SLOVANSKA KNJI^NICA LJUBLJANA m~ m m i m : m* m. a*: 3$ mm in ihrem Einfluss auf die Volkswohlfahrt. Anlässlich der Wiener Jubiläums-Ausstellung des Jahres 1898 dargestellt von P. von Rn di cs. Laibach 1897. Im Selbstverläge des Volksküchen-Vereines. Die Laibacher Studenten- und Volksküche 5 8311 f 1 I 1 Die Laibacher Studenten- und Volksküche in ihrem Einfluss auf die Yolkswohlfahrt. Anlässlich der Wiener Jubiläums-Ausstellung des Jahres 1898 dargestellt von P. von Radies, Laibach 1897. Irr* Selbstverläge ciosi Volksküchen - Vereines. Buchdruckerei lg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. Vo rwo rt Der Vorstand des Volksküchen-Vereines in Laibach erhielt unterm 15. März 1897 von Seite des k. k. Landespräsidiums in Krain nachstehende «Note» zugestellt: «Im Sommer des Jahres 1898 wird anlässlich der in Wien stattfindenden Jubiläums-Ausstellung als eine besondere Abtheilung derselben eine österreichische Wohlfahrts-Ausstellung abgehalten werden, deren Arrangement von einem Comitö hervorragender Fachmänner besorgt wird und dessen Ehrenpräsidium mit Rücksicht auf den patriotischen und dem öffentlichen Wohle dienenden Zweck Seine Excellenz der Herr Ministerpräsident Graf Badeni übernommen hat. Beabsichtigt wird die Erfassung aller wie immer gearteter Wohlfahrtseinrichtungen, welche dem Menschen von der Geburt an bis zum Greisenalter zu dienen bestimmt sind, mögen sie sich auf die Förderung des körperlichen oder geistigen Wohles beziehen oder die Vermittlung und Erleichterung der Existenz bezwecken. Mit der Einholung und Sichtung des bezüglichen Materials ist das Präsidium der österreichischen Wohlfahrts-Ausstellung in Wien I., Eschenbachgasse Nr. 11, betraut, welches einerseits alle einschlägigen Anfragen entgegennimmt und anderseits selbst entweder durch seine Centralleitung oder durch seine Sectionen an jene Corpo-rationen und Anstalten, welche nach ihrer Bestimmung an der Ausstellung theilzunehmen berufen wären, Anfragen, beziehungsweise Ersuchen, gelangen lassen wird. Infolge Auftrages Seiner Excellenz des Herrn Ministerpräsidenten vom 5. März 1897, Z. 1196 M. J., beehre ich mich, den geehrten Vorstand hievon mit dem Ersuchen in Kenntnis zu setzen, die in —K 4 *- Rede stehende Ausstellung thunlichst fördern, respective sich an derselben entweder durch eigene Veranstaltungen, jedenfalls aber durch rasche und wohlwollende Erledigung jener Anfragen und Ersuchen, welche in dieser Angelegenheit wohldorthin gelangen, betheiligen zu wollen. Laibach am 15. März 1897. Der k. k. Landespräsident: Hein m. p. An den geehrten Vorstand des Volkskiichen-Vereines in Laibach 1» Dieser ehrenvollen Aufforderung nachkommend, beeilte sich der Vorstand des genannten Vereines, Herr k. u. k. Hauptmann Vincenz Hübschmann, an den Verfasser dieser Zeilen, dem es bei Abschluss des zehnjährigen Bestandes der Laibacher Volksküche (1887) beschieden gewesen, namens der Leitung des Laibacher Volksküchen-Vereines die «Geschichte der Laibacher Volksküche 1877 bis 1887» zu verfassen, heranzutreten, um in einer gedrängten Übersicht das Gesammtwirken dieses humanitären Vereines in dem eben heuer abschließenden zwanzigjährigen Bestände zu beleuchten. Indem hiemit dieser schmeichelhaften Einladung mit Vergnügen nachgekommen wird, möchten vor allem zwei Hauptgesichtspunkte im Auge behalten werden, nämlich die hervorragende Bedeutung, welche die Volksküche, namentlich auch in ihrer Ausgestaltung als Studentenküche, für das Wohl von Hunderten und Hunderten ihrer jugendlichen Besucher im Laufe dieser Jahre bereits gewonnen, indem sie denselben die Möglichkeit einer gesicherten Existenz in der Gesellschaft mit vorbereiten geholfen, sowie anderseits die rettende That, die die Laibacher Volksküche, abgesehen von ihrer ursprünglichen Aufgabe als Bespeisungsanstalt, für die arme Bevölkerung der Landeshauptstadt während der entsetzlichen Erdbebenperiode kraft der munificenten Hilfe der krainischen Sparcasse für die hartbedrängten Bewohner Laibachs zu leisten —K 5 'fi- rn der Lage gewesen, wodurch in den Schreckenstagen selbst und dann Monate hindurch Tausende und Tausende in den Räumen der Volksküche unentgeltliche Bespeisung gefunden. So hat sich die Laibacher Studenten- und Volksküche sowohl in ihrem seit zwanzig Jahren unentwegt fortgesetzten segensreichen stillen Wirken wie in weitaus erhöhtem Maße in in den Tagen arger Bedrängnis derart bewährt, dass ihr in den Reihen der humanitären Vereine der Landeshauptstadt auf den Blättern der Culturgeschichte Krains gewiss für immer ein ehrenvoller Platz gesichert erscheint. Dass die Laibacher Studenten- und Volksküche aber den bei der Gründung vorgesehenen humanitären Aufgaben in solcher Weise gerecht werden konnte, das dankt sie in erster Linie der edlen und hochherzigen Unterstützung seitens aller berufenen Factoren und zum nicht geringsten Theile der aufopfernden Hingebung ihrer Mitglieder, und da wieder zuvörderst dem hingebungsvollen Eifer ihrer Vorstellung und der die Bespeisung leitenden Frauen und Fräulein. Auch bei diesem humanitären Institute hat sich wieder, wie allerorts, vollbewährt der erhabene Wahlspruch Seiner Majestät unseres geliebten Kaisers und Herrn Franz Josef I.: Viribus unitis! Ochon in seinem im December 1876 zum Zwecke der Gründung der Laibacher Volksküche erlassenen «Aufrufe» wandte sich der Gründer, der inzwischen verstorbene Stadt-cassier