März. Zwölfter Jahrgang. Lenzfolge 1 1915. Folge 135. (Seite 3213 bi* 3240.) Blätter für den Abteilungsunterricht. monatschrift zur Förderung des österr. Schulwesens. o o o (Schriftleiter: Dr. Rudolf Peerz.) Inhalt: Seite 1. Der Kampf gegen die Kriegsnot..........................3213 2. Märchen ...............................................3214 3. Zeitgenössische Kriegslieder...........................3215 4. Stundenbilder..........................................3216 5. Zeitsprüche............................................3217 6. Abteilungsunterricht...................................3218 7. Kriegsrechenaufgaben für die Schule .... 3221 8. Des Lehrers Takt und Schliff in der Gesellschaft 3222 9. Unsere Soldaten....................................... 3222 10. Unser Kriegskalender................................. 3224 11. Kriegsbilder im Unterrichte.......................... 3225 12. Lateinkursus für Lehrer.............................. 3226 13. Randbemerkung zum 5. Briefe an die Leser der Bl. 3226 14. Allerlei Schulpraxis................................. 3227 15. Die Wechselrede...................................... 3228 16. Aus eiserner Zeit.................................... 3229 17. Pädagogischer Weiser . . ........................... 3229 18. Unsere Kriegsspende.................................. 3231 19. Briefkasten ......................................... 3232 20. Kleine Mitteilungen.................................. 3232 21. Blätter für Prüfungskandidaten....................... 3235 o o o Verlag der Blätter für den Abteilungsunterricht in Laibach. — Druck von.J. Pavlicek in Gottschee. Jährlicher Bezugspreis 6 K (6 Mk, 7 Frk.). Für Lehrbefähigungsprüfungen empfohlen: Lehrbuch der Psychologie von k. k. Professor F. Schindler. (Verlag O. Gollmann, Troppau.) 207 Seiten, 42 Textfiguren, 1913; eleg. Leinenband K 4. Urteile. Blätter f. d. Abt.-U.: Eine ganz ausgezeichnete Erklärung für den psychophysischen Verlauf der Geistesphänomene. — Angenehme instruktive Art. — Wissenschaftliche Fundierung der Beispiele. Päd. Jahresbericht (Dr. E. Meumann): Unter den elementaren Lehrbüchern der Psychologie gebührt dem Lehrbuche von Sch. eine besondere Stelle. — Sucht zu gunsten der Wissenschaft freizuhalten von autoritativen Traditionen. Schles. Schulbl.: Gliederung und Sprache lassen an Vollkommenheit und edlem Schwünge nichts missen. — Wärme des Tones vereint mit Durchsichtigkeit der Darstellung. Kärntner Schulbl. 1913: Nicht bloß L.-B.-A. und Prüfungskandidaten, sondern allen Kollegen empfohlen. — Vorzügliches Mittel zur mühelosen, angenehmen Auffrischung. Schaffende Arbeit und Kunst 1914: Das Lehrbuch ist sehr zu begrüßen. Es berücksichtigt die Errungenschaften der modernen Psychologie. — Wird vortreffliche Dienste leisten. Österr. Schul-Ztg. 1914: Der Stoff ist übersichtlich und in den schwierigsten Teilen leichtfaßlich dargestellt, der Weg von der Erfahrung zur Erkenntnis psychologischer Gesetze streng eingehalten. — Wärmstens empfohlen. Reichsverein österr. Lehrerbildner: In meisterhafter Weise die verschiedenen psychologischen Richtungen berücksichtigt. — Plastische Sprache, gekennzeichnet durch Schönheit, Klarheit und Leichtfaßlichkeit. Hoher Extra-Vorzugsrabatt für Lehrer! Pl9llOfi Trautwein, Wien, vn. ™ Mariahilferstraße Nr. 58 B. Pianinos und Klaviere von hervorragender Klangfülle und Tonschönheit, gediegendster kreuzsaitiger Eisenpanzer - Konstruktion mit leichter, elastischer Spielart und verstellbarer Harfenton-Vorrichtung. 10jährige, schriftliche, gesetzlich bindende Garantie! — 4wöchentliche, frachtfreie Probelieferung nach jeder österreichischen Bahnstation I Ratenzahlungen ohne Preiserhöhung gestattet 1 »MG Jeder Lehrer verlange umgehend kostenlos Zusendung der illustrierten Preisliste nebst Lehrer-Vorags-Babatt-Tabelle I Drei starke Hefte mit mehreren tausend Referenzen von Lehrern etc. gratis zur Verfügung Blätter für den fibieilnngsunterricbt. Laivach, März 1915. Mitteilungen der Verwaltung. 1.) Die Firma L. und C. Hardtmuth hat dem ihr in den letzten Jahren erstandenen Wettbewerbe siegreich standgehalten und damit die Güte der heimischen Industrie erwiesen. An Schul-stiften ist Hardtmuth allen voran. 2.) Über die Reformkreide von der Firma Franz Hoschkara in Waidhofen a. d. Ybbs liegen zahlreiche Anerkennungen vor. Wir sind daher in der Lage, das Fabrikat bestens zu empfehlen. 3.) Unentbehrlich für alle Herren, welche auf gut aussehende, elegante und stets saubere Wäsche Wert legen, viel Geld und Ärger sparen wollen, tragen nur die neue Original-Leinendauerwäsche von der Firma M. Langhammer, Saaz Nr. 1500 (Böhmen), welche Wäsche unerreicht an Haltbarkeit und Aussehen ist. Es ist im Interesse eines jeden, sich die illustrierte Preisliste sowie Stoffmuster kommen zu lassen, welche an jedermann auf Verlangen kostenlos zugesandt werden. 4.) Stauböl. Wir nahmen seinerzeit Gelegenheit, aufgrund einer Erprobung auf Lennars Stauböl (Näheres im Inseratenteil 1) aufmerksam zu machen. Der rege u. zw. dauernde Zuspruch, den die Firma infolge unseres UHeiles zu verzeichnen hatte, rechtfertigt das Lob. Briefkasten der Verwaltung. Einem Teile der diesmaligen Auflage legen wir Rückstandsausweise (1915 inbegriffen) mit dem höflichen Ersuchen bei, uns durch eheste Einsendung der Beträge in dieser schweren Zeit die ungestörte und ungeschmälerte Fortführung der Zeitschrilt zu ermöglichen. Beurteilungen. 596.) Aas schwachsinnige Kind in der normalen Htofksschnfe. (Verfassen Schreff und Steinhaus; Verlag Stahl in Arnsberg in Wests.; K V20.) — Ein Arzt und ein Schulrektor haben miteinander das Wesen jener bedauernswerten Geschöpfe studiert, die in der Schule als Ballast empfunden und darum in der Regel mit wenig Liebe behandelt werden, wiewohl gerade sie der Sonne bedürftig wären. Das vorliegende Schriftchen deckt nun alle Fährten auf, die zu dem verschlossenen Geiste und Gemüte der Schwachsinnigen leiten. Es läßt sich bei richtiger Behandlung tatsächlich auch hier etwas erreichen; davon habe ich mich durch eigene Erfahrung und bei meinen Besuchen von Hilfsschulen überzeugt. Wem nun der un- Trostbüchlein für die junge Lehrerin. ------------ Eine treffliche Ferienlektüre. Elegantes weißes Bändchen, 132 Seiten, Sachweiser, 30 Abschnitte. Verfasserin: Hildegard Rieger. Geleitwort von Rud. E. Peerz. Preis: a) gebunden 1 50 K, — b) geheftet 1 K. Ganz Oesterreich kennt Jägerndorf alseine dergrößten Tuchfabriksstädte der Monarchie. Der Bezug von Herren- u. Damenstoffen wie auch schlesischer Leinenwaren direkt vom Fabriksplatze bedeutet daher für jeden Privaten eine ganz bedeutende Ersparnis. Verlangen Sie demzufolge kostenlose Zusendung meiner reichhaltigen Muster-Kollektion. — Insbesondere bemustere ich Reste zu tatsächlichen Spottpreisen. T uchversandhaus Franz Schmidt, Jägerndorf 236 Oesterr.-Schleslen. mittelbare Einblick in solche nicht möglich ist, findet in dem vorstehend genannten Hefte Ersatz. Wir in Österreich werden uns der Schwachsinnigensürsorge vor allem zuzuwenden haben, also an den Ausführungen Schreffs und Steinhaus' nicht achtlos vorübergehen können. 597.) 24 Rembrandt-Radierungen auf bestem Kunstdruckpapier, in schlichter Mappe vereinigt, nur 75 Pfg. Verlag Buchholz <£ Weißwange, G. m. b. H., Berlin-Schöneberg. Verzeichnis der Radierungen: 1. Abraham und Isaak, 2. heilige Familie, 3. Abraham und die drei Engel, 4. Flucht nach Ägypten, 5. Simeon im Tempel, 6. Kreuzabnahme, 7. Emmaus, 8. Peter und Paulus an der goldenen Tür des Tempels, 9. St. Hieronymus, 10. St. Franziskus, 11. Selbstporträt, zeichnend, 12. Dr. Ephraim Bonus, 13. Die Mutter Rembrandts, 14. Lesendes Mädchen, 15. Die Judenbraut, 16. Der Bettler, 17. Bettlerfamilie, 18. die Landschaft mit den drei Bäumen, 19. die Landschaft mit dem Hause des Goldwägers, 20. Die Landschaft mit dem Heuschober, 21. die Windmühle, 22. die Landschaft mit der Hütte und dem Heuschober, 23. Weiblicher Akt, 24. Allegorie auf Leben und Tod. — Rembrandt (geb. 1006) hat mit 23 Jahren angefangen, neben dem Pinsel die Nadel zu handhaben; er wird die Technik wohl in Amsterdam gelernt haben. Zuerst fährt er wild auf die Platte los, dann zeichnet er kriselig und fein- 75 Auszeichnungen! Gegründet 1790. 75 Auszeichnungen! L.&C.Hardtmuths § gj MH Hl i J._Jo L.&C.Hardtmuths Kohinoor I X. I NUslW IM Farbstifte -..Zeichenstifte U» 11119 Uftlllillll ... Pastellslitte Schulstifte etc. WIEN IX. Budweis in Böhmen. Eilige Men Für Schulzwecke anerkannt bestes Fabrikat. Durch jede Papierhandlung zu beziehen. Franz u. Antonie = Rauch = vorm. Johann Hajek. Pilsen, Reichsgasse 4 Flügel, Pianinos, Harmoniums von bekannten Firmen: Bösendorfer, Förster, Wirth, Gebrüder Stingl, Rösler, Koch und Korelt u. a. Grosse Auswahl. Billige Preise. Leihanstalt. Bezahlung auch in Raten möglich, « 1915 (Mär;). V (X t t £ (12. Ia-r.) A-lge 135. für den Jlbteilungsumerricbt Monatschrift jur Förderung der österr. Achul«ese«r. v-,ug«g-bNhrSK (»Mark, Schriftleiter: »es»»,«,che, »u„chile,»ch 7 Art.) jährlich, «nzeinu«. an die Verwailun, der mn 60 h (60 % 70 ct). Ar Ktlilfllf ttffrt Blätter sür den «dteilung». Postspari. Nr. 68.218. **' V * * *• >• unterricht In Laidach». Handschriften und Blichet an die Schristleitung der Blätter für den ilbleil,mg,unterricht in Mir» (Bdhmen). Der Kamps gegen die Kriegsnol. von den Schrecken des Krieges haben mir, die Daheimgebliebenen, bisnun wenig verspürt: ein bißchen Gruseln beim Lesen von Berichten über die Leiden unserer Braven im Leid, ein Lot Mitleid, so Llüchtlinge vorüberzogen, ein grauses Ahnen von fernher im Anblick der verwundeten. Das war so ziemlich alles, was uns die Zeit an Schrecknissen enthüllt hat. Doch es soll anders kommen; auch für uns bricht der Krieg an. Langsam schleicht er über die Totenselder herüber in die Gaue, in denen der Schlachtenlärm nicht getost, vorerst zeigt er sich als Feuerung. Das ist ein schlimmer Leind für die Armen! Wie wird man ihm begegnen? Wir sind erst im Lenz, da man die Saat bestellt, und schon grinst das Gespenst „junger" aus allen Winkeln. Die Regierung versendet Merkblätter und mahnt zur Sparsamkeit mit Lebensmitteln. Das Stück Papier wird indes an der Sache wenig ändern, wenn nicht das überzeugende Wort ihm das Geleite gibt. Wer wird es bieten? Wer anders wieder als der Lehrer des Grtes im Vereine mit dem Priester. Sie beide sind berufen, das, was aus dem Mittelpunkte des Reiches als Waffe wider die heranschleichende Not ausgesendet wird, in die passende, in die packende Lorm zu bringen und dem Volke nahezurücken. Der Bauer ist selbstsüchtig; sein eigenes Wohl und Wehe liegt ihm zunächst. So lange seine Speicher voll sind und seine Hühner Eier legen, ist ihm nicht bange; da läßt er sich's gut gehen. Lür andere mag der liebe Herrgott sorgen! Nicht als ob ich damit dem Herzen im groben Kittel Nächstenliebe und Barmherzigkeit absprechen wollte I Was dem biedern Landmanne fehlt, das ist der Weitblick, die Überschau über das große Ganze; was ihm sonst noch eigen ist und unserem Zwecke zuwiderläuft, das ist das krampfhafte Lesthalten erworbener Schätze. Das haben die Jahrhunderte, in denen der Bauer seiner Habe vor der Habsucht der „Herren" nicht sicher war, als Erbteil zurückgelassen. Wir werden Mühe haben, ihn aus seinem Mißtrauen und der starren Umklammerung zu ziehen. Und doch sollen wir den Versuch nicht scheuen. Der Großbauer soll sparen und Haushalten wie der Keuschler; die Wirtshäuser sollen sich mit einem kleineren Verdienste zufriedengeben, die Gelage eingestellt werden. Schon das Gedenken an die Darbenden im Schützengraben müßte dies bewirken; ist es nicht der Lall, so verweise der Volksapostel auf die herankriechende Lebensnot. Lmlich ist hiebei eines unerläßlich, das nämlich, daß der, derpredigt, auch in bet Cat das zeigt, was er mit dem Worte verlangt. Wenn der Amtsbruder über die Schlemmerei wettert, aber selbst Tag um Tag des Wirtes bester Runde ist, — ja dann ist der Weckruf leerer Schall. Man muß zunächst das Beispiel bieten, auch wenn die persönlichen Umstände es nicht gerade heischen! „Seht einmal her, Leuterl! Seit der Krieg so furchtbar wütet und ich den Kummer immer näherkommen sehe, habe ich das Rauchen eingestellt, esse ich nur jeden zweiten Tag Fleisch und bescheide mich täglich mit einem Viertelliter wein." Das wirkt besser als eine feingeformte lange Rede. So wird der Fcldzug gegen den Feind Alkohol, gegen Nikotin und gegen den übermäßigen Fleischgenuß geführt, wenn wir die Not aus der Versenkung steigen und sie sprechen, uns aber von ihrem Diktat bestimmen lassen. Lin zweites, was uns in der großen Zeit zufällt, ist die Jugendfürsorge. Noch schlägt das namenlose Llend mit seinen Fängen nicht in das Fleisch des Staates; dafür wird es aber mit einemmale da sein, wehe, wenn wir dann nicht gewappnet sind! Ls kommt mit furchtbarer Wucht und erschüttert den gesamten Staatskörper. Taufende werden sich plötzlich verwaist und vor die bitterste Not gestellt sehen. Dürfen wir angesichts dieser unabwendbaren Folge des Krieges Zusehen, bis uns die Wirklichkeit vor eine im Augenblick nicht zu bewältigende Aufgabe stellt? Dürfen insonders wir Lehrer zuwarten, bis uns die Lebensnot und der moralische Niedergang, so er ob des Mangels einer männlichen Stütze die Familien ergreift, das gesamte Gebäude der Bildung niederreißt? wer da zögerte, diesem grimmigsten aller Feinde rechtzeitig zu begegnen, verriete soziale Kurzsichtigkeit. Solche stünde den Volksbildnern schlecht an. Also greifen wir zu und fördern wir die (Einrichtung der Jugendfürsorge, widmen wir ihr unsere volle Kraft; denn, so ist es im Rate der Großen beschlossen, wenn die Lehrerschaft nicht derart mittut, daßohnesie die gedeihliche Lntwickl ung derIugendfürsorge unmöglich gedacht werden kann, wird diese auf ein anderes Feld verpflanzt. (Db sie dort bester gedeiht, möchte ich stark bezweifeln. Aber sie ist uns nun einmal entwunden und damit dem Verkümmern anheimgegeben, wenn je, so rufe ich jetzt die Genossen und vor allem auch die Genossinnen im Amte zur zuständigen „Bezirkskommission für Jugendfürsorge". Sich rasch als Mitglied anmelden, seine Kraft zur Verfügung stellen, nach Familien Umschau halten, die Waisen aufnehmen könnten, bei wohlhabenden Spenden sammeln, bei Großbauern um Lßwaren bitten, aus daß es im Zeitpunkte der Not nicht an Lebensmitteln fehle, einen Verköstigungsverein gründen, hinsichtlich des Anbaues richtunggebend wirken, für Kleidung und Beaufsichtigung forg»n, Handwerksstellen, Arbeit anderer Art erlügen, kurz: des Wolkes Water sein wie weiland der Große in Stanz! Heute nennt man das, was er uns vorgelebt und vorgeschaffen, Jugendfürsorge. Faßt den Gedanken nicht anders wie er; nur so kann er zum wohle werden! — Ja, wenn sonst der Lenz ins Land flog, da gab es ein freudig Regen, ein Abschütteln der Winternot. Diesmal ist cs umgekehrt: Indes es draußen zu sprossen beginnt, erfüllt unser Inneres ernste Sorge. Doch es wäre schlimm, wollte uns darob vor der Zukunft bange fein! wir müssen ihr nur recht zu begegnen wissen, wie unser glorreiches Heer wohlgemut gegen den schier unbezwingbaren Gegner zog, so werden wir, die nicht die blanke wehr zu führen vermögen, der