tnr Annst, Literatur, Theater n. geselliges Leben. ---«K'V^ü- Herausgegeben» und redigirt von Leopold Kordesch. »M O. Freitag am K8. Mai Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen. Der Preis des Blattes ist in Laibach jährlich b, halbjährig Z fi. Durch die f. f. Post unter <ünuvert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig , ss. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. t. Postämter nehmen Pränumeration an. In Loiback vränumerirt man entweder im Zeitungs ° Comptoir, in der Buchhandlung des Herrn Leop. Patern olli, oder beim Nedacteur, am Marienplatze, Nr. l«, zu ebener Erde. Trost. ^V u pilgerst weinend durch das Thal der Fähren, Mußt den so bittern Kelch des Leidens trinken, Mußt — während Andern tausend Freuden winken — Oft auch des Mitleid's einz'gen Trost entbehren! Kein Richter — scheint's — will deine Klagen hören lind seh'n die Thränen, die im Aug' dir blinken, Es stärkt kein Engel deine» Muth im Sinken Und sagt dir je: »Es wird nicht ewig währen:« Noch sieh! je elender du hier erscheinest, Je mehre Thränen du hienicden weinest, Um so glückseliger wird einst dein Los — Eey's, daß dich schuldlos all' dein Leiden quälet, Dein Gott, der's sieht und deine Seufzer zählet, Er ist gerecht, und seine Huld ist groß. V. Marouschnig. Das Bild der Fürstin von Brunabarca. (Fortsetzung.) Treuenstein war schon alle Gassen, Plätze und Spaziergänge der Stadt abgerannt, er hatte sich die einfache Adresse »Im Hotel zum Barometer« schon einige hundertmal vorgesagt, ehe die Stunde^ver­strich; indessen hatten sich auch seine Kleider wieder getrocknet, und er konnte also ohne Anstand, so wie er auf dem Balle war, dort erscheinen; den ersten Stutzer, der ihm im »Barometer« mit einer Serviette am Arme entgegen tanzte — er konnte rechnen, daß es ein Kellner sey —fragte er, welchen Trakt die Fürstin v. Brunabarca bewohne? Der sah ihn mit großen Augen an. »Die Fürstin mein ich, die vor Kurzem erst angekommen ist.« «Ah! die Fürstin meinen Sie,« korrigirtesich nun der Gefragte mit einem sonderbaren Zuge von Ironie, und wies ihn nach der obern Etage, »da bitt' ich nur, sich in den ersten Stock zu bemühen.« Die Bedienten des obern Stockwerks schienen auf Treuenstein schon vorbereitet zu seyn; denn erwür­be sogleich in einen sehr eleganten, spiegclreicben Saal geführt, worin er sich und den von einer silbernen Kette festgehaltenen Affen, — die einzigen, die vor der Hand im Zimmer waren, wenigstens zwanzigmal Vervielfacht sah. — inuonnenn schnitt ihm ein eben nicht sehr dankbares Gesicht; ja, als er sah, daß der Ange­kommene ihm nichts mitgebracht, kehrte er sich gar um, und wies ihm den Steiß. — In Treuensteins Brnst wechselten die stürmi­schesten Gefühle; mit beengender Ungeduld starrte er hie Thüre an, aus der die Entscheidung seines Ge­schickes hervorgehen sollte; endlich knarrten die Angeln, und herein trat in Vabettens Begleitung seine Für­stin v. Brunabarca in einem zwar sehr schönen aber einfachen Kleide, ohne alle Kennzeichen fürstlicher Ab­kunft, mit denen sie vielleicht bei besondern Veranlas­sungen geschmückt seyn mochte; freundlich grüßend ging sie auf ihn zn; — Treuenstein wollte sich zu ihren Füßen werfen. «Halten Sie ein, lieber Treuenstein,« begann sie ihn zurückhaltend, »gegen eine Schuldnerin ist dies zu viel; Sie haben sich meinen aufrichtigen Dank erworben durch die Gefahr, der Sie sich für meinen amerikanischen Schlingel dort ausgesetzt haben; mir wird es lieb seyn, wenn ich Gelegenheit, habe, es Ihnen zu vergelten; Fräulein V abette hat mir Ih­ren Wunsch zu erkennen gegeben« — »«Und sey es auch nur der geringste der Diener«« fiel er ihr betheuernd in die Rede — »Nicht so rasch, mein Lieber,« fuhr die Dame fort, »wir haben etwas Anderes mit Ihnen vor, uud wol­len sogleich ein Probestückchen von Ihnen haben; ich benöthige zur Ausführung eines Wunsches von mir ein hübsches nettes Quartier von drei bis vier Zimmern, vollkommen eingerichtet. Ich überlasse es ganz Ihrem Geschmacke; nehmen Sie mir eines auf, hier haben Sie 32 — Geld; sorgen Sie, daß es sogleich zu beziehen sey, ich erwarte Sie dann.