leidensstunden mit aller Hingebung beten: Herr, dein Wille geschehe! Wir wollen aber auch rufen: Herr, erbarme dich unser! Maria, sei un¬ sere Retterin! In allen Mühsalen gedenken wir der Seligkeit, die den Menschen erwartet, der die Trübsale geduldig erträgt, keatus vir, selig der Mann, der die Prüfung besteht! Denn, wenn er bewährt erfunden ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott denen verheißen hat, die ihn lieben. (Ine. 1, 12). Herr, vermehre in uns die sittliche Tugend der Ergebung! 5. Zum fünften, meine Lieben, mehr Treue im bußfertigen Leben! Viele haben sich wohl zu einem bußfertigen Leben entschlossen und aufgerafft, aber noch weit nicht alle. Nicht wenige sündigen fort wie bisher, ja, manche noch mehr. Trotz des Krieges hört man nicht auf, Todsünden bei Tag und Nacht zu begehen. Trotz Schrappnells und des Kanonendonners bleiben so viele unbekehrt. Wie können wir da auf Gottes Huld und Gnade, auf seine Güte und Barmherzigkeit rechnen und des heißersehnten Friedens teilhaftig werden ? Der furcht- — 15 — bare Drohruf des göttlichen Herrn und Heilands steht noch immer im Evangelium und läßt sich daraus nicht streichen: Wenn ihr nicht Buße tuet, werdet ihr alle umkommem (I-ne. 13, 5). Der große Wüstenprediger St. Johannes Bapt. begann seine gottgewollte Mission mit dem tiefernsten Rufe: Tuet Buße, denn das Himmelreich hat sich genaht! Und Jesus, der göttliche Messias, knüpfte bei seinem öffentlichen Auftreten seinen Vortrag an die Predigt seines Vorläufers an, indem er gleichfalls rief: Tuet Buße, denn das Himmelreich hat sich ge¬ naht.