Tonhalle der Philharmonischen Gesellschaft. --------.......... V) o o ■ = Montag den 6. Mai 1907 um 8 Uhr abends KONZERT der k. Xv. Hofopernsängerin Chary von Seboek. Am Klavier: Herr Prof. Franz Löhrl. o o o Vortragsordnung: 1. Mozart: Martern-Arie aus der Oper „Die Entführung ^ aus dem Serail“. 2. Verdi: Cavatine aus der Oper „Ernani“. 3. Grieg: a) „Ein Traum“. b) „Im Kahne“. Brüll: c) „Die Spröde“. 4. Mozart: Arie der Königin der Nacht aus der Oper „Die Zauberflöte“. 5. Wolf: a) „Er ist’s“. b) „Hochbeglückt in deiner Liebe“. 6. Bellini: Große Arie aus der Oper „Norma*. o o o Die weitere Vortragsordnung besagt die Tageszeitung. 1. Martern-Arie. Martern aller Arten Mögen meiner warten, Ich verlache Qual und Pein! Nichts soll mich erschüttern, Nur dann würd’ ich zittern, Wenn ich untreu könnte sein! Laß dich bewegen! Verschone mich, Des Himmels Segen belohne dich! Doch du bist entschlossen, Willig unverdrossen Wähl’ ich jede Pein und Not! Ordne und gebiete, Lärme, tobe, wüte, Zuletzt — befreit mich doch der Tod! Laß dich bewegen! Verschone mich, Des Himmels Segen belohne dich! Doch dich berührt kein Flehen, Standhaft, sollst du sehen, Duld’ ich jede Qual und Not! Ordne nur, gebiete, Drohe, strafe, wüte, Zuletzt — befreit mich doch der Tod! ÖD 2. Arie aus Ernani. Schon strahlet Hesper, und Silva kehrt nicht wieder. O, kehrt er nimmermehr! Der verhaßte Wächter und sein gespenstig Wesen, Er macht mir Grauen. Er hoffet noch, mich in das Joch zu swängen. Lrnani, er dein Bild verdrängen! ,v Ernani, Ernani! Rette mich aus diesen schnöden Banden! Wir fliehen, mein Arm umklammert dich, Bis ein Asyl wir fanden. Ich folge dir als treue Braut in Wüstenei’n; Das Moor, das wilde Heidekraut soll Eden für mich sein! ÖD 3 a. Ein Traum. Mir träumte einst ein schöner Traum: Mich liebte eine blonde Maid; Es war am grünen Waldesraum, Es war zur warmen Frühlingszeit: Die Knospe sprang, der Waldbach schwoll, Fern aus dem Dorfe scholl Geläut’; Wir waren ganzer Wonne voll, Versunken ganz in Seligkeit! Und schöner noch als einst der Traum, Begab es sich in Wirklichkeit: Es war am grünen Waldesraum, Es war zur warmen Frühlingszeit: Der Waldbach schwoll, die Knospe sprang, Geläut’ erscholl vom Dorfe her: Ich hielt dich fest, ich hielt dich lang Und lasse dich nun nimmermehr! O frühlingsgrüner Waldesraum, Du lebst in mir durch alle Zeit! Dort ward die Wirklichkeit zum Traum, Dort ward der Traum zur Wirklichkeit! <£> Wie Vie köifirfte ■'•fr E i t »V •*/> 3 b. Im Kahne. Möwen, Möwen in weißen Flocken! Sonnenschein! Enten stolzieren in gelben Socken Schmuck und fein! Fahr’, fahr’ zum Fischerstrand, Ruhig ist es am Scherenrand; Rings die See liegt so stille. Wo — wo wille? Löse, löse mein Schatz, Die dichte Lockenpracht, Dann laß uns tanzen, Die warme, lichte Juninacht! Wart’, wart’, zu Sankte Hans Gibt es Hochzeit mit lust’gem Tanz, Geigen in Hülle und Fülle! Wo — wo wille? Wiege, wiege mich, Blanke Welle immerfort! Lieblich naht, wie die schlanke Gazelle, Mein Schätzlein dort. Wieg’, wieg’ in Traum mich ein, Du bist mein, und ich bin dein! Geigen, schweiget nun stille! Wo — wo wille? ÖD 3 c. Die Spröde. An dem reinsten Frühlingsmorgen Ging die Schäferin und sang, Jung und schön und ohne Sorgen, Daß es durch die Büsche klang. So la, la! . . . Thyrsis bot ihr für ein Mäulchen Zwei, drei Schäfchen gleich am Ort, Schalkhaft blickte sie ein Weilchen; Doch sie sang und lachte fort. So la, la! . . . Und ein anderer bot ihr Bänder Und ein dritter bot sein Herz; Doch sie trieb mit Herz und Bändern So wie mit den Lämmern Scherz. Nur la, la! . . . ÖD 4. Arie „Königin der Nacht“. Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen; Tod und Verzweiflung flammet um mich her! Fühlt nicht durch dich, Sarastro, Todesschmerzen, So bist du meine Tochter nimmermehr! Verstoßen sei auf ewig, verlassen sei auf ewig, Zertrümmert sei auf ewig alle Bande der Natur, Wenn nicht durch dich, Sarastro, wird erblassen! Hört, hört, hört, Rachegötter, hört der Mutter Schwur! ÖD Hugo Wolf: 5 a. Er ist’s! Frühling läßt sein blaues Band Wieder flattern durch die Lüfte; Süße, wohlbekannte Düfte Streifen ahnungsvoll das Land. Veilchen träumen schon, Wollen balde kommen. Horch, von fern ein leiser Harfenton ! Frühling, ja du bist’s! Dich hab’ ich vernommen! Ja, du bist’s! Mörike. ÖD Hugo Woli: 5 b. Hochbeglückt in deiner Liebe. Aus dem West-östlichen Divan von Goethe. Hochbeglückt in deiner Liebe, Scheit’ ich nicht Gelegenheit, Ward sie auch an dir zum Diebe, Wie mich solch ein Raub erfreut! Und wozu denn auch berauben? Gib dich mir aus freier Wahl; Gar zu gerne möcht’ ich glauben: Ja, ich bin’s, die dich bestahl. Was so willig du gegeben, Bringt dir herrlichen Gewinn; Meine Ruh’, mein reiches Leben Geb ich freudig, nimm es hin! Scherze nicht! Nichts von Verarmen! Macht uns nicht die Liebe reich? Halt’ ich dich in meinen Armen, Jedem Glück ist meines gleich. (Von Marianne v. Willmer.) iSÖ Belüni: 6. Casta diva und Allegro aus Norma. Keusche Göttin in silbernem Glanze Taue Segen auf die dir geweihte Pflanze, Deines Anblicks laß uns erfreuen Wolkenfrei und schleierlos. * Laß nicht Zwietracht sich erneuen, Träufle Balsam in die Wunden, Bis den Frieden sie aufgefunden, Der entkeimt aus deinem Schöße. * Entflohener kehre wieder, An meiner Brust erwärme, Und diese mächtigen Arme Sind deines Lebens Pfand. O, kehre wieder mit heiteren Blicken, Nur du bist mein Entzücken, meine Seligkeit. O, sieh mein Sehnen, sieh meine Tränen, O, schlinge wieder der Liebe Band. <£> Kleinmsyr &. Bambtrg, Laibach. 1411