Die Einweihung neuerbauten evangelischen Laib ach. Znm Besten des evangelischen Schulfondes in Laibach. /Vn-Mit « 1»«^ -r riso i>>i ,chtt--L^B Bo ere - e «^iese Schrift haben wir im Druck erscheinen lassen als ein Gedenkblatt für die an unserm schönen.Feste Bethei¬ ligten und Anwesenden, und für unsere Freunde in der Nähe und Ferne als ein Zeugniß, in welchem Sinn und Geiste wir von der durch ihre Beiträge ermöglichten kirchli¬ chen Befriedigung Gebrauch machen wollen. Indem wir daher hiermit den Herren öffentlich unfern Dank bezeigen, welche uns ihre Reden so freundlich zum Druck überlas¬ sen haben, grüßen wir zugleich alle bekannte und unbe¬ kannte Freunde, welche an unfern kirchlichen Zuständen in christlich-brüderlicher Liebe Antheil nehmen, und em¬ pfehlen unsere Gemeinde ihrem Gebet und fernem thä- tigen Wohlwollen. Das Erträgniß dieser Schrift haben wir zu einem Beitrag für die bei uns zu errichtende Schule bestimmt, welche das dringendste Bedürfniß unserer jungen Ge¬ meinde ist um das neu Gegründete zu erhalten. Gott möge die Herzen unserer evangelischen Brüder dahin len- IV ken, daß sie uns auch hierzu helfen, damit zum schönen Anfang auch ein schönes Ende gefügt werde. — Du aber, kleines Büchlein, gehe hin und klopfe dazu an die Häu¬ ser und Herzen der Menschen und der Segen Gottes begleite dich auf diesem Wege! Laibach, den 18. Zanuar 1882. Der Gemeindevorstand: Th. Elze, Pfarrer. Gustav Heiman», Vorsitzender. »L-. Lud. v. Nagy. Franz Eder. Mich. Lanfel. Wolfgong Fr. Günzler. Seite I. Rede zur Weihe der Kirche. Vom evang. Hr. Superint. Gottfr. Franz aus Wien. 2' II. Borlesung aus der heiligen Schrift. Vom evang- Hrn. Constst.-Rath Andr. Gunesch aus Wien. 9 III. Rede bei der Ordination des berufenen Pfarrers Hrn. Theodor Elze aus Zerbst Vom evang. Hrn. Superint. Gottfr. Franz. . . 11 Installation des Geistlichen. Von Demselben. ...... 17 IV. Antrittspredigt. Vom evang. Hrn. Pfarrer Theod. Elze. . . 21 V. Weiheworte bei der Einsegnung eines Braut¬ paares. Vom evang. Pfarrer A. C., Hrn. Gust. Steinacker aus Trieft.. 34 VI. Taufrede. Vom evang. Pfarrer H. C., Hrn. Vr. Erh. Buschbeck aus Triest. ....... 39 VII. Abendmahlsrede. Vom evang. Pfarrer A. C., Hrn. I. Fr. Wagner aus Oedenburg.. . 48 VIII. Schlußgebet und Segenswunsch. Vom evang. Hrn. Confist.-Rath Andr. Gunesch. . L2 . ' - .' . .77'7 7'7' " ' ' ' ' - - » 7g ' 7 7 ' 7^ 7 ' 7 '7 ' ' . " ' . . . . -. .7 . ..' ' .7'7"" 7' ' ' '' ' '. - M' Mnv.rptz' ".'.'" '7 ' . ..... ... 7 ' ....... . 7'7 , 7? ^?ii'77^ vv' ^)cs '. ' ' ^VÄ-^-^^-'77.-7 . .... ... ' ... . .. . . . . - . .- . . . n-.,.....^ .^,7^ ^7-s)^ 7 M' Mpr' ^-r 7'7 77777 77 7: .- - . '' . ' ' . . . 7 7" 7 ' U' ^ . . 7 - 7 7/-' .^.... .. . .. . .. <, . . .z ..... . ........ .. Errts >5T»i 6. Januar d. J. fand die von uns so lang ersehnte Ein¬ weihung unserer *) neu erbauten evangelischen „Christus Kirche" Statt. Schon um 8 Uhr Morgens füllte sich dieselbe, indem von da an die an der Rückseite der Kirche in den Gartenanlagen befindliche Thür für den Eintritt geöffnet war. Um 9 Uhr begaben sich die amt¬ lich Betheiligten aus dem der Kirche gegenüber liegenden Hause in feierlichem Zuge nach derselben. Voraus ward der Kirchenschlüssel von dem ersten Vorsteher unserer Gemeinde, Hrn. Gustav Heimann, ge¬ tragen, sodann die von Sr. Hoheit dem Prinzen Georg zu Anhalt geschenkte Altarbibel und ine Kirchengefäße, unter denen sich auch der von unbekannten Freunden in Hamburg geschenkte Kelch sammt Patene — mit Denkmünzen Gustav Adolfs geziert — befand. Als der Zug an der Hauptthür der Kirche angekommen war, sprach Herr Superintendent und Consistorialrath Gottfried Fran; aus Wien nachstehende ergrei¬ fende Worte der Weihe über den Kirchenschlüssel: »Der Herr segne unfern Eingang! Wir wollen ja eingehn zu seinen Thoren mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben, denn der Herr, der freundlich ist, hat Großes an euch gethan, und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für. So schließe denn hier auf ein Heiligthum des Herrn, eine Pforte des Himmels, auf daß der Ausgang Aller ein recht gesegneter bleibe. Dazu weihe ich diesen Schlüssel im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.« Hierauf klopfte er mit demselben dreimal an die Thür, worauf sich dieselbe öffnete und der Zug eintrat. Nachdem die Geistlichen sich nun um den Altartisch gestellt und die mitgebrachten Kirchengesäße, Bibel und Schlüssel auf denselben nieder¬ gelegt hatten, erscholl vom Orgelchor herab, ohne Orgelbcgleitung, un¬ ter dem Klang der Posaunen folgender *) Durch dm k. k. Staatseiftnbah» - Ingenieur und Architekten Hm. Gustav Vahn — dessen Namm hier dankend zu erwähne» wir »ns nicht versage» können. I 2 Chorgssaug. Aßt frohen Lobgesang und Dank und Preis erschallen! Geweihet werden nun des neuen Tempels Hallen. O Christus, Born des Lichts, der Liebe Herold du, Führ' uns in Deinem Haus dir und dem Vater zu! Von deinem Geist erfüllt sey unser Herz und Streben, Der Lugend Himmelsglanz schmück' weihend unser Leben. O starker Helfer, schirm' dieß Haus im Sturm der Zeit! O „Christuskirche" hilf zum Frieden uns im Streit! Hierauf geschah die eigentliche Weihehandlung folgendermaßen: I Ne-e.zur Weihe der Kirche. Von dem evangelischen Herrn Superintendenten Gottfried Franz. Gnade unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi, die Liebe Gottes des Vaters, und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit Euch Allen! Amen. Zn heiliger Freude, wenn auch mit noch gebrochener Kraft, *) begrüße ich Dich, Du theure Christengemeinde! an dem festlichsten der Tage, die Dir noch geworden sind. Wie ist doch >— seit ich das erste Mal in Eurer Mitte erschienen — unter Gottes gnädigem Beistände Eurem heilig¬ sten Bedürfnisse, Euch nach evangelischer Weise in öffentli¬ cher Andacht erbauen zu können, ein so herrliches Genüge ge¬ worden! Eure Sehnsucht nach dem Einen, was Noch thut, dem lebensfrischen, treuen Festhalten an unserm Herrn und Heilande, ward unter dem eifrigen Wirken Eurer bisherigen nach langer, schwerer Krankheit. 3 Seelsorger im Laufe der Jahre immer höher gesteigert. Ihr vereintet Euch in der Kraft des Glaubens, im Geiste des Frie¬ dens durch das Band der Liebe immer thatkräftiger, und der Segen des Herrn waltete über Euch so sichtbar, daß das Un¬ mögliche Euch möglich geworden. Ihr seid aus Eurer Ver¬ einzelung herausgetreten, eine selbstständige evangelische Ge¬ meinde geworden, habt eine liebliche Stätte des Eigenthums, einen heiligen Mittelpunkt Eures christlichen Zusammenlebens, seid nicht mehr Pilger ohne Heimath, nicht mehr Christen ohne Christuskirche. Als eine bleibende Stätte Deiner Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit soll sie nun geweiht werden diese so freundliche Stätte, so einfach und doch so würdig, ein Haus des Herrn, ein Gotteshaus zu seyn. An welch' schönem Ziele seht Ihr Euch an diesem Tage, und welche herrlichere Zukunft öffnet sich Eurem gläubigen Hoffen! — Ja, das ist ein Tag, den Gott gemacht! darum freuet Euch in dem Herrn, und über¬ mal sag' ich Euch: Freuet Euch! Ihr habt erkannt und geglaubt, daß Jesus sei Chri¬ stus, der Sohn des lebendigen Gottes, der Weg, die Wahrheit und das Leben, daß in keinem An¬ dern Heil und kein andrer Name gegeben, in dem wir können selig werden, als derName Jesu Christi — wie beglückend muß da der Gedanke Euch ergrei¬ fen, auch uns ist eine Christuskirche geworden, in der alles Heil, das Christus der Welt gebracht, auch uns ver¬ kündet und gespendet wird. Ihr habt es, wenn auch in wenigen, doch geweihten Stunden bisher erfahren, wie der Herr, unser Gott, den zwar der Himmel, und aller Himmel Him¬ mel nicht umfassen, uns so besonders nahe ist, wo sein Wort rein und lauter verkündet, die hei¬ ligen Sacramente würdig verwaltet, wo unsere Andacht etwas Gemeinsames und Festes, und darum so Er- L * 4 hebendes und Begeisterndes hat; wie groß muß da Eure Freude sein, daß Ihr nun an einer Stätte weilet, von der der Herr sagt: Da will ich wohnen, da soll mein Name immerdar verherrlicht, da sollen meine Wunder gepredigt werden! Ein Heiligthum evangelischer Wahr¬ heit, ein Hort Eures christlichen Glaubenslebens soll sie ja sein, wo Eure Herzen sich öffnen dem Wehen seines heili¬ gen Geistes, all Euer Denken in Glaube, all Euer Wollen in Liebe, all Euer Empfinden in Hoffnung sich vollendet und wo Euer Glaube je mehr und mehr zum Schauen, Eure Liebe zu immer innigerer Gemeinschaft des Geistes und Her¬ zens und Eure Hoffnung zum seligsten Besitze geleitet wird. Ein Heiligthum soll sie seyn, wo in der Kraft des Herrn das Werk Eurer Heiligung von Klarheit zu Klarheit immer höher schreitet, und Ihr Euch gehoben, gestärkt, veredelt, ver¬ klärt, ja selig fühlt im Vorgefühle des Himmels; wo ihr immer von Neuem die Weihe der Kraft empfangen sollet, un¬ ter allen Versuchungen des Lebens recht zu kämpfen, recht zu siegen, und es immer kräftiger vor Eure Seele tritt: Ja, selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen! Und je lebendiger es Euch bisher vollends bewußt ge¬ worden, in der Welt haben wir Angst — trotz der schönsten Siege, die wir in den Kämpfen des Lebens errin¬ gen — in Christo aber — der die Welt überwun¬ den —> haben wir Friede: wie groß muß da Eure Freude seyn, daß ihr nun ein Heiligthum des Trostes habt, in dem Ihr die Stimme des Herrn höret: Kommt her zu mir, ihr Alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und meine Last, denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht und ihr werdet Ruhe finden für Eure Seelen, — und ein Heiligthum der Gnade, wo das Wort von der Versöhnung gepredigt und Botschafter an Christi Statt ermahnen: Laßt 5 euch versöhnen mit Gott! wo den Bußfertigen der Thron der Gnade durch das Verdienst Jesu Christi geöffnet und die Vergebung der Sünden verheißen wird! Darum freue Dich, Du theure Christengemeinde! und «dermal sage ich Dir, freue Dich in dem Herrn, der so Großes an Dir gethan hat, und danke Gott, in dessen Namen der Bau begonnen, unter dessen Segen er vollendet, durch dessen Gnade er nun geweiht wird, auf daß Dir eine heilige Stätte sei, an der das lautre Evangelium Jesu Christi gepredigt, die dürstende Seele zu der lebendigen Quelle des Heiles geleitet, der glimmende Docht nicht erlösche, das geknickte Rohr nicht breche, das geistig Lodte zum Leben er¬ weckt, das Wankende gestärkt und die betrübte Seele und das bekümmerte Herz getröstet und gestärkt werde! Danke Gott, daß es dem thatkräftigen Eifer deines Vorstandes gelungen ist, theilnehmende Herzen und liebreiche Hände in der Nähe und in der Ferne zu öffnen, und vertraue Gott, daß seine ewige Liebe, die Euer kirchliches Streben bisher so herrlich gesegnet hat, auch fortan segnend Euch zur Seite steht; ver¬ traue Gott, daß er auch fürderhin evangelische Glaubensliebe zu erhalten weiß, die zum Wahlspruche sich erkoren: Lasset uns Gutes thun an Jedermann, allermeist aber an den Glaubensgenossen, und dieß um so freudiger, jemehr sie die gewisse Zuversicht erlangt, Ihr wachset hinan an dem, der unser aller Haupt ist, Ihr steht fest im Glauben und folgt unwandelbar dem göttlichen Vorbilde in gottwohlgefälligem Wandel, in brüderlicher Liebe, in kindlicher Demuth, in zuversichtlicher Hoffnung und freudiger Ergebung, und je fester ihr darauf besteht, daß Niemand unter Euch einen andern Grund lege, als den, der da gelegt ist,.Jesus Christus. Ja, sie steht da, diese Stätte, die würdig ist, daß der Herr in ihr wohne, als ein herrliches Denkmal evangelischer Liebe, zu dem mit freudigem Herzen sein Scherflein beigetragen, wer noch nach dem Bekenntnisse in abgesonderter Stellung lebt, und wer schon in der Wer- 6 einigung beider Bekenntnisse die höhere Stufe erstiegen; so bewähre sie sich denn aber auch fort und fort als ein gewal¬ tiger, heiliger Bruderruf an Euch, zu gegenseitigem Frieden, zu echt evangelischer Liebe unter Euch. Nicht apol lisch, nicht paulisch, nicht kephisch, sondern allzu¬ mal Einer in Christo! So