Hengthaler, namens des provisorischen Comites zunächst an die Damen Laibachs, um dieselben zum Beitritt als thätig wirkende Mitglieder des projectierten humanitären Institutes zu gewinnen, mit dem Appell: «Dem Beispiele der edlen Frauen so vieler Städte Österreichs ynd des Auslandes zu folgen und die weibliche Führung der Volksküche in jenem Sinne zu übernehmen, wie sie die Damen an all den Orten huldreich übernommen haben, wo bisher solch ein Institut gegründet worden.» Und wer diesem Aufrufe sofort freudig Folge leistete, das war die Damenwelt der krainischen Landeshauptstadt, welcher denn auch vor allem das Verdienst der Gründung und, sagen wir es gleich jetzt schon, des raschen Aufblühens und herrlichen Gedeihens unseres humanitären Institutes gebürt! Zunächst der opferwilligen Frauenwelt Laibachs war es dasjenige Institut des Landes Krain, das allüberall in erster Reihe steht, wo es gilt, thatsächlich zu stützen, zu fördern, zu helfen, das Institut der seit 1820 hier bestehenden krainischen Sparcasse, der Zweitältesten der österreichischen Monarchie, deren Direction sofort bei ergangener Anregung der in der Gründung begriffenen Wohlthätigkeitsanstalt die schönen, großen, in jeder Richtung hin zweckdienlichen Parterre-Räumlichkeiten in dem ihr gehörigen Gebäude, der sogenannten «alten Schießstätte», zur unentgeltlichen Benützung überließ, welche Entitäten die Studenten- und Volksküche während der ganzen Dauer ihrer bisherigen Thätigkeit, vom Tage der Gründung (1877) bis heute, also volle zwanzig Jahre, inne hat. Für diese ganz außerordentliche Beihilfe, ohne --H 8 !+■ welche ja die Gründung und auch der Fortbestand der Laibacher Studenten- und Volksküche rein illusorisch wären, sowie für die noch außerdem so ansehnlichen, alljährlich wiederkehrenden Geldspenden, insbesondere auch in der Erdbebenperiode, ist die Leitung dieser eminent der Volkswohlfahrt gewidmeten Institution der Laibacher Sparcasse zum immerwährenden ausgezeichneten Danke verpflichtet. Nicht minder aber gebürt der uneingeschränkteste Dank dem hochlöblichen krainischen Landesausschusse, beziehungsweise dem hohen krainischen Landtage, dann dem hochlöblichen Magistrate der Stadt Laibach für die jährlich wiederkehrenden namhaften Subventionen, die, im Vereine mit der Subvention der hochlöblichen krainischen Sparcasse, nicht nur am Beginne, sondern auch weiterhin dem Budget der Laibacher Studenten-und Volksküche jenen sicheren Halt boten und bieten, an dem sich dann die Unterstützungen einzelner hervorragender Gönner sowie die Jahresbeiträge der ordentlichen Mitglieder zu jener erfreulichen Gestaltung anschließen konnten, die Existenz und Fortbestehen zu sichern geeignet erscheinen. Den hochherzigen Gönnern auch unseres humanitären Institutes voran schritt, wie stets, so auch hier, unser allgeliebter, allergnädigster Kaiser und Herr, Seine k. und k. Apostolische Majestät Kaiser Franz Josef /., Allerhöchstwelcher auch der Laibacher Studenten- und Volksküche wiederholt ansehnliche Beträge als Allerhöchste Anerkennung ihres wohlthätigen Wirkens zukommen zu lassen geruhte. Dem erhabenen Beispiele Seiner Majestät folgten auch zugunsten unseres Vereines eine Reihe anderer edler Menschenfreunde, in erster Reihe die kürzlich hier verstorbene Protectrice unserer Volksküche, Frau Jeannette Recher, dann Herr Ritter von Gutmansthal-Benvenntti u. a. m. Auch Legatare hat unser humanitäres Institut in seinen Annalen bereits mehrere zu verzeichnen. Indem wir in diesen, das bisherige Wirken unseres Vereines kurz zusammenfassenden Zeilen all jener thatkräftigen Hilfen und Unterstützungen von Allerhöchster und hoher Seite, der —K 9 #— mannigfachsten Förderung von allen Seiten, aus allen Kreisen menschenfreundlich Gesinnter dankschuldigst gedenken, erfüllen wir nur jene Pflicht, die es gebietet, Dank zu empfinden und Dank zu sagen für die Werke der Barmherzigkeit, die, einzelnen zugedacht, zugleich derGesammtheit gelten; denn dem hilflosen einzelnen Studenten eine gesunde, nahrhaft zubereitete Kost verabreichen, heißt soviel als die Zukunft eines der Gesellschaft nützlichen Mannes mitbegründen helfen, von dem durch Unglücksfälle verarmten Mitbürger das Schreckgespenst des Hungers fernehalten, heißt, neben der Wohlthat für den einzelnen Betroffenen, zugleich einen Theil der socialen Frage unserer Tage lösen helfen! Am 16. März 1877 war durch die k. k. Landesregierung für Krain, welche dem neuen Unternehmen gleich von Beginn an das größte Wohlwollen bezeigte, der Statuten-Entwurf des Vereines der Laibacher Volksküche bestätigt worden. Am 8. April hatte die erste Generalversammlung stattgefunden, bei welcher bereits eine Mitgliederzahl von 189 zahlenden Mitgliedern constatiert werden konnte, und an welche sich ein Probe-Essen anschloss. Alle Anwesenden waren des Lobes voll über die Güte und die Menge der verabreichten Speisen. Als ganze Portion zu 10 kr.wurde verabreicht: eine Schale Reissuppe und ein Stück gutes Rindfleisch mit Kraut; als halbe Portion zu 6 kr. eine Schüssel saure Kuttelflecke mit Erdäpfeln. Es wurden gleich bei diesem Probe-Essen 60 ganze und 30 halbe Portionen und 90 Stücke gutes Brot ä 1 kr. hinausgegeben. Schon am 15. April konnte die feierliche Eröffnung des Institutes vorgenommen werden, bei welcher 400 ganze Portionen ä 10 kr. und 116 halbe Portionen ä 6 kr. verabreicht wurden. An der Abnahme der Speisen hatten sich über Anregung