Delt 12 Dezember 1909 XII. Zadrg der Föhne des heiligsten Herzens Jesu. ' Organ deß -Marlen-Vereinß für Afrlka. ---------------- ©er Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern Le» apostolische» Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigster Bischöfe. Erscheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Post 2 K —*2 Mk. - 3 Franken. iReöafttfon und Administration: Missionsbaus Mllland bei Mriren, Tirol — ' ----- . ■— Inhcrl't: — ................—-—........— Das katholische Missionsivesc» 265. — Fortschritte und Prüfungen in Wau 271. — Einige Tier-fabeln der Schillukncger (Schluß) 273. — Aus dem Missionsleben: Weihe eines christlichen Königs im Innern Afrikas 278. — In letzter Stunde 280. — Unterhaltendes: Doppelte Ketten (Schluß) 281. — Verschiedenes: Abreise in die Mission — Die Quellen des Niger 286. — Schattenseiten der britischen Kolonialpvlitik in Indien 287. — Heiteres 288. — Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften 288. Abbildungen: Das neue Haus der Missionäre in Wau. — Schulknaben in Omdurman. — Straßenszenc in Kairo. — Donkey and Monkey. — Er schien von einem leuchtenden Scheine umgeben zu sein .. Dem Memento der hochw. Missionäre itrtb1 dem Gebere aller Leser werden die folgenden Verstorbenen empfohlen: Frl. Anna Schöpf (Längenfcld). — P. Br. Wilhelm Abel 8. V. D. (Steh!)- — Herr Anton Kleiner, Steinwinkl (Traunkirchen). — Hochw. Herr Joses Kavtschitsch, Pfarrer (Felddach). - Frau Maria Schuster, gest. am 15. Oktober ^Salzburg). — Hochw. Herr Alois Zöggeler, Expositus, gest. am 21. September (Goldrain). — Ehrw. Schwester Maria Tschugg im Englischen Institut, gest. am 31. Oktober (Brixen). — Frl. Toni Kistler (Brixens. „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" Gebetserhörungen und -Empfehlungen liefen ein aus: Geboltskirchen — Graz — Innsbruck — Kirchchrenbach — Ludcsch — Schlaifhauscn — St. Pölten — Terlan — Wien — Winklern. Bern heiligsten herzen Zesu, dem reinsten herzen Mariä, dem heiligen Joses und Antonins und den armen Seelen fei ewiger Bank gesagt für die glückliche Genesung eines Kindes — für Erp rung in einem wichtigen Anliegen — für schnelle Hilfe. Man bittet «ms Gebet: für eine kranke Mutter — in einem zeitlichen Anliegen — um einen Pächter zu erhalten — in einer Berufsangelegenheit — in einer Vereiusangelegenheit — in vielen anderen Anliegen — um gute Exerzitien zu machen — um die Gesundheit und Befreiung vom Blutsturz zu erlangen. — Im Falle der Erhörung haben mehrere Veröffentlichung versprochen. Aöonnernents-Gvneirerungerr. Vom 15. Oktober bis 10. November 1909 haben folgende Nummern ihr Abonnement erneuert: 24 48 49 58 103 110 112 164 204 219 269 357 376 385 393 395 429 434 435 447 456 477 481 491 493 523 535 571 581 599 642 654-657 692 719 738 768 782 795 810 850 853 859 863 873 875 880 891 917 962 966 973 984 1Ö20 1024 1030 1046 1100 1108 1124 1126 1130 1135 1145 1151 1168 1180 1195 1206 1209 1211 1214 1256 1292 1294 1337 1361 1365 1390 1397 1399 1418 1442 1454 1479 1510 1524 1533 1549 16i7 1659 1661 1665 1686 1688 1698 1699 1733 1758 1795 1798 1873 1923 1975 1996 2026 2064 2103 2116 2209 2224 2228 2230 2237 2252 2292 2313 2316 2349 2374 2399 2403 2406 2413 2424 2426 2462 2491 2503 2507 2521 2560 2572 2582 2608 2640 2690 2692 2700 2761 2763 2768 2772 2776 2784 2792 2793 2797 2815 2839 2863 2869 2872 2877 2916 2928 2939 2948 2963 3008 3028 3049 3053 3133 3135 3144 3197 3202 3205 3209 3320 3332 3350 3366 3417 3419 3477 3495 3565 3577 3582 3596 3599 3616 3619 3632 3641 3653 3683 3697 3717 3818 4015 4024 4038 4051 4054 4065 4069 4074 4099 4160 4192 4205 4211 4216 4221 5057 7021 7068 7105 7111 7113 7128 7138 7202 7205 7238 7258 7270 7293 7297 7332 7337 — 1354 1357. ^ßriefäaften der MedcrkLion. Abonnenten der Auslandes sowohl der Schweiz als auch a u s D e u t s ch l a u d bestellen den neuen Jahrgang am b e st e n mittels Postanweisung, können jedo ch auch mit Briefmarken einzahlen. Nach Gunrk. Besten Dank für den Kartengruß vom neuen Abonnenten: Postscheck zur Zahlung lag schon dem ersten Hefte bei. Anerkennungsschreiben aus Laibach: „Ich freue mich jedesmal auf den „Stern der Neger" und lese ihn mit großer Freude und Interesse." Nach 5. in N.-O. Ihren, Wunsche nach einer KartenskiM unserer Mission wird hoffentlich in Bälde willfahrt werden. P. L. in A. Im letzten (November-) Heft ist ein Fehler unterlaufen. Der Ort Costi liegt nicht nördlich, sondern südlich von Khartum auf dem halben Wege nach Lul. Bei Costi wird die Eisenbahn den Weißen Nil überbrücken und von dort nach El Obeid geführt. 3. L. aus UnterlabiD. Also kein Wiedersehen so schnell. Hoffentlich nimmt die Zahl Ihrer Abonnenten nicht ab, sondern zu. 9htr eifrig für den „Stern" agitieren: Beweggründe dazu .finden Sie in der glänzenden Rede, die Fürst Löwenstein am Breslauer Katholikentag gehalten hat. Mit dem nächsten heft, das noch vor Weihnachten erscheint, bringen wir eine sehr spannende Erzählung: Reiseabenteuer im Innern Afrikas Sei Lesung derselben meint man, einen Reiseroman Karl Mays vor sich zu haben. Redaktionsschluß 10. November. üerSöhne öes heiligsten herrens Jesu,' (Organ des Marion-Vereins für Afrika) dient vomebmlict) der Unterstützung und Buebmtimof OcrlMissionstähgkeit Oer „Söhne des btst.Xerzens Desu* und sucht Verständnis und Werktätige Liebe des missions roerkes in lüort Und j0d)rift zu fordern. Das Arbeitsfeld dieser Missionäre ist der Sudan (Zentral-Äfriha) Der ,6 kni der K'cjcr erscheint monatlich und unrö vom Itllsxionshaus Mi Hand bei Brixen (Südtirol) beruusgcnebcn Rboiicmentspreis ganzjährig mil Postversendung 2 K 2 M<3 Pr für die Wohltäter werden wöchentlich i Hi Messen gelesen. Der Heilig«Vater Papst PiusX Hal der ReOaKlion, den slbon. Mit Empfehlung der fjocbwüröigsten Oberbirten von Brixen, nenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilII Brünn Zeitnxenlz.Zmi.Olmüty Marbuigjricnt.Triest a.Wt«* Dett 12. Dezember 1909. Xil. Zabrg. Das katholische Misstonswesen. Bin ergreifendes Bposteiwort aus llaienmunö. Einen tiefen Eindruck machte auf dem diesjährigen Katholikentag in Breslau auf die lautlos horchende Menge die Rede des Fürsten Löwenstein über die Missionen. Wir können nicht umhin, diese tiefdurchdachke, mustergültige Rede unsern verehrten Lesern mitzuteilen, und zweifeln nicht, daß sie dieselben zu werktätiger Liebe für die Armen der Ärmsten anregen und begeistern werde. * * * Eingangs spricht der Redner von der Wesens-notwendigen Aufgabe der Kirche, de» christlichen Glauben zu verbreiten, und stützt seine Behauptung auf das Wort Christi: „Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker und taufet sic und lehret sic alles halten, was ich euch befohlen habe." — Dann fährt er fort: Nicht als Rat hat Jesus diese Worte gesprochen, nein, in dem weltgeschichtlichen Moment, als der Gottmensch die Erde verlassen wollte, da hat er die ganze Kirche, die 500 Jünger unter Führung der Apostel um sich versammelt, um ihnen mit der Autorität der letztwilligen Verfügung eines Gottes zu befehlen: „Gehet hin und lehret alle Völker!" Und als wollte er sie zum vollen Bewußtsein seines Rechtes zu befehlen erwecken, leitete er den Missionsbefehl mit den Worten ein: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden." Wenn wir den unmöglichen Gedanken fassen wollten, daß die kindliche Liebe zu ihrem Herrn und Meister der Kirche nicht genügte als Triebfeder zu freudigein Gehorsam gegen den Auftrag Christi, die Gewalt des allmächtigen Gottes würde sie dazu zwingen. Die Kirche erfüllt also mit der Missionierung der Völker zunächst und vor allem eine Pflicht kindlichen Gehorsams gegen ihren göttlichen Meister. Sie erfüllt aber zugleich auch den ihr angeborenen Beruf, dessen heiligstes Vorrecht es ist, die Wahrheit zu verbreiten. Die Kirche ist ja der geistige Leib Christi, sein zweites Ich, das bis zum Untergang der sichtbaren Welt sein Wort wahrmachen muß: „Ich bin als das Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe." Wenn wir menschliches Ermessen an göttliche Gedanken wagen dürfen, so müssen wir sagen: Gott hätte die Menschheit nicht erschaffen und ihre Erlösung wäre zwecklos, wenn die von Christus gestiftete Kirche nicht die Pflicht und nicht den Willen hätte, das Licht der Wahrheit in die Finsternis zu tragen. Es ist nicht nebensächlich, ivenn Christus dem einzigen Gebet, welches er uns gelehrt, den Hauptinhalt gibt: „Zn uns komme dein Reich, dein Wille geschehe Ivie im Himmel also auch auf Erden." Je umfangreicher dieses Reich, desto strahlender die Ehre Gottes. Also die Ehre Gottes hängt davon ab, ob die Kirche ihre Pflicht erfüllt und wie sie sie erfüllt. In dem Kampf mit deni Satan um die Menschenseele hat Gott seinem Widersacher den freien Gebrauch seiner teuflischen Waffen gestattet. Für das Kriegsheer Gottes, die Kirche, handelt es sich also um nichts Geringeres als um die Waffenehre ihres Feldherrn und Königs. Der große Apostel des Ostens, der hl. Franz Xaver, hat diesem Gedanken packenden Ausdruck gegeben, wenn er in feinem Gebet für die Bekehrung der Ungläubigen klagt: „Siehe, o Herr, wie die Hölle dir zur Schmach mit diesen Seelen erfüllt wird." Dir zur Schmach. Kann da eilt Christ noch zweifeln, ob die Verbreitung des Glaubens in der ganzen Welt zu den Erstlingspflichten der Kirche gehört? Das Recht Gottes auf die Weltherrschaft ist das Ziel der Missionen und darum müssen wir sie haben. In den Evangelien wird immer wieder ausgeführt, daß der Missionsbefehl sich nicht auf einzelne Nationen beschränkt, sondern daß über die ganze Erde die Botschaft Christi und sein Reich verbreitet werden sollen. So lesen wir bei Markus, bei Lukas, Johannes. (Redner führt noch andere Belege ans der Apostelgeschichte an.) Wir blicken heute auf 19 Jahrhunderte zurück, in denen das Wort Gottes von todesmutigen Glaubensboten in alle Länder der Erde getragen wurde — und unter uns Katholiken gibt cs heute noch viele, auch eifrige, die den Missionen nicht anders g e g e n ü b e r st e h e n als dem nächstbesten andern guten Werk. Ich kenne persönlich solche, die es den Missionären sogar zum Vorwurf machen, daß sie die Heidcn-völker durch ihre Lehren beunruhigen, und andere gibt es, die aus dem Evangelium nichts anderes gelernt zu haben scheinen als das Wort, welches der Heiland zum kananäischen Weib sprach, um ihren Glauben zu prüfen: „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern zu nehmen und es den Hündchen vorzuwerfen." Weil so viel geistiges Elend, so viel Unglaube in unserem eigenen Vaterland ist, darum glauben wir genug zu tun, wenn wir für die Erhaltung und Wiederbelebung des Glaubens im eigenen Land wirken. Gewiß, unterstützen wir den Bonifatiusverein, aber bilden tuir uns nicht ein, daß wir damit unserer Christenpflicht genügt hätten. Hätte der hl. Bonifatins so philisterhaft klein gedacht, so wäre er in England geblieben und hätte unsere Väter in der Finsternis des Unglaubens belassen. Es gilt nicht nur bei der Mission, Seelen zu retten, sondern hoch voran, an erster Stelle gilt es, Gottes Wort zu befolgen, der Kirche Gottes zu ermöglichen, „Zeugen der Wahrheit zu sein bis an die äußersten Grenzen der Erde". Will die Kirche ihren Ehrentitel, den glänzenden Edelstein in ihrem Diadem, nicht einbüßen, will sie nicht aufhören, katholisch zu sein, die allgemeine, weltumspannende Kirche Christi, dann muß sie allen Völkern das Evangelium bringen. Der evangelische Theologe Professor Dr. Bornemann schreibt in seiner Einführung in die evangelische Missionskunde: „Wenn wir Evangelischen uns von der römischen Kirche um den schönen Namen katholisch haben betrügen lassen, in der Mission haben wir die Wirklichkeit des recht Katholischen, das Weltumspannende, Welterobernde, Universale des Evangeliums in seiner-geschichtlichen Verwirklichung." Sollen wir die Wirklichkeit des recht Katholischen preisgeben? Die Ausübung der Missionstätigkeit tvird zu verschiedenen Zeiten eine verschiedene sein, verschieden besonders im Umfang und in der Energie der Tätigkeit je nach der Missionsgelegenheit der Zeit. Heute haben lunchte Missionsgelegenheit wie vielleicht noch nie seit den Tagen der Apostel. In diesem Urteil stimmen alle Kenner des Missionswesens, besonders alle Missionäre, katholische wie evangelische, überein. Heft 12. ©tem der Neger. 