lnr Kunst, Literatur, Theater u. geselliges Lebe»». Herausgegeben «ud redigier von Leopold Kordesch. ^ 3. Montag am A. Mai ^838. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen. Der Preis des Blattes ist in Laibach jährlich «, halbjährig 5 fl. Durch die f. t. Post unter Onuvert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle t. k. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man entweder im Zeitungs - Comptoir, in der Buchhandlung des Herrn Leop. Paternolli , oder beim Redactlur , «m Marienplatze, Nr. «8, zu ebener Erde. Die seltsamen Gäste. Ballade von L. Kordesch. O s schmettert der Thürmer ins Hörn s» laut, Daß rings von den Bergen erschallt. Der Burgherr am Fenster sitzt und schaut, Wer wohl ihm zu Gaste naht, jung oder alt. — Vom schäumenden Roße gar flink und leicht, Ein stattlicher Ritter nun springt, Der Knechte Troß ihm in Ehrfurcht weicht» Sein Panzer vom Golde crblinkt. Er aber ersteiget die Treppe schnell, Und tritt zu dem Ritter hinein, »Ihr wart ja schon einst mein Kampfgesell, »D'rum spreche ich heute hier ein.» »»Mein gnädigster Herr! befehlt mit mir, »'Ich schulde Euch Leben und Gut, »»Und bin ich auch alt schon und kraftlos schier, »»Noch strömt in den Ädern mir Blut.«« Der Gaugraf die Hand ihm schüttelt und spricht: »Ich ehre den Rittersinn. »Doch schont und entledigt Euch der Pflicht, »lind laßt die Söhne nur zieh'».» Da wird der Ritter bald blaß, bald roth, Und be^ßt die Lippen sich wund. »»H,!«« knirscht er, »»ich wünschte, sie lägen todt, »»Dann gab' ich die Schande nicht tund.«« Dies sprechend eröffnet er schnell den Saal Und fuhrt den Grofeir hinein. Es harret auf sie das köstlichste Mahl, Und silberne Humpen «oll Wein. Doch cltsam!—kein Gast mehr bei Tisch erscheint, Die Söhne nur hinten stehn. »Was soll das bedeuten, mein waet'rer Freund, »Für wen habt ihr noch Tuch »erseh'n?« Da pfeift der Burgherr, und sich behend. Zwei Hund e nun springen herbei. — »»Dies sind meine Gäste bis an mein End. »»So wahr mir Gott gnädig sey.«« »»Sie kämpften für lüich auf der Bärenjagd, »»Seht — Hund e nur retteten mich. »»Die Söhne — die Buben — Gott sen's geklagt, »»Sie ließen den Vater im Stich.«" »»Vergebens fleht' ich in der höchsten Nolh, »»Vom grimmigen Bären erreicht, »»Die Schändlichen flohen —die Söhn e — ach Gott, ^»Und Hund e nur Hab' ich erweicht.»« »»Es war ein entsetzlicher Kampf, fürwahr, »»Vergebens beschriebe ich ihn, »»Kurz, ohn' die Getreuen lag' ich nun starr, »»Und wäre auf immer dahin.«« »»D'rum sollen nun d! e meine Gäste seyn, »»Ich schäme mich ihrer nicht. »»Sie sollen sich stets meines Donk's erfreu'«, »»Sie thaten j» mehr, als die Pflicht.«« »»Mir aber erlaubt, mein gnädigster Herr, »»Daß ich Euch begleite zu Feld. »»Der arme Vater hat Niemand mehr, »»Was macht er allei n auf der Welt«»? — Die Goldquelle. (Beschluß.) Einst traf es sich, daß er von seinen einsamen Wan­derungen in später Mitternachtsstunde, gedankenlos den Weg nach Hause verfolgend, zufällig an jene Quelle kam, die dort unter dem Vuchengebüsche silberklar her­vorrieselt, und sich in den nahen See ergießt. An dieser aber saß ein Greis mit silberweißem Haar, in ein weites Leichentuch gehüllt, still und in sich gekehrt, und spielte mit dem Geplätscher der Quelle. Nach ei­niger Zeit nahm er das sprudelnde Quellwasser in die hohle Hand, und warf dasselbe zu wiederholten Ma­len mit einer ernstfreundlichen Miene zur Seite. An den Stamm eines Baumes gelehnt, sah lange der kummervolle Jüngling dieser Handlung zu, und konnte nicht genug sich wundern über des Alten selt. 1» sames Spiel, alssich derselbe plötzlich geisterartig er­hob, und im Dunkel des Waldes verschwand. I n sei­ner Kammer angelangt, stand