des Directors der Spinnfabrik mehr als 200 Arbeiter betheiligt. Großartig war gleich zu Beginn die Theilnahme der thätigen Damen; es wurde ein Turnus unter den zur Besorgung der Küchengeschäfte sich erbötig zeigenden Frauen und Fräulein vereinbart, deren Zahl 27 betrug. Diese Zahl variierte in der * Folge wohl öfters durch Austritt, namentlich hervorgerufen durch DomicilWechsel, doch erhielt sich für gewöhnlich die Zahl von 18 bis 20 Damen, die an den einzelnen Wochentagen zu je zwei, oder wie es in jüngster Zeit zu je drei per Tag nöthig wurde (indem die vielen, anlässlich der Neubauten beschäftigten Arbeiter die Volksküche stark frequentieren), abwechselnd die Geschäfte einer Inspectionsdame und einer oder zweier Buffetdamen besorgen. Der erste Jahresabschluss, der in der Generalversammlung vom 28. April 1878 zum Vortrage kam, wies eine Gesammt-Einnahme von 7854 fl. 90 kr. aus, und betrug die Summe der verabreichten Speiseportionen die ansehnliche Zahl von 77.406, die der ausgegebenen Brote 105.030. Doch kehren wir in der chronologischen Reihenfolge zum Jahre 1878 zurück. Die Heimkehr der verwundeten heimatlichen Krieger aus dem Occupationsgebiete von Bosnien und der Hercegovina, sowie der Reservisten, bot in diesem Jahre wiederholt dem patriotischen Sinne der Vorstehung unserer Volksküche welche, wie alljährlich, auch in diesem Jahre aus Anlass des Allerhöchsten Geburtsfestes Seiner Majestät des Kaisers in die Hunderte Armer frei bespeist hatte — die Gelegenheit, auch den tapferen Söhnen Krains aus der Reihe unserer ruhmvollen k. u. k. Armee beim Wiederbetreten des heimatlichen Bodens durch Darreichung eines festlichen Mahles mit Getränken und durch Betheilung mit Cigarren einen freudevollen Empfang und eine Willkommenfeier zu bereiten. Zu solchen patriotischen Äußerungen gab aber auch das nachfolgende Jahr 1879 wiederholt frohbegrüßten Anlass. Einmal in der Theilnahme an der Jubelfeier der silbernen Hochzeit unseres Kaiserpaares, welch erhabene Feier die Laibacher Volksküche, entsprechend den hohen Intentionen Seiner Majestät, durch eine festliche Bespeisung von 500 Stadtarmen begieng, und im November und December desselben Jahres wurde die Heimkehr, beziehungsweise der Durchmarsch, des vaterländischen k. u. k. Infanterie-Regiments Nr. 17 aus dem Occupationsgebiete nach derRcichshaupt-und Residenzstadt Wien durch Bespeisung von 1400 Mann in den passend decorierten Räumen der Volksküche-Localitäten auf das festlichste gefeiert. Und so wurde es stets gehalten, all die Jahre her, dass, so oft sich eine Gelegenheit zur Bethätigung der patriotischen Gefühle ergab, unser Verein, die edlen Intentionen Seiner Majestät des Kaisers wahrnehmend, seinem Patriotismus durch Veranstaltung von Freibespeisungen der Armen und Bedürftigen Ausdruck verlieh, so bei der Wiederkehr des Allerhöchsten Geburtsfestes Seiner k. und k. Apostolischen Majestät, bei der Verlobung und dann bei der Vermählung Seiner k. und k. Hoheit des durchlauchtigsten Kronprinzen Erzherzog Rudolf mit Ihrer k. und k. Hoheit der durchlauchtigsten Frau Kronprinzessin Erzherzogin Stephanie u. s. w. Diese patriotischen Äußerungen, im Zusammenhalte mit der unentwegt fortschreitenden, im stillen segenspendenden allgemeinen Thätigkeit der Laibacher Studenten- und Volksküche, sicherten derselben nicht nur eine immer wachsende Mitgliederzahl, sondern führte ihr auch mehr und mehr fromme Legate zu, welche Beträge im Sinne der Wohlthäter zur Gratisbespeisung von braven, armen Studenten verwendet wurden und werden. Nach den Intentionen der Testatoren wird nämlich seit Jahren seitens der Laibacher Volksküche täglich an eine namhafte Anzahl Studierender aus dem Gymnasium, aus der Realschule und aus der Lehrer-Bildungsanstalt, neuestens, seit dem Bestände der Fachschule, auch Gewerbeschüler, die Mittagskost gratis verabreicht. Hier wollen wir es auch erwähnen, dass unsere Volksküche von den Zöglingen des in der Nähe unseres Locales befindlichen Kindergartens des Deutschen Schulvereines zur Winterszeit als Mittagsstation dient und dass diese «jüngsten Besucher» seit Jahren in unser Institut zum Mittagmahle geführt werden. Bei dem Umstande, dass unser philanthropischer Verein, wie aus dem eben Gesagten erhellt, insbesondere segensreich sich erwies für die studierende Jugend, so wurde nach Ablauf des ersten Decenniums mit behördlicher Bewilligung der ursprüng- liehe Name: Laibacher Volksküche in Laibaclier Studenten- und Volksküche umgeändert, welchen ehrenvollen und zugleich bezeichnenden Titel unser Institut nun schon zehn Jahre führt. Die rastlos an dem Fortbestände dieser systematischen Studentenverpflegung, sowie an dem Aufblühen und Gedeihen des Institutes arbeitende Vorstellung war und ist unentwegt darauf bedacht, demselben neue Quellen des Erträgnisses zuzuführen, und können wir daher in dieser Schilderung die Bemühungen, namentlich der hochgeschätzten Küchenvorsteherin Frau Therese Hübschmann, k. u. k. Hauptmanns Gattin, die dem Volksküchen-Vereine seit den Tagen der Gründung angehört und mit immer gleich eifrigem Bemühen für die Interessen desselben thätig ist, nicht verschweigen; die edelgesinnte und kunstsinnige Dame erwies sich neben ihrer unermüdlichen Wirksamkeit als Vorsteherin zugunsten des ihr so lieb und theuer gewordenen Institutes auch noch thätig auf dem Gebiete der Kunst, und arrangierte zu wiederholtenmalen Wohlthätigkeits-concerte