m fatUep lscholischeMsswnsMtöchrisi Herausgegeben von der Kongregation: MtMonäre-Söhne des heiligsten Herzens Jesu. Preis ganzjährig: Österreich 2 80 S, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2'50 Pengö, Tschechoslowakei 12 SS, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2 80 Franken, ____________________________übriges Ausland 2 («oldmark. Unser Heiliger Vater Pius XI. hat wie schon früher Papst Pius X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Lür Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der bochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn. Graz. Lettmeritz, Linz Olmüst, Marbura, Trient. Triest und Wien und Druckerlaubnis des Generalobern. Left 2 Februar 1935 XXXVIII. ^abrqang Missionsseminar Llnterpremstätten bei Graz. (Srfreulidjiertoietfe hat seit dem Weltkriege das Missionsinteresse unter der deutschen Jugend Österreichs (erheblich zugenommen. Einen Beleg hiefür bietet auch die gute Entwicklung des Missionsseminars in Unter« Premstätten. Vor Zehn Jahren hatten die Missionäre Söhne vom heiligsten Herzen Jesu in der steirischen Landeshauptstadt Graz ein Missionsseminar eröffnet, das für etwa 60 Studenten Raum bot. Schon im Jahre 1931 erwies sich das Gebäude als zu klein, weshalb man beschloß, es zu veräußern und ein größeres Anwesen zu erwerben. Ein am Randle der Murebene gelegenes Schlößchen konnte unter günstigen Bedingungen käuflich erstanden werden. In den folgenden Jahren schwoll die Zahl der Studenten rasch an. Zur Zeit bereiten sich daselbst 140 Gymnasialschüler auf -ben Missionsberuf vor. Eine besondere religiöse Feier, die am 7. Oktober des verflossenen Jahres stattfand, gewährt Einblick in das Leben der Anstalt. An diesem Tage wurden für die Marianische Kongregation eine Sturmfahne und zwei Wimpel geweiht. Das feierliche, levi-tierte Hochamt mit Predigt versetzte die jungen Herzen in eine festliche Stimmung und bildete die 'geeignete Vorbereitung für die auf Nachmittag 3 Uhr anberaumte Weihe, die der Präses bei- Marianischen Studenten- kongregation, P. Müller, S. J., aus Graz, vornahm. Fleißige Hände hatten im Jnnenhof leinen Altar aufgebaut. Aus einem kleinen Blumen- und Lichtermeer strahlte mildlächelnd das Bild der Himmelskönigin. Uber dem Altar prangte in zartem, dunklem Rot der verschlungene Namenszug: 'Christus- Maria. Er zierte in Blau aus weißem Grunde auch die Wappen zu beiden Seiten. Die blau-weiße Fahne, die Wimpeln und zwei Trommeln harrten der Weihe. In strammem Schritt zogen die Sodalen in den Hof ein und nahmen vor dem Altare Aufstellung. Sie haben die Farben des Banners für ihre Kleidung gewählt: weiße Hemden und blaue Halsbinden. Auf diese Farben nahm P. Müller in seiner Ansprache Bezug: „Sodalen, euere Augen glänzen vor Freude. Und mit Recht! Mit der Fahne Marias in den Händen werdet ihr vom Altare weggehen. Behaltet diese Farben in eurem Sinn und eurer Seele! Blau ist die Farbe des Himmels, für den ihr erschaffen seid und für den ihr als Missionäre viele Seelen retten sollt. Blau ist auch die Farbe der Treue. Bleibt treu euch selbst, eurem Berufe, eurer Auserwählung, bleibt treu Christus, eurem König, und Maria, eurer Mutter! Weiß ist die Farbe der Reinheit, die in euren Herzen leuchten soll. Grün ist die Farbe der Steiermark, in der ihr eure Ausbildung empfanget, grün ist -auch die Farbe -der Fruchtbarkeit. An -euch soll sich das Heilandswort erfüllen: ,Jch habe euch aus-erwählt, damit ihr hingehet und viele Frucht bringet und -eure Frucht bleibe/ Das Weiß und Blau der Fahne und das Grün der Wimpeln sagen euch: Bleibt treu, bleibt rein, sammelt Frucht für das ewige Leben! . . ." Nach der Weihe und Übergabe der Fahne, der Wimpeln und Trommeln hallt das Bannerlied über den Hof. Verwundert blickt die alte Turmuhr auf -die jugendliche, begeisterte Schar; denn eine solche Feier wie -die heutige hat sie noch nie geschaut. Bei der nun folgenden sakramentalen Schlußand-acht zeigen S-eminarchor und Musikkapelle, wie -auch schon am Vormittag, den hohen Stand ihrer Leistungen. Im Westen verglüht der Feuerball der Sonne. Ihre letzten Strahlen vergolden jenes Fleckchen Erde, -auf dem heute eine hoffnungsvolle Missionsjug-end Christus und Maria die Treue geschworen hat, die Treue -bis in den Tod. Die Missionsstation Maria-Trost. Von P. Karl Fischer. Als im Jahre 1924 unsere Missionäre im östlichen Transvaal die Arbeit aufnahmen, war es ihre erste und angelegentlichste Sorge, einen geeigneten Platz zu erwerben, der als Mittel- und Ausgangspunkt für das Bekehrungswerk unter den Schwarzen dienen könnte. Nach mancherlei Enttäuschungen gelang es, in der Nähe des Städtchens Lyden-burg eine Farm zu kaufen und damit eine entsprechende Grundlage für die missionarische Tätigkeit zu gewinnen. Am 10. September des genannten Jahres wurde das Anwesen in Besitz genommen und Maria-Trost genannt. Es erforderte indessen harte Arbeit, um das heruntergewirtschaftete Gut ertragfähig zu gestalten und gleichzeitig den Grundstock zu einer schwarzen Pfarrgemeinde zu legen. Doch der Segen der Himmelskönigin waltete sichtlich über der ihr geweihten Mission. Allmählich erstand dort eine Reihe von größeren und kleineren Bauten, so daß Maria-Trost das -Aussehen eines Dorfes zeigte. Außer den Wirtschaftsgebäuden und der Mühle -erblickt man -da gut -eingerichtete Werkstätten, eine Schreinerei, Schneiderei, Schusterei -und Schmiede, weiterhin Schulen, Asyle, ein Spital, das Haus der Patres und Brüder, das neue Schwesternhaus, die Kirche. Um die Erträgnisse der Farm zu steigern, wurde im vergangenen Herbst ein neuer Staudamm -errichtet. Das darin aufgespeicherte Wasser soll in der Trockenzeit die Pflanzungen vor -dem Verdorren bewahren. Landwirtschaft, Gartenbau