Laibacher TaMatt. iKebnctioii imh Expedition: Bakmlwsgasse Nr. 15 Mr. 177. EESESiE Montag,4. Attgust 1879.— Morgen: Maria Schnee. 12. Iah Mit t- t töoft: @ansiätir. fl. 12. u ° 'eigen bis 6 geilen AI kr.________ ZnsertionSpreise: Einspaltige Petitzeile -Wiederholungen ä zeigen bis 6 Zeilen ! Also doch nach Canossa? Die Beantwortung dieser Frage fällt dem Fürsten Bismarck zu, welcher seinerzeit in Anspielung auf den Büßgang Heinrich IV. von Deutschland zum Schlosse der Markgräfin von Tuscien den auf ihren Einfluß pochenden Gegnern des Kulturkampfes das geflügelte Wort entgegenrief: „Wir gehen nicht nach Canossa!" Bekanntlich ist der Kanzler des deutschen Reiches ein Freund derartiger knapper Sprüche, welche in wenig Worten aus seinem Munde eine größere Bedeutung enthalten, als das bei den langathmigsten Programmreden anderer Staatsmänner der Fall zu sein pflegt. Wir erinnern hier nur an seine bekannten Worte, die deutsche Frage könne nur durch Blut und Eisen gelöst werden; Oesterreich müsse seinen Schwerpunkt nach Osten verlegen, sowie an seine treffende Metapher, in welcher er den Stand der Orientfrage, beziehungsweise deren nächste Zukunft als „Versumpfung" bezeichnet?. Alle diese Worte haben ihre Geschichte gemacht und haben schon im Augenblicke ihrer Entstehung die politische Ueberzengung des Staatskanzlers ebenso unumwunden zum Ausdrucke gebracht, wie sein geflügeltes Wort über den Beginn der Sauhetz die Anschauung treffend charakterisiert, welche der eifrige Nimrod am Staatsruder Deutschlands über die parlamentarischen Kämpfe hegt. Das „Schwarzwild", welches Bismarck einst mit Vorliebe jagte, waren die Ultramontanen; jetzt hat es den Anschein, als ob dasselbe „gehegt" werden sollte. Denn so und nicht anders können wir die römische Depesche vom 1. August auffassen, nach welcher zwischen dem Fürsten Bismarck und der römischen Curie Vereinbarungen getroffen wurden, welche mit dem Ausspruche: „Wir gehen nicht nach Canossa" in offenem Widerspruche das bevorstehende Ende des Kulturkampfes in Deutschland signalisiert. Kurz und ohne weitere Erörterung wird darin die einfache Thatfache mitgetheilt, daß Deutschland auf die Anwendung der Disciplinargesetze unter Annahme des status quo seitens des Va-ticans bis zur Revision der Maigesetze verzichtet, daß die abgesehen Bischöfe und Priester gegen das Versprechen, stch den rein bürgerlichen Gesetzen zu unterwerfen soweit sie nicht den eanonischen widersprechen, auf ihre Sitze zurückkehren dürfen, und daß dem Klerus gegendas Versprechen, die Ruhe des Staates nicht stören zu wollen, die unbehinderte Ausübung ihres geistlichen Anites gewährleistet werden solle. Daß nach dem einfachen Wortlaute der erwähnten Depesche die schon lange signalisierte Schwenkung in der Kirchenpolitik Bismarcks sich wirklich vollzogen hat, wird niemand in Abrede stellen. Denn so hoch man auch den Einflnß anschlagen mag, welchen die versöhnliche Haltung des Papstes Leo XIII. auf die Anbahnung und den Abschluß der Versöhnuugsverhaudlungen mit Deutschland ausübte: so geht doch aus dem Inhalte des in Rede stehenden Telegrammes unzweifelhaft hervor, daß die deutsche Reichsregierung darauf verzichtet, den Kampf gegen den Ultra' montanismus mit den früher gebrauchten Waffen fortzusetzen. Allerdings sollen die Maigesetze vorläufig noch in Wirksamkeit bleiben. Aber in dem Momente, in welchem Deutschland auf die Anwendung der Disciplinargesetze verzichtet, hat es aus die Maßregeln verzichtet, durch deren rücksichtlose Anwendung der renitente Klerus zur Unterordnung unter die Staatsgesetze verhalten werden sollte. Noch mehr sogar: auch jene Bischöfe und Priester, welche die Härte der Disciplinargesetze aus eigener Erfahrung zu erproben die Gelegenheit hatten, können wieder in ihre Bisthümer und Pfarreien zurückkehren gegen den einfachen Revers, daß sie den staatlichen Verordnungen so weit folge- leisten werden, als diese nicht mit dem kanonischen Rechte im Widerspruche stehen. Letztere Klausel klingt nun allerdings sehr bedenklich, und es ist auch kein Zweifel, daß schon die Thatsackst der Rückkehr der gemaßregelten Bischöfe und Priester von der großen Masse der Bevölkerung als ein Sieg her Ultramontanen betrachtet werden wird. Aber trotzdem scheint uns die Behauptung nicht gerechtfertigt, schon aus den bisher bekannt gewordenen Grundzügen des Ver-söhnnngsactes zwischen Deutschland und dem Vatikan ein förmliches Canossa der Kazlerpolitik ableiten zu wollen. Es kommt eben alles darauf an, w i e man die Linie zieht, durch welche Staatsgewalt und canonifches Recht zu zwei scharf von einander getrennten Gebieten gemacht werden soll. Und in dieser Beziehung darf man sich gewiß nicht der Befürchtung Hiiigeben, daß Fürst Bismarck sich zu größeren, die bisherige Zivilgefetz-gebnng beeinträchtigenden Zugeständnissen herbeilassen werde. Aber daran zweifeln wir, daß es möglich sein wird, die vorerwähnte ScheidungS-linie so bestimmt zu markieren, daß nicht bald der eine, bald der andere Theil, bald der Klerus,' bald wieder der Staat über eine Gebietsverletzung zu klagen Gelegenheit erhalten