noch immer des Greises Bild lebendig vor Bodo , und umsonst bemühte er sich, diese Gestalt aus dem Gedcichtniße zu verwischen. Wa­chend und träumend stand der Greis vor ihm, schöpfte die silberklare Flut, und warf sie auf die Vlumenufer der Quelle. Kaum fiel des werdenden Tages erster Strahl auf sei» einsames Lager, als er sich aufmachte, um zur wohlgemerkten Stelle zu wandern. Nicht Neugierde — diese war aus seinem Leben hinausgebaunt, sobald er herabgestürzt war aus dem Himmel seiner Hoffnun­gen — sondern ein unnennbares Etwas, ein inneres Gefübl, zog ilm dahin. Keine Spur des Greises. Auf dem Rasentepiche, wo er geseßen, strebten unzerknikt die Alpenblüten der Morgensonne entgegen, und der silberne Thau schwankte, leise vom Winde bewegt, perlend an den Kelchen derselben. Es war Trug mei­ner Sinne, oder ei» Wesen aus Luft und Duft, ge­webt, saß an dieser Stelle, sprach er zu sich, als er unweit der Quelle, am nämlichen Platze, wohin der Greis die Silberflut geworfen, einen Haufe» schim« mernden Sandes erblickte. Sogleich beschloß er, die­sen Fund, wenn der Greis am Abende wieder erschei­nen sollte, zu seinem Vortheile zu benützen, und stellte zu dem Ende einige Stunden vor Mitternacht mehre leere Gefäße an de» Vlumenrand der Qnelle hin. I n der stillen Stunde der Geister erschien zu sei, nein nicht geringen Erstaunen jener rätselhafte Greis wieder, und spielte einige Zeit mit dem Plätschern der Quelle, warf, wie Abeuds zuvor, dem Anscheine nach gleichgültig, die schimmernde Flut in die Gefäße hinein, stand endlich auf und verschwand. Jetzt trat Bodo mit bangem Zweifel zur Quelle hi», versuchte eines der Gefäße zu heben, und sieh! seine Kraft er­lag beinahe dem schweren Gewichte desselben. Mit unermüdeter Anstrengung trug er, begünstigt vom Dun­kel der Nacht das rathselhafte Geschenk in seine Behau­sung, und staunte nicht wenig, als ihm des andern Tages gediegenes Gold in ungeheurer Menge aus den Gefäßen eutgegenblinkte. Ein Streben ist dem Menschen, wenn er auch de» Stürmen der Zeit unterlag, dennoch immer gebliebe», das Streben unter den Trümmer» seiner vernichteten. Hoffnungen den Sonnenblick besserer Tage aufzufin­den! — Und wer kann es dem Armen, mit herben Leiden so lange Vertrauten verargen, daß er jetzt auf die Wiedergeburt seines Glückes die neu aufgeblühte Hoffnung zu einem freudeuvollern Leben baute? — So oft der Greis an der verhängnißvolle» Quelle er­ schien, trug «r immer neue Geschenke seiner milden Hand von bannen. Sein Wohlstand erhob sich; bald schaute ein wei­ tes Schloß, versehen mit Allem, von der Stelle des nieder» Häuschens auf Karanthaniens blühende Ge-, filde hinab, umgeben von vielen Herden auf den üppi­ge» Fluren. Doch bei all' diesem Glücke schlug noch jeden Morgen ein liebekrankes Herz, das einzige freu­denlose und unglückliche vielleicht auf der weiten Al­penwelt, dem blauen Himmel qualvoll entgegen. Mit neidischem Auge blickte der Bruder mit seiner Gefährtin auf B od o's wachsendes Glück. Diesen Wech­sel konnten beide, wie sie Tag und Nacht auch sinnen mochten, sich weder erklären, noch mit Gleichmut!) er­tragen, und beschlossen, was es auch kosten sollte, selbst durch das schrecklichste Mittel zur Aufklärung die­ses rathselhafte» Reichthums zu gelangen. Sie nahten sich jetzt dem Bruder, Liebe uud Freundschaft dem Arg­losen heuchelnd, priesen die neue Sonne seines aufge­gangenen Glückes, bedauerte» mit erlogenem Schmerz seiue Zurückgezogenheit und baten um seine Freund­schaft. Den Becher der so lange entbehrten Wonne der Mittheilung mit Begierde ergreifend, schenkte er sie ihnen gleich in so vollem Maße, daß er ihnen die Hälfte seiner Habe anbot, indem er sie versicherte, die