und Viehzucht verfolgen den Zweck, die Eigenversorgung der Mission mehr und mehr zu erreichen und darüber hinaus eine Einnahmequelle zu bilden. Die große, mit modernen Maschinen ausgestattete Tischlerei versetzt jeden Besucher, ob Weißer oder Schwarzer, in Verwunderung. Sie -liefert auch für die übrigen Missionsstationen -die Einrichtungsgegenstände. Unter der Leitung der Brüder werden eine Anzahl von Negerjungen in den verschiedenen Handwerken und in der Gärtnerei ausgebildet. Von entscheidender Bedeutung sind unsere Schulen. Die Hauptschule wird von runb 200 Kindern besucht. Sie gliedert sich in eine Grundschule -und -eine Fortbildungsschule. Von den Schülern sind 75 „Boarders". So nennt man jene Kinder, die ständig in der Mission wohnen und nur in den Ferien nach Hause ziehen. Die Mädchen stehen unter der Aufsicht der Schivestern, die Knaben unter der Leitung eines Lehrers. Die vier Auß-enschulen werden von 250 Kindern besucht. Die nächstg-elegene ist eine halbe Reitstunde, die weiteste 90 Kilometer -entfernt. Zweimal wöchentlich begeben sich die Missionäre mit dem Motorrad zu -den Außenschulen, um den Kindern wie auch den Erwachsenen, die sich auf die Taufe vorbereiten, Religionsunterricht zu erteilen. An den übrigen Tagen müssen die Lehrer und Lehrerinnen die religiöse Unterweisung geben. Der gesamte Lehrplan ist von der Regierung vorgeschrieben. Dagegen wird Fahnenweihe der Marianischen Stndentenknngrcgation in Premstätten. nur der kleinere Teil des Lehrpersonals von der Regierung besoldet; die Mehrheit muß von der Mission entlohnt werden. Monatlich ein- bis zweimal findet in den Außenschulen auch ein Sonntagsgottesdienst statt. Bon den Schulen haben wir vorläufig den meisten Zuwachs an Gläubigen zu erwarten. Großen Zuspruchs erfreut sich die Armenapotheke. Eine besondere Wertschätzung in den Augen der Schwarzen genießt das von den Schwestern betreute Spital, bem ein katholischer Arzt, Dr. Aymard, vorsteht. Nicht selten kann da in Todesgefahr schwebenden Kleinen auch die himmlische Medizin der heiligen Taufe verabreicht werden. Die aus der Mission wohnenden Kinder sind in zwei eigenen Gebäuden untergebracht; in dein einen die Knaben, in dem anderen die Mädchen. Alle werden eine bestimmte Zeit des Tages zu verschiedenen Arbeiten herangezogen. Das Kirchlein ist schon viel zu klein geworden. Möge es bald möglich sein, ein neues, würdiges Gotteshaus zu errichten! Das Taufbuch der Station wies beim letzten Halbjahresbericht die Ziffer 638 auf, wovon jedoch 143 Namen auch schon ins Sterbebuch eingetragen sind. Die Zahl der Katholiken hat nahezu 500 erreicht. Fast alle Hauptfeste des Kirchenjahres sind durch Tauffeiern ausgezeichnet. An: letzten Fronleichnamsfeste knallten zum nicht geringen Schrecken der Schwarzen echte deutsche Böller. Rückblickend dürfen wir mit Dank gegen Gott feststellen, daß die Hoffnungen sich erfüllten, die wir beim Ankauf der Farm vor zehn Jahren hegten. Der Erbe. Von Anna Kayser. (Schluß.) Die blauweiße Fahne wehte vom Giebel- Altare der Heimat zum erstenmal das first des alten, schönen Hofes an der Berg- heilige Opfer darbringen. Halde. Morgen sollte Hermann Hellhof am Er stand am Fenster der großen Gast- Summer, in der Hand das Brevier. Auf dem Tische neben ihm stand die Primizkerze. Daneben der grüne Kranz aus Myrte. Er sah versonnen über die Marken und Wiesen des Hellhoses zum strahlendeil Westen, wo sich die Sonne im Abschied von der Erde ein Tor zu'einer unsichtbaren Lichtwelt aufriß. Jeder Zug in seinem chinalen, bräunlichen Gesicht war starkbe-eelte Zielsicherheit. Hinter ihm ging die Tür. Der Vater. Klein und grau stand er neben ihm. „Hermann, sieh dein Erbe!" „Vater, ein Linsenmus gegen meine hohe Erstgeburt." „Ich weiß es. Aber ehe du den letzten Fuß über seine Grenzen setzest, soll es klar werden zwischen dir und mir — und Gort." „Ist es das nicht längst? Meine Hand liegt fest am Pflug. Den deinen nimmt dir im Lenz Karl Linder aus der Hand. Er ist das Kind deiner Schwester." Sie standen vor der Wand, an der die dunklen Ölbilder der gewesenen Hellhöser hingen, in der Mitte die Stammtafel des Geschlechtes. „Einer fehlt noch. Du. Nach dir — keiner mehr." Durch die Stimme des betagten Bauern ging ein Riß wie durch gute, alte Glocken an schweren Schicksalswenden. Hermann legte ihm lächelnd die Hand auf die Schulter: „Vater, sieh, drüben, wo die Erde aufhört, fängt die Unendlichkeit an. Da steigt dem letzten Hellhof ein Geschlecht aus, da kommen Tausende nach ihm, und Tausende werden ihn Vater nennen." „Das fassen wenige. — Nun komm. Für das, was ich dir sagen will, muß der Himmel über uns sein." Sie gingen den Lindenweg hinauf. Fast um Kopseshöhe überragte der Sohn deu Vater. Die Festgäste sahen ihnen nach. Sie hatten eine seltsame Scheu vor dem alten Hellhöfer. Er war nie einer der Ihren gewesen. In sieben Studienjahren mochte er tief in das Wesen der Dinge und in sich selbst hineingeschaut haben, so daß Handel und Wandel des Alltags ihn nicht in gleicher Weise bewegten wie sie. Seit sein Einziger von der Scholle wegstrebte, war er noch seltsamer geworden. Den Hermann begriff keiner. " Ein Erbe, wie es selten einem vor die Füße gelegt wird, für das harte Leben eines geplagten Jndustrie- Fahnenweihe der Marinnischen Studentenkengregatwn in Premsttttten: Während der Festpredigt. Die Schreinerei in Maria-Trost. kaplans einzutauschen, das pinci ihnen ins Menschenunmögliche. An der Hermannsklause blieb der alte Bauer stehen. „Hermann, diese Hütte baute ich mir als Knabe. Meine Ziele lagen auf Bergen, die durch die Wolken streben. Dort gedachte ich noch reicher und glücklicher zu werden als mein Bruder, der.Erbe. Hier feierte ich heimlich-kindlich