könnte. Wir sind vielmehr der Ueberzeugnng, daß derlei Reibungen in jedem Staate unvermeidlich sind, welcher auf die Wahrung seiner Autorität der Kirche gegenüber Anspruch macht, aber ebenso sehr sind wir auch davon überzeugt, daß Fürst Bismarck ganz der Mann dazu ist, um solche Streitfragen von rZall zu Fall mit aller ihm eigentümlichen Energie im Sinne der staatlichen Äutoritätsausprüche zu erledigen. Man könnte dagegen einwenden, daß Bismarck durch seine Verständigung mit der Curie schou den Beweis geliefert habe, daß er kampfesmüde geworden sei. Wir wollen das auch durchaus nicht in Abrede stellen. Aber es ist ein großer Jeuiü'eton. R e i s e b r i e f e. II. Marienbad, Ende Juli. Wie doch ganz anders sieht es sich an, das von den Sonnenstrahlen erhellte und erwärmte, als das trübe, wie grau in grau gemalte Marienbad. Alles jubelt, frohlockt und stürmt hinaus in Gottes freie Natur, in den unvergleichlich herrlichen Fichtenwald! Es wandelt sich so angenehm unter den tiefgrünen Zweigen, durch die uns schelmisch die goldige Sonne küßt, dem munter sprudelnden Waldbächlein entlang, wo uns liebliche Blumen winken und uns die beflügelten Waldesfänger tausendstimmig grüßen. So gelangen wir ins Maxthal, eine der vielen freundlichen Kaffeestationen , deren man hier an allen Ecken und Enden antrifft. Merkwürdigerweise wimmelt es überall und zu allen Tageszeiten von Gästen, die sichs beim duftenden Mokkatranke und der delicaten Butter gut sein lassen, obwol die Badekur sehr strenge Diät anordnet und obwol sie alle mager werden wollen. Aber der Marienbader Kurgast sucht verzeihlicherweise nach ausgiebiger Entschädigung, wenn er verurtheilt ist, täglich in die unheimlichen schwarzen Tiefen eines Moorbades zu steigen oder zu einer Stunde, wo man sonst noch der süßen Ruhe pflegt, 3 bis 4 Gläser Ferdinandsbrunn auf nüchternen Magen zu trinken. Und trotz der frühen Stunde, zu welcher zu einer der vielen Quellen gepilgert wird, kann es die hiesige Damenwelt doch nicht übers Herz bringen, schon um 5 oder 6 Uhr des Morgens noch schlaftrunken in den compliciertesten Toiletten beim Brunnen zu erscheinen. Das größte Aufsehen erregt da unstreitig die Gemahlin jenes Mannes, der im traurigen Schicksale Kaiser Max' eine so verräterische Rolle spielte; sie erscheint täglich in ändern Farben, und die reichgestickten Mantillen, die mit Valenciennespitzen besetzten Roben mögen gewiß kostbar sein, allein unfern einfach bürgerlichen Geschmack entsprechen nicht die grauatlassenen, mit Goldstöckelchen versehenen Spangenschuhe, durch welche die violett gestreiften Strümpfe gezeigt werden, oder der golddurchwirkte Gazeschleier. Dem entsprechend ist auch der buntscheckige Anzug ihres kleinen Töchterchens, das, mit künstlichen Locken in Sammt und Seide gehüllt, so selbstbewußt einherstolziert. Daß man sich mit dem allmächtigen Gelbe nicht auch den guten Geschmack erlaufen kann! Wahrhaftig, wenn Sebastian Brand heute sein „Narrenschiff" schreiben würde, so könnte er in Marienbad reichlichen Stoff dazu finden, denn „die Welt ist. dumm, wird täglich abgeschmackter" singt Heine — seh' man sich z. B. nur die vier-, sechs- und achteckigen, runden oder spitzen, großen oder kleinen, im Genick sitzenden Hüte und farbenkastenartigen Kleider an! Wirklich imponierend wirkt da die hübsche, junge Engländerin, die sich, ob schön, ob Regen, in ihren gelben Paletot gehüllt, an der Seite ihres ebenfalls gelb gekleideten Begleiters mit großer Nonchalance in die Reihen der auserlesensten Modedamen mengt. Unser erhöhtes Interesse erregt jedoch jene schlanke, große Dame mit den Glutaugen und dem feingeschnittenen Profile, die beinahe einen historischen Ruf genießt, seitdem sie von unferm modernen RubenS für würdig befunden wurde, den Einzug Karl des V. in Antwerpen blumenstreuend zu eröffnen. Sie trägt sich auch ganz makartisch, den Künstlerhut stolz auf die braunen Locken gedrückt. Sehr bescheiden und anspruchslos erscheint dagegen die große Tragödin des Burgtheaters, immer schwarz gekleidet, beim Brunnen und läßt sich von ihrer Unterschied zwischen Aufregungen eines allgemeinen Kulturkampfes, wie wir ihn in Deutschland er-ebfen, und den Unannehmlichkeiten einzelner Eon-licte, bei welchen man zudem darauf rechnen kann, )aß der Papst sich niemals auf die Seite klerikaler Extravaganzen stellen werde. So, wie wir die neueste 'Wendung in der deutschen Kirchenpolitik bemtl)eilen, ist dieselbe eben nur unter einem Leo XIII. möglich geworden. Ebenso wie man aber im Vatican überzeugt war, daß eine Fortdauer des Kulturkampfes die Interessen der Kirche weit mehr schädigen müsse, als eine besonnene Nachgiebigkeit, ebenso war es kein Geheimnis, daß man in Deutschland allmählich die Anschauung gewann, es gehe doch nicht gut an, einen jungen Staat, in welchem so viele feindliche Elemente das Re- ?irren erschweren, ohne dringendste Noth in einen irchenpolitischen Streit zu verwickeln, der in seinen Folgen schließlich auch noch das protestantische Muckerthum in Reih und Glied mit den ultramontanen Kulturkämpfern zu stellen drohte. Der Curie zuliebe hat