267 Zwei Tatsachen sind es, die überwiegend diese Gelegenheit schaffen: die fast vollendete Erforschung der Erde, verbunden mit der Aufteilung all der Gebiete, bereit Bewohner wir schlechtweg Wilde nennen, und das erwachende Selbstgefühl der Kulturvölker alten Stils. Eine ähnliche Lage wie zu Zeiten der Apostel. Damals war sie intensiver, heute ist die Missionsgelegenheit umfassender, sie ist universal. Zur Zeit, als wir auf der Schulbank saßen, war das Innere Afrikas wie auch Zentralasiens auf der Landkarte fast ganz weiß, es waren die beliebtesten Gegenden der Geographiestnnde. Und nun vergleichen Sie damit die heutigen Karten. Überall sind kühne Forscher hingedrungen. Bis zum Viktoria-Njansa, bis 51111t Oberlauf des Sambesi, zu den Kongo-fällen tut innersten Herzen Afrikas, bis gegen die Quellen des Nil und quer durch Asien führt das Wahrzeichen europäischen Strebens, die Eisenbahn. Die Dampfschiffe stellen zwischen Europa und dem fernen Osten, den entlegensten Inseln der Südsee eine schnelle, sichere, fast gefahrlose Verbindung her. Lesen wir die Berichte des hl. Paulus über seine Seefahrt von Cäsaren nach Rom, zu der er unter Leiden und Lebensgefahr etwa sechs Monate brauchte, und vergleichen wir damit die Reisemöglichkeiten unserer fortgeschrittenen Technik, so gibt uns das schon eine Idee von der unerreichten Missionsgelegenheit unserer Tage. Dazu kommt, daß die Kulturmächte in neuerer und neuester Zeit den afrikanischen Erdteil ihrer, freilich nicht unbestrittenen Machtsphäre einverleibt und ihre Hand auf fast alle Inselgruppen des Großen und Indischen Ozeans gelegt haben. In weiten Gebieten früherer Kolonisation ist die Möglichkeit der Machtbetätigung der Schutzmächte gewachsen. So finden denn die Missionäre in erneut großen Teil des Missionsfeldes den Schutz, der jedem Landsmann geboten wird. Daß die Unterstützung der Missionäre als solche, die Förderung ihrer geistigen Tätigkeit eine ebenso allgemeine sei, soll damit nicht behauptet werden. Die Kolonialmächte des 16. und 17. Jahrhunderts haben weit mehr Verständnis für ihren Pflichtanteil an der Verbreitung des Glaubens und auch für bereit staatlichen Wert gehabt als die des 20. Jahrhunderts. Aber auch hier ist die Möglichkeit der Förderung der Missionen so groß wie nie zuvor. In dem Maße nun, als die äußerliche Zivilisation in die kulturarmen Gegenden einbringt, wird der Wahn und Aberglaube der wilden Urbewohner des Landes erschüttert und alle Missionäre wissen darüber zu berichten, mit welcher Sehnsucht sie nach einem Ersatz der verlorenen Überzeugung verlangen. Der Mohaininedanismus ist hier die größte Gefahr des Augenblickes, besonders in den deutschen Schutzgebieten Afrikas.*) Der Provinzial der Väter vom Hl. Geist, P. Acker, schrieb tut Oktober 1908 über die Fortschritte des Moham-medanismus in unseren Kolonien: „Die Mohammedaner werden durch die Niederlassungen der Europäer von der Küste vertrieben und gehen ins Innere und dort ist jeder Mohammedaner ein Missionär seiner Religion. Die Schutztruppen, unter denen sich viele Moham-medaner befinden, üben überall int Inneren einen in religiöser Hinsicht heillosen Einfluß aus. Wir haben endlich die religionslosen Schulen in den Kolonien, in welchen sich viele Mohammedaner befinden, die als Unterbeamte ausgebildet werden sollen. Diese werden naturgemäß dem Christentum soviel als möglich schaden und den Moham-medanismus nach Kräften fördern. Wenn wir uns deshalb nicht bemühen, in den Kolonien rasch voranzugehen, dann wird das Land verseucht werden; wir kommen zu spät." Aber nicht nur von den Mohammedanern kommt die Gefahr der Verseuchung: der religiöse Jndiffe-rentismus und die sittliche Minderwertigkeit vieler Ansiedler und auch mancher Angestellten der Kolonialmächte verpesten die Naturvölker. Doktor Julius Richter, evangelischer Pastor inSchwane-beck, hat int Februar d. I. auf der Provinzial-Missionskonferenz in Halle gesagt: „Diese Namenschristen verleugnen ihr Christentnm in Wort und Wandel und machen den Christen-immeit stinkend vor den Heiden." Neben der eminenten Missionsgelegenheit haben wir also auch eine besondere, durch die Gestaltung der Weltlage heraufbeschworene Gefahr für die Verbreitung der Lehre Christi. Diese wie jene zwingen uns zur außergewöhn- *) Ähnliches gilt leider auch vom Sudan. (An-merk. d. 9{.) lichen Anstrengung. Beide liegen eng beisammen in der mächtigen Bewegung, welche die alten Kulturstaaten des fernen Ostens Japan und China und in neuester Zeit auch die mohammedanischen Staaten ergriffen hat. Kritisch ist überhaupt die Stimmung der Heidcnwelt für die Missionen im höchsten Grade. Wird die Gelegenheit jetzt nicht genützt, genützt mit äußerster Anspannung aller Kräfte, dann siegen Mohammed, Buddha und Konfuzius und ans zwei Dritteilen wird Christus ausgeschlossen ans Perioden der Weltgeschichte. Die katholische Kirche hat vom Tage ihrer Gründung an den Missionsbefehl ihres Herrn treu befolgt. Die Weltgeschichte beweist dies. Aber wie stellt sich die Kirche zu dem gesteigerten Missionsbcdürf-nis der heutigen Zeit? Leo XIII. hat in seiner Enzyklika Sancta Dei civitas aufgefordert, alle Kräfte anzuspannen im Dienste der Glaubensverbreitung, und in einem Breve vom 20. März 1904 hat der jetzt regierende Heilige Vater diese Ermahnungen erneuert. Unsere hochwürdigsten Bischöfe zeigen durch ihre Förderung der Mission, daß sie den heiligen Ernst des Augenblickes erkennen. Unsere Priester — doch spreche ich ja hier als Laie zu einer Versammlung iiberwiegend von Laien und habe nicht über das Wirken unserer geistlichen Führer ein wenn auch günstiges Urteil zu fällen. Aber die Mitarbeit der katholischen Laienwelt ist gering, auch gerade bei uns in Deutschland.*) Und nur mit Bezug ans die Laientätigkeit möchte ich in Ehrerbietung ein Wort an unsere geistlichen Hirten und Oberhirten richten. Wenn ich mich frage, wie oft int Jahre ich von der Kanzel über die Verbreitung des Glaubens unter den Heiden, diese so wichtige Aufgabe der Kirche, an der jeder, Mann, Frau und Kind, mitarbeiten kann und soll, sprechen höre, dann muß ich antworten: Nie! Von allen Manifestationen unseres Heilandes wird gepredigt, pon Jesus, dem Lichte der Heiden, hören wir nichts. Da gilt auch von uns das Wort des heiligen Paulus: „Wie sollen sie an den glauben, von welchem sie nie gehört haben? Und wie *) Bedeutend.geringer noch in Österreich. (An-merk, d. R.) sollen sie hören ohne Prediger?" Hochwürdige Seelsorger, im Namen der 30 Millionen Heiden, die jährlich ungetauft sterben, bitte ich Sie: Vergessen Sie in Ihrer Sorge um unser Seeleitheil nicht der Seeleu, die in den Heidenländern verloren gehen, vergessen Sie nicht, daß jedes Ihrer Pfarrkinder die- Pflicht hat, an der Rettung dieser Seelen' mitzuwirken- und tier>-gesscn Sie nicht, daß wir-für-unser' eignes Heilt nicht besser wirken können, als wenn' wir für das Heil anderer besorgt sind. stützen Sie die. Kanzel, die Christenlehre, den Kommunionunter-richt, um uns und unsere Kinder' über die Be-dürfnisse der Mission zu belehrÄh mit unseren Eifer, unsere Opferwilligkeit zu wecken. Und sollte die Missionskenntnis unter Belt heranwachsenden Priestern noch nicht ganz auf der Höhe der Zeit stehen, so dürfen wir getrost zu unseren Oberhirten das Vertrauen haben, dach.' sie den richtigen Weg finden, um solchem Mangel abzuhelfen. Wen Gott zum Apostolat mit Anwartschaft auf die Märtyrerkrone beruft, der folge diesem Rufe, und wer einem so Auserwählten nahesteht, der verhindere ihn um Gottes Willen nicht aus mißverstandener Liebe und Fürsorge, Gott gehorsam zu sein und sein eigenes, höchstes Glück zu machen. Doch es sind wenige, die das angeht. Wir alle aber müssen die Mission fördern durch Gebet und Almosen. Lassen Sie sich in der nächsten Missionspredigt Ihres Pfarrers sagen, wie Sie zu beten haben. Mir liegt die Aufgabe näher, Ihre Freigebigkeit anzuregen. Wir dürfen nicht vergessen, daß die Kirche nicht nur aus Papst und Bischöfen und Missionären besteht, sondern daß auch wir ihre Mitglieder sind, und daß auch an uns der Missionsbefehl ergangen ist. Daher müssen wir neben dem Gebet für die materielle Unterstützung der Mission sorgen. Wenn wir also davon überzeugt sind, daß jeder sein Scherflein beitragen muß, so müssen wir uns auch klarmachen, wie dringend diese Pflicht ist. Durch die Ausdehnung der Mission kann die Zahl der Glaubensboten, die früher ausreichte, heute nicht mehr ausreichen. Es müssen also Gebiete brach liegen bleiben, wenn wirKatholiken nicht durch vermehrte Spenden die Gründung neuer Missionshäuser zur Ausbildung von Missionären, deren Ausstattung, endlich die Erbauung von Kapellen, Schulen, Niederlassungen in den Missionsgebieten ermöglichen. Nun sind gleichzeitig mit der Vermehrung des Bedarfes Quellen versiegt, die bisher reich für die Verbreitung des Glaubens geflossen waren. Frankreich hat bis vor wenigen Jahren den Hauptteil an den Missionslasten der ganzen Welt getragen. (Redner führt hiefür eine Reihe von Zahlen an.) Heute muß sich das katholische Frankreich auf sich selbst zurückziehen, um nur vegetieren zu können. Damit erwächst den Katholiken der anderen Länder die Ehrenpflicht, den Ausfall zu decken. Wir können uns einen Maßstab für das, tvas wir leisten sollten, an dem bilden, was andere tun. In den Gebieten, die erst im Laufe des letzten Jahrhunderts in das Missionsfeld anf-genommen wurden und in denen gegenwärtig noch eine eigentliche Missionstätigkeit stattfindet, leben sieben Millionen Katholiken, drei Millionen Protestanten, die vom Heidentum bekehrt tvurden. Wenn nun auch die Erfolge der protestantischen Missionen im Laufe des letzten Jahrhunderts sehr gewachsen sind, sollte es doch als selbstverständlich gelten, daß die 260 Millionen Katholiken der Welt weit größere Summen für ihre Missionen aufbringen als die 160 Millionen Protestanten. Und doch ist der letzteren Beitrag 80 Millionen Mark, während wir Katholiken ganze 20 Millionen aufbringen. Das sind acht Pfennige pro Jahr auf jeden Katholiken. Die Leistungen unserer 'nichtkatholischen Mitchristen sind denn auch in den letzten Jahren bedeutend. Während wir Katholiken an Missionären iveißer Rasse, eingeborenen Missionären, Laienbrüdern und Ordensschwestern 31.454 Glaubeiisbotcn in die heidnische Welt schicken, sind cs bei den Protestanten solcher Missionshelfcr 45.622. An Missionsstationen sind wir weit überlegen; wir zählen 30.414 Stationen, die Protestanten nur 3790. Dagegen haben letztere 18.921 Schulen mit 867.400 Schülern, während wir nur 17.834 Schulen mit 790.880 Schülern ausweisen können. Diese Zahlen sind überaus lehrreich. Die katholische Kirche bleibt ihrem Namen treu und sucht in einer den