dräuenden Not kraftvoll trotzen, wenn dann die Truppen jubelnd durch die Straßen marschieren, können wir uns in ihre Reihen stellen, denn auch wir haben einen grimmen Feind bezwungen: — die Kriegsnot im Reiche. Seerz. Märchen. Wer mag nicht was Frohes erleben I Doch stellt es sich allezeit ein? Drum soll uns für Wahrheit geben Ein Märchen den fröhlichen Schein. Originalbeitrag von Hans Fraungruber. Zeitgenössische Kriegslieder. Einmal mußte es sein! Giftausspeiender Friedenshaß Kroch schon lange aus dumpfem Gelaß Der russischen Nacht zu uns herein. (Es mußte sein. Warf seine grause Wut In unsere Helle, die ihn verdroß, Und setzte den Krieg auf das schwarze Roß, Das lange im Finstern geruht. Öst'reicher und Deutsche heraus! Laßt sterben das Feuer auf dem Herd. Nun fresse sich unser doppeltes Schwert Ein Stück Himmel aus höllischem Graus. Aus der Sammlung „Krieg", Anzengruberverlag, Wien V. Gebet. Alle Tropfen, die da sickern, warm und rot in durst'gen Sand, Alle Tränen, die da rinnen — sammle, Herr, mit milder Hand! Lass' der Stimmen mächt'ge Sprache fleh'n zu Dir, o Gott, vereint: Daß sie nicht umsonst gefallen, — daß sie nicht umsonst geweint! Schütz' die Tapfren vor Ermatten! Lasse Geist von Deinem Geist Ihres Armes Spannkraft doppeln — Bis der Feinde Wall zerreißt. Breite Deiner Allmacht Fittich über das geliebte Haupt Uns'res Fürsten! Seiner Krone werde nicht ein Stein geraubt! Alle Tropfen, die da rinnen, warm und rot in gier'gen Sand, Alle Tränen, die da fließen — sammle, Herr, in Deiner Hand! Kriegergrab im Felde. A. Reichert. Nachttrauersänge rauschen durch die Linden, Mondlichtlein hüpfen zitternd übers Feld. Ein Hügel — und ein Name in der Rmden; Was weiß davon die laute, große Welt! — — Wir geben Dir, o Vaterland, Das Liebste, Beste, was wir Frauen haben: Wir geben nns're Gatten, Brüder, Knaben Zum Kampf Dir hin .. . fürwahr ein teures Pfand! Wir trauern und sind doch nicht schwach. Wie sollten wir's auch sein zu solchen Zeiten, Wo »ns're Söhne kampfesmutig streiten, Zu rächen Feigheit, Hinterlist und Schmach. Wir zagen, doch verzagen nicht. Kein deutsches Weib, das jetzt nicht deutsch empfindet, Das Angst und Schwäche jetzt nicht überwindet... Wir weinen und sind doch voll Zuversicht. Heilige Mutter, schütze die Unfern, Schütze mir ihn, dem mein Herz ich gab, Laß ihn siegen für nnsern Kaiser Oder gib ihm ein — Heldengrab! Ein Kreuz, ein Eichkranz schwankend in den Winden Ein Kriegergrab! Schlaf wohl, du stiller Held! Fern weinen sie; wird ihn die Träne finden?! — Die Sternlein nicken von dem dunklen Zelt! Richard Fritz. Deutsche Frauen. Wir bangen und sind doch voll Mut... Das Schicksal schlug uns eine heil'ge Wunde, Wir denken groß in dieser großen Stunde, In unsren Adern rollt ja deutsches Blut!. . . Die Träne fort! Das Auge klar! Wir können stolz dereinst der Nachwelt melden: Die Deutschen Anno vierzehn waren Helden. Kein Mann, der nicht ein Held gewesen war! Verkünden dürfen wir es allerwärts: Es waren unsre Gatten, Brüder, Knaben, Die wir geboren, wir erzogen haben. . . O, deutsche Frau, sei stolz in deinem Schmerz! Lotte Kempert. Gebet. Laß ihn die Feinde niederschmettern, Daß es rings im Kreise staubt, Führe als Held ihn in meine Arme Mit dem Lorbeer des Siegers ums Haupt. Führe Du ihn, Gebcnedeite, Leite Du ihn im Kampfesgewühl, Schirme des Tags ihn vor mordenden Kugeln, Gib ihm des Nachts ein ruhiges Pfühl. Höre mich, höre mich, heil'ge Maria! Höre das Flehen einer bangenden Braut, Die mit tränenfeuchten Augen Sehnsuchtsvoll in die Ferne schaut. W. Beck. Stundenbilder. 10. Die Arten des einfachen Satzes. Hans Richter, Seiz (Obersteier). Vorbemerkung: Ich habe bei der Behandlung nicht darauf Rücksicht genommen, ob dieser Teil der Sprachlehre in der Volksschule vorzunehmen sei oder nicht, sondern will bloß zeigen, wie man ein sonst trockenes Kapitel abwechslungsreich gestalten kann. Vorbildlich war mir der deutsche Sprachunterricht von Hildebrand. Ferner lehrte mich die Erfahrung, daß den Kindern diese scheinbar so leichte Sache jedesmal große Schwierigkeiten bereitete. Ich bemerkte, daß die Schüler mit den Ausdrücken „dem Inhalte nach“, „enthält“, „Hauptsatzglieder“, „Nebensatzglieder“ nichts anzufangen wußten und ihnen daher das Bestimmen der Sätze so schwer fiel. Seitdem ich nun die Behandlung in nachfolgender Weise vornehme, wird die betreffende Sprachlehrstunde für Schüler und Lehrer recht angenehm. 1. Anknüpfung: Wir haben bis jetzt Aussage und Gegenstand aus Sätzen herausgesucht. Zielangabe: Heute wollen wir über die Sätze etwas Neues lernen. Einführung: Wir sehen hier in diesen Krug hinein. Was ist darinnen? Wasser. — Wir sehen hier in die Geldbörse hinein. Was ist darinnen? Geld. — Wir schauen in den Kasten hinein. Was ist darinnen? Bücher. — Das, was im Kruge, in der Geldbörse, im Kasten darinnen ist, nennen wir den Inhalt. Was ist der Inhalt des Kruges? Was ist der Inhalt der Geldbörse? Was ist der Inhalt des Kastens? Muß der Inhalt des Kruges immer Wasser sein? Was kann noch sein Inhalt sein? Was kann noch der Inhalt des Kastens sein? Nach ihrem Inhalte erhalten die Dinge einen verschiedenen Namen. Wie nennen wir einen Krug, dessen Inhalt Wasser, Wein, Most, Essig ist? Wie nennen wir eine Tasche, deren Inhalt Geld, Schulsachen, Waren sind? Wie nennen wir einen Kasten, dessen Inhalt Bücher, Geschirr, Wäsche u. dgl. sind? Welche Krüge, Taschen, Kasten, Häuser, Gärten usw. unterscheiden wir daher dem Inhalte nach? Was müssen wir aber tun, wenn wir den Inhalt kennen oder wissen wollen ? Wir müssen hineinschauen. Jetzt betrachten wir uns den Inhalt der Sätze. Was ist der Inhalt des ersten Satzes? Satzaussage und Satzgegenstand. Was ist der Inhalt des zweiten Satzes? Satzaussage und Satzgegenstand und noch etwas. Es gibt also Sätze, die nur Satzaussage und Satzgegenstand darinnen haben, und solche, die außer Satzaussage und Satzgegenstand noch etwas darinnen haben. Wir können statt des Ausdruckes, was in den Sätzen darinnen ist, auch sagen, was die Sätze enthalten. Wieviel Arten von Sätzen unterscheiden wir daher? Zwei Arten. Jede Art hat auch ihren eigenen Namen. Sätze, die ihrem Inhalte nach nur Satzaussage und Satzgegenstand enthalten, nennen wir reine einfache Sätze. Sätze, welche außer Satzaussage und Satzgegenstand noch etwas enthalten, nennen wir erweiterte Sätze. Einprägung. Welche Sätze gibt es dem Inhalte nach? Was ist ein reiner einfacher Satz? Was ist ein erweiterter Satz? Was müssen wir tun, wenn wir den Inhalt eines Satzes wissen wollen? Schauen. Später werdet ihr sehen, daß wir es auch hören können. Ist nur Satzaussage und Satzgegenstand darinnen, wie heißt dann der Satz? Enthält er noch etwas, wie heißt er dann? Mündliche Übung an verschiedenen einfachen Sätzen. Schriftliche Übung als Stillbeschäftigung im Abteilungsunterrichte an einem passenden Sprach- oder Lesestücke z. B: Ich wohne auf dem Lande. Se: wohne Sd: ich. d. I. n. erw. S. Das Dörfchen ist freundlich. Se: ist freundlich Sd: das Dörfchen, d. In. r. ei. S. 2. Anknüpfung: Das letztemal haben wir vom Inhalte gesprochen. Welche Art von Krügen, Laden, Taschen gibt es dem Inhalte nach? Welche Arten von Sätzen gibt es dem Inhalte nach? Was nennen wir den Inhalt? Das, was darinnen ist, oder das, was sie enthalten. — Wir haben gehört, Satzaussage, Satzgegenstand und manchmal noch etwas ist der Inhalt der Sätze. Zielangabe: Nun wollen wir wieder etwas Neues lernen. Vorführung. Was kann der Inhalt des Kruges sein? Kann der Inhalt des Satzes auch Wasser, Most u. dgl. sein? Wir merken uns, das, was im Satze darinnen ist, nennen wir seine Glieder. Satzaussage, Satzgegenstand und „noch etwas“ sind also Glieder des Satzes. Unser Körper hat auch Glieder. Wir nennen sie Körperglieder. Die Kette hat auch Glieder. Wie nennen wir diese? Der Satz hat auch Glieder. Wie werden wir daher diese Glieder heißen? Satzglieder. Der Satz besteht daher aus Satzgliedern. Wie nennen wir einen Satz, der als Satzglieder nur Satzaussage und Satzgegenstand enthält? Wie nennen wir einen, der auch noch andere Satzglieder enthält? Unser Körper hat auch verschiedene Glieder oder Teile. Ein wichtiger Körperteil ist der Kopf oder das Haupt. Andere Glieder, die eben so wichtig sind, nennen wir daher auch Hauptglieder. Glieder, die nicht so notwendig sind, nennen wir Nebenglieder. Wie nennen wir die größten und wichtigsten Städte der Länder? Hauptstädte. Die wenig wichtigeren? Nebenstädte. Wie nennen wir die wichtigsten Orte eines Tales? Die weniger wichtigen? Wie nennen wir die wichtigsten Flüsse eines Landes? Die weniger wichtigen? Wie werden wir auch die wichtigsten Glieder eines Satzes heißen? Hauptsatzgheder. Die weniger wichtigen? Nebensatzglieder. Einprägung. Der Satz besteht daher aus Hauptsatzgliedern und Nebensatzgliedern. Satzaussage und Satzgegenstand nennen wir Hauptsatzglieder, alle anderen nennen wir Nebensatzglieder. Wir können daher sagen, ein reiner einfacher Satz ist der Satz, der nur die Hauptsatzglieder enthält (nur aus den Hauptsatzgliedern besteht). Ein erweiterter Satz ist der Satz, der außer den Hauptsatzgliedern noch Nebensatzglieder enthält (aus Nebensatzgliedern besteht). Mündliche und schriftliche Einübung. Letztere als Stillbeschäftigung im Abteilungsunterrichte. Beispiel: Die Sonne ist nun hinter die Berge gesunken. Hauptsatzgl.: die Sonne ist gesunken, Nebensatzgl.: nun hinter die Berge, d. I. n. erw. S. Es wird dunkel. Hauptsatzgl.: es wird dunkel, Nebensatzgl.: —----------- d. I. n. r. ei. S. Schlußwort: Ich bemerke, daß man einmal diesen Weg gehen und das anderemal zuerst die Satzglieder behandeln kann. Die Hauptsache ist, daß die Behandlung dem Unterrichtsgrundsatze, „Unterrichte interessant!“ entspricht oder, wie die heutige Pädagogik sich ausdrückt: „Suche die Kinder richtig einzustimmen und lasse sie die Handlung erleben I“, während die Alten sagten: „Vorteil treibt’s Handwerk.“ Schließlich läuft alles auf dasselbe hinaus. Zeit-Sprüche. (Originalbeitrag.) 11. Wer wird denn nur den Krieg des Krieges halber betreiben? Des Krieges Endzweck muß der Friede, der Friede doch bleiben! 12. Ei, nach dem Kriege, so ist der Lauf, Da tauchen die tapfersten Heiden erst auf, Die weisesten Mäuler, die euch enthüllen, Wie alles sich anders hätt’ sollen erfüllen. Ernst Freimut. 3218 Abteilungsunterricht. Referat, erstattet bei der Bezirks-Lehrerkonferenz in Baden am 7. Mai 1914 von Mich. Mayerhofer, Schulleiter an der geteilten einklassigen Schule in St. Corona.1 Abteilungsunterricht wird in ein- bis siebenklassigen Volksschulen, mit Ausnahme der ftlnfklassigen Volksschulen, welche mit Bürgerschule» in Verbindung stehen, in verschiedenem Ausmaße erteilt. Er stellt hauptsächlich an den einklassigen Schulen an die Lehrperson große Anforderungen. Es gibt nun gewisse Unterrichtsgegenstände, die ein Zusammenarbeiten zweier oder aller drei Abteilungen ermöglichen. Ich will diesbezüglich insbesondere von der geteilten einklassigen Schule sprechen, weil der Unterricht an diesen Schulen unbestritten der schwierigste ist. In der Untergruppe, welche die drei unteren Schuljahre umfaßt, wird nur der Anschauungsunterricht und der Gesang gemeinsam erteilt, beim Zeichnen und Schönschreiben werden die 2. und 3. Abteilung zusammengezogen. Alle anderen Unterrichtsgegenstände müssen mit jeder Abteilung gesondert durchgenommen werden. In der Obergruppe (4.—8. Schuljahr) wird von der 1. und 2. Abteilung zusammen gelesen. Das praktiziere ich so, daß das 4. und 5. Schuljahr den zweiten Teil eines dreiteiligen Lesebuches gebraucht, das (>., 7. und 8. Schuljahr liest ebenfalls gemeinsam im dritten Teil des vorgenannten Lesebuches. In den Sprachübungen halte ich die drei Abteilungen bei, so daß das 4. Schuljahr gesondert, das 5. und ti. Schuljahr gemeinsam und ebenso das 7. und 8. Schuljahr zusammen Unterricht erhält. Im Aufsatz- und Rechtsohreibunterricht treten mit derselben Zusammensetzung der Schuljahre wie beim Leseunterricht wiederum nur zwei Abteilungen auf. Dieselbe Einteilung wie beim Sprachunterricht behalte ich auch beim Rechenunterricht bei. In Naturgeschichte können sämtliche Abteilungen zusammen arbeiten. Naturlehre wird nur mit der 3. Abteilung (7. und 8. Schuljahr) durchgenommen. In Geographie und Geschichte trenne ich die 1. Abteilung von den anderen Abteilungen. Im Schreibunterrichte entwickle ich mit der 1. und 2. Abteilung die Buchstabenformen der deutschen und lateinischen Kurrentschrift, die 3. Abteilung schreibt Übungsstoff in Schönschrift ab. (Benützung des Lese- oder Spracli-buches.) Zeichnen und Gesang wird gemeinsam behandelt, d. h. alle drei Abteilungen sind vereinigt. Nachdem Sie nun meine Unterrichtseinteilung kennen, die zweiklassige Schule kann genau denselben Gang einhalten, so will ich in gedrängter Kürze mitteilen, wie ich die einzelnen Unterrichtsgegenstände behandle. In erster Linie muß der Lehrer an minderorganisierten Schulen, und dahin gehören die ein-, zwei- und auch noch die dreiklassigen Schulen, sich reiflich überlegt haben, was wesentlich wichtig und was weniger wichtig ist. Was braucht der Schüler in seinem späteren Leben zu seinem Fortkommen, was kann eliminiert werden? Das ist der wichtigste Standpunkt, den der Lehrer an solchen Schulen einzunehmen hat. Er muß also den Lehrstoff auf den praktischen Lebenszweck zuschneiden. Sie hören nur zu oft von den Vertretungskörporn und bei sozialen Kongressen die Klage, daß der praktische Standpunkt in der Schule zu wenig hervorgekehrt wird. — Ehe ich in die Behandlung der einzelnen Gegenstände eingehe, will ich bemerken, daß ich, wie Sie aus dem Vorausgegangenen entnommen haben, vielfach in drei Abteilungen unterrichte, so daß jede Abteilung 20 Minuten direkten Unterricht erhält. Dabei dürfen Sie aber nicht glauben, daß ich mich sklavisch nach dieser Zeiteinteilung halte. Ist es notwendig, speziell bei den Anfängern länger zu verweilen, so geschieht es, ein andermal kommt das dann wieder bei einer anderen Abteilung vor. Überhaupt die Größeren müssen mehr selbständig arbeiten. Dies geschieht in meiner Schule auf folgende Art: Ich habe drei Schultafeln. Eine Tafel wird von mir oder von der Abteilung, die ich direkt unterrichte, benützt, auf der 2. Tafel schreibt eine andere Abteilung die Aufgabe, die während der indirekten Unterrichtszeit, also als Stillbeschäftigung, vorgeschrieben wird, und die, falls sie schwieriger ist, schon vorher behandelt wurde; sind die Aufgaben nicht schwierig, so wird eine Aufgabe nach der anderen erledigt. Auf der 3. Tafel schreibt die 3. Abteilung die sogenannte Stillarbeit. Dieses System, ich nenne es das Dreitafelsystem des Abteilungsunterrichtes, eventuell Zweitafelsystem bei Trennung der Gruppe oder Klasse in zwei Abteilungen, birgt viele Vorteile in sich. 1 Wir ersuchen dringend um Mitteilung, roo in den Bezirkslehrerkonferenzen über den Abteil»ngs< unterricht gesprochen wurde. Es soll aufgrund der diesbezüglichen Nachrichten eine Statistik angelegt werden. Einschlägigen Referaten gebe» wir in den „Bl." gerne Raum. D. Sch. 3219 Jedes Kind muß mitarbeiten, denn jedes Kind der betreffenden Abteilung kommt zur Tafel und schreibt, sei es einen Satz oder eine