« Hiemit händigte sie Treuen­ stein eine volle Brieftasche ein, und verließ den Saal. Rosige Zuversicht und innige Zufriedenheit glänzte aus den Augen uns'res Helden; mit vielem Danke wandte er sich zu Vabetteu,' die während dem gan­zen Gespräche schwere Noth gehabt hatte, sich der teuf­lischen Lust des Affen, ihr Maceppcheu zu ängstigen, schirmend entgegen zu stellen, und bat sie, ihm zur Sprache seines Gefühles feruers gütigen Beistand lei­sten zu wollen; denn bevor er gehe, müsse er noch etwas vom Herzen legen. Schnell ließ er sich Schreib­materialien geben, legte 5er Fürstin Portrait in einen Umschlag, und schrieb hinein: »Hier siehst du die­jenige, der ich allein und ewig anhänge, überzeuge dich.« Als er fertig war, adressirte er das Paketchcn an Auguste, und übergab es Vabet­teu als August ens Hausfreundin zur Bestellung, «ich will sie« sagte er, »nicht länger in Ungewißheit lassen,« — Vabette versprach, alles recht z« machen, und se­lig gestimmt empfahl sich Treuenstein. Er suchte lai)ge vergebens eine Wohnung nach seinem Oeschma» ke, der bei diesem Falle um so strenger zu Werke ging, als er dadurch e^ne Prüfuug bestehen sollte; endlich, nackdem er schon alle Intelligenzblätter, Straßenecke und Hausthüren, wo man derlei Annoncen in Ueber­finß trifft, ausgelesen hatte, fand er drei Zimmer licht und geräumig; die Aussicht ging einerseits über eine anmuthige Landschaft, anderseits auf einen be­lebten Platz der Stadt; ein kunstfertiger Tapezierer mnßte sogleich die Möbeln besorgen; Trcuenstein wich nicht Don der Stelle, bis Alles nett und anspre, chend, ohne gesuchter Schönheit hergestellt war. Er empfand die lobhafteste Freude über die freundlichen drei Zimmer, hier hätte er sich gewünscht zu leben, wenn ihn das Schicksal Augusten näher gebracht hätte, doch Hetzt schlug nur die Fürstin in seine» Pul­sen, und er eilte, ihr das Resultat seiner Bemühun­gen anzuzeigen. Sie schien bereits auf ihn gewartet zu haben; ,!üt Wohlgefallen hörte sie seine begeisterte Schilderung des aufgenommenen Quartieres an, «das haben Sie recht brau gethan, lieber Treuen st ein« sagte sie mit vie­ler Wärme «ich hoffe, daß Sie auch fernerhin meinen Wünschen so gut entsprechen werden; hören Sie — Sie müssen Heiratheu.« — Wie vom Donner gerührt, trat Treuensteiu zurück. «Sie erschrecken? vielleicht habe« Säe noch keine bestimmte Auswahl getroffen; ich will Ihnen behilflich seyn.« »»Sollte ein so sanftes Herz«« entgegnete er fast gekränkt, »«wirklich fähig seyn, mit dem meinigen einen grausamen Scherz zu treiben?«« »Nein, nein, ich scherze nicht, Sie solle» sehe», daß, so wie Sie den meinen, auch ich Ihren Geschmack zu treffen wciß..< Die Dame klingelte, und Fräuleiu Vabette er­ schien, an einer Hand Auguste , au der andern Va­ ter Falzbeind l führend, alle im festlichen Anzüge. Treuen stein stand da wie eine Bildsäule im Tem­ pel der Verwirrung ; — aber ermuthigeud nahm ihn seine Gebieterin bei der Hand, uud führte ihu zu Auguste. »Hier, sprach sie, haben Sie Ihre Braut, machen Sie sie glücklich, und folgen Sie künftig weniger dem Zuge Ihrer Leidenschaft, als dem Ihres edlen Herzens; wer­ den Sie Augustens treuer, arbeitsamer Gemahl! Das Quartier haben Sie für sich aufgenommen; dort mö­ gen Sie Ihre neue Wirtschaft beginnen.« Trenenstei n mußte sich's gestehen, er hatte Anguste nie so lieblich, nie so reizend gesehen, er fühlte es, daß ein prunkvolles Leben selbst an der Seite der Fürstin ihn nicht so glücklich gemacht hätte, als ein stilles häusliches an Augustens Hand; aber, obschon selbst das Schmunzeln, das innere Lachen von Mehren, so oft er die Dame Fürstin nannte, manchen argwöhnischen Zweifel in seinem Innern gelassen, konnte er sich doch von der schwärmerischen Anbetung ihres Wesens nicht losringen; im bittersten Seelen­tan,,pfe ergriff er ihre Hand: Gütige Fürstin, begann er ­ ,i>e.. Die Einwohner, fünftausend an der Zahl, fanden glücklicherweise noch Zeit, sich zu retten, doch ihre Habe ging gänzlich verloren.