zum Besten der Volksküche, welche sowohl in künstlerischer wie materieller Beziehung von den glänzendsten Erfolgen begleitet waren. Auch die Damen und Herren des Ausschusses nahmen an diesen Veranstaltungen lebhaften Antheil. Ein aus allem jedoch hervorleuchtendes Bild im bisherigen Leben der Laibacher Studenten- und Volksküche bietet aber das Jahr 1883, in welchem die der kaisertreuen Bevölkerung des Landes Krain unvergessliche Landes-Jubelfeier der 600jährigen Zusammengehörigkeit Krains mit dem erlauchten Hause Habsburg auf das festlichste begangen wurde, so überaus verschönt durch die huldreichste Allerhöchste Anwesenheit Seiner k. und k. Apostolischen Majestät unseres allgeliebten Kaisers und Herrn Franz Josef I. Es war am 14. Juli des genannten Jahres, dass der gütige Monarch, Allerhöchstwelcher seit dem 11. d. M. in der Landeshauptstadt weilte, die hiesige Volksküche mit dem Allerhöchsten Besuche zu beglücken geruhte. Als Seine Majestät mit der Allerhöchsten Suite am Portale der ehemaligen Schießstätte anlangte, empfieng Allerhöchstdenselben Ritter von Gutmansthal, welcher dem Monarchen den Obmann der Volksküche vorstellte. Dieser richtete eine kurze, ehrerbietige Ansprache an Seine Majestät, welche huldvollste, Allerhöchste Erwiderung fand. Im Thorwege des Locales stand die Küchenvorsteherin Frau Therese Hübschmann, welche von Seiner Majestät — sowie vorher schon der Obmann des Volksküchen-Vereines, Herr k. u. k. Hauptmann Hübschmann — durch eine Ansprache ausgezeichnet wurde, an der Spitze der Damen und Herren des Verwaltungsausschusses und aller übrigen in der Küche thätigen Vereinsdamen, welche Seine Majestät bei Höchstdessen Eintritte ehrerbietigst begrüßten. Das Musikcorps im Garten intonierte die Volkshymne, und nach kurzer Vorstellung nahm die Besichtigung der Küche und der unteren Localitäten durch den Allerhöchsten Besucher ihren Anfang. Seine Majestät hatte die Gnade, die Allerhöchstihm von einem der jungen Fräulein gereichte Suppe zu kosten und Höchstsich huldvollst über deren Güte zu äußern. Nachdem Seine Majestät sämmtliche Abtheilungen durchschritten und von den daselbst an Längentafeln postierten Armen ehrfurchtsvollst begrüßt worden, begab sich Allerhöchstderselbe unter Begleitung sämmtlicher Damen und Herren in das erste Stockwerk des Gebäudes, wo im Entröe für die Studenten gedeckt war, und beglückte einzelne daraus mit huldvollster Anrede. Unter den stürmischen Hochrufen der Anwesenden verließ hierauf Seine Majestät diese humanitäre Anstalt, welche den 14. Juli stets als ihren schönsten Ehrentag verzeichnen wird. Der schon genannte Herr Landtagsabgeordnete und Herrschaftsbesitzer Ritter von Gutmansthal betheiligte sich sowohl beim Arrangement der Festivität als auch durch eine namhafte Spende zur Freibespeisung der Stadtarmen in hervorragender Weise an dem Gelingen des unvergesslichen Festtages; ebenso gebürt dem Herrschaftsbesitzer Herrn Felix Edlen von Lenk/i dankende Anerkennung für die große Weinspende, die er aus diesem patriotischen Anlasse widmete. An diesem Tage sowie an dem darauf folgenden wurden je 40Ü Arme gratis bespeist. Unterm 17. Juli 1883 geruhten —H 14 >» Seine k. und k. Apostolische Majestät dem Laibacher Volksküchen-Verein eine allergnädigste Spende von 200 fl. zukommen zu lassen. Im nächstfolgenden Jahre wurde zur erhebenden Erinnerung an diesen Jubeltag in den Localitäten abermals ein Frei-Festessen für die Armen der Landeshauptstadt veranstaltet, welches am 13. Juli stattfand und in würdigster Weise verlief. Aus Anlass des zehnjährigen Bestandes der Studenten- und Volksküche wurde auch eine Gedenkfeier und am 6. Mai des Jahres 1887 eine Freibespeisung von 400 würdigen armen Personen abgehalten, sowie am Morgen desselben Tages die Abhaltung einer heil. Messe mit Tedeum durch den großen Wohl-thäter der studierenden Jugend weiland Canonicus Lucas Jeran vorangegangen war. Die Feier des vierzigjährigen Regierungs-Jubiläums Seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. am 2. December 1888 be-gieng, in stricter Befolgung des Allerhöchsten Wunsches Seiner Majestät, auch die Vereinsleitung der Volksküche durch einen Act der Humanität. Sie veranstaltete nämlich an diesem für alle Völker Österreichs so hochwichtigen und bedeutungsvollen Gedenktag eine Freibespeisung der Studenten und täglichen Gäste, der Armen aus den städtischen Armenhäusern und anderer Armen, indem der Verein auch in diesem Falle durch den edlen Sinn der Bewohner unserer Stadt dazu in die Lage versetzt worden war, die sowohl mit Geld- wie mit Victualienspenden sich an dieser Festbewirtung betheiligt hatten. Auch diesmal spendeten, wie gewöhnlich bei solchen Anlässen, die hiesigen Brauereien der Herren Gebrüder Kosler, Auer sowie der früher hier wohnhaft gewesene Bahnhofrestaurateur Herr Rudolf König das Freibier, während mehrere andere Freunde des Vereines den Wein beistellten. * * * Die bisherigen Ausführungen über die Gebarung unseres, seit dem Bestände für die Volkswohlfahrt unablässig wirkenden Institutes haben dem freundlichen Leser gezeigt, wie es das stete Bemühen, das Sinnen und Denken der Vereinsleitung —« 15 »- gewesen, die Einnahmen auf der Höhe der Ausgaben zu erhalten, das Interesse für den Verein im Publicum nicht erkalten, immer und immer wieder an die Damenwelt den Ruf zum Beitritt erklingen zu lassen, um so Jahr für Jahr in der Lage zu sein, der