lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. »G« Nedigirt von Leopold Kordefch. ^ ^ Montag am II . Immer 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jede« Mol ein halber Bogen. Der Preis des Blattes ist in Laibach ganzjährig 8, halbjährig 3 fi. Durch die f. k. Post unter Couuert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl, C, M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. t. Postämter nehmen Pränumeration »n. I n Laibach pränumerirt man beim Verleger am R»«n, Nr. 190, im ersten Stocke. Sternengruß. F« Nimmern am Himmel die Sterne He» und im strahlenden Kleid, Dünkt mir, »ls ob aus der Ferne Mich grüße die alte Zeit. Und tausend lichte Gestalten Entsteigen der träumenden Brust, Es wandelt ein inneres Walten Die Thräne in Perlen der Lust. E i locket, wie einst die Lieder, Es rufet ein süßer Gang, Es füllet die Seele wieder Der Ahnung melodischer Klang. Und freudig rnuschen die Saiten, Sie grüßen ein nahendes Bild, Das Liebe «nd Sehnsucht geleiten Zur Brust, die »°n ihm nur erfüllt, D» schwinden die bangen Sorgen, D» llärt sich der trübe Blick, D» kehret im rosigen Morgen Der Stunde schönste zurück. Und fröhliche Zcphire küßen Die Stirnc, freudebckränzt. Und milde die Sterne grüßen. Was zitternd im Auge glänzt, — I, Pfnndheller. Der St. Barbara-Schacht zn Idria. (Beschluß) ^age, Monate waren vergangen, ein ganzes ^Iahr hatte seit diesem gräßlichen Ereignisse die Zeit hinweggeschwemmt, und noch war Niemand von den Arbeitern auf Andreas Leiche gesto­ßen. Sein Andenken fing allmälich an aus dem Gedächtnisse der Bewohner des Städtchens zu verschwinden, und nur hie und da erinnerte sich einer der Bergknappen mit Weh­muth noch des so unerklärbar'Verschwundenen und gedachte manchmal seiner im frommen Gebete. Eines Morgens verbreitete sich jedoch wie ein Lauf­ feuer die unerwartete Nachricht durch das Bergstädtchen, daß der verloren gegangene Bergknappe Andreas unter den letzten Trümmern des eingestürzten Steinhaufens gefun­ den, ja, daß er lebend, gesund und wohlerhalten von den Arbeitern aus demselben herausgezogen worden sei. Eine Nachricht, die alle Bewohner wunderbar ergriff. Das ganze Bergoberpersonale stürzte eilends in die Teufe des Schachtes hinab, um sich hievon mit eigenen Augen zu überzeugen. Wunderbar! die Nachricht war keine Lüge. Lebend, gesund, wie man ihn sonst kannte, saß er da, begrüßte seine Vorgesetzten nach alter Bergmannssitte und reichte lächelnd manchem seiner Bekannten zum traulichen Willkommensgruß unter dem Zurufe: »Glück auf!" seine Rechte hin. Nun ging es an ein Fragen von allen Seiten; Jeder drängtesich an den Wiedergefundenen und betastete ihn, ob er auch der Wahre sei. Er erzählte nun, wie und warum er Bergknappe geworden, alles, und ohne Hehl, nannte fromm verzeihend den Verweser als die Schuld aller seiner untergegangenen Hoffnungen, und diesen Verweser wollte er an jenen Unglückstage, über die Fahrten herabkommend, erblickt haben. Daß die Werber in seinem Gefolge sein mußten, glaubte er als gewiß annehmen zu dürfen. Mein Blut erstarrte, das Grubenlicht entsank meiner Hand, schloß er, und alles Bewußtsein war verschwunden. Jetzt war der traurige Vorfall plötzlich klar. Durch das Entfallen des Grubenlichtes mußte ein Feuerfunke auf das aufgeschüttete Pulver gefallen sein, wodurch die Erplo­sion entstand, welche die Steinmassen in ihren Grundfesten erschütterte, und sie in regellose Trümmer zu einem Haufen über einander warf, unter denen man den armen Andreas nun so unvermuthet wieder gefunden hatte. Wie lange ich in diesem bewußtlosen Zustande gewesen sein mußte, kann ich nicht bestimmen, fuhr Andreas nach langer