_____—^" 52' ^^__^"__^ Freytag, den 28. December 1627. Besuch eines Englanders im Serail. Vo? einigen Jahre» bracht« ein Genfer eine gol° dene, emailline Vase nach Coostantinopel, auf wel, cher sich auf den Druck einer Feder ein Baum entfal. tete, wo zwey Vögel die Flügel schüttelten unb san-z«n; am Fuße desselben saß.ein alteS Weib und spannn, und ein Mann blies die Flöte, wozu ein Mädchen tanzte, wahrend in der Ferne eine Ziege zu grasen schien. Wenn die Feder abgelaufen war, siel daS Ganze i„S Gefäß zu,ück, dessen D,ckel sich «u. Zenblicklich schlosi. Da keine Plioatperson die große Summe geben wollte, welch« man düfür ver« langte, so ward das Spielzeug dem Sultan zum Ver. lauf angebothen; dies« ließ einen Tag bestimmen, wo es in das Serail gebracht werden sollte. Indessen war «ber das EigenthumSrecht an dieses G,faß zwischen dem Genfer und einem Andern streitig geworden, und der Herr, welchem bie Sache zur Entscheidung vorgelegt worden war, hatte gesprochen, es solle v»r der Hand »iner der Gesondtschaftskanzleyen zur Aufbewahrung übergeben werd,,,. Der erste Kanzellist ward nun be, «uftragt, dasselbe zum Sultan z« tragen, und da er mir gerne «inen Gefallen thun, und sich auch zugleich meiner als Dollmetscher bedienen wollte, so lud er mich im, ihn in den Pallast zu begleiten. Zur bestimm, ten Stunde l«rschien ein Offizier, um unS abzuhoh-l«n. Wir fuhren in seinem Boote von Topchanne ab, »md landeten ungefähr eine englische Meile jenseits der Serailspitze hep einem Eingänge, d«, sich beynahe «,m End« der Garten befindet. Wir gingen langsam durch die Alleen von Orangen und Cilronenbäumen hi», welche ebei, in v»Nei Blüthe standen, und die a„ge, nehmsten Woh!gelüche verbreiteten. Die Räume jwi» schen d,n vielen Gangen waren geschmackvoll in Beete vertheilt, welch« von blühenden Myrten« und Rose«» stauben eingefaßt waren; das Ganz« erinnerte an bie bezauberten Gärten in den arabischen Erzählungen. A!< wir eine Zeitlang fortgegangen waren, erschien plötz, ttch ,in Bostangi (Obergärtner) , der uns in vollen, Laufe und mit den Armen winkend; schnelle» Rückzug gebot. Unser Führer faöt« uns beym Arme, u„d schlepp» t« uns hinter ein Gebüsch, wo er außer Athem ver. kündigt«, der Sultan komme s» eben denselben Gang herunter, in dem wir eben gewandelt waren. In we» nigen Minuten sahen wir ihn auch wirklich allein und ganz langsam daher schreiten; er hätte die Hände auf dem Rücken liegen, und hielt in denselben, dem orien« talischen Gebrauche gemäß, einen Nofenksänz von Perl» mutter oder Perlen. Wir hatten ihn schon über zwan-zig Minuten au< dem Gesichte verloren, a?5 einige Pagen unserm Führer meldeten, wir tonnten jetzt wei» ter gehen, ohne Gefahr, dem Monarchen noch ein Mahl zu bea/Znen. Wir wurden demnach zu einer Gruppe kleiner Gebäude geführt, welche eher einem Haufen Sommerhäuser, als einer regelmäßigen Wohnung gli« chen, und, an deren Thüre einige» weißen Verschnittenen übergeben, die uns durch zwey kleine Vorzimmer in ein großes inneres Gemach führten, wo man uns in der Mitt, stehen, und mit Muß« di« Pracht »inKs. um betrachtet, ließ. El'tt großer, relch Ml't Gold und Perlen gestickter, weiß atlassener Dioan lief an drey Seiten des Saales hin. Auf demselben lagen in gleichen Entfernungen, aufs sorgfältigste ausgebreitet, seidene Leidröcks vsll mannigfaltigen Farben, welche mit dem kostbarsten weißen Hermelin gefüttert waren. Das Getäfel und die Decke waren reich vergoldet, und der Boden mit kleinen vielfarbigen Marmorstücken, wie Mosaik, obgleich ohne anscheinendes Muster, aus» gelegt. Um den ganzen Saal herum, etwa in der Mitte zwischen dem Boden un3 der Decke, lief eine Gallerie, ungefähr von