Messe und Vesper. Von meiner hellen Höhe aus wollte ich den Menschen im Tale Licht geben. Die hausbackene Welt meiner Kameraden lag mir fern. Aber ich liebte doch inbrünstig die Scholle, die mich geboren hatte. Hier oben in der Adlerschan wollte ich mir einmal eine behagliche Heimstatt bauen für die Ferienzeiten und den Feierabend meines Lebens. Ein jähes Schicksal — oder war es Vorsehung? — entriß dem Hellhofe den Erben und ries mich an seine Stelle. Eine Wolke umlagerte jäh den Berg, auf dem ich schon die Grundpfähle meines Zeltes geschlagen hatte. Ich schaute zurück nach den breiten Marken meines Vaters, die sich mir unversehens unter die Füße schoben. Waren nicht auch die heiliges Land, geweiht vom Schweiße der Vorfahren? Durfte ich die stolze Reihe der Väter abbrechen lassen? Konnte Gott sich nicht einmal in einem meiner Söhne einen Ersatz nehmen für mich? So begann ich im Tale mein eigenes Feld zu bebauen. Das Brot meiner Ernten aß ich selbst. Das Licht, das ich dem Strome abrang, leuchtete nicht über die Grenzen meiner Kammern hinaus. . Gott segnete alles, was ich begann. Aber wenn ich die Körner in die Lenzerde streute, war mir, als ob Er neben mir schritte und doch s e i n e Saat säte. Als deine Mutter dich mir schenkte — und nach dir keinen mehr —, da fühlte ich J h n die erste Sense in meine Ernte schlagen. Als du spielend die ersten Kapellchen in den Flnßsand bautest und hier in der Klause das Sanktus sangest, da svürte ich die Scholle unter mir wanken. Aber ich wurde wieder ruhig, als du in einem Herbst die Primanermütze in die Luft warfst und mir den Pflugsterz aus der Hand nahmst und Furchen zogest wie ein Alter." Hermann riß sich aus der Versonnenheit: „Vater, da sah ich das weite Brachland Gottes, das nach Knechten rief . . ." „Und als du mir den Saatlänfer von der Schulter zogest und in kühnen Schwüngen den Weizen warfest . . ." „Vater, der Sämann hieß es mich, dem die meisten Körner seiner Saat auf Steine und Dornen fielen . . „Und eines Taaes nahmst du dem alten Jakob die Schäfersthivpe aus der Hand und triebst die Schafe in den besten Klee und ließest sie am Brunnen unseres Hauses trinken ..." Aus Hermanns Augen brach heiliger Leichtsinn. „Vater, da gebot mir Einer, seine Schafe zu weiden, und das kann ich nun mein Leben lang nicht mehr lassen. Ich will sie auf die grünsten Triften treiben und an den klarsten Wassern tränken. Es sind große Herden, und sie sind am Verdursten." Die alte Stimme wurde zager und leiser: „Hermann, und denkst du noch des Hubertustages, als du den Stutzen vom Haken rissest und in unsere Jagdgründe stürmtest und doch kein Stück Beute heimbrachtest?" „Vater, das gehetzte Wild dauerte mich. Ich hatte in der Nacht den Schrei eines dürstenden Hirsches gehört. Da mußte ich gegen den Feind stürmen, der es verdarb. Viel wundes Wild wartet noch auf den Jäger Gottes." Den alten Mann durchschauerte es innerlich. Er spürte, die Sonne war über ihm am Untergehen. „Hermann", sagte er noch ohne Ton, „wenn du später müde und einsam zur Stätte deiner Väter kommst und siehst andere deine Ernten heimsen?" „Vater, die Scheuern, in die ich meine Garben trage, sind größer. Meine Felder haben immer die Sonne der Höhen und die Wasser der Tiefen." „Ist es wahr, mein Sohn, daß du dir selbst eine blutarme Herde gewählt hast?" Es war, als wüchse der junge Priester aus sich heraus, hoch über den Vater. „Vater, soll ich mich in fette Gründe flüchten, wenn die flachen Weiden von der Hitze des Mittags ausgebrannt liegen?" Der Hellhöfer sagte nichts mehr. Er fingerte unsicher nach einem Blatt in seiner Tasche. „Hier, der Sohn vom Hellhofe soll nicht wie ein Bettler von seinem Erbe gehen. Die Scholle soll dir noch alle Jahre ihren Zehnten zahlen. So will es auch Karl. Uni)"' — er faltete ein zweites Blatt mit einem buntgezeichneten Plan -auseinander — „das Haus, das ich mir einmal an diesem -denkwürdigen Plätzchen bauen wollte, sollst du dir bauen." Hermann Hellhof griff nach den Blättern. „Ja, Vater, ich will mir ein Haus bauen. Seine Pfeiler sollen in die Ewigkeit ragen, sein Dach soll der unendliche Himmel fein. Der, der nichts hatte, wohin er sein Haupt legen konnte, soll mit mir drin wohnen in seinen Brüdern. Wenn Er hungert, will ich auch nicht satt sein." Der alte Mann hielt das Blatt zurück. „So kaß mich wenigstens den Zins, den Karl dir alljährlich zahlen wird, für dich in Sicherheit halten." Hermann ergriff seines Vaters beide Hände: „Vater, an allen Landstraßen liegen heute die an Seele und Leib Zerschlagenen. Soll ich der Levit sein, der vorübergeht und dem unges-albten Fremdling Zu den Außenschulen. (P. Josef Brandmaier.) den Dienst der Liebe überläßt?" Er überflog leuchtend das Blatt. „Jetzt kann ich Herberge schaffen, Vater. Unwürdig wäre ich meines Herrn, ließe ich ihn draußen an den Meilensteinen hilflos liegen." Hellhof seufze schwer. „Und wenn du einmal krank würdest und hättest keine Heimat und nicht Bruder noch Schwester?" „Vater, hast du einmal einen Knecht, der dir treu gedient hatte, von Lager und Brot gewiesen, wenn er siech 'wurde? Denkst du kleiner von meinem Herrn? Wie ich stehe und falle, so stehe und falle ich Ihm." Die Glocken erfüllten das Tal mit jubelndem Dreiklang, als sie abwärts stiegen. An der Hofgrenze blieb der Hellhöfer noch einmal stehen und legte seinem Sohne schwer die Hand auf die Schulter. „Hermann, ein Letztes noch: Hast du nie auf dem Berge anderer Seligkeiten gestanden — und neben dir Einer . . ." In das Gesicht des jungen Mannes stieg langsam tiefes Rot. Durch seine Stimme rauschte es seltsam, wie ein Quell der Tiefe, vom Sturm der Höhen geweckt. „Ja, Vater, und die Herrlichkeiten Seiner Welt zeigte Er mir, und Er wird sie mir