1^7 Das Römische Norik um, oder: Oesterreich, Steyermark, Salzburg, Kärnthen und Krain unter den Romern. Unmittelbar aus den Quellen bearbeitet von Or. A. Albert Much ar, Aapitular und Professor des Benediktinerstifteß zu Admont. — Z w e yt e r T h e Einführung, Ausbreitung und Zustand des ChnWuMms im Norikum in den fünf ersten Jahrhunderten, oder: Aelteste Kirchengeschichte Oesterreichs. Grcitz, 1 826. Im Berlage des Christoph Penz. Firma: Mille r'schcBuchhandlung. Druck uns Pup irr p»n den Gebrüdern Tunjer- Seiner kaiserlichen Hoheit und Eminenz Sem durchlauchtigst- h ochwür d i g st e n Prinzen und Herrn Rudolph, kaiserlichen Prinzen von Oesterreich, königlichen Prinzen von Ungarn und Böhmen, Erzherzog zu Oesterreich, Cardinal der heil. röm. Kirche zu St. Peter in wonto uuroo, Fürsterzbischof zu Ollmütz u. s. w. u. s. w., dem erhabensten und erleuchtetesten Kirchenfürsten i n tiefster Ehrfurcht gewidmet. Mik! äelrkeramrrr est, non tarn 8xLe!o8H§ Hulun vera In or^rsm Invul^are. —- Non enim o^ns esr eeclesiL 8snetis eorrnnenNtiis, nemile xietLs iZnorLnriX ülia ssr. Krnsir. 6ernaLN, Asor. I'. 1, j), ^lZ. 28, PränumeranLen - Verzeichnis L: pl. 2 1 1 Z 1 1 1 1 1 1 4 ! 1 t 1 3 10 -4 1 1 ^)err Albert, Se. Hochw. und Gnaden, Abt in St. Peter zu Salzburg. — Attems, Se. E.reellenz I. Gr. v., Landei¬ hauptmann re. in Gratz. — Attems, Z. N. Graf v., in Görz. — Benedikt Ne po muck, Se. Hochw. und Gnaden, Abt des Pramonstrateuser - Klosters in Prag. — Berger, I., Domherr in Gratz und Direk¬ tor der k. k. Gymnasien in Jnnerosterreich. Löbl. Bibliothek des k. k. Regiments v. Cha- steiler. Herr Bitter l, Edl. v. Tefienberg, k.k. Kreis¬ kommissär in Judenburg. — Bohr, C. Ricrer v., in Vordernberg. — B y l o f f, F-, k. k. Kreisingenieur in Cilli. — Costa, H. v>, in Gratz. — Di Pauli v. Tr e u h e im, Sr. Ercellenz, k. k. Appeltationsprasident in Innsbruck. — Doll, Anton, Buchhändler in Wien. — D o r f ni a n n , H., Sr. Hochw., Professor am k. k. Lyceum in Gratz. — Enders, W., Buchhändler in Prag. — Eurich, Buchhändler in Linz. — Fink, Buchhändler in Linz. — Fleischmann, Buchhändler in München. — Foregger, G-, Oberwirthschafts - Direktor bey Sr. Hochw. und Gnaden dem Fürst¬ bischof zu Lavam. — Frankh) Buchhändler in Stuttgart. 1 15 i, z. 1 1 1 1 2 1 1 10 1 1 r 1 1 2 1 1 2 Herr Franz Sales, Se. Hochw. und Gnaden, Abt von Vorau. — Gerold, C., Buchhändler in Wien, wovon 1 Exemplai für Herrn vr. Rückert. 1 — — — I. PH. Weber. i — — — Hofrath.von Tie¬ fe n t h a l. 1 -- — — Profess. Wikosch. 1 — — — Franz Poleslam- sky. 1 — — — Jos. Ruzizka. — Gindel, Domherr und Gubernialrath in Grätz. — Gläser, C>, Buchhändler in Gotha. — G o e s , C. H. Graf v., k. k. Gubernialrath in Grätz. — G o e s , I. P., Se. Excellenz Graf v., Oberst¬ hofmeister Sr. k. k. Hoheit des durchlauch¬ tigsten Erzherzogs Franz Carl. — Gotthard, Se. Excellenz, Abt von Admont. — Gottweis, vr. , Herrschaftsinhaber in Malek. — Hartig, Se. Excellenz Graf von, Gouver¬ neur in Steyermark. — Haslinger, Buchhändler in Linz. — Herzog, Alex., Se. Hochw., Professor in Marburg. *- Heubner, Buchhändler in Wien, für Herrn A. Schmidt. — Huber, A., Se. Hochw., k. k. Gymnasial¬ präfekt in Judenburg. — Hütthaller, k. k. Hauptmann in Pesth. Löbl. Joanneum in Grätz. Herr Joseph, Se. Hochw. und Gnaden, Abt von Kremsmünster. — Kautschitsch, A., Domherr in Grätz. — Keppler, C., Se. Hochw., Professor der Religions-Philosophie in Wien. — Kienreich, A., Buchhändler in Grätz. >— Klein, A., S e. Hochw., Vr. der Theologie und k. k. Profestor in Grätz. Lxpl. 2 1 1 L 1 3 6 1 1 1 1 1 1 1 2t t t Herr Klein meyer, Buchhändler in Klagenfurt. — Knäbel, R., Se. Hochw., Pfarrer in Al¬ tenmarkt. — Kohlg ru b e r,Joh.,Se. Hochw., k k. Profes¬ sor des Dibelstudiums des n. Bundes in Grätz. — K o k a l, P., Se. Hochw-, Professor in Juden¬ burg. — Kolumban, Se. Hohw. und Gnaden, Abt von Seitenstetren. — Kordin, Pfleger der Herrschaft Gallenstein. —> Kreil, Se. Hohw., vr. der Theologie und Stiftsvorsteher zu Admont. Herren Kuhn und Millikowski, Buchhändler in Lemberg. Herr Landes, I., Buchhändler in Preßburg. — Leardi, P, Se. Hochw., Ehren: Domherr, Dechant und Hauptpfarrer zu Straßgang. — Lenk, G., k. k. Tabakamtr-Administrator in Grätz. —- Leonhardt, G. W., Buchhändler in Lieg- nitz. — Löschnigg, M., Se. Hochw., Dechant und Stadtpfarrer in Marburg. Frau Mandel, Freyinn Josepha v., geb. Gräsinn von Saurau. Herr Marian, Se. Hochw. u. Gnaden, Abt zu Molk. — M ay e r , G. M., Sr. Hochw., erster Prediger an der Hauptstadtpfarr zu Klagenfurt. Löbl, M ayer'sche Buchhandlung in Salzburg, wovon 1 Exemplar für Herrn S chilliug, Al., Dom-Chorvikar in Salzburg. 1 Exemplar für Herrn Koch von Sternfeldt, k. baier. Lcga- tionsrath. 1 Exemplar für Herrn N o s e n eg- g e r, Joh., Besitzer des Alcerthü- mer. Kabinets zu Salzburg. Herr Merwitz, I., Buchhändler in Görz. — M i l d e, A., Sc. Hochw., k. k. Professor in Grätz. Herren M ö rschn«r und Jasper, Buchhändler in Wien. Lxpl. 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 i L 1 I 1 2 Herr Mylius, Buchhändler in Berlin. — Polsterer, I)r. und suppl. Professor am Ly- ceum in Grätz. — Pomoden, G., Kuratsbenefijiat in Petrau. — P r e dl, Sr. Hochw., Katechet an der Haupt¬ schule zu Admont. — Praitenau, A. v., k. k. Gubernialta.r- amts- Direccor. — R a d e lli, Ritter v., k. k Landrath in Udine. — Regens berg, Buchhändler in Münster. — Riegel und Wiesner, Buchhändler in Nürnberg. — Rochel, C., Akademiker. — Rock, M., Sr. Hochm., k. k Convicts-Di¬ rektor und Gymnasialpräfect in Grätz. — Schmutz, C, Herrschaftsinhaber in Grätz. — Sigmund, I., Buchhändler in Klagenfurt. — Speckmoser, Sr. Hochw., k. k. Professor¬ in Grätz. — Spreng, k. k. Kammeralbeamter in Seccau. — Steinbeis, Fr. de Paula, magistratlicher Gerichts - Aetuar in Grätz. Lobl. S ti fr s b i b l i o t h e k zu Molk. ckono Stiftsbibliorhek zu Admont. Herr Wagner, Buchhändler in Jnspruck. — Wartinger, I., Archivar im Joanneum und ständischer Registrator in Grätz. — Weinreiter, V., Sr. Hochw., k. k. Pro¬ fessor in Grätz. — Winklern, I. B. v., Sr. Hochw., Pfarrer und Dechant in Unzmarkt. — Wörter, P., Sr. Hochw., k. k. Professor zu Salzburg. Ungenannte in Grätz. Vorbericht gegenwärtige zweyte Theil des römischen No- rikums enthält die Einführung, die Ausbreitung und den Zustand des Christenthums in dieser Römer¬ provinz während der fünf ersten Jahrhunderte. Daß mit dieser Darstellung auch die älteste Kirchengeschichte der Stammprovinzen des österreichischen Kaiserstaates gegeben werde, liegt vor Augen. Kritische Strenge und das regste Bestreben, unsere vaterländische Kir- chengeschichte, von so vielen alten Fabeleien und Jrr- thümern entkleidet, in ehrwürdiger historischer Rein¬ heit wiederzugeben, wird kein aufmerksamer Leser ver¬ missen. Die voranstehende Devise war mein Leitstern; und meine Vorbilder, welchen ich, neben selbstständigen Forschen und Resultaten, nacheiferte, waren die über¬ all mit Hochachtung genannten Historiker, der gelehrte Chorherr von St. Florian in Ober'österreich, Franz Kurz, und der baierische Akademiker Dr. Vitus Win¬ ter. Die Strenge, womit ich manch' erlogene Legende »->->< V^III verwarf, und manche durch fromme Erdichtungen des unkritischen Mittelalters entstellte Nachricht auf ihre ersten und wahren historischen Zuge zurückfuhrte, glau, be ich dadurch hinlänglich gerechtfertiget. — Die Fort, setzung dieser vaterländisch-historischen Arbeit: die Darstellung der Geschicke Norikums von dem Tage der Unterjochung durch die Römer bis zum Jahre 493 nach Chri¬ stus, -- liegt zur Herausgabe fertig. Grätz, am 30^» Dezember 1825. Albert Muchar, von Bied und Rangfeld. Inhalts - Anzeige. Sette« I. Römischer Wetterdienst im Noriko und in Pannonien. .... 1 II. Ueber dis Einführung, Festsetzung und Ausbreitung des Chri- stenthumes im Noriko und in den benachbarten Landtheilen Zg III. Erste Gründung des Christenthumes im unteren Pannonien, in Dalmatien, in Liburnien und zu Aquileja durch Apostel und apostolische Männer. qi IV. Ob das Christentum eigentlich und einzig von Aquileja aus nach Norikum und nach Rhätien sey verpflanzt worden? . 52 V. Vorgeblich apostolischer Ursprung der Kirche zu Laureacum und der christlichen Religion im Ufernoriko. Beweise dafür 61 L. Ueber die päpstlichen Bullen, welche den apostoli¬ schen Ursprung der Lorcherkirche beweisen sollen. aBeweisende Aussagen dieser Bullen. 64 Ueber die geschichtliche Autorität dieser Stellen ... 69 c^) Was nun aus jeder einzelnen Stelle mit Zuverläßig- keit erschlossen werden könne? — Ob apostolischer Ur¬ sprung der Lorcherkirche?. 75 Ob die anderen päpstlichen Briefe auf den apostoli¬ schen Ursprung der Lorcherkirche hindeuten? . LV Eciir. Was sonst noch aus den päpstlichen Briefen für die Lorcherkirche entnommen werden könne?. 81 L. Ueber die alte Steinschrift zu Enns, aus welcher der apostolische Ursprung der Lorcherkirche erwiesen wer¬ den will. 85 VI. Andere ältere Meinungen über die .ersten Glaubensprediger im Noriko. Ob die HH. Syrus und Juventinus zuerst das Evangelium im Noriko geprediget haben?. 88 VII. Sagen über die Ausbreitung der christlichen Religion und Kirche durch Rhätien und Bindelicien im ersten Jahrhun¬ derte . 93 VIII. Ausbreitung des Christenthumes durch Norikum, Bindelicien und Rhätien im zweyten Jahrhunderte. ») Wunder der donnernden Legion. 94 d) Lucius, König der Britten, angeblicher Apostel von Rhätien, Bindelicien und Norikum. 103 IX. Ausbreitung der christlichen Religion im driiten Jahrhun¬ derte. Was vom h. Maxmilian erzählet wird. .. 105 d) Bom h. Florian . 111 e) Bom a. Bictorin, Bischof von Petovium . .. 114 ä) Bom h. Bischof und Märtyrer Quirinus, Bischof zu Siszia. 118 e) Bon der h. Afra zu Augusta Bindelicorum in Rhätien 132 X. Nachrichten, Las pannonisch-, norisch - und rhätische Chri- stenthum im vierten Jahrhundert betreffend. . izg XI. Ausbreitung des Ehristenthumes im fünften Jahrhunderte durch Pannonien, Norikum und Rhätien. a) Bon dem h. Valentin... 142 Sette. b) Vom h. Severin. Dessen Biographie, durch seinen Schüler Eugippius verfaßt. 1^7 o) lieber den h. Severinus sm Allgemeinen. 149 XII. Leben und Thaten des h. Severinus im Roriko und in Rhä- tien, von seinem Schüler Eugippius beschrieben. 152 XIII. Pragmatischer Ueberblick der Geschichte der Ausbreitung des Christenthums durch Rhätien, Rorikum und Pannonien, während der Römerzeit. — Aus den bisher geprüften Ge¬ schichtsquellen . 2Z9 XIV. Was sich nun aus allen gewissen historischen Abzeichen für das höhere Alter des norischen Christenthums schließen lasse? 243 XV. Was die frühe und schnelle Ausbreitung des Christenthums im Roriko und Pannonien begünstigte. 246 XVI. Folgerungen, welche sich aus allen treuerprobten Geschichts- quellen, sowohl für die äußere als innere Geschichte deS pannonisch-, norisch - und rhä'tischen Christenthums erge¬ ben, während der ganzen Römerzeit. x. Ueber die äußeren widrigen Schicksale, oder über die Verfolgungen. 252 v Innere Geschichte der christlichen Religion im Roriko, in Pannonien und Rhätien. Geschichte der Religion; der Lehre und der Lehrer. 262 c. Fortwuchern des Heidenthums an der Seite des Chri¬ stenthums. Ursachen davon. 266 v. Geschichte der Sittenlehre. '.. 27Z L. Theologie in der Römerzeit. St. Severins Schriften . 274 r. Die christlichen Lehrer in Pannonien, im Roriko und in Rhätien während der Römerzeit. 277 Seite. 6. Geschichte der Jrrlehrer. 27S II. Geschichte der christkatholischen Kirche im Roriko und Pannonien. Geschichte der Hierarchie. 288 I. Geschichte der Kirchenräthe, oder der Synoden. 303 II. Geschichte der Kirchenzucht . 311 L. Geschichte der KirchengebrLuche oder des Ritus. 312 Al. Geschichte des Mönchthums. 315 XVII. Rückblick und Schluß. 321 D a s römische Noriku m. Einführung, Ausbreitung und Blühen deS Christenthume- im römischen Noriko, bis zur Gründung der ostgothischen Herrschaft in Italien um das Jahr Christi 492. I. Römischer Götterdienst im Noriko und in Pannonien. EL c^zm ersten Bande dieser historischen Beyträge habe» wir alle staatsbürgerlichen und häuslichen Verhältnisse der Bewoh¬ ner des römischen Norikums dargestellt. Wir glauben, au- reinen Geschichtsquellen es vollständig erwiesen zu haben, daß während einer fünfhundertjährigen Oberherrschaft alle römi¬ schen Institutionen in jenem wichtigen Landtheile gegründet, aus¬ gebildet und durch und durch befestiget worden seyen. — Um aber das Gemählds des inneren Lebens in der wahren Voll¬ ständigkeit herzustellen, muß auch noch die Religion der No¬ riker besprochen, und ihr Glauben und Wirken in religiöser Hinsicht, während sie dem weltbeherrschenden Staate an¬ gehörten, genau untersucht und getreu geschildert wer¬ den. Mit dem alten, Verehrungssollen römisch-griechischen II. 1 Z Götterglauben, mit der Gründung und mit dem Emporblü¬ hen der beseligenden Lehre des heiligen Evangeliums haben wir es also hier zu thun. Wir wollen Beiden nach allen uns zu Gebothe stehenden Quellen die sorgfältigste Aufmerk¬ samkeit schenken; jedoch wird uns der vollendete Sieg deS weltumstaltenden Christenthums angestrengter und länger be¬ schäftigen, weil die Quellen hier reiner und reichhaltiger stießen, und das Himmelsgeschenk der göttlichen Lehre als unzerstörbare Grundlage aller Humanität Geist und Herz in¬ niger anspricht, und in der freudigsten Bewegung erhält. Die bisher dargestellte Einführung, Ausbildung und durchgreifende Befestigung aller römischen Institutionen im Noriko läßt es ganz zuverläßig und von selbst erwarten, daß auch die sämmtliche römische Götterlehre und dec prunkvolle Götzendienst in gedachten Landstrichen eingeführt, und im ganzen Lande zwischen den südlichen Al¬ pen und der Donau ausgebreitet worden sey. Man mag daran um so weniger zweifeln, weil die römische Göl- teranbethung sich ohnehin schon in manchen Stücken an die cestogallische Vielgötterei) anschloß, wovon wir in unserem celtischen Noriko Beweise gegeben haben; und weil die sprechendsten Ruinen verschiedener Götzen¬ tempel, Altäre, Statuen von Göttern und Laren jeder Art, und Tausende von laut redenden inschriftlichen Monumenten auf altnorischer Erde sind aufgefunden, und als ewige Denkmahle aufbewahrt worden. Es kann sehr natürlich hier unsere Absicht nicht seyn, eine ausführliche Darstellung der römischen Götter lehre, und eine Beschreibung des¬ selben Götzendienstes zu geben; es wird und muß für den Zweck dieser geschichtlichen Beyträge hinlänglich seyn, zu er¬ weisen, daß die römische Götterlehre, so wie der prunkvollste Götzendienst während der Römerherrschaft durchs ganze no- risch-panonische Land ausgebreitet und festbegründet be¬ standen habe; und zu diesem Behuf« alle römisch «- psn« >»»» Z L »<-<- n o ni sch e n Ortschaften nahmentlich , sammt den daselbst aufgefundenen abgöttischen Antiken und inschriftlichen Steinen, welche unwidersprechliche Anzeigen des ehemahls in jenen Ge¬ genden gepflogenen Götterglaubens und römischen Götzendien¬ stes enthalten, aufzuführen. Als Ursachen schneller Ausbrei¬ tung und allgemein fester Gründung der römischen Götter- lehre und Anbethung im Hochlande der Alpen können nicht verkannt werden eben die Einführung aller römischen Insti¬ tutionen; das Alles befördernde, durchs ganze Land nach allen Richtungen gehende, vortreffliche Strafienwesen; die vielen n o risch - pannonischen Colonien und Munici- p i e n; die Landesverwaltung durch römische Obrigkeiten von den höchsten bis zu den untersten Graden aller Aemter und Würden; die Ansiedelung so vieler Römer, Kaufleute, Künst¬ ler, Handwerker und mehrerer Tausende von verdienten Ve¬ teranen inn- und außerhalb der Colonialstädte; die Menge des Militärs am großen Donaulimes und die zahlrei¬ chen Besatzungen im ganzen Lande; endlich die frühere Be¬ kanntschaft der Noriker mit der griechisch-römi¬ schen Götter'lehre und die schon geschehene Annahme einiget einzelnen Gottheiten und Verehrungsweisen derselben- In den n o risch - pannonischen Römerstädten, als welche viele uralte Celtenorte nachher erscheinen, mag es nicht zwei¬ felhaft seyn, daß ein großer Theil der alteeltischen Bewoh¬ ner derselben die früheren Glaubenssätze verlassen, und nach und nach sich zur römischen Götterlehre und Anbethung be¬ kennet habe. Indessen enthalten die meisten in den Gegen¬ den der alten Römerstädte aufgefundenen inschriftlichen Denk¬ mahle nur Nahmen, welche unbezweifelt auf römische Abstammung Hinweisen. — Etwas ungewisser ist es aber mit den Bewohnern der geringeren Orte und auf dem Lande, vorzüglich aber auf den Höhen und in den Thalsschluchten des no rischen Berglandes. Nur wenige inschriftliche mit römischem Götzendienst in Verbindung stehende Monumente 1; 4 sind noch übrig, auf welchen Nahmen Vorkommen, die nicht geb orne Römer, sondern offenbar alt¬ norische Personen verrathen. Wir beginnen mit Aufzählung dieser altnorischen Monumente von Süden, und gehen nach Norden bis an die Ufer der Donau fort. Auf dem Boden des alten elassischcn Aemonas, in der Gegend des heutigen Laibachs in Krain, hat man im Jahre 4647 sehr beträchtliches altes Gemäuer sammt einem Mosaik¬ boden entdeckt, welches sämmtlich einen alten Römertempel verrieth, und aufgefundene Inschriften und Vorivsteine er¬ wiesen es, das; dieses Gebäude der Tempel des Nep¬ tuns gewesen scy, welcher Gott vorzüglich wegen der vie¬ len auf dem Nauportus, auf der Save und den ande¬ ren japydischen Flüssen lebhaft getriebenen Schiff¬ fahrt in sener tauriszischen Colonial st adt verehrt worden ist. Man hat auch daselbst einen über diesen Gegen¬ stand bestimmt sprechenden Votivstein aufgefunden mit folgen¬ der Inschrift: NLklVNO. ^VO. 8^6. KO81II-IV8. 8121461^0. Hx. Voto. Auf demselben Boden scheinet auch folgendes, später zu Freudenthal bey Laibach bestandene, inschriftliche Monu¬ ment aufgefunden worden zu seyn: NLklV^O. ^VO. 8^6. I. 8I2KVHIV8. I. x. I. V42D. 8akinus. Gestern- I^t. korticum. 42ectt. kecunia. 8ua. Auf diese N e p t u n s v e r e h r u n g in der uralten Aemona bezog sich auch der 4744 entdeckte inschriftliche Leichenstein, an welchem zu beyden Seiten der Inschrift, Opferbecher, Nauchgefäsie, ein Opfermesser, ein Stierkopf und andere religiöse Zeichen in erhabener Arbeit zu sehen waren; und wer kennet wohl nicht Neptuns Lieblingsopfer, Stiere: '4?aurum Neptuno, taurum tibi pulckor Apollo! a) I,. I-. I'. VH. kkOclVI-V8. ») Romsr. 04)-,» It. V. Vrr§. 6-org, V. v. k'. LILI. Lt. L. Lantio. L. L/. Lrolaato. Latii. Lar»- tise. L/. L. 6. I?. Latw. iVIatri. a) Auf was für eine Götterverehrung ein anderes Inschrift- licheS aemonensisches Denkmahl Hinweise, vermögen wir nicht zu entziffern. LXLVLO. LX. V010. 8XLK. ÄI. AIXL.LLLI. IIL. LD. AI. Vibius. Alarcollus. I'!'. d) Eben so wenig ist zu entziffern, welchem Gotte folgende Ara geweiht gewesen, die man zu Gurkfeld an der Save gefunden hat: 8LOXIO. Lac. kraconius L ä cni. Lt. a^rarn. OO. c) Zuverlaßig ist die Verehrung des Herkules und der Ceres im alten Aemona vermöge der Inschrift zweyer daselbst entdeckten Römersteine: IILLLVLI. XV^. 8XLK. L. LL0OIV8. C. I'. VLL. Alpinus. 6. Llockiur. L. V. Lis. LIemcns. 0. — LLLLLI. 8XLL. VILIV8. LLV- AILX1?XIlIV8. LLO. XV. V»to. 8usce^ta. I". 6. ck). Auf solche Weise bestätiget sich durch alte Denkmahle ganz vollkommen die Nachricht HerodianS, aus welcher erhellet, baß in der Stadt Aemona mehrere, verschiedenen Göttern geweihte Tempel bestanden haben, o) Das ganze heutige Krain ist voll Ueberblcibsel uralter römischer Götteranbethung. Dem besten nnd größten der Göt¬ ter war in der Nahe des alten Noviodunums ein in- schriftliches Monument geweiht: I. O. AI. 6. Antonius, ^ulianus. I?. k. X. V. L. L. AI. I). Ein gleiches inschriftliches Denkmahl befand sich zu Gurk¬ feld an der Save: I. O. LI. QLXIO. LOLI. AIsr° ») Valvasor. Die Ehre des Herzogthnms Krain. Thl. Il x. 25». 253. Linhart, 1 Thl. p. 260 — 263. g. ll) — K) Valvasor »6,8. p. 257. — c) Scdoonleb. ikicl. p. 222. — 6) Linhart. I. Thl. p. 260. e) p. 3»3 r) — s) Heroäiso. l-. VIII. p. 36g. — l) Linier. p. 13. n. 18. Valvasor, n. Thl. l>. 26«. .44»» 6 cu-. Ve. Los. DXIII. Oem. krof. V. L. 8. V. I. 8. V, 5. D. Ml. a). Auf dem Dranberge erkannten die Bewohner die unsicht¬ bare Gewalt der geheimnißvollen Hekate: I. O. AI. IIs- catee. Augustoe. Xurslü. Xsclspioclotus. eU Ducius^ kro, 8al. 8ua. Lt. 8uor. V. 8. D. AI. b) Oder war dieß die Aufschrift jener Ara/ welche in den besagten Gegenden/ auf den kinibus Italioe et Norici nach dem Zeugnisse Herodians bestanden hatte? c) Zu Mokritz: I. O. Ml. Alarcius. Victor. Nusecor, Ursina. Deius. 6u. Alarci. 8. V. 8. I-D. 6) Ebendaselbst wurde ein inschriftliches Denkmahl, dem Schutzgeiste deS Municipiums Noviodunum geweiht gefunden: I. O. AI. Dt. Gcnio. AInnicipi. kl. Novioss. 8acrnm. D. koinpsius. Ingsnns, 6o. 8. V. 8, D. AI. Der vielen Votivsseine, den Düs Alanidus geweiht, welche zu Laibach, zu Schischka, zu Jgg, Auersberg, Rat¬ mannsdorf rc, sind gefunden worden, wollen wir gar nicht gedenken, c) Welche Götteranbethung zu Eeleia im Nori ko, und zwar von sammtlichen Bewohnern jener elastischen Römerstadt getrieben worden, ist aus inschriftlichen Denksteinen, dem Jupiter, dem Herkules, den Genio Augusto, allen Hausgöttern, dem Schutzgöttern der Scadt selbst, und dem Mars Herkules geweiht, ersichtlich: 1. I. O. AI. kV. 8aluti. 6elsian, X.UA. k. Xslius. Ve- rinus. Vs. Los. kro. 8s. kk, 8uis'. — 2> I. O. AI. 60. Accin. Alartian. k. kr, 6on. Dip, Dsg. XXXV. V. Ilion. ,) Valvasor. H. Thl. x. 259. 260. - l>) Linhart. I. Thl. p. 255. a) — c) Lerolliaa. L. vil. p. Z65. — ä) Linhart, ibiä. p. Z12. «Z5. Ein fast gleiches Monument bey 8cllo-l>- lek«r>. iblcl. x. 222. — e) Valvasor, p. 252 — 268. Lin¬ hart. l. Thl. x>. «21 — «58. 4»»» 7 "" — vx — Z) OLXlO. AVO. LD. LV8I8V8. k. VL- 8IXIV8. Alsturus. Lt. Lässig. Lonsoriam. — 4. AlALII. HL86VLI. Victoria Xoroieo. Z. LLLLIXIL. AVO. k. Delius. Los. kro. 8o. Lt. 8uis. V. 8. L. AI. — 6. OL- XIO. 6^1^118. Oräo. Lolcisns. n) Auf einem zertrümmerten Gelübdsteine war die Weihe der LolooiB Loloisuso den I)iis Irntis zu lesen. l>) Von den vielen/auf dem elastischen Boden von Eeleia jetzt noch übrigen römischen Denksteinen/ den Düs Alambus geweiht/ wollen wir nur die Inschrift eines einzigen hersetzen/ welche sich aus dem Jahre Christi 213 herschreibt: v. Al. Auro Liau6iD. Atius. Lilius. AoI. Ornoi. Alntri. Virse. Lt. Aur. 8oronia- no. Lrntri. O Au. XVI. Looit. Im^i. Antouino. Li. Lai- bino Lsss. Das sprechendeste Monument altrömischer Götteranbethung im Norico und in Pannonien wurde zu Windischfeistritz un¬ fern Cilly gefunden: I. O. Al. Lt. Alarti. Aug. Lt. Lot. v. O. Omnibus Immortglib. I7Ip. Alnrtinus, Lio. 8o. 8uisj In 6rLvii Hiesaui. ^utlcju. 4. V. p, 920. Andere religiöse Denkmahle vom alten Celeia sind: 1. Rsptuno. AnA. Lac. Lsleiani. kublice. — 2. Deo, Rerculi. sulia. Maxims. Von. Lui. Loiuxo». — lilurrtor. Kov. Illesaur. iuzcrijit, L. l. p. 55. u. 1. p. 61. n, 8. — v) Lruter. x. 3» v. 8. — 8) 6iu»er. p. 35. v. 4, 8 Eine Stadt, voll majestätischer Tempel den vorzüglich¬ sten Göttern der hohen Roma geweiht, und durch Jahrhun¬ derte mit allem Römerprunke feyernd den prachtvollsten Götzen¬ dienst mar das panno nische Pettau. Ließ verkündigen unwiderleglich so viele daselbst entdeckten Antiken: 1. I. O. DI. ?ro. Salute. Ot. Incolumitate. k. Val. Hb. Dlarcia- vi. älunior. I?. Val. Dlarcianus. Dlil. Ouzrl. Osg. X. Oem. Wtoninianae. Vckjut. krwtor. Lt Orecinia. k. kil. kris- cilla. karent. V. 8. — 2. I. O. Dl. Ot. Oenio. Iir>^. Vug. k. I'. Utionius. — — I'inus. kroc. l?. I'. 8. V. 8- I-. DI. — 3) I. O. Dl. Oepulsor. Dul. k. Oeionius. vec. koe. 8acer6otale. Ve. l>ro. Salute. Sua. Lk. Vespe- ciatise. Oassiee. Oxoris. llereckumcz. Suorum. Omnium. V. 8. I-. DI. — 18101. WO. Signum. Oum. Las. Victor, in Ox. Vota. Losuik. — 3. SllllD?!. XVO. 8X- LllVDl. Opapliroelitus, D.lexanckri. Vug. Oisx, Ot. labul. V. 8. I-. Dl. a) Zu Marburg an der Drave in der unteren Steyermark : DiVUllOI. WO. 8DLL. kro 8alute. Dlarulli. I^al. k. — — — — — — Ilise. Dlarulire. — — VIII. 8ateru. Zu Sc. Paul, im kämthischen Lavantthale zwey in- schriftliche Nömermonuments, dem Apollo geweiht: OD- 1OLIO XVO- SV6Ii. O. Oaesarinus. D. vitus. V. 8. I. O. Dl. '— I-D1OLIO. 8D0ll. Lro. Salute. Xani. Sabini- sni. Ot. Julies — Labillw, Vinckona. Dlater. V. 8. 0. O. DI. l>) An Tempelpracht und römischer Götteranbsthung stand das vielbelebcs Virunum im Mittelpunkte No/ikums den s) ürnlsr! x>. g. n. 6. p. 12. n. 9. p. 2ll. rr. z. p. 8Z. n. g. p. 85. i». 7. Kindermann. Beyträge. Thl. I. p. 199 —1ZZ. Allgemeine Sage zu Pettau von einem daselbst bestanden habenden prunkvollen Isistempel. —> K) 6rnrer. p, 87. n. 5. 7. 8. p. 102. n. 5. Eichhorn, Beyträ'ge. Lhl. H. p 67 —68. schreibt diese Inschriften etwas anders. O gefeyertesten Städten, C e lei a und Petovium, zur Seite. Auch hier haben sich die sprechendesten Romersteine und Tem¬ pelruinen gefunden. Hier in diesem Hauptorte bestand ein majestätischer Sonnentempel; hier mar die große Ara, dem Schutz g eiste der Noriker — geweiht, aufgestellt gewesen! . 1. kkO. 8VLV1L. ^VO. IN. HONOKLM. v. O. 8oli. Invioto. AI/tstr. Hilarius, ^ug. Lid. 'kad. kr. N. Lt. Lpiootus. Vrz. V.UZ. N. 'komp. V 6- tu state, Laut. 8umptu. 8uo. Lum. kieturs. Hobo. Imp. O. N. (^orclisno. VuK. Ll. Oviols. 6. Hom. D. N. I-icin. Marcello. kat. v. VIII. L. Julias. — 2) IOVI. VL- kVL8OHI. Lt. n^mplris. (^. Lucius. Maximus. V. 8. L. M. — Z. OLNIO. N OH1LOKVM. Mascollus. Mascelliuus klt. Zecunilinius. Vibianus. V. 8. L. L. M. a). In der Gegend deS kärnthischen Zollfeldes, der claffischen Stelle des alten Virunums, — auf dem Schlosse Tan¬ zenberg: O. I. M. skemplum. Vet usta. Lonlap- s u m. s)uot. Luit. kor. kurios. Vmplius. L. Oesertum. ^tur, Hermoclorus. V. k. k. k. N. M. V» Novo. He- stitui Lecit, <^uo6. Läilicalum. klst. Oivo Maximiauo. Iler. Lous. <^uar. Llrsmiano. Lur. ,) kriuer. p, 111, n. 2. Linhart. I. Thl. p. 256 — 257. x) p 259- b) Die erste angeführte Inschrift wurde zu Tölt- schach am Zollfelde gefunden, woselbst man auch an dem Wrge, auf welchem man zu den Schmieden am Zollfelde gehet, die Spuren eines großen Tempels entdeckt hat. Lo- miri. Lruaner, Lplenllor urdis ZalL. p. 13 — 15. Erst neuerlich wurden bey Töltschach entdeckt — eine Ara mit der Aufschrift: Kenia. Llercuri. LllA. Lib. IH>. Lur. For- lunatns. Lib, —; ein anderer Römerstein mit den noch voll¬ kommen leserlichen Siglen: üortnnz». (8.) —; endlich die zertrümmerte Statue eines Oeu, I.unu, mit dem Strah» lenhaupte. — Carinthia. Jahrgang 1L2i). n. r»8. 10 o*" Ebendaselbst: v. I. Al. Oin6umenus. Nicolai. Disx. ^rcsr. kogn. I^oric. O. O. In Brantlhof bey Tanzenberg: VI61OIlI^D. ^VO. 8AO. Dl. fl?ncitus. 8. 6. Alae. ^uZ. — ^el. Alaritus. 8. 6. Doli. I» ^el. Lrik. Dro. 8s. 8uiscfu. Omnib. — 8. D. D. Al. D.al. Debr. Dro. Dt. Dontin, cos. s) Zu Töltschach in eben derselben Gegend : v. I. Al. In. Donor. Domus. Divin. Dxius. ^.riminensis. Dilins. Auf einer dem Mer cur zu Ehren errichteten Ara da¬ selbst: AILD6VDI0. DDODA.. A). Zu Friesach die noch wohl erhaltene Inschrift eines da¬ selbst bestandenen Tempels den Gränzgöttern geheili- get: DDDAlVAllLV8. ^.VO. 8^DD. (Z. Dnlxur- nius. DAoelrinnus. 6. D. N. Dt. (Quintus, Dslpurnius. klioekianus. ilunior. Dt. Llrnritoninnus. Dil. Destituerunl. Durante. 6. lul. Ilermete. Droc. c) Den römischen Götterdicnst/ im ganzen kärnthischen und tyrolischen Drauthale verbreitet und ausgeübt, erweisen fol¬ gende inschriftlichen Steine. Auf der Zigullen nordwestlich von Klagenfurt befindet sich ein dem no rischen National¬ gotte Belenus geweihtes Denkmahl mit folgender In¬ schrift: LDDI. AlO. A.VO. 8A.L. D. Alarms. 8everus. v. v. cl) Zu Villach an der Drau: I. O. Al. D. I. Vibius. Dortunatus. Dum. 8uis. Drb. l. D. D Al. Zu Jnnicheu, in der Gegend deS alten Aguntums: 1. I. O. Al. D. D. 6. Destitutus. Destitutianus. DreZei« ^lulia. Douorata. Donjux. ejus. V. 8. D. D. Al. — 2. «) Eichhorn BeytrLge. Thl> l. p. 13. 21. Thk. H. x. 80. — b) läem. ibiä. x. 74 — 75. Daß übrigens im alten Bl- runum mehrere große Göttertempel bestanden haben, erweisen mehrfache auf dem Aollfelds entdeckte Spuren. Lrunner, lbiä. x. 1Z. 24. — o) Ibiäom. x. 61. — ä) Eichhorn Bey- träge. Lhl. x>. 56. »»»o 11 a«" O wo (Oabalo ?). WO. Vt. V. I-ounis. 8acr. 6. Oatius. II. Vir. Imp>. Vntonino. II. Vt. 8ac6r6ots. dass. (Vrmo 219) s) Zm oberkärnthischen Möllthale bestand zu St. Daniel ein altrömischer Te m p e l, dem Herkules geweihet, dessen völlige Baufälligkeit die Familie eines gewissen Donicius Rufinus auf eigene Kosten ausbessern ließ: ULUdlV- I-1. IXVILIO. 8V6K. o. Ocmnicius. Hubmus. Vt Valcria. Vitica. Lum. 8uis. 9?omp>Ium. Ve tust fite. Lonlapsum Hestituerunt. Lx. Voto. b) Wir verfolgen den römischen Götterdienst fort durchs ganze norische Hochland. Zwey erweisende inschriftliche Mo¬ numente befinden sich zu St. Veit im Mittelkärnthen allen Göttern und Göttinnen geweiht: D. O. O. 8V6. VI, IIIp). 8ervatus. Vt. kccci. krimitiva. Vx. Visu. kro. 8c. Vt. 8uis. Omnilons. kosuerunt. — VIL1OHIW. WO. 8X6. VI. Lellicus. 8aturuinus. 'Vrib. Lolior. I. VI, Urit. Vt. Vinil. Orbit. Luv LsIIi. 8aturuina. Leli. Vinit. Vnnio. Viliis. Votum. 8usc. 8ol. V. V. VI. c) Dem S ilv a n u s S ax a n u s zu Ehren haben fromme n o rische Alpenhirten einen eigenen Felsen auf der Choralpe in Kärnthen geweiht. Oberhalb St. Georgen an der Chor¬ alpe liest man eingehauen in großen mehr dann einen Schuh hohen Buchstaben an einer Felfenwqnd folgende Inschrift: 8. 8V- xxxo. wo. 8X6. Xclsutor. Vt. 8ecun) Megiser. p 144. — v) Vrater. x. H. o. 4. x. Hl. n. IZ. — ä) Eichhorn BcytrLge. Lhl. H. z>. 69. 44--« 12 ist eS nicht zu bezweifeln, daß auch dahin überall die alte Götterlehre der Römer gekommen, und von den Bewohnern jener Gegenden ausgeübet worden sey. — Steininschrift zu Judenburg: O. Dl. Oaio. Octavio. Xepoti. Vix. D.NNO VXX. Dulia. Valentina, Heeres. 6onjugi. Rientissiino. Vacien- turn. Vrocuravit. H. 8. O. Denkstein zu Rottenmann im Paltenthale: v. Dl. R. Xccoin. Oucan. Olüt. Xn, VX. Vt. 8uaelon. 8ecnn6in> Luccessianus. V. V. V. Von dem a lt c e ltisch - und römischen Juvavum sangen die einheimischen Dichter des Mittelalters: Leckes Die regurn luerat, ac tenrpla Oeornrn, Oenks suD antična lulgenti naarinore strneta ! a) und man überzeuget sich wirklich beym ersten Anblicke der in den Gegenden der heutigen Stadt Salzburg aufgefundenen elastischen Antiken, wie sehr auch hier in einer besonders blü¬ henden Römercolonie der alte Götterdienst in prunkvollen Tem¬ peln sey gepflogen worden: 1- I. O. Dl. Venustinus. 8uinin. Lignurn. Varnki. Onltorib. 6urn. Rasiste. O.Ö.— 2. DIRR- OVRIO. Destern. Recit. Rt. 8ignnrn. Vosuit. 6. Vogio- nius, Oupitus. 6. Vogi. Lunins. Vi!. Relecit.— 3. IIRR- OVRI. DVO. V. Rrustentius. Dlaxiinus« (Dlaxiininus). Vot. Rx. Oec. Hao. Varni. (Zlatami). V. 8. V. V. Dl. Dem olympischen Herkules hatte der Comman- dant des pannonischen Limes zu St Veit an der Salza unter der Regierung des K. Tiberius ein heiliges Denkmahl aus feindlicher Beute geweiht: llRROVVI. ORDDIRIO. DI. Veilejus. kreel. Rann. Rirnitis. Oe. DIanub. llostiuin. Vik>er. Lees. Iinx>. Ojat. V. Dl. k. R. Xb. llrde. Oonstita. VOcRXIX. k>). ») Iuvavia. p. 37. — d) 6ruter. p. 16. n. Ig. p. 45. n. 4. ra Lppenä. p. 2. n. 8. Juvavia. p. 48 — 68. In der er¬ sten Inschrift hat Bierthaler, Reisen durch Salzburg x>. 6Z. die bedeutende Variante: Signuur. 1. ^rub. 13 Die römische Göttcrlehre chatte sich also allen diesen spre¬ chenden Denkmahlen zu Folge durchs ganze no rische Hoch¬ land verbreitet und festgesetzt. Sie gewann aber auch in den Donauebenen des M i t t e ln o r i ku m s und im angränzenden oberen Pannonien festen Fuß. Ein Monument, dem Apollo geweiht, hat sich zu'Wels, im alten Ovilabis, nach anderen aber zu Linz vorgefunden: AVOHINI. ^VO. In. Alsmoriam. AI. Alostesti. AI. V. Vepsutini. Ml. Alo- ckeslius. Vepsntinus, lauter. Velar. Der. VIw. ckeravacorum. a) Im heutigen fürstlich Auersbergischen Schlosse zu Enns¬ eck an der Donau befindet sich folgender den Nymphen geweihte Gelübdestein. Er ist gewiß aus den Gegenden des alten Lorch dahin gekommen: MVAI?vl8. WO. 8V6. AI. A.I. Vicarius. Vt. Val. Lris^uus. Vast. Or. ^uvsn. V. 8. v. AI. In der Gegend der heutigen handelbelebten Stadt Steyer im österreichischen Lande ob der Enns hat man ein dem Ju¬ piter Stator geweihtes Denkmahl mit folgender Römer¬ schrift gefunden: IOVI. WWOKI. (Z. Wurims. Oeeäi- ciauus. I-6A. Auz. b) Reich an Römerdenkmahlen ist der Boden des österrei¬ chischen Landes unter der Enns; ganz besonders elassisch aber sind die Gegenden von Wien, Petronell, Deutschaltenburg und Sreinamanger. Im Römerorte, der ehemals in St. Pölten stand, setzten die Bewohner, durch eine große Ueber- schwemmung erschreckt, dem gewaltigen Neptun ein Votiv¬ denkmahl, auf daß er nicht wieder die verheerenden Fluthen der anaeschwollenen Tragisa über ihre Felder und Häuser losbrechen lasse: VIVO. MklVNO. VlZVWVAI. po¬ lenti. Ok>. Instuctum. IN Ni-agirs. vlumon. Aluris. Ljus. ^cooles. Votum, kosuerunt. Vikentissimo. Alerito c) ») Krater, p. Zg, n. g. — b) I.sr>u, in Koment. keip kam. p. --ch Ouellius.ia L^cer^t. 6eneLl.x. 310. S^ntsgw. Lnli^u. Zu Gersdorf treffen wir einen Gelübdestein dem gro¬ ßen und guten Jupiter geweiht: I. O. M. OIp. Valontinus. Veto. OcA. X. o. Vo. 8ol. 1^. O. I-i. M. 0. 8. a). Die in der Gegend der alten Vindobona aufge« fundenen Antiken, welche den Bestand des altrömischen Göt¬ terdienstes jenem blühenden M u n i c i p ium erweisen, stehen keinem in einer anderen Römerstadt des großen I l l y r i- kums nach: 1. VOONVM. l?HO8kLKI1'Vl'I. 6. Ma. — — 6. Marlianus. Oec. Alun. Vinüo. Vates. Voclil. II. Vir. ^l. — — krack. Lo —-. Vabi. V. 8. I-. I-. M. — 2. Vi. LIauicli. Idem. Maximus. — 4. OOKOViXM. L0X8OO. QLXIOtzVO. Ilujus. Loci. In. Monorcm. dlan. liderianiaci. Or. Mil. Log. X. O. k. k. Oec. 1. LI. Vclenlinus. Lornicularius. O)-. Voto. Vic. — V. Ival. dun. Vemil. II. Ot. Xc^uilin. Löss. (Vnno 249). — 5. VILKMIXL. LV. OOUVVX^. WOV81VL. Marcus. Xurel. Maximus. d. d. V. V. k. d). Reich an frommen Gelübdesteinen ist das der Kaiser¬ stadt Wien nahe Ebersdorf: I. VOI8. OLVLV8. Via. I. Olp. Lont. QQ Lr. Lui. kri. (^. Or. InAcnus. — — k. — — — V. — — — Z. I, O. M. Meecius. Llarus. Ox. Voto. kosit. — Z.OOmVXXL. L. Lucr. Opollinar« krack. — — ?o. — — — — — — — — — — — 4. OIVXVL. 8acravit. 1. OI. Italicus. krack. Vise- I. Olp« Lontar. w L. k. e) Zu Carnuntum bestand ein den Silv an en und anderen Gottheiten geweihter Tempel: I. 8IL- s) Sruler. x. 15. n. 11. — b) 6rMer. x>. 4. «. 11. Lrev. Vo¬ rn. Vlnäob. x. 7, mit einiger Verschiedenheit. — e) Ibiä. x. 7. — 6) 6ru,er. x. 22. n. 7 er 8. x. 74. n. 6. x. 102. v. 10. — e) 6rmer. p. 2. o. 6. x. 16, o. Z. x. 17. ». 4. x. 40. o. 1, 2. 3. x. 73. ». 2. >>»» VD.DiVkV8. D'k. -tzV^DkILI8. ^vo. 8D.6HVDI. 6. Antonius. Vslsntinus. Vst. Dsg. XIIII. 6. DIurum. ll. Duncinmsntus. Dum. 8uo. Introito.Dt.korticurri.6um. ^ccubito. Vstustate. Donlapsum. Impenrlio. 8uo. De- stituit. Dlentiano. Lt. kasso. Doss. (Vuno 211) a) —2. 8ID- VtlDIO. Domes. 8scrum. — 3. I OkWI^DD. DD6I- DlDD. t^ug. DInrcius. V. 8. D. D. M. D) Sieben sprechende urschriftlichen Weihesteine bargen die Ruinen der elastischen Sabaria: 1. HDK6. ^VLl. Oo- neerius. D.ug> N7 8er. D. 8. V. 8. D. D. Dl. — 2. I^D- DID8I. ^VD. 8V6. Ilolioäorus. .Du^. Vil. 8tst. 8n- var. kro. 8sl. 8uu. Dl. 8uorum. V. 8. D. DI. — 3. 8. D. 8. k. 8. <^> k. D. Delieissimus. kro. 8e. Dt. 8u!s. V. 8. D. D. Dl. 4. 8DDIIklI1kI6lLV-. 6DVV- DIlI- g. 8IDV^Dl0. D. 8. Dluuciius. tzuietus. Dt. Vnlentina. V. 8. D. DI. — 6. DVDILV8. DODID81'. 8DD. V. 8. D. DI. — 7. 8I6M. VI6D0. tz. Osv. DI-r- ximus. <^. kor. kriscinnus. Digg. Dol. (Den. »l. k» 8p. I^el. Dxuperatus. Dl. 1. D.ur. keculiurir. 8eri. Doll. DD. DIostesto. Dl. krobo. Dos. c) s) Vs lorüun. Origiu. 81svic. 7°. H. k. ll, p, gg, Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst. Jahrgang 1816. x. 662. — 6) 6ruter. 64. o. 12. x. 78. u. 7, Der persisch - römische Mythrasdienst muß im altceltischen Carnuntum seinen vorzüglichen Hauptsitz gehabt haben. Die Ruinen dieser berühmten Stadt haben bereits die bestimmte¬ sten Beweise dafür gegeben: 1. Invicr. vso. 8. kro S, Imx.v. Lsp. Valerius, et Valeriauus. 7eiup, Vetust. lioul. Iu^>. Zus. lsiest, — 2, luvlcto. vso. 8sc. vougiuus. Leoumä. V. 8. v. I.. Dl. 3. v. l. Dl. Vitali,. Lt. Lilvanus. V. 8. v. Al. — 4. v. 8. I. Dl. Vautori. lmperii. 8ui. lovi!, vt. verculii. keligiosissiwi, LuZusti. Lt. tlse,»res.^8»crLriuiu. kestitue- iunt. Archiv, für Geographie ete. ibi6, x. ggg. ßß2. Wiener Modezeitüng. 1816. 52. — e) 6ruter. x. 45. n 5. p. 64. o, 10. x. 106. 12. ll« loräao. rbiä, p. 111, Lclro«»- 44->S Noch müssen wie vom oberen Pannonien einen ganz besonders wichtigen Römerstein anführen, der das Be¬ stehen eines ansehnlichen, der Juno, Minerva, Diana, dem Neptun und Bachus, und allen übrigen Gottheiten geweihten Tempels erweiset. Dieses Monument wurde zu Everkhen bey Raab in Ungarn gefun¬ den: IVNONI. Minervas. Nep¬ tun o. Did> ero. katri. Diana e. Oeteriscz. Diüus. D. ^tnton. Hadinianus. Lornel. Deg. Deg. I. ^6. D. 8, lernplurn. Vetos. Lonlapsuin. lüxclucluiu. Lur. Lum. ^Vureliano. Lon. a)^ Es würde sich von selbst verstehen, daß, bey solch all¬ gemeiner und durchs ganze no rische Land, von den Al¬ pen bis an den großen Donaulimes hin, gedrungenen Ausbreitung und Festsetzung der römischen Götterlehre und des prunkvollen Religionsdienstes in so vielen norisch- pan¬ no nischen Götzentempeln, auch alle Würden römi¬ scher Priester, auch alle wie immer Nahmen habenden religiösen Ceremonien und Opfer im Nori ko und Panno¬ nien eingeführt und ausgeübt worden seyn mögen. Indessen gibt es doch auch noch einige inschriftliche Monumente, welche auf n o r i s ch - p a nn o n isch e m Boden von einheimischen Personen in priesterlichen Würden den hohen Gottheiten zu Ehren, oder anderer Zwecke wegen sind errichtet worden. Aus Spartianus sowohl, als aus dem Julius Capitolinus wissen wir, daß der Imperator Antoninus Pius seinem Vorgänger A n t. Hadrianus zu Ehren Flamines und Sodales, und Kampfspiele eingesetzt habe: lemplum ei pro sepulcüro extruxisse, instituisss ^uinHuermale oer- ta- vlsner. ZLbsr. x. 45 — 5g. Die erste Inschrift hat Lazius also: Rercull - Laer, llaneoius, Augur, V, 8. l., Al. Komment, Reip. Rom. x. 214. ») Lruler. x. 24. u. 6. 17 tnmsn , st Iglami NS8, st 8c>stals8, st milita ali», rznss kisi bonorsm cznasi s^uminis psrkinsrsnt. Msiuit st tišini n srn et Cirssnses, et Dsmplum st 8osta- Is8' ^Intoninianos! —< Diese Ulaminss erhielten auch den Beynahmen ^sliani; und kaum waren sie in Rom aufgekommen, als wir auch schon den k. Delius I'Isvius und den kastus kukinius als Iftaminsr Collegii 8vstalitim ^slianoruin Ostiensium in den ufernvrisch en Colo¬ nialstädten Cetium und Ovilabis inschriftlich tref¬ fen. s) Aus einem anderen Monumente kennen wir den A u» gur und Priester zu Sabaria, Papirius, kapi- rius. ^ugur. 8scerst. kix. Oolonia. 8avaria. b) Von der hohen Roma selbst scheinet der kluge Kaiser HadrianuS in seiner vorzüglichen Colonie Juvavum mehrere Romer als Priester herbeygeführt und eingesetzt zu haben, wie aus folgendem inschriftlichen Steine, zu Salzburg aufgefunden, erhellet: I. O. M. ^rubinn. I-. Oamius. Colsr. 8 a c e r- stos. IIrbis. H o m se. ^tsrbae. Lt. stulia. Honorata. kro. 8s. liit. 8uis. V. 8. D. iVI. c) In der vielbelebten m i tte l n o r isch e n Stadt V i- runum waren in den prunkvollen Tempeln Zeichendeu¬ ter und Wahrsager jeder Art angestellet, wie folgende auf dem Zollfelde in Kärnthen entdeckte Steinschrift audeu- tet: D. 1V00IV8. I-, I'. kol. Osmpanus. Hauru- sper. blt. 8alonia. k. I'il. 8abina. Ob. Meritum. kei- public. Virunens. Oesterunt. st) Zu Wieting an der Görtschitz in Mittelkärnthen hat man einen Opfercippus gefunden, auf welchen die noch vollkom¬ men leserlichen Worte standen: ^.ur. ^czuila. klt. klur. kla- vianus. 8assrstotss. kosusrunt. e) Von einem P r i e- ») lOsiakoe. komiaeat, Liki. Vinäob- D. ll l>. 660. — Krater, x. Z'I5. n. 8. — b) Krater, p. 245. n. 9. — °) Zuvavia. x. 65, — ä) Ilrn-ir. Lartecl. sä llist. Lsriotli. — e) Eich¬ horn Beyträge. Thl. Hl. ?. 64. II. 2 18 st er des Jupiter in Pannonien thut Dio Cas>ms ausdrückliche Erwähnung: l^am c;uum 8everus erset in ksn- nonia, Sacorckos ckovis vickit in somnis nigrum <^uem- cksm kiomincm <^ui irrueret in exercitum Lovori so sro- rtoa insnichus kiominum oonlicorotur. o) Allein nicht nur das ausgebildeteste System römischer Götterlehre und Götter- verehrung, in prunkvollen Tempeln ausaeüber, kani mit den Römern herauf ins weite Hochland der Alpen, und wurde da vollkommen ausgebreitet und befestiget; auch aller römisch¬ italische Aberglauben wanderte mit der römischen Herr¬ schaft im großen Illyrien, in Pannonien, Nori- kum und Rhätien ein, und was die alten Celtogallen/ Bewohner dieser Landtheile, früher nicht gewußt und gesehen hatten, haben sie wahrend der vierhunderrjährigen Römerherr¬ schaft von ihren, auf der einen Seite zwar hochkultivirten, auf der anderen aber erzabergläubischen Besiegern gesehen und erlernet. Wir wollen nur einige Beyspiele aus der, unsere Westillyrischen Provinzen betreffenden Geschichte herse¬ tzen. Die an dem D o n a uli m e s wohnenden n o r i s ch - p an- no nischen Celtogallen haben gesehen und gehöret die Vom Orakel aubefohlene sonderbare Lustration des Donau¬ stromes, welche noch vor dem allgemeinen Angriffe der Mar¬ komannen und Quaden geschehen zu lassen, man den guten Marc. Aurel überredete, und wovon der witzige Lucianus also schreibt: tzuum bellum, tjuock in Oermania Zersbatur, Maxime blsgrarel, ckivo lVlarco cum lllarcomsrmis et <^uarlis conssrente, oraculum ckivulgavit c^uoä jubebsl, >) vio Csssiu, L. I.XXIV. 844. In einer Steininschrist er¬ scheinet der Vorsteher der zwey pannonischen Kom¬ munen Livitatnm Loioeum et ^ralioruirl, D. Bolcatius als klriven Vivo rum omni um.— Lruter. p. 4g. o. 2. Auf einem anderen Monumente im Schlosse St. Peter bsym alten Celsia ist genannt vr»u, Lnceräo».— Val¬ vasor. Lhl. H, x. 264. 19 ut ui- k u »srism eockem scksiuc constituto, s>us>o culminisius regii Isvscri insickens, occentsnsrpie sunebris, nulls jscicntium ssgit- tas et Ispickes contemplsbili ckexters csckere potuit^ cer- tstim illic srckenti stuckio peledslur. Item cum st> urds prLckicts tenckeret sck procinctum^ per porlsm voluit uncks intrniit exire, ut omen colligeret^ l^nock cito remssliit sck (^sllius. Oumczue locus sck^estis ruckerid>us neglectus purgerstur, Ispssm svrem serrslsm, <^uae exitum oiiss- ,) HsroäiLn, I-, II. x. lož _ 107. 21 v rsvit, inultitusto rernovers non potuit viril>us magnis enisa: et uuS/ anteriores psstss prreter rno- rem erigens in sublime/ innata keritats concitus/ ut erat immanis/ clexteram stratoris inilitis jussit abscisti, guso eum iusilientem sumento pulserat consueto: perüssetcju« iunocens juvenis cruciabiiiter, ni tribunus stsbuli Lerea- lis stirum nelas eum sui periculo clistulisset. a) Ein anderes Beyspiel/ daß man fort lind fort in der Römerzeit im westlichen Jllyriko abergläubisch geheime Zauberkünste/ ungeachtet scharfer Verbothe, getrieben habe/ finden wir abermahls im Marcellinus: I'an- Ltilnus rnanu carnisicis (Lsrnunti) interemptus est post torrnenta^ vocstus in eriinen, i^noä asinurn ocei- clisse sticekatnr a«I ns um artiuin secret»- ruin, ut astserekant i^uistani urgentes: ut autein aje- dat iile^ a<1 imkecillitatein lirinanäana tiuen- tiurn capilloruin. t>) Wie eS bey dieser allgemeinen Ausbreitung und Fest¬ gründung deS römischen Götter glaube ns und Got¬ tesdienstes im ganzen großen Jllyriko dem ural¬ ten religiösen Glauben/ der Götteranbethung und dem heili¬ gen Naturdienste der no risch - panno nischen Celtogal- len ergangen sey, ist durch geschichtliche Belege nicht völlig klar und deutlich zu machen; und eben so schwierig darzu- s) ^irrro. XXX. p. 455 —. ^26. — I)) Xm»». I^Iircell. ibiä. x. ^5'^. 22 stellen, als eine ganz bestimmte und umfassende Beschreibung des Religionssystemes der alten Celtogallen zu machen. Daß die klugen Römer, schon zufrieden, ruhig gehorchende Nol¬ ker zu haben, den Norikern und Rhätiern den Glau¬ ben und die Ausübungsweisen ihrer uralten Völkerre¬ ligion ungestört belassen, daß sie ihnen von ihrem Götzen¬ systeme nichts aufgedrunge» haben, dürfen wir so¬ wohl aus der dem Götzendienste, und ganz beson¬ ders dem römischen, eigenthümlichen Tolle- ranz, als auch auS dem Verfahren der Römer mit anderen unterjochten Völkern mit Zuverläßigkeit behaupten. Im ei¬ gentlichen Gallien jenseits des Rheines blieb nach der römi¬ schen Unterjochung die alte Römerreligion in Glauben und Ausübung von den Römern anfänglich ganz unangetastet. Als aber K. Augustus aus den damahlS noch allgemein üblichen, grausamen Menschenopfern große, politisch nach¬ theilig wirkende Uebel befürchtete, verboth er diesen grausa¬ men Religionsgebrauch der Celtogallen. a) Allein eS wurde durch dieses Verboth damahls nicht mehr bewirkt, als daß dieser blutige alte Jrrthum von den gewöhnlichen und öf¬ fentlichen Plätzen weg ins tiefere Dunkel der Wälder zurück¬ geschreckt wurde. K. Claudius mußte daher das Verboth erneuern, und noch ernstlichere Vorkehrungen gegen die ge¬ heimen Menschenopfer treffen. Oruickarum religionern, sagt Sueton, spuck (Gallus ckirss immanitatis, et tsntum ci- vibus sub Augusto intsrckiclani, periitus sirolevit. b) UebngenS aber verblieben alle übrigen altceltogallischen Reli¬ gionsweisen, Sätze, und das ganze Heer der Druiden, Drui- dinnen, Alrunen, Euhagiffen, Nates und Barden —> noch durch Jahrhunderte forrbestehend sowohl in Gallien, als, im Hauptmutterlande der Druiden, in Britanien. Auf gleiche Weise mögen sich auch in Pannonien und im ganzen aj Illin, e, 1. ln P. 23 °*" Hochlande der Alpen alle den allen Celtogallen eigenthümli» chen Glaubenssätze und besondere Verehrungswelsen gewisser Gottheiten/ Naturkörper und Naturphönomene lange noch während der Römerzeit forterhalten/ viele derselben Eigen« heiten sich ganz rein auf die Nachwelt fortgepflanzet haben; manche aber mögen wohl auch im Zusammentreffen mit glei¬ chem römisch - religiösen Glauben mit demselben zusammenge¬ schmolzen seyn. Vor allen liefert hierüber ein vom allen Lazius auS der gallischen Geschichte deS Vellejus Patercu- luS aufbewahrtes Fragment einen glänzenden historischen Beleg. Am Zusammenflüsse der Loisach und Jser im zweyten Rhä« tien bestand die alte Celtenstadt Cisara/ und in dieser ein hölzerner Tempel einer von den Bewohnern jenes Land, theiles mit hoher Feyer verehrten Gottheit/ (lira genannt, geweiht. Als die siegreichen Romer daselbst eine Colonie einführten/ und ihren eigenen Gottheiten Altäre errichte¬ ten, ließen sie die Bewohner jener Stadt ganz ungehindert bey der altgewohnten Verehrung ihrer geheiligten Gottheit, und jenen Tempel unbeschädigt stehen, — wie jenes Frag¬ ment durch folgende Worte ausdrücklich versichert: in ipsis I^oricorunr sinibus civitatsm — cinxernnt, czuam appel- Isbant (lisara ex noiniue Haas Lira«, I e k» a nt. dujus tsmplum czuoczue ex lignis barbarico ritu constructum, post^uam ec» (lolonia Kunranoruln ckeclucla ost, inviolatum zierinsnsit, »e vetustats conlapsum; nomen colli sei vavit. —- l^onc» clie i^usin ec> ventum e8t, cznuin is ckies Oese dirss celeberiinuL luckurN et taseiviain msgis, czusm kormi- clinen» ostsntarst etc. s). Der Sonnengott, Bel, B e I e n us, der H a u p t s ch u tz g o t l der n o ri s ch e n Erzgruben, vorzüglich der überreichen Eisenschachten, wurde fort und fort, durch die ganze Römerzeit, und ») colämriU. Itow,o. I.. !. ^>. gZ »»» 24 und sehr lange noch unvermischr auf einheimische, na¬ tiv nelle Weise von den no rischen Celtogallen verehret. Lertullianus führet noch im dritten Jahrhundert neben den natio nellen Gottheiten anderer Volker, den Sonnengott Belen als die erste Nation al- goktheit der Noriker auf; und fast um die gleiche Zeit thur Hcrodianus eben dieser Gottheit und von der ho¬ hen Verehrung derselben zu Aquileja unter den altcel- tischen Carnern als einer dort einheimischen und vaterländischen Gottheit Erwähnung; Ceeterum non null» c^uoc;»« oracula sorobantur ji atrii c u j ur . 577. 4*»» 2) da doch die earnischen Celto galten nach HerodianL Versicherung ihren Bel ganz außerordentlich ver¬ ehrten, 7S UTr^Pucox? Wenn nun dieses alles bey den aguilejensischen Carnern noch rin dritten rö¬ mischen Jahrhunderte Statt hatte: um wie viel mehr sind wir erst zu gleichen Schlüffen für die B e l sv e r e hr u n g oben im tauriszischen Hochlande, als nach TertullianS Versiche¬ rung im Haupttempel dieser Gottheit, berechti¬ get! In dem Hauptsitze dieser Nationalgottheit, im N o r i k o, und unter ihren Hauptvecehrern, den Norikern, bestand der innigste Cultus derselben ganz zuverlaßig un¬ verändert, und wie die alte Idee dieser besonderen Gottheit, eben so auch die echte no rische National¬ weise, diesen hohen Gott zu verehren. DaS in der Mitte deS norischen Hochlandes im Mittelkärnthen von einem Römer dem Abgotte Bel errichtete inschriftliche Monument zeichnet diese Gottheit ganz bestimmt als Nationalgotr der Noriker aus durch die Worte; Loli. üo. 8sc>, welche wir in vollester Ueberzeugung so lesen: Leli Rorico- ruru ^uguslum sucrum! a) Neben dieser, den Norikern g a n z e i g e n t h ü m l i che n, nationellen Verehrung des BelS hat sich nun auch seit der Unterjochung der Noriker der römische S o n n n e n d i e n st, die Vereh¬ rung 8olis, 8olis setern-e,Doi solis, 8o!i» cliv ini, 8c>lis 8ann- tiszimi, 80II8 iuvioti, 8olis Dlitlrrse, Lei 8olis Mitürre, Oej invicti Alitlrrm, Doi solis iuvioti Alrtiirss, ^pollinis, ^pollinis Divi, ^polliuis Der, ^rpollinis Lelleni, ^pol- iillis Lelini u. s. w. im norischen Lande, im angränzen- Rhätien und Pannonien, ausgebreitec und festgesetzt. Wem konnten wohl so viele unter obigen Tireln dem Son¬ nengort geweihten n 0 ri sch - p a n n o n i > ch - und rhä- rischen Römersteine unbekannt seyn? Wer sollte noch nie s) Eichhorn Beytrage. Thl. l. p. 58. 26 "" gehört haben von jenem wichtigen, so vielfach besprochenen, im heutigen Tyrol aufgefundenen und alle Geheimnisse und Grade der Einweihung bildlich enthaltenden Mythras¬ denkmahle? a) Tempel und Monumente, dem Sonnen» gott zu Ehren erbaut und errichtet, mögen sich auch im Nori ko unter den Kaisern Heliogabalus und Au re- lia nus ganz vorzüglich vermehret haben. Von dem erste¬ ren sagt Lampridius: Lest ulst primurn ingrsssus est urbern, oinissis Iris, in provincia gsrekantur, IlelioZsIaalun» in kalatino moirls juxta csstss irnpsratorias conssaravit, oi^ns tsinpluin kecit, stusteus et Älatris t^puin, et Vestas ignein et kallastium, et anc^lia et ornnia Ilomanis ve- nerausta in illust translerre tern^Innr, et ist agens ne ^nis kornee Dens nisi Heliogabalus colerötur. t>) Den ausdrücklichen Befehl, oder wenigstens den Wunsch dieses Imperators suchte C. Catius, ein Duumvir im No' riko, alsogleich zu erfüllen, indem er in der alten Stadt Aguntum dem Sonnengott ein öffentliches Denk¬ mahl, oder wohl gar einen Tempel weihete mit fol¬ gender Aufschrift: Oa stalo. (Besser: Oabalo, Ilelio-. galralo) äle u g. üt. ^lounis. 8 a c r. (?. (latiur II. Vir Irn^>. ^ntonino II, Lt. Lacerstoto. (lass. c<) a) kescli, ^orial. Zadiooeos. 1°, 1. 80 — 81. Baron v» Hor- mayr Geschichte Tyrols. Lhl. I. x. 127 — 1ZZ. Archiv für Geographie re. Jahrgang 1816. x. 660. 662' 666. Von der ununterbrochenen Fortdauer des altnorischen Belenusdienst während der Römerzeit—siehe auch weiter unten.— t>) 1.rm- xrlcl. in UelioZndLto. p. 261. — k) Das alte Agunt im No- riko. x>. 40. Die lVlonumenta Loloa bergen ein fast gleich inschriftliches zu Seon befindliches Römerdcnkmahl: Leä.vit, X u A. L«. ^lorrnis. Laer. 0. 8eoun6iLnu,. 11. Vir. Imp. Luloni». H, L, Liicorstot«, Oon». — Llonuw. Soic. 7°. 11. p. 122. Die hohe Verehrung welche K. Au reli anus dem Sonne ngotte bezeigte, versichern VopiSkus und Zosi- mus in wiederhohlten Angaben, s) Unter diesem Imperator wurde der VIII. 6sl. cksn. oder der 25. Dezember nach der Wintersonnenwende als Geburtstag des Mithra, Ra- tslis Invicti, in die römischen Kalender gesetzt, und mit Spielen und Wagenrennen in dem Circus gefeiert. K. Ju¬ li a n u s hat den zu seiner Zeit etwas gesunkenen M it h r a S- dienst wieder zu heben gesucht. Unter Valens und Va¬ lenti »ian aber ward er durch ein Gesetz verbothen, und dem Präfekten der Stadt Rom, Grachus, die Tempel und Kapellen der Sonne zu zerstören, aufgetragsn. In Rom durfte seit dieser Zeit der Sonnendienst nicht mehr öffentlich begangen werden. Wie lange er sich in Geheim und in den Provinzen erhalten habe, kann nicht leicht entschieden werden. Die gleichen Schicksale hat nun der römische Mithras- Lienst auch im Hochlande der Alpen gehabt. Einen zu V i- runum bestandenen Sonnenlempel, welcher Alters halber schon sehr baufällig war, haben die beyden Römer- Hilarius und Epicetus auf eigene Kosten um das I. 239 ungefähr wieder aufrichren und Herstellen lassen. In eben derselben Gegend bestand, wie es scheint, noch ein zwey- ter M ith rastempel, welcher, nachdem er fast durch LO Jahre verlassen und verfallend da gestanden war, von Aur. Hermodorus, dem Präses des Mittelno- rikums, im Jahre 310 wieder ist hergestellet worden. I>) Zu welcher Zeit dagegen jener verfallens Sonnentempel, d-r einst im oberen Pannonien in der Gegend des heutigen untersteierschen Rohicsch gestanden hatte, durch den a) Voxi,c. in Lurelian. p. 118. Tosimu.,. I. p. 661. — t>) Eichhorn Beyrräge. Lhl. I. x. 20 21. Man sehe auch die oven von der Stadt Carnuntum angeführte» MythraS- Lenlmahle. 28 AureliuS Justini anus wieder aufgebauct worden ist, mag aus der hievon schweigenden Steinschrift nicht entziffert werden, a) Ob sich nun aber der altnv rische Urson¬ nendienst des Gortes Bel mit der römischen Mi- thrasverehrung nach und nach verschmolzen und mit diesen zugleich bey der Zertrümmerung aller römischen Insti¬ tutionen auch sein Ende erreicht habe? — ist eine eben so wichtige Frage, als es schwierig ist, sie zu beantworten. Je¬ doch aus dem Geiste der Angaben des Herodianus und Ter- tullianus läßt sich eine solche Vermischung, wenigstens im dritten Jahrhunderte der römischen Herrschaft auf den n o ri- schen Alpen, nicht behaupten; auch sprachen die von uns oben angeführten Inschriften der n o r i sch - r ö m i sch e n, dem Oso Inviclo N/tlirL geweihten Monumente mächtig dafür, daß der römische Mithrasdienst mit der Belsvereh- r u n g der Noriker noch im vierten Jahrhunderte nicht verschmolzen sey; weil in denselben nur rö¬ mische Personalnahmen Vorkommen. Ob nun im norischen Hochlande wirklich noch einige, den Norikern ganz e i- genthümliche, ja sogar auch vor römische M i- th r a s d e n k m a h l e übrig seyen? wie man jetzt fest behaup¬ ten will, wagen wir auf keine Weise zu entscheiden, in der festen Ueberzeugung, daß man aus einer oder der anderen plastischen Antike, an welcher schon seit anderthalb tausend Jahren der zerstörende j^Zahn der Zeit und alle Elemente ge- wüthet haben, und aus den kaum mehr erkennbaren Figuren und Bildern derselben wohl schwerlich mit hinreichendem Grun¬ de für vorrömisches Alterthum einen gültigen Schluß thun könne; um so weniger, da alle anderen, hiezu uner¬ läßlichen Vergleichungsdacen mangeln, b) s) 6rmcr. x. Z5. n. a. — d) Daß der norischc Gott Bel enu s mit dem syrischen B a a l, Bel, und mildem persischen My- thras große Aehnlichkeit habe; ja daß Heyden Vorstellun- ->4-» v 29 Noch müssen wie hier einer anderen no risch einhei¬ mischen Göt r erv ere h run g gedenken, welche wenigstens der Inschrift eines aufgefundenen Römerdsnkmahles zu Folge als solche erscheinet, und mit den alten M i th r a s d i e n st e in enger Verbindung stehet. In der unteren Steyermark, zu Widem (Videm) an der Save, dem krainerischen Gurkfeld gegenüber, befindet sich eingemauerr im Pfarrhause ein Rö¬ merstein mit folgender Inschrift: INVI6VO. OLO. sl?O. 8umiri. Hier fallt zuerst und vorzüglich der Nähme des Gottes Lliartus auf. Man findet mit diesem Bey - oder Eigennahmen gen von dieser Gottheit die gleiche Idee zum Grunde liege, und daß der äußere Cultus derselben sehr übereinstimmend gewesen sey, —> mag schwerlich widersprochen werden. An¬ nalen der Literatur. Wien. Th l. X. p. 239. An¬ merk. 1) — Es ließ sich auch gar wohl begreifen, daß diese Verehrung einer allgemeinen Gottheit schon mit den ältesten Ueberwanderern aus Asien nach Europa in das wei¬ te Hochland der Alpen gekommen sey. Ob aber gerade mit übergewanderten Tauriern (Laurern, Tauriskern aus Taurien, aus der Krim m)? — ist bisher wohl sicher nur eine leere Vermuthung, welche keinen anderen Grund hat, als die Nahmensähnlichkeit der Taurier und der altceltischen Taurisker. Daß aber Key den no¬ rischen Tauriskern feucrspeyende Thiere das Heilig- thum ihres Belenus bewacht hätten, und daß dieser, im norischen Alpenlande auch, wie in Taurien ein¬ heimischen Gewohnheit, das heutige Wappen der Steyermark, des Hauptsitzes der alten Taurisker??, welches kein Panther, sondern ein feuerspcyender Stier sey??, seinen Ursprung verdanke, — für diese Be¬ hauptungen wird man wohl noch lange die erforderlichen Beweise schuldig bleiben; um so mehr, als so viele geschicht¬ liche Daten besonders der letzteren Annahme widersprechen. Jahrbücher der Literatur. Wien. Lhl. X. p. 293 — 299. Anmerk. 1) »>»» 30 keine Gottheit in der römischen Mythologie. Dage¬ gen heißt 6earni, 6üarn, 2iiern, Lrern^ in allen slavi- schen Dialekten schwarz, pechschwarz, höllenschwarz. Deus Ciiartus märe also der schwarze Gott. Es scheinet demnach, als wäre diese besondere Gottheit von den damah« ligen Bewohnern an der Save, zu Noviodunum ganz vorzüglich verehret worden; und da diese Gottheit durch den Nahmen Ckartus ('l'sckarto) ausgezeichnet ist: daß die Be¬ wohner des SavsstromeS damahls schon Sklaven ge¬ wesen seyn. Dazu scheinet aber auch noch eine andere Be¬ stätigung zu treten aus der Mythologie der Slaven selbst, welche einen Lichtgott, Delibog, und einen schwarzen Gott, Gott der Finsterniße, Lkiart oder Lkernibog lehret. Das Ganze scheinet endlich die völlige Bestätigung zu erhalten, wenn die Inschrift also gelesen wird: Invicto. Deo Ciiarto. Neviockunorum. 8ummo (i. ost Vso). Allein die Siglen der Inschrift lassen eine andere Leseweise und mehrere daraus folgende Erklärungen zu. Man kann das letzte Siglum, Summ., also auflösen: Invicto. Deo. 6üarto. Nsvioäunorum« 8ummano.! und diese Auf¬ lösung ist auch die wahrscheinlichere. 