armen Bevölkerung für ein so billiges Entgelt ein warmes Mahl darbieten, so vielen Studierenden die Existenz erleichtern zu können, was sich aber immer schwieriger erweist, indem die Lebensmittelpreise, wie überall, so auch bei uns in Laibach, stets erhöhtere werden, während die Preise des Speisentarifes seit zwanzig Jahren die gleichen geblieben sind, so dass sich heute noch der Besucher unserer Volksküche um zehn Kreuzer ein warmes Mittagmahl, bestehend aus einer Schale reiner, wohlschmeckender, eingekochter Rindfleischsuppe, einem Stück guten Rindfleisch im Gewichte von sieben Deka, sowie einer Schüssel nahrhaft zubereitetem, eingebranntem Gemüse, Fisolen, Kraut, Erdäpfel oder Salat, verschaffen kann. Am Abend bekommt der Besucher um den Preis von drei Kreuzern eine Schüssel Reis, Polenta, Sterz, Fisolen, Linsen, Erbsen etc. An den Sonntagen gesellt sich zu den wochentäglichen Speisen noch eine dritte Speise: Braten zu sechs Kreuzer, Mehlspeise zu vier Kreuzer. An den gebotenen Fasttagen werden die landesüblichen Fastenspeisen verabreicht. Häufig werden auch die hierlands so beliebten «Krainerwürste», das Paar zu acht Kreuzer, ausgegeben, sowie an den hohen Festtagen die Nationalkuchen, die sogenannten «Potizen», nicht fehlen, welche den täglichen Gästen und den Studenten gratis verabreicht werden. In gleicher Weise konnte aus unserer objectiven Darlegung die Überzeugung gewonnen werden, dass unserVerein die vollste Anerkennung und Förderung seiner Intentionen seitens der maßgebenden Kreise der Landeshauptstadt genießt, so dass aus dem Zusammenhalte aller dieser Factoren sich der Fortbestand der Laibacher Studenten- und Volksküche als selbstverständlich ergibt. Ebenso konnten wir es mit freudiger Genugtuung constatieren, dass kein Gedenktag in unserem Allerhöchsten Kaiserhause vorübergieng, welcher nicht im Schoße unseres Vereines in patriotischer Weise begangen worden wäre. A o h* 3 6a- [9 -•K 16 ;+- Eines wichtigen Zeitabschnittes aus der Geschichte unseres Vereines, der mit Hilfe der krainischen Sparcasse durch die Vereinsleitung und die thätigen Damen bewerkstelligten Massenverköstigung während der Erdbebenperiode, welche mehrere Monate hindurch fortgesetzt Tausenden der unbemittelten Bewohnerschaft zu einer unberechenbaren Wohlthat wurde, wollen wir nun noch weiters gedenken und als würdigen Abschluss unseres Bildes der Laibacher Studenten- und Volksküche hier anfügen. Wie noch in allgemeiner Erinnerung, erfolgte in der Osternacht des Jahres 1895, am 14. April 11'/4 Uhr, hier in Laibach jener erste furchtbare Hauptstoß des hierauf noch länger als ein volles Jahr dauernden Erdbebens, das sich bis tief nach Oberitalien hinein und bis an das Donauthal herauf erstreckte, jener furchtbare Stoß, der unsere arme Stadt nahezu in Schutt und Trümmer warf, Tausende obdachlos machte und den Wohlstand der Bewohner auf Jahre hinaus auf das empfindlichste schädigte. Eine der unheilvollsten Begleiterscheinungen dieses Elementarereignisses war das Herabstürzen fast sämmtlicher Schornsteine und Kamine, so dass von Ostern ab in vielen Häusern nicht mehr gekocht werden konnte. Da that schnelle Hilfe noth! Ein gnädiges Geschick fügte es, dass das Volksküchenheim von dem verheerenden Stoße sowie auch von allen später noch sich einstellenden Erderschütterungen vollkommen verschont und intact blieb, denn während ringsum so viele Gebäude dem Einsturze nahe waren, eine Reihe von Gassen wegen drohender Einsturzgefahr dem Verkehr entzogen und polizeilich abgesperrt sowie die meisten Häuser gepölzt werden mussten, konnten die Damen und das Küchenpersonal in dem schier wie durch ein Wunder unversehrt erhaltenen Local ihres schwierigen, mühevollen Amtes walten und Tag für Tag zu den festgesetzten Stunden dem allgemeinen Anstürme gerüstet gegenüberstehen; es ward daher diese aufopfernde Thätigkeit die ganze Zeitdauer über niemals unterbrochen. Dieser glückliche Umstand, der für die minder bemittelten Einwohner, welche nicht, gleich den günstiger Situierten, Laibach verlassen konnten, sondern an die Scholle gebunden waren, sich so überaus segensreich erwies, sowohl als der hochherzige Entschluss der Frau Küchenvorsteherin Therese Hübschmann und ihres Gemahles Herrn Hauptmann Hübschmann, dem ihnen anvertrauten Wohlthätigkeitsinstitut zuliebe in der hart bedrängten Stadt auszuharren und die begonnene Massenbespeisung zum Besten der Nothleidenden zu leiten, wirkten zusammen, diese in großem Stile a?igelegte Hilfsaction in glänzendster Weise durchzuführen. Tausenden wurde wie mit einem Schlage die Sorge um die Erhaltung des Lebens abgenommen, und war diese Hilfe im Vereine mit den übrigen Bespeisungsanstalten, gewiss mit ein Hauptfactor in der Abwehr gegen von Behörden und Ärzten gefürchtete Epidemien, die, dem Himmel sei es gedankt, nicht auftraten, ja es wurde ärztlicherseits wiederholt constatiert, dass der Gesundheitszustand der Stadt Laibach selten ein so befriedigender gewesen, als eben während der schweren Erdbebenzeit! Und diese außerordentliche Leistung, welche in den Annalen des Volksküchenwesens einzig, ohnegleichen dasteht, begann schon in den allerersten Tagen nach dem Eintritte der Katastrophe. Der Obmann berief den Ausschuss zu einer Sitzung und theilte den Anwesenden die trostreiche Nachricht mit, dass die allbewährte Wohlthäterin des Landes, die krainische Sparcasse, auch in dem jetzigen kritischen