ferner zeigen. Aber über mir und Ihm war Der, der weiß, woraus Er mich gebildet hat. In meiner Schwachheit wird Seine Kraft offenbar. Und nun, Vater, ist wohl Der Apostolische Präfekt Msgr. Alois Mohn auf der Fahrt ins Sekükuni-Land. alles klar zwischen dir und mir — und Gott. Nun laß mich hintreten zum Altare, zu Gott, der meine Jugend erfreut." Gesundheitliche Verhältniffe bei den Bapedi. Von Br. August Cagol. Die Bapedi können leider nicht als ein gesundes Volk bezeichnet werden. Seit den Tagen, da die Leute die Diamantenfelder von Kimberley und die Goldbergwerke am Witwatersrand aufgesucht haben, hat eine schreckliche Krankheit, die Syphilis, Heimatrecht im Sekukuniland erhalten und im nördlichen Transvaal überhaupt, so daß nach Angaben der Ärzte 75 vom Hundert der Bapedi daran leiden. . Major Hunt, ein früherer Eingeborenenkommissär im Sekukuniland, erklärte, daß die Krankheit sich in erschreckender Weise unter den Bapedi ausbreite und in manchen Dörfern alle Bewohner, vom Häuptling bis zum neugeborenen Kinde, davon angesteckt seien. Dr. Melle, Distriktsarzt zu Potgieters-rust, berichtete an seine vorgesetzte Behörde: „Seitdem ich mich im Distrikt befinde (seit 1919), habe ich reichlich Gelegenheit gehabt, die vorherrschenden Krankheiten der Eingeborenen kennenzulernen. Es ist keine Übertreibung, wenn man annimmt, daß drei Viertel der Eingeborenen krank sind. Es wird behauptet, die Seuche sei zur Zeit der Entdeckung der Diamantenfelder von Kimberley hier eingeschleppt worden durch Eingeborene, die von dort zurückkehrten; sie ist demnach seit sechzig Jahren endemisch (einheimisch). Diese Krankheit erfordert zu ihrer Ausrottung langwierige und andauernde Behandlung. Es ist von der größten Wich- big Beit, daß ihre Bekämpfung in gründlicher Weise durchgeführt werde, um zu verhüten, daß sie sich weiter.ausbreite." Major Harries, Kommissär zu Potgietersrust, schrieb zu obigem Berichte: „Was Dr. Melle sagt, rann als typisch für .die Verhältnisse im nördlichen Transvaal angenommen werden." Man sieht nicht wenige Leute, welche die Nase durch diese Krankheit verloren haben, ein widerwärtiger Anblick. Die Sterblichkeit unter den Säuglingen ist sehr groß. Auch Malaria (Sumpf- oder Wechselfieber) mit teilweise tödlichem Ausgang tritt in und nach der Regenzeit aus. Viele von den aus Goldbergwerken heimgekehrten Arbeiten brachten auch die Bergmannsschwind-sucht mit sich. Die Anglikaner besitzen im SÄuküniland ein vorzügliches Krankenhaus für Eingeborene, dem ein englischer Arzt vorsteht, der von einer geprüften w.eißen Krankenpflegerin unterstützt wird. Durch dieses Spital gewinnen die Anglikaner großen Einfluß auf die Bapedi. Diese eine Heilstätte ist aber durchaus unzulänglich; ein katholischer Missionsarzt fände ein fruchtbares Arbeitsfeld im Sekukuniland. Die Bapedi haben Arzneikräuterkundige, die sich einer gewinnbringenden Praxis erfreuen, da fie für ihre Dienste gewöhnlich einen Ochsen als Gebühr fordern. So ein Heilkünstler wird Ngaka genannt. Er be- ginnt seine Laufbahn, indem er vom Vater, der selbst Ngaka ist, int Alter von sechs Jahren angehalten wird, Heilkräuter zu sammeln. Wenn er das Jünglingsalter erreicht hat, wird er in die Arzneikunde eingeführt. Der älteste Sohn eines Ngaka erbt dessen ärztliche Ausrüstung, die aus Messern zum Aderlässen besteht, sowie aus einer Reihe von Wahrsageknochen, die angeblich zur Krankheitsbestimmung notwendig sind. Ein Ngaka gebraucht 80 bis 100 verschiedene Heilkräuter aus der stattlichen Zahl von etwa 3000, die überhaupt gebräuchlich sind. Er scheut weite Reisen nicht, um seinen Vorrat an Arzneimitteln zu erneuern. Es ist nicht ungewöhnlich, daß Heilkünstler vom nördlichen Transvaal .ans eine Reise ins .alpine Basutoland unternehmen und auf dem Wege ihre Kunst ausüben. Alle Eingeborenen haben großes Vertrauen in sie, und selbst Weiße wenden sich an sie. Zweifelsohne erzielen sie auch schöne Erfolge mit ihren Mitteln, die vielfach von emetischer oder pnr-gativer Wirkung sind. Damit eine Arznei von den Eingevore-nen für gut befunden werde, muß fie bitter, sehr bitter sein, und die Arznei des Ngaka ist bitter. Die Eingeborenen haben mehr Glauben an die Heilkraft seiner Mittel als an die von weißen Ärzten verordneten. Wenn sie von letzteren Arznei verschrieben erhalten, nehmen sie sie meistens nicht ein, sondern gebrauchen die Mittel des Ngaka, „Unser Afrika." — In der Tat lernen die kleinen Schwarzen vom Missionär nicht nur die Heilswahr-heiten, die Grundlagen zu einem glücklichen Leben, sondern vielfach auch die Geographie und die andern weltlichen Fächer. (Sibes.) Heft 2 Stern der Neger 29 Seminaristen aus Zentralafrika geben dramatische Vorführungein — Es sind Studenten ans dem Mandatsgebiet Ruanda in Zentralafrika, Die einen der einheimischen Tänze au'führen. Ruanda und Urunbi gehören zu den Missionsgebieten, wo der Glaube geradezu wunderbare ForlichrNte macht. Seit 18 Jahren, b. i. se t einer Generation, ist dort eine Gemeinde von 205.000 Katiivliken mit 26 einheimischen Priestern, 48 ebensolchen Brüdern und 64 einheimischen Schwestern herangewachsen. Über 217.000 Einheimische werden aus den Empfang der heiligen Tau>e vorbereitet. (Fides.) heben aber die Medizinflasche aus der Apotheke der Weißen auf. Endet die Krankheit mit dem Tode, so kommt es zu keiner Untersuchung nach der Todesursache, da die Freunde des Verstorbenen mittels der Medizinflasche geltend machen können, daß dieser von einem weißen Arzte behandelt worden sei, denn die Eingeborenen fürchte» das Messer des Wundarztes und selbst das Seziermesser am toten Körper. Der Eingeborene geht auch ungern in ein Krankenhaus, denn dort kann er keine Arznei vom Ngaka haben oder höchstens durch