Rechnung. Dies tritt dann ab und das nächste (die Reihenfolge wird zu Beginn des Unterrichtes bestimmt) kommt heraus. Schreibt eines falsch, wird dies sofort gemeldet; überdies lese ich selbst, ehe die Tafel wieder gereinigt wird, das Geschriebene und mit einem oder zwei Wörtern wird das Kind auf den Fehler aufmerksam gemacht. Jedes Kind schreibt infolgedessen die Stillbeschäftigung, resp. Stillarbeit auch richtig; ich brauche also nachher die llefte nicht durchzusehen, was doch unbedingt sein müßte, wenn die Kinder in der Bank ihre Aufgabe machten. Ich beginne nun mit der Behandlung des Leseunterrichtes im ersten Schuljahr, ln der Untergruppe ist es schon von größter Bedeutung, daß die Buchstaben nicht zu rasch aufeinander durchgenommen werden; die Kinder können das Zuviel nicht fassen, jeder Buchstabe muß gründlich verarbeitet werden. Im Anfänge, wenn das Heraushören der Laute erledigt ist, darf nur ein Buchstabe wöchentlich zur Behandlung kommen, erst später können zwei Buchstaben durchgenommen werden. Wird man nun vielleicht bei einem großen Schülerstande mit Ende des Schuljahres mit der Buchstabenbehandlung nicht fertig, so erledigt man dies in den ersten Wochen des 2. Schuljahres. Bei dieser gründlichen Buchstabenbehandlung entfällt dann für das 2. Schuljahr die Wiederholung. Mit dem Lesen der Buchstaben, der Silben und Wörter ist es aber nicht abgetan, auch jedes Satzzeichen hat das Kind anfänglich zu beachten und zu lesen. Dabei will ich noch bemerken, daß jedes Kind bei jedem Buchstaben mindestens zwei bis drei Zeilen liest. Es darf nicht Vorkommen, daß ein Kind bei einer Leseübung übergangen wird. Das Gelesene wird geschrieben, in den ersten Wochen unter Anleitung und Mithilfe des Lehrers; jedes Strichlein muß beachtet werden, nur auf diese Weise wird man ein fehlerhaftes Abschreiben in der Folgezeit verhüten. Wie viele Kinder sind in den letzten Schuljahren oft noch nicht imstande, fehlerfrei abzuschreiben, wie viele lernen überhaupt nicht rechtschreiben! Dazu muß schon in den ersten Schulwochen der Grund gelegt werden. Das, was die Kinder im 1. Schuljahr schreiben, muß der Lehrer unbedingt jedesmal ansehen, die Fehler anstreichen und die Verbesserung wiederum anschauen. Nun wird vielleicht mancher fragen, woher soll man dazu die Zeit nehmen? Während des Zeichnens und Schönschreibens setze ich für die 1. Abteilung Unterrichtssprache an; da kann man auch das anschauen, was die Kleinen geschrieben haben. Oder die 2. resp. 3. Abteilung hat direkten Unterricht; während dieser Zeit schreibt die 1. Abteilung die Leseübung ab; nach Ablauf der 20 Minuten sehe ich das Geschriebene durch. Die Stillbeschäftigung des 2. Schuljahres beschränkt sich zumeist auf Abschreibübungen bei gleichzeitiger Silbentrennung. Ganze Lesestücke werden, die Wörter nach Silben getrennt, abgeschrieben. Sätze, in denen die Dehnung und Schärfung vorkommt, werden mit Vorliebe verwendet. Derartige Übungen kommen wiederum insbesondere dem Leseunterrichte zugute. Das 3. Schuljahr bildet bei der Stillbeschäftigung einfache Sätze. Das Haupt-, Zeit- und Eigenschaftswort, die drei Hauptzeiten sind zumeist Gegenstand der Stillbeschäftigung. Doch wird, wie ich schon früher erwähnte, jede derartige Aufgabe nach dem Dreitafelsystem an die Schultafel geschrieben, damit ich dies kontrollieren kann, während ich eine andere Abteilung direkt unterrichte. Der Anschauungsunterricht versetzt mich in die Lage, die Kinder in das richtige Sprechen einzuführen. Die Mundart wird in das Schriftdeutsch übersetzt, Provinzialismen und Pleonasmen werden richtig gestellt, auf den richtigen Gebrauch der Vorwörter wird unermüdlich hingewiesen. Die vier Jahreszeiten liefern mir den Stoff zu diesem Unterricht. Denselben Vorgang wie beim Sprach- und Leseunterricht halte ich auch beim Rechenunterrichte ein. Die 1. Abteilung rechnet von 1 —10, die 2. Abteilung von 10—20, die 3. Abteilung von 20—100. Gründliche Einübung der behandelten Rechnungsoperationen ist Sache der Stillbeschäftigung nach dem Dreitafelsystem. Die 3. Abteilung hat bei den angewandten Beispielen schon den Schluß selbst zu sprechen. Z. B. Ein Ei kostet 8 h, wieviel kosten 9 Eier? Der Schüler spricht: Wenn 1 Ei 8 h kostet, so kosten 9 Eier 9 X 8 h; das sind 72 h. 9 Eier kosten 72 h. Oder: Die Mutter verteilt unter ihre 4 Kinder 32 Nüsse zu gleichen Teilen; wie viele Nüsse erhält jedes Kind? Schüler: Wenn 4 Kinder 32 Nüsse erhalte», so erhält 1 Kind den 4. Teil von 32 Nüssen; das sind 8 Nüsse. Ein Kind erhält 8 Nüsse. — Oder: Karl hat in seiner Sparbüchse 68 h, er bekommt von der Tante 20 h; wieviel Heller hat er dann ? Schüler: Da muß man 68 h und 20 h zusammenzählen; das sind 88 h. Karl hat dann 88 h. — Oder: Anna bekommt von der Großmutter 20 h; sie kautt davon ein Schreibheft zu 4 h; wieviel Geld bekommt sie heraus? Schiller: Da muß man 4 h von 20 h wegzählen; das sind 16 h. Anna erhält 16 h zurück. Beim Schönschreiben gehe ich folgenderweise vor: Die Buchstabenform entwickle ich an der Tafel. Der Buchstabe wird dann vortaktiert und von allen Kindern bei gleichzeitigem Schreiben mittaktiert. Finde ich fehlerhafte Formen, so werden dieselben an die Schultafei geschrieben und verbessert. Einige Minuten vor Schluß der Schreibstunde gehe ich von Bank zu Bank und jeder Schüler muß mir sein Heft zur Ansicht reichen. Sollte ein Kind schleuderhaft geschrieben haben, so hat es die betreffenden schlechtgeschriebenen Zeilen nach dem Unterricht nochmals zu schreiben, oder auch noch während der Kontrolle. Es kommt aber dies selten vor. Jedes Kind gibt sich die größte Mühe, nur gefällige Formen zu Papier zu bringen. Im Zeichnen wird der betreffende Gegenstand zuerst besprochen. Die charakteristischen Linienzüge desselben werden hervorgehoben und dann von m i r vorgezeichnet. Unsere Zeicheninstruktionen sind am grünen Tisch gemacht worden, und diese Herren wußten wohl nicht, wie man aus kleinen, ungeschickten und unbeholfenen Kindern eine Zeichnung nur auf Grund der Besprechung und Anschauung hervorholen soll. Das Kind muß sehen, wie man die besprochene Linie zu führen hat. Mit der Zeit wird es befähigt und kommt zur Einsicht, wie man die gesehenen Konturen zu Papier bringt. In höheren Schuljahren wird dann das Kind die gesehenen Gegenstände gewiß ohne Vorzeichnen auf dem Papier festhalten können. Ich zeichne Gebrauchsgegenstände, im Herbst Früchte, zu Allerheiligen Grabsteine, Grabkreuze und Kränze, zu Weihnachten den Christbaum mit seinen Spielsachen, Schneemänner, Schlittschuhe, Rodeln, zu Ostern das Osterei, die Küchlein in verschiedenen Stellungen, den Osterhasen, im Frühjahre Spaten, Rechen, Blumentöpfe, Gartenzäune, die Schwalben auf dem Telegraphen- und Telephondraht, die Küche mit ihren Einrichtungsgegenständen; die Mutter hat Waschtag, die typischen Gebrauchsgegenstände werden zu Papier gebracht u. s. w. Wir kommen nun zur Obergruppe. (4.—8. Schuljahr.) Ich unterrichte wiederum vielfach in drei Abteilungen mit Drittelstundeneinteilung. Beim indirekten Unterricht wird das Dreitafeleventuell Zweitafelsystem in Anwendung gebracht, jedoch mit gesteigerten Anforderungen. Die Selbständigkeit der Schüler muß immer mehr entwickelt werden. Ich bespreche nur mehr die schwierigsten Fälle, alles andere hat der Schüler schon selbst zu finden. Im Rechnen wird der G a n g der Rechnung aufgeschrieben, dannausgerechnet. Zuletzt kommt die Antwort; dabei sehe ich immer darauf, daß alles korrekt deutsch gesprochen und auch geschrieben wird. Jeder Verstoß gegen die Sprachregeln wird besprochen und verbessert. In der deutschen Sprache kann in der Einklassigen das Hauptgewicht nur auf den Aufsatz und das Lesen gelegt werden. Deutsche Sprachlehre wird nur insoweit betrieben, als sie zur richtigen Bildung eines Satzes notwendig ist. Die Mehrzahlbildung der Hauptwörter, die Zeiten, insbesondere die drei Hauptzeiten und die Mitvergangenheit, der Gebrauch der Vorwörter und das Abfragen nach den Satzgliedern sind die wichtigsten Kapitel. Die Einübung ist aber beim Abteilungsunterricht zumeist Sache der Stillbeschäftigung. Der Satz kommt an die Tafel und alle Fragen reihen sich schriftlich hintereinander und so kommt jedes Kind daran, einen Satz zu zergliedern; der ganze Vorgang geht in Fleisch und Blut über. Beim Aufsatzunterricht ziehe ich das 4. und 5. Schuljahr zusammen und ebenso das 6., 7. und 8. Schuljahr, so daß ich nur zwei Abteilungen habe. Die 1. Abteilung macht Aufsätze nach gestellten Fragen, beschreibt Naturobjekte, die im Realienunterricht besprochen wurden, schreibt mit eigenen Worten die Märchen und Sagen der Heimat nieder u. dgl. Die 2. Abteilung behandelt Briefe verschiedenen Inhalts, Geschäftsaufsätze, wie: Rechnungen und Quittungen, füllt Posterlagsclieine, Postanweisungen, Postbegleitadressen, steuerämtliche Wohnungslisten, die ich aus der Gemeindekanzlei beziehe, aus u. s. w. Die Aufsätze werden beim direkten Unterricht mit der betreffenden Abteilung mündlich durchgearbeitet, dann während des indirekten Unterrichtes an die Schultafei geschrieben. Jedes Kind schreibt einen Satz. Das Geschriebene wird von mir kontrolliert. In Naturgeschichte wird der betreffende Naturkörper zufolge Anschauung beschrieben ; was nicht zu ersehen ist, wird von mir den Schülern mitgeteilt. Dabei wird bei Tieren und auch bei den Pflanzen darauf hingewiesen, daß die Körperbeschaffenheit der Tiere vielfach mit ihrer Lebensweise, bei Pflanzen der Standort und die Anordnung ihrer Blüten mit dem Gedeihen und der Fruchtbildung derselben häufig im Einklänge steht. Tier- und Pflanzenschutz wird mitverquickt. Selbstverständlich werden nur Objekte behandelt, die das Kind im täglichen Leben sieht und die entweder Nutzen oder Schaden bringen. In Naturlehre werden nur die einfachsten physikalischen Erscheinungen besprochen, dieselben auf ihre praktische Anwendung im Leben geprüft, weiters spreche ich vom Brotbacken, von den Vorgängen bei der Gärung des Mostes, von der Elektrizität als bewegende Kraft, von der Gefährlichkeit der elektrischen Ströme u. dgl. Während die 3. Abteilung einiges über Naturlehre hört, bringen die 1. und 2. Abteilung den durchgenommenen Stoff aus Naturgeschichte in einfachen Sätzen an die Schultafel oder wiederholen früher Gehörtes. Geographie: Das 4. Schuljahr behandelt den Bezirk, vom Heimatsorte ausgehend, die Bodenformation und Flußläufe desselben, dabei werden die Grundbegriffe erörtert sowie die Erwerbsverhältnisse des Bezirkes. Eines der wichtigsten Kapitel in den minderorganisierten Schulen ist das Kartenlesen. Die Wirklichkeit muß mit dem auf der Karte Verzeichneten in Einklang gebracht werden. Dabei ist immer auf den verjüngten Maßstab hinzuweisen, so und soviele cm auf der Karte sind in der Wirklichkeit soviele km u. s. w. Die meisten Leute sind sich oft nicht bewußt, welchen praktischen Wert eine Karte hat. Aus der Karte muß der Schüler die Gegend zu beschreiben in der Lage sein, die Entfernung eines Ortes vom ändern abschätzen können, das ist Geographieunterricht an minderorganisierten Schulen. Vom Bezirk gehe ich auf das Heimatland Uber. Die 2. und 3. Abteilung behandelt Österreich-Ungarn, von jedem Kronland nur das Wichtigste, die Staaten Europas und die Erdteile; für ein Mehr ist keine Zeit vorhanden. Den Realien sind an einklassigen Schulen wöchentlich nur zwei Stunden zugewiesen, so daß auf Naturgeschichte und Naturlehre eine Stunde, auf Geographie und Geschichte auch nur eine Stunde entfällt. Im Geschichtsunterricht wird im 4. Schuljahr das Geschichtliche des Schulortes erzählt; die Sagen der Heimat werden auf Grundlage des Lesebuches behandelt. Die 2. und 3. Abteilung wiederholt während des direkten Unterrichtes der 1. Abteilung das in früheren Stunden Gehörte und umgekehrt das 4. Schuljahr, wenn die anderen zwei Abteilungen direkten Unterricht erhalten. Ich spreche in der 2. und 3. Abteilung von unserem Heimatlande in alter Zeit; da sind die Germanen und in kulturhistorischer Beziehung die Römer heranzuziehen, von Karl dem Großen, von der Gründung der Ostmark, von den bedeutendsten Babenbergern und deren Klostergründungen, von der Verbreitung der Kultur durch dieselben, von den hervorragendsten Habsburgern, insbesondere von Maria Theresia und Josef II., von Napoleon, soweit er mit Österreich in Berührung kam, von unserem Kaiser, von dem italienischen Feldzuge, von Radetzky und Tegetthoff, vom preußisch-österreichischen Feldzug, von der Verfassung, den Staatsgrundgesetzen, den Rechten und Pflichten der Staatsbürger, von der Okkupation Bosniens und der Herzegowina und der Einverleibung dieser Länder. Der Stoff in Realien wird in zwei oder drei Turnusse verteilt. Für Zeichnen und Schreiben gilt dasselbe wie bei der Untergruppe nur mit gesteigerten Anforderungen. Kriegsrechenaufgaben für die Schule.1 1.) I Regiment hat 4 Bataillone, 1 Bataillon 4 Kompagnien, 1 Kompagnie 4 Züge; wenn der Zug im Frieden 24, zur Kriegszeit aber 56 Mann zählt: Wie stark ist ein Regiment a) im Frieden, b) zur Kriegszeit? 2.) Für die Menage erhält jeder Mann 37 dkg Fleisch, a) Wieviel Fleisch braucht täglich ein Regiment, b) wieviel kostet dieses, 1 kg zu 1 K 60 h gerechnet, c) wieviel Fleisch braucht täglich das österr. Heer mit 3,000.000 Mann, d) wieviel Ochsen müssen täglich geschlachtet werden, wenn durchschnittlich 1 Ochs 350 kg Fleisch gibt? 3.) Zur Kriegszeit hat jeder Zug als Führer einen Offizier; wieviel Offiziere zählt, sodann ein Regiment? (Kopfrechnung.) 4.) Die Staatsunterstützung für die von dem eingerückten Reservisten zurückgelassene Frau beträgt täglich (bei uns) 88 h, ebensoviel für jedes Kind über 8, und die Hälfte dieses Betrages für jedes Kind unter 8 Jahren. Wieviel Unterstützung erhält eine Frau mit 4 Kindern im Alter von 2, 5, 7 und 10 Jahren a) täglich, b) monatlich? (Anmerkung: Die Summe darf den Durchschnittsverdienst des Mannes nicht überschreiten.) Eingesendet von E. Jolz in Trifail, Steiermark. 1 Um Einlieferung weiterer Aufgaben wird gebeten. Sch. D. Des Lehrers Takt und Schliss in der Gesellschaft. 