will es der Apostel Paulus, der doch wohl, wo es sein mußte, den Kampf nicht scheute, um des Glaubens Willen. So will es vor Allem unser Herr und Meister Jesus Christus, der da sagt: Daran wird man erkennen, daß ihr meine rechten Jünger seid, so ihr Liebe unter ein ander habt. So haltet denn unverbrüchlich fest in der Einigkeit des Geistes durch dasBand des Friedens an dem Glaubensgrunde, der die noch abgesonderten evangelischen Bekenntnisse einigt, und überlasset in Liebe das Trennende menschlicher Satzung dem Gewissen eines Jeden! Liebet Euch untereinander, denn Liebe ist des Gesetzes Erfüllung und das Band aller Vollkommenheit. So weihe ich dich im Namen Gottes zu deiner heiligen Bestimmung, du schöne „Christuskirche"! Du sollst mit Nichten die Kleinste sein in diesem Lande, nach dem Segen, der von dir ausgeht für evangelische Wahrheit und evangeli¬ sches Leben. Mit Ehrfurcht betrete dich ein Jeder und weile in dir in stets lebendigem Gefühle der Gottesnähe. Den Ein¬ gang und Ausgang Aller segne der Herr! Im Namen Gottes weihe ich den Lauftisch, daß an ihm die Kindlein ausgenommen werden in die Gemeinschaft des Sohnes Gottes, das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung des heiligen Geistes durch die heilige Taufe em¬ pfangen und damit die Berechtigung und Verpflichtung an und zu allen Wohlthaten der Erlösung durch Jesum Christum. Im Namen Gottes weihe ich diesen Altar, auf daß Bitte, Gebet und Danksagung von ihm hinaufsteige zu dem Vater nn Himmel, daß die Söhne und Töchter der Gemeinde nach selbst gewonnener Ueberzeugung von dem Heile in Christo 7 ihren Christenbund erneuern und der evangelischen Kirche Treue geloben bis in den Lod, daß hier in der würdigen Feier des heiligen Abendmahles die Gemeinschaft mit Christo besiegelt und Gnade um Gnade empfangen, und daß hier das Band der Ehe zu einem wahrhaften Christenbunde geheiligt und ge¬ segnet werde. Im Namen Gottes weihe ich die Kanzel, daß von ihr allezeit ausgehe das Wort Gottes rein und lauter, das Evan¬ gelium Jesu Christi in aller Kraft und Fülle, mit allem Lichte und Tröste und Frieden; nie fehle es ihr an gläubigen und erleuchte¬ ten Predigern, die mit aller Freudigkeit des Herzens das Evan- gelium Jesu Christi verkünde» als eine Kraft Gottes, selig zu machen alle, die daran glauben; nie fehle es ihr an Gläubigen, die nicht bloß Hörer des Wortes, sondern auch Thäter desselben sind, eingedenk der Worte: Selig sind, die Gottes Wort hören'und bewahren! Im Namen Gottes weihe ich die Orgel zu einer Ge¬ hilfin der Andacht und Erbauung, daß sie mit ihren Feier- klängen den Jubel des Dankes und den Schmerz der Trauer, die Stille der Ergebung, die Sehnsucht nach Gnade und den Preis der Erlösung begleite, auf daß Alles, was Odem hat, den Herrn lobe. Und im Namen Gottes sei sie geweiht die Glocke, daß sie von ihrer Höhe aufrufe die Gläubigen zu heiliger Stunde, die Blicke der Herzen lenke immer höher hinauf zu dem Va- terhcrzen Gottes und als Bote der Ewigkeit den Sterblichen mahne: Es eilt die Zeit! So stehe denn nun da, du Haus meines Got¬ tes und Heilandes, zu deinem heiligen Zwecke mit Allem, was in dir ist und in dir vorgeht, geweiht im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen. O Herr, Herr, unser Gott und Vater! du hast das Amen vernommen, das in deinem Namen gesprochen ist. Von 8 selbst falten sich unsere Hände, von selbst erheben sich unsere Herzen, dir unsern Dank, unsern innigsten Dank zu bringen. O laß es nun immerdar dir geweiht bleiben und dem" lautern Evangclio deines Sohnes. Vernimm unsere Freudenliedcr; laß unsre Lobgesänge dir wohlgefallen. Walte, du treuester Hüter! über dieser Kirche unter al¬ len Stürmen der Zeit, laß deine Augen über ihr offen sein bei Tag und bei Nacht. Segne in der Gemeinde den Lehr¬ stand und den Vorstand; segne die ganze Gemeinde, die Hoch¬ betagten in ihr, die noch am Abend ihrer Tage diesen Fren- detag erlebten, wie die Kindlein, von denen dein Sohn ge¬ sagt: lasset sie zu mir kommen! Aber auch für die andern Kirchen der Stadt, des Landes und des Reiches, auch für die Andersglaubenden betet unser Herz. Du hast ja mehr als Einen Segen. O laß ungeseg¬ net Niemanden! Segne aber insbesondere dieß Land, seinen Statthalter und seine Behörde, segne Laibach, seine Vorge¬ setzten und Untergebenen, seine Geistlichen und Lehrer, seine Reiche und Arme, seine Väter und Mütter, seine Söhne und Töchter. Segne, du Gott alles Segens, den Gesammt-Staat und seine Diener, das ganze Volk und seine Obrigkeiten, das ganze Heer und seine Führer. Ueber Alles und in Allem aber segne unser erlauchtes Kaiserhaus und in jedem Gliede desselben segne unsern Kaiser. Laß Weisheit seinen Ruhm, Glaube seine Krone, Gerechtigkeit seine Stärke, Gnade seinen Schmuck und Segen sein Werk sein unter seinem Volke. O Vater unsers Herrn Jesu Christi und unser Aller Va¬ ter! wir lasten dich nicht, du segnest uns denn. Ja, segne uns heute und immerdar. Amen. -- 9 Gemeindegesang. Mcwdic: Mcinm Jkstim lass' ich nicht. Ach, wie heilig ist der Ort! A'ch, wie selig ist die Stätte! Hier, hier ist des Himmels Pfort', Hier ist Eintracht im Gebete; Hier erschallt sein theures Wort. O wie heilig ist der Ort! Heil bringt es in jedes Haus, Daß es Christum ausgenommen, Doch hier rufet Christus aus: Selig sind, die zu mir kommen! Deren Herzen nimmt er ein, Daß sie seine Tempel sei'n. II Vorlesung aus der heiligen Schrift. Von dem evangelischen Hrn. bonfistorialrath Andreas Gunesch. ^eweihet ist dieß Haus mit Gebet und frommen Segens¬ wünschen, damit es eine Stätte sey, wo verkündiget werde forthin das göttliche Wort, lauter und unverfälscht. Das erste Wort aus der heiligen Schrift, aus der Ihr nun fort und fort an dieser heiligen Stätte Worte des ewigen Lebens vernehmen sollet, sey demnach auch ein Weihewort, — ein Weihewort, welches einst Salomo that, als er den Tempel des Herrn seiner heiligen Bestimmung übergab. Was er, er¬ füllt von dem Geiste Gottes, über denselben sprach, ist das heilige Amen zu den Weihe- und Segenswünschen, die Euer Oberhirte im Namen des Herrn mit menschlichem Worte vor Euch und zu Euch ausgesprochen. — 10 So vernehmt denn, m. A., vernehmt dieß Wort, welches wir im 1. Buche der Könige im 8. Capitel lesen. Möge es mit seiner heiligen Gotteskraft Eure Seelen ergreifen. I. Nuch -er Könige, 8. Kapitel. Wie Ihr nun vernommen, so sprach Salomo im alten Bunde: Und da die Zeit erfüllet ward, kam der Herr in die Welt, und stiftete den neuen Bund, und vollendete das Werk der Erlösung unter uns. In Eurer ihm geweihten Christus- kirche möge auch ein Wort des Herrn gelesen werden, ein Wort, welches Euch als Erklärung des Altarbildes diene, auf dem Eure Blicke weilen, das aber auch zugleich anzeige, wie Ihr es halten wollet, so oft Ihr Euch an dieser geweihten Stätte versammlen werdet. Evangelium Johannis 4, 1—29. Hierauf traten der Herr Superintendent G- Franz und die Herren Pfarrer I-i». Erhard Vuschbeck und Gustav Steinacker aus Triest, die bisherigen Seelsorger unserer Gemeinde, vor den Al¬ tartisch, und unser neu berufener Pfarrer, Herr Theodor Elze aus Zerbst, nahm vor ihnen Platz. Gememdegesang. Klclodle: Licbftcr Jesu, wir sind hier. Herr, hier stehet unser Hirt, Um sein Amt nun anzutreten, Darin er uns weiden wird; Höre sein und unser Beten, Sein Gebet, uns recht zu lehren, Unser Fleh'n, ihn recht zu hören. - Gib ihm Kraft aus deinen Hö'h'n, Das Verwundete zu heilen, Den Verirrten nachzugeh'n, Den Betrübten zuzueilcn, Sünder heilsam zu erschrecken Und die Trägen zu erwecken. II m Nede bei -er Ordination-es berufenen Pfarrers, Herrn Theodor Elze. Von dem evangelischen Heren Superintendenten Gottfried Franz. »§8ie heilig ist doch diese Stätte! Hier ist nichts anders, als Gottes Haus. Hier ist eine Pforte des Himmels!« Das, meine Andächtigen, Mar¬ der Grundgedanke, der uns bisher durchdrang. Doch das Haus soll auch seinen Sprecher, das Gotteshaus seinen Pre¬ diger des göttlichen Wortes, und die Gemeinde ihren Seelsor¬ ger haben. Die Kirche — sie ist geweiht; so werde es nun auch der erwählte und landessiirstlich bestätigte Geistliche. Und dieß ist das Erste, was in ihr vorgeht. Welch eine heilige Stunde ist darum für Sie gekom¬ men, geliebter Bruder in Christo Jesu, der Sie nun nach apostolischem Gebrauche unter Ermahnung und Gebet und Handauflegung die heilige Weihe empfangen sollen zum evan¬ gelischen Predigtamte, auf daß Sie als Diener des göttlichen Wortes, als Botschafter an Christi Statt, als Haushalter über Gottes Geheimnisse das Evangelium Christi lauter und rein verkünden und die heiligen Sacramente nach der Anord¬ nung unsers Herrn und Heilandes verwalten. Und welch eine schöne Stunde für Sie — der Weihe¬ tag der Kirche, in der Sie Ihr heiliges Amt beginnen, ist auch Ihr Weihetag! O möge es denn durch Gottes Gnade eine recht geweihete, recht gesegnete Stunde sein; und das wird sie sein, je mehr eine fromme Begeisterung für den heiligen Bernf Sie erfüllt, zu dem Sie berufen sind. In jedem Stande, wenn etwas Großes und Herrliches durch ihn gedeihen soll, ist Begeisterung nöthig, eine Leben¬ digkeit und Wärme des Gemüthes, in welcher man sich, bis zum Vergessen seiner Selbst, seiner Aufgabe hingibt, nur in 12 seinem Berufe lebt und webt, ihn mit aller Spann- und Strebekraft seines Wesens umfaßt. Bei dem geistlichen Stande bildet dieß nun aber gerade die Seele des eigentlichen Lebens. Ein Geistlicher ohne Begeisterung für seine heilige Sache ist ein Widerspruch ohne Gleichen, nur ein tönendes Erz, nur eine klingende Schelle. Es ist ja das Höchste, das Heiligste, was er zu erhalten und zu pflegen hat; die Wahrheit aus Gott soll er verkünden, das Leben in Gott soll er fördern, den Frieden Gottes soll er verbreiten, die Quelle alles Tro¬ stes, wo sonst nichts mehr trösten kann, soll er öffnen, den sichern Stab der Hoffnung, wann Tod und Grab dem Er¬ denpilger nahen, soll er in's Herz der Gläubigen legen — er soll Seelen selig machen — o welch eine heilige, eine selige Aufgabe — wer kann ohne Begeisterung für ein solch heiliges Amt diesem Berufe sich weihen? Und welch ein Heil bringt gerade diese fromme Begeisterung für seinen Beruf dem Seelsorger! Sie allein führt ihn sicher an den Klippen vorüber, an denen der Miethling scheitert. Auch der beste Geistliche bleibt Mensch, über den die Macht der Gewohnheit ihre Gewalt übt. Das unablässige Beschäftigen mit den erhabensten Gegenständen entzieht ihm nur allzu oft ihre Erhabenheit und Würde. Heil darum dem Arbeiter in dem Weinberge Gottes, der voll from¬ mer Begeisterung in demselben steht, der aus den Liefen des Lebens oft auf die Berge der Verklärung steigt; die drücken¬ den Nebel fliehen vor den Strahlen seines inner» Lebens und die matten Stunden werden verschlungen durch geweihete Stunden der Erhebung im Glauben und im Gebete. Da er¬ fährt er die beseligende Kraft des Wortes, das er zu verkün¬ den hat, an dem eigenen Herzen, für sein eigenes Leben. Und wie geht nun aus der Fülle seines Herzens und Lebens der beseligende Geist über in das Leben der Gemeinde! Pre¬ digt ist ja nicht nur seine Lehre, Predigt ist auch sein vor¬ bildliches Leben, und wohin oft das Wort nicht reicht, dahin dringt die Lhat. IS Ja, unsere fromme Begeisterung für unser Amt läßt uns den Muth nicht sinken über die Erfolge unsers Wir¬ kens. O geliebter Bruder in Christo — wenn unserm Bor¬ bilde gemäß unser ganzes Leben der Erleuchtung und der Be¬ ruhigung, der Heiligung und der Beseligung unserer Mitmen¬ schen gewidmet ist, und wir dann doch gewahren muffen, daß der Laue noch nicht gewärmt, der Kalte noch nicht gewonnen, der Ungläubige nicht überzeugt, der Verzagte nicht getrosten Muthes, der Sünder nicht gebessert wird — o da liegt dem schwachen Menschenherzen die Klage so nahe: ach Herr, ich tauge nicht zu predigen, da will die Freudigkeit und die Liebe, da will der Muth und der Eifer sinken. Heil darum dem, der mit frommer Begeisterung sein Amt ergriffen — in ihr liegt alle Macht des Glaubens, der