nichtchristlichen Kirchen fast um das Zehnfache überlegenen Zahl von Missionsstationen die ganze Welt zu umspannen. Das katholische Bolk aber läßt es an den Mitteln fehlen und so fehlt cs an Missionären, an Schulen und Lehrkräften. Die Protestanten zahlen pro Kopf jährlich 50 Pfennige für ihre Missionen. Wenn wir, und sehr viele von uns könnten den Anteil von anderen mitübernehmen, wirklich 50 Pfennige pro Kopf aufbringen wollten, so könnten wir den Missionären 130 Millionen statt der lumpigen 20 Millionen zuführen. Die organisierte Hilfe ist da tvohl immer die wirksamste. Wir haben gute Organisationen zur Beschaffung der Geldmittel für das Missionswerk. Daher müssen wir Vereinen beitreten, wie dem Franziskus Xaverius -Verein, dem Ludwigs-Missionsverein in Bayern sowie dem Afrikaverein. Die deutsche Frauenwelt hat ihre eigenen Vereine, in denen sie ihre Freigebigkeit betätigen kann: die Missionsvereinigung katholischer Frauen und Jungfrauen, deren verdienstvolle Präsidentin eine Schlesierin ist, Frau Gräfin Praschma, und die St. Petrus Klaver-Sodalität, die unter der überaus opferfreudigen Führung der Gräfin Ledvchowska für die afrikanische Mission aller Nationalitäten wirkt. Im weiteren richtet Redner an die Damen den Appell, durch Stellung von Ordensschwestern, durch Gebet und durch Einwirken ans die Männer für die Missionen zu sorgen und namentlich alle Kinder in den Kindheit Jesu-Verein einzuführen. Im Anschluß daran regt er den Gedanken an, daß für die katholischen Studenten Deutschlands akademische Missionsvereine sich bilden möchten, welche für die Zukunft eine Elite missionsver-stäudiger und missionsbegeisterter Gebildeter erziehen sollten. Sei dieser Gedanke aber heute noch nicht ausführbar, so möchten die Chargierten aller katholischen Studentcnkorporationen dafür wirken, daß alle ihre Kommilitonen Mitglieder der bestehenden allgemeinen Missionsvereine würden. Im weiteren regt Redner an, int Anschluß an eilte Missionspredigt einmal im Jahre eine Kirchensammlnng für die Missionen in jeder Pfarrei anznordncn, an den Namenstagen für die Missionen eine Gabe zu spenden, bei Lebzeiten, wie es die schlesische verdiente Schrift- stellerin Frau Emilie Huch vorschlage, zugunsten der Missionen Legate zu widmen unter Vorbehalt des Zinsengeuusses, größere Beiträge direkt au die im Vaterland errichteten Missionshäuser abzuführen. Unterstützen Sie die Mission, wie Sie es für gut halten. Sind Sie von der Notwendigkeit überzeugt, so werden Sie schon den richtigen Weg finden. Damit Sie in sich und in anderen diese Überzeugung wecken und wachhalten, müssen Sie die Zeitschriften der Missionen Heidentum wird frecher als jetzt schon das Haupt in unserer Mitte erheben. Wollen Sie also dem katholischen Deutschland (und dem katholischen Österreich. D.R.) den Glauben erhalten und stärken, dann müssen Sie helfen, ihn hinauszutragen in alle Welt. Hegen Sie das Vertrauen, daß, wenn Sie für die Ärmsten der Armen, für die Heiden gesorgt, Ihnen zuerst das Wort Christi gilt: „Ich war hungrig und ihr habt mich gespeist, ich war Dasineue Daus der Missionäre in Mau. (Ein einfacher, fester Steinbau, feuersicher. Vor dem Hause liegen noch viele Steine. Manchmal gilt hier: „Viel Steine gab's, doch wenig Brot." Vor der Veranda stehen Patres, Brüder und einige Katechumenen. lesen und verbreiten; auch da werden die Frauen die Führung zu übernehmen haben. Auf die Einwendungen gegen das Missionsalmosen will ich nicht eingehen, weil sie zu kleinlich sind und ich Ihre Geduld nicht länger in Anspruch nehmen will. Eines halten Sie sich vor Augen, wenn kalte Zweifel Ihre Missionsfreudigkeit zu ersticken drohen: wenn das Christentum jetzt nicht einen Siegeszng durch die heidnische Welt beginnt, wenn ^Christus Schmach erleidet vor den Augen der Heiden, dann werden auch die Länder altchristlicher Kultur den Rückschlag dieser Niederlage verspüren und das Neu- nackt und ihr habt mich bekleidet, ich war int Kerker und ihr habt mich befreit." lind Ihnen zuerst auch die Verheißung, die der Heiland daran knüpft: „Kommet, ihr Gesegneten meines Vaters! Nehmet das Reich in Besitz, das euch bereitet ist von Anbeginn." Möge die Lesung dieses Mahnwortes in allen verehrten Leserinnen und in allen lieben Lesern auch diese Wirkung haben, im neuen Jahre mit neuem Eifer für unser Missionswerk tätig zu sein und nach Kräften auch viele andere dafür zu begeistern! Fortschritt und Prüfungen in Mau.' Seit ungefähr einem Jahre befinde ich mich in dieser Station. Der Zweck meines Kommens war, da ich, wenn auch kein patentierter Baumeister, so doch Maurer bin, ein neues, festes Haus für die Missionäre zu bauen. Gleich am nächsten Tage nach meiner Ankunft ging ich ans Werk. Das nötige Werkzeug und besonders Bausteine wurden eifrig herbeigeschafft. Während im ganzen Schillukland kaum ein Baustein zu finden ist, haben wir hier im Bahr-el-Ghazal Überfluß an großen und kleinen Steinen: die ganze Gegend ist davon wie übersät. Wir fanden sogar große und feste Ecksteine von 1-20 Meter Länge und 60 Zentimeter Breite. Die Eingeborenen gewinnen ans diesen Steinen viel Eisen, woraus sie dann ihre Lanzen, Armbänder und Gerätschaften zur Bearbeitung des Bodens verfertigen. Was hierzulande gänzlich fehlt, ist der Kalk, der durch Lehm ersetzt werden muß. Um jedoch das Mauerwerk gegen den Regen zu schützen, gebrauchten wir, wenigstens um die Fugen auszuschmieren, Zement, mit Sand vom Fluß vermischt. Einige wichtige Gebäude läßt die Regierung mit Malter bauen, was aber hier ziemlich kostspielig ist. Trotzdem Steine in Hülle und Fülle vorhanden sind, gebrauchen die Ingenieure der Regierung auch Ziegel und viele Bauten sind nur aus Ziegeln aufgeführt, andere aus Steinen und Ziegeln und noch andere nur aus Steinen. Wau kann wohl mit Recht der Hanptort der Bahr-el-Ghazal-Provinz genannt werden und zählt etwa 3000 Einwohner, meist heidnische Eingeborene der weiten Provinz; doch lebt hier auch eine Anzahl von Mohammedanern aus dem nördlichen Sudan und sie geben dem Orte teilweise einen mohammedanischen Anstrich. Wan besitzt auch zehn Häuser, die aus Eisen und Holz gebaut sind, und mehr als 30 wurden wie in Europa gemauert. Ein Scbullmnbcn in ©mduvman. (Nach einer Photographie des P. Ohrwalder.) Die Schüler des hochw. P. Ohrwalder. Außer Negern sind darunter Araber und viele Orientalen, Kinder von Kaufleuten und Handwerkern. Das Schulhaus im Hintergrund ist aus Lehm aufgeführt. Dutzend derselben wurde erst dieses Jahr vollendet. .Die Maurer sind durchwegs Griechen und es sind bereit ungefähr 70 an der Zahl: außerdem sind noch andere Handwerker hier, wie Tischler, Schmiede, Maler usw. Am 1. Dezember 1908 legten wir den Grundstein, zwar nicht mit großer Feierlichkeit, doch voller Freude, da wir an den Zweck des Hauses dachten, der da ist das leibliche Wohl der Missionäre und besonders das geistliche der armen Neger. Nach l'/2 Monaten Arbeit ragte der Bau bereits 1 Meter über den Boden empor-, so hoch sollten die ersten Wohnränme zu liegen kommen, um gegen die Nässe gut geschützt zu sein. Um diese Zeit kam ein irländischer Ingenieur, der bei der Regierung angestellt ist, zu uns. Dieser, ein eifriger Katholik, hatte die Armut unseres Kirchleins — eine Strohhütte — und unsere Unfähigkeit, es zu verbessern, gesehen und bot sich deshalb an, auf eigene Kosten eine neue Kirche zu bauen. Er kam mit dem Obern bald darin überein, daß wir nur die einzige Verpflichtung hätten, die Steine herzuschaffen, und er selbst für alles übrige sorgen würde. Gesagt, getan! Er schickt sofort vier seiner Maurer und beginnt mit dem Bau der Kirche, die 15 Meter lang, 8 Meter breit werden und 6 Fenster und 2 Türen haben sollte. Für das Dach wurde Zinkblech bestimmt und der Boden sollte zementiert werden. Das ist ohne Zweifel das Werk eines großmütigen Herzens, eine solche Arbeit in diesem Lande um Gotteslohn zu liefern! Der Bau schritt schnell vorwärts, besonders bei der Kirche-, beim Hausbau hingegen waren wir nur zwei Brüder Maurer und hatten außerdem noch doppelt soviel Mauerwerk aufzuführen: es ging daher ziemlich langsam voran. Wir trösteten uns schon mit dem Gedanken, bald eine ordentliche Kirche zu haben. Ein schöner Altar, aus rotem, einheimischem Holz von Br. Heinrich verfertigt, ein schöner Kasten samt den Paramenten und ein Kreuz- weg standen schon für dieselbe in Bereitschaft. Doch Gott der Herr hatte anders verfügt. Während ich eines Morgens bei der Messe diente, hörte ich plötzlich den Ruf: „Feuer!" Wir eilen alle sofort auf den Brandplatz, tun zu retten, doch vergebens: in einer Minute war alles ein Raub der Flammen. Der Schrecken unserer Knaben läßt sich kaum beschreiben, denn sie schliefen gerade in jener Hütte. Diese Hütte samt dem Vorrat an europäischem Holz für das neue Haus und die Lebensmittel verbrannten. Doch nicht genug. Sechs Tage darnach, während wir beim Nachtessen saßen, schreckte uns abermals der Feuerlärm auf. Und diesmal sollte es noch ärger kommen, denn wir wurden mit einem Schlage fast aller Sachen für die Kirche beraubt. Die Brüder, welche samt den Knaben — ungefähr 20 an der Zahl — beim ersten Feuer ihres Schlafraumes beraubt worden und seither in der Kirche untergebracht waren, verloren nun auch das Wenige, das anfangs gerettet wurde, weil das Feuer eben an der Kirche angelegt worden war. Zwei Brüder hatten nur mehr das einzige Kleid, das sie anhatten. Ich persönlich verlor eigentlich sehr wenig, da ich eine elende Strohhütte bewohnte, nur verbrannte mir ein Stück meines Kleides und die Feuerfunken, welche mir auf die Schultern sielen, drangen bis auf die Haut, so daß ich von dieseni traurigen Ereignis eine Brandwunde als Andenken davontrug. Fast alle Knaben, welche bisher in der Mission untergebracht waren, mußten noch am gleichen Abend mit ihren Eltern zu deren Hütten zurückkehren und die Mohammedaner, welche schon lange neidisch auf unsere Arbeiten und guten Fortschritte bei der Jugend gesehen, erreichten so, wenigstens anscheinend, ihre Absichten. Bei den gutgesinnten Leuten hatte jedoch unser Unglück eine Rückwirkung zur Folge, denn nicht allein unsere braven Katechumenen, sondern auch die ganze einheimische Bevölkerung begriff ganz gut, zu welchem Zwecke uns dieser Streich gespielt worden war, und anstatt daß sie sich von uns trennten, wurden sie uns nur mehr anhänglich und zugetan. Das sah man übrigens schon am gleichen Sonntag: die ersten, welche uns zu Hilfe kamen, waren die Weiber vom nahen Dorfe. Sie trugen mit ihrer Borma (eilt Gefäß, das zirka 10 Liter faßt) auf dein Kopfe reichlich Wasser aus dem nahen Fluß, um das Feuer zu löschen. Hütte uns diese Hilfe gefehlt, so wären sicher auch die beiden Zimmer der Patres abgebrannt, weil der Wind unaufhörlich Funken nach dieser Richtung trieb: das beständige Begießen des Daches mit Wasser verhinderte jedoch, daß das Stroh Feuer fing. Gerade das Allernötigste, um noch Messe lesen zu können, wurde, wie durch eilt Wunder, gerettet. Die neue Kirche wird nun bald vollendet feilt, aber leider ohne Altar, ohne Paramente usw. Acht Knaben waren uns noch geblieben und mußten nun, wie auch wir, einen Monat lang unter freiem Himmel schlafen, bis wir zwei Zimmer im neuen Hanse beziehen konnten. Nachdem dieses Unwetter vorüber war, gingen wir mit neuem Eifer an die Arbeit und nach fünf 9Nonaten war das Haus fertig. Einen Monat lang halfen uns zwei griechische Maurer. Das Haus ist 23 Meter lang, 9J/o breit und 5 hoch, hat 7 Zimmer, eine Veranda auf der Nordseite und