3 a i b a ch e r Wochenblatt zum Nuhen und Vergnügen. Spanisch - Südamerika- <<)ey der im Jahre 1L12 unternommenen Heransgabe semer Süd-Amerikanischen Reisen, machte der berühmte Reisende Alexander v. Humboldt, die Bemerkung ; „Seit dem ich Amerika verlassen habe, ist in den Spanischen Ansässigkeiten eine derjenigen Umwälzungen ausgebrochen, welche von Zeit zu Zeit die bürgerlichen Gesellschaften' erschütterten. Sie scheint einer Volkszatzl von 14 Millionen Menschen ein neues Schicksal zu bereiten, indem sie sich von den Usern des Plata «nd Chili bis in den Norden von Mexiko verbleitet. Tief eingewurzelter Haß, aufgeregt durch d'S Kolonial- Gesetzgebung und durch eine mißtrauische Staatsverwaltung unterhalten hat m diesen Ländern, welche seit drey Jahrhunderten, ich will Nicht sagen glücklich , aber doch ruhig lebten, alles in Flammen gesetzt, und Blut in Ströhmcn vergicssin gemacht lc." Im Vcrsolge setzt e^ die treffende Bemerkung bey, daß doch bey dieser Staatsmnwal- tung dieSpanischenAmerikaner sich bey weitem nicht in emer sogünsiigenLage befinden, als welche vormahls denEnglischenAnsässigz keiten von Nord - Amerika zu Statten kam, die durch cinen langen Genuß einer auf die Englische Staatsverfassung gegründeten Freyheit schon vorbereitet, zur Unabhängigkeit nur noch einen Schritt zu machen hatten. Aber in Ländern, unter eiuem wannen Himmelsstriche, wo die Aufklärung nur noch schwach eingewurzelt, und der Fanatismus vorherrschend ist, sey nicht zu glauben, daß die Freyheit sich sobald festseycn, daß sie nicht alle Gräuel des Krieges und der Parteywuth werde durchgehen müssen, um endlich über Blut, Leichen und Opfer aller A rt zur Unabhän-aigkeit zu gelangen. Diese Bemerkung ist durch alle Nachrichten bestätiget, die man bisher aus den Spanisch - Amerikanischen Niederlassungen erhalten hat, und findet neue Belege in der neulich angeführten Zuschrift des Kongreß-Presidenten von Neu" Granada, die in der Fortse: ung also lautet: „Was haben Eu. Exz. als Gouverneur von Quito, wenn Sie diescs selbst recht-> massig wann, mit Popayan und den an? dorn Provinzen von Neu Granada zu schaffen, von welchen Sie Unterwerfung fordern ? — Erinnert dieses nicht an den mehr erwähnten Grundsatz, daß jeder Spanier sich für den Beherrscher von Amerika halt ? Sind dieses die freysinnigenA.undla-genIhrer neuen Verfassung? Sind dieses die Wohlthaten, welche uns Spanien und dessen Unterhändler anbiethen ? Und kann Amerika jemahls etwas Gutes oder nur Gerechtigkeit von einerRegierung erwarten, welche dieRecht' derVölker auf solcheArt mit, Füssen tritt. Aber fey denl wie' ihm wolle, Amerika:st.'nicht deshalb frey. w^il die Spa-nisthe Negieryng graufan, ist; es wurde es eben sowohl seyn, wenn auch diese menschlich und mild w.ne. Amerika ist in Wirklichkeit frey, weil es fich selbst regieren ' kann und will , und keine andere Nazion berechtigst ist, selbiges in Knechtfthaft zu erhalten; weil es die Natur felbst von der Herrschast Spaniens losgesprochen hat, und 17 Millionen Menschen mcht Gesetze von den 3 oder 10 Millionen der Spanischen Halbinsel empfangen können. Amerika ist mit einem Worte nach eben den Grundsätzen frey, nach welchen Spanien das Französische Joch abgeschüttelt hat, weil endlich, was für Wohlthaten es auch vou einer ohnmächtigen und schwachen Nazion zu gewarten haben konnte, selbiges jederzeit seine Freyheit den Ketten vorziehen wird" „Eben sowohl möchten Sie versuchen einen gesunden, starken nnd vollendeten Mann zu überreden, untor einer ewigen Vormundschaft zu bleiben, oder daß einer, der bey gefunden Sinnen ist, sein Vermögen von einem andern verwalten liesse, um sein eigenes Bestes zu befördern. Ein solches Sistem ist unnatürlich; denn wenn der Mensch einmahl zu einem gewissen Alter gelangt ist, so steht er nicht länger mehr unter der väterlichen Obhut, welche seme Kindheit bewachte; diese Grundsätze