Berge versetzt und die Welt überwindet, des Glaubens an den Beistand des Allmächtigen, des Glaubens an die Güte seiner Sache, wie des Glaubens an die Menschheit; in ihr liegt alle Macht der Liebe, die nimmer erkaltet, deren Wär¬ me fortwirkt, wenn auch die Eisrinde des Herzens noch so lange Trotz bietet; sie ist ja langmüthig und freund¬ lich, sie sucht nicht das Ihre und läßt sich nicht erbittern; sie verträgt Alles, sie glaubt Alles, sie hofft Alles, sie duldet Alles. Die Liebe wird nicht müde! Und in der frommen Begeisterung liegt alle Macht der Hoffnung, die mit freudiger Zuversicht auch den kleinsten Lichtstrahl auffaßt und den Blick in die Herzen verschärft und Eine sichtbare Spur unsrer Wirksamkeit ent¬ schädigt für hundert Fälle, wo dem Menschenauge nichts sicht¬ bar wird. — Welche selige Stunden werden dem frommbe¬ geisterten Herzen auf der Kanzel, im Unterricht der Confir¬ manden, am Consirmationstage, wenn so recht zu Herzen geht, was vom Herzen kommt; welche erhebende Augenblicke am Krankenbette, wenn in der Andacht heiligem Strahle das Auge des Dulders sich verklärt. Wie wird unsre Seele beglückt, wenn ein tiefergriffenes Gemüth beim Tische des Herrn er- 14 scheint; wie wird unsere Freudigkeit gehoben, unser Muth er¬ höht, wenn wir in der Hand des Herrn die Werkzeuge wa¬ ren, daß das Feindliche versöhnt, das Getrennte vereinigt, das Dunkel gelichtet, die Trauer verklärt und die Erlösung für Vitle bereitet ward! O Geliebte! sagt es selbst, bietet da die fromme Begeisterung für unser Amt nicht den reich¬ sten Ersatz für die trüben Erfahrungen, die unsere Stellung mit sich bringt? Ich will nichts davon sagen, daß der Geistliche, der Selbstbeherrschung zu predigen, auch ein Vorbild zu geben hat, daß man auf eine würdige Weise die Vergnügungen der Welt entbehren könne. Denkt nur daran, er steht in der Re¬ gel allein —ihm fehlt der sichtbare Maßstab seines Wirkens; — wie oft wird er verkannt, und gerade in seinen heiligsten Bestrebungen verkannt, von der Anmaßung gerichtet in dem, was und wie er predigen soll, von dem Stolze getadelt, wenn er von dem Elende der Sünde und der Versöhnung durch Christum spricht. Heil da dem Manne, der, angeweht von dem heiligen Geiste frommer Begeisterung, mit aller Freu¬ digkeit des Herzens im Dienste des Herrn sich weiß, dem man in Allem es anfühlt, ihm ist sein Lehramt, sein Trost¬ amt wie sein Strafamt ein von dem Herrn der Kirche über¬ tragenes heiliges Amt. Mit aller Frische der Kraft geht er, wohin der Herr ihn sendet, predigt er, was der Herr ihn heißet; er predigt nicht sich selbst, nein, er hält sich nicht dafür, daß er etwas in der Ge¬ meinde wüßte ohne allein Jesum Christum. Wie könnte er das Gericht der Verantwortung tragen, die See¬ len, die ihm vertraut, auf ein Menschenwort, das so leicht irrende und wandelbare, zu erbauen? Herr, auf dein Wort, in deinem Namen, zu deiner Ehre, mit deinem Beistände! Das ist seine Losung, das ist seines Wir¬ kens Ziel und Kraft. H e rr, d u bi st m e i n Fü h rer und mein Hort,meineFreude und meinL rost, treuerfunden zu werden vordir — das ist seiner Seele Seligkeit. 15 In so frommer Begeisterung sein heiliges Amt beginnen, das ist ein gesegneter Anfang. Da besiegt die Liebe alle Schwierigkeiten, die eben im Anfänge liegen. Da wird der frische Much zur frommen Lhat und die gesegnete Lhat bringt neue Freudigkeit. Die Erfolge werden immer gewisser, denn das Ziel des Strebens bleibt stets im Auge, kein zögerndes Schwanken lähmt die Kraft. Vorwärts — immer weiter — bis zum Ziele! Da ist keine Mühe, die er um des Herrn willen scheute, keine Arbeit, die ihm zu schwer, keine Gefahr, die ihm bedenklich, alle Nebenrücksichten sind vergessen. Und der Blitz seines aufwärts gerichteten Auges, der Strom seiner vollen Rede, die Liefe seiner Ueberzeugungskraft — sie zün¬ den allgewaltig, ein heiliges Feuer brennt in dem Herzen, und auf den Schwingen seiner Begeisterung werden Viele er¬ hoben auf den Berg der Verklärung. Der Herr ist nahe, das fühlt die beglückte Seele; Hier ist gut sein, ruft das begeisterte Herz. Darum getrosten Muthes —> auf! in den Weinberg des Herrn! Ihr frommes Herz sehnt sich nach der Weihe dazu. Die gebe der Herr Ihnen nach seiner Gnade, höher immer und höher. So bezeugen Sie es denn vor Gott und vor dem Herrn Jesu Christo und vor dieser Gemeinde: »Gelo- »ben*) und versprechen Sie in Allem, was der »Beruf des evangelischen Seelsorgers erfordert, »gewissenhaft nachkommen zu wollen nach dem »Vermögen, das Gott Ihnen darreichen wird, »auf daß Er gepriesen werde in allen Dingen »durch Jesum Christum und Sie getrost bestehen »können vor dem Herrn, der Sie richtet!« Der Ordinand gelobte es mit diesen Worten, und knieete nieder; die Glocke läutete und der Weihende sprach unter Handauflegung: Liturgie der evangelisch-christlichen Kirche im Herzogtum Nassau, IS „Auf diese Deine Erklärung und Zusage »ordne ich Dich und bestätige ich Dich Kraft des »Amtes, das mir in der Kirche anvertraut ist, zu »einem Lehrer des Evangeliums und zu einem »Diener der Gemeinde Jesu Christi, und gebe »Dir das Recht und die Vollmacht, das Wort »Gottes zu predigen, die Sacramente zu verwal¬ ten und auszuspenden, und Alles zu thun, was »einem ordentlichen Geistlichen und Seelsorger »der evangelischen Kirche zustcht, im Namen Got¬ tes des Vaters, des Sohnes und des heiligen »Geistes. Gott stärke Dich, Gott helfe Dir; der »Herr Jesus sei mit Deinem Geiste; die Gnade sei »mit Dir! Amen.« Der asststirende Herr Pfarrer Steinacker sprach: Dich segne Gott, der Dich zum Arbeiter in seinen Weinberg berufen hat, um zu zeugen von der Wahrheit und zu predigen das Evangelium der Liebe, als ein Diener Christi und Haushal¬ ter über Gottes Geheimnisse. Darum wache, stehe im Glauben, sei männlich und sei stark, der HerrseimitDirundgebeDir den Frieden. Amen. Der assistirende Herr Pfarrer Busch deck sprach: Wahrheit suchend in Liebe lasset uns wachsen an D.em, der das Haupt ist, Jesu Christo! Der Herr segne Dich und uns bei unserm heiligen Werke! Nimm ihn hin — den heiligen Geist: — Schutz und Schirm vor allem Bösen, — Gnad' und Hüls' zu allem Guten — von der gnädigen Hand Dessen, — der uns geliebt hat — in Chri¬ st o J e s u ! Amen. Hierauf wurde von dem Weihenden und den Assistenten dem Or- dinirten der Bruderkuß gegeben und derselbe zu dem Altäre heraufge¬ führt an die Seite des Weihenden, und es folgte sogleich die rr Installation -es Geistlichen durch den Herrn Superintendenten Franz. fteht er denn nun vor Euch, geliebte Brüder und Schwestern, geweiht zu seinem heiligen Amte unter Euch, der Mann Eurer Wahl. Ihr habt mit ihm, Ihr habt für ihn gebetet und der Herr hat Euch erhöret. So nehmt ihn denn auf mit Liebe und Vertrauen, daß Euer Bund gesegnet sei für die Zeit und für die Ewigkeit. Nein, nun fürchte Dich nicht mehr, Du kleine Heerde; der Herr ist mit Dir; der in Euch angefangen das gute Werk, der wird's auch vollführen. Und Du, geliebter Bruder im Amte! predige nun das Wort, halte an, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit; strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre. Weide die Heerde Christi, so Dir be¬ fohlen ist, und sieh' wohl zu, nicht gezwungen, sondern williglich, nicht um schändlichen Gewin¬ nes willen, sondern von Herzensgrund; nicht, um über die Gemeinde zu herrschen, sondern ein Vorbild der Heerde zu sein, auf daß Du, wenn dereinst der Erzhirte erscheinet, die unverwelk- liche Krone der Ehre empfängst. Fürchte Dich nicht, der Herr ist mit Dir, Deine Sache ist des Herrn, Dein Amt ist Deines Gottes Amt. Und die der Gemeinde wohl dienen, die erwerben sich selbst eine gute Stufe und große Freudigkeit im Glauben an Christo Jesu. Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele z ur G e r e chti g k eit w e i se n wie die Sterne immer und ewiglich. So sei denn getreu bis in den Lod, so wird Dir die Krone des Lebens gegeben, und Du wirst vor dem Richter über Todte und Lebendige bekennen dürfen: Hier sind sie, die du mir gegeben hast; cs ist 2 18 keines verloren gegangen; und der Herr wird ant¬ worten: Ei du frommer und getreuer Knecht, du bist über Wenigem getreu gewesen: ich will dich über Viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude. Willst Du nun, geliebter Bruder, von der Würde und Heiligkeit Deines Berufes durchdrungen und ermuthigt durch diese theuren Verheißungen, Dich in allen Stücken bezeigen als einen rechtschaffenen Arbeiter Gottes, und bei dieser Dir anvertrauten Gemeinde das Amt eines evangelischen Predigers redlich ausrichten unter Gottes gnädigem Beistände, so gib Dein Jawort darauf vor Gott und dieser Versammlung laut aus der Fülle des Herzens. -- »Ja, bezeigen will ich mich als einen rechtschaffenen »Arbeiter, und das Amt eines evangelischen Predigers redlich „ausrichten bei dieser Gemeinde, nach der Kraft, die mir der »Herr schenken wird. Gott hört mich, diese Gemeinde sei »Zeugin meines Gelübdes, der Geist des Herrn stärke mich, »o Herr, hilf, o Herr, laß Alles wohlgelingen! Amen.« So bekräftige denn diesen Deinen Entschluß und Dein Gelübde mit dem gelobenden Handschlage. Handreichen ist Zusage, Handreichen ist Hilfe leisten, dazu sei auch der Bund zwischen Dir und mir geschlossen! Und so stelle ich Dich, Theodor C'lze, nach dem mir gegebenen Auftrage hiermit feierlich vor, und weihe Dich ein in Dein Amt als Pfarrer und Seelsorger dieser Christen¬ gemeinde, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heili¬ gen Geistes. Der Herr sei mit Dir und sein Geist ruhe auf Dir; getreu ist der, der Dich rufet, welcher wird es auch thun. Amen. (Ueberreichung des Anstellungs-Decretes.) Und nun wende ich mich an Dich, liebe Gemeinde, unter welcher von nun an dieser Diener Gottes sein Amt führen soll. Rufe auch Du ihm entgegen: Gesegnet sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Nimm ihn auf 19 als einen Botschafter Christi, und erkenne dankbar die Treue, mit welcher er an Dir arbeiten, Dich ermahnen und Dir vor¬ stehen wird in dem Herrn. Nimm mit Sanstmuth als Got¬ tes Wort das Wort an, welches in Dich gepflanzet wird; gehorche Deinem Lehrer und folge ihm, auf daß er sein Amt mit Freuden thue und nicht mit Seufzen; denn das ist Dir nicht gut. Habe lieb die Stätte des Hauses Gottes, und den Ort, da seine Ehre wohnet; laß das Wort Christi reichlich wohnen auch in Deinen Häusern und Familien; stelle Dich selbst dem Herrn dar als eine Gemeinde, die keinen Flecken habe, sondern heilig sei und unsträflich, und wachse in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christo. Ihr besonders, geehrte Borsteher dieser Kirchengemeinde, bietet dem treuen Arbeiter in der Ernte Gottes die Hand, und vereiniget Eure Bemü¬ hungen mit den seinigen, damit alles, was den Segen seines Amtes hindern könne, entfernt, das Gelingen desselben beför¬ dert, das christliche Leben in Eurer Gemeinde erweckt und ge¬ hoben, und Ordnung, Zucht und gute Sitte erhalten werde, damit der Glaube wachse, die Liebe unter einander zunehme und dieses ganze Saatfeld des Herrn erfüllt werde mit Früch¬ ten der Gerechtigkeit durch Zesum Christum; zur Ehre und zum Lobe Gottes. Er aber, unser Herr Jesus Christus und Gott; unser Vater, ermahne Eure Herzen und stärke Euch in allerlei gutem Werk. Ja, zu dir erheben wir unsere Herzen, Herr, Herr, von dem alle Kraft kommt und aller Segen; erfülle den neuen Lehrer mit deinem Geiste, daß er sein heiliges Werk nach deinem Wohlgefallen vollbringe; laß feine Arbeit an dieser Gemeinde nicht vergeblich sein; gib Gedeihen zu seiner Aussaat. Erhalte, baue und schütze die Kirche Christi, und verleihe gnä¬ diglich, daß sie mit allen ihren Gliedern in reinem Glauben und gottseligem Wandel dir diene. Gelobt sei dein Name in Ewigkeit. Amen. 2 * 2« Gemein-egesang. Melodie: Wie schön leucht't uns der Morgenstern. Wir nehmen nun von deiner Hand Den Lehrer, den du uns gesandt, Herr, segne sein Geschäfte! Die Seelen, die sich ihm vertrau'n! Durch Lehr' und Leben zu erbau'n, Gieb Weisheit ihm und Kräfte. Mächtig Steh' ihm Stets zur Seite, daß er streite, bet' und wache, Sich und And're selig mache. Sei uns gesegnet, Knecht des Herrn, Du kommst im Namen unsres Herrn, In Jesu Christi Namen. O reich uns deine Freundeshand! Führ' uns zum ew'gen Vaterland! Gott mit dir! Amen! Amen! Segne, Vater, Diese Stunde, laß dem Bunde treu uns leben, Bis wir uns zu dir erheben. 