Bismarck den Schritt zur Aussöhnung gewiß nicht gethan. Ebensowenig imif man ihn einer in verhältnismäßig so später eit erwachten platonischen Neigung für den ltramontanismus zeihen. Er mag sich in der Widerstandskraft des Ultramontanismus getäuscht haben, und seine, wenn auch aus wohlüberlegten Erwägungen hervorgegangene theilweise Nachgiebigkeit mag den Gegnern der freiheitlichen Entwicklung Deutschlands als Aufmunterung für die weitere Verfolgung ihrer Pläne dienen. Aber von einem völligen Canossa darf man nicht früher reden, bevor nicht Bismarck durch die Details der Aussöhnungsurkunde und deren Ausführung den Beweis liefert, daß er mit seiner ganzen Vergangenheit gebrochen. Dieser Beweis wird gewiß auf sich warten lassen, und wir glauben auch nicht fehlzugehen, wenn wir die angekündigte Verständigung zwischen der Curie und dem Staate nur als ein Mittel zum Zwecke, nicht aber als Selbstweck betrachten, Bismarck kann eben den Kultur-aitipf in seiner bisherigen Ausdehnung nicht brauchen. Das durch die Maigesetze aufgescheuchte klerikale Schwarzwild drohte die Saaten zu vernichten, anstatt daß es sich bequemte, sein Futter aus der Hand des Staatskanzlers zu nehmen. Um den drohenden Wildschaden zu verhüten, hat dieser nun die vielfach erfolglose Sauhetz auf sein Schwarzwild aufgegeben und versucht sie, nun innerhalb gesetzlicher Schranken auf einem Boden zn hegen, der ihnen überlassen bleiben soll, um dafür die außerhalb derselben angelegten politischen Saaten vor der Durchwühlung zu schützen. Zofe den Becher reichen, der ihr vielleicht die entfliehende Jugend wiedergeben sollte. Um das starke Geschlecht nicht ganz leer ausgehen zu lassen, erwähnen wir nur noch den jugendlichen, schwarzäugigen Tscherkessensürsten, der, die Pelzmütze am Haupt, in seinem faltigen weißen Nationatcoftüm alle Blicke auf sich zieht. Wenden wir uns nun von der großen Welt--Ühne der engem Theaterbühne zu, so finden wir auch hier viel Nennenswerthes. Fr. Fifcher-Swo-bvdcr ließ sich an zwei Abenden als „Rvsalinde-“ und „Fanchette-Mtchel" hören; sie ist zwar trotz ihres EmbonpointS eine gut erhaltene Bühnenerscheinung, allein vor 20 Jahren muß ihr das naive, übermütige Wesen wol viel besser gestanden und ihre gut geschulte Stimme glockenheller geklungen haben! Ueberraschend wirkte sie nur durch die Einlage eines ungarischen Liedes, das sie mit echt magyarischem Feuer vertrug. Das hiesige Publikum überschüttete Fr. Swoboda mit Blumenspenden, wovon eine, aus weißen und rothen Rosen, den Umfang eines Tisches erreichte. Ueber» Haupt werden hier in Marienbad die geschmackvollsten Bouquets massenhaft um einen Spottpreis feilgeboten und verlocken manchen galanten Kavalier zur Ausübung seines zarten Dienstes. Die neue Reichspartei und die Verfassungstreuen. Wenn es anginge, Politik mit bloßen Schlagworten zu machen, wir Oesterreicher Umreit das glücklichste Volk von der Welt. Wie schön war zum Beispiel die Phrase vom wahrhaften Oester» reicherthutn! Leider stellte es sich heraus, daß die angebliche Wahrhaftigkeit eine große Lüge und daß nebenbei das Oesterreicherthuiu der nationalen, klerikalen und feudalen Anhänger der Fundamentalartikel eine, gelinde gesagt, ziemlich dreiste Unterschiebung war. Auch mit dein Schlagworte Reichspartei, das man den Mitgliedern der conseruativ-national-klerikal-feudalen Bundesgenossenschaft des nächsten Reichsrathes als Erkennungstäfelchen an den Hals hängen möchte, scheint nur dazu berufen, einerseits das Publikum zu täuschen und anderseits das Erkennen zwischen den einzelnen Fractionsmitgliederu der neuen Allianz zu ermöglichen. Durch einen Namen, mag er auch noch so schön klingen, werden aber keine Gegensätze ausgeglichen, keine einheitlichen Programme geschaffen. Der Pole wird Pole bleiben und wird im glücklichsten Falle Oesterreich die Aufgabe zuweisen, für die Wiederherstellung des Schlachtizen-staates Sorge zn tragen; der Czeche wird nur für die historischen Rechte der „Koruna eeska", der ultraniontaue Tiroler nur für das Landrecht und die Glaubenseinheit der gefürsteten Grafschaft Sinn und Verständnis entwickeln, während es unseren sogenannten Nationalen überlassen bleibt, ihren Bundesgenossen von der Reichspartei so lange über die nationale und staatsrechtliche Notwendigkeit eines Königreichs Slowenien vorzudeklamieren, als diese zuzuhören für gut finden. Ultramontane und Feudale aber werden diesen Sondergelüsten nur dann beistimmen, wenn sie dabei ihre speeiellen Interessen gewahrt wissen. Und dieser Kuddelmuddel specifischer Parteibestrebungen, dieses Konglomerat egoistischer Jiiteressenpvlitiker soll die Grundlage und das Material für eine Reichspartei oder, um uns einer anfkläratden Umschreibung zu bedienen, für eine Partei abgeben, welche den Reichsgedanken und damit also auch die Reichseinheit zum Ideale ihrer politischen Bestrebungen macht. Wir halten es für überflüssig, noch weiter auf die erwähnten Widersprüche einzugehen. Wichtiger erscheint für uns die Frage, ob durch die Bildung einer solchen Partei dem deutschen Kultur-elemente und dem durch dasselbe in erster Linie