ISTUD. KNJIŽNICA V MARIBORU I JUCfi2è/ 2L, XXXVI. Iahrssbsricht öor k. k. Staatsrealschule IN = Alarburg. = X(1860 als unfclbft. Unterrealschule errichtet, 1870 zur Vberrealschule X/ erweitert.) /X Oeröffenllichl vom Direktor am Schlüsse des Schuljahres 1905H906. Verlag -er f. f. Staatsrealschule. — Druck von £. Hralif in Marburg. "x—.............................. ' Abhandlungen in den Jahresberichten. I. 1871. Die neueren chemische» Theorie». Do» A, F. Rsibenschuh. II. 1872. 1. Köllig 5amo. Do» Fr. Fasching. 2. Über de» Anteil der Wurzel» bei der «Ernährung der Pflanzen Do» 21. F. Reihenschuh. III. 1873. Über die Beziehungen der Rlerowingischen Könige zu de» Kaiser» von Konstantinopel. Do» «Eh. Isorat. IVT. 1874. 1. Josef Eßl f. Do» Dr. A. F. Reibenschuh. 2. Untersuchungen über Kongruenzen des 1. und 2. Grades mit mehreren Unbekannte». Don Dr. Gaston Ritter von Britto. V. 1875. 1. Über die Anwendung der Algebra auf Geometrie. Do» Jos. Ionasch. 2. Über kombinierte Transformation in der Zentralprojektion. Do» Gustav Knobloch. VI. 1870. Über Transformation in der schiefen Projektion. Do» Gust. Knobloch. VII. 1877. Über Beziehungen des Galvanismus zur theoretischen Chemie. Do» Robert Spillcr. VIII. 1878. Eine grammatikalische Untersuchung über : Quatre H vres dos Rois, par le Roux. Don Dr. Karl Merwart, IX. 1879. 1. Die Lage des Schwerpunktes bei Naumgebilden, die aus zwei Teilen von verschiedener Dichte zusammengesetzt find. Don Dr. Gasto» Kitter von Britto. 2. Über die Stellung und Behandlung der darstellenden Geometrie an der Realschule. Don Josef Ionasch. X. 1880. Beaumarchais ,«sigaro. Eine kultur- und literarhistorische Skizze. (Erste Isalfte.) Do» August Nömeüek. XI. 1881. Beaumarchais-Figaro, Eine kultur- und literarhistorische Skizze. (Zweite Isalfte.) Don 2lugust Nòmeòek. XII. 1882. Das Kloster St. Paul im Lavanttals in den Jahren 1091—1159. Don Karl Neubauer. XIII. 1883. Die nachweisbaren Besitzungen des Klosters St. Paul in Kärnten und Steiermark in den Jahren 1091 —1299. Don Karl Neubauer. XIV. 1884. 1. Über Transformation, in der orthogonalen Axonometrie. Don Gustav Knobloch. 2. Beitrag zur Kenntnis der Marburger Brunnenwasser. Don 21. Spider. XV. 1885. Transformation in der kotierten Projektionsmethode. Don Gust. Knobloch. XVI. 1880. 1. Über die Charaktere im Bruce des altschottischen Dichters John Barbour. Ein literarhistorischer Dersuch von Dr. Julius Baudisch. 2. Die Zahl „Neun." Eine kulturhistor. Skizze. Don 2lnton Nagele. XVII. 1887. Zahlensymbolik. Eine kulturhistorische Skizze. Do» Anton Nagele. XVIII. 1888. Nochmals die Reiserechnungen wolfgers v. Ellenbrechtskirchen. (Zugleich ein Beitrag zur waltherfrage.) Do» Anton Nagele. XIX. 1889. 1. Beitrag zur Kenntnis der Rkarburger Brunnenwässer. Don 21. Spi Iler. 2. Der Traum in der epischen Dichtung. Don 2lnton Nagele. XXXVI. Jahresbericht der k. k. Staatsrealschule in = Marburg. = (1850 als uuselbst. Unterrealschule errichtet, 1870 zur Mberrealschule erweitert.) Dcvöffentlicht vom Direktor am Schlüsse des Schuljahres 1905/11906. Verlag der k. f. Staatsrealschule. — Druck von £. Kralif in Marburg. Inhalt. Aufsatz. Line Mittelmeerreise. Von Adam Schuh.................... Schulnactzrichtc.il. I. Der Lehrkörper.................................................................................86 II. Lehrplan......................................................................................88 III. 1606/1906 vorgeschrieben gewesene Lehrbücher..................................................89 IV. Deutsche Aufsätze in der V., VI. und VII. Klaffe, vortragsübnngen..............................91 V. Freigegenstände................................................................................92 VI. Schiilernachweise..............................................................................99 VII. Ramensverzeichnis aller im Schuljahre 1905/1906 anfgenoinnienen Schüler.................96 Vlil. A. Aufnahmsgebühren. Aufwand für die Lehrerbibliothek und Lehrmittel. B. Beiträge für die Schülerbibliothek. — (I. Unterftützungswefen......................................98 IX. Vermehrung der Bibliothek und der Lehrinittelsammlungen. Art ihrer Vermehrung . , 101 X. Maturitätsprüfung.............................................................................111 XI. Zur Iahresgefchichte der Anstalt..............................................................114 XII. Linige wichtige Erlässe des k. k. steierm. Landesschulrates..................................115 XIII. Zum Religionsunterricht. Religiöse Übungen..................................................116 XIV. Förderung der körperlichen Ausbildung der Schüler. Gesundheitspflege...........................117 Kundmachungen für das nächste Schuljahr 1906/1907. XV. Verzeichnis der Lehrbücher und Lehrbehelfe für das Schuljahr 1906/1907 120 XVI. Aufnahme der Schüler. Beginn des Schuljahres..........................................125 u Eine Alittelmeerreise. Don Ndanr Sdstil?. Erster Teil. 21iit einem Titel- und 60 Textbildern, 2 Karten und einem profil. fi^ns SG ffl I •1 * -X > •'«, t V) DE8IT"r»Bf,C (Cunis: porte de France. 0 v. Greenwich AViad ) TRizcrta on VRasAcMar) Ka DjebelBabor X 2000 m PuVIVI VM Djurd j ur Constent UUa xKbe Hamrnsm^5^ 1 Bini Hanaur >W schana SouK/uir ; -golfv-Hammarnet "V-UTt) (luniele Mansura -3u-Arc>id Sdi.Tinsilt AinBeTda Sch.MzoUri X Katrovan * «Batna DjLtTugiurti, °Timg Lambeae •/.Tj.CheUa 2530 jebtlAurès F Golf v. Gabe (KI. Syrte) Sch.Achichma Touuourt Wa°rgial(OuargU) 161 wx nesien jenen und Wargla -Tac atu a Profilli nie : /Aaßstab 1: 3,500.000. (imm auf der Karte ■S.shm in der Natur) nt ys Kilometer E o -4-4- I <1 g Tacatua a. d. Küste g Zw. Gap de Fer u. Bone Kamm des Teilatlas. 1400 m - Hammam Meskntlne (Bahnlinie) am ob. Seybouse. ca 600 m DJ. Fortas Im Kl. Atlas. 1476 m - - Hochplateau der Schotts (ca 800 —1000 m) + DJ. Ohella 2328 m (DJ. Aurès) Südfuß des Sah. Atlas, ca. 150 m } Schott Boutn Melhrii— 30 m JO o A. 17. August. 6'00 v. Ankunft in Syrakus. Abfahrt Mitternacht. 18. Angnst. 6'00 v. Ankunft in Latama. vormittags Besuch der Altertümer zu Fuß. 12'00 Gabelfrühstück in der Stadt. 4 00 R. Mit Tram nach Mgnina, dem Meere entlang. 6'30 A. Rückkehr an Bord. 19. August. 8 -30 v. Abfahrt nach Nicolosi. 10-45 v. Ankunft in Nicolosi; zu Fuß ans die Monti Rossi (Ätna) ; Gabelfrühstück. 5--30 N. Rückkehr nach Latania. 20. August, vormittags in Latania; Mittagessen: potei Lentral. 2'00 N. Abfahrt der schönen Küste entlang bis Riposto. Oder nach Wahl: 8--30 v. Abfahrt von der Station Circumetnea. 12-00 Ankunft in Randazzo; Mittagessen. 2'30 R. Abfahrt; 5 30 Ankunft in Giarre. 6 -30 21. Linsteigen an Bord in Riposto. 21. August. 6'00 v. Ankunft in Taormina. Abfahrt 2'00 27. 5'00 27. Ankunft in Messina. 22. August. 5'30 v. Ankunft auf Stromboli; Abfahrt 6'00 21. 23. August. 8'M D. pacftum. Nachmittags Ankunft in Amalfi. 24. August. 5'30 V. nach Cafteüamare. von da teils zu Fuß, teils zu Mage» nach pompeji (<2utf. 4 km). Daselbst von 8 00 ssts n-00 v. 25. August. Capri. 20., 27. und 28. August. Für Neapel und Vesuv (Nom). 29. August. 5 30 v. Abfahrt von Neapel nach pozzuoli, an 7'00. 9 00 v. nach Ischia. Daselbst Seebad. Mittagessen. Abfahrt 7 tx>. 30. August. 9'00 v. Ankunft in Civita vecchia. Mittags Abfahrt. 34. August. O'OO v. Ankunft in Genua. Magenfahrt nach Campo-Santo, Circou-valazione und den großen panoramastraße». 10'30 v. Mittagessen im Hotel. 12'00 Abfahrt nach Mailand. Ankunft 4'00 N. • Abfahrt 9 00 1. September. Frühstück in Zürich. Ankunft in Stuttgart ca. 1-00 M Das ursprüngliche Programm umfaßte 33 Kalendertage. Der Umstand, daß die italienischen Hafengebühren für einen Monat gültig angesetzt werden und wir bei der Ankunft am 1. September einen neuen Monat anschneiden würden, nötigt uns, schon am 31. August statt am 1. September nach Genua zurückzukehren. Die Besichtigung von Genua ist statt an den Anfang jetzt auf den Schluß verlegt worden. 5. Sonderfahrten?) ii) C h i f f a = 5 ch huch t. von Algier aus kann am Morgen des 5. August die Affenschlucht (CHiffa) besucht werden. Abfahrt von Algier ti'60 V. Ankunft in Blida 8'20 v.; Mickfahrt von Blida 1202 N. Ankunft in Algier 1-43 N., oder besser Blida ab 5'30 N., Algier an 7'0!» N. Fahrgeld ca. 0 Fr. Meldung unterwegs. I)) M ü stento» r. Für eine kleinere Gesellschaft soll von Algier aus eine Separattour in das Innere Afrikas unter Millers persönlicher Leitung zur Ausführung kommen. Abfahrt von Algier 5. August 0'25 v. Abend in Konstantine. Moütag,' 7.' August! ! ^»stautine, Biskra und die wüste. Dienstag, 8. August. Batna, Lambese und Timgad. Mittwoch, 9. August, von Batna nach Tunis. Donnerstag, 10. August. Tunis. Freitag, 11. August. Karthago usw. Dieser Ausflug ist wegen feiner Strapazen (lange Cifenlmhnfahrten und Hitze):|) nur für gesunde und kräftige Naturen berechnet und erfordert einen Erlraatif-ivand von 100 Mark, vorausgesetzt, daß auf den Bahnen die erhofften Ermäßigungen gewährt werde», c) Atnabesteigung (3300 m). In drei Gruppen. I. Gruppe. 19. August. O'OO v. Ankunft in Catania. 7'00 V. Abfahrt mit Mage» nach Nicolosi. 9 30 v. Ankunft; Dejeuner. 11-00 V. Abgang zum Ätna mit Neitlieren. 2*00 N. Casa del Bosco (1438 m) an. 3 00 N. Casa Cantoniera (1871 m), zu Fuß bis Casa Inglese. 