Schmuggel. ; Alle bedeutenden Häuptlinge halten einen Ngaka an ihrem Hofe. Dieser hat großen Einfluß und spielt eine wichtige Rolle im öffentlichen Leben, da der Häuptling viel auf seinen Rat gibt. Der Ngaka ist aber auch sehr auf seinen Ruf bedacht; er hat den Aberglauben der Leute aus seiner Seite, wenn er Erfolglosigkeit seiner Behandlung dem Mißfallen der Ahnengeister des Kranken zuschreibt, die letzterer beleidigt haben muß. Der Ngaka kennt auch gelvisse pflanzliche Gifte, die er mißliebigen Leuten beizubringen weiß, daß sie eines ziemlich unauffälligen Todes sterben. Professor I. M. Watt an der Johannesburger Universität hat sich mit Untersuchungen von Arzneien der Eingeborenen befaßt und fand, daß gewisse ihrer Gifte dem Analytiker Schwierigkeiten bereiten. In Fällen von Mordverdacht konnte die Untersuchung des Toten häufig nicht den Beweis erbringen, daß tatsächlich Vergiftung vorlag. Arzte, die in Einge-borenen-Reserven tätig waren, nehmen an, daß die Bantu über Gifte verfügen, die der Wissenschaft noch unbekannt sind. Der Tod wird von den Bapedi nicht als ein natürliches Ereignis, sondern als eine übernatürliche Heimsuchung oder als die Wirkung zauberischer Beeinflussung angesehen. Sie glauben daher an ein Leben über das Grab hinaus. Der Zusammenhang zwischen Körper und Geist wird als so innig betrachtet, daß alle Merkmale und Verstümmelungen des Leibes vom Geiste in die andere Welt übertragen werden, sowie auch in etwaige Wiedergeburten aus diese Welt. Das Grab ist die Pforte zum Geisterreich. Hier werden die Opfergaben niedergelegt. Wenn ein Mensch in der Wildnis stirbt und dort unbestattet 'liegen bleibt, ist zu befürchten, daß Krankheit die nachlässigen Verwandten heimsuche oder eine Seuche über das Dorf komme. Wenn die Leiche nicht gefunden werden kann, wird ein Opfer dargebracht und eine Art Scheinbegräbnis gehalten. Die Verstorbenen werden in hockender Stellung im Nischengrabe beigesetzt und mit Eßwaren versorgt. Auf dem geschlossenen Grabe wird das Blut der geschlachteten Rinder ausgeschüttet, damit der Tote ruhen und die Lebenden nicht belästigen möge. Das Haupt der Familie wird im Rinderpferch begraben, damit er das Gestampfe seines geliebten Viehs höre, wenn es mor- gens auf die Weide geht und bei Sonnenuntergang zurückkehrt. Die Hausmutter wird unter dem Dreschboden bestattet, damit sie das Dröhnen der Flegel vernehmen könne, wenn die neue Ernte ausgedroschen wird. Nach dem Tode eines Mopedi werden seine Frauen in eine Hütte gesteckt, wo man ihnen zum Zeichen der Trauer die Köpfe kahl rasiert. Den nahen weiblichen Verwandten des Verstorbenen werden größere oder kleinere Tonsuren ausrasiert, je nach dem Verwandtschaftsgrad. Dann tritt ein Ngaka in Tätigkeit, der Wurzeln gewisser Kräuter über dem Feuer röstet, deren Dämpfe von den Frauen des Verstorbenen eingeatmet werden. Die Asche der Wurzeln wird alsdann zu Pulver gestoßen und damit die Körper der Bahlolohadi (Witwen) eingerieben. Diese Salbung soll sie verjüngen. Ihre Kleiderfelle haben die Witwen umgekehrt zu tragen, so daß die behaarte Seite sichtbar wird; um ihre Stirnen legen sie dünne Streifen von besonders zubereiteter Ochsenhaut. Ferner haben diese Frauen während ihrer Witwenschaft beim Essen die linke Hand statt der rechten zu gebrauchen. Wenn eine Frau diese Förmlichkeiten genau beobachtet, zeigt sie damit, daß sie große Trauer um ihren verstorbenen Mann trägt. Die Trauerzeit dauert bis zur folgenden Ernte. Llmschau. Der selige Negermärtyrer Karl Lwan-g a wurde zum Patron der katholischen Jugend Afrikas erklärt. In dem Erlaß des Heiligen Vaters vom 22. Juni 1934 heißt es: „Die Bischöfe der Vikariate und Missionen, die im Bereiche der Apostolischen Delegaturen Afrika oder Belgisch-Kongo liegen, dazu die Bischöfe der Missionen Ruanda, Urundi, Bamako, Brazzaville, Dnala, Elfenbeinküste, Diego Suarez, Bobo Diulasso, Uagadugi, Loango haben, unterstützt von den gleichen Delegaturen, Uns dringend gebeten: Wir möchten Uns dazu verstehen, den seligen Märtyrer Karl Lwanga zum Patron der afrikanischen Jugend zu erklären, die innerhalb der genannten Gebiete und Orte sich der Katho- lischen Aktion widmet. Wir wissen wohl, mit welcher Frömmigkeit und Andacht die Gläubigen jener Gegenden bereits den seligen Karl Lwanga und seine Gefährten, die sogenannten Ugandamärtyrer, verehren, die im verflossenen Jahrhundert sich den ersten Heroen des christlichen Afrika an die Seite gestellt haben. Um aber Unsererseits die Verehrung und Andacht zu den seligen Ugandamärtyrern und gleichzeitig die Missionssache immer mehr zu fördern, entschlossen Wir Uns, nach Anhörung des Kardinal-Präfekten der hl. Ritenkongregation und nach genauer Erwägung aller Umstände, diesen Bitten zu willfahren: Wir erklären und bestimmen demgemäß aus eigenem Antriebe, aus Unserm Wissen und Ermessen heraus, mit der Fülle Unserer Gewalt nach dem Wortlaut dieses Briefes und für immer den seligen Karl Lwanga zum besondern Patron bei Gott für die Afrikanische Jugend der Katholischen Aktion in den obengenannten Gebieten. Wir bestimmen außerdem mit der gleichen Autorität kraft dieses Briefes und für immer: Das Fest desselben seligen Karl Lwanga soll zusammen mit dem der seligen Ugandamärtyrer alljährlich in den genannten Gegenden als Duplex zweiter Klasse begangen werden unter Einhaltung der vorgeschriebenen Rubriken . . Vorgehen gegen Zaubereiunwesen in Südafrika. Pretoria (Transvaal). Am 11. Oktober 1934 wurden fünf Eingeborene von den Behörden des Swazilandes zum Tode verurteilt. Die Anklage lautete auf Mord, begangen unter dem Einfluß von Zauberern, die sich der Leiche bedienten für ihre Zwecke. Trotz der strengen Überwachung und der empfindlichen Strafen, die