8ummanus ist einer der H a u p tb ey n a h m e n des griechisch-römischen Haupt¬ gottes l?Iuw. Man schrieb ihm die nächtlichen Blitze zu, nach Plinius: luscorum litters novem Deos emittere iulmina existimant, eatzus esse unäecim gonerum: ssovem enim tria jaculari: Ilomani c!uo tantum ex iis servavers: ckiu- turna attrikuentesckovi, nocturna 8 ummano. a) Von diesem Beynahmen des Pluto thun auch Cicero, Ovid und Augustinus b) ausdrückliche Erwähnung. Die römische Idee dieser Gottheit trifft mit jener vom slavischen Liierni- ,) kil». v. II. 52. — L) kicsro. Vs Vivio. L, I 1g. §, Vs civlk. vsi. L. IV. °. 23. vvi-t. r-stor VI. V. 731. 31 «<-" Kog ganz genau zusammen. Pluto heißt der schwar¬ ze Jupiter (der schwarze Gott, Aberm - Lo§): R i- ^ro kort« Jovi cui tortia reAna laborant! sagt Silius Jtalikus a); und Claudianus gibt folgende Beschreibung: — — — — — — O maxirns noctis Printer, umbrarumczus potsns, cui nostra laborant Llamina, 6Karto, dem Gotte der Novioduner, das ist: dem Manenkönige (Pluto, 8urnmo rnanium)! Oder: Geweiht dem noviodunen fischen Invicto Deo. 6 karto, dem Manenkönige! Man sieht leicht daß sich aus allen diesen Erklärungen fast der nähmliche Schluß ergibt, welchen wir oben schon berührt haben. Allein man dürfte aus dieser Inschrift allein eben nicht streng folgerecht auf einheimische Slave nansiedelungen in den norisch-pannonischen Save« und Dravegegen- den schließen; denn dieses Monument, dem Pluto unter dem Nahmen 6Kart,is geweiht, könnte auch bloße römische Accommodation seyn, welche, wie wir wissen, überall Länder, Völker und Götter eroberte, und mehr denn 30000 Götzen zusammenbrachte. Man könnte also mit Recht den Sinn dieser Inschrift auch so fassen: Dem Invicto Deo 6 k a rto, d,as ist, dem Manenkönige Pluto von den Noviodunensern geweiht!? c) Daß übrigen- ») l-. VIII. V. 116. — b) Llrmll. Ve Rapm, I., I. V. SS. — °) Carinthia. Jahrgang ISIS. üro. 21. Z 2 den slavi sch e n Gottheiten LelilrnA und 2k>6rnik>og eben so wie dem norisch-römischen Lei, Lelenus, Lelinus, Apollo Lelenus, lVIilkirn und Pluto eigent¬ lich persisch-religiöse Urideen zum Grunde liegen, ist überzeugend gewiß, hier ober der Ort nicht, den Zusam¬ menhang der nori sch en Mythologie mit der persi¬ schen darzustellen. Es mag indessen das eben in Rede gestandene Monument bloß ein Beyspiel römischer A c e o m mo- darion, oder ein Denkmahl wirklich an der Save und Drave seßhafter Slaven seyn: so ergiebt sich daraus in jedem Falle 'ein offenbarer Beweis römischer Toleranz, daß sie eben so die einheimische Verehrung deS Vei Offarti, als des tauris zisch en Bels neben den Göttern der hohen Roma unbeirrt geduldet haben. Gleichfalls gab es wahrend der Römerzeir im Hochlande der Alpen und in Pannonien fort und fort noch Druiden, Vates, Barden, die lVlstros Augustas, Oominag , die A l r u- nen und Halyrunen u) Wir haben zwar über die norisch- rhät i sch - und pannonischen Druiden keine bestimm¬ ten Aussagen der Alten, keine die Nahmen und Gelübde derselben verkündenden römischen Steinschriften aufzu¬ weisen; indessen waren aber doch die eingebornen pannoni, sch en Wahrsager und Zeichendeuter als unübertroffene Mei¬ ster ihrer alten Kunst wahrend der ganzen abgöttischen Rö¬ merzeit noch allgemein berühmt, wie wir aus den Versicherun¬ gen des Spartianus und Lampridus entnehmen: lunc soili- __ ci- ») Die vielen in Pannonien, im Noriko, in Rhätien, in der Schweitz und im eigentlichen Gallien aufgefundenen inschristlichen Monumente, den Flurengöttern, Oso SU- vsno, Oeo Libero, den dliinxbi» looornm, den OÜ5 Lsni- pestribn,, der ve« LponD ero. geweiht, mögen als sprechen¬ de Abzeichen des fortdauernden ce l tisch - r ö m i sch e n Götterdienstes in hei'ligen Hainen angesehen werden! 33 citus Imperator Leverns, cum consuierst a ? s nno ni¬ čiš .4.uAuribus oomperit, — »e victorem luturum. — ^lexancler Leverns -— ^uruspieinR c^nor-us peritissi- mus suit, orneoscopus magnus, ut et Vaseones et 8'- spaniorum et kannoniorum auguris vieerit. a) lieber p a n n o nische D r u id i n n e n, Euhagissen und Al r u- n en haben wir noch inschriftliche Monumente übrig. Auf dem Fragmente eines Steindenkmahles, welches bey Lion in Gallien ist aufgefunden worden, las man folgende Worte: kkO. L^DVIL. D0DI. N. Imp. I.. Sept. Severi, ^.ug. lotiusc^ue. Domus. Dins, alusanis. Dlatronis. Lt. DIatribus. kann onio rum. Dt. Dalmstia- rum. — —-b) Vom römischen Glauben auf Vorzeichen und A u g ti¬ ri en haben wir übrigens ein einziges inschriftlich - römisches Denkmahl, welches in der Gegend des altnorischen Viru- n u m s von einem gewissen Flavius Tacit us der Sie¬ gesgöttin» zu Ehren, und zwar auf ausdrücklich an¬ gegebene Veranlassung, Visa omins! errichtet worden ist. c) Uebrigens sind im nori sch - rha tisch en Hochlande der Alpen zahlreiche Ueberbleibsel sowohl der alten griechisch- römischen Mythologie und des Aberglaubens, als auch selbst des uralten frommen celtischen Väterglaubens und ihrer religiösen Verehrungsweisen heute noch bestehend, und mit dem gemeinen Volksleben innigst verwebt. Gewiß ist dieser Gegenstand der Forschung für die vaterländische Ge¬ schichte von hoher Wichtigkeit und von dem bewegendsten In¬ teresse. Es ist aber die Enthüllung aller dieser Ueberbleibsel s) Lxitrtiso. in Levern, p. 213. I-Lmxriä. x. 350. in Alex. Ze- vero. — d) 6ruier. x. 90. n. 11. Biele andere ähnliche Inschriften den Matroni, , Senoniku,, Matroni, «Ic. ge¬ weihter Denkmahle in 6»Ui» toZsw zu Mailand —> siehe in Murator. Kov. Ibesaur. InLLichr. I. 1. b- 93 — 94. c) Me- giser. x. 141. II. 3 "»s ZH. mit ganz besonderen Schmierigkeiten verbunden, und sie kann einzig und allein nur den fleißigen Beobachtungen landesein- geborner, treuherziger und mit Leu zahlreichen Sprachidio¬ tismen bekannter, gebildeter Forscher gelingen, so wie auch dann noch eine eigene Schwierigkeit zu überwinden ist, nähm- lich: das Entdeckte zu sichten, und sowohl dem römischen, als dem c e lti s ch e n A lt e rt h u m e das ihm Gehörige zuzuweisen. Bey dieser Beschaffen- heit des besprochenen, wichtigen Gegenstandes können wir uns daher nur einige Winke für die allfälligen Forschungen Anderer erlauben. Allbekannt ist der g r i e chisch - rö m i - s che Glaube an dis gewissen Wirkungen der Incantainento- rum, der Earminiim rnagiLorunr und Zuflkragioruin. Alles, Glück und Unglück, Heil und Verderben sollte durch sie ge¬ schaffen werden können. Man glaubte, durch ein lVIalum carmen würden bey Menschen und Vieh die schädlichsten Krankheiten hervorgebracht, welche aber eben durch Incanta- rnenta wieder vertrieben werden könnten. Sowohl die Her¬ vorbringung als die Abtreibung schrecklicher Ungewitter, be¬ sonders des verheerenden Hagels schrieb man den zauberi¬ schen Besprechungen zu. Man hielt fest darauf, daß Za über spräche und Z a u b e r h a n d l u n g e n wahnsin¬ nig machen, und in den Herzen zweyer Menschen unwider¬ stehliche Liebe, oder unauslöschlichen Haß entflammen könn¬ ten. Wer über diese und hundert andere ähnliche Ideen und Handlungen des römischen Aberglaubens die näheren Be¬ lege und ausführlichere Nachrichren wünscht, der lese die Naturgeschichte des Plinius, besonders dessen XXVIII. und XXX. Buch durch; wie auch die Gesetze der römischen Im¬ peratoren : Os rnsleliciis ot nwUisrnsticis im t h e o d o - finnischen Codep und Godofroy's vortrefflichen Commen- tar dazu, g) Auf der Synode zu Lesdain, in ksßo s) coä. n>ec>äo<>, III. x. 125 — 146, cammsracensi , im Jahre 743 wurde allen Kirchenvorste¬ hern des fränkischen Reiches aufgetragen, die alten heidnischen und abergläubischen Sitten, Gebräuche und Mei¬ nungen unter ihren Christengemeinden mit aller Kraft zu unterdrücken. Aus dem Verzeichnisse solcher damahls allge¬ mein bekannten heidnisch abergläubischen Gebräuche (kaganise) merken wir hier folgende besonders an: 8scrilegia aä ss- xulclira «lemortuorum; 8acrileZia super ckckuuctos, ick est Daclsisas; 8purcslia in I'ebruario; Casuleo et Dana; 8acra L^Ivarum, ) Falkenftein. ^ntiquilates rloräZavi» vet, I. j>. 268 —500. 36 gieß er, C r y st a l l e n se h e r; sie erinnern an Talis¬ manen und Amulete, den kleinen Kindern angehängt, oder von Erwachsenen getragen, auS geweihten Sachen und tausenderley Wurzeln und Kräutern zusammengesetzt, und selbst Thiere, vorzüglich das junge Heranwachsende Hausvieh damit behängt. Wer in Steyermark, Kärnthen, Tyrol, Salzburg, Bayern rc. kennet nicht den allverbreiteten Glauben an das sogenannte N e st e l k n ü p s e n, um Liebe oder Haß, Krankheit oder Gesundheit zu Stande zu bringen? — die Digatursm lurum et latronum, daß Diebe nicht einbrechen oder gezwungen seyn sollten, geraubte Dinge von selbst wieder zurückzubringsn; die Diggturas Alsrcatorum, Venatorum, L.UCUPUM, auf daß dem Kaufmann, dem Jäger und Vogel¬ steller ihr Werk einmahl durchaus nicht gelinge, die Digstuims molenstini ot barbarclaruin, daß der Müller nicht mahlen und die geladene Büchse nicht losgehen könne; die Digatursm vel Inclurstionein corporum, das sogenannte Festmachen oder Verhärten; die lügaturam Moor>^mp>'nc>i-um, das Nestel¬ knüpfen im vorzüglichen Sinne aus Eifersucht oder rachgieri¬ gem Neide, Beraubung alles männlichen Vermögens zur ehe¬ lichen Bsywohnung. — Die oben angeführten Paganien er¬ innern an die unter dem gemeinen Volke üblichen verschiedenen Weisen, etwas Zukünftiges zu erfahren, als: an das heute noch gewöhnliche Ansprechen lebloser Dinge, an das laute Fragestellen, oder das stille Mitt heilen der Gedanken an dieselben; an das S i e b t r e i b e n. Reu¬ te r s ch l a a e n, Eyerlö s eln, an das K n i t t e l z a h l en, an das Zahlen des K ucku k r uf e s, das Beschauen des Wasserspiegels, das Behorchen der Vieh sprä¬ che in den Ställen, besonders in den Löß l nächten. All¬ gemein verbreitet sind der Ausdruck im Volksmunde vom auf- und abnehmenden Monde: der gesunde und kranke Mann, und die hunderterley abergläubischen Handlungen, die sich daran knüpfen; die allgemeine Gewohnheit, an ge- »4»« 37 wissen Tagen, z. B. an Mittwochen und F r ey t a g en, gewisse Arbeiten und Unternehmungen ängstlich zu ver¬ meiden. Im ganzen ehemahligen no rischen Hochlande, selbst im Blachlande an der Donau sind die verschiedensten und ältesten Volksspiele zu treffen: Das P e r ch t e n sp r i ng e n, das Lotterlaufen, die Narren- und FaschingS» züg e, d e r N e i s - u n d Schw e r t t a n z u. dgl. m. — Im ganzen Hochlande der Alpen glaubt das gemeine Volk, aus der Farbe und Beschaffenheit mancher Eingeweidstücke ge- nsißer Hausthisre, aus dem Milze der vor Michaelis ge¬ schlachteten Schweine, aus den Beinen der Gänse rc. die Be¬ schaffenheit des Winters und anderer Iahrszeiten mit Gewi߬ heit Vorhersagen zu können. Ganz unverkennbar sind es durch mehr dann zwey Jahrtausende aus dem celtischen Alterthu- me ererbte Ueberbleibsel die im a l t t au r i s z i sch e n Hoch¬ lande in Tyrol, Salzburg, Steyerüiark und Kärnthen allver¬ breiteten Ideen von verschiedenen, gewöhnlich unsichtbaren, oft aber auch körperlich erscheinenden, mächtigen Wesen, vom S ch r a n el, dem launichten Berggeiste; von den K o- bolten, Bergmännchen, Zwergen und einem Alpen- geiste Dona nadel genannt; von der todanzeigenden, schrecklichen Perchtl; von dem irreführenden Geist Butz; von dem in die einsamen Häuser einschleichenden und beson¬ ders die kleinen Kinder wsgraubenden Dusel, Klaub auf Lotter, Bartl; von der Klage, dem furchtbarsten und erschütterndsten Bilde des schwarzen Verhängnisses; von den spielenden Waldfrauen (Oreaden) und von an¬ deren Brunnen-, Quellen- und Wildseengeistern (Nymphen, Nixen) rc. Aus allen diesen Andeutungen ist leicht ersichtlich, wie inrsressevoll, und für die vaterländische Ge¬ schichte wichtig, die genaueste Durchforschung und die durchge- führteste Darstellung unseres bezeichneten Gegenstandes sey. Genau müßte aber unterschieden werden, was der griechisch- römischen Mythologie, und was dem r e i n c e lti- 38 sch en Altert Hum angehöre. Zwey Beyspiele wollen wir noch hiehersetzen. Im Glemerthale des salzburgischen Pinz- ganes lebt heute noch die Sage/ daß man daselbst eine un¬ geheure/ braune Stutte/ die Gl emmerbraune/ welche sich im Thale nicht umkehren konnte/ gehabt habe. Soll dieß die Mythe vom trojanischen Rosse/ oder rein« einheimische/ altceltische Sage seyn?? In Tyrol und im salzburgischen Hochlande nennet man sehr gerne groß- euterichle/ milchreiche Kühe/ Ruma/ Rumal. Soll dieser Nähme an die Göttinn kumina oder kumia erinnern/ welcher man im römischen Alterthume die Beschü- tzung der Brüste für die kleinen saugenden Kinder zu¬ schrieb ? Sehr schön erkläret sich diese Idee aus den Worten des h. Augustinus: In Diva kumina mammam parvulc» imulgoat, guia rum am äixeruut veteres mam mam. a) II. Ueber di e'Einführung,Festsetzung und Aus¬ breitung des Ehr iste nthum es im Nori ko und in den benachbarten Landt heilen. Alles bisher Gesagte muß uns vollkommen überzeugen/daß der römische Götterglaube nach allen Theilen/ daß Tempeln/ Are«/ priesterliche Würden und Uebungen und alle gegesammten Verehrnngsweisen durch das ganze norische Land verbreitet und sehr befestigt gewesen seyen. Jnnigst verschlungen mit dem rö¬ mischen Polytheismus blühte fort und fort auch noch das alt¬ celtische Religionswesen und der uralte Aberglauben in hundert Gestalten. Das Christenthum hatte also auch hier/ wie über¬ all einen sehr schweren Kampf zu bestehen. Mühesam und a) S Oe Livil. vcl L. IV, csp. 11 klutarcll. tZasset «nor. I.V1. »»s ZA allmählkg nur konnte sich die Blume des Evangeliums aus die¬ sem Dornengehege hervorwindeu — bis zum vollständigsten Siege über das nächtliche Dunkel uralter Verirrungen. Wir wenden uns nun zur sehr wichtigen Untersuchung, wann, durch wen, und wie die himmlische Lehre des heiligen Evan¬ geliums in den Provinzen des westlichen Jllyrikums in Rhäti e n und Pannonien, vorzüglich aber in unserem römischen Noriko sey eingeführet, ausgebreitet und fest¬ gesetzt worden. Wir wollen uns bemühen, nach Möglichkeit hinlänglich erprobter Geschichtsquellen zu beleuchten, welche verschiedenen glücklichen und widrigen Schicksale das norische Christenthum in seinem Aeußeren sowohl, als in sei¬ nem Inneren gehabt habe. Da wir die Geschichte N o- rikums, als einer römischen Provinz mir Hinsicht auf Rhärien und Pannonien vom ersten Jahre seiner Unterjochung durch die Römer bis auf die Zertrümmerung des römischen Westreiches und auf den erwiesenen Eintritt der ostgothischen Herrschaften in Italien, bis zum Jahre 493 dargestellt haben: so haben wir uns dadurch selbst schon auch die geographischen Gränzen unserer Erörterung über das n o- rische Christenthum ausgesteckt, mit dem einzigen Un¬ terschiede , daß wir zur helleren Beleuchtung unseres äußerst wichtigen Gegenstandes einige Beweisesdaten auch aus dem Anfangs des sechsten Jahrhundertes heraufhohlen müssen. In geographischer Hinsicht bleibt das römische Norikum mir dem westlichen Oberpannonien das Hauptfeld unserer Untersuchung; wir werden aber, weil unsere besagten Landtheile mit Vindelieien undRhätien, mit der zehnten Region Italiens unter den norisch- c a r n isch - und j ulisch e n Alpen, mit Istrien, Li¬ tz u r n i e n, Dalmatien, und mit dem unteren Pan¬ nonien zusammenhiengen, und während der ganzen Rö¬ merzeit hindurch in unaufhörlicher, lebhafter Heerstraßen-und Hanoelsverbindiing gestanden sind, auch nothwendig ans alle -"»S 40 Liese römischem Reichsprovinzen und das daselbst ' eingeführte Christenthum Rücksicht nehmen müssen. Wir bemerken aber folgendes im Voraus. Die Eroberung Noriku ms, RHa¬ lle ns und Pannoniens; die dadurch vollführte un¬ gehinderte Verbindung des römischen Osten mit dem Westen, und der sangen Donauufer mit den a d r i a t i s ch e n , l i b u r ni- schen und dalmatischen Meeresküsten; LieDurchschneidung des ganzen großen Jllyrikums mit den schönsten und be¬ quemsten römischen Heerstraßen; der auf denselben immer hin und her ziehende Handel jeder Art, und die beständige Bewegung des römisch - politischen Geschäftlebens durch alle Landtheile des geo¬ graphisch höchst wichtigen westlichen Jllyrikums; end¬ lich die Einführung so vieler Römercolonien und aller culti- virenden römischen Institutionen u. s. w., alles dieses waren gewiß wichtige Vorarbeiten und selbst mächtige Hebel zur Einführung, Ausbreitung und Festsetzung des Christenthums, nicht nur in unserem Noriko, sondern im ganzen westlichen Jllyriko. a) So erklärlich und be¬ greiflich auch aus dieser Hinsicht allein schon das früheste Er¬ scheinen der christlichen Lehre in Rhätien, in Pannonien und im Noriko war: so haben sich doch die älteren unkriti¬ schen Forscher vaterländischer Historie nicht so sehr durch das Gewicht historischer Gründe als durch dunkle Sagen über die früheste Einführung des Christenthumes im römischen N o- rikum durch Apostel selbst zu Behauptungen hinreißen lassen, welche jeden, der nicht gewohnt ist, unvsrrückt die gediegen¬ sten Geschichtsquellen zu verfolgen, irre führen müssen. Ganz trifft hierin die älteren vaterländischen Geschichtsforscher der Vorwurf: ?Ieri, vsi «uscepti operiš stignitati ss ka- csrs P088S exwtimsnt, ni«! vire« orrines ingenii conatu8cjus «stkikeant, ut alicjuslrrex ^portolis, sivs ^tporlolicis »j Ian. klillsriiu. Os-ure. p. I. 41 V L-i-L-' viri» esusstsin scclesise psren!«rn et conäitorem fuisse loc- toridus persusckesnt; et cona sceps nulls monumsots sstis corts, suctoros nulli sstis ickoasi siippelant; soüsicli» šibi conjocturss insnss, snilssrjus tracliiionos compsrsnt, ut ecclssioe illius, cka c^us scribunt, initis sä Apostola», Ltsterngus ^.postolicsm csuoczuo inoclo, et obtorko, ut sjunt, collo rsllectsnt sc perkrslent. s) Erst die gründlichen Forscher neuerer Zeit, die gelehrten, gründlichen Kritiker, der Chorherr von St. Florian in Oberösterreich, Ara" 5 Kurz, und der bayerische Akademiker, Doktor Anton Vitus Winter, haben es gewagt, dis Nacht der alten Fabeln durch die Fackel der- umsichtigsten Kritik zu erleuchten und zu zerstreuen. Wir nehmen daher auch die gründlichen Arbeiten dieser beyden achtungswerthen Gelehrten zu sicheren Führern in unserer gegenwärtigen Untersuchung, b) und die gediegenen Worte zweyer älteren vaterländischen Geschichtsfor¬ scher zur leitenden Devise: Llibi äeliberstnm «st, non isrn »jvecioss, c^usin vers in orbens invul^sre. — Non euirn opus «st ecclesies ssnctis coinmentilüs, nec^ue jstetss »Z- norsnlise lilis est! c) III. Erste Gründung des Christenthums im un¬ teren Pan noitien, in Dalmatien, in Libur- vien und zu Aquilesa durch Apostel und ap ostolische Männer. Ueber die Gründung und Ausbreitung der Lehre Jesu in den östlichen, mittleren und in den südliche» s) lkarlsr. IN^ricum. Zgerum. I". I. p. 2ZV. — b) Franz Kurz Beyträge zur Geschichte des Landes ob der Enns. Thl. IH. Witus Winter. Einleitung zur Beleuchtung der baierischen und österreichischen Airchengeschichte. Vande H. — o) Sau-ir. kierMLni» Tb ! p. tä. «r. 23. Landtheilen des großen Jllyrikums im aposto¬ lischen Zeitalter, unmittelbar durch Apostel, und durch apo¬ stolische Manner, haben wir mehrere unverwerfliche Geschichts- guellen. Von den Reisen des heiligen Apostels Petrus mir seinem unzertrennlichen Schüler Clemens, nachherigem Pabste zu Rom, versichert Hesychius, Bischof zu Salona in Dalmatien, zu Anfang des fünften Jahrhunderts, daß dieser Avosielfürst auch nach Mösien, in das untere Panno¬ nien und nach Dalmatien gekommen seye: Clemens ketrc» itineris comos stclsctus, stusteenm cum iilo, et La¬ riam, Ciliciam, L)Nstiniam, koutum et Cnppnstocinm, l?ür^gism et knmpliiliam persgravit. — Und an einem an¬ deren Orte: HcloAsustum utriuscfus iter sive in Curopa sive in ältlricW provinciis conlcctum ; nam et äVsMptum nstiit et I-s-l>iam lustravit; et ast occssum uscfus Ilispanias, tüsllias, Oermsuias, Italism, Insulas multas, t^rssciam etlll^ricum Universum, item^ue V e n e ti a s et Istri am, etOalmatiam etkannonias et Alace- stoniam, et ü^irum, et Aloesias, et Istraciam et 8c^- tlriam Oetiam^us cis et ultra Danukium oünm- Uulavit. a) Der gelehrte Farlati hat es ziemlich wahrschein¬ lich gemacht, daß die Reise des h. Petrus von Osten her durch Thrazien, Mazedonien, Mösien und durch das untere Pannonien nach D a l m a ti e nim Jahre 42 geschehen sey, und daß der Apostelfürst auf seiner Rückreise aus Italien in den Orient im Jahre 49 eben diesen Weg, und bestimmt über die wichtige Römerstadt Sirmium, ge¬ nommen, und daselbst den h. Epänetus als Vorsteher der gewonnenen Christengemeinde bestellet habe, b) Dieser Bi¬ ss I'srt-n. idili, p. 256. — d) ibsrlst. idiä. p. 2Z4 —> 241. In der Chronologie scheinet Farlati in jedem Falle hier zu irren, weil seine Data mit den in der Apostelgeschichte erzählten Vor¬ fällen mit Petrus nicht zusammenstimmen. Auch die Reise des h, Petrus nach Italien und Rom in den angegebenen Jahren schof Epä net« s wurde in der Folge, im Jahre 56, nach Carthago übersetzt , worauf der getreue Schüler des h. P a u- lus, Andronikus nach Sirmium geschickt worden ist, der derselben Christengemeinde als eigentlicher erster Bischof vorstand. Der salonitanische Bischof H esychius, sich ausdrücklich auf Schrift und Tradition der sirmiensische n Kirche berufend, versichert: In tabulis8irmisnsis sc- clssiss notatum vickirnus^so ipso anno, c^uo Clernsus Csssaisam veuit^ kaullo kabio at VitsIIio Depots Coss. (Jahr 24) ? ? L. lllacobum Lobscisoi iiliurn, sloaunis Apostoli gsrurauum lratrern, ab ^.postoloruru krinoips kstro irüs- surn, in Ilispaniain psrvsnisss, atc^us in illis partibus xrimurn ^postolornrn Cbristi sickern annunciasse, eccls- sias lunckasss, Lpiscopos orckinasss, para^ratisc^us cjuasi omnibus Ilispaniarurn parlibus st maxima acl Cbristi licksrn convsrsa mnltitucbns populorum blisrosol^mam rsstiisss ^c^nibo et I^onio Coss. (Jahr 28) Ct bao qui¬ cke in illi eeelesiae üeclit^nclronicns anti- csnns Cbristi cliscipulus sjui tuit primus 8irinii in kannonia Cpiscopus. a) Da diese Reisen des h. Petrus mit--seinen Schülern im Hauptorte des unteren Panno¬ niens so fruchtbar gewesen sind, und eine! Christengemeinde gegründet haben: so dürfen wir wohl auch von Mösien und Dalmatien gleiche Früchte des Evangeliums mit allem Grunde vermuthen. Nicht spurlos sind die Wanderungen des großen h. Paulus in den Landtheilen des weiten Jlly- rikums vorübergegangen; auch von ihm wurde den Versiche¬ rungen des h. Hieronymus, des Gregorius Nyfsenus und des ar bis 49 möchte schwerlich zur historischen Gewißheit gebracht werden können. Indessen stehet nichts entgegen, daß PetruS nach dem Jahre 4Z wenigstens in die crstiichen Landtheile des großen Jllyrikums gekommen sey.' — a) I-arlat. ibiä. x. 249» 261 - 262. Asterius zu Folge Leo Some der göttlichen Lehre Jesu Christi ausgestreuet und fruchtbringend gemacht. Hieronymus, da er behauptet, daß die Kraft Gottes und Gottes Wort unzer¬ rheilbar und unzertrennlich mir allen Aposteln bey den verschie¬ densten Volkern gewesen sey, setzt hinzu: Verssbatur cum Itromu iu Instia, cum kotro Domes- cum kau Io iu merico. Gregorius Nyffenus versichert: Ila maguum illust ccclssiee instrumeutum kaulus ira miuis^us s Diabolo armatus astversus ipsum armatorcm tela verlit, «x omni eum extsrminans orbe tcrrarum- ul nullum rc- linrjueret locum listci Lbristiauss inaccessum; binc^ep^p». tii- L^ri- kartlri et AleLopotamiee - Itali et Oalli- liie¬ r' i i et Alacestoncs Lbristum aznoscuut- et omncs unsti- kjus gontes «ermo percurrens ast listem aststuxit. Noch in¬ haltschwerer für die apostolischen il lyrisch en Reisen des h. Paulus sind die Worte des Asterius eines Gleich¬ zeitigen des h. Hieronymus: kaulus totum INo¬ ricum pcrcurrons- ac ubic^us sparAens scintillas jistoi-rznas suspex Spiritus sanctus excitabat vivasc^us scm- per sorvairst.-Nach solchen Zeugnissen ist es kaum mehr noth- wendig, die Worte des Damianus anzuführen: Ošpice kau- lum totum ;>craAi gutem Ill^ricum- suscitantsm luortuos- subvertentem templa istolorum ! s) Es kann zwar das Erscheinen deS h. Paulus in den il lyrisch en Landtheilen schwerlich vor, ja es muß ganz bestimmt erst nach dem Jahre 63 gesetzt werden. Allein er scheinet schon früher die Ver¬ pflanzungen der evangelischen Lehre in jenen Landtheil im sorg¬ samen Gemüthe gehabt zu haben; denn er selbst versichert im zwey« ten Briefs an den Timotheus, daß sein getreuer Schüler Ti¬ tus nach Dalmatien gegangen seye; welche Reise der Kir- chcnhistoriker Eusebius durch den Beysatz am besten erkläret: a). k-rl-tt. ikiä. p. 245. 5o». ke-ok. -triv-l. Sabton. T. l. x. 18. Lior. 45. 44»» H H »Li» ui Ilans I^rovincism rsAsret! Der h. Hieronpmus und Lheodoretus erklären noch weiters die Worte Pauli, jener: Domas ms cliliguit, religsns lros ssculum st abiit Ilrss- salonicam, Crescsns in 6a!atiam, Nitus in D a I m a- tiam. Isti missi sunt, non 6esernsrunt; — dieser: Oemas ins rolic^uit 6ili§sns lros ssculum et al>üt Itressalonicam (lrsscsns in Oslatiam, litus in Dalmatiam. Di lilrsri sunt all iila reprsslisnsivns; al> so sniin missi lusrant gratia proüisationis, in Oalatiam et Dalmatiam. Diese Sendung des Titus nach Dal¬ matien war um das Jahr 52 geschehen. Als aber TituS von der Gefangenschaft Pauli horte, und vernahm, daß er nach Rom geführt würde, gieng er aus Dalmatien dahin. Paulus aber sendete ihn wieder zurück, und der gehorsame Schüler verrichtete in Dalmatien die ihm ver« trauten apostolischen Arbeiten noch einige Jahre hindurch; wor¬ auf er dann von einem anderen Apostelschüler, Hermes ge¬ nannt, abgelöset wurde, um seinen großen Lehrer Paulus auf weiten apostolischen Reisen begleiten zu können, a) Fast zu gleicher Zeit hatten auch die Bemühung des h. Evange¬ listen Lukas nicht wenig beygetragen, in ganz Dalmatien und in den angranzenden Landtheilen die christliche Lehre weiter zu verbreiten und zu befestigen. Der Kirchenvater EpiphaniuS gibt von der gewissen Ankunft und Glaubensverkündigung des h. Lukas in Dalmatien, welche in die Jahre Christi 58 — 61 fallt, folgende Nachricht: Duic (8. Duces) prae6i- csnrli Iluangslii munus crsclilum est, icigus primum in Dal mutig, Italia st lVIaseckonia prsestitit, ss6 in Oal- lia prss cestsris, ut 6s nonnullis comitibus suis Daulus testatur: Oescsns, imguit, in Osllia. Non enim in 6a- latia lsAenüum est, ut cjuiliusüam immsrito placuit, seä in 6allia. Diese Versicherung des in geschichtlichen Din« ») k>rlati. ibiä. 266. 354. 35g, — 46 sor¬ gen zwar eben nicht sehr ansehensvollen Epiphanius wird durch die unter den Bewohnern der dalmatisch-libur- nischen Meeresküste treu und fest bewahrte und mit be¬ stimmter Zuversicht ausgesprochene Tradition ausdrücklichst bestätiget, a) Der apostolischen Arbeiten des heiligen Clemens an der Seite des Apostelfürsten Petrus durch Thrazien, Mazedonien und die Landtheile des großen Jllyrikums, durch Mösien und Unter - Pannonien bis nach Dalmatien hin, haben wir schon oben erwähnet. Allein, dieser apostolische Mann hatte um die Verkündigung und Begründung des Evangeliums in den genannten Landstrichen nicht diese einzigen, er hatte wohl noch mehrere und ausgebreitetere Verdienste. Nachdem er um das Jahr 77 die Kaiserstadt Rom und die Bischofswürde derselben Christengemeinde aufgegeben hatte, unternahm er weite apostolische Reisen, auf welchen er besonders das öst--- kichere Jllyrikum, und, wie einige Jahre früher ein zweyter Schüler des h. Peters, Apollinaris, b) die Landlheils an der unteren Donau durchwanderte, zu Mursa, Sing idunum und im a u r e l i a n i s ch e n Dazien zu Sardica Christengemeinden gewann und Bischöfe einsetzte. Sein Biograph, der salonitanische Bischof Hesychius, erzählt um das Jahr 400, unter andern auch Folgendes von ihm im Allgemeinen: Vers ckignus lionore, ckignus seterna rnetnoria, czui in tot, tantis^ue terree traetiüus, reznis et provineiis, tötens itern insrinis in- sulis, ack Huas nune astversa, nunc secuncla naviZations allapsus in C^pro, lUIrocko, Corc^ra, Melita, Licilia, 8aräinia, Corsiäe, Lalearibus, et aliis 8uperi infsriljus Inaris, innurneras oreo anirnas eripuit, et Ckristo per liclern peperit, inullas Oeorum seckes uncli^us evertit, pluriinas Ckrristo exerit eeclesiss, inultas iclolorurn per s) rarlml, x. 258. — b) karl-ui. x. 259. 47 prseckicstionem ininuil ministros, piurimos per orelins- tionem Lüristo auxit 8scerclotes: atc^us ut compenckio summa lastitas coarctetur^ czuin^usZinta Ilrbnbus episco- pos ckeclit, veluti nobns suo loco rekerenüee Larsticenses^ 8irmienses, 8alonitanae^ et c^use cunctas aucto- ritate superant^ D o m a n a e la bul s e saciunt ti¬ či e m. a) Während dieser ausgebreiteten apostolischen Ar¬ beiten des h. Clemens bestand auch schon in der vorzüg¬ lichsten dalmatischen Stadt Salona eine sehr zahl» reiche Christengemeinde unter einem sehr frommen Oberhir¬ ten, dem h. Domnus, einem Schüler des h. Petrus. Dieser begleitete den h. Petrus im Jahre 64 auf seiner Reise nach Rom, und erhielt von dort aus seine Sendung nach Salona, von wo aus er um die Ausbreitung deS Christenthumes über alle noch heidnischen Landtheile Dal¬ matiens sehr besorgt war. Hesychius, sein getreuer Le¬ bensbeschreiber, der sich in dieser um das Jahr 400 abge- saßten .Biographie aus ältere Geschichtsquellen ausdrücklich beruft, erzählet folgendes von der Sendung und den apostolischen Arbeiten des h. Domnus in Dal¬ matien: luter ceeteros ckiscipulos comitatus est ilium (L. I?etrum) D o m ni u s. lunclata Domse, sicut Dominus prseceperat, Oatüerlra, eum I?etrus, Crispino et laurc» Oonsulibus, ack omnes Occickentis provincias Olwisti üclei prwcones sblegsret^ in Oallios lVlarciale <;ui lbessalo- nicee in Älaceüonia cle tribu Lenjamin natus, et 8te- pliano protomart^ri^ efusclem urbis civi^ consanguineus exstitit^ misso, Marco vero ^<^uilesam Darniae^ et krosstocimo katavium clestinato, Domnium si- militer 8alonas ire jussit^ urbem Dalrnatiae primuri am et totius provinciee caput. krsetectuL ita- <^us cum Lmüronico snlicjuo 6ürisli ckiscipulo^ yueiL ») kilrlati, Idirt p, 256 — 258. 43 4««- i 4 s m p o ; t o Iur 8 irmio in ? a n n o n i n p r » e- locerat^ venit Dalmatiam. Deinclo urbein inZresrur ceopit Cbristi Dvaogeiiuin publice prLÜicaro. Conllue- bsnt acl illum turbss populorum etiam e pioxirnis DalmatinL oppiclis ct locis la in n iniraculorum, guibus Deus äoctrinani >sui preecvnis aclrti-uebst, per- moti; et brevi teinpors plurimi Lbristo rnsnur .»» AZ worden, und alle römischen Institutionen hatten sich schott ganz, oder auch nur theilweise in Norik um, Rhätien und Pannonien ausgebreitet und festgesetzt. Im No¬ ri ko und Rhätien war auch seit ihrer Unterjochung, und seit der blutigen Unterdrückung der pannonischen Em¬ pörung bis in die zweyte Hälfte des zweyten Jahrhunderts tiefer Frieden; und die allgemeine Ruhe ward weder durch die Bürgerkriege zwischen Vitellius, Galba, Otho und Vespasian, noch durch die den ganzen illyrischeir Donaulimes in kriegerische Spannung sehenden da zi¬ sch en Kriege bedeutend gestört worden. Solche Abzeichen nun erlauben allerdings die Behauptung, daß nicht nur allein die geographischen, sondern auch die sämmtlichen Verhältnisse der Zeit und des politisch - römischen Ganges aller großen Geschäfte bewundernswürdig vortheilhaft gestellet und gestim- niet waren zur ungehindertsten Ausbreitung des Christen- thumes durch das ganze westliche Jllyrikum, durch Pannonien, Norikum und Rhätien von allen jenen benachbarten Hauptpunkten aus, wo die Lehre Jesu Christi schon um die Mitte des ersten Jahrhundert» festgegründet erblühet hatte. In allen diesen Hinsichten nun haben sowohl ältere als neuere Forscher vaterländischer Ge¬ schichte auf das Lmporium gentium ill^ricarum et Italiss, auf Aquileja, ihr vorzüglichstes Augenmerk gerichtet, und zuerst im Allgemeinen behauptet, daß die ersten Prediger dec Lehre Jesu Christi von Aquileja ausgegangen wären, und die ersten Christengemeinden in Rhätien, im No¬ ri ko und in Pannonien gegründet hätten! — Wohl nur im Allgemeinen, auf keine Weise aber, durch wen und wie weit? auch höchstens nur für das süd¬ liche Ober pannonien, für das M i tt e l n o r i k um und für Rhätien läßt sich diese Meinung vertheidigen. Wir wollen die Gründe dieser zuläfiigen Behauptung hier darlegen. Es ist nicht nur dem Geiste der Apostel und der apostolischen Männer gemäß, sondern auch durch quellgeschicht- liche Daten erwiesen, daß von den ersten, in verschiedenen Theilen des Römerreiches sestgegründeten christlichen Gemein¬ den zur weiteren Verbreitung der evangelischen Lehre nach allen benachbarten Landtheilen schnell und zahl¬ reich G l a u b e n s p r ed i g e r ausgegangen seyen. In den Beysätzen zu den Synodalakten der Kirchenver¬ sammlung zu Mantua im Jahre 827 zur Berichtigung der a g ir i l e j e n sisch e n Metropolitanstreitigkeitcn wird die glei¬ che Erscheinung von den ersten Vorstehern und Lehrern der Christengemeinde zu Aguileja behauptet: Ilegrossus (Iloma) Hermagoras aä urbem ^tzuilojam, ücclesiW süss mocksrationom composuit, et Leniores (8acer6otes) et lwvitas orckinavit. Lt postkao sä Civitatemler- gestinam kreslr^terum et Oiaconum äirs- xit, et per alias eivitates similiter l^acie- bat. a) Das uralte Aemona stand dem völkerwogenden Aquileja so nahe, und mit demselben in unmittelbarer Straßenverbindung. In der zweyten Hälfte des vierten Jahr¬ hunderts finden wir daselbst einen bischöflichen Sitz und alle christlichen Institute festgegründet, b) Im mittelnori¬ schen Dravethale bestand ein Bischofssitz und eine ganze Stadtgemeinde als Christen in der berühmten celtisch - römi¬ schen Stadt laurnia oder Tiburnia. c) Auch das Dra- vethal stand mit Aqui le ja in naher und direkter Heer- straßenverbindung. Wir werden es bey einer anderen Gele¬ genheit ganz überzeugend darthun, daß die glückliche Macht der Franken im sechsten Jahrhundert sich weit über Vin- delicien und Rhätien ins Ufer- und Mittel no- ») Os Kubel,. Oisreit. I'. I. p. 88. -- b) kioleti. ^ek, Lonerl. 7°. It. p. 1164. tlAbelb. Sacer. r. V. x. 227. — e) LuAipji. in Vil. Z, Leveriai. Leot. XXIk. -»»» Z5 rikllm her ausgebreitet , und dieselben Landtheile ihrer Herr¬ schaft unterwürfig gehalten habe. Um die Mitte des sechsten Jahrhunderts, unter dem Papst Vigilius, entstand in der abendländischen Christenheit ein heftiger Streit über die berüchtigten drey Kapitel, in welchem sich die Bischöfe von Aqu i l e j a, Istrien, Venetien und Rhät i e n vom römischen Stuhle trennten. Um die Vereinigung wieder zu bewirken, sprach Gregor der Große im Jahre 590 die vermittelnde Hülfe des byzantinischen Kaisers Mauritius an. Allein, an eben diesen Kaiser hatte sich auch der Aglayer- patriarch mit allen ihm unterwürfigen Bichöfen gewendet, und in ihrem Schreiben an den byzantinischen Hof auch Ge¬ legenheit genommen, über das Mißgeschick bittere Klage zu erheben, daß durch die Ausdehnung der fränkischen Macht überhaupt, und besonders über R hat ien und das Mit¬ te lnorikum herein, auch die fränkische Kirchen¬ gewalt sich ausgebreitet, und drey zum Aglayer Pa¬ triarchate gehörige Hauptkirchen davon gewaltsam abge¬ rissen habe. Die Bischöfe beklagten: 8i conturkatio ista reinota non luerit, si Husni vestro Imperio constituta. (^uocl ante annos jana tieri coeperat, et in trileus lileclesiks nostri con- cilii, iä est V e c o n i e n s i, liburniensi et Augu¬ stana, t-alliaruin episcopi c o n s t i tu era nt La¬ es rckot es. klt nisi eiusckem tune clivee mcmorise ckustinisni krincipis jussions corninotio partium nostrarum remota iuisset, pro nostris ini^uitatilruL pene omnes eccle- sias all -Vljuilejensem L/nockuin pertinen- res, OaHiarum 8acsr6otes pervasserunl. s) Um die Mitte des achten Jahrhunderts wurde durch die von den Bischöfen zu Salzburg ausgesendeten Glaubensprediger das durch Huni varen und Slaven fast gänzlich auS- getilgte und unterdrückte Christenthum im alten Mittel no¬ ri ko und im oberen Pannonien wieder eingeführet und neu belebet. Als aber mit diesen neuen verdienstvollen Schöpfungen die Salzburgerbischöfe auch das mit denselben un¬ mittelbar zusammenhängende Recht benützten, und ihre Spren- gelsgewalt so weit auSdehnen wollten, als ihre Glaubenspre- digcr gekommen waren; entbrannte schnell zwischen demAglayer- patriarchen Ursus, und zwischen Arno, dem großen salz- burgischen Erzbischöfe, ein heftiger Streit, und zwar um nichts Geringeres, als: welchem Kirchensprengel, jenem uralten zu Aquileja, oder dem neuen zu Salzburg, das weite große Kärnthnerreich, die krovincia Larantaua (im urkundlich hi¬ storischen Sinne des Mittelalters) zugehöre? Aquileja wollte seine kirchlichen Urrechte auf jenen großen Landtheil mit allem Nachdruck geltend machen, weßwegen sich UrsuS zum urkundlichen Beweise erboth, daß die seiner Zeit zur krovincia (üarantana gehörigen Städte schon vor dem Ueber- zuge der Longobarden nach Italien zum Aglayersprengel gehöret hätten: Ursus katriarcda anticzuarn se autdo- riatsm Kaders asseredat. Lt czuoä temzrore, anteouarn. Italia a I^onzodarstis ckuisset invasa, z>sr L^noäalia gesta, ^use tune ad ^ntecessoridus suis ^czuilegiensis ecclesice Uectoridus agedantur, ostenäi xsssst, praS'- äictaeLarantariiae krovinciae civitatss ast <;u i l s g ia in esse sudjectas. Gegen diese Behaup¬ tung konnte der salzburgische Arno kaum ein halbes Jahr¬ hundert zurückweisen: ^truo vero Lznscopus asseredat, ss Kaders autdoritatem kontiliculii sanctre Howanae Lesle- ») k. call». Xunal. Lccte,. 6-rnl. 7°. xiee, 2acliariss, Ltspsiani, alcjuo kauli, Quorum precsp- iis et oonürmationibus prsesticta krovincia tempore L.n- tecesrorum suorum sä stuvaviensis eeclesise Oiocesin kuisset astjuncta. a) Karl der Große aber, mehr auf die in der Gegenwart durch den Eifer der Salzburgerbischöfe, vorzüglich Arnos, erschaffenen politisch - religiösen Vorthei¬ le, als auf Aquileja's Urrechte und rechtmäßigen Ansprüche sehend, endigte den Streit durch die Entscheidung, daß künf¬ tighin die Drau die Gränze zwischen den Sprengeln von Aquileja und Salzburg seyn und bleiben sollte. AuS diesen wichtigen Streitigkeiten und ihren Gründen nun erhellet sehr sichtbar, daß die Kirche von Aquileja im hohen christ¬ lichen Alterthume schon ihre Sprengelsgewalt über die Alpen und weit herauf ins alte Mittelno- ri k u m g e d e h n et, ja daß sie im Mittelalter urkundliche Gründe gehabt habe, das ganze alte M i t t e ln o ri kum, oder das ganze große Ikegnum Laranlanum als zum Aglayer- sprengel gehörig anzusprechen. Zu solchen Ansprüchen aber gehörten wichtige und ehrwürdige Gründe, ja ganz vorzüglich der Beweis, daß alle mittelnorischen Christenge¬ meinden d urch G laub e n s p r ed ig e r aus dem Mit¬ tel der Aquilejer Kirchengemeinde gestiftet, und fort und fort in kirchlichen Angelegenheiten besorgt worden, und daß sie der Mutterkirche zu Aglaja unterge¬ ben gewesen seyen, Zur gründlichen Darstellung dieser ihrer mutter kirchlichen Rechte mußten sich die Aglayer- Pakriarchen wohl tüchtig genug fühlen, weil sie sich sowohl bey der ersten als zweyten Rechtsstörung laut beklagten, den byzantinischen Kaisern und den fränkisch - deutschen Königen sich erboten, alle erforderlichen urkundlichen Be¬ weise ihres uralten Rechtes zu liefern. Durch die bey dem zweyten Streite vom Aglayer« Patriarchen angeführ- ») Iuvavia. Anhang, x. 61. VgllelU, iblck. I. V. x. Z6-—27. JZ ten Gründe werden uns die Ansprüche jener Kirche auf das ehe- mahliae alte Mi ttel n orikum erst recht klar, und klar wird uns der Sinn der merkwürdigen Worte eines alten Aguilejer» Diplomes (vom Jahre 824 circa) : Ilieutimarus ^cpiilejensis sivo I'orosuliensis l?atriarcba per üverarstum 6omitem — magnilicentiss nostiee anti^uas auctoritates osten- rlit, (juibus manilestissims comprobatur c^uocl ^c^ui- I e Z i e n s is c i v it a s ab i n i t i o Ii 6 e i cstbolicas per Italiam^ (^ermaniam, Venetiam, Istri- a m ue reZionem clisseminataeprincipatum in omni Istria katriarcba obtinuit cligni- tatis: ut per eversionsm suam ali^uamcliu ^cplilejensis ücclesia preeceplum iterum stuclio suorum prsesulum Ho- manorum^ue pontilicum lavore et Älajorum nostrorum (ü/ustovici II Imperator!«) auxilio reparaverit. 8i^ui6em cum coZentibus peccalis babitatorum suorum eaäsm civi- tas ^ttiles 8sevissimi IInZarorum rszis esset 'sam manibus traclita, — — — acciäit ut esusäem urkis kaulus ^n- tistes aä Insulam^ c^uee Orastum nuncupatur cum omni Lc- clesiee tbesauro conluzeret. Ilonoratus etiam Mestiolanensis ^rcknepiseopus eoäem motu Aaunenssm urbem expeterel et bsec sola luit occasio, <^ua promter longissimam ^^ui- lesensem vastationem 6efuncto kaulo kontillcs ipsius Orastensis ^ntistes katriarcbatus 6ignitatem assumpsisss coZnoscitur. Lt ns longum sit, sinZula proseiui, xlu- ribus xoslmoäum coneilüs äecretum, conlirmatumc^ue est, ut sicut lVleäiolanensis Lcclesia post reääitam paeem xristinam recuperaverat 6iKnilatem, et Aanuensis Lpisco- pus sub Alestiolansnsi in sullraganei orclinc mauserst: ita etiam ^cjuilejensis sive I'oroj'uliensis ^n- tistes k a tr i a re b a t u s more priscorum suo¬ rum sibi vinäicaret au ct o r ita te m. a) Daher «) vgbsUi. Hst, Laer. r. V. p. chg. »4»» HA erkläret sich sehr leicht die weite Ausdehnung des istrien- sischen Patriarchates, Istria katriarclia, nicht so sehr vom zweyten Nahmen des D o n au f lu sse s, Istsr^ sondern vom Nachbarslande Aquilejas, welches zu Römerzeiten kein eigenes Gebieth mehr hatte, von Istrien, Istrin vorzugsweise genannt; weßwegen auch manchmahl Istria durch das Synonymum Venetia erkläret wird. Das alte rhä tische Bisthum Geben wird daher noch in den Urkunden des Mittelalters als in kvovineia Istriee sen Ve- notise gelegen, und der Bischof derselben Stadt als ein Bi¬ schof Istrionsium kroviriciarum angegeben. So werden im Briefe des h. Mauritius an Papst Gregor den Großen im Jahr Z91 die Lpnscopl I 8 t ri s n s i um krovinciarum genannt, unter welchem auch Jngenuin, der Bischof von Sabiona war; und im Antwortschreiben desselben Pabstes im Jahre 592 werden dieselben Bischöfe genannt: Lpiscopi Istviss ssuVenotiarum. Noch im Jahre 1049 heißt es in den Akten des Coneiliums zu Rheims: veluncw va- MS50 <^ui in civitste Lrixenorum^ Vin- cia Istrias est^ luerat Üpi8eo^>u8! s) Wir ersehen aus diesen Angaben überzeugend, woher eigentlich die weite Aus¬ dehnung des istriensischen Patriarchates genommen worden sey, und daß, wenn auch ein alter Topograph aus der agilolfingischen Zeit daS ehemahlige Vindelicie n, oder das zweyte Rhätien, das Boioarien, koizeria^ zu seiner Zeit Istria nennet, und den Grund dieser Be¬ nennung, Ister, Ounodia beygefügt, — dennoch die weite Ausdehnung des Kirchensprengels von Aqui le ja bis an die Donau noch bey Weitem nicht mit hinlänglichem Grunde daraus dürfe geschloffen werden, b) Auf all diesen Gründen mag nun die Behauptung im Allgemeinen ganz ,) Ueioli. Lruull. gabion. 1°. I. p. 345. Kor. 32.— d)8«ro. I'er. lAe». Lnecäot. I. k. l. x. 417. go sicher ruhen, daß von Aquileja aus in die Land- thcile über den n o ri sch - j u l i sch e n Alpen, in das Mitte l n ori kum und in die rhä tischen Land¬ striche die ersten Glaube nsverk findiger gekom¬ men s ey e n, und daß somit Aquileja die Mut¬ terkirche des alten Mittel norik ums sey. Daß aber aus diesen angeführten Gründen weder eine genaue Zeit¬ bestimmung, wann das Christenthum zuerst in den Gegenden des M i t t e l n o rik u m s sey gegründet worden, noch eine bestimmte geographische Ausdehnung des uralten Metropoliten- sprengels von Aquileja könne erhärtet werden, wird von selbst ein Jeder einsehen. Daß sich diese alten Sprengelsgrän- zen weit ins M i t t e l n o r i k u m und ins Rhä t i e n erstre¬ cket haben, ist aus den Gründen und dem Gegenstände der obigen Streitigkeiten gewiß; daß aber Aquileja über das ganze alte Norikum seine Ansprüche jemahls habe gel¬ tend machen wollen, aus so wichtigen Gründen, wie der Pa¬ triarch Ursus wider den salzburgischen Arno gethan hat, lesen wir durchaus nirgend im ganzen Alterthume; und ausschließend werden die Aquilejer Sprengelsmarken im Mittelno riko eben bey jener Streitigkeit schon dadurch näher hinab ins no rische Berg land gewiesen, weil der Aglayer - Patriarch auf den bischöflichen Stuhl zu Salzburg, als seiner Mutterkirche unterwor, fen, nicht den geringsten Anspruch that. Dazu kommt nun auch noch erklärend der Anspruch der Patriarchen von Aquileja auf die Kirche zu lurriia im mittelnori- schen Drauthale, und die Bestimmung Karls des Gro¬ ßen, daß die Drave die Schcidungslinie zwischen Salzburg und Aquileja machen solle; welchem zu Folge die Ansprüche der letzteren Kirche auf Sprengelsausdehnung doch weit über die Drau hinauf sich erstrecket haben müssen. Eben so wenig genau lassen sich aus obgedachten Gründen die Aquilejer Spren- gelsgränzen im ersten und zweyten Nhätien bestim- 44» 0 61 men, und den angeführten urkundliche»'Stellen des Mittel: alters von den Lpiscopi^ Istrisnsium krovinciarum zu Folge kann man nur noch den bischöflichen Sitz von Sab io na, welcher nachher nach Br ix en ist übertragen worden, ein- schließen, weil es unter den Historikern nicht entschieden ist, ob wohl die Lcclesia Augustana, von welcher im Schrei¬ ben der Aglayer-Bischöfe an den Kaiser Mauritius Mel¬ dung geschieht, wirklich einen bischöflichen Sitz in der vin- delizischen Stadt Vinclelicoruin Augusta, der 8plen- stissiirm komsnorum Colonia, zuverläßig bezeichne? Da es nun schon unmöglich ist, die uralten Aquilejer-Sprengels- gränzen geographisch-genau im Mittelnoriko und in Rhätien zu bestimmen: um so schwerer fällt diese Be¬ stimmung für die zum alten Ober pannonien gehörigen Landtheile. Nirgends in alten gediegenen Geschichtsquellen ist eine daselbst gelegene Bischofsstadt, oder Christengemeinde genannt, mit dem bestimmten Beysatze, daß dieselbe zum Aquil e j e r - S p r e n g el, als zur w a h r e n M u t t er- kirche, gehöret habe, oder auf welche die Aglayer-Patriar¬ chen einmahl Ansprüche mit solchen Gründen, wie gegen Salzburg, gemacht hätten. Es ist demnach wohl sicherer, Pannonien von der allgemeinen Bestimmung, daß von Aquileja aus das Christenthum über die norisch-ju li¬ sch en Alpen sey verbreitet und daselbst festgegründet worden, ganz hinwegzulaffen. V. Vorgeblich apostolischer Ursprung derKir- che zu Laureacum, und der christlichen Re¬ ligion im Ufernoriko. Beweise dafür. Wir haben im Verlauf unserer Untersuchungen über die Gründung und Beschaffenheit der römischen Institutionen im 62 Noriko mehrfache Gelegenheit erhalten, der altce Iri¬ schen Stadt Laureacum am uferno rischen Do¬ nau limes Erwähnung zu thun. Daß Laureacum während der Römerzeit, und selbst im Zeitalter der »ori« schen Celten von größerer Wichtigkeit gewesen sey, da¬ für spricht schon seine Lage an der Donau nahe an der Mün¬ dung des Ennsstromes. Es war daselbst, ungewiß, ob vom Kaiser M. Aurelius? eine Nömercolonie eingeführet, und dieser Ort eigens zum Hauptposten einer Flotte im nahen Donauhafen ausersehen worden. Außer dem theodisischen Ge¬ setzcodex bey einem Gesetzesdatum im Jahre 341 s) thut bloß allein das anton in ische Reisebuch von Laure¬ acum Meldung, indem es den Stand der III. Legion bey diesem Orte anmerket, d) Der Biograph des h. Severinus beschreibt noch in der zweyten Hälfte des fünften Jahrhun¬ derts Laureakum als eine bedeutendere, mit festen Mauern umgebene Stadt. Indessen glauben wir doch, da weder Pli¬ nius noch Ptolomäus in ihren Verzeichnissen norischer Städte des Ortes Laureacum gedenken, daß diese Stadt in der früheren Römerzeit doch nie zu einer solchen hohen römisch-politischen Wichtigkeit, und nie zu einem sol¬ chen Umfange, zu einer solchen Gebäudepracht und Einwoh¬ nerzahl gelanget sey, wie Petovium, Celeia, V i- runum, Juvavum, Sabaria, Carnuntum und Vindobona. Zuverläßig sind die auS religiöser Hinsicht geschöpften und auf Laureacums politische Verhältnisse übertragenen Lobsprüche aller älteren vaterländischen Geschichts¬ forscher zu übertrieben; und wenn Laureacum von gar so großem Umfange und eine so völkerwogende Stadt gewesen wäre: so hätte gewiß, bey mehrfachen Anlässen in der rö¬ misch - i l l y r i sch en Zeitgeschichte, doch auch dieses wich- ») Coä. Illeoär». r. n. x, qss. — b) Lcllelluret. Lnügu. Lceler. r. H, x. tzgz. 63 Ligen Ortes öftere Erwähnung geschehen müssen. Es haben nun/ von der Idee der höchsten politischen Wichtigkeit Lorchs so ganz voll, die älteren vaterländischen Geschichtsforscher, Petz, Rader, Hansitz, Falkenstein, Holzner und alle ihre zahlreichen Nachbeter einstimmig behauptet, daß die Kirche und der bischöfliche Stuhl zu Lorch nicht nur zu den Zeiten der Apostel, sondern selbst von den Aposteln gegründet worden sey. s) Als Hauptgründe dieser Behauptung wurden vorzüglich angeführet: 1. Die Bullen einiger Päpste, des Papstes Symachus, welcher vom Jahre Christi 498 bis 514 den römischen Stuhl besaß; des Papstes Eugenius II. vom Jahre 826, Aga- pits II. vom Jahre 946, und Benedikt des VII. vom Jahre 974. 2. Die Martyrerakten des h. Marmilians. Z. Die Lebensgeschichte des h. Severinus von seinem Schüler Eugippus verfaßt. 4. Eine alte Steinschrift in der heutigen Stadt Enns in Oberösterreich. Wir glauben, daß hier der Ort sey, alle diese Gründe, und somit diese ganze Behauptung einer näheren Prüfung zu unterwerfen. Wir bemerken aber gleich im Voraus, daß in der vortreffli¬ chen Lebensbeschreibung des h. Severinus durchaus nichts vorkomme, woraus das apostolische Zeitalter und die Grün¬ dung der Kirche zu Lorch unmittelbar durch die Apostel selbst erwiesen werden könnte; und daß, da die ganze Lebens-und Leidensgeschichte, wie auch die vorgebliche erzbischöfliche Würde Les h- Marmilians ohnehin strenge geprüft werden muß, wir es bis auf diese Prüfung am gehörigen Orte selbst ver¬ spüren, über Len Werth und die Beweiskraft jener Worte zu s) kiron. ker. Script. Ker. ^u,tr. 1. I. vl,sert. IV. p. LXV. Uausir. 6erm. Lacr.r. I. x. 7. 10. Falkenstein Geschichte von Bayern Thl. I. Kap. VIII. x. 58. Ilotrner. Oisüerl. llistar. ve »tatu, kelig. Lkrist. iuter Lojos per priwa tzualuor Lee- «ula. Lap. II, V. p. 7. »»»» 1)4 »»»k urtheilen, welche in den Akten des h. MarmilianS die apostolische Gründung der Lorcherkirche beweisen sollten. Wir haben daher hier nur allein zmey jener Beweise für den apo¬ stolischen Ursprung der Kirche zu Lorch zu prüfen, und zwar: die Aussagen der vier obgedachten päpstli¬ chen Bullen, und L. den Bericht der in derSradt Enns bestehenden Steinschrift. Ueber die päpstlichen Bullen, welche den apostolischen Ursprung der Lorcherkirche beweisen sollen. ») Beweisende Aussagen dieser Bullen. Von dem Papst Symachus, welcher vom Jahre Chri¬ sti 498 bis Z14 den römischen Stuhl besaß, ist ein beyläusig um das Jahr 504 an Theodor, Erzbischof zu Lorch erlasse¬ nes Schreiben auf uns gekommen, in welchem demselben der lebenslängliche Gebrauch des Palliums zugesichert wird. Die¬ ses Schreiben lautet wörtlich, wie folgt: „Symachus von Gottes Gnaden Bischof des heiligen „apostolischen Stuhles, dem ehrwürdigsten und heiligsten „Bruder, Theodor, der lorchischen Kirche Erzbischöfe." „Da du das Pallium zur Zierde des priesterlichen Amtes „und zum Beweise der Einigkeit, welche die ganze Herde der „von Christo dem seligen Apostel Petrus anvertrauten Schafe „mit ihm ohne Zweifel hat, von dem apostolischen Stuhle, „wie es sich geziemte, begehret hast: so haben wir dir den „Gebrauch davon für die Tage deines Lebens, nach Art unse- „rer Vorfahrer (KIsjorum more), weil deine Kirche „von den nähmlichen Aposteln gestiftet wurde (czuoä utpols „sk> eisüem ^postolis lunüstee Lcclesise — libenter inssul- „simus), gerne verliehen, um zu zeigen, daß du der Lehr« „meister und Erzbischof bist (acl osten8en6um te Älagistrum „et ^rctnepiscopum), und deine heil. Kirche zu Lorch der „Metropolitansitz der Provinz von Pannonien seyn werde „luLM- -)4»v 6^ „(l'usm^ue sanctsin I-uuiwscensoin Lcclosium ?rovincisn» „l?annoni!»rum rsciem tora 2lstrop>olitanam). Deßwegen er- „mahnen wir dich, daß du das Pallium, welches wir dir aus „apostolischer Liebe bestimmt haben, fleißig nach der Gewohnheit „deinerKirche gebrauchest (tjuo uti stelzens secunstum inorein „Lcclesiss tu»), und zugleich wollen wir, daß du einsehest, wie „selbst die Kleidung (mit der du bey der seyerlichen Messe ge¬ lieret bist) das Zeichen des Kreuzes vorstellet, daß du auch „mit deinen Brüdern Mitleiden haben, und den Weltfreuden „gekreuziget werden sollest. Daher bitten wir dich, daß du, „wenn du von Außen mit einem solchen Ehrenzeichen ange- „than bist, von Innen mit deinem Gemürhe überlegest, daß „dieß mehr Last, als Ehre sey. Halte dein Herz unter Goc- „tes Leitung von dem Verlangen nach dieser Welt zurück, „und befleiße dich, der dir anvertrauten Regierung so nachzu- „kommen, daß du der erhaltenen Würde, zu deren Begleitung „du erhoben bist, sowohl durch die Frömmigkeit der Sitte»/ „als durch die theilnehmende Sorgfalt und Haltung der voll- „kommensten Trene entsprechest, damit du selbst von Gort, „dem Belohnet alles Guten, die Gnade der Segnung und „das ewige Leben zu erlangen verdienest!« n) In einem Schreiben, welches Papst Eugen ius II. «m das Jahr 826 an die Bischöfe und Vornehmsten der H u n- nen oder Avaren, und der Mährer erlassen hatte (I)u- eiknrs et optiinatiüus, exereitiflusczue fielst« Iluuinae, guse et Ovaria sticitur, et Älornvise), wird über den passauer Bi¬ schof Urolf Folgendes gelesen: „Dieser hat eine neue Kirche „in eueren Gegenden katholisch zu regieren übernommen, in „welchen auch seine Vorfahrer zu Zeiten der Romer und „Gepider, wie man mit Zuverlässigkeit liest, über sieben bi¬ schöfliche Sprengel das Metropolitanrecht ausgeübet haben „(In rznikur etinin c^uonstarn Hoinnnorum huoczue 6epi- s) Rinnr. l. x. 7 — 8 II. 5 s---»-» 66 „cksrumkfus setato, ut o lootione certum 65t, in 5vptcin „Lpiscoporum parocliias, ^ntecessores sui, juro Dlotro- „politsno olrtinuorunt Dicoaosim). Wir haben ihn euch „von dieser heiligen römischen Mutterkirche als Vorsteher über- „schicket, und haben ihm und seinen Nachfolgern in vorge- „nannten Gegenden vom Hunnenland, welches auch Avaria heißc, „wie auch in Mähren (in preeistis rogionibus Hunniee, czuse „etOvaria appellstur, ssä et lVIorsviee), und den Provinzen „von Pannonien oder Mosten (l?rovineisrum czuoczuo ksu- „nonisr, sive Aloesise) unsere apostolische Stelle, den Kir- „chensprengel und die Gewalt seiner Vorfahrer, nähmlich der „Erzbischöfe der heiligen Kirche zu Lorch, das Kirchenrecht „auszuüben, kraft der Kirchengesetze anvertrauet. Wir haben „auch überdieß seiner Heiligkeit das Pallium nach der alten „Gewohnheit gegeben, welches wir ihm so verliehen haben, „wie es unsere Vorfahrer 'seinen Vorfahrern verliehen, indem „nähmlich die Privilegien ungeschmälert belassen wurden." s) Im Jahre 946 erließ Papst Agapitus II. ein Schrei¬ ben an Gerard, Bischof von Passau, in welchem erden langen Streit zwischen der Kirche von Salzburg und Passau schlichtete, Pannonien zwischen beyden Kirchenhirten theilte, und jenem von Passau noch dazu die Gegenden der Avarer, Mährer und Slaven einräumte mit der Macht, in jenen Gegenden zu predigen, Bischöfe zu weihen, und Alles mit apostolischer Gewalt anzuordnen. In dieser Bulle liest man folgende merkwürdige Stelle: „Deine Bitten, die Privile¬ gien deiner Kirche zu erneuern und zu bestätigen, hat uns „der Abt Hadmar von Fulda überbracht. — Gleichwie wir in „den echten Privilegienschriften, die du uns zugeschickt hast, „lesen (sicut in privilogiis sutlisnticis sck nos usczus s tü „äiroctis logiirnis), eben so finden wir es auch in einigen „Exemplaren, die wegen dem Alter des Papieres sehr ah- s) K»«,», I. l p, --»--s 67 „genutzt sind, in dem Archive des h. PetruS (ita <;uo^ue „inventis czuibusÜLM exeinzilarikus 6Iiartss vestutate ast- „moclum sttritis in Vrckiivo 8« kelri reperirnus). Uns ist „bekannt, daß diese (die Kirchs zu Lorch) im Anfänge der „aufkeimenden Kirche, und in der grausamsten Verfolgung von „den Lehrern dieses Sitzes die Anfangsgründe des katholischen „Glaubens erhalten habe (Hane etiain in exorstio nascentis „lücclesiss et irnanissirna Llrristianorurn persecnlions, u „Ooctoribus istius sestis Oatliolicre 66ei novimus rusti- „rnenta xercezaisre), und daß sich die Gnade des Glaubens „von da durch die Hülfe der nachkommenden Prediger in die „Provinzen von Ober, und Unterpannonien ausgegofsen hat, „welchen beyden Provinzen, so wie ihren Bischöfen bis zu den „Zeiten der Hunnen nur der Erzbischof von der h. Kirche zu „Lorch vorstand (et exinüs a succscientibus xrseckicatoriüus „in superiori» atczus inkerioris kannonim provincias ejus „iiäei einanasss Zratiarn. (Zuidus etiain cluabus kiovin- „ciis, illarurnc^ue kontilicidus, usizue aä temxora Iluno- „vuin non alius czuain sanctee Danrescensis prrekuit Vr- „ckiiepiscopus: Quorum darbarica teritas non solurn proe- „stictarn I^aursacensein Livitatem, verum etiam in circui- „tu a6jacsntes regiones clepopnlavit atgue kunckirus cleso- „lavit. Inäs «zuickein contigit^ nt Lcziscopi üac nccessitale „cornpulsi seäe illa cleserta at^ue alio translats, sinnil „eliam ^rcllispiscopalein ipsius seclis elesererent üono- „rem). Dieses bezeuget die alte Geschichte des h. Archives „(lisec teslatur annosa rnemorialis sacri scrinii Iiistoria) !" a) Papst Agapitus bestätiget hierauf die ihm vorgelegten paffauischen Privilegienbriefe (et krivilegia nodis transnns- sa rnanu prozrria munimus et coroboraruus), und erhebt den Stuhl von Passau zum Metropolitansitze über jenen zu Salzburg (Vice L. ketri sbsolvimus et arckiiepiscoparnus) —- __ ü " ,) r. I. x. 197, und dieß alles (proter enmritani nnti. 21Z — 2t4. - k) In den vortreffliche» Beytragen zur Geschichte des Lande« ob der EnnS. Lhl. H. x. 76 — 86. 