der Arl, wie man sie in eini« gen unser«'? großen Bibliotheken sieht, aber so eng mit vergoldetem Drahtwerk »«rschlossen, daß man Niemand dahinter sehen konnte. W^r schlössen daraus, daß wir uns in der Nähe der Harems befanden , und die Gal. lzri« für, die Frauen bestimmt war, wenn siederSal« tan irgend «twas wollte sehen lassen , wobey Männer zugegen seyn mußte». Nachdem wir ungefähr l. 2c fragte, ob Einer von uns Tür. tisch spreche, und alS ich es bejahte, sagte er: der Sultan habe ihn geschickt, ein gewisses Kochen zu sehen, das wir hab«n bringen sollen. Da ich hieraus schloß, er wolle nicht erkannt seyn, erklärte ich mei» nem Gefährten auf Französisch, was er gesagt, und setzle hinzu: (!'ü5d Ie (^rand FaiZneur, inais n« pÄruisäer pas / saire attention. Der Sultan warf mir hierauf «inen so unzweideutigen Blick des Verständnisses zu, daß ich nicht zweifeln konnte, er habe die Gelegenheit, Französisch zu lernen, die er in früher Jugend gehabt, nicht unbenutzt gelassen. Indessen pack« ten wir unsere Waare aus, wobey wir das leise Auf. treten vieler Füße in der Gallerte vernahmen. Ich konnte nicht umhin, «in Parmahl hinzublicken, worauf der Sulian hald lächelnd zu mir iagre : „Nimm dich in Acht, daß oer Sultan dich nicht dorthin bli> cken sieht, er dürfte sonst böse werben.« Er betrachtete das Gefäß sehr genau, that viele Fragen darüber, ließ es sich zwey Mahl aufziehen, und entfernt« sich damit, nachdem «r «s zum zweyten Mahl gesehen, durch die Thüre, durch welche er hereülgekommen war. Gleich darauf hörten wir , daß die in der lÄallerie besindlichen Personen dieselbe räumten, was uns ver< muthen ließ, das man sie herabgerufen, um sie das Kunstwerk in der Nahe beschauen zu lassen. Auch wur> de «s ,'.,!? drey Mahl durch einen Verschnittenen zum Aufziehen gebracht, aber zuletzt mic dem Bescheide zu> rückgegeben, daß der Sulran es nicht kaufen wolle. Hierauf wurden wir in ein anderes Gebäude geführc, wo man uns in einem kleinen niedlichen Zimmer nie» versetzen hieß, und auf einem niedrigen Tich ein gu» tes Essen altftrug, das wir uns herrlich schmecken lie« ßen, und wobey eine zahlreiche Dienerschaft mit stum» mer Aufmertsamkeit aufwartete. Nach geendigtem Mahle führte man uns wieber zur selben Gartenthür hinaus, durch welche wir gekommen waren , und wir, fuhren in einem für llns in Bereitschaft gesetzten Boote allein zurück. Seltsame Felsenbrucke in Nordamerika. Unter den Naturwundern, an denen das Innere Amerika's so reich ist, behauptet die natürijhe Felsen-brilcke, in der Grafschaft Rockblidge, ziuey Meilen hinter den blauen Bergen gelegen, einen vorzüg» lichen Rang. Diese Brücke ist eine halbe MeNe von Fluvanna Flusse entfernt, und erstreckt sich über ein« tiefe Kluft in den Bergen, welche durch irgenl» «ine Erderschütterung van oben bis unten gespalten ist, und scheint absichtlich dort gelassen zu seyn, um einen Übergang von der einen Seile der Spalte bis zur an» dern zu gewähren. D'e K'uft hat ungefähr zwey (engl.) Meilen Lan« Ze und an einige,, Stellen 2oa Fuß Tiefe. Diese ist da am größien, wo die Berg« am höchsten smb. Die Breite ist auch verschieden und »ach oben allenthalben größer als nach unten. Daß die beiden Seiten der Spalte einst vereint waren, ersieht man deutlich , nicht allein aus den von allen Seiten hervor springenden Fel« sen, denen an der andern Seite entsprechende Höhle,, gegenüber stehen, sondern auch auS den mannigfaltigen Schichten von Erde, Sand, Lehm u. s. w. die von der Spitze bis an den Mund an deiven Seiten gtnau sich gleich sind. Der Bogen selbst belebt aus einer festen Stemmasse. Der nach ihr führende Weg läuft durch «men dicken Wall» bergauf, und wenn man beynahe