29.) Der Krieg. Da sitzen sie in der Runde, die Dorfdiplomaten, die Wirtshausfeldherren, und lassen die Armeen marschieren. „Das hiitt' der Hötzendorf anders machen sollen!" So geht es polternd Abend für Abend. Wie soll sich der Lehrer zu dieser Bierbankpvlitik stellen? Vor allem menge er sich nicht hinein, insolange das Gerede auf die paar Brauseköpfe beschränkt ist. Ob nun die Strategen im Qualm der Wirtsstube diese oder jene Meinung hegen, — lieb' Vaterland, magst ruhig sein! Doch, wenn es gilt, die breite Masse aufzuklären, so ist das Heraustreten des Lehrers geboten. Seine ruhigen Darlegungen klingen in die Worte aus: „Meine Herren, unser Kaiser und seine Generale werden es wohl besser verstehen als wir, wie alles zu machen ist. Zerbrechen wir uns also nicht unnötigerweise den Kopf über die Kriegführung; denken wir lieber an die Kuegsnot in unserem Dorfe I" — Anders gestaltet sich die Stellungnahme in der Gesellschaft der Geistig-Hochstehenden. Stillschweigen würde hier als mangelnde Einsicht in den Gang der Ereignisse und als unzureichende historische Bildung gedeutet werden. Man wird das Wort ergreifen müssen. Gefehlt wäre es jedoch, wenn man nichts anderes beizutragen vermöchte als etwa bloß den Inhalt eines soeben gelesenen Leitartikels oder sofern man mit einem unüberlegten Urteile hervorplatzte. Fehlt demselben die nötige Begründung oder sieht sie kläglich aus, so ist es um die Wertung des Lehrers geschehen. Man erhofft eben von uns mehr als von jedem ändern; das Denken, so meint man, sei ja unser Geschäft. Wir sollen diese Zumutung rechtfertigen! — Ein allzuhitziges Dreinschlagen mit der Zunge ist allemal sehr von Nachteil. Man verrennt sich nur zu leicht. Dann will man nicht mehr zurück, so daß sich ein Fehlschluß nach dem ändern ergibt und die Sache nur umso schlimmer wird. Der ruhige Ton bewahrt vor solchem Unheil und wirkt obendrein besser. Vor allem verrate der Lehrer genaue Kenntnis der geographischen Lage. Wir konnten seinerzeit natürlich nicht jeden kleinen Ort. der heute Bedeutung erlangt hat, kennenlernen; dennoch verübelt man uns die mangelnde Orientierung. Es wird gut sein, sich entweder die in F. 129 empfohlenen Landkarten aus dem Verlage Freytag und Berndt in Wien kommen zu lassen oder in den Volks-Atlas von Hartleben Einblick zu nehmen, ehe man die Gesellschaft aufsncht. — Auch bezüglich der militärischen Ausdrücke soll sich der Lehrer wappnen; die Bezeichnungen, so sie täglich in den Zeitungen zu finden sind, dürfen ihm nicht fremd sein. Kurz: Wir müssen beim Kriegsgespräche, sei es nun im Dorfwirtshause oder im Salon, mit wohlüberlegter Rede und gründlicher Kenntnis aller Umstände teilnehmen können. Selbstverständlich gehört zu allem die Vertrautheit mit den fortschreitenden Ereignissen. Das Lokalblättchen wird hiezu nicht ausreichen; wir werden daher in ein größeres Tagblatt Einsicht nehmen. — Niemandem steht schließlich das Weitergeben von unsinnigen Sensationsnachrichten so schlecht an als dem, von dem man schon aus Kindesjahren her immer nur die Wahrheit zu vernehmen gewohnt war. Überlassen wir das Auspacken von Hiobsbotschaften den Schnapsreisenden und anderen Schwätzern! Wir wollen bloß das als erörterungswert aufnehmen, was die amtliche Marke trägt. — Unsere Soldaten. Ein Unterrichtsbild aus Sprachlehre und Rechtschreibung. Von Raimund Berndl, k. k. Übungsschullehrer in Linz a. d. Donau. (Unterstufe.) Der Unterricht wird etwa eingeleitet: Wir haben schon viel gesprochen über unsere braven Soldaten, die im Kampfe gegen die übermächtigen Feinde Gut und Blut fürs Vaterland hinopfern. Heute wollen wir wieder von unseren Soldaten reden und von ihnen Verschiedenes erzählen. Vorerst bringen die Schüler Tätigkeiten zur Aussage. Die passenden Tätigkeitswörter werden herausgehoben, deutlich ausgesprochen und aus dem Klangbild wird das Schriftbild abgeleitet. Erst wenn die Schreibweise (Schärfung, Dehnung, Silbenteilung) mündlich besprochen ist, wird das betreffende Wort an die Tafel geschrieben. Zur Förderung der Schreibbewegungsvorstellungen machen die Schüler die Schreibbewegungen des Lehrers gleichzeitig auf der Schulbank. Geeignete Tätigkeitswörter geben Anlaß zur Ableitung von Haupt- und Eigenschaftswörtern. Auch diese werden in Bezug auf ihre Schreibweise betrachtet. Die im Laufe des Lehrgespräches sich ergebenden Wortformen kommen in übersichtlichen Reihen an die Tafel (vgl. das T. unten!) „Die Soldaten kämpfen“, bringt ein Schüler als erstes Beispiel. Die Wortbildung führt zurück zum Stammwort Kampf, wodurch die Schreibung des „ä“ begründet ist. Ein anderer Schüler bezeichnet die Soldaten als Kämpfer. Das Wort wird nach Silben geteilt und die Schüler erkennen, daß nur der letzte Mitlaut „f“ zur folgenden Silbe kommt. Der Satz „Die Soldaten stürmen gegen den Feind* bringt als ähnliches Beispiel die Formen Sturm und Stürmer. Zur Zeit der Mobilisierung wurden die Soldaten einberufen, untersucht, ausgerüstet und dann erst in den Krieg geschickt. Weiterhin kommen die Aussagen: Die Soldaten verteidigen das Vaterland; sie sind Verteidiger. Sie belagern die feindlichen Festungen und sind dann Belagerer. Sie greifen den Feind an, sie sind Angreifer; oft werden sie selbst angegriffen. Ist der Feind aus seiner Stellung geworfen, so verfolgen sie ihn. Freudig jubeln sie, wenn es ihnen gelingt, als Verfolger über das feindliche Heer endlich zu siegen. Wir alle haben den sehnlichsten Wunsch, daß unsere Soldaten als Sieger dereinst heimkehren. Bis dahin werden unsere tapferen Krieger noch viele schwere Kämpfe zu bestehen haben; viele von ihnen werden noch verfolgt und verwundet werden. Eine schier endlose Reihe von Beispielen bringen die Schüler über die Aussage, was die Soldaten sind. Die einen reihen sie ein nach ihren Tätigkeiten (Reiter, Radfahrer, Schanzengräber, Matrosen, Luftschiffer usw.), andere bezeichnen sie nach ihrem Rang (Gefreite, Zugsführer, Fähnriche usw.) Zuletzt wird ausgesagt, wie die Soldaten sind. Als Zusammenfassung wiederholen die Schüler, was die Soldaten tun. Es ergibt sich von selbst die Zusammenziehung der vielen Aussagen zu einem zusammengezogenen Satze. Das Wesen der Beistriche und des Bindewortes „und“ leuchtet den Schülern ohne weiteres ein. Die folgenden Reihen von Aussagen bieten weitere Übungsbeispiele hiefür. Die ersten zwei Reihen veranschaulichen die tätige und leidende Form des Zeitwortes. Mit diesem werden die Haupt-und Eigenschaftswörter in Vergleich gestellt; letztere veranschaulichen zugleich die Ableitungssilben: er, ig und lieh. Aus dem Gebiete der Rechtschreibung gewinnen die Schüler Vorstellungen über Silbenteilung, Großschreibung der Hauptwörter, Entstehung von Trüblauten, Schärfung durch ff und ck, Dehnung durch ie und h usw. Das Tafelbild gibt namentlich dem mittelbaren Abteilungsunterricht eine große Auswahl von Aufgaben. Zunächst werden die zusammengezogenen Sätze niedergeschrieben. Die erste Beispielsreihe läßt sich sodann in die Einzahl übertragen, wobei die Endung t der dritten Person besondere Beachtung findet. Eine wichtige Übung ist die Bildung der Erzählform oder Mitvergangenheit. Höhere Abteilungen übertragen die Zeitwörter in die sechs Zeitformen. Die Hauptwörter lassen sich in den vier Fällen anwenden, die Eigenschaftswörter aussagend und beifügend gebrauchen usw. Solcherart vereinigen sich alle Sprachübungen in einem gemeinsamen Sachgebiet und erhalten von diesem lebendigen Inhalt. Auch Sprachlehre und Rechtschreibung vermögen durch naturgemäße Konzentration im kindlichen Geiste Lust und Liebe an geistiger Arbeit zu wecken. Unsere Soldaten werden sind verteidigen, einberufen, untersucht, ausgerüstet, Verteidiger, treu, belagern, i. d. Kr. geschickt, Belagerer, gehor-sam, greifen an, angegrif-fen, Angreifer, pünkt-lich, stür-men, Stürmer, mu-tig, kämp-fen, Kämpfer, tap-fer, verfolgen, verfolgt Verfolger, kühn siegen Sieger, und und und Krieger .sieghaft. jubeln. verwundet. und Helden. Unser Kriegskalender.1 Dezember. 1. Die Serben werden östlich der Kolubara und der Ljig auf der ganzen Linie geworfen und sind im Rückzug begriffen. 2. Belgrad wird von Truppen unserer 5. Armee in Besitz genommen. — Der deutsche Kaiser hat in Breslau eine Besprechung mit dem Armeeoberkommandanten Erzherzog Friedrich, der Erzherzog Karl Franz Josef und der Chef des Generalstabes G. d. I. Freiherr von Konrad beiwohnen. — Kriegstagung des deutschen Parlaments. Der Reichstag bewilligt mit allen gegen die eine Stimme des sozialdemokratischen Abgeordneten Liebknecht fünf Milliarden Mark zur Deckung der Kriegskosten. 3. Kaiser Wilhelm besucht die bei Czen-stochau kämpfenden österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen. — Niederlage der Russen in Ostpreußen, östlich der masurischen Seenplatte. — In der italienischen Kammer erklärt Ministerpräsident Salandra: Italiens Neutralität müsse stark gerüstet und für jede Eventualität gewappnet sein. — Der russische Armeeführer General Rennenkampf wurde seiner Stellung enthoben. — Der Burenführer General Dewet von den Engländern gefangen genommen. 4. Fürst Bülow wird mit der Leitung der deutschen Botschaft in Rom betraut. 6. Einnahme von Lodz durch deutscheTruppen. 7. Verjagung der Russen aus der Stellung Dobczyce-Wieliczka. 8. Das deutsche Geschwader unter Admiral Graf Spee wird in der Nähe der Falklandsinseln von einem kombinierten englisch-japanischen Geschwader angegriffen. Die Schiffe „Scharnhorst“, „Gneisenau" und „Leipzig“ sinken. 9. Ernennung des Erzherzogs Friedrich zum Feldmarschall. — Kriegsminister v. Falkenhayn übernimmt an Stelle Moltkes definitiv die Geschäfte als Chef des deutschen Generalstabes. — Der Papst fragt die kriegführenden Mächte, ob sie geneigt wären, am ersten Weihnachstag Waffenruhe eintreten zu lassen. Frankreich und Rußland verhalten sich ablehnend. 12. Bei Limanova in Westgalizien werden die Russen geschlagen. 14. Belgrad von unseren Truppen kampflos geräumt. 15. Zusammenkunft der Könige von Schweden, Norwegen und Dänemark in Malmö (Schweden). 16. Erstürmung von Piotrkow durch das Infanterieregiment 34 und Zusammenbruch der russischen Offensive gegen Schlesien und Polen. Allgemeiner Rückzug der Russen in Nord-Südpolen und Galizien. 17. Erstürmung von Przedborz durch das Infanterieregiment Nr. 31. — Die Russen werden aus ihren Stellungen im Karpathenvorlande zwischen Krosno und Zakliczyn geworfen. 18. Verkündigung des englischen Protektorats in Ägypten. 19. Prinz Hussein Kamel, ein Oheim Abbas II. Hilmi Paschas, wird von England zum Nachfolger des Khediven von Ägypten ernannt und erhält den Titel „Sultan“. 23. Erzherzog Eugen wird zum Oberkommandanten der Balkanstreitkräfte ernannt. Der bisherige Oberkommandant FZM. Potiorek wird pensioniert. — Bericht unseres Flottenkommandos: Das französische Unterseeboot „Curie“ wurde an unserer Küste von den Strand batterien beschossen und zum Sinken gebracht. Unser Unterseeboot XII (Kommandant Linienschiffsleutnant Egon Lerch) hat am 21. vormittags in der Straße von Otranto eine aus 16 großen Schiffen bestehende französische Flotte angegriffen, das Flaggenschiff Typ „Courbet“ zweimal anlanciert und beidemal getroffen. 24. FML. Stephan v. Sarkotic wird zum kommandierenden General in Bosnien und der Herzegowina ernannt und mit den Funktionen des Chefs der Landesregierung betraut. — FML. Alfred Krauß wird zum Generalstabschef der 5. Armee ernannt. 29. Landung der italienischen Truppen in Albanien. 31. Der Kaiser entbietet der Armee und der Flotte einen herzlichen Neujahrs wünsch. Jänner. 2. Das italienische Schlachtschiff „Sardegua“ ist in Durazzo eingelaufen. 9. Der Kaiser empfängt eine Huldigungsdeputation des polnischen Adels. — Entsendung eines italienischen Kriegsschiffes nach San Giovanni di Medua. — Griechenland erläßt ein Ausfuhrverbot für Getreide, Mehl, Rindvieh, Futter sowie für Gold und Eisen. 13. Demission des Grafen Berchtold. Baron Burian wird Minister des Äußern. 14. Großer Sieg der Deutschen bei Soissons. 18. Der neue deutsche Botschafter in Rom teilte, wie ungarische Blätter melden, mit, daß auch Deutschland Truppen gegen Serbien entsendet habe. (Also Waffenbrüderschaft auf allen Linien!) 1 Da der Kampf infolge des ungünstigen Wetters zumeist „steht“, wurde von unbedeutenden Daten Abstand genommen. 19. Bei Jakobeny (Bukowina) wurde ein russischer Vorstoß blutig zurückgeschlagen. 20. Reise des Thronfolgers zum Besuch des Kaisers Wilhelm ins deutsche Hauptquartier. — In der Nacht auf den zwanzigsten hatten ein Geschwader deutscher Marineluftschiffe über Yar-mouth, Sherningsham, Cromer und Kingslynn (Ostküste Englands) Bomben abgeworfen. (Bestürzung in England.) 21. Das deutsche Kriegsschiff „Karlsruhe" hat in den letzten vierzehn Tagen elf Handelsschiffe der Verbündeten versenkt. — Der deutsche Hilfskreuzer „Kronprinz Wilhelm“ kaperte den englischen Kreuzer „Bellevue“. 23. Wiedereroberung von Kirlibaba (Bukowina) und der den Ort beherrschenden Höhen. 24. Bei Helgoland kommt es zu einer Seeschlacht zwischen Deutschen und Engländern, wobei die Engländer 1 Schlachtschiff und 2 Tor- pedobootzerstörer, die Deutschen den Panzerkreuzer „Blücher“ verlieren. 26. Erfolg der Deutschen gegen die Engländer bei La Bassee. 27. Der Uszokerpaß wieder in unserem Besitz. — Die seit 25. dauernden Kämpfe auf den Höhen von Craonne endeten mit einem großen Erfolg der Deutschen. Die Franzosen wurden aus ihrer Höhenstellung westlich La Creute Fase und östlich Hurtebise geworfen und auf den Südabhang des Höhengeländes gedrängt. — Rücktritt des portugiesischen Kabinetts. General Castro mit der Neubildung betraut. (Auflehnung des Militärs gegen den Krieg.) 28. Das Nagy-Ag-Tal von den Russen gesäubert. Toronya von unseren Truppen genommen. (Rückzug der Russen auf der ganzen Front.) 30. Wiedereroberung der Paßhöhe in den Karpathen. Kriegsbilder im Unterrichte. Vierklassige Landschule, Oberstufe, in der Pause. An den weißgetünchten Wänden hängen Karten von Kriegsschauplätzen, besteckt mit bunten Fähnchen, um sie farbige Bilder vom Kriege. Dicht gedrängt umstehen meine Schüler Karten und Bilder, lebhaft Gedanken austauschend. Sie bringen den Kriegsereignissen rege Anteilnahme entgegen und gar vieles, was sie etwa aus der Zeitung oder aus Erzählungen wissen, wird ihnen durch die Bilder anschaulich, wird zur klaren Vorstellung. An den Bildern erkläre ich nur, was unbedingt einer Erklärung bedarf, was ihnen sonst unverständlich bliebe. Im übrigen spricht die Lebhaftigkeit der meist von Künstlerhand stammenden Bilder für sich selbst. Dadurch ist auch der Phantasie der im Ansehen und Anstaunen Versunkenen großer Spielraum gelassen. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich Bilder, auf denen in kühner Fahrt ein „Zeppelin“ durch die Lüfte segelt, in stolzem Fluge ein Aeroplan seine Bahn zieht oder Kriegsschiffe im Gefecht zur Darstellung gelangten. — „Wirst sehen, mit dem Zeppelin fliegen die Deutschen noch nach England!“ — „Gibt’s nicht, er kann nicht so weit übers Wasser.“ — „Schau nur, von Belgien aus ist’s nicht so weit!“ Die zwei sind nicht gleicher Ansicht, — da werde ich zur Entscheidung gebeten. Wir messen die Breite des Kanals, vergleichen sie mit der Leistungsfähigkeit eines „Luftkreuzers“ und kommen zu dem Schlüsse, daß die Fahrt wohl möglich sei und — hoffentlich auch durchgeführt werde. England verdiene diesen Besuch. Derartige Gespräche entwickeln sich fast bei jedem Bilde. Alles nehmen sie wahr, die geringste Kampfepisode nimmt ihre Aufmerksamkeit voll in Anspruch, verleitet die Jungen zu Schlüssen und Folgerungen; sind sie in ihrer freien Zeit jetzt doch selbst „Krieger und Feldherren“. — Auf den Kriegskarten suchen wir dann den Schauplatz des im Bilde festgehaltenen Vorfalles oder Kampfes auf. Die bunten Fähnchen in den Reichsfarben zeigen uns die Stellung der Heere. Unsere Farben vorrücken zu können, macht ihnen immer Freude. „Lemberg haben noch die Russen.“ — „Aber die Unseren sind schon nahe; die Russen müssen wieder hinaus.“ — „Da wird sich der Kaiser freuen.“ — „Und die armen Flüchtlinge können wieder nach Hause.