70 Weisheit »ach de» fürchterlichsten Stürmen wieder Ruhe und Schutz gefunden hat. Während dieser Zeit muß sich die Kir- chengcwalt eines Metropoliten von Lorch in der Mitte des 1l fe r n o r i k u m s nothwendig auch über diesen Theil der ganzen norischen Provinz erstrecket haben. Sollte un¬ ter der k?ioviiicia I^annorsiaruin hier auch Noriku m ver¬ standen werdend wenigstens das M itt e l n o riku m d — Später wissen wir zuverlässig, daß der Nähme Panno¬ nien auch über das österreichische Land unter der Enns aus- gedehnet worden sey! Es wäre daher in diesem Briefe deS Papstes Symachus das erste Abzeichen einer solchen N a h m e n s a u s d e h ii u ii g. — Indessen ist uns aber doch kein absoluter Entscheidungsgrund ersichtlich, obgedachtes Schrei¬ ben des Papstes Symachus für gänzlich unecht und unter¬ schoben anerkeiineii zu müssen. Es handelt von der Verlei¬ hung des Palliums in sehr früher Zeit! — Allein schon Papst Gregor der Große deutet in seinem Briefe an Virgilius, arelateusischen Bischof in Gallien, dem er gleichfalls das Pallium verlieh, auf das sehr hohe Alter- thum dieser kirchlichen Auszeichnung, mit den Worten: «zuock in oxi^tolis tuig juxta antirzunm nrororn nsurn paliii postulasti. a) — Wir halten dem¬ nach jenes Schreiben mit dem gelehrte» Winter um so mehr für echt, als wichtige innere Gründe, Harmonie des Inhaltes mit dem Geiste des Zeitalters und den Sitten der römischen Kirche, dafür sprechen. — Ueber die aus den anderen päpstlichen Briefen ausgehobenen Stellen und ihre historische Beweiskraft aber müssen wir ganz vorzüglich fol¬ gende Bemerkungen hersctze». Nachdem durch die Siege K. Karls deS Großen über die Hunivar en alles Land unter der Donau, zwi¬ schen der Enns und Raab, und ein großer Theil des obe- r) Da NI,, kr-we. I. I. p. 890, »>»» 71 re n Pannoniens erobert worden war (Jahr 790 — 800), trug jener große Fürst seinem Lieblinge, dem verdienstvollen Erzbischof zu Salzburg, Arno, die geistliche Obhuth jener Landstriche, die Einführung und Befestigung deS Christen- thumeS in denselben auf. Die vom alten Lorch nach Passau schon fast seit einem Jahrhundert übersiedelten Bischöfe, der alten Merropolitanrcchte ihrer Kirche sich wohl bewußt, fühl¬ ten sich durch die Erhebung Salzburgs, durch Zugabe so aus¬ gedehnter, und nach ihrer Ueberzeugung ehemahls zur Lor- cher Metropolitane gehörigen Ländercyen dermaßen gekrankt, daß sie auf der Stelle (Jahr 801) ihre alten Sprengelsrechte wider Salzburg in Anspruch nahmen. So lange jedoch der große Karl und Arno, sein würdiger Liebling, lebten, waren alle ihre Bemühungen völlig vergeblich. Der hart¬ näckige, vom Erzbischöfe Arno entsetzte Passauerbischof Urolph aber machte nach dessen Tode (821) den Streik in Rom selbst zur endlichen Entscheidung anhängig, auftre¬ tend mit allen, die Rechte der alten Lorch erkirche urkundlich erweisenden, geschichtlichen Bele¬ gen, die er immer aufzubringen vermochte. Da aber auch Salzburg seine Sache eben so eifrig verfocht: so sahen sich die Päpste um alle für die alten Metropolitanrechte Lorchs sprechenden geschichtlichen Belege im Archive des h. Peters um. Der Streit sür Lorch ward also durch geschichtliche alte Dokumente geführt, und auf deren überzeugende Aus¬ sagen wurden die gefällten päpstlichen Urtheile gegründet. Dieß erhellet offen aus den wiederhohltcn Angaben der päpstlichen Briefe. Im Briefe des Papstes Eugens II. (824 — 826) wird auf ältere Dokumente, als auf Beweiscsgrund, zurückgemiesen: lät e lactiono c ort uni est! Vom Bischof Gerard zu Passau wurden, zur Vertheidigung des hohen Alterthumes der Lorcher - Metro¬ politane, alte, authentische Urkunden: ?iivilegiu suüwntics, dem Papste Agapit II. (946) zugesendet. ->«»» 72 Aker auch zu Rom im Archive St. Peters fand man über¬ einstimmende, sehr alte, und deßwegen sehr abge¬ brauchte Membranen: invantis czuibuscksin exempls- ribus Oüsrtse vetuststs särnockrim sttritis in ^rcüivo 8. kelri,— welche zu Gunsten der Lorcherkirche sprachen: Rsec teststur snnoss mernorislis sscri scrinii Historis! — Papst Benedikt VII. beruft sich gleichfalls in seinem Schrei¬ ben (v. I. 974) auf die ihm vorgelegten, sehr alten P a s sa n e r p r i v i l e g i e n: sxportsta snti^uissirns xri- vilegoruin testiinonis, welche von den Zeiten des Papstes Symachus ausdrückliche Erwähnung thaten; — ja er beruft sich auch auf die Leidensgeschichten der alten Märtyrer zu Lorch: ^uuntuin cks psssionibus dsstoruin iVlsrt^rurn colliger« possurnus! — Es lagen also Privilegienb riefe aus dem Archive zu Passau (vom alten Lorch her überbracht), alte Handschriften (bixslnplsris, Loüices) und Märtyrer akte n aus dem Archive St. Peters zu Rom, als verschiedene und überein¬ stimmende Dokumente aus zweyen weit von einan¬ der entlegenen Archiven, zu Passau und zu Rom, den Päpsten vor Augen. Diese schriftlichen Dokumente wurden fchon um das Jahr 946 aus dem gänzlich abgenutzten Schreibmaterials als sehr alt aner¬ kannt: Antihuissims krivilogis — üxemplsris (strsrtse vetuststa sttnts. Aus dem letzten Brief läßt sich entneh¬ men, daß unter den übrigen paffauischen Privilegien-Briefen auch das Schreiben des Papstes Symachus an Theo¬ dor von Lorch (Jahr ZO4 ciras) sich befunden habe. Je¬ doch, als ganz gewiß darf man dieß nicht behaupten; denn die Worte: privilegiorum testimonis, in «zuibus c o n ti n 6 I> s tu r, c^uock sststa kvntilicatus L. 8^mactli — prseksts 8. I-surasaensis Lcdesis üsbe- dstur ecclesis Mstropulis! — deuten nicht offen dar¬ auf jenes Schreiben; auch muß diese Nachricht nicht nur in »»»» 73 s einem, sondern in mehreren dem Papste vorgelegten Privi¬ legien - Briefen enthalten gewesen seyn, wie die Worte: krivilegioruin teslimonia, in ynibus con¬ ti n okat nr, bestimmt aussagen. Auf mehrere, da- mahls schon bestandenen, des Palliums und der Metropoli¬ tenwürde wegen, den alten Lorcher-Kirchenhirten ertheilten Privilegienbriefe deuten auch die Worte des Papstes Eugen II.: sicnt krueäeoessores n ostri, suis kraecle- ceLsorikus concessere. Es kann demnach hier nicht Erzbischof Theodor allein, folglich auch das päpstliche Schrei¬ ben nicht an ihn allein gemeint seyn. Eben dieser Papst weiß auch mit Zuverlässigkeit aus Dokumenten, ut e lectioue certurn ost, zu berichten, daß schon in den Rö¬ merzeiten der Metropolitane zu Lorch sieben andere Bischofs¬ kirchen untergeben gewesen mären. Aus mehreren schrift¬ lichen Dokumenten war also nicht nur die Hauptsache, Lorchs sehr alte Metropolitanwürde, überzeugend ersichtlich, sondern sie entnahmen daraus noch andere verschiedene und detaillirte geschichtliche Verhältnisse der Lorcherkirche in frühe¬ rer Zeit, was auf die V e r s chi e d e n h e it d e rUr k u n d e n selbst hinweiset, und was mit Hinsicht, daß sie aus zwey weit entlegenen Archiven genommen waren, die Annahme, sie hätten aus einem unterschobenen Briefe entstan¬ den seyn können, völlig unwahrscheinlich machet. Zu be¬ dauern ist es freylich sehr, daß keines von diesen obgedachten alten Dokumenten, weder nahmentlich bekannt, noch, so viel wir wissen, heut zu Tage mehr übrig ist; auf daß wir den geschichtlichen Werth derselbe» selbst strenge prüfen könnten. Geringe jedoch konnte er weder in den Augen der Paffauerbischöfe, welche damit vor Karl dem Großen und vor dem römischen Stuhle aufzutreten wagten, noch in der Meinung der Päpste gewesen seyn, welche so bestimmt sich zu Lorchs Gunsten erklärten: Lcclesisrn I^aureacen- seiu absolvimu, — (s Lalirdurßsnsi) et ^cniexiscopawus. Asstropolitanam suklimamus, rsinUironiramus! — Die Päpste haben die Privilegienbriefe und Geschichtsquellen, die Hauptgründe ihrer so positiven Urtheile/ auch wohl geprüft. Ließ machte schon die Wichtigkeit, die lange hartnäckige Dauer und die Hitze des Streites selbst nothwendig; dies; erweisen auch hinlänglich die auf g e naue P r ü fu n g, V er- gleichung und Unterscheidung hindeutenden Aus¬ drücke : ^iiti^uissima privilogia, ^utkronticrr kri- vilegia, ^rivilogiu voturlato diartao sckrnoänin attrila; dieß erweiset, daß die Päpste aus ihrem Archive selbst in den sehr alten Membranen nachforschten, daß sie die ihrigen mit jenen von Passau hergebrachten verglichen, besondere Umstände bemerkten, und auf ihre Uebereinstimmnng mit den Passauer - Urkunden aufmerksam machten; dieß beweiset endlich auch die bestimmte Ueberzeu» gungssprache: Ileec tostatur annosa memorialis sacri scri- nii kustoria! — 12 I^ecliono cortum ost! — Die Päpste haben also an den Prüfstein ihrer anerkannt sehr alten Dokumente aus St. Peters Archive die Lorcherurkun- den geprüfet, wobcy sie unmöglich, auch bey noch so weni¬ gem kritischen Geiste, den Betrug, oder allenfalls unterscho¬ bene Urkunden des PassauerarchiveS hätten verkennen können; weil bey der ungleich größeren wissenschaftlichen Bildung in Rom doch so viel Kenntniß des Alterthumcs, und Versicherung der Treue römischer Archivsdokumente (woselbst gewiß sehr viele hin¬ terlegte Abschriften alter, vor Jahrhunderten schon den Kir¬ chen-und Kirchenvorstehern ertheilten Privilegienbriefe vor¬ handen seyn mußten) mit allem Grunde vorausgesetzt werden kann, als nöthig war, das auffallend Abweichende, Wi¬ dersprechende und Verdächtige alsogleich zu erkennen. Wer wird den Zufall, oder das so fein angelegte Betrugsgewebe begreifen mögen, daß gerade alle diese unterschobenen (?) Do¬ kumente, in so entlegenen Archiven sich befindend, in der Hauptsache genau übereinstimmend, und an Alter doch sehr verschieden, seyen befunden worden? Die Bischöfe von Passau glaubten also, ihre alten Metropolitanrechte durch wahrhaft authentische Privilegien zu verthei- digen; und die Päpste hingegen waren überzeugt, ihre be¬ stimmten Urthcilssprüche, gestützt auf ihre wohl geprüf¬ ten sehr alten und übe reinst im menden Doku¬ mente aus St. Peters Archive mit vollem Rechte aus¬ sprechen zu können. WaS sie daraus von dem hohen Alterthume des Metropolitenstuhles zu Lorch ersahen, erkannten sie von der d a r i n b e st i m m t e n Zeit für richtig und gewiß. Wenn aber Papst Benedikt VII. es waget, aus dieser sicheren historischen Grundlage mit Hinsicht auf Martyrer- akten noch weiter mit dem Bestehen des Lorchcr- Bisthumes ins Altert Hum h i n a u f z u r ü ck e n: so gebraucht er n u r v o n der noch äl t e r e n Z e it, nicht aber von der zweifelhaften Treue seiner vor¬ liegenden alten Dokumente selbst, den schwanken¬ den Ausdruck: in Quantum Iain sxincls, ^uam cl a p assionistus steatorum Älarlyrum, hui illic plures in tempore psrsecutiouis pro stclo 6stristi variis tormsulis sunt muictali (hier spricht sich sein Glaube auf die Doku¬ mententreue bestimmt aus) colligsrepossumus, er omni st ns ecclssiarumkannoniaestaec anti- c^uitats et Vrestiepisoopii ckignitate esse primitivacreckitur. c) WaS nun aus jeder einzelnen Stelle erschlossen werden könne mit Z u v e r l L' ßi g keit? — Ob apostoli¬ scher Ursprung der Lorcherkirche? Wir glauben, durch das Gesagte die geschichtliche Auk- torität obgedachter Stellen, so weit eS in unseren Kräften gelegen, hinlänglich gerechtfcrtiget zu haben. Nun eilen wir das gewisse Resultat für das hohe Alterrhum des Christenthu. mes im Mittclnoriko und Pannonien, vorzüglich 4»»» 76 aber der Christengemeinde zu L o rch aus denselben darzule¬ gen. Gewöhnlich hat man aus diesen Beweisstelle» auf den apostolischen Ursprung der K ir ch e n g e m e i n d e n zu Lorch geschlossen; was aber keineswegs daraus kann erhärtet werden. Im christlichen Alterthum gab es Kirchenhirten., die den bloßen Titel eines Metropoliten führten/ ohne größere, als Bischofsgewalt, und mit Abhängigkeit von dem wahren Me¬ tropoliten (krirnatos p>oleslatis, krirnates avo, lVIetrozroiitsni litulares, und Lzüscopi izuiüus ex rnore vstusto iste Iionor exllibitus kuil). a) Das Schreiben des Papstes Symachtts erweiset, daß Theodor- zu Lorch zu Ende des fünften, und zu Anfang des sechsten Jahrhunderts ein Metropolit gewesen sey. Da nun auch ausdrücklich die Provinz für die Gewalt dieser Würde: krovincia kannoniarurn! angegeben ist, und Papst Eugen II. im Jahre 826 diese Metropolitengewalt des Lorcherbischofs urkundlich bestimmt über sieben Bi¬ schofssitze ausdehnet; so läßt sich daraus zuverlaßig schließen: Theodor zu Lorch war ein M ach tm e r ro p o lit, krimas kowstatis, über das Ufernorikum und über pannoni- sche Landtheile. Der gelehrte Winter dehnet diese Macht des L o r ch e r - M e t r o p o l i t e n über das g a n z e römi¬ sche Pannonien aus, b)— wobey man jedoch auf große Schwierigkeiten stößt. Es ist aber aus dem Ausdrucke: krovin- cise kannoniaruin eben noch nicht mit Gewißheit ersichtlich, ob gerade das ganze obere und das ganze untere Pannonien gemeint seye; selbst aus den bestimmteren Worten des Papstes Agapit II.: axincke u succackontibus proeckicatoribus in supsrioris alczue inkerioris kannoniao provincias ajusckoin licksi sinanasss Zra-> tiam: rzniüus etiarn ckuaüus krovinciis illlaruraezus kon- tilicikus usc^ue ack lampora Hunorum non alius, c;narn ») Kurz Beyträge zur Geschichte des Landes ob der Eans, in. 2hl. p. 92. — K) Winter. >bi. »»»s 79 den päpstlichen Briefen, noch aus anderen geschichtlichen An¬ deutungen möglich. Aber die auffallenden Worte im Schreiben des Papstes Symachus: g-uoä (kallium) utpoto ab oisclenr ^postolis sunäataö Lcclosiae inajarurn moi^s libonler inüulsiinus — setzen den Ursprung des Christenthu- mes zu Lorch doch wohl in das apostolische Zeit¬ alter hinauf? — Diese Stelle: utpoto ab eis ei um ^xostolis sunäatm Lcclesiss! läßt offenbar eine doppelte Auslegung zu. Die eine im engen Sin¬ ne, daß die heiligen Apostelfürsten, Peter und Paul selbst, zu Lorch die Lehre Jesu geprediget und gegründet hätten, — erweiset zu viel, und zwar um so mehr bey allem Mangel anderer gediegener und gleichlautender Quellnachrich¬ ten; die andere, daß nicht durch jene Apostel selbst, sondern nur mittelbar, durch ihre Jünger, oder auch durch die Jünger Der Jünger zu Lorch eine Christengemein¬ de gestiftet worden sey, — erweiset für den apostolischen Ursprung zu wenig. ») Aber auch abgesehen von all Diesem, so sind jene Worte nichts als gewöhnliche Kanzleysp rache, und in einem sehr weiten Sinne zu verstehen, in wie ferne nähmlich von den Aposteln die Lehre Christi in alle Welt ausgegangen ist, und in dieser Hinsicht alle Kirchen, als von den Aposteln gestiftet angesehen und angepriesen werden können. Denn gerade die nähmlichen Wor¬ te werden auch in dem Briefe des PapsteS Eugen II. vom 13- Nov. 824, in welchem dem Erzbischof Adelram zu Salzburg das Pallium verliehen wird, gelesen: viebus vitse tuse pullii usum — poposcisti; (c^nocl) — utpo- te ub eisstom ^postolis funüstse ecclesin: nrsjorum mors libenter inüulsimus! b) Nun ist es aber noch Niemand eingefallen, die Gründung der Kirche zu ») Winter, ibiäem. x. SS — eo. — b) Zuvavia. Anhang, x. so. —»» 30 °»— Salzburg den heiligen Aposteln, P e tr u S und P a u l u s, zu Folge der Worte dieses Documentes zuzuschreiben. ü) Ob die anderen päpstlichen Briefe auf den apo¬ stolischen Ursprung der Lorcherkirche Hin¬ tz e u t en ? Aber auch aus den Beweisstellen der übrigen päpstlichen Briefe kann der apostolische Ursprung der Lorcherkirche nicht erhärtet werden. Man darf nur jede einzelne der oben an- gefühten Stellen naher betrachten, so wird es gewiß Jedem auffallend ersichtlich, daß kein Wort derselben den apostoli¬ schen Ursprung der Lorcherkirche erweise. Der Brief des Papstes Benedikt VII. (I. 974) sagt nur, Lorch habe man, zu Folge alter Zeugnisse, zu Zeiten Papstes S p m a- chus für eine Metropolitane gehalten! Von dieser ihm gewissen Wahrheit schließet er, mit Hülfe einiger Martyrerakten noch weiter, und vermuthet, Lorch möge in Rücksicht des Alters sowohl ihrer Entstehung, als erzbischöf¬ lichen Würde in Pannonien die erste seyn. Von ei¬ nem gewissen Ursprünge im apostolischen Zeitalter wird nicht «in Wort gemeldet. Im Schreiben des Papstes Agapit II. ist nur die Rede, daß Lorch vor Alters eine Metropolitane gewesen sey; und nur dafür, nicht aber für ihren apostoli¬ schen Ursprung, wird sich auf die sehr alten Urkunden im Ar¬ chive des h. Peters berufen. Der sehr ansprechende Ausdruck, daß Lorch im Anfänge des aufkeimenden ChristenthumS und von den Lehrern jenes Sitzes (Rom.) die Anfangsgründe der christlichen Lehre erhalten habe, — ist nur als eine all¬ gemeine und unbestimmte Kanzeleysprache zu nehmen. Sie deutel auch gewiß nicht auf eine apostolische Gründung hin; denn sonst würden, bey der gewissen Ueberzeugung und Wichtigkeit des Gegenstandes, die Nahmen der nach Lorch gekommenen Apostel, oder wenigstens jene ihrer Jün¬ ger angegeben worden seyn. Endlich sinder sich auch in dem Brie« 81 Briefe Eugens II. nicht die geringste bestimmtere Andeu¬ tung des apostolischen Ursprungs der Lorcherkirche. -) Was sonst noch aus den päpstlichen Briefen für die Lorcherkirche geschlossen werden könne? Wenn nun auch der apostolische Ursprung auS kei¬ nem der obigen Briefe erwiesen werden kann: so erhellet demungeachtet mit großer Zuverläßigkeit aus allen Beweis¬ stellen derselben ein viel höheres Alterthum der Lorcher¬ kirche vor dem Ende des fünften Jahrhundertes, in welchem sie nähmlich schon bestimmt als Metropolitane auftritt. Wie hoch mag aber der Ursprung der Metropolitanwürde zuver¬ lässig hinaufgeschoben werden, um das noch höhere Alterthum der Lorcherkirche naher bestimmen zu können? Daß auS dem Ausdrucke des Papstes Symachus: Pallium mors msjorum insiulrimus, höchstens auf ein en, schwerlich aber auf mehrere Vorfahr er Theodors in der Metropolitanwürde zu Lorch könne geschloffen werden, — haben wir schon oben bemerkt. Den gewissesten Zeitpunkt dieser Würde der Lorcherkirchenhirten setzen wir einmahl auf das Jahr 498, in welchem Papst Symachus die Schlüs¬ sel St. Peters erhalten hatte. Noch nähere Zeitbestimmun¬ gen scheinen in einigen Angaben der päpstlichen Briefe zu liegen. Im Schreiben Eugens II. wird gesagt: in ^ni- bu8 stiam ^nonstzm Uomanorum rjiioc^ns Osjstüarumgus l-etsts, ut s Isctions certum est, in sektam Üpissaporum karocklias ^ntscessorss sui fürs iVIsIropolilano oütinue- rant stioecesim. Nachdem versichert wird, von Lorch aus wäre in der ersten Christenheit und zur Zeit der grausamsten Verfolgungen die Lehre Jesu ins obere und untere Pannoien verbreitet worden, — sagt Papst A g a p it II. in seinem Briefe weiter: l^uibus etiam stuskus krovinciis, illsrumHus kontistcibus, usc^us acl Uunorunr tsrnpora non alius, ssnstee I-sureacensis ^vLluit ^rcstis^is- II. 6 82 copus. (Quorum ftarftarica leriias non solurn ^rsllictam eivitslsm I^sursacsnsern, verum etiom in cirsuiku ncljil- centes regiones ftspo^iulavit atczue lunftitus ckssolavit. Inste «zuistem contigit, ut L^iscopi ftae neeessilats com- ^ulsi, ssste illn Resorts atczus alio translata, simul etiam ^rcftis^iscopalem ipsiug sestis stesererent kionorem. s) Wann die Metropolitanwürde der Lorcherbischöfe auf- gehört habe, sehen wir hieraus klar; nicht so deutlich aber erhellet, weder auS der zweyten, noch aus der ersten Aus¬ sage, der Zeitpunkt, in welchem die L o r ch e r k i r ch e vor dem Bischof Theodor schon zuverlässig eine Metropoli¬ tane gewesen ist. Was unter dem Uomanorum Oe^ista- i-uinhue staks zu verstehen sey, ist sehr unbestimmt. Man weiß hier nicht, ob die Herrschaft der Römer und Ge- Piden (in Pannonien, auch im Ufernoriko wahr¬ scheinlich?) auf einander folgend, oder neben ein¬ ander gemeint sey! Unter den Gepiden sind sehr wahr¬ scheinlich nicht eigentliche Gepiden allein, — viel¬ mehr alle vielen anderen Barbarenscharen, welche über den römischen Limes cingebrochen waren, zu verstehen. Vor den Einbrüchen des Attila war die Rümerherrschaft im west¬ lichen großen Jllyriko, wozu Pannonien und Norik um gehörten, nicht vertilgt worden. Unter dem a^etas Qezsistarum ist also im Sinne des Papstes Eugen II. zuverläßig nur die Zeit der großen Barbaren¬ züge, seit dem Einbrüche Attilas zu verstehen. Da nun aber Eugen ausdrücklich auch das Bestehen der Lor- cherkirche, als Metropolitane, in die Zeit der Römerherr¬ schaft setzet: Uomanorum letate : so dürfen wir mit Grun¬ de die Metropolitanwürde der L o r ch e r b i sch ö fe in die er¬ ste Hälfte des fünften Jahrhunderts setzen, und demnach dem korch ischen Erzbischöfe Theodor etwa zwey oder ») »ünsir. r. I. x, ig7 ZA drey Vorfahrer in gleicher Würde geben. Um ein noch hö¬ heres Zeitalter für die lorchische Metropolitanwürde zu erhärten, dürfte man vielleicht wohl auch auf die uralte Kir¬ chenobservanz und auf bestimmte Concilienaussprüche einige Rücksicht nehmen. Die apostolischen Cauonen bergen folgen¬ de Aufforderung: Lpiscopos gentium singulsruin scire cori- vonit, czuis inter cos primus Irabeatur, czucm v e- !ut caput existimont! — Das Coneilium zu Nicäa 325 geboth: Vt iirmitss corum, lzuss gcruutur, per unam- «zusmczue krovinciam fVIstropolitana trikustur e p i s- copo. Und noch bedeutender sprach das Coneilium zu An¬ tiochia im Jahre 341: ker singulas regiones episcapos convenit nasse, Metropolitanum lüpiscopum solieituciinem totius kroviucise gerere, et nikil praeter eum cmteros üpiscopos agere, secuuckum anti- lzuam a katridus nostris regulmn constitutum, u) Diesen Abzeichen zufolge könnte man vielleicht die Metropolitenwür¬ de der Lorcherbischöfe in die zweyte Hälfte des vierten Jahr¬ hunderts hinaufsetzen; weiter damit hinaufzurücken ist nicht rathsam, weil die ganze Behauptung sodann ohne Grund wäre, und nur immer unwahrscheinlicher würde, — wie schon vor uns der gelehrte Chorherr, Franz Kurz, bemerket hat. Gänzlich unmöglich ist es demnach auch, das Jahr zu bestimmen, wann die Bischöfe zu Lorch die Mecropoliten- würde, den krimatum kotestatis, erhalten haben. — Wir sagten oben: man könne mit Grunde die Lorch erkirche schon in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts als eine Metropolitane erkennen. Auf diesem sicheren Grunde stehend können wir nun zuverläßig auf den viel früheren Bestand eines gewöhnlichen bischöflichen Sitzes zu Laureacum schließen, und zwar bis in die Milte des dritten Jahrhun¬ derts hinauf. Die Worte in dem Briefe des Papstes Aga- 6 * 2) Lcliellstrsre. Xnligu. Locles. I, H, p. 253 — 261. 84 pit II.: Im Anfänge der 'a u f k e i m e n d e n Kirche hat Lorch von den Lehrern jenes Stuhles (zu Rom) die Verkündigung des Glaubens erhal¬ ten, — bezeichnen offenbar eine frühere, wenn auch nicht apostolische Gründung. Nimmt man zu diesen Worten noch den Beysatz : u n d während der grau¬ sam st e n C h r i ff e n v e r f o l g u n g ! — so weisen uns diese Zeitbestimmungen offenbar hinauf in die Mitte des drit¬ ten Jahrhunderts, von dem frühesten Anfang deS Chriffenthumes außer Palästina, und doch noch vor die grausame d i o k l e r i a n i sch e Verfolgung, in welcher auch im großen Jllyriko sehr viel Martyrerblnt vergossen worden ist; und dieß um so mebr, da wir um jene Zeit im ganzen oberen Pannonien das Christenthum ausgebreitet und an mehrere bischöfliche Sitze festgebunden finden, wie wir weiter unten darthun werden. Mit K. Con¬ stantin' aber hat nicht nur die grausamste, sondern es ha¬ ben gar alle sogenannten Verfolgungen ein Ende gehabt. Daß aber damahls zu Lorch auch schon ein Bischofssitz be¬ standen habe, ist aus dem Ansehen jener Stadt, einer blü¬ henden Romercolonie, und daraus mit höchster Wahr¬ scheinlichkeit zu oermuthen, weil Lorch eine lehrende Mutterkirche, und sodann eine Metropolitane gewesen ist. Nur das hohe Alter eines bischöflichen Stuhles, und besondere Verdienste um die weitere Verbreitung und Befestigung des ChristenthumsS haben nach der alten Kir¬ chenobservanz gewissen Kirchen besondere Verehrung und aus¬ zeichnende Würde vor andern verschaffet, wobey auch die po¬ litische Wichtigkeit gewisser Städte bestimmenden Einfluß ge¬ habt hat. Der L o r ch e r k i rche verschaffte aber beydeS die Metropolitenwürde, wie schon Papst Agapit in seinem Schreiben zu erkennen gab. s) ->) »Lnslr, r. I. x. 10 — 11. Winter, idiäem. x. 45 — 47. ->>»» L. Ueber die alke Steinschrift zu En »s/ aus welcher der apostolische Ursprung der Lor¬ ch erkirche erwiesen werden soll. Der zweyte Hauptbeweis sür den apostolischen Ursprung der Christengemeinde in der usernorischen Stadt Lorch wird durch eine an dem Uhrthurmd in der heutigen Stadt Enns in Oberösterreich stehende Aufschrift geführt. Diese In¬ schrift ist folgende: -^szücis sxiguain, nsc msgni nonrinis urbem, l^uarrr tninsn Wtsrnus curat, amatczue Osus. ÜLS cis I-aursaco rslirzua sst: Iris Marcus in oris Cum Cuca Cüristi ciogma zmolsssus orat. a) Wenn diese Aussage auf dem Prüfsteine der historischen Kritik die Probe hält: so ist der apostolische Ursprung der Lorch erkirche entschieden; die Heiligen, Markus und Lukas haben sodann in Person das Ufernorikum bereiset (His in oris), und die christliche Hauptgemeinde des¬ selben Landstriches in der elastischen Stadt Lorch gegrün¬ det ! Allein auf der Schale der historischen Kritik hat diese Steinschrift nicht die geringste beweisende Schwere für jenen Gegenstand, welchen sie erweisen soll. Schon der gelehrte Benediktiner des österreichischen Stiftes Mölk, Hierony¬ mus Pez, hat diesem inschriftlichen Steine alles historisch beweisende Ansehen abgesprochen. b>) Allein da sowohl Han¬ sih, als auch Gelehrte der neueren Zeit immer noch die Be- weiseskraft dieser Steinschrift geltend zu machen getrachtet haben: müssen wir doch die Hauptgründe kurz berühren, welche diesen Stein aus der Reihe geschichtlicher Quelldocu- mente ausstoßen. Für die apostolische Gründung der Lor¬ ch erkirche, und daß gerade die nahmentlichen Evangelisten Markus und Lukas im ttfernoriko und beson- 2) ?e/.. M.isvrt. IV. 66. Han-rir. ikicl. 15. Falkenstein, j?. 5H. idlcl. 67. r»»s 86 °*" derS z» Lorch die ersten das heilige Evangelium verkün¬ diget hatten, — beweiset dieser inschriftliche Stein durchaus nichts. Dieser Steinschrift, als Zeuginn für eine so alte und wichtige Thatsache, gebricht es an hinlänglichem Alter. Wir lernen sie erst im Jahre 1Z74 aus dem Berichte des Vinandus Pighius kennen; und wenn sie auch um einige Jahrhunderte älter ist, als die bezeichnete Zeit, so ist sie doch noch zu jung, um die Gewißheit einer so alten Thatsache zu beweisen. Sie aber in gar hohes Alter hinauf- rücken, erlaubt weder der innere Gehalt obgedachter Verse, weder die Form des Steines, »och jene der Jnschriftbuch- staben, wie schon vor uns der gelehrte Pez behauptet hat. Ferners ist der Urheber dieses Denksteines und seiner Inschrift gänzlich unbekannt. Es können folglich seine nothwendigen Eigenschaften eines gediegenen geschichtlichen Zeugens nicht geprüft werden; und somit fällt daS Ansehen des Verfassers derselben doppelt, weil auch das Monument selbst durchaus keine inneren Kennzeichen der Wahrheit, wohl aber deS Ge- gentheiles enthält. Endlich wird diese steininschriftliche An¬ gabe durch andere Nachrichten von St. Markus und LukaS nicht bestätiget. Für eine Glaubensverkündigung durch den h. Markus im Ufernoriko, und besonders zu Lorch, spricht durchaus keine andere alte quellhistorische Nachricht. Daß der h. Lukas in das norische Hochland der Alpen und an die Ufer der we stillyrisch en Donau gekommen sey, hat man bisher geglaubt, würde durch folgende Angabe deS Kirchenvaters Epiphanias bestätiget: „Diesem (dem h. Lukas) „hat er (der h. PauluS) das Evangelium zu predigen aufge- „tragen, und er hat dieß in Dalmatien, Gallien, Ita¬ lien und Mazedonien gethan; dec Anfang aber war in Gallien ») Der gelehrte Hansitz vor» s) LxixliLn. Rsere,. I. I. L. II- II. 11. Läit. colon. x. 51. -r»»s 87 züglich hat sich bemühet, die beweisende Kraft dieser Angabe darzustellen. 2) Allein vergeblich. Es ist zwar nicht zu läug- nen, daß die oberhalb der südlichen Alpen, und besonders die an Pannonien angränzenden Landtheile im höheren Alterthume auch Gallien genannt wurden; weil die Be¬ wohner derselben zu beiden Seiten der Donau, in den her¬ zynischen Waldgegenden, in Rhätien, Norik um und Pannonien größtentheils ein gewanderte Celten, Gallier, Gall er gewesen sind. Es gab ferners ein ei¬ gentliches Gallien, 6-aIIia transalpine, und ein cis- alpinisches Gallien, Oallia cisalpina togata (Oberita¬ lien); ein 6laIIia superior, und ein Oallia inferior. Es meldet aber auch keine gediegene Geschichtsquclle, daß der h. Lukas im eigentlichen Gallien jemahlS die gött¬ liche Lehre Jesu Christi geprediget habe, und die vaterlän¬ disch-gallischen Historiker selbst machen auch nicht den h. LukaS zu ihrem Glaubensapostel. Allein auS allen diesen Gründen folgt doch noch keineswegs, daß obgedachtes Gallien deS h. EpiphaniuS schon zuverlässig unser Norikum sey! Und wenn dieses auch konnte erhärtet werden, so ist dadurch doch noch nicht erwiesen, daß der h.Lukas nach Lorch gekom¬ men, und daselbst der erste Gründer einer Glaubensgemeinde geworden sey. Die Aussage des in geschichtlicher Hinsicht sehr verdächtigen Relators, Epiphanius, läßt nun einmahl ver¬ schiedene Auslegungen zu; sie hat von gelehrten Männern wirklich auch verschiedene Auslegungen erhalten, und ist dem¬ nach kein haltbarer Beweis für die Anwesenheit des h. L u k a S als ersten Verkündigers des heiligen Evangeliums im Nori ko. Diesem zu Folge wird also die Aussage der in der heutigen Stadc Enns in Oberösterreich sich seit mehr denn drei Jahr¬ hunderten befindende» Steinschrift durch keine alter« Quell- ») Iksmrir. idili, 14 — 15. 88 Nachricht bestätiget. Nach dieser gedrängten Darstellung fallen also beyde Hauptbewcise, welche man bisher vorgebracht hat, um die apostolische Gründung der Lorcherkirche und des Christenthums im llf e r n o ri k o zu erhärten, gänzlich weg. a) VI. Andere ältere Meinungen über «die ersten Glaubensprcdiger im Noriko. Ob die HH. Syrus und Juvcntknus zuerst das Evan¬ gelium im Noriko geprcdiget hatten? So bestimmt und ansprechend auch die Aussage der ob¬ gedachten Steinschrift über die ersten Glaubensverkündiger im Noriko ist: so hat es doch viele der unkritischen vaterländi¬ schen Historiker gegeben, welche noch andere Glaubensverkun« diger im Noriko und besonders zu Lorch als die ersten nahmentlich anzuführcn wußten und vertheidigten. Einige, wie Hund, Velser, Rader, Adlzreiter, Lambeck und Andere schrieben die erste Gründung der Lorcherkirche einem gewissen Lau¬ rentius zu, der jedoch von dem im Jahre 253 unter dem K. Dezius gemarterten Leviten Laurentius verschie¬ den gewesen seyn soll. Andere behaupten, der eben gedachte Laurentius mir noch zwey anderen Gehülfen, den Bi¬ schöfen von Pavia, Syrus und Eventius (oder Ju¬ den tius), hätten die ersten im Noriko, und besonders zu Lorch das Evangelium geprediget. Wieder andere schrei¬ ben die Ehre dieses Apostelamtes dem Syrus allein zu. Bernhard der Noriker endlich versicherte, die HH. Hermagoras und FortunatuS hatten im Noriko und zu Lorch die ersten Christengemeinden gestiftet. Wir ») Winter, Einleitung zur Beleuchtung der österreichisch - baieri- schen Kirchengeschichte. Thl. I. p. 6t — 8». AH se-<(- sind weit entfernt, die nichtigen Gründe aller dieser grund¬ losen Fabeln bis ins kleinste zu verfolgen und zu widerlegen. Wir halten für genug gethan, wenn wir die Urtheile des prüfenden, gelehrten Benediktiners Pez, anführen. Ueber die erste Behauptung schreibt er: Valsum omnino ess« juckicsmus, I-surentium ali^uem primum Norici ^posto- kum et Lkiriztisnse kckei spuck Lsurescenses Ooctorem exstitisss, — (et) kiunc I-surentium esse purum putum recentioris setatis ügmentum! Von der Angabe des Ber¬ nardus des Norikers urtheilet Pez, wie folgt: Verum prselsrc^usm czuoä kioc kkernarckus conjiciei>6o xotius c^uam säürmansto ckicst et narret, sltum preterea cle Norico (88. Hermsgorss et I'orlunsti) Apostolatu si- lentium spuck omnes, cjuotquot cle üclei Lkirislianse spuck 1-aurescenses initiis sgunt, auctores tsm antic^uiores c^uam recsntiores, czuoruw etsi plori^us s 8. Hermagors 8/- rum et üventium in kiss orss propagsturos Lkiristi 6oc- trinsm missos kuisse skkirment, ipsum tsmen Hermago- rsm eockem contukisse se nullidi memorise proäunt. Its- «zue et ssnctos Ilermsgoram et Vortunatum, ni solis et meris conjecturis ückere velimus, vslede jussos e numero priniorum Norici ^postolorum excluäemus. Der Mei¬ nung endlich, daß die HH. Syrus und Juventius die wahren no rischen Glaubensapostel seyen, stim¬ met der gelehrte Pez selbst bey: Lui postremss senten- tise eo minus incnti subscrikumus, czuo kscilius es, c^uss licke ckigniors vetera monuments cks primis Lkiristisnse kickei spuck I-surescenses initiis trsclickerunt, tisc rstione crecki et inter se concilisri passunt. a) Wirklich sprechen auch für diese Meinung sowohl einige ältere schriftliche Nach¬ richten, als auch die Tradition; und das Ansehen eines so ») Siehe über Alles ?er. ibiä. Di„ert. IV. x>. 65 — 7«. vorsichtigen Prüfers vaterländischer Geschichten, wie Pez war, ist zu groß, als daß wir hier nicht auf diese Behaup¬ tung und ihre Gründe etwas umständlicher Ricksicht nehmen und darthun sollten, daß auch das no rische Apostelamt der gedachten zwey heiligen Männer, Syrus und Eventius, auf keinen erprobten historischen Quellnach¬ richten beruhe. In der Nachricht, welche der hochge¬ lehrte Ughelli von dem h. Syrus, Bischof von Ticino, gibt, erzählet er Folgendes: Non solum kapim iclolols» triam extinxit, reck eanclom preeckications inkectatus est in alüs Italiee civitatibus: tum ^^ulejae Ilermagorce auxilio suit, LrixiD, Verones, Dauckis kompoire, lor- tonoe, Dasteu, Oenuse, plcriscjuu alliis locis «loctrina se^uc ac miraculis clarus barbaram impietatem alklixit. L x Italia trajecil in ^ustriam, Daureaci- c>ue verbum (lbristi äisseminavit. krimum sacrum Veroneu socit, ibicksmizus ckemortuum bominem revocavit a<1 vitam. lortonss Llartianum attribuit kree- sulsm, l^uom in ckisciplina «zuonckam babuerat. (lum^ue licinonsem scclesiam sunäassot, ackministrassatljue per czuin^uaZinta annos, re^uievit in Domino ckis 9. msnsis Decembri« , anno ab instaurata saluts 96. sepultusczus esl in ücclesia sanctorum Oorvasii et krotasü, unäs postsa post ssptinZentos annos suit translatus in catbe- ckralem, conckitus^ue ante masus altare inter columnas. a) Seine Nachrichten von den ticinensischen Bischöfen hat der gelehrte Ughelli gewöhnlich aus den Dyptichen jener Kirche genommen. Wie alt aber diese Dyptichen selbst waren, sagt jener Gelehrte nirgend; und es ist auch gar nicht gewiß, ob er wohl diese unter den übrigen Nachrichten über den h. Syrus so sonderbar und völlig fremd stehende Angabe auch -) r-r. idiä. p. 70—71. ll-uuü-.. ikiä. x. 16. 4>->» 9^ aus jenen alten Dyptichen genommen hake? Wir können demnach diese historische Quelle nicht mehr prüfen; und wir dürfen, da eben nicht gar viel innere Wahrscheinlichkeit für eine Reise des h. Syrus bis an den norischen Donau- limeS herauf neben seinen übrigen apostolischen Arbeiten in Italien spricht, auf diese Nachricht Ughellis kein Gewicht legen. Allein, die apostolische Reise des h. Syrus ins Norikum herauf wird doch durch die Aussagen anderer älterer Nachrichten bestätiget. Ein ungenannter Biograph deS h. Rapertus erzählet zu Anfang des XIII"" Jahrhun¬ derts Folgendes: Degilur enim czuock post glorioram Domini nostri ckesu Odrisli ascensionem missis in ordern tcrrarum Lpostolis, alüsljuc 6liristi ckiscipulis rrä prwcki- canckum Lvangelium Der L. Alsrcus Lvangclists, a sanc- tissiino Apostola kctro magistro suo ^rzuilegiam nrissus est, ^ui sua proeäicatione ^guilejcnses ack knlcm convertit, udi Hermagoras, 6ivis ^guilcjcnsis vir 60c- tissimu» üpiscopus creatur. Ilie L^rurn kapiensem Lpiscopum äiscipulum suum intirno loco liclem Oliristi 6cnuncianäo 6 o st i n a vit, cujus äoctrina Daurcaconsium civitas kick em ortdockoxam recepit, et seckem Äletr opolitanam rneruit da de re, in g,ua per vices seckerunt Lutderius ^rcdie- piscopus et (Quirinus illurtris kdilippi renio- ris kili us, luit. t^uo ex bello victoria prseter spem, vel potius Dei bsneücio leliciter conseguuta est promteres, <^uoä Ho¬ mani, guum essent in preelio at^ue in maximum pericu- lum venissent, mirabiliter sane ac äivinitus conservati sunt, <^uum enim interclussi a t^uacbs in locis opor- tunis, conkerti xugnarent iortiter, atczus interim barbari üillerrent praelium, sperantes, eos calore et siti peritu- ros, guos circum occupatis iocis omnibus sic conclu- ssrant (erant enim multo plures) ut ar^uain babere nul- lo paeto posrent. (^uumrjue Romani in tantas clillicul- iates incurrissent, ut morbo, vulneribus, ar6ore solis ac siti vexarsntur, nec ob eas res xugnare xossent, aut g) Lrioo. Ariosi. Loder. ^6. H.nn. 45. Itro. H, — d) Adraer. ibiäem. x. 12, «»s HH ,<-» As) philin mit den Ercerpten auS Dio Cassius sort: ^rlstit Vio, Homanus^ r^uum primum pluvia culi erst , omnes suspexisse in cseluin, eamc^ue in ora recepisre; cleincls scutis galeis^ue subjectis, inrle sorbisse largiter erzuisrjus 36 biben6um clestisse. (^uumczue barbari in ipsos imps- turn sacerent^ eos simul bibisse st pugnasse; complurescpie saucios sanguinem insusum in Zaleos 8iinul cum aczua absorbuisse, Ili propterea gravia clamna accepissent urgentibus bostibus^ czuoä magna ex parte in biben6o erant occupati nisi vebemens gransto^ complurac>us sulmina in bostes cecistissent. Itac^ue vistere licebat in eostem loco ac^uam ignemc^ue sirnul us iiiarn Osrrnanicarn sitirn , (üirristianorunr lorts rnilitum prccationibus irnpetrato imbri ciiscussarn contestatur. — 8icut non paiarn ab ejusrnocli borninibus pWnani ciirno- vit, ita siio rnoclo palarn ciispsrsit, acijscta etiain accu- satoribus 6arnnations, et cjui^sm cieteriors. c) Zn der Kirchengeschichte des Eusebius lesen wir: Igitur Antoniu, tsrnporibus czuibus Irsec gesta rsssruntur, Marcurn i^urc- iiurn sratrein ejus Lresarcra beiia inserrsntsin Oermani» ac Larrnatis, traciunt lüstorirs^ cuna siti ejus periciitars- tur sxercitus^ Lsstuantsm et Hussrentcun, cjuici facto opus esset, rcpsrisss in legione czuaciarn nniites tüiirisiauos : s) claciäign. ve VI. Lonsu!. Nonor. x. 147. — k) caxitoliri, tn Lt. ^ursl. 128 — 129. Eben so auch der Redner Themisttus, jedoch mit stärkeren Versicherungen, kescd. Itnnot. Lokion. L. I x. 28 — 29. — c) Lerlutt. i» ctxoto- getico. La;,. V, II. 7 98 s «-k-c- czuibus, 8i'cnt ct nostris rno8 ert^ llcxis genikus olise- crantibu8, LxsucHsse Oeuin 8upplicatione8 corum ot 8w- Lito contra omninrn 8psm Iarzi88iinis imk>ribu8 ' prosom cxcrcitu8 ezuistcoa psriclilanti8 , pro u8 crobris et cselitus prolap8i8 izni- Ku8 cisuZato8. (^uost sactuio rebertur czuiäem et ak> kri- storicis Acntiliurn: sest cjuost oostrorum ist orationibns impetraturn sit, non resertur: czuippe spost czuos etiairr rniracula, Imperator« sulmineam. lertnllianus vero Marci Impo- ratori8 epistola8 etism nunc iiaberi äicit^ rjuidus cle Iiis spertius in6icatur. s) — Aus allen diesen alten Angaben erhellet nun vor Allem, daß die erzählte sonderbare Begeben¬ heit sowohl von den Heiden selbst, als auch von den Chri¬ sten für außerordentlich und völlig wunderhaft sey gehalten worden. Die Heiden schrieben das gähe entstandene, für die Römer so wohlthätige, für die Barbaren aber so verderbliche Ungewitter den hohen Verdiensten Marc Aurels, seinem Ge- hethe, wohl auch der Dazwischenkunft besonderer Zauberkün¬ ste des ägyptischen Magers Arnuphis, zu. Die Christen aber lassen jene außerordentliche Begebenheit ganz und gar eine Folge des kräftigen Gebethes der im M. Aurels Heere zahlreich sich befindenden christlichen Soldaten seyn; und zwar von Seite M. Aurels in solcher Überzeu¬ gung , daß er den ganzen Vorfall an den römischen Senat mit großem Lobe seiner christlichen Soldaten berichtet, und alsogleich das Verbot!) gegeben haben soll, die Christen fer- g) LiLsed. kiist. Lccl. L, V. cap. V. Keselr. Lsbion. I. I l>. 23. 99 nershin zu verfolgen. In diesem Betrachte nun hängt dieß vorgeb¬ liche Wunderder donnernden Legion mit der norischen Kirchengeschichte nothwendig zusammen. Dieser Vorfall mußte auf Nori k u m offenbar einwirken; indem er, wie der gelehrte Hansih ganz richtig bemerkt, fast im Angesichte derKirchevon Lorch v o r g e f a ll e n wäre, a) Der Ruf davon hatte sich wohl noch viel weiter, als nach N o rikum, verbreitet, und sogar den Lucius, König derBritten,bewogen, zurFah- n e C h r i st i z u schwören, dann Szepter und Krone zuverlassen, nach Rhätien zu kommen, und da das Evangelium zu predigen. IHMarc Aurels zahl¬ reiches Heer stand durch viele Jahre am norisch-panno- nischen Donaulimes, mit allen vereinten Barbaren deS großen Germaniens im schwersten und blutigsten Kampfe be¬ griffen. Wenn eine ganze Legion desselben aus lauter Christen bestanden hatte, ja zerstreuet wohl noch mehrere christliche Hceressoldaten dabey gewesen sind: so läßt sich auch von diesen für die Gründung und Ausbreitung des Christen- thums im N o r i.k o und im oberen Pannonien ge¬ wiß sehr vieles Erwarten. Es mußte endlich auch M. Au¬ rels Verboth, die Christen ferner zu verfolgen, im No» rikum gerade in diesem Zeitpunkte für das Aufkommen der christlichen Lehre von den wohlthätigsten Folgen gewesen seyn. — Allein, alle diese Schlüsse geschehen umsonst; weil es der Vorgabe, das Gebeth der christlichen Soldaten allein hätte jenes außerordentliche, den Römern heilsame, den Qua- den aber völlig verderbliche Ungewitter von Gott erflehet, an allem k r itisch - e r p r o bt e n g esch i chtl i ch e m G r u n d e mangelt. Abgesehen von dem, daß das ganze vorgebliche Wunder durch eine sich von selbst darbiethende Erklärung in den Kreis gewöhnlicher Naturerscheinungen kann herabgezoaen 7 * llLnslr. rkiä. I. I. x. 18. — d) Nolrner. ikiä. x. 17. -»»s 100 werden; beruhet die Erzählung der Christen auf keinen hin¬ länglichen Geschichtsquellen. Eusebius weiß für diese Ge¬ schichte, nach der Sage der Christen, keinen älteren Gewährsmann, als d e n T e rtulli a n, welchem er noch den Griechen Apollinaris beyfüget. Allein, Tertullians Bericht gibt die ganze Sage von dem so wirksamen Gebethe der christliche» Soldaten im Heere M. Aurels durchaus nicht für eine geschichtlich ausgemachte Wahrheit aus; denn er setzt das bedenkliche I^orta, Vielleicht, hinzu; und mächtig wird dieser, die ganze Sache in Zweifel stellende Ausdruck bestätiget und unterstützt durch die im Jahre 177, gerade nach Vollendung des zweyten markomannischen Krie¬ ges, in welchem Marc Aurels wunderbarer Sieg über die O.uaden vorgefallen war, von diesem Kaiser unteruosti- mene Verfolgung der Christen. Hätte Tertullian seine Sage für absolut gewisse Geschichte ausgegeben, so würde sie mit dieser Verfolgung im geradesten Widerspruche stehen; um so mehr, weil Tertullian selbst aus diesem Ereignisse M. Aurels schonendereS Benehmen gegen die Christen herlei¬ tet. Dazu kommt endlich auch noch das Entscheidendste, daß nähmlich bas rühmliche Zeugniß, welches der Kaiser M. Aurel seinen christlichen Soldaten bey dem römischen Se¬ nate gegeben haben soll, offenbare Merkmahle der Unterschie¬ bung trägt, a) Was nun aber die Aussage des griechischen ») Rescli. ^nnal. s.-rdian. 1. I. x. zo. Not, ZZ. Für das soge¬ nannte Wunder der donnernden Legion würde noch am meisten sprechen die Nachricht eines sehr alten Schriftstellers: Zeinei xertinaciter exercitrr coniliZada» (Ll. Aurelius) in 6otlrorunr re^ioae; et o^presso pinvi» äivinituz rnissn e»t; cum s contrario kermanos et Larmatss xerre^neretur imker, llliri- »Usni, militikuz kortiter Aeprecautibus all extingueiulam Litnn rllornnr Iioo kuit preestitum. — Lanis. Lection. anti- r. II. x. I, p. 177 —17g, Allein, man kann durchaus nicht mehr unterscheiden, was der spätere Aüsschreiber aus I o 1 Apollinaris, ans welche sich Eusebius beruft, betrifft: so grün¬ dete sie die Wahrheit jener wunderbaren Begebenheit darauf, daß jene durch ihr Gebeth wunderwirkende christliche Solda- tenlegion eben von dem vom Himmel erflehten und für die Feinde der Römer so verderblichen Ungewitter den Beynah- men: Iwgio IHiirinotrix, erhalten habe. Sehr natürlich wird hier vorausgesetzt, daß die von den Römern genannte Iwgio I'ulminslrix diese marc-aurelische Christen¬ legion gewesen sey; denn sonst hätte sie müssen von einer anderen, eben so genannten Legion noch durch einen beson¬ deren Beysatz unterschieden worden seyn. Nun lesen wir nirgend in den römischen Alten, daß es zwey Iwgiones mit dem Beynahmen lbftsiminatrices gegeben habe. Dio Cassius aber meldet noch dazu mit gewöhnlicher Bestimmtheit, daß schon unter dem Kaiser Augustus die zwölfte Legion in Kappadocien den auszeichnenden Beynahmen, I^ulminntrix, getragen habe. — Die Zeugnisse beyder von Eusebius angeführten alteren Ge¬ währsmänner sind also durchaus keine kritisch erprob¬ ten und glaubwürdigen G e sch i ch t s g u e l le n; an¬ dere Quellnachrichten aber führt jener Kirchenhistoriker keine an: also gilt auch seine Aussage sür nicht mehr, als jene seiner Gewährsmänner, und sie wird noch mehr dadurch unter alle, das Wunder der donnernden Christenlegion mit Gewiß- diesem ungenannten alten Schriftsteller selbst genommen, und was er aus anderen Schriften hinzugesetzt habe. Auch ist das Zeitalter dieses Schriftstellers auf keine Weise mehr genau zu bestimmen. Zur Zeit des Kaisers Alex. Severus hat er wohl gewiß nicht gelebt, wie Canisius angab; denn damahls würde er wohl nicht die besprochene Begebenheit: i-> Lotlloruin re- xlonkni — versetzt' haben. Diese Bestimmung verräth nicht undeutlich ein viel spateres Zeitalter, was sodann dieser Nachricht das vorzügliche Gewicht einer gediegenen Quelle sehr benimmt. »»s 102 heit erzählenden Geschichtsquellen herabgedrückt/ weil Euse¬ bius selbst auch von der Sache, als nur von einer Sage, keiner gewissen Historie, spricht; denn er schreibt nur: die Sage gehet, und Jeder¬ mann mag davon glauben, was er will! Es stehet folglich das Wunder der donnernden Legion nach der Christensage durchaus auf keinem kritisch ge¬ wissen geschichtlichen Grunde; und darum sind auch alle daraus bisher auf das n o ri s che Christenthum gemachten Schlüffe grundlos und vergeblich. Wir dürfen uns demnach über den letzten Grund, welcher für die Wahrheit des Wun¬ ders der donnernden Christenlegion angeführt wird, ganz kurz fassen. Das Gebilde auf der herrlichen anton inischen Säule zu Rom, welches Marc Aurels wunderbaren Sieg vorstellet, zeigt vorzugsweise einen Mann mit ausgespannten Armen und einem langen Barte, der sich in Regen auflöset. Er schleudert unaufhörlich Blitze herab, wodurch das Kriegs¬ herr auf der einen Seite erschreckt und in die Flucht gejagt wird, während ein zweytes dasselbe Verfolger. Jeder My- kholog erkennet daran leicht den Jupiter kluvius, welchem man also auf einem öffentlichen Monumente den Tribut des Dankes für die erlangte Wohlthat zollen wollte, — folglich gerade die Bestättigung des allgemeinen Römerglaubeirs, wie ihn Dio Cassius und Capitolinus ausgesprochen haben, a) -) Alten Sagen zu Folge soll die sogenannte Kapelle auf der Herde , bey Lanzendorf, zwey Stunden südlich von Wien ge¬ legen, das älteste Gotteshaus in Untcrösterreich sepn. Diese alten Sagen findet man auch an den Aussenwänden jener Kapelle in Gemählden ausgedrückt. Ein Gemählde nähmlich stellt den h. Lukas vor, wie er gerade auf jenem Platze, von Dalmatien nach Italien reisend, um das Jahr 70 de» Mar¬ komannen das Evangelium verkündiget. >— Auf dem zwepten Gemählde zeigt sich der Kaiser Marc Aurel,, wie er auf die¬ sem Platze den Markomannen und Quaden ein Treffen lie- »-»->-> 103 L) Lucius/ König der Britten/ angeblicher Apo¬ stel von Rhätien, Vindelicien und Norikum. Man erzählt/ der Ruf vom Wunder der donnernden Christenlegion habe sich sehr schnell und sehr weit / sogar bis zu den Ohren des Lucius/ Königs der Britten/ verbrei¬ tet/ und daß dieser König dadurch den Entschluß gefaßt habe/ ein Christ zu werden. Auf sein Verlangen habe Papst Eleu¬ therius zwey Glaubensprediger, Fugatus und Dami¬ el nus nach Brittanien gesendet/ welche den König LuciuS sammt seinem Volke getauft hatten. Lucius habe hierauf Krone und Scepter abgelegt, und sey selbst als Glaubens¬ prediger nach Rhätien und in die ang ranzenden Provinzen gekommen. AuS der römischen Pstanzstadt koZinuin (Regensburg) habe er eine Pstanzstadt Christi ge¬ macht/ und hierauf auch zu Juvavum im Noriko das Christenthum gegründet. Endlich sey er nach Curia (Chur) in Rhätien gekommen/ daselbst Stifter der ersten Chri¬ stengemeinde geworden/ und als erster Bischof derselben ge¬ storben. Alle älteren Geschichtschreiber/ Aventin/ Welser, Bruner, Rader/ Hansiz, Falkenstein, Resch / Holzner, haben diese Legende für gewisse historische Wahrheit genommen, und sie stützen ihre Behauptungen vorzüglich auf daS Bre¬ vier von Chur, auf die Chronik von Mölk, auf das Diarium vom Priester Andreas von Regensburg und auf das römische M a r t y r e r v e r z e i ch n i si als auf hinreichende Geschichtsquellen. Allein alle diese vermeintlichen Dokumente halten die Feile der strengen Kritik nicht aus. Monumente/ tausend, anderthalbtausend, und noch mehrere Jahre von der zu bezeugenden Begebenheit abstehend, können fort, —- und das Wunder der donnernden Legion — >—? — Siehe kirchliche Topographie. Ilk. Band. i>. 245. —> 245 ») Ssbioir i I. p, 32 — 53. 104 ohne Beziehung auf hinreichende ältere Gewährs¬ männer keinen Glauben verdienen, und solche ältere Ge¬ währsmänner sucht man vergeblich in den drey erstgenannten Dokumenten. Das römische Matyrologium aber ist ohnehin die trübste, folglich untauglichste Geschichtsquelle. Es berufeu sich zwar einige dieser Schriftsteller, wie Hansiz, Resch, Holzner, im Grunde auch noch auf viel ältere historische Dokumente des Kirchenarchives zu Chur. Allein da keiner von ihnen das Alter, den Inhalt, den Werth, die Form, Len Styl dieser Urkunden beschreibt, noch ihre Verfasser an- gibt: so ist es nur zu gewiß, daß keiner derselben jemahls diese älteren Dokumente gesehen habe, und gar nicht zu Ge¬ sichte habe bekommen können; weil in Folge des Re¬ sultates eines Briefwechsels des alten Joachim Vadianus mit C o m a n d er, Pfarrer an der Domkirche zu Chur, gar kei¬ ne solchen mehr existirten. Und sollte auch dieses alles nicht hinreichend seyn, die Unzuverlässigkeit des ganzen no risch - rhäti s ch e n Apostelamtes des brittischen Königs Lucius dar- zuthun : so besieget endlich noch alle übrigen Zweifel der i n n e re Charakter der genannten Legendenquellen selbst. Denn sie stehen sämmtlich in den Nachrichten über die Person und das Apostelamt des Lucius und dessen besonder» Umstände in so grellem Widerstreite mit einander, daß sie sich selbst zerstö¬ ren; auch das Wahre, wenn etwas dazwischen gestreuet wäre, gänzlich verdunkeln, und dessen Sichtung bereits un¬ möglich machen, u) Winters Vorarbeiten. I. Thl. i>. 87 —115. 44» s 10L IX. Ausbreitung der christlichen Religion im dritten Jahrhundert. s) Was vom h. Maxmilian erzählet wird. Von denjenigen drey verschiedenen Heiligen und Mär¬ tyrern, welche wir unter dem Nahmen Maximilian ken¬ nen, ist jener, dessen Fest am 12. October gefeyert wird, für die n o r i sch- p a n n o n ische Kirchengeschichte vorzüglich merkwürdig. Folgendes wird von diesem Heiligen und Mär¬ tyrer erzählet. Maximilian wurde zu Celeia zwischen den Jah¬ ren 226 und 236 geboren. Im dreyzehnten Jahre seines Alters verlor er seinen Vater, und nach sechs Jahren darauf seine Mutter, worauf er seine Güter unter die Armen ver- theilte. Sein frommer Lebenswandel fiel den Bewohnern der Stadt Lorch so in die Augen, daß sie ihn schon beyläufig um das Jahr 257 zu ihrem Bischof erwählten. Er reiste als Bischof nach Rom, und wurde vom Papst Tystus be¬ stätiget. Nach seiner Zurückkunft sorgte er als ein guter Hirt für seinen ungemein großen Kirchensprengel, der von dem römischen Kaiser Philipp und seinem Sohne Qui¬ rinus ungeheure Güter bekommen hatte. Nlrch 27 Jahren besuchte er seine Vaterstadt Celeia, und sorgte für die .Ausbreitung des Evangeliums. Aber eben befand sich der römische Oberbefehlshaber Evilasius, oder EulasiuS dort, der auf Befehl des Kaisers Numerian die Christen hart verfolgte. Auch Maximilian sollte dem Krieges¬ gott Mars öffentlich im Tempel Weihrauch opfern; da er sich aber weigerte, diesen Befehl zu vollziehen: so wurde er außer der Stadt den 12. Oct. des Jahres 283 oder 284 ent¬ hauptet. Nach verschiedenen Schicksalen sind seine Gebeine nach »»»s 406 Passau gebracht/ und dort in der Domkirche beygesetzt wor¬ den. — Diese Erzählung gründet sich auf das römische Marty rerverzeichniß, auf die kurze Chronik der Erzbischöfe und Bischöfe von Lorch und Passau/ von einem ungenannten Verfasser/ auf die Chro¬ nik von eben diesen Bischöfe«/ angeblich von Bernard dem Noriker, und ganz besonders auf die Lebensbeschreibung oder die sogenannten Ak¬ ten des h. Maximilians von einem ungenannten Ver¬ fasser. Die Nachrichten dieser schriftlichen Dokumente vom h. Maximilian sind von allen alteren Geschichtsforschern für ausgemachte geschichtliche Wahrheit anerkannt, und be¬ sonders sind die Akten dieses Heiligen von ihrem gelehrten Herausgeber Pez für eine wohlerprobte und untrügliche Ge¬ schichtsquelle ausgegeben worden, s) Allein, alle diese ange¬ priesenen Dokumente, und am allerwenigsten die höchst ver¬ dächtigen Akten des h. Maximilians, halten die strenge Prüfung vor dem Richterstuhle der Kritik nicht aus, und sind als historische Zeugen gänzlich zu verwerfen. Von den Heyden Chroniken ist vor allem ihr Verfasser gänzlich unbe¬ kannt, dessen Eigenschaften als Zeugen also nicht geprüft werden können. Da aber innere Kennzeichen diese beyden Dokumente in das vierzehnte Jahrhundert herabrücken; und da, ungeachtet sie vorgeben, aus älteren Quellen geschöpft zu haben, die auffallendsten Jrrthümer in Hinsicht auf dis älteste Geschichte, die gänzliche Verwerflichkeit dieser trüben Quellen beurkunden: so ist es leicht ersichtlich, daß diese Heyden Chroniken in Hinsicht ihrer Angaben vom h. Ma¬ ximilian aus der Reihe echter und erprobter Geschichts- gnellen ausgestoßen werden müssen. K) Vom römischen Martyrerverzeichniffe, als einem historisch - kritischen Doku- a) t'er. Sci-ipr. ker. IV l. x. *9—22. — d) Ker lb!ä x. 1 — cvl. 8. i>. 1296 — col. 1310. 4)» V 107 mente, kann auch hier nicht die Rede seyn; desto mehr aber muß von den höchst verdächtigen Akten des h. Maximi¬ lian gesagt werden. Die weitläufige Biographie dieses hei¬ ligen Märtyrers hat zuerst der gelehrte und fleißige Samm¬ ler älterer Dokumente für Oesterreichs Geschichte, Hiero¬ nymus Pez, nach Vergleichung der verschiedenen Hand¬ schriften der Klöster Mariazell, Lambach, Mondsee, St. Pe¬ ter und Vormbach, von denen jedoch keine älter ist, als auS dem fünfzehnten Jahrhundert, herausgegeben. a) Nach einer genauen Durchforschung dieser Biographie kann der Verfasser derselben höchstens in der zweyten Hälfte des dreyzehnten Jahrhunderts gelebt,— er muß dieselbe nach dem Jahre 1265 erst verfasset haben. Schon diese Bemerkung allein wirft auf diese weitläufigeren Akten des H.Maximilians ein sehr ver¬ dächtiges Licht. Dazu kömmt aber noch, daß das Ansehen dieser Lebensbeschreibung sowohl aus äußeren, als auch aus inneren kritischen Gründen bestritten werden muß. Der Verfasser stehet von der zu bezeugenden Begebenheit zu weit, über tausend Jahre, ab. In den meisten Punkten citirt er nun gar keine älteren Geschichtsquellen. Aus seinen eige¬ nen Worten erhellet auch, daß er gar keine hinlänglich alten Quellen zum Gebrauche gehabt habe. Wo er sich endlich auf wirklich benützte Quellen beruft, sind diese Zeugnisse entwe¬ der unzuläßig und unbefriedigend, oder er beweiset sich durch seine Likata echter alter Quellen als einen fahrlässigen und unwissenden Referenten. Denn, als er sich auf die Lebens¬ beschreibung St. Severins in Hinsicht, daß ein Theil deS LeibeS des h. Maximilians sammt einem Büchlein von seinem Leben und seinen Wundern nach Italien gebracht wor¬ den sey, beruft, sagt er: „Von dieser Auswanderung thut „S e v e rin, der Mönch aus N o ri k um, in seinem Le- „ben, wo er von seinen Landsleuten fordert, daß sie seine ») idlä. p 22 - -wl. 54. »>»» 108 « »Gebeine mit sich nach Italien, nehmen sollten, ausführliche „Meldung." Nun hat aber der heilige Severinus nicht nur- allein niemahls seine eigene Lebens - und Todesbeschreibung (?!) schriftlich hinterlassen; sondern in der von Severins Schü¬ ler, Eugipp, verfaßten Biographie ist noch dazu nicht ein Wort zu finden von der angeblichen Uebertragung des Leibs des h. Maximilians nach Italien. Wie soll nun ein solcher Referent einen Glauben über eine von ihm mehr denn tausend Jahre abstehende Begebenheit verdienen? Aber weit entschei¬ dender gegen die in der Rede stehenden Akten des h. Maxi¬ milians spricht noch ihr Inhalt selbst. Der Styl des Verfassers athmet durch und durch den Geist deS dreyzehnten Jahrhunderts; wo sich die frommen Schwärmer ein besonderes Verdienst daraus machten, theils Thaten der Heiligen zu erdichten, theils selbe in hochtrabendem Tone der staunenden Christenwelt vorzutragen. Durch seine aufgehäuften Texte und Entgegensetzung (^ntitlaosos), noch mehr durch seine abge¬ schmackten Herleitungender Nahmen l>lurs, besonders aber D-Iaxiinilisnus, (von wmxima libars, litzsris^ libmvit), zeigen beym ersten Durchlesen dieser Akten, daß es dem Ver¬ fasser nicht um die Wahrheit, sondern um Wi¬ tz eley und erdichtete Lobeserhebung zu thun gewesen s e y. Es werden endlich in dieser Lebensbe¬ schreibung nicht nur völlig unwahrscheinliche Dinge, wie die unzählig vielen Wunder, ein langes Wechselgespräch zwischen Maximilian und seinem heidnischen Richter, Schimpf¬ worts aus dem Munde des Heiligen gegen diesen, Wider¬ sprüche mit den bestimmten Lehren des h. Evangeliums u. s. w. erzählet, sondern auch ganz falsche Thatsachen behauptet, wie daß K. Carus erst 288 zur Regierung gekommen; daß K. Philipp dei.- erste christliche Kaiser, Quirinus, sein Söhn, Erzbischof zu Lorch und nachher Patriarch von Aqui¬ ll e j a gewesen sey, und daß dieser O. u i r i n us der ersteren Kirche ein ungeheures Patrimonium zugebracht habe, welches unter ihrer -!