Pause fort, weiter zu erzählen. Nur so viel weiß ich, daß mir, als ich zu mir selbst gekommen war, eine Jungfrau zur Seite stand, mit himmlischer Glorie umgeben. Ich erkannte in ihr die seit meiner Jugend von mir hoch­ 26 verehrte heilige Barbara , und von dieser erhielt ich, seit jener Stunde, Speise und Trank bis auf den heutigen Tag. Nicht ohne innige Rührung vernahmen die Anwesenden die wunderbare Begebenheit. Andreas aber bat sofort, ihn zur Pfarrkirche gelei­ten zu wollen, damit er nächst Gott seiner mächtigen Be­schützerin Dank abstatte, und nach einer so langen Zeit das heilige Abendmahl wieder empfange. Seine Bitte wurde ihm gerne und augenblicklich ge­währt. Hundert Hände bewegten sich, den so wundervoll Wiedergefundenen durch den nahen Stollen zur Kirche zu tragen, wo sich schon eine zahllose Menge der Bewohner bereits eingefunden hatte, den so wunderbar Erhaltenen mit eigenen Augen zu sehen. Wie eine verklärte Gestalt kniete er da, als ein ehrwürdiger Greis mit Silberhaaren im Meß­ornate zum Altare trat, und als dieser am Schlüsse der heili­gen Handlung ihm die Himmelsspeise reichte, erkannte An ­dreas in ihm jenen frommen Dorfpfarrer, der ihn einstens, beinahe im Sinken, durch die Kraft des Glaubens wieder aufgerichtet hatte. Er lächelte in freudiger Aufregung ihm sprachlos entgegen. Es war sein letztes Lächeln. — Der Unglückliche starb gleich darauf in des Stadtpfarrers Armen, welcher auch ihn erkannte, und jetzt mit Simeon s Wor­ten: »Herr lasse deinen Diener in Frieden fahren, denn er hat deine Macht und Herrlichkeit gesehen!" ihn segnete. Der ehrwürdige Stadtpfarrer, der im Jahre dieser wunderbaren Begebenheit nach Idria übersetzt wurde, hinterließ manu­skriptlich diese Begebenheit, deren Wahrheit ein in der Stadt­ ' Pfarrkirche St. Barbara zu Idria aufgehängtes Erinne­rungstäfelchen mit der Jahreszahl 1752 den 23. Jänner, bestätiget bis auf den heutigen Tag. Das Manuskript, welches von diesem Ereignisse berich­tet, erwähnt zugleich, daß der Held unserer Sage während der Zeit, als er zu Idria lebte, sich verehelicht habe, und daß seine Bekannten und Freunde das Andenken an diese wunderbare Begebenheit alljährlich dadurch feierten, daß sie am St.Barbara-Tag e das allerheiligste Altarssakrament zu nehmen pflegten. — K a l i s s a. Ein hebräisches Sittengemäldc. Aus dem Französischen von M . Vehovar. (Fortsetzung) Die Unruhe hatte bei Maria m den höchsten Grad erreicht. — Endlich, gegen zwei Uhr Nachmittags öffnete sich die Hauspforte hastig, und M essaoul erschien. — Er ging schnellen Schrittes, aber es war nicht die Begierde, seine Verlobte wieder zu sehen, welche seine Schritte be­flügelte; seine Haltung war finster und ernst. Der junge Israelite blieb an der Schwelle von Mari a m's Gemache stehen; dann, als die schöne Witwe freudig aufschrie und ihm ihre weißen Arme entgegen streckte, sagte er zu ihr dumpfen Tones: Was hast du mit dem weißen Seidenschleier gemacht, an dessen einem Ende dein Name mit Goldbuchstaben gestickt war, Mariam? Das arme Weib begriff mit einem Male die Anklage und die Schwierigkeit der Verteidigung. Bestürzt, zitternd konnte sie keine Antwort hervorbringen: ihr Verlobter hatte sich, wie ein strenger, unerbittlicher Richter vor sie hin­ gestellt. Ohne Zweifel wäre Maria m rücklings zu Boden ge­ fallen, wenn nicht Messaoul", welcher sie schwanken sah, zu ihr gesprungen und sie hart beim Arme ergriffen hätte. Wo ist dein weißer Seidenschleier, Mariam ? wie­ derholte er. Gnade! Barmherzigkeit, Messaoul! sagte endlich Ma­ riam , ihre Stimme und ihre Bewegung wieder gewinnend, Barmherzigkeit im Namen des Gottes Israels! Also bekennst' du