die Regierung verhängt, sooft Fälle von Zauberei entdeckt wenden, besteht kein Zweifel: Die Medizinmänner haben immer noch einen mächtigen Einfluß auf die Bevölkerung, und sehr oft führt ihr Tun zu den scheußlichsten Verbrechen. Ein Eingeborener von Nord-Transvaal mußte vor kurzem nacheinander zwei seiner Kinder und dann zwei seiner Schwestern sterben sehen. Ein Zauberer erklärte auf Befragen, der Tod der vier sei durch einen Mann und eine Frau hervorgerufen worden, die sich für ihre Zwecke eines Präparates aus Krokodilshirn bedient hätten. Sogar die Namen der zwei waren dem Zauberer bekannt. Ilm sein eigenes Leben besorgt, floh der Mann nach Johannesburg. Dort erfuhr er nach einiger Zeit, daß seine Frau, die der Schwiegervater nicht hatte mitziehen lassen, gestorben sei. Nun komme die Reihe an ihn. Ein zweiter Zauberer in Johannesburg, den der Mann befragte, wiederholte Wort für Wort, was sein Kollege gesagt hatte, und gab auch die gleichen Schuldigen an. Der Eingeborene verlor jetzt völlig den Kops. Seinen Tod vor Augen, schaffte er sich einen Revolver an, ..Kirchenglocken". — So rufen sie in Südafrikas Gefilden zur Messe. Wir befinden uns in der von deutschen Kräften geleiteten Mission Efho-we, mitten im Zululand. Stahlstücke von verschiedener Stärke dienen dazu, die Wirkung eines Dreiklangs hervorzurufen. (Fides.) kehrte nach seinem Ort heim und tötete dort die zwei, die nach Aussage der Zauberer die Schuld am Tode der süns Personen trugen. Das Gericht mußte den Unglücklichen zum Tode verurteilen, während doch die Hauptschuldigen anderswo saßen. Die Missionäre arbeiten nach Kräften mit den Behörden zusammen, wo es gilt, dem Zaubererunwesen ein Ende zu bereiten. Allmählich, aber unter großen Schwierigkeiten gelingt es, die armen Eingeborenen aus den Klauen der Zauberer zu befreien. Swaziland ist den Servilen Mariens anvertraut. In Transvaal teilen sich die Oblaten, die Benediktiner von Monte Cas-sino und die Söhne des heiligen Herzens (Ellwangen-Württemberg) in die Missionsarbeit. Talamauka-Jnvianer au* bei Provinz Limön in Costa Riva beim Fisch-schießen. — Auch hier sind die Indianer im Aussterben Begriffen; immerhin gibt es noch 18.000 Rothäute, die zumeist in Vananenpflanzungen beschäftigt sind. Eine statistische Studie der letzten Zeit erbringt den Nachweis, daß es in entlegeneren Bezirken Mittel-amerikas immer nad) vereinzelte Gruppen von Einheimischen gibt, die als Heiden oder verwahrloste Christen anzusprechen sind. (Fides.) Seligsprechungsprozeß eines Steyler Missionärs. Der Seligsprechungsprozeß für P. Joseph Freinademetz aus der Gesellschaft des Göttlichen Wortes ist eingeleitet. Die Ritenkongregation ernannte unterm 18. Juli 1934 den Apostolischen Vikar von Tsinanfu, Cyrillus Jur re, 0. F. M, zum Präses des Gerichtshofes für den Jnfor-mationsprozeß. Der Diener Gottes P. Freinademetz wurde am 15. April 1852 in Abtei-Tirol geboren. Seine Gymnasialstudien machte er am Cassianeum zu Brixen, wo er auch im dortigen Seminar am 25. Juli 1875 die hl. Priesterweihe erhielt. Schon drei Jahre später schloß er sich der im gleichen Jahre gegründeten Steyler Missionsgesell-schast an. Er trat 1879 mit P. Anzer, dem späteren ersten Bischof von Süd-Shantung, die Missionsreise nach China an. Bis 1881 arbeitete er unter Bischof Raimondi (aus dem Mailänder Seminar) in Hongkong. In jenem Jahr erhielt die Steyler Gesellschaft eine eigene Mission in Süd-Shantnng. Hier hat P. Freinademetz als Mitbegründer der Mission auf den verschiedensten Posten, besonders aber als Wandermissionär, als Provikar und als Ordensoberer segensreich gewirkt. Am 28. Januar 1908 starb er in Taikiachwang, im jetzigen Vikariat Penchowfn, eines heilig-mäßigen Todes. Msgr. Henninghaus, der zuständige Ortsbischof, darf nach den geltenden Bestimmungen des kirchlichen Rechtes das Richteramt im Seligsprechungsprozeß nicht ausüben, da er derselben religiösen Genossenschaft wie der Diener Gottes angehört und zudem später als Kronzeuge im Prozeß auftreten soll. (Fides.) Im Banne der Ngil.* Ein Roman aus Kamerun von Hermann Skolaster. (Fortsetzung.) Des Jünglings Worte blieben nicht ohne Wirkung. Sein offener Blick und der Freimut, mit dem er zur Nachprüfung seiner Aussage aufforderte, trugen zu sehr den * Der Abdruck erfolgt mit Zustimmung des Verlages Lerder & So. in Freiburg (Breisgau), Baden. Stempel der Wahrhaftigkeit, als daß man an ihm zweifeln konnte. Jsaue mußte sich gestehen, daß Ntonga mit erschreckender Klarheit den Stand der Dinge gezeichnet hatte. Er war Häuptling, aber regierte er wirklich? Waren es nicht die Ngil, denen alle Häuptlinge gehorchen mußten, weil sie ihre Zaubermacht fürchteten? Was konnten sie beschließen, wenn die Ngil anders beschlossen hatten? Vor allem hatte Ntonga die Frauen auf seiner Seite. Der Ngil hatte ihnen Schimpf angetan, Ntonga war ihr Racher geworden. Nun war er gebunden, stand aber aufrecht und stolz und redete wie ein freier Mann. Manch bewundernder Blick aus braunen Mädchenaugen streifte die edle Gestalt. Aber auch den Männern flößte das Auftreten des tapfern Jünglings Achtung ein. Man mochte sein Vorgehen unklug nennen, staunenswert war es doch. Hatten die Banoho viele solcher Männer, dann war es besser, sie zu Freunden als zu Feinden zu haben. „Laßt ihn frei! Nehmt ihm die Fessem ab!" so erscholl es, erst vereinzelt und zaghaft, dann vielstimmig und fordernd aus der Versammlung. Die jungen Männer, die dem Gefangenen zunächst standen, wagten nicht, dem Begehren des Volkes zu willfahren, ehe der Häuptling seine Zustimmung gab. Und Jsaue zögerte. Er sah sich in letner Sackgasse und fand keinen Ausweg. Was sollte er tun? Da drängte sich ein schlankes Mädchen in den Kreis und schritt auf