->S 109 geistlichen und weltlichen Herrschaft gestanden sey, und das heutige päpstliche Gebieth weit übertroffen hätte/ u. dgl. in. Zu diesem Allen kann man noch setzen / daß unter den Imperatoren C a- rus und Numerianus keine öffentliche Christenverfol- gung erweislich ist; daß die gelehrtesten Kritiker alle Ge¬ schichten jener Märtyrer verwerfen/ die unter dem Nume¬ rianus gelitten haben sollen; a) endlich daß sich die ver¬ schiedenen Handschriften der Akten des h. Maximilians in Angabe des Todesjahres desselben auffallend widersprechen. — Wenn nun die Geschichte eine dokumentirte / ordentliche und pragmatische Auszählung gewisser und merkwürdiger Bege¬ benheiten ist: so ist es einleuchtend/ dass'alle diese schriftlichen Nachrichten von dem heiligen MarimiliaN/ welche jede gesunde/ und auch nur oberflächlich strenge Kritik verwerfen muß/ in der nori schen Kirchengeschichte durchaus nicht können gebraucht werden; und daß alles über den gedachten h. Maximilian daraus Erzählte / seine Bischofswürde zu Lorch/ und sein Martyrertod zu C e l e ia / daß dies; Alles gänzlich ungewiß/ und / auf diese Quellen allein gegründet/ gänzlich verwerflich sey. k>) So wenig nun auch H i st o r i s chge- wisses vom h. Maximilian/ vor seiner lorchischen Bischofswürde und seinem Martyrertode aus kritisch-er¬ probten schriftlichen Dokumenten behauptet werden kann: so lassen sich doch einige andere Geschichtsquellen auf¬ finden / wodurch das apostolische Lehramt dieses Heiligen im Noriko einigermaßen erhärtet werden könnte. Zu Ende des siebenten/ oder längstens Anfangs des achten Jahrhunderts war die Verehrung eines h. Maximilians in den ehemahls n 0- rischen und rhä tisch en Landtheilen sehr gewöhnlich und verbreitet. Im uralten salzburgischen Saalbuche/ einem kritisch sy Franz Kurz. Beyträ'ge HI Thl. x. 32 — 34. — k) Winter. Beyträ'ge. ibiä. x. 119 — 161. Franz Kurz Beyträ'ge. Thl. III. x. 35 — 38. erprobten Dokumente, wird versichert, daß der h. Rupert dem h. Maximilian zu Ehren im Pongaue eine Kirche erbauet und geweiht habe: — (loosecrsvit ipssm klcclesisin irr Honorem 8sncti Alsxiinilisni, et ipsum loeum noininutuin I?ongov. — Ilt Dominus Duä- pertus Lpiseo^us misit ilaiäom Älonsclios suos et slios LIerieos beeilens ollicium Dei lleri jugiter äiu noctnkjns sä Isuäsm et glorism Oei! In vills Xlllins, kein einziges Dokument aufgefunden, welches sich als wahr¬ haft glaubwürdige Geschichtsquelle auf der Wagschale der Kritik erprobt hätte. Nun aber treten wir in die Zeit, für welche wir solche Dokumente, die von allen Seiten über¬ schaut, die Feile der Kritik aushalten, zum Grunde legen können: Dokumente, von denen die Geschichte des norisch - pannonischen Christenthums, ohne etwas von ihrer kri¬ tischen Strenge zu erlassen, ganz sicher ausgehen kann. Wir »»o 112 verstehen hier die Nachrichten von den Heiligen: Florian, Vietorin und Quirinus. Die Nachrichten des Alterthums, welche wir über den h. Florian noch übrig haben, sind uns durch die fleißige Sorgfalt der gelehrten. Boliandistcn, und durch den vaterlän¬ dischen Geschichtsforscher, Hieronymus P e z, aufbemahret worden. Wenn jedoch die meisten dieser Dokumente viel zu jung sind, und aus anderen wichtigen Gründen sich nicht als wahre und gediegene Geschichtsqucllen erproben: so zeichnet sich doch eine Biographie durch Einfachheit sowohl, als durch hohes Alter sehr vortheilhaft aus; abgerechnet einige Zusatze, wodurch sie später entstellet worden zu seyn scheint, a) Diese schriftliche Nachricht war sehr wahrscheinlich schon vor der Mitte des neunten Jahrhunderts vorhanden; weil das wenige, was der Erzhischof von Mainz, Rhabanus Mau r u s (ch 856), in seinem Matyrologio von dem h. Florianus sagt, fast wörtlich aus dieser Biographie entnommen ist. 6) Flo¬ rians Martyrtod ist auch im Martyrerbuche des h. Hie¬ ronymus angezeigt. Wir tragen demnach kein Bedenken, den Borfall mit dem h. Florianus aus dem obgedachten Dokumente anzugeben, umso mehr, da das frühe uferno¬ rische Christenthum dadurch nicht wenig beleuchtet wird. Die dem K. Diokletian durch den gefühllosen und grausamen Galerius wider die Christen abgedrungenen Cdickre vom 23. und 24. Februar deS Jahres 303 c) entzün¬ deten auch im Ufernoriko, so wie in Pannonien die unerhörteste Wuth der Christenverfolgung. Kaum war Aqui¬ lin ns, der Präses des nori sch en Landes an der Donau, nach Lorch gekommen: cum vLnissot ergo sscrilcgorum Driucijrum ^reecoiario, apuä Noricum liäjumscm sämini- s) ksr. Script. Lustr. 7°. I. p. 35 — 62 ^cu.r. 88. 7. k. V. DIsst p. — t>)ker. ibicl, p. 36. — c) Lused, Rist Kccles. Q vm. L. 2. I.AOtAiit. 6e Mort, xersecut. cap. xm. -»»s HZ ««-<<- rtrants ^^uilino j?reesisto, sc^ui venisns in cgstrum Dg- voriscensem), so begann er alsogleich in dieser sehr belebten Römerstadt die strengste Inquisition gegen die Christen. Vier¬ zig Personen / als Christen überwiese»/ wurden ins Gesang» niß geschleppt/ und grausam gepeiniget. Als diese durch Stand¬ haftigkeit allen Martern trotzten, erscholl davon der Ruf in die Ohren eines gewissen Flori an us/ der alsogleich nach Lorch eilte/ und sich frey als einen Christen bekannte. Vor Aqui¬ lins Richterstuhle umsonst aufgefordert/ den Götzen zu,opfern/ wurde Florian mit allerley Peinen gequälet/ und endlich durch einen großen/ an den Hals gefundenen Stein im nahen Ennsfluße ersäufet, nach der gewöhnlichen Meinung am 4. May des Jahres 302. stussit eum stuoi ast liuviurn Mussum et ibi prsecipitars sts pouke. Wer dieser heilige Märtyrer Fiorianus gewesen? ist zwar in der ältesten Biographie nicht angegeben; er muß jedoch der Andeutung zu Folge: ^.st Comilitonss suos, cuin - veral. Ilnäs opora esns ^ranciitt sensilrus^ vilioru vi6en- tur compositione vetbornrn. 8unt antein ksoc: Lornlnen- larii in Oenesim, in Lxoäum^ in Devilienin^ in Isaiarn, in Lreekiel^ in L.baeuc:, in Lcciesiasten in EanticL Eanticorum^ in ^pocal)psim 4oannis rnkversurn ornnes lrsereses^ et iNnIta alia. ^.cl Lxtrenrnin Mart^rio coro- natosest. b) Eben in demselben Werke wird Victorin den¬ jenigen beygezahlt, welche der Lehre vom tausendjährigen Reiche anhängen: lertnllianns cjno^uo in lidrc» cte xpe 1r- «loliuru, et Victorinus I^otalziononsis ; et Imctantius srac ») Kurz Beytcä'ge. Lltt. III. x. 38 —50. — k) L. Lieron. 0xe<- I. tV. k. H. x. 120- 121, Läu. 6oi>§r, L. Mauri. ->» 115 opinions ckucnntuw s) In einem Briese an Paulinus sagt Hieronymus : Incl^to Victorinus rnart^rio coronatus est; guock intclligit^ slojni non potosl. K) In der Vorrede zunr Eommentar über Jesaia heißt es: Coeteruin spuck I-stinos grancks süsntium pst, prostor ssnctoe insniorirs Märtyrern Vmtorinuin^ <^ui cum Apostola Cicero potsrst: Utsi irn- pcrnus sermorw, non tarnsn scisntia! c) Endlich ßndet sich noch im Briefe an den Redner Magnus folgende Aus¬ sage: Victorino Z-lsrlvri in iibris suis elsi ckssit cruckitio, non tarnsn cksvst cruckitionis volunlss. Mehrmalige Meldung von unserem h. Viktor in, als Bischof/ thut Caffiodorus, der aber den Viktotin von Petovium mit Victorin dem Afrikaner zu verwechseln scheint: -Ipocalvpsis vero — — — ssncti Hieronimi sxpositions conspicus ost; cko c^no liüro et Victorinos swpockiclus Üpiscopus ckillicil- lims ^usecksm !ocs breviter trsctavit. 6) Durch die Aus¬ sagen des l Hietonymus nun wird überzeugend gewiß: Vic¬ toria war von Geburt ein Grieche, kein Lateiner, indeck er die griechische Sprache weit besser in seiner Macht hatte' , als die lateinische. Caffiodor verwechselt unfern Victoria, mit Victorin, einem afrikanischen? Redner, der nachher Bischof geworden war; daher sagt er zweymahl: Vic- torinus cx oratora opiscopus. Allein Caffiodors Jrrthum erhellet wieder aus den Versicherungen des Hieronymus. Nach dem Urtheile desselben über St. Victorias Schriftin ge¬ brach es ihm bey der Gewandtheit im Denken all der Fertig¬ keit sich auszudrücken, daß man bey den verschiedenen Werken welche er ausarbeirete, nicht den großen Geist, aber profane Gelehrsamkeit vermißte; daß er wie der la Paulus erhaben in Gesinnungen, aber in Worten niedrig wäre. Dieses sind of¬ fenbare Kennzeichen, welche sich mit einem Manne, der ehe¬ dem Wohlredenheit zu seinem Fache machte, nicht zufammen- a) Iltem.ikta.x. 567. — k)Iäein'lom.III,? I.^> 5 — c) Lsssiocker. Llv luiiürm.Viv. Llter. «»x. V. VII. etIX, — ll) Illeia ibiä.x. 1Ü-. S * 116 reimen fassen. Viel o rin war also, bevor ihm die Bischofs¬ würde zu Theil ward, kein Redner von Profession. Gegen St. Victorins Bischofswürde und Martyrtod kann gar nichts eingewendet werden. Das bestimmte Zeugniß des dem Zeit¬ alter Victorins so nahen und in aller Geschichte so um¬ fassend und gründlich bewanderten h. Hieronymus wird durch die eben so bestimmten Aussagen Cassiodors, und der Marty¬ rologien UsuardS und Ado's, welche Victorins Leidenstag auf den zweyten November setzen, mächtig unterstützt. Es ist aber nicht möglich, die Zeit mit Bestimmtheit anzugeben, um welche der h. Viktorin zur Bischofswürde überhaupt, und besonders in der Kirchengemeinde zu Petovium, erhoben worden ist. Der h. Hieronymus, welcher hierüber nichts Be¬ stimmtes aussagt, setzt unseren Heiligen in der Reihe der Kirchenschriftsteller vor den Arnobius, welcher um das Jahr 297 gestorben ist. Vor St. Victorins Commen- tare über die Apocalypse stehet ein Schreiben des h. Hiero¬ nymus an den Anatolius, dessen Lebensende auf das Zahr Christi 282 fällt. Es muß demnach damahls Victorins Commentar über die Offenbarung Johannis schon vorhanden gewesen seyn; welchem Allen zu Folge sodann der h. Vic¬ tor in schon in der zweyten Hälfte des dritten Jahrhunderts als kirchlicher Schriftsteller aufgetreten und berühmt geworden ist. a) Eben so wenig kann auch mit Zuverläßigkeit das Jahr des Martyrtodes unseres h. Victorins angegeben ^werden. Die Märtyrer-Verzeichnisse setzen seinen Martyrtod in die Zeit der diokletian ischen Verfolgung; und die gemeine Meinung gibt den zweyten November des Jahres 303 als Todestag Victorins an. Wir unterschreiben hier ganz daS Urtheil des gelehrtesten und scharfsinnigsten Kritikers, Tille- mont, welcher folgendes sagt: „Usard, Ado, Vandel- „bert und andere Verfasser der Marty rerver- ») LibUord. dlsxim. LS. kswum. T. HI. fx. ,14 — ,21. 117 „zeichn isse, welcheVictoriusTodestag fest auf „den zwey ten November setzen, fügen fast alle „bey, daß er unter dem Diokletian gelitten „habe, und berufen sich auf Hieronymus. In „der That sagt dieser Vater davon genug, in« „dem er ihn in dem Katalog dec Kirchenschrift« „steller zwischen Anatoli us setzt, der bis zur „Regierung des CaruS lebte, und zwischen „P a m p h ilius, der im Jahre 309 gelitten ha t.« In den Zeugnissen der Alten wird unser h. Victorin Dpiscopus, ketaviononsis, ketakionsnsis, ketovisnsis, kictaüiensis, kictsvionsrisis, oder auch kictsevionensis ge¬ nannt. In diesen Veynahmen verrachen sich zmey himmelweit von einander gelegene Römerstädte, nähmlich kötovium, koetovions, I?6tavio^ ketskions im oberen Pannonien an der Drave gelegen, und kicmvinin, kiiavium in Gal¬ lien. Es ergeben sich nun daraus zwey sehr wichtige Fragen: ob unter diesen verschiedenen Zunahmen auch zwey verschie« dene Victor ine, oder nur immer ein und der nähmliche gemeint sey? und von welcher Stadt eigentlich, von Peto- vium in Pannonien, oder von kicMvium in Gallien (heute Poitiers in Frankreich) der h. Victorin Bischof ge¬ wesen sey? — Daß Victorin unter den ebengedachten verschiedenen Zunahmen immer der nähmliche sey, er¬ hellet klar aus den Angaben des Optatus, des Hieronymus und Cassiodorus, in welchen Victorin in die Reihe kirchlicher Schriftsteller gesetzt wird, und demselben überall die nähm- lichen Geistesprodukte zugeschrieben werden. — Der Bey- nahmen I^piscopiis kictsvisnsis hat einige Schriftsteller der späteren Zeit bewogen unsern h. Victorin für einen Bischof der gallicanischen Kirche zu Poitiers in Frankreich zu halten. Allein schon der scharfsinnige Kritiker Lanoi hat erwiesen a). ») Om, II k I. k- 637. 118 daß weder die älteste Liturgie, noch die Tradition einen V i ce torrn, Bischof zu Poiriers, kenne; und daß die in Len ältesten Handschriften bestimmt ausgedrückte Leseweise, Vetavionerwis nicht klctavionsnsis, das Bisthum des h. V r c- torins in die oberpannonische Stadt kstavium, ferne von Gallien weg, hinsetze. Wirklich bsstättiget dieß auch So- phronius, der Gleichzeitige des h. Hieronymus, welcher dessen Buch: Os 8criptoHk>us Occstssiastisis, ins Griechische über¬ tragen, und in den Stellen unrer der Aufschrift: kspiris und Victorislus, den Stadtnahmen ganz bestimmt mit I? sta¬ vi onnnsis ausgedrückt hat. — Die Meinung einiger Ge. schichtsforscher endlich, daß unter ksiaviurn^ Uistaviurn stc. wo unser h. Victor in Bischof gewesen ist, entweder tavinm, die Laetra patavn, Passau am Inn, oder gar ikutsna, auch kistavia manchmahl genannt, die Stadr Pliten in Un t e r o st e r r e i ch zu verstehen sey, verdient kaum einer Erwähnung, vielweniger einer Widerlegung, a) st) V o m h. Bischof und Märtyrer QuirinuS, Bischof zu S i s z ia. Die älteren vaterländischen Geschichtsforscher, Welser, Bruner, Adelsreiter, Rader, Falkenstein ec. meistentheils ge¬ stützt auf die alten Cataloge der Lorcher - und Passauerbi- schofe, b) halten den h. Quirinus ganz zuverläßig für einen Bischof von Lorch, mit dem Unterschiede, daß ihn einige als solchen die Martprkrono erringen lassen, andere über ihn vorher noch zum Patriarchen von Aqu i l ej a machen. Hansitz allein nur macht ihn zu einem Bischof von.S is zi a in Pannonien, s) Was von dem h. Quirinus mit Gewißheit erzählet werden kann, muß ans die Aussagen der Ehronik des Eusebius, auf die Lobeshymne des Aurelius Prudentius und auf die weitläufige- ») Winters Beytrage. idiä. p. 165 — 194. —. L) ker. iblck. x. 26 st 1298. — -) IlmrzU. r. l. x. 37 — 40. s<-r-k< reu Akten des h. Quirinus, welche uns Surins auf¬ bewahret hat, gegründet werden. Diese Monumente allein erproben sich auf der Wagschale der strengsten Kritik als wahre und getreue G e sch ich t s q u e ll en, gegen deren Zuverläßigkeit man durchaus nichts einwenden kann. Die euse- bische Chronik gibt folgenden kurzen Bericht: (Quirinus Ilpiscozins Lcosianus gloriose ^ro Cftristo intorücitur. manusli molo uä collum liZata 6 xvnte xreecipitaws in klumcn cliulissims su^ornatavit, et cum exspectantidus collocutus , ne 8uo terrerentui- cxemzsta , vix orans, ul inerZeretui- vbtinuit. u) Diese Nachricht mag in der Ur¬ schrift des Eusebius gestanden haben, und also unmittelbar von ihm herrühren; oder sie mag aus den Zusätzen des h. Hie¬ ronymus, welcher jene Chronik übersetzt und vermehrt hat, herrührcn: so macht sie mit dem vollesten Recht auf alle Glaubwürdigkeit Anspruch. Eusebius war dem h. Quiri¬ nus gleichzeitig, und der sorgfältigste Sammler kirchlicher Dokumente und Nachrichten. Eusebius starb im Jahre 340. Der h. Hieronymus aber ward in der ersten Hälfte des vier¬ ten Jahrhunderts, und zwar zu Stridon, einer pan- nonischen Stadt, also sehr'nahe am Schauplatze von dem Wirken und Leiden des h. Quirinus-geboren. t>) Wer konnte durch Wort und Schrift über diesen Heiligen besser belehrt werden, als Hieronymus? Der vornehmste unter den christlichen Dichtern der alten Kirche, Aurelius Prudentius Clemens, war im vierten Jahrhundert ein Gleichzeitiger deS h. Hieronymus. Das siebente seiner vierzehn schönen Lobge¬ dichte, welche er unter dem Titel: von den Kronen der Märtyrer, oder L-rePLvco?, auf Christen versaßt s) Lbron. Lu»et>. in Ljusäein Operid. p. 8Z. L8it. Losileen». 154g, — 1>) 8. Hieran. Oper. ll'. IV. k. II, p. 128. Hieroni¬ mu« potre uotus Lusedia, oppiäo Ztriäoni», «zuoä i, Ootllis eversu-u, volm Stils czuonäsu, ksnnoni»»- que eanliniuiuluit——llsev »eripsi —, 120 verfaßt hatte/ dre ihr Blut und Leben für Jesu Lehre dahin gegeben haben / ist dem Martyrtode des h. Quirinus ge¬ weiht. Für unsere Untersuchung ist diese Hymne zu wichtig und zu inhaltreich; wir setzen sie ganz hieher: Insignsm meritis virurn t^uirinurn, plaeituin Deo Ilrdis rnoeniu 8isciee, Loncsssurn sidi Marterern (Hoinplexu palrio lovent. 8ub Oalsrio Ducs/ <)ui tune III/riLOS sinus Ilrgedst stitionidus k'ertur Lkatolicsm listsin Illustrasso ^er exiluin. Non illurn gls6ii rigor. Non incenstia^ non fsrr» Orusteli interitu nscant: 8sci I^rn^lns üuvialidus OurZes 6um i-apit^ adluit. Nil rklert, vitreo sec^uors,' ^n sts llurnins ssnguinis 1'in^at psssio ?,Isrt)rern ^ecjuö gloriu provsnit, li'luetu Huolibet uvicls. 8umrno pontis ad arstui 8anctL pledis Dpiscopus In prsecsps stuvio clatur, Luspensum lL^uso gersns Inxenlis Ia^>i6em inolse. 24» S 121 °«-" Dejectum, placiilissiino Krimis vortics suscipit, Nec merZi pstitur šibi. Miriš vast» natatibus 8sxi ponäer» sustinens. 8pectant eminus e solo Ooctorem psvicli ^reges: Kam L liri s ti populus trennens Iliparum sinusnim» 8ki^ato »gmine se^ssrak. 8eä Quirinus ut eminens Os circumtulit; Usu! suo Lxemplo trepiäos vi6ek. Mil ipss proprii memor Inter slsgn» periculi. Oonkirmst ^i» xiector», Verbis miribcis rogsns, ^uem tali» terresnt; l^eu ccinstsns titubet Inles, ^ut peensm putet emori. Oicentem lluitsntibus ^mnis terg» vebunt vsclis; Nec substrat» profunclitss 8sxo<^ue, et Is^ueo, st viro, ^u6et sponte clsbiscere. 8ensit Marter Lxiscoxus^ lam psrtgin šibi preeripi kalinam mortis et exilus , ^5csnsum<;us nezarier, Xelerni stilaret; suscitatis Degnum amicis^ per <^no8 pmplius aüvsrsus Dei popu- Ipm prwlia commoverat, agedat c^uoticlis suos incremen- ta ssevitise. lrementidus itac;ue Maximian! Imperator!« legidus, Odristianus inlestadatur exsrritus; per Ill^ricum vorn Dioclotianns saarilegis pr»cepkis in Olrristi popu- lum Iiostililsr lssviekat^ ackclito t^rgnniäi «um alio Maxi- miano^ in regno participe, cibum potum^utz obtuierunt ei. (^ugrum bäem intuens bestus Dpiscopus äum eg yuss oüerunt keneäicit, cstenD ^uibus ligÄtrs msnus eju's et peäes i'uersnt, ceciäerunt. ^cceptg igitur escg, reZ- ressis mulieribus, bi c^ui eum custoäiebgnt, LgbgrisM äuxerunt. l^uem Dreeses ^msntius per oibicium suum vTeri sibi jussit in tbestro. <^ui cum oblstus buisSek, ^msntills prreses äixit k ke^uiro ts si eg cpiss in äiscis spuä juri6icum Mgximum Zestg monstrsntur, vers sunt. (Quirinus Lpiscopus responäit: ^puä 8iscigm veruM DeuM conbessus sum. Ipsum semper cobii, ipsum coräs teneo: nec me gb eoäem, ^ui unus Deus et verus est. 127 bomo pokerit sepgrgre. ^mantius kreeses dixit: ^letgtem tuam dolemus msculgri verberibus: tgmen sensum tuum optgmus smendgre sermonibus, 6t prsemio promissss vitre corrigsrs, ut reli^uum senectutis tuss tempus juxta legum imperiglium ssnetionem düs serviens-perkrugris. L. (Quirinus Lpiscopus dixit: t^uid 6s Dtate dubitgs, <^ugm 6des inviolgtg redders polest omnibus suppliciis jortiorem? l^ec tormentis Irsugitur meg oonkessio, nee vitre prsesentis delsctgtione corrigitur, nee timors mortis »jugmvis gcerbre mentis mere solidirss perturbstur. 6) ^.mgntius I?rrs8es dicit: Lur instgns es gd mor^ tem , ut diis Homani Imperii appareas indevotus , st contra bnmanum morem vitgm tibi eligas rsnegandam; dum bi, <^ui evadere mortem cupiunt, negando ^ure gesss- runt, tormenta deludunt? 1u gutem 6ucis vitW tuB 6ul- ceäinem o6Iosam^ et testinus curris a6 niorkem Imps- ratoribus contraäicis. kropter t^uoä aäkuc te kortarnur^ ut vivas et vitarn tuaw re6ilnas^ et cultorein ts leFurn I^oinauoruin exliibeas. (Quirinus Lpiscopus 6ixit: ^!Ia- cutio isla lorts üectat aniinos pueriles, c^ui longioris vitss «patia suspiraut: ego gutem 6i6ici s Oeo ineo, ut clebesrn »6 illgm vitsrn pervenire, c^uW post inortern rnortis intercessione non clkiuäitur; et i6eo gcl ternporg- lern tiujus vitss terrninurn si6elis scee^o. enim si- rnilis sum noxioruin, sicut potestas tus Io<^uitur! illi enim, 6um vivsrs cupiunt, nezgu^o Leum vers mo- riuntur. üZo gutem g6 Wternitgtem vitse cnntiten6o per- venio; nec vestris legibus gcc^uieseo, r^uig (i In isti Lei mei legitimg, c^uss üäelibus prssäicgvi, custo6io, ^msn- lius krseses dixit: Diu ts ad obeclientiam regalium prse- ceptorum inelinare voluimus, sed <^uig rigors mentis domgri non potuisti, eris in exemplum omnium 6Iiri- stignorum, M Lsrmgm tuB mortis, <;ui vivere cupiuut, expgvescgnt- »»»» 128 7) lunc inter cetera», cjuss pertulit, passiones, jussit sancto Dei 8acer6oti vel lamulo molam a6 collum liZari, et in tluvii 8il>aris un6as stemerzi. Eumc^us äe ponts prsscipitatus kuisset in üuvium, et stiutissime su- pernataret, et cuin spectantibus locutus esset, ne suo tsrrerentur exemplo, vix orans ut mergeretur oktinuit. Eujus corpus non longe al> eo6sm loco, ul>i 6smersum kuerat, invenluin est; ul>i etiam locus oralionis lralsetur. Led ipsum sanctum corpus in basilica »tl 8caral>etensem porlam est 6epositum, ubi major est pro ineritis ejus kre^usntia proce6en6i. kassus est L. (Quirinus Dpiscopus 8iscianus, Mar^r (lkristi, sul> 6ie pri6ie l^onarum 6unia- ruin: et coronatus est s Domino nostro 6ssu Eliristo, eni Iionor et gloria et potestas in ssscula sseculorum, ^men. Mit diesem absichtlich hier beygelafsenen auffallenden Ende schließen sich die eigentlichen und uralten Ak¬ ten vom Martyrtode des h. Quirinus. Von einer spa¬ teren Hand ist nachher, nach dem Urtheile des scharfsinnigsten Kritikers, Tillemont, Folgendes noch beygesetzet worden: Dacta aulem incursione Larkarorum in partes kan- nonise populus (stiristianus 6s Lcarnbetensi urbs ko- inain fuziens, sanctum corpus (^uirini Lpiscopi ^et Mar¬ terls ssiksrsntes, sscurn 6e6uxerunt. (^usni via ^ppia rnil- liario tsrtio sspelisrunt in basilica ^postolorurn kslri et kauli, ubi alii^uansto jacuerunt, et ubi 8. 8ebsstianus Marter (stiristi rei^uiescit, in loco yui sticitur Datacuin- kas: sostiLcantes nvrnini ejus 6ignarn ecclesiam: (iki^us veneraltile corpus ejus 6iu latuit: se6 8piritu sancto «lisponsnte, c^ui non patitur 8anctoruin suoruin gloriam occultari^ tempore Innocentii II. kapee, Dcclesias 8. Mariss trans Viberim funstentis oleum lunststoris, <^uan6o eaäem ecclesia kabricakatur, eostem 8piritu sancto in- rpirante, consilio et manclato ejus6em kontikeis ac to- tius 129 riu; komsnss Lcsissieo, Olsrici 8. Marisa cum magna reversnlia Isvavsriml prstiosissimum Oorpus gloriosissimi ^uirini Lpiscopi st Mart^ris 6s easiem laco: črnost cum timors O«! rietulsrunt in prssclictam l^cciesiam 8. Marios trans-libsrim; sc cum la^mnis, st orationidus, in ma- jori aitsri ejusstsm ecclssise rseonstillerunt) udi prsestan- tur densücia ejutz us^us in docliernam siiem. s) Wider di« Glaubwürdigkeit dieser Akten laßt sich durchaus nichts Gründliches einwenden; und sowohl ihr in¬ nerer Gehalt- als der Beyfall anderer Schriftsteller sichert dieselbe so, daß selbst.die Zweifel des gelehrtesten und durch¬ dringendsten Tillemonts verschwinden. Man wird in den vor¬ liegenden Akten nichts finden, was dem Geiste des Zeitalters, und dem Geiste eines Jüngers Jesu aus der ersten Kirche nicht entspräche. Nirgend ist Widerspruch; vielmehr stimmen Reden und Handlungen, Leben und Tod zusammen, um ein herrliches Schauspiel für das beobachtende Auge des Menschen, und selbst für jenes des höchsten Wesens zu bilden: Lccs spsctsculum, Oeo siignum, virum colluctsntem cum ior- tuns! Auch der Styl ist dem Stoffe, dem Lehrer und dem Zeitalter vollkommen angemessen, und der strahlendeste Zeuge einer ganz besonderen Wahrheitsliebe. Was aber neben Die¬ sem den Akten das allermeiste historisch-kritische Gewicht gibt- ist, daß sie in vielen Angaben die unver¬ kennbarsten Spuren enthalten, daß der redliche Verfasser zu- Verläßig zu der Zeit, oder bald nach der Begebenheit, und noch däzü in dem Orte lebte, in welchem der hei¬ lige Märtyrer Quirinus aüsgekampft hatte. In den we¬ sentlichen Hauptpunkten stimmen diese Akten auch ganz ge¬ nau mit der Hymne des Prudentius, und mit der Nachricht der eusebischen Chronik überein; doch so, daß es sich aus i) Man sehe über Alles die äct» Lsnmoium r. i. lluuH. Uiem IVtsiw x. 38V " II. 130 einer genaueren Vergleichung der Hymne mit dem Inhalte der Akren als gewisses Resultat ergibt, daß weder der in Pannonien einheimische A k t e n sch r e ib e r, noch der im entfernten Spanien lebende Prudentius einander et¬ was abgeborgt, sondern daß beyde unabhängig von einander geschrieben haben, was die Glaubwürdigkeit deS Akteninhal¬ tes nicht wenig steigert. Aus eben dieser Vergleichung aber, und den daraus bemerkbaren Verschiedenheiten der An¬ gaben des Prudentius von jenen der Akten erhellet es end¬ lich auch noch ganz überzeugend, daß die letzteren älter, und in ihrem sämmtlichen Inhalte der Hymne des Pruden¬ tius weit vorzuziehen seyen. a) Aus den getreuen Angaben dieser über alle Einwendungen der Kritik erhabenen Geschichts- quellen nun ist von dem h. Quirinus Folgendes histo- sto risch gewiß. Ar war Bischof zu Siszia in Panno¬ nien. Als solcher wurde er in der d i o kl e t i a n i sch e n Verfolgung ergriffen, und da er von dem Glauben an Jcsuur Christum nicht ablaffen, und die kaiserlichen Befehle, den Gottern zu opfern, nicht erfüllen wollte, wurde er nach Sabaria geführt, und daselbst vom Präses jener Provinz zum Tode verurtheilt. Es wurde ihm ein Mühlstein an den Hals gebunden, und er dann über die Brücke in den Fluß Sabaria, oder Sibaris, heute der Günzfluß bey Steinamanger, hinabgestürzt. Lange schwamm er auf dem Was¬ ser ohne unte^ugehen, und ermunterte die gläubige Schar, die sich ans Ufer drängte, seiner Marter wegen nicht klein- müthig zu werden. Durch langes Beten endlich brachte er es dahin, daß er unterging, und so die Marterkrone erhielt. Er wurde auch zu Sabaria, vem Orte seines Martertodes, begraben. Was über diese Hauptumstände die höchstverdäch¬ tigen und unter aller Kritik stehenden Akten des h. Maxi¬ milians oder die Cataloge der Lorcher-und Passauerbi- ») Winters BeytrLge. lklck. x. 217 -- 2Z6. S <>«-«- schöfe noch Besonderes vom h. Quirinus erzählen, ist historisch unerweiSlich und falsch. Daß Quirin ein kaiserlicher Prinz und K. Philipps Sohn gewesen sey ; die ungeheure Spende seines väterlichen Erbgutes, dessen Granzen zugleich die geistlichen und weltlichen Gränzen der Diöces von Lorch gewesen, und welche von Unt e r p a nn o n i en bis an die Flüsse Lech, Nab, Eger, Oder rc. gegangen seyn, und 22 Städte in sich begriffen haben sollen, u. dgl. m., — sind alte Fabeln, welche schon frühere Historiker mit Recht verwar¬ fen : IHuIss stocantalss listom sapientior sstas akro^a- vit! a) Ueber das Todesjahr deS h. Quirinus findet man in den früheren Historikern und Kritikern bedeutende Abwei¬ chungen. Baronius bestimmt das Jahr 308, und Gewold 312; Tillemönt und Ruinart aber geben das Jahr 309 an. Indessen läßt sich das gewisse Todesjahr ohne alle Mühe be¬ stimmen. Nach dem Eingang der Akten litt Quirin, als noch Mapimianus Herkulius und Diokletian als Kaiser regierten, und GaleriuS noch Cäsar und nicht Augustus war. Nun hat Diokletian us den 1. May 305 die Regierung niedergelegt, und GaleriuS ist an eben die¬ sem Tage Herr des Orients, und Augustus geworden. Da nun St. Quirin nach den Akten am 4. July litt, so kann sein Tod nicht später als den 4. Juny des Jahres 304 erfolgt seyn. Man kann aber auch sein Todesjahr nicht früher als auf 303 ansetzen; weil das von Diokletian über die Christen gesprochene Verfolgungsedikt zu Nikomedia, der ordentlichen Residenz dieses Kaisers, erst am römischen Terminalfeste, d. i. am 23. Februar, kund gemacht wurde, und in manchen Provinzen erst im März, oder Aprill eben dieses Jahres ankam; so daß also Quirinus den 4. Juny 9 * «) ker. ibiä. p. 34. c»Us«. ^nn-I. äm'-tr. I. 68. Sokurr- Ilelsck. XLl. Oe küllizixls 4.ugu,t». 132 203/ oder 304 die Marterkrone errungen haben muß. s) Nach den Angaben im Martyrerverzeichniffe des h. Hiero¬ nymus wurden zu Sabaria am nähmlichen Tage mit dem h. Quirinus getödtet die standhaften Bekenner Christi Rustulus/ oder Rutilus/ nebst zwey anderen Gesellen. Vier alte Handschriftendes h i e r o ny mit anisch e n Mar¬ ty r e r v et z e i ch n i sse s schloffen die Angabe am 4. Iuny mit den Worten: In Lakwriu civitate Rutuli sau Hu- stnli, cuin gliis stuobus. K) Wenn wir auch in diese An¬ gabe eben keinen Zweifel setzen wollen/ so liegt doch in der¬ selben durchaus keine Anzeige/ daß sie mit dem h. Qui¬ rinus im nähmlichen Jahre zu Sabaria gemartert wor¬ den seyeN. Nach dem Berichte des gelehrten Schönwisners soll endlich auch noch um diese Zeit der h. Irenäus/ Bischof zu Sirminm/ daselbst gemartert / und sein Leich¬ nam in den Savestrom gestürzt worden seyn. Da uns aber die Hülfsmittel zur genaueren Prüfung dieser Akten nicht zu Gcbothe stehen: so stehe diese Erwähnung nur auf das Ansehen jenes Gelehrten hier, c) e) Von der heiligen Afra zu z^ußusta V i nste- liaorum in Rhätien» Zu derselben Zeit- als das norisch - pannonischs Christenthum durch drey Sterne erster Größe, den h. Flo¬ ri a n u s / Vi c t o r i n us und Quirinus/ erleuchtet und verherrlichet wird, berichten ältere schriftliche Dokumente gleichfalls die Bekehrung und Leidensgeschichte der h. Afra, ihrer Mägde, und ihrer Mutter Hilaria, sammt noch be¬ sonderen Angaben über die Bischöfe Nareissus und Dio¬ nysius, welche, da der Schauplatz ihres Wirkens und, mit ») 8ell«nnlsner. Lnllgu. 8al>ar. p. 125 —, 128. Winters Bey- träge. >diä. z>. 238 —. 251. — k) Leta. LLnctoruiu, ibill, l> 579. — e) Sclloenwi-ner. x, 129. Ausnahme de- Narcissus, auch ihres Leidens in der be¬ rühmten römischen Colonialstadt, Vinckelicorum Augusta, imzweyten Rhatien oder in Vindeli ei en gewesen ist, daS rhätische Ehristesithum nicht wenig zu be¬ leuchten scheinen. Die beste Ausgabe der Akten von der Bekehrung und dem Leiden der h. Asra hat der gelehrte Velser mit wichtigen und inhaltreichen Erklärungen geliefert. Sie sind zuverlässig beyde von einem und dem nähm- lichen Verfasser, dessen Nahmen und Stand jedoch gänzlich unbekannt sind. Alle älteren bayerischen Geschichtsforscher von Brunner bis Osterwald und Braun haben diese Akren sehr hoch- geschätzt und in die Reihe untrüglicher geschichtlicher Dokumente gestellt. Allein sie verdienen diese Stelle durchaus nicht; sie sind eine Geburt des XIII. Jahrhunderts, und als Geschichts¬ quelle gänzlich verwerflich wegen ihres Mangels an zuverlässigen Quellen, auS welchen sie geschöpft scheinen, und wegen ihres zum Theil abgeschmackten Inhalts, wo in der Charakterisirung des Teufels, der im Nahmen GotteS schwö¬ ren muß und schwört, und in der Darstellung eines Vor¬ falles mit einem Drachen, ein ganz unglaublicher Unsinn aufgehäuft ist. Auch machen die langen Gespräche und das unordentliche Verfahren des heidnischen Richters, und so viele andere verdächtige Züge, die mit anderen echten Zeugnissen im Widerstreite stehen, den Inhalt dieser Akten offenbar mehr zu einer Dichtung als wahren Hi¬ storie. Eben so wenig Aurheiuicität und Auctorität hat das Anhängsel zu diesen Akten, nähmlich die Leidensgeschichte der Mutter der h. Afra und ihrer Mägde. Mit diesen beyden Stücken sind nun auch noch im engsten Verbände die Erzäh¬ lungen von dem h. Bischof NarcissuS, der im Sturme der d i o k l e l i a n i sch e n Verfolgung nach Vmsielicoi um Xugusta (Augsburg) kam, dort die h. Afra sammt ihrer Mutter und den Mägden bekehrte; dann in einer Zeit von neun Monathen nach Gerunda in Spanien reiste, und dorr, -»»» 1Z4 nachdem er drey Jahre geprediget hatte, mit dem Diakon Felix gemartert wurde. Allein auch diese Akten müssen aus der Reihe probehältiger Geschichtsquellen ausgestossen werden. Sie können höchstens im XIII Jahrhundert verfaßt worden feyn; wo aber nach ihrer eigenen Aussage, das uralte Quel¬ lenbuch vom Leiden deS h. Narcissus schon seit vielen Jahrhunderten verloren gewesen war. Aus allen diesen höchst verdächtigen schriftlichen Nachrichten läßt sich nun weder das Martyrthum der h. Afra und ihrer Gesellinen, noch die Bischofswürde des h. Narcissus und des Dionysius, eines Oheims der h. Afra, über die Kirchengemeinde zu Vinclolicorum Augusta — mit Zuverlässigkeit behaupten; vielweniger noch die Gewißheit der übrigen Umstände jener Bekehrungs - und Leidensgeschichten bekräftigen. Zur Beleuch¬ tung des rhätischen Christenthums läßt sich aus diesen, wie¬ wohl sehr reichhaltig scheinenden Akten, ganz und gar nichts schließen. Indessen beruhet die Gewißheit des Martyrtodes der h. Afra zu Augsburg auf der sicheren Aussage einer anderen probehäktigen Geschichtsquelle. Der Nähme der h. Afra hat schon die früheste Aufnahme in den Martyrerverzeichniffen, und sehr frühe schon hat ihre Verehrung in der altrömischen Colonialstadt Vinckoliaorum Augusta festen Boden gewonnen. Der christliche Dichter Venantius FortunatuS, der um das Jahr Z64 berühmt wurde, beurkundet diese That- sache. Er reiste auS Italien, seinem Geburtslande, über die ju lisch en Alpen durch Norikum und das zweyte Rhätien, und besonders durch die Stadt Augusta nach Gallien. Daselbst schrieb er viele gemüthliche Gedichte. Am Ende des Liedes, in welchem er den h. Martin besungen hatte, beschloß er, sein Buch in sein Vaterland zurück zu schicken, und redete dasselbe, wie Ovidus und Martial ge- than haben, an; und er zeichnete dein Buche die von ihm selbst durchwanderten Standpunkte der Reise, aber in umge¬ kehrter Ordnung vor, und kam in folgenden Versen auch auf 44^S IAH 0<«-k. die h. Afra zu Augsburg zu sprechen: „Wenn die bar¬ barischen Flüsse deine Reise nicht hemmen, „und du ungehindert den Rhein und die Do- „nau übersetzen kannst/ so kommst du n a ch A ugs- „bürg, dort wirst du die Gebeine der h. Marty« „rinn Afra verehren"! a) Aus diesem wichtigen Zeug¬ nisse des Fort» natu s/ der zu Augusta persönlich die Reliquien der h. Afra verehrt hatte, schließen wir nun mit vollem Rechte: Die heilige Afra war eine christ¬ liche Martyrinn, und ihre Gebeine wurden sehr frühe schon im zweyten Rhätien oder in Vindelicien von den Christen verehret. Da wir nun von Übertragung ihrer Gebeine in dem Alterthume nirgend etwas lesen, und die ältesten Martyrerverzeichniffe ihre» Tod in die Zeiten der diokletianischen Verfol¬ gung setze», so wird die Behauptung: die h. Afra habe z u v erläßig zu Augusta gelitten, durch die Angabe des Venantius Fortunatus mächtig unterstützt. Wir haben also auf diese Weise auch für Rhätien ein hell-leuchten¬ des Gestirn gewonnen, welches das Aufblühen des Christen- thums zu Anfangs des vierten Jahrhunderts in jenem Land- theils hinlänglich erweiset. X. Nachrichten, das pannonisch-, norisch- und rhätische Christenthum im vierten Jahr¬ hundert betreffend. Mit dem Anfänge des vierte» Jahrhunderts waren eiserne Zeiten für daS Christenthum in Pannonien, m R h ä - tien und imNorikum eingetreten, in welchen neben dem -) Ven. I'oitnna!. Io. Lit-I. LZ. katraw. Um. X. x. 6l2. ««« h. Florian, Quirin, Victorin, Nutilus, Zre¬ li aus und der h. Afra gewiß noch vielen anderen, der Lehre Zesu getreuen Kämpfern das Bekenntniß des christlichen Nahmens das Leben gekostet hat. Allein, sehr bald ging mit Kaiser Constantin dem Großen den Christen eine mildere Sonne auf. Mit ihm schwang sich die christliche Re¬ ligion auf den Thron. Die vom K. Constantin und Li ein ins zugleich in den Jahren 312 und 313 erlassenen allgemeinen Duldungsedikte verschafften den Christen mit einem Mahle Frieden, und mit allen anderen Glaubensgenossen des großen Romerreiches gleiche Rechte mit solchen Begünstigun¬ gen, daß ihnen auch zugleich alle entrissenen Kirchen und Güter ohne Verzug unentgeltlich und ohne Abbruch zuge- stellet werden mußten, a) Da K. Constantin der Große schon im Jahre 313 das ganze westliche Jllyrikum unter seine unmittelbare Herrschaft gebracht hatte, so mögen seine Duldungsedikte für das no risch - pannonische Christenthum von den mächtigsten und wohlthätigsten Folgen gewesen seyn, um so mehr, als er sich in den folgenden Jahren großtentheils persönlich in Pannonien aufge- chalten hat. Wir stehen daher auch nicht im geringsten an, der Bemerkung älterer vaterländischer Geschichtsforscher bey- zustimmen, welche die folgende Aufschrift eines dem K. Con¬ stantin zu Ehren im oberen Pannonien errichteten Monumentes für ein Werk der dortigen dankbaren Christen halten: v. U. 1'L. CORS'I^R^IRO. AI^XINO. Lcm- tissimo. ^c. Lnprs. Omnes. Retro» kriocip.es. kiirsimo.» Lompor. Augusto. L. R. k. b) Von dieser Zeit an, von Außen durch nichts mehr beenget, konnten nun alle christlichen Institute in Panno- s) Lusek. Nist. Lccle,. v. IX. csp. 9. I.. X. 5. l-scmnt. Vs Lion. Uersscul. v. n. rit. XIII. L. 21. Sorom. v. l. 8. — k) 6nue^u,. ^>. 283. ». 11. --»»» 137 nie n, Rhätien und im Nori ko sich ungehindert ent« falten und vervollkommnen; was auch zuverläßig geschehen ist. K. Constantin selbst läßt uns in seinen an die Sy¬ node zu Tyrus um das Jahr 225 gerichteten Worten eine im westlichen Jllyriko festgegründete ordentliche Hierarchie erblicken: Igilur omnium gentium ezüscopii Maxime iilustrss Hisrosol^mee pulcftsrrima alczus amplis- sima corona rsgionem cxxlsverunt. urds Metropoli missrs Älacsäones, sc sciosumI?annonii,AI^8i) Auf der zahlreichen Kirchenversamm¬ lung zu Sardis wider die Arianer im Jahre 2Ü5 lesen wir in den Unterschriften der Akten neben dem Fortunalia- rms ab Italia .ct» SS. Lovci!. r. U. x. col. 5g. et. 64. »>»» 138 node an die alerandrinische Kirche ausdrücklich benannt sind: 8anctn 8^noclus par grntium Dei 8arüicee con^re- Asts, ox urüe Doma, ex IIis^anÜ8 , Oalliis, Italia, -^brics, 8ilrckinia, kannoniis, M^siis, Daaia, l^orico etc. ckiisctis lratibus in Domino ralu- tem! Man har zwar den, in dem zweyten encyklischen Briefe dieser Synode unterzeichneten Bischof Aprianus für einen Bischof von Petovium ausgegeben; allein, da wir den bestimmten Beysatz: ketabionsn^is oder ketoviensis, weder in der großen Conciliensammlung, noch in den uns zu Gebothe stehenden Ausgaben der athanastanischen Schriften, finden-: so müssen wir einstweilen diese Behauptung aus ihren Gründen beruhen lassen, durch die Aufschrift des ersten Brie¬ fes von dem Fortbestände n orischer Bischofswürden ohnehin hinlänglich überzeuget, a) Von dem Bestände vieler bischöflichen Stühle in beyden Pannonien im vierten Jahrhundert, überzeugen uns die Worte des Sulpitius Se¬ verus, über den allgemein verbreiteten Arianismus: Dt om- nos bero ckuarum kannoniarum ILpiscopi in Perftckiam ^rrianorum conjurarsnl. K) Jenes Leichenlied auf daS zusammenstürzende Römerreich, welches der h. Hie¬ ronymus im Briefe an de» HeliodoruS anstimmte, und darin die Verehrungen dec bis an die julisch en Alpen im Jahre 378 ergossenen und verwüstenden Barbaren bejammerte, zeuget zugleich von einem allgemein, im ganzen großen Jllyriko ausgebreiteten, und nach allen besonderen Insti¬ tutionen festgegründeten Christenthume. „Ich kan nicht ohne „Schaudern," schreibt er, „mich der Unglücksfälle meines Zeit¬ alters erinnern. Seit mehr als zwanzig Jahren steht man „in den Provinzen von Constantinopel an, bis zu den juli- s) 58. Ooncll. ibill. 687. — 688. 6g2. 707, k7per L. Läit. l7c>Ion. 1686. 1'. 1. x. 767. Lllil. ksri,. Longr, S, tUsuri, 's. > x>. 168, —- 6) Lulp. Lever. I. H, »-»»» „scheu Alpen, täglich das Blut der Römer fließe». Szy- „thien, Thrazien, Mazedonien, Dardanien, Dacien, Thes- „salien, Achaja, die beyden Epirus, Dalmatien und die „Provinzen Pannoniens, wimmeln von Gothen, „Sarmaten, Quaden, Alanen, Hünen, Vandalen und Marko- „mannen, die diese Länder verheeren, ausplündern, und alles mit „sich fortschleppen, waS sie erhaschen können. Wie viele e hr - „würdige Frauen, wie viele Gott geheiligte „Jungfrauen, wie viele freye Leute, selbst „vom ersten Range, mußten den viehischen Ne¬ ugierden dieser Barbaren, zum Spiele dienen. „Man riß die Bischöfe mit sich fort, man töd« „tete die Priester und die übrigen Diener der „geheiligten Altäre, man zerstörte die Kir- „chen, und verwandelte sie in Pferdställe, man „grub die Reliquien der Märtyrer aus!" a) Bey dieser allgemeinen Verwirrung erweiset ein Vor¬ fall den Fortbestand der Bischofswürde zu Petovium. Diese Stadt wurde (Jahr 278 — 379) von dem heftigen Arianer, Julius Valens, einem Heere raubziehender Gothen verrathen, durch deren Unterstützung er dann den ehrwührdigen Marcus, damahligen Bischof jener Stadt, vertrieb, und die bischöfliche Würde an sich riß, von der¬ er jedoch bald wieder durch die petovische Kirchengemeinde selbst vertrieben wurde, b) Als hierauf im Jahre 384 zu Aqui leja wider die Arianer eine Synode gehalten wurde, erschienen in den unterzeichneten Akren vier unsere Land- theile betreffende Bischöfe, nähmlich: Valorianuz Lpiscopus ^«juilejoasis. ^rmonis (^nerninius) L p i s c o- pus 8irrriiensis Hitrici, ^bunstantiur c o p u s 1 r i 6 o n t i n u 8. Al s rimu 5 17 i 8 c o z, u s Linononsis. c) In diesen Akten stehet auch der Ulri- s) L. Hieran. Oj>er. 1°. IV- ?. ll, p. -- d) Oger. 3. Lindros. Lllil. kar, g. tz08 — 80g — c) Lcta. LL.tlvnvit. ibiä.g.1164. IH O läster Lpiscopus Lrixianus unterzeichnet. Da nun der h. Gaudentius, Bischof von Brescia und Nachfolger des h. Philaster's, versichert, dieser habe im ganzen Reiche das Evangelium verkündiget: 8eck circumiens Universum xsns uinbituru komuni orlois, Oominicum prsssticavit verbom, kauli Hlastali icloueus imitator exislens! a): so mögen ihm mit Recht einige Antheile an der Ausbreitung des Christenthums im westlichen Jllyrikum zugeschrieben werden. Gleichzeitig mit Philaster und dem h. Gaudentius er¬ warben sich um die Befestigung und Verbreitung des Christen- thums im ersten Rhatien hohe Verdienste der h. Virgi- lius, Bischof zu Trient, und die drey sogenannten anaunien- fischen Märtyrer, S i f i n n i u s, M a rti rius und Ale¬ xander, welche sämmtlich von einigen gänzlich abgöttischen, oder doch noch Feste und Ceremonien des alten Götzendienstes hart¬ näckig ausübenden rhätischen Bergvölkern ermordet wor¬ den sind. (Jahr 390 — 400.) b) Durch seine unerschütter¬ liche Standhaftigkeit im Kampfe wider die Arianer, noch mehr aber durch seine Gelehrsamkeit und die glänzendsten Tugenden, ward der mailändische Erzbischof, der h. Am¬ brosius, in der ganzen Ehristenwelt allbekannt. Dadurch erhielt aber auch das norisch-pa nnonifche Christenthum die günstige Gelegenheit, sich noch weiter, und über die Gränzen des allgemeinen Reichslimes an der Donau, auszubreiten, und bey den Markomannen festen Fuß zu fassen. Fritigilde, die Königinn dieses Volkes, da der Ruhm des h. Ambrosius bis zu ihren Ohren gedrungen war, erbath sich von ihm selbst einen Unterricht, was sie zu glauben hätte, um von dem Pfade der Wahrheit nicht ab¬ zuirren. Ambrosius erließ an diese Beherrscherin» ein ») 8. 6-mäslltli. Oper. x. 2^1. Lrlit. kalav. — k) 4oa»l. Lrbion. I. p. 185 — 235. 4: 141 vortreffliches Schreiben, in dem er ihr die NeligionswahrheiteN in der Lehrweise eines Katechismus vortrug. Allein, mit dem schriftlichen Unterrichte nicht zufrieden, machte sich die Köni¬ gin» auf den Weg, um die Lehre des Heils selbst von dem Munde des großen Mannes zu hören. Aber, kaum war sie zu Mailand angekommen, horte sie schon zu ihrem größten Her¬ zensleide, daß der h. Ambrosius bereits gestorben sey. Ueber diesen merkwürdigen Vorfall gibt Paulinus, der Geheimschreiber und Biograph des h. Ämbrosius- be¬ stimmte Nachricht, a) Zum nicht geringen Ruhme des pan- nonisch - no rischen Christenthums wollen wir endlich noch gedenken, daß sowohl der h. Marti nus, Bischof von Tours in Gallien, zu Sabaria (Jahr 316), und der größte unter den kirchlichen Lehrern, der h. Hieronymus zu Stridon im oberen Pannonien, das Licht der Welt erblicket haben. Venantius Fortunatus sagt ganz be¬ stimmt : ckigniis ero Martini Zesta keatl I*anNc>niao goniti, ^ua clara 8a darin vornat ^rttroctSrü manu! 6) Er war zwar der Sohn heidnischer Aeltern; denn sein Vater war ein zu Sabaria befindlicher Veteran, wie Sul- pitius Sevetus versichert: 8 a d a > i a o kannoniatz oriunckllS luit, sock intra Ilaliam 'I'icini altus ost, parontidus socunckum ssecuii ckignitatom non inlimis, gontilibus tamon. c) Allein, St. Martin hat sich durch seine standhafte Bekämpfung des Arianismus in Panno¬ nien, und zuverlässig auch im Norikv große Verdienste erworben, und anderswo, in denselben Landtheilen seine Siege ») ksmlln. in Vit. 8. Lmbro,. In. Oper. 5. Lmdro,ü. r. I. in ^xpenä. x. 10. N. 36 et. 6l. n. INit. kkri». — bs Ven. kortun. Oe. Vit. 8. klartini, 5gg.— o) Luljiir. Lever, ve. Vit. S. Martin, esp. H. 142 s^«> errungen, welche er z» Sab aria, in seiner Vaterstadt, nicht erwerben konnte. Die Aussage des Paulinus hierüber enthält auch die überzeugendsten Andeutungen von dem in Pannonien allseitig festgegründeten und ausgebreiteten, wenn auch zu jener Zeit vom Arianismus angesteckten Chri- stenthume: Virus ab insaao, c^uock tuckerst -4rius ors kraecipus tarnen infecturnlues istatenelrat—- Ili^ricurn toter xenitus grassante veneno.— Lsepe Lacerckntes, populum ckuin s-ope cnercet^ Lunctorurn insickiis oppressus, verlrera passus kulsus ack extrernunr terrena kalritacula !in<;usns!-—a) Die Geburtsstelle des großen h. Hieronim us, im Orte Strig au, nahe an der steyermärkischen Südostgränze bey dem heutigen Tschakathurn, zwischen der Drave und Muhr, auf der sogenannten Insel gelegen- hat der ge¬ lehrte Badekovich überzeugend erwiesen. t>) XI. Ausbreitung des Christenthums im fünf¬ ten Jahrhundert durch Pannonien, No- rikum und Nhätien. a) Von dem h. Valentin. Als man im dreyzehnten Jahrhundert zu Passau den Leichnam des h. Valentins erhob und übertrug, wurden in einer bleyernen Rolle folgende biographische Züge dieses Heiligen gelesen: ») Laotin. in Vil. 8. Mariini io Libl. Max. 88. r-Urum. vr. x. 500. — b) Io«. LaUekoricli. üalale. Lolum. L. Hieronimi. LlU«. Veo,t-M. L»,t. 1752. x. 1g8 — IgS. 143 s«-«-«- „Zu der Mitte des fünften Jahrhunderts/ gerade wah- „rend deS heranwogenden Sturmes der Völkerwanderung, „kam von fernen Meeren her ein frommer, weiser und von „flammendem Feuereifer für die Lehre Jesu Christi getrie¬ bener Mann nach Castra Vstava, welche am Zusammen- „fluße des Jnnstromes mir der Donau, hart an Nori- „kums Gränzen, im zweyten Nhätien oder Vinde- „licien, standen. Er predigte daselbst den heidnischen „und den anderen vom Arianismus angesteckcen Bewohnern „die reine Lehre Jesu, wiewohl ganz vergeblich. Er begab „sich hierauf nach Rom, und erhielt vom Papst Leo, „welcher vom Jahre 440 bis 461 den Stuhl Petri ein- „nahm, die ausdrückliche apostolische Sendung/ wornach „er wieder nach Castra Vstava zurückeilte. Er predigte nun „mit verdoppeltem Eifer; allein abermahls völlig vergeblich, „und der thätliche Haß der Heiden und Arianer zwang „ihn, flüchtig zu gehen; worauf er sich wieder nach Rom „begab. Papst Leo weihte ihn jetzt zum Bischof, und gab „ihm die apostolische Erlaubniß, falls er zum dritten Mahle „vergeblich zu Castra Vstava predigen sollte, allen ihm „bekannten, entweder noch ganz heidnischen, oder wie „immer nur bedürftigen Völkern das Evangelium verkün¬ den zu dürfen. Wirklich waren auch seine Kraftpredigten „zu Castra Vstava ganz und gar vergeblich; und er em- „pörte dadurch die dortigen Heiden und Arianer dergestalt, „daß sie Valent inum ergriffen, mißhandelten, und „zur Stadt hinauswarfen. Valentin wendete sich hier- „auf gegen das Hochland der Alpen, durchzog dasselbe bis „in die inneren rhä tisch en Thäler hin, fand überall „die ergiebigste Ernte für die Lehre Jesu, und ein selige» „Ende: ragressus al) nrbs ckoclinavit sä Montana (nach „der Sprache des X., XI. und XII. Jahrhunderts, Ty- „rol), ikiczus socunäum vei xrovickentiam invenit „lruotum animarum contuxlum, ac suse animee pro- Hfevtunt Oes - et koatioibur bene xlseitüw- »v felicein ^in Lliristo transitvm. s)" Obwohl diese kurze Biographie der im Grabe St» Va¬ lentins gefundenen Bleytafeln: Lxpliciunt vsrba^ <^use in tabülig pluinbeis rsporta sunt iuxts corpus L« Valen¬ tini ! d) in den ick XII» Jahrhunderte schon auf den Bley- taseln unleserlich gewordenen Stellen damahls ist verbessert- Und somit in einigem verändert worden: so trägt sie doch alle Spuren der volle sten Echtheit des höchsten Alters, daß sie auf den gedachten Bleytafeln schon im fünften Jahrhundert dem Leichnam des h. Valentins beygelegt worden sey. Ihr historisches Ansehen wird auch durch andere kritisch erprobte Geschichtsquellen vollkommen be¬ stätiget. Eugippius, der Biograph St. Severins- und St» Valentins Gleichzeitiger, schreibt Folgendes: -,Am Tage der Erscheinung des Herrn- da der Priester Lueill an gezeigt hatte-- daß er am folgenden Morgen den Jahrestag Valentins- der einst sein Abr, und BischofvonbeydenRhätien gewe¬ sen w a r, f e y e r li ch h a l r e nwolle- hat d e r D i e ner Gottes, Severinus, geantwortet: Wenn dir der h. Välentin den Auftrag gab, diese Feyer jährlich zu begehen- so trage ich dir ebenfalls auf- daß du- wenn ich aus der Welt scheide an ebendiesem Tage für mich Vigilien halte st." c) Wir werden unten darthun - daß die Biographie St. Se¬ verins, durch seinen Schüler- den Abt Eugippius ver¬ fasset, das erprobteste Geschichtsdokument- und über alle Ein¬ wendungen der historischen Kritik erhaben sey. Vom histori¬ schen Ansehen des Venantius Fortunatus haben wir schon Resick itonrl. Labi-N. r. I. x. 281 —2g1. — ikiä. x. 284. — c) Lugipx. in Vit. 8. Leverini. Lod. 25. oben gesprochen. Auch dieser thut von der Grabstätte des h. Valentins in Nhätien die ehrenvollste Erwähnung in der Anrede an sein eigenes Buch: Li tibi ftarüariaos conoeditur irs per amnes llt placids kiionunr transcendero po8sis et üistrurn keigis ad Augustana, ) klar. iVleicdelboclr. Hirt. kreirinF. 1?, l. k. H. crx. 18, 1g. 31. — v) ibill Zset. 35. II. 10 146 °*" gründet haben: so ist er mit Recht Bischof von Pas¬ sau zu nennen; ungeachtet viele alte Cataloge derselben Bischöfe Valentins Nahmen nicht enthalten. Nach Passau war er an keine bestimmte Stadt mehr durch den päpstlichen Befehl gebunden; ihm war die ganze Welt züm apostolischen Wirkungskreise überlassen. Er zog hierauf mit großem Erfolge in Rhätien predigend herum, und starb auch daselbst. Er kann also für diesen Landrheil nur als e'm wandernder Bischof, Lpiscopus Uegionariu5, angesehen werden; er ist aber nebenbey der allererste B i- schof in Rhätien, der aus kritisch erprobten Geschichts¬ quellen historischgewiß bekannt ist. Die Zeit seines apo¬ stolischen Lebens und Lehrens läßt sich nur nach allgemeineren Bestimmungen angeben. Er kam sehr wahrscheinlich im I. 440 nach Passau, um daselbst die Finsternisse der Unwissenheit und des Aberglaubens zu zerstreuen. Nach seiner dritten Ver¬ treibung aus Passau predigte er in Rhätien mit dem größten Erfolge bis gegen das Jahr 480, in welchem sein Schüler L u c illus, der sich gewiß im blühenden Alter in Valentins Lehre beoeben hat, schon ein abgelebter Greis war, und durch seine Worte in St. Severins Biographie zu verstehen gibt, daß der h. Valentin schon lange verstorben war. Nach Angabe der Bleytafeln starb Valentin in Rhätien, im heutigen Tyrol, woselbst et auch im Orte zu Mais, Majas, begraben worden ist. Schon sehr frühe wurde seine Grabstätte in hoher Verehrung gehalten, und von reisenden Pilgern besucht! weßwegen die Longobarden den h. Leichnam von Mais wegnahmen und nach Trient übersetzten. Unter dem letzten agilolsingischeN Baierherzoge wurden St. Valentins Gebeine in Trient erhoben, und im Jahre 769 nach Passau übertragen, wo¬ selbst sie annoch ruhen, a) ->) Winters Beytrage. n. Thl. x, 2S9 — 27I, 42»« b) Vom h. Severin. Dessen Biographie, durch seinen Schüler EugippiuS verfaßt. Das wichtigste unter allen historischen Dokumenten, wo¬ durch das n o ri s ch - r h ä t i s ch e Christenthum am aller- hellsten beleuchtet wird, ist nach dem einstimmigen Urtheile aller Geschichtsforscher die Biographie des h. Seve¬ rins, welche in den vorzüglichsten Ausgaben von Velser, Pez, Bollandus und Falkenstein ist bekannt gemacht worden. Daß diese Biographie das Werk eines Gleichzeitigen, deS l u c u l l a n i s ch e n Abtes E u g i p p ius, eines Schülers deS h. SeverinuS sey, versichert uns nicht nur allein dieser Ver¬ fasser selbst in seinem Schreiben an den Diakonus Pascha- sius sondern auch der zu eben derselben Zeit lebende Ge¬ lehrte Jsidorus Hispalensis, a) und das ganze fol¬ gende Alterthum. Daß Eugippius dieses sein Werk in Italien als Abt des l u c u l l i sch e n K l o st e r's, und viele Jahre erst nach St. Severins Tode ausgearbeitet habe, wird aus den letzten Kapiteln der Biographie selbst, aus dem Briefe Eugipps an Paschasius, und aus vielen an, deren inneren Merkmahlen deS Buches überzeugend bestä¬ tiget. Nach der wahrscheinlichsten Meinung darf jedoch die Ab- fassungszeit dieser wichtigen Biographie schwerlich vor das Jahr LIO gesetzet werden. Was diesem kostbaren Dokumente des Alterthums vor allen übrigen Geschichcsquellen einen ent¬ schiedenen Werth gibt, ist, daß aus den inneren Merkmahlen desselben selbst unwiderleglich erwiesen werden kann, daß Eugippius/ der Verfasser desselben, St. Severins Schüler- gewesen sey, und dessen Thaten als der getreueste Augen¬ zeuge, und unter und vor anderem Augenzeugen geschrieben habe. Man durchlese nur genau das 36., 37-, 39. und 40. Kapitel, und man wird vollkommen bestätiget finden, 10 * ») IiiLor. llisp. in lllkr. ve Viri, illu,trid. csj>, XIH, 148 war auch schon Pasch asi uS im Briefe a» Eugipp mit deutlichen Worten ausgesprochen hat, daß Eugipp Seve¬ rins Schüler im Nori ko gewesen sey. Sehr viele Vorfälle in Severins Leben also schrieb der fleißige Eugippius, ganz der Wahrheit getreu, als Augenzeuge nieder; er erzählt vielmahls das, was er selbst sah und selbst erfuhr; bey den anderen Begebenheiten aber, welche er nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, beruft er sich auf die Erzählungen der Vorfahrer, aus deren Berichten ihm die Vorfallenheiten noch sehr lebhaft vorschwebten und vorschweben mußten. Und dabey geht er sehr behutsam zu Werke; indem er, wenn er Nachrichten zur Sprache brachte, welche uns schwerer Glauben abgewinnen können, diese nicht auf seine Rechnung nimmt, sie auch nicht bloß mit der all¬ gemeinen Hinweisung auf die Erzählung der Vorfahrer be¬ gründet, sondern daß er für diese besonderen Begeben¬ heiten auch besondere, damahls noch lebende Zeugen anführet. So sehr auch dieß allein schon die vorzüglichsten Eigenschaften eines Zeugen, die Wahrheitsliebe und Wissen¬ schaft an unserem Eugippius in das hellste Licht setzt: so wird seine Biographie St. Severins durch den einfachen, seinem Zeitalter ganz angemessenen historischen Styl, und dadurch als eine der getreuesten Geschichtsquellen beurkundet, daß er sie geschrieben und verbreitet hatte, als noch sehr viele Augen¬ zeugen von St. Severins Leben und Wirken in Italien und anderweitig lebten; und daß der Gesammtinhalt dieser Biographie vollkommen mit den Hauptzügen der Profange¬ schichte des fünften Jahrhunderts, mit dem allmähligen Ver¬ falle und dem gänzlichen Sturz des römischen Westreichs und mit dem schauerlichen Gräuel der Völkerwanderung übereinstimmet. Diese strahlenden Vorzüge der Eugippi« schen Biographie St. Severins haben daher auch alle Geschichtsforscher und die vortrefflichsten aus ihnen bewogen, sie als das wichtigste und als ein über alle Angriffe histori- 149 scher Kritik erhabenes Dokument für norisch - rhätische Profan-und Kirchengeschichte des fünften Jahr¬ hunderts anzupreisen, a) c) Ueberden h. S e v e r i n u s im Allgemeinen. Ueher seine Herkunft und sein Stammgeschlecht hat der h. Seve rin us/ ungeachtet so vieler Aufforderungen und Anfragen/ seinen Zeitgenossen durchaus keinen Aufschluß ge¬ geben. Die Sprache jedoch/ und die Vorliebe/ welche Se¬ ve rin us überall gegen die Römer blicken ließ/ machen ihn zu einem Lateiner. Eugippius laßt ihn auS Afrika in den Orient reisen/ und von dorther nach Norikum und Pannonien kommen. Darum wurde Severin größten- theils/ und auch am wahrscheinlichsten für einen gebornen Afrikaner gehalten. Diesen außerordentlichen/ heiligen Mann laßt Eugippius ganz bestimmt nach Attila's Tod, als sich dessen Söhne um das Reich zankten, die beyden Pannonien, und die an der Donau gelegenen Länder der Plünderung und der Verwüstung preisgegeben waren, in den ebengedachtsn Gegenden des westlichen Jllyrikums zum ersten Mahle erscheinen. Diese Ankunft fällt also in das Jahr 454 — 455. Binnen einer Zeit von fast 30 Jahren hat St. Severin das obere Panno¬ nien, Norikum und das zmeyte Nhätien vielmahls durchwandert, und sich in jener gräuelvollsn Zeit als der einzige schützende Engel jenen unglücklichen römischen Pro¬ vinzialen bezeigt. Der genau erwogene Inhalt der in der Rede stehenden Biographie macht den h. Severin ganz unbezweifelt zu einem Abte mehrerer Mönche, dessen Haupt¬ kloster nicht ferne von der Stadt Favianis an der Donau sich befand. Man war aber damit nicht zufrieden, daß S e- ,) Winters Beytcage. Lhl. l. x. Z05 — ZZ6. 44-» s verin wirklich Abt war; man erhob ihn auch zum Bischof, ja selbst zum Erzbischof; und zwar bald zu Ravenna, bald zu Wien. Allein Eugippius sagt von SeverinS Bischofswürde auch nicht ein Wort, und auch nicht eine Stelle findet sich in seinem Berichte, woraus man darauf schließen könnte. Dieses wichtige Stillschweigen also weiset beyde Behauptungen dahin, wohin sie gehören, nähm- lich ins Reich der Mährchen. Die gelehrtesten Forscher vaterländischer Geschichten, Hansitz und Petz, haben dem h. Severin Len hohen Ehrentitel: Apostel der No¬ riker, gegeben. Allein St. Severin hat im Noriko nicht erst aus Heiden Christen gemacht; er hat, wie uns Eugipps Erzählung auf jedem Blatte erweiset, im No¬ riko nicht erst durch Unterricht Christen erzeuget, sondern überall dieselben schon, nicht nur einzeln, son¬ dern in gebildeten Gemeinden, versehen mit Kirchen, Priestern, oft mit einer ganzen Cle- risey — gefunden. Daraus ergibt sich von selbst, daß, ohne dem Ruhm Severins etwas zu benehmen, ihm der obgedachte Titel durchaus nicht gebühre. Mit größtem Recht aber mag dieser Heilige, der in der gräuelvollsten Zeit unaufhörlicher Barbareneinfälle in Rhätien, Panno¬ nien und im Noriko, dem Uebermuthe der Sieger, und dem Elende der Besiegten einen Damm zu setzen wußte, und ein Mann von einer allumfassenden Menschenliebe war, Noriku ms größter Wohlthäter heißen, St. Se¬ verin hat seine segensvolle Laufbahn, unmittelbar im No¬ ti ko selbst beschlossen; in welchem Jahre aber? hat Eugip¬ pius nicht bestimmt ausgesprochen; er hat es indeffeiz doch in seiner Angabe, daß St. Severins Gebeine im sechs¬ ten Jahre nach seinem Tode beyder allgemeinen Neber- Wanderung der Römer aus Norikum nach Italien übertragen worden seyen, mit hinlänglicher Klarheit angedeutet. Denn jene allgemeine Auswanderung der Römer aus den Donaupro- L 1Z1 v ril z en deS westlichen J llyriku m S muß den Zeit- ereignissen zu Folge ganz bestimmt auf das Jahr 488 gesetzt werden; folglich fällt der Uebertritt St. Severins in eine bessere Welt auf das Jahr 482. Der Wirkungskreis unseres h. Severins beschränkte sich nicht allein auf die engen Gränzen dieses Lebens, sondern er erweiterte sich in Bezug auf seine Schüler weit über das Grab hinaus. Der wohlgerathensten Schüler hatte Severin fast so viele, als er Mönche in den von ihm im Noriko gegründeten Klö¬ stern zählte, von welchen sich einige um die Gegenden un¬ serer Landstriche sehr verdient gemacht haben. Lucillus, einst Schüler des h. Valentinus, Bischofs von Rh si¬ ti en, wurde nach dem h. Severinus Abt. Vergeblich will ihn Lazius zum Bischof von Passau, und nachher von Wien machen. Diesem folgte in der Vorsteherswürde Mar¬ ti anus, den man auch ohne allen historischen Grund zum Bischof von Wien machen wollte. Nach Lucill und Mar¬ ti an ward Eugippius Abt, und zwar im lucullan li¬ sch en Kloster bey Neapel, wohin die seve rin sch en Mön¬ che aus Norik um sind übersetzt worden. Diesem Mann kann es die altno rische Geschichte nie genug dan¬ ken, St. Severins Biographie mit solcher Treue und Wahrheitsliebe geschrieben zu haben. Ein anderer be¬ rühmter Schüler St. Severins ist Antonius, der von einem sehr edeln Geschlechte aus Valeria in Panno¬ nien abstammte, und ein Neffe des Bischofs Konstan¬ ti us von Lorch war. Ohne Grund haben auch einige Schriftsteller diesen Lorcherbischof zu einem Schüler St. Severins machen wollen; und eben so unerweislich ist dieß vom Presbyter Maximus, von welchem in der¬ en gippisch en Biographie Meldung geschieht, nebst dem, daß auch das Vorgeben der älteren Forscher: dieser Maxi¬ mus sey Bischof von Juvavum gewesen, unter die Mährchen gehöret. 