eine ans der Südseite, so daß die beiden Teile des Hauses beinahe ganz von den glühenden Sonnenstrahlen geschützt werden. (Siehe Bild S. 270.) Die neue Kirche steht in der Richtung des Hauses: beide haben den Vorteil, daß sie zu jeder Jahreszeit recht luftig sind. Unsere guten Knaben haben auch fleißig beim Bau mitgeholfen und selbst in der Er-holungszeit machten sie Mörtel an, trugen Steine usw. In der letzten Zeit bauten sich die Knaben unter der Leitung des P. Zorn einen neuen und geräumigen Schlafranm aus Ziegeln, welche uns die Regierung schenkte. Haus, Kirche, Schlafraum für die Knaben und auch die Küche wurden gleich nach ihrer Vollendung mit Eisenblech gedeckt, welches die Gefahr einer Feuersbrunst verhüten wird. Das Grundstück, auf welchem oben genannte Gebäude stehen, mißt 130 Meter in der Länge und 110 Meter in der Breite. Außer diesem gab uns die Regierung noch einen andern Grund, der 50 Meter breit und eben so lang als der unsrige ist. Daselbst sollen die Schule und eine öffentliche Tischlerei, die wir leiten sollen, errichtet werden. Diese letztere istschvn vollendet und nächstes Jahr will uns die Regierung auch die Schule bauen. Die Jugend erhält somit guten Unterricht in der Schule von den Patres, während die Brüder Tischler den Burschen in der Tischlerwerkstätte Kenntnisse beibringen, die sie von gewöhnlichen Arbeitern wohl unter» scheiden. Sie lernen unsere heilige Religion immer mehr schätzen und lieben und wir hoffen mit Recht den besten Erfolg. Wau, 27. Juni 1909. Br. Benedikt F. S. C. Btnlge trierfabeln der Lcbillukneger. Gesammelt von Ibodnv. P. Milbelm Wanbolzer F. S. C. (Schluß.) Schwiegereltern, die bereits den Kaufpreis 12. Der Hase und die Hyäne. Die Hyäne machte, zusammen mit dem Hasen, einen Besuch bei ihren zukünftigen für ihre Tochter erhalten hatten. Auf dem Wege dahin fanden sie ein Messer. Die Hyäne wollte es mitnehmen, weil es später einmal nützlich sein könnte. Der Hase wollte aber nichts davon wissen. und beredete die Hyäne, sie möchte doch so gut sein und das Messer holen. Als die Hyäne zurückgekehrt war, hatte der Hase schon alles StraDenssene in IRairo. Arabisch-sudanesischer Tanz mit Musikbegleitung. aufgezehrt. Auf ihre Frage, wo denn das Essen hingekommen sei, antwortete der Hase: Der Schwiegervater habe es zurückgenommen,weil er zur Überzeugung gekommen, daß der Kaufpreis für seine Tochter zu gering sei.*) Das war sehr leicht möglich — die Hyäne mußte es hinnehmen. Als die Nacht hereingebrochen war und die Hyäne schon schlief, erhob sich der Hase, schlich sich in den Schaf-stall, zerlegte und verspeiste mit Hilfe jenes Messers ein fettes Schaf. Der Hyäne schmierte er das Innere der Eingeweide um Maul und Kopf. Darauf ging der Hase an den Fluß, wusch sich und legte sich dann ans ein Fell, hoch oben auf einem Zimmer- Jm Dorf der Schwiegereltern wurde ein üppiges Essen aufgetischt und das Messer hätte nun sehr gute Dienste geleistet. Der Hase beklagte bitter seinen Mangel an Voraussicht breit, zur Ruhe. *) Die Frau wird bei den Schilluk um Vieh gekauft. Erst meint der Freier beit ganzen Preis eingebracht hat, darf die Braut zu ihm übersiedeln. Der Morgen kam; der Herr Schwiegervater sah das Blut im Stall. Er eilte hinaus und alarmierte das ganze Dorf. Der Hase hörte den ganzen Vorgang mit an und bat die Hyäne, sie möge doch aufmachen und sehen, was draußen los sei. Kaum hatte man ihr beschmiertes Maul gesehen, so war auch schon klar, wer der Dieb gewesen. Es hagelte Stockschläge — und die Hyäne mußte mit Schimpf und Schmach sich aus beut Staube machen. 13. Der Hase und das Krokodil. Der Hase ist mit dem Krokodil verwandt. Vor uralten Zeiten hat einmal ein Krokodil eine Häsin zur Frau genommen. Daher leben auch diese beiden Tierarten in guten Beziehungen. Eines Tages lud der Hase die Krokodile ringsum ein, mit ihm landeinwärts zu gehen und rote Beeren zu essen. Bevor sie aufbrachen, wollte er sich vergewissern, ob ihre Eier*) an sicheren Plätzen untergebracht seien, damit ihnen in Abwesenheit ihrer Besitzer kein Leid ge- Sorglos brachen sie endlich auf. Draußen im Wald schnitt sich der Hase einen starken Stock ab. Die Krokodilsvetterschaft tat sich inzwischen gütlich an den Beeren. Der Hase wartete ihre gänzliche Sorglosigkeit ab, kam dann mit dem Stock und hieb so auf die Krokodile ein, daß alle ans dem Platze blieben. Nur eines entkam in den Nil. *) Die Krokodile legen ihre Eier in den Sand am Ufer. Der Hase ißt gern Eier. Die verborgenen Eier im Sand waren nun sein Eigentum. Das in den Nil entkommene Krokodil mußte machtlos zusehen, wie der Hase die Eier aufklopfte. Es tröstete sich mit den zukünftigen eigenen Eiern. Siestamen Donkey aitD /Ifoonkeg. — Junge entsprangen ihren Schalen und eine starke Fantilie war wieder im Werden. Eines Tages kam der Hase wieder einmal zum Fluß und wollte übersetzen. Ein junges Krokodil nahm sich seiner an, gab seinen Rücken her und schwamm mit dem Vetter davon. Eine andere Straßenszene: Der Affe muß auf dem Rücken des grauen Langohres seine Kunststücke aufführen, die der Eseltreiber — ein Araber — mit seiner Zimbel und seinem Gesang begleitet. Sie waren schon weit im Fluß drin, als die übrigen Krokodile den Hasen entdeckten: „Laß den Hasen nicht fort, zerreiß' den Knirps in Stücke, beiß' ihn tot!" schrien sie alle zusammen. Das übertragende Krokodil sah zum Hasen hinauf und fragte, was man ihnen denn dort drüben nachschreie. „Dummheiten machen sie," sagte der Hase, „und verlangen, du sollst schneller schwimmen, daß ich endlich einmal landen könne." So entkam auch diesmal der Hase. 14. Der Mid (Geier). Der Ulid war einmal der König der Vögel. Vom Wasservogel brachte er es zu einem krummen Schnabel — vom Diebe brachte er es zum König. Eines Tages schlachteten die Vögel einen Ochsen. Jung und alt saß herum, seinen Teil erwartend. Auch der Ulid kam dazu-, seine diebischen Launen bekamen wieder die Oberhand und er fragte: „Wird bei so vielen Leuten vom Fleisch etwas übrig bleiben? Soll da den König noch etwas treffen?" „Bist bit nicht groß und mächtig," beschworen ihn die Alten; „alles Fleisch im Land ist ja dein Eigentum, du wirst dich doch nicht um ein elendes StückFleisch bekümmern."*) Der lUid aber schielte von der Seite nach dem Fleisch, schoß heran und trug sich ein Stück davon. „O der arme König!" rief das Volk aus: „ein Stück Fleisch hat er seinen Untertanen gestohlen, er hat seine Größe vergessen, darum sei er abgesetzt." Man sieht den Ulid heute noch stundenlang ans einem Fleck sitzen und seine Unmäßigkeit bereuen. *) Der Schillukkömg darf nicht vor dem Volk essen: er muß großmütig sein und darf sich um Kleinigkeiten wie das Essen nicht kümmern. Alles soll er hergeben, als wäre er über körperliche Bedürfnisse erhaben. Das ist noch heute so. 15. Die Eule als König. Die Eule redete den Vögeln ein, ihr Urgroßvater sei König gewesen, sie besitze Herrschereigenschaften und das Königsein komme jetzt an sie. Die Vögel ließen ihre Rechtsansprüche gelten. Sie kamen also zu ihr und brachten ihre Klagen vor. Es kam der Marabut mit dem Glatzkopf und dem nackten Hals. Die Eule war eben daran, ein Fischnetz zu flechten. Auf einmal entstand ein Feuer int Gras, dicht am Netz; es sing Feuer und verbrannte. Der König fuhr ans und auf den Marabut los, er habe das Feuer unter den Flügeln mitgebracht und es dann hart am Netz fallen lassen. Dafür gebühre ihm eine gehörige Strafe; er ergriff den Speer und stach den Marabut durch den Hals. Darauf rief der König: „Mein Netz hat Feuer gefangen, mein Netz ist verbrannt." Alles Volk lief zusammen und man sagte sich schalkhaft, es sei wohl der Mühe wert, das ganze Volk zu alarmieren wegen eines Fischnetzes!*) Der König schwieg; er hatte sich un- königlich benommen und war daher nicht mehr groß genug, um weiter König zu sein. Er ging, ohne nur ein Wort zu sagen, und läßt sich seit der Zeit bei Tage nicht mehr sehen. Der Marabut hat auf den Lanzenstich hin seine Federn mit Hals verloren. 16. Der Hase und der Rabe. Der Hase besuchte den Raben. Dieser war eben daran, Durrakorn int Mörser zu *) Wenn dem Schillukkönig der Speer oder Stock oder irgend etwas entfällt, so darf er es nicht aufheben, das wäre zn kleinlich. Der König darf über nichts, was geschehen, sich aufhalten; was geschehen ist, ist geschehen und nicht zu ändern. Schaden und Verlust gibt es für ihn nicht — er hat ja alles. Sein Reichtum ist unbegrenzt. stampfen.*) Nebenan glühten zwei feurige Kohlen ans dem Herd. Das waren die beiden Augen des Raben, die er sich beim Kochen herausnimmt und die als Feuer dienen.**) „Es ist doch merkwürdig," meinte der Hase, „daß wir in diesem Punkt so gleich sind. Auch ich benütze meine Augen zum Kochen, bloß glimmen die deinigen mehr." „Ach was!" gab der Rabe zurück, „du kochst auch mit dem Feuer deiner Augen, das ist mir wirklich ganz neu. Doch greif nur zu und iß von dem, was ich gekocht. Ich werde in den nächsten Tagen bei dir zukehren und sehen, wie du es treibst." Als der Hase gespeist, verabschiedete er sich. Der Rabe kam zu seiner Zeit. Er klopfte an. „Herein, meine liebe Schwester!" klang es von drinnen. Er trat ein. Was für ein Anblick: Der Hase stand da Korn stampfend mit ausgegrabenen Augen. „Aber, Schwester!" rief entsetzt der Rabe aus, „was hast du getan?" „Ich habe meine Augen herausgenommen und sie unter den Kochtopf gelegt, damit das Essen schneller fertig sei." „Aber das Essen ist ja kalt," entgegnete der Rabe, „und ich sehe deine Angen nicht auf dem Herd." „O meine Augen, meine Augen!" weinte nun der Hase, den Mvserstampfer fallen lassend; „meine Augenhöhlen bluten und meine Augen sind nicht mehr!" Der Rabe machte sich auf die Suche nach den Augen und fand sie in einem Mörser, wohin sie von den Ameisen geschleppt worden waren. Er setzte sie dem unglücklichen Hasen wieder ein, aber nicht ohne eine tüchtige Strafpredigt: „Dummer Hase, was bit nicht *) Die Schillukfranen stampfen ihr Korn in einem Mörser, der mitten in der Hütte eingegraben ist. Sie benützen dazu einen 21/2—3 Meter langen Stampfer. **) Die Raben haben das Recht ans die Augen bei jedem Kadaver; ihre Augen sollen deshalb glühend sein wie Feuer. Sie sollen sich je nach Belieben herausnehmen lassen. verstehst, das lasse sein. Meinst, du könnest es allen nachmachen! Wenn einige dümmer sind als du, so mußt du deshalb nicht glauben, du seiest so gescheit wie alle. — Gehe, iß dein Essen selbst." Damit ging der Rabe. 17. Der Hase und das Schaf. Der Hase besuchte einmal das Schaf. Das hatte eben sein Korn fertig gestampft. „Liebe Schwester," sagte es, „ich habe mein Mehl, fein gestoßen, es fehlt nur noch, daß ich ihm etwas beimische, damit es einen guten Geschmack bekomme." „Bei mir zu Hause nimmt man Hidschlik-körner" (die säuerlichen Körner einer dattel-ähnlichen Frucht), log der Hase. „Ach so, das ist schön, daß wir gleiche Erfahrungen haben; auch ich nehme nämlich gern diese Körner." „Ich lvill gleich hinausgehen und mir welche holen." Der Hase blieb unter dem Türloch sitzen und schaute, wie das Schaf mit der Stirn gegen die Bäume anrannte. Es regnete Hidschlikfrüchte; die Hausfrau brachte eilte ganze Schale voll. „Wie herrlich," rief der Hase, „daß wir wieder in etwas gleich sind. Ich mache es nämlich gerade wie du, wenn ich die Körner brauche." „Das ist ja sehr schön von dir, daß du so viel weißt, und es muß interessant sein, dich bei der Arbeit zu sehen," antwortete das Schaf. „Deine Gesellschaft ist mir sehr erwünscht," gab der Hase zurück, „und ich hoffe, dich in den nächsten Tagen bei mir sehen zu können." Inzwischen war das Essen fertig; sie speisten gemütlich zusammen. Nach dem Essen begleitete das Schaf den Hasen noch eine Strecke Weges. In den nächsten Tagen kam das Schaf. „Wie schon, liebe Schwester, daß du gerade jetzt kommst," grüßte der Hase; „ich bin mit dem Mehlstampfen fertig und ich brauche nur noch die Zuspeise." „Da kann ich dir ja helfen," bot sich das Schaf an, „und dir die Körner auflesen, die du herunterschüttelst." Sie gingen hinaus. Der Hase rannte gegen einen Baum an — der Kopf ging daneben, ein zweites Mal — und wieder daneben. „Das ist doch eigentümlich," meinte er-, „jeden Tag mache ich es und es gelingt mir — nur heute, bloß heute will ich keinen Erfolg haben." „Das kommt vor," erwiderte beschwichtigend das Schaf, nahm den Kopf des Hasen und stieß ihn gegen den Baum, daß Früchte genug fielen. „O mein Kopf — o mein Hals!" jammerte der Hase. Wieder beschwichtigte ihn das Schaf, daß es nicht so schlimm sei und einem hie und da der Kopf wehe tue bei dieser Hausfrauenarbeit. Das Schaf sammelte die Früchte, bereitete das Essen und stellte es vor den Hasen hin. „Da nimm," sagte es, „dummes Kind, meinst, du könntest alles tun, was du bei andern siehst. Bleibe bei deinem Geschäft und koche, wie bit kochen gelernt hast." Damit ging das Schaf, dem Hasen das Essen überlassend. 