sprechen ssch selbst in dem chleMhm Haushalte aus. Ohne allen Zweifel ist es jedoch unsere Psiicht, alle die Empfindungen, welche Natur, Dankbarkeit und Religion gegen die Urheber unsers Daseyns einflößen , in unseren Herzen zu bewahren; wir wollen daher auch, ungeachtet aller der von Spanien erouloetm Gewaltthätigkeiten und Grausamkeiten, alle die Gefühle uno Rücksichten gegen dasselbe behalten, welche man einer Amme schuldig ist, die zu ihrem eigenen Nutzen und gegen gute Bezahlung, uns gepsiegt hat; aber dis>e unnatürliche Gtiefmutterschaft ist nun zu Ende, denn so bringt es die Ordnung der Natur uud der Vernunft mit sich." „Dieses ist der Entschluß d^s f eyen Amerika, und nichlskann denfelben jetzt mehr hemmen oder rückgängig, machen. Unsere beyderseitigen Forderungen siüd nunmchr zn entgegengesetzt und k. ner Vereinbarung mehr fähi^ Spaniel will die Abhängigkeit, Unmündigkeit un> die ewige Herrschaft über Amerika , während das lstztcre seine unbedingte Freyheit verkündiget und beschworen hat. Da gibt es keine Mittelst^asse mehr. Die Amerikaner sind entschlossen lieber unterzugehen, als länger ein fremdes Joch zu tragen. Spanien hingegen würde sich nlirmit unbedingter Unterwerfung begnügen. Welche an? dere Deutung ließe sich sonst wohl den von Don Americh und Eu. Erz. gegen Santa-Fs und Popayan gemachten Erklarnng geben? Woher sonst diese hartnäckige Beharrlichkeit uns glücklich machen zu wollen ? Wir verzichten sehr gern auf dieses Glück. Wenden Eu. Exz. Ihre Aufmerksamkeit lieber auf Spanien und arbeiten Sie mit Ihren Genossen an der Befestigung der Unabhängigkeit, welche dasselbe nach Ihre.' Versicherung jetzt erlangt haben soll. Wir beneiden fein glückliches Loos nicht nnd wünschten aus Menschenliebe die schmeichelhaften Hoffnungen erfüllt zu sehen, welche Eu. Erc. so schön schildern, die aber unglücklicherweise niemahls verwirklich werden können; Spanien wird, wis es bisher der Fall war, immer und ewig in Abhängigkeit von ei-n;r oder der andern Europäischen Macht bleiben. Acht Millionen Menschen ohne , Ackerball, Handel, Gewerbe, Flotte, Künste und Wissenschaften, blosaufden Besitz eines Erbgutes beschränkt, wovon sie nur die Verwalter waren, und zwischen mach-tigen Nebenbuhlern nnd feindlichen Nachbar - Völkern , werden niemahls e^twas anderes als die Werkzeuge derselben und eine leichte Beute eines jeden Eroberers seyn, den Macht und Ehrgeiz gegen sie erweck.n werden, so wie auch ohne Zweifel S^a-ien die Beute Frankreichs geworden wäre, wenn England dasselbe nicht gerettet hätte. Wir sind fest überzeugt, daß trotz dieser offenbaren Schwache sein Swlz Spanien dennoch zu dem Versuche an r iben wird, die Herrschaft über Amerika zu erringen; aber in dieser Voraussetzung , nnd entschlossen lieber zu sterben als zu unterliegen, haben wir dessen Joch für immer abgeworfen. Wir können noch Glückswechsel und Unfällen ausgesetzt seyn , wie uns auch die Erfahrung schon gelehrt hat, und aus dieselbe Art, wie der Zufall war, der'Eu. Exz. kürzlich so sehr aufgeblasen gemacht hat; allein diese waren nicht sowohl eine Folge der Spanischen Tapferkeit, alsdcs schändlichen Benehmens einiger Amerikaner , welche ihre nnd die Rechte ihres Landes für die ihnen gestattete Plünderung unseros Eigenthums und den Genuß der schon erwähnten Ausschweifungen verkaufen." „ „Allein unsere Standhaftigkeit sowohl M Glücke als im Unglücke werden Eu. Exz. und Spanien kennen lernen , daß seine Unternehmungen hoffnungslos und gänzlich unnütz sind. Unsere eigenen innern Zwistigkeiten sind blosse Federkrige, wel- che dahin abzielen, die Rechts eines qros« sen Volkes zu erläutern, welches jetzt damit umgeht, sich eine Staatsverfnfsun., zugeben; sie rühren von dem aufgeklärten Verstande der Amerikaner her) wcl< che wissen, wie wohl man zu überlegen habe, welche unter den verschiedcnm schon vorhandölv n, und noch im Entstehen