dich schuldig?! rief der junge Israe­ lite im bittersten Tone. Schuldig? — und worüber? erwiederte Mariam . So rede denn! schrie Messaoul, indem er ihren Arm, den er noch immer festhielt, mit aller Gewalt schüt­ telte, antworte auf meine Frage! Messaoul, sagte die Jüdin, sich zu beruhigen suchend, wenn ich zittere, so ist nicht das Gefühl meiner Schuld Ursache daran; aber ich gestehe es, dein Zorn erschreckt mich; denn bei Gott! ich habe mir nichts vorzuwerfen. Nun, so antworte auf meine Frage! wiederHolle Mes­ saoul kurz und gebieterisch. Mariam sprach zögernd: Ich — habe ihn nicht mehr! Nun — und wo kam er hin? — Messaoul! sieh mich nicht so an; du erschreckst mich, rief sie entsetzt vor seinem Blicke. Messaoul ließ ihren Arm, setzte sich und fuhr einige Male mit der Hand über seine Augen und Stirne, dann sagte er: Ich bin ruhig — rede denn! Mariam kniete vor ihren Verlobten hin, ergriff seine Hand, die er nicht zurück zog, und flüsterte mit furchtsamer, bebender Stimme: Höre mich an, mein Geliebter! — Ich weiß nicht, wie du den Verlust dieses Schleiers erfahren konntest, aber ich werde aufrichtig sein — und gewiß, ich verlor ihn nicht durch meine Schuld!" Dann erzählte sie ihm getreu die Scene auf der Te­rasse. Als sie damit zu Ende war, erwartete sie, daß ihr Verlobter sie um Vergebung seiner Beschuldigung bitten werde, und schon bot sie ihre keusche Stirne den Lippen Messaoul's zum Kuße — aber er zog sich zurück und sagte mit Bitterkeit: Die Fabel ist gut ersonnen! — Uebrigens hattest du seitdem, als ich dich fragte, hinlänglich Zeit, sie zu erfinden. Maria m schauderte zusammen, als ob die Spitze eines Dolches ihr Herz durchbohrt hätte. Wie! — Du zweifelst an meinen Worten? rief sie in Verzweiflung. Messaoul lächelte verächtlich: Ich mache dir nicht einmal die Ehre, bloß zu zweifeln; ich bin überzeugt von deiner Schande. MessaouH — flehte Mariam, ihm die Arme ent­gegenstreckend. Elende! antwortete der Israelite, dessen Zorn plötzlich 27 wieder aufflammte, Elende! — Ein Fremdling ist Hieher gekommen, der dein Gesicht ohne Schleier sah; der nun weiß, daß deine Augen schwarz, deine Lippen roth und deine Zähne weiß sind, und der nun überall herumgehen wird, zu prahlen, daß er mit eigenen Augen die Verlobte Mes ­saouls gesehen habe; — Elende! und du erstaunst noch über meinen Zorn? — über meine Verachtung?— O, sage mir, daß dieses Alles nicht wahr sei! — Versuche es doch! — All' mein Blut gebe ich dafür, ja, all mein Blut! Die edle und schöne Gestalt des jungen Israeliten war durch die Wuth und den Schmerz ganz umgewandelt; seine Augen schössen Blitze und ein weißer Schaum floß von sei­nen Lippen über den blonden Bart. Plötzlich sich in seiner ganzen Höhe aufrichtend, ergriff er vom Neuen Mariam s Arm, und ihn fast zum Brechen zusammendrückend, fügteer mit über einander gepreßten Zähnen hinzu: Zwei Männer haben dein Gesicht gesehen. — Einer von den Zweien muß sterben. Wie heißt der Name des Andern? Der Schmerz, den Maria m in ihrem Arme fühlte, war so unerträglich, daß er ihr sogar die Kraft zu antwor­ten raubte. Das arme Weib hob nur immer seine thränen­feuchten Augen zu Messaoul und flehte ihn so um Barm­herzigkeit. Sein Name! — sein Name! wiederholte er mit Wuth. Aber, da er keine Antwort erhielt, befahl er durch eine rasche, gebieterische Bewegung seiner Rechten Mariam , sich zu erheben, richtete sie gerade vor sich empor und näherte dann sein Antlitz dem ihrigen, begleitet von jenem herrschenden Blicke und Tone, welcher jeden eigenen Willen ganz der Oberherrschaft des Fremden beugt, und flüsterte mit kaum vernehmlicher, aber furchtbarer Stimme: Ich will den Namen dieses