7'00 N. Ankunft in Casa Inglese; Diner ; Übernachten. ■J) Diese hat der Berichterstatter alle mitgemacht bis auf die Chiffa-Schlucht. ') Mir waren sowohl in der IVüfte wie auch in Rom vom Gliirk begünstigt und fanden in Biskra eine noch erträgliche, in Rom aber eine für diese Zeit angenehme Temperatur: auch haben wir in Rom — dank der vorzüglichen Führung in zwei Tagen wohl soviel oder noch mehr gesehen als manche Reisenden in zwei lvochen. 20. August. 3 00 v. Kaffee ; Abgang zum Gipfel des Ätna 1 */4 Stunde». 4-30 v. Ankunft. 6-00 v. Rückkehr. 12-00 Ankunft in Nicolosi; Dejeuner. 1-30 N. Abfahrt. 3-00 N. Ankunft in Catania. Der Aufstieg der II. und III. Gruppe erfolgt in ähnlicher Meise i» ensprechenden Intervallen. d) Für die Vesuvbesteigung mittels elektrischer und Drahtseilbahn sind 10 Mark extra zu bezahlen (Fahrgeld mit Führer sonst 23 Lire), c) Romfahrt. Der Besuch von Rom ist nicht ins Programm ausgenommen, weil die Jahreszeit ungünstig und die Zeit kurz ist. (5. 5, Note 3.) Für diejenigen, welche trotzdem Nom besuchen wollen, kann dies auf folgende Meise ermöglicht werden: 27. August. 2-57 N. Abfahrt von Neapel. 8-14 N. Ankunft in Nom. 28. und 29. August. Aufenthalt i» Nom. 30. August. 5-30 v. Abfahrt von Nom. 8-10 v. Ankunft in Civita-Vecchia. Die Extrakosten für diese Sondertour, Eisenbahnfahrt i» II. Klasse, dreimaliges Übernachten, Droschkenfahrten, Trinkgelder usw. belaufen sich auf 37 Mark. 4. Pie Rosten der Reise. Es werden drei Klassen unterschieden, doch ist die Verpflegung für alle drei Klassen dieselbe, und es besteht ein Unterschied nur für die Eisenbahnfahrt (zwei Klassen) und für die Schiffsplätze (drei Klaffen), was die Verpflegung anlangt, so wird das Möglichste geschehen, um gute und reiche Mahlzeiten zu biete». Mein ist stets mit eingeschloffe». Die Koste» bestehen: a) aus einer Anzahlung von I. Kl. 40 M., II. Kl. 35 M., III. Kl. 30 M., durch welche die Meldung erst gültig wird. b) den Reisekosten für das allgemeine Programm in I. KI. 020 M., i» II. Kl. 520 M., in III. KI. 340 217." l)aftuitg. Die hohe Schiffskaution, welche bereits hinterlegt ist, erfordert, das; auch die Teilnehmer sich binden müssen und nicht ohneweiters zurücktreten können. Die Haftung der Teilnehmer, auch der Zurücktretenden, beträgt bis 19. Juli zehn Prozent, vom 20. Juli an 20 Prozent der allgemeinen 22eisekosten (ohne Anzahlung, Kabinenzuschlag und Sonderfahrten). Zurücktretenden werden die Reisekosten nach Vollendung der 27eise ungeschmälert zurückerstattet, soweit nicht der Fall der Haftpflicht eintritt. Eine Nachforderung ist ausgeschlossen. Im Falle einer Quarantäne hätte jeder Teilnehmer für die ihn treffenden Kosten aufznkommen. 5. Pie Rechte der Teilnehmer. Die Teilnehmer haben anzusprechen und erhalten: 1. Freie Fahrt von Stuttgart bis Stuttgart per Eisenbahn, Schiff, Droschken-fahrten, Ans- und Einschiffung, freie Beförderung des Gepäcks von der Bahn zum Schiff und umgekehrt während der ganzen 27cise, ferner freie Lisenbahnfahrt von Philippeville nach Constantine und zurück, von Tunis nach Karthago, von Salerno nach pesto ». a. 2. Verpflegung für die ganze Zeit von der Abfahrt von Stuttgart bis zur Heimkehr, für alle Klaffen gleich ; dieselbe besteht auf dem Schiff in Frühstück, 0-00 bis 8-00 v. : Kaffee oder Tee mit Milch, Butter und Brot. Mittagessen, 10-30; Suppe, drei Gänge, Käse, Dessert, '/., Liter Mein. Nachmittags 2-30; Kaffee mit Milch. Abendessen, 5-30; wie mittags. 3. Den Klaffen entsprechenden Schiffsschlafraum mit vollständigem Bett. 4. Den Reiseführer mit Karten und planen, Teilnehmerverzeichnis, Fahrordnung, Ausweiskarte, Erkennungszeichen n. a. 5. Die Teilnehmer sind frei von Trinkgeldern, Gebühren der Führer, Eintrittsgelder», soweit dieselben programmäßig sind und die Gesamtheit betreffen. (i. Freie ärztliche Behandlung und pflege im Fall einer Erkrankung, soweit sie die Reise mitmachen können. Bei ernstlicher Erkrankung wird tunlichst Fürsorge getroffen, doch müssen die Auslagen in diesem Fall nachher ersetzt werden. 7. Nach der Heimkehr ei» reich illustriertes Gedenkbuch, welches die Reisc-beschreibung mit 200 bis 300 Illustrationen in Autotypie nach den Aufnahmen der Teilnehmer enthält. Voraussetzung ist, daß die Zahl der Teilnehmer eine genügende ist; anderenfalls mußte dieses Gedenkbuch in Wegfall kommen.4) 8. Es steht ihnen eine Sammlung von großen Photographie» und projektionsbildern für Vorträge im kommenden Winter zu Gebote. 0. Dagegen wird kein Ersatz gegeben für Nichtbenühung von einzelnen Mahlzeiten, Fahrten und anderen Berechtigungen. 10. Für photographische Aufnahmen steht die Dunkelkammer1) und das nötige Material, ausschließlich der platten und Films, zur Verfügung. Bedingung ist, daß die Teilnehmer, welche hievon Gebrauch machen, die sich eignenden Aufnahmen bezw. Abzüge unentgeltlich zur Verfügung stellen. 6. Erläuterungen. Zur persönlichen Einführung mögen folgende Angaben dienen: Der Herausgeber der ältesten Weltkarten und der pentingeriche» Tafel, Konrad Miller, in den Kreisen der Archäologen und der Naturforscher nicht unbekannt, darf es wohl wage», sich den Kollegen im Lehrfach wie den Gebildeten aller Stände als Führer anzu-bieteu in das Gebiet des klassischen Altertums, wie in das Eldorado des Naturforschers. Als Lehrer der Naturgeschichte am Realgymnasium in Stuttgart hat er in 24 Jahren mehr als 4000 Schüler auf Exkursionen geführt und dadurch in Leitung von Reise» reiche Erfahrung gesammelt. Miller legte bei seine» genannten Organisationen allen wert darauf, daß die ganze Reise soweit als möglich organisiert und der Teilnehmer jeder Art von Ausbeutung überhoben sei. Deshalb wurde die Verpflegung unterwegs bei langen Liseu-bahnfahrten, die post (Briefe, Freimarke», Ansichtskarten) und der Geldwechsel in die Organisation aufgenommen. Ferner wurde die ganze Gesellschaft in größere und kleinere Gruppe» gegliedert und dadurch ermöglicht, daß bei der Ankunft auf den Bahnhöfen die einzelnen Gruppen alsbald ihre (Quartiere bezw. Droschken aufsuchen konnten und nicht stundenlange warten mußten. was professor Lorenz in Neapel anbelangt, so ist derselbe, ein geborner württemberger, seit mehr als 30 Jahren in Neapel ansäßig und als Lehrer der deutschen Sprache an Gymnasien und als Examinator an der Universität tätig. Stets hat er sich gerne der Führung seiner deutschen Landsleute angenommen. warum wurde der heiße Monat August gewählt? Diese Frage wird von vielen aufgeworfen werde». Es wird nicht genügen, wenn wir sagen, daß es für die meisten Interessenten die günstigste Zeit ist (Ferien, Urlaub ». s. w.). wir können vielmehr aus wiederholter eigener Erfahrung wie nach den Wahrnehmungen anderer versichern, daß eine Mittelmeerfahrt », dieser Zeit wegen der immer bewegten Luft durchaus nicht lästig ist, auch wenn das Thermometer auf 23 bis 24 Grad 11 steigt. Das Meer wirkt stets mäßigend und ausgleichrnd. Die Hitze braucht man also nicht zu fürchte». ") Andererseits bietet aber diese Jahreszeit außerordentliche Vorteile, welche 0 Vas Zustandekommen des Gedenkbnches, welches zu IVeihnachten st)Oij erschien, wurde durch ein Abonnement gesichert. S) Doch war dieselbe unbrauchbar, da infolge der großen tiitzc in der Nähe des Maschinen» raumes die platten und Films abschmolzen. “) Rur wenn das Schiff ruhig in einem Hafen lag, war es manchmal in den Kabinen unausstehlich. bestehe« in der ständig guten Witterung, dem Mangel an Stürme« und der wenig bewegten Sec. Diese Vorzüge bietet kein anderer Monat mit solcher Sicherheit, und es ist deshalb in dieser Zeit die Seekrankheit?) auch am wenigsten zu fürchten. Für alle, die an katarrhalischer Veranlagung an den Kehlkopf- und Atmungsorganen leiden, kann es kein vorzüglicheres Heilmittel geben, als das fortdauernde Einatmen der salzgeschwängerten Luft. Line Erkältung ist während dieser Jahreszeit bei Nacht sowie bei Tage nahezu ausgeschlossen. Baedeker rühmt vom Klima Siziliens, daß der Unterschied zwischen Sommer- und winterwärme geringer ist, als im übrige» Italien, daß es z. 23, im Hochsommer in Palermo weniger heiß ist, als in Mailand und Florenz. Mancher dürfte vieleicht an dem Keifen in großer Gesellschaft Anstoß nehmen. Aber mit Unrecht, denn die gebotenen Vorteile sind so groß, daß sie die etwaigen Unannehmlichkeiten weit überwiegen. Die Zahl belästigt keineswegs; auf dein Schiff ist Raum im Überfluß, um einander auszuweichen; auf dem Lande teilt man sich stets in Gruppen. Die Vorzüge dieses Reifens lernt man täglich mehr schätzen, am besten dann, wenn man einmal auf ein paar Tage sich von der Gesellschaft trennt und allein reist. Dann erst erfährt man, wie angenehm es ist, gerade in diesen Ländern, die wir berühren, nicht mit Wirten, Kellnern, Kutschern, Lisenbahnpersonal feilschen und sich mit ihnen herumstreiten zu müsse»,8) sondern sich ganz ungestört den Eindrücken einer paradiesischen Natur und einer edlen Kunst hingeben zu können, wie angenehm ist es ferner, überall alle Türen offen zu finden und unter freundlicher und liebenswürdiger Führung und Begleitung seine Gänge zu machen. (S. Note 8.) * In Anbetracht der ziemlich reichen einschlägigen Literatur sowie der Fülle des Gesehenen — ein Blick aus den Neiseplan belehrt darüber — kann es sich hier nicht um eine nach Breite und Tiefe erschöpfende Darstellung handeln, sondern nur um die Wiedergabe der wichtigsten Wahrnehmungen und Haupteindrücke. In der etwas allzu hastigen Eile, mit welcher in so kurzer Zeit ein so reichhaltiges Programm durchgeführt werden mußte, jagte fast ein Bild das andere, und dadurch, wie auch unter der immerhin großen