21 IV Antrittspredigt des evangelischen Herrn Pfarrers Theodor Elze. 8ob, Preis und Dank sei Dir, himmlischer Vater, für alle Wohlthaten, die Du uns bis auf diese Dir geweihete Stunde erwiesen! Deine väterliche Liebe und die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns Allen jetzt und immerdar! Amen. Indem ich zum ersten Male, geliebte Zuhörer, an dieser so eben dem Dienste des Herrn und seiner Anbetung geweihe- ten Stätte die Lippen öffne, um als gewählter und bestellter Pfarrer dieser Gemeinde Euch Gottes Wort zu verkündigen, —> womit anders könnte ich beginnen, als mit dem, wovon meine Seele erfüllt ist, mit Dank und Lobpreisung des Vaters in der Höhe, des himmlischen Lenkers aller Menschenschicksale, der Euch und mich so wunderbar geführt hat, Euch — indem er Euch auf gnädige Weise zu diesem Hause verholfen und Eure Gedanken auf mich, den Fremdling, gerichtet hat, mich — in¬ dem er mich aus fremden Kreisen und Bahnen in Eure Nähe gerufen und mich gewürdigt hat, dieser neuen evangelischen Gemeinde erster Prediger und Seelsorger zu sein. Prediger und Seelsorger! — Ein schöner aber ein schwe¬ rer Beruf! Als ich, noch Jüngling, mich für diese Wirksam¬ keit entschied und vorbereitete, da erschien mir dieselbe als das schönste und höchste Ziel meiner Wünsche, und mich verlangte sehnlich darnach. Nun aber, als die Erfüllung des alten Wunsches sich nahete, da wurde mein Herz je mehr und mehr bang und beklommen; denn immer ernster und schwieriger er¬ schien mir der gewählte Beruf, ganz besonders unter den hier obwaltenden Umständen und Verhältnissen. Allein ein Spruch der heiligen Schrift, die uns ja für alle Lagen unseres Lebens Muth, Kraft und Trost darbietet, hat mein zagendes Herz 22 wunderbar gekräftigt, und diesen Spruch will ich heute als Text meiner ersten Predigt in diesem Amt unserer heutigen Er¬ bauung zu Grunde legen. Derselbe findet sich im Buche des Propheten Jeremia, im ersten Capitel, im sechsten und siebenten Vers, wo die Worte also lauten: Leremia 1, 6—7: »Ich aber sprach: Ach, Herr Herr, ich tauge nicht zu predigen, denn ich bin zu jung. Der Herr aber sprach zu mir: Sage nicht: Ich bin zu jung; sondern dn sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen, was ich dir heiße." »Ach, Herr Herr, ich tauge nicht zu predigen!» so rief auch manchmal in mir das bangende Herz, wenn es an die Größe der Aufgabe dachte, die mir nun zu Lheil geworden, »denn ich bin zu jung, zu fremd, zu unerfahren, zu ungeschickt und ungelehrt!" Aber der Herr, der aus dem Munde der Kin¬ der und Säuglinge sich ein Lob bereitet und auch die Unweisen zu seinem Dienste beruft, er ließ auch an mich das Wort erge¬ hen : »Sage nicht: Ich bin zu jung; sondern du sollst ge¬ hen, wohin ich dich sende, und predigen, was ich dir heiße!" Ja, wenn ein Mensch solche Worte zu mir gesprochen, da würde wohl das stolze Herz sich dagegen empört haben; aber die Stimme, die so sprach, war keine Menschenstimme. Aus der heiligen Schrift, der Grundlage all' unseres Glaubens und Lebens, klang sie in meine Seele, die sie fort und fort wieder¬ holte und so mich zu ernstem Nachdenken antrieb über den Be¬ fehl des Herrn an den Prediger. Der Befehl des Herrn an den Prediger sei daher der Gegenstand unserer Festbetrachtung, die Du, Herr der Herren, reichlich segnen wollest mit guter Frucht an uns Allen! Amen. <— 2S I. Der Befehl des Herrn an den Prediger lautet zuerst: „Dusollstgehen, wohinichDich sende!« — Wie einst, nach der Erzählung der Schrift, schon an Abra¬ ham die Stimme des Herrn ergangen war: „Gehe aus dei¬ nem Baterlande und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will" (1 Mos. 12, 1.), so wurde auch dem Propheten Jeremia der Befehl des Herrn: auszugehen und zu predigen, wie unser Text erzählt. Und wohl war ihm dieser Auftrag kein leichter, denn das Volk Juda mit seinen Königen und Fürsten und Priestern war ab¬ gefallen von dem wahren, einzigen Gott und hatte den Götzen der Heiden gehuldigt. Er aber, der junge Mann, sollte hin¬ gehen, dem entarteten Volke, das seine besten Lehrer und Pro¬ pheten verfolgte und tödtete, Buße zu predigen und Umkehr von der falschen Bahn auf den Weg der Wahrheit und Lu¬ gend. Ist es da wohl zu verwundern, daß Jeremia, der wohl wußte, wie wenig selbst die wegen ihres Alters ehrwürdigen weisen Männer seines Volkes durch ihre Predigten ausgerichtet hatten, zögerte und sprach: »Ach, Herr Herr, ich tauge nicht zu predigen, denn ich bin zu jung!« Aber, geliebte Freunde, der Befehl des Herrn duldet keine Widerrede. Wie alle Men¬ schen, so muß insbesondere der Prediger des göttlichen Wor¬ tes demselben ohne Weigerung folgen. Darum heißt es denn auch in unserm Texte, daß der Herr dem Jeremia die streng und tadelvoll klingenden Worte erwidert habe: »Sage nicht: Ich bin zu jung! sondern thue, was ich dir heiße!« Und so lehrt uns auch das Beispiel Mose (2 Mos. 4, 1v ff.), wie der Herr über seine lange Weigerung zu gehen, wohin er ihn sendet, sehr unzufrieden war. Denn da Mose fort und fort sich weigerte und sprach: daß die Juden ihn fragen wür¬ den: wer er sei und wer ihn gesandt habe, daß er aber un¬ beredt sei und eine schwere Sprache habe, und daß der Herr doch lieber irgend einen Andern, wen er wolle, senden möge: 24 da ward, heißt es, der Herr sehr zornig über Mose, — denn der Herr duldet keine Widerrede und Weigerung gegen seine Befehle. Meine Freunde! Ich hatte wol andere Gedanken und Plane der Zukunft, und war eben im Begriff sie zur Ver¬ wirklichung zu bringen, — aber, wie das alte Sprüchwort sagt, der Mensch denkt und Gott lenkt, und ich habe dabei meinerseits auf's Neue erfahren, daß des Herrn Gedanken andere sind als unsere Gedanken, und seine Wege andere als unsere Wege. Und ob ich wol von Anfang an den mir hierher gewordenen Ruf zum ersten Pfarrer dieser Gemeinde als einen durch die Wahl der Gemeinde und den Mund ihrer verehrten Vorsteher mir ertheilten Ruf des Herrn ansah, so ward es mei¬ nem Herzen nach menschlicher Weise doch schwer den lang geheg¬ ten und liebgewordenen Planen zu entsagen, und darum dachte und sprach ich wol manchmal: Ach Herr! Ich tauge nicht zu predigen! Aber der Herr achtete der Widerspänstigkeit meines Herzens nicht, sondern ließ das Werk sich vollführen und ver¬ langte von mir Gehorsam ohne Widerrede gegen seinen Befehl: „Du sollst gehen, wohin ich dich sende?' Und das verlangt er nicht von mir allein, sondern von einem Zeden, der ihm dienen will in Wahrheit und Rechtschaffenheit, in allen Dingen, die er gebietet, welcher Art immer sie sein mögen. Aber nicht bloß ohne Widerrede sollen wir dem Gebote des Herrn Folge leisten, sondern auch ohne Furcht. Denn der zu uns spricht: „Du sollst gehen, wohin ich dich sende,« der ist der Herr Herr, der König Himmels und der Erden, der Allmächtige, der uns schützen und helfen kann und will. Da¬ rum sagt auch der Herr zu Jeremia, dessen Worten wir anhö- ren, daß der Zweifel an seiner Tüchtigkeit zum Prcdigtamte mit banger Furcht und Zagen verknüpft war, wiederholt die Worte: »Fürchte dich nicht (V. 8 und 17), — denn ich will dich heute zur festen Stadt, zur eisernen Säule, zur ehernen Mauer machen, — ich bin bei dir." (V. 18 und 19). >— Und der Prediger des Evangeliums, der, zu gleichem Amte wie 25 Jeremia berufen, auch die gleiche Verheißung empfangen, er sollte sich fürchten zu gehen, wohin der Herr ihn sendet? — Daß ich offen zu Euch rede: ja, ich fürchtete mich; doch nicht um Euretwillen, sondern um meiner eigenen Schwachheit wil¬ len. Denn mir ward ja nicht, wie dem Jeremia, der Auftrag vom Herrn hinzugehen zu Solchen, die da nichts wissen wol¬ len von ihm und seinen Geboten, die der Wahrheit abtrünnig dem Götzendienste huldigen und die Lehrer Haffen und verfol¬ gen, die ihnen Gottes Willen verkündigen, — im Gegentheil ich ward ja gerufen zu Euch, die da verlangt zu hören das freundliche Wort des Herrn, die begehren nach Licht und Wahr¬ heit, nach Belehrung und Trost, die aus allen Kräften sich be¬ streben dem Herrn zu dienen im Geist und in der Wahrheit. Aber, meine Freunde, ich selber, was bin ich, daß ich Euch etwas geben kann? Ein Fremdling in diesem Lande, dessen Sprache vielleicht schon auffällt, ein unerfahrener junger Mann, der selber des Rathes und der Belehrung bedarf, während Ihr so hohe Erwartungen von ihm hegt, ein Neuling im Pfarramte, dessen Kraft schwach ist, ob er auch den besten Willen hat. Das, das ist es, was mich zaghaft und mein Herz oft bang beklommen machte, und ich sprach wol auch: »Ach, Herr, ich tauge nicht zu predigen, denn ich bin zu jung," nicht sowol wegen meiner Jahre, als weil ich mich fürchtete vor den Schwie¬ rigkeiten und Mühen, vor den Sorgen und Beschwerden des übertragenen Amtes. Jedoch des Herrn Worte nahmen mir- endlich meine Furcht und ermuthigten mich, denn ich vertraue ihm, daß er auch bei mir sein werde mit seiner Kraft und Hülfe, daß er meinen Geist erleuchten und mich stärken werde für die Zeit der Anfechtungen, die er sonder Zweifel auch mir, wie je¬ dem Pilgrime durch dieses Leben, in dieser meiner neuen Lauf¬ bahn. Vorbehalten hat. So bin ich nun getrost, und fürchte mich nicht zu folgen dem Befehl des Herrn, denn er spricht auch zu mir nicht bloß: »Gehe, wohin ich dich sende," sondern auch: „Fürchte dich nicht." Und so auch Ihr, meine Freunde, wenn Ihr Euch schon unter dem Schutze eines mächtigen Fürsten der 26 Erde sicher glaubt und Euch nicht fürchtet, wo Ihr auch sein möget, so seid auch ohne Furcht zu gehen, wohin Der Euch sendet, der mächtiger ist als alle Fürsten der Erde, — seid ohne Furcht zu thun den Willen Deß, dessen Wille schon That ist, und der uns Allen seinen Schutz verheißen hat. Ohne Widerrede, ohne Furcht sollen wir, die Prediger und Diener des Herrn, gehen, wohin er uns sendet; wir sol¬ len nicht zögern und zagen, sondern vielmehr in Gehorsam und Vertrauen seinem Willen und seiner Leitung uns un¬ tergeben. Wie Abraham that, was der Herr ihm hieß, und ward um seines Gehorsams willen gesegnet; wie Zeremia dann hinging, gehorsam dem Willen des Herrn und vertrauend seinem Schutz: so sollen auch wir, m. Fr., dem Worte des Herrn und seinem Befehle gehorchen, wohin immer er uns sendet, was immer er uns gebietet. In angenehmen und freundlichen Dingen freilich thun wir das auch wol recht gern, denn wenn es mit unfern Neigungen und Gedanken übereinstimmt, da sind wir immer bald und leicht bereit, die Gebote und Gesetze der Menschen und Gottes zu erfüllen. Aber auch dann, wenn es mit unfern Lieblingsplanen, unfern Liebhabereien und Wünschen in Widerspruch kommt, auch dann, wenn es uns schwer und drückend, hart und schmerzlich erscheint, auch dann sollen wir, das befiehlt der Herr mir und Euch und Allen, bereitwillig und freudig unsere Gedanken und Plane dem Willen des Herrn unterordnen, uns selbst verläugnen und des Herrn Gebot erfüllen, indem wir nach dem Beispiel des¬ sen, der uns ein Vorbild gelassen, daß wir sollen nachfolgen seinen Fußtapfen, wie er sprechen: Vater, nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe. Und endlich dann, wenn, wie so oft, die Wege, die der Herr uns sendet, uns dunkel und unbegreiflich sind, auch dann noch sollen wir ohne Zweifel und Murren, getrost und freudig dem Befehl des Herrn fol¬ gen, innig vertrauend, daß er in seiner Allweisheit die besten Wege für uns erwählt hat, auch wenn es uns kurzsichtigen Menschen nicht so scheint. Darum wollen wir also sprechen, ein Jeder in seinem Herzen: 27 So führ' mich, Gott, nach deinem Sinn, Mein Herz weiß nicht recht zu entscheiden, Wo du mich rufst, da geh' ich hin, Was du mir schickst, will ich gern leiden, Was du mich heißt, daß will ich thun, Wo du gebeutst, da will ich ruhn, Was du nicht liebst, will ich gern meiden. Was du mir giebst, ist alles gut, Ob's mein Verstand auch nicht verstehe, Ergeb'ner Sinn und fester Muth, Das ist's, was ich von dir erflehe; So laß mich wandern meinen Lauf, Den Blick gewandt zu dir hinauf, Bis ich zu neuem Leben gehe. Laß nützen mich die Pilgerschaft Durch alles, was du mir beschieden, Vollbringen mich gewissenhaft, Was du mir aufträgst noch hienieden; Und rufst du einst: „Komm Menschenkind, Empfange wie du hast verdient!" So laß mich ruh'» in deinem Frieden! — II. Der Befehl des Herrn an den Prediger lau¬ tet sodann: »Du sollst predigen, was ich dir heiße!