Ntonga zu, um die Liane durchzuschneiden, mit der 'er gebunden war. Es war Misa, des Häuptlings Tochter. Misa war ein Zwillingskind und von Jugend an geistesgestört. Wegen ihres gutmütigen Charakters ließ man ihr die Freiheit. Die Malimba betrachteten sie mit jener ehrfürchtigen Scheu, die bei den Negern jedem Geisteskranken entgegengebracht wird. Sie hat einen fronben Geist, hieß es, aber sie ist flut. Es schien, als ob die Zwillingskürder des Häuptlings die Rollen fürs Leben vertauscht hätten. Misas Bruder war eine scheue, stille Natur, sie selbst tat es den lautesten Jungen des Dorfes zuvor. Die Jagd mit Pfeil und Bogen war ihre liebste Beschäftigung. Beim Preisschießen fehlte sie selten das kleinste Ziel. Oft fuhr sie mit ihren kleinen Kanu über den Strom und pirschte den ganzen Tag allein im weiten Urwald. Ein scharf gespannter Bogen und ein Köcher mit spitzen Pfeilen, die sie selber schnitzte, waren ihre ständigen Begleiter. Nun stand sie vor Ntonga und lächelte. „Soll ich dich frei machen?" fragte sie. Da rief Jsaüe sie an: „Misa, was beginnst du?" Sie wandte sich um. Ihr Blick fiel auf den Ngil, der soeben das Bewußtsein erlangt hatte und die Augen aufschlug. Das ließ sie von ihrem Vorhaben abstehen. Still, wie sie gekommen, schritt sie durch die Reihen, die sich vor ihr öffneten, und verschwand hinter den Hütten. Der Ngil erhob sich, gestützt von seinen Dienern. Als er des Gefangenen ansichtig wurde, schüttelte ihn grimmiger Zorn. „Habt ihr den Hund gefangen?" stieß er hervor. „Nicht mehr soll er lebend davonkommen. Wo Brucken fehlen. — Zugtiere schaffen ein Kapellenauto auf das andere Flutzufer. (Fides.) Mein Fluch wird ihn mit Krankheit schlagen, baß seine Eingeweide verdorren." Er wollte sich auf Ntonga stürzen, machte aber nur wenige taumelnde Schritte. Die Faust, die sich zum Schlage erhob, sank kraftlos herab. Die Folgen der Züchtigung waren noch nicht vorüber. Seine Diener stützten ihn. „Verwahrt ihn gut, Malimba. Er darf nicht entfliehen." So schrie er und wankte aus dem Kreise. Jsaue geleitete ihn zu der Hütte, die für ihn bereitet war. Und dann saßen sie wieder beisammen, Jsaue und seine Ältesten, und berieten hin und her und kamen zu keinem Entschluß. Der Häuptling verwünschte fein vorheriges Zögern. Statt zu handeln, hatte er überlegt, bis es zu spät war. Hütte er Ntonga gleich freigelassen, dann konnte alle Wut des Ngil nachträglich nichts daran ändern. Warum nur hatte er es nicht getan? Er erinnerte sich an den Tausendfuß, der am Morgen an seiner Tür vorbeikroch, als er die Hütte verließ. Das war immer ein Vorzeichen kommenden Unheils. Nun hatten sich die Ereignisse bereits zu einem Knoten verwickelt, den niemand lösen konnte. Ließ er Ntonga gehen, dann traf ihn Bogles Rache, hielt er ihn zurück, dann gab es Krieg mit den Banoho. Schließlich behielt die Furcht vor der geheimnisvollen Macht des Ngil wieder die Oberhand. „Ntonga hat sich freiwillig in die Gefahr begeben. Mag er nun selber sehen, wie er damit fertig wird." Mir diesen Worten schloß er die Versammlung. * Es war Nacht. Schwarzes Gewölk hing am Himmel. Blitze flackerten am Horizont. Langsam und schwer rollte der Donner aus der Ferne herüber. Ein Tornado (Gewitter-sturm) zog brüllend durch den Urwald. Ein heftiger Regen peitschte das Dach der Hütte, in der Ntonga lag. Der Häuptling hatte ihn gefragt, ob er davonlaufen würde, sobald man ihm die Fesseln abnehme. Er hatte es bejaht. So hatte man ihm die Hände über den Kopf zusammengebunden und an einem Pfosten der Hinterwand befestigt. Auch seine Füße waren gefesselt und an den Stützbalken gebunden, der mitten in der Hütte stand. Vergeblich machte er den Versuch, eine Hand aus der Schlinge zu ziehen. Die Malimbn hatten ihre Sache zu gut gemacht. Die Fessel schnitt ihm ins Fleisch. An Flucht war nicht zu denken. Er versuchte zu schlafen, um wenigstens für einige Zeit das Trostlose feiner Lage zu vergessen und neue Kräfte für den kommenden Tag zu sammeln, der für sein Leben verhängnisvoll werden konnte. Doch das Erlebnis der letzten Stunden hatte sein Gemüt allzusehr erschüttert und aufgewühlt. Der Schlaf floh seine müden Augen. Vläne kreuzten sein Hirn; keiner versprach Erfolg. Wenn Sport auf den Philippinen. — Die Phitippinos lieben wie alle Malaien leidenschaftlich den Hah-nenknmpf. Man erzählt sich Wunderdinge, wie die Einheimischen alles daransetzen, um einen der Kampfhähne zu erwerben. (Fides.) Missionsschwestern auf der Reise. (Fides.) Nfe sich auch beeilte, nach Kribi zu kommen, konnten feine Stammesgenossen doch unmöglich vor dem andern Abend in Malimba eintreffen. Dann war es wahrscheinlich zu spat. Vom Ngil hatte er keine Gnade zu erwarten. Er würde ihn wohl nach Bakoko mitnehmen, um ihn in seiner einsamen Zauberhütte langsam zu Tode zu quälen. Ob es auf dem Wege dahin Gelegenheit gab, sich zu befreien, war sehr zweifelhaft. Der Ngil würde die Augen offen halten. Und er war nicht allein. Seine Diener waren ihm treu ergeben. Selbst wenn er sich, an Händen und Füßen gefesselt, ins Wasser warf, was half es? Entweder würden sie ihn wieder auffischen oder er fiel in den Rachen eines Krokodils, die im Sanaga nicht selten waren. Wie würde sein Vater die Kunde von seinem Tode aufnehmen? Auch an Elesa dachte er. Sie war ihm ergeben mit der ganzen Zärtlichkeit der ersten Liebesneigung. Ob sie lange um ihn trauern würde? Sein Ansehen bei den Banoho war groß und allgemein. Seine Freunde würden ihn vermissen, sein Schicksal bemitleiden. Feinde hatte er nicht, außer Jambascholl und seinem kleinen An-hanq. Die würden sich freuen . . . Allmählich verwirrten sich seine Gedanken. Er sah Elesa ringen mit Jambascholl. Die Banohomädchen tanzten wieder ihren Reigen. Sein