Momente ihren Ruf neuerdings aufs thatkräftigste bewähre, indem die Direction sich der Vereinsleitung gegenüber bereit erklärt habe, während der schlimmsten Zeit auf ihre Kosten täglich mehrere tausend Personen bespeisen zu lassen, sofern die Leitung und die Ausschussmitglieder sowie die thätigen Damen sich dieser Mühewaltung unterziehen wollten. Sämmtliche Anwesende zeigten sich mit Freude bereit, und so konnte die «Laibacher Zeitung» schon in der Nummer vom 20. April — also fünf Tage nach der Katastrophe — unter der Rubrik «Erdbeben» diesbezüglich mittheilen: «Die krainische Sparcasse lässt täglich 1400 Personen in der alten Schießstätte durch den Volksküchen-Verein beköstigen» (welche angegebene Personenzahl jedoch weit überschritten ward, -« 18 »- wie aus den mit größter Genauigkeit geführten Aufzeichnungen schon nach Schluss des ersten Bespeisungstages hervorgieng), und wenige Tage später, unterm 24. April, schreibt das genannte Blatt: «Ein riesiger Andrang herrschte in den vorangegangenen Tagen, insbesondere aber gestern, zu der Betheilung in den Räumen der alten Schießstätte, wo seitens der Laibacher Volksküche, unter Leitung von Frau Hauptmann Hübschmann und anderen edelherzigen Damen, die Beköstigung Nothleidender stattfand. Gestern wurden jooo Arme bespeist. Die Kosten trägt in bekannter Großmuth die krainische Sparcasse bis auf weiteres, ohne Rücksicht auf die Anzahl der sich Meldenden.» In der Nummer vom 27. April lesen wir in der Rubrik «Zur Situation»; «Die Verköstigung wird in dem gleichen großen Maßstabe wie bisher fortgesetzt. Bei dieser Gelegenheit sei die unermüdliche Thätigkeit der Damen hervorgehoben, welche sich aufopfernd der mühevollen Arbeit in der Volksküche widmen», und wieder ein paar Tage später, 29. April: «In der Volksküche herrscht der gleiche riesige Zuspruch wie bisher, im ganzen werden 5000 bis 6000 Menschen täglich verköstigt». Diese Ziffer dürfte vielen als zu hoch gegriffen erscheinen, es ist jedoch zu bedenken, dass sich persönlich an, manchmal über 3000 Personen einfanden, und dass unter diesen viele Personen waren, die nicht für sich allein, sondern auch für ihre ganze Familie daheim hier das Essen erhielten. Es herrschte dabei die Einführung, dass die Betheilten selbst das Geschirr zum Einfüllen der Speisen mitbringen und sich nach Erhalt sofort entfernen mussten, indem es natürlich unmöglich gewesen wäre, in den Speise-Localitäten, welche wohl 300 bis 400 Menschen Raum zum Speisen gewähren, Tausende von Personen unterzubringen. Die Nummer vom 30. April, also 15 Tage nach dem Eintritt des Naturereignisses, widmet der aufopferungsvollen Thätigkeit der Volksküche einen längeren Artikel, gibt die Personenzahl, nach dem Datum geordnet, an und sagt unter anderem: «Auf Kosten der krainischen Sparcasse werden — wie schon wiederholt erwähnt — täglich 3000 Personen bespeist, das sind gewiss große Leistungen, und cs ist daher —K 19 >s~ nicht mehr als recht und billig, wenn wir die Umsicht und wahrhaft menschenfreundliche Aufopferung der Leiterin der Volksküche und Küchenvorsteherin Frau Therese Hübschmann, k. u. k. Hauptmanns Gattin, der beiden Stellvertreterinnen und die Thätigkeit der anderen mitwirkenden Damen rühmend hervorheben.» Am 2. Mai constatierte die «Laibacher Zeitung», dass gestern «an 2580 Portionen eingekochte Suppe, Gemüse, Fleisch und Brot vertheilt wurden.» Unterm 6. Mai berichtet dasselbe Blatt: «Die Wohlthäterin des Landes und der Bevölkerung, die krai-nische Sparcasse, deren hilfreiches Wirken in der gegenwärtigen schweren Bedrängnis vorderhand nur flüchtig angedeutet werden konnte, die Tausende von Armen täglich bespeist, hat neuerlich einen Beweis ihrer Mildthätigkeit an den Tag gelegt, indem ihr Amtsdirector Herr Dr. Supan, der unermüdlich thätig im Dienste der Nächstenliebe ist, zuvorkommend Kellerräume zur Aufbewahrung von Conserven und sonstigen Spenden, welche auch bei der Volksküche verwendet werden, zur Verfügung stellte.» In der hier zu Laibach 1895 im Selbstverläge der krai-nischen Sparcasse erschienenen Denkschrift über die Wirksamkeit der krainischen Sparcasse während des dritten Vierteljahrhunderts ihres Bestandes, iSyo bis i8pp, findet sich der Hilfsaction während der Erdbebenzeit folgender Passus gewidmet, den wir, als hieher gehörig, vollinhaltlich citieren: . . . «Als das Dringendste erschien in der ersten Zeit nach Eintritt der Katastrophe die Beistellung ausreichender Nahrung für die Obdachlosen sowie die Gewährung von Schutz gegen die Kälte für die im Freien oder unter Zelten lagernden Bewohner der Stadt. Um bei Erfüllung dieser schwierigen Aufgabe die übrigen Factoren ausreichend zu unterstützen, wandten wir uns in ersterer Richtung an den hiesigen Volksküchen - Verein, der sofort bereit war, die erforderliche Zahl der Mittagsportionen, bestehend aus Suppe, Fleisch mit Gemüse und Brot, auf unsere Kosten an die Nothleidenden zu verabfolgen. Die Zahl der auf diese Weise täglich verabfolgten Portionen betrug in den ersten zwei Wochen stets mehr als 2500, mit der Wiederkehr geordneterer Verhältnisse wurde dann die Zahl der Portionen allmählich vermindert und mit Ende Juni diese Be-speisung bis auf weiteres eingestellt. Auf diese Weise wurden bis Ende Juni 50.563 Mittagsportionen an die Nothleidenden verabfolgt und dafür an den Volksküchen-Verein die Summe von 3795 fl. 21 kr. erlegt.» Anschließend an diesen Ausweis