Quelle seines Neichthumes sey unversiegbar, wobei er in dunkeln Worten des Greises erwähnte, dem er Alles zu dauken hatte. Als er hierauf den Pokal zum dau­ernden Vnnde der Freundschaft hoch erhob, stürzte sein Bruder Rado mit Blitzesschnelle auf ihn, rieß ihn rücklings zu Boden, und bohrte den tödtliche» Stahl in seine noch freudetrunkene Brnst. — Die Schauderthat war vollbracht; ein Entsetzen aber befiel Beide, als sie sahen, wie der nahende Tod i» dem allmählig erbleichenden Antlitze, in dem mat­ten und immer mattern Zucken der Muskeln, in den verzogene» Lippen und dem gebrochene» starren Ange des Geopferten seine mächtige Allgewalt benrkuudete. Stumm und voll Schauders gruben sie in der Stille der Nacht jenes Grab dort — senkten hinein des er­mordeten Hülle, uud wälzten jenen Stein, den Sie meine Herrn dort sehen, diesen sprechenden Zeugen der That, darüber. Noch in derselben Nacht nahmen sie Besitz von der ganzen Habe des Bruders, und beschlos­sen, ihren Neichthum fortwährend zu vergrößer», und ei» Leben auf diesen Höhen zu führen, das jenes der Könige, in den Ebenen «och übertreffen sollte. Eine geraume Zeit war im Saus uud Braus pfeilschnell verflogen, ohne daß die Schwelgenden ei­nem aildern Gedanken Raum gegeben hätte», als dem der taumelnden Lust, diesem einzigen Vorn, in dem man die Vergangenheit ungesehen machen könnte, wenn das mahnende Gewissen dem Verbrecher oft im selig­sten Rausch des Vergnügens nicht jenen treuen Spiegel der Thaten vorhielte, dessen unwillkührliches Anschauen jede Seligkeit des Lebens vergällt. Ein Blick auf de» mahnenden Leichenstein, und vor ihnen lag die grauenvolle That, die Quelle, der Greis, und der unerschöpfliche Schatz, von welchem Bodo an jenem unglückseligen Abeud eine hingewor­fene Meldung that. Sie beschlossen nun, selbst ein­ ^ ÄL mal das Abentheuer zu bestehen, den Greis zu sehen, und Zeuge seines Goldschöpfeus zu seyn. Hoch am nächtlichen Himmel stand der schweigende Mond, und blickte ernsten Antlitzes von seiner Bahn herab auf die düstern Fichten und die kahlen Felsen der Höhen, als die Beiden langsamen Schrittes an der Quelle erschienen, und sich kaum vor Schauder fassen konnten, als sie den unheimlichen Greis wirklich auf dem weichen Rasen sitzend und in düsteres Sinnen ver­ tieft erblickten. Beklommenheit engte ihnen die Brust — sie woll­ ten ihn anreden,, aber die Zunge versagte ihnen den Dienst. Endlich ermannte sich Rado. Warum sitzest du müßig hier, alter Graubart! schaff' uns Gold! herrschte er den Sitzenden an, daß es weit durch die schweigende Nacht wiederhallte. Da wandte sich der Greis mit einem Lächeln zu ihnen, in welchem Schmerz und Mitleid verbunden lag, schöpfte schweigend mit seiner Rechten der Quelle silberklare Flut/und schleu­ derte die aufgefangene Welle den Beiden ins Antlitz, sprechend: Nehmet hin den Buhl er- und Bruder­ mord er lohn, ihr Schändlichen! — Ich Alko, aus euerem Volke der Erste, welcher auf diesen Höhen zu den Göttern ging, ich u erfluche euch, die letzten desselben. Wandelt daher ruhelos, und bewacht das Gold, bis euch spät einstens Ruhe werde. Und die noch vor wenigen Sekunden der menschlichen Gestalt sich Erfreuenden wanden in den scheußlichen Larven eines Hundes und einer Schlange sich zu den Fü­ ßen des Greises, welcher schweigend sich auf immer von der Quelle entfernte. — Seitdem wandeln sie ruhelos, ängstlich nach ei­ nem Retter blickend umher, bewachen in einer Höhle die Schätze der Finsterniß, und werden wandeln und sie bewachen vielleicht noch Jahrhunderte laug. Die Hirten, welche im Sommer auf diesen Höhen weiden, und im alten Schutte nach blinkendem Metal­ le wühlen, sehen sie oftmals, und fliehen, trotz