Vater stand neben dem Häuptling und klatschte Beifall. Dann swang Jsaue in den Kreis und tanzte mit Bogle. Die Szene änderte sich. Jambascholl und Bogle hingen, den Strick um den Hals, an einem Baum und zappelten nach dem Takte der Tanztrommel. Das war ihre neueste „Medizin". Die Männer tranken Palmwein und riefen: „Euer Wohl, ihr großen Ngil!" Und die Frauen standen sprachlos vor Erstaunen und verneigten sich. Ntongas Wächter, der in der Hütte saß, erhob sich, trat heran und untersuchte die Fesseln des Gefangenen. Da er alles in Ordnung fand, ging er hinaus, blieb aber vor der offenen Tür stehen. Der Gewittersturm hatte ausgetobt. „Nob, nob", machten die Frösche, und die Grillen stimmten aufs neue ihre Instrumente. Leichte Wolken flogen über die Insel dem Meere zu. Der Mond stand im Westen und lugte verstohlen nach dem schlafenden Dorf. Ntonga schrak auf. Er vernahm ein leises Kratzen an der Rindenwand. Träumte er noch? Aber nein, er hörte es deutlich. Die Rinde wurde mit einem Messer durchschnitten. Ob nun doch die Rettung nahte? In gespannter Erwartung schlug sein Herz. War Nfe gekommen, ihn zu befreien? Soviel Mut und Schlauheit hätte er dem Alten nicht zugetraut. Oder war es ein Malimba? Ob es Jünglinge unter ihnen gab, die so mutig waren wie das Mädchen, das ihn hatte befreien wollen — wer konnte es wissen? Das Geräusch ließ nach. Ntonga hörte den Atemzug eines Menschen und vernahm gleich darauf eine flüsternde Stimme: „Ntonga, hörst du?" Statt der Antwort stöhnte er leise, wie es ein müder Schläfer im Traume tut. „Hier ist Misa, die dich befreien will. — Ich wollte es schon am Abend tun — du weißt es. — Jedes Mädchen würde es tun — sie fürchten sich alle. — Sprich nicht — ich werde die Fesseln deiner Hände durchschneiden. — Das Messer gebe ich dir — so kannst du dich frei machen. ■— Aber töte den Wächter nicht — er ist mein Zwillingsbruder." Leise und durch längere Pausen unterbrochen, hatte das Mädchen diese Worte gesprochen. Jetzt schob sie die Hand durch die Lücke, fühlte nach der Fessel und begann ihr Werk. Es war eine schwierige Aufgabe, da sie nichts sah und nur eine Hand gebrauchen konnte. Und das fingerdicke Rohr der Lia-nenpalme war hart. Trotz aller Vorsicht war der Wächter aufmerksam geworden. Er steckte den Kopf zur Tür herein. Ntonga ahmte die tiefen Atemzüge eines Schlafenden nach. Allein der Ma-limba beruhigte sich nicht so leicht. Er hatte das quietschende Geräusch gehört, welches das Messer an der Liane verursachte. Er trat in die Hütte, um die Ursache zu erforschen. Das waren furchtbare Augenblicke. Misa tat einen letzten kräftigen Schnitt. Der Rohrfaden zersprang. Aber ein Aufschrei Ntongas verriet, daß das Messer auch seine Hand verletzt hatte. „Was schreist du?" fragte der Wächter und bückte sich über den Gefangenen. Da packte ihn Ntonga plötzlich an der Kehle und zog ihn zu sich nieder. Es entstand ein heftiger Ringkampf. Misas Bruder war durchaus kein Schwächling, und nachdem er den ersten Strecken überwunden, wehrte er sich aus Leibeskräften. Doch Ntonga kämpfte um Freiheit und Leben. Er wußte, daß er den einzigen Weg zur Freiheit fetzt in Händen hatte. Wenn der Wächter auch nur einen Schrei ausstieß, war alles verloren. Dieser Gedanke gab ihm Riesenkraft. Wie eiserne Klammern umsvannten seine Finger den Hals des Malimba. Nur -wenige Augenblicke, dann war der Sieg errungen. Der Wächter lag wie leblos neben seinem Gefangenen. Ntonga riß ein Stück vom Hüftentuch seines Gegners ab und stopfte es ihm in den Mund. Mit der Liane, die um seine Füße geschlungen war, band er ihm die Hände zusammen. Dann schlüpfte er aus der Hütte und eilte so schnell, als sein wunder Friß -es gestattete, den Farnren zu. „Komin hierher, Ntonga. Ich will dich führen. Mein Kanu liegt am Strande." Misa stand hinter den ersten Kassadastauden verborgen. Sie faßte ihn bei der Hand und zog ihn mit sich fort. Im Dämmerlicht des mit dünnen Wolkenschleiern verhängten Mondes schritten sie durch die Farm. Die Nacht war kühl. „Kehre zurück, Mädchen", begann Ntonga, sobald sie sich w>eit genug vom Dorfe entfernt hatten. „Ich nehme -eines der kleinen Kanus, die am Strande liegen. Später schicke ich es euch zurück. Den Weg weiß ich. Man könnte deine Abwesenheit bemerken und Verdacht schöpfen." „Ich will aber nicht zurückkehren. Mögen sie wissen, daß ich dich befreite ... Es sei denn, daß du ..." Verlegen hielt sie time. Sie fand die rechten Worte nicht, um ihm zu sagen, was sie dachte und wollte. „S o willst du von mir gehen? Vergiß nicht, -daß du mir Dank schuldig bist." ' „Ich -werde dir immer danken, du tapferes Mädchen. Aber die Zeit drängt. Ich muß fort, sonst wird man mich Entdecken." Er wußte nicht, welchen Dank sie begehrte. Allein Misa ließ sich nicht abweisen. „Nein", sprach sie, „bleibe noch! Höre mich erst an. Als du heute gebunden am Baum standest, sah ich dich zum erstenmal. Gehört hatte ich viel von deiner Tapferkeit und deinem Mut. Ich sah, daß man nicht genug von dir gerühmt hatte. Mein Herz wurde schwer. Meine Augen konnte ich nicht mehr abwenden von dir. Da beschloß ich, dich zu retten ... für mich." „Mädchen, daran ist nicht zu denken, solange Feindschaft besteht zwischen uns und euch." (Fortsetzung folgt.) Eigentümer. Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionäre Söbne des heiligsten nerzens Jesu. Verwaltung: Mis' stonshaus „Maria Fatima". Vost Unrerpremstätten b. Graz. Srmt Verantwortlicher Redakteur für Österreich: P. Alois Wils-ling, F 8. C., GeneralasMent. Missionshaus „Maria Fatima". Post Untervremsiä ten bei Graz: für Deutschland: P. Heinrich Wobndras. F. 8. C., Misstonsseminar St. Josef, Ellwangen-Jagst, Württemberg. — Universttäts-Buchdruckerei „Styria , Graz.