spricht die krainische Sparcasse für die bereitwillige Übernahme und gelungene Durchführung dieser Armenverpflegung den Dank in folgenden Worten aus: «Wir können nicht umhin, dem geehrten Vereine der Volksküche und speciell auch den bei demselben mitwirkenden Damen, deren Zeit und Mühe, insbesondere in den ersten zwei Wochen, in weitgehendstem Maße dadurch in Anspruch genommen und wodurch allein uns diese Hilfsaction ermöglicht worden war, auch an dieser Stelle unsern wärmsten Dank dafür auszusprechen.» Noch inmitten der Mühewaltung der täglichen Armen-bespeisung stehend, hielt dessenungeachtet der Volksküchen-Verein unter dem Vorsitze seines Obmannes und in Anwesenheit der Ausschussmitglieder am 24. Mai 1895 in seinen Localitäten die statutenmäßige Generalversammlung über das zurückgelegte achtzehnte Vereinsjahr ab, in welchem wieder 9896 Portionen gratis an bedürftige, würdige Studenten — täglich zweiunddreißig — seitens der Vereinsleitung verabfolgt worden waren. Außer in jenen Monaten, in denen die Massenverköstigung stattfand, betrug die tägliche Frequenz der Volksküche 300 bis 350 Personen. Zum Zeichen dankbarer Anerkennung der großen Wohl-thaten, welche die krainische Sparcasse unausgesetzt und besonders zurZeit der Erdbebenperiode dem Vereine zutheil werden ließ und es diesem dadurch ermöglichte, in einer dem Vereinszwecke zunächst liegenden Weise der so hart bedrängten armen Bevölkerung hilfreich beizustehen, wurde über einstimmigen Beschluss in eben derselben Generalversammlung der Präsident der krainischen Sparcasse, Herr Josef Luckmann, zum Ehrenmitglied ernannt. ~K 21 »- Sich selbst getreu, nach dem einmal gethanen Ausspruche: «Unser Leben steht in Gottes Hand*, hielt auch noch nach der Generalversammlung die ebenso energische als umsichtige Küchenvorsteherin in dem zerstörten Laibach aus und leitete die Hilfsaction im Vereine mit ihrem Gemahl unverdrossen bis zum Schlüsse. Abwechselnd, wie es der Turnus der thätigen Damen mit sich brachte, standen diese sowie die beiden Stellvertreterinnen der Küchenvorsteherin treu zur Seite, und schon frühmorgens um 3 Uhr wurde das Herdfeuer entzündet, sah man die betreffenden Damen, Frau Fanny Hoffmann an der Spitze, unerschrocken in die Localitäten sich begeben, um ihren übernommenen Pflichten nachzukommen. Das Küchenpersonale war bloß in höchst unbedeutender Weise vermehrt worden, so dass hiefür fast keine Kosten aufliefen. Das Bereiten der Speisen, das Vertheilen und Zerlegen des Fleisches, das Verabreichen der Speisen bei den in der Halle aufgestellten großen Küchenwagen gieng in schönster Ruhe und Ordnung vor sich, und es ereignete sich während dieser langen Zeit nicht der geringste Unfall. Als Überrest aus der geschilderten Erdbebenperiode ist die bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt andauernde und voraussichtlich sich noch auf Jahre hinaus erstreckende starke Frequenz durch die Bauarbeiter zu bezeichnen, welche sehr gerne und zahlreich in die Volksküche kommen, um hier zu Mittag sowie häufig auch abends die Kost zu nehmen. Für die Studenten und die Arbeiter sind in dem Volksküchenlocale gänzlich getrennte Schalter zum flinausgeben der Speisen angebracht, auch sind die Speiseräume voneinander getrennt. Es herrscht überall die größte Sauberkeit und Ordnung, sowie von Seite der Vorstellung und der Damen auf die peinlichste Reinlichkeit inbetreff der Zubereitung der Speisen sowie der Geschirre und des Service gesehen wird. Beim Einkäufe von Lebensmitteln wird stets nur auf die Qualität Bedacht genommen, und noch niemals ist ein Erkrankungsfall infolge schlecht zubereiteter Speisen oder verdorbener Lebensmittel vorgekommen. So schließen wir denn diesen Rückblick über die im stillen wirkende Thätigkeit und das Gebaren* unseres der Volks -Wohlfahrt gewidmeten Vereines, der nun auf das zurückgelegte zweite Decennium seines segensreichen Bestandes blicken kann, der gefestigt dasteht und der hoffentlich auch künftigen Generationen die gleichen Wohlthaten wird darbieten können, deren die heutige Generation sich erfreut. Möge diese kleine, wahrheitsgetreue Darstellung dazu beitragen, unserem lieben Verein in fern und nah neue Freunde zu erwerben — zum Wohle der Bedürftigen und der studierenden Jugend unseres theuren Heimatlandes Krainl Der Verwaltungsausschuss besteht heute sowie vor zwanzig Jahren aus fünfzehn Mitgliedern, dem Obmanne, dessen Stellvertreter, dem Cassier, dem Schriftführer, dem Ökonomen, der Küchenvorsteherin, der ersten und der zweiten Stellvertreterin sowie aus sieben Ausschüssen. Die Functionäre werden jedes Jahr in der Generalversammlung neu gewählt, indem die Functionsdauer bloß ein Jahr währt. Der Ausschuss wählt aus seiner Mitte die Functionäre in der jährlich statutenmäßig abgehaltenen Generalversammlung. Außerdem besteht der Mitgliederstand aus thätigcn und aus zahlenden Mitgliedern, aus circa zwanzig thätigen Ehrendamen und einem Revisionscomitc, dem stets mindestens zwei Rechnungsrevisoren vorstehen; die Zahl der Ehrenmitglieder beträgt sechs, jene der unterstützenden Mitglieder an 300. Der Verwaltungsausschuss im Jahre 1896/97 besteht aus folgenden Persönlichkeiten: Obmann: Hübschmann Vincenz, k. u. k. Hauptmann i. R. Obmann-Stellvertreter: Drelse Augtist, Fabrikant und Hausbesitzer. Cassier: Dr. Start! Josef, k. k. Finanz-Procuraturs-Adjunct. * Zur Illustrierung des Gesagten möge die nach den Daten unseres Vereines zusammengestellte «Statistische Übersicht» dienen, die im Anhänge folgt. Anmerk, des Verfassers. Schriftführer: ZupanZiZ Josef, Advocaturs-Candidat. Ökonom: Dolenec Oroslav, Wachszieher und Hausbesitzer. Ausschussmitglieder: KavtiZ Jakob, k. k. Grundbuchsführer i.R.; Regnard Eduard; Velkovrh Joh., k. u. k. Oberlieutenant i. R.; Zitterer Mathias, Ritter di Casa-Cavalchina, k. u. k. Hauptmann i. R. Küchenvorsteherin: Hübschmann Therese, k. u. k. Hauptmanns Gattin. I. Küchenvorsteherin-Stellvertreterin: Ahn Karoline, k. k. Pro- fessors Witwe.