repräsentierten Verfassungsstaate ein ernster Nachtheil erwachsen könne. Die in Prag erscheinenden Um jedoch wieder zum Theater zurückzukom-meii, sei zunächst der vorzüglichen Aufführung „Boccacios" Erwähnung gethan, diefowol in Haupt-nnd Nebenrollen, als auch in glänzender Ausstattung und Inszenierung nichts zu wünschen übrig ließ. Das Libretto ist nicht geistreicher, aber auch nicht geistloser, als das aller übrigen Operette», und die reizende Musik wird „Boccacio" gewiß bald zum Liebling der Operettenfreunde machen. Wieder hatten wir Gelegenheit, einen alten Bekannten in dem Komiker Steinberger zu entdecken, der sich hier der größten Beliebtheit erfreut und, wie man sagt, im Herbste am Carltheater gastieren soll. Auch Herr Schweighofer vom Theater a. d. Wien trat hier in „Herr v. Perlacher" auf, ein „Weaner" vom echten Schrot und Korn, der durch seine köstlichen Couplets nicht endenwollenden Beifall hervorrief. Die heurige Saison erreichte unstreitig ihren Glanzpunkt in dem kürzlich stattgehabten Künstlerabend, veranstaltet vom ComitL zur Errichtung eines Militärkurhauses in Marienbad. Fr. Frankl-Jo8l, eine bestrenoininierte Klavier-Virtuosin, spielte eine LiSzt'sche Rapsodie hinreißend schön, womit wir alles dasjenige sagen wollen, was Konzert-recensenten durch „blendende Technik", „weicher „Slovanske Listy" überheben uns der Notwendigkeit einer Beantwortung, indem sie erklären: „Blicken wir auf die Deutschen Oesterreichs. Ist jemand im stände, ihnen die Verbindung mit dem mächtigen deutschen Stamme zu wehren? Ist jemand im stände, sie daran zu hindern, daß sie sich als Glieder der germanischen Völkerfamilie betrachten ? Es ist erwiesen, daß unsere deutschen Mitbürger sehr viel ihren Brüdern im hohen-zollern'schen Reiche zu danken haben, daß sie das wurden, was sie thatfächlich in Oesterreich sind. Es war nicht immer die Regierung, die über ihr Schicksal entschied; es war dies auch die nationale Solidarität, die, unbekümmert um die staatlichen Grenzen, auch nicht den kleinsten Theil untergehen ließ. Die deutschen Zweige in Oesterreich nährten sich von der Wurzel, die sie in Deutschland besitzen, und breiteten sich weiter und weiter ans." Allerdings ist in obiger Ausführung nur von den Deutschen in Oesterreich ganz im allgemeinen die Rede. Dem Sinne nach können aber damit nur die liberalen Elemente des österreichischen Deutschthums gemeint sein, welche dein Ve.fas-sungsgedanken als solchen Bestand und Existenzkraft verliehen, ohne jedoch die Mitglieder anderer Nationalitäten von der Mitwirkung am Ausbaue des Verfassungslebens auszuschließen. Das Deutsch-thurn, von welchem in den „Slovanske Listy" die Rede ist, darf demnach nicht als die Summe aller Deutsch redenden Oesterreicher angesehen werden. Es ist ein kulturhistorisches Element von internationaler Bedeutung, welches, unbeschadet seines geistigen Zusammenhanges mit den nationalen Errungenschaften des deutschen Kulturlebens, den deutschen Anhang der österreichischen Klerikalen ebenso unerbittlich von sich abweist, als es andererseits jeder intelligenten, für die liberalen Ideen der Neuzeit eingenommenen Nationalität die Bruderhand darbietet. Nur eine böswillige Verdrehung der Verhältnisse konnte diesem Deutsch -thnrn, von welchem hier die Rebe ist, eine Gehässigkeit gegen andere Nationen in die Schuhe schieben. Wenn in früherer Zeit durch die absolutistische Regierung und ihr Bestreben nach strenger Uniformität die Nationalitäten Oesterreichs darniedergehalten wurden, so fällt die Schuld dafür nicht den Deutschen zu. Diese litten unter dem vormärzlichen Drucke nicht minder wie die Ezechett und die Slovenen nnd haben es lediglich der eigenen Kraft zn danken, wenn sie sofort nach der Einbürgerung des Constitutioualismus das entscheidende Wort im Staate sprachen Sie haben aber das nicht etwa im Sinne eines nationalen Chauvinismus gethan, sondern denselben Anschlag", „tiefes Verständnis" rc. zu bezeichnen pflegen. Fr. Knpfer-Berger fang die Schmuckarie ans „Faust", wie man sie eben nur in der Wiener Hofoper höre» kann, und Herr Franke handhabte die Violine als Meister ersten Ranges. Auf das Konzert folgte ein sogenannter „Ball", der auf uns jedoch nichts weniger als diesen Eindruck machte; etliche Paare hupften an den Tischen, wo die Mehrzahl des Publikums soupierte, vorbei, und die Damen, welche auf ausdrückliches Verlangen in Promenadentoilette erschienen waren, tanzten mit den Hüten auf den Köpfen, was uns höchst blickwidrig und unschön vorkam. Der liebliche Maiwalzer, mit dem die Militärmusik den Reigen eröffnete, hätte wahrlich ein besseres Los verdient. Auch an kleineren Konzerten leidet Marienbad keinen Mangel; hier läßt sich eine Klavier-Virtuosin hören, dort trillert eine Hof opernfängerin; hier erschallen die Fanfaren einer Militärkapelle und dort jodelt eine Tirolergesellschaft. Wahrhaftig, ein sideles Gefängnis dies Marienbad, aber — doch ein Gefängnis! vielmehr überall dort bekämpft, wo eine Nation nicht auf dem Boden eines eigenberectjtigten Kulturlebens, sondern nur auf das rein äußerliche Merkmal der sprachlichen