Hitze und häufigen körperliche» Abspannung litt die geistige Frische und Aufnahmefähigkeit. So ging man denn wohl an manchem vor über, was eine eingehende oder eingehendere Betrachtung und die vollste geistige Spannkraft erheischt hätte, so konnte man erst nach der Keife an ein wirkliches Ordnen der empfangenen Eindrücke und verarbeiten des Gebotene» schreiten, wobei dann die mitgebrachten Ansichtskarten und gekauften oder selbst gemachten Lichtbildanf-nahme» eine willkommene Gedächtnishilfe abgaben. — Ebenso würde z. 23. im Februar eine solche Reise einen ungleich höhere» Genuß gewähren, aber auch, da in das Frühjahr für jene Länder die Hochsaison fällt, bedeutendere Kosten und für eine so große Gesellschaft »och manche andere Schwierigkeit mit sich bringen. — Gleichwohl wird diese Keife zu den schönsten, lehrreichsten und nachhaltigste» Erinnerungen jedes Teilnehmers gehören; sie wirkte orientierend und anregend: verschiedene Punkte, von denen man nach flüchtigem Besuch nur allzuschwer Abschied »ahm, werden für so manchen die Veranlassung und das Ziel für eine neue Tour »ach dem Süden geben. Dem geistigen Auge öffnete sich ein Gebiet, welches zu historisch archäologischen, naturwissenschaftlichen und Kunststudien geradezu herausforderte. ’) Sic trat nur zweimal in größerem Umfang auf; während der Überfahrt von den Balearen nach Afrika, da wir in der Nacht einen kleinen Sturm hatten, und auf der Rückfahrt von Ischia über Livita-Vecchia nach Genna, da die See vielleicht infolge der Sonnenfinsternis, wie behauptet wurde, stark bewegt war: also zu Beginn und am Ende der Reise. *) In dieser Hinsicht sind wir der Direktion zu besonderem Dank verpflichtet, welche uns tatsächlich in den meisten Fällen der bekannten Unannehmlichkeiten enthob; bezüglich der Führung vgl. auch 2lnm. 5, 5. 5- ZÌI it der größeren Zi ei se hat der Berichterstatter eine kleinere in Süddeutsch-land verbunden, welche aber wenigstens diesmal Platzmangels halber nicht gestreift werden kann. Für die gütige Überlassung der Llichüs, welche für das Gedenkbuch hergestellt wurden, bin ich der verehrlichen Jos. Köscl'schen Buchhandlung in Kempten und ZNünchen sowie auch Zserrn Prof. Dr. ZTiiller zu großem Dank verpflichtet, .freilich bieten Bilder nur einen sehr unvollkommenen Behelf, um die Wirklichkeit der Vorstellung nahe zu bringen; dennoch sagen sie oft viel mehr als Worte. Besser geht es schon mit Projektionsbilder», wie ich solche bei einigen Borträgen vorgeführt habe; die Farbenpracht des Südens — auch der wüste — muß man aber gesehen haben, um die richtige Vorstellung davon zu behalten. Der Berichterstatter hat für das Gedenkbuch einen Zinssatz geschrieben: „Würdigung der Deutschen Zliittelmeerreise", welcher die Bedeutung derselben vom Standpunkt des Geographen und noch mehr des Historikers etwas näher beleuchtet; zur Einführung mögen diese Betrachtungen hier der eigentlichen Ziehe-beschreibung vorausgeschickt werden. * * * Würdigung der Deutschen Mittelmeerreise. Sowie man aus dem Erze erst nach Entfernung der »eidigen, der verhüllenden Schlacken das reine, das edle, kostbare Zlietall gewinnt, so bleiben von einer schönen Zieise nach Vollendung derselben die köstlichen Erinnerungen, die gesammelten Eindrücke als dauernder Gewinn. Die Reise an sich ist in vielen Fällen wahrlich nichts Zlnderes als die Reinigung des Edelmetallcs von den Schlacken; und je kostbarer die gewonnene Beute ist, um so achtloser wirft man die Schlacken zur Seite, je schöner die auf der Zieise berührten Punkte waren, um so leichter vergißt man nachher in der glücklichen Erinnerung das bei jeder Reise unvermeidliche, unangenehme Beiwerk. Zllit glänzenden Zlugen betrachtet man dann den wertvollen Schatz! So reihen sich nun auch bei uns, de» Teilnehmern der deutschen Zliittelmeerreise, Glied an Glied die wundersamen Erinnerungen, die mächtigen Eindrücke — in schier ungeheurer Fülle. Sobald Schreiber dieser Zeilen auch nur die erste Kunde von Plan und Ziel der Zliittelmeerreise erhalten hatte, stand es bei ihm fest, diese Fahrt, wenn irgend möglich, mitzumache»; es stiegen nur hie und da beim Studium der allgemeinen Zieiseordnnng Zweifel in ihm auf, ob es denn auch bei der verfügbaren Zeit und de» ansgesotzten Zliittel» wirklich möglich sein werde, all das versprochene zu halten. Nun, nach vollendeter Reise, kann man ruhig sagen, es wurde, was die Reiseziele und die Sehenswürdigkeiten betrifft, in den meisten Fällen noch mehr gehalten und geboten als versprochen war; jetzt greift man ins volle und schwelgt voll stiller Wonne und tiefer Genugtuung in den Erinnerungen. Im „lfaller Tagblatt" schreibt „Ein glücklich — und voll tiefen Glücksgefühls — Zurückgekehrter", ein liebwerter Freund, den ich eben bei dieser Zieise kennen lernte und mit dem ich manche glückliche und weihevolle Stunde verbrachte: „So erhielt unsere Zieise großenteils den Charakter einer Wallfahrt zu de» einstmaligen Kultur-Schauplätzen und Brennpunkten des klassischen Zlltertums und gestaltete sich stillschweigend zu einer Huldigung an den hier immer noch waltenden Schönheitsgeist." Diese Zvorte bezeichnen einen großen Teil des Inhaltes unserer Zieise; und es drängt mich, noch einige Gedanken und Betrachtungen über die Bedeutung derselben anzufügen. Es hieße Eulen nach Zlthen tragen, wollte man hier von den landschaftlichen Zieizen der von uns berührten Punkte sprechen; einige derselben, wie die Ziiviera, Palermo mit Rionreale, Taormina, Zlmalfi mit Umgebung, Capri, Neapel sind so weltbekannt und berühmt, daß es in Anbetracht der reichen und bequemen Verkehrsmittel unserer Zeit für den halbwegs bemittelten Gebildeten schon bald zum guten Ton gehört, solche Orte einmal bereist zu haben. Auch der rein wissenschaftliche Standpunkt (5. 23. geologische oder überhaupt naturwissenschaftliche Studien, obzwar auch dazu freilich zeitlich meist sehr beschränkte Gelegenheit geboten war und wohl auch genommen wurde; der Archäologie stand ein weites Feld offen) soll hier außer acht gelassen werden, denn unser Unternehmen war keine Gelehrten- und Forschungsreise. Aber von all dem Schönen, das bei dieser so selten wiederkehrende» Gelegenheit zu sehen war — denn wo und wann stünden dein einzelnen Reisenden ein großes Schiff so ganz und gar zur Verfügung; wo und wann fände der Einzelne so unschätzbar vorteilhafte Dienste, wie ipir sie manchmal leider nur zu sehr als selbstverständlich Hinnahmen (5. 23. die Erfahrungen und Sprachkeuntnisse des l)emt prof. Lorenz, die Führung in Rom u. a.) —, von allen Reizen und Sehenswürdigkeiten also, welche da vor allem das Herz des Geographen entzückten, seien nur drei hervorgehobe»: die Fahrt in das algerische Atlasgebiet, nach Constantine und — für einen Teil der Reisenden — bis an den Mästen sa um, dann die gar oft sich bietenden, hochinteressanten, gewaltigen Gegensätze in Natur und Kultur, bei Land und Leuten, und endlich die reichliche, aber doch reizvollst abwechselnde Gelegenheit zu eingehender Beobachtung des v u l k a » i s m 11 s. So konnten wir also die dem Atlasgebiet eigenartige Scheidung in drei Zonen, in das von der Küste allmählich ansteigende, überaus fruchtbare Tell, das mittlere Hochland der Schotts (Salzseen) und Halfagrassteppen, endlich das Oasenland am Südabhang des Atlas und am Müstenrand einmal an Ort und Stelle studieren und die oft großartige, in mancher Hinsicht an den Alpencharakter erinnernde Gebirgslandschaft mit ihren Wäldern von Korkeichen und Zedern bewundern. Unser verehrter Direktor, Herr professor Dr. Miller, hob in einer Ansprache in Constantine mit Recht hervor, wie man während der Fahrt (von Algier her) Gelegenheit hatte, sich mit staunenden Blicken von der Fruchtbarkeit des Landes zu überzeugen, und wie man es daher begreiflich finden könne, daß so viele Völker, vor allem auch die Römer, ihre Hand »ach diesem Lande, dein alten Numidien, ausstreckten. — Und in alter Zeit war die Ergiebigkeit des Bodens gewiß noch viel bedeutender, „zum Beispiel schlug die Weizenproduktion zur Zeit der Römerherrschaft die sizilische ans dem Felde und konkurrierte mit der ägyptischen."*) Welch gewaltiger Gegensatz aber offenbarte sich dann in kurzer Zeit in der steinigen, starren, wasser- und vegetationslosen Gebirgs-ivelt am Rande der Wüste! Und dann plötzlich wieder — der Zug braust bei El-Kantara durch einen imposanten Engpaß — die erste grüne Oase mit ihrem palme», wald inmitten der gelbrotbraunen Stein- und Sandwüste! viele ähnliche und wieder andere hochanziehende Kontraste fallen uns auf, je weiter wir die Reise fortsetzen. Hier, — in den afrikanischen Städten Algier und Tunis, — finden wir ganz europäisches Leben und Treiben, moderne Kultur, in nicht geringem Grade auch in ihrer Entartung; auf den einsameren Hochflächen beobachten wir die seit Menschengedenken nomadisierenden Stämme der Berber-Kabylen, und dort in den Oasen betrachten wir neben vornehm ausgestatteten Hotels die ärmlichen, höhlenartigen Wohnstätten, das elende Leben und Dasein arabischer Stämme und Negervölker. Noch klingt Dir die eintönige Weise des arabischen Bänkelsängers in den Ohren und — wie lange dauert» — schon wirst Du umschmeichelt von de» süßen, lieblichen Tönen italienischen Gesanges, — sei es auch nur das „Santa Lucia" des italienischen Bänkelsängers. Mächtiger noch wirken die Wärme- und vegetationsunterschiede vom subtropischen Fuße bis zu den eisigkalten Höhen des Ätna, der da ganz an den bekannten pico de Teyde der Insel Tenerifa erinnert. Eben bewundertest Du, behaglich im wagen sitzend, die üppige Agrumen-Vegetation von Catania bis Nicolosi und suchtest Dich nur vor der glühenden Sonne zu schützen, dann aber gewahrtest Du den Wechsel des pflanzen- ') 3- 3>mg in Helmolts Weltgeschichte, 4. 