« — „Es spricht eine Stimme: Predige! Er aber sprach: Was soll ich predigen?" so schreibt der Prophet Jesaia (c. 4tt, 6), und der evangelische Prediger hat wohl Ursach diese. Frage sich ernstlich zu überlegen und zu beantworten, denn das Predigtamt ist nicht nur ein schweres und müh¬ sames, „in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße" (2 Kor. II, 27.), nicht nur ein von der Welt verachtetes und vielen 28 Kämpfen ausgesetztes, sondern auch ein höchst verantwortli¬ ches Amt vor dem Herrn. Darum, wenn der evangelische Prediger die Frage: „Was soll ich predigen?" gewissenhaft beherzigt und bedenkt, so muß er wol bald finden, daß es ihm nicht zukomme seine Klugheit, nicht zukomme Menschen¬ weisheit zu predigen. Denn er ist ja eben ein evangelischer Prediger, nicht ein Prediger menschlicher Klugheit und Wissen¬ schaft, er ist ja nicht gesandt irdische Kenntnisse des denkenden Menschengeistes zu lehren, sondern himmlische Kenntnisse des ewigen Lebens, er hat ja seine Sendung nicht von Menschen empfangen, sondern von dem Herrn, der ihn in seinen Dienst gerufen hat, um sein Reich zu verkündigen und die Segnungen desselben in Licht und Wahrheit, in Lugend und Glückseligkeit, in Friede und Liebe zu verbreiten. Diese Sendung kann aber der evangelische Prediger nicht erfüllen, wenn er menschliche Weisheit zum Gegenstand seiner Predigt macht. Blicket nur hin in die Welt und auf die Lehrer und Schüler ihrer Weis¬ heit; wo ist Eintracht, Liebe und Friede unter jenen, wo Friede und Glückseligkeit unter diesen? Da meint Jeder, seine Weis¬ heit sei allein die rechte, was er für wahr hält, sei allein rich¬ tig; da gibt es denn auch viele und vielerlei Wahrheiten, je nach der Stufe der Erkenntniß des Einzelnen, und nur die Eine wahrhaftige Wahrheit sucht Ihr da gerade meist verge¬ bens. Wo menschliche Weisheit herrscht, da trägt sie auch den Stempel ihres menschlichen Ursprungs, ihrer irdischen Unvoll¬ kommenheit. Zwar suchen und streben die Menschen, Jeder in seiner Weise, nach dem Höchsten, aber bei allem Hohen und Herrlichen, das der menschliche Geist unbestreitbar gefunden und hervorgebracht hat, wie viel Jrrthum und Ungewißheit, wie viel Mangelhaftigkeit und Unvollkommenheit ist doch auch stets damit verbunden! Und dahinein sollte der evangelische Pre¬ diger seine Zuhörer, die ihm anvertraute Gemeinde führen? Nein, geliebte Freunde, das kann nicht die Aufgabe des evan¬ gelischen Predigers sein, denn seiner Sendung widerspricht es statt Wahrheit — Jrrthum, statt Gewißheit — Zweifel, statt 29 Glauben — Unglauben, statt Eintracht und Liebe — Zwietracht und Haß auszusäen, statt zum Glück des geistigen, ewigen Le¬ bens zu führen — Selbstsucht und Stolz, irdischen Sinn und Genußsucht zu fördern. Nicht Menschenweisheit soll der evangelische Prediger pre¬ digen, aber auch nicht Mensch en gefall en. Wer hören will, was dem thörichten Menschenherzen gefällt, der gehe hin in die Häuser der Schmeichler; aber hier in dem Hause des Herrn, der unser Herz kennt, hier soll keine Schmeichelei, noch Wohlrednerei, noch Liebedienerei gehört werden. Niemand wird wohl auch eigentlich in der Absicht hierher kommen um derglei¬ chen zu hören, dennoch finden Wiele in der Welt so leicht An¬ stoß an dem, was oder wie es der Prediger sagt. Da kann bald der Eine dieser oder jener Anschauung und Ueberzeugung nicht beistimmen, bald erträgt ein Anderer schwer diese oder jene Ermahnung aus dem Munde besonders eines jüngern Pre¬ digers, wenn sie auch noch so gegründet ist, und vielleicht gerade deßhalb; hier tadelt der Eine die Form der Predigt, dort der Andere vielleicht sogar die äußere Erscheinung des Predigers. Aber, meine Freunde, so sehr es vem Prediger auch geziemt das Urtheil der Welt über sich nicht unbeachtet zu lassen, son¬ dern davon Gelegenheit zu nehmen, sich immer mehr zu ver¬ vollkommnen, so wenig darf er es doch zur bestimmenden Richtschnur seiner Wirksamkeit machen und Menschenwort über Gotteswort setzen, er darf nicht Menscheng efall,en predigen. Und jene oft unbilligen und voreiligen Urtheile sollten um so weniger Statt finden, als man ja nicht in die Kirche gehen soll um das dort Gehörte nachher zu tadeln, sondern um es auf sich anzuwenden und so sich immer mehr zu er¬ bauen und zu heiligen. So, Gel. in dem Herrn, so lastet es wenigstens unter uns immer sein! Wenn dann meine Pre¬ digt auch nicht immer nach Eurem Wohlgefallen ist, so wird sie doch gewiß immer auf dem Grunde des ewigen Lichtes und Lebens ruhen, und wenn Ihr nur darin stets eine Wer- 30 anlassung zu Eurer geistigen und sittlichen Vervollkommnung sucht/ so werdet Ihr sie gewiß auch finden. Lasset uns hier stets die Wahrheit allein vor Augen haben, auch wenn sie uns nicht gefällt; lasset uns strenges Maß an uns selber le¬ gen, wenn auch das eitle und stolze Herz sich nur ungern dazu bequemt. Nur so werden unsere gottesdienstlichen Ver¬ sammlungen geeignet sein zu dem Ziele zu führen, zu dem wir gemeinsam streben. Dieß aber kann nur geschehen, wenn der evangelische Prediger nicht Menschenweisheit noch Menschen- gesallen predigt, sondern wenn er es stets mit dem Apostel Paulus hält, welcher sagt: »Und ich, lieben Brüder, da ich zu Euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit Euch zu verkündigen die göttliche Predigt. Denn ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter Euch, ohne allein Jesum Christum, den Gekreuzigten.« (I Kor. 2, I.) »Denn wir predigen nicht uns selber, sondern Jesum Christum, daß er sei der Herr, wir aber Eure Knechte um Jesu wil¬ len.« (2 Kor. 4, 5.) Und das ist es denn eben auch, was der Herr dem evan¬ gelischen Prediger befiehlt, wenn er auch an ihn das Gebot ergehen läßt: »Du sollst predigen, was ich dir heiße,« näm¬ lich daß er nicht predige was ihm oder den Menschen gefällt, sondern allein das Evangelium von dem Heiland der Welt. Darum heißt er eben ein evangelischer Pre¬ diger, weil er predigen soll das Evangelium; das ist es, was der Herr ihn predigen heißt, die frohe Botschaft von der Welterlösung und der Gotteskindschaft. Und er könnte nicht anders, selbst wenn er wollte. Wie jener Prophet trotz aller menschlichen Bitten nicht fluchen konnte dem Volk Israel, das zu segnen ihm vom Herrn befohlen war (4 Mos. c. 23 und 24.), — wie Jeremia nach allem Weigern und Zagen doch endlich hinging seinem Volke zu predigen, nicht seine Weisheit, noch was das Volk gern hören wollte, sondern was der Herr ihm gebot und in seinen Mund gab (Jerem. 31 I, 9.), — so, Geliebte in dem Herrn, so geht es auch dem evangelischen Prediger; was er empfangen hat an Belehrung von oben her, was ihm für Gedanken und Worte eingegeben werden, die muß er reden, ob er auch selbst nicht wollte. Der Herr aber gebietet dem evangelischen Prediger, und die¬ ser muß also predigen nicht sich selbst, sondern Jesum Christ, den gekreuzigten Herrn, wie wir ihn aus der Schrift mit der vom göttlichen Geiste geleiteten Vernunft erkannt haben und glauben. Jesus Christus also wird heute wie gestern und morgen wie heute die Grundlage und der Gegenstand unserer Predigten sein, seine Lehre und sein Leben, sein Lod und seine ewige Herrlichkeit, und die durch ihn uns bei Gott erworbenen Güter, die uns zu Theil werden, wenn wir nachfolgen dem hohen Beispiel, das er uns gegeben, und uns so immer mehr verklären zu dem Glanze des Bildes, das er auf Erden zu¬ rückgelassen hat. Davon gebietet mir der Herr Euch zu pre¬ digen, und davon, wie unser Herr und Heiland so himmlisch gut gewesen, und, von Liebe gegen den Geringsten seiner Brü¬ der erfüllt, Gutes gethan hat, wo er nur gekonnt, — wie er geheilt und gesegnet hat ohne Aufhören, — wie er segnete und nicht fluchte, — wie er selbst seinen Feinden vergab und für sie bat, — wie sein ganzes Leben hindurch der Wille des himmlischen Vaters sein eigener war, — wie er endlich Dem gehorsam sein Leben selbst in den schmach- und schmer¬ zenvollen Kreuzestod gegeben und so den Menschen, seinen Brüdern, den Weg zur Versöhnung mit dem durch unsere Sünden beleidigten Vater im Himmel gebahnt hat. Und dann wollen wir uns stets dabei dessen erinnern, was er gesagt hat: »Gehet hin und thuet deßgleichen!" (Luc. 19, 37.) Das, gel. Fr., das ist, was der Herr mir heißt zu predigen, und sein Be- . fehl ist, zu predigen was er heißt. Wir Alle aber wollen aus solcher evangelischen Predigt lernen: unfern Herrn Jesum Christum zu lieben, durch ihn immer vollkommener und heili¬ ger zu werden und so einst zu jenem seligen Dasein zu ge¬ langen, dahin er uns vorausgegangen ist. 32 Zu diesem Segen der evangelischen Predigt werden wir aber am ersten gelangen, wenn wir nie den Befehl des Herrn an den Prediger vergessen, daß er ohne Widerrede und Furcht in Gehorsam und Vertrauen hingehen soll, wohin der Herr ihn sendet, und daß er nicht seine oder andere Menschenweis¬ heit, auch nicht Menschengefallen, sondern das Evangelium unsres Herrn als alleinige Richtschnur unsres Glaubens und Lebens predigen soll. Auf diesen Grund hin, theure Glieder dieser Gemeinde, lasset uns also heute den in Gegenwart dieser frem¬ den Zeugen geschlossenen Bund beginnen, dann wird er auch dauern in den Stürmen der Zeit, so lange wir selber nur an diesem Grunde treu festhalten. Dann werden wir, und ich denke wir wollen es, Hand in Hand dem hohen Ziele steter Vervollkemm- nung und Heiligung zuschreiten und unfern Glauben beweisen durch gute Früchte, durch Liebe und Frieden, durch Treue und Redlichkeit, durch Sittsamkeit und Ehrbarkeit, durch Versöhn¬ lichkeit und Wohlthätigkeit gegen Jedermann, auf daß durch solchen unfern lebendigen Glauben unser Herr Jesus Christus gepriesen werde. Dazu segne der himmlische Vater den nun¬ mehr geschloffenen Bund zwischen dieser Gemeinde und ihrem Prediger und spreche dazu sein Amen. Ja, segne uns Alle, darum flehen wir Dich! Der du über Sternen thronest, Der du auch im Wurme wohnest, Unser Vater, zu dir rufen wir. Sieh uns hier vereint beisammen, Um zu heil'gen deinen Namen, Lob, Anbetung, Preis und Dank sei dir! 33 Dein Gebot soll stets uns lehren, Dir nur wollen wir gehören, Mach' uns deines Reiches Bürgern gleich! Wenn wir ihn auch nicht verstehen, Mag dein Wille stets geschehen Hier auf Erden, wie im Himmelreich! Was wir brauchen hier auf Erden, Vater, laß zu Theil uns werden; Geistig, leiblich gieb uns unser Brot! Lehr' uns Brüdern zu vergeben, Und was wir gefehlt im Leben, Das v e r g ieb und straf uns nicht, o Gott! O wie schwer wird den geringen Kräften Gutes zu vollbringen, Gieb uns der Versuchung nicht zu viel! Ach so gern thun wir das Böse, Von dem Uebel uns erlöse, Daß wir einst gelangen an das Ziel; Wo sich uns'rem Angesichte Zeigen wird in reinem Lichte Deine Macht und Kraft und Herrlichkeit, Wo wir dann in sel'gen Chören Ohne Grenzen dich verehren, Dich, von Ewigkeit zu Ewigkeit!