Einheit hinsonderpolitische Interessen verfolgte. Ebenso wie das liberale Deutschthum den fortschrittlichen Czechen und Slo-venen gerne als Bundesgenossen annimmt, ebenso wird und muß es sich gegen alle reactionären Allianzen verwahren, gleichviel, ob das Material hiezu aus der deutschen Bevölkerung Tirols oder aus slavischen Provinzen geholt werden soll. Hochhaltung der Reichseinheit auf liberalen Grundlagen — so lautet die Parole der Verfassungspartei im Kampfe gegen die erlogene Reichspartei, und diese Parole muß um so eher zum Siege führen, als, wie schon erwähnt, die Verfaffungs-partei trotz ihres deutschen Grundstockes doch keinerlei ausschließlich nationales Gepräge an sich trägt, während alle übrigen nationale» Parteien an Stelle politischer Programme den exclnsiv nationalen Standpunkt selbst mit Hilfe der Reaction zu wahren bemüht sind. De», „Pester Lloyd" zufolge datieren die ersten Versuche Taaffes, die Anhänger der Passivitätspolitik zur Theilnahme am öffentlichen Leben zu bewege», ans der Zeit des kaiserlichen Ehejubiläums. Damats, als der Festzug zu Ehren des Kaiserpaares die gelammte Aristokratie i» Wien vereinigte, soll Graf Taaffe mehreren verfass»»gstrenen Großgrundbesitzern begreiflich gemacht haben, daß sie die Verfassung nicht als Monopol mische» dürfte», und audererseits den Anhängern der Abstinenzpolitik die Nothwendigkeit nahe gelegt haben, rückhaltslos und ehrlich den Boden der Verfassung zn betreten. In weiterem Verlaufe feines Rechtfertigungsartikels für den Grafen Taaffe erklärt das Organ Andrassys: ,,Dissentierende, der Verfassung feindlich gegenüber-stehende Elemente anf de» Bode» der positiven politische» Arbeit gezogen, aus einer versasiu»gssei»d-liche» ei»e innerhalb des Rahmens der Verfassung wirkende politische Partei gemacht zu haben, erscheint als ein Verdienst, das dem Grafen Taaffe nicht bestritten werden kann." Gegenüber dieser Bemerkung erlauben wir uns denn doch die Frage aus-zuwersen, ob es nicht etwas verfrüht ist. Verdienstmedaillen zuzuerkennen, bevor noch das Verdienst selbst hinlänglich sichergestellt ist. Veranlassung hiezu gibt uns ein Artikel im feudalen „Vaterland", welcher den Bestrebungen des Grafen Taaffe zur Bildung einer sogenannten Mittelpartei keinen besondere» Erfolg verspricht und seine Anschauung zum Ueberfluß mit einem Hinweise daraus begleitet, daß Gras Taaffe schon als Statthalter von Tirol Gelegenheit hatte, die Vergeblichkeit derartiger Ver> mittluugsversuche kennen zu lernen. * * * Gelegentlich einer am 2. d. zu Blatna abgehaltenen Wählerversammlung hat Exminister Jireiiek, der ehemalige College Hohenwarts, erklärt, daß er darüber keine Mitteilungen machen könne, ob die Vertreter des ezechischen Volkes in den Reichsrath Eintreten oder nicht. Die Verhältnisse seien unverändert geblieben und das Ministerium habe auch nicht die geringste Garantie geboten, welche den Eintritt ins Parlament ermöglichen würde. Auch bezüglich der Versöhnung mit de» Deutsche» gibt sich Jirecek keine» Hoffnungen hin, da die seitens der Czechen willig dargereichte Hand von den Deutschen mit Gleichgiltigkeit, ja mit Widerwillen entgegeugenomineu wurde. * * * In vollständiger Übereinstimmung mit unserer Anschauung betreffs der Gründe für den Rücktritt des Grasen Zichy-Ferraris von seinem Posten als Staatssekretär wird der „Kölnischen Zeitung" von gut unterrichteter Seite aus Pest geschrieben: Der Rücktritt des Grasen Victor Zichy von seinem Posten infolge der gegen ihn vonseite der Opposition erhobenen Anklagen ist ein Beweis, daß keine Regierung in Ungarn der cinmüthige» Forderung der öffentlichen Meinung widerstehen kann, wenn sie ihre Stellung dadurch nicht gefährden will. Graf Zichy hat bekanntlich um seine Enthebung von dem Posten eines Staatssekretärs mit der Begründung «»gesucht, daß es ihm mit seinem Rücktritte darum zu thun sei, auch nicht den Schein einer Beeinflussung des Ehrengerichts, das über seine Angelegenheit entscheiden und ans Parlamentsmitgliedern aller Fraktionen zusammengestellt sein soll, Auskommen zn lassen. Sowol die Regierung als auch die Opposition sind zu weit gegangen: erftere in ihrer Verteidigung und letztere in ihren Angriffen. Aehnliche Fälle wie jener des Grafen Victor Zichy sind auch zur Zeit Deaks vorgekommen; aber der „alte Herr" hat sofort jedem Skandal vorgebeugt, indem er sich mit der Opposition verständigte und. jenen Regiernugsmann, den die Opposition verfolgte, lieber sogleich (allen ließ, wodurch es dann auch dem Angeklagten erleichtert wurde, feine Ehre als Privatmann zu retten. Ich hörte es selber, als Deak die Worte sprach: ,,Ein Man», der mit Recht ober Unrecht verdächtigt wird, ist nicht zum Minister oder Staatssekretär geeignet Letztere müssen Männer fein, deren Ehrenhaftigkeit so allgemein anerkannt ist, daß eine Verdächtigung derselben das Publikum selber zurückweisen würde." Hoffentlich wird auch die Regierungspartei in Zukunst an diesem Grund- sätze fefthalten, denn nur so wird es ermöglicht, die Wiederholung solcher Skandale zu verhüten. * * * Die bereits gemeldeten Anzeichen einer sich vorbereitenden