152 XII. Leben und Thaten des h. SeverinuS imNo- rika und in Rhatien, von seinem Schüler EugippiuS beschrieben. Nachdem wir nun durch das Gesagte die Lebensbe¬ schreibung deS h. SeverinuS, welche wir von seinem Schüler EugippiuS, dem Augenzeugen seiner Thaten, annoch übrig haben, als eine getreue, und über alle Ein¬ würfe der Kritik erhabene Geschichtsquelle dargestellet haben: so ist eS nun auch an dem, die Thaten St. Severins selbst ju erzählen, damit ersichtlich werde, wie damahls daS no rische Christenthum beschaffen gewesen sey, und waS jener außerordentliche Mann für dasselbe gethau habe. Wir erachten es aber eben bey dieser Gelegenheit für zweckmäßiger, St. Severins einflußvolles Wirken nicht mit unseren Worten darzulegen, sondern die von EugippiuS verfaßte Biographie selbst hier einzu¬ schalten, und mit Beyfügung der nöthigen, bisher von vielen schon gewünschten Bemerkungen unsere Leser die Quelle selbst genießen zu lassen. Wir legen dieses äußerst wichtige Doku¬ ment für die a lt n v ri s che Geschichte des fünften Jahr¬ hunderts nach der Ausgabe des gelehrten -Hieronymus Petz vor,, und setzen mit Benützung der Bemerkungen der ge¬ lehrten Forscher, Velser, Falkenstein und Resch, unsere ei¬ genen Erklärungen am Ende jeder einzelnen Section bey. ZtzZ-r L". r'/r Domino ssiicto sc merito vencrsbili kssckasio Oiscvno Lugippiu, in Domino zslutcm. ^nls Koc sermc biennium epistols cujuaäsm Isici nvkik'5 sä guanclzm äii-ccta prs»- b^terum, nobi» oblata ort sä lcgenäum, contincn» vitsm 1LZ Lesiliei Alonscln, Hui Huonäum in monssterio mantis, eni vocebulum est l'isteL, super Criminum commorstus post in I^uesnnie regions 6eiunctus est, vir et multis el miki notissimus. (^uem epistolem, cum s Huibus6em clescribi cognoscerem, coepi mscum ipse trectere, nee non et viris religiosi; eclieere, teute per Leverinuin Iem utiHue non expecto 6e silics lelices sseeuleres; se» j Z/j. S«7l< 8. Severini transmittere, in sr- aeta virtnts, 6igneris sclnectere: kjuae n o n i a m fi- Zelis portitor filius v ester. Oso gratias, optime novit, ver bo commenclamus inti- man6ai sperantss nos bajuli namen etiam 6e tui ope¬ riš perlectione jugiler esse ilicturos; ut Oei 66elissimus iamulus tantis virtutibus opulentns, sicut aä Sanctorum gloriam suis per (lbristi gratiam merilis evsbitur, 5ic s6 bumanam memoriam tuis liltsris consecretur. 8ans patria, rle <^ua luerit oriunrlus, lortasse necsssario a nobis in<^u!ritur, ut incle, sicut moriš est, texsnclW cu- juspiam vitL sumatur sxor e r n t i u m. Divini» clia- 157 e-6-L-r- rismatibus inspiratus^ scis sanctis bonorum montibur excolenibs Quantum gesla Lanctorum utilitatis impor- tiant, Quantum lorvoris attribuant, Quantum puvi- tatis inbunciant^ 6o c^ua ro ^poslolicso voois auctorita» iatius innotescons^ forma esto iiäolibus, uuclo i6em ^po- rtoius justorum catalogum summa brovitato contoxens, sb ^bel iuoipions iusignum virorum Perfil narraro vir- tutos. 8io ot ille ti^olissimus Dlatbatbias, morti glorio- rissimW jary propiu^uans, 6Iiis suis bseroäitario jurs Lauctorum oxompla >*» Igo ««««. cap. XIII). Welche Gegenden hier unter 1'itsr und Cri¬ minum verstanden werden; ob die in der römisch-italischen Provinz Aemilia, oder das Bergschloß Vusss, oder die Stadt lissa in Sicilien? ist ungewiß; aber auch überflüssig, « ängstlich zu erforschen. Sehr bemerkenswerth ist hier auch der genaue Unter¬ schied, welchen Eugippius zwischen den landeingebornen Norikern macht; indem er ganz bestimmt die Personen des Adelsstandes von den gemeineren Landinsas- sen auszeichnet. Der hier genannte Priester Primentus mag schwerlich für einen Italiener gehalten werden. Er war wohl ein geborner Pannonier; und zwar aus einer adelichen, römischen, daselbst schon lange angesiedelten Familie. Dieß verräth offenbar seine innige Verbindung mit dem Patricier Orestes und seine Flucht aus Italien herauf in die Landtheile über den j u l i sch c a r n isch e n .Alpen, allwo er seiner Geburt und eines früheren Aufenthaltes wegen bekannt war. Orestes war ein Abkömmling einer in Pan¬ nonien angesiedelten vornehmen Römerfamilie. Seine Va¬ terstadt mag wohl gar das uralte Petovium im obe¬ ren Pannonien gewesen seyn. Denn er heirathete die Tochter des in jener Stadt lebenden römischen Lomes Ro- mulus, welchen Kaiser Valentini an III. im Jahre Ü48 als Gesandten an den Hunnenkönig Attila geschickt hatte. Tatullus, der Vater des Orestes, stand früher schon in den Diensten Attilas, wodurch auch Orestes dazu kam, daß er Geheimschreiber des Hunnenkönigs wurde, als Attila über ganz Pannonien seine Herrschaft ausbreitete. (l>ris- cus Ukiowr Lxcerpt. Vs liegst, p. Z6 — 57. in Script. L^sant. V. IV. k. I.). Nach Attilas Tode floh Ore¬ stes mit ungeheuren Schätzen nach Italien, verschaffte sich dadurch, und durch die Stärke seines Geistes die Stelle ei¬ nes römischen Generals, die Würde eines Patriciers, und einen großen Einfluß in die politischen Geschäfte der aufge- lö- 161 «*" lösten Westreichs. Er vertrieb im Jahre 476 Len Kaiser Nepos, und setzte seinen eigenen Sohn Romuluü Au- gustuluS auf den stürzenden Thron der Imperatoren. Bey allen diesen Vorfällen nun spielte der von Eugippius ge¬ nannte Priester Primentus eine sehr wichtige Rolle in vollem Einflüße auf den alten Orestes, dessen lotius ^.uctoritatis vir et veluti pater er war. Orestes aber wurde von dem herulischen Odoacer besiegt und ermordet am 28. Au¬ gust des JahreS 476- worauf PirmentuS nach Norikum flüchtig ging und bey dem heiligen Severinus, dem Freunde Odoacers, Schutz suchte, ülornarist. Oe. Leb. Ootbic. cap. 46. Okron. Oassioä. et Alarcell« Lomir«, Lrocop. Oe Leib Ootk. O. I. cap. I. Incii^it Vrtu. Sectio I. VeMpore, «juo Attila Lex Lunnorum Zekunctus est, utrsque kannonia, confi- tliu Osnubii rebus turbabanturambiguis: so xrimum iüter 6Iios ejus 6s oktinensto regno magna sunt exurta certamina - <^ui morbo iniquss 6ominationi, inürti, MateriaM sui sceleris accspsre patris interitum. VuNc itaqus sanctissimus vei samulus Severinus 8s psr- tibus orientis aüvenisns, in vicinis ripsnsis st kaNNonioruM partibus, c^uost -^sturis 8ici- tur, oppiäo morabatur, vivens juxts Lvangsli- csm ^tpostolicam^ue stoctrinam, omni pieiale et česti¬ tate prsestitus, in confsssroneLatbolicefistsi venerabils propositum sanctis operibus a8implebat» Oum ergo talibus exercitüs roboratus palmam supernee voca- tionis innocue sutjusrelur, «juaüam 6ei ecclesiam pro- cessit ex mors, tunc presb^tero, ctero, et civi- bu» requisiti», cwpit tota mentis buwilitate prreäi- II. 462 csre^ ut bostium insiäiss imminentes orationibus a c jejuniis, et misericoräise fructibus inbiberent: seck gnimi contumsces se äesiäeriis csrnslibus inclinsti^ prse- äicentis oracula inbäelitatis suB äiscrimine probsverunk, I'smulus aulem Oei reversus s 6 bo sp i ti um Huo sb ecclesise fuerst cus t o ä s suscsptus^ äiem et borsm imminentis exciäii prockens, äe contumsci sit oppiäo et citius perituro festinus sbscsclo. Inäe sä proximum^ ^uoä tüommsgenis sppellsbstur, oppiäum ä e- clinsvit. Hoc barbarorum intrinsecus consi- stentium^ t^ul eum Koman is foeäus inierant^ custoäia servabantur arctissims, nuliicjue in- Areäienäi aut egreäisnäi fscilis licentia preestabslur. «^uibus tamsn Oei fsmulus, cum esset ignotus nee in- terrvAstus est^ nee repulsus. Its^us mox ingressus e c- clesäum, cunctos äe sslute propria äesperantes, j e- junio et orationibus stelle elemos^nis kior- tstur srmsri, proponens snti<;uae salutis exem- pls^ ^uibus äivina protsctio populum suum contra opinionem omnium mirsbilitsr liberssssl. Lum^ue sa- lutem omnium in ipso äisciminis articulo promittenti creäere äubitarent^ sensx ^ui äuäum in ^sturis tanti bospitis susceptor extiterst^ venit st¬ elle a portarum custoäibus sollicits interreKstione ois- cussus, interitum sui oppiäi babitu verbocjue monstravit^ aäjiciens eaäem äie^ Asturis' vom Eugippius hätte können genannt werden, wenn er Asturis, 11 * 44»» 164 als jenseits der Donau gelegen, hätte anzeigen wollen: so find hierin Gründe genug vorhanden, daß Asturis auch nach Eugipps Meinung im Ufernoriko gelegen ge¬ wesen und daß der wahre Sinn seines etwas nachlässigeren AuSdruckeS sey: Asturis in vicino kannonioruin partibu» Dorici ripensis oppiäo rnorakatur! Durch den Beysatz: in conicssions catüolicss üstei, gibt Eu^ippiuS St. Severins reine Rechtgläubigkeit zu er¬ kennen, daß er keiner Ketzersecte, Donatisten, Aria¬ nern rc. zugethan gewesen sey. Der mit Stadtmauern befestigte Ort Comagena war nahe an der Donau in der Gegend von Tulln und deS Kaumberges gelegen. Die peutinge rische Tafel setzc dieses Ojrxi6nrn zwischen Otium und ?iro torto. Auch ist dieses Städtchen aus der alten Reichsbeschreibung als Haupt¬ station einer in der nahen Donaubucht gelegenen Römerflotte, Classis Oomaginonsis, und das westliche Vorgebirg deS Cetius, der Kaumberg, im Mittelalter noch als Lions Co- rnsgenus bekannt. Man bemerke noch in diesem Abschnitte, daß in beyden Städtchen, Asturis und Comagenis, Christengemein¬ den mit eigens erbauten Gotteshäusern, mit eigenen Pfarrern (krcsd^tcro) , und mit CleruS jeden Grades bestanden haben. Der hier genannte Custos ecelssiss ist nicht für einen ^sstituus ccclosias, von wel¬ chem in den Abschnitten XI und XVII besondere Meldung geschieht, sondern für jene Personen anzusehen, deren Amt 8. Isiäorus in ksgula XIX. folgendermaßen beschreibt: ^ccl custoflein sacrarii pertinct cura vel custoüia templi, sig- nurn Huo^us clanüi in vospsrtinis nocturnisczuc oüiciis, vola vestosczus sacrss sc vasa sseroruin^ coüices i^no^us instrumentsczus cuncts, oleum in usus sunctusrii, cors et luininsria. Endlich ist hier nicht zu übersehen die allge¬ meine Verwirrung in den Donauprovinzen. Alles war im beständigen Schrecken vor den überall mit Feuer und Schwert herumwüchenden Barbarenhorden. Diese Barbarenscharen selbst aber lagen gegen einander in.den blutigsten Kämpfen« Es mußten daher Romer und Barbaren zur wechselseitigen Er¬ rettung Schutz-und Trutzbündnisse schließen; die ersteren mußten die letzteren innerhalb der Stadtmauern aufnehmen und die Barbaren mußten sich zur eigenen Sicherheit, mit den Castellenbemohnern in Freundschaft zu leben, und die Stadt¬ mauern wider andere heranstürmende Barbaren zu verthefti- gen, nach Kräften angelegen seyn lassen. In dieser Erzäh¬ lung liegen nun schon die bestimmtesten Bestätigungen des Ausspruchs Eugipps, im Briefe an Paschasius: Noriei ri^ensis oppista kannoniee suzrsriori vicina, r^ueo b'arba- rorum crebris zrremebantur incursibus — 8. Leverinur perveriit! Loctio II. Ris »ustitis babitstores oppisti memorati increstuii- tsti veniam postulante», monitis viri Lei sanclis ops- ribus paruerunt, jejuniiscjue stestiti in eeelesia per triäuum congregati, errata prmterlta castigabant gs- mitibus et lamentis. Oie autern tertio, cum sacrifi- cii vsspertini solennitas impleretur, facto 5ubito terr-e motu, ita sunt barbari intrinsecus babi- tantes exterriti, ut portas sibi Komanos cogerent apsrirs velociter. Lxeuntes igitur cuncti stilfugerunt, sestimantes re «zuasi vicinorum bostium obsiäione vallatos, auctoc^us terrore stivinitus, et noctis errors confusi; mutuis se ßlaüiis conciüerunt. lali ergo aäversariis interneeions eonsum^rtis, clivino plebs servata prassistio, ^>er sanctum Virum armis stiäicit pugnare coelestibus. Sehr bemerkensmerth ist hier die Angabe 8acrilicü Ve- »pertiai solemnitas! Man weiß nicht mit voller Gewißheit, »»»» 166 soll man 8acri6cium für Olkicium divinum, ODcium vespertinum, Abendgottesdienst, oder wirklich für Divina Lucbaristia^ für die Fey er eines Liebes Mah¬ les, oder einer feyerlichen Messe halten? Für Osti- cium vespsrtinum könnte man allenfalls die Worte 8. kli- larii Älassilionsis in vita 8. Donorati dreist, anführen: Nac igitur astborlatione complota, jubet congrogationem moestam 8acrikicium vosportinae lauäationis olkerre? 8octio III. Lostem tempore civitatem nomine Vavianis kgeva lamos opprosoerat, cujus babitatoros unicum sibi remestium aüoro crestistorunt, si ex supraciicto oppisto Lomagenis kominom Doi roligiosis precibus invitaront. l^uos illo acl so ventum iro prssnoscon», cum bsesitaret, ntrum porgoret cum ois^ nočno, a Domino ut cum eis pergoret, commonetur. (^)uo cum venisset, coepit cividus suastoro^ üicens: poteritis poenitontiao Iructibus a tanta lamis pornicie liberari. (^ui cum talibus prolicerent institutis, I>eslissimus 8everinus üivins reve- lalione coZnovit^ l^uanüam vi6usm nomine krocuism IruZes plurimas occultasso, u » 36 virum Dei cum lsclir^mis coniluenles illatss calsmitatis exitium retulerunt, simul vLt6ll6eates in6icia recentium rspinarum. Ille vero Älsmertinum per- cunctatus est, tunc tribunom, r^ui post üpircopus vr6inatus est, utrum alirjuos secum baberet arma,tos, cum quibus latrunculos seyuereturinstantius! <)ui respon6it: Mili ter ^ui6em babeo paucis- simos, et i6eo non au6eo cum tanta bostium multi- tu6ins conkligere. <^uo6 si tua Venerstio preecipit, r^usm- vis suxilium nobis 6eslt armorum, creäimus tua nos Kerl orstione victores. Lt Del kamulus sit: Ltiamsi iner- mss sunt tui milites, nunc ex bostibus armabantur: nec enim numsrus aut tortituäo lrumsaa recjuirilur^ ubi pro- pognstur Deus per omnia comprolratur. lantum in nomine Oei pergs velocitsr, pergs kl6entsr; nam Domino miss- ricor6itsr prseeunte, 6eliilis ^uisc^us fortissimus gppgrsbit: Dominus pro vobis pugnsbit^ et vor tacebitis. Vs6s ergo ksstinus^ kioc unum ante omnis servsturus ut s6 ms, <;uos ex darbaris coepsris, psr6ucss incolumss. Lxeuntss igitur in secunclo milliario super rivum, r^ui vocatur Dicuntis, prseäietos latronss inveniunt, ^uilrus in kugam repents conversis, srma omnium su- stulerunt: cseteros vero vinctos s6 Dei kamulum, ut prse- ceperst, a66uxerunt captivos. <)uos sbsolulos vinculis, eibo potu^us rskectos paucis ello^uitur: Ite, et vert- ri» äenunciate complicibus, ns avi6itste pree- -»»» 170 o^ opere Oei nscprospera nec aäversa retralrerent. Dein beatus 8everinus in locuin reinotiorem seceäens^ ^ui aä vina as vocabatur, csllula parva contentus^ aä prseäictum oppiäum remeare äivina revelatione cornpellitur, ita ut c^uainvis 6uiu (juics cellular äelectaret^ Dei tsnrcn jussis odtem- pcrans^ inonustcriuru irsuZ proculscivituts coustrucret^ udi pluriiuos saucto coopit inforrnure proposito, tscitis rnagis ons ?unt, cum juxts seutentism 8slvstoris^ nee lucsrns suir maäio contegi^ nec in inonte posits civitss psssit sbsconäi« Inter cseters enim msgnslis, <^uW illi 8slvstor inäulssrst^ pr-ecipium slrstiusntise rnunus scci^ Plans, čarnem suam plurimis subjugskst meäiisj, äocens, corpus^ tjuoä ciliis sbunäsntioriluis enuntritur, snimse interilum protinus sllsturum« 6alcesmvnto nullo penitus .»»s 171 in6a!us, ita msstia b^6M6, tjue in illis rsgioni- bus sasviors gelu torposcit, uucbs psstibus sem- per ambulars contsntus, sinZuIsrs patientios stabat incb- cium. L.<1 cujus immanitstsm Irigoris com- probsnäam, testom c o n stat s s s e Oanubium, ita saepe glaciali nimietale concrstum, ut etiam plaustris solistum trausitum submi- nistret. <^ui tamen talibus per lisi Zratiam virtutibus sublimatus, intimam bumilitatsm iatebatur äicsns : Aec putetis mei merili ssse, <^uost cernitis, vestrss est potius sa- lutis exsmplum. liesset jam bumana tsmsritss, slationis supsrcilium comprimatur; ut ali^uitk boni possimus, oli- gimur, sticents Apostola: <^ui olsgit nos ante constitutio- nem muncb, ut esssmus sancli st immsculati in conspec- tu ejus. Orale imo pro ms, ut non ack constemnationis cumulum, seä aä justibcatiouis suzmentum 8slvstoris mei cloua probciaut. Usec et bis similia solebat prolerre cumklstikus, miro eruäisns bomines bumilitstis exemplo, cujus virtutis sun6amento munilus, tanta äivini muneris ciaritats kulAebat, ut ipsi ^uoc^ue bos ve s baeretici reversn6issimis sum okbciis bonorarent. Mammertinus — c^ui post Lpiscopus or6inatus est! Dieser Beysatz mangelt in der Handschrift des Surins. Man kann daher der Vermnthung Velsers beytreten, daß diese Worte aus einer späteren Randglosse in den Text der Hand¬ schriften gekommen seyen; und zwar gerade durch die natür¬ lichste Veranlassung, weil um jene Zeit ein gleichnahmiger frommer Mann, Mammertin, zu Vienne in Gallien, die bischöfliche W ü r d e gcführet hatte. Oregor. I'uron. Aist, k'rano. A. II. c. 34. Mit dieser Stelle begeht der glre Lazius einen doppelten Jrrthum: fälschlich macht er unser» Mammertin zum Bischof von I^avianis, und gibt ihm hierauf einen Mönch St. Severins, den Maroianus zum Nach¬ folger in dieser Würde. — In dieser Erzählung liegen die »4,, 172 klarsten Beweise von der damahligen völligen Auflösung der altrömischen Vertheidigungsanstalten am Donaulimes. In der bedeutenden Livitas k'avianis war damahls nur ein ein¬ ziger, Wache haltender Tribun, der so wenige Grenzsoldaten hatte, daß er es nicht wagen wollte, einer räuberischen Horde undisziplinirter Barbaren im offenen Felde sich entgegen zu stellen. Der liivus vicunlia mag nach seiner heutigen Benen¬ nung mit Gewißheit nicht mehr angezeigt werden. Man halt ihn insgemein, und wohl am sichersten, für die heutige Schwächst, welche östlich von Wien in die Donau fällt. Indessen liegt nicht viel an dem Verluste einer ge¬ naueren Bestimmung. Der Vorfall geschah nicht ferne von laviariis. Eugipp's Angabe: ill secuncko a kavisnis mil- lario, ist hinreichend. Der Ortsnahme sä Vinsas zeigt von selbst schon auch seine Lage an weinrebcnreichen Hügeln an. Nicht mit Un¬ recht vermuthet man denselben in der Gegend des heutigen Ober- und Untersiefering am Kahlenberge, westlich von Wien. Ob hier unter Oellula parva ein Klösierchen mit Mönchen zu verstehen sey, bleibt zweifelhaft. Gewiß wird es durch den Ausdruck: in locum rsmoliurem rscecksns, daß St. Severin in diesen Gegenden vorzüglich Einsamkeit und Entfernung vom geräuschvollen lavianis gesucht habe. Vielleicht hat aber St. Severin hier sein erstes Kloster an der Donau gegründet, bevor er an die Erbauung des nach¬ her so berühmten Klosters und Münsters ganz nahe bey ks- visnis gedacht, oder Hand angelegt hatte. Offenbar wird hier selbst die Erbauung dieses größeren Klosters, welches EugippiuS Monsstsrium omnibus rnasus nennet (8ect. XXII.), der Zeit nach später gesetzt. Cuspinian glaubte, dieses große Kloster St. Severins habe im heuti¬ gen Orte Heiligenstadt bey Wien bestanden. Andere suchen es aber innerhalb des heutigen Bereiches der Kaiser- 44», 173 stadt, in ider Gegend der Kirche St. Johannes. — Daß nun der h. Severinus mehrere Layen zu Mönchen kn dieses Kloster ausgenommen/ und als Abt mit Wort und Beyspiel selbst gebildet habe, gibt EugippiuS sowohl hier, als in meh- reren anderen zerstreuten Angaben dieser Biographie zu er¬ kennen ; so wie aus vielen anderen Aeußerungen klar zu er¬ sehen ist, daß klösterliche Ordnung, formelle äußere MönchS- bildung, in diesem und allen übrigen Klöstern St. SeverinS eingeführt gewesen sey. Indessen erhellet aber aus folgendem Beysatze: m tiominum steclinsrst freyffentism, czues Äili multituckine tsrreüstur. Is ergo deatissimum 8everinum io suis periculis, tsnc^usm coelests consu- ledst orsculum. ^ä^uem, clum vekementissimö turbs- retur, säveniens, cksllebst se s Ootkiorum princi- xibus sä Itslism trsnsitum postulssse, s «jnibus se non äubitsdst, c;uis Iioü ei äenegstum luerst, occiäenäum. lunc ergo s viro Üei üoc responsum xr-e- äictus sccexit: 8i nos uns Cstkiolics kiäös snnec- teret, msgis we äs vitse perpetuitste äölluisti consu- lers, seä ^uis cke xrsesenti iantuni ssluw solicitu8, c;uB nodis est coinrnunis interrogss, instruenäus suscultsi t^otkioruln nec copis nec säversitare lurbsbsris, c^uis cito securus eis ck i sc e ck e n t i t» u s tu üesicke- vsts prosperitsteregnskis, isntuni ne kturni- litstis rnere rnonits prSiteriniUss. Kon ie iiac^ue pigest pscein sppetere etisin rninimoruin, et nuncjusin pro-> prüs virtutibus innitsris. Msleckietus, in^uit scrip- turs, hui conüüit in iiomine et ponit csrnem brsckium >»»» 176 v-»»» suum^ ct a Domino rccestil cor ojus, Discs igitur inficbas cuvero, non poncre, in loctulo ^uippe tuo paciüco lino trsnsibis. <^ui cum tali ackmonitus oraculo leetus absco- clerot^ pcrlato sibi, ^uoä turba latrocinantium et barbari aliczuos captivassent ex Dugis, acl virum Dei misit pro¬ tinu» ccmssulenstum, <^ui sanctis cum mamlatis, ne pree- ckoues seczueretur^ Domino »ibi revelante preemonuit, ckicens: 8i eos seczuutus lueris, vccickeris, cave, no amu em transeas^ et insicküs <^use tibi tribus locis paratee sunt, inprovi6a Menke succumbas: nam cito nuncius lickelis astveniet, <^ui te cke bis omnibus eklieict certiorem. I'unc captivorum cluo ab ipsis bastium seäi- bus bugientes, ea per orstinem retulerunt, <^use a beatis- simo viro, llbristo sibi revelante, erant prsesticta. Igitur brustratis insickiis ackversantium klacci- tbeus incrementis auctus prosperioribus vitam rebus tranczuillissimis terminavit. Flaccitheus war, wie hier gesagt wird, König der Rügen', eines Volkes der großen gothischen Ge¬ nossenschaft, mit dieser auch dem unwiderstehlichen Attila unterthänig, und nach dessen Tod, während post mortem ^ttilee utraguo kannonis et conlinin Dsnubii rebus turbsbsntur umbiguis, wieder frey geworden. Sie hatten sich nach dem Jahre 4Z4 dem östlichen Uferno¬ ri ko und dem oberen Pannonien gegenüber jenseits der Donau niedergelassen, welcher Landtheil sodann Dugilsnst, Dugorum patria genannt wurde; worüber sich in dieser Bio« graphie deS h. Severinus selbst, und in Paul Diakons lon- gobardischer Geschichte die bestimmtesten Belege finden. Daul. Disc. Hist. Dongob. D. I. xap. 19 Vit. 8. 8everini« 8cct. 30. 38. Daselbst führte also der hier besprochene König Flaccitheus die schwankenden ?rimorstiu regni sui. — 3!ach Attilas gnhem Falle und der gänzlichen Zertrümmerung der hunnischen Schreckensmacht gelangten auch die Ostro- 176 "" gothe n mit ihren Fürste »Häuptern, Walamir, T h e o d e. n i r, W i d e m i r, aus dem ekeln Stamme der A m a le r, zur alten Freyheit wieder, und erwählten das weite Panno¬ nien zu ihrem neuen Wohnsitze. Zornandes beschreibt geo¬ graphisch ihre Hauptniederlassungen. L!az>. 50 und 51. Vs Ueiaus Oetic. Vorzüglich bemerkenswerth ist in dieser Geschichte, daß den Rügen ihr neu gewählter Ansitz jenseits der Do¬ nau dem Noriko gegenüber gleich anfänglich nicht gar anständig war, und daß sie entschlossen gewesen seyen, wieder aufzubrechen, und im paradiesischen Italien sich bessere Ansiedelungen zu suchen. Fast scheinet es, als hätten die mäch¬ tigen Gothen die Rügen in einiger Abhängigkeit erhalten und wieder, wie vor Attila, ihr Schicksal bestimmen wollen. Auf Ansuchen der Rügen verweigerte ihnen vorzüglich jener Lheil der Gothen, welcher sich in dem südlichen Panno¬ nien bis an die julisch-carnisch e n Alpen hin angesie¬ delt hatte, den Durchzug nach Italien. Es gibt aber Eugippius mit dem Ootkorum krincixibus und durch die inumorabi- lem Ootkoruia rnultituäinom doch ziemlich zu verstehen, daß sich alle p a n n o n isch e n Gothen dem Ueberzuge der Rügen nach Italien widersetzt hatten. Flaccitheus hätte zwar durch Norik um nach Italien ziehen können; allein eben daraus, daß er es nicht gethan hat, erhellet, daß damahlS schon die Gothen über Norikum herein streiften die südlichen Alpenpasse in ihrer Gemalt, und die Rügen immer in einer gewissen Abhängigkeit gehalten haben. Erst durch solche Verhältnisse nothgedrungen kamen die Rügen-; könige auf die Idee, sich im Rugilande, und wohl auch im Ufer noriko ein festes Reich zu begründen. DamahlS aber, als das hier Erzählte vorfiel, hatte Flacci¬ theus dießseits der Donau im Ufernoriko noch nicht festen Fuß gefastet. Dieß erhellet deutlich aus der ganzen Erzählung und auch aus dem, wiewohl für einen besonderen Fall 177 Fall, gesprochenen Worte im Munde St. Severins: 6?. ve ne umnem (Oanudium) trsnssas! Aus der Bemerkung St. Severins : 8i nos unu ca- tliolicu 5>6es snnecteret! ist ersichtlich, daß die Rügen nach der Ueberzeugung des heiligen Abtes nicht rechtgläubige Katholiken gewesen seyen. Sie waren natürlich, wie alle Völker g ethische r Genossenschaft, hartnäckige Aria¬ ner. Die Schriften des alten und neuen Bundes scheinen aber unter den Rügen im allgemeinen Gebrauche gewesen zu seyn, weil Severinus zur Unterstützung seiner Belehrung Stellen des alten Testaments anführet. Man kann endlich auch noch aus St. Severin- Worten schließen, welches Schicksal nach den katholischen Begriffen die Irrgläubigen und Ketzer nach diesem Leben zu erwarten gehabt hätten. In dieser Erzählung gibt EugippiuS die Versicherung, daß der König FlaccitheuS im Rugenlande ruhig geblieben, und im ungestörten Genüße seiner Macht verstorben sey. Dieser König scheinet um das Jahr 475 sein Leben geendet zu haben. Einige Angaben in dieser Erzählung sprechen für eine solche Zeitbestimmung. Die Worte Eugipps: Ootstorum nec copiu nec ackvörsitaw turlraboris, ezuia cito securu» ois ckis- cockontibur tu ckssiclerst» prosperitato regnabis! deuten auf einen baldigen Abzug der von den Rügen so sehr ge¬ fürchteten Gothen aus Pannonien. Nun ist aber zu¬ verlässig gewiß, daß sich die Ostrog othen im Jahre 47Z getheilt und Pannonien verlassen haben; daß Känig T h e o- demir mit einem Theil nach Mösien, Fürst Widemir aber nach Italien übergezogen, und folglich das ganze west, liche Pannonieü von ihnen frey geworden sey. Der hierauf bald folgende Ausdruck : iklsccitlrmis incrementis suctus prospcriorilrus vitsm rvlms trunepiilliszi- uns tcrminuvit! deutet mit Gewißheit auf die Ausbreitung der rugtschen Herrschaft nach der g o t h i sch e n Ucberwan- derung. Die Rügen haben aber ganz vorzüglich ihre Macht II. 12 »»»» 178 im Ufernori k o gegründet; Favianis und alle Castelle gegen die Enns hinauf gehörten unter ihre Herrschaft, und als rugischer König in diesem Theil des Ufernorikums erscheint schon im Jahre 475 Feletheus, der Sohn des Flaccirheus. 3ornanä. cap. 56. Und De regnor. 8uc- cess. p. 239 — 240. Läit. Dlurator. Lectio VI. kost bsec autem ^uiäam Rugus genere, per annos 6uo >-)» ^79 L<-!- ipse esset, omnino negantikms, grata contentio nascobs- tur. Lx illo enim tempere, c^uo est reckckita sanitss cke- sporata, Universa Ouzo rum geus ack Osi ka- muium sre^uentans eoepit g ra tulatio n is vbssczuium reckcker«, st opem suis postulare lan- guoridus. Oe aliis etiam zentibus, ack c^uas tsnli miraculi kam» pervenerat; mulli Llmisti militem vieler« cupiekant. Der hier besprochene paralytische Rugier war offenbar aus dem Lande des ganzen Stammvolkcs von jenseits der Donau her in Severins großes Kloster nach Favianis ge¬ kommen ; denn Eugippius meldet hier nicht ein Wort von den im Ufer nori ko schon damahls angefledelten R u g e n; viel¬ mehr weiset der Ausdruck: Universa gans Ougorum sck Oei Ismulum frscjuentsns csepit Zratulatiouis obsstjuis rock- ckere — ganz bestimmt auf daS Rugiland hin. Man hat somit auch den Ort der hier gemeldeten Nunckinarum li'eczuen- tium ganz zuverlässig in die rugischen Landtheile jenseits der Donau zu versetzen, woselbst am natürlichsten von zahlreich zu Markt zusammengeströmten Augenzeugen der ehevor elende, durch Severins Wunderkraft aber glückliche Zustand des ge¬ heilten Paralytischen erkannt worden ist. In dieser Erzählung liegt auch ein Abzeichen von dem unter den an der Donau friedlich seßhaften Völkern wieder aufblühenden Han¬ del. Endlich treffen wir hier auf hinlängliche Erklärungsgründe des unglaublich großen Ansehens und Einflußes St. Severins beim rugischen Königshofe und Volke, und der heiligen Furcht, die Alle vor dem gotrbeschützten Wunderthäter hatten. 8 oct io VII. <^ua ckovotitno etiaM anto lmc kactutn HU ick am kurbari, cum ack Italism porgorent, pro in«- ranckso laenockictioni» gratis, ack ejus inluitum ckivortorunkr intür czuos et Ockovscar, cz u i p o s i o a r « g n a vit 12 * 180 Italias, vilissimo tuno Imlutu; juvsnis ststura pross- rus allvsnsral. <^ui lluna se, irs Irumile tectum csllulee ruD verlies contingsrst, incliuassst, a Viro Osi se glc>- riosum lors cognovit. 6ui etiam valcllicsnli: alls, inczuit, all Italiam, valls vilissimis nune p el lik us coopertus, sellmultis sito pluri- ina largiturus. Dieser merkwürdige Vorfall ereignete sich nicht in Se¬ verins großem Kloster zu Favianis, sondern sehr wahr¬ scheinlich in seiner kleinen Klause am c e ti s ch e n Berge all Vinsas. Aeußerst schwierig aber, ja fast unmöglich ist es/ die Zeit dieser Begebenheit dem Jahre nach ganz gewiß zu be¬ stimmen. Sie fällt wohl am sichersten in die Jahre von 46Z — 470. Damahls/ als Odoacer Severins Weissagung hörte/ war er ein noch junger Manit/ der mit Völkern seiner Genossenschaft/ mit Herulern, Skyreii/ und Turcilingern (diese sind die hier genannten (luillam Larkari) nach Italien zog/ um, wie die meisten Jünglinge anderer von dem Hunnenjoche befreyter Völker, als Oonkoelle- rali in Italien den Römern zu dienen/ und der damahls noch ganz und gar keine Idee gefaßt hatte, sich des Thrones der Imperatoren mit Gewalt zu unterwinden. Wohl schwer¬ lich ist zu glauben, daß diese Völkerhorde Odoacers, die so verehrungsvoll zu St. Severin, dem allgemeinen Beschützer Nori kn ms, gekommen war, und von ihm Warnung, Belehrung und Segen erhalten hatte, auf ihrem direkten Zuge nach Italien auch nach Juvavum gekommen sepn, und so schonungslos die alte hadria nische Colon ie mit unerhörter Wuth zerstöret haben soll??? 5sstio VIII. Vsletksus cjuoczus kox, czui st Id^va rnsmo- rati liüus lblaecitksi, zatarnam secutus inllustiinam, ranctum Virum coopit p>c>, regni sui sre^usntars 4»»» IZ 1 p rimarji is. Rune conjunx leralis et naxia, nomins 6 is a, sempar s clementise remeciUs retrakekak. Dsec -ergo inter caetera iniczuilatis suae contagia etiam rekap- tirare r^uos6am est conata Oatkolicos^ ssä ok sancti reverentiam Leverini, non consentiente viro, a sacrilega «juantocius inlentione clekecit. Romanos kamen äuris con- clilionikus aggravalos, ^uosäam etiam Danukio jukekat akäuci. I^am cum tus ullionem, elkusis precikus postulasti, ul in mea viscers viuckcares. Ita^ue multiplic» contrilione ac 162 rnirskili lamentationo stiscurrens, istebatur ;s pro scelsrs conlsrnptns, ^uoäiu8ervum Dsi commisserat, plag-eprse- senlis uktioue psrcelli: confs8timcius 6irectis e^uitikus vs- uiam petituvs, et Romanos, <^uo» eo stie tulsrat, pro «zuikus el rogantem contemseral, retransmisit; ot »uri¬ ti 6e 8 accipientes protrnus Lacramsntum, sc stimittentes intantulum, pariler el ipsi äimissi sunt. His austitis re- verontissimus Okristi servus grsliss Oreatvri reterekat immensas, Hui oi> koc interstum stiilert vola poscentium ut ličke, spe el ckaritate crescente, tlum minora petitur, majora concosial» I6em namene egit gratias, omnipotent! sc 8slvslori Deo ut 6um liksros sseva mulisr suksicit servituti servientes cogerelur, reststere likevtati. (Auikus mirakilitev impelralis, Regina stalim acl 8ervum Dei propsrans cum msrito, monstrat, stlium, c^uom ialekatur iilius srstioni- 1>us 6e morlis conkuio likeratum, promittens »s necjus- <^uain ejus jussionikus okviare. Das zwischen den Jahren 473 — 475 tteugegründete Rirgenreich dieH- und jenseits derDonau erhielt nach dem Tode deS alten FlaccitheuS dessen Sohn Fe¬ ilet Heu S beylaufig gegen das Ende des Jahres 475. — Wir ersehen aus dieser Erzählung, daß unter den Völkern g o t h i- fcher Genossenschaft auch sogar d o n a t i st ische Ketzereyen und Gebräuche eingewurzelt gewesen waren. — Ueher das Wort Idomanus bemerken wir, daß es erst jedesmahl aus dem Zir- sammenhange der ganzen Rede entschieden werden müsse, wel¬ chen Begriff Eugippius damit verbinde. Ob er alle n o ri¬ sch en Bewohner insgesammt, als Untergebene der Römer; oder ob er dis im Noriko angesiedelten Original¬ römer allein; ob er die Bewohner der Castelle und Städte; ob er darunter ganz vorzüglich die Christen, die Katholiken jener Landtheile verstehe?? Die Erklärung des gelehrten Du l^angc, in Voce ldomauus: llomani, veteros Droviu- eiaLUM lncoise, <^ui komanis oliirr paruersnt, sic sp-7 »»s j 83 o-tz-r-e Pollaki raspsctu Larbsrorum, i ma- turius intimaret. prokectus itacjue cuncts, sicut Vir Lei »»»s pr-sstixerat, miratus invenit. Ir izitur gl) oostsm liomins, r^usm reporisss mirabalur, intsrrozatus sustivit; kulgsno possum invenire tiominsm, uo loco Mgrl^rum conzrszavit sanctuarig plurimorum, «juLe lgmsn oi pressunts tsmpoi s Deus ssmpsr rsveigvit: nsc ants promsruit surcipsr» , scisns sävsrsarium sasps surripsrs rub nomine sanctitatis. Ueber die hier vorkommenden Ausdrücke: I§un6mse. in nunclinis! bemerkt Du Lanze: Nun6inss vox gpuä Luzi-- pium pro vico summitur! Ihm stimmt der gelehrte Vel» ser bey: Nunstinss vox non ex consustuciins iatini svr- monis^ seci pro vico üic pozanico accipienäD^ <^uoä -cilicel Osrmani Markt sppelientur tum nunäinas tum vici ejusmosti, Lmporium zroeoorum! Allein uns scheu neu diese Bemerkungen durchaus nicht gegründet zu seyn. NunciinD scheint hier einen, an einem bestimmten Orte jen¬ seits der Donau, unter großem Zusammenfluß von Men¬ schen abgehalteuen öffentlichen Markt auzudeuten. Oben im sechsten Abschnitt erweiset der ganze Zusammenhang ganz bestimmt diesen Begriff vom Worte Nunstmss; und hier ist der Coutext der gleichen Bedeutung gänzlich nicht entgegen. —, In dieser Biographie werden die zur Rede kom¬ menden Gotteshäuser durchaus entweder Lcclssioe, oder La*- rilicso genannt. Dieß berechtiget uns zu glauben, daß sir »»» o«» in ihrem Baue an Materie, Größe und Herrlichkeit unter, schieden, — ja daß manche sehr klein, und wie Eugipp selbst anzeigt, ganz aus Holz gebauet gewesen seyen. 8sctio X. Lplscopatus qucxjuekonorem ut rusci« perot postulatus prsekmits rcsponsione conclusit: Lulücere sibi sticcns, ^uoä solituckus kicsicicrsta privstus, sä illam Aivinitus venissct provinciam ut türkis trikulantium in» tsrrcssst sre^uonlibus. Oaturus nikilominus lVlonsckis kor- msm, sollicitior astmonokat bsatorum kat» rum vesti^iis iukscrcrc, c^uibus sanctss conver» sationis ast^uircrctur instruclio astkikenstam^uc opsram, ne ki, <^ui psrsntcs rslic^uerunt et seeculum, pomps seccu- laris illecekras rctrorsum rcspicionsto cupsrsnt, «" multa magnalia, <^usc per illum stivinis sunt cllcctikur celebrats; claritas tarnen tantss virtuti8 occultari non po- tuit^ seä acl magnam fulcm ceotvro» oxccllenter acccnstit. Im vorhergehenden zwölften Abschnitt sind die Worte: t^uocl tarnen lVlartiani post krcsk^tcri nostri stupsnsta relativne cognovimus, und in dem gegenwärtigen ist die Versicherung: (^uast sacturn, licet mcmorati, c^ui lruic interkucro miraculo, celare voluerint —- ganz besonders zu bemerken als strahlende Merkmahle von Eugipps aufrichtiger Erzählungsweise, mit der er genau alles, waS er von Au« genzeugen, oder nur erzählungsweise überhaupt wußte, von dem, was er selbst mit angesehen und gehört hatte, unter¬ scheidet» —- Es ist übrigens auch nicht der geringste Grund vorhanden, zu bezweifeln, daß das hier genannte Oppistum »fuvavo nicht die berühmte 6olonia ^cliana Harlriana, das stuvavum der peutingerischen Tafel und des antoninischen ReisebucheS sey; möge auch dieser Nähme in den verschiede¬ nen Handschriften wie immer verschieden und verdorben lauten. 8cctio XV. ^cc'ulit etiam cjusstcm loci ^uanäarn muliercm cliu- tino lanxuors vcxatam jsccro seminoccm, cxc^uii8 j am parati st cujus proximi meesto »ilcntio voce» su- nercsr <;uo6am ficlci clamoro prcsrcrunt; et antc ostium ccllulse 8ancti Viri corpus, jam exanimo stcporucre lan- gusntis. Vistcns itac^ue komo Oei clau8um astitum op- poritiono Icctuli, sit ac! cos: (^uistnam ort, ^uost saccro voluistis? Kcsponclcrunt: Istt orationo tua vitss roststatur exsnimiZ. lunc ipss lacrimakunstus oxclamans, ait: <)uill a parvo Magnum stcpoZcitib? ^gnosco me pror- LU8 inclignum, utinam mcrcar voniam pro meis invcnirs pcccati8. illi: 6rc6imu8, inc^uiunt, c^uost si oraveris, rcvrviscit. ^fuuc sanctus Lcverinus, fusis illico lacrimis, in orstione xrostratug est, et mulicro protinu» sstsur- tzen- -»»s 1c> Z allocutus ost eos: bolite <;uist^uam korum meis operibus applicare, Kanc enim gratiam iistei vestree lervor meruit; st Ime 6t in multis locis st gentibus, M cog- noscatur, <^uoc! unus sit Dominus, kaciens in coelo et in term prostigia, excitans perclitos in salutem, et mor- tuos vitss restituens. Z-Iulier vero sanitale percepta opus sacrale (sarcile) die tertio juxt» morem pro¬ vinci n e propriis ccepit manikus exercere. Dieser Abschnitt gibt besonders zu bemerken, daß der heilige Severinus auch in der Stadt ckuvavo ein eigenes Klö- sterchen (Oellulam) errichtet habe, wo er bey seiner jedes- niahligen Anwesenheit in diesem Orte auch wohnte. Ob Mön¬ che darin für gewöhnlich, auch in Severins Abwesenheit, waren, läßt sich aus den Angaben des Eugippius im zwanzigsten Ab¬ schnitte von einer gleichen Oellula zu Latavis fast mit Gewi߬ heit vermuthen. — Wieder zeigt der ganze Ton dieser Erzäh¬ lung die Wahrheitsliebe des Verfassers, der von dem kranken Weibe, für welches schon Begräbnißanstalten getroffen wurden, nur den bescheidenen Ausdruck seminecem gebrauchr, und zustimmend sagt: Sanirate percepta. — Was mit dem Ausdrucke Opus sacrale für ein Begriff zu verbinden sey, ist kaum zu ergründen. Daß dadurch eine gewöhnliche, » o- risch - einheimische Verrichtung angedeutet werde, gibt der Beysatz: 3uxta morem provinciee, zu erkennen. Wenn opus agrale die echte Lcseart wäre, so läge der Begriff des Ausdruckes von selbst offen da. Du Längs zieht aber nach Andeutung der Bollandisten die Leseart Opus sacrale vor, und erklärt es mit den Worten Velsers: ^gnosco vul¬ gare opus, lssronem, acl vsrkum, opus sacrale, ^rohn- arbeit. ? Man mag endlich noch aus dieser und auch aus an¬ deren Erzählungen Eugipps bemerken, daß damahls schon mit Verstorbenen vor und bey ihrer Beerdigung ordentliche Ge- bethe und religiöse Ceremonien gewöhnlich gewesen seyen. II. 13 194 8 e ctio XVI. ()uintsnis gppellskstur secunäsrum muni- cipium Laetisrum super ripsmDsnndii si¬ tu m kuic ex slis psrts psrvus Luvius, cui Luši n c a nomen est, propin^uakst. Is crekrs inunästione Osnu- kii superLuentis excrescsns, nonnulls csstelli spstis, c^uia in plsnum kunästum fuerst, occupskst. Dcclesism etism loci oj us msnsores extra m ur o s ex lir; ni s kskeksnt constructam, <^ues psnäula sxtensione porrecta, äekxis in altum stipitikus sustents- kstur et iurculis, cui sä vicem soli takuiarum erst Isevi- Asis confunctio<^usm c^uotiens ripss excessissst, a<^ua superäusns vccupsbat. (^uintanensium its<^us käs L. 8everinus illuc kuerst invitstus, uki cum tempore sic- citstis venisset, interrogskst, cur tskulata nuäatis okstscu- lorum tegminikus spsrerent? ^ccolss rssponclerunt: ()uo<1 Irec^uentur Lurninis siiuvions c^uiä^uiä iuisset superstrs- lum, coniinuo Isberetur. ipse^ siernstur, inc^uit super isbulsts nune in 6liristo nomine psvimentum, zam viäebitis s moäo Luvium coelesti jussione prokidi- lum. Lsvimsnto ilscjus periecio, ipss subter nsvi äes- cenäens, sccepts securi^ postes iscts orstione percussit, stilne sä s^usm tlurninis venersnäse crucis expresso siZ- nsculo äixit : i^ion äimiitet Dominus msus äesus 6kri- stus koc siZno crucis s^usm exceäere. Dx illo itsc^us ismpors cum ex more Luvius crevisset in cumuios, skis- Lst^ue locs vicins »»» 49-5 Dusinca. — Bemerkenswerth gegen den Ausdruck im vier¬ zehnten Abschnitt ist es, daß die Kirche zu tzuintanis nicht Lssilica, sondern Lcclesis genannt, und auch der Grund dieser Benennung beygeschlofsen wird, weil jenes Gotteshaus nur aus Holz zusammengezimmert war. Sectio XVII. a^ccistit outem, ut (lastelli kresb^ter ms- moruti sämostum venerabilis, Silvinus nomine, mo- reretur z et cum in Dcclesis ke retro xositv noc- tem xsallentes rluxissent ex more xerviZilem, jam cla- rescente ckiluculo rogavit Vir Dei lessos kresb^teros et Discones universos xarumxer ol)sce6ers, ut xost lodorem vigiliarum somno se. eli^uamtulum recreo- rent. (^uil>us egressis, lromo Dei ostiorium, Mater- num nomine interro^al, utrum omnes, ut (lixerat, skscössissent? M illo resxonäente cunctos alnisss: Xe^ua- c^uam ait, seä lotet lnc c^useckam. Inne jsnitor Rccle- sise sexta secunsto xerlustrons, nullum intus reman- sisse testatur. Verum Dlrristi miles, Deo sil>i revelsnte: Xescio c^uis, oit, lric steütescit. lertio itocjue ckili'gen- tius psrscrutons, ^uonstam invenit virginem conse- crot um, locis se occultoribus obtlickisse; liouc ergo memorotus sic incre^ovit eeckituus: 6ur lric samulo Dei ^>osito tuom creäististi jaotuisse latere prsesentiam? ^.t illo: kistatis, inijuit, amor tolio me fscere persuasit z viäens enim cunctos ioris expelli, cogitavi mecum, «juock Servus (llrristi invocola clivino lVlajestats Preesentem mor- tuum suscitaret. Interes igitur memorsls egresss vio¬ line, liomo Dei cum kreslazstero et Oiacvno ja- nitoribus^ue cluobus in orstione cur vatis, postulavit lletu largissiwo, ut opus solitee ^>ietatis clivins virtus ostenckerel. lunc orotione com^leta I?resl>)teri cstlo^er ila Vir liestus slloHuitur: In nomine Domini 13 * 196 nvstri ^esu turisti, saacto krosb^ter 8ilvine, locjuero cum trslribus tuis. Lt suliito oculos äefunctus sporuil. Vix vero preosontibus liomo Ooi tscoro preo Zsustio per- sussit; et 6onuo 36 oum: Vis in^uit, rogsmus Lomi- num, ut te s6liuo servis suis in tise vita constonsro 6ig- netur? ^t ills sit: ker Dominum to coujuro, ne tiie stiutius touosr, et trauitsr «zuieto perpetus, in czus me esse jam corneliam. Ltstim^uo reclclits orstiono (juiovit exaniinis. Hoe uutom isctum ita 8. 8everini acljumtiouo celstuin ost, ut ante mortem ejus non potuissot sgnosci; ego tam on liaoo, c^uao ret uti Marei 8ub- tliaconi et Materni janitoris relativno cognovi. ülam kresb^tor et Oiaconus, tanti testis miraculi, ante obitum saneti Viri eui jura- verant nulli so, c^uost viilerant, xroäituros, okiisse noscuntur. Auch in diesem Abschnitte ist viel Merkwürdiges. — Der sehr ehrwürdige Priester Silvinus war Pfarrer in dem Municipio (^uintanis, woselbst es neben ihm noch anderen Clerus, Priester und Diakonen gegeben hat. — In der Pfarrkirche waren damahls schon für die Anwesenden bey dem Gottesdienste eigene Stühle (8opta). Wir lernen hier, daß der Leichnam eines gestorbenen Priesters vor der Beerdigung in der Pfarrkirche aufgebahret gewesen, und daß dabey von dem Clerus Psalmen abgesungen, und ordentliche Todtenvi- gilien gehalten worden seyen. — Die hier vorkommende Vir- ginem voo cousocralam nehmen wir ohne Anstand für eine Gott vergelübdete Jungfrau, welche sich aber unter den Be¬ wohnern des Castelles ohne bestimmte Klausur, ohne Kloster, aufgehalten hat. — Wieder gibt Eugippius hier, als getreuer Erzähler, sich nicht für einen Augenzeugen dieser wunderba¬ ren Geschichte aus, sondern er nennet die Zeugen und E - zähler derselben, den Subdiakon Marcus, und Maternus den Kirchenpfortner. 197 Sectio XVIII. I'ulibus igitur beatus Severinus per dbristi gratiam opulentus munoribus , captivorum etiam egenorumi^us tantam curam ingenita sibi pietate susceperat, ut pene omnos per Universa oppiäa vel castella paupores ipsius inäustria pascerentur: ^ui- Iius tarn Iseta solicituäine ministrabat, ut tune se creäe- ret tantumo6o saturari, vel abun6are bonis omnibus, «juanclo vi6ebat egentium corpora sustentari. Lt cum ipss beb6oma6arum continuatis jejuniis minime irangeretur, tamen esurie miserorum so creclebat alllictum. 6ujus largitionem tam piam in psuperes plurimi contemplan- tes, c^uamvis ex cluro barbarorum imperio lamis angu- stias sustinerent, clovotissimo tamen Iructum susrum äecimas pauperibus impenclebant. <^uo6 man6atum licet cunctis ex lege notissimum sit, tamen >-) L 202 o«rt cruors respergi , statim^us nuntiatum est, corpora prsebatorum mililum lluminis irnpetu ast terram suisse stclata. Eugipp gibt hier zu erkennen, daß die altrömischen Gränzvertheidigungsanstalten am n orisch-rhätisch e n Do¬ nau limes zu St. Severins Lebzeiten noch aufgelöset wor¬ den seyen; daß sich aber in einigen Castellen, und besonders in der Gegend um die Castru Latava, noch einige römische Granzgarden erhalten hatten, welche aber den gewöhn¬ lichen Geldsold aus Italien selbst herhohlen mußten. Zuverläs¬ sig ist unter dem I-imite Lattonino, oder besser Latavino, die obere Gegend Rhätiens und Norik ums um den Einfluß des Inns in die Donau zu verstehen, und dieser ganze Vorfall nach Lastra Latava zu versetzen. Sectio XXir. Paulinus ^uistam ast 8. Sevcrinum, käme ejus ex- currsnte, pervenerat. Hic consortio deati Viri stiel-us aliquot remoratus, cum restire vellet, austivit ab eo: pe- stina venerabilis Presbyter, c^uia cito stilcctionem tuam, populorum stesisteriis, ut crestimus, obluctantem, stig- nitas Lpiscopalis ornakit. ÄIox romcants ast pa¬ tri am, scrmo in co prsssticentis implctus est. I^am cives l'iburnias, cjuac est Metropolis No- rrci, coegerunt praestictum Virum summi saceräotii suscipere princip atum. Vermöge der bestimmten Worte deS h. Severinus: ks- meare astkatriam! war der hier genannte fromme Paulinus einEingeborner der mittelnorischen Hauptstadt »»»s 203 «<-!«- Liburnia. Die ganze Erzählungsweise, wie dieser Paulinus zur Bischofswürde in jener Stadt gelangt ist, läßt mit allem Grunde vermuthen, daß er nicht erst der erste Bi¬ schof daselbst gewesen sey; so wie die folgende Zeitgeschichte lehret, daß Paulin auch nicht der Letzte die Bischofsin- ful zu Tiburnia getragen habe. BemerkenSwerth ist eS endlich, daß damahls auch im Nori ko die Wahl der Bi¬ schöfe durch die jeder bischöflichen Kirchs angehorige Ge¬ meinde vorgenommen worden sey. Sectio XXIII. L s s i l i c a s extra muros o p p iäi R a t a v i ni, in loco nominell oitro trans Ilnum lluvium constilutae, ubi cellulam pau cis rnonaclris ipse constru- xerat, lVIart^rum reliyuiao ^userebsntur. Ingsren- tibus ergo sc presb^teris, ut mitterentur sä ssnc- tuaria clekerencla, lisec beatus 8everinus rnonita pro- lerebat: (^uamvis cuneta morkalium opere constructa prsetsreant, lrsec tarnen ssäilics prse coeteris celerrime re- lin^uencla sunt, et iäeo pro reli^uiis Sanctorurn nullurn lalrorem ere suscipere, c^uia ultro eis 8. äolisnnis lreneclictio clelerretur. Interes beaturn Virum ci- v e s o p p i cl i memorati suppliciter arlierunt, ut pergeret all I'elianum Lugo rum krincipem, mercsnäi sis licentiain postulsre. (^uibus ipse: llLempus, inc^uit, liujus vppiäi propin^uavit, ut äesertum, sicut superiora castella cultoro üsstituts, renra- neat. (Zuiä ergo necesse est loeis mercimonia proviäers u!>i ultra non poteril sparere Mercator ? Hesponur rllis: Xon so steliere contemni, sgü consueto sululevari rsgirnine; «^uistam prssl))'ter lisec iliadolico špiritu reple- tus aäjscit: kerZs ^uNso, 8ancte Oei, perge velociter, ut tun üiscussu parumper a jejuniis et vigilür «juiescamus. <^uo äicto, Vir Lei lacrimis urgebalur 44»» 204 »«« ingoatibus, c>uo»->- 202 Ufern o rikums und des oberen Pannoniens ein statev und bedeutender Handel auf der Donau- Da- nubii navigationo, getrieben worden seh, woraus besonders die Bürger von Laitro großen Nutzen zogen. Aus politischen Gründen der Verwahrung vor den Einfällen der Barbaren hatten die unterhalb der Enns bereits lange schon angesiedelten und herrschenden Rügen wider allen Donauhandel die schar- festen Verbote ergehen lassen. Aus den oberen Gegenden in die unteren reiste man damahls auch gewöhnlich zu Schiffe auf der Donau. — Den hier vorkommenden Ausdruck: Daptistorium, In Laplisterio, Docus Laxtisterii, erklären wir mit Du Dungs durch: Lsclesia baptismalis, Dcclosia xarocbialis. — Bemerkenswerth ferners sind auch noch die Muri op^isti I'avianis, und der inhaltschwere Ausdruck von St. Severins großem Kloster bey jener Stadt: ^nti- ^uum utc^us omnibus majus monastsrium— Der hier beschriebene Einfall des alemannische» Königs CH unimund kann dem Jahre nach hier noch nicht genau bestimmt werden. Wahrscheinlich gehöret die besprochene Verheerung der Oastrs Datava in die Zeit vom Jahre 466 bis 472, in welcher die Alemannen unter C h u n i m n n d sogar bis in die p a n n o- nisch - savischen Landmarken streiften, und mehrfache Kämpfe mit den siegreichen Ostrogothen bestanden hatten; wovon die Berichte im ckornanä Do Kob. Ootio. Dax. 5Z. nachgelesen werden mögen. Loctio XXIV. Igitur sanctissimus Levorinus 6um in monsste- rio kaviunis Lvangolium logoret, oratione suxplota eonsurgons, soastam sibi jubot illica ^rseprsrari, ot mi- runtibus r»it: 8it nomen Domini bonostictum, Sancluu- riis beatorum Marter um nos oportet o« ourero. Nec mora transmeato Danubio, invoniunt siominmn consickontom in ri^a ulteriore lluminis, ac muitis eo 206 xrecibus postulsnkem, ut sä Lervurn Dei, sä czuem /sms vulgsnte olim venire cuperet, äuceretur. Älox ils- »»s 207 reüctis^ properaret coklati misericoräis libersri: äc czua siki Osi fgmulus msgnsm äicekst inersc meestitism^ ns forte sslutiferum äisterenäo msnästum^ iminenti subjs- ceret exitio. kreeäictu8 itsc^ue pergen8 impersts 8upple- vit^ et reliijuis in increäulitste nutsntibus, nunlius Viri Dei kresli^tero rerinenti se, st"- Svetin XXVI. kost lisec leprosus ^uiclsni Mv6iolsnensis tvrritorii, sä 8. 8vvvrinum, isms ejus iavitsntv, perrvxvrsk. Hune ssnitstum rvmv6is suppliciter implorsntvm, monactiis suis in (lic to jv j univ commenilavit, <^ui continuo Dvi Zrstis opersntv munclatus est. (luin^us recvpts ss- nitste, reciire suscleretur s6 pstrism susm, prostravit sv pedikur ssncti Viri, petens ne ulterius sd sus rvklire cogvretur, cupiens seiiicet, ut leprsm i^uo^ue pvccsto- rum, sicut csrnis, ellugsret, vitsm^ue in eodem lavo line lsudslrili termrnsret. (lujus snimsm Vir Dvi veke- mvnter sdrnirsns, paucir monsckis patvrna jussione preecepit, lre^uentstis cum eo jejuniis in orstione continua permsnere, ut Dominus vi, yuse essent np- portuns, concedvret. Isntis ita^ue remecliis prseinunitus, intra duoruM mvnsium spstium vilss ruorslis est compvciidus sbsolutus XXVII. Loilem vero tvmporv msnsores op^iili t^uintanensis, crebvrri- mis ^lemsnnorum incursionibus jsm «lvsvssi, sscivs s>ro- priss relinljuvntvs, in Lsttsvi» v^pi6um migrsvvrimt 8vus ^Ivmsnnis, Vir Oi« its victorvs sllo^uitur: Vilii, ne vestris viriku; II. 210 palmam precscntis ccrtsminis imputctis, scicntcs iclcirco vo» Del nunc z>reesisiio libcrutos , ut Iiinc ziarvn iuter- vallo tcm^oris, czussi «zuikuselsm conccssis insiuciis^ Zisccsiatis. Mecum itaczuc 26 opxiclum I,uuriscum conZregati siescensiitc. Ileec Iromo Oei xlsuus pictste commouuit. 8cä Lattavinis Acuitsle solum reliu- ^ucre äuk>itantibus , sic ssijecit: t^usmvis et illusi op>ju- l!um propergimus, ingrucntikus ksrbaris sit czuaulo- cius relin^ucnsium, kinc tamon nunc psritor tlisccsia- mus. Hlia commonontcm secuti suut plurimi, ezuisiam vero repcrti suut cuntumaccs, ncc äcfuit contcmptori- dus giaclius inimici. (^uicun^uc enim ibiflcm contra Iiominis Oci intcrclicta manscrunt, IkurinZis irrucn- tikus in eaclem trebsiomssia , slii czuiclcm trucisiati, slii in captivitutcm clesiucti, poenas liefere contem^tus. Aus der erzählte» Heilung eines Aussätzigen, welchen St. Severins großer Wu^derruhm sogar aus dem maylän- dischen Eebiethe nach Norikum gezogen hatte, ersehen wir, daß damahls noch nicht alle Verbiirdung zwischen den nori sch en Landtheilen und Italien abgeschnitten gewesen sey. Wir ersehen serners daraus, daß die früher aus den 6sstcis Lutavis entflohenen Einwohner doch wieder dahin zurückgekehret sind. — Eugippius scheinet hier unter seinen komnnis nicht so sehr die sämmtlichen Bewohner jenes Ca- srelles, sondern vielmehr geb orne Römer, die Gränz- soldaten zu verstehen; weil sie sich mit den Barbaren in einen ordentlichen Waffenkamps einlafsen, und weil Eugipp nachher nicht diese komanos, komunos omucs allein, sondern alle Einwohner von den Lastris Latavis zur Ueberwanderung nach Luursscum überredet, wo er den Aus¬ druck gebraucht: Lsttavinis gcnitali solum rclintjusic clu-» liitsntibus! Zuverlässig gehören die hier beklagten incursio- ncs ^lomnnnorum crobcrrimse in die Zeit ihrer Wieder» «Höhlung von den gethischen Niederlagen, nach dem »>>s 211 ac-l-c- Zahre 476. — Die hier genannte» Itiuringos in l'urci- linzos zn verwandeln, wie Einige gethan haben, ist durchaus kein hinreichender historischer Grund vorhanden» Sectio XXVII. Igititr xdst exci 6 ium opxistorum in sujitz- ri0r0 partü Danukii- vmnem populum in Dan- riacum oppiclum trsnSinigrsNttzm, chui 8. 8everini mo- nitis psruersnt, assiiluis kortstikNs perstruekst, ne in 8 ua virtutS conti Levent- se6 orstionibus et jejuniis at^uö slcmosZinis insistentes- nrrnis potiuS spiritslikus muNirentur. kreeterea sigttocjne crucis expresso so- iitiiin siki 8crixturae saiictae stzrmon ein eune- tis aü6ivlltil>us exxrimetis - ait: Sir noiiien Dnin in! kenoliictuin» 1'nnc coexit oleum xropria manu mi- Nistris implere portantibus - iiiiitatus kclelis Sevvus Do¬ minum suum, qui non ministrati Venerat, secl xvtiu» ministrare: 86ijuens beatum 8everinuia sustsci temeritale, vel msgis, ut poste» claruit, intre- 213 s«," piäs äcvotions vcniro contcnäit; conäuclis plurimis co» initibus, r^ui collo 8uo vestos csptivis el psupsrilius pro- luturss, ui vencrsnt^ sit: 8it nomcn Vornini b c n e ä i c tuin. Ingrcäiantur^ c^uilrus visin^ cjus vcnircnt, ursus spsruit. (^uo suäito^ illi stupors nimio ini- rsbsntur^ Viruin Dci rcksrio iä^ c>noä siiscnläius provcncrst. Der hier richtiger genciiiite Maxi-nuv Noricensis ist mit dem iiu 25. Abschnitte angeführten IVlsxnninus Noricen- sis eine und dieselbe Person. In de» abermahligen freywil- »»s 214 0«-!-k. lige» Sammlungen, welche die frommen Christengemeinden des Mittelno rikums für die wohlwollenden Zwecke des h. Severins zur Vertheilung unter die äußerst bedrängten und nothleidenden Bewohne? des Ufer norik ums gemacht hatte, liegt ein starker Beweis, daß die Lage der dortigen Verhältnisse und derselben Bewohner doch noch weit erträg¬ licher gewesen sey, als an der Donau, ungeachtet auch im Mittellande Alemannen und Gothen gewüthet hatten. Die Angaben von der Beschaffenheit des Alpenclimas und des Mittellandes im Winter, ist hier ganz topisch genau vorgetragen, und trägt den Stämpel der strahlend¬ sten Wahrheit; besonders die Bemerkung von dem Baren: ar!-ari- cos ovaserant glastios, Lauriaco ^er lamulurn Dei se coutulisse^ assumpto veniebat exereitu, cogitans repenle stetentos adüucere, et in o^ipiclis siüi trii»utarii5 »tczue vicinis (ex ^uibus unuin erat La vis- 217 S<-L-L- n is, quod a kuZis tsntumoclo clirimebstur Dsnudio) collocsre. (^usmobrem ^rsviler universi turbsti 8t. 8everinum scliere suppliciter, ut in occursum keZis eArediens, ejus snimum mitigaret. 6ui kotu nocts iestinsns, in vicessimo sl, urdu millisrio matutinus occur- «-it. Rex ergo sdventum ejus protinus expsvescens, tests- batur so illius tstigslione plurimum prLgrsvstum. Lsusss i^ilur repentinR occursionis inquirit? 6ui 8srvus Dei: ksx, inquit, tiki ksx optime! 6tirisli legstus sdvemo, subditis misericordiam precsturus. kecole ^rstism, divins benelicis rscordsre, quibus pater tuus se frequenter sen¬ sit sdjutum. l^sm cunclis reZni sui tsmporibus niliil ms inconsulto gsrere prgesumeirst. <^ui monitis sslutsribus non resistsns crebris prosperitstilius recognovit, qusnti vsleret olredientis snimus^ quanlumque triuin^lisloribus prosit^ suis non tumero victoriis. lit Iiex: Hune, inquit populuin, pro quo benivolus preeskor scceclis, non ps- tisr ^Isinsnnoruin s u t Ilrurinßoruln iniquorurn ssevs 6eprsststione vsstari^ vel ^Isclio truci^ari, sut in servitio re6igi, cuin sint nobis vicins op- pi6s »o trikutsria^ in quibus 6ebesnt o r cl i- nsri. 6ui 8ervus flkiristi constsnter its responclit: lVun- quicl srcu tuo vel glaclio liominos isti a prsetlonurn vs- ststiono creberrims sunt erepti^ et non potius Oei inu- nere, ut tibi paulisper s6 obsequia vslesnt reservsri? l^unc ergo, kex optims^ consilium nieuin ne respuss, 6s- Hue nllo libertstis migralnros incommocko. Dieser Abschnitt ist einer der wichtigsten und lehrreich¬ sten. Vor Allem ersehen wir, mit nochmahliger aufmerk¬ samen Hinsicht auf dem 26. 27. und 29. Abschnitt, wie all¬ mächtig St. Severins Ansehen bey allen Castellbewohnern in Rhätien und im Ufernori ko gewesen sey. Doch wohl wird hier am eigentlichsten und meisten von den Castell¬ bewohnern, Nranslugis Csstellarum, gesprochen, die auch hier unter dem Nahmen Romani begriffen werden. Wie groß Severins Ansehen bey allen Barbaren gwesensey, haben gleichfalls schon alle vorigen Erzählungen gelehrt; hier aber wird ganz bestimmt zu erkennen gegeben, welch allvermögen- den Einfluß dieser fromme Abt am rugischen Königs¬ hofe zur Zeit des Königs Flaceitheus gehabt habe, Hm curiclis regni sui temporibus nibnl inconsulto Leva- rino Zerers preosumekst, Eben die gleiche Bemerkung er¬ gibt sich auch aus dem Betragen des Königs Feva, der schnell durch St. Severins Ansehen und Wort bewogen, mit dem herangezogenen Rugenheere zurückgekehrt ist, und weder Liber Laureat um, noch über die daselbst versammelten Flüchtlings aus den oberen no risch en und rhä tisch en Castellen einige Gemalt ausgeübet hat. Das Wichtigste erhel¬ let aber daraus vorzüglich, daß die Rügen lange schon ihre Herrschaft im östlichen Ufernoriko fest gegründet, und bis an die Enns herauf ausgedehnt hatten. Die rugi sch- norisch o II Oppicka tributaria, wovon auch Ravisnis eines war, werden als der Stadt Lorch nahe gelegen, Vicma, angegeben. Jedoch erscheinet es aber auch auS dem ganzen Zusammenhänge, daß Lamahls noch der rugische Hauptsitz, >->»- ihre Residenz und Hofstätte nicht zu Isvianis oder im Ufer¬ ns r i k o , sondern, jenseits der Donau im Ru g e n l a n d e gewesen, und daselbst fort und fort geblieben sey, wie dieses auch durch die folgenden Abschnitte bestätiget wird. — Zur Befestigung feiner Herrschaft diesseits der Donau hatte Kö¬ nig F e v a wohl das der Zeit Gemäßeste und Kräftigste er¬ sonnen und glücklich ausgeführet, nähmlich mit den Flücht¬ lingen aus allen oberen rhäti s ch e n und n o r i s ch e n Ca¬ stellen seine eigenen Castells et oppicks tributaris unter¬ halb des Enns ström es zu bevölkern, diese friedlichen Bürger wider alle Anfälle anderer Barbaren mannhaft zu be¬ schützen, und so mit Liebe und Gehorsam an die rügische Herrschaft zu binden. Einen solchen Plan fester Bewa¬ chung der Ennsufer während der Volksvermehrung und Stei¬ gerung aller Kräfte im unteren Lande forderte der starke An¬ drang der Alemannen und Thüringer von Westen herein von selbst. St. Severins heiliges Ansehen und mächtige Bered¬ samkeit brachte die Ausführung desselben ohne Blutvergießen zu Stande. Wirklich lebten alle Bewohner des rügisch en Landes unter der Enns durch einige Zeit noch ein ru¬ higes Leben und wieder aufblühendeS Bürgerglück, nach Eu- gipps Versicherung. Komani ckc I-suri.ioo ckosccnckcntcs psciücis cliszoositionibus in oppiclis vrckinatis bcnivola cum kegis socictstc vixorunt. Hieher gehöret auch die WeissÄ gung St. Severins: llscc locs nunc Irc^uentstq cultoriftus! Loctio XXXI. liöckcm tcmzoorrliuö Ockovscsr kcx 8. 