18. Der weiße und der schwarze Rabe. Der Rabe heißt weiß,.weil er einen weißen Hals hat. Dieser weiße Rabe ist ein Wandervogel; zur Regenzeit ist er nicht da. Die Schillnk sagen, er müsse zu dieser Zeit in fremden Landen sein Essen suchen, weil er seine Mutter umgebracht habe. In dieser Fabel spiegelt sich so recht die überlegene Schlauheit und der Neid der Schillnk. Es will einer den andern zu einem Verbrechen verleiten und vernichten dadurch, daß er ihm vorgibt, er habe dieses Verbrechen schon begangen und es sei sozusagen „modern", es zu tun. Der schwarze Rabe begegnete dem weißen Raben. Der schwarze Rabe sah ernst aus. „Was ist es heute mit dir, lieber Freund," fragte der weiße, „daß du so in Gedanken versunken bist?" „Nichts — ich habe gestern meine Mutter umgebracht und bin endlich froh, ihr Gejammer und ihre Gebrechen los zu sein." — „Ei was," fragte der weiße Rabe, „das hast du getan und fühlst dich wohl?" — „Jawohl." — „Da gehe ich auch hin und bringe meine Mutter um. Zu was denn weiter ihr Gejammer?" Und er ging hin und tötete seine Mutter. Am nächsten Morgen begegnete der weiße Rabe dem schwarzen mit seiner Mutter. „Aber wie," fragte der weiße Rabe, „ich habe doch gemeint, deine Mutter sei tot?" — „Nein, sie ist wieder aufgestanden," entgegnete der schwarze Rabe. Der weiße Rabe beweinte seine Mutter, verklagte den schwarzen Raben wegen Verleitung zum Mord, verlor aber den Prozeß und muß als Strafe seither zur Regenzeit auswandern. Bus dem fllMfftoneleben. Melde eines christlichen Ikönigs im Ilnnern Afrikas. Gabriel Mntehengerwa ist der neue König der großen Insel Ukerewe, welche int größten innerafrikanischen See gleichen Namens liegt, der auch Viktoria-Nhanza genannt wird. Gabriel schrieb an den Obern der Mission Ukerewe: „Ich bin König geworden und bin auch Christ. Meine Vorfahren bestiegen den Thron unter besonderen Zeremonien und Segnungen nach heidnischem Gebrauch. Da ich aber Christ bin, wollte ich diesem Brauch nicht folgen. Meine Untertanen sind nun gespannt, zu sehen, wie die katholische Kirche ihre Könige weiht. Bekämen sie nichts zu sehen, so würden sie sagen, daß die christliche Religion die Könige nicht weiht." Es wurden deshalb besondere Zeremonien festgesetzt, um dem Wunsche des guten christlichen Königs zu entsprechen. Die Weihe fand statt am Fest der heiligen drei Könige, 6. Jänner 1909. Am Vorabend des Festes sowohl als auch am Tage selbst noch bis gegen 9 Uhr hatten die Patres vollauf im Beichtstuhl zu tun. Hierauf wurde die heilige Kommunion ausgeteilt und alle machten zusammen die Danksagung. Nach derselben versammeln sich die Gläubigen, um den König abzuholen, der in einem Zimmer der Mission wartet. Von hier ans zieht nun der König in feierlichem Zug zur Kirche. Der Obere erwartet ihn am Eingang, reicht ihm Weihwasser und zieht dann in die Kirche ein, während das Veni Creator gesungen und vom Volk in einheimischer Sprache wiederholt wird. Beiin Presbyterium angelangt, bleibt der König stehen. Er ist von allen seinen Häuptlingen, sowohl christlichen als heidnischen, umgeben. Der Obere richtet nun an ihn folgende Fragen: „Von wem hast du die königliche Würde erhalten?" „Ich habe sie von Gott erhalten." „Zu welchem Zweck hat sie dir Gott gegeben?" „Damit ich mein Volk nach Gerechtigkeit regiere und ihm helfe, in den Himmel zu kommen." „Widersagst du dem Teufel?" „Ja, ich widersage." „Versprichst bit Jesus Christus nachzufolgen, nach seiner Religion zu leben und deren Gebote zu beobachten?" „Ich verspreche es." „Dann knie nieder und wir werden für dich beten." Alle knieten nieder und die Missionäre beteten die Allerheiligen-Litanei, das Vaterunser, Versikel, das Gebet vom Festtage und das Gebet für den König. Endlich gab der Obere dem König seinen Segen und besprengte ihn mit Weihwasser. Darnach lud er ihn ein, auf einem eigens für ihn bereiteten Betstuhl Platz zu nehmen. Die Königin, seine Frau, wurde zu einem andern Betstuhl neben den König geführt. Die Christen waren wie an den höchsten Festen zahlreich vertreten. Auch den Heiden war bei dieser Gelegenheit erlaubt worden, die Kirche zu betreten, welche daher überfüllt war. Alle beteten zusammen das Vaterunser, Ave Maria und das erste Kapitel des Katechismus. Sodann hörten sie die Festrede an. Darauf begann das feierliche Levitenamt. Beim Offertorium inzensierte der Diakon auch den König. Bei der Kommunion des Priesters schritten der König und die Königin zum Altar und empfingen den Leib des Herrn. Während des letzten Evangeliums wurde das Magnificat angestimmt, dessen erster Vers nach jeder Strophe vom Volk wiederholt wurde. Nach Beendigung des Gesanges begab sich der Obere mit dem König zum Marienaltar, um die Christen und das Königreich Ukerewe der Unbefleckten Gottesmutter zu weihen. Der Weiheakt wurde vom König, seinem ersten Minister und von allen Missionären unterzeichnet und zu den Füßen der Statue Mariens gelegt. Während die Menge in Ruhe und Ordnung die Kirche verließ, machte der König seine Danksagung. Darauf wurde der König und sein Minister eingeladen, im Speisezimmer der Missionäre mit diesen ein Frühstück einzunehmen. Zum Schluß zog der König unter dem Freudengeschrei einer ungeheuren Volksmenge in seine kleine Hauptstadt ein,, wo besondere Festlichkeiten für diese Gelegenheit veranstaltet wurden. Dreizehn Ochsen, eine große Zahl Ziegen und fünfzig Fässer Bananenbier waren für das Fest zubereitet, um die Geister zu erheitern. . d'Ukr., p. ®. Planes.) tin letzter Stunde. Eines Tages, so schreibt P. Hngonnet, wurde mir berichtet, daß eine alte Frau im Nachbardorf im Sterben liege. Ich eile sogleich zur Kranken. „Wie geht es dir?" frage ich nach der Begrüßung. „Das geht dich gar nichts an!" antwortete die Kranke. „Wie, ich komme, dich zu besuchen, und du schmähst mich?" „Gehe deiner Wege! Ich habe dich nicht gerufen." „Das ist wahr. Ich werde gehen, aber vorher höre mich an ..." „Ich bin krank, laß mich in Ruhe, höre auf, mich zu quälen! Willst du mich töten?" „Warum meinst du, daß ich dich töten will? Das ist nicht unsere Absicht. Wir besuchen die Kranken, um ihnen Gutes zu tun: öfters gelingt es uns, sie gesund zu machen, oder wenigstens helfen wir ihnen, gut zu sterben." Die Nachbarn, welche den Zweck meines Kommens kannten, baten sie, mich doch anzuhören. Aber die alte Hexe kratzte auf der Erde herum, um Steine zu suchen, die sie auf mich schleudern wollte. Glücklicherweise hatte sie nicht die genügende Kraft dazu. Die Verhandlungen zwischen uns beiden wurden immer lebhafter. Ich kramte meine ganze Wissenschaft aus, doch erhielt ich nichts anderes als Unbilden. Wir kamen auch auf die Sünden zu sprechen. „Und was weißt du, ob ich Sünden begangen habe oder nicht?" fragte mich die Alte. Eine kleine Aufzählung überzeugte sie, daß ich die Gewohnheiten einer armen Negerin kennen konnte. „Schau', diese Sünden", fügte ich bei, „muß man verabscheuen. Du bist schrecklich alt und bald wirst du vor den Richterstuhl Gottes treten müssen." Das arme Weib war wohl reis dem Leib nach, aber keineswegs im Geist, um die Gnade der Wiedergeburt empfangen zu können. Mit der Taufe mußte man also warten. Anderseits schien ihr Ende noch nicht so nahe zu seht, daß man fürchten müßte, der Tod könnte alle Augenblicke eintreten; ihre Zunge war noch viel zu geläufig! Während zweier Wochen ging ich jeden Tag die Alte besuchen und wenn sie mich sah, grüßte sie mich immer mit den Worten: „So, bist du noch hier, mich mit deinen Worten zu töten!" Dieses Kompliment war in der Tat nicht tröstlich, doch verlor ich die Hoffnung nicht. Gott der Herr, der viele Gottlose zu Auserwählten gemacht, konnte er nicht den Weg auch zu diesem armen Herzen finden? Mein Vertrauen wurde nicht vereitelt. Als die Kranke den Tod immer näher kommen sah und merkte, daß ich ihr nicht übel wollte, kam sie endlich zu anderen Gesinnungen. Während wir eines Morgens in der Kirche bei der Betrachtung waren, kam man mich in aller Eile rufen. Die Kranke war ihrem Ende nahe-, mit aufrichtigen Zeichen der Reue empfing sie die heilige Taufe und einige Augenblicke darnach ging sie hin, die Wahrheit jener Dinge enthüllt zu schauen, welche zu glauben sie sich hienieden so sehr geweigert hatte. Du arme Alte! Wenn du eines Tages, wie ich hoffe, im Himmel dem Weißen begegnen wirst, den du beschuldigtest, daß er dich töten wolle, ich glaube, du wirst keinen Stein mehr auf ihn werfen. Heft 12 Stern der Neger. 281 (öZj} v !/M) j|vg7 1 Unterbaltenbes. ^ 11 S\ E Doppelte Netten. Lrzäblung von Dr. "Ibugo /IIMoni. 