revolutionären Bewegung in Italien hat den Minister Villa veranlaßt, an die Präsecten ein Rundschreiben mit dem Aufträge zu richten, alle Individuen, welche als Urheber von Demonstrationen und Unruhen bekannt sind, einer aufmerksamen und continuierlichen Überwachung zu unterwerfen. Das Rundschreiben empfiehlt den Präsecten, sich zu diesem Ende aller jener vorbeugenden und repressiven Maßnahmen zu bedienen, welche ihnen das Gesetz an die Hand gibt. Vor allem sollen die Präsecten, wie cs in dem klar und bestimmt abgefaßten Circular heißt, jede Manifestation zugunsten der „Jtalia irrcdenta" verhindern. Letztere Meldung hat auch für Oesterreich infoferne Interesse, als an eine erfolgreiche Bekämpfung der bekannten Agitationen unserer Jta-lianissimi nur dann zu denken ist, wenn Italien zur Einsicht gelangt, daß ein Staat von seinem lockeren Gefüge keine Ursache hat, seine innere Ruhe und seine Beziehungen zu dem mächtigeren österreichischen Nachbarstaate dadurch zu gefährden, daß es den chauvinistischen Phantastereien der „Jtalia irre« denta" Duldung angedeihen läßt. Vermischtes. — SSom Räuberh aup tmaitn Babinsky. Der einst in Böhmen so gefürchtete Räuber Babinsky ist in Rzepy bei Prag, 86 Jahre alt, von denen er mehr als ‘20 im Kerker zugebracht, gestorben. Seine letzten Worte waren: „Jesus, verzeihe mir, denn ich habe viel gesündigt!" Seinem Aussehen nach hätte man ihn, wie es in einer Schilderung der „Pot." heißt, eher für einen gemütlichen Spießbürger, denn für einen Mann hatten können, der einst ein gefürchteter Räuberhaupt* mann gewesen. Pospilil hat den böhmischen Rozsa Sandor zum Helden eines Romans gemacht, indem er ihn gleich auf der ersten Seite „mit gespanntem Gehör in die Ferne sehen läßt". — Die „Schwabisie rurtg" Serbiens durch Oesterreich. Der Belgrader Korrespondent der offieiöfen „St. Petersbnrgskija Wjkdomosti", Herr Tschnrsin, schreibt folgenden unfreiwillig komi» fcheit Bericht: „Oesterreich hat einen pfiffigen Modus zur Schwäbifierung Serbiens ersonnen: In welches Kaffee- oder Gasthaus in Belgrad Sie hineinblicken mögen, fehen Sie überall das Gleiche: der Wirth ist ein Schwab, der Kellner ist ein Schwab, die Sprache ist schwäbisch und alles ist schwäbisch. Der Kellner fragt Sie nie anders, als Die Geheimnisse der Residenz. Nachtstücke aus dem Leben. Roman von F. Klinck. (Fortsetzung.) Eme volle Woche hatte Helene nun schon auf Erlösung gewartet, und noch immer saß sie rath- und thatloS am Fenster ihres Gemaches, als hoffe sie von dorther Erlösung. Aber niemand kam, feilte^ Menschenseele verirrte sich nach dem einsamen Häuschen, und doch wurde sie von Tag zu Tag ungeduldiger und ängstlicher — kaum, daß noch ein leiser Schlaf sie für wenige Stunden der entsetzlichen Wirklichkeit entrückte. Sie mochte es nicht ausdenken, wie es wäre, wenn Graf Horn den Trauschein wirklich in Händen habe. Zwar gab es, mußte es noch manchen Beweis geben, daß sie seine angetraute Gattin war, aber warum lag ihm so unendlich viel an dem Schein? Endlich, es war schon am Ende der zweiten Woche, hörte sie einen schnellen Hufschlag und sah wenige Augenblicke später den Grafen auf das Haus zusprengen. Tödtliche Blässe bedeckte HeleuenS Gesicht, als sie das triumphierende Lächeln sah, womit er zu ihrem Fenster hinaufblickte — in dem Blicke lag für Helene eine Welt voll Unglück, das entsetzliche Geschick, welches es sür sie gab. Gleich darauf hörte Helene seinen Schritt auf der Treppe; sie war nahe daran, umzusinken, aber sie raffte ihren ganzen Muth zusammen, um ihm stolz und sicher gegenüber zu treten, sie wollte sich nicht von ihm demüthigen und in den Staub treten lassen. Als Graf Horn i» das Gemach trat, blieb Helene ruhig sitzen, sie wandte ihm gleichgiltig ihren Blick zu, aber sie zitterte und bebte vor innerer Aufregung. Sie stand ihrem ärgsten Feinde gegenüber, einem Feinde, so erbarnmtgslos, wie kaum ein Mensch sein konnte, und sie mußte ihm zeigen, daß sie ihn ganz durchschaut und wohl wisse, was sie von ihm zu erwarten habe. Mit über einander geschlagenen Armen stand er vor ihr, und sah sie ihn auch nicht, so fühlte sie doch den mitleidslosen Blick, womit er sie betrachtete. „Hast du deine thörichten Ideen aufgegeben, Helene? Bist du noch willens, deine sogenannten Rechte ans Tageslicht zu ziehen?" Das war seine erste Frage, ganz eines Mannes, wie Graf Horn war, würdig. „Wir brauchen über diesen Gegenstand kein Wort mehr zu verlieren“, entgegnete HeWe kalt. „Wir wissen, wie wir mit einander stehen, eine Verständigung kann zwischen uns nicht mehr statt--finden, es frägt sich nur, wer irt dem Kampfe den Sieg behält. Ich habe Geduld, und sie soll gewiß nicht so bald erschöpft werden." „Das ist sehr lobenswerth von dir", sagte Graf Horn ironisch, „denn du wirst noch schs viel davon gebrauchen können, wenn du dich nicht eiltts Bessern besinnst. Du kennst Graf Hont noch nicht, wenn du es für möglich hältst, daß man mit ihm kämpft, noch dazu, wenn fo ungleiche Waffen vorhanden sind." „Das Recht wird siegen, Herr Graf, darauf verlassen Sie sich", versetzte Helena ruhig. „ES wäre wol