23b, 5. 3fi). kleides im Waldgürtel, schon beginnt Dich leise zu frösteln, und bald verschwindet in der Regione deserta fast jeder Pflanzenwuchs, bald suchst Du das wärmste von den mitgenommenen Kleidungsstücken für die in der Kälte wie auch durch den langen, ungewohnte» Kitt erstarrten Glieder, Du befindest Dich in Hochalpennatur! Hinsichtlich der vulkanische» Erscheinungen bewundern wir beim Ätna mehr die Ergebnisse der eruptiven Tätigkeit, seinen großartigen Aufbau — die Monti Rossi, welche sich immerhin 257 Meter über Nicolosi erheben, erscheinen von Taormina aus gesehen wie kleine Buckeln an dein gewaltigen Abhang des Vulkanriesen — sowie die ungeheuren Aschen- und Lavafelder, welche bis ins Meer hineinreichen (die schönen Lavaklippen bei Ognina) und einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen; dagegen bietet der Stromboli alle 20 Minuten einen gewaltigen Ausbruch, dessen Donner und glühenden Auswurf man in nächster, fast gefährlicher Nähe hören und sehen konnte, und bei Nacht das imposanteste Naturfeuerwerk mit den gabelförmig sich teilenden Glutstreifen der Lavaströme, — und der Vesuv bietet dank der Lookschen Bahn auch den bequemere» Neisenden die schönste Gelegenheit, alle vulkanischen Erscheinungen in wiederholender oder ergänzender weise ebenfalls ans nächster Nähe zu studieren, während das zerstörte Pompeji — ganz abgesehen von seiner kulturhistorischen Bedeutung — in eindringlichster weise die Folgen, die Verheerungen eines vulkanischen Ausbruches uns vor Augen stellte. 3n anderer sinnreicher weise belehre» uns über den Unterschied dieser drei tätigen Vulkane folgende Verse im Fremdenbuch des Ätna-Dbservatoriums. Der musikalische Dichter läßt die drei Berge im Thor austreten: Coro dei volcani : In der Übersetzung etwa: Stromboli : Jo giovane volcano Ich junger Vulkan Canto da soprano. Singe Sopran. Vesuvio : Jo canto ognor' I »uner im Thor Con voce di tenor. Sing ich Tenor. Etna : Jo dei volcani son’ Ich stelle im Ton J! bombardon. Das Bombardon. Die von rrns bereisten Nandländer des Mittelmeeres überhaupt, und die meisten der besuchten Punkte im besonderen rufen uns aber wichtige rmd wichtigste Ereignisse der Weltgeschichte ins Gedächtnis, drängen förmlich zu einer geschichtlichen Betrachtung, durch die allein wir zu einer vollen Würdigung unserer Reise gelangen können. Der IV. Band der von H. F. Helmolt herausgegebenen Weltgeschichte, in welcher bekanntlich im Geiste der Schule Ratzels zum erstenmal und, wie wohl in weiten und maßgebenden Kreisen zugegeben wird, in glücklicher weise die Behandlung und Gruppierung der Geschichte nach ethno-geographischen Gesichtspunkten mit voller Betonung der geschichtlichen Bedeutung der völkertrennenden und völkerverbindenden (Ozeane versucht wird, behandelt „die Randländer des Mittelmeeres." Der einleitende Teil (von Eduard Grafen wilczek, überarbeitet von F. Helmolt), welcher de» „inneren geschichtlichen Zusammenhang der Mittelmeervölker" klarlegt, und welchen jeder von uns mit doppeltem Genuß lesen wird, ist so recht geeignet zu einer geschichtlichen Würdigung unserer Reise, weshalb wir denselben für unsere weitere Betrachtung zur Grundlage nehmen wolle». „Die weltgeschichtliche Bedeutung des Mittelmeeres beruht in erster Linie auf seiner geographischen Lage." Das Meer bewirkt die scharfe Trennung der auf verhältnismäßig engem Raum znsammentreffenden Landmassen der „Alten Welt" in drei verschiedene Erdteile, der trennende Wasserspiegel erhebt gleichsam diese drei Teile zu selbständigen Kontinenten, verleiht einem jeden derselben seine Eigenart. Andererseits aber wirkt das Meer „einigend und ausgleichend." Sprechen wir doch in der Geographie geradezu von einem „Mittelmeerklima", wie es „für die Daseins-bedingunge» des Menschen sonst kaum noch an einer anderen Stelle der Erdoberfläche vorkommt." Auch an der jetzt unwirtlichen Syrtenküste — die Fruchtbarkeit des westlicher gelegenen Teilgebietes wurde schon berührt — war im Altertum eine blühende griechische Kolonie (Kyrene), und Syrien war die Heimat der wohlhabenden phöntfer. Ls bildet also andererseits das Mittelmeerbecken eine geographische nnd — vermöge seiner günstigen Lebensbedingungen — auch eine geschichtliche Einheit und wurde schon in frühester Zeit 511 einem Brennpunkt der Geschichte. Indogermanen vorwiegend in Europa, Semiten hauptsächlich in Asien und Berber in Afrika bildeten seit Menschengedenken die Küstenbevölkernng. Da wir nur das westliche Becken bereiste», die geschichtliche Aufhellung im Zusammenhang mit der Knltnrentwicklnng und der Völkerströmung aber hauptsächlich in der Richtung von Ästen nach Mesten erfolgte, so kamen wir mit jenen Ländern und Völkern, deren Geschichte sich am weitesten in das graue Altertum zurückverfolgen läßt, also Ägypten, Syrien und seinen Völkern, Kleinasien und selbst Griechenland, in keine oder doch nur in mittelbare Berührung. Die indogermanischen Stämme, wie Etrusker und pelasger (wohl ein Gesamtname für die später sich trennenden Italiker und Hellenen) lernen wir überhaupt nicht in ihrem Urzustände, sondern schon als seßhafte Acker baner in der Geschichte keimen. „Am längsten bleibt die westliche Küste des Mittelmeeres in Dunkel gehüllt." Die ersten sicheren geschichtlichen Nachrichten künden von den Kolonien der phöniker: um 1100 v. Chr. erfolgte die Gründung von Gades (Cadiz an der Südwestküste von Spanien), und um dieselbe Zeit entstand Mita, nördlich von Karthago an der Mündung der Medjerda, an deren Ufer wir, von der Müste kommend, ungefähr von Suk-Ahras (Geburtsstadt des HI. Augustinus) bis gegen Tunis, also fast vom Ursprung bis zur Mündung (231 Kilometer Bahnstrecke l) hinabfuhren ; in die Zeit um 814 v. Chr. dürften die Anfänge von Karthago falle» (Sage von der lyrischen Königstochter Dido). Dann folgte im VIII. und VII. vorchristl. Jahrhundert die griechische Kolonisation, deren Spure» und Überreste wir in besonders reichlichem Maße kennen lernten. „Mährend die phöniker von der Straße von Kofsyra (pantellaria in der Meerenge zwischen dem afrikanische» Kap Bon und Sizilien) ans ihre Seeherrschaft befestigten" — Malta, in dem man die homerische Insel Ägygia (Nymphe Kalypso) vermutet, und wo sich auch noch Spuren der tnykonischen Kultur finden, wurde eine bedeutende phönikische Kolonie —, „vollzog sich die Festsetzung der Griechen seit dem ViII. Jahrhundert v. Chr. auf dem Meg durch die Enge von Zankle oder Messina."*) In Sizilien**) saßen von den einheimischen Stämmen die Elymer, deren Herkunft nicht sicher festzustellen ist, in Setzest a und Eryx (bei Trapani, heute Monte S. Giuliano, wo wir zweimal vorbeifuhren) ; die Hauptmasse der nichtgriechischen Bevölkerung bestand ans italischen Stämme», den Sikanern im Mesten und den Sikeliern im Ästen. Die phöniker, welche die Spitzen Siziliens sowie die umliegenden Insel» besetzt hatten, zogen sich nach der Ankunft der Grieche» an andere (Urte, zum Beispiel auch nach paitorinus (palerm0) zurück. Die älteste griechische Kolonie war Naxos, gleich südlich von Taormina (T a arcui e » i n 111, das erst viel später, 396 v. Chr., nach der Zerstörung von Naxos von den Überresten der dortigen sizilischen Bevölkerung besiedelt wurde), heute Kap Schiso, angeblich 735 von den Chalkidier» gegründet; von hier ans wurde auch Kat aita (Catania) angelegt. Ebenso fällt in diese Zeit die Gründung von Syrakus durch die Korinther, von Megara Hyblaia (nördlich von Syrakus) durch die Ulegarer (Megara auf der korinth. Landenge gegenüber der Insel Salamis), von Gela (an der Südküste von Sizilien) durch die Bewohner von Rhodos. Ein Jahrhundert später erst entstand Selinunt als Tochterstadt von Megara Hyblaia, Akragas (Agri-gent, Gir gen li) als Tochterstadt von Gela, vielleicht noch vor der Ansiedlnng in Sizilien ließen sich die Griechen, wie bereits erwähnt, auf dem Mege durch die Straße von Messina in Unteritalien nieder. Die Chalkidier von der Insel Euböa gründeten Kynte (Cumae westlich von Neapel in der Nähe von pczzncli), wohl die älteste Kolonie der Griechen und von größter Bedeutung für die Entwicklung von Handel und Kultur in Italien. Ihre pflanzstädte waren Neapel, Zankle, die „Sichel" *) 3- 3mni in Helmolts Äeltgesch., ch Bd. S. 520. **) Das folgende z. C. nach H. Swoboda, Griechische Geschichte in der Sammlung Göschen, 5. 24-26. (von der Form des Hafens, de» wir ja kennen, so genannt)^ das spätere AI es sa na (Messina) und Rhegion (Reggio), ein Name, der auf den „Durchriß", des Landes zwischen Kalabrien und Sizilien durch die Fluten des Meeres anspielt. Endlich gründeten Achäer Kroton und Sybaris, die Sybariten aber um 600 paestum (posei-donia gleich Neptunstadt, Neptuntempel !). Diese von den Griechen besetzten Gebiete bezeichnete man dann auch als Großhellas. „Rasch anwachsende Bevölkerung drängt zur Auswanderung, politische Unzufriedenheit strebt nach auswärts, Kraftüberschuß sucht neue Unternehmungen. Religiöse Andacht aber weiht die neuen Niederlassungen; und ehe menschliche Wohnungen in der neuen, nach den Himmelsrichtungen orientierten, nach obrigkeitlichem plan auzule g c n d en Stadt an fernem Strand erstehe n, wird der Apollo-Altar von fromme» Händen aufgerichtet. So bleibe» die Griechen der fernste» pflanzstädte an den russischen Steppenflüssen und in den afrikanischen Küsteu-landschaften, auf lavabedecktem Ätnaabhang und auf dem fruchtbaren Boden Süd-fraukreichs Glieder eines Volkes, das dieselben Götter ehrt, dieselbe Sprache spricht, dieselben Dichter preist ... So bildet sich das Bedürfnis, alle Volksgenossen mit einem Namen zu bezeichnen . . . Und wie einst das Ägäische Meer wird nun durch die Arbeit dieser tatenfrohen Zeit das Mittelländische Meer fast zu einem griechischen Binnenmeer."