oben angekommen ist, verwunden min sich plötzlich, an einer Seite die Bäume aufhören zu sehen; aber ein großes Erstaunen erfüllt di« Seele, wenn man ein Paar Schritte vom Wege ab, nach der offenen «Vcelle hingehet, und sich dann am Rande eines fürchterlichen Abgrundes besindet. Man fahrt unwillkührlich zurück, schaut um sich her, und geht dann wieder vorwärts, um sich zu überzeugen, daß das was man gesehen hatte, Wirklichkeit und kein Trugbild der Einbildungs-kraft sey. Man bemerkt es nun, daß man oben auf der Brücke sich befindet. An dem einen Ende kann ma» sicher bi5 a„ den Rand gehen; und über eine Brust, wehr von festen Felsen in den Abgrund blicken. Die Felsenmassen si.'.o an dieser Stelle so senkrecht, daß e« möglich ist, über die Brustwehr bis auf den Grund zu lothen. An der entgegengesetzten Seite ist dieß nicht der Fatt, auch befindet sich dort keine Brustwehr. Die Breite der Brücke betrügt über Lo Fusi, und sie wird »öglich von Wagen überfahren. Hatten nicht die Rei» senden a,»f der einen Seite bi« Baume g«fallt, um sie herunter zu werfen und sich an dem Pollern zu ergötzen, so würbe man über die Brück« gehen können, ohne sie in, minbesten ;u bemerken. In der Entfernung einiger Ruthen vom Wege zeigt sich ein enger Pfad, der sich an der Seite der Spaltung zwischen ungeheueren Felsen und Bäumen bis auf den Grund hinab windet. Hier biethet sich der mächtige Bogen in seiner ganzen Pracht dar. Die Höhe der Brücke beträgt 2i3 Fuß, der Bogen ist an den meisten Stellen vier Fuß dick, und seine obere Weite betrögt 90 Fuß, wahrend di« unlern Wände 5o Fuß aus einander sind. Alle Fels-massen sind Kalksteine. Der Cedeibach läuft auf einen steinigen Bette zwischen der Spalte hin und tragt vie> zur Schönheit des Ganzen bey.> Die Spaltung nimmt oben, obnhalb de« Brück« nach dem Laufe des Bachs eine plötzliche Wendung , se daß, wenn man unten steht, und durch den Bogen hin sieht, i» der Entfernung von 5o Ruthen die Aus' sich! unterbrochen wild. Die Seiten der Kluft sind dicht mit Bäumen besetzt,"wodurch ihre Schauerlichkeit noch verstärkt wird. Außer der Ansicht von unten stellt sich dieBrücke noch zu großem Vortheil von einer Felsenzinne dar, die ungefähr 5o Fuß niedriger als der Gipfel der Berg« spalte ist; denn hier erblickt man nicht allein den Bo» gen in seiner ganzen Schönheit, sondern; indem man im Stande ist zu gleicher Zeit in den tiefen Schluno hinab zu seheu, über welchen sie hingeht, drangt sich die Glöße dem Zuschauer mit alle« Macht «uf. Jäger-Muth. Bey der Organisation von Süd ' Preussen war unter andern königl. Officianten auch «in deutscher N,!» terförster nachdem ehemahligen Pohlen versetzt worden. EineS Abends sandte er seinen Sohn, einem »/zjahri» gen Burschen, mit einem Briefe auf ein benachbaNel Amt. Als der Bursche wieder nach Hause ging, und „och kaum Zoo Schritte von der väterlichen Wohnung entfernt war, sah er etwas auf dem Wege sitzen, das er anfänglich für einen Hund hielt. ^Der Mond warl ein falbes Licht auf dem Weg, der Schnee glitzerte, es war eine mörderisch kalte Nacht, der Bursche trat »och einige Schritt« vorwärts, und — erkannte einen Wolf. In jüngern Jahren hatte er oft erzählen hör«n, daß, wenn man von einem Bären verfolgt werde, es lathsam sey, sich auf die Eroe zu werfen, und sich todt zu stellen. In der Angst glaubte er sein Leben auch gegen den Wolf so zu sichern, und warf sich der Lang« nach auf dem Weg. Der Wolf näherte sich jetzt :mt langsame», bedach» tigem Schrille, stand vor ihm still, und schnoberte for. schend. Der Bursche lag unbeweglich. Jetzt umging ! ihn der Wolf, stand danu unten bey den Füßen still, und ftng an, ihn zu beriechen, und hier und