“ usf. — Die Bilder benütze ich auch im Aufsatzunterrichte zu kleinen, selbständigen Arbeiten. Kurz erklärt, gut angesehen — und die Grundlage zur Bildung einer kurzen, zusammenhängenden Darstellung ist gegeben. Z. B.: Deutsche Truppen überschreiten die Maas. Die Maas versperrt den Deutschen den Weg. Die schöne, eiserne Brücke haben die Franzosen auf ihrem Rückzuge gesprengt. Die Trümmer ragen aus dem 3226 Wasser. Die deutschen Soldaten bauten eilig eine Holzbrücke über den Fluß. Zuerst reiten die Ulanen hinüber. Die Infanteristen lagern auf dem Ufer und ruhen aus. Sie winken den Reitern Grüße zu. Ähnliche kurze Arbeiten ergeben z. B.: „Ein „Zeppelin“ über Lüttich, — „U 9“ vernichtet englische Kreuzer“ u. ä. Voll Spannung harrt die Klasse auf neue Bilder. Schüler und Lehrer kommen auf ihre Rechnung. Ich glaube, die Ausnützung dieser Bilder im Unterrichte als Zeugen der Ereignisse der gegenwärtigen Zeit, nach Folgen und Bedeutung gewürdigt, als zeitgemäßen Unterricht bezeichnen zu dürfen. Hans Zach, St. Margareten a. R., O.-St. Latemkurfus für Lehrer. 9. Si vis pacem, para bellum 1 Das, was der deutsche Reichskanzler wiederholt betonte und was wir alle im Herzen tragen, spricht aus der angeführten Sentenz: Wir wollen einen Krieg führen, der uns einen dauernden Frieden schafft. Der Lateiner schöpft seine Sicherheit zunächst allerdings nicht aus einem blutigen Ringen, in dem der Feind vernichtet wird, sondern gibt vorbauenden Rat. Er meint: Wenn du den Frieden willst, dann rüste dich für den Krieg. — Hiemit habe ich den deutschen Wortlaut mitgeteilt. Seine Ergründung hätte uns indes nicht viel Beschwer gemacht. Aus dem „Fax tecum 1“ klauben wir pacem; parare ist uns aus der 6. Lektion bekannt. Und bellum, ei, das kennt schon jeder. Sohin haben wir uns nur noch mit dem vis zu befassen. Es stellt die unregelmäßige Form der 2. Person Ind. von volo, in dem wir unser „wollen“ wiederfinden, vor. Das häufig gebrauchte Wort hat seine Formen im Sing. wesentlich verkürzt; sie lauten: volo, vis, vult. Im Plur. treten z. T. wieder volle Formen volumus, vultis, volunt ein. — Weiteres in der Formenlehre beträfe die Deklination von pax. Die Endungen lauten wie bei variatio (4. Lektion, S. 2883). Demnach ergibt sich: pax, pacis, paci, pacem, pax, pace. Der Imperativ para wird durch Weglassung der Endung, ähnlich wie im Deutschen, gebildet: aus para-re wird para. In welchem Falle steht bellum? Wie heißen die Fälle des Sing. und des Plur.? Wie lauten der Ind. Präs. des Aktivs und wie der des Passivs von parare ? Dies zur Übung bis nächstens. Den Einsendungen Rückmarke beilegen I — Randbemerkung zum „5. Briefe an die Leser der Bl.“ Als ich im „5. Briefe an die Blätterleser“ auf die Stelle stieß: „Es wird und muß wieder heißen :,liier hat der Schulmeister gesiegt“1, da fiel mir ein, daß ich gelegentlich aus einer Wiener Zeitung1 vom Jahre 1815 folgendes Urteil über die Bedeutung der theresianischen und joaephinischen Schulreform für die Zeit der Befreiungskriege las und mir aushob: „Beym Militär mußte man sonst die Unter-Offiziere von Ausländern wählen, weil der österreichische Soldat weder lesen noch schreiben konnte; jetzt wird man in den deutschen Regimentern kaum einen Mann finden, der nicht in der Schule unterrichtet worden ist.“ — „Man darf annehmen, daß die Generation, welche jetzt mit voller Kraft wirkt, größten Theils nach der Joaephinischen Schuleinrichtung gebildet worden sey.11 Wann hat sich aber Anhänglichkeit an Fürsten und Vaterland in den strengsten Prüfungsjahren, in den Tagen der Gefahr und Verführung schöner erprobt, als in den letzten Jahren ? Wann hat der Österreicher unaufgefordert größere Opfer zum Besten des Staates gebracht? Wann hat sich sein anspruchsloser Biedersinn mit echter Gottesfurcht vereint, deutlicher ausgedrückt? Welches Zeitalter hat größere Werke der Wohltätigkeit und Menschenliebe, bereitwilligere Hingebung an alle landesherrliche Verordnungen aufzuweisen ? Lehrer Jos, Peyrl. 1 Aus: „Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat“. Jg. 1815. Nr. 22. „Das Schulwesen auf dem flachen Lande in Österreich unter der Regierung Kaiser Josephs II.“ 3227 Allerlei Schulpraxis. 7.) Über das Schreiben. Als Ziel schreiben die minist. Lehrpläne die Erreichung einer geläufigen und gefälligen Schrift vor. Daraus erhellt, daß beim Schreiben ein zweifaches in Betracht kommt: a) die Schreibtechnik, b) das erziehliche Moment. Für die Geläufigkeit der Schrift ist das Taktschreiben (rhythmische Schreiben) von großem Nutzen. Jeder Buchstabe hat seinen eigentümlichen Rhythmus und der muß in Fleisch und Blut übergehen. Durch das Taktmäßige erhält die Schrift einen flotten Zug, in welchem die Eigenart jedes Einzelnen noch deutlich genug ausgeprägt ist. Jeder Lehrer erkennt ja an den Schriftzügen, wessen Heft er gerade verbessert. Mögen die Schriftzeichen so gleichmäßig, wie nur möglich, ausfallen, so uniform sind sie nie, daß die persönliche Eigentümlichkeit vollständig unterdrückt wäre. Auf allen Stufen den säuberlich ausgearbeiteten genetischen Aufbau festzuhalten und zu verlangen, daß in jeder Stunde nur ein Buchstabe geübt und in einigen Wörtern angewandt werde, ist sinnlose Zeitvergeudung.1 Im Schreibunterricht ist vom dritten Schuljahre angefangen die eigentliche Formenlehre nicht mehr Selbstzweck, sondern er steht im Dienste anderer Unterrichtsdisziplinen, bes. des Rechtschreibens, und hat in zweiter Linie eine bedeutende erziehliche Aufgabe zu erfüllen. Daß aber einzelne Schriftformen und Buchstabenverbindungen auch auf höheren Stufen wieder geübt werden müssen, ist für die Erzielung einer geläufigen und gefälligen Schrift notwendig. Erst im 6. Schuljahre treten die Formen-, Zier- und Geläufigkeitsübungen auf, die man als Castairsche Übungen bezeichnet und die der Ausbildung der Persönliclikeitsschrift dienen. Die Unter- und Mittelstufe pflege die Schulformen, die Oberstufe die Persönliclikeitsschrift! 8.) Über die äußere Form. Man betrachtet es als einen groben Verstoß gegen den guten Ton, wenn jemand ir-gendwem ein schleuderhaftes schmutziges Geschreibsel vorlegt. Schon im persönlichen Verkehr ist man bestrebt, bei einem Besuche z. B., auch schon äußerlich durch Kleidung und Sprache sich vorteilhaft zu präsentieren. Der schriftliche Verkehr, der die mündliche Aussprache vertritt, darf ebenso wenig den äußeren Anstand, der in Form und Gefälligkeit der Schrift zum Ausdrucke kommt, vermissen lassen. (Bravo! D. Sch.) Aber diese äußere Form bedarf ebenfalls der häufigen Übung und diese kann am besten an Musterbeispielen im Schreibunterrichte geschehen. Weil die Stoffverteilung über die Schreibfläche für die Form von Wichtigkeit ist, trachte man auf der Mittelstufe, daß womöglich jede Seite für sich ein abgeschlossenes Ganzes bilde. An solchen Stoffen, die ungefähr eine Seite füllen, ist kein Mangel. Mitteilungen der Eltern an den Lehrer, den Arzt, Entschuldigungsschreiben über versäumte Halbtage, Briefe, Empfangsbestätigungen usw. gehören hieher. (Ein vortrefflicher Fingerzeig zur Bildung fürs — Leben! D. Sch.) Die meisten Schnellschreiber sind nicht immer die besten Schön- und Rechtschreiber. Sie ein bißchen zum Betrachten des Wortes und zu genauer Beobachtung der Formregeln zu verhalten, wird nicht schaden. Läßt der Stoff eine Trennung zu, wie dies bei Einübung des Rechtschreibstoffes geschehen kann, so trage man kein Bedenken, auch auf der Mittelstufe mehr als eine Seite zu schreiben, bei Zeitmangel sogar mitten in der Stunde abzubrechen und die Übung in der nächsten Sehreibstunde fortzusetzen. Jede neue Übung beginne aber mit einer neuen Seite! Im Schreibhefte soll der Schüler zeigen, wie er schreiben kann, und — ich bitte zu entschuldigen — dieses Heft ist eigentlich das Paradeheft und ein wenig Paradeschritt mag es kennzeichnen. Der Name dieser Heftgattung hat im Laufe der Jahre eine „Steigerung nach abwärts“ erfahren; Schönschreibheft nannte man es früher, Schreibheft heißt es jetzt und soll es in der Folge zum „Schmierheft“ werden? Dagegen tritt bei den Aufsatz-, Sprach- und Rechenheften der Inhalt in den Vordergrund, die Form wird Nebensache, das Was steht Uber dem Wie. Die Schule erzieht fürs Leben; darum ist die Übung der Form eine ihrer zahlreichen Aufgaben. Josef Grusser. 1 Wann werden das die und jene einsehen, die Jahr um Jahr nach der Schablone kostbare Zeit totschlagen?! D. Sch vie Mcvrelreae. Zusammengestellt von A. Felbinger. Zur 19. Krage. Militärisches Turnen in der Volksschule oder nicht? 13. Urteil. Lehrer Richard Pohlner in Hohenau. Was die Frage des Turnunterrichtes in der Volksschule anlangt, decken sich meine Anschauungen vollkommen mit denen der verehrten Einsenderin des 12. Urteils.1 Meine Ansicht geht dahin, daß in Knabenschulen auf strammes (militärisches) Turnen Gewicht gelegt werde. Die verehrte Kollegin von Moisberg hat vollkommen recht, wenn sie diesem Turnen nicht nur hohen ethischen, sondern auch unschätzbaren praktischen Wert beimißt. Während des Unterrichtes in den übrigen Gegenständen sehen wir auf stramme Ordnung, wir bemühen uns, Aufmerksamkeit zu wecken und zu erhalten, Liebe zur Ordnung wachzurufen und zur zweiten Natur des Kindes zu machen, überhaupt Eigenschaften zu hegen und zu pflegen, die, wenn sie einmal in späteren Jahren unbeeinflußbare Merkmale des Charakters bilden sollen, vollste Berücksichtigung verdienen. Die von anderer Seite gemachten Bedenken gegen das militärische Turnen kann ich nicht teilen. Mit welcher Befriedigung, ich möchte sagen Dankbarkeit gegen meine ehemaligen Lehrer und Erzieher habe ich mich Vorjahren (zur Zeit meiner aktiven Dienstleistung beim Militär) jener Übungen erinnert, in denen wir Knirpse als Volksschüler „gedrillt“ worden sind. Anfangsübungen, also z. B. Frei- und Ordnungsübungen machten uns weit weniger Beschwerden und Mühen als manchem Kameraden, der in der Volksschule mit dem „sogenannten“ Drill nicht bekannt gemacht wurde. Nebenbei bemerkt, ließen sich unsere ehemaligen Lehrer hiebei keineswegs von den Grundsätzen der spartanischen Erziehung leiten. Ich betreibe, ohne dadurch im geringsten gegen das im Lehrpläne vorgezeichnete Verfahren zu verstoßen, durch mehrere Jahre hindurch das militärische Turnen und habe die Erfahrung gemacht, daß es den Kindern Interesse abgewinnt. Hiemit ist ja das erreicht, wohin wir in jeder Unterrichtsdisziplin kommen wollen. Die Brücke zum wirklichen Können ist hergestellt. Im übrigen glaube ich: Am besten können uns die in Rede stehende Frage unsere Knaben selbst beantworten. Man frage sie nur, ob ihnen das militärische Turnen gefällt! Ein freudiges „ja“ wird ihre Antwort sein, vorausgesetzt, daß an die Kräfte der Schuljugend nicht Anforderungen gestellt werden, die mit dem Hauptzwecke, der Betätigung lebhaften Interesses seitens der Erziehenden, divergieren. Es kann hier eingewendet werden, daß doch nicht alle Knaben des Kaisers Rock tragen werden. Dagegen wende ich ein, daß doch alle Kinder Mitglieder eines Gemeinwesens werden sollen, die ebenso verpflichtet sind, sich den dem Wohle des Ganzen frommenden Gesetzen zu fügen wie die uniformierten Söhne des Vaterlandes. Und kann da nicht schon in der Schule ein Baustein beigetragen werden — im Turnunterrichte? Gewiß! Der Erziehungsgrundsatz, daß sich der keimende Wille des Zöglings unter den Willen des Erziehers zu ordnen habe, wird im gegenständlichen Unterrichtsfache nicht in letzter Linie berücksichtigt. Zur 27. Krage. Welche gesetzlichen Bestimmungen sind wünschenswert, um an allen Schulen mit abnormalen Verhältnissen schlecht erzogenen Kindern die Wohltat einer körperlichen Züchtigung durch die Schule, aber außerhalb des Unterrichtes, zu verschaffen, ohne daß der Lehrer in Gefahr kommt, die Züchtigung in Fällen zu verordnen, in denen andere Erziehungsmittel wirken würden? 10. Urteil. Lehrer Sady Anton in Zabrech a. O. Als Lehrer bin ich Miterzieher des Kindes und beanspruche dasselbe Recht wie die Eltern, wenn nicht in vielen Fällen rücksichtlich meines Zieles, zu dem ich das Kind zu führen bestimmt bin, ein größeres. Nicht das Nichtkönnen oder die Unbeholfenheit, welche nicht beneidenswerten Naturgaben das Kind dankend abgelehnt hätte, so es ihm nur möglich gewesen wäre, sondern Untugenden, wie Unordnung, Keckheit u. a., sind am besten durch Anwendung körperlicher Züchtigung auszutreiben. Darin habe ich die beste Erfahrung gemacht, hörte ich doch selbst, wie meine Schüler erzählten: „Unser vorjähriger Herr Lehrer nahm in ... . Fällen den Stock in die Hand und es „ging“ sogleich. Der Stock ist die beste Medizin.“ Als ich in diesem Schuljahre zum ersten male die Zeugnisse verteilte, stand ein zwölfjähriger Knoten, ohne sich erst das Wort erbeten zu haben, auf und protestierte mit einer unerhörten Frechheit gegen seinen „Vierer“ in Naturgeschichte. Schlagfertig gab ich ihm die Folgen seines Benehmens zu i In Folge 122. 3229 spüren: „Eine Ohrfeige zur rechten Zeit.“ Ich bin überzeugt davon, daß der Knabe bei jedesmaliger Zeugnisverteilung und zeitlebens daran denken wird. Oder, schaffe ich einem Kerl aus der untersten Hefe des Volkes der sonst kann, „wenn er will“, ein Tafelbild bei übermäßig viel Zeit abzuschreiben, er’s aber bis zur Unleserlichkeit hinschmiert, verdient er da nicht Hiebe? Zum zweitenmal macht er es dann „wie gestochen“. Aus eiserner Zeit. Wenn mich etwas aus de», Hanf der Kriegsliteratur und der Kunst, die dem grause» Ringen mit dem Pinsel folgt, voll befriedigt und gleich beim ersten Genuß entzückt hat, so sind es die unter obigem Kennworte in den Handel gekommenen 8 Bilder aus dem Verlage Franz Schneider in Berlin-Schöneberg. Das ist wirkungsvolle, aus der heißen Seele des deutschen Volkes genommene Knnst! Einmal der jeweilige Vorwurf und dann die packende Darstellung! Perspektive, Farben, Anordnung, Ausdruck, Umrahmung — alles meisterhaft. Was im Herzen jedes Daheimgebliebenen schlummert, ivas dem Krieger in blutiger Wirklichkeit erscheint, findet durch die genannten Bilder Ausdruck. Man kann sagen, die ganze große Zeit spiegelt sich in ihnen. Darum wird es für jeden, der mit seinem Sinnen in ihr steht, ein Bedürfnis, das, was sich der Geist aus den Ereignissen als Gestaltung schafft, vor sich, an den Wänden seines Heimes zu haben. Diesem Streben kommt die Verlagsanstalt durch die Bilder „Aus eiserner Zeit" trefflich entgegen. — Für Lehrer insonders wird es sich empfehlen, wenigstens einzelne Stücke der Sammlung zu erwerben, auf daß die Phantasie der Kleinen Befriedigung finde und das Volk den gewaltigen Geist erkenne, der uns umweht. Ein solches Gemälde spricht eindringlicher als Bände. Laßt also das Gigantische in Formen zu den Kleinen und zu denen reden, deren Söhne im Felde stehen! — Peerz. pädagogischer Weiser. lJn diesen Abschnitt werden nur anerkannt gute Werke ausgenommen.) 13. Soröemertiung. Wohl kein Geschäft hat durch den Ausbruch des Krieges so gelitten wie das des Buchhandels, insoweit er nicht den Ereignissen des Tages Rechnung trägt. Insbesondere der pädagogische Markt ist wie ausgestorben. Run, da der Feind vor unseren tapfern Armeen zurückweicht und daher langsam die innere Ruhe gewonnen wird, dürfte das Bedürfnis nach einem guten Buche mählich erwachen. Darum lassen wir unseren Führer wieder einmal sprechen. 160.) Theoretische Pädagogik. (Verfasser: Univ.