*) Durch die zahlreichen Berührungsflächen der drei Hanptstämme des Mittelmeer-beckens, der Indogermanen, Semiten und Berber beginnt schon damals eine Angleichung dieser Völkergruppen, eine Herausgestaltung zu einer Mittelländischen Nasse; dieselbe „nimmt in der Kulturgeschichte der Menschheit einen hervorragenden und für die Gesamtentwicklung entscheidenden platz ein. Dies ist eine Folge der Beeinflußung durch das Mittelmeer . . . Das Meer erleichtert den Verkehr und reizt dazu an . . ., und je näher sich die Küsten gegenüberliegen, desto mehr wird die verbindende Wasserfläche das hinüber und Herüber des Wünschens, Wollens, versnchens und Erreiche»; in natürlicher Folge befördern. Das Meer erweitert den Blick des Menschen, indem es ihn an ungemeffene Fernen gewöhnt; dem Blicke folgt der Gedanke, dem Gedanken die Phantasie, der Phantasie das Begehren und dem Begehren die Tat . . . Die Küstenvölker fühlen sich fast ohne Ausnahme . . . durch den unbegrenzten Horizont, de» ihnen das Meer eröffnet, zu lebhafter Wißbegier angeregt." 3» der völkerbewegnng zeigt sich, wie bereits einmal angedsntet wurde, ein unaufhaltsames Fluten von Ost nach West, selten und kürzer nur eine rückläufige Richtung (von west nach Ost). Die aus dem inneren Asien kommenden Völker teilten sich am Mittelmeer in eine nördliche indogermanische und eine südliche semitische Strömung, während auf der Meeresfläche selbst, besonders auf den küstenfernen Inseln, die Nationen sich mischten. (Malta!) An viele» Orten gewähren besonders die Ausgrabungen einen deutlichen Einblick in die Aufeinanderfolge der Wanderungen, deren Spuren oft wie in geologischen Schichten ab- und übereinander gelagert sind. Solche Erscheinungen sahen wir, wenn auch dieselben großenteils für eine spätere Zeit gelten, in Karthago und auf dem Forum in Rom. während die Westarier seit langer Zeit schon im Besitze der Nordküsten des Mittelmeeres sind, beginnt allmählich auch das Vordringen der Ostarier: 525 verlieren die Ägypter ihre Selbständigkeit an die perser. Nach und nach umklammert die große indogermanische Völkerfamilie auch die Ost- und Südküste des Mittelmeeres. Das nach Westen verdrängte semitische Wesen entfaltet nun seine höchste Macht in Karthago, welches bald seine Hände auch nach Sizilien, Sardinien, Korsika ansstreckt und so in den Interessenkreis des ebenfalls gewaltig sich entfaltenden Römerreiches hinübergreift. Ls mußte zu einem Zusammenstoß zwischen Arier- und Semitent»,n kommen, zu einem entscheidenden Ringen zwischen abendländischer und orientalischer Kultur, welch letztere schon lange von den Grieche» bekämpft wurde. So hatten sich die Verhältnisse gestaltet bis zu dem folgenschweren Eingreifen der Römer in die Geschicke der Mittelmeerbewohner. *) R. ». Scala in Helmolts lveltgesch., ch Bd. 5. 268, 26Y. Die von Asien her gegen Westen gerichtete Völkerbewegung hatte ihr Ziel und Lude immer am Mittelmeer gefunden. Denn einerseits hinderte der Atlantische Ozean weiteres Vordringen, andererseits aber luden die gastlichen Küsten von selbst ein, hier eine Ruhestätte, eine neue Heimat zu suchen und zu behaupten. „Der Entschluß hiezu wird erleichtert durch den lachenden blauen Himincl, der sich über dem Mittelmeerbecken wölbt, durch das angenehme Klima, durch die natürliche pracht der meerumsäumte» Landschaft, ihre üppige Pflanzendecke, ihr reiches Tierlebe», ihr müheloses Gewähren jeder Daseinsbedingung." Das Mittelmeer wurde also — nicht bloß für die bisher besprochene, sondern auch für die spätere Zeit — „zum großen, allgemeinen Wellenbrecher der Völkerbewegung der Alten Welt, zu einem Sammelbecken von ungeheurer Fassungsfähigkeit, worin ein großer Teil der Völker dieser Alten Welt zusammenströmt, um in ihm die Unruhe zu verlieren und unter dem Einfluß inniger Berührung erstaunlich rasch wechselnde Umwandlungen durchzumachen. Es ist auffallend, welch gewaltigen Schritt nach vorwärts auf der Bahn der Kulturentwicklung beinahe jedes Volk in dem Augenblick tut, wo es an der Küste des Mittelmeeres heimisch wird." Für diese letzte Behauptung bietet ein treffliches Beispiel die plastische Kunst der Griechen. Man vergleiche die noch in den rohesten Anfänge» steckende plastik der M e t o p e n von S e I um » t (z. B. Herakles und die Kerkopen, perseus und Medusa, die wir im Museum von Palermo sahen) aus dem 7. (oder Anfang des 6.) Jahrhunderts mit der vollendeten Herrlichkeit der Parthenonskulpturen eines pheidias, des größten Bildhauers aller Zeiten. Letztere entstanden in der Mitte des 5. Jahrhunderts, so das also 11/2 Jahrhunderte genügten, um diese Kunst zur höchsten Vollendung zu bringen. Diese von der Eigenart des Mittelmeeres beeinflußte Kulturentwicklnng ist ein typisches Kennzeichen der „Mittelländischen Rasse" — im universalhistorischen Sinne. Und gerade die fortwährende Reibung und Umgestaltung begünstigte bei den Mittelmeer-völkern — im Gegensatz zu den orientalischen — die Befähigung zur Fortbildung und damit die Entstehung und freilich nur langsame Heranreifung noch anderer Früchte der kulturellen Entivicklung: Rationalgefühl und Vaterlandsliebe, Rechtsgefühl und politischen Freiheitsdrang, die Grundlagen der Humanität. wir haben, zu den politischen Ereignissen zurückkehrend, bereits die allgemeinen Ursachen des welthistorischen Kampfes zwischen Rom und Karthago, der pnnischeu Kriege, kennen gelernt. Die unmittelbare Veranlassung dazu bot das Bestreben beider Teile, in den Besitz der Insel Sizilien zu gelangen. Die tage derselben gerade in der Mitte zwischen dem östlichen und westlichen Meerbecke», zwischen der Südspitze Italiens und der Nordspitze Afrikas erklärt es, daß um und auf Sizilien immer und immer wieder der Kampf der Völker sich erneuerte, ein ewiger Krieg, ein beständiger Wechsel der Herrschaft bis auf die neueste Zeit, Umstände, welche für das von der Natur sonst so reich bedachte Land und dessen Bewohner, wie man ja noch heutige» Tages auf Schritt und Tritt sehen kann, die schwerste Schädigung mit sich bringen mußten. Schon die sizilischcn Griechen führten mit den Karthagern um den Besitz der Insel einen langen Krieg, in welchem aber schon im Jahre 480 die letzteren von dem Syraknsaner-Tyrannen Gelon bei Himera (an der Nordküste östlich von Palermo; es ist dieser Mrt so ziemlich der einzige wichtigere punkt auf Sizilien, den wir nicht besucht haben), gänzlich besiegt wurden. Auch der Streit der beiden griechischen Hauptmächte im Mutterlands, Athens und Spartas im psloponnesischen Kriege (431 bis 404) drehte sich zum Teil um den Besitz Siziliens. Die Athener, welche ihre im Osten begründete Seeherrschaft gerne auch über das westliche Mittelmeer ausgedehnt hätten, belagerten Syrakus, wurden aber mit Hilfe der Spartaner 413 besiegt, ihre Feldherren hingerichtet, ihre Mannschaft in die Latomie», die uns wohlbekannten Steinbrüche, geworfen, wo sie größtenteils zugrunde gingen. Die Furcht vor den Karthagern verhalf in Syrakus einem Emporkömmling, dem tapferen Dionysios (der !.. 406—367), zur Herrschaft. Dieser mächtige und einflußreiche Tyrann lebte aber in beständiger Furcht vor Nachstellungen, vor welchen er sich durch verschiedene Mittel zu schützen gesucht haben soll (das „Ohr des Dionysios" in den Latomie»). Für die Erweiterung und Verschönerung der Stadt bat er sehr viel getan. — 3» der Folgezeit versuchten die Karthager immer aufs neue, Sizilien zu erobern; nicht Syrakus und die Griechen, wohl aber die Römer konnten den Entscheidungskampf mit dem afrikanischen seetüchtigen und reichen Gegner austragen. Die panischen Kriege (insgesamt von 264 bis 146 v. Chr.) wurden auf mehreren Schauplätzen geführt, von welche» wir hauptsächlich zwei keimen gelernt haben. Der eine ist Sizilien und die angrenzende» Meeresteile und Inseln, wo sich vorwiegend die Ereignisse des ersten Krieges (264—241) abspielten. Messina war der Ausgangspunkt des gewaltigen Ringens. Die Maniertiner, kampanische Söldner, beunruhigten von ihrer Burg (in Messina) aus durch Seeraub ganz Sizilien, von den Syrakusanern hart bedrängt, rief ein Teil der Söldner die Römer zu Hilfe. Zwar gelang den Karthagern die Vermittlung zwischen Syrakus und den Maniertinern sowie die Besetzung der Burg; als aber die Römer in kühnem Entschluß von Rhegium aus die Karthager aus Messina verdrängten, war der Kriegsfall zwischen Rom und Karthago gegeben. Die villa Rocca Guelfonia — auch mit Überresten einer Normannenburg — ist allem Anschein nach die Stelle, wo einst die Mamertinerburg stand; diese Villa ist doppelt interessant, nämlich auch wegen der großartigen Aussicht auf Messina mit dem sichelförmigen Hafen, auf die Meerenge, das gegenüberliegende Kalabrien (mit Reggio) sowie den herrlichen Gebirgskranz im westlichen Hintergrund, beider wurde dieser Punkt von nur recht wenigen Reiseteilnehmern besucht, trotzdem am späten Nachmittag, wo die Aussicht gerade am schönsten