da mil der Schllautze zu bestoßen. Ueberall traf er auf Klei» ' der Md LÜckce immer höher, bis nach '.dem Halse und ' auf das Genick, hier fand er Fleisch, und fing an zu lecken, so, daß dem Burschen das Wasser in die Halsbinde lief. Das Lecken wurde immer heftiger, der Woll trat mit dem einen Fußt über, so, dsß »e den Hatt hat' tt. Jetzt Tod oder Leben! dachte er, faßce schnell, wie der Blitz, den Wolf beyZdeyden Vorderbeinen/ zog ibn fest an sich, sprang auf, und trug so seinen hungrigen Gast auf dem Nucken. U Der Wolf wollte beißen, allein der tavfere Jäger zog ihn vorn so dicht an sich, daß er nicht Raum ge-nu^ behielt, mit den Zahnen eingreifen zu können. Di? Schnautze lag. dicht an feinem linken Backen, die scharfe, trockene Zunge Hing neben seinem Munde her» aus, der Wolf röchele?, als ob ihm die Kehle zugedrückt würde, und krakle mir seinen Hinterklauen ihn die Waden bin"h Stiefel und Strümpfe blutig. „Vater! Vater!" schrie nun der Bursche/ als er glücklich an die Hofthür gekommen war, „Vater, um Gattes» iviNen, Vater!" wiederholte er in schrecklicher Angst/ denn Niemand hörte. Die Thür war inwendig verrie« gelt. Er war erschooft! Pochen konnte er nicht, er hatce keine Hand frey/ und mit dem Fuß« traute ee sich nicht an die Thür zu stoßen, weil er fürchtete, das Gleichgewicht zu verlieren; endlich rannte ,r rückwärts feine,, Freund Wolf g?gen die Thür, der Wolf brüllte, die Hunde schlugen an. „V^ter'" rief nun der Junge, «macht um Gotteswillen auf; ich habe einen Wolf lehendig." Nun hörte der al.ie Unterfötster, die Thür wurde geöffnet, der Vater stand mir einer Kugelbüchse im Anschlage; der Sohn schrie: „Schießt nicht! Macht die Scheune auf!" Es geschah, und nun warf er den Wolf hinein, >en nun die Hunde ansielen, und endlich «ine Kugel mtdelstreckte. M Strafe eines Leichendiebes. A- Ein Irländer, Namens Mac Manns, de». in «inem der Boote von Belfast nach Glasgow herübet» zekommen war, und den man schsn langer in Verdacht gehabt hatte, daß er einen Verkehr mit tobten Körpern triebe, erhielt kürzlich von den Leuten, die auf >«m Kay von Bromielaw umherstehen, eine sehr der« be Züchtigung. Nachdem man sich nähmlich überzeugt hatte, daß seine Waare wt'eder nur aus einem Leichnam bestand«/ ward er von den Umstehenden, die sämmtlich einverstanden zu seyn schienen, ergriffen, nach dem nächsten Krähn geschleppt, hier ihm ein Seil um den Leib geschlungen, und er so in die Höbe ge« wunden, wo erungefahr eine Minute hing, dann schnell in das Wasser hinabgelassen wurde, und so ein tüchtige« kaltes Bad eihielt. Dieß ward, trotz des Strciu-bens des unglücklich,« „Auferstehungsmannes", fünf oder sechs Mvhle wiederhohlt, bis endlich di« Polizey sich inS Mittel legte. ------- »---------. Calsmbourgs von Langenschwarz. Welcher Schlag enthält nichts BittreS ? „Der Taubenschlag.« Welcher Kamm hat keine Zinken? «Der Roßkamm." Welche Göttinn nenne ich/ wenn ich httn Dienstbolhen etwas Übergebe? „Nemesis." (Nehme sie's,) W«r kann auch das Klarst« „ichi begreif«»? „Der keinc Arme hat." Welche Schelle klingt den Ohren am nächsten? „Die Maulschelle.« Welcher Saal warb nie erbaut, nimmt »ie Jemand auf, erquickt aber Jedermann, unb hat in der Hand eines Kindes Platz? „Ein Labsal.« Welches Pflaster duldet keine Pferde, «uh zi,ht. Wst? lN>«Das Zugpflaster." M « s c e l l e. " ^ Für jede der drey Vorstellungen, worin D««,» Sonntag in Frankfurt auftritt, erhalt dieselbe von der Theaterdirection eine Remuneration von loo Ducaten. Es heißt aber, sie werde außerdem noch ei» Conzert geben, dessen volle Einnahme ihr allein zu gut« kom» men würde. skdacttur: F<, Xa», Heinrich. Geruckt h«y Ignaz Al, ys Edlen von Kl«inmayr.