8cvc». lino Ismilisrcs littcrss stirigons, siczuq spcrsncks ckucorct, claloat suzrplicitcr oz>tio- n cm, rnmnor illius praessgii czuonstain czuo cum ex- zircsscrat rognsturuni. 1'antis itmzuc 8snctus allo>juiis invitstus, ^inbrosimn 6ata super evs vrationüapvtestateclsemonis eruit^nee So- lum senilstem eorporis, se6 etiem mentis impertivit. <^uo factoet sancto viro reverentia et terror accrevit et cmteros major 6isciplinLe metus obtinuit. In diesem Verfalle liegt der Beweis, daß nicht nur allein eingeb orne Romer, ein geb orne Noriker, sondern auch Barbaren abkömmlinge im großen Kloster Stt Severins Mönche geworden sind. Was aber hier — per ^uaclraginta forc annos in monastorn excu- tüis perseverans — gesagt wird, ist wohl nicht von einem ununterbrochenen Aufenthalte des Mönches Bonosus!im n 0- rischen Kloster bey Favianis, sondern zum Theil auch vom lueullischen Kloster bey Neapel zu verstehen, wo¬ selbst die severinischen Mönche nach ihrer Auswanderung aus Nori ko ihren neuen Wohnsitz erhalten hatten. — Diese Geschichte liefert endlich auch einen deutlichen Wink, daß 223 man damahls in der nori sch en Christenheit an physische und geistige Einwirkung des Teufels auf die Menschen, an Einführung in die Leiber und an körperliche Teufelsbesitzungen geglaubt habe. Sectio XXXIII. Narcianutn monacburn, st in incstium, et singulis rcmostiuin, prout posccbst niostus segrituckinis, provistcbst. 8lrstus ejus unuin erst in orstorii psvilnento cilicium; vrnni tempore ipso, <^uo lestieiistNr smicku, etisin cium c^uiesceret, utekatur. k^un^usin snte solis occssuin nisi certs solvit lesti- vitstc jejuniurn; c^uaclrsgcsilnac vero tem- poribus uns per licbstomscisrn rskectione contentus, soc^uali vultus tnlsritals lulgcbst. Aliens <^usri propris 6eliens errsts; cjuibus poterst preosi^iis teniperskst. Durch die Bemerkung gleich am Anfänge der Erzählung wird klar, daß Eugippius Abt im neapolitanischen Kloster Imcullsnurn nach dem Priester Marcianus gewesen sey, der diese Würde noch im Norik o im großen Kloster bey I'svisnis nach dem heiligen I^ucillus getragen hatte. So¬ wohl der gegenwärtige als auch der vorige Abschnitt enthal¬ ten mehrere Abzeichen, daß die Mönche in den Klöstern des h. Severins an eine Sitten - und formelle Lebensregel ge¬ funden gewesen seyen. Hier finden wir sprechende Belege von den gewöhnlich gewesenen Orstionibus^inswtinis und von den psslmostiis solcinnidus in principio noctis, an welchen täglich alle Mönche des Klosters Theil nehmen mu߬ ten. — Merkwürdig ist hier auch die Meldung von dem vier- zigtägigen Fasten als einer gewöhnlichen Institution. Wir erblicken auch zugleich die damahlige Feper besonderer größerer Kirchenfeste, wie des Festes der Erscheinung des Herrn, von welchem im 35. Abschnitte Meldung geschieht, an welchem nie eine Fasten ist gehalten worden. — Endlich liegt in die» >4»» ZZZ sem Abschnitt eine bestimmte Anzeige von abermahligen Raub¬ zügen der Barbaren im Mittelnoriko. Sscrio XXXIV. Deinste Port multos sgones et stiuturna certamina, cum re keatus Severinu» ste Koc seculo trsnsiturnm, Deo revelante, »ensirsek, memoratum regem Bevern cum uXvre ejus crustelissima, nomine Oisa, ast re venire commonuit» ()uem cum salutariku» exlior- tatus erset aüatiku» , ut ita cum siki sukstitis ageret, <^no 86 jugiter cogitaret pro statu regni rui ratio- nem Domino reststiturum, alüsHue verkis intre- piste monuisset) protenta manu Regis pectus ostenstens, Reginam Kir interrogatianibus srguekat: Rane, irxpüt, animaMj Oisa, an aurum argentam^ue plus stiligis? Dumc^ue illa maritunr se sticeret cunctis opikns antelerre, Vir Dei sapienter astjecit: Drgo, inc^uit, stesine inno- centes vpprimere, ne illorum alllictio vcstram magis stis- sipet potestakem: etenim tu saeps mansuetistinem Regis convellis. ^t illa: Dur nos, inc^uit, sic accipis, 8erve Dei? 6ui ipse: Dontestor, ait^ vos ego lnimilis jain prokecturus acl Dominum^ ut ak iniljuir actibus lempe- ranles^ piis insislatis operibus. Hucus<;ue regnum vestnim auctore Domino prosperatum est, jam ex Koc vos ville- ritis. Ilis monitisRex cum conjuge snÜicienter instrncti» valeclicentes ei profscli sunt. 1?unc sanctus non -lesine- Kat 6e sus migrationis vicinia suor alloqui äulcecline ckaritatis^ <;uoä kjuiciem kacere nec antea cessaverst. 8ci- tole, inc^uit> fratre» j sicut ülios Israel constat ereptos esse in tsiri vsstis- sirnsin solitu injusts Lsrksrorurn ckvmilia- tions vergleicht, und scharf zusammenhält mit Odoacers hochachtungsvollen Gesinnungen gegen St. Severin und alle seine Institute im Noriko, mit der vorschnellen Tyranney '»»s 527 e«-" der Rügen nach Severins Tode- aber auch ckit der eiligen Rache SdoacerS in den Kriegen mit diesem Volke: so kann man sich der Vermuthüng nicht erwehren, daß der Severinu- bot seinem Tode noch daS Schicksal der Bewoh¬ ner des westlichen ÜfernörikumS und ihrer endlichen Bestehung- vielleicht wohl gar die Ueberführung derselben Nach Italien (als nach Severins durch 30 Hahre am user- No rischen Dönaulickes geschöpften Üebcrzeugung daS allerbeste) dein mächtigen Odoacer anempfohlen habe? — Daß übrigens hier nicht die ÜeberwäNderuiig aller Nori- ier- und aus deck gaNzen Noriko gemeint sey, ist doch wohl aus deck Zusammenhänge und Geist des Ganzen- Und aus den Andeutungen: Vs Lis Vppistir — Llsee locü nunc sre^neut.itu cultorikus — was Alles vom west¬ lichen Ufernörikö damähls nicht mehr gesagt werden konnte- überzeugend ersichtlich. Die Erfüllung der Weissa¬ gung Severins über das UserNörikum verbürgt Eugip» pius- der getreue Erzähler von seiner Zeit- ganz ausdrück¬ lich, wozu Ennodius Ticiilensis den sprechendsten Commentar liefert. Dnüost: licin. Dikl: 88: ?str. 'I'. IX: p: 393. 8ectio XXXV: Diem ekism, cfuo stsnsitürüs esset istem keati'ssimüs 8everinus e corpore, ante stuo, et amplius snnos Kac sig- nilicatione mstnstravit. Dpipkaniorum stie, cum Sanctus LL Ducillus kresk)ler Xbkstis sui 8. Valentini/ Dreti ürüm ^nonstam Lpiscopi, stiem stepositio- öls LÜNÜL LolemnitLts in crastiaum celokrstürum ,'nti- masret; istem 5a mul us vei itr» responstit: 5i keatus Vs- leatinus Leest tibi celekransta solemnia stelegsrit- cgo t^uoljue tiki in eostem stie vigilarum Mesrum stustisi ok- servanäa, migraturüs e corpore, sterelinczuo. Ille Kis ser- ünonikus tremefactus, cum ss msgis- ütpote liomo ste- crepitus, stnixius commenstarct, ^ussi primitus tr-mrima 15 * 228 »«--i rus, sstjecit: Hoc erit, sancte Dresb^ter, ^uvst auclisti, nee enim Domini constitutum bumana volunlato prrete- riet. Drseterea Dristericus 2 fratre suo kugo- rum Dege Deva, ut paucir, c^uae super ri- pam Danubii remsnserant oppi6ir, unum scceperat Davisnis, juxta ^uost 8. Leverinus, ut reluli, commanebst. czuem cum istem Dri ste- ricus ex mors sslutaturus sccesteret, coepit ei Lbristi rniles iter suum enixius insticare, rub contsstatione bsec prolorjuens: I^overis me, in^uit, rzuantocius ast Domi¬ num prolecturum; et isteo commonitus prsecaveto, ne me stiscestente alic^uist borum, »- 229 Flaccitheus, zwischen Feva und Friederich eine Vermögenstheilung vorgegangen sey, in welcher der letztere die Stadt Favianis, wahrscheinlich sammt dein dazu gehörigen S ta d tg eb i e t h e, eigenthümlich erhalten hatte. So sehr auch diese Handlung den Anschein einer or¬ dentlichen Machttheilung hat, und auch für eine solche ist ausgegeben worden: so blieb doch die eigentliche r »gische Herrschaft, und ihr dieß- und jenseits der Donau ausge¬ dehntes Königreich ganz ungetheilt in Fevas Hand. Dieß ist allen von Eugipp erzählten Vorfällen am ange¬ messensten, und übereinstimmend mit dem Lehensysteme, das damahls schon unter allen Germanen in den Anfängen vor¬ handen war. Nach den Abzeichen im 38. Abschnitte, wohnte der Fürst Friederich, ungeachtet Favianis sein eigen war, größtenteils fort und fort jenseits der Donau. — Ueberaus merkwürdig ist hier, daß Severinus selbst sei« Kloster und Klostervcrmögen Sudstantisin pauporum cspti- voruin^uo, nennet. Kein sprechenderes Abzeichen von den schönen, scgensvollen Bemühungen seiner Mönche, und dec würdigen Existenz seiner Klöster im Nori ko, könnre nicht gedacht werden! — Da auch dem rugischen Fürsten Friederich, dem Herrn von Favianis und dessen um¬ liegendem Gebiethe, sollte er es ja wagen, an Severins segenreiche Stiftung die räuberische Hand zu legen, — hier so ganz bestimmt die unausbleibliche Rache vorgesagt wird: sollte man nicht .vermuthen, der sterbende Severin Hab- Odo acers, seines Beschützers, rächenden Arm im Auge gehabt? Sectio XXXVI. I^onis ita^uestsnuariis ccepit tenuiter lateri» rlolore pulssri. (^uo äurante per tristuum rnestio noc¬ tis tempore krater astesse proecepit^, uia non sicut vitiet bomo^ vi6et Deus. Ilio siere8t, uk beati ^x>08loli ultima oratione vv8 xro8v^uar^ ita 6i- centir: Lt nunc comwen6o vos Leo, et verko gratiss ejus, ^ui polens ost conssrvare vos, el clare lioereclitalom in sanctisicalibus omnibus. Ipsi gloria in sZecula srecu^ lorum. ^men. Diese letzte salbungsvolle Rede des heiligen Sevevinus athmet ganz den Geist eines frommen evangelischen Christen. Ganz besonders bemerkenswerth aber sind die für sittliche und formelle Lebcnsiveise seiner Mönche ausgesprochenen Grundsätze, welche auf den Geist und die Form der von diesem frommen Abt im Noriko gegründeten Kloster einen umfassenden Schluß machen lassen: Dinare justitiam, tralcrnee carilatis vincula stiligero, castitati operam staro, iiumilitatis re- gulam custostire! — Winke: non proclesse cum liu- militale vestium nomon lenere monaclii, und. (Quorum (Illousclrorum) incsssus vl liabitus creclitur esse 6vcu- meutum, taffen auf genau vorgeschriebene äußere Form in »»»» ZZ2 «»»< Gang und Haltung , wie auch auf eigene Kleidung der seve« kinischen Mönche schließen, Lootio XXXVII. kost Iiujurmoäi ißilur ssäistcstioni» alloHuium cunc- los per orclinem sä osoulum ruum jussit accsclerv, st Lscrsmonto Communioni» sccsxto, steri so pro- iiikuit, lulumHus corpus signv vrucis sxtents ms n u consiAnsns, ut pssllsrsnt imporsvit« <)uibus moeroris ollusiono cunctsntibux, iprv pzslmum xrotulit sä csnonäum; Dsuästs Dominum in ssoctis vjus, et omais Spiritus Isuäst Dominum. Lsxto its- Hus iäuum äsnusrisrum äis, nobir vix re- »ponäentidus in lrov vsrsiculo, rsHuisvit in Domi¬ no. sluo ropulto, croäsnlibus vmnimoäo seniores no- Ltr!^, Huss äs trsnsmigsrstiono prseclixorst, sicut et mults slis ^rwteriri non posse, locsllum lizneum psraverunt, ut cum xrksnuncists populi trsnsmigrstic» provenissst, ^rseäiotoriL imporsts com- I e r o n t. In dem Sscrsmenla Lommunionir ersehen wir die damahl- allgemeine fromme Gewohnheit,, daß jedem Ster¬ benden in der nori sch en Christenheit der allerheiligste Fron» lcichnam Jesu Chvisti zur letzten stärkenden Wegzehrung dar- gcreicht worden sey. Eben so wichtig aber für den Werth eines großen Theiles dieser kostbaren biographischen Nach« richten ist in diesem Abschnitt der Ausdruck: nobis vix responäsntibus! — Daraus erhellet, daß Eugipp, der Ver¬ fasser dieser Biographie, bey dem Tode St. SeverinS per¬ sönlich zugegen gewesen sey; daß er folglich damahls schon längere Zeit im großen Kloster bey Favianis als Mönch gelebt haben, und von vielen erzählten Ereignissen Augen¬ zeuge gewesen seyn müsse; oder daß er von anderen Augen¬ zeugen und mithandelnden Personen die meisten Fakta in Er- '>>»» 2ZZ s»,- fahrung gebracht habe, Dadurch wird nun Engipps histori¬ sche Dsxteritat menschlicher Weise auf einen sehr hohen, un? erschütterlichen Grad gestellet, Ssotio XXXVIII. I^ristsricus voro beati Lsvsrini morts compsrta, paupsr st impiur, barbara cupistitato immanior ssmper, vastes paupsrikus stsputatas, et alia non^ nulla crsstistit aulersnsta. 6ui sceleri sacrils« gium copulans, calioom argsnteum, vaetera- uie csds- ver 8sncti, in czuo nulle sromete kuerent^ nulle menus eccesseret condientis, cum kerbe periler el cspellis us- <^us sd illud kempus psrmensisset illsesum. lUtesinen- lis iZitur immutelis, in loculo mulla entee jem tempo¬ re preepersto funus includitur, carpento impositum tre- tientibus ecjuis mox eveliitur, cunctis nobiscum c om p ro vin cisl i bus^ idem iter sgentikus; <^ui oppidis super ripemOsnukii derelic- tis^ per diverses Iteliee regio n es veri os suee permigretionis sortiti sunt sundos. 5encti ite^ue corpusculum ed csstellum, nomine l>lon- tem keletem^ multis emensis regionibus, sdportstum eLt, Dieftr zweyte Feldzug des o d o a crische n H e ere S an die Donau herquf fällt in das Jahr 488. Friederich FevaS Sohn, war nach Mosten zu dem großen ostgothi. s ch e n König T h e o d orich geflohen, und versuchte, durch dessen Hülfe sich abermcchks der r»gischen Herrschaft an der nori sch en Donau zu unterwiiideri. Dadurch veranlaßte er 236 nicht nur den zweyten Heerzug Odoacers ins Noriku m herauf; sondern er entzündete auch die Feindschaft zwischen Odoacer und Theodorich, und verursachte selbst den Sturz Odoacers (Jahre 489 — 49Z). — Der hier ge¬ nannte Lucillus war nach St, Severin Abt im großen. Klo¬ ster bey Fav ianis geworden. —- Lomes kierius, welcher auf Odoacers Befehl die Ueberwanderung der Römer und vieler anderen Landesbewohner vorzüglich aus dem östli¬ chen Uferno riko betreiben und leiten mußte, mag wohl mehr ein militärischer Lomes aus AonolfS Heere, als ein altrömischer Gränzkommandant am Donau¬ limes, und noch vielweniger ein no risch p r Präses gewe¬ sen seyn, wie beydes so ganz irrig ist behauptet worden. —Um überzeugt einzusehen, daß hier nur von einer Auswanderung der römischen Castellbewohner und der im östlichen Ufer¬ no riko angesiedelten Römer, und wohl auch von einigen anderen Nationalnorikern die Rede sey, und daß man bey weiten nicht an eins Totalauswanderung fast aller Be¬ wohner Norik ums denken dürfe; muß man die sämmtlichen, diesen Gegenstand betreffenden Erzählungen dieser Biogra¬ phie, den dreyßigsten und vier und dreyßigsten Abschnitt ge- «au durchlesen, und die besonderen Ausdrücke daselbst mit den Worten dieses Absatzes; jussit migrars komanos,— Omncs incolee eclucti; — cunctis nobiscum comprovmcislibus iclom itsr sAentibus, ium stcrelictis etc. — scharf zusammen halten. Auch widerspräche ja eine allge- meine Ueberwanderung der alten Noriker den späteren Ereignissen unter der ostgothischen Herrschaft, und besonders dem Schreiben des Königs Theodorich an die krovincisics Noricos. Daß endlich in diesem Abschnitt abermahls viele Abzeichen vorkommen, daß Eugippius als Augenzeuge spreche, glauben wir kaum mehr bemerken, wohl aber sehr bedauern zu müssen, daß es diesem getreuen Geschichterzähler nicht gefällig war, über Odoacers und »»» 237 2«« 2lonolfs Heerzüge an die Donau herauf, und über die eigentlichen Verhältnisse der Ostgothen, der Rügen und des italischen OdoacerS der Nachwelt umfassende und bestimmte Nachrichten zu überliefern. Lectio XI^. kar istem tempus multi varüs occupati languoriKus, et Nonnulli a »piritibus immunstis oppressi, mestelam stivinse grstiee sine ulla mors senserunt. I'une et mutus us invitsvit. lunc et Oelasii 8estis komanse kontiücis suctoritate, et Xeopolitano populo exe^uiis reverentibu» vccurrente, in Lastello I.ucullano per manus 8. Victori» Lpiscopi, "»s 238 in AlaUsolseo, ^uocl prreöicta toemina cünäiöit, colloca- turn vsti Lscrio XOI. I?ro- cessa nornine> civis ^eapolitanaj curn gravissinnnn segri- tuclittis pateretur incommoilum, sancli iuneris provocata virtutiliuS > in itinere properanter Occurrit ingressa sub veliiculuin, c^uo cvrpus venerabile portakatnr, statim t:a- ruit, Oinnium langusre membroruini l'unc et Oauäitius guiclam ceecus j inopinstü psallentis populi clarnore p8r- culsus> sollicite suos> c^uiä esset, interrogat. kesponclen- 1ibu8> gralisL Oe0^ lacriinantibuS gau6iis retulernnt. DIarinus ^uoc^ue priiniceriüs sanctse Lcclesire l^eapnli- euw sanitatem post iminanissimuin capitis tlolo- rern recipere non possel^ csput vekiculo creäens a6pa- suit> et niox a äolore lidernm sublevavit; rneiüorgue illiu» bsnesicii> sewper iü 6is äeporitionis ejus occur- rens> Zevoturn sacriticiurn Ovo, cuin gratiarum actione reääedaU Vernni rnultis plura rcientibus suKiciat> tria 6e ikninuneris > lju°e in ingressü e^'us gesta sunt, bene- kciorurn virtutuwkjue retulissö miracula. Aloüasteriunt igitur soäern loco öoarttuctuin a<1 rneinoriarn beati ^iri tiactenus psrseverat, cujus rneritis inulli olisessi a elsmouibus receperunt, ac recipiunt, operaate Osi gra- »»» 239 ««<^c ti», sanitatom» Ilabes ogregis 6bristi minister, com- msmaratorium, Ze ^no opus eKcias tuo magisterio kructuosum» XIII» Pvcig matisch^r Überblick bek Göfchichts der Ausbreitung des Christenthurns durch Rhätien, Norikum und Pannonien, wäh¬ rend der R'ämerzeit» Aus bei, bisher geptüfteU GeschichtSquellen. Aus allen bisher iU kritische Prüfung genommenen Quel¬ len für die älteste norisch- pannonisch - rhätische Kirchenhistorie bestehen nur vier derselben vor dem Richter- stuhle der historischen Kritik; Nahmlich: die Legende vom h. Florian, die Nachrichten vom h. Victor in, die LeidenSakten des h» Bischofs Quirinus, und die weitläufige Lebensbeschreibung des h. Severinus» Es mag allen übrigen zwar etwas Wahres zum Grunde liegen; iU der Form aber, in welcher wir die übrigen seyn sollenden Geschichtsquellen heute noch vor Augen haben, müssen ste aus der Reihe treuerprobter Doku¬ mente ausgestoßsn werden. Nach der Idee jeder Geschichte kann daher auch die pannonisch- norisch. und rhä¬ tische Kirchengeschichte nur von den obigen vier belobten Quellnachrichten, als von festen Grundsteinen ausgehen. Obwohl uns nun aber diese erst mit dem Ende deS dritten, und mit dem Anfang des vierten christlichen Jahrhunderts die Reihe der Begebenheiten beginnen lassen: so gewähreU sie uns doch schon mit einem Mahle das hellste Licht, und lassen unö, mit Hinsicht auf die Aussagen der geprüften päpstlichen Bullen, mit großem Recht auf noch viel höheres 240 s-k-lt Alkerthum deS n o rische n Christentums schließen. Gleich zu Anfang der dio klerst anisch e n Verfolgung findet AquilinuS, der Präses des MittelnorikumS, in der Stadt Laureacum vierzig Christen, welche UN- gescheut erklären: für die Lehre Jesu Blut und Leben einzu- setzen. Das Gleiche zu thun, eilet der berühmte Tribun Flvrianus, nach Lorch. Obwohl die. kurze Leidensle- gende dieses h. Märtyrers nicht mehr sagt, so läßt sie doch mit vollem Grund auf noch mehrere lorchische und ufer¬ norische Christen schließen, welche damahls noch nicht jenen Muth gehabt haben, wie FlorianuS und die genannten Vierzig, für ihren Glauben Blut und Leben einzusetzen. Quirinus und Victorinus waren unbezweifelt Bi¬ schöfe von Siszia und Petovium zu Ende des drit¬ ten Jahrhunderts. Nun aber ist der Hirt ohne Herde nicht denkbar. Also läßt uns diese B ischo f s w ü r d e in den beyden genannten o b e r p a n n o n isch en Städten auf das Bestehen ganzer Christengemeinden in jenen Landstrichen mit vollstem Rechte schließen. Aber wir fol¬ gern noch mehr. Victor in war ein berühmter kirchlicher Schriftsteller, und schrieb schon als Bischof wider verschie¬ dene Ketzereyen. Obwohl wir nun nicht mit Gewißheit wis¬ sen, von welchem Jahr der zweyten Hälfte des dritten Jahrhunderts an seine Bischofswürde zu Pet tau soll fest¬ genommen werden: so sind wir doch berechtiget zu schließen, daß seine Kirche mit vielen anderen in enger Verbindung gestanden sey; daß manche weit von Pannonien entfernte Irrlehre auch schon im westlichen Jllyri ko sich einzu¬ schleichen begonnen, und daß es der sorgsame Bischof gerade für seine Kirchengemeinde zunächst für nothwendig erachtet habe, sie durch schriftliche Belehrung, und zwar in der im Norik o allbekannten und gesprochenen lateinischen Sprache, auf dem Wege der evangelischen Wahrheit fest zu erhalten. Aus den Leidensakten Quirins tritt fernerS da- 241 s-Hke- für die volleste Bestätigung ein; denn der Baum des Evan¬ geliums muß damahls, zu Ende des dritten und Anfang- des vierten Jahrhunderts seine Aeste schon weit umher aus- gebreitet haben. Quirin wird im ersten Pannonien durch viele Städte an der Donau dem Präses Amantius entgegengeführt. Hier sagen die Akten, daß christliche Weiber unsern heiligen Dulder auf der Reise zu erquicken trachteten, und ihm Speise und Trank reichten. Der heilige Märtyrer wird in den Fluß Sibaris gestürzt; ein Haufe Christen drängt sich ans Ufer; sie werden durch die Worte und durch das Beyspiel des Leidenden gestärkt. Sein Leich¬ nam wird unweit des Ortes seiner Marter gefunden; also- gleich errichtet man auf der nähmlichen Stelle ein BethHaus; man setzt seine Gebeine in der K i r ch e beym Thore von Scarabantia bey, und Wallfahrter eilen von allen Sei¬ ten herzu, den heiligen Märtyrer zu verehren. Der auf¬ merksame Leser der Akten des heiligen QuirinuS kann in denselben gar leicht größere und k l e i n er>e Kirchen (8-rsiIicss at kicdossise), Kapellen und Bethhäuser (ubi locus orstionis Iiabetur) unterscheiden. Somit deuten diese Stellen alle nicht bloß auf einzelne, hie und da zer¬ streute Christen, sondern auf ganze zahlreiche Gemein¬ den, welche ihre ordentlichen Lehrer, ihre Kirchen, ihren äußeren Gottesdienst hatten. Wenn auf dem Concilium zu Nicäa ein Bischof auS Pannonien erscheinet; wenn auf einer Versammlung der christlichen Väter zu Jerusalem vor dem Jahre 335 aus Pannonien und Mösi en die angesehensten Bischöfe sich gestellt haben (misere — quiä- yuiä in contubernio vei speciorum kannonii M^siczue!) ; wenn das Concilium zu Sardes (Jahr 347) ein Bischof aus Pannonien und Bischöfe aus Noriko mit ihrer Gegenwart beehren; wenn SulpitiuS Severus und andere Schriftsteller es mit Recht beklagen können, daß um die Mitte des vierten Jahrhunderts fast alle pannonischen Bi¬ ll. 16 4-)» s 242 schöfe von der Lehre des Arius dahingeriffen worden seyen; wenn auf dem Concilio zu A c> u i l e j a (Jahr 381) Bischöfe aus Sirmium, aus Aemona und aus Sabiona erschei¬ nen : so dürfen wir wohl nicht erst an die Duldungsedikte des Kaisers Constantin des Großen und der übrigen Kaiser, und an das so inhaltschwere Trauerlied des h. Hieronymus erinnern, um den vollgültigsten Schluß zu rechtfertigen, daß der zu Ende des dritten und Anfangs des vierten Jahrhun¬ derts in Pannonien und im N o r i k o schon herrlich em- Porgewachsene, in vielen zweigenreichen Aesten ausgebreitete, blüthenreiche Baum des Evangeliums sich fort und fort noch mehr eingewurzelt, ausgebreitet, und herrliche Früchte ge¬ tragen habe. Der Anblick des nori sch en Christenthums im fünften Jahrhundert gibt dafür wieder die unumstößlichste Bestätigung. St. Severins Biographie liefert uns nicht mehr bloß das Bild einer aufkeimenden, sondern einer schon ausgebildeten Kirche. In der uralten Stadt Lorch war ein ordentlicher Bischofsttz; denn es wird in St. Severins Biographie als etwas ganz Gewöhnliches angegeben, daß der fromme Constantius Bischof in derselben Stadt gewesen sey. In jedem Orte des M i tt el n ori ku ms finden wir christliche Gemeinden, und zu Juvavum sowohl, als im Berglande zu Liburnia sind ganze Städte voll Chri¬ sten. Fast überall, wo von Christengemeinden Noriku ms Erwähnung geschieht, treffen wir auf eigens daselbst bestellte, lehrende Priester, auf Seelsorger, Pfarrer, ja oft auf eine ganze Clerisey von Priestern, Diakonen, Subdiakonen u. s. w. Man findet in der gedachten Biographie die überzeugendsten Spuren von äußerlichem Gottesdienst nach allen verschiedenen Gelegenheiten und Ceremonien; Gottesdienst vor und nach Mittag, das h. Meßopfer und die Vesper, Psalmodien und Gemeingebethe, Todtenvigilien und Opfergange u. s. w. mit allen dazu nur immer gehörigen Kirchengeräthen. Wir finden sogar auch schon Mannsklöster und Gott geweihte Jungfrauen» ->->»» 243 Und wenn wie gleich in St. Severins Biographie nur von einigen Orten Noriku ms und Rhätiens solche auffal¬ lenden Abzeichen eines schon ganz ausgebildeten Christenthums, nach innerer und äußerer Verfassung haben: so dürfen wir zuverlässig den Schluß vom Bestehen gleicher Einrichtungen auf alle anderen no risch- rhäti- schen Orte, in welchen einmahl schon Christengemeinden waren, ausdehnen; um so mehr, als uns der rege Eifer der damahligen Priester Bürge ist, daß in manchen Orten allein gewiß nicht ganze Cleriseyen beysammen gewohnt haben würden, wenn eS in gar vielen anderen Orten an Glau- bensbothen gebrochen hätte; so wie es nicht denkbar ist, daß, wenn andere Orte verhältnißmaßig eine gleiche Anzahl Lehrer hatten, ihre Bewohner in Bezug auf das Evangelium in Finsterniß gesessen seyen. XIV. Was sich nun aus allen gewissen histori¬ schen Abzeichen für das Höhe re Alter des norischen Christenthums schließen lasse. Alle diese bisher geprüften, und in ihrer Ausbeute für das. pannonisch-norische Christenthum durchforschten Geschichts¬ quellen berechtigen uns zu dem vollgültigen Schluß, daß schon zu Ende des dritten Jahrhunderts im ganzen westlichen Illyri k o an vielen Orten Christenthum, ordentlich orga- nisirte Christengemeinden und Bischofsstühle bestanden haben. Daß aus den Angaben der oben erlaurerten päpstlichen Bullen durchaus nicht auf apostolischen Ursprung der L or- cherkirche und des nori sch en Christenthumes dürfe geschloffen werden, haben wir zwar schon bemerket; indessen 244 berechtigen uns diese doch, verbunden mit der erwiesenen Fest¬ gründung des Christenthums in unseren Donauprovinzen um das Ende des dritten Jahrhunderts, auf eine viel frühere Einführung und auf viel früheres Aufkeimen desselben. Der Ausdruck in der Bulle des Papstes Agapitus II.: Ilanc etiarn (Hcclesiain I^aureacensern) in exorclio nas cen¬ ti» Lcclesiee et irnrnsnissirna OIrristianorurn persecutione a Ooctoribus istius Lsclis catbolicss 66ei novimus ruclirnenta xercepisse, deutet von selbst auf ein früheres Entste¬ hen der Lorcherkirche, als zur Zeit der iininanissirnss Obristianoruin persecutionis, welche doch offenbar die d i o- kletianische Verfolgung gewesen ist; wiewohl aus den Worten: in exorclio nascentis lLcclesise, so vielsagend ste auch zu seyn scheinen, doch noch nicht die Gründung des Chri¬ stenthums im Nori ko im ersten, ja auch nicht einmahl in der ersten Halste des zweyten Jahrhunderts erschlossen werden mag. Der billigste Schluß auf das Alter des norisch-pan- no nischen Christenthums wird demnach wohl der seyn, wenn wir dasselbe auf den Anfang des dritten, oder höchstens in die zweyte Hälfte des zweyten Jahrhunderts hinaufrücken, und wenigstens auch das w e st l ich e I l l y r i k u m unter den Worten jener Kirchenvater begreifen, welche die frühere Gründung des Christenthums selbst in sehr entfernten Landthcilen anrüh¬ men. Justin der Märtyrer versichert: Ns una yuiclern Zens inortaliurn, sive Larbaroruin, sive Oreecoruin, »eu alio- ruin oinniuin, «zusecunc^us appellenlur nomine, inter »» 246 Festigkeit der inneren Einrichtungen und der Verwaltung der einzelnen Kirchen selbst in den entlegensten Theilen des nori¬ rischen Hochlandes, wie wir dieß alles aus dem schönsten Do¬ kumente des norisch - rhätischen christlichen Alterthumes, aus der Biographie des heiligen Severinus ersehen. XV. Was die frühe und schnelle Ausbreitung des Ehr iste nthums im Norrko und Pan¬ nonien begünstigte. Da das Christenthum bis auf den K a ise r C o n st a li¬ ti n den Großen, wenige demselben nicht ungeneigte Kai¬ ser abgerechnet, auf den Schutz der öffentlichen Gewalt nicht zählen durfte; ja eben deßwegen, weil es alle heidnischen Got¬ tesdienste und Göcter für thoricht, und ihnen den offenen Krieg erklärte, vielmehr den Arm aller Heiden zu fürchten hatte: so kann man mit Recht fragen, durch welche besondere Umstände die frühe Einführung und Ausbreitung des Christen- thums auch in unseren Donauprovinzen, in Pannonien, Rhätien und im Nori ko, so sehr sey begünstigt worden? Neben den allgemeinen, die schnelle Ausbreitung der Lehre Jesu Christi befördernden Zeitverhältniffen treten auch bey den Pro¬ vinzen des westlichen Jllyrikums für das Christen- thum besonders günstige Umstände ein. Diese Landtheile waren schon bereits fünfzig Jahre, bevor die ersten Glaubensprediger ins Abendland auswanderten, mit dem römischen Staatskör¬ per vereiniget, und in römische Provinzen durch Einführung aller römischen Institute verwandelt. Man konnte bereits schon damahls auf den schönsten, das ganze Pannonien, No¬ rik um und Rhätien nach allen Seiten zu, von der südli¬ chen Alpenkette an bis zu den Donauufern, durchschneidenden römischen Heerstraßen sicher und ruhig durchwandern, und alle -»»- 2^7 wichtigen Städte über den ju lisch - earnisch-und n o- rilchen Alpen, Movioclunuiu, 8iscis, 8irmium, Alur«a, ^ciiicum. ketoviuin^ 8a!)uria^ 6srnuntum, Vin- clobona, Leisis, Virunum^ leurnis, Donciuin ^Aun- tum VsI6i(Ü6li2, stuvavurn, Ovilaüis, Duuresaum u. v. a. standen mit der Hauptmarktstätte des großen Jlly- rikums und Italiens, mit dem völkerwogenden und Prunkvollen Aquileja in unmittelbarer und lebhafter Stra¬ ßenverbindung. Norikum, Rhätien und Pannonien waren die Bindungslande zwischen Ost und West, zwischen der Donau und Italien. Wer von A qui- l e j a an die untere oder obere Donau; wer von Gallien nach Griechenland, oder von Mazedonien an den Rhein wollte, mußte die genannten Provinzen durchwan¬ dern; und dieser Verkehr war während der ganzen Römerzeit sehr vielfältig und lebhaft. In Italien und Rom gab es in der frühesten Zeit schon Christen, bevor die Apostelfürsten Pe¬ trus und Paulus einen Fuß auf jenen Landtheil gesetzt hatten. Die Christen wurden sehr frühe schon, unter den Kaisern Claudius und Nero verfolgt und aus Italien verbannt. In die Zeiten des letzteren Imperators fällt die Gründung der wichtigsten Colonialstadte in Pannonien und im N o- riko. Es konnte wohl Niemanden in Italien unbekannt bleiben, daß man im ruhigen norisch- rh ä t i sch e n Hochlande ver¬ borgen und sicher vor allen Verfolgern leben konnte. Viele Christen mögen schon mit den italienischen Colonisten herauf ins westliche Jllyrikum gekommen seyn; wo sie, den gefährlichen Barbareneinfällen vielmahls ausgesetzt, sich gezwun¬ gen sahen, sich mit den n orisch - pan n o n isch e n Lan¬ desbewohnern näher zusammen zu schließen, wodurch der Jdeen- verkehr, und somit auch die Mittheilung christlicher Grund- sätze schnell um sich greifend befördert wurde. Die lateinische Sprache war in Pannonien schon zu Tibers Zeiten, wie Vellejus Patereulus versichert, allgemein verbreitet; und »»s 248 Laß diese Verbreitung auch damahls schon, noch mehr aber in dein Verlaufe mehrerer Zahrzehente über das ganze Noriku m und Rhätien könne vermuthet werden/ ergibt sich aus dem ganzen Geist der römischen Herrschaft/ und aus so vielen lateinisch-inschriftlichen Antiken, und auch daraus, daß der ge¬ lehrte Bischof von Petovium, Victorinus, zur Be¬ lehrung und Warnung seiner Kirchengemeinde lateinisch geschrieben hat. Die beste äußere Hülfe zur Verbreitung des Christenthums in den ersten drey Jahrhunderten lag wohl auch für Norikum in der dem Götzendienst von Natur schon eigenen Tolleranz, und in der Unachtsamkeit, mit der man das den Polytheismus geradezu untergrabende Wesen dieser neuen Lehre behandelte, und ihr Fortschreiten nicht eher auf¬ zuhalten suchte, als da es schon zu spät war. Manche heidnische Kaiser begünstigten das Christenthum positiv, wie der Kaiser- Alexander Sever'us und Philippus, und die mei¬ sten derselben negativ, weil sie dessen Wachsthum nicht hin¬ derten. Der Baum der christlichen Religion hatte im ganzen westlichen Jllyriko schon lange vor dem K. Constan¬ tin die tiefesten Wurzeln geschlagen, und weit die blüthe- vollen und früchtereichen Aeste ausgebreitet; sein Fortkommen Mußte durch die Edikte dieses staatsklugen Imperators nur noch mehr befördert werden, und Kaiser Theodosius gab die ausdrücklichsten und umfassendsten, die Ausübung des Chri¬ stenthums und die Ausrottung des Götzendienstes befehlen¬ den Gesetze, von welchen wir nur das einzige im Jahre 392 für den ganzen römischen Staat erlassene anführen wollen: Julius omnino, ex Huolibut Aenere, orstine liominein, Ngnitglurn, vel in pot68lst6 po8itus, vel lionore per- lunetU8, 8ivs pot6N8 8orl6 N08cencli, seu liumilis ge- nere, eonstitione, iorluna: in nnllo penitus loco, in nulla nrbe, 86N8U csrsntil>u8 simulacrio, vel in8ontem victimarn cseclat: vel, 8eeretic>rs piaculo, I-srem igns, mero Oe- nium, künales nillore veneratu5, accenclst lumina, im- 4>->S 249 ponat tura, SLI la suspenäat. <^uoä si t^uisprani iminolars liostiam sacrisicaturus auäebit, aut spirantia exta consulere, sä exemplum Alajestatis reus, ličita cunctis sccusatione, äelatus, excipiat ssutentiam competentem, etsiarnsi nilril contra salutsm l'rincipum , aut äs saluts ^uresierit. 8u5- lici enim aä criminis molsm, naturss ipsius legss veile rescinäers, inlicita perscrutari, occultg rscluäers, interäicta temptare, linsm ^urerere salutis aliense, sporn alieni in- teritus policeri. 8i c^uis vero mortali opere lacta, et sevum passura simulacra irnposito ture venerabitur, ac (riäieulo exemplo melusns subito^ue ipse simulaverit) vel reäi- mita vitis arirors, vel erecta eilossis ara csspitibus vanas imagines , liumiliore licet munsris prsemio, tarnen plena rsligionis injuria, lionorars temptaverik, is utpote violatse religionis reus, ea äorno seu possessioue multabitur, in c>ua eum gsntilitia constiterit superslitione lamulatum. Xam^us omnia loca, uo^ue illorum clamno parili subjugan- äis. a) Aus diesem sehr scharf abgeMen Gesetze ist gar ») coä Ilreoäoi. r. Vl. I>.t. p. zog. Losimu,. I>. IV. I>. 758. et 77Z. et.L.V.i-, Ilivoäorst. Uist, Leole»,!.. V. c»p. 2V. »»s 2ch0 leicht der Geist, welcher den großen Theodos leitete , und welch wichtigen Einfluß dasselbe auf die Zerstörung des Let¬ tischen und römisch- n orisch e n Heidenthums und zur Ausbreitung und Befestigung der im Hochlande der Alpen schon blühenden Kirche Jesu Christi gehabt haben mußte, zu erkennen. Den römischen Bewohnern unserer Donauprovinzen, sie mochten früher oder spater dahin eingewandert seyn, waren Götterfabeln, Opfer, Tempeldienst und Orakelsprüche schon langst, wo nicht lächerliche, doch gleichgültige Dinge gewor¬ den. Sie hingen also nur durch lose Bande an ihrer alten Religion, und waren für die neue, den sämmtlichen menschli¬ chen Bedürfnissen zusagende Lehre Jesu Christi nicht so schwer zu gewinnen. Und waren im Noriko einmahl viele Römer für das Christentum gewonnen, so war dieß, daß die neue Lehre Religion der Besieger und Herren Noriku ms gewor¬ den, eine mächtige Anempfehlung bey den landeinge- bornen Celten. Und was dieser Religion dann noch mehr Aufnahme verschaffen mußte, war, daß sie die Gleichheit aller Menschen lehrend, den einseitigen, aber in der Staatsver¬ fassung gegründeten Unterschied von Frey en und Skla¬ ven aufhob, und sie alle gleich stellte, alle in Brüder um¬ schuf. Sehr willkommen mußten die Lehrer des Evangeliums den Bewohnern Rhätiens und Norikums seyn, die dadurch ihren Herren wenigstens in Hinsicht auf Menschen - und Christenwürde gleichgestellt wurden. — Wir bemerken endlich hier noch, daß uns die von einem älteren Gelehrten schon vorgetragene Meinung a) nicht die unwahrscheinlichste scheine, daß christliche Soldaten, wenn nicht in manchen Or¬ ten gar zur frühesten Einführung, gewiß aber doch zur Be¬ festigung und Ausbreitung des Christentums im Noriko und in Pannonien sehr Vieles beygctragen haben. Die vie¬ len, und mir den bedeutendsten Militärkräften im großen a) Lernarll. ker. in Vita 8. WiliburA. Vi»^. oax. l. -»»s 2^1 Jllyrik o wider unzählige Barbareneinfälle unternommenen Heerzüge; das am ganzen großen Donaulimes so zahlreich anfgestellce und machende römische Militär, und in 'dieser Hinsicht recht eigentlich die Aussage des Tertullianus: 8ostsr- ni suinus 6t V68tru oinnia irnpleviruus — — ca8lella, conciliuüulu, c astra ipsa etc.! die eben einzeln erwiesenen sehr frühen und vielen Ansiedelungen altgedienter Veteranen mit Weibern und Kindern im ganzen westlichen Jllyriko, — Alles spricht bekräftigend für diese Vermu- thung. Und wenn uns auch dieß alles nicht schon darauf auf¬ merksam machte, daß christliche Soldaten früher schon im Ufern oriko und in Pannonien gestanden wären: so würde uns eben das im Ufern oriko einheimische Beyspiel des h. Florian us und seiner vielen christlichen Commilit o nen allein schon einen solchen Gedanken in unS rege machen. Man mag nun übrigens auch noch aus Gründen geographischer Lage a), oder eines allgemein aner¬ kannten psychologischen Herganges im menschlichen Gemüthe die ersten der norisch- pannonischen Christengemeinden in einer der größeren südlichen Städte, unter römischen Co- lonisten, Veteranen oder Legionssoldaten, unter den zahl¬ reichen Arbeitern in den nori sch en Goldschachterst, in den vielen Eisenstätten, oder in den gleich alten Salzsiedereyen — vermuthen: so hat folgende Bemerkung auch auf die Ein¬ führung des Christenthums im Noriko ihre zuverlässigste Anwendung. Bey der Einführung und Verbreitung der christ¬ lichen Religion im großen Römerreiche hatte eben das Statt, was unS die Geschichte von allen Sekten berichtet. Frühe kam die Lehre Christi in die zwischen Nord und Süd, zwischen Ost und West geographisch so wichtig gelegenen Landstriche Norikums und PannonienS; stille und langsam, wegen der ursprünglichen Einfachheit und Reinheit, und wegen der s) Siglsiriunä. cllrroaolog. L-wr. vucLt. Lt/r. p, «g. 252 geringen Würdigung von Seite der römischen Staatsverwal¬ tung, und völlig unbemerkt keimte der ausgestreute Saame des Evangeliums auf, und wuchs empor zu großer Höhe und Stärke. Denn jede Veränderung, so gewaltig sie in ihren Wirkungen und -Folgen auch seyn mag, pflegt doch in ihrem Beginnen allezeit wenig Aufsehen zu machen; sie fällt ge¬ wöhnlich nicht eher in die Augen, als bis sie bereits in vol¬ lem Gange ist — Crescit occulto velut arbor sovo! g) XVI. Folgerungen, welche sich aus allen treu¬ erprobten Geschichtsquellen, sowohl für die äußere als innere Geschichte des pan- nonisch - norisch , und rhätischen Christen- thums ergeben, wahrend der ganzen R ö m e r z e i k. lieber die äußeren widrigen Schicksale; oder über die Verfolgungen. Die Vorhersagung aus dem Munde Jesu Christi selbst, daß die Anhänger seiner Lehre alle Verfolgungen und Mar» s) Folgende zwey Grabschriften sind die einzigen christlichen Monumente, welche mit einiger Zuverlässigkeit noch in die römische Zeit hinauf gesetzt werden können; zu Sa- baria: Hic xositus est Horentinus, inkans, Hni vixit annos septeni et re^niein sccepit in Oeo xrtre nostro et lllrristo ejus. Zu Siszia: Hule rredse inest Feverilla ksmul» llliristi, c^uDeum viro sua vixit noveni continnis nnni». Lusns xost obituin IVlurcelli-t- nus dune seäein viäetnr collocasse lVlsritus. Lolloenwisner. ibill. x. 56. Lrntsr. x. 1052- o, Ir. Valvasor. P. 26^. .»»s 2ZZ tern, ja selbst den Tod würden erdulden müssen, ging auch in Pannonien, in Rhätien und im Nori ko nur zu bald in Erfüllung. Wenn wir gleich die Verfolgungen und das Martyrchum des heil. Lucius zu Vinckelicorum Zusta und zu Curia in Rhätien eben so wenig als histo¬ risch erwiesen annehmen können, als wir auch die sonderbare, in höchst verdächtigen Akten erzählte Martyrergeschicht» des heil. Maximilians verwerfen müssen: so bleiben doch die bewundernswürdigen Kampfe des h. Quirinus, Victo- rinus, Florianus und der h. Afra für Wahrheit und Tugend unbezweifelt gewisse historische Thatsachen. Die Lei¬ den und der standhafte Tod dieser heiligen Märtyrer fallen insgesammt ganz zuverlässig in die Zeit der d io kleti a »li¬ sch en Verfolgung, in daS Jahr 304 und nach demselben. Keiner dieser standhaften Bekenner Christi hat seineil Mar- tyrertod früher erlitten; weil nach ausdrücklicher Versicherung des Kirchenhistorikers Eusebius die ersten achtzehn Jahre der Regierung Diokletians so wenig Widerwärtiges für die Christen hatten, daß sie sich vielmehr in ungemein blühenden Umständen befanden, a) Erst durch das Zureden seines rohen Mitkaisers Galerius des ärgsten Christenfeindes, und durch Eingebung anderer, besonders des Hierokles, Statthal¬ ters zu Alexandria, ließ sich Diokletian umstimmen, so daß erst in den Jahren 303 und 304 scharfe Befehle gegen Kirchen, Bibeln, Bischöfe, und endlich gegen jede Art von Christen erfolgten. l>) Die Leidensgeschichte des h. Flo¬ rians wollen wir hier nach den Worten des ältesten und treuesten Monuments einschalten. In ckiebus viocletlani et Maximian» Imxeratorurn tacta est purbacutio Lkristi- anorum. Cseterum ckiverris agc>niüu8 concertantes Oiri- a) Lasel». Kist. Locles. L. Vlll. crz>. 1, — d>) Luseb. ibiä. cap. 2, 6. Lactant. lastit. Divin, D- lV. e»p, 11, zq, L. V. cax. 2, Ke Llorlid. Lsrsec. c»^>. 11 — 16, »)->s 2Z4 slisni, devotg mente pro Domino supplicig sustinebgnt, ut promissionibus Obristi pgrticipes edicersntur. Oum venissst erZo sscrilsAiorum principum prreceplio spud Noricum ripensem gdministrgnte ^c^uilino krse- side (<^ui venit in csstrum Dgvgrigcensem csepit vebsmenter inc^uirere Oliristisnos); comprebsnsi sunt ab eo non minv8 c^ugdrggintg. ()ui diutissime concertgntes et multi8 suppliciis crucigti, missi 8unt in csrcerem: gd Quorum con5sssionem bestus Diorignus ggudens suc- cessit. ^udiens etenim tsntg 6eri in Dgvorisco, dixit gd 8uo8: Oportet me Ds vorig eo irs et ibidem pro uomins Obristi diverss supplicig sustinere. 6um gutem perveni88et illuc, et gd suo8 commilitones pervenisset, cum r^uibus gnteg militgvergt: et ut gudivit gb eis, <^uad Obristisni gd Lacrilicig, idolorum ^userebsntur, dixit ei8: <^uid sliucl «^ureritis? nsm et e^o Obristignus 8um. Ite et nuneiate krresidi, c^uig bic sum. krseses gutem ^^uilinus audiens de eo, vocgvit eum gd se, et jus- sit, tlius sgcrisicsre. (^uoci cum ut lsceret non posset compellere eum: jus8it cum 1v8tii>us čredi, iterum^ue csesus permgnsit lidelis. I^unc c^uo loco kiunt ssni- tstes multee, et omnes, c>ui ex stäe ^etierint, iinpetrs- dunt misericaräism Dei. Vites eniin ssnctitss et con- stsolis 6äei stlrletss (Airisti coronst, et cum pslms msr- t^rii sä vitsm reternsm peräuxit: suxilisnte rege seterna Domino äesu Cliristo, qui uno cum kstre et Zpiritu ssnclo vivit et permsnet Deus verus in swculs sssculorum ^msn. s) Abgesehen von den fremden, späteren Zusätzen in dieser Nachricht über die Begebenheiten nach St. Florians Tode, so haben wir schon oben bemerkt, daß die Geschichte des Martyrtodes selbst vollen Glauben verdiene. Es erhellet daraus überzeugend, daß Flori anus erst, nachdem die Mordedikte der Imperatoren im Ufernori ko bekannt ge¬ worden sind, also erst nach dem Jahre 303 gemartert worden sey. Mehr läßt sich für chronologische Bestimmung aus diesen Akten nicht entnehmen. Von dem Ende, welches die vierzig von dem Präses Aquilinus in dem Castro Dsvoricisco zuerst gefänglich gesetzten Christen sollen genommen haben, wird in den Akten nichts gemeldet. Es ist jedoch aus jenen Zeitumständen mit ziemlicher Gewißheit anzunehmen, daß auch sie alle den Martyrtod erlitten haben. Wir ehren auch hierin die alte Tradition von diesen vierzig Mär¬ tyrern in den Gegenden des alten Lorchs, obwohl wir auf die besonderen umständlichen Angaben derselben, und s) Uleroii, ker, Zerixt, ^U3tr. C. I. col. 36 —. 37. I s«.«.«- auf den zu Enns heut zu Tage noch gezeigten Nömer- kerker nicht das Geringste gebaut haben wollen. Ueber den Kampf des heiligen Victor in s/ so wie über sein Leben überhaupt, hat uns das neidische Alterthum sehr wenig aufbewahret. Daß er gegen das Ende des dritten Jahrhunderts als kirchlicher Schriftsteller berühmt geworden; daß er als Bischof von Petovium am 2. November, glaub¬ lich im Jahre 3o3, die himmlische Lehre Jesu Christi, die er mit Worten und Thaten verkündigte, mit seinem Mar- tyrerblute unterzeichnet, und so seine Heerde nicht bloß nach dem Evangelium leben, sondern auch sterben gelehrt habe, wissen wir gewiß. Gänzlich unbekannt aber sind die Umstande seines Martyrertodes, ja sogar, ob er denselben wohl zu Petovium, oder an welchem Orte in O b e r p a n n o n i e n, oder im Noriko etwa erlitten habe? Desgleichen ist wieder nur der Martyrtod der heiligen Afra zu Augsburg, sonst aber durchaus nichts von Veranlassung und den Umständen desselben bekannt. Desto zahlreicher und reichhaltiger sind die Nachrichten über die letzten Schicksale des heiligen Quiri¬ nus; und man kann über das christliche Martyrthum über¬ haupt wohl keine lehrreicheren und schöneren Akten lesen, als die von uns oben wörtlich angeführten, auf welche wir daher unsere Leser zurückweisen. Zu diesen, das Aufblühen und Ausbreiten der christli¬ chen Religion und Kirche hindernden Verfolgungen gesellen sich noch viele andere, der göttlichen Lehre Jesu Christi wah¬ rend der Römerzeit feindseligen, und besonders im großen Jllyriko weit verderblicher als irgend anderswo wirkenden Ereignisse. Unermeßlich war die Verheerung der schon so schön emporgewachsenen Ernte des Evangeliums im westlichen Jllyriko und in ganz Pannonien, als seit dem Jahre 378 sich unzählige arianische oder noch ganz heidnische Gothen mit so vielen anderen wilden und abgöttischen Bar- barenhorden über die untere Donau her ergossen hatten, und her- »»» 2^7 herauf bis an die j «lisch en Alpen gegen die Provinzen und die Bewohner derselben, und gegen alle römischen Institute wütheten. Welch trauriges Bild von der Lage des Christen- thumS mag man sich nicht aus den erschütternden Worten des heiligen Hieronymus über die entsetzlichen Unfälle jener Zeiten machen, wenn jener tieffühlende Augenzeuge schreibt: »Von dem pontischett Meere bis zu den juli- eschen Alpen wird, nachdem einmahl die von „der Donau gemachte Granze übersprungen „ist, mittenin demrömischen Reiche gestritten. „Versiegt sind unsere Th ran en des immerwäh- »renden Fliessens wegen." Und an einem anderen Orte spricht Hieronymus noch erschütternder: „Es sind zwan¬ zig und mehr Jahre, daß zwischen Konstan¬ tinopel und den julischen Alpen täglich rö¬ misches Blut fließt; die Gothen, Sarmaten- Quaden, Alanen, Hunnen, Vandalen und Mar¬ ino m a n n e n v e r w ü st e n, r a u b e n, p l ü n d e r N ü. s. w. Daß diese rohen, theils ganz heidnischen Völker, Kirchen- Altäre und deren Diener nicht verschonten, lasst sich im Voraus denken; ;aber auch Hieronymus sagt eS ausdrücklich: „Wie viele Frauen, wie viele Gottgeweihte „Jungfrauen, setzt er bey, wurden nicht dem „Muth willen der Barbaren preisgegeben; wie „viele Bischöfe gefangen; wie viele Priester „getödtek; wie viele Kirchen zerstöret? Pferd« „wurden an die Altäre Christi, wie in einem „Stalle, angebunden, Reliquien der Heilige« „ausgegraben. Ueberall herrscht Trauer; über- „all ertönen Seufzer; überall zeigt sich das Bild des Todes u- s. w.! — Wahrlich ein schauerliches und niederschlagendes Gemählde von der Lage des große» Jllyrikums, der römischen Institutionen daselbst und der damit seit Kaiser Konstantin dem Großen so enge ver- H. 17 ->»- 2^8 s ketteten Religion! Daß dieses schreckliche Wüthen der Bar¬ baren über ganz Pannonien herauf bis hart an Nori- kums Ostgranzen gelangt sey, dafür finden wir in dem von uns oben schon erzählten Vorfälle zu Petovium ungefähr im Jahr 379, und in der Versicherung des heiligen Hierony¬ mus den sichersten Beleg; und obwohl anderen gewissen ge¬ schichtlichen Nachrichten zu Folge dieser Völkersturm damahls noch Norikum nicht unmittelbar getroffen hat: so müssen wir doch auch wenigstens einige gleich verderbliche Einfälle der O-uaden und Markomannen im Ufernori ko eben aus den Worten des heiligen Hieronymus vermuthen. Daß das Christenthum in unseren nori sch en Antheilen Key dem Ein¬ falle und dem längeren Aufenthalte der Gothen unter A l a- rich sehr viel werde gelitten haben, ist dagegen mit allem Grunde zu vermuthen; obwohl wir nicht im Stande sind, etwas Detaillirteres aus Quellen darüber zu sagen. Die bit¬ terste Verfolgungszeit aber, ja die Tage völliger Vertilgung Les altno rischen Christenthums brachen erst mit dem Tode Attila's herein, als Norikum ein Tummelplatz aller Barbaren geworden war; als alle römischen Institute zer¬ trümmert, so viele Pflanzstädte, Municipien und Castelle in rauchende Ruinen geworfen, die meisten norischen Landtheile fast von allen daselbst angesiedelten Römern und von vielen Landeingebornen verlassen und das verheerte Land seinem eigenen Schicksale preisgegeben worden war, das auch seit dem Jahre 326 bis um die Mitte des achten Jahrhunderts über den größten Theil deS altnorischen Landes mit dem schauerlichsten Gräuel wilder Barbarey herrschte. Für den Bereich unserer gegenwärtigen Arbeit liefert uns hierüber die Biographie St. Severins die hinlänglichsten Belege, auf welche wir daher auch unsere Leser verweisen, indem wir jene schätzbare vaterländische Geschichtsurkunde eben deßwegen ganz unserer Abhandlung eingeschaltet haben. Eine Schar wilder Heruler überfiel das uralte Juvavum, ließ die vom 259 heiligen Severin fruchtlos gewarnten Bewohner über die Klinge springen, verwandelte diese blühende Römercolonie in einen rauchenden Schutthaufen, und ermordete den dort allgemein seines frommen und geistreichen Lebens wegen hoch¬ verehrten Priester Maximus Vergeblich wollen falsche Nachrichten diesen Priester Maximus zu einem Bischof von Juvavum umstalken; auch andere Vorgaben, als hätte Maximus mit fünf und fünfzig andern Christen in klö¬ sterlicher Stille in einer Berghöhle bey Iuv avum ge¬ wohnt, welche aber alle insgesammt von den Herulern entdeckt- erwürgt, und über den Felsen herab gestürzt wor¬ den wären, sind nicht genug quellhistorisch begründet. Das aber war wohl die gewisseste Folge jenes Verheerungszuges, daß damahls zu Juvavum und in der Umgegend von den wilden Herulern das Christenthum völlig ausgetilgt wor¬ den ist. a) Gleich den natürlich sich ergebenden Schlüffen aus diesem Vorfälle mag sich nun der geneigte Leser aus der genaueren Durchforschung der Biographie des heiligen Seve- rinus das allgemeine traurige Bild des norischen Christen- thums in der zweyten Hälfte des V. Jahrhunderts selbst ent¬ werfen. Die unaufhörlichen lleberfälle ter rauhen Allemannen auf dis Lastra (^uinksns, Osstra liberina, Oastra Ua- iava und das Castell Luioüui um; die gleichzeitige Zerstö¬ rung aller römischen Castelle und Orte im westlichen Ufernori ko oberhalb des Ennsstromes; die Flucht aller Einwohner in die unteren Landtheile, wo die grausamen Rügen herrschten und früher schon alle Römerkastelle an der Donau zertrümmert hatten; das Wüthen der Rügen nach dem Tode St. Severins; die Beraubung und Plün¬ derung seines großen Klosters bey Favianis, und 17 * -) Siehe, Hislori» Vs vrigiiio, ktonsecr-liono «r Rop»i-li<--n- Lxeloo°-e, ->eu LremitoriiLsurqos LazieH-e ill rimalo Sa- lislairrgensi. elo, l^äit. Lali^drurgi. 166e» »»» 260 endlich die Versicherung Eugipps, daß alle Weissagungen St. Severins von der schrecklichsten Zerstörung deS ganzen no risch en Uferland es zu seiner Zeit in die traurigste Erfüllung gegangen seyen, — alles dieses gibt Stoff genug zur herzergreifendsten Darstellung. Was endlich in der Ver¬ folgungsgeschichte des Christenthums in Pannonien, im Nori ko und in Rhäcien die Personen der Verfolger, die Ursachen, die Art der Verfolgungen und die Wirkungen dieses Sturmes anbetrifft, bemerken wir noch Folgendes. Die Verfolgungsedikte gingen auch fürs tö e stlich e Jllyrikum von den Kaisern aus, und wurden durch ihre Provinzen- vermeser, durch Eulasius, Maximus, Amantius und Gafus pünktlich vollzogen. Wir haben aber auch an dem Martyrtode der sogenannten Märtyrer von Au n io¬ na in Rhätien und des heiligen Virgilius, Bischofs zu Trident, einen-Beleg, daß oft das Volk selbst, welches sich oder seine Götter durch die Christen beleidigt wähnte, den Kläger, Richter und Vollstrecker zugleich gemacht habe. Bey den eingefallenen Barbaren aber scheinet bcy den wenig¬ sten Horde» die Verfolgung der Christen und die Vertilgung des Christenthums Hauptendzweck gewesen zu seyn; bey ihnen riß die räuberische Habsucht, die Rache und der Haß gegen die Römer auch das norische Christenthum mit in die Gegenstände ihrer schrecklichen Wuth. Bey den Römern stehet unter den Beweggründen, die neue Religion Jesu Christi auszurotten, wohl gewiß die Anhänglichkeit an die alte Religion, welche alle Sinnlichkeit und selbst das Laster begünstigte, oben an; um so mehr, da die Lehre des heiligen Evangeliums die Sinnlichkeit und alle niederen Triebe der Herrschaft der Vernunft unterordnet, und den Götzen¬ dienst verlacht. Nicht selten mag auch hier Privathaß die schreckliche Furiengeißel geschwungen haben. Daß sich die Un¬ vorsichtigkeit und Unbescheidenheit der Märtyrer selbst manche Verfolgung zugezogen habe, bezeugen wohlerprobte Geschichts- »»» 2i)l S«-LS- quellen. Die n o risch en Märtyrer dagegen sind van diesem Vorwürfe frey, weil die obengedachten ?lkten vom Martyr- tode deS heiligen Maximilians gänzlich verwerflich sind, lieber die Art der römischen Verfolgungen im westlichen Jllyriko liefern die Akten des heiligen Flocianus, ganz vorzüglich aber jene vom heiligen Quirinus das strahlendeste Bild. Die Richter setzten denen gefänglich eilige- zogenen Christen anfänglich mit Vernunftgründen zu, und wandten alle Beredsamkeit an, um sie vom Altäre Jesu zn jenen der Götzen zu bringen. Die Zusprache von Seite der Richter swar oft sehr andrinalich; und die Rede des Präses AmantiuS zu dem standhaften Quirinus, um den ehr¬ würdigen Greisen zu bewegen, nur einige Weihrauchkörner auf die Opferglut zu streuen, und um auf solche Art wenig¬ stens den Schein zu gewinnen, daß sie den Befehlen deS Kaisers genug gethan hatten, pressen einem gemüthlichen Leser fast Thränen aus. Jedoch lange blieben sie nicht bey Ver- nttnftgründen; bald übergingen sie zu Drohungen, ja selbst zu Strafen, zu Geißelstreichen, zu Verstümmelungen der Glieder u s. w. Waren Vernunftgründe und Schläge, Dro¬ hungen und Strafen fruchtlos, so folgte der Tod selbst nach verschiedenen Arten. Quirinus und Florianus wurden in Flüssen ersäuft, Virgilius wurde gesteinigt, Afra und die Märtyrer von Auniona wurden auf Holzstößen verbrannt. Der strenge Tertullian sagt von der schnellen Verbreitung des Christenthums mitten unter den Verfolgun¬ gen: ' „Die Christen vervielfältigen sich um so mehr je mehr sie gleichsam abgemäh et wer¬ det, und ihr Blut ist eine überaus fruchtbare Aussaat." Ob und in wie weit dieses auch einige Anwen¬ dung in unfern we sti ll y r i sch en Donauprovinzen findet, wissen wir nicht durch dstaillirte, Quellnachrichten zu belegen. Es ist indessen gar nicht zu bezweifeln, daß auch hier durch die Verfolgungen die wahre christliche Tugend wie 262 Gold km Feuer sey geläutert worden. Mancher christliche Glaubensprediger mag dann auch aus den norischen Städten in das verborgenere Hochland eine vorsichtige Flucht ergriffen haben/ wodurch die Lehre Jesu Christi nur noch weiter aus¬ gebreitet worden ist. — Vergeblich war daher auch in unfern Donau« Provinzen die rastlose Sorgfalt unter K. Diokle¬ tian für Aufrechthaltung des alten Götzendienstes: Votorrimse religiones castisbimo curatse! a) Vergeblich und lügenhaft war die prahlerische Zuversicht der blutdürstigen Imperatoren/ in welcher sie auf ftnschriftlichen Monumenten zur römischen Welt sprachen: Oioclotianus. ^ovius. I2t. AIaximianu8, Herculou8. 6aesares. ^ugusti. ^mplilicato. kor. Orientom. Lt. Occist. Impor komun. Lt. Romine. Obris ti- anorum. Ooleto. <^ui kompublicam. üvor- t obarit! (?) b) L. Innere Geschichte der christlichen Religion im Norikv/ in Pannonien undRhatien. Ge¬ schichte der Religion; der Lehre und der Lehrer. Die innere Geschichte jeder Religion zerfällt gewöhnlich in zwey Theile/ nähmlich in die Geschichte der Religion und in die der Kirche. Die erstere begreift dann wieder die Geschichte der Lehre/ der Lehrer und die derJrr- lehrer in sich. Die Lehre zerfällt wieder in die Glau¬ bens « und Sittenlehre. Von diesem Gegenständen hat der Geschichtschreiber nicht nach Evangelium und Tradition darzustellen/ was der Katholik hatte glauben und thun sollen; sondern zu zeigen/ was die Christengemeinde»/ deren Reli¬ gionsgeschichte er schreibt/ zu jeder Zeit geglaubt und als Sittennorm ausgeübt haben. Für die Geschichte der christ¬ lichen Lehre im westlichen Jllyriko finden sich hierüber «) ^«rel. Victor, ä» Csosar. 