ihren bittenden Geberden, scheu ihre Nähe. Der dankbare Krieger. Noxellete »ön Dr.. Rudolph Puff. I. Lustig schmetterten die Fanfarren, die Zugbrücke rollte nieder, und wie eiserne Halme bewegtensich die Küraßreiter durch die schmale Pforte in das wohlbe­wahrte W'chltsch. Die Garnison war durch ein halbes Hundert wackerer Krainer aus dem Neuburgischen Re­giment verstärkt worden, welche der junge Florus v. Thur n als wohlbestallter Lieutenant in dieses wich­tige, damals noch krainerische Grenzcastell führte. Es waren schlanke aber nervichte Gestalten, denen zu Kol­ler und Helm nichts fehlte, als Narben, diese Gedan­ , kenstriche nach den ernsten Sätzen des Kriegerlebens, um ihnen gleichen Rang mit den schon lange Gedien­ten zu geben, deren Schwadron sie hier einverleibt wurden. Mit dem leichten unbekümmerten Frohsinn der Jugend sah Florus seiner Zukunft entgegen; ihn freute es in die Seele, gerade mit dieser Abtheilung, die mit ihm zugleich in den Waffen geübt wurde, sei­nen ersten Zug zu begienen, doppelt freute es ihn, daß Wichitsch der Ort seiner Bestimmung sey. Wichitsch, dessen Stadthauptmann sein tapferer Vater Erasmus lange Zeit gewesen war; desto mißlicher berührte es ihn, daß sein erstes Auftreten wieder seinen Willen durch einen Akt der Strenge bezeichnet werden sollte/ welcher sein noch weiches Gemüth mit Widerwillen ergriff. Herr Georg Saurer , nämlich der Stadt­kommandant, war ihm entgegen geritten, hatte ihn mit Wohlwollen, aber auch mit jenem kalten, gemessenen Wohlwollen empfangen, das in jedem Worte die mi­litärische Strenge des Vorgesetzten spiegelte. Thurn's Schaar mußte zur Schwadron stoßen, welche hier ei­nen Theil der Besatzung ausmachte, und mit ihr vor der Stadt auf der Ebene an der Unna einige leichte Evolutionen ausführen. Mit erzwungener Höflichkeit gab der Commandant seine Zufriedenheit mit den Neu­lingen zu erkennen, bemerkte aber in demselben Augen­blicke einen seiner altern Küraßiere, der eine falsche Wendung machte, verzog die Braunen, biß in die Lip­pen, und sprach beim Zurückreiten: Herr Lieutenant v. Thurn , ihr werdet mit einem Commando absitzen, und den Burschen dort, der nun zu euerem Zug gehört, abstrafen lassen. Herr Commandant! rief der Bezeich­nete, indem er sein Pferd herumwarf — doppelt zu bestrafen! — donnerte finster Saurer , weil du deine Subordination vergißt. Thur n blieb höchst verdrieß­lich mit dem Eommando und dem Leidenscandidaten zurück. Die Schwadron mit den Offizieren war längst in der Stadt, und er konnte noch selbst mit sich nicht einig werden, konnte sich nicht entschließen, seinen Ein­tritt, den er als ersten Schritt zu jener Milde gehofft, durch die die Gemüther der Untergebenen gewonnen wer­den, jetzt durch den widrigen Akt der Strenge zu be­zeichnen. Er versank in ein unentschlossenes Hinbrü­ten, aus den ihn erst die Bemerkung des Wachtmei­sters: Herr Lieutenant, es ist alles bereit zur Exeku­tion, aufrüttelte. Wie ist der Mensch sonst beschaffen, den ich bestrafen soll? fragte er den Wachtmeister. Mit Vergunst, versetzte dieser, ein rechtlicher Krainer, ein tadelloser Soldat. Dann nehme ich seine Begnadigung auf mich. Sitze auf, und füge dich strenger in strenge Befehle. Herr Lieutenant, das werde ich euch nie ver­gessen, rief der Küraßier, schwang sich in die Steig­bügel, und trabte gedankenvoll hinter seinen Cameraden nach, die mit froher Miene den herzlichen Antheil an seiner Lage, mit freundlichem Gemurmel ihr Frohlocken über Thurn's Menschlichkeit aussprachen. Noch sann am nächsten Morgen Florus über sein ge­striges Benehmen und die Mittel nach, sich beim Com­ Mandanten über diese, wenn auch gut gemeinte, doch für einen neuen Offizier etwas