vergeblich, an Ihr Gewissen zu appellieren, und ich will mich auch darauf nicht einlassen, aber ich appelliere an das Recht, welches mich ju Ihrer gesetzmäßigen Gattin machte. Ich will Sie nicht für so schlecht halten, Herr Graf, daß Sie unsere Ehe bereits mit der Absicht eingingen, so an mir zu handeln, wie Sie dies jetzt thun." (Fortsetzung folgt.) nur: „Was wünschen Sie?" Ueberdies strömt hie-her seit der letzten Zeit eine Unmasse aller möglichen Gewerbetreibenden, Agenten, Komödianten, Volkssänger, Chansonnetten it. s. w., u. w., lauter Leute, die in Wien bereits längst zuwider geworden waren, während dieselben hier geradezu Furore machen — Eine Nihilistin mittelst Ballon durchgegangen. Aus Moskau wird gemeldet: „Die hiesige Polizei fahndete diesertage nach einem in Moskau sich aufhaltenden Mädchen, Namens Olga Sobieslawska, die dringend verdächtig erschien, einer nihilistischen Verbindung anzugehören. Nach langem Recherchieren gelang es endlich der Polizei, die Wohnung des Mädchens zu entdecken, und sie sollte in der Nacht des ‘25. Juli verhaftet werden. An demselben Tage stieg von einem der hiesigen Gärten ein Ballon in die Lüste. In demselben befanden sich zwei Männer und ein Mädchen. Das Mädchen war niemand anderer als Sobieslawska, wie es später festgestellt wurde. Der Ballon fiel eine halbe Meile von Moskau auf eilt Feld. Die Spur des Mädchens ging verloren." — Gegen die Brände in Rußland. Gras Jgnatiefs, der neu ernannte Generalgouverneur vou Nischuij-Nowgorod, erließ am zweiten Tage nach seiner Ankunft in Nischuij-Nowgorod folgende radikale Maßregeln gegen die Feuersbrünste. Vor allem ließ der General sämmtliche paß- und erwerbslose Personen, ferner die unterstandslosen Kinder uud Bettler ausweisen. Dann befahl er, alle hölzernen Gebäude, wie Kaufläden, Buden, Schupf eit u. s w., aus der Stadt zu entfernen. Die hölzernen Wohn. Häuser wurden zwar belassen, dieselben müssen jedoch Tag und Nacht von je zwei Wächtern bewacht und darf überdies in diesen Häusern kein Feuer gemacht und gekocht werden. Ferner befahl Graf Jgnatieff, daß in allen Höfen und auch auf einigen Dächern Bottiche und Fässer mit Wasser ausgestellt werden; endlich verordnete er, daß von nun an jedes Hans in N.-Nowgorod von je einem Wächter bewacht, mit den nöthigen Instrumenten zum Löschen versehen und, wenn möglich, versichert werde. — Die „weißen" Neger. Der portugiesische Afrikareisende Serpa-Pinto, welcher gegenwärtig in Paris gefeiert wird und vor der geographischen Gesellschaft in der Sorbonne einen Reisebericht erstattete, will im Innern Asrika's die weißen Reger aufgesundeu haben, deren Existenz durch Gerüchte behauptet wurde, die aber wenig Glauben fanden. DaS Volk nennt sich die Kaffaquers und wohnt zwischen den Flüssen Konchi und Konbaugo. Die Gesichtsfarbe dieser Menschen ist weißer als die der Kaukasier; ihr Haar ist kurz und wollig, wie datz der übrigen Slethiopier, die Augen sind schief-stehend, wie bei den Mongolen. Sie sind sehr robust und leben in kleinen Gruppen von vier bis fünf Familien, welche ein Nomadenleben führen. Lokal-undProvm)ial-Angelegenheiten. — (Todesfälle.) Samstag abends verschied in Laibach Herr Ferdinand Donati, k. k. jubil. Gefälleu-Obereinnehmer , nach langem, zweijährigem Krankenlager im Alter von 85 Jahren. Der Verschiedene wurde bei seiner im Jahre 1865 nach 52jähriger Dienstzeit erfolgten Pensionierung von Sr. Majestät dem Kaiser durch Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone ausgezeichnet. — In Jdria verschied am 1. August der als Wohlthäter der Armen bekannte Weltpriester Herr Fr. Troha im 71. Lebensjahre. — (DiezweiteLiedertafel der philharmonischen Gesellschaft) findet Samstag den 16. d. in Koslers Brauhausgarten statt. — (Seltene Fruchtbarkeit.) Im Garten deS Herrn Oskar Tschinkl zu Laibach befindet sich ein Weinstock, an welchem sich nach einer am 28sten Juli vorgenommcnen Zählung nicht weniger als 506 gut entwickelte Weintrauben befinden. Wir machen die Leser unseres Blattes auf dieses seltene Beispiel von Tragfähigkeit mit dem Bemerken aufmerksam, daß Herr Tschinkl gerne bereit ist, das in seiner Art äußerst interessante Exemplar einer Weinrebe auch von jedermann besichtigen zu lassen. — (Fenersbrunst in Kozarje.) In dem Dorfe Kozarje brach gestern nachmittags nach 1 Uhr Feuer aus, welches in kurzer Zeit die Wirtschaftsgebäude Jetöans, in welchen der Brand entstanden war, sowie auch jene seines Nachbars Kree vernichtete. Die Wohnhäuser wurden nur durch das thätige Eingreifen der sofort am Brandplatze erschienenen Waitscher freiwilligen Feuerwehr gerettet. — (Aus dem Gerichtsfaate.) Der 20jährige Schriftsetzer I. Kolenz war zur lieber-zengung gelangt, daß die Herstellungskosten für Banknoten in keinem Verhältnisse zum hohen 83er» kehrswerthe der letzteren stehen, und daß sich daher mit einer in entsprechendem Maßstabe betriebenen Fabrikation von Wertpapieren leicht ein hübsches Sümmchen profitieren ließe. Von diesem Gedanken beherrscht, machte und fand er in dem Lithographen Anton Jerschan einen Compagnon, der bereit war, eine Arbeitskraft dem Geschäfte zur Verfügung zu 'teilen, während Kolenz das Geld zur Beschaffung der Presse und der nothweitdigsten technischen Hilfsmittel hergab. Als erster Versuchsgegenstand wnroe die Zehngnldentwtc ausersehen, für deren Schwarzdruck, Tondruck und Wasserzeichen Jerschan die erforderlichen Platten herstellte. 