-Amen. Llmen. —- Chorgefang: Water unser, der du bist im Himmel rc. 3 84 V Weihcworle bei -er Einsegnung eines Vrautpaares *) Vom evangelischen Pfarrer A. C. Herrn Gustav Steinacker. Ewiger Urquell des Geistes und der Liebe, der du die Herzen der Menschenkinder mit deinem beseligenden Gottes- athem durchdringst und auch in ihnen den heiligen Funken der Liebe und des innigen Seeleneinklanges entzündest, der du auf wunderbaren Wegen sie einander zuführst, daß sie sich finden und unauflöslich verbinden für Zeit und Ewigkeit: o laß dir Wohlgefallen das Opfer des Dankes und der Freude, womit auch heute zwei liebende, engverbundene Herzen, die diesem Lage langst schon sehnsuchtsvoll entgegen harrten, im neuen Chri¬ stustempel sich deinem Throne nahen, um deinen Segen, an dem ja Alles gelegen, auf sich herabzuflehen. Nimm sie in deinen Schutz, o Herr! sei du ihr Licht auf ihren Lebenswe¬ gen, leite sie an deiner Hand zum höheren Frieden in dir und laß sie allerwegen „nach dem Einen trachten, was Noth thut." Amen. Mit dem dreifachen Gruß der Freude, der Liebe und des Segens trete ich heute in dieser Stunde und an dieser Stätte in Eure Gemeinschaft, meine Theuern! um ein Wort der Weihe zu sprechen über einen bereits geschloffenen Herzens¬ und Lebensbund, dem ersten, der in diesem Hause und vor diesem Altäre dem Herrn geheiliget wird. F r e u d e, F r e u d e ist ja die herrschende Empfindung des heutigen Festes, Freude strahlt wie¬ der aus jedem Auge, Freude pocht lauter in jedem Herzen, das da Antheil genommen an jener erhebenden Feier, die wir Das einzuscgnende Paar war Jrh. Heinr. Ludw. Maaß. Buchbinder in Stein und Theresia Jernejoviz. 35 so eben begangen und noch begehen, einer Feier, der diesmal jeder einzelne Theil derselben dienen muß, um sie zum schönen lebens- und einheitsvollen Ganzen zu gestalten. Ein doppelter Bund ist bereits heute hier geschlossen wor¬ den. Der Bund des christlichen Geistes mit jenen neuen, schönen, Geist und Auge so freundlich ansprechenden Lempel- räumen, welche hinfort durch ihn geheiligt und geweiht, erst zur wahren „Christuskirche", zu einer Freistatt der Liebe und des Friedens in des Lebens Kampf und Streit werden, und allen gläubigen Herzen, die sie verlangend suchen, Licht, Kraft und Trost von Oben spenden sollen. Ferner: Der Bund einer jungen, aufstrebenden Gemeinde mit ihrem neuerwählten und geweihten Seclenhirten, zu dem der Herr gesprochen: „Sage nicht, ich bin zu jung, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen, was ich dich heiße;" mit ihm, der voll frommen Eifers, voll jugendlicher Kraft und des edelsten Vertrauens Werth, dazu berufen ist, in der neuen Christuskirche dem alten, aber nie veraltenden, sondern von Geschlecht zu Geschlecht sich verjüngenden und erneuenden Christusgeiste Wort und Ausdruck zu leihen, und seine durch zwei Jahrtausende erprobte Macht an den Gemächern abermals zu bewähren, als „eine Kraft Gottes, selig zu machen Alle, die daran glauben." Noch tönt die Freude über solch schönen Doppelbund in unser Aller Herzen nach, und siehe, schon gilt es einen dritten zu weihen, der gleichfalls ein heiliger Bund des Lebens und der Liebe, der gleichfalls der Erde wie dem Himmel angehört, der gleichfalls die Weihe des ächten Christusgeistes in der neuen Chri^uskirche anspricht, um durch ihn zu jener Freude und z'u jenem Frieden zu gelangen, „die die Welt nicht geben kann." — Und mir, mir ist das schöne Amt geworden, dies Wort der Weihe auszusprechen über den hochheiligen Bund der Ehe, worin hinfüro „Zwei Eins sein sollen;" Mann 3* 36 und Weib eine Seele und ein Leib, wie Christus und seine Gemeinde, wie der Tempel des Herrn und der lebendige Gottesathem, der' in ihm weht und waltet: die Verehrung Gottes im Geiste und in der Wahrheit. Und zwar ist dieses Wort der Weihe, das ich aus voller, überströmender Seele heute zu Dir spreche, geliebtes Paar, das erste an dieser Stätte, zugleich mein letztes, als einer der bisherigen Seel¬ sorger dieser Gemeinde, die ich, und die mich stets so warm und treu im Herzen trug, von der mit diesem meinem letzten Worte zu scheiden, mir selbst heute unendlich schwer und schmerz¬ lich fällt, wo die freudig bewegte Seele nur von Dank- und Frohgefühl gehoben und zu den schönsten, beruhigendsten Hoff¬ nungen für die Zukunft dieser theuern Gemeinde berechtigt ist. Wie sollte bei solchem Anlaß nicht der Gruß der Liebe wieder- tönen, wie nicht ihr Willkommens- und Scheidegruß sein Echo auch in Euern Herzen finden, die Ihr, wenigstens einem Lheile nach, dieser Gemeinde angehörend, die Hand zum ewigen Bunde Euch geboten habt, um durch gegenseitige Liebe Euch das irdische Leben zu schmücken, zu erhellen, zu'erleichtern, um da¬ durch seine Freuden süßer, seine Lasten erträglicher, seine Ver¬ suchungen sieggekrönter, seine Schmerzen milder, seine Bestre¬ bungen tugend- und erfolgreicher zu machen, und einst, wenn des Lebens Bahn durchlaufen, noch die Schrecken des Grabes Euch mit dem Morgenrothe einer lichten Ewigkeit zu umsäu¬ men. O daß einst in jener Scheidestunde, wo der Tod für diese Erde das heilige Band zerreißt, das Euch vor Gottes Altar heute unauflöslich verknüpft, daß dann Euer Herz von einem ähnli¬ chen Bewußtseyn, von ähnlichen Gefühlen und Empfindungen bewegt würde, wie sie heute in der Meinigen und — ich weiß es >— auch in vielen andern, in den Herzen der scheidenden Seelsorger und ihrer ihnen bisher so fest und innig verbundenen Gemeinde süß und schmerzlich nachzittcrn! — Wo die Kraft und die Fülle der Liebe also lebendig webt und waltet, wo sie im thränenfeuchten Blick der Augen, im wärmern Schlag der Herzen sich offenbaret und von sich Zeugniß gibt: da bedarf es 37 überhaupt nur weniger Worte, um ihre Weihe, ihre Pflich¬ ten und — ihren Segen Allen fühlbar zu machen, die da für die Sprache des Herzens, für das Wehen und Walten des Gottesgeistes in der Menfchenbrust Sinn und Empfäng¬ lichkeit besitzen. Und so möge denn auch Euerm Ehebunde, m- Gel., der Segen der wahren Liebe nicht fehlen, jener Liebe, die von Gottes und Christi Geist erfüllt, nach des Apostels Ausspruch: »langmüthig ist und freundlich, die da nicht eifert, nicht Muthwillen treibt, sich nicht blähet oder ungeberdig stellet, die nicht das Ihre sucht, sich nicht erbittern läßt, nicht nach Schaden trachtet, jener Liebe, die sich nicht der Ungerechtigkeit freuet, wohl aber der Wahrheit, jener Liebe, von der geschrieben steht: sie erträgt Alles, sie glaubet Alles, sie hoffet Alles, sie duldet Alles.« Ja — sie duldet Alles, auch die Verschiedenheit der Meinung und des religiö¬ sen Bekenntnisses, eine Verschiedenheit, die nach den Grund¬ sätzen unserer evangelischen Kirche bei beiderseitiger ächter Frömmigkeit, bei christlicher Milde und Schonung durchaus kein unbedingtes Hinderniß einer glücklichen und zufriedenen Ehe ist. Das werdet Ihr, m. LH., hoffentlich durch die Lhat beweisen, indem Ihr mit Liebe und Duldsamkeit, Jedes in sei¬ ner Kirche und nach seiner Weise Gott verehren, Eure Fehler und Schwächen mit Nachsicht tragen, Euch im Guten stärken und ermuntern, Eure Kinder, wenn Gott Euch deren schenkt, in der Zucht und Vermahnung des Herrn auf¬ ziehen, und sie lehren werdet nach jenem höhern Frieden Verlangen zu tragen, der über aller Verschiedenheit des reli¬ giösen Bekenntnisses steht und nur durch ein gutes, edles, frommes Herz, durch ächte Menschen - und Bruderliebe, durch „Lhat en und Werke in Gott gethan," durch jene stillen, anspruchslosen, häuslichen Tugenden des Fleißes, der Sparsamkeit, der Verträglichkeit, der Sanftmuth, der Ge¬ nügsamkeit errungen werden kann, die dem gotterfüllten Ge- 38 müthe mit innerer Nothwendigkeit als süße Frucht entkeimen und allein das Glück der Ehe dauernd begründen. Und so sei denn der Herr mit Euch, meine Geliebten! Er wird es gewiß, so lange Ihr mit ihm seid. Ja, er sei mit Euch und Allen Denen, die, als gerührte Zeugen Eures Bundes, den heutigen Tag und seine heilige Weihe mit Euch feiern. Die Erinnerung an diese Stunde sei und bleibe Euch unvergeßlich, ihr Gedächtniß sei selbst noch Euren Kindern und Enkeln werth und theuer, und Segen, reicher Segen ströme aus von ihr über Euch und Eure Zukunft, über die¬ ses Gotteshaus, das frommer Eifer, thätige Bruderliebe und eines Meisters kunstgewandte Hand, unter des Herrn gnädi¬ gem Beistände erbauet und geschmückt; über Alle, die durch seine Gründung sich bleibende Verdienste um unsere evange¬ lische Kirche, um ihre Mit- und Nachwelt erworben haben, über den neuen und alle folgenden Seelenhirten, die hier das Wort des Herrn predigen, über den Wackern Vorstand und alle Glieder dieser Gemeinde, in welcher Euer Bund den Se¬ gen unserer evangelischen Kirche erhalten hat, und denen ich hiemit am Schluffe meiner Wirksamkeit in ihrer Mitte, aus tiefbewegtem Herzen mein letztes Lebewohl zurufe. So gewiß unser Bund, gleich demjenigen, den mein letztes Wort jetzt segnet, ein Bund des Geistes und der Liebe in Gott und Christo unserm Herrn gewesen, so gewiß wird es auch künf¬ tighin im Geist und in der Liebe fortbestehen, bis das Herz im Tode bricht. Das walte Gott, der starke Gott, der gnäd'ge Gott, der Gott des Geistes und der Liebe durch Jesum Christum unfern Herrn und Heiland. Amen. Nun folgte die Einsegnung des Brautpaares nach der Agende. —— SS VI T a u f r e d e. Vom evangelischen Pfarrer H. C. Herrn vr. Erhard Buschbeck. ^m Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des hei¬ ligen Geistes. Amen. So soll ich denn meine Wirksamkeit als Seelsorger un¬ ter Euch, geliebte Laibacher Glaubensgenossen! an dem heuti¬ gen, festlich schönen Lage mit der Verwaltung desselben Sa¬ kramentes beschließen, welches mir vor nun fast sechs Jahren Gelegenheit zur ersten Amtshandlung dahier geboten hatte! O wie viele unvergeßliche Erinnerungen liegen für uns innerhalb dieses Zeitraums! Wie viele Freuden und Leiden, wie viele Wünsche und Sorgen, wie viele Arbeiten und Kämpfe haben wir während desselben mit einander getheilt! Wie Vieles hat sich im Laufe dieser wenigen Jahre und, Gott sei's ge¬ dankt! zu Eurem Besten verändert! Damals wäret Ihr eine zerstreute Heerde ohne Hirten, hattet eben erst nach lang¬ jährigem vergeblichen Bitten das Zugeständniß erlangt, zwei¬ mal in jedem Jahre gemeinsam und nach Eurer Weise Gott verehren zu dürfen. Zweimal erst hatten unser verehrter Ober¬ hirt, der trotz geschwächter Gesundheit und der bösen Jahreszeit unsere heutige Feier zu leiten erschien, und der würdige Amls- bruder aus Ungarn, dessen Gegenwart wir uns heute erfreuen, das Wort Euch verkündigt, das unsere Seelen kann selig machen, aber nur unter drückenden Beschränkungen, — und zum ersten Male war es mir vergönnt, nach Wegräu¬ mung derselben in einem eigens für Eure gottesdienstlichen Zu¬ sammenkünfte bestimmten Betsaale die Lröstungen der Reli¬ gion Euch zu spenden. Doch das Verlangen nach Vereh¬ rung Gottes imGeist und in derWahrheit ward un- ter Euch so groß, daß der beschränkte Raum desselben die Schaaren der Heilsbegierigen nicht mehr zu fassen vermochte, und das Bedürfniß eines geräumigen evangelischen Gotteshau¬ ses immer dringender fühlbar ward. Da unternähmet Ihr, un¬ geachtet Eurer geringen Mittel und des Kopfschüttelns man¬ cher Kleingläubigen unter Euch, im Vertrauen auf Gott das Werk, thatet zuvor, was in Euren Kräften stand, und wand¬ tet Euch mit Eurem Hülferufe nach Außen. Und wie wurdet Ihr hiebei von dem Vater der Liebe, der die Herzen der Menschen lenket zu ihm wohlgefälligen Werken, gesegnet! Un¬ erwartet reichlich stossen die Liebesgaben aus der Nähe und Ferne, von evangelischen Brüdern und von Christen anderen Bekenntnisses Euch zu, und binnen wenigen Jahren gelang es den unermüdlichen, aufopfernden Bemühungen der Männer, welche Eure Gemeindeangelegenheitcn leiten, den Bau in einer Weise zu Stande zu bringen, die Allen, welche daran gear¬ beitet, zur Ehre gereicht und selbst den Bedürfnissen späterer Zeiten Rechnung trägt. Ein lautredendes Denkmal der Gnade Gottes, ein Denkmal evangelischer Glaubenstreue, evangelischer Bruderliebe, ein Denkmal jener Hoffnung, die nicht zu Schanden werden läßt; eine neue Zierde dieser Stadt steht sie da Eure »Christuskirche« für alle Zeiten! — O! Eure Freudenthränen am heutigen Morgen bezeugen es, Ihr erkennet wohl, wie Großes der Herr an Euch ge- than, und danket es ihm in der Stille Eurer Herzen. Aber noch mehr wollte der Herr Euch segnen, geliebte Freunde! Ob¬ wohl Eure Zahl nur