13. Kapitel. Die Stimme des Gewissens. Jeder Mensch hat hienieden seine Mission zu erfüllen. Viele weigern sich, es zu tun, beleidigen somit Gott und werben außerdem für die Gesellschaft unnütz. Wer hingegen bestrebt ist, sie eifrig zu erfüllen, leistet große Dienste der ganzen Menschheit sowohl wie den einzelnen Seelen. Welches war nun die Mission Antons, der Gott so sehr liebte und stets bereit war, dessen Willen zu vollbringen? Mcnschlicherwcise gesprochen, hatte der Tod seine Mission abgebrochen. Der Teufel war mächtiger als Gott und hatte seinen Tod bewirkt, indem er so das Werk Gottes vereitelte, der aus diesem Jüngling einen eifrigen Missionär schaffen und durch ihn viele Seelen retten wollte, wenn man überhaupt von einem Sieg Satans reden darf, wo das Opfer ein Mänhrer ist. Und doch erfüllte Anton durch seinen Tod seine Mission und zwar eine große, ja die erhabenste, die da ist: eine Seele zu Gv.t zurückzuführen. Vor der Welt hat die Seele keinen Wert, bei Gott aber hat sie einen unendlichen Wert; der Mensch opfert die Seele für eine Handvoll Geld, für ein Vergnügen, Gott schätzt sie gleichsam höher als sich selbst, hat er ja in seiner Menschheit für die Seele den grausamsten und schmerzlichsten Tod erlitten. Welche Seele sollte Anton zu Gott zurückführen? Um das zu erfahren, müssen Wir uns in den verborgensten Winkel der Zeriba begeb n. Dort treffen wir einen Mann, der auf einem Steinhaufen sitzt, das Haupt mit den Händen verhüllt hat und von schrecklichen Gewissensbissen gefoltert wirb, welche ihm die Worte des sterbenden Anton verursachten. Es Waren Worte der Verzeihung. «Schlich., „Verzeihung!" — murmelte jener Mann — „Verzeihung! Für mich? Das ist unmöglich!" Die letzten Worte des sterbenden Anton hatten eine schreckliche Wirkung ans sein Herz. ausgeübt. Sie weckten die Stimme des Gewissens, das seit vielen Jahren geschwiegen; sie frischten alte Erinnerungen auf; die Handlungen seines ganzen Lebens, auch solche, die er seit Jahren, vergessen, schwebten seinem Geist vor. Alle diese Handlungen sah er jetzt in einem ganz andern. Licht. Vieler Taten hatte er sich zuletzt geschämt, jetzt hingegen hätte er sich rühmen mögen; anderer wieder hatte er sich stolz gerühmt und jetzt sah er ein, daß er darüber erröten müsse. Die seligen Jahre seiner Jugendzeit schwebten ihm vor Angen. Damals war er so gut, fromm und bescheiden. O Welch süße Freude genoß er in jenen Jahren, besonders als er in der Kirche der hl. Katharina in Alexandria, seiner Heimat, zum erstenmal die heilige Kommunion empfangen hatte, denn er war Katholik, wie auch seine Eltern und Voreltern, welche aus Italien nach Ägypten eingewandert waren. Dieses seines kindlichen Glaubens hatte er sich besonders in letzter Zeit so sehr geschämt, jetzt aber bekannte er, daß er damals reine Freuden genossen, würdig eines vernünftigen Menschen. Später ereignete sich der tiefe Fall. Er beging einen enormen Diebstahl ans der Kasse seines Herrn, um die vielen Schulden zu bezahlen, die er im öffentlichen Spielhans von Ramleh gemacht. Darnach floh er. Den Rest des Geldes vergeudete er in Konstantinopel. An die Arbeit war er nicht gewohnt; voller Furcht, eingezogen zu werden, und lüstern nach Geld, suchte er den Schutz des Islam ans, der ihm allein geholfen hätte, wenn er sich ihm ganz ergab. Er erklärte sich bereit, zu apvstasieren. Mit Jubel Wurde er in die Sekte Mohammeds auf- genommen; seine Abschwörung wurde in der berühmten Moschee Sulamieh in Konstantinopel mit großer Festlichkeit begangen; sie gaben ihm Geld und sicherten ihm Straflosigkeit zu. Dieses Geld genügte ihm keineswegs; er war zu sehr allen Lastern ergeben. Er bat mit mehr Geld, erhielt es aber nicht. Er wurde Kaufmann, doch war er nicht ehrlich beim Geschäft; später auch Dragoman: so mancher Fremde, der sich seiner Sorge anvertraut hatte, kehrte nicht ntehr zurück. So fiel er von Abgrund zu Abgrund, bis er endlich als Sklavenjäger, seiner Grausamkeit wegen gefürchtet und ob seiner Kühnheit bewundert, der rechte Arm Amurs geworden war. Als Sklavenjäger besaß er einen Fanatismus, der an Torheit grenzte; er fürchtete immer, als ehemaliger Christ, entdeckt zu werden, und wollte, wie er sagte, den Schandfleck der Taufe auslöschen. Er haßte die Katholiken, denn ihr Anblick rief ihm seinen früheren Glauben und die reinen Freuden, die er damals verkostet, ins Gedächtnis zurück. Er vermochte seine ehemaligen Glaubensgenossen gar nicht anzusehen, da sie jeden seiner Schritte verurteilen und mit ihm, dem Apostaten, Mitleid haben mußten. Er aber konnte das Mitleid anderer nicht vertragen. Welch eine ungeheure Zahl von Verbrechen hatte er nicht begangen: Raub, Mord, Unzucht und dann die Sklavenjagden! Seine Hände trieften vom warmen Menschcnblnt! Handlungen, unwürdig eines Menschen! Er hätte gewünscht, sie nicht begangen zu haben! Aber waren sie wirklich schlecht? Er wollte sich überzeugen, sie seien gut gewesen, es gelang nicht. Die Stimme des Gewissens li:ß ihm keine Ruhe. Er versuchte, sie zum Schweigen zu bringen, doch vergebens. Unaufhörlich hielt sie ihm seine Missetaten vor und rief an sein Ohr mit Macht: Mörder! Mörder! Apostat! Ruchloser! Diese Stimme mußte verstummen! Er sprang auf und lief zu seinen Gefährten, um sich beim Festgelage auszutoben. Vielleicht findet er dort den ersehnten Frieden! Er durcheilte den Palmenhain, durchquerte hastig den Hof der Sklaven, immer gejagt von der Stimme, die an sein Ohr schallte: Mörder! Diese Stimme sagte aber noch mehr. Ein Wort, das die Erinnyen dem Orest und allen Ruchlosen des klassischen Altertums nicht zugerufen, aber das das Gewissen eines Christen unaufhörlich wiederholen muß: Bekehre dich! Bekehre dich! Bekehren? Er? Zn Gott zurückkehren? Nein! Niemals! Er wollte nicht, aber er Br schien von einem leuchtenden Schein umgeben zu sein . . . (Seite 284). konnte auch nicht mehr zurückkehren. Es war zu spät! Schon drang an sein Ohr der Festjubel der Sklavenjäger, heisere Gesänge Betrunkener und das Jammergeschrei der armen Sklaven; er sieht die roten Feuerflammen, er sieht drei Opfer an Pfähle gebunden, es sind seine Opfer, er hat sie durch seine Verleumdungen getötet; er sieht die menschlichen Leiber auf dem Grab Amurs aufgeschichtet, er sieht alles und verspürt einen entsetzlichen Ekel. Nie haben ihn diese Orgien befriedigt, nie haben dieselben seinen Hunger und Durst nach Glückseligkeit gestillt; er empfindet Abscheu über sich selbst und ein unsägliches Mitleid mit jenen armen Opfern. Das letzte Gefühl überrascht ihn. Wie konnte denn sein Herz von Mitleid erregt werden, war es ja unempfindlich bei Klagerufen, eilt Herd aller Laster, härter als ein Stein! Und doch fühlte er, daß er an diesen Ausschweifungen nicht mehr Anteil nehmen kann; Schrecken und Ekel befallen ihn. Das sind keine Menschen. Sind das Bestien? Er kann sich ihnen nicht anschließen. Er staunt über sich selbst, wie er bisher an diesen Orgien teilnehmen und dabei sogar Vergnügen finden konnte. Nein, das ist nicht menschenwürdig, mitzuhalten, und dazu noch mit dieser Höllenqual im Herzen! Er lehnt sich an eine Palme und denkt nach. Was soll er tun? „Bekehre dich! Bekehre dich!" ruft wieder die Stimme des Gewissens. Bekehren? Er? Niemals! Es ist zu spät! Aber wenn es auch nicht zu spät wäre, so fühlte er doch nicht die Kraft in sich, mit der Vergangenheit zu brechen und diese ausschweifende Lebensweise zu verlassen; tausend unsichtbare Fäden knüpften ihn noch an das dunkle Afrika, an den Sklavenhandel. Wenn er sich bekehren würde, durfte er nicht mehr länger mitten unter diesen fanatischen Mohammedanern bleiben; diese grausamen Mohammedaner würden ihn in Stücke gerissen haben, wenn er Mohammed den Rücken gekehrt und sich Jesus Christus zugewandt hätte. Sollte er sich nach Ägypten oder nach Europa wenden? Aber die Polizei suchte ihn, eine hohe Summe war auf seinen Kopf gesetzt; ohne Gnade und Barmherzigkeit würde er an den Galgen kommen und er wollte leben! Schon will er von der Palme, an die er sich gelehnt, weggehen, um sich seinen Genossen zu nähern, als ihm plötzlich der fürchterliche Gedanke an die Ewigkeit auftaucht. Jetzt denkt er nicht an sie wie einst als Muselman. Er kann nicht glauben, daß der Himmel nur für die Mohammedaner, auch wenn sie schlecht seien, bestimmt ist. Der christliche Gedanke vom Himmel drängt sich ihm nun auf: der Himmel kann nur ein Lohn sein, den Gott den Guten und Tugendhaften gibt. Er denkt auch an die Hölle, den Ort der Bösen, und er sieht in der Hölle seinen Platz. Er erzittert ganz. Aber gibt es denn wirklich eine Hölle, einen Himmel? Er muß deren Existenz zugeben. Die Standhaftigkeit des Missionärs und der bewunderungswürdige Mut Antons überzeugten ihn von der Wahrheit dessen, was er als Kind gelernt hatte. Aber wenn die Hölle wirklich existiert, so ist sie für ihn bestimmt. Ein Schauer überläuft ihn. Er in der Hölle? — Torheit! Torheit! Trinken wir und freuen wir uns und in die Hölle mögen die Teufel und Heuchler fahren, welche nicht zu leben verstehen! Entschlossen entfernt er sich von der Palme und geht zu seinen tobenden Kameraden, um die Gewissensbisse, welche ihn so sehr quälten, im Alkohol zu ersticken. Er wird mit Jubel empfangen. „Emini! Emini! Wo bist du so lange gewesen? Es lebe Emini, der grausame Sklavenhändler!" Zu seiner Ehre werden gefüllte Hörner geleert und die armen Sklaven werden gezwungen, ebenfalls dem neuen Herrn zuzujubeln. Emini leert eine Kürbisschale voll berauschenden Likörs, aber auch der Alkohol ist unfähig, die innere Stimme zum Schweigen zu bringen, die ihm zuruft: „Bekehre dich!" „Es ist unnütz!" antwortete er sich selbst. „Es ist unnütz! Auch wenn ich mich zu Gott bekehren wollte, so würde er mir doch nicht verzeihen." Aber während ihm dieser Gedanke auftaucht, fällt sein Blick auf die schwarze Gestalt Antons. Der Vollmond beleuchtete mit seinem silbernen 284 Heft 12 Stern der Neger. Schein den Leichnam, umrahmt ihn so, daß er wie mit einem leuchtenden Schein umgeben scheint. Diese Lippen haben für ihn um Verzeihung gefleht. Ist es möglich, daß Gott das Gebet nicht erhöre, welches das Opfer für seinen Henker emporsandte? Wer weiß? Vielleicht ist cs noch nicht zu spät, vielleicht kann ich mich noch bekehren; vielleicht . . . „Auf dein Wohl, Emini!" rief Gosserah, indem er eine volle Kürbisschale erhob und dieselbe in einem Zug leerte. Dann wirft er sich mit der Peitsche auf die armen Sklaven und schlägt unbarmherzig darauf los. „Ihr Verruchten! Warum ruft ihr nicht mit mir: Hoch Emini!" Emini kann es nicht mehr aushalten. Diese ausgelassene Grausamkeit erregt seinen Ekel, seinen Abscheu. „Entschuldigt! Ich fühle mich unwohl!" ruft er ans und entfernt sich in Eile. „Was fehlt ihm?" fragt ein Sklavenjäger den andern. „Es ist nur das erste Fieber seiner jetzigen Macht," bemerkt Arad. Emini blieb noch acht Tage in der Zeriba. Doch das waren Tage voller Höllenqualen. Ein unbeschreiblicher Kampf tobte in seinem Innern. Er verbrachte die Tage allein im Hause Amurs und verkehrte nicht mit seinen ehemaligen und jetzt ihm untertänigen Gefährten, welche deshalb kopfschüttelnd gegen ihn murrten. Am neunten Tage verschwand er aus der Zeriba. Er wurde vergebens gesucht. Man fand ihn nicht mehr . . . 14. Kapitel. Der Triumph der Gnade. Pater Eusebius befand sich in seinem Zimmer und betete. Nachdem die Karawane des Sklavenhändlers fort war, ging es in der Mission in jeder Hinsicht abwärts. Dem Sultan war der Alkohol ganz nach seinem Geschmack und nachdem er die letzte Flasche geleert, fühlte er sehr diesen Mangel; er tvünschte deshalb nichts sehnlicher, als daß recht bald eine neue Karawane gekommen wäre, der er wieder eine große Anzahl Sklaven verkaufen konnte. Sowohl mit seinen Untertanen als auch mit dem Missionär sprach er von nichts anderem als von der Sklaverei. Dieser suchte ihn zu überzeugen, daß der Sklavenhandel ein großes Übel sei und er durch den Verkauf den Sklaven sich selbst großen Schaden zufüge, indem er das Dorf seines Schutzes beraube. Dasselbe könne so eines Tages von den Sklavenjägern überrumpelt und auch er gefangen und als Sklave fortgeführt werden. Der Sultan gab ihm Recht, solange er ihn sprechen hörte, doch bald waren diese gutgemeinten Worte vergessen und er fuhr fort, von Alkohol und Sklaven zu reden. Besonders hatte er es auf die Waisenkinder der Mission abgesehen. Der Missionär hielt es für sicher, daß die Karawane zurückkehren würde; er wollte die Kinder nicht für den Sklavenhandel erziehen, deshalb forderte er bezüglich der noch nicht getauften Waisenkinder das Versprechen des Sultans, daß er sie nicht verkaufen werde. Der Sultan weigerte sich, das zu tun; vielmehr sagte er, der Verkauf dieser Kleinen sei beschlossene Sache. Der Missionär sah sich deshalb genötigt, diese Unschuldigen, welche er so sehr liebte, dem Sultan zurückzusenden. Um sich zu rächen, verlangte der Sultan auch die bereits getauften Waisenkinder zurück und der Missionär mußte es zu seinem größten Schinerze tun. Auf gleiche Weise verfuhr er mit den Eltern der anderen Kinder, welche in der Mission tvaren. Die