— Ein neuer Krater hat sich am Vesuv eröffnet, und man befürchtet mit großer Besorgniß einen neuen Ausbruch dieses Vulkans. Mehre Geologen prophezeien ein heftiges, bald be­vorstehendes Erdbeben. (^. n. o.) I n England machte man jüngst interessante Ver­suche in Beziehung des Tauchens; ein Herr Abbinett gab dem Publikum Proben seines berühmten Taucher­apparates. Einer der Taucher stieg unter das Wasser in einer Tiefe von vier und zwanzig Fuß, und über­schickte Herrn Abbinett mehre Gegenstände, die er am Boden fand. Sein Aufenthalt am Boden des Fluß­bettes dauerte fast eine halbe Stunde. Diese Operation erregte denstürmischen Beifall der Menge, die herbei­gekommen war, lim das neue Schauspiel'zu sehen. O ä. 0.) Grabschrift des Katers Wiedu. Hier liegt Wiedll, der liebliche Kater. Nicht allzu große Dinge th»t er. — Er war galant bei Mausen und Ratten, Doch meine gebietenden Weiblein hatten I n seine Sprünge sich so vernarrt, Daß d'riiber die Suppe versalzen ward. Der Himmel gebe, daß er mit heiler Haut Am Höllenhunde vorübermiaut. Epigramm. R ap »ö hinkt, und gibt jetzt vor, es sey im Krieg gewesen < Als er durch einen Schuß gelähmt, vor Schmerz fast starb. — Kann seyn! — Doch wird in seinem Abschiedsblatt gelesen: Daß er im Fliehen fiel-— und sich den Fuß verdarb.— L. Kordesch. Pagliarama» Das durch einige Tage hierorts aufgestellt gewesene Pagliarama — nach einer eigenen Idee seines Eigenthümers Hrn, Hiacinth U«««nl<) zukam» mengesetzt und zur Anschauung gebracht — hat lelder während der Dauer seines Hierseuns jener Aufmertsamteit entbehrt, die es verdient. — Diese T tro Hz im merr eise enthält neun Ansichten merkwürdiger Städte, woran die Gebäude mit vieler Gcnauigteitund Zartheit durchgehend« von Stroh ausgeführt sind, und selbst die Nchattirungcn nur «us Stroh von natürlicher Farbe bestehen. Der Anblick ist überraschend schon! Die Gebäude strahlen, als wären sie aus gediegenem Golde, und lassen bis in da« Kleinste alle Akkuratesse und einen ungemeinen Aufwand von Geduld bei ihrer Verfertigung er­kennen. Vorzüglicher Erwähnung Verdient der »l^inpn Nurclu« die »Rui­nen von Palmira«' und die »Ansicht des Theater« in Sicilien,« wozu noch »ls außerordentliche Beigabe die Ansicht eine« Pollnstes »I. , i»»r«. visl!» 6«! uiunclo« gehört, der an Formund Pracht wahrhaft einem Fcen­tempel gleicht. Er führt de», Beobachter etwas vor Augen, was die mit Gold und Edelsteinen so Verschwenderisch herumwerfenden Zoubermährchen «us ..Tausend und Einer Nacht« bisher bloß unserer Fantasie überlassen hatten; das Stroh tritt ihm hier so imposant entgegen, daß er es für eine wahre Parteilichkeit halten muß, wenn es die Dichter zum Bilde der Armuth verwenden. — Nebst diesem Strohtableau zeigt Hr. N»««n«i, noch andere Schau­stücke von gewöhnlicher Malerei, unter denen sich der «Schiffbruch des Ka­pitäns I» rerunIZe« durch die Größe und Lebhaftigkeit ber Scene beson­ders auszeichnet. — r. Warum wir eben des Pagliaromo, welches sich hier wie gesagt nur einer geringen Theilnahme zu erfreuen hatte, erwähnen? — Der wahre Künstler, und sey er es auch in einer geringfügigen Sache, verdient An­erkennung. Wir haben Panoramen, mitunter recht lobenswerthe in Fülle gesehen; Herr lVlÄLeuin aber stellt uns eine ganz eigene Art derselben vor, und schon die Variation verdient eine Würdigung. Der minder rege Anlheil unser« Publikums an dieser neuen, Art von Schauausstellung dürfte sich wohl daraus erklären, daß es in der Vermuthuug einer ge­wöhnlichen Zimmerreise die Ausstellung weniger beachtete. A. d. R. G h a r a d e. Erste Silbe. Ein Fürst bin ich, und kenne nur Der eig'ncn Wlllkühr stolze Sprache; Such' nie bei mir des Äechies Spur Mein Ohr ist taub, blind meine Rache. Bi n gleich ich einem Mnchi'gcrn untergeben, Nennt mich meln Land doch immer nur mit Neben, Zweite Silbe. Kennt ihr den Dämon glühend heiß, Den selbst das Unglück nichi versöhnet? Nur in der Kinder frlhem Kreis Erschein' ich >«ch mit Lust bekrönet. Es soll der Mensch um meine Gunst nicht werbe» Ich faß' und stürz' ihn sicher in's Verderben. Das Ganze. Die größte Macht von Jugend her Ueb' ich auf's Herz — auf's ganze Leben/ Die Brücken bild' ich breit und schwer, Die über tausend Klüfte schweben — Doch, was ich Mannigfült'aes mag bedeuten, Ich werde stets den Schritt der Menschheit leiten. Auflösung der Cbarade im Blatte Nr. ^. Posthorn. Laibach, gedruckt bei Joseph Blasnik.