gering, ward auf Anempfehlung unserer hohen kirchlichen Behörde höchsten Orts Euch die Erlaubniß ertheilt, Euch zu einer christlich evangelischen Gemeinde zu ver¬ einigen und einen eigenen Seelsorger wählen zu dürfen, der am heutigen Tage durch unfern würdigen Oberhirten für sein Amt unter Euch geweiht und begeistert so eben Euch verspro¬ chen hat, gemäß der Sendung, die an ihn ergangen ist, Euch zu predigen, was Gott ihn heißet. Ihr habt nun ei¬ nen Hirten, der Euch weidet, der mit Treue über das Heil 41 Eurer Seelen wacht, der Eure Kinder taufen und in den Heils¬ wahrheiten der christlichen Religion unterrichten, den Bund der Ehe unter Euch einsegnen, Eure Kranken besuchen, Eure Sterbenden trösten und Euch das heilige Nachtmahl reichen wird, der Euch an jedem Sonn - und Festtage des Jahres das Evangelium verkünden soll. Geliebte Laibacher! Ihr habt mir bisher nie eine Bitte geweigert, o versagt dem Schei¬ denden heut' auch die Letzte nicht, die er an Euch richtet: Uebertraget die Achtung, die Liebe und das Vertrauen, wel¬ ches Eure bisherigen Seelsorger so reichlich unter Euch gefun¬ den, nun auf Den, dessen Schwur Ihr heute vernommen habt, den der Herr selbst zu Euch sendet. Er verdient Eure Achtung, er erwidert Eure Liebe von Herzen, er bedarf Eures Vertrauens für seine Wirksamkeit unter Euch. Wisset Ihr, was der schönste Schmuck einer Kirche ist? Eure Christus- kirche hat ihn heute. Es sind die Schaaren der Andächti¬ gen, die ihre Räume erfüllen. Möge Euer neues Gotteshaus nie desselben entbehren! Ermüdet nicht in Eurem Eifer, der sich bisher so herrlich bewährte! Lasset Euch aber auch in Zukunft bereitwillig finden zu jenen Opfern, welche die Erhal¬ tung Eurer kirchlichen Anstalten Euch auflegen wird. Ruhet nicht, bis neben Eurer Christuskirche auch die evangelische Schule steht, in der Eure Kinder zu guten Menschen, nütz¬ lichen Bürgern und frommen Christen erzogen und gebildet werden. Dann erst ist das Bestehen Eurer kirchlichen Ge¬ meinschaft in dieser Stadt gesichert, dann wird der Bund, der heute zwischen Euch und Eurem neuen Seelsorger geschlossen ward, zu beiderseitiger Zufriedenheit und Euch zu wahrem Se¬ gen gereichen. Doch nun zu dem andern Bunde, den ich heute unter Euch'zu schließen berufen bin, zu Dir, geliebtes Kind! das ich durch den heiligen Taufbund aufnehmen soll in die Ge¬ meinde unsers Herrn Jesu Christi. — Fürwahr, Dir ist ein schöner Tauftag geworden! Möge er eine gute Vorbedeutung für Dein späteres Leben sein! Oft werden Dir's die Deinen 42 erzählen, daß Du der erste Täufling dieser Christuskirche bist. Mögest Du denn auch heranwachsen zur Freude deiner Eltern, mögest Du dereinst eine Zierde dieser Gemeinde, eine Stütze, eine Säule dieser Kirche werden! Möge Deine Taufe aber auch eine gute Vorbedeutung des Wachsthums dieser Gemeinde sein, der bisher wegen Mangels aller kirchlichen Einrichtungen gar viele Kinder verloren gingen, und nicht nur des äußeren Wachsthums, sondern auch des Wachsthums jedes Einzelnen ihrer Glieder am inwendigen Menschen, an Glauben, Liebe und Hoffnung! Wir wollen uns hiezu Alle heut' unseres eigenen Laufbundes erinnern, und noch mit kurzen Worten der Ver¬ pflicht ungen desselben und jener Segnungen gedenken, die sich daraus über unser ganzes Leben verbreiten. Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden; sprach Christus zu seinen Jüngern, als er die heilige Laufe einsetzte, darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehret sie halten Alles, was ich Euch befohlen habe. Zuerst verpflichtet demnach die heilige Taufe Alle, denen sie zu Lheil geworden, zum lebendigen, unerschütterlichen Glauben an den dreieinigen Gott, wie er von liebenden Laufzeugen einst auch für uns bekannt worden ist, als diese heilige Hand¬ lung uns unbewußt und doch zu unserm Heile an uns selbst vollzogen ward; zu demselben Glauben, dem wir später am Tage der Confirmation dann selbst Treue zugeschworen an heiliger Stätte, und in dem wir allein Licht und Kraft, Trost und Frieden und jenen sittlichen Halt finden, dessen wir in den mannigfachsten Verhältnissen des Lebens bedürfen, zu dem Glauben unserer Väter, dem alle wechselnden Meinungen menschlicher Weisheit wieder weichen mußten, und in dem wir, so wir anders uns von Herzen zu ihm bekennen, auch dereinst selig zu werden hoffen dürfen! — Als Ihr, geliebte Freunde! die erste Hand anlegtet zum Baue Eurer Christus- kirche, habt Ihr da nicht vor Allem einen festen Grund in 43 die Erde gepflanzet, daß sie darauf sicher stehe und dem Sturm und Unwetter trotze? Nun wohlan, also soll jeder Christ vor Allem festgegründet stehen auf dem Glauben an den dreieini¬ gen Gott nach der Lehre unseres Herrn Jesu Christi, des Stifters unserer Kirche, damit er durch ihn in inniger Ge¬ meinschaft mit Gott erhalten werde, und im Bunde mit ihm das Heil seiner Seele schaffe. Zweitens verpflichtet uns die Laufe, der Sünde zu sterben und in einem neuen Leben zu wandeln. Gott hat den Menschen nach seinem Bilde geschaffen, und ihm die Bestimmung gegeben: vollkommen zu w e r d e n, g le i ch- wie er selbst im Himmel vollkommen ist. Alle aber sind abgewichen von dem Ziele ihrer Bestimmung, und haben das Bild Gottes an sich durch die Sünde befleckt, und müs¬ sen deßhalb aus Wasser und Geist von Neuem ge¬ boren werden, um in das Reich Gottes einzuge¬ hen. Und dieweil auch unsere Kinder von Geburt an mit dem allgemeinen Verderblich menschlicher Natur behaftet sind, sollen sie durch das Bad der Wiedergeburt schon in ih¬ ren ersten Lebenstagen ihres Antheils am Reiche Gottes ver¬ sichert, aber auch ihre Angehörigen zu ihrer gottseligen Er¬ ziehung verpflichtet werden. Wie das Master von unserem Körper, so soll die Laufe jeden Flecken von unserer Seele hinwegnehmen und uns stets erinnern, daß wir als Christen den alten Menschen in uns ertödten, und einen neuen Menschen anziehen müssen, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit. Weßhalb habt Ihr denn diese neue Kirche ge¬ baut? Geschah es nicht, damit Ihr durch den Unterricht, den Ihr hier empfangen werdet aus dem Worte Gottes, und durch die frommen Uebungen, die Ihr hier vornehmen sollet, in den Stand gesetzt würdet, diesem Eurem Laufgelübde immer bes¬ ser zu genügen? Warum habt Ihr sie denn Chriftuskirche getauft? Doch wohl, damit Christi Evangelium in ihr ver¬ kündet und Christi Sinn und Geist immer mehr herrschend 44 werde in Eurer Gemeinschaft, damit Ihr wie er denken und handeln, wie er Eure Brüder lieben, gleich ihm Euch in den Willen Gottes ergeben und nach seinem Borbilde Eurem himm¬ lischen Vater gehorchen lernet bis zum Tode. Das sind der Christentaufe hochheilige Verpflichtun¬ gen; möchten sie von uns Men, möchten sie auch von Dir, geliebter Täufling, einst erfüllt werden! Dann werden sich an uns Allen auch jene Segnungen bewähren, die sich da¬ raus über das ganze menschliche Leben verbreiten. Was Das sagen wolle, wir fühlen es heut' Alle bei der schönen Feier, die uns an so viele Segnungen der christlichen Gemeinschaft erinnert; Ihr fühlt es ganz besonders, geliebte Eltern dieses Täuflings! indem Ihr Euer Kind zur heiligen Taufe bringet. Wie ist heut' Euer Herz so voll des Dankes gegen Gott, der Euch ein Unterpfand seiner Gnade in diesem Euerm erstgebornen Söhnlein geschenkt hat! Da ist sic ein¬ mal recht sichtbar geworden, die Vaterhand Gottes, die Euer häusliches Glück so freundlich beschützet! Da stehen sie vor Euch, die Gefahren alle, welche der Mutter, des Kindes Le¬ ben bedrohten, die keine menschliche Kraft abzuwenden ver¬ mocht hätte! Fleisch von Eurem Fleische, und Bein von Eurem Beine, ein Wunder Gottes liegt es vor Euch, das theure Kind! Ein neues festes Band schlingt es um Eure liebenden Herzen, zu seligen Hoffnungen fühlt Ihr Euch berechtigt, eine Quelle ganz neuer Freuden wird Euch aufge- than! Da bringt Ihr es dem Herrn, der Euch so hoch be¬ gnadigt hat, zum Opfer Eures Dankes dar, daß er es segne und zu seinem Kinde annehme durch die heilige Laufe! Ge¬ liebte Freunde legen für dasselbe das Bekenntniß des Glau¬ bens und für Euch das Versprechen ab, nach Kräften dafür sorgen zu wollen, daß es im christlichen Glauben und in der Furcht Gottes erzogen werden solle, und heilige Gelübde durch¬ zittern Eure Brust! Da wird ihm unter Anrufung des Va¬ ters, der verheißen hat, unser Gott und der Gott unserer Kinder sein zu wollen, und des Sohnes, der uns durch sein 45 Leben, Leiden und Sterben erlöset hat, und des heiligen Geistes, der uns im rechten Glauben heiligen und zur Se¬ ligkeit im Himmel vollenden will, und unter Besprengung mit Wasser der neue Name beigelegt zur steten Erinnerung an diese erste Weihestunde seines Lebens! Das schwache, hülf- lose Wesen ist nun das Glied einer Gemeinschaft gewor¬ den, in der es ihm nie an Rath und Trost, an Hülfe und Beistand, an liebevollem Schutz und treuen Freunden fehlen kann, in allen den Gefahren, die in diesem unvollkommenen Leben sein zeitliches oder ewiges Wohl bedrohen, in der es vor allem Bösen bewahret, zu allem Guten angeleitet, und also erzogen wird, daß Ihr Euch seiner noch erfreuen könnet, wenn Ihr dereinst auf himmlischen Gefilden ihm wieder be¬ gegnet. Ja! daß uns schon in früher Jugend das Licht reiner Gotteserkenntniß angezündet ward, daß wir befreit wurden von den ehernen Banden, in welchen die Sünde ihre Diener gefesselt hält, und von der Furcht vor den Strafen der ewi¬ gen Gerechtigkeit, das verdanken wir vornemlich der heiligen Laufe, die uns zur Lheilnahme verhilft an allen Wohlthaten Jesu. Sie gießt uns Himmelsfrieden in die Brust, selbst beim Bewußtsein unserer Fehler und Schwachheiten durch die Bot¬ schaft der Gnade Gottes in Jesu Christo, und tröstet und er¬ hebt uns endlich noch im Augenblicke des Todes über des Grabes Nacht und der Trennung Schmerzen durch die köst¬ liche Verheißung des himmlischen Erbtheils der Kinder Got¬ tes, auf das die Laufe uns das hohe, das theure Anrecht gibt. Schon am Beginne unseres Lebens läßt sie uns in weiter Ferne das selige Ziel der Vollendung sehen, damit es uns als Leitstern diene in diesem Leben der Prüfung, und wir unaufhaltsam vorwärts schreiten auf dem Wege, der himmel¬ an führt. O, daß Dir, geliebtes Kind! Dein heutiges Lauf¬ gelübde stets heilig bleibe! Wehe Jedem, der es leichtsinnig bricht! Denn also fügt der Herr Jesus Christus den Worten der Einsetzung der heiligen Laufe hinzu: Wer da glaubet und 4« getauft wird, der wird selig werden, wer aber nicht glaubet, wird verdammet werden. Lasset uns nun dieses gegenwärtige Kind der Gnade sei¬ nes und unseres Gottes übergeben, indem wir für dasselbe also beten: Allmächtiger, ewiger Gott, der Du nach Deiner großen Barmherzigkeit uns selig machst durch das Bad der Wieder¬ geburt und Erneuerung des heiligen Geistes, wir bitten Dich, Du wollest auch an diesem Kinde herrlich erweisen den über¬ schwenglichen Reichthum Deiner Gnade in Christo. Reinige es durch dieses himmlische Bad von aller Sünde, und laß es wiedergeboren werden in das neue göttliche Leben durch die Kraft Deines heiligen Geistes. Hilf, daß es fest gegrün¬ det im Glauben, fröhlich in Hoffnung, rein und unsträflich in der Liebe Deinem Namen diene und mit allen Gläubigen das ewige Leben erlange durch unfern Herrn Zesum Christum. Amen. Unser Water re. Der Herr behüte Deinen Eingang und Ausgang von nun an bis in Ewigke t. Amen. Geliebte Taufpathen! Ihr habt dieses Kind zur heili¬ gen Taufe gebracht, damit es dem Herrn zum bleibenden Ei- genthum geweiht werde. So ermahne ich Euch nun im Na¬ men Gottes, Ihr wollet desselben allezeit mit herzlicher Für¬ bitte in Euren Gebeten gedenken, und in Gemeinschaft mit sei¬ nen Eltern und Angehörigen, so viel an Euch ist, rathen und helfen, daß es christlich erzogen werde und den Bund eines guten Gewissens mit Gott treulich bewahre. Lasset uns nun das Bekenntniß unsers Glaubens verneh¬ men, auf welchen die Kirche Christi erbaut ist: Ich glaube an Gott den Water, den allmächtigen Schö¬ pfer des Himmels und der Erde. Ich glaube an Jesum Christum, den eingebornen Sohn Gottes, unfern Herrn, der empfangen ist von dem heiligen Geist, geboren aus Maria, der Jungfrau, der gelitten hat un¬ ter Pontius Pilatus, gckreuziget, gestorben und begraben ist, 47 hinabgefahren zu der Hölle, am dritten Lage auferstanden von den Lobten, aufgefahren gen Himmel, da sitzet er zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er zukünftig ist, zu richten die Lebendigen und die Lobten. Ich glaube an den heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Leibes und ein ewiges Leben. Wollet Ihr nun, daß dieses Kind auf diesen Glauben getauft und auf Grund desselben christlich und gottselig erzogen werde, so antwortet: Ja! Bringt nun das Kind herbei, daß es die Laufe empfange Heinrich Gustav*) Ich taufe Dich auf den Namen des Vaters, des Soh¬ nes und des heiligen Geistes. So lebe denn, geliebtes Kind! dem Herrn, dem Du ge- weihet bist; Deine Jugend sei rein und unbefleckt von der Sünde, Dein späteres Alter reich an den Früchten des Glau¬ bens und der Gerechtigkeit, Dein Lod ein seliges Entschlafen in den Armen Deines Heilandes; und möge Dein Name ge¬ schrieben stehen in dem Buche des Lebens! Amen. Der Friede Gottes aber, welcher höher ist denn alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christo Jesu zum ewigen, seligen Leben. Amen. —— — 0) ErstgedorneS Söhnlein des Töpfernieisterö und RealitätenbesitzerS Herrn Johann Gley und der Fran Friederike Dorothea Henriette, gedornc Hänsel. 