wenigsten versprachen dein Missionär, daß sie ihre Kleinen niemals verkaufen würden. Er milßtc daher sehr viele heimschicken und er hieß auch die Schwestern das gleiche tun. Die beiden blühenden Waisenhäuser standen somit verlassen da, die Schulen leer, die Kirche wenig besucht; der Missionär ivar dem Sultan und vielen verhaßt, da er sich weigerte, die Kinder — für die Sklaverei zu erziehen. Pater Eusebius litt unbesckireiblich. Gerade wie ein Hagelwetter fruchtbare Felder vernichtet und Verwüstung anrichtet, wo es niedergeht, ebenso war es jener Mission infolge der Karawane der Sklavcnjäger ergangen. Die Mission war eine vielversprechende; er hoffte, bald eine katholische Majorität im Dorfe zu haben, selbst der Sultan würde sich entschlossen haben; seinen Erstgeborenen, den Thronfolger, christlich erziehen zu lassen, und nach seinem Tode einen christlichen Regenten hinterlassen. Die ganze Zukunft schien rosig zu sein und bald hätte er das „Nunc dimittis“, „Nun ent» lässest du, o Herr", angestimmt, da er seine heißesten Wünsche in Erfüllung gehen sah; er hoffte, bald die Mission den Händen seines geliebten Antons, des ersten Negerpriesters dieses Stammes, anvertrauen zu können, als jene Karawane kam und mit einem Schlage fast alles vernichtete. In der Mission ging cs rapid abwärts. Noch eine solche Karawane und alles wäre verloren gewesen. — Warum schickte Gott diese harte Prüfung der Mission? Ist der Fluch Noes über Cham noch nicht hinweggenommen? Ist Afrika noch nicht erlöst worden? Sollten die Verdienste des Blutes Christi diesem Erdteil noch nicht zugewendet werden? Pater Eusebius litt unbeschreiblich in seinem Geiste. Gern hätte er für seine armen Neger die wenigen Lebenstage, die ihm noch geblieben, geopfert. Er tat alles, um sie auf andere Wege zu bringen, doch umsonst. Sie waren verblendet. Sie begriffen nicht die Schändlichkeit, Menschenfleisch zu verschachern und noch dazu ihren ärgsten Feinden, den Arabern. Nur ein Trost war ihm noch geblieben: das Gebet. Ein heißes, inniges Gebet sandte er zum Himmel empor. Er betete für die Mission zu Jesus, dem Erlöser, für jenes Afrika, das ihm soviel gekostet, in das er als Kind sich geflüchtet, um von den Nachstellungen des Herodes sicher zu sein; Afrika hatte ihn damals gastfreundlich aufgenommen und sein irdisches Leben geschützt. „Habe Erbarmen, o Herr, mit diesem Lande, das auch dein Land ist; habe Erbarmen mit diesem Bolke, das bn erlöst hast! Barmherzigkeit!" Inbrünstig war das Gebet, das aus seinem Munde kam, aber Gott schien nicht zu hören; er schien vergessen zu haben, daß sein Eingeborner auf Erden versprochen, daß jedes Gebet, baš; in seinem Namen verrichtet werde, Erhörung, finde. Und doch war dieses Gebet schon erhört, Gottes Engel war bereits herniedergestiegen und brachte himmlischen Segen auf diese Mission. — — Der Missionär betete kniend vor einem Kruzifix, als die Tür aufging; eine menschliche Gestalt, ein Weißer, nach arabischer Sitte gekleidet, mit dem Ausdruck des heftigsten Schmerzes im Gesichte, trat in das Zimmer und warf sich ihm zu Füßen. „Pater, Verzeihung! Verzeihung! Ich bin ein Apostat, ein ehemaliger Sklavenjäger; der Mörder Antons! Pater, Verzeihung, Verzeihung!" so rief der Arme unter einem Strom von Tränen. Der Missionär hob liebevoll den reuigen Sünder von der Erde auf und schloß den Ab-trünnigen, den ehemaligen Sklavenjäger, den Menschen, der ihm soviel Übel zugefügt, der seinen teuren Anton getötet, in seine Arme und sprach zu ihm Worte des Trostes und der Verzeihung — Emini waren die Gewissensbisse unerträglich geworden; er konnte der Gnade nicht länger Widerstand leisten. Gott hatte das Gebet des sterbenden Anton erhört und er wollte das Herz zurückerobern, welches ihm gehörte; Gott weiß immer seine göttlichen Absichten zu erreichen. Emini war deshalb ans der Zeriba entflohen, fest entschlossen, diesem Leben zu entsagen, zum Missionär zu eilen, ihn um Verzeihung zu bitten und dann sich an dessen Rat zu halten, bereit, entweder in der Mission als der letzte Knecht am Heile der Seelen zu arbeiten, wenn es so der Missionär für gut halte, oder sich nach Kairo zu begeben, um sich der Behörde auszuliefern und durch die Todesstrafe die begangenen Verbrechen zu sühnen, wenn er ihm diesen Rat erteilt hätte. Er war vollkommen ergeben. Der Marsch durch die Wüste war besonders für ihn äußerst anstrengend. Er mußte den Wasserschlauch und den Sack mit Lebensmitteln mit sich schleppen; aber der Wunsch, die Mission zu erreichen, und die Sehnsucht nach Frieden, nach Verzeihung hielten ihn aufrecht. Müde, erschöpft und kraftlos langte er beim einsamen Dorfe an und er frohlockte, als er auf der kleinen Hütte mit dem runden Dache, welche als Kirche diente, das Kreuz aufgepflanzt sah. Die Ankunft Eminis in der Mission ivar für das Dorf ein wahrer Segen. Sein Vorsatz war ernst. Nicht ein launiger Einfall hatte ihn in die Mission geführt, sondern der aufrichtige Wille, das Leben zu ändern, sich zum Herrn zu bekehren. Er legte unter einem Strom von Tränen eine Generalbeicht ab und begann im Dienste der Mission ein Leben strenger Buße. Was die Worte des Missionärs, welche als eigennützig ausgelegt wurden, ans das Herz des Sultans und der Neger nicht vermochten, das brachten die stammenden Worte Eminis zustande, doch mehr noch seine strenge Buße. Er schilderte ihnen die Schrecken der Sklaverei, sprach von den Tränen und Leiden der armen Sklaven, von den schlechten Gesinnungen und Absichten der Sklavenjäger bezüglich der wehrlosesten Dörfer. Mehr noch als seine Worte nützte das Beispiel. Der reuige Sklavenjäger war eine beredte und eindringliche Predigt, der niemand widerstehen konnte. Die Neger überzeugten sich nach und nach, daß der Pater Eusebius Recht hatte, daß er ihr bester Freund war und. daß die Sklaverei ein Übel sei. Sic brachten ihre Kinder in die Mission zurück und gaben dem Missionär das gewünschte Versprechen. Als nach einigen Monaten das Dorf von den ehemaligen Gefährten Eminis angegriffen wurde, gelang es diesem, dasselbe zu retten, indem er die Neger znm Kämpfe und zum Siege führte. Da überzeugte sich auch der Sultan, daß der Sklavenhandel ein Verbrechen sei und er seinem Verderben entgegengehe, der einzige aber, der ihm gut geraten, der Missionär gelvesen lvar. Er leistete ehrenhaft Abbitte; er gab seine Söhne dem Missionär und verlangte, daß sie christlich erzogen ivürden. Die Mission ist nun blühender als je. Mit dem Kreuze des Missionärs hat sich das Schwert Eminis vereint und Kreuz und Schwert sind die beiden Faktoren im Antisklavereikampfe zur Rettung des schwarzen Erdteils. Anton hatte seine besondere Mission hier auf Erden erfüllt. Gott hatte ihn bestimmt zur Bekehrung Eminis, zur Rettung der blühenden Mission. Verschiedenes. Abreise in die Mission. Ende Oktober reisten elf unserer Missionäre wieder nach Afrika. Sie waren nach Europa gekommen, teils um dem Generalkapitel beizuwohnen, teils um ihre Gesundheit im heimatlichen Klima wieder zu kräftigen. Unter ihnen befinden sich P. W. Banholzer, der sich nach Lnl begibt; P. B. Kohnen fährt nach Attigo und P. I. Lehr bleibt in Kairo. Br. Klemens Schröer und Br. Karl Klodt begeben sich vorläufig nach Khartum. Auch der hochw. p. Ohrwald er ist wieder nach Omdurman zurückgekehrt. Der kommende Winter hat den an afrikanische Hitze gewöhnten Missionär aus Europa vertrieben. — Auf S. 271 bringen wir ein Bild, das die Schüler des hoch- würdigen P. Ohrwaldcr darstellt; die Kinder, die eben die Schule verlassen, haben vor dem aus Lehm gebauten Schnlhaus Aufstellung genommen. Gewiß warten sie schon mit Sehnsucht auf den guten Abuna Jusscf (Pater Josef). Die Duellen des Niger. Dr. August Chevalier, ein guter Kenner Westafrikas französischen Anteils, hat die Gegend der Nigerquellen bereist und berichtet hierüber im Maihefte „La Geographie“ folgendes: Die Gegend, wo der Niger entspringt, ist sehr hügelreich. Bald finden wir kahle Felsen, bald treffen Ivir von dichten, grünenden Wäldern eingeengte Bäche, bald öde Hügel, welche jeden Banmwuchses beraubt und vom Brande der Gräser schwarz gefärbt sind. Dieses Land heißt Culo (cu iii der Sprache der Curanco, welche dein großen Stamme Mandü angehören, heißt Berg). Der Niger entspringt zwischen dein Dorfe Sueurala, das ans englischem Gebiet 802 Meter über dem Meere liegt, und dem Dorfe Faraeoro, ans französischem Boden, 634 Meter hoch. Vor einigen Jahren bestand in der Nähe der Quellen das kleine Dorf Tenibicunda, deren Einwohner nach Faraeoro übersiedelten. Eine englisch-französische Kommission hat als genauen Grenzpunkt den 9" 5' 0" nördlicher Breite und den 13" 7' 14" westlicher Länge von Paris bestimmt und ungefähr 80 Meter davon entfernt einen Grenzstein aufgerichtet. Die absolute Höhe vom Atlantischen Ozean ist gemäß wiederholter Baro-mctermcssnngcn Fortins 745 Meter. Drei kleine Becken, 1 Va Meter breit, voneinander beiläufig 10 Meter entfernt und ein jedes 1 Meter tiefer gelegen, bilden nacheinander, je nach der Jahreszeit, die Quelle. Im Jänner 1909 war die erste Quellcstrocken und das Wasser kam aus der zweiten; diese bildet eine Art Brunnen, ist mit einer dichten Vegetation überschattet, wenigstens 30 Meter tief, kaum 1 Meter breit und an den Seiten mit einer Böschung von Tonerde abgegrenzt, die mit Moos und Farnkräutern bewachsen ist. Das Wasser fließt langsam heraus, zirka 2 Zentimeter breit, durchfließt das dritte Becken, das 2 bis 3 Meter breit und mit Gräsern und Farnkräutern bewachsen ist, und von da rieselt es als kleine Wasserfäden am Grunde des Talweges. Gegen 30 Meter von hier entfernt, entspringt eine andere Quelle, welche den Tembi-co (Niger) verstärkt, der so einen Bach von T50 Meter Breite und 2 bis 3 Zentimeter Tiefe bildet, welcher sich langsam in einem mit feinem Sand bedeckten Bett dahinschlängelt. Bald nach seinem Ursprung wird der Teinbi-co in ein mehrere hundert Meter breites Tal eingeschlossen. Eine üppige Wald-vegetation bedeckt dieses ganze Tal. Mehr oder weniger davon entfernt erheben sich Berge, welche bedeutende Höhen erreichen, wie der Taforo, 1087 Meter hoch, dann wieder steilabfallende Granit-felsen, z. B. der Sulu, 974 Meter, andere kegel förmig mit breiter Basis, so der Conaba, 980 Meter, wieder andere besitzen die Form von Znckcrbrötchen. Schattenseiten der britischen Ikolonialpolitih in llnbien. Dem November-Heft der „Katholischen Missionen" (Herder, Freiburg) entnehmen wir folgendes: Nach Angaben Lord Cnrzons, des vorigen Vizekönigs von Indien, beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Hindu ungefähr 40 Kronen. Aber das Dnrchschnittscinkonimen des indischen Bauern, der 85 Prozent der Gesamt-bevölkernng ausmacht, erreicht nach Berechnung des früheren Vizekönigs nur drei Fünftel, nach anderen Berechnungen lange nicht die Hälfte jenes elenden Durchschnittseinkommens. Die Stenern und Lokalabgabcn, welche unmittelbar von dem Bauer erhoben werden, belaufen sich nach Keir Hardie, einem englischen Abgeordneten, der Indien voriges Jahr besuchte, auf 75 Prozent der Ernte! Die furchtbare Armut der indischen Landlcute und die infolgedessen stets wiederkehrenden Hungersnöten und Pestepidemien werden durch den übermäßigen finanziellen Nutzen, den England aus der Bevölkerung zieht, verursacht. In 40 Jahren sind in Indien 30 Millionen Menschen Hungers gestorben. Dazu kommt noch die riesengroße Zahl der von der Pest Hingerafften. Keir Hardie ist der Überzeugung, daß sich die Lage des indischen Bauers unter der englischen