eigenmächtige Handlung zu entschuldigen, als eine Ordonnanz ihm meldete, daß er auf acht Tage seine Stube nicht zu verlassen habe. Der Lieutenant lächelte bitter, doch in seinem Innern zufrieden, das finstere Los eines Armen gemildert zu haben. Die Langweile des Grenzlebens wechselte mit kleinen Streifzügen in das türkische Gebiet, mit ein­zelnen Kämpfen reich an gegenseitiger Erbitterung mit mancher blutigen Wuude, in welcher mehr den» einmal Ivan , so hieß der von Thur n begnadigte Reiter als treuer Schutzgeist dem nur zu tollkühnen Lieutenant rettend zur Seite stand. Dem Danke seines Offiziers wich er stets mit bescheidenem Ernste aus, nur ein Mal , als er einen Spahi, der schon den Säbel auf Thurn's Haupt schwang, aus dem Sattel warf, und Thurn ihm gerührt die Rechte reichte, rief er mit blitzendem Auge: Herr! ihr ließt mich, ja auch nicht schlagen. So verging ein Jahr, in welchem trotz mancher des rühm­lichsten Beifalles würdigen Reiterthat der Commandant stets mit zurückhaltender Kälte den Lieutenant behan­delte, und ihn bei mehr denn einer Gelegenheit nicht undeutlich merken ließ: Gehorchen und Gehorsam be­fördern sey die erste und heiligste Pflicht des jungen Kriegers; den äußern Feind rühmlich bekämpfen sey leichte Frucht des kräftigen Armes, eines heißen Blu­tes; den innern aber, den Geist des Widerspruches zügeln, das allein sey wahre Tapferkeit. Florus fühlte, daß der wackre Saure r Recht habe, und benahm sich gegen ihn, zwar stets mit einiger Scheu, aber mit dem unzweideutigsten Zeichen der edelsten Achtung. Es war ein finsterer Oktober Abend im Jahre »556, als Thurn zum Eommandanten beschieden wurde, und von ihm den Befehl erhielt, augenblicklich fünfzig Mann aufsitzen zu lassen, in aller Stille aus der Stadt zu ziehen, und dann mit verhängten Zügeln nach Mut­uitz zu jagen, woher so eben die Kunde gekommen sey, daß der Flecken vielleicht noch in dieser Nacht von ei­nem türkischen Streifcorps überfallen und geplündert werden dürfte. I n größter Schnelle war die Schaar in Ordnung. Heute drängte sich fester, als je Iva n an den Lieutenant, schien gesprächiger uud fröhlicher als je, erwiederte auf Thurns Frage, was ihn so heiter stimme, nichts, als: Herr Lieutenant! wir sind so eben über die Wiese, auf der ihr mich nicht schla­gen ließet. — (Fortsetzung folgt.) Miszelle. I n der Nacht, als Alerander der Große geboren wurde, sank eines der schönsten und bekanntesten Bau­werke des griechischen Merthums in Asche, — und in der Nacht, als der Fürst, in dessen Reiche die Sonne nie unterging, Karl der v. starb,' blühte, der Sage nach, eine Lilie ^n seinem Klostergarten wunderbar empor. Dies Beispiel möge als Beweis dienen, wie sehr man doch zu alle» Zeiten in der Geschichte das fra­pante und ungewöhnliche Zusammentreffen besonderer Ercigniße liebte, und daß, wenn die bloße Begeben­heit zu arm daran erschien, man es gerne sah, wenn die Sage den langen Steifrock Clios hie und da mit poetischen Vcmderchen ausschmückte, ih» mit dem Schim­mer des Ueberirdische» und Wunderbaren verbrämte, und durch diesen Zauber jeden Stand uud jedes Alter zur Begeisterung für das Edle und Große hinzureißen wußte, was der ernsten Geschichte allein nie möglich ist. Akrobatisch - athletisch«pantomimische Vor­ stellungen. Thalia hat uns «erlassen, «ler Lrat» und Polyhymnia traten an ihre Stelle. Herrn I. L. Nnnnn'z atrolatisch-athletisch-pantomimische Gesellschaft gibt seit »ü. ». M. hier Vorstellungen, worunter die mit vieler Fertigkeit, Muskelkraft und schöner Haltung ausgeführten Kämpfe und Gruppirun­gen der drei Athleten den erste» Rang einnehmen. — Mi t besonderer Meistcrhafligfcit tritt »ns in diesem Lenre der Kunst Herr ?eter ?e