-Prof. Dr. W. Toischer; Beck'sche Verlagsbuchhandlung in München; K 9-60.) — Auf dieses hervorragende Werk, das kürzlich in zweiter Auflage erschienen ist, also dem neuesten Stande der Dinge Rechnung trägt, möchte ich nicht allein, da wir noch in den Vorstudien zur Pädagogik sind, schon jetzt die Prüsuiigskandidaten, sondern vor allem auch die Verwalter der Lehrerbüchereien aufmerksam machen. Es wird sich kaum irgendwo ein derart sorgfältig zusammengestellter Literaturnachweis, ein so wohlgeglicderter Aufbau der gesamten Pädagogik und eine durch reichen praktischen Einschlag gestützte Theorie für unser Eigengebiet finden, wie wir sie in dem angeführten Buche antreffen. Der Volksschullehrer scheue nicht vor dem Titel zurück, meinend, das sei eine Schöpfung, die als Erzeugnis hochgehender Gelehrsamkeit seinen Blicken entschwinde; die Theorie, die uns der heimische Gelehrte bietet, ist gesund, uns durch eine klare Sprache und anschauliche Darstellung nahe gerückt und vor allem, was wichtig ist, dem vaterländischen Boden entsprossen — alles Momente, die den beflissenen Genossen bestimmen sollen, in das Buch Einblick zu nehmen. — 161.) Kickmanns Aniversal-Lafcheuatlas. (Verfasser: Prof. A. L. Hickmanu; Verlag G. Freytag und Berndt in Wien; K 4'50.) — Der Hinweis, daß „Hickmann" nun fast zu einem Gattungsbegriffe geworden ist, verrät die Volkstümlichkeit und Verbreitung, bezw. Eigenart dieses Büchleins. Da die Statistik, wie sie hier in unübertroffener Art anschaulich vorgeführt wird, gerade in der Zeit des Krieges eine bedeutsame Rolle spielt, so wird der Ankauf dringend empfohlen. Auch der Unterricht zieht aus dem Bändchen Nutzen, ist doch der geographische Stoff geradezu für ihn zugeschnitten. — 162.) Pas erste Schuljahr. (Verfasser: W. R. Richter, k. k. Bezirksschnlinspektor; Verlag Quidde in Triest 5 K.) — Was wir vorausgesehen habe», ist pünktlich eingetroffen: Richters „Erstes Schuljahr" tritt nach kurzer Zeit seines Erscheinens den zweiten Gang ins Land an. Nicht immer ist die rasche Ablösung von Auslagen ein Zeichen für die Güte eines Buches, denn gar viel vermag eine heißhungrige, schwazhafte Anpreisung ; allein hier trifft es zu, daß sich die eigene Kraft den Weg gebahnt hat. Die Kollegen in der 3230 Elementarklasse, die seinerzeit unserem Rufe gefolgt sind, werden sich ob der Mitteilung freuen; die noch nicht nach Richter arbeiten, mögen sich beeilen, baldigst im neuen Geiste zu wirken. — 163.) Krperimeute aus der Seekeukehre. (Verfasser: Rudolf Schultze; Verlag Voigtländer in Leipzig; K 2.) Des öfteren wurde in unseren „Bl." auf das grundlegende Buch des Verfassers „Aus der Werkstatt der experimentellen Psychologie und Pädagogik" (K 8 40) verwiesen und gesagt, daß sich zur Einführung in die neue Art der Seelcnforschung kein Werk besser eignet. Nun erfreut uns Sch. mit einem gekürzten Abriß, der, auf 112 S. zusammengcdrängt, das Wesentlichste bietet, so es jeder Lehrer kennen soll. Ich bin der Ansicht, daß der, der von „Experim. Psych. und Päd." noch nichts weiß, durch die vorliegende Schrift leicht und schnell in das Wesen und die grundlegenden Probleme eingeführt wird. Wer sodann auf diese Weise von der neuen Kost genossen hat, wird von selbst nach dem größeren Werke (Aus der Werkstatt. ..) greifen. Auf keinen Fall darf das in Rede stehende Heft an unseren Lehrerbildungsanstalten fehlen. — 164.) praktische Methodik für den höheren Unterricht. (Verfasser: Hosrat Dr. A. Scheindler; Verlag Pichlers Witwe u. Sohn in Wien; K 2 35.) — Man ist gerne bereit, der Mittelschule Mangel an Methodik vorzuwersen. Das uns zugekommene Buch Sch.s zeugt jedoch, daß sich auch hier die Verhältnisse wesentlich zum Bessern geändert haben. Wenn ich bloß einzelne Kapitelüberschriften ansühre, so ist schon mancher Anklang an unseren Betrieb zu merken: 1.) Vorbereitung des Lehrers auf das Pensum des Schuljahres. 2.) Tägliche Vorbereitung des Lehrers. 3.) Verlauf einer Unterrichtsstunde. 4.) Die Arten des Unterrichtes. 5.) Das Aufgabenwesen. 6.) Das Individualisieren. 7.) Zurückgebliebene Schüler. (Sehr zu beachten!) 8.) Die Überbürdung der Schüler. (Ein wichtiger Abschnitt!) 9.) Das Klassifizieren und das Zeugnis. 10.) Das Hauslehrerwesen. 11.) Wissenschaftliche und didaktisch-methodische Fortbildung des Lehrers. — Mit einigen Richtungslinien ist uns der Verfasser voraus. So hat man in der Volksschulpädagogik den „Zurückgebliebenen", der Wich-keit des Zeugnisses und dem „Hauslehrerwesen" bisnun zu wenig Beachtung geschenkt. Freilich sind die daraus erwachsenden Schäden in der Mittelschule bedeutungsvoller; zu übersehen sind sie jedoch in der Volksund vornehmlich in der Bürgerschule auch nicht. Ich behalte mir vor, aus das Werk zurückzukommen. — 165.) Geistige Wehrhaftmachung. (Verfasser: Kaiser!. Rat Hans Trunk; Verlag F. Dcuticke in Wien; K 2 40.) — Hei, das prasselt wieder einmal lustig aus die Stehengebliebenen, aus die Vertrockneten, aus die steifen Kathederhelden I Ja, eine geistige Wehrhaftmachung, das brauchen wir neben der Wehrhaftmachung mit Büchse und Schwert. Und zwar soll hier wie dort ein neues Kommando eingeführt, ein neues Reglement gelernt werden. T., der Weitgereiste und Vielcrfahrene, wird in dem Büchlein einmal zornig. Recht so! Es wäre schade, wenn ich der Schrift, die so ganz in unsere Zeit paßt, etwas vorwegnähme. Man muß sie lesen und sich an ihr erquicken! — 166.) LmRon der Pädagogik. (Herausgeber: E. Roloff; Herder'sche Verlagsbuchhandlung in Freiburg im Breisgau; 3. Band = 20 K.) — Dieses Monumcntalwerk hält, was es gleich zu Beginn versprochen hat. Es ist durchaus erschöpfend und in den Einzelnheiten von großer Gründlichkeit. Der vorliegende 3. Band reicht von K—P. — 167.) pädagogisches Zahröuch. (Geleitet von Lorenz Scheuch; Verlag Pichlers Witwe und Sohn in Wien; 3 K.) — Mit besonderer Freude stellen wir den steigenden Wert dieses aus fleißiger Arbeit hervorgehenden Jahrbuches fest. Der neue Band (1914) kann sich neben reichrdeutschen Erzeugnissen dieser Art recht wohl sehen lassen. Die gebotenen Aufsätze greisen tief in das moderne pädagogische Weben und machen den Lehrer auf kurzem Wege mit den bedeutendsten Neuerungen bekannt. — Eine wahre Fundgrube von trefflichen Gedanken bietet der Abschnitt „Berichte und Besprechungen" sowie das Kapitel „Leitsätze". Ich möchte das Augenmerk hauptsächlich auf den mit viel Temperament geschriebenen Artikel „Über die Schaffung eines pädagogischen Institutes" lenken; der Leser der „Bl." findet in den Ausführungen den Grundgedanken, der unsere „Arbeitsgemeinde" schuf. — Es muß nicht erst gesagt werden, daß das Jahrbuch in jede Lehrerbücherei gehört, bietet es doch eine Übersicht, deren niemand vom Fach entraten kann, und dazu Leitlinien, nach denen die neue Zeit läuft. — Aus der Fülle des Einlaufes haben wir außer den besprochenen Werken nachstehend aufgesührte Schriften als zur Einreihung in den Abschnitt „Päd. Weiser" für würdig befunden: 168.) porlesungen iiver allgemeine Methodik des palurgeschichtsnuterrichtes. (Verfasser: Karl Cornelius Rothe; Verlag F. Seybold in München; K 3 60.) — Sachlich durchaus einwandfrei, wissenschaftlich rein, in der Form entsprechend. Ein treffliches Hilfsbuch für Prüfungskandidaten. — 169.) pädagogische Grundfragen. (Verfasser: Dr. PH. u. Theol. Franz Krus; Verlag F. Rauch (L. Pustet) in Innsbruck; K 4-60.) — Eine umfassende Darstellung, orientierend, wenn auch unter einem scharfen Gesichtswinkel stehend. — 170.) Die pögel in Geschichte, Sage, Manch und Literatur. (Verfasser: Prof. Karl Knortz, Buchschmuck von Hans Berthold; Verlag F. Seybold in München; K 4 20.) — Eine ergiebige Stoffquelle für den Unterricht. — 171.) Keiuz Käufer. (Verfasser: Otto Arthes; Verlag Voigtländer in Leipzig.) — Ein Lehrerroman voll Tiefe, voll Eigenart mit ergiebiger Ernte für Geist und Gemüt. — 172.) Mo und wie stehen wir im Dentsch-Anterricht(Verfasser: O. Philipp; Verlag Greßler in Langensalza.) — Ein zeitgemäßer Weckruf zur vernünftigen Reform. — 173.) Kleine Mrgerünndc. (Verfasser: Franz Mohaupt; Schulbücherverlag in Wien; K 110.) — In echt Mohauptscher Art, anschaulich und packend, geschrieben. — 174.) 23. Kongreß des Deutschen Vereines für Knaöcnhand- 3231 arkeit und Werkunterricht. (Herausgcgeben vom Verein; Verlag Quelle und Meyer in Leipzig.) — Die Schrift führt in die Bestrebungen behufs Ausbildung in den für unsere sozialen Verhältnisse so wichtigen Gegenständen trefflich ein. — 175.) Krele Perspektive. (Verfasser: Georg Stichler; Verlag Dürrschc Buchhand-lung in Leipzig; Mk 5 80.) — Ohne Perspektive kein Körperzeichnen! In überaus instruktiver Art werden mit Bezug auf das Zeichnen nach der Natur die Grundgesetze der Perspektive oorgeführt. — 176.) Aoh. Aeinr. Aellalozzi. (Verfasser: Dr. L. W. Seyffarth; Verlag S. Volkcning; Mk 3.) — Eine geistvolle Pestalozzistudie, die unseren Prüfungskandidaten treffliche Dienste leisten wird. — 177.) Hrnndzüge der Pädagogik. (Verfasser: Dr. Schumann, ncubearbeitct Dr. Hermann Walsemann; Verlag Karl Meyer in Berlin W 35; Mk 4.) — Der Prüsungskandidat wird guttun, sich einen der Bände aus der Päd. Bibliothek des Verlages Meyer kommen zu lassen, um zwischen diesen und unseren Werken Vergleiche anzustellen. — 178.) Der Keschichlsunterricht. (Verfasser: Heinrich Weigand; Verlag Karl Meyer (Gust. Prior) in Hannover, Berlin W 35.) — Ganz nach unserem Sinn: Kulturgeschichte, Sozialgeschichte, Wirtschaftsgeschichte im Untergründe. Überall Vordringen in die Tiefe. — 179.) Die kindcrpsychokogischen Mellrebunge» Ludwig Strümpells. (Verfasser: Dr. R. Ungcr; Verlag F. Bull in Straßburg i. E.; Mk 4.50.) — Dein Leser, der nicht Zeit hat, die Originalwcrke Strümpells zu studieren, in angenehmer Art und in den Haupttcilen geschickt nahegerückt. — 180.) Wider den pädagogischen Anarchismus. (Verfasser: K. Wendling; Verlag wie Nr. 179; Mk 2 80.) — Prächtig, unseren ziellose» Neuerern ein Mahnruf. — 181.) Die natürliche Erziehung. (Verfasser: Dr. Ew. Haufe; Verlag Paul Sollors Nachf. in Reichenberg: K 10.) — Wiederholt von uns angemerkt. Das Werk greift ein Jahrhundert voraus. Wer indes Eifer bekundet, kann den Großteil idealer Gedanken schon jetzt zur Tat werde» lassen. — 182.) Aüslenvikdcr vom Wittckmeer und der Adria. (Verfasser: Georg Evcrs; Verlag F. Borgmeyer in Hildesheim; Mk 2-50. — Niedlich geschrieben, voll Reiz in Darstellung und Form. — 183.) Sonder-Elementarklassen für sprachkranke Kinder. (Verfasser: Karl Cornelius Rothe; Verlag F. Seybold in München; K 1'20.) — Eine neue Einrichtung, die hauptsächlich auch in Landschulen Beachtung finden sollte. Kollege Rothe hat alles erprobt, was er empfiehlt. Unsere Kriegsspende. (Schluß.) Rieger S., Dir. in Graz 1. — Jerabek R., Obi. in Kürnberg, N.-Ö. I. — Steinhäuser E., L. in Schwarzenbach, N.-Ö. 1. — Jaitner E., L. in Pittarn, Schl. 1. — Bartl J., L. in Kalsching, B. 1. — Konieczny E., Lehrerin in Czechowitz, Schl. 1. — Bibro A., Obi. in Bukowetz, Schl. 1. — Graf S., städt. L. in Wien 1. — Manert F., L. in Bauten, Bl. — Grüner F., Obi. in Albersdorf, B. 1. — Marburg K., Obi. in Grußbach 1. — Eßlinger F., Schull. in Scheureck, B. 1. — Janusch J., Schull. in Schirnik B. 1. — Proksch R., Schull. in Taubnitz, M. 1. — Rotie Th., Schull. in Meedl 1. — Neumeyer H., L. in Depoldowitz 1. — Kerndl J., Schull. in Roggendorf, N.-Ö. 1. — Schwab A., Schull. in Arnsdorf, M. 1. — Wöss K., Schull. in Kolmitzberg, N.-Ö. 4. — Pfeilstöcker F., Obi. in Obdach, St. 1. — Lehrerverein in Göding, M. 1. — Stöger I., Obi. in Wopfing, N.-Ö. 1. — Schulleitung in Oskau, M. 1. — Lercher M., Lehrerin in Wind-Feistritz, St. 1. — Kuhn E., k. k. Bez.-Schulinspektor in Sternberg, M. 1. — Brun, Obi. in Klösterle a. E., B. 1. — Breilensteiner R., L. in Gaming, N.-Ö. 2. — Scheubrein A., Schull. in Neu-Riegers, N.-Ö. 1. — Geisler G., L. in Ratsch, T. 1. — Gröschl A., L. in Streckenwald, B. 1. — Buchhandlung Zinner in Falkenau a. E., Bl. — Deutschordensschwestern in Unter-Langendorf, M. 1. — Hasitschka M., L. in Wien 1. — Kaps E., Schull. in Steingrund 1. — Resch J., Obi. in Niederleis, N.-Ö. 1. — Hütter R., L. in St. Johann a. B., Kä. 1. — Schulleitung in Carpano, Istrien 1. — Strobach H., L. in Gr.-Schönau, Bl.— Kronberger F., L. in Ebergassing, N.-Ö. 1. — Lorenz R., L. in Kopitz, B. 1. — Kretschmer F., Obi. in Niederberzdou, Bl. — Zimmermann K., Schull. in Eichberg, N.-Ö. 1. — StegenSek J., Lehrerin in Markt-Tüffer, St. 1. — Hinter-lechner K., L. in Reifenstein, St. 1. — Schwingel F., L. in Wien 1. — König A., L. in Schossenreith, B. 1. — Schulleitung in Kronsdorf, Schl. 1. — Kopec F., L. in Braunau 1. — Litschmann J., Schull. in Pratsch, M. 1. — Böhm J., Obi. in Komeise, Schl. 1. — Briem J., Ln. in Bezau, Vorarlb. 1. — Seltner K., Schull. in Sichlau, B. 1. — Priv. Lehrerinnenbildungsanstalt der Armen Schwestern in Bielitz 1. — Polz A., L. in Grün, Bl. — Glawischnig J., L. in Kreuth, Kä. 1. — Geier O.. L. in Alt-Rothwasser, Schl. 1. — Rosam R., L. in Kosolup, B. I. — Mair J., Schull. in Winnebach, T. 1. — Pils I., L. in Deutsch-Beneschau, B. 1. — Schulleitung Pechgraben, O.-Ö. 1. — Schulleitung Sauerfeld, Salzb. 1. — Forstner E., Schull. in Klein-Meiseldorf, N.-Ö. 1. — Steyskal F., Obi. in Ober-Themenau, N.-Ö. 1. — Kithier F., L. in Landstein 1. — Zach F., Obi. in Gutenbrunn, N.-Ö. 1. — Schulleitung Baumgarten, Schl. I. — Leitner G., L. in Reichenau, O.-Ö. 1. — Mädchen-Volks- und Bürgerschule in Stockerau, N.-Ö. 1. — Bender H., Obi. in Peterswald a. Teß, M. 1. — Reischenböck ]., Schull. in 3232 Tager, Salzb. 1. — Kirsch M., Ln. in Neustadt a. T, B. 1. — Eisenmenger B, Bürgerschul-Direktorin in Wien 1. — Kntinz K., L. in Innerlaterns, Vorarlb. 1. — Schulleitung Unter-Retzbach, N.-Ö. 1. — Bauer F., L. in Urfahr, O.-Ö. I. — Kocanda K., L. in Erdberg, M. 1. — Seidl J., L. in Obergrund, B l. — Pietsch J., L. in Johrsdorf, M. 1. — Schulleitung Prohrub, B. 1. — Kahler A., Obi. in Herrnleis, N.-Ö. 1. — Kreul H., Obi. in Raasdorf 1. — Schulleitung Vorder-Radmer 1. — Ortsschulrat Trossau I. — Glasauer P., Ln. in Schlaggenwald 1. — Müller J., L. in Michelsdorf, B. 1. — Bezirksschulrat Hietzing, Umgeb. 1. — Richter F., Obi. in Oberaltstadt 1. — Klus A., Obi. in Mosly 1. — Familie Oberlehrer Fichtl, Zwentendorf 4. — Frißnegg J , Schul!, in Waldbach I. — Bezirksschulrat Trient 1. — Vodoschek J., Obi. in Unter-Pulsgau, St. 1. — Schuster W., k. k. Bez.-Schulinspektor in Marienbad I. — Stadlmayr E., L. in St. Veit a. Qölscn, N.-Ö. 1. — Ortsschulrat Haunoldstein 1. — Schnürch E., L. in Waldheim, Schl. 1. — Orößl H., Schuh, in Erpfendorf I. — Schulleitung Traiskirchen 1. — Andritsch M, Obi. in Lautschach 1. — Wanderer K., Schuh, in Wetzleinsdorf, N.-Ö. 1 50. — Schulleitung Schurz, B. 1. — Walch O., L. in Hesselsdorf, B. 1. — Lehrkörper Hürm, N.-Ö. 1. — Schulleitung Dubovec, St. 1. — Haas V., Schuh, in Kiblitz, N.-Ö. 1. — Kindl L., L. in Komotau 1. — Stadlmann F., Schuh, in Nedraschitz, B. 1. — Huber P., L. in St. Paul, Kä. 1. — Geyer F., Vo tsdorf, B. 1. — Lang A., L. in Niederleis, N.-Ö. 1. — Eiselt F., Schuh, in Luch, B. 1. — Mayer A., Obi. in Münchreith N.-Ö. 1. — Schulleitung Weigelsdorf, M. 1. — Kornherr E., Obi. in Baden 1. — Steiner M., Ln. in Jerzens, T. 1. — Fischer K., Obi. in Töstitz, M. 1. — Tögel J., L. in Römerstadt 1. — Schulschwestern Mähr.