Herrschaft verschlimmert hat. An Zinsen und Amortisation von dem in Indien angelegten englischen Kapital bezieht England jährlich mindestens 500 Millionen Kronen. Dazu kommen die Heereskosten und die sehr hohen Gehälter der englischen Beamten und ihre großen Pensionen, welche meist in England verzehrt werden. Die Hindnbeamten aber erhalten nur niedrige und schlecht bezahlte Posten, obwohl viele von ihnen höhere Studien gemacht, ja sich sogar akademische Bildung und hohe Grade in Oxford oder Cambridge erworben haben. Der Hindu wird von dem Engländer als minderwertiges Wesen behandelt. Ans den Eisenbahnen sind Waggons mit der Aufschrift versehen: „Nur für Europäer." Aus allen englischen Klubs sind die Hindus ausgeschlossen, überall in der Öffentlichkeit werden sie schlecht behandelt, sind allen Beschimpfungen ausgesetzt. Keir Hardie sagt: „Das indische Volk wird England treu fein, wenn es weiß, daß man seinen Beschwerden abhelfen will. Die Beschlagnahme der Zeitungen, die nicht ans rechtlichem Grunde beruhende Deportation der angesehensten, geachtetsten indischen Persönlichkeiten, die Borenthaltnng dessen, was die Krone, die Minister, der Vizekönig den Hindus versprochen haben, des Rechtes der englischen Staatsbürger — all das wird Verzweiflung und Wut erwecken, welche Unruhen und Aufstand im Gefolge haben und die Sicherheit der englischen Herrschaft ge- fährden werden. Das indische Nationalgefiihl entwickelt sich und vereinigt Rassen, Religionen, Kasten. Der englische Gebieter würde gut tun, diesen Anzeichen Rechnung zn tragen, bevor es zu spät wird." Sonst wird auch die beste Organisation der englischen Wehrmacht, wie sie eben durch Lord Kitchener durchgeführt wurde, die britische Herrschaft in Indien nicht sichern können. Und doch wäre ihr Aufhören vorläufig wenigstens kein Segen für Indien und auch im Interesse der Mission nicht zu wünschen. Ibetteres. Rachtg e sprüch beim 5 e i m b e I) r c n. Frau: „Schämst du dich uicht, Mann, es schlügt schon 1 Uhr." — Mann: „Nu, weniger bann es doch nicht schlagen." Mißverstanden. Zwei Damen sind bei großer Sommerhitze in einem Dorfwirtshause eingekehrt. (Eure derselben bekommt einen Ohnmachtsanfall. — Begleiterin: „Ach, Gott, Herr Wirt, haben Sie nicht ein Belebungsmittel, vielleicht so was Riechendes?" - Wirt: „Was Riechets? Sell ha» i scho — Fränzele, hol au g'schwind das Stückle Backsteikäs aus'm Kümmerte!" Unmöglich. Vegetarier:,,Jede Fleischnahrung ist verwerflich. Die Pflanzenkost allein ist dem Menschen zuträglich und seiner würdig. Die Pflanzenkost allein ist der Inbegriff des Reinen." — Münchener: „Hör'n 3' auf mit dene Sprüch'! Der Reis werd g'fälscht, der Gries werd g'fälscht, 's Mehl und ’s Brot wern g'fälscht. Aber von ana g'fälschten Kalbhax'n hab' ich niea was g'hört." Zwiegespräch unter Studenten: Student A: „Mein Kopf ist mir heute so schwer!" — Student B: „Und ist doch wahrlich so leer!" Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften. Die Katholischen IbeidenmMonen der Segen-wai't im Zusammenhang mit ihrer großen Vergangenheit, von P. Schwager S. V. D. — Verlag der Missionsdruckerei in Steht, Post Kaldenkirchen, Rheinland. — 1 Mark. Das vorliegende vierte Heft: Vorderindien und Britisch- Hinter indie n gibt uns im Anschluß an den „Kath. Missionsatlas" von P. Streit eine umfassende Darstellung der Mission dieses Wunderlandes mit seiner uralten Geschichte und dem Kastenwesen. Dem Missionsfreund bietet es ein gutes Mittel zur schnellen und gründlichen Orientierung in diesem ungeheuren Reiche, das gegen 300 Millionen Seelen zählt. Das Werk ist eine Leistung, das alle Anerkennung verdient. Die /nMIJion in Exegese und iPatvologie. Von P. Rob. Streit 0. M. J. — Paderborn, Ferdinand Schöningh. — Preis 60 Pfennig. Zweck des Heftes ist eine Rundschau über die Buchliteratnr über die Missionen; es zeigt, wie wenig hierin geschehen ist, und doch liefert gerade die Heilige Schrift die Motive und Normen für das Missionswerk. Der Verfasser zeigt dies im Alten und Neuen Testament. Auch auf die geringe Leistung hierin auf protestantischer Seite ist hingewiesen. Endlich zitiert er die Werke, welche aus der exegetischen Missions-bewegnng hervorgingen. — Aehnlich bespricht er die zweite Quelle: Die Schriften der heiligen Väter. Die theologisch = wissenschaftliche /HMssione= Kunde. Von P. Rob. Streit 0. M. J. — Paderborn, Ferd. Schöningh. — Preis 60 Pfennig. Das vorliegende Merkchen referiert und orientiert über den Materialbestand der Missionsliteratnr in deutscher Sprache, zeigt, wie ivenig hierin geschehen, und doch wäre ein tieferes Eingehen auf die Mission von großem Nutzen I. für die Theologie selbst, 2. für die Apologie, 3. für die Mission selbst. Endlich sind theologisch-wissenschaftliche Missionswerke namhaft gemacht. — Möge diese treffliche Arbeit anregend wirken, daß dieses Gebiet mehr Berücksichtigung finde zum Wohle der Missionen. öerantwortUcbet' Sdntftleiter: Ustinov P. E)v. flß. IRaffelnec F. S. C. — $neBeevclns=3ßudbbntdievd Svimi, Südtirol. Actßen-Wer^zeitHnis vom 15. §)Moßer öis 10. Wovemßsrt 1909. ------------ In Kronen.---------- Ebnet Pfr. M. B. 3.—; Algund E. u. I. M. 2.—; I. W. 1.— ; Almdorf A. Sch. 1.—; Arbesbach I. Sp. 13.60; Bramberg I. L. 3.—; Brixen I. K. 100.—; Gm. A. v. G. 8.—; Prof. I. Sch. 8.-; Prof. 8.-; Msgr. Sch. 8.-; 1. R. 3.—; Kan. B. E. 8.— ; Buchenstem M. b. T. 4.—; Dech. S. 10.— ; Bnchkirchen P. G. 1.-; M. L. 4.-; Campill Pfr. I. P. 18.-; Corvara I. K. 3.—; Dietenheim Pfr. A. B. 3.—; Dören G. B. 0.50; Fallsbach F. P. 1.— ; Fischlham B. W. 1.—; Gmunden Msgr. G. W. 3.— ; Gries b. Bozen I. E. 2.—; M. L. 2.— ; Grieskirchen P. H. 1.—; F. Sp. 2.—; Gnus-kirchen I. G. 3.— ; Hall I. Gh. 1.— ; Hofkirchen Th. M. 2.— ; M. L. 2.— ; Innsbruck Th. M. 3.—; M. 0.1.— ; Kältern I. P. 1.—; Klagenfuri Ä. K. 3.— ; F. W. 1.— ; Kremsmünster P. K. M. 1.—; Kuchl I. Z. 2.— ; M. Sch. 1.— ; Laa I. K. 2.— ; Lambach P. SB. G. 6.—; Lana I. S. 3.— ; I. G. 8.—; Laufen Pfr. I. D. 1.— ; Lengmoos Ben. F. E. 2. — ; Ludesch M. M. 1.— ; Mondfee M. Z. 2.—; Mühlbach I. L. 1.—; München B. Sch. 11.—; Neumarkk A. B. 1.—; E. L. 1.—; Niederneukirchen Pfr. T. O. 3.—; Oberdranburg R. H. 1.—; Obermais Bar. L. o. H. 10.—; Oetz ehrw. Schw. 6.—; Pfr. A. M. 1.—; Partschins M. P. 2.— ; Pfalzen Pfr. I. L. 8.—; Preitan K. M. 18.—; Purkersdorf G. B. 1,—; Robeneck S. R. 3.— ; Salzburg K. v. G. 8.—; M. L. 1.-; Dech. A. N. 2.-; Schnlr. K. W. 4.—; St. Andrä i. L. Hochw. K. b. G. I. 8.— ; St. Kassian Pfr. M. 1.--; St. Johann i. T. M. S. 1.— ; P. St. 2.— ; St. Martin b. L. St. D. 1.—;• St. Nikolaus Ex. F. B. 8.—; St. Pölten K. M. 1.—; B. R. 8.—; Sarnthein M. G. 1.—; Schattwald Th. F. 1.— ; Schiedel-berg I. St. 4.-; Schlögl H. Abt N. Sch. 8.-; Schüttenhofen Dech. F. 1.—; Schwaz S. B. 1.—; Sexten Pfr. I. B. 1.— ; Spalato Hofr. G. L. 2.—; Terlan Th. G. 20.—; Tettenweis B. H. 1.17; Thürberg I. K. 3.-; Triest Bisch. Dr. Nagl 10.—; Untertilliach A. G. 1.—; Billnöß 'b. H. Pfr. 10.—; N. F. 1.-; Waizen-kirchen R. R. 1.—; Wanzbach F. H. 2.—; Weistrach I. M. 1.— ; Wien P. M. H. 10.— ; M. I. 4.-; Msgr. I. Pfl. 18.-; Wiedmühle I. K. 4.— ; Zell b. K. I. O. 1.-. Zur Persolvieruug von heiligen Messen sandten ein: Ahrweiler E. F. 27.03; Bach-winkel I. R. 3.—; Dampfach L. F. 2.34; B. R. 3.50; Lembeck Graf. M. 78.48; Lustenau I. K. 8.-; Melk Sch. M. 7.-; Meschede Fr. v. D. 59.— ; Milland G. b. B. 4.— ; I. K. 6.— ; Postmünster M. W. 117.—; Salzburg I. Sp. 3.80; Metternich Graf. W. 17.62; Schwen-tochlowitz W. R. T. 5.86; Untersöchering L. K. II. 78; Weerberg Koop. E. L. 17.—; Winklern A. R. 7.10. Für die Mission: Linz A. K. 28.—; Maria Trost b. W. E. W. 34.—. Für Khartum: Flaas Kur. I. Th. 50.—. Gegenstände sandten: Barmh. Sch. in Oe. ein Christkind; Briefmarken aus Brixen, Graun, Innsbruck usw.; aus Lana vier Fässer Obst; ans Wien zwei Musikinstrumente; ans München K. I. eine selbstgemachte Priesteralbe, ein Zin-gulum, ein Schulieriuch. „O Herr, verleihe allen unsern Wohltätern um deines Namens willen das ewige Leben!" Die katholischen Missionen. SKÄtSiS Nummern. 4°. Mk. 6.—. Freiburg im Breisgau, Herdersche Verlagshandluug. Durch die Post und den Buchhandel zu beziehen. Ständige Nachrichten über unsere Glaubensboten und deren aufopferungsvolles Wirken sind am besten geeignet, das Interesse und die so nötige Opferwilligkeit für das in kritischer Lage befindliche Missionswerk wachzuhalten. In der ausgiebigsten Weise bieten solche Berichte „Die katholischen Missionen", die alle Missionsgebiete der ganzen Welt ins Auge fassen. Auch sind sie außerordentlich vielseitig und bringen zahlreiche Aufsätze und kürzere Mitteilungen ans den verschiedensten Wissensgebieten und einen reichen und vorzüglichen Bilderschmuck, sind also für jeden Katholiken von Interesse. Mit dem eben beginnenden neuen Jahrgang hat die Zeitschrift auch noch eine vornehmere NusstatMng bekommen, so daß sie allen berechtigten Ansprüchen genügen kann. (l)reibmas(l)inen,:" amerikanische und deutsche Systeme, unter Garantie, äusserst billig gegen bar oder Teilzahlungen. Mfreö Wruck, München 9, Mcryerstrcchs 5. Zur WeccchLung. 1. Solange keine ausdrückliche Abbestellung erfolgt, gilt die Annahnic der Zeitschrift als Abonnementsverpflichtung. 2. Unter dem Titel A b o n n e m e n t s e r-neuerung werden wir jeden Monat auf dem Unischlag die Schleifennummern jener Abonnenten veröffentlichen, welche während der Zeit, die dort verzeichnet ist, ihr Abonnement erneuert haben. Wir bitten deshalb unsere Abonnenten, stets ihre Schleifennummern zu beachten und sich zu vergewissern, indem sie dort nachsehen, ob der Abonne-nientsbctrag zu uns gelangt ist. 3. Um nicht jährlich den Abonnemeutsbetrag einsenden zu müssen, möchten einige Abonnenten wissen, wie viel ein lebenslängliches Abonnement des „Stern der Neger" kostet. Zu diesem Zwecke wurde die Summe von 50 Kronen oder 50 Mark bestimmt. 4. Wer mindestens 20 Kronen einsendet, kann als Taufpate eines Negerkiudes fungieren und ihm den Namen, den er will, beilegen. 5. Wer unser Missionswerk in vorzüglicher Weise unterstützen will, der suche zehn Abnehmer des „Stern der Neger" zu gewinnen; er erhält sodann, wenn er alle unter einer Adresse bezieht, das elfte Exemplar umsonst. 6. In hervorragender Weise kann unserem Missionswerk auch gedient werden durch Zusendung von Meßstipendien. ebraucbte Briefmarken sammeln mir in alten Quantitäten und werden solche mit herzlichern „Rergell's Vollvon der Nerwallnng des Missions-Hanfes in flDtllanb bei BViren entgegengenommen. Kongregation der „Löhne des heiligsten Derzens )esu"> ~ ~ ^ Missionäre für Lentralatrika. Außer Priestern und Theologen, welche Neigung und Beruf zum Ordensstande haben und sich dieser Msston widmen wollen, finden in dieser Kongre- gation Aufnahme Stili)eilten der oberen Gymnasialklassen, welche in entsprechendem Alter stehen und Neigung zum Ordensstande haben; endlich sind auch Laien (als Handwerker, Bauen: usw.) als Ordensbrüder sehr erwünscht und für das Wirken der Kongregation von großer Wichtigkeit. — Es werden auch brave und talentierte Knaben aufgenommen und zu Missionspriestern ausgebildet, sowohl solche, welche noch keine, als solche, welche bereits eine oder mehrere Gymnasialklassen gemacht haben. Wegen der sonstigen Aufnahmsbedinguugen wende man sich vertrauensvoll an den Obern des Missionshauses der „Söhne des heiligsten Herzens Iesu" in Milland bei Vrixen, Tirol. Für Bbonnenten ans allen Ltudentenkreisen wirb eine außerorbentltche Preisermäßigung gewährt.