ist, die beste Gelegenheit Zu einem Besuche geboten war! Die Berge Heirkte, der Monte pellegrino bei Palermo, und Eryx, der Monte S. Giuliano bei Trapani, den wir zweimal passierten, waren Hauptstützpnnkte der kriegerischen Unternehmungen des Hannlkar Barkas, des Vaters Hannibals, und bei den Aegadischen 3»sel», westlich der Küste zwischen Trapani und Riarsala, siegten die Römer unter C. Lutatius Catalus entscheidend über die Karthager, — das Ende des ersten panischen Krieges. Sizilien wurde die erste römische Provinz. — Der zweite Schauplatz ist die Nordspitze Afrikas mit Karthago, wo zweimal die Entscheidung zugunsten der Römer fiel; dies war im zweiten Kriege 202 bei Zaina (von Karthago landeinwärts südwestlich, doch läßt sich der Ort nicht ganz genau bestimmen) der Sieg des älteren Scipio über Hannibal, und im dritten, letzten Kriege 146 die Eroberung und vollständige Zerstörung Karthagos durch de» jüngeren Scipio. Der Platz, wo Karthago stand, wurde von den Römer» verflucht, über die Stätte der Pflug geführt; und wenn auch zur Zeit des Kaisers Augustus (30 vor bis 14 ». Chr.) die Stadt teilweise wiederhergestellt und von Geiserich 439 ». Chr. Zum Hauptsitz der Vandalenherrschaft erkoren wurde, so glaubt mau doch, wenn man von der jetzigen Station Carthage über die kahle, öde Anhöhe zum Burghügel (mit der herrlichen Kathedrale: wieder ein eigentümlich wirkender Gegensatz!) emporblickt, daß der römische Fluch bis auf den heutigen Tag nachgewirkt hat; denn im Jahre 047 verfiel die Stadt abermaliger Zerstörung durch die Araber, und was damals »ach übrig blieb, schleppten die Italiener und Araber später als Baumaterial für Kirche» und Moscheen weg, wie man ja auch das Kolosseum in Nom teilweise abtrug, "'» das wertvolle Material zur Erbauung neuer Paläste zu verwenden. „Der Trümmerhaufe des karthagischen Reiches bildet die erste Stufe für die Weltmacht der Römer, des Volks, iu dem der „Mittelländische Geist" am klarsten i» die Erscheinung tritt." Es kann hier nicht auf die Gründe eingegangen werden, welche die Entstehung der römischen Weltherrschaft erklären, — nur daran sei erinnert, daß bei den Römern bis zur Zeit der punischen Kriege der Staatsgedanke alle Schichte» der Bevölkerung durchdrungen hatte und der oberste Grundsatz aller Politik war. J,, Karthago dagegen herrschte eine echt orientalische Oligarchie, eifersüchtig auf ihre Macht, mißtrauisch gegen alle, namentlich aber gegen siegreiche Feldherren, und nicht gewillt, in entscheidenden Momenten de» letzten Einsatz zu wagen. So hatte man Hannibal in kritischer Zeit im Stiche gelassen, so hatte man es vorgezogen, lieber mit Gold die Bundesgenossenschaft der Numidier zu erkaufen als durch einen herzhaft gewagten Krieg zu versuchen, diese stets gefährlichen Nachbarn unschädlich zu machen. Dies alles sollte sich bitter räche». Dagegen verkörperte der römische Senat, — wenigstens bis zur Zeit der Kriege mit Karthago, — den Staat im besten Sinne des Wortes; und so fest batte sich in Hont der Staatsgedanke eingewurzelt, daß er dem Reiche auch über spätere schwere Krisen hinweghalf. So trat zum Beispiel schon int Iugurthinischen Kriege, der für uns wegen der Stadt Cirta (Constantine) ein besonderes Interesse hat, eine sehr bedenkliche innere Fäulnis des römischen Staats-wescns zutage: es währte für eine Kriegsmacht, wie sie die Römer besaßen, sehr lange, bis es gelang, den Jugurtha, einen echten verschlagenen und grausamen Afrikaner, zu besiegen. Die Belagerungen und Kämpfe in diesem Kriege, deren Mittelpunkt Constantine war, hat uns Sallust in seiner Monographie beschrieben; und man versteht den Schriftsteller erst recht, wenn man einmal die ganz eigenartige tage Cirtas mit der Rumelschlncht zu sehen Gelegenheit hatte. — Seit dem Jahre 146 machten die Römer trotz innerer wirren in ihren Eroberungen rasche Fortschritte, und mit dem Jahre 30 v. Chr. schloß sich der Ring ihrer Herrschaft um sämtliche Küsten des Mittelmeeres. „Dieser Riesenrahmen wurde von einem einzigen Mittelpunkte, der Stadt Rom, aus zusammengehalten, das verwirrende Nebeneinander der verschiedenartigsten Völker von hier aus verwaltet." Aber „phönikisches und hellenisches Wesen hatte in den mannigfachen Kettenfäden des mittelländischen Völker-lebens den Einschlag gebildet und ein festes Gewebe geschaffen, aus dem die Römer ihren Herrschermantel zurechtgeschnitten haben". Und zu derselben Zeit, 30 v. Chr., erfolgte auch der Übergang von der Republik zum Prinzipat: Augustus war der erste Kaiser. „Das organisatorische Geschick der Römer hatte etwas geschaffen, dessen bewegende Fäden alle in einem Mittelpunkte zusannnenliefen. Daneben bot die Hauptstadt mit ihren Palästen, Tempeln, Theatern, Rennbahnen, Denkmälern, Bädern, mit ihren Aufzügen, Festen, Kampfspielen und tausend Zerstreuungen unendlich viel Anziehungspunkte." Deshalb gewährte es auch einen besonderen Reiz, am Schluß unserer Reise einen Blick in dieses wundersame Rom tun zu können, nachdem wir einen schönen Teil jener Länder kennen gelernt hatten, die nach und nach unter das Scepter der ewigen Stadt gekommen waren. wer je nur ein wenig sich mit der Geschichte beschäftigt hat und zum erstenmal vom Kapitol sinnend hinabblickt auf die Ruinentrümmer des römischen Forums, auf die traurigen Reste einstigen Glanzes, kann sich einer tiefen, inneren Bewegung gewiß nicht erwehren. Trotz aller profanen Umstände, denen man jetzt dort begegnen mag, umweht diesen Ort ein ehrwürdiger Zauber, dem man sich nicht entziehen kann und — will. Hier hat Klio, die Muse der Geschichte, ihren Lieblingssitz aufgeschlagen, hier leuchtete ihre Fackel am hellsten — und manchmal auch am grellsten, hier war der Angel- und Mittelpunkt alles politischen und kulturellen Geschehens und Werdens für alle Mittelmeervölker und noch weit über die Küstenländer hinaus für alle Nationen, die auch mit den Germanen in näheren Beziehungen standen und für unsere Altvordern selbst. welche weltbewegenden Ereignisse haben sich hier abgespielt oder wurden hier vorbereitet, welche gewaltigen Schicksale hier entschieden, welche Kultnrschätze hier aufgespeichert und — vernichtet! Freilich kommen wir bei solcher Betrachtung unwillkürlich über die engen Grenzen des Forums hinaus und denken dann an das ganze Rom, dessen alter Mittelpunkt aber eben das Forum war, und freilich denken wir nicht bloß an die Geschichte des Altertums, sondern auch an das Mittelalter und die Neuzeit. Rom ist der Demant im goldnen Reifen. Wie Du den Stein auch wenden »tagst, immer erstrahlt er in glühendem Glanze, — grün, blau, rot: in welchem Zeiträume man auch Roms gedenkt, ob es die Hauptstadt des Cäsarenreiches war oder der Mittelpunkt eines geistigen Reiches, der Christenheit, oder — seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts — wieder eine Pflegestätte hoher künstlerischer und wissenschaftlicher Bestrebungen, ein Hanptsitz des Humanismus und der Renaissance, die Sehnsucht, der Traum aller Künstler und aller, die zur großen Republik der Gelehrten, der Gebildeten überhaupt gehören, immer leuchtet sein Feuer hinaus in die weite Welt und entfacht zu neuem Leben und Streben: das ist die „ewige Stadt", Roma aeterna. „Innerhalb ber neuen Ordnung ber Verhältnisse, wie sie rings um das Mittel-meer durch ben Ausbau des römischen Reiches geschaffen wurde, führt die Lehre Christi eine Umwälzung im Reiche der Geister herbei, wie sie die Geschichte nur selten gesehen hat." Das schöne Ruch von Sienfiewicz: „Quo vadis“ entrollt vor unseren Augen ein lebendiges und getreues Bild des Lebens und Treibens in Rom zur Zeit Neros, des aufstrebenden Christentums und vor allem des Kampfes zwischen Heiden- und Christentum, der mit dem vollen Sieg des letzteren enden mußte, pietätvoll und mit gespannter Anteilnahme verweilten wir in den Katakomben von Rom, vorher schon in denen von Syrakus; die Kirche von 5t. peter aber, die 5t. pauls-Rasilika und zahlreiche andere glanzvolle Dome und Kathedralen in Nom und vielen anderen Städten erzählten uns von der Aussöhnung des Christentums mit dem römischen Staat, von der Erhebung der neuen Lehre zur Staatsreligion, dem Siegeszug des christlichen Glaubens durch die Welt. „Der aus israelitischer Wurzel hervorgegangene Glaube au einen Gott, die phönikische Regsamkeit im Ausgleich der materiellen Güter, der hohe Gedankenflug, der Schönheitssinn und der Forschungsdrang der Hellene», das Rechtsgefühl, der Ordnungsgeist und die Sozial-Wissenschaft der Römer und das auf allgemeiner Menschenliebe beruhende Sittengesetz des Christentums durchdringen sich innig, werden durch den leichten Seeverkehr in fortwährender Berührung und Ausgleichung erhalten und erzeugen den mittelländischen Geist, dem der Drang nach Vervollkommnung, nach wissen und Wohlergehen, nach Verbesserung und Verschönerung des Daseins auf immer breiterer gesellschaftlicher Grundlage eigentümlich ist." Bald aber burchbraufen neue Stürme die Mittelmeerläuder, die Germanen treten mit dröhnendem Schritt in die Geschichte ein : es beginnt die Völkerwanderung (im gewohnten Sinne des Wortes) und — kaum, daß diese Bewegung recht zum Stillstand gekommen ist — der erobernde Eingriff des Islam mit seiner fanatisch-orientalischen Begeisterung. Die durch den Stoß der Hunnen veranlagte Wanderung der Germanen kam erst wieder am Mittelmeer zur Ruhe; am weitesten von allen germanische» Stämmen wanderteu die Vandalen, welche über Spanien nach Afrika zogen, Karthago zur