begriffenen RegisrllNgsfomlM die kräfti'g-sie sey, um unsere Feinde zu Schanden zu machen -. aber in unserem Haß gegen selbige, in dem festen Entschlüsse frey zu seyn, oder eher unterzugehen, als ein schmähliches Joch zu tragen, sind wir alle einstimmig." ,,Eu. Exz. dürfen sich daher vollkommen überzeugt halten, daß die von Po-payan und Narino ertheilten Antworten ganz unsere eigenen Gesinnungen ausdrücken ; wir wiederhohlen dieselben jetzt, und werden sie bis auf den letzten Hauch zn behaupten wissen, Lassen Eu. Exz. also Americhs Heer nur anrücken, und ihm zugleich wissen, daß es in diesem Lande keine andere Behörde mehr gibt, welcher Zurechtweisungen zu ertheilen wären, und seyn Sie künftig versichert, daß Gesuchs oder Beschwerden bey dem undankbaren Spanien unsere Sache nicht vertreten sollen, denn diese vertrauen wir der göttlichen Gerechtigkeit, dieser Rächerinn der Beleidigungen^ und unsern eigenen Schwertern." Tunja, (in Neu-Granat) cm 9. Iu-ny 1814: (Unterzeichnet:) Camillo Torres, President. (Die Fortsetzung folgt.) Englische Fastnachts - Posse. Am 2i. Jan. entstand in Bedords Straße ein Auftauf von ganz eigener Art. Ein muffiger Kopf, odsr mehrere, hatten sich dcn tollen Scherz erlaubt, un-tör dem Nahmen des in gedachter Strasse wohnenden Doctors Hutton sür besagten Tag eine Menge von Waaren und Ar-beitsleiiten hinzubestellen. Als die Familie des Doctors beym Frühstück saß, erschien zuerst ein Leichenwagen mit 6 Pferden, der zur Beerdigung h'inbeschie-den zu seyn anzeigte; er ward unter Bs-5heurung,daß in diesem Hause niemand gestorben sey, und daß ein Mißverstand dabey zum Grunde liegen müsse, abgewiesen. Bald darauf kamen, von zwey verschiedenen Tapezierern hingesandt, zwey schon ausgeschlagene Särge; sie wurden ebenfalls abgewiesen. Jetzt aber ward eine vierspännige Postchaise gemeldet deren Kutscher und Vorreiter mit Blumensträußen und Bundschleifen geschmückt waren , und das Brautpaar abholen wollten. Nun erst sing man im Hause an zu ahnen,daß etwas mehr als ein zufälliger Mißverstand im Spiels sey; es wurden also an die Ecken der Strasse Bediente des Doktors aufgestellt, die, wo möglich, alle verdächtige Ankömmlinge gleicher Art im Voraus abweisen sollten; ailcin sehr viele von diesen ungebetenen Gästen wann dem Aeu-ßern nach gar nicht dafür zu erkennen, denn es kamen unter andern 6 zweyra-drige Karren mit Kohlen, die ebenfalls für den Doktor bestellt worden waren, Wein, Bier, Galanteriewaarcn; auch zwey Aerzte und ein Accouchcur kamen angefahren und wollten ihren Dienst leisten. Kurz, drey Stunden lang dauerte diese arge Fast-nachts - Posse, die bald ein, Menge Straßenjungen und müßigen Pöbel herbeyzog, der sichs herausnahm, dcn in April geschickten Personen, wenn sie, ihr^s Irrthums belehrt, nachHanse umkehrten, mit Schneeballen das Geleite zu geben. Thörigte Verblendung. Ein Schuhmacher zu London, einAw Hanger voi/der berüchtigten Southcott, arbeitete allen , die sich für Anhänger derselben erkärttn , auf Borg, mit der Bedingung , daß, wenn Southcott mit dem Messias nieder käme, er doppelte Bezahlung erhielt. Die Närrin starb/ und dtt Schuster ist ganz ruinirt. Guter Rath. Dcr Kaiser Joseph Is. schaff bald naH feinem Regierungsantritte in seiner Residenz das französische Theater ab- Dieß schmerzte besonders den französischen Gesandten, der sich nun das Vergnügen, das Schauspiel zu besuchen , ganz versagen mußte. „Was werde ich nun ," äußerte er einst gegen den Monarchen, "in dcn Stunden angeben, die ich sonst so angenehm im Theater zubracbte !" Schnell amwortete der Kaiser. „ Machen Sie es, wie mein Gesandter in Paris!" ,,Und was macht denn dieser?" fragte der Gesandte. „Er lernt französisch," war die Antwort. Charade Die Erste hat dem Niedern sich entwunden; Die Zweyte war und ist, wird immer seyn; Das Ganze schließt, in feierlichen Stunoen Des ganzen Lebens Wohl und Wche ein.