-Trübau 1. — Wolf K., L. in Neuern, B. 1. — Schreiber F., L. in Przeheischen, B. 1. — Diss- mann E., Fachl. in Tetschen a. E. 4. — Ecker H., Schuh, in Aigen Voglhub, Salzb. 4. — Kastei J., Obi. in Chodau, B. (Lehrkörper) 2. — Rumpler M., L. in Komotau 1. — Kaff, Schuh, in Thomaschlag 1. — Sandner J., L. in Nebanitz 1. — Wagner A., L. in Totzenbach, N.-Ö. 1. — Gebauer L., Schulleiterswitwe in Mödlitz, M. 1. — Berhang J., k. k. Bez.-Schulinspektor in Suczawa, Buk. 1. — Schulleitung Kolmen b. Tetschen, B. 1. — Schulleitung St. Ulrich b. Steyr, O.-Ö. 1. — Ötortniöek J., Schuh, in Kostei 1. — Ortsschulrat Brockersdorf, M. 1. — Lehrkörper der Volks- und Bürgerschule Payerbach 24. — Schulleitung Schönau-Mühl kreis, O.-Ö. 1. — Gabriel J., Bürgerschuldirektor in Böhm.-Aicha I. — Pexider O, Bürgerschuldirektor in Wallern 1. — Olsacher J., Obi. in Waldenstein, Kä. 1. Briefkasten. Ein braver Mitarbeiter und langjähriger Leser hat sich von uns gewendet, weil die „Blätter" zu sehr im Dienste des Krieges stünden und er als Anhänger der Friedensbewegung diese Richtung nicht mitmachen könne. Der Abschied fiel mir schwer und dennoch kann ich von dem eingeschlagenen Wege auf die Dauer des großen Ringens nicht lassen. Ich habe schon vor Jahren, als die Friedensweise einmal durch die „Bl." hinausgetragen wurde, dem Artikel die Bemerkung angehängt, daß ich im Grunde selbstverständlich für den Kamps gegen den Kampf bin, jedoch eine Verwirklichung des Gedankens nicht erhoffe, insolange unsere Nachbarn in Waffen starren. Der Friedenszar! Da haben wir den Heuchler! Mit gleißender Rede wollte er uns einlullen, um dann mit ganzer Wucht über uns, die Getäuschten, herzufallen. Die Rüstungen Rußlands sind nicht von gestern; sie sind vor jenen Tagen in Angriff genommen worden, da uns Herr Nikolaus einen Weltfrieden weismachen wollte. Wäre es damals nach dem Sinn der Friedensfreunde gegangen, wir seufzten heute unter der Knute. Mit Vorschlägen und der guten Meinung wird des Krieges nicht ein Ende; erst wenn Barbarei und Unvernunft, Neid und Mißgunst mit Waffengewalt niedergerungen sind, ist wenigstens auf absehbare Zeit eine ruhige Entwicklung zu erwarten. Und nun, da dieser Grundsatz von unseren Helden erhärtet wird und es klar ist, daß uns eine Welt von Feinden erwürgen wollte und zwar jene Welt, die den Frieden vortäuschte und den Krieg im Mantel trug, sollen wir ein Schäferliedchen singen und uns mit unserem Blatte in methodische Fehden und Tüfteleien ergehen? Nein, das hieße dem Zeitenstrome entgegenschwimmen! Und in diesen großen Tagen wäre es mehr denn schulmeisterliche Kleinkrämerei, würden wir nicht all unser Sinnen in den Dienst des Gedankens, der unser ganzes öffentliches Leben beherrscht, stellen. Das aber, was wir fühlen und pflegen, spiegelt sich in unserer Fachpresse wieder. Also bleibe ich kriegerisch, bis unsere siegreichen Heere jauchzend durch die Straßen der Heimat ziehen. — Kleine Mitteilungen. 572.) Ariedrich Pokack, unser hochgeschätzter Mitarbeiter, hat unlängst — leider im Krankenbette — sein 80. Lebensjahr vollendet. Wir alle, die wir uns an seinen Schriften gelabt, emporgerafft und selbst-gezogen haben, wünschen unserem Altmeister aus vollstem Herzen baldige und dauernde Genesung. Möge 3233 sein irdisches Wallen uns noch lange beglücken zum Frommen unserer Arbeit, unserer Lehrer- und Volks-ideale. Glückliches Geschlecht, das in der Polack'schen Sonne gedieh! — 573.) Die Erziehung der Kricgswaiscn. Vom Witwen- und Waisenfonds der gesamten bewaffneten Macht (Militärkasino, 1., Schwarzenbergplatz 1) geht eine Anregung aus, wert, bei allen, deren Lage es möglich macht, in weitestem Maße Anklang zu finden. Waisen gefallener Krieger sollen, wenn sie mütterlicher Pflege entbehren müssen, bei guten Menschen Ersatz für den ihnen durch den Krieg entrissenen elterlichen Schutz finden; sie sollen an Kindesstatt ausgenommen, im neuen Familienkreise zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft erzogen werden. Der Krieg räumt unbarmherzig mit Leben und Gut auf, er weckt aber auch ein beispielloses Aufrasfen der Nächstenliebe und des Mitgefühles. Unter allen Taten, durch die wir den Verheerungen des Krieges entgegenzuwirken bemüht sind, wird es zu den schönsten gehören, schutzlos gewordene Waisen, deren Väter sich für das Vaterland opfern mußten, zu sich zu nehmen und ihnen einen dauernden Vorzugsplatz am eigenen sicheren Herd einzuräumen, sie zu pflegen und ihr seelisches Wachstum zu betreuen, bei ihnen Elternstelle zu vertreten. Der Witwen- und Waisenfonds richtet nun einen Aufruf in diesem Sinne an die Öffentlichkeit. Unter dem vom Präsidenten des genannten Fonds G. d. I. Baron Schönaich gezeichneten Aufruf hat der Protektor FZM. Erzherzog Leopold Salvator seinen Namen gesetzt, mit den Worten: „Dieser Ausruf ist von meinen Segenswünschen begleitet." In dem Appell wird die heldenmütige Aufopferung der im Felde für Kaiser und Heimat kämpfenden Soldaten und der Opfertod der Fallenden sowie der Kultus, mit dem kommende Geschlechter ihrem Andenken huldigen werden, ergreifend vor Augen geführt. Dann fährt der Aufruf fort: „Lassen wir unseren Wahrspruch „Treue um Treue" auch diesmal zur Tat werden, indem wir unseren gefallenen Brüdern schwören: „Wir wollen für Eure Frauen sorgen, als ob sie unsere Frauen wären, und Eure Kinder seien unsere Kinder!" Es handelt sich hier nicht allein um die Sicherung der materiellen Existenz dieser teuren Hinterbliebenen. Die Mittel hiesür wird eine groß angelegte Hilfsaktion, die unter höchstem Schutze steht, zweifellos ausbringen. Damit ist aber nicht alles getan, denn für Geld kann man wohl Brot, nicht aber jene idealen Güter kaufen, die eine sorgfältige, liebevolle Erziehung im Familienkreise dem Kinde als höchsten Eigenschatz für seinen weiteren Lebensweg mitgibt. Helfet darum mit echter Elternliebe der verwaisten Jugend, die als kostbarstes Kleinod der Nation uns allen anvertraut ist, alle hellstrahlenden Tugenden zu erwerben, die ihre Väter zu den Taten befähigt haben, die vorbildlich für alle kommenden Geschlechter wirken sollen. Die Kraft eines Volkes liegt in seinem inneren sittlichen Werte. Wer immer von Euch ein Kind zu einem vollwertigen Menschen erzogen hat, der hat der Nachwelt einen kostbaren Schatz hinterlassen. In diesem Fortschritt aber liegt die Zukunft. Wer unseres Sinnes ist, wem ein gütiges Geschick ein glücklich eigenes Heim gegeben und wer sich der heiligen Pflicht bewußt ist, für die Kinder unserer teuren Gefallenen zu sorgen, wird hiemit aufgefordert, seinem nächstgelegenen Gemeinde- oder Seelsorgcamte bekanntzugeben, daß er eines oder mehrere der Kinder der Gefallenen an Elternstatt aufzuziehen gewillt sei. Die politischen Behörden erster Instanz werden gewiß gern mit Rat und Tat jenen an die Hand gehen, die sich an dem edeln Werke beteiligen wollen." Am Schluffe weist der Aufruf auf den vom Kaiser bei allen Huldigungen ausgesprochenen Wunsch, daß jede geplante Widmung der Jugendfürsorge zugewendet werde. — (Wieder ein Tätigkeitsfeld für die Lehrerschaft! Da die Verwahrlosung niemand so zu fühlen bekommt wie der Lehrer, so wird er schon im eigenen Interesse dem Plane zur Verwirklichung verhelfen. D. Sch.) 574.) Ausstellung „Schule und Krieg". Das Zenlralinstitut für Erziehung und Unterricht in Berlin wird in Kürze die ihm überwiesene Deutsche Unterrichtsausstellung, vermehrt um die Lehrmittelsammlung des Schulmuseums der Stadt Berlin, als dauernde Ausstellung für Erziehung und Unterricht in dem Gebäude Potsdamer Straße 120 neu eröffnen. Die Leitung des Institutes glaubt die neuen Räume nicht besser einweihen zu können, als daß sie, der großen und ernsten Zeit Rechnung tragend, eine Sonderaus-stellung „Schule und Krieg" veranstaltet. Die Ausstellung soll an ausgewähllen anschaulichen Beispielen zeigen, welche Wirkung der Krieg auf die Arbeit der Schule und darüber hinaus auf die Erziehung, Bildung und Betätigung der Jugend überhaupt bisher ausgeübt hat und voraussichtlich weiter ausüben wird. Gute Gedanken und Anregungen sollen damit festgehalten und weiteren Kreisen bekanntgemacht werden. Die Ausstellung wird, dem Wirkungskreise des Zentralinstitutes entsprechend, alle Erziehungsanstalten vom Kindergarten bis zu den höheren Schulen und die Einrichtungen für die Jugendpflege berücksichtigen. Die Leitung der Ausstellung lädt die Lehrerschaft der genannten Anstalten und sonstige pädagogisch interessierte Kreise in Deutschland und Österreich.Ungarn ein, sich an dem Unternehmen zu beteiligen. An-fChrist: Zenlralinstitut für Erziehung und Unterricht in Berlin W, Potsdamerstrabe 120. Die nachfolgende Übersicht zeigt, wie die Ausstellung geplant ist. Weitere Anregungen werden dankbar entgegengenommen, doch wird um gefällige baldige Mitteilung gebeten, damit es noch möglich ist, sie gebührend zu verwerten. 3234 1.) Was können Schüler und Schülerinnen unmittelbar für den Krieg leisten? a) Von Schülern und Schülerinnen verfertigte Liebesgaben und Geschenke für Kämpfende und Verwundete, b) Photographien über Beteiligung an sozialen Arbeiten (z. B. Ernte), c) Programme von Veranstaltungen zu wohltätigen Zwecken, für Verwundete usw. 2.) Was wissen Schüler und Schülerinnen verschiedenen Alters vom Kriege z. B. von der Art des Kampfes, von der Führung, von Waffen, Schiffen, Befestigungen usw.? Wie stellen sie sich innerlich zum Kriege, z. B. wofür kämpfen wir nach ihrer Meinung, wie sollen wir uns zum Feinde verhalten, auch zum verwundeten und gefangenen Feind, usw.? (Selbständige Beschreibungen, Zeichnungen, Aufsätze, selbstver-faßte Gedichte, Theaterstücke, Briese, Kompositionen usw.) 3.) Wie kann man Schüler und Schülerinnen über den Krieg belehren und ihre innere Teilnahme wecken? a) Lehrmittel: Landkarten, Geländedarstellungen, Schlachtenpläne, Modelle, Zeichnungen und Pho-tographien von Waffen, Schiffen, Befestigungen usw. b) Von Schülern verfertigte Karten, Zeichnungen, Modelle, Photographien usw. c) Anknüpfungspunkte in verschiedenen Unterrichtsgegenständen (Flugbahn, Explosion, Vermessungen, Zeichnungen, Handsertigkeitsübungen usw.) d) Lehrreiche Spiele (Sitz- und Bewegungsspiele) für verschiedene Altersstufen, e) Gedichte, Prosastoffe, Feldpostbriefe, f) Lieder und Chöre, g) Bilder und Bildersammlungen, h) Themen für Aussätze, Beschreibungen und Redeübungen. 4.) Wie kann die Jugend für den späteren Militärdienst vorbereitet werden? a) Allgemeine körperliche Übungen, Exerzieren und angewandtes Turnen: Photographien, Skizzen und dergl. b) Übungen im Schätzen und Messen von Entfernungen, Größen, Richtungen, Mengen: Photographien u.dgl., Schätzungsbücher, Lehrmittel, einfache, auch selbsthergestellte Meßapparate. c) Sichzurechtfinden mit Hilfe von Karten, Instrumenten, Merkzeichen, Übungen im Geländezeichnen: Karten, Diapositive, Instrumente und andere Hilfsmittel, von Schülern ausgesührte Zeichnungen und Modelle, d) Erste Hilfe bei Unfällen: Geräte, Verbandkasten. e) Felddienstübungen: Photographien u. dgl., Modelle von Gräben, Verhauen, Stege», Beobachtungswarte», Masken usw. f) Ausrüstung: Kleidung, Geräte. 5.) Da sich lange nicht alles, was den Krieg angeht, anschaulich darstellen läßt, so soll als Ergänzung eine Auswahl von Schriften ausgelegt werden. 575.) Der Aahresvericht der Deutschen Sokks- und Bürgerschule in Smichow für das Schuljahr 1913/14 enthält eine interessante Chronik der Anstalt, die vorbildlich ist und daher von Schulleitern, so sie daran sind, die Geschichte ihrer Anstalt zu schreiben, als Muster benützt werden kann. Aber auch inhaltlich bietet die Darstellung ein wertvolles Dokument, zeigt sich doch, mit welchen Widerständen eine Anstalt mitten in politischen Wirren zu rechnen hat. Daß ihr Bestand und ihr Aufwärtsringen zum weitaus größten Teile dem Verfasser der Chronik zu verdanken ist, weiß der genau, dem die Verhältnisse nahegerückl sind. Der Schreiber dieser gehaltvollen Schulgeschichte verschweigt es natürlich. — 576.) Der 3. Iahresllericht des Kath. Mädchenlyzeums in Hrt Sei Gmunden bringt auf 51 Serien überaus wertvolle Mitteilungen über Ausgrabungen am Traunsec. Der Aussatz hat den k. k. Gymnasialprosessor Dr. Jos. Wimmer zum Verfasser. Fachkollegen werden auf die gediegene Arbeit, deren Wert durch beigegebene Bilder wesentlich erhöht wird, eindringlich ausmerksam gemacht. — 677.) A. Alry. zu Ieuffenöach, von dem wir in F. 133 ein Lebensbild eingestellt haben, hat unlängst sein 80. Geburtssest in voller Frische gefeiert. Ad multos annos! Ernte. Der große Schnitter steht am Horizont, Die Senfe scharf. Er schützt die alte» Augen, Iveil sie nicht mehr, wie in der Jugend, taugen. Zu viel schon haben sie mit angesehen, Seitdem der kleine Mensch auf Erden wohnt. Des Todes alte Augen müssen übergehen. Heut' bangt er, wen» auch noch so schnittgewohnt. Nie war für ihn der Menschheit reifes Feld I» diesem Erdenteil so reich bestellt. Er schöpft tief Atem, holt dann lange aus. Die erste Reihe! Erster blut'ger Strauß. Er preßt die Zähne, sagt sich: Sei bereit, Sei wacker, Alter; es ist Erntezeit. Alexander v. Gleichen-Autzlvurm. Nr. 19. März 1915. Blätter für Prüfungskandidaten. Ratschläge. XVIII. Für Bürgerschulen. Pädagogik. 