* II. Küchenvorsteherin - Stellvertreterin: Hoffmann Fanny, k. k. Bezirksrichters Witwe. Ausschussdamen : Lah Anna, k. k. Bezirksrichters Witwe; v. Radies Hedwig, Schriftstellers-Gattin; Recher Jenny. Rechnungsrevisoren: Bradalka Ferdinand, Schitnik Franz. * Während diese Zeilen in Druck giengen, hat Frau Karoline Ahn wegen Domicilwechsels ihre Stelle im Ausschüsse niedergelegt, ohne jedoch deshalb gänzlich aus dem Volksküchen-Verein auszutreten, sondern es erklärte die genannte Dame, nach eventueller Rückkehr nach hier ihre Functionsthätigkeit wieder aufnehmen zu wollen. Für ihre so langjährige, aufopferungsvolle und hingebende Mühewaltung sei ihr an dieser Stelle der gebärende Dank ausgesprochen. Zur ersten Küchenvorsteherin-Stellvertreterin wurde nun die ebenfalls um den Volksküchen -Verein hochverdiente Frau Fanny Hoffmann gewählt. * ~K 24 )+- Nachruf. Eben zur Zeit, als sich die vorstehende Schrift unter der Presse befand, riss der unerbittliche Tod dem hiesigen Volks-küchen-Verein eine tiefe Wunde, die denselben in die größte Trauer versetzte, und so erachtet es der Autor als eine ehrenvolle Pflicht, hier als traurigen Schluss die Mittheilung anzufügen, dass am 16. September 1897 zu Rann in Steiermark die hochverdienstvolle Vorsteherin der Laibacher Studenten- und Volksküche, k. u. k. Hauptmanns Gattin Frau Therese Hübschmann geb. Kellner einem hartnäckigen Leiden erlegen ist. In allen Kreisen der Gesellschaft widmete man der unvergesslichen Dame Zeichen der Liebe und Verehrung, das Leichenbegängnis in Rann gestaltete sich zu einer erhebenden Trauerfeier, und vom alten Schießstätte-Gebäude in Laibach, dem Locale der Laibacher Studenten- und Volksküche, wehte eine mächtige schwarze Fahne als Zeichen der Trauer des verwaisten Institutes. Unter den als letzten Gruß gesandten prachtvollen Blumenspenden war auch der Volksküchen-Verein, der wohl schwerlich mehr eine so ausgezeichnete Vorsteherin erhalten dürfte, mit einem imposanten Kranze sammt breiten Schleifen vertreten, welch letztere die Aufschrift wiesen: «Von der dankbaren Laibacher Studenten- und Volksküche ihrer unvergesslichen Vorsteherin.» Von Seite des Ausschusses sowie der Vereinsdamen wurden Beilcidsadressen an den Gemahl der Verewigten, Herrn k. u. k. Hauptmann V. Hübschmann, gerichtet, welche in beredten Worten die Trauergefühle der Vereinsmitglieder zum Ausdrucke brachten sowie die unvergänglichen Verdienste der Entschlafenen hervorhoben. —H 25 »- Die amtliche «Laibacher Zeitung» widmete in der Nummer vom 20. September 1897 der langjährigen Vereinsvorsteherin einen längeren Artikel, dem wir folgende Stelle entnehmen: «Die edle Frau, welche die christliche Nächstenliebe in unentwegter Übung der Werke der Barmherzigkeit gegenüber den Armen und Bedrängten, namentlich im Studenten- und Volksküchen-Vereine, von den Tagen der Gründung her durch mehr als zwei Decennien als unermüdlich schaffende und wirkende erste Küchenvorsteherin in vollstem Umfange bethätigt hat, war insbesondere, wie ja noch in allgemeiner Erinnerung, in den Schreckenstagen der Erdbebenkatastrophe des Jahres 1895 und ihrer schweren Folgezeit, kraft ihres erhabenen Gottvertrauens, durch unerschrockenen Muth und beharrlichste Ausdauer ein leuchtendes Vorbild der sie umgebenden Vereinsdamen, die, wie immer, so vor allem in dieser Epoche, bewundernd zu ihr aufgeblickt haben, als ihrer, stets auf das Wohl ihrer armen Mitmenschen bedachten und dasselbe rastlos fördernden Führerin auf dem Gebiete der christlichen Charitas!» —K 26 >+- Zur Vereinsstatistik. Vereins- jahr Total- Einnahtne Erlös für verkaufte Marken Erlös für Abonnementskarten Davon Studenten- Verpflegung Portionen Brote fl. kr. n. kr. n. kr. 11. kr. 1877/78 7854 90 6419 54 — — — — 77406 61420 1878/79 4017 2 3054 78 — — — — 39380 47442 1879/80 3626 36 1981 74 — — — — 35301 41402 1880/81 3984 58 2240 55 — — — — 38248 44651 1881/82 4698 56 2991 50 — — — — 44715 45171 1882/83 5021 84 1954 46 1264 11 — — 49092 61336 1883/84 1 5899 96 2058 62 38 2 48 — — 61778 61500 1884/85 4918 62 1427 17 — — 1520 23 57593 53120 1885/86 3853 20 1192 22 1465 91 1055 26 53912 50430 1886/87 4621 30 1501 10 1372 10 1140 12 63211 43515 1887/88 4804 24 1342 70 1863 61 1257 61 57642 53130 1888/89 5201 23 1123 69 2560 38 1736 36 89797 65743 1889/90 5220 16 1177 89 2386 95 1636 61 .74308 70620 1890/91 5507 85 1061 52 2372 83 1760 80 68749 50905 1891/92 10044 61 1235 32 2484 70 746 26 88408 63103 1892/93 6254 73 1168 49 2808 54 1282 73 99370 79479 1893/94 6872 84 1220 45 2996 38 1069 99 117450 85579 1894/95 7534 98 — — — — — 94402 82220 1895/96 121483 87 5498 72 1684 92 798 39 218890 105030 1896/97 9026 1 1971 59 2557 55 515 36 143930 8620 1 Jubelfeier, 800 Arme gratis. 2 Für in die k. k. Tabakfabrik gelieferte Speisen. 3 Erdbebenperiode. Slovanska-skladisce 6S M D 3311 COBISS o