48 Gemeindegesang Melodie: Jesus, meine Zuversicht. Naht mit Andacht im Gemüth', Brüder, Schwestern, dem Mare, Wer in Jugendfülle blüht, Und der Greis mit grauem Haare, Hoch und niedrig, arm und reich, Naht, hier seid ihr alle gleich! VII Abendmahls - Rede. Vom evang. Pfarrer A. C. Herrn Joh. Friedrich Waguer aus Oedenburg in Ungarn. ^s ist dem Menschen nicht vergönnt, sich immer in gleicher Nähe zu dem Höchsten und Heiligsten zu halten. Das Ge¬ räusch und die Störungen der Welt, der Kampf mit Fleisch und Blut, die Abhängigkeit von tausend Sorgen, Mühen und Veränderungen des Lebens — sehet da, was uns hin¬ dert in dem freien Auffluge unseres Geistes zu den Höhen des Glaubens, in der seligen Erhebung unseres Gemüthes zu dem Lichte eines schöneren Lebens in Gott und Christo. Der Geist muß losgekettet werden von vielen Banden des Leibes und Lebens, damit er das Göttliche fester umschließe; das Feuer heiliger Gefühle muß genährt werden in uns, da¬ mit es auflodere und unfern inwendigen Menschen ganz und gar ergreife und durchglühe. Wir bedürfen der Vorbereitung zum Empfange jener Himmelsgaben, die uns im heiligen Mahle des Herrn bereitet werden, zur Würdigmachung unser selbst, auf daß, wenn wir essen und trinken, wir uns nicht selbst essen und trinken das Gericht. Aber wer sollte wohl zweifeln daran, ob wir würdig und geschickt seien an dem hei- ligen Mahle Jesu Lheil zu nehmen an einem Lage, an wel¬ chem der Herr die Fülle seiner Segnungen ausströmen ließ über uns, an welchem das Kind zum heiligen Ernste gestimmt wird, auf daß sein Mund das Lob des Höchsten verkünde, an welchem der Greis zum Kinde wird in den Thränen der Freude und des Dankes für alle Wunder der Liebe und Güte, die der Herr an uns thut? Heute fühlen wir es, wie wir es kaum je gefühlt, daß es gut ist, bleiben in den Wohnungen des Herrn, und daß die Welt mit all' ihren Gütern und Freu¬ den Nichts ist gegen die überschwengliche Herrlichkeit des Rei¬ ches Gottes. Fühlt es, Christen, und weint, sinket nieder auf Eure Knie und betet — heute zum ersten Male sollt Ihr feiern des Herrn Gedachtniß, und seinen Tod verkündigen an der neu erstandenen Stätte seines Rnhmes! Fühlt die Nähe des Herrn und schauet nicht zurücke; lasset ihn nicht, er segne Euch denn in seinem neu geweihten Heiligthume! Hier leget ab das Kleid des Ruhmes, das Euch die Welt, das Ihr Euch selbst angezogen! Denket nicht daran, was Ihr gethan, und was Ihr verdient damit, daß dieser würdige Bau zu den schönen Gottesdiensten des Herrn erstehen konnte. Kommt in Demuth, Brüder, und freuet Euch deß, daß den Herr Euch vor¬ gezogen, Gefäße seiner Barmherzigkeit zu sein! Da lasset es ein Werk des Herrn sein, wo er ein Gedächtniß seines Na¬ mens gestiftet hat! Lasset die Worte nachhallen in Euern Herzen: nicht uns, o Herr, nicht uns sei Ehre! Su¬ chet den Herrn, weil er zu finden ist; rufet ihn an, weil er nahe ist! Bittet, so werdet Ihr neh¬ men, auf daß Eure Freude vollkommen sei. Was wollt Ihr, daß Euch der Herr geben soll? Ein neues Haus seiner Ehren hat er Euch gegeben, er wird auch Alles in Euch neu machen, er wird Euch durch Christum Alles schenken, er wird Euch geben Friede, Freude, Gerechtigkeit im heiligen Geiste, wenn Ihr an seinem Worte haltet und in seiner Gnade lebet; wenn Ihr Eure Herzen aufthut, auf daß der Same ewiger Wahrheit nicht nebenbei, sondern in Euch falle, 4 so und Frucht bringe für das ewige Leben; wenn Ihr des Herrn Kraft mächtig sein lasset in Eurer Schwachheit; wenn Ihr eine Liebe übet und pfleget unter Euch, die ihre Wurzel hat im Glauben, und mit ihren Früchten in die Ewigkeit reichet; wenn Ihr Euch des Herrn tröstet in jeder Trübsal, und es zuversichtlich glaubet, daß Christus Euer Leben und Sterben, ein Gewinn Euch ist. Nun, nachdem den Bau dieses Hauses Euch der Herr und Ihr dem Herrn gegeben, so erbaut Euch selbst untereinander auf dem Grunde, da Christus der Eckstein ist! Lasset den Herrn dieses Haus und Euch in ihm allezeit segnen, und seine Gnade walten über Euch für und für! Ein¬ tracht baute dieses Haus und brüderliche Handreichung. So lasset ferner Eintracht unter Euch wohnen, und von Hand zu Hand wandern jegliches Gut des Lebens, irdisches und himm¬ lisches, Speise und Freude für den Leib, Rath, Ermahnung und Trost für das heilbegierige und bekümmerte Herz! O, daß ich diesen festlichen Lag begrüßen und Euer leiblich Angesicht wieder schauen kann, daß ich mit Dank und Freude wieder zurücksehen kann auf die Zeit, da ich zuerst hörte von Eurem Glauben und Eurer Noch, und theilte Euer Leid, und betete für Euch, und'nicht ruhete, bis sie Euch schlug die Stunde der Erhörung — das wird wohl verwahret und verschlossen bleiben in meinem Herzen, das will ich mit mir nehmen in meine ferne Heimath, auf daß ich den Herrn preise, und von ihm rede zu Allen, die das Band des Glaubens mit Euch verbindet! So laßt uns Abendmahl halten als die leiblich Getrennten, und doch in Liebe vereint, bis wir es neu halten werden in unseres Vaters ewigem Reiche. Amen. Sodann wurde vom Herrn Pfarrer Th. Glze das »Vater un¬ ser" und die Einsetzungsworte des Abendmahls nach der Agende verle¬ sen und von ihm und Herrn Pfarrer I. Fr. Wagner das heilige Mahl unter leiser Orgelbegleitung ausgetheilt. Nach einem kurzen stil¬ len Gebet ertönte dann der 51 Chorgesang: Herr Gott, dich loben wir, Wir danken Höchster Dir, Es preiset laut im Jubelton Heut unser Chor vor deinem Thron, Herr, deiner Weltregierung Ruhm, Erhaben wie ein Heiligthum! Dir singt, was denket, Preis und Dank, Dir tönt auch unser Lobgesang: Ewig bist du, o Gott, Herrlich bist du, o Gott, Gütig bist du, o Gott, Preis sei dir immerdar! Amen. —— 52 vm. Schlnßgebet und Segenswunsch. Vom evang. Herrn Conßstorialrath Andreas Gnnesch aus Wien. d^och einmal kommen wir vor dein Angesicht, barmherziger Gott, gnädiger Vater, mit frommem Danke, mit kindlicher Bitte. Wir können es ja nicht lassen, ob unser Mund, vom Staub genommen, das ewig Eine nur wiederholt, daß wir nicht reden sollten, wovon das Herz uns voll ist. Du, du hast Großes an uns gethan. Du hast unser Gebet und Flehen gehört, daß wir eine Stätte hätten, wo wir dir dienen können mit Freuden und eingehen können mit Dan¬ ken und Frohlocken. Wir waren eine zerstreute Heerde, ohne Hütte, ohne Hirten. Nun steht herrlich und in heiligem Schmucke vor dir dieß Heiligthum, wo wir uns vereinigen können, um zu schöpfen aus der Fülle deiner Gnade, die uns in Christo Jesu erschienen ist. Nun hat uns die Hütte ausgenommen, nun ist uns der Hirte gegeben. — Hier soll hinfort der Schwache von uns aufgerichtet und gestärket, der Dulder getröstet, der Lebensmüde erquicket, der Verirrte erleuchtet, der Gefallene gebessert werden durch die Kraft des Evangeliums, durch den Geist Jesu Christi deines Sohnes. Hier sollen, die da kommen ins Erdenleben, aus¬ genommen werden in dein Reich; hier, denen das Leben noch heiter lacht, die Hand sich reichen und den Segen empfangen zum Ehebunde; hier, die da vollendet ihre irdische Pilger¬ schaft, zur letzten Ruhe eingesegnet werden. Das hast du gewaltet, das hast du gethan an uns! — Es ist Großes an uns geschehen. Denn wir wissen ja, wo du, der Herr, nicht das Haus baust, da arbeiten umsonst die daran bauen. <— 53 O Gott! Du hast gebauet, du hast die Werkleute geru¬ fen, die mit dir angefangen und unter deinem allmächtigen Schutze vollbracht haben. Du hast die Herzen gelenket wie Wasserbäche, daß sie, nah und fern her, gebracht ihr Scherf¬ lein, daß diese Stätte erstehe, ein Zeugniß des Glaubens, ein Denkmal brüderlicher Liebe. Dank, heißer Dank sei dir dafür dargebracht, allmächti¬ ger Gott! Dank dafür, daß das Evangelium lauter und rein, frei von Menschensatzungen nach langer, langer Zeit wiederum hier verkündet werden kann, auf daß Alle erkennen, es sey eine Kraft Gottes, selig zu machen, die daran glauben. — Walte nun gnädig über diesem Heiligthum! Laß deine Augen offen stehen über diesem Hause Tag und Nacht! Behüte diese Gemeinde, die in Christo Jesu ist, daß sie sei eine Gemeinde heilig und unsträflich, die nicht habe einen Flecken oder Runzel, oder dcß etwas, das sie halte das Band des Friedens, die Einigkeit des Glaubens; daß sie Muth und Trost und Freudigkeit schöpfe aus deiner Verheißung: »Fürchte »dich nicht du kleine Heerde, denn es ist Eures Vaters Wohl¬ gefallen, euch das Reich zu geben.« Segne, o Gott! den Hirten dieser Gemeinde, daß er sein heiliges Amt thue mit Freuden und ein Vorbild sey der Hingebung, der Demuth, der Glaubensfestigkeit und sein Licht leuchten lasse vor den Leuten in guten Werken; begieße du das Land, wo er den Samen deines göttlichen Wortes ausstreuen soll, damit er aufgehe und reiche Früchte trage. Segne den Vorstand dieser Gemeinde! Segne den Mann, der mit unverdrossener Lhätigkeit, mit freudiger Aufopferung, im festen Vertrauen auf dich und deinen allmächtigen Bei¬ stand begonnen, gefördert und vollendet hat den Bau die¬ ser evangelischen »C h ri st u s kirche!« Segne die fernen Glau¬ bensbrüder, die zu deiner Ehre und zur Verherrlichung deines Sohnes, zum Seelenheile dieses und jedes kommenden Ge¬ schlechtes reichlich dargebracht haben Liebesgaben und Hand¬ reichung. 54 Segne Alle, o Gott! die hier ein und ausgehen werden vom Aufgang bis zum Niedergang, Hohe und Niedere, Reiche und Arme, Glückliche und Unglückliche, auf daß sie je mehr und mehr gewiß werden im Glauben, befestigt in der Liebe und gestärkt werden in der Hoffnung. Ja Water! wir lassen dich nicht, du segnest uns denn. Dir aber dem ewigen Könige, dem Herrn aller Herren, dem allein Weisen und Unsichtbaren, der da wohnt in reinem Lichte, da Niemand zukommen kann, dir sey Preis und Ehre in der Gemeinde, die in Christo Jesu ist von nun an und in Ewigkeit. Amen. — Segen: Der Herr segne Euch und behüte Euch. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Euch und sey Euch gnädig. Der Herr hebe sein Angesicht über Euch und gebe Euch seinen Frieden durch Jesum Christum. Amen. -—— 55 Schlußgesang der Gemeinde. Nun danket alle Gott, Mit Herz und Mund und Händen, Der große Dinge thut, Hier und an allen Enden; Der uns so väterlich Bon uns'rer Kindheit an Bis diesen Augenblick Biel Gutes hat gethan. Unter Orgelspiel verließ die Gemeinde die Kirche, nachdem der ganze Gottesdienst vier Stunden gedauert hatte, voll freudiger Rührung und Dank gegen den Herrn, den gütigen Lenker der Menschenschicksale, welchem sei Ehre und Anbetung in der Gemeinde immerdar. Amen! -- l!UK /-.".'i pt» H»'?! >n: /:,,!i^.r x