3. Thema: Vom Reiz bis zum Begriff. Hiebei muß vor allem festgelegt werden, daß es sich hier nicht um den logischen (künstlich konstruierten), sondern um den psycholog. (natürlichen) Begriff handelt, um die (scheinbar) jedweder Beziehung auf ein bestimmtes Objekt entkleidete innere Anschauung. Man braucht bei dieser Wesensbestimmung bloß an einen Verdichtungsprozeß zu denken, bei dem zwar der innere Kern (hier irgend ein Moment von dem Gegenstände, der eine ganze Art vertritt) — möglicherweise unbewußt — übrigbleibt, wogegen alles übrige „abstrahiert“ oder besser: verallgemeinert erscheint. Ich kann den Begriff „Hund“ logisch als Abstraktionsprodukt nehmen, sofern ich die allen Hunden gemeinsamen Merkmale beibehalte, die individuellen streiche. Aber es kann niemand behaupten, daß auch die Seele nach dieser Methode Begriffe bildet; sie kann ja recht wohl das Immerwiederkehrende infolge der Wiederholung festhalten und zum Ganzen schließen, wogegen ihr das Besondere, sofern es nicht durch ein starkes Interesse gestützt wird, keineswegs wichtig genug erscheint, verankert zu werden. Verleihen wir ihm jedoch einen Impuls, so wird sie sich vom Allgemeinen wenden und dem Augenblicklich-Bedeutungsvollen ihre ganze Beachtung schenken. Sonach stellt sich uns der jedweder Individualität „scheinbar“ bare Begriff als eine von keinerlei Interesse getragene innere Anschauung dar. Man nennt sie Psychologischen Begriff. Das muß also bei der Behandlung des Themas klar umgrenzt werden. — Nunmehr folgt der Grundzug des Gedankens. Auch hier ist eine Berichtigung vonnöten. Die alte Psychologie tat so, als ob „Empfindung, Wahrnehmung, Anschauung, Vorstellung“ völlig getrennte geistige Phänomene oder sonstwas von der Seele Vollbrachtes wären. Daraus ergaben sich dann peinliche Definitionen, die in Pädagogikstunden ängstlich abgeprüft und infolgedessen daheim mit viel Fleiß auswendig gelernt wurden. Wehe, wenn da ein anderes Wort, als es das Lehrbuch enthielt, mit-hineinlief! Selbst eigene Beispiele durften nicht gewählt werden. Mir trug es einmal eine böse Note ein, als ich mich unterfing, statt des Pferdes den Hund als Objekt anzugeben. Wenn der alte Pädagogiklehrer noch lebte, er würde sich arg grämen, da er aus den vorstehenden Ausführungen entnähme, daß ich trotz des Gezeters beim „Hunde“ geblieben bin. Das war die verkrustete Leitfadenpädagogik, von der wir uns mit Abscheu wenden müssen. Wir quälen darum unsere Studiosen in diesen „Ratschlägen“ nicht mit den fett oder gesperrt gedruckten Sätzen, so sie die Feststellung der Termini „Empfindung, Wahrnehmung" usw. betreffen, sondern bescheiden uns mit einer vernünftigen freien „Beschreibung“ der einzelnen Stadien der Erkenntnis. Denn nichts anderes als ein jeweiliges Stadium ist das, was die trockene Lehrbuch weisheit so pedantisch als Individualbegriff hütete. Der Weg vom Reiz, wobei dieser bloß ein Agens (was ja auch das Wort sagt) bedeutet, bis zum (Psychologischen) Begriff ist darum mit einer schiefaufsteigenden Geraden zu vergleichen, bei der man allmählich, ohne bestimmte Abschnitte, von einem ins andere gleitet. Die Verhältnisse liegen bei der Farben- oder Töneskala ähnlich. Wir haben da und dort haltgemacht und einen bestimmten Farbenton oder einen Klang mit einem Namen belegt, ohne uns darüber Rechenschaft zu geben, wieviel Nuancen (Abstufungen) von einem zum ändern übersprungen wurden. Das ist menschliche Willkür, bedingt durch menschliche Beschränktheit in der Auffassung. Nicht wesentlich anders ist es, wie gesagt, bei der Bestimmung der Fachausdrücke „Empfindung, Wahrnehmung“ usw. Das sind ja nicht abgegrenzte „Zustände“ der Seele, sondern Entwicklungsstufen der Erkenntnis, fundiert durch die zunehmende Reaktion des Nervensystems auf den physischen Reiz. Man braucht, um dieser Erklärung beizupflichten, durchaus kein Anhänger der überseeischen Psychologie zu sein, kann doch kein System, soweit es ernst genommen werden will, den physiologischen Verlauf in Abrede stellen und sich lediglich mit einem Phantom „Seele“ begnügen. In der Tat haben selbst Bücher von durchaus religiöser dualistischer Tendenz dem psychophysiologischen Teile der Erkenntnis einen breiten Raum gewidmet. Man kann sonach unsern Standpunkt vor jeder Prüfungskommission vertreten. — Nach allem wird also festzuhalten sein, daß die Ausdrücke 3286 „Empfindung,Wahrnehmung, Anschauung, Vorstellung, Psych. Begriff“ nichts als einzelne Stadien der fortschreitenden Erkenntnis bedeuten, daher getrennt gar nicht zu denken sind, sondern ineinander übergehen. Die „Empfindung“ ist darnach ein Vorstadium der „Wahrnehmung“, diese hinwiederum eine Entwicklungsphase der „Anschauung“, ohne im Wesen etwas anderes zu sein (Man denke bloß an die sogenannten „einfachen“ Inneren Anschauungen = Vorstellungen!) usw. (Wer an der Worterklärung klebt, mag natürlich bald ein Härchen herausfinden, sofern man „frei“ definiert; mit solchen „Psychologen“ werden wir nicht rechten. Immerhin wird es für den Prüfungskandidaten rätlich erscheinen, sich mit den geknebelten Erklärungen zu rüsten, denn noch sind die Pedanten nicht ausgestorben. Um jedoch auch vor einer Kommission zu bestehen, die von der modernen Forschung belebt ist, möge der obige Gang eingehalten werden.) — Will man der alten Richtung ein Entgegenkommen bezeugen, ohne gegen die neue Auffassung zu verstoßen, so gestalte man die erwähnte schiefaufsteigende Gerade zu einer Treppe, bei der die einzelnen Stufen die Termini „Empfindung, Wahrnehmung“ usw. tragen. Die Zeichnung sieht dann so aus: Psych. B. Vorstell. | Ansch. | Wahrn. | Empf. I i Reiz Was sonst in das Thema fällt, möge in dem von uns empfohlenen Lehrbuche der Psychologie von Prof. Schindler (S. 59—67) nachgelesen werden. — Peerz. Geschichte. Thema: Die politische Lage zur Zeit der Wahl Rudolfs I. Kein Kapitel der Geschichte erfährt im Schulbetriebe eine derart einfältige Darstellung wie das durch unser Thema berührte. Man kommt in der Regel über das Episodenhafte nicht hinaus und erwähnt gerade notdürftig die oberflächlichen letzten Gründe des Zusammenstoßes mit P. Ottokar II. Um nun in diesem Teile vaterländischer Geschichte, der ja für den Patrioten als der wichtigste erscheinen sollte, zu einer reiferen Auffassung anzuregen, verweise ich behufs Literaturrüstung vor allem auf ein breitangelegtes, tiefgründiges Werk, auf das Buch „Rudolf v. Habsburg“ von O. Redlich.1 Damit sei nicht gesagt, daß der ganze umfangreiche Band bewältigt werden müsse; es genügt, die die Wahl R.s betreffenden Abschnitte nachzu- lesen. Da wird schon nach wenigen Seiten so mancher Leser ausrufen: „Ei, das klingt anders, das ist Geschichte I“ Aus der lichtvollen Darstellung, die zudem in eine angenehme sprachliche Form gekleidet ist, ergibt sich zunächst das Bedürfnis nach einem Reichsoberhaupte — nicht der Raubritter und des Faustrechts allein wegen, sondern weil die Herren Machthaber ihrer Besitze selbst nicht mehr sicher waren und darum eine Autorität brauchten. Wie sollte nun eine solche der „arme“ Graf bringen? Da begegnen wir der ersten historischen Einfalt. Als ob Rudolf in der Tat ein gänzlich machtloser gefügiger Landmann weit hinter den Bergen gewesen wäre! Das stimmt doch nicht! Man lese nur nach, wie weit sein Besitz reichte 1 — Dann die Geschichte mit dem Priester; sie sollte bei der Wahl entschieden haben. Wie, wenn hiezu bemerkt wird, daß Rudolf seit 1254 im Banne war, weil er dem Hohenstaufen die Treue hielt? Das wird man in der Volksschule allerdings nicht erzählen; allein der Kandidat für Bürgerschulen muß die Sachlage genauer kennen. Der Papst war auf Seite Ottokars; das ist richtig, insolange es sich noch nicht um die Bestätigung einer vollzogenen Wahl handelte; O. verstand es ja trefflich, sich durch Vorspiegelung eines Kreuzzuges das Wohlwollen der Kurie zu erhalten. Allein wäre seine Macht gewachsen und vor allem sein Einfluß auf Italien vom deutschen Kaiserthrone aus gestiegen, da hätte es leicht zu einer Einkreisung der päpstlichen Sphäre kommen können, wie dies unter den Hohenstaufen öfter der Fall war. Gregor X. war nun viel zu klug, um sich einen gefährlichen Machtfaktor in der Gestalt Ottokars großzuziehen; man hatte mit Otto IV. üble Erfahrungen gemacht. — Der Schweizer Graf war allerdings auch stark genug, den Lieblingstraum der Hohenstaufen zu verwirklichen; aber man wußte in Rom genau, daß er sich vorerst den Rücken decken, also Ordnung im Reiche schaffen müsse, damit es ihm nicht ergehe wie den Friedrichen. Zudem mußte er vor und nach der Wahl, also vor der Bestätigung durch den Papst, wiederholt beteuern, auf Italien keinerlei Ansprüche zu erheben. Bei Ottokar hätten Schwüre dieser Art noch immer nicht die volle Gewähr auf Sicherheit geboten, waren doch von ihm aus bereits Verbindungen mit dem Süden geknüpft. — In ähnlicher Weise sind die übrigen politischen Momente herauszuschälen, auf daß alles, was die bisherige Art des Geschichtsstudiums lediglich als Ergebnis bot, seine Grundlegung erfahre. Ich erinnere bloß an den Wortlaut des Kleinen Privilegs (Nachzulesen in Schobers Quellenbuch!),1 an die ad hoc vergebene 7. Kurstimme 1 Verlag der Wagnerschen Universitätsbuch- 1 Verlag Alfred Hölder in Wien, Rotenturmstr. handlung in Innsbruck. 15. (2 Bde. — 7 K 50 h.) 3237 und an die Lehensbräuche. Vom 1. Oktober 1272 (Wahl R.s in Frankfurt) bis zum 11. November 1274 — in diese Zeit fällt unser Thema; da wird viel zu heben sein, was die Sachlage klärt. Wer sich das angegebene Buch Redlichs nicht beschaffen kann (Bei größeren Büchereien anklopfen!), ziehe wenigstens Mayers „Geschichte Österreichs“ (Verl. Braumüller, Wien), ein Werk, das für den Prüfungsbewerber unerläßlich ist, zurate! Bei der Zusammenfassung leistet das Hilfsbuch Dr. Tupetz’ (Verlag Tempsky) treffliche Dienste. Peerz. Lösungen zu den Prüfungsaufgaben aus der Mathematik für die Bürgerschullehrerprüfung aus Folge 125.1 16. Rotiert das Dreieck um die Kathete a, so ist die Oberfläche O = b27i -f- ~bc = 77 b (b + c). Bezeichnen wir die Höhe auf die Hypotenuse mit h, dann ist h = b sin «; c = -• cos « 77 h2 . 3 77 . b2 sin2 -z . b « b> sin2 « 3 . cos« 3 3 cos « 3V cos « 77 sin2 « 1 Null, wenn ein Faktor Null ist, z. B. sin2 x — 4 cos2 x = 0. Durch cos2 x dividiert, erhalten wir tg2 x — 4 — 0. tg x = + 2. Dem Werte + 2 entspricht der Winkel x — 63"26 6", dem Werte — 2 der Supplementwinkel zu x, das ist x2 — 116"33 54". Wir setzen nun in der oben stehenden Pro-duktengleichung den zweiten Faktor Null. 4 sin2 x — cos2 x — 0. Diese Gleichung durch cos2 x dividiert gibt 4tg2x — 1 — 0. tg x = + Vs. Nachdem Vs der reziproke Wert von 2 ist, muß der zugehörige Winkel das Komplement des Winkels sein, der zum Werte 2 gehört. x, = 90" - 63"26'6" --- 26"33'54' . x4 = 180" - 26°33' 54" = 153«26'6 '. 2. Lösung. 4 sin4 x — 17 sin2 x cos2 x + 4 cos4 x — 0. Wir dividieren diese Gleichung durch cos4 x und erhalten. 4 tg4 x — 17 tg2 x + 4 = 0. tg4 x — tg2 x + 1 = 0. log b = -ß- (log 3 + log 47-433 -j- log cos 54" >2'30" — |log 77 + 2 log sin 54» I2'30"]). log b = 0 53496. b = 3 4274 dm. b cos « log c ---- log b — log cos « — 0-76792. c = 5-8603 dm. 0 = T7b (b +c) = 77. 34274 (34274 + 5 8603). log O — log 77 -(- log 3 4274 + log 9 2877 — 20000. 0 — 100 dm2. Die Oberfläche beträgt 100 dm2. 17. 4 sin4 x — 17 sin2 x. cos2 x + 4 cos4 x — 0. Wir zerlegen das Trinom auf bekannte Weise in zwei Faktoren und erhalten (sin2 x — 4 cos2 x) (4 sjnsx _ cos2 x) — 0. Dieses Produkt wird 17 . n /289 64 ts“x" 8 i Jz 64 64- 17 15 tg*x = g ± g- — 4, V4. *gXl_4 ^ + 2- + T Daraus ergeben sich oben stehende vier Werte. 3. Lösung. Wir setzen in die ursprüngliche Gleichung für cos2 x und cos4 x die Werte, die sich aus der bekannten Formel 1 — sin2x + cos2x ergeben, und erhalten: 4 sin4 x — 17 sin2 x (1 — sin2 x) + 4 (1 — sin2 x)2 — 0. Durch Reduzieren ergibt sich 4 sin4 x — sin2 x — — ==. 25 1 Richtige Lösungen sind eingelaufen von den Herren Hans Bruckner, Wien X., Herzgasse; Max Tschabitscher, Wien X., Favoritenplatz; Adalbert Pichler, Pfarrer in St. Martin, Post Brunn a. d. Wild, N.-Ö. (kleine Ungenauigkeiten bei der log. Ausrechnung); Jos. Rienmüller, Statlersdorf, Bez. St. Pölten, N.-Ö; Viktor Lissek in Texing a. Mank, N.-Ö. (Beispiel 17—20); R. Böck, Wien XXI., Schloßhoferstr. 49. (Beispiel 17—20); Karl Vrbetiö, St. Kathrin a. Offeneck, Bez. Weiz, Stmk. (Beispiel 17,18,19); Franz Kaunzner, Olitzhaus, Bez. Luditz; Jos. Windsperger jun.,Witis, N.-Ö.; Fr. Z. in Wr.-N. nicht richtig. sin2 x 2 ± 4 25 = 2 i 10 sinx,_4 = + |/y ± n- log sin x, — log — lg 0 951545 — 1 = 9 95155 usw. 18. Wir bezeichnen das dem Winkel 2« anliegende Stück der Grundlinie mit x 'und das dem Winkel « anliegende Stück mit 100 — x. 72 72 — xtg 2« . x — ---------------. tg 2« 100 tg« — 72 72 (100 — x) tg « . x tg « 3238 Durch Gleichsetzung der für x gefundenen Werte folgt: 72 100 tg a — 72 tg2i tg « Oder, für 2 sin 7 = sin (st + ß), weil 7 = 180 — (a + ß). Ebenso ist cos 7 = cos (a + ß); sin -L = cos + ß), weil |. 180 - OM-I) _ m _ (a+|) perner u sin 27 = 2 sin 7 cos 7 und sin 7 = 2 sin cos 2 2 Unter Beachtung dieser Formeln können wir schreiben: sin a + sin ß + sin 7=2 sin a ^ cos --y— + 2sln T . «»T _ 2sin ܱJ? cos + 2 2 2 2 oa + ß • a4- 3 o-a + ß^ « — ß 2 cos — ' 1 . sin —rr 1 — 2 sin —3—r I cos L 2 2 2 V 2 + cos^j1) = 2 cos 1 f 2 cos a~ cos = 2 J 2 V 2 2 J Die Richtigkeit des letzten Klammerausdruckes folgt aus: cos (a + ß) = cos a cos ß — sin a sin ß ) cos (a — ß) = cos a cos ß + sin a sin ß | cos (a + ß) + cos (a — ß) = 2 cos a cos ß» mithin auch (a + ß) . (a — ß) „ a ß COS i—±-J-L 4- cos ’ LZ — 2 cos cos ---. 2 2 2 2 23.) tang n + tang ß -f tang 7 =, tang « . tang ß . tang 7. 1. Lösung: tg (a + ß) = JgfHr.te? 1 — tg a tg ß Für tg (a + ß) setzen wir — tg 7, weil tg im II.Quadranten negativ ist,und beseitigenden Bruch: — tg 7 (l — tg a tg ß) = tg a + tg ß. . tg a tg ß tg 7 = tg a + tg ß + tg 7. 2. Lösung: tg« + tgß = — + ?!nl« cos a cos ß sin a cos ß + cos a sin ß sin (a + ß) sin 7 cos a cos ß cos a cos ß cos a cos ß 3240 tg* + tg3 + tgT sinr_^+ rin1 = cos n. cos p cos 7 sin 7 cos 7 + cos n. cos ß sin 7 cos o. cos ß cos 7 sin 7 (cos a cos ß + cos 7) cos a cos ß cos 7 sin 7 (cos « cos ß) — cos (* + ß) cos et cos ß cos 7 sin 7 (cos 01 cos ß — cos k cos ß -)- sin » sin ß) cos tt cos ß cos 7 sin«sinßsin^^.tsß.t87. cos a cos ß cos 7 /?. Schill. Darstellende Geometrie. Schnitt zweier Eebenen. Man versäume nicht, jeden einzelnen Fall aus steifem Papier (alten Postkarten oder Zeichenpapier) im Raume aufzubauen. Dabei präge man sich den Merksatz ein: „Die Schnittgerade zweier Ebenen ist bestimmt durch zwei Punkte, die beiden Ebenen angehören. Das sind a) die beiden Spurenschnittpunkte b) zwei beliebige andere Punkte.“ Wenn möglich, sucht man erstere, indem man eventuell die Spuren bis zum Schnitte verlängert. So zeigt z. B. Fig. 1 die Konstruktion Fig. 1. der Schnittgeraden s der beiden Ebenen A und B (Spuren1 ai, as und bi, ba). Der Schnittpunkt Si der ersten Spuren wird durch Rückwärtsverlängerung letzterer erhalten,er würde somit im II. Quadranten liegen. Die erste Projektion S21 des zweiten Spurenschnittpunktes und die zweite Projektion 1 Über die Bedeutung dieser Bezeichnung sieh meine Maturitätsaufgaben aus der darstellenden Geometrie nebst vollständigen Lösungen! I. Teil, 2 40 K. Verlag Deuticke, Wien. St1' des ersten Spurenschnittpunktes Sr müssen natürlich auf der x-Achse liegen. Man beachte ferner, daß man nur Punkte miteinander verbinden kann, die in einer der beiden Projektionsebenen liegen, also nur Punkte, die entweder alle in der ersten oder alle in der zweiten Projektionsebene liegen. Man kann also nur S2 mit Si" verbinden, denn beide Punkte liegen in der zweiten Pr. Eb., und Si mit S2', weil beide Punkte in der ersten Pr. Eb. sind. Weil Si nicht sichtbar ist, so kann die Schnittgerade s nur so weit sichtbar sein, so weit sie im I. Quadranten liegt. Die Konstruktion in Fig. 2 wird jetzt verständlich sein. Hier liegen in j Fig. 2. der Projektionszeichnung beide Spuren jeder Ebene in einer Geraden, mithin fallen in der Zeichnung (aber nicht im Raume!) beide Spurenschnittpunkte Si und Sa zusammen, die Schnittgerade s bildet also mit beiden Pr. Eb. Winkel von 45° und liegt in einer zur x-Achse senkrechten Ebene. Besonders wichtig ist der Abschnitt über die Darstellung von Figuren in Ebenen und die damit verbundenen Drehungen und Beziehungen. Schill. Chemie. In den folgenden Abschnitten studiere man besonders gründlich den Teil über die Jonenlehre. Erst durch die Jonentheorie wird das Wesen vieler chemischer Prozesse verständlich. Es ist nun an der Zeit, fleißig zu wiederholen. Zu diesem Zwecke legen wir uns ein Repetitorium an. Ich empfehle als eines der besten Behelfe Breitensteins Repetitorium Nr. 7, I. Anorganische Chemie, 2 4 M, Verlag Ambr. Barth, Leipzig. Hier streiche man das, was über den Rahmen des Rippel hinausgeht und ergänze das Fehlende durch Schlagworte am Rande od. auf eingelegten Blättern. Dieses Repetitorium wird zur Wiederholung vor der Prüfung sehr gute Dienste leisten. Schill. H«a»»,eber und »ettmheottlletet «chrlftleUer: Hubutf $. MW CQ 0> T3 v< <ü E x) < 13 tu 2. o> £ e