525. — b) Lruter. p. L8O. n. Z. 36"- in den oben angeführte» und gewürdigten Akten der Märty¬ rer, ferners in den unsere Landtheile betreffenden Synodal, akten und in den Schriften der vaterländischen Bischöfe selbst die vollgültigsten Quellen. Und da die Bischöfe der ersten christlichen Jahrhunderte die unmittelbaren Lehrer des Volkes selbst waren; da die Diöcesenabtheilnngen noch nicht bestanden, und der lehrende Feuereifer derselben sich durch keine Grän¬ zen beengen ließ: so liegen hierin Gründe genug vor Augen, bey der no risch en Kirchengsschichte in allen ihren einzelnen Theilen auch auf das aus Rhärien, Pannonien und aus Aqui lesa uns zustrahlende Licht die beständigste Rück¬ sicht zu nehmen. Zu diesen Quellen mögen nun aber auch ganz füglich das vom Kirchenrathe zu Nicäa verfaßte Symbolum, wie auch die Schlüffe der Synode zu Sar- dika (Loncilium Larsticanss in Aloosis) beygefügt werden. Denn zu Nicäa war ganz zuverlässig der pannonische Bischof Domnus, der dieselben Akten auch unterzeich¬ nete, gegenwärtig; und an der Synode zu SarLika hatten mehrere Bischöfe aus Pannonien und Nori- kum persönlichen Antheil; wie wir dieß alles schon oben bemerkt haben. In Hinsicht der Glaubenslehre nun aus dem Gebieihe der natürlichen Religion treffen wir ganz besonders in den Akten der Märtyrer auf das ausdrückliche Bekenntniß von der Einheit eines einzigen wahren Gottes, von dessen Allmacht, Allgegenwart und allen übrigen Eigenschaften des höchsten Wesens, ganz im Gegensätze mit den Lehren der Abgötterey, welche verhöhnt und verabscheuet wird. Die hinlänglichsten Beweise dafür liegen in den Akten des heilige» Quirinus in den Gesprächen mit seinen Richtern. Von Glaubenssätze» im Gebiethe der positiven Religion treffen wir auf die vorzüg¬ lichsten Grundlehren. In allen uns betreffenden Geschichts¬ quellen finden wir vielfache Anführungen der Bibel de¬ alten und neuen Testaments, welche Bücher sämmt- lich, Gottes Wort, Ausspruche des heilige» 264 Geistes, Urquelle des Lichtes, Befehle des Herrn, Befehls Gottes, untrügliches Wort Gottes, genannt, und als Glaubens» und Le¬ ben sregel der Christen erkäret werden. Der hei¬ lige Victorin schrieb daher zur Belehrung der Christen viele Commentare über einzelne biblische Bücher. Das Dog¬ ma, daß Jesus, der Welterlöser, mit dem Vater zugleich ewiger Gott sey, war unter allen Christen¬ gemeinden des westlichen Jllyrkkums eine Hauptgrund¬ lehre. Es waren ja norisch-pannonische Bischöfe zu Nicäa und Sardika anwesend, wo jenes wichtigste Dogma wider den Arius ausgesprochen und bestätiget worden war; und der gleiche Ausspruch von der Gottheit Zesu Christi auf der Synode zu Aqui leja 261, wo die Bischöfe Maxi¬ mus von A e m o n a, Ab u n d a ntiuS von Rhä tie n, P h i- lasterius von Brixia, Eutherius von Panno¬ nien anwesend waren, ist ohne Zweifel als der Glaube des ganzen christlichen Westillyrikums anzusehen. An jenes Dogma schließt sich der Glaube an eine zweyte Haupt¬ lehre, nähmlich an die des Geheimnisses der hei¬ ligen Dreyeinigkeit an. Wir finden dafür in den Men der drey Märtyrer von A n a unia, in jenen des heili¬ gen VirgiliuS, Bischofs von Trient, und in der Le¬ gende des heiligen Valentinus die hinlänglichste Bestat« tigung. Das Geheimniß der Erlösung berührt der h. V i c- forin gleich auf der ersten Seite seines Commentars Über die Apokalypse, indem er sagt, daß Jesus auf dieser Erde gelitten, und unS mit seinem Blute von der Sünde vefreyk habe a) Dieselbe Lehre trägt auch Gaudentius, Bischof von Br i xi a, in seiner ersten Rede den Katechumenen vor. b) Von dem Glauben an die Ewigkeit der Strafen und der Be- -) V'KU. S5.kmr. r. m. x. 414 — 421. —. d) Vel. vrixi-s. Lxiscoxorum. Oxers. Lclit. Lrixise. 17Zg. x. 234. »-»s 265 o«e lohnungen jenseits des Grabes sind alle no risch - pan no¬ ri i sch- und rhätisch en Geschichtsquellen voll. Es ist ja vorzüglich und einzig nur die gläubige, Helle und frohe Aus¬ sicht in die Zukunft, welche unsere vaterländischen Märtyrer im Leiden stärkt, und der heilige QuirinuS sagt es dem Richter ganz bestimmt und mehr dann einmahl, daß ihm der Tod, mit dem er ihm drohe, das ewige Le¬ ben seyn werde. Mit diesem Troste für sich, und dem gleichen Wunsche für alle seine zurückbleibenden Schüler, daß ihnen Gott die Erbschaft in seinem Heilig- thume geben möge! entschwindet auch der heilige Seve- rinus segnend diesem Leben, lieber die TranSsubstantiation lesen wir nebst anderen kn der zweyten Rede deS Gaube n- tius, Bischofs von Brixia, folgende Stelle: Sieh da das Fleisch des LammeS, siehe da sein Blut! >— Es ist der nähmliche Herr derSchöpferaller Dinge, der nachdem er auS der Erde Brot her¬ vorgebracht hat, von demselben Brote seinen Leib gestaltet, — derjenige, der einst Wasser in Wein verwandelte, verwandelt nun den Wein wieder in sein Blut! — Von dem gewöhn¬ lichen unblutigen Opfer auf dem Altäre, vom Hochamte und der Messe geschieht in der Biographie St. Severins und in den Akten deS heiligen Virgilius bestimmte Erwähnung. Von der allverbreiteten Verehrung der Heiligen und selbst ihrer Reliquien finden sich in der frühen Verehrung der Grab¬ stellen deS heiligen QuirinuS und Florian uS, beson¬ ders in der severinischen Biographie, in einer besonderen Rede des Bischofs Gaudentius, und in der Versendung der Reliquien der an aunie nsi schen Märtyrer aus Rhä¬ tten nach Constantinopel die auffallendsten Bestättigungen. An diese Reliquien - und Heiligenverehrung schloß sich auch der Glaube an die Wirksamkeit des Gebethes für Verstorbene an, wovon wir ick unseren Quellen auf die deutlichsten Be- ,>»s 266 s«-"- kege, 'auf dre Todtenvigilien für den verstorbenen Priester Silvin us zu Castra (Quintana, und den Jahrtag, wel¬ cher vom Lucillus für den heiligen Valentin wirk¬ lich ist gehalten und einen andern eigenen Jahrtag, welcher vom heiligen Severin für sich selbst ist angeordnet worden. Alle diese Hauptlehren der positiven Religion treten auch als Hauptgrundsätze des panno nisch- norisch- rhätischen Christenthums hervor, und werden als unbezmeifelt durch die Aussagen unserer oben gewürdigten und erprobten Geschichts¬ quellen erwiesen. 0. Fortwuchern des Heidenthums an der Seite des ChristenthumS. Ursachen davon. Wir haben oben aus unseren treuerprobten Geschichts¬ quellen erwiesen, daß die Kreuzesfahne Jesu Christi sehr frühe schon auf den tauris zisch en Bergen und in den Ebe¬ nen Rhätiens, Noriku ms und Pannoniens auf¬ gepflanzt gewesen sey. Dessen ungeachtet aber ist es jedem aufmerksamen Beobachter von selbst ersichtlich, daß dem Chri- stenthume der totale Sieg über das alte el tische und rö¬ mische Heide nthum in den westilly rischen Pro¬ vinzen nicht so leicht gewesen sey; ja daß es denselben in der Römerzeit niemahls ganz über das gesammre Heer der Druiden und der römischen Götzenpfaffen errungen habe. Wie viele abgöttische Antiken, wie viele den verschiedensten Gott¬ heiten geweihten inschriftlichen Römerdenkmahle sind nicht in allen Theilen Pannoniens, Norikums und Rhä¬ tiens aufgefunden worden, welche, da ihnen ausdrückliche chronologische Bezeichnungen mangeln, gar wohl der späteren Zeit des vierten und selbst des fünften Jahrhunderts ange¬ hören können. Wir haben aber auch mit ganz bestimmten Zeitangaben inschriftliche Römermonumente übrig, wie auf dem kärnthnerischc» Zollfelde in den Gegenden des alten Virun ums ein Denkmahl der VictoriW ^ugusse sacruur 26/ vom Jahre Christi 238; ein anderes im tyrolischen Puster- thale bey dem alten Aguntum dem Osbslo Augusto et /Urums geweiht im Jahr 219; ein drittes Monument For¬ tunen cooservatrici Oenio^un loci sucrum vom Jahr 249 in den Gegenden der alten Vindobona; in dessen Nahe bey Carnuntum ein Tempel, geheiliget dem Waldgorte, Silvano Sacrum, im Jahre 211 ausgebessert und herge- stellet; ein Signum Victoren Sacrum im Jahre 228 zu Sabaria errichtet, a) In welches römisch» Jahrhundert nach Christus sind nun erst die Ausbesserungen und die Wieder¬ herstellung der alten Römertempel, deS Sonnentemxels zu Rag an done in der Gegend von Rohitsch in der unteren Steyermark, und deS Herkulestempels im kärnthnerischen Möllthale zu setzen? Die prunkvollen Mythrastempel auf dem Zollfelde Mittelkarnthens, oder des alten Virunums, fallen mit ihrer Wiedererhebung der eine in das Jahr 239, der andere in daS Jahr 311. K) Trügt unS unsere Vermulhung nicht, so wurde der große der Juno, Minerva, Diana, ») Das Götzenbild des Janus ließ ein Bewohner der uralten Stabt Aemona zu seinem und dem Heile aller seiner .Mitbürger ausbessern und wieder Herstellen, wie die auf¬ gefundene Inschrift dieses Denkmahls beweist: gauo.^eug, Lacrum. Liaius. 6enialis. pro. Laluts Orlliois. Lui. Lt. lÜviuui. Luoruw. Limulaeruru. ssi. kekormavil. Ltguo ke- »tituit, Dlurator. Hov.lbesaur. insaript. I. p.136. n. 2. — d) Zu Carnuntum, auf dessen Ruinen, sich so viele Denkmahle des vorzüglichsten Mythrasdienstes gefunden haben, ließen ! die Sexviri llolouise Larauntensis, Valerius er V»Ieri-uu, l einen schon baufälligen Tempel des Sonnengottes wieder Herstellen. — Ein anderes Laerariuiu dem Oeo Loli invicto Ill^rdrs geweiht, dem rautori Imperii sui, ließen die reli- xiosissimi Avgusti et c-es»res, vioeletiau und Maximian — zu Carnuntum — ausbessern. — Archiv für Geographie, Historie re. Jahrgang 1616 p. 660 er 662. »»o 268 dem Neptun, Bachus°'und allen Göttern geweihte Tempel, wovon man noch zu Everkhen bey Raab in Un¬ garn, ehemahls im oberen Pannonien, das inschrift¬ liche Monument aufgefunden hat, gar erst im Jahre 400, 8uk> ^ureliano Konsuls, wieder hergestellet. Als der Kaiser Constantius den Cäsar Gallus zu Petovium im oberen Pannonien gefangen nehmen ließ, errichteten die Abgeordneten, um günstige Auspizien zur glücklichen Voll¬ bringung dieses Geschäfts zu erlangen, dem großen Jupiter zu Ehren, ein eigenes öffentliches Denkmahl in jener Stadt mit folgender Inschrift: kkMST'Il'I. 10VI. 8. Ooft. X. kreelor. 0ullor. Xurrrinis. Ipsius. ?rc>6ciscens. ^6. Oxprimenstam. lffaclionem. OsIIi. ^ussu. I?rincipis. 8ui. ^rom. Islam, kosuit. a). Diese Bestätigungen vom Fortwuchern des römische» HeidenthumeS neben dem im westlichen Jllyriko auf¬ blühenden und festgegründeten Christenthum geben uns die alten Monumente. Ganz ein Gleiches lehren auch alle schrift¬ lichen Geschichtsquellen. Wenn der alte Tertullianus in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts neben den National - Gottheiten anderer Völker auch den Götzen Del, Velenus, als Hauptgottheit der Noriker nennen kann: so muß damahls die Verehrung desselben im Nori ko unver¬ mindert noch fortgcblüht haben, und der Sieg des Christcn- thums über den altceltischen Götzendienst im tau- ris zisch en Hochlande im dritten Jahrhundert noch bey weiten nicht allgemein entschieden gewesen sey. Dafür findet sich nun aber auch im Herodian eine ganz bestimmte Bestätigung aus der gleichen Zeit. Aus seiner Erzählung von den Vyrfallenheiten in Aquileja, als der Soldatenkönig Max imknuS jene Stadt hart belagerte, mag man eine Idee bilden, wie sehr damahls noch unter den römischen e) Lruter. x. 22. u. 1. »->-»« Zfsi) s«i< Aquile j ern der Götzendienst / unter den daselbst seßhaften Abkömmlingen der alten Carner aber die einheimische hohe Verehrung d es n o r isch e n N ati o n a l » G o t te S Belenus geblühet habe: vicobstur sulcm tlrisximis ast bellum sic austactcr sustincnstum etism muIto rum in urbc auruspicum rcsponso, <)ui Isets cxtn nuntisrcnt^ animatus. 6seterum nonnulln ^uoc^ue oiaculs sercbantur patrii cujusäum v um i- nis victoriam xromittonlia: Le! cm vocnnt inäi- §ennc m2ANL<^ue cum relißiouc colunt, ^pollinsm interpretnntcs. g) Zn Aguileja blieb der Hauptsitz des prunkvollsten römischen Götterdienstes durch die ganze Römerzeit. Man durchforsche nur die vom gelehrten Bertoli gesammelten inschriftlichen Monumente jener berühmten mit dem großen Jllyriko in allseitiger Verbin¬ dung gestandenen Stadt. Wir finden daselbst Denkmahle g) Neroitisn. L, VIII. p. 377. Ein zu Aquileja aufgefunbener Denkstein mit der Inschrift: kro-, Salute Tiberi. Llruäi lVlrcrouis. Lon. Ter. dior. Ser. Vil. 8psie uw. tlum Omni. Apparat u. Tovit. bezieht sich bestimmt und einzig auf den unter den dortigen Landesbewohnern einhei¬ mischen Mythrasdienst, oder die Verehrung ihres National¬ gottes Belenus. Der heilige Paulinus Tpiscopu» Isolrnur, deutet ja bestimmt auf die Verehrung dieser Gottheit in hei¬ ligen Höhlen: da er sagt: (tuiciguocl et Invictum Speisen «llb rntrr recooclllnr, (^uoipte teguut tenebiis, bunc ruäent «lieers Soler», Llurrtor. üov. Tbesrur. inscript. T. l. p. 28. n. 3. Eben in dieser Znschriftenjarnmlung trifft man auf ein Monument vom alten iiulio Lrrnico, dessen leider! schon verstümmelte Aufschrift die Wiederherstellung eines BelenustempelS - (,Veilem Releni pecunin releeeruut) mit einer vergoldeten Statue und anderen Verzierungen (Statur (?) iorurrtr i» lrstigto ei Ligor üuo äeäere) anzeigt. Ikiä p. 24. o. 7. -»»-> 270 allen Göttern, dem I. O. vco Ä-I^tliriM. veo 8oli, de» Kalis, der kortunss ^ugustW, Larbatoe, der Isiüi et Isi, 8pei, 8xci ^.ugustec, dem 8^Ivano, 8^Ivauo sanclo, den Düs I-aribus etc. geweiht. Wir finden daselbst ein Magistcrium 8alioruin, ein Magisterium 2unouis, ein 1?anuin vianse, vielfache Märe veorum Inksroruin, dem Diti Katri, den Mnonibus, der Dianos, dem Deo Ku- Ligo etc. geweiht. Im Jahr 216 ungefähr ward der in sei¬ nem Leben so heilig gewordene Bischof Martinus zu Sabaria, und zwar nach bestimmter Versicherung des SulpitiuS Severus von heidnischen Aeltern ge¬ boren (parentiLus non iuiimis seä gentiliLus) , und auch im römischen Heiden thum bis zu seiner Bekehrung er¬ zogen. Vergeblich war nachher das Bemühen des h. Mar¬ tinus, seinen pannonischen heidnischen Vater zur himmlischen Lehre Jesu Christi zu bekehren: matrsm gsa- tilitatis aLsolvit errore, patre in nialis perseverante s). Noch zur Zeit des Kaisers Valentinian II. erscheinet steininschriftlich D. Volcatius, Gränzgeneral am panno¬ nischen Limes, als Klameu Divoruin oinniuui, und als Vorsteher der Civitaluiu cluaruni Loioruin ct ^ralioruin. Selbst als der siegreiche Kaiser Theodosius der Große in Aemona einzog, kamen ihm die prunkvoll gekleideten heidnischen Priester schar en entgegen; denn wir halten dafür, daß die Worte des Lobredners Pacatus nicht christliche sondern heidnische Priester bezeichnen: <^uiä ego rekeraru pro rnseniLus suis lestuin liLsrse no- Lilitatis occursurn, conspicuos veste nivea 8enatore8, reverenüos muuicipali purpura klamines, insignes apiciLus 8acer6otes? b) Eben so hat s) 8ulp. Leveruz in Vit. 8. klsrtin. j>. ß. et. 12. 8äit. Veron. — d) 6rnter. x. NgO. n. 2. kaeat. int ?Lneg^r, Vet. Vol, H. x. 381 — 382. »->» 27^ «<-<<> sich der römische und keltische Götterdienst auch im ganzen Rhätien während der Römerzeit hindurch er¬ halten. Zu Vinstolicorum Augusta finden wir aus jedem römischen Jahrhundert inschriftliche Denkmähler und Tempel dem I. O. Äl. Eonsorvstori csstsris^us Diis 6k Deslaus liujus loci, dem kluwni, der kroserpins, dem Mlsrti, und der Victoi-iss ^ugustne, den ksrcis, dem Illercurio ceususli, dem Deo Silvano, und in anderen rhätischen Landtheilen vorzüglich dem ^.pollini Qrsno ge- geweiht. Wie im Nori ko und im oberen Pannonien finden wir auch in Rhätien inschriftlich, daß schadhaft ge¬ wordene und baufällige Göttertempel von frommen Götter¬ verehrern aus ihre Kosten wieder bergestellt worden seyn s). Es ist demnach kein Wunder, wenn wir in dem ersten Rhätien zu Ende des IV. Jahrhunderts so viele heidnische Landesbewohner antreffen, daß der heilige Ambrosius in seinem Sendschreiben an Vigilius, Bischof von Trient, demselben dringend ans Herz legen mußte zum Wohle des Christenthums ja keine Ehen zwischen Christen und Heiden in seinem Sprengl zu gestatten, b) Um die Mitte des fünften Jahrhunderts noch waren die dreymahligen, mit großer Ent¬ schlossenheit wiederhohlten Versuche des heiligen Valen¬ tins, in dem Orte Osstrs Lstsvs am Jnnstrome die reine Lehre Jesu fest zu gründen, ganz vergeblich. Seine getreue Biographie sagt ausdrücklich, der heilige Prediger ftp von den Arianern im Verbände mit den heidnischen Be¬ wohnern jenes Ortes über die Gränze hinausgetrieben worden. — Solche Zeugnisse geben uns nun auch die schrift¬ lichen Geschichtsquellen vom Fortwuchern des formellen und materiellen Heidenthums neben dem Christenthum vom ersten Jahre der Gründung deS letztem bis zur Zeit allgemeiner a) IVI. Velserl Ozrers. 263 365. 366. 371. 373. 4s6 --- 4v7» —- k) Ro8ek, Zakion. 1. I, ' »»»° 272 °«" Zertrümmerung der römischen Institutionen, Städte, und Castelle in Pannonien, Norikum und Rhätien. Allein neben dem öffentlichen Heidenthume wurde auch noch der Götzendienst von Heidenchristen in Geheim selbst noch in der zweyten Hälfte des fünften Jahrhunderts getrieben. Es ist sehr natürlich, daß sich zwar bey vielen Bewohnern Pannoniens, RhätienS und Noriku ms die Lehre Jesu Christi Eingang verschaffet habe; aber die alte Heiden¬ lehre wurde deßwegen nicht entwurzelt; die reinere Religion wurde aufgefaßt, aber auch die Götterlehre fest gehalten; nebst den verworrenen Vorstellungen von der Gottheit Jesu Christi pflanzte sich im Gemüthe der Neubekehrten die Glau¬ bensweise des AlterthumS beharrlich fort. Wir haben auS unseren Geschichtsquellen zwey ganz bestimmte Belege für diese Bemerkung. Auffallend ist die Geschichte deS Leidens der so¬ genannten anauniensischen Märtyrer in Rhätien, auf deren Predigten die Bewohner von Anaunia zwar das Evangelium annahmen, Kirchen erbauten, aber Diana« tempel und abgöttisch « römische Festtage nicht fahren ließen. Auch der heilige Sevekinus erfuhr eS mit großen Schmerzen, daß unter der rechtgläubigen Schar der Bewohner von C li¬ cu lla einige noch zugleich Abgötterey trieben. Er reiste selbst dahin, entlarvte durch ein Wunder die heuchlerischen Götzen¬ diener, und brachte sie zur reinen Uebung der Religion Jesu Christi. An diesen auffallenden Erscheinungen vom offenen und verborgenen Heidenthume im westlichen Jllyriko durch die ganze Römer zeit fort bis zur Auflösung des Westreiches mögen die nähmlichen Ursachen Theil haben, welche auch anderweitig im ganzen Römereiche dieselben Er¬ scheinungen bewirkt haben. Norikum, Pannonien und Rhätien waren weitläufige Landstrecken, und der Glau¬ bensprediger waren wenige. Das kalte wilde Hochland des norischen Alpen - und Tauernstockes mag auch selten durch¬ wandert worden seyn. Vor Allem aber mag die so lange Bey- behaltung 273 bebaltung des HeidenrhumS wohl gewiß in der Cultur und in dem rohsinnlichen Charakter der Alpenbewohner gelegen haben, welche festhielten an ihrem, an dem uralten, von den Vorvätern herabgeerbten, und den sinnlichen Erfordernissen weit mehr, denn das Christentum,'entsprechenden altceltischenHei- denthume; und zwar um so fester, da sie viel früher schon das ihnen zusagendere römische Göttersystem gleichfalls ange¬ nommen hatten, und noch bis zu Ende der Römerzeit viele ihrer Herrn und Sieger an demselben unabänderlich festhalten sahen. So mächtig und innig ist der Hang des sinnlichen Menschen an dem seiner unkultivirten Natur und Bildung zusagenden Herkömmlichen, daß man heute noch unter den Bewohnern des altnorischen Hochlandes Meinungen, Sitten und Gebräuche allbekannt und üblich findet, welche ihren Grund in dem mehr denn zweytausendjährigen Letti¬ schen und in dem damit vermischten römisch-religiösen Alter- thume haben. v. Geschichte der Sittenlehre. Wenn der göttliche Stifter unserer heiligen Religion, Jesus Christus, seinen getreuen Anhängern folgendes Hauptge« both gegeben: seyd vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist; und wenn er den Weg zu diesem hohen Ziele durch das große Doppelgeboth bezeich¬ net hat: Lieche Gott und den Nächsten: sogeben uns die Geschichtsakten unsers w e sti lly ri sch e n Christen, thumes die kräftigsten Denksprüche und die erhabensten Mu¬ ster dieser Art, daß wir uns zur Hochachtung und Nachah¬ mung mächtig hingezogen fühlen. Das ganze Leben und Lei¬ den des h. Quirinus athmet thatige gränzenlose Liebe gegen Gott. Er betheuert, daß er Gott im Herzen habe, und daß ihn Niemand von eben diesem einzigen und wahren Gott zu trennen vermöge. Ihm sind aus Liebe zu Gott Geißelstreiche Erquickung, llnbilceu Ehre, der Kerker II. 4V >>»L 274 ein Garten, der Tod Leben. Ein hervorstrahlender Zug seines Charakters ist die Sanftmuth, die gegen seine Marte¬ rer keinen Groll erscheinen, keinen Laut des Ilnmuths und der Klage ertönen laßt. Wie seine Beleidiger umfaßt er auch mit granzenloser Liebe die Herde seiner Christengemeinde. Mitten in Wasser und Tod schwebend, sagt Prudentius, vergaß Quirin seine eigene Gefahr; er ermunterte die zitternde Herde zur Standhaftigkeit; er lehrte sie, daß für Christum sterben leben heiße; und er stirbt ruhig, als er seine gläu¬ bigen Christen gestärkt und. ruhig sieht. Ein ähnliches erha¬ benes Vorbild läßt uns EugippiuS im Gemählde von dem h. Severinus schauen, und ich müßte hier nur die ganze, oben eingeschaltete Biographie wiedcrhohlen, um zu zeigen, wie die Liebe Gottes und der Menschen in dem h. Severin so zu sagen persönlich im Noriko gelebt, gewirkt habe und. Allen Alles geworden war. Die Abschiedsrede, welche dieser große Tugendmann auf seinem Sterbebette an seine Schüler gesprochen, enthält in Kürze alle von ihm geübten und zu übenden Sittenlehren, auf welche wir daher auch un¬ seren Leser verweisen, a) L. Theologie in der Römerzeit. St. Vieto- rins Schriften. Wie sehr bey Volk und Lehrern kn den uns betreffenden Geschichtsquellen die sämmtlichen heiligenjüdisch-christlichen Religionsbücher in Ehren gehalten worden und in Schätzung gestanden seyn, haben wir oben bemerkt. Sehr frühe haben es daher auch schon norisch-pannonische Kirchenhirten unter¬ nommen, über den oft sehr tief liegenden Sinn biblischer Bücher erklärende Anmerkungen zu verfassen, von welchen wir hier auch reden müssen. — Gleich Anfangs schon müssen s) Lugizix, ill Vu. Levorio, Lem. Z6. »»» 27ä s-e-«-«- wir gestehen, daß die »ns hier betreffenden kirchlichen Schrift¬ steller weder die Eigenschaften, noch die erfoderlichen Hülfs- mittel hatten, um den wahren Sinn der heiligen Schriften vollends zu ergründen: selten geben sie uns den einfachen geraden Sinn der heiligen Schriften; sie allegorisiren mei¬ stens nach der allgemeinen Krankheit jenes christlichen Zeit¬ alters, und geben uns statt des angekündigten göttlichen Wortes bloß ihre Ideen. Hierüber sind gerade die Schriften unsers h. Victor! ns voll hinreichender Belege. Wir haben oben aus den Angaben des h. Hieronymus gesagt, daß Victor in über die biblischen Bücher Genesis, Exodus, Levitikus, Jesaias, Ezechiel, Habakuk, über den Prediger, das hohe Lied und die geheime Offenbarung Johannis Com- mentare geschrieben habe. Nach Cassiodors Versicherung hatte er dann auch noch einen Commentar über den Mathaus ver¬ fasset. Von allen diesen Werken ist, leider! nur allein die Erklärung der Apokalypse noch übrig, deren Echtheit aber, wiewohl vergeblich, vielfach angefochten worden ist. Denn der Einklang dieses Commentars sowohl mit dem Zeitalter Victorins, als auch mit dem. Geiste seiner Schriften, wie ihn uns das Alterthum mahlt, berechtiget uns allerdings zu dem Anspruch, daß derselbe ein echtes Werk unseres peto- vischen Bischofs Victor inus sey. o) In diesem Werke erkläret Victorin keineswegs alle Stellen der Apo¬ kalypse, sondern nur allein die schwereren. Kritik der ver¬ schiedenen Lesearten erwartet man darin umsonst; ja er schei¬ net eine von unserer Vulgata und unserem griechischen Texte abweichende Handschrift gehabt zu haben. Vergeblich suchet man hier auch eine ordentliche Darlegung des buchstäblichen Sinnes; die ganze Arbeit ist vielmehr mit mystischen Far¬ ben und Deutungen durchwebt, und die Sachenerklärung dreht sich einzig um Christus und sein Reich allein herum. Einige 18 * ») Winters Vorarbeiten Thl. 1 x>. 189 — 202 ->»»» 276 "" Stellen dieses Commentars sind auch von spateren Händen interpolirt worden, um unseren h. Victorin von dem Jrrthume eines tausendjährigen Reiches auf Erden freizu¬ sprechen. Uebrigens beurkundet Victorin in diesem Werke eine ungemeine Belesenheit in der h. Schrift, und einen nichc geringen Witz. Wer diesen Commentar liest, wird endlich in voller Ueberzeugung das Urtheil des h. Hieronymus über den Styl und die Schriften unseres Victorins unter¬ schreiben, daß Victorin nicht so gut lateinisch als griechisch schrieb, und daß seine erhabenen Gedanken, des schlechten Kleides wegen, in dem er sie auftreten ließ, unendlich viel verlieren. Auch der Bischof von Brixia, Gaudentius, hat sich in der Schrifterklärung versucht. Obwohl er aber hin und wieder den Sinn einiger Stellen ganz gut erläutert; und aus allen seinen Schriften zusammen das unermüdete Streben, der Religion Jesu mehr Terrain zu verschaffen hervorleuchcet: so kann man ihn doch nicht für einen den Schwierigkeiten der Schriftauslegung auch nur beiläufig gewachsenen Mann halten. Kaum verdienet endlich hier noch das selbst in der neueren Zeit noch wieder- höhlte Hirngespinnst des alten Hundius eine Erwähnung, daß der seyn sollende Lorcherbischof Quirinus in der Stadt Lorch eine eigene Unterrichtsschule zum Studium der h. Schrift errichtet, und darin vierzig sehr hoffnungsvolle Zöglinge ge¬ bildet habe, s) Diese Behauptung findet in allen uns be¬ kannten gediegenen Geschichtsquellen über den h. Quiri¬ nus auch nicht den leisesten Bestätigungsgrund. — Ueber die christliche Beredsamkeit dieses Zeitalters haben wir in den uns entfernter betreffenden Werken des h. Gaudentius von Brixia, und in den vom h. Vigilius, Bischof von Trient, in seinen Briefen eingeschalteten Lobreden auf die anaun ie n fische n Märtyrer einige nicht unwich- ») Theologische Monathschrift von Linz. m. Jahrgang, l Heft. "»-> 277 tige Belege. In den Reden des Ersteren finden sich, neben manchen gezwungenen Darstellungen, ganz zuverlässig viele schöne, wahre, belehrende und erbauende Stellen, a) Dage¬ gen müssen St. Vigils Reden bey weitem zurückstehen, welche voll sind von Beweisen einer zu erhitzten Phantasie, voll von gezwungenen Allegorien, weit hergehohlten Anspie¬ lungen und aufgehäuften Gegensätzen, b) k'. Die christlichen Lehrer in Pannonien, im Noriko und in Rhätien während der R ö m e r z e i t. Auch im Norikum und Rhätien glaubte man an die frommen Ueberlieferungen: als wäre die christliche Religion von den Aposteln, oder durch von den Aposteln abgeschickte Lehrer geprediget, und von diesen schon eine große Anzahl von Kirchen gegründet worden. Allein wir haben bey der vor¬ ausgeschickten Prüfung der für die altno rische Kirchen¬ geschichte uns zu Gebothe stehenden Quellnachrichten schon be¬ merkt, wie wenig dessen, was die älteren vaterländischen Ge- schichtforscher für unbezweifelte historische Gewißheit ausgaben, sich auch als solche bewähre. Die Namen der Heiligen, Pe¬ ter, Paulus, Marcus, Laurentius, Syrus, E v e n t i u s, P r o s d o c r mus, Hermagoras und For¬ tun a t u s rc. sind für uns nichts mehr, denn bloße Nah¬ men; wir sind auch nicht durch die leiseste treuerprobte Geschichts¬ spur berechtiget, diese Männer in die Reihe der norisch- rhätischen Glaubensverkündiger, der Ausbreiter, Befestiger und Pfleger des Evangeliums, der christlichen Lehrer jener Landtheile zu setzen. Allein die n o ri sch - r hä t isch e und ober pannonische Kirchengeschichte verliert dadurch nicht im geringsten; desto herrlicher erglänzen am gerenigten il- s) Vst. Lrixiee. Lplscop. Oper. Lält Lrixise. 1738. b) lkteielt Lnod. Lskloii. I. 1. p. 203. et s-jus 278 o«-"' lyrischen Christenhimmel viele andere ausgezeichnete Ge¬ stirne, Lehrer und Bischöfe, wahre Edelsteine des Evange¬ liums. In den von uns oben als unverbrüchlich treu erprob¬ ten, und über alle Einwendungen der Kritik erhabenen histo¬ rischen Dokumenten werden folgende, das altno rische, pannonische und rhä tische Christenthum ganz beson¬ ders begründenden Lehrer als zuverlässig gewiß angegeben: Viktor in us, Quirinus, Martinus, Marcus zuPetovium, Maximus zuAemona, Domnus und Eutherius aus Pannonien, Abundantius, Vigilius, Gaudentius und Philaster ius sammt .den drey anaunensischen Märtyrern aus Rhätien, V a l e n ti n u s , S e v e r i n us, Paulinus, Bischof von Teurnia, Constantins, Bischof von Lorch, der fromme Priester Maximus zu Juvavum, die Schüler St. Severins, in wie ferne sie in seinen n o r i sch-r h ä ti¬ schen Klöstern sind gebildet worden, mit ihm im Nori ko und in Rhätien gelebt und gewirkt haben; der Priester Lucillus, nach dem h. Severin selbst Abt; Marti anus nach dem vorigen gleichfalls Abt; Eugippius, Biograph St. Severins; Antonius, ein eingebornerPannonier aus dem vale risch en Landstriche und Neffe des Bischofs Constantius zu Lorch. Zn die uns betreffenden Land¬ striche gehöret endlich auch noch Luk anus, Bischof von Rhätien. Er hatte bey einem brückenden Mangel an Lebens¬ mitteln seinen Christengemeinden erlaubt, in der Fasten Milch¬ speisen zu essen, worauf er (Jahr 428) beim Papst Cöle¬ stin verklagt wurde. Er rechtfertigte sich in Rom selbst durch ein Wunder, und kehrte in seinen Sprengel zurück. Er wur¬ de aber von seinen Feinden vertrieben, und nachher in den Gegenden von Belluno von einer frommen Wittwe bis an seinen Tod ernährt, a) Aus der langen Reihe dieser vor- s) üescli. iliiä. p. 263 ».'»L 279 trefflichen Lehrer sehen wir, daß, ungeachtet die Kritik viele der früheren unter sie gestellten Nahmen n 0 risch - r häti- scher Glaubensverkündiger ausstreichen mußte, doch noch ge¬ nug übrig bleiben, das Alterthum des christlich- norischett Lehramtes herrlich zu zieren. Da wir von den wenigsten die¬ ser Männer ausführliche Biographien ihres Lebens und Wir¬ kens haben: so ist es schwer, denjenigen heraus zu heben, der sich um Norikum und Rhätien in religiöser Hin- sich am meisten Verdienste erworben hat. Wenn wir jedoch auf die Aussagen treuerprobter Geschichtsguellen sehen, und die äußerst drückenden Verhältnisse schrecklicher Zeitereignisse betrachten: so nehmen wir keinen Anstand, die Heiligen, Quirinus und Victorinus während der blutigen Ver¬ folgungen; — und während der Gräuel des VölkersturmeZ und der gewaltsamen Lösung des römischen Westreiches den heiligen Valentinus, Paulinus und Sever inus auszuzeichnen. Der letztere ganz vorzüglich wandelte als Leh¬ rer und allthätiger Menschenfreund unter den Norikern, bezeichnete jeden seiner Schritte mit Wohlthaten, und man kann von seiner Menschenliebe nicht mehr sagen, als Eugippius sagt: Omnium oppicloi um pauxeras unus ixse pascabst! O. Geschichte der Irr lehr er. Die Geschichte der in den w e sti ll yr i sch e n Provin¬ zen eingeschlichenen und daselbst verbreiteten Irrlehren beginnt mit dem h. Victorin, welcher die Meinung seiner an¬ sehnlichen Vorgänger eines Papias, Justinus, Ire¬ näus, Tertullians und anderer, von einem tausend¬ jährigen Reiche Christi auf Erden, oder den Chiliasmus in Schrift, und sehr wahrscheinlich auch in Wort vertheidiget und verbreitet hat. Der h. Hieronymus beschuldiget ihn die¬ ses Jrrthums ganz ausdrücklich, daß Victorin, so sehr, er auch hierin zu entschuldigen ist, davon doch nicht kann los¬ gesprochen werden. Zu bemerken aber ist, daß die Stellen 280 Commentare zur Apokalypse, worin er diese seine Mei¬ nung am deutlichsten ausgesprochen hat, von einer frömmeln¬ den Hand, wie die gleichen Aussagen im Irenäus und Sulpitius Severus, interpolirt worden sind, wie die¬ ses der Styl selbst auffallend verräth. In wie ferne dieser unserer h. Religion unwürdige Jrrthum in den Provinzen des westlichen Jllyrikums um sich gegriffen und feste Wurzel gefastet habe, wissen wir nicht; desto allseitiger aber hat sich in Pannonien, Noriku m und Rhätien der Arianismus ausgebreitet, und der katholischen Lehre da¬ selbst die tiefeste Wunde geschlagen. Daß Arius, ein scharf¬ sinniger und beredter Priester aus Alexandrien, der Urheber der Lehre, daß Jesus Christus, der Sohn Gottes, nicht nur der Würde, sondern auch dem Wesen nach von Gott dem Vater verschieden, und daß er bloß das edelste der Geschöpfe, das Werkzeug sey, dessen sich Gott der Vater bey der Schö¬ pfung bedient habe; daß dadurch Kirchenspaltung und Ketze- rey schnell entstanden, und die halbe christliche Welt in Flam¬ men gesetzt worden sey —, ist allbekannt, a) Die gefähr¬ liche Lehre des Arius war nicht so bald auf der Generalsynode zu N i c e a (Jahr 325) verdammt, als sie auch schon in ver¬ schiedenen Landtheilen des großen Jllyrikums erschien, und tiefe Wurzel schlug; besonders nachdem zwey Bischöfe, U r s a t i u s zu S i n g i d u n um in Mö s ien, und Valens zu M u r s a im z w e y t e n P a n n o n i e n die Partey des Arius ergriffen hatten. Neben anderen Arianern wurden diese beyden Bischöfe zwar auf der Synode zu Sardika im Jahre 347 selbst von anderen aus Norik um und Pan¬ nonien anwesenden Bischöfen verdammt: l^lu^er etiain vipsrss cinoeex aspicis Arians probiere, Valens et Husseins, «zui Aloriantur et non üukntant, se clieere LIrristianos, »zui et Verbum, et Lznritunr cruciiixum, vulneratuin et s) Loorate» H. Lcclss. l^. I. 5. Illeollorel. 2. ->>-rs 281- rnartuurn ss86, sl rssurrsxisss, ^uost^ue hssrstisorum co- Iiors contenckit, cliversas S58S 1>^o8tg8e8 kalris et I'ilii st Lpirilus sancti prouunciant, st sas rsparats8 6886. — a) Höchst wahrscheinlich würde diese Irrlehre in Pannonien da- mahls unterdrückt worden seyn, wenn sie nicht an dem K. Constantins die mächtigste Stütze gewonnen hätte. Io) Denn als im Jahre 351 jene äußerst blutige Schlacht bey Mursa in Pannonien, in der die alten Römerlegionen ihr Grab gefunden hatten, zwischen der Armee des K. Con¬ stantins und jener des Usurpators Magnentius ge¬ liefert wurde, bethete K. Constantins in der Kirche der Märtyrer außer der Stadt. Da stellte sich Valens, der aria- nische Bischof desselben Ortes, der schon von dem glücklichen Ausgange jener Vertilgungsschlacht unterrichtet war, in der Capelle ein, und sagte dem Kaiser, ein Engel vom Himmel habe ihm die Nachricht von dem herrlichsten Siege seiner Armee über Maxentius gebracht. Der bethörte Kaiser glaubte hierauf, daß er seinen Sieg bloß allein der Fröm¬ migkeit des Bischofs Valens zu verdanken hätte. Schon vorher den Arianern geneigt, durften sie nun seither im Vertrauen auf die noch größere Gunst des Kaisers Alles wagen c). Wirklich war die ausgedehnteste Verbreitung des Arianismus durchs ganze Jllyrikum die gewisseste Fol¬ ge davon. Zu Sirmium war so zu sagen der Haupt¬ sitz der neuen Irrlehre; es wurde daselbst eine Glaubens¬ formel nach der andern geschmiedet; die Consubstantialität deS Sohnes mit dem Vater, das nicäische Hauptdogma, wurde verworfen; bald sollte dieses Wort durch den Ausdruck Aehn- lichkeit ersetzt, bald der Sohn ausdrücklich für minder als der Vater erkläret werden. Selbst Hosius, der Bischof von s) rkeolloret L. H. -sp. Vt. x. 588 — 58g. — L) äcta §5. Loncll. 1°. H. x. 654 — 728. — °) Lalpit. 8ever. N. L. t.. II. Corduba, jene unerschütterliche Kirchensäule in so vielen Synoden, fing an zu wanken; man behauptet sogar, daß Papst LiberiuS gefallen sey, — und mit ihm fielen nicht wenige Bischöfe des ganzen Zllyrikums ab, so daß Sulpitius ganz bestimmt versichern mochte: II t ornnes le re ckuaruru kunniururn episeopi in perlicbain -Vrianoruru consurarent; und: 6urn Heeresis Ariana per toluin orbein et rnaxime intru Ill^rieuin pullu- lasset! n) Die gleichen Versicherungen lesen wir auch im Venantius Fortunatus im Leben des heiligen Martinus: Virus ab insano, ) Venrnt. I'ortuu. ia Vit. L. Llartin. —°- LlUi. — 83. katruin. 1. X, x. 5g8. Lut^itias in Vit. L, p. 12 — 1Z, »»»s 283 »«»k nns schreibt: Ron übet conkessorum neces, tormsnla, oxsilia rscor8ari^ piorum 8acerckotia proclitorum munsra. Rons 6s ItiraciN partibu8 per Ilipsnsem Oaciam st Rl^siain^ oinnsm^ne Valsriam kannoniornm, totum illurn limitsm sacrilegis pariter vocibur et kardaricw motibu8 anckivimu8 inkorrentsm? 8) Zur noch größeren Ausbreitung fand hierauf diese Irrlehre in der allgemeinen Verwirrung Jllyrikums, als sich im Jahre 378 die ariani- schen Gothen bis an die ju lisch en Alpen herauf ergossen hatten, die günstigste Gelegenheit. Von Gothen unterstützt vertrieb der arianische Bischof Julius Valens den ehr¬ würdigen Marcus von seinem Bischofsstuhle zu P e t o- vium, und verwüstete daselbst die Kirche Gottes durch ari¬ anische Gottlosigkeit. Der h. Ambrosius, und die Synode zu Aq ui le ja 381, zur Unterdrückung der Arianer gehalten, schrieben an die Kaiser Valentinian II., Gratianus und Theodosius über jenen Bischof Valens Folgendes: ^ttalum 6. >4»- 284 °*" sceleris arZuitur. Oerte clornurn repetat snarn, non con- taininet 6orentissiniD Italiee civitatss, c^ui nuno illicitis orclinationibus cansimiles sni social šibi, ct seininariurn l^userit suss irnpietatis at-jus perüstiee per r^uo^ue per- clitos ckerelinrjuers: ^ui episcopus esse nec ceepit. llilarn primo katavione superpositus kuerat sancto viro Marco, a <1 rn i r al> i I i s rn e rn o r i a e s a c e r - clotr; seclpostc^uanr ckesariniteraplebecle- jectus e st, ^uikalavione esse non potnit, is nuno M ecli oIa n i post eversionern patriae clicarnns proüitionern, ine^uitavit. a) Dazu kam nun aber auch noch, daß derr Arianern in Justina, der Gemahlin» des Kaisers, eine neue Beschützerin» erstand. Die Bemühungen der arialüschen Sekte, ihre Lehrsätze auS- zubreiten, und jene der Orthodoxen, die Ketz r zu unter¬ drücken, setzten zur beweinungswürdigsten Zeit, als so viele Barbaren im Jllyriko ausgegossen wütheten. Alles in Bewegung. Der heilige Ambrosius begab sich selbst im Jahre Zbo nach Sirmium, um auf den äußerst wichtigen Bischofsitz jener Stadt, welchen zwey arianische Bischöfe nach einander, Photinus und Germanins, usurpirt hatten, einen rechtgläubigen Bischof, Anemius, einzusetzen, worüber sein Geheimschreiber und Biograph Folgendes berichtet: Lirrniuin vero curn ast orckinanclurn episcopurn ^nemiurn perrexisset, ibicjue Austina: tuno ternporis re^inee potentia et rnultitustine coaclunata cle ücclesra pslleretur; ut non al) ipso, sest al> lreereticis arianus episcopus in eallern ecclesia orciinaretur: esset- <^ue oonstitulus in tribunali, nibil ourans eorurn, tjues a rnulisre excitabantur; una sts virginibus arianoruin impuclentior oecteris, tribunal conscenckens apprelienso vestirnento sacerckotis, cuni illurn acltraliere vellet acl aj O^or. 8. H, p 808 — 80g 28^ psrtsin mulisrum, ul sb ip8i8 csesus ste ücclesis polls- retur: sil si ul 'ipss solitus erst reflsrrer Ltsi ego in- stignuz tanto 83csrst>nio 8um, tanien is nou convsnit vsi profss8iou6M tuam iu ^ualsmcunczus 8acsrstotem manus injicsrs; unsts stsdsrs8 vereri Osi susticium, us tiku sli- «juist mali evsnirsl. (^uost stictum sxitus conlirmavit man slio stis mortuam sst sspulclirum uscjus stsstuxit grs- tiam pro conlumslis rspenstsn8. lit l>oc lactum nou levem sstver8arii8 ineu88it mstum, pscsmljue maAuam Lccls8iss catlrolicss iu orstinsusto spiscopo iribuit. Orsti- usta ilsc^ue cstliolico episcopo, lVIsstiolanum revertitur s). Dieses Ereigniß zu Sirmium mag viel beygetragen haben, daß über alle Arianer des großen Jllyrikums in der Kirchen¬ versammlung zuAquileja 381 der Bannfluch ausgesprochen, und mit den meisten Bischöfen, Valeria nus von Aqui - leja, Anemius von Sirmium, Abundantius von Trient, Philasterius von Brixia, Maximus von Aemona rc., das orthodoxe Glaubensband wieder herge- stellet worden sey. Allein, diese Sekte bestand dem ungeach¬ tet noch fort bis zur Auflösung des römischen Westreiches im ganzen westlichen Jllyriko, wenn schon gleich die in jener Synode versammelten Väter versicherten r veo oinni- potsnti grstiss agimu8, c^uost per vos nobi8 pax st con- corclis 8it resiuss. ÜSizuisteiu per occillsntsle8 psrtes u8 tamsn nunc po8t concilii Lsulsntiam ve8tres lsvors clemsntiee opina- mur illico consultum. ksr omns8 sutsm trsctu8 stc^ue rsAions8, 8ucorum clsu8tri8 u 8 cj u e s6 ocssnum, msnst intsmsrsts listslium sl^ue uns communio!? l) Da die Lehre des Anus, kaum war s) Oxer. 8. Lmbrosü I. n. la. Lxxenll. x. IV. n. II. 12. — b) Lct» LS. Lo-i<-U. r. II 1I6Z — 1182. et col. 1186. -»->» 286 sie im großen Jllyriko gehört worden, schnell sehr viele Anhänger erhielt; da der Kampf gegen sie gerade in diesen Landtheilen länger als in anderen dauerte: was werden wir für ihr Emporwachsen und ihre Befestigung erst aus den Ereignissen nach dem Tode des großen Theodosius schließen dürfen, nach welchem alle arianischen Volksscharen der großen gothischen Genossenschaft im ganzen großen Jllyriko bis an die no risch en Gränzmarken— ihr neues Vaterland gefunden hatten? Was werden wir erst für so viele römische Burgen und Castelle am ganzen rhätischen und norischen Donaulimes schließen dürfen, wenn wir um die Mitte des V. Jahrhunderts zu 6astra Latava statt rein katholische Christen nur Arianer und Heiden tref¬ fen; wofür die Legende vom h. Valentin us die vollste Ueberzeugung gibt? Was werden wir nicht erst für ganz Pannonien, wo seit dem Jahre 454 die Hauptnie¬ derlassung der gothischen Nation war, was für Norik um und Nhätien schließen dürfen, welche Land¬ striche der Tummelplatz der arianischen Rugier, Go¬ then und Heruler geworden sind?! So sehr sich indessen auch die Lehre des AriuS im großen Jllyriko ausbreitete und befestigte, eben so standhafte Bekämpfet' fand sie in de i vortrefflichsten Bischöfen. Schon im Concilio zu Nicaa, und in jenem von Sardica hatten sich die panno iri¬ schen Bischöfe, Domnus und Eutherius, und mehrere norischen Kirchenhirten gegen den AriuS er¬ kläret. Besonders war seit der Alleinherrschaft des Kaisers Constantius Kampf und Gegenkampf ungemein heftig, und Kirchenversammlungen wurden allerorten sehr häufig ge¬ halten. a) Viele norische Bischöfe und der pannonische Eu¬ therius unterzeichneten die Concilienakten zu Sardica wideb s) Li» ülareeUm. L. LXI. x. 218. ->»»» 287 die Arianer; die Kirchenversammlung zu Aqui leja 281 schien die verderbliche Lehre durch einen einstimmigen Beschluß im Allgemeinen unterdrückt zu haben; während noch der Bi¬ schof von S irmium A n e mius, der Bischof von Trient AbundantiuS, die Bischöfe von Bripia Philaster und Gaudentius, der h. V a l e n ti n us und Seve- rinus als wackere Bekämpfet' der Arianer mit Wort und Schrift auftraten, s) Mit dem Umsichgreifen der Rugen- könige im Norik o scheinen sich auch donatistische Grundsätze von der Wiedertaufe verbreitet zu haben; denn Eifa, die Gemahlinn des Rugenkönigs Feletheus war bemüht, mehrere Christen wieder zu taufen; und nur die Furcht vor dem h. Severin hielt sie ab, ihren Frevel nach Willkühr und mit der ihr zu Gebothe stehenden Gewalt auszuüben. So lange also dieser h. Mann im Noriko lebte und wirkte, mag der Donatismus daselbst schwerlich Wurzel gefaßt haben; wie es aber nach Severins Tode damit zuging, wissen wir nicht bey dem allgemeinen historischen Dunkel, welches mit dem sechsten Jahrhundert über unsere altnorischen Landtheile eintritt. Aus allem bisher Ge¬ sagten erhellet nun, daß das katholische Christenthum im No¬ riko, in Pannonien und Rhätien bey weitem nicht durch so viele Irrlehren sey getrübt worden, als es in ande¬ ren Landtheilen der Fall war. Die größte Verheerung rich¬ tete wohl der Arianismus an; er fand aber eben so tapfere Bekämpfet' an unseren no risch - pannonischen Bischö¬ fen, und wenn diese Irrlehre gleich noch im fünften Jahr¬ hundert zu 6astra Latava siegend neben dem Hcidenthume triumphirte, so erweiset die Biographie des h. Seve rinus doch überwiegend, daß damahls im Noriko und Rhätien größtcntheils daS reine Christenthum geblühet habe. Ueber das Aufkommen und die Fortschritte des D o n a ti L m u s in s) V«l. Lrlxiee 372. 356 — 357. 288 unseren norischen Landtheilen laßt sich mit historischer Ge¬ wißheit gar nichts behaupten / so wie es eine ärgerliche histo¬ rische Falschheit ist/ wenn einige den h. Severinus zu einem Donatisten machen wollten. H. Geschichte der christkatholischen Kirche im Noriko und Pannonien. Geschichte der Hie - r a r ch i e. Die christlichkirchliche Hierarchie bestehet aus einem Pri¬ maten / dem Bischofs von Rom/ aus den Metropoliten/ den Bischöfen, Priestern und niederen Kirchendienern. Diese hie¬ rarchischen Grade standen in der Römerzeit in unseren westilly¬ rischen Provinzen vollkommen ausgebildet da. Der römi¬ sche Papst wurde im fünften Jahrhundert von den sämmtlichen no risch - panno Nischen, und rhätischen christka¬ tholischen Gemeinden als allgemeines Kirchen¬ oberhaupt anerkannt, mit der Macht, die erzbischöfliche Würde an einen Sitz zu heften, Oberaufsicht zu führen über Kirchen und Clerus, Lehren und Ermahnungen zu ertheilen, kirchenämtliche Treue zu fordern, und die Einigkeit aller Kir¬ chen mit der römischen fest zu erhalten. Wir verweisen hier¬ über auf die nach dem Jahre 493 von dem Papst Syma- chus an den Erzbischof Theodor von Lorch erlassene, und von uns nach ihrem ganzen Inhalte angeführte Bulle. Die Sprache, die in dieser Bulle herrscht: daß Theodor um das Pallium selbst gebethen (al> ^poslolica secls, sicut üecuil, xoposcisti); daß diese Bitte deßwegen hauptsächlich geschehen sey: ael sacorciotalis OKicii üecorem et acl ostenäenüam unanimi täte m, ^uam cum L. ketro a^xostolo uni versus Orex Lo minic a- rumovium, Huae tibi com in issae sunt, b a b e r e non äubium est; daß der Papst nach der Weise seiner Vorgänger eine solche Bitte gerne gewähret (Masorum more libenler mäulsimus); daß auf die innigste Einigkeit der Lor¬ ch e r- -»>»» 28A cherkirche mit der römischen gedrungen wird. — Alles dieses erweiset die damahlige Anerkennung deS römischen Primates im Noriko und in Pannonien. Nach dem Primate finden wir für die norischen Landtheile zu¬ nächst in der hierarchischen Reihefolge zwey Metropolitansitze, welche so zu sagen Norikum unrer ihrer kirchlichen Ober¬ aufsicht getheilt hatten, nähmlich die Metropoliten von Lorch, und jene zu Aquileja. Von dem letzteren Metropolitensitze haben wir schon oben gesprochen und dargethan, daß Aquile- j a, als Mutterkirche des sü d lich e r e n M it t e l n o r i k u m S und Rhatiens betrachtet, auch die Metropolitangewalt über die daselbst gelegenen Bischofstadte ausgeübet, und selbst im späteren Mittelalter noch behauptet habe. Es mangeln aber alle treuerprobten Geschichtsquellen, aus welchen die unter die Metropolitane Aquileja gehörigen no rischen, pan- nonischen und rhätischen Bischofsstühle nahmentlich angeführt, und die Sprengelsgränzen geographisch genau bestimmt werden könnten. Daß indessen die Bischöfe der Städte Aemona und Teurnia ganz zuverlässig dem Metropoliten von Aquileja untergestanden seyen, mag auf keine Weise bezweifelt werden. Noch weniger aber vermögen wir von den alten südlichen o b e r p a n n o n isch e n Landtheilen, wo die Städte Siszia, Celeja und Petovium lagen, zu berichten, ja auch nicht aus den geringsten geschichtlichen O-irellenspuren kann mit voller Zuverlässigkeit angegeben wer¬ den, zu welchem Metropolitensprengel sie einst gehört hat¬ ten. — Fast in gleicher Lage quälender Ungewißheit sind wir mit der Metropolitane zu Lorch. Aus historisch-gewissen und in ihren Aussagen bestimmt deutlichen Quellen kann weder die uralte Sprengelsausdehnung geographisch, noch der Anfang der Metropoliten zu Laure aeum und ihre Folgereihe chronologisch zuverlässig angegeben werden. Weder aus der ältesten Bulle des Papstes Symachus, noch aus den folgende», von unS schon oben angeführten II. 19 S 290 päpstlichen Briefen kann man in dieser Hinsicht etwas ganz Zuverläßiges aussprechen. Aus den Ausdrücke» der ersten Bulle, daß der Papst dem Bischof Theodor das Pallium Alajorum mors ertheile, und daß dieser Bischof dassel¬ be secunckum morsmiLsclesias 8 uns tragen solle, mag durchaus nicht auf eine lange Reihe von Metropoliten zu Lorch vor dem Erzbischof Theodor geschlossen wer¬ den. Wir haben uns hierüber schon oben geäußert, und aus dem gleichen Falle und aus dem Salzburgerdiplome erwiesen, daß jene Worte nichts als gewöhnlicheKanzleysp rache waren. Theodor von Lorch mag höchstens einen ein¬ zigen Vorfahrer als Metropoliten, — jenen Worten zu Folge, gehabt haben. Offenbar erheben sich gegen ein viel weiteres Hinaufrücken des Beginnens der Lorchermetro- politen, ich will nicht einmahl sagen, bis in das vierte Jahrhundert hinaus, wie der sonst so äußerst unbestechliche und kritische Winter gethan hat, die gründlichsten Zweifel. Lorch war nach römischer Geographie nicht in Pannonien, sondern im Mittelnoriko gelegen. In unserer Bulle des Papstes Symachus nun kömmt aber auch nicht eine Sylbe von Nocikum vor; da doch wenigstens das U f e r n o r i k u m, in dessen Mitte Lorch gelegen war, zu seinem Metropolitensprengel nothwendig gehört haben mußte. Eben aber zu Ende des fünften Jahrhunderts begann die Verwirrung der altrömischen geographischen Bestimmungen. Pannonien sing man an bis an die Enns herauf auszu¬ dehnen, und Noriku ms Nahmen gewann dafür über das alte zweyte Rhätten oder Vindelicien Raum. Die Ausdehnung der Lorcher metropolitangränzen nach dem Ausdrucke der Bulle: 1s ^rcüiszüscoxum - krovincise kannoiiiorum iors, mit bestimmter Verschweigung norischer Landtheile, konnte nun offenbar nicht einem früher schon er° theiiten Briefe, zur Verleihung des Palliums an einen oder den anderen Vorgänger Theodors erlassen, nachgeschrieben §>->- ZA s worden seyn; und sie durfte auch nicht nachgeschrieben werden, Weil die frühere Bestimmung die gewissere und ganz bestimmt ausgedrückte, als die spätere uns eben in der allgemeinen Verwirrung bey weiten schwankendere gewesen, und in der Nachschrift erkenntlich seyn müßte. In einer früheren schon bestandenen schriftlichen Gränzbestimmung für die Lor- chermetropolitane hätte in einer Bulle für die Erz¬ bischöfe von Laureacum der Nähme des UsernorikumS gar nicht haben verschwiegen werden können; um so weniger, da die Lorcherbischöfe noch im Mittelalter in ihrem er¬ bitterten Kampfe wider die Metropoliten zu Salzburg gar wohl noch wußten, daß das ganze Ufernorikum einst ihrer uralten Sprengelsgewalt untergestanden sey. Wir glauben nun durch diese Bemerkung aufgespüret zu haben, daß die Bulle des Papstes S y m a ch u s an Theodor von Lorch— die allererste, in Hinsicht des Palliums für die Bischöfe jener Stadt, und ihrer Merropolitangewalt gewesen, daß früher von Rom her keine erlassen worden sey, und daß somit auch kein früherer Metropolite zu Lorch, als Theo¬ dor, bestanden habe. Dazu kömmt aber noch Vieles zur Bestätigung unserer Behauptung. Ist es doch gewiß sehr auffallend, daß nirgend in einem der früheren Kirchen- schriftsteller, nicht einmahl in den Schriften deS gebornen O b e r p a n n o n i e r s, des heiligen Hieronymus, chaß auch in gar keiner Kirchenversammlung auch nicht die geringste Erwähnung von einem Lo r ch e r m e t r o p o l i t e n, oder, daß Lorch eine Metropolitankirche sey, deren Sprenget sich nach Ober- und U n t e r p a n n o n i e n ausgedehnt habe, — gefunden wird?! Auf den Synoden zu Sardis, zu Sirmium, zu Aqui le ja ganz besonders, wer sollte wohl da den Metropoliten von ganz Pan¬ nonien, den Lorch er erzbischof, vermissen? Wer sollte nicht einmahl da eine Erwähnung von ihm, oder zum we¬ nigsten seine abgeordneken Stellvertreter zu finden wähnen, 19 * >>»» 292 da es sich daselbst über die wichtigsten Angelegenheiten der Kirche, um die Unterdrückung des fürchterlich im großen Zllyriko um sich greifenden Arianismus handelte? Allein vergeblich sehen wir uns um solche Nachrichten um. Warum erscheinet, um dem Arianismus in Pannonien Schranken zu setzen, nicht der Metropolit von Lorch, sondern der h. Ambrosius, aus Italien herauf gekommen, als Richter und Entscheider? Warum geschieht auch in so wichtigen Dingen nicht die geringste Meldung von dem eigentlichen Metropo¬ liten der kannoniarum krovinciarum? ? Noch sonderbarer fallt es auf, daß der h. Valentin, um den Arianismus mit rechtlicher Kraft und besserem Erfolge zu Eastra Latava bekämpfen zu können, erst einen weiten Weg nach Rom gehet, um sich von dort die rechtskräftige apostolische Sendung zu er¬ werben, welche er sich gar leicht eben so kirchlichgesetzmässig von dem von Eastra Latava kaum 20 Stunden weit entfern¬ ten Lorcher Metropoliten auch hätte können geben lassen? Wie, daß auch in St. Valentins Legende von der Metropolitane zu Lorch keine Erwähnung zu finden ist? Wenn zur Zeit des h. Severins im Mittelnori ko die Bischöfe zu Lorch die Metropolitenwürde schon getragen hätten; so hätte eben bey der Erwähnung des frommen Bi¬ schofs Consta ntius davon Meldung gemacht wer¬ den müssen; ja Eugippius hätte jenen vorzüglichen Kir¬ chenhirten in der Biographie St. Severini nicht geradeweg l'ontikcom nennen können, sondern er hätte ihn mit der wahren Benennung ^roknepiscopum oder Metropolitan! be¬ zeichnen mü s s en. Es ist endlich der Ausdruck in der Bulle des Symachus: ack ostenckenckunr toMsgistrum et Arckiiepiscopuiri, tuam^ue s a n ctam Daurea- eensein Dcclosiam krovincise kannoniarum xeckem 1 v r 6 Metrop olitan am, der Behauptung, Theodor von Lorch habe mehrere Vorfahrer in der Metropolitenwürde gehabt, sehr nachtheilia; und er ist viel sprechender für un- «->-»* 393 sek« Meinung, daß mit diesem Bischof die Metropoliten- würde zu Lorch erst angefangen habe. Und diese Bemerkung wird durch die Aussage der Bulle des Papstes Benedikt VII. vom I. 974 recht auffallend und kräftigst bestätiget, wo nur gesagt wird, daß die ältesten krivilsgiorum testimonis bewei¬ sen, daß zur Zeit des Papstes Symachus die Lor- cherkirche eine Metropolitane gewesen sey; wodurch sowohl die Päpste als die damahligen Paffauerbischöfe verriethen, daß in ihren Archiven kein älteres Doku¬ ment über daS Pallium der Lorcherbischofe und der Metro¬ policenwürde jener Kirche existirt habe, als die Bulle des Papstes Symachus; und daß diese folglich auch die erste gewesen sey, und keine frühere vor sich, oder keine Vorgängerin gehabt habe. — Zur Bestimmung der Sprengcls- gränzen dec alten Metropolitankirche zu Lorch haben wir in den Bullen der Päpste, wie es scheinet, sehr sprechende An¬ gaben. In der Bulle des Symachus: ostenüsnclum te Magistrum et ^rcknepiscopum tuam^ue sanctam l,au« reseensem ücclesiam krovinciae kannoniarum «eclem tore Mstropolitanam. In der Bulle des PapsteS Eugen ius vom Jahre 826: vueibus et Oxtirnatil-us, exercitibus^ue plekis Huniae, c^uss et Ovaria üi- citur et lVIoravias — — ^rolplius 8. I^sureaeensis eccüesise ^rcüispiscopus novam Lcclesiam in vestris par- tikius gulrernanüam suscepit^ — in tjuikrus e t iam l^uonclam Uomanoruin ^uoczue Oepiüarum- «jus aetate^ ut s lectione certum est in Seg¬ lern episcoporum karocliias antecessorer »ui, jure Metropolitan o optinuerant I) i o e- cerim. <^uem nos al, üae sancta Ilomana matrs Lc- cls8ia vokis rectorem transmissimus atc^ue in praefa- tisregionibusHuniae, cjusset Ovaria s p - pellatur, secl et lVloraviae^ k ro v i n c ! a r u m k^uo^ue kannoniali rive Noesiae^ gportoliearn 4»»« 2A4 vicem nostrsm et stioeceriin slc^us jur Lecierisrtieuin exercensti et usumscpotertsteni sntecerru- r n in s u o ruin v i st eli c s t 8. Dsurescensis Lc- clesise r c Ii i e pi s c o p o r n m si6i successoi ibusgus suis csnonics sutiioritsts c o in in i t t i m u s. Im J. 946 in der Bulle Agapits II: Dsurescensern sutem nrbem sntiguitus Metropolitsnsin fors et ^rcliiepiscopii 8esteio. — Ilsne etism in exorstio nsscentis ecclesire st imms- iiissikns (stiristisnoruin persecutione s Voctoribus istius sestis estlioliese Iistei noviinur rustiments percepisse , et exinste a succestentidus preestiestoriims in superiorir stc^ue inlerioris ksnnoniss provinci ur e j u s- stem listei emsnssse grstisin; guidus o I i u in st u si) n s krovinciis iIi sr umu e kontilieibus xis^ue ssttemporsHunorum non nlius <^u u in I^aurencensis prnslnit ^rcliiepircopur. In dem Briefe des Papstes Benedikt VII endlich vom J. 974: <^uoä oinnino nos oi6t!rn ecelosiB stotero tosiuntur sn- ricjuissiinu socuin spportats priviloziorurn tesürnoniL, inibus continokatur^ lenost notatekontilicatur Desti L^insciii, Iinjus slinse sociis spvslo- lici Drsosulis, prseksts 8. Dsursscensis Dicclosis Iisboretur Lcclssis Metropolis. Dlt in Husntuin tarn exinsts, ^nsin etiain 6e pssrionibur kestorurn Msrl^ruin, c^ui illic plures in tempore perse- «utionis pro liste (stiristi vsriis sunt toimenti» niuletsti, c o 11 i z e re possuinus, ex omnikns Dcclssisruin Oioeeesibusl?snnonise^ ksec sntic^uisriins «t ^trcliiepiscopii stignitste esse primitive» erestitnr. — 8snets Dsureseensis Dcclesis in i n ke- i'ioris Dsnnoniae stc^ue Mossiav regio n es, tjusruin krovineise sunt ^vsris strpue Mo¬ ls v i g , in n i b u s septem L p i s e o p oruin I? s- rociiise snti^nir temporibus contineban- 29 5 v*«* tur, ruiqns ^ntistites ^rckrispiscopalsm 6einceps pote- rialom Ilaboaat. — Allein so sprechend und beweisend auch alle diese Angaben sind, so äußerst schwankend sind die Aus¬ drücke derselben, und es mag daraus mit historischer Bestimmtheit für den alten Umfang der Lorchermetropo- litane und für die Zahl und die Nahmen der ihr unter¬ worfen gewesenen Bischofsstädte gänzlich nichts geschloffen werden. Alle diese Ausdrücke drehen sich um die geographi¬ schen Nahmen von kannonia suporior und inferior, wie auch von Moravia herum. Die Idee von der weiten Aus¬ dehnung des lorchischen Metropolitensprengels scheinet sich nun aus der allgemeinen Angabe in der Bulle des Papstes Symachus: krovincia l?annoniarum, gebildet zu haben; und es ist durchaus nicht ersichtlich, daß die Päpste Eugen, Agapit und Benedikt in anderen ihnen vorliegenden Dokumenten andere von der Ausdehnung des Lor- chersprengels bestimmt redende Aussagen gefunden hatten. Benedikt weiset ja ganz bestimmt nur auf die Bulle des Papstes Symachus als auf das ihm vorliegende, von der Lorchermetropolitane sprechende, älteste Dokument hin, und verräth, daß damahls auch in Rom kein älteres, also auch keine ältere Bestimmung der Sprengelsgränzen für die Lorchermetropolitane bekannt gewesen sey. Wenn nun, wie es höchst wahrscheinlich ist, jene Bulle über die PalliumSertheilung und Erhebung zu Metropoliten für die Lorch erbischöfe die erste ist: so gilt der Ausdruck des Papstes Symachus, krovinciw kannonisrnm soäes Me¬ tropolitana, für alle früheren Zeiten gar nichts, wenig¬ stens mit geographischer Bestimmtheit—gar nichts. Irren wir aber in dieser Bemerkung, so verschlägt Ließ in un¬ serer Gesammtbehauptung auch gar nichts. Denn es erhellet nur zu deutlich, daß Papst Symachus schon weder über die ältere Ausdehnung der Lorchermetropolitane, noch über die römische Provinzenabtheilung hinlänglich klare Be- »»»» 296 griffe gehabt habe, da er in seiner Bestimmung des Ufer- norikumS auch nicht mit einer Sylbe gedenkt. Wie sollten nun erst die drey-und vierhundert Jahre nach ihm lebenden Papste im entfernten Rom hierüber klare Begriffe haben, in einer Zeit wo die Landtheile des großen alten Jllyri- kums ein total anderes und von der Römerepoche ganz verschiedenes geographisches Aussehen hatten ? sie, die .»och dazu keine von der Lorcherkirche als von einer Metropolitane und ihren Sprengelsgränzen ex krolesso sprechende Urkunde vor sich hatten, als die Bulle des Papstes Symachus! Wohl hinlänglich charakterisiren sich zu gänzlich unstatthaften Beweisen über ältere römische Ged^g-raphie die äußerst schwankenden und sich einander widersprechenden Ausdrücke in ihren eigenen Bullen; und sie beweisen satt¬ sam, daß die Päpste diese ihre geographischen Bestimmungen nicht mit den Worten ihrer älteren Urkunden, ausgedrückt, sondern nur nach den dunkeln und verwirrten Vor¬ stellungen ihres eigenen Zeitalters so gebildet hatten. Wie soll eine geographische Bestimmung also ausge¬ drückt: 1?rovinciarn kannoniso seu Aloesis?! für alt rö¬ mische Geographie einen Beweis geben! Oder wie soll sie nur von richtigen geographischen Vorstellungen zeugen? Und eben Papst Eugen, der diesen Ausdruck gebraucht, setzt nun die sieben, den Lorchermetropolitsn unterwor¬ fen gewesenen Bischofsstühle in die UeZiones Hunies, et Ovaria appsllatur, Alvravies et krovinciarum kannoniss sive Llcesise! Dagegen gebraucht Papst Benedikt eine gcradezn widersprechende Bestimmung, indem er die gedach¬ ten sieben Filialbisthümer von Lorch versetzt in in seri o- ris ksnnonias at» 297 el Vloravia! ? in c^uibur oeplem Lpiscoporum karockrise snti^uis lernporidus continedantur! Solche geographische Bestimmungen konnten doch wohl unmöglich in treuerprobten, und das gehörige Zeugenalter habenden Urkunden gestanden seyn! Solche Ausdrücke waren doch wohl offenbar nur die Geburten der äußerst verwirrten geographischen Begriffe deS Mittelalters von Gegenden an der Donau in den Vorstel¬ lungen der so weit davon zu Rom lebenden Päpste. Sie sind nur das Resultat ihrer aus Vergleichung anderer älterer Ur¬ kunden vom norisch « pannonischen Christenthum, an¬ gepaßt auf ihre eigenen verwirrten Vorstellungen der Geo¬ graphie der Donaulander, und nach derselben auch ausgespro¬ chen. Für mehr geben sie auch die Päpste selbst nicht aus. Benedikt der VII. hatte einmahl als ältestes Dokument die Bulle deS Papstes Symachus vor sich, und darin den Beweis, daß Lorch damahls eine Metropolitane gewesen. « — Hierauf nahm er Martyrerakten zur Hand, welche von der Lorcherkirche, als von einer Metropolitane ex krolesro nichts sprachen, sondern nur Leidens¬ erzählungen von verschiedenen Märtyrern aus allen Theilen Pannoniens (nach seinen geographischen Begriffen wohl auch Noriku ms) enthielten. Ohne nun daS Alter aller jener Kirchen, mit oder ohne Bischöfe, von deren Märtyrern er las, erforscht zu haben, schloß er: weil Lorch schon zu Papst Symachi Zeiten allein Metropolitane gewesen sey, «nd von allen anderen im Ufernoriko und Pannonien seines Wissens keine in dieser Würde damahls gepranget habe: so müsse Lorch wohl auch nach der kirchlichen Ob¬ servanz die allerälteste derselben, die'M u tt erki r ch e und Metropolitane gewesen seyn; und wie er die Nahmen der Bischofsstädte zählte, fand er sieben derselben, die also nach seiner Ansicht alle — Filialbischöfe der L or ch e r m e tr o p o l i t e n gewesen seyn mußten. — Dies; alles war nun nur Reisonnement der Papstes, nicht 44» v 298 aber bestimmter Ausspruch der alten Dokumente und Marty- rerakten; und für mehr gibt es auch Papst Benedikt nicht aus/ indem er ausdrücklich selbst die Bemerkung beyfügt: Lt in Quantum tum exincle (aus der Bulle des Papstes Symachus), Huarn atiarn ) Wie verschwindet das so selten nur erwähnte, und auf keiner nahen und fernen, selbst auf keiner pannonischen Synode nie und nirgend als Metropolitane erscheinende I-aureacum neben dem großen, volkreichen politisch und kirchlich in der ganzen Ro¬ merzeit so ungemein wichtigen und einflußvollen Sirmium! Von einer kirchlich-hierarchischen Ueberwiegenheit Laurea- cums als einer Metropolitane über das ganze obere und untere Pannonien kann also durch die ganze Römerzeit, wenigstens bis zum I. 381 gar keine Rede mehr seyn. Und was sollen wir nun von der folgenden Zeit hierin zu erwarten haben? Offenbar mußte Lorch die Würde einer Metropolitane über panno nische Landtheile erst im fünf¬ ten Jahrhundert errungen haben; und wann? Schwerlich in der ersten Hälfte, wo Pannonien der Tummelplatz aller Barbaren gewesen, und Attilas frühe Beute geworden ist. Schwerlich zu Anfang der zweyten Hälfte des fünften Jahr¬ hunderts, weil damahls Pannonien mit Norikum ein gleich schreckliches Schicksal theilte, bis gegen das Ende des Jahrhunderts selbst, als Papst SymachuS auf den Stuhl Petri gelangte, und die väterliche Herrschaft des ostg ethi¬ schen Königs Dietrich die Landtheile des westlichen Zllyrikums mit Einschluß beyder Pannonien auf beynahe dreyßig Jahr beruhigte und beschützte. Damahls war Lorch als Stadt und Bischofssitz noch bestehend mit dem 58, koncil t II. 1167. — b) LrbsIIslrat«. /.ml« Lcele», 1'. II j>. 