Menschen wissen, Weib! Emil von Torval! sagte Mariam unterjocht und gänzlich vernichtet mit gesenktem Auge. Er ließ ihren Arm los. — Ein tiefes Schweigen um­gab sie, als sie ihre Augen furchtsam erhob, um Mes­saoul zu suchen. — Er war verschwunden. IV. Der Kopf. Seit drei Tagen lag Mariam bleich und abgeschla­gen auf ihrem Divan und hatte fast gar keine Nahrung zu sich genommen, gerade nur so viel, um ihr unglückliches Leben mühsam zu fristen. Auf die Fragen Margarida's antwortete sie nur mit Thränen und Schluchzen. Am Abende des dritten Tages kam die gute Sclavin, welche einen Augenblick ausgegangen war, zurück und kün­dete Mariam an, daß sie Messaoul sprechen wolle und sie auf der Terasse erwarte. Messaoul! rief Mariam, und die junge Jüdin, die vorher kaum Kraft genug hatte, ihren Kopf aufrecht zu halten, erhob sich, durch diesen Namen, wie durch eine magische Kraft belebt, hastig, und begab sich leicht und freudig an den bezeichneten Ort. Der Mond mit seinem schönen, reinen Lichte strahlte hell auf die Terasse nieder. Messaou l hielt sich seitwärts, finster und schweigend. Sein brauner Burnuß lag auf dem Boden zusammen ge­rollt. Maria m flog auf ihn zu, um sich in seine Arme zu werfen, als sie plötzlich stille stand: Blut! —.Blut! schrie sie entsetzt auf, und überflog mit ihren Augen die Kleider des jungen Israeliten. Die Spitze seines Yatagans, den er in der Hand hielt, zeigte einige rothe, noch nasse Flecken. Bei Mariams Stimme schien Messaoul aus seiner Lethargie zu erwachen; doch blieb er in seiner Stellung und sagte im dumpfen Tone: Ich bin gerächt! — Gerächt! wiederholte Mariam . Sieh'! — Er beugte sich zu seinem Burnuß, rollte ihn aus ein­ ander und ein Gegenstand zeigte sich Mariam s Blicken, den sie jedoch anfänglich nicht erkennen konnte. Er hob ihn mit seiner Hand in die Höhe — es war der frisch ab­geschnittene Kopf eines Mannes. O, das ist furchtbar! — furchtbar! stöhnte Mariam , sich mit den Händen die Augen bedeckend. Weib! schrie Messaoul, Weib! — dieser Kopf macht dich nur erschrecken? Ach! — Sei barmherzig, Messaoul, nimm ihn weg! — nimm ihn weg von mir! Dieser Kopf macht dich nur erschrecken?! wiederholte er mit furchtbarer Stimme; wie, du jauchzest nicht vor Freude? du segnest nicht die Hand, die diesen verhaßten Kopf abgeschnitten? — Du näherst nicht einmal deine Au­gen, ob es wirklich der rechte Kopf sei? — der Kopf Emil's von Torval? — Aber so denke doch, entartete Jüdin, daß diese Augen dich gesehen, daß diese Lippen da­mit geprahlt haben! — geprahlt vor mir! kaum erst vor einer Stunde! — vor mir — mir! — deinem Verlobten! — Er wagte es zu sagen, du wärest schön! — er wagte dich Maria m zu nennen — dich so zu nennen, wie ich dich nenne! Er zeigte mir deinen Schleier, den ich an meinem Herzen bewahrt hatte! — Schamlose! Schändliche! Ich sterbe! sprach kaum hörbar Mariam, die unfähig, sich länger aufrecht zu erhalten, auf den Marmorboden der Terasse gesunken war. Nach einem langen Schweigen, während dem die junge Witwe keine Bewegung, noch einen Blick wagte, vor Furcht zitternd, noch einmal jenen bleichen, vom Blute entstellten Kopf sehen zu müssen, richtete sie sich matt empor. Mes­saoul aber, dem es endlich gelungen war, sich zu besänf­tigen, fuhr mit langsamer und ernster Stimme fort: Mariam ! du hast Rechte an mich, morgen mit Ta­ges.