Hauptstadt ihres Reiches machten, bann sogar Sizilien, Sardinien und Korsika eroberten und jene Befürchtung zur Tat werde» ließen, welche schon Cato hinsichtlich der puuier gehegt hatte. Er brachte nämlich einst Feigen in den Senat ; als die Frische und Schönheit derselben bewundert wurde, sagte er — und gab mit diesen Worten seinem „ceterum censeo“ (er trat immer für die völlige Vernichtung Karthagos ein) den nötigen Nachdruck: „Erst vor drei Tagen sind diese Früchte in Karthago gepflückt worden; so gering ist der Raum, der uns von unseren Todfeinden trennt." Die Vandalen also kamen nach Rom und unterwarfen die Stadt einer furchtbaren Plünderung und Zerstörung im Jahre 455 („Vandalismus"). Daran denkt man auch bei den Trümmern des römischen Forums: an die Hand des waltenden, rächenden Schicksals, welches nach 600 Jahren Rom von derselben Stadt aus bestrafte, die es einst unbarmherzig zerstört hatte (146 v. Chr., 465 ». Chr.). Dem Ansturm der Germanen konnte das römische Reich nicht mehr widerstehen, es brach zusammen, und Mdoaker wurde 476 n. Chr. der erste „König der Germanen in Italien". Dieser wieder mußte dem Ostgotenkönig Theoderich weichen, der ein mächtiges Reich gründete, dessen Hauptlaub abermals Italien war. Doch kein germanisches Volk vermochte sich auf die Dauer in diesen südliche» Ländern Z» behaupten. Entweder verweichlichten die Söhne des Nordens in dem warmen Klima und in der großen Üppigkeit, so daß sie dann, ihrer alten Krafl bar, leicht von anderen Eroberer» besiegt, wohl gar vernichtet werde» konnten, oder sie verloren ihre Eigenart und gingen in einem anderen Volke auf, wie ja der Germane fremdes Mesen anzunehmen und vor demselben seine Eigenart zu verleugnen nur zu leicht geneigt ist. So wurden die Westgoten in Spanien und Frankreich, die Langobarden '» Italien ganz romauisiert, die Vandalen aber und Mstgoten von den Feldherren des oströmischen Kaisers Instinia», Belisar und Narses, besiegt und fast gänzlich vernichtet. vom rauchenden Gipfel des Vesuv konnten wir auf zwei große Gräber hinab- blicke»: auf das von Pompeji und auf die Ebene des Santo mit den dahinter im Süden wieder aufsteigenden Bergzügen, wo die (Oftgoten mit ihrem König Tejas im Jahre 552 nach heißem, ruhmvollen Heldenkampf ihr Lude fandet! Der (Ort Lettere landeinwärts von Castellamarc erinnert noch an den ZTions Lactarius, den „Milchberg" (jetzt Monte Muto), an dessen .fuß und in dessen Felsgestein die Gstgoten, eines der besten germanischen Völker, ihren Untergang fanden, (F. Dahn, „Lin Kampf um Rom".) Ebensowenig konnte sich später die Herrschaft der Normannen und Hohen-staufen in Neapel und Sizilien (Palermo, Friedrich II. 1212 bis 1250; die Königs-gröber im Dom von Palermo!) auf längere Zeit behaupten, hatte im Mittelalter die Politik der deutschen Kaiser in Italien dauernde Erfolge auszuweisen. Noch waren die Länder des Mittelmeeres von den Ereignissen und Folgeerscheinungen der germanischen Völkerwanderung nicht recht zur Ruhe gekommen, da wälzte sich schon wieder eine neue, eine förmliche Springflut von Arabien heran, — der Isla m. Der Kalif (Dinar (634 bis 644) gewann bereits die Nordküste von Afrika, unter den Ommajade» (661 bis 750) griffen die Araber auch nach Europa über, eroberten Spanien, bedrohten sogar das Frankenreich, besetzten die Balearen, Korsika, Sardinien und Sizilien und faßten auch in Italien festen Fuß. Zwar wurden sie von der europäischen Küste des Mittelmeeres später wieder verdrängt, aber in Nordafrika haben sie wohl nicht die Herrschaft, doch ihre Existenz bis zum heutigen Tag behauptet. Dem Einfluß des mittelländischen Meeres konnten sich auch die Araber, die vorher niemals an die Schiffahrt gedacht hatten, nicht entziehen: sie wurden nun Seefahrer, sie rissen bald den Welthandel an sich, auch bei ihnen entwickelte sich lebhafte Wißbegier, die Liebe zu den Wissenschaften, ja eine Zeitlang werden sie die fast alleinigen Träger der Kultur. — So hatte sich in der Völker-bewegung von der Mitte des IV. bis über das VIII. nachchristliche Jahrhundert das Mittelmeer zum zweitenmal als „der mächtige Wellenbrecher oder als der große Behälter" erwiesen, „worin das bunte Gemisch der Völker durcheinandergährt nnd sich schließlich zu vollkommenen Formen abklärt". Freilich, die herrlichen Blüten antiker Kultur wurden in diesen Stürmen vernichtet: „Tatsächlich ging fast alles in Scherbe», was die mühevolle Kulturarbeit von vielen Jahrhunderte» aufgerichtet hatte: nicht nur Handschriften und Kunstschätze, Tempel und Theater, Straßen nnd Brücken, Wasserleitungen und Handelsplätze, sondern auch Ideale, Pläne und Ausführungen, geistige Bestrebungen, mit einem Worte, der ganze Gedanken- und Gefühlskreis der antiken Welt." Und trotz alledem blieb etwas vom Geist der Antike erhalten: der mittelländische Geist. Es wurde bereits mehrmals darauf hingewiescn, wie auch barbarische Völker in verhältnismäßig kurzer Zeit mittelländischem Wesen sich anpassen und anschmiegen: aus Germanen entstanden die romanischen Nationen, die arabischen Nomaden wurden zu Kulturträgern. Besonders Frankreich war von einer gütigen Vorsehung auserwählt, von der alte» Kultur zu retten, was noch zu retten war. Schon zur Zeit Läsars wurde Gallien ein romanisches Land (um 50 v. Chr.), wohin antikes Wesen wie ein kostbares Kleinod übertragen, wie eine seltene Pflanze übersetzt wurde, bevor in Italien das vernichtende Wetter losbrach; nnd — wunderbar — von den Stürmen der Völkerwanderung blieb Gallien noch am meiste» verschont und war daher berufen, die Kultur des Altertums ins Mittelalter hinüberzuleiten. Die Westgoten ließen sich friedlich in Aquitanien (Südfrankreich) nieder, der tüchtige römische Statthalter Aütius wies in der siegreichen Schlacht bei Troyes (451) Attila mit seinen Hunnen zurück, durch de» Umstand, daß die Franken (zuerst Chlodwig 481—511) nicht das arianische, sondern gleich das katholische Christentum annahmen, blieben dem Lande die oft so hartnäckigen und bösartigen religiösen Kämpfe erspart, Karl Martell warf in der blutigen Schlacht zwischen Tour und poitiers 732 die Araber nach Spanien zurück und verlieh daher in dem Kampfe zwischen orientalischer und abendländischer Kultur — man denke an Nom und Karthago — letzterer abermals den Sieg, und da Karl der Große (768—814) sein großes Reich — man kann es auch ein Mittslmeerreich nennen — begründet hatte, war die Gefahr vorbei: Der Ableger antiker Kultur hatte — besonders in stiller Klosterzelle — bereits kräftig Wurzel geschlagen und bald überschattete er als mächtiger Baum wieder ganz Wittel europa. Karl tat noch ein übriges: er versuchte die Wiederherstellung des römischen Reiches und lies; sich zum römischen Kaiser krönen (800). Der Kaisergedanke beherrschte auch die politik der deutschen Kaiser bis auf Rudolf von Habsburg (1273—1291), obzwar diese Idee einer Universalmonarchie dem deutschen Reiche keine Vorteile brachte; die Kaiser hätten besser getan, sich auf den Ausbau der eigentliche» Grundlage ihrer wacht zu beschränken. So wie dem Vordringen der semitischen Karthager die Reaktion der indogermanische» Römer folgte, so gingen die abendländischen Völker gegenüber den Arabern (und Türken) von der Verteidigung zum Angriff über in einer Zeit, da das Völkerbild am mittelländischen Ulcere schon seine heutige Gestalt anzunehmen begann, im Zeitalter der Kreuzzüge. Die kräftigen Normannen, von Norden her zur See vordringend und bereits in der zweiten bsälfte des IX. Jahrhunderts das Mittelmeer als Seeräuber beunruhigend, fanden für ihren Tatendrang ein reiches Feld im Kampf gegen den Islam. Sie vertrieben zunächst die Araber aus Unteritalien und Sizilien und begründeten dort ihre eigene Herrschaft (um 1070); im Jahre 1096 aber begannen die Kreuzzüge und währten mit Unterbrechungen bis 1270. Sie habe», da das östliche Mittelmeerbecken nicht mehr in den Bereich unserer Betrachtung fällt, nur mehr in ihren Folgeerscheinungen, welche hauptsächlich auf kulturellem Gebiete lagen, für uns ein näheres Interesse. Line Folge der Kreuzzüge war die Gründung der Ritterorden. Amalfi und Malta bezeichnen den Ausgangs- und Lndpunkt der Johanniterritter (Hospitaliter). Reiche Handelsherren der einst bedeutenden Stadt Amalfi hatten de» Grund zu diesem (Orden schon im XI. Jahrhundert in Jerusalem gelegt, vor den Türken mußten sich die Ordensritter zuerst nach Rhodus (Rhodiser), dann »ach Malta (Malteser) znrüchziehen, welches bis zur Eroberung durch Napoleon I. in ihrem Besitze blieb. Ihre Tapferkeit feierte einen glänzenden Triumph in der heldenhaften und erfolgreichen Verteidigung der Insel gegen den Ansturm der Heere Solimaus II. im Jahre 1565 ; nach dem die Verteidigung leitenden Großmeister des Ordens £a Valette wurde die nachmalige Haupt-stadt Maltas benannt; seit 1800 ist die Insel im Besitz der Engländer. — während die Normannen im Morgenlande den Islam aufs schärfste bekämpften, erstrebten sie in Sizilien eine Verschmelzung »nt den Arabern, die dort auf einer hohen Kulturstufe standen. Dieses Ziel wurde auch teilweise erreicht; die vollständige Verwirklichung desselben scheiterte nur an dem frühen Zusannnenbrnch des Normannenreiches. Auch die nun folgenden Hohenstaufen übten gegen die Araber Duldung und Annäherung, während die Franzosen und Spanier, die dann die Herrschaft in Neapel und Sizilien gewannen, deren Austreibung und Vernichtung ins Werk setzten. — Eine weitere Folge der Kreuzzüge, welche eine dauernde