272 — 275. "»» 301 ganzen Nori ko in K. Theodorichs Herrschaft gekom¬ men. Sirmium und die meisten pannonischen Städte lagen in rauchenden Ruinen da. Es war also der gelegenste Zeitpunkt für die Erhebung des noch blühenden Lorchs; und sie geschah um so gewisser zu d i e s e r Z e it, als auch in die¬ selbe das wirklich historische Quelldokument, die Bulle des Pap¬ stes Sy m a chus fällt, während von früherer Zeit alle er¬ probten Geschichtsguellen von der L o r ch er k i r ch e, als einer Metropolitane, tiefes Stillschweigen beobachten. Von dieser Zeit an durch zwey volle Jahrhundert wollen wir nun gerne glauben, daß Lorch seine Metropolitenrechte weit über diealtpanno¬ nischen Landtheile geltend gemacht und auch behauptet habe. Von dieser Zeit wollen wir gerne glauben, daß zur Wiederer¬ weckung des Evangeliums in dem sparsam bevölkerten, weiten Pannonien die Lorcherbischöfe immer einige Glaubens- verkündiger ausgesendet haben. Und von dieser Zeit nun glau¬ ben wir, durchaus aber nicht von den römischen Jahrhunderten, daß die Worte der Päpste, und besonders jene des Papstes Agapitus zu verstehen seyen: liano eiiam in exorckio nascentis ecclesia et imauissima (liiristiano, um persecutione a I)octorik>us istius sockis OatirolicD Lckei novi- mus ruckiment perce^isse, et exincke a succeclentibu; praeckicatoribus insuperioris et interiori» kanrioniae provincias 6 j usci e m k i s pisekuit ^rciiiepisco^us. Unter den temporibus Icku norum konnte hier unmöglich Attilas Zeitalter verstanden werden; weil mir dieser Zeit das einstweilige Ende der lorchischen Metropolitenwürde über die pannonischen Landtheile gesetzt wird, da doch gerade den Versicherungen der eugippischen Biographie St. Severins zu Folge, und der bestimmten Angabe der den Päpsten wohlbekannten, und von ihnen als das erste und ->->»» 302 niteste Dokument der Lorchermetropolitanc benützten Bulle des Papstes S ym ach us, gerade ein halbes Jahrhundert nach Attila noch das Bisthum zu Lorch fortbestanden hatte; und wir haben oben erhärtet, daß auf das Ende des fünften Jahrhunderts vielmehr der Anfang der Metropoliten zu Lorch zu setzen sey. Unter den temporikus Hu- norunr in der Bulle Agapiti ist also der Anfang des achten Jahrhunderts zu verstehen. Denn zu jener Zeit wurden die Anfälle der Hunnen auf Baiorien heftiger als frü¬ her; sie zerstörten das uralte Lorch gänzlich, und die Bi¬ schöfe jener Stadt sahen sich gezwungen, dem herannahenden Verderben zu entfliehen, und ihren Sitz im Jahre 727 nach Passau zu übertragen. Seit dem Anfänge des VIII. Jahr¬ hunderts also bis auf K. Karl den Großen den Besieger und Vertreiber der Hunnen, war aller Metropoliteneinfluß der L o r ch e r bi sch ö f e auf die unterhalb der Enns gelegenen Landtheile völlig vernichtet; und erst nach Wiedereroberung Pannoniens bis zum Zusammenflüsse der Save und der Donau suchten sie ihre alten Rechte wieder geltend zu machen. In dieser Bemerkung beirret uns aber nicht im geringsten der Ausdruck der Bulle Agapits: in Lxorstio na8ceniis Laclosi-e; denn diese Worte sind chronologisch sehr e x p o nibl. Sie deuten aber hier mehr auf das erste Aufkom¬ men deS Christenthums zu Lorch, als auf dessen Metropoliten¬ würde, und sie können gar nicht in einem unserer Bemer¬ kung nachtheiligen Sinne genommen werden, vermöge des oben von dem politisch und kirchlich überwiegenden Ansehen der Stadt Sirmium Gesagten; und weil bis zum An¬ fang des vierten Jahrhunderts die hierarchische Metropoliten¬ würde nicht einmahl ganz bekannt, viel weniger überall und auch in unfern w e st i l l y r i sch e n Landtheilen eingeführt gewesen ist. Somit glauben wir nun den Sinn der päpstlichen Bullen über den in der Rede stehenden Gegenstand richtig darge¬ legt und die Sache entschieden zu haben, was sowohl über «»s 303 die Merropolitanwärde der Lorcherkirche, als auch über die bisher gepriesenen weiten Sprengelsgränzen derselben während des römischen Zeitalters mit geschichtlichem Grunde behauptet werden kann. Wir sehen daraus ganz überzeugend, wie eitel und vergeblich die Bemühungen der älteren Forscher vaterländischer Historie gewesen, die der L o r ch e r m etro p o l i ta n e in der Römerzeit einst unter¬ worfen gewesen seyn sollenden sieben Bisthümer n ah meni¬ li ch aufzuzählen, und die Sprengelsgränzen zu bestimmen; und wie ganz falsch sowohl diese ihre Bestimmungen als Aufzählungen wirklich sind a). Sollen wir nun noch mit hi¬ storischer Zuverlässigkeit die lorchischen Erzbischöfe, inner¬ halb des Bereiches unserer gegenwärtigen Arbeit, nahment- lich aufführen: so beginnen und beschließen wir ihre Reihe mit dem einzigen Theodo rus; weil für diesen allein nur die bestimmte Geschichtsquelle, die Bulle des Papstes Symachus, spricht. Den frommen Bischof Constant ius getrauen wir uns nicht mehr unter die Erzbischöfe von Lorch zu zählen; weil er in der severinischen Biographie nur allein geradeweg kontilox genannt wird. Nach den Erzbischöfen trifft die hierarchische Stu¬ fenreihe die Bischöfe. Daß es in der Römerzeic im No¬ rik» mehrere bischöfliche Sitze gegeben habe, ist aus den Concilienakten von Sardika gewiß, wo die Anwesenheit mehrerer nori sch en Bischöfe versichert wird. Ihre Nahmen aber und ihre Sprengel anzugeben hindert gänzlicher Mangel an Quellnachrichten. Sollen wir nun die Nahmen der übrigen, im oberen Pannonien, im Noriko und in Rhätien bestandenen bischöflichen Sitze und Bischöfe, welche aus unbezweifelten und treuerprobten Geschichlsguellen bekannt sind, angeben: so beschränken sie sich während der ganzen Römerzeit auf folgende. Zu A e m o n a bestand im IV. Jahr- ») r. l. 1'. 11 — 27 corollLr. IV. »>»« 304 hundert ein Bischofstuhl; jedoch nur Bischof Maximus allein ist historisch gewiß bekannt. Daß es zu Celeja Bi» schöfe und Christen gegeben habe/ ist sehr wahrscheinlich; allein/ da wir den h. Maximilian nur als Lonbsssor allein, ohne den gewöhnlichen Beysatz Ilpiscopus, in den ältesten Geschichtsquellen kennen/ und von anderen Celeier- bischöfen während der Römerperiode durchaus nichts lesen : so kann auch kein einziger Bischof jener berühmten Stadt mit Gewißheit angegeben werden. Auf dem Bischofsstuhle zu Siszia kennen wir auch keinen anderen Bischof/ als den einzigen h. Quirinus. Von Petovium sind drey ka¬ tholische Kirchenhirten aus dem dritten und vierten Jahr¬ hundert bekannt: der Kirchenschriftsteller Victor inus/ Aprianus/ und der gstmirabilis inemoriso vir Markus/ welcher von dem ananischen Bischof Julius Valens ver¬ drängt worden ist. Zu Ti burni«/ Teurnia im Mit¬ te l » o r i k o wurde in der zwepten Hälfte des fünften Jahr¬ hunderts der fromme PaulinuS auf den daselst bestandenen Bischofsstuhl gesetzt; vor ihm aber ist aus soliden Gfschichts« quellen kein einziger Bischof derselben Stadt nahmentlich bekannt/ so wie es auch eine lächerliche Fabel ist/ nach so offenbaren Aussprüchen in der severinischen Biographie, den gedachten Paulinus nach Rhätien zu versetzen, und liburnia oder leurnia für die Oaslra l^iberina, heute Regensburg, zu halten. Auf dem bischöflichen Sitze zu Lorch sind gleichfalls nur der fromme Bischof C o n stan- tius und der Metropolit T h e o do r us historisch erweislich. Daß die Fabeleyen vom ?atrimonio 8. (^uirini, von dessen erzbischöflicher Würde zu Lorch und vom h. Maximilian als solchen nicht den geringsten Glauben verdienen, haben wir schon oben erwiesen. Eben so grundlos waren die Be¬ hauptungen der älteren vaterländischen Forscher von bischöf¬ lichen Sitzen und Bischöfen, von Imcillus und Martianu; im V. Jahrhundert zu Vinäobona, vom Älaximur zu .tuvs- vum >->»» 302 «««- Vum, vom Nareissus und Dionysius zu VinsteÜcorunt Augusta, vom Ducius^ ^rimo und karilius zu 6uria, vont Oassianus zu Sakiona in Rhätien. Alle diese beruhen nicht auf treuerprobten, sondern auf kritisch ganz verwerfli- chen Geschichtsquellen. Vom südlichen Rhätien sind allein nur zu Tridentilm die Bischöfe Abundatius und Vi¬ gilius, und von Brixia die Kirchenhirten Philaste- rius und Gaudentius historisch erweislich. Von den hi¬ storisch gewiß bekannten Städten wissen wir aber auch nicht zuverlässig, ob in derselben, und seit wann die Folgereihe der Bischöfe ununterbrochen gewesen sey? Und da mir diesem zu Folge auch gänzlich außer Stande sind, zu sagen, welche der gewiß bekannten pannnonischen, norischen und rhä tisch en Bischöfe ordentliche (Lpiscopi orstinarii), und welche nur wandernde oder Landbischöfe gewe¬ sen? (Lpiscopi liigionarii): so ist und bleibt es auch vergeb¬ liches Bemühen, die Diözesengranzen der alten Bisthümer in Pannonien, im Noriko und in Rhätien geo¬ graphisch auch nur beyläufig bestimmen zu wollen. Daß aber im fünften Jahrhundert jedem norisch- pan- n o n i s ch e n B i s ch o f s st u h l e eine eigens und genau aus geschiedene Diöcese, welche sich auch außer den Bischofstädten in den nahen Landrheilen weit herum erstreckt hatte, zugetheilt gewesen sey, wird durch die Aussagen des getreuen Eugippius von dem einzigen Kirchen spren¬ get des BischossPauliuus von Teurn ia hinlänglich be¬ stätiget! (^ui acceptis litloris sä 8. paulinum Lpircopuin Zestinatis, reineavit instanüus. Igitur memoratUs ^ntistes litteraruw tsrioro porstruclus, Universa vioecesis suae eas teils scrixitis propriis velrernenter sstmonuit. a) Von dem einzigen h. Valentinus läßt sich mit Gewi߬ heit behaupten, daß er nicht Bischof zu 6»stra L stava s) Leer. XXV, II. 20 306 v-L-c-r- allein , sondern daß er n o r i sch - rhätischörLandbi- schof, wandernder Bischof gewesen sey. — Ueber die Art und Weise, nach welcher die Oberhirten zu dem Bi¬ schofsstäbe gelangten, bestätigen die für unsere Landtheile in Len treuerprobten Geschichtsquellen vorkommenden Angaben ganz die allgemeine Gewohnheit der ältesten Christenkirchen, daß man nur durch die Wahl des Volkes, durch die Stimme der Gemeinde, in außerordentlichen Fällen auch durch Theil- nahme der Mitbischofe einer Provinz — zu einem erledig¬ ten Bischofsstuhle gelangen konnte. So wurde dem h. Gau- Len tius durch das Urtheil des hi Ambrosius und der benachbarten Bischöfe, mit ausdrücklicher Einstimmung des Volke- die Insul von Bripia zu Theil. ») Vigilius zu Trient wurde durch den einstimmigen Ruf der Christen¬ gemeinde daselbst als Bischof erhoben; b) und durch den ausdrücklich erklärten Gesammtwunsch der christlichen Bewoh¬ ner der Stadt Tiburnia sah sich Paulinus gezwungen, nach der bestimmten Vorhersagung des h. Severinus, die Bischofswürde jener Gemeinde anzunehmen, c) Auch der h° Severinus wurde von den m i t t e l n o r i s ch e n Christenge¬ meinden angegangen, ihr Bischof zu werden, st) Unsere, Lurch die Wahl ihrer Gemeinden zum Krummstabe gerufenen Kirchenhirten verrichteten nun die Hauptpflichten ihrer hohen Würde mit brennendem Eifer und großer Unverbrüchlichkeit, Wir können aus den oben angeführten Geschichtsquellen, und besonders aus den Lebensakten und Schriften der rhä tisch en Bischöfe, Vigilius, Philaster und Gaud e n t iu s, Lie Ueberzeugung schöpfen, das damahls das Lehramt in eige¬ ner Person ?zu vermalten; fromme, eifrige und zum Lehr¬ amte geschickte Manner zu weihen; die Aufsicht über den ») Vei. Brix. Lpi-cox. Oxer. p. ZZZ, —. K) Resck. Lalaion. 1*. I. ^>. 186. — e) io Vit. L, Leverin. L«et, 8, >— ä) Iilero Leer, 22. »»»» 30 / -<-<< KleruS und die Aufforderung desselben, seinen aufhabendeii Obliegenheiten vollends Genüge zu leisten; endlich dem ihneit anvertrauten Volke und Klerus mit den schönsten Veyspieleit der Tugenden aller Art voranzuleuchten — als die heiligsten Pflichten des bischöflichen Amtes seyen angesehen und strenge ausgeübt, worden^ Nach den Bischöfen, und als diesen unterworfen, werden in allen unseren Geschichrsquellen in derHierarchie diePfarrer- andere Priester, Diakonen, Subdiakonen Und alleanderen Grade der n i e der en K ir ch e ndiener ausgezeichnet. Die Biographie St. Severins überzeugt unS vielfältig, daß es damahls im Norik o und Rhätien schon eigens ausgezeichnete Pfarrsprengel und abgesonderte Pfarrer, welche die ihnen anvertrauten kleineren Herden leiteten, gegeben habe. Von der Pfarr¬ kirche zu Lasten Latava, vom Laptistorio oder der Lccle- sia Laptismalis oder karocliialis geschieht ausdrückliche Er¬ wähnung ; so wie unter den übrigen Priestern eines und des¬ selben Ortes gerade immer ein Priester, als kresd^- ter loci, folglich offenbar als Pfarrer ausgezeichnet wird- UebrigenS lesen wir in der severinischen Biographie - daß es an allen Orten im Nori ko und in Rhätien- wohin St. Severin nur immer gekommen war, zu Ästu¬ ris, ComageniS, Juvavum, Laure a cum, mehrere Priester- ja zu Castra (Quintana gür eine ganze Kle¬ risei) gegeben habe, welche dann, zu Folge anderer bestimm¬ ter Angaben unserer Geschichtsquellen, alle niederen Grade des Klerus- vom Diakon au bis zum Kirchenpförtner herab, Subdiakonen, Lektoren- Can toren u. s. f. in sich begriff. Wir entheben uns- hierüber einzelne Beyspiele aufzuführen- und verweisen geradezu auf die Akten Su Vigils und des h- Severinus selbst. — So sehen wir aus dieser gedrängten Darstellung überzeugend, daß im gan¬ zen westlichen Zllyr i k o die Kette der Hierarchie, vom SO * s 308 Bischöfe zu Rom, dem Primate», durch Metropo¬ lite» zu Lorch und zu Aqui leja, über so viele Bi¬ schöfe in de» Bischofsstädten in Rhätien, im Noriko und in Pannonien, über die Pfarrer in besonders ausgeschiedenen Pfarrsbezirken , über andere Priester und dis Klerisey, welche die mindere» Grade der Kirchendiener bis zu den Kirchenpförtnern herab, umfaßte, vollkommen ausgebildet, und zu Ende der römischen Epoche ganz ge» schlossen erscheint. I. Geschichte der Kirchen räthe, oder der Sy¬ noden» Von K i r ch e n v e r s a m m l u n g e n , welche während der Römerzeit innerhalb der Gränzmarken Norikums und Rhätiens gehalten worden sind, lesen wir in der ganze» Geschichte der christlichen Kirche durchaus nichts. Die Syno¬ de» von Nicäa (32Z), von Sardika (347), von Sir- mium (349) berühre» uns nur in so weit, als die Beschlüsse derselben durch die bey denselben anwesenden norischen und panno irischen Bischöfe sind angenommen, und unter den rechtgläubigen Christengemeinden des westlichen Jlly- rikums verbreitet worden. Mehr und eigentlicher berührt den Bereich unserer gegenwärtigen Arbeit die im Jahre 381 zu Aq ui leja abgehaltene Synode; weil mehrere der we st¬ illyrischen Bischöfe daselbst zugegen waren, und durch sie die Gesinnungen der dasigen Christengemeinden unmittelbarer ausgesprochen wurden; und weil Aquileja seine Metropo¬ litanrechte tief herauf ins M i t t e l n o r i ku m und Rhä¬ tien erstreckte. Der Arianismus in Illyrien hatte an dem h. Ambrosius den muthigsten und mächtigsten Widersa¬ cher gefunden. Vergeblich bemühten sich die Ketzer nach den Persönlichen Veranstaltungen des h. Ambrosius auf dem Bischofssitz zu Sirmium einen Arianer einzudrängen. Als uun im Jahre 380 K. Gratianus nach SirmiuM 309 gpkpmmen war/ beklagten sich zwey illyrische arianisch» Bischöfe/ Palladins und Secundianus Key diesem Imperator/ wie sie so ganz widerrechtlich für Arianer gehal¬ ten und verabscheuet mürben; und sie brachten den Kaiser auch dahin, haß er/ um ihre Sache zu untersuchen / eine allgemeine Kirchenversammlung zusammen berufen wollte. Allein die schnelle Vorstellung des h. Ambrosius/ daß es zweyev Verdächtiger Bischöfe wegen dych wohl nicht werth sey, alle Bischöfe vom Orient und Occident zusammenzurufen, stimmte heil Kaiser dahin/ daß er alle abendländischen Kirchenhirten, denen es gefällig wäre, zu einer Synode nach Aqui- leja einlud. Wirklich versammelten sich daselbst dreyßig ita« lische, gallische und illy rische Bischöfe persönlich und in Abgeordneten. Val eri anus, Bischof von Aqui- leja, führte den Vorsitz/ und neben ihm zeichneten sich die uns betreffenden Bischöfe, Abundantius von Trient, Philaster von Bripia, Mapimus von Aemo na, und Anemius von Sirmium aus. Auf dieser Synode sollte der Glaube der zwey obgenannten arianischen Bischöfe Pal la dius und Secundianus, und jener des gleich' gesinnten Priesters Attalus/ — sodann auch die Streit¬ sache zwischen dem rechtmäßigen Bischof Markus von P e- fovium und dem eingedrungenen wüthigen Arianer Ju¬ lius Valens — untersucht und verhandelt werden. P a l- ladius und Secundianus waren erschienen, Julius Valens aber schweifte den ArianiSmuS predigend in Italien herum. Das Wort unter den versammelten Vätern führte fast einzig und allein der h. Ambrosius, welchen die beson¬ dere Gnade des Kaisers und der wärmste Eifer für die reine Lehre der Kirche vor Allen auszeichnete. Mit Ablesung des. kaiserlichen Zusammenberufungsdekretes wurde die Synode eröffnet; worauf der h. Ambrosius unmittelbar die Grund¬ sätze des Palladius erforschte und forderte, er und Se- cundianns sollten die wahre reine Lehre der Kirche beken- "»s 310 pen und jene -es Arius öffentlich verdammen. Als sie hier¬ über nur Ausflüchte suchten und ihre Weigerung zu erkennen gaben, wurden sie von den versammelten Vätern verflucht, und ihrer Bischofswürde für entsetzt erkläret. Der Kirchen¬ rath erließ dann ein Schreiben an die Bischöfe von Gallien Und an die Kaiser Gratian, Valentinian II. und Theodosius, worin er jenen und diesen von allen Ver¬ handlungen Nachricht gab, und letztere bat, ihr gefälltes Ur- theil mit Macht zu unterstützen, s) Die Akten dieses Kir- chenrathes sind ein sehr wichtiges Monument für die w e st¬ illyrischen Christenkirchen, aber zu weitläufig, um hier ein¬ geschaltet werden zu können. Die Aussprüche der Bischöfe in dieser Kirchenversammlung, des AnemiuS von Sirmium: 6sxut Hitrici norr nisi civitss Lirmicnsis est. Lgo, ^ui Lpiscopus illius civitatis sum, Lum , c^ui non coulitc- iur Lliurn I)ei setcrnum et coseternurn kstri, <^uoä est scmxitcrnum, snstkcms 6ico! — des Maximus von Aemona: ksllsclium, <^ui blaspliemiss l^rii nec stsm- nare voluit, sack msgis conkcssus est, justo sc rnerito esse stsinnstuin, et Deus novit, et lickeliurn conscientis consteinnsvit! — des Philasters von Brixia: Ltas- xbcmiss et iuguitstsm ksllsstii, r^ui ^risnsrn äoctrinsin secjuitur et stelenstit, uns cuin omnibus ego constemns- vi!— find zuverläßig die Bürgen der Rechtgläubigkeit des bey weiten größten Lheils der westilly rischen Christen¬ gemeinden. b) Die Folge dieser Kirchenversammlung war, daß die beyden arianischen Bischöfe von ihren Sitzen entfernt wurden, und daß die arianische Partei) im west¬ lichen Illy r i k o sehr niedergeschlagen und geschwächt wurde, und gewiß ganz entwurzelt worden wäre, wenn nicht sobald die das. ganze Jllyrikum erschütternden und die Auflösung s) 58. con°!l. 7. H. rat. 116» — 118». — b) lbiileui. col. 1167. 1175. 1176. ZU »»»e des römischen Westliches unmittelbar herbeyführenden Ereig¬ nisse eingetretsn waren, L. Geschichte der Airchenzucht. Da in den Zeiten gegen das Ende des vierten und im fünften Jahrhundert offenbar die geregelte Hierarchie und alle übrigen christlichen Institutionen im ganzen westlichen Jllyriko erscheinen: so ist eä leicht begreiflich, daß alle Dis ci plinargefetze, welche in den allgemeinen Kirchen- versammlungen sind vorgeschrieben worden, auch im N o r i k o, in Rhätien und Pannonien ihre Einführung und An¬ wendung werden erhalten haben. Wir heben aber hier nue jene Liefen Gegenstand betreffenden Punkte aus, welche sich in den über die älteste Kirchengeschichte Pannoniens, Rhätiens und Noriku ms uns zu Gebothe stehenden Geschichtsquellen vorflnden. Auf die Norm der Glaubens- und Sittenlehre hatte Ambrosius im großen Jllyrik» ganz gewaltigen Einfluß. Als sich der h. VigiliuS, Bi¬ schof von Trient, an ihn gewendet und verlangt hatte, von ihm belehrt zu werden, wie er andere belehren soll: s» ist im Antwortschreiben des heiligen Kirchenvaters der Dis¬ ziplinär - Hauptgegenstand das Verboth von gemischten Ehen zwischen Heiden und Christen» und Ambrosius sucht den Bischof Vigilius von der Unzulässigkeit solcher Ehen theils aus Beyspielen und Aussprüchen der Schrift der alten Bundes, theils aus Ver¬ nunftgründen zu überzeugen, a) Bey dem großen Einfluß des h. Ambrosius auf die kirchlichen Institutionen und die Glaubenssätzeder illyrischen Kirchen laßt es sich nicht im geringsten bezweifeln, daß diese Disciplinarverordnung auch im No-riko allseitig miter den christlichen Bischöfen: leitender Grundsatz geworden sey ; um so mehr , da wir E s) tierob. Zildion. 1". I, p, 198 — 20C »->-»< 312 der oben geschehenen Darstellung überzeugend ersehen, wie sehr während der ganzen Römerepoche im Noriko und in Pannonien das Heidenthum fortwucherte. — Wie sehr der h. Severinu) das Fasten nicht nur um den Leib in die Dienstbarkeit des Geistes zu bringen, sondern als ein Mittel, Gottes Zorn und zeitliche Uebel zu entfernen, den no risch- rhatischen Christengemeinden und ihren Vor¬ stehern anempfohlen habe, dafür finden wir in seiner Bio¬ graphie die zahlreichsten Beweise. Er selbst leuchtete in dieser Lugend dergestalt vorzüglich hervor, daß man fast sagen möchte, er habe die Sache übertrieben. Eugippius versichert von ihm: „Severin aß niemahls vor dem Unter- tergang der Sonne; zur Zeit der 40tägigen Faste aber speiste er die Woche nur Ein mahl (bis zur Ersättigung), und war dabey immer heite¬ ren Angesichts." a) In dieser Aussage findet sich der be¬ stimmte Beweis, daß im fünften Jahrhundert schon die 40tagige Faste, und damit ein großer Abbruch an Speisen als etwas ganz Gewöhnliches unter den uorisch- rhatischen Christengemeinden eingeführt und gehalten worden seyen. In Rhäti e n hielt man so viel auf das Fasten, daß die Gemeinden den Bischof Lukanus jn Rom verklagten, weil er bey drückendem Mangel an Lebensmitteln seinen Gläubigen Milchspeisen zu essen erlaubte, deren Genuß damahls wahrend der Kuadrage- sima verbothen gewesen seyn mußte, b) Geschichte der Kirchengebräuche oder deS Ritus. Jn Hinsicht dieses Gegenstandes finden wir, daß die ganze heutige christlich - kirchliche Liturgie schon im all- a) in Vit. 8. Zaver. 8,et. 33. — b) Rercii. ^.naal idiu. x. 27». Veter. Lrix. Lxi-cox. Oxer, x. 317. -»-»» 31.Z «««- römischen Nori k o und in Rhätien fo eingeführt ge¬ wesen ist, daß das Lehramt, die Predigten, und der herzerhebende Kirchengesang die Haupttheile desselben ausmachten. In der Biographie St. Severins, in den Schriften und in den Lebensakten der rhätischen Bischöfe, Gaudentius und Vigilius, finden wir dafür hinlängliche Belege. Wir finden in diesem Zeitraum feyer- liche Messen oder Hochämter. St. Vigilius hielt eine feierliche Messe, bevor er das Idol des Saturnus stürzte; und der h. Severinus entlarvte die geheimen Abgöt- kerer wahrend des Hochamtes zu CuculliS, Bey der h, Meßhandlung bediente man sich schon damahls silber¬ ner Kelche, wie auch S. Severinus in seinem Kloster bey FavianiS dergleichen hatte. Bey dem Gottesdienste war alles Volk zugegen, und alle. Junge und Alte, Manns- und Weibspersonen, und zwar jeder nach seiner Ordnung, sangen däbey Psalmen und andere reli¬ giöse Lieder. Von regelmäßig gehaltenen Ve¬ spern treffen wir auf gar viele bestimmte Angaben. Aller Gottesdienst, M e s s e n , H o ch ä m t e rV e s p e r n, wur¬ den immer bey zahlreich angezündeten Wachslichtern ah- gehalten; und für jeden besonderen Gottesdienst waren auch Zeit und Stunde genau bestimmt. Unter den Wochen¬ tagen war der Sonntag besonders, und der Tag vorher, als S o n n e n a b e n d, ausgezeichnet; sonst gab es aber durchs Kirchenjahr hindurch viele vorzügliche Feyertage, an welchen der h. SeverinuS nie zu fasten pflegte. In den Kirchen selbst, von denen damahls nicht wenige nur auS Holz jerbauet waren, hatte man alles zu dem Gottes¬ dienste nöthige Geräthe, und an einigen Orten von kost¬ baren Stoffen, wie im Kloster St. Severins bey Fa- vianiS, welche später von den Rugiern hinweggeraubt worden sind- Den Sterbenden pflegte man -damahls überall das heiligste Sakrament als Wegzehrung »-»»» 314 zu reichen, und für die Verstorbenen hey der Beerdi¬ gung Vigilien, andere Gottesdienste und Zahl¬ tage zu halten. In der ganzen römischen Epoche wurden tugendhafte Männer von Allen ausgezeichnet und hochgeschätzt. St. Severin und alle seine Schüler Haben darüber überall die deutlichsten Berpeise erfahren. Es sind jedoch auch hier gewiß die Gesinnungen der verschiedenen Verehrer des h. Severinus — sowohl bey Heiden, Ketzern, als auch selbst bey Christen im Nori ko und in Nhätien zu unterschei¬ den ; indem nur zu Viel? von diesen den heiligen Wohlthä- ter nicht aus reiner Achtung für seine Tugenden verehrten, sondern weil sich der größte Theil vor der Wunderkraft des h. Severins fürchtete, ihn in näherer Verbindung mit der allmächtigen Gottheit vermuthete, und darum von seiner Freundschaft und Gnade zeitliche Vortheile, die Abwendung der Nebel einer grausen Zeit, die Erweckung der Tobten aus ihren Gräbern u. dgl. m., erwartete. Ganz vorzüglich aber wurden die Märtyrer bey Lebzeiten und nach ihrem Tode beynahe schwärmerisch verehrt. Groß war der Zusammen¬ lauf des Ehristenvokkes, als der h. Quirinus gefesselt durch die pannonischen Städte geführt wurde; noch zahlreicher strömte das Volk dem herzergreifenden Anblicke des letzten Kampfes dieses frommen Maptyrers zu, und ganz außerordentlich war der Zusammenkauf frommer Wallfahrter, nachdem an seiner Grabstätte ein BethchauS errichtet worden war. Die Freude des zusammengeströmten Volkes war ganz unbändig, als der h. Vigilius die Gebeine der Mär¬ tyrer von Anaunia zurückbrachte. Eben durch diese so übermäßig getriebene Verehrung der Reli¬ quien und der M a r t y r e r st ä t r e n ward auch der Grund zu den frühen religiösen Wallfahrten gelegt. Das Zusammenströmen des frommen Christenvolkes beym Grabe des h. Quirinus; das häufige Besuchen der Ge¬ beine der h. Afra zu Viucketicorunl Augusta, und des h. 4»»* Z15 -<--- V a le n trn S zu Maj a S in RHa ti en — sind hinläng¬ liche Beweise. Äl. Geschichte des Mönchthuryes« Daß in Aquileja um die Mitte des vierten Jahr¬ hunderts daS Mönchthum bereits eingeführt gewesen, und blühend bestanden habe, ist aus zuverläßigeti Angaben gewiß. Dafür spricht der Bries deS h. Hieronimus: (ltir^sogo- num lVlonaclium uiI c j ac, (Jahr circa 367.) Eben dieser Kirchenvater sagt von zwey anderen Mön¬ chen zu Aquileja: IUrsmius, Lonosus et Iduünu» insiFnos Monactii lisbentur^ ex rjuibus Florentius, tarn misericors in ogsnos luit, ut vulgo pater pari¬ ser um nominatus esset. Die letztere Angabe gibt unS auch zugleich einen nicht undeutlichen Wink über die damah- lige Hauptbeschäftigung der Mönche, welche zum Wohle der leidenden Menschheit eingerichtet war; und wir mögen daher gar wohl auch die Mönche von Aquileja unter dem Ausspruche des h. Hieronymus begreifen: ^czui- lojsnscs Llcrici czuasi (lftorus ooatorum lra- lrentur, pcr Huas omno (^uonistain Briani clogmatis virus cxclusum ost. a) Daß sich zu gleicher Zeit von Aquileja aus, oder von Osten her einige Mönche durch Panno¬ nien, Norik um und Rhätien verbreitet, und daß diese in den Städten des westlichen Jllyrikums einige Klöster mögen gegründet haben, ließe sich immer mit eini¬ ger Wahrscheinlichkeit behaupten. Auf geschichtlich-bestimmten Grund läßt sich jedoch eins solche Behauptirng für unsere norisch-pannonischen Landtheile nicht stützen. Nicht einmahk von der Aquileja so nahen Stadt Aemona läßt es sich behaupten, daß daselbst in der zweiten Hälfte heS vierten a) Oper. 8. Hieronimi sLäit. kongr. 8. Mauri. L. IV, ?. II col. 15. Zig «>«.«, Jahrhunderts Männer- und Frauenklöster bestanden hatren. Denn die Briefe des h. Hieronymus: ^ck Virzi- uss Hermonsnsss, und Vcl Antoniom ÄI o n a - cftumllermouas^ scheinen nach den sicheren Le¬ searten ihrer Aufschriften nicht die Stadt demona, Icks- mona, sondern die palestinensischen Gegenden des Berges Hermon oder Antilibanus auzuzeigen. a) In der zweycen Hälfte des fünften Jahrhunderts aber tritt das Monch- t h u m im N o r i k u m und in Rhäti e n auf ein Mahl in Helles historisches Licht; und es scheinet, daß der h. Severinus der erste Urheber desselben in unseren Landtheilen gewesen sey; indem er, selbst Mönch u»h Abt, gerade aus dem Orient, wo hie geistlichen G e m e i n h äuse r, Nlouasteria, Lseuobia, OsIIulP, bereits schon lange und aller Orten bestanden, in die oberen Donaugegenden gekommen ist. Aus der Biographie des h° Severinus, welche die hinlänglichsten Belege dafür enthält, scheinet sehr deut¬ lich zu erhellen, daß in der Nähe der Stadt Faviana hrey Klausen für Mönche angelegt worden seyen: zwey kleinere Klösterchen, Osllula ast Vinsas und Ollula ast Ilurgum (heute bey Siferfng und B ur¬ he rsdyrf), und ein sehr bedeutendes großes Klo¬ ster, welches Eugippius selbst airti^uum st omnibus maj ns monastsrium 8. 8s veri ni nennet b) (heute hey H e i li g e n ft a dt). In dieser Angabe liegt nun aber auch schon die deutliche Versicherung, daß daiyahls noch meh¬ rere andere Kloster in Rhätien und im Noriko bestan¬ den haben müssen. Wirklich rreffen wir ein viertes K l o- st e r zu Loitro (heute Innstadt), den alten Lastris La- taris gegenüber, welches der h. Severin gerade des wichtig¬ sten Hauptzweckes wegen erbauet hatte; weil er von seinem a) L-t-ür» 8. lliero». ibili. cot, 17 — 1L. — b) Luzlxp. Leel. 4. er 23. 31/ großen Kloster öfters Nach 6astrs Ustava, und in die oberen Landkheile reisen mußte, um die verheerenden Streifzüge der Al le man en abzuwenden, deren König Gibboldus gegen den heiligen Wundersmann eine ganz besondere Hochachtung hegte. 3) Aus einer anderen Erzäh¬ lung des Eugippius über einen Vorfall zu Osstra (Quintana in Rhatien (heute Küntzen bey Osterhofen) scheinet sich nicht undeutlich zu ergeben, daß damahls auch schon ganze Congregationen Gott geweihter Jung¬ frauen in RhätieN bestanden hatten. Es geschieht ganz bestimmte Meldung von einer Gott geweihten Jung¬ frau (Virginö Onsscrats) ; und zwar mit solchen Umstän¬ den, woraus nicht undeutlich erhellet, daß in den damahligen F r a u e n k l ö st e r n keine ewige Klausur bestanden habe, sondern daß alle Gottes-Jungfrauen srey und überall herumwandeln konnten, b) Ein sechstes Klöster- chen endlich befand sich zu JuvavuM, das eben den öfteren Besuchen des h» Severins in jener wichtigen Stadt seinen Ursprung zu danken hatte, c) — Der h. Severinus hatte einmahl seinen Mönchen ausdrücklich versprochen, ihnen eine eigene schriftliche L e b e n s n o r m, eine Klo¬ sterregel zu geben, und es laßt sich von seinem Eifer sicher erwarten, daß er sein Wort erfüllet habe» ck) Da nun s) Seer. 20. 23. " K) 5ect. 17. c) 8ect. 13. <1) Dem Berichte des Isidoras Hispatensis vom Eugippius zu Folge hat dieser erst die von St. Severin ent¬ worfene, und bey seinen Lebzeiten schon in den nori¬ schen Klöstern befolgte Mönchsregcl schriftlich aufge¬ setzt. Jsidorus sagt: Oe vir. itlusl. csp. 13 — LuAij,- piu, -rbbs, »6 guewäsin I'sscbasium viseonum likelluur ite vik» 8. btoaaebi Leverini trznrniisSum Iirevi stilo eom« xosail. Lerijisit etian» r e ß a l s m bl o n s c b i» consi- slentikus in blonnsierio 8. Levxriai, eiäem «orien» igassl ies«sirient»rio jure religuit. »»»o 318 s-«" aber die severinische Klosterregel leider! nicht auf uns ge¬ kommen ist: so müssen wir nur aus zerstreuten Daten und aus den belehrenden Reden des heiligen Abtes an. seine Mönche in der Biographie desselben einige Züge über die innere Einrichtung der severi nischen Klöster zusammen¬ stellen. Den Geist seiner Klosterinstitute hat St. Severin offenbar in folgenden Worten ausgesprochen: Vaturur Monacbis ko rin um solicitior astmonebat, beatorum katrum vostißiis inlirerore, czuibus sancteo convorsstionis sstc^uiroretur instructio^ astkiibenstamcju« oporam^ no bi, cjui parentos rolic^uorunt ot saecuium^ pom- p a e s e c uI a ris illecebras retrorsNm r e s pi- cionsto recuparont, czuas vitaverant, st ob boc uxoris Votb exomplum torribilö proponebat. Ms - mo rabat timorovoi mortikicansta osss I i- b i st i n um i n c e n ti va, noc a I i 1 o r s N p e r a n st a corporalis stiloctionis assoruit incenstia, nisi k u i s s s nt per v e i A r a t i a M lacrimarum konte rostincta. a) Auf seinem Sterbebette empfahl der heilige Abr allen um ihn her versammelten Mönchen seines großen Klosters zu Favianis ganz vor¬ züglich das Gebeth, beständige Buße/ Demuth/ Keuschheit und den reinsten Wandel, mit der Be¬ merkung, daß das Kleid den Mönch nicht mache: Moros proposito suscopto consonliant — Lciontes non prost esse nobis cum b umili täte vesti um nomen teuere Monac bi! Wir schließen auch auk diesen Worten, daß sich die damahligen Mönche sowohl in¬ ner- als außerhalb der Klo st er mauern durch eigene Kleidung vor den Laien ausgezeichnet haben, und daß das Mönchs kl erd ganz besonders Vestis liumili- tatis genannt worden sey. Man mag aber daraus fernerS s) Leer. X, 319 nock) viele besondere unterscheidende Aeußerlichkeiten der feve- rinischen Mönche vermuthen. Die Mönche der nori sch» r hät i s ch e n Klöster waren damahls Priester, Kle¬ riker minderen Grades, z. B. Diakonen, Sub¬ diakonen re., und gemeine Laienbrüder. Diese Un¬ terscheidungswörter werden fast überall, so ost in der severi- nischen Biographie ein Mönchsnahme vorkömmt, beygesetzt. Zm Hauptkloster bey Favianis war der h. Se¬ ver in us selbst Abt, und es scheint, daß alle übrigen n o r i s ch e n und r hä t i s ch e n M a n n e s k löster nur Filialen zu jener großen Mönchsklaüft gewesen seyen. St- Severin war Priester, und begleichen auch seine Nach¬ folger in der Abtenwürde vor und nach der Auswanderung aus Norikum, Lucillus, Martian und Eugip- pius. Daraus schließt man init allem Grunde, daß damahls nur Priester zur Abtenwürde erhoben wurden, u) Wenn wir die Angaben Eugipps im ZZ. Absätze mit Auf¬ merksamkeit durchlesen, genau erwägen, und mit allen an¬ deren Aeußerungen von den übrigen norischen und rh li¬ ti sch en Klöstern vergleichen: so werden wir überzeugend finden, daß Severinüs seine Klöster nicht auf den Bet¬ te l s a ck, sondern auf rechtlich erworbenes Eigen- thum, auf ordentliche Stiftungen an liegen¬ den Gründen, die seine Mönche selbst bebauten, gegrün¬ det, gestiftet habe. AuS der Beraubung deä feverinischen großen Klosters, als die Rugier Alles, bis auf das unbewegliche Gut weggenommen hatten, erhellet dieß ganz überzeugend«' Ueber den näheren Endzweck des Lebens der feverinischen Mönche inner- und außerhalb ihrer Klö¬ ster, hat sich Eugippius nirgend bestimmt ausgesprochen; er läßt sich jedoch aus verschiedenen Angaben in seiner Biogra¬ phie errathen. St. Severins Mönche führten kein bloß ») Seot, ZZ. »'»s 320 beschauliches Leben; auch war ihr ganzes Thun N'cht bloß religiösen Handlungen gewidmet. Von zweymahliger Zusammenkunft der Mönche im großen severini- schen Kloster, Morgens und Abends zum Bethen und Singen — geschieht ausdrückliche Meldung; desto wenigere aber von anderen aszetischen Hebungen. Der größte Theil des Tages war den Handarbeiten inner- und außerhalb desKlosters, und den Un¬ ternehmungen zum Vortheile und Unterhalt ihrer Gesellschaft selbst (weil sie Severinus nicht aus den Bettelsack gegründet hatte), oder zum Wohle der Landesbewohner ge¬ weiht. Weit öfter aber, und gewöhnlich finden wir die seve- tinischen Mönche außerhalb ihrer Klöster im Dien¬ ste der leidenden Menschheit; wirschen sie den Unwissenden Unterricht, den H u n g e ri g e n Speise, den Nakten Kleider, den Gefange¬ nen Freyheit, Allen Trost und Labung, so viel im Kreise ihres Wirkens lag, mit immer hei¬ terer Stirne geben. Von dem überaus wohlwollendeü und segenreichen Zwecke der severinischen Klöster kann man sich eine kaum genug umfassende Idee bilden aus den eigenen Worten Severins, der seine Klöster und ihre Habs Lubstantiam zranzutum captiVorumljue nennet, s) — Hätte doch nicht die nach des großen h. Severins Tod ein¬ gebrochene Schreckenszeic alle diese schönen ersten Klosterin- stitute auf vaterländischem Boden bis auf die letzte Spur zerstöret! Welche Vorarbeiten hätten nicht durch die severi- nischen Mönche nach Zertrümmerung aller römischen Institu¬ tionen durch jene grause Zeit bis auf den Lichtbringer Karl den Großen vollbracht werden können! Leer. 25, XVIl. Z2L XVII. R ü ck b l i ck und Schluß, Wir haben bisher die inneren, sowohl politischen als religiösen Verhältnisse im römischen Norikum besprochen; und wir glauben, durch das Gesagte diesen Gegenstand erschöpft zu haben. Aus den uns bekannten und zum Gebrauche vor¬ liegenden Quellen konnte wenigstens nicht mehr entnommen werden. Allein, auch aus dem Gesagten schon, faßt man Alles in einem Ueberblicke zusammen, gestaltet sich ein licht¬ volles und farbenreiches Bild des inneren Lebens in der rö¬ mischen Steyermark, im römischen Oesterreich, Salzburg, Karnthen und Krain. Geographisch genau ausgeschieden, lag das alte Nori¬ kum als eigene Römerprovinz zwischen Italien, Pannonien, zwischen der Donau und den beyden Rhätien; und zwar daS Flachland an der Donau als Ufernorikum ob und unter der Enns, — und das ganze Alpenland bis an die julischen und karnischen Felsenketten hinab als Mittelnorikum. Als ein Theil des großen und zwar des westlichen Jllyrikums wurden die kraftvollen Noriker immer den illyrischen Völkern, und die norischen Legionen den schlachtenberühmten illyrischen Heeren beygezahlt. Durch die Verfügungen K. Constantinus des Großen ward Norikum unter das Prätorium Italia gestellt; und seit der Regierungstheilung unter K. Valentinian I., theilte Norikum mit dem ganzen Westreiche die jammervollen Ge¬ schicke der Zertrümmerung und alles Gräuels. — Der Stirne des völkerwogenden Germaniens im Norden, both das römische Norikum seine durch Hunderte von Festungswerken umpan¬ zerte Brust an den Donauufern entgegen, und cs schloß die furchtbare Kette seiner Granzthürme und Bollwerke mit jenen in Rhätien und Pannonien fest zusammen; und wahrend auf II. 21 322 0 dem Fluthenspiegel der Donau bewaffnete Wacheflotken un¬ aufhörlich hin und her kreuzten: hüteten eigene Gränzlegionen an jenen Thürmen, Burgen und Bollwerken den Eintritt in den geheiligten Boden des Weltreiches, und wehrten da kräftig dem fürchterlichen Andrange der lärmenden Germanen und Sarmaten. Auf den Donaulimes hatte jeder große Im¬ perator ein unabläßiges Augenmerk gerichtet, und allgemein galt davon dis Devise: 8a!us roipmlsticLe Dsnubüur! Mit den Söhnen der kräftigen und selbst nach der blutigsten Un¬ terjochung noch sehr zahlreichen norischen Volksstämme, ergänz¬ ten die Römer durch regelmäßige Aushebungen ihre in zahl¬ losen Schlachten mit germanischen und sarmatischen Barbaren und mit den Völkern anderer Welttheile zusammengeschmol¬ zenen , oft ganz vernichteten Legionen; und M. Aurel schuf ganz aus eingebornen Norikern eine eigene neue Legion. Norisches Blut floß am Euphrat und Tigris, in Afrikas Syrien, im Nebellande der Calydonier — an allen Gränzen deS weiren Reiches, — von woher aber auch Tausende von Norikern mir siegbekrönten Adlern wiederkehrten auf ihre son- uichten Alpen — mit neuen Begriffen und Grundsätzen, mit veränderten Sitten und voll von Bewunderung der gesehenen Wunder der römischen Welt. — Wie an den Donauburgen, eben so waren durchs ganze Land hindurch an allen off- und defensiv wichtigen Standpunkten Militärbesatzungen verbreitet, ausgehoben aus dem bunten Gemenge der dienstbaren Völker; und Militärs, welche den grünlichströmenden Tigris gese¬ hen, an den schäumenden Wasserfallen des wunderbaren Nils getrunken hatten, — schauten oft auch die Katerakten des Isiers, und tranken das kühlende Naß auS den Crysiallbä- chen unserer hohen Alpen. — Nach der blutigen Unterjochung wurde Norikum ganz nach römischem Fuße verwaltet, wenn auch in manchen Zweigen noch auf einige Zeit ein Schein der alten Formen des freyen keltischen Gemeinwesens belassen 32<^) worden ist. In den sich wieder erhebenden, oder in den neuaufblühenden Städten, Municipien, Colonien, Flecken, Dörfern, Castellen und Burgen walteten größtentheils römi¬ sche Vorstände und Obrigkeiten für alle Zweige der bürgerli¬ chen und militärischen'Geschäfte zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung, zur Sicherheit der Personen und des Eigen« thumS, der Gerichte, der Bauten, der Cultur des Landes, der Künste und Wissenschaften, für jegliche Freude und Er¬ höhung des Lebens — für die geringsten Verhältnisse und Geschäfte unzählig vermehrt durch die Imperatoren Diokle- tianus und Constantin Gr. Zahllose römische Inschriften und Antiken geben auch für diese Landkheile die glänzendsten Belege für den alten Ausspruch: HKiLunczus komanus vicit, Hoirmaus Irabitat! Hunderte von original-römischen Familien haben sich zu Vindobona, Sabaria, Skarabantia, Ovilabis, Juvavum, Laureacum, Celeja, Virunum, Aemo- na, Lontium, Aguntum rc., und noch weit mehrere außer¬ halb dieser blühenden Ortschaften angesiedelt; und ihre Ge¬ schlechter haben sich durch fünf Jahrhunderte römischen Be¬ sitzes, ja noch lange fort durchs Mittelalter herab daselbst blühend erhalten. Mit allen diesen kamen römische Sitten, Grundsätze, römische Cultur, gesteigerte Handwerke und ver¬ edelte Künste; kamen Sitten und Grundsätze fremder ent¬ fernter Länder und Völker in unser Norikum her; der Acker¬ bau wurde bedeutend ausgebreiteter, und fleißigen Römern und Norikern, gebildet durch die Lehren Varros, Columei- las, Palladius rc., gelang es auch, die wasserreichen Obst- gsflelde Italiens, die tiburinischen Haine und die campani- schen Hcsveridengärten über die beschneyeten Alpen herauf um die volkreichen und blühenden Städte der Celtogallen in rei¬ zenden Villen herzuzaubern. Für diese Wohlthaten und Seg¬ nungen eines gesteigerten und geregelteren bürgerlichen Lebens vergoß auch der Noriker freudig und gerne sein Blut gegen 21 * 324 die einbringenden Barbaren unter allen Zonen, und willig steuerte er von dem billig geschätzten Ertrage seiner Aecker und Gehöfte nach den Erfordernissen deS großen, gegen so viele und so schreckliche Feinde kräftigst zu schützenden Gan¬ zen. — Schon lange vor der römischen Unterjochung, in der Epoche der alten celtischen Freystaaten auf dem Alpenlande, standen alle wichtigeren Celrenstädte durch Rhätien, Norikum und Pannonien in fester Verbindung durch belebte Heerstra¬ ßen, welches Band durch die ausgezeichnete Straßenbaukunst der Romer, und durch den Aufwand ungeheurer Kosten noch mehr erhöht, bequemmer und durch alle Theile des norischen Landes vielseitiger gemacht worden ist. Ein Reisender mochte von der uralten Tauriskerstadt, Taurunum, von der blühen¬ den Römercolonie zu Augusta in Rhätien, von Aquileja, von Sirmium, der Centralhauptstadt des weiten JllyrikumS; er mochce von Veldidena oder Tridentum, ja von Norden aus der Mitte Germaniens und des Sarmatenlandes selbst, aus Budorgis (Laskowitz bep Breslau), aus Carrhodunum (Ezarnowitz), von Virutium (Wriezen) an der Meeresküste der rugischen Volksstämme; er mochte aus der königlichen Burg Marobods im alten Bojenheim, oder aus Eburodunum (Brünn) im Lande der Quaden — nach Norikum wandern, — aus allen diesen Landtheilen und Orten führten ihn theils ordent¬ lich gebahnte Heerstraßen, theils andere fahrbare Wege dahin. Durch gleiche Straßen, fahrbare Wege und durch Saum¬ wege — standen im Inneren Norikums alle Ortschaften in der beständigsten Verbindung. So konnten der Pyrruste und Ambidraver — die Collatianer, Colapianer, die Segestaner und Zaser an der unteren Drave und Save auf einer Reichs¬ heerstraße wandernd ungehindert besuchen. Den Virunensern im Mittelnorikum standen die Heerstraßen nach allen Seiten hin — nach Juvavum, Ovilabis, Laureacnm, Vindobona und Carnuntum nördlich durchs Bergland hin, oder südlich 325 fort nach Celeja, Petovium, Siszia, Noviodunum, Acmona, Aguileja und Julium Carnicum — offen. Loucium und Agun- tum standen mit Teurnia, und alle.drey durch Heerstraßen und Saumwege über die beeisten Bergfirsten am Velber-, Fuscher-, Korn- und Radstadtertauern mit der hadrianischen Colonie Juvavum, mit Ovilabis der Pflanzstadt Marc ?lu- rels, und mit dem ganzen Donaulimes in unmittelbarer Ver¬ bindung. Man denke sich nun auf allen diesen Reichsheer¬ straßen und Nebenwegen, durch alle Theile Norikums, und im festen Zusammenhangs mit allen Nebenprovinzen, mit Germanien und Sarmatien, so viele Hunderte von Städten, Flecken, Dörfern, Mansionen, Tenodochien rc.; man denke an die fast überall vollkommen eingerichteten und schnell be¬ dienten Postanstalten; an den lebhaftesten von Ost nach West, vorzüglich aber von den völkerbelebten Marktplätzen an der Donau, von Norden nach Süden wogenden Handel, an daS stete Wandern der Genüsse, der Künste und Wissenschaften des Südens, aus Italien und Griechenland nach Norden hinauf, — welcher Verkehr von Ideen und Grundsätzen, welch ein Gedränge und Treiben, welch ein lebensvolles Bild vom ganzen Norikum entsteigt nicht dann aus solchen Grund¬ zügen vor unseren erstaunten Blicken! Kein Theil eines be¬ glückten und geregelteren, selbst mitten im Frieden hochbeweg¬ ten, bürgerlichen Lebens fehlte, und der süddeutsche Germa¬ nendialekt, ja selbst auch nur die Kenntniß des Griechischen oder Lateinischen war hinreichend, sich überall verständlich zu machen. So eingerichtet, und zu einem solchen Grad eines ge¬ regelteren bürgerlichen Lebens gesteigert, war unser Norikum ganz zuverlässig schon am Schlüße des ersten Jahrhunderts nach Christus. Während das Licht alles Heiles und aller wahren Menschenbildung aus dem alten Wunderlande am Li¬ banon «mporstieg, ward in eben denselben Tagen auch in dem 326 ausgedehnten Jllyrikum, durch die Vereinigung mit dem ri- mischen Reiche, durch Verbreitung und Festgründnng römi¬ scher Gesetze, Cultur und Sprache, für die Segnungen des Evangeliums, ein fruchtbarer Boden zubereitet. Auf schon geebneter Bahn, in ein bürgerlich geregeltes Land — konn¬ ten hereinschreiten in die norischen Gefielde. deS Uferlandes, und hinansteigen die duftenden Alpenfluren — die ersten Verkündiger der göttlichen Lehre des Evangeliums von den großen pannonischen Städten, von Aquileja und de» rhäti- schen Gegenden Italiens her, — wenn auch nicht Apostel selbst in Person, — doch gewiß Männer, von Aposteln selbst unmittelbar gesendet, ihres heiligen Geistes, voll, und von ihrer Wunderkraft gestärkt. War gleich der Kampf des gött¬ lichen Lichtes mit den altceltischen, mit den griechisch-römi¬ schen Finsternissen der Vielgötterey langwierig und hartnäckig; sind gleich heute noch die Spuren uralter abergläubischer Weisen nicht ganz ausgetilgt: genug —, als historisch er¬ wiesen liegt cs vor Augen, daß mit dem Schlüße des drit¬ ten Jahrhunderts an-sehr vielen und wichtigen Stellen die christliche Religion festgegründet war; und daß, wie an so vielen Burgen und Städten des DonaulimeS, eben so auch auf den Felsenzinnen der hohen Alpen die heilspendende Kreu¬ zesfahne gewehet habe. Und diese historische Gewißheit wird nicht im geringsten geschmälert, vermögen wir es gleich nicht, die ersten norischen Glaubensprediger und dis Zeit ihres Wir¬ kens bis auf ein Jahr oder auch nur bis auf ein Jahrzehend nahmentlich anzugeben, — die erste norische Bischofsstadt mit Bestimmtheit zu bezeichnen; und wenn wir gleich aus Liebe zur Wahrheit den apostolischen Ursprung der Lorcherkirche von uns Wegweiser;, und jenen Mannern die Ehre der ersten no¬ rischen Apostel rauben mußten, welchen frühere zu leichtgläu¬ bige Forscher einen so Hohen Ruhm schon für das erste Jahr¬ hundert voreilig zugeschrieden hatten. — Das vorgebliche »«»» 32/ Wunder der sogenannten donnernden Legion ermangelt aller kritischerprobten geschichtlichen Grundes; womit dann auch alle für das norische Christenthum daraus gezogenen Folgerun¬ gen in Nichts zusammensinken. Eben so hat nur die schwächste unkritische Leichtgläubigkeit den Brittenkönig Lucius für einen Apostel im westlichen Jllyrikum halten können. — Von dem h. Maxmilian könnte man allenfalls aus einigen besseren Ge- schichtsquellen erhärten, daß er sich um die Ausbreitung der Lehre Jesu im Norikum verdient gemacht habe; was aber die im XIII. Jahrhundert erdichtete weitläufige Legende von seiner Bischofswürde zu Lorch, von seinen weiteren Thaten und von dem Martyrertode zu Celesa erzählt, — ist Alles gänzlich ungewiß, und muß von einer auch nur oberflächlichen Kritik verworfen werden. Jedoch in nicht mehr trügendem Schimmer, — im ge¬ wissen strahlenden Lichte historischer Personen und Thaten trict das norisch-pannonische Christenthum mit dem h. FlorianuS, dem h. Victorinus, Bischof von Petau, dem h. Quirinus, Bischof von Siszia, mit Rutilius und Irenäus, mit der h. Afra zu Augusta in Rhätien, mit dem pannonischen Bischof Domnus auf dem ökumenischen Concilium zu Nicea, mit den norisch-pannonischen Bischöfen auf den Kirchenversamm¬ lungen zu Sardika, Sirmium und Aquileja, mit den Bi¬ schöfen von Petau Aprianus und Markus, von Sirmium Aneminius, von Aemona Maximus, mit dem h. Martinus von Sabaria, mit dem noch höher gefeyerten h. Hieronymus aus Stridon, mit dem h. Valentinus zu Passau, mit Con- stantius zu Lorch, und mit dem väterlichen Freunde aller Noriker, mit dem h. Severinus und seinen zahlreichen sal¬ bungsvollen Schülern — in allen Theilen vollkommen ausge¬ bildet im herrlichsten Glanze hervor. — Im Vergleiche mit der Kirchengeschichte so vieler anderer Länder, fließen für un¬ sere norisch-pannonischen und rhätischen Landtheile ungleich 32« gediegenere und reichhaltigere Quellen, so, daß wir das wohlthätige Geschick preisen müssen, welches uns die Lebens- beschreibuugen der Heiligen — Florianus, Quirinus, Valen- tinus, und vor allem die höchstwichtige Biographie des h. Severinus aus dem Alles verschlingenden Strudel der einge¬ brochenen schrecklichen Zertrümmerung gerettet hat. — Neben den großen Hauptursachen, welche dem Siege der Wahrheit im ganzen Römerreiche überhaupt ebene Bahn gemacht hat¬ ten, wirkten auch in den westillyrischen Donauprovinzen zur frühen Einführung und schnellen Ausbreitung noch mehrere andere besonders günstige Umstände, vorzüglich die günstige geographische Lage zwischen Ost und West, zwischen der Donau und Italien— als Hauptverbindungstheile dem großen Reiche fünfzig Jahre früher schon einverleibt, bevor noch die ersten Glaubensverkündiger überhaupt das Abendland berührt hat¬ ten ; die vielen großen Heerstraßen und anderen gebahnten Nebenwege, welche das ganze Land bis in die tiefesten Thals¬ schluchten zu- und durchgängig machten; die allgemeine Ver¬ breitung der lateinischen Sprache im westlichen Jllyrikum, und auch der griechischen durch den ausgedehnten und wichti¬ gen Handel von Osten her; die vielen aus Italien einge¬ führten Colonien; die vielen durch die in Italien so frühe schon ausgebrochenen Verfolgungen in das verborgenere Alpen¬ land heraufgescheuchten Flüchtlinge; die zahlreichen aus allen Lheilen des großen Reiches an den waffenrauschenden Do¬ nauufern versammelten Legionssoldaten u. s. w. Zu mächtig wirkten so viele, lange schon in Gang gebrachten Verhältnisse; zu gewaltig überhaupt wirkte die Kraft der Wahrheit, daß auch in unserem Norikum der fruchtbeladene Baum des Chri- stenchums selbst mitten in den blutigsten Verfolgungen schnel¬ ler , stärker und herrlicher empor wuchs; und daß auch in dem westlichen Jllyrikum nie noch eine Prahlerey tyrannischer Ver¬ blendung und Wuth schmählicher ist zu Schanden gemacht "" 229 "" worden, als jene der Imperatoren Diokletian und Mari« mian :-Domino CkiriLtianorulii üeleto ! Mochte auch in diesen unseren norisch-pannonischen und rhätischen Land« rheilen mit der scharfesten Anstrengung geübt werden daS — Vetsorimm roligionos csstissirne curatse! —; mochte mitten in der evangelischen Saat fortwuchern das Wurzelgewirre des Heidenthums; mochten selbst im dritten und vierten Jahr« Hunderte noch an zahlreichen Tempeln die Aufschriften verkün¬ digen : lamplum votustslo ronlapsum -restiwturn !; mochten auch noch so zahlreiche und wüthende — besonders arianische Jrrlehrer Norikum durchstreifen, und Unkraut unter den reinen Weitzen Gottes ausstreuen, — Alles war vergeb¬ lich gewesen; denn vor der Wahrheit mächtigem Siege ver¬ stummte jedes eitle Werk der Lüge. — Ungetrübt glänzten überall hervor die Hauptlehren der positiven Religion, die nüchternsten Vorstellungen von einem einzig wahren Gotte; von der Bibel des alten und neuen Bundes als GorteSwort; von der Gottheit Jesu Christi; von dem Geheimnisse der h. Dreyeinigkeit und der Transsubstantiation; von der Erwartung einer zukünftigen ewigen Belohnung für die unsterbliche Seele; vom h. Meßopfer; vom Verehren der Heiligen und Reli¬ quien ; von der Wirksamkeit des Gebethes für Verstorbene. Neben diesen Hauptsätzen wurde den Norikern auch die reinste Sirtenlehre durch die in unseren geschichtlichen Quellen wieder- hohlt ausgesprochenen Hauptgrundsätze: seyd vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist! — und: liebe Gott über Alles, und deinen Nächsten wie dich selbst! — überall und immer geprediget, und vor ihren eigenen Augen durch di- herrlichsten Beyspiele der tugendhaftesten Lehrer selbst, durch die H. H. Florianus, Victorinus, Quirinus, Marcinus, Marcus, Maximus zu Aemona, Domnus und EutheriuS, Abundatius, Vigilius, Gaudentius, Philasterius , Valen- tius, Paulinus, Constantius, Sevcrinus , Antonius, Ma- 13 330 ximus zu Juvavum, Lueillus, Martianus, Eugippius u. v. a. bekräftiget. — Das Gebäude der christlich - kirchlichen Hierar¬ chie und des äußerlichen Gottesdienstes stand auch in den norisch-pannonischen Landtheilen im fünften Jahrhunderte mit ezsiem Primas, mit Metropoliten, mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Subdiakonen, und mit allen niederen Kirchendie¬ nern, mit vor- und nachmittägigem Gottesdienste, mit Lodtenvigilien, mit kirchlichen Opfern u. s. w., nach allen Theilen, selbst mit einem, vorzüglich zum Wohle der lei¬ denden Menschheit, eingerichteten Mönchsthume — ausgebil¬ det La. Ende des zwecht en T h e i I