-Anbruche wirst du mich davon befreien. -.'Gott Israels! was bedeuten diese Worte? sprach sie angstvoll. Messaoul erwiederte frostig und ohne Mariam an­zusehen: Morgen mit Tagesanbruche werden wir die Cere­monie der Kalissa vornehmen. O, das kann nimmer sein, Messaoul! — meine Ohren täuschen mich; ich habe schlecht gehört! Nun Mariam! — du scherzest wohl? 28 Die arme Jüdin hob ihre Augen zu ihrem Verlobten, als ob sie noch zweifelte, daß er es sei, der so mit ihr gesprochen. > Und dann fuhr er mit bitterer Ironie fort: du bist noch jung und schön, du liebst es, dich ohne Schleier zu zeigen, sowohl unter den Franzosen, als auch Musel­männern und Juden; D u kannst wohl leicht einen zweiten Gemahl finden. — Ach, das ist schändlich, was du jetzt sprichst, Mes­saoul, unterbrach ihn Mar i am mit einem Strome von Thränen. Ich habe nichts verbrochen, Gott weiß es! und deine Worte sind schärfer als Dolchspitzen. Wenn dir Maria m nicht gefällt, so tödte sie, aber beschimpfesie nicht. Wie? du fühlst dich wohl sehr verletzt durch meine Worte? — Du warst es weniger durch jene Emils von Torval , als er deine Reize bewunderte! Aber — Die Unglückliche wollte antworten — doch sie ver­stummte. Messaoul nahm seine schreckliche Trophäe und entfernte sich singend. (Fortsetzung folgt.) Vr i ginal - Anekdote. Ein Fremder, der Oberösterreich bereis'te, übernachtete in einem dortigen Dorfwirthshausc. Der Wirth, ein jovialer, freund­licher Mann, kam des Morgens auf die Oberstube, die man dem Fremden eingeräumt hatte, um sich nach dessen Befehlen zu er­kundigen. Er bemerkte bald, daß der Fremde starr auf die Thüre sah, die mit mehreren Buchstaben beschrieben war. Sie lauteten: I. G. I. G. A. O. H. zahlt's E. — »Nun, Sie scheinen ein hochgelahrter Herr zu sein,« hob der Wirth an, »Sie werden das wohl leicht auflosen?« der Fremde sann und sann, bekannte aber endlich, daß er doch nichts herausbringen könne. »Ich sehe wohl« sprach der Wirth lächelnd, »daß auch die Herren nicht Alles wissen. Die Aufstellung dieser Buchstaben beruht eigentlich auf einem spaßigen Falle: Vor Jahren, als noch mein seliger Vater hier Gastgeber war, befanden sich eines Tages zwei fremde Gäste in der Wirthsstube. Nachdem sie tüchtig gezehrt, sagte der Eine: » I geh'« — » I geh' a« — sprach der Andere und stand auf. — »O ha!« schloß der Wirth, der dies hörte, unbemerkt hervortretend — »zahlt's eh'.« — Feuilleton des Mannigfaltigen. (WohlthätigKit mit Härte verbunden») Bei der großen Noth, welcher die ärmere Menschenklasse zu Rumburg durch die anhaltende, außerordentliche Kälte des Winters im Jahre 1798 ausgesetzt war, ließ der dortige Handelsstand 25 Klaf­ter Brennholz unter die dürftigsten Stadtarme» vertheilen. — Diese Wohlthat würde sehr edel gewesen sein, wäre sie nicht da­durch entstellt worden, daß die bethcilten Individuen bei der strengsten Kälte unter freiem Himmel knieend einen Rosen­kranz für ihre Wohlthäter beten mußten. (Uuber), der bekannte Componist, besitzt vier schöne Häu­ser in der Ruc St. Georges zu Paris und soll ein jährliches Einkommen von 15.000 Thalern haben. Er ist jetzt 48 Jahre alt, Direktor des Conservatorium«, Direktor der Musik des Königs, Ritter der Ehrenlegion, Mitglied der Akademie :c. — (Todtschlag.) Vor wenigen Tagen erschlug zu Kronstadt eine walachische Frau einen Mann mit einem Stücke Holz. Der Mann, auch ein Walache, verfolgte ihren Knaben, um ihn wegen einer Unart zu züchtigen. Die Mutter kömmt dazu, und legt sich ins Mittel. Der Walache, etwas berauscht, schlägt nach der Frau, diese parirt aus und trifft ihren Gegner auf den Schlaf, daß er sogleich leblos zu Boden sinkt. (Franz Grillparzer), Oesterreichs gefeierter Dichter und f. k. Hofkammer-Archivs-Direktor in Wien, feierte vor 8Tagen (am 15. Jänner) seinen zweiundfünfzigsten Geburtstag. (Todesfall.) Zu Rom starb am 23. Dezember 1843 Genc­ralPaskewitsch, Bruder des Fürsten Staathalters von Warschau. Berichtigung. I n der ersten Nummer, Seite 4 des »Sammlers,« eines Wiener Bla!» tes von überraschender Vielseitigkeit und Thätigkeit, schlich sich unter der Aufschrift; »Miscellen« folgende Unrichtigkeit ein: »Valfassor erzählt von dem, wegen seiner Körperstärke und seines außerordentlichen Bartes be­rühmten lrainischen recte krainischen (offenbar ein Versehen des Setzers) Ritter von Rauber: sein Bart wäre bis aus den Boden, und uon dort bis auf die Mitte wieder zurück gegangen, wo er entweder am Gürtel fest gemacht, oder »N einem Stocke befestigt war.») Auch wäre besagter Ritter nie zu Hofe gefahren, sondern stets ge» gangen, um seinen mächtigen Bart uon der Menge bewundern ,n lassen. — **) Hier muß nur bemerkt werden, daß, obwohl jener Aufsaß eigentlich, seiner Tendenz nach, nicht als streng historisch betrachtet werden kann, dennoch bei der Citation eines so verdienten Schriftstellers wie Nol> uasor, (nicht Valfassor; denn die Freiherren von Nalvasor stammten »us Italien,) denn Stellen seines großen, historischen Werkes kein falscher Sinn unterschoben werden dürfe. Leider wimmeln oft fremde Schriften uon Unrichtigkeiten über Kroin, daher ist es Pflicht, solche, wo wir sie auch im» mer finden, nach Möglichkeit zu berichtigen; es soll ja jedem Krainer daran liegen, sein »n Merkwürdigkeiten gewiß so reiches Vaterland fremden Län» der« so dargestellt zu wissen, wie es wirklich ist. E. S Dreisilbige Gharade. Von großen Thaten meiner ersten Beiden Spricht wohl Vergangenheit und Gegenwart, Und ihren stolzen Namen selbst umkleiden Stets Kraft und Muth mit Edelsinn gepaart. Ih r Wohnsitz aber ist des Busens Tiefe, Ih r Schild die Tugend, Schwert die edle Th«t, Ob auch ihr Ruhm im ew'gcn Dunkel schliefe. Er glänzt doch mit im hohen Gotter-Roth. Die Dritt e wird uom Wand'rer frisch bestiegen. Auf daß er labe sich an weiter Schau, Sie ist's, die oft in wcllcngleichen Zügen, Die Aussicht hemmt aus Thal und Flur und Au. Das Ganze steht im Kreis' der kahlen Dritte n Als Städtchen d» im wundervollen Krain, Als müßt es Pluto's dunkle Hallen hüten. I n die der Wand'rer tritt mit Staunen ein. Or. Rudolf Puff, Aufforderung und Bitte. '.Wir haben bereits in dem ersten Jahrgänge der Zeitschrift »Carniolia« neben andern uaterländischen Aufsaßen auch eine Rubrik unter dem Titel: »Gallerte berühmter Krainer« eröffnet, und darin mehrere gelehrte oder sonst ausgezeichnete Männer unsers Vaterlandes den Lesern unseri Blattes vorgeführt. D« diese Rubrik immer Beifall gefunden, indem sie dazu dient, das An> denken an merkwürdige und verdiente Männer Kraine nicht nur bei ihren Landsleuten anzufrischen, zu beleben und zu erhalten, sondern dasselbe auch auswärts in den Nachbarländern zu uerbieiten: so ergeht hiermit an alle jene uerehrten Leser der Zeitschrift Carniolia , die unser neu erstandenes, uater« ländisches Unternehmen würdige«, die freundliche Bitte und Aufforderung, uns zur Fortsetzung der oben erwähnten Rubrik mit verläßlichen Daten solcher Männer Krains, die eine öffentliche Würdigung verdienen, gencigtest »n die Hand gehen zu wollen, welchen echt patriotischen Dienst wir jederzeit mit größtem Danke anerkennen werden. Leopold Kordesch, ») I m Originale wörtlich: »Ueberdas sperrete er Jedwedem die Augen auf, mit seinem ungemeinem herrlich-langem Bart: welcher ihm nicht nur biß auf den Fußtritt hinab-hing, sondern auch noch viel weiter sich erlangte, »llso, daß er, uom Fuß, wieder zurück hinauf ginge, und allda, bei der Mitte, noch erst einen Stock hatte.« " ) Weiter heißt es im Originale: »Gestaltsam er sellten nach Hofe gefahren oder gerritten, sondern meist zu Fuß dahin gegangen :c, :c. Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.