politische Veränderung in den Mittelmeerländer» nicht hervorznbringen vermochte», war das Emporblühen des See-Handels im Mitte line er (Genua, Venedig, pisa ». a.), sowie eine Erweiterung des geistigen Horizontes der Abendländer. „Abendland und Morgenland hatten sich gegenseitig kennen gelernt, . . . eine gewisse gegenseitige Wertschätzung begann platz zu greifen hinsichtlich der Kraft, des Lharakters, der geistigen Befähigung und der verschiedenen Art des Gegners, aber auch hinsichtlich dessen, was man von ihm lerne», brauchen und kaufen könne. . . . Die den westlichen Mittelmeerbewohnern beinahe verloren gegangene Bekanntschaft mit dem Orient und seiner Kultur erweckte eine Menge neuer Gedanken, die befruchtend und fortschrittlich auf die staatliche, politische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Entwicklung einwirkten." während wir von den wichtigeren Kämpfen und politischen Ereignisse» i» dem von UNS bereisten Teil des Mittelmeeres eigentlich nur noch auf die Unterdrückung des algerischen piratentunts — die nordafrikanische Seeräuberei hat bis auf unsere Zeit nicht aufgehört — durch Karl V. (1535 —1541), sowie auf die Besitzergreifung von Algerien und Tunis durch Frankreich seit 1830 irnt> 1881 hinzuweisen haben, zeigt sich »ns die höchste Blüte mittelländischer Kultur in der Renaissance, dem Neuauflebe» des antiken Geistes und der zeitgemäßen Anwendung der Errungen- schäfte» desselben auf alle schönen Künste und Wissenschaften. „In dieser Strömung sollte der langsam und aus den verschiedenste» Teile» hervorgegangene, seiner selbst bewußt gewordene Geist, der die Völker des Mittelmeerbeckens beseelt, zur Einheit gelangen. In der Renaissance kommt das mittelländische Sonderwesen zu seinem reinsten Ausdruck, weil sie das materielle, sittliche und geistige Wohlsein, das Schöne und Zweckmäßige, das allgemeine und das persönliche Recht, die freie Entfaltung des einzelnen in sich begreift. Schöpfungsfreudig ist sie in dem weitern Begriffe der europäischen Kultur beinahe ohne Nest aufgegange». Daraus erklärt sich deren Überlegenheit über die übrigen Einzelknlture» und die siegreiche Ausdehnung, womit sie sich vom Mittelmeer aus in die Lerne strahlend über den Erdkreis ausgebreitet hat, womit sie sich, zeitlich und örtlich sich immer verändernd, bessernd und vertiefend, heute »och ausbreitet." * * * Da Genua der Ausgangspunkt der Meerfahrt war, wäre es für mich am einfachsten gewesen, dortselbst mich der Reisegesellschaft anzuschließen. Da ich aber meine letzten Reisevorbereitungen und Informationen in Stuttgart selbst, dem Sitze der Reiseleitung, treffen wollte und auch schon langst den Wunsch hegte, gewisse Punkte von Südwestdeutschland kennen zu lernen, so Württembergs schöne Haupt-stadt mit Kanustatt und Umgebung, das reizende Neckartal mit Heidelberg und vielleicht »och etwas mehr — Rotenburg ob der Tauber wollte ich mir diesmal bestimmt nicht entgehe» lassen — so entschloß ich mich bald für den Umweg über Stuttgart, 11111 auch nach Vollendung der Mittelmeerfahrt wieder dorthin zurückzukehrcn und die südwestdeutsche Tour, die ich im Juli begonnen, in der ersten Hälfte des September zum Abschluß zu bringen. — verlockend war aber auch die Bahnfahrt über den Hegau mit dem Hohentwiel (Scheffels Ekkehard), Schaffhausen (den Rheinfall haben wir vom Zug aus sehr gut gesehen bei der Station Neuhausen), durch die Schweiz (Axenstraße zwischen Brunnen und Llüelen am Ostufer des Vierwaldstätter Sees, Tellkapelle), die Neuß aufwärts über den St. Gotthard (mit dem 15 km langen Tunnel zwischen Göschenen und Airolo) und den Tessin abwärts nach Citino am Cago Maggiore. Die italienische Strecke über Novara, Mortara, Alessandria nach Genua passierten wir bei Nacht. Ich ward meines Entschlusses bald recht froh, denn ich verdankte ihm vor, während und nach der Südlandreise Stunden und Tage des herrlichsten Genusses, gewürzt noch durch die so rasch wechselnden Gegensätze zwischen dem Norden und Süden, Hochalpennatur und Tropenwelt, deutscher und romanischer Kultur, durch das im Geiste seltsame Ineinanderfließen und sinnende Sichverweben geschichtlicher Erinnerungen. So begann ich denn Samstag, den 22. Juli, eine achtwöchentliche Reise, während welcher ich nur selten öfter als zwei- oder höchstens dreimal an demselben Orte übernachtete. Und besonders auf dem Meere wurde die Zeit in ausgiebigster weise ausgenützt: denn während wir der Nachtruhe pflegten, brachte uns das Schiff weite Strecken vorwärts. Über Salzburg und München führte mich der eilende Zug nach Stuttgart; dort nahm ich etwas längeren Aufenthalt und durchstreifte auch die Umgebung. — Bald aber sollte sich für mich die Szenerie gründlich ändern: an die Stelle des dunkelgrünen, frischen deutschen Schwarzwaldes, der rebenumgreuzten Hauptstadt des Schwabenlandes mit seinem solid-behäbigen Bürgertum trat jetzt die Farbenpracht des Südens, die Subtropen Vegetation mit ihren palme» und mannigfachen anderen immergrünen Arten, umspült von den flutenden Wellen des Meeres, das feine Farbe und wärme von dem azurnen Fimmel erhält, dessen glutstrahlende, gleißende Sonne dem Nordländer so leicht seine elastische Frische raubt; es kamen all die abenteuerlichen, glutäugigen, dunkelfarbigen Gestalten romanisch-orientalischer Volkstypen, welche das einemal in ihrer trägen, lethargischen Ruhe, das anderemal wieder in ihrer unglaubliche» Lebhaftigkeit dem Mitteleuropäer ein gänzlich neues, ungewohntes Nild darbieten. 2. Don Stuttgart nach Genua. Die Riviera di Ponente. Ani Morgen des 1. August entführte »ns unser Sonderzug ans Stuttgart, am nächsten Tag gegen 4 Uhr früh waren wir in Genua. Diese lange Bahnfahrt') war nur durch die notwendigsten Aufenthalte unterbrochen worden: Mittagessen in Zürich, wo wir auch die württembergischen wagen mit denen der Gotthardbahn vertauschten; Abendessen in Gö scheuen, wo wir infolge Einschaltung einer etwas längeren Rast vor der langen Nachtfahrt noch schnell einen Blick in die Gebirgswelt des St. Gotthard tun konnten; endlich die Zollrevision in €iii»o, wo wir auch unsere so angenehmen, bequemen Bahnwagen verlassen und in den italienischen Zug umsteigen mußten. Gleich hier empfanden wir zum erstenmal die „Annehmlichkeiten" des Reifens in Italien, von welchen wir später noch manche probe erhalten sollten, während man sich gerade für die bevorstehende Nachtfahrt eine etwas größere Bequemlichkeit gewünscht hätte, wurden wir nun in die veralteten, engen, unzweckmäßig eingerichteten italienischen wagen hineingepfercht; da mochte nun jeder sehen, wie er zurecht komme, und um die Nachtruhe war es schlecht bestellt. Über die Zollrevision in Caino aber gibt unser Gedenkbuch folgende unterhaltende Schilderung: Auf der Grenzstation pino hatte bereits ein italienischer Zollwächter unseren Zug bestiegen, der auf der Fahrt zwischen pino und Citino den Zug abschritt. In Citino empfingen zwei übliche Zollwächter den Zug mit wachsamen Augen, spähend, daß nichts den Bahnhof verlasse, bevor es nicht die Zollrevision passiert. In langen Reihen zogen die Reisenden in den Zollraum; das Handgepäck fand Gnade vor den durchdringenden Augen der Zollbeamten bis auf einen Koffer, über dessen romantische Schicksale später mehr folgen ivird. Doch nun begann die tragische Seite der Zollvisitation. Der Gepäckwagen des Lxtrazuges wurde ausgeladen. Schwerbeladen wankten die Gepäckträger einher unter der Cast von großen Koffern und Kisten. Größer und größer wurde die Menge, welche im Zollraume aufgestapelt wurde, größer und größer die Ungeduld der Zöllner, welche glaubten, in so großen Behältern müßte doch etwas Koutrebande stecken und deshalb das Öffnen dieser Gepäckstücke forderten. Dreimal erging der Ruf an den Gepäckverwalter, die Gepäckbesitzer zusammenzurnfen behufs Untersuchung derselben, dreimal lief er mit eilendem Schritt an dem inzwischen zusammengestellten italienischen Zug entlang und rief mit laut schallender Stimme den Wunsch der Zollbeamten ans, dreimal vergeblich, denn alles war beschäftigt, sich einen möglichst bequemen platz für die Nachtfahrt zu sichern. Der Zugführer indessen drängte mit verzweifelter Miene zur Abfahrt, da die Zeit für den Aufenthalt in Citino abgelaufen war. Da endlich erschienen die Gepäckbesiher mit ihren Schlüsseln. Bald hatten sich die Zollbeamten überzeugt, daß mich in den großen Gepäckstücken nichts Zollwidriges vorhanden gewesen. Doch nun nahte der Höhepunkt der Tragik. Ls kam das Direktionsgepäck auf den Unterfuchungstisch. Mit entsetztem Blick sah man die Netze aufmarschieren, welche unser Zoologe behufs Demonstrierung der Cebewesett im Meere mitgenommen. So etwas war in Citino noch nie der Zollvisitation unterworfen worden. Dann erregte eine zugenagelte Kiste Aufmerksamkeit. Die Auskunft, daß leere l) Deren Hauptpunkte 5. 20, weshalb ich mich hier kurz fassen kann. Gläser darin seien, befriedigte nicht, man rief nach Werkzeugen zum (Öffnen derselben. Man lief, welche zu suchen, und kam mit einem riesigen Brecheisen, als gälte es ein Stadttor aus seinen Angeln zu heben, und hieb auf die Riste ein. Endlich war sie geöffnet, die leeren Gläser wunderten zu den Netzen behufs späterer Entscheidung über ihr Geschick. Der Zugführer versicherte unterdessen unter heiligen Schwüren, er könne den Zug nicht länger warten lassen, sondern er müßte abfahren. Als endlich nach längerer Zeit das ganze Direktionsgepäck untersucht war, da begann eine lange Beratung, die