65 Exemplare Banknoten waren bereits bis auf die Seriennumntern und den Wasserdruck zur Vollendung gediehen, als die Anwesenheit des Violinvirtuosen Dengrcmont in Laibach den beiden CompagnonS die Gelegenheit zu bieten schien, die Verwerthbarkeit ihrer Banknoten-sabricate zu erproben. Zu diesem Schüfe wurden zwei Stück Noten mit Serie und Wasserdruck versehen und der Weg zum Redoutensaale angetreten, wo der erwähnte jugendliche Violinvirtuose sein Konzert abhielt. Zum Unglück für die beiden Notenfabrikanten wurde» jedoch die bei der Kasse abgegebenen Falsisicate sofort als solche erkannt, was denn auch zur Verhaftung ihrer Erzeuger und zu einer in ihrer Wohnung vorgenommenen Hansdnrchsnchung führte, deren Ergebnisse alles Leugnen vergeblich machet mußte. Kolenz und Jersan machten denn auch keinen Versuch, ihr Verbrechen in Abrede zu stellen, so zwar, daß bei der heute durchgesührteu Schlußverhandlung der Staatsanwaltschaft schon int Geständnisse der beiden Angeschuldigten eilt bis aus die Details verläßliches Anklagematerial zur Verfügung stand. Gegenüber der Anklage, welche für Anton Jersan als den eigentlichen Banknotenfälscher lebenslänglichen Kerker und für dessen Complicen Stolenz Kerker in der Dauer bis zu 20 Jahren beantragte, konnte der Vertheidiger nur Milderungs-grüude geltend machen, in deren Berücksichtigung die laut einhelligen Verdicts der Geschwornen der Banknotenfälschung für schuldig erklärten Angeklagten Jerian und Kolenz zum schweren Kerker in der Dauer von sechs und fünf Jahren, monatlich durch einen Fasttag verschärft, oerurtheilt wurden. — Anläßlich des vorliegenden Berichtes über den ersten Tag der jetzigen Schwurgerichtssession muß auf den Unfug hingewiefen werden, welcher in der Zulassung von Kindern zum Schwurgerichtssaale liegt. Hoffentlich genügt dieser erste Hinweis aus diesen Uebel-stand, um denselben für die Zukunft zu beseitigen. Witterung. Laibach, 4. August. Morgens ganz bewölkt, mittags fast ganz heiter, schwacher Ost. Wärme: morgens 7 Uhr + 21-4", nachmittags 2 Uhr + 27-3" C. (1878 + 22 6"; 1877 + 203" C.) Barometer 737 25 Millimeter. Das vorgestrige Tagesmittel der Wärme -}- 242", das gestrige + 25 2®, beziehungsweise um 4'4° und 5 4° über dem Normale. Verstorbene. Den 1. 91 u g u ft. Josef Vidinar, Arbeiterssohn, 4 */a Mon., Carolinengrnnd Nr. 10, Fraisen. Den 2. A it g it st. Carl Merkel, Sohn der Gastgeberin Antonia Merkel. 4 Mon., Herrengasse Nr. 1, Darmkatarrh. — Maria Glavi?, Bedienerin, 66 I, Judensteig Nr. 4, Lebercirrhose. — Fcrd. Donati, k. k. jubil. Gesällcn-Obereinnehmer, 85 I., Doinplatz Nr. 17, Altersschwäche. I m Z i v i l s p i t a l e: Den 2. 91 n g it st. Maria Bakovnik, Inwohnerin, 53 I, Bright'sche Nicrencntartnng. Lebensmittel-Preise in Laibach am 2. August. Weizen 7 fl. 80 kr., Korn 4 fl. 53 kr., Gerste 3 fl. 90 kr., Hafer 2 fl. 93 kr., Buchweizen 4 fl. 87 tr., Hirse 4 fl. 53 kr., Kukunitz 4 fl. 60 kr. per Hektoliter; Erdäpfel 3 fl. — kr. per 100 Kilogramm ; Fisolen 7 fl. — kr. per Hektoliter; Rindschmalz 92 tr., Schweinfelt 70 kr., Speck, frischer 56 kr., geselchter 60 kr., Butter 72 kr. per Kilogramm ; Eier 1 si, kr. per Stück; Milch 8 kr. per Liter; Rindfleisch 58 kr., Kalbfleisch 56 kr., Schweinfleisch 60 tr., Schöpsenfleisch 32 kr. per Kilogramm; Heu 1 fl. 42 tr., Stroh 1 fl. 42 kr. per 100 Kilogramm ; hartes Holz 7 fl. — tr., weiches Holz 5 ft — kr. per vier C.-Meter; Wein, rother 20 ft., weißer 16 ft. per 100 Liter. Gedenktafel über die am 7. A u g u ft 1 8 7 9 ftattfiiiöendeti Li-citationen. 3. Fcilb., Siit'jdic Real., Lome, BG. Jdria. — 3. Feilb.» Rebernik'sche Real., Michelstetten, BG Krainbnrg.— 2-geilb., Lunta'sche Real., Scheranniz, BG. Loitsch. -- 2. Fcilb., TntM'sche Real., Bigaun, BG. Loitsch. — 2. Fcilb, Po- nikvar'sche Real., Scheranniz, BG. Loitsch. — 2. Fcilb., Ogriuz'schc Real., Ogrina, BG. Großlaschiz. — 3. Fcilb., Markovött'sche Real, Buknje, BG. 9ldelSberg. — 3. Fcilb., Strach'sche Real., Jlovagora, BG. Großlaschiz. — 2 Feilb., Selak'sche Real., Planina, BG. Loitsch. — 2. Feilb., Klan-fer’fche Real., Rakek, BG. Loitsch. — 2. Feilb., Mar-titM'schc Real., Zirkniz, BG. Loitsch. — 2. Fcilb., Evigl-schc Real., Martinsbach, BG. Loitsch. Telegrafischer Kursbericht am 4. August. Papier-Rente 6710. — Silbcr-Rcntc 68 45. — Gold» Rente 78 65. — 1860ci Staats-Anlehcn 125 76. — Bank» acticit 830. — Kreditacticn 27190. — London 115 75. — Silber —. — K. k. Münzdukatcn 5 45. - 20-Francs» Stückc 9'22610. — 100 Reichsmark 56 75. lüI'ü'lLB'-. i .■”!!' i Jig—p. .'Ul. 1L - » Künstliche Zahne und Gebisse werden nach der neuesten Knnstmcthodc schmerzlos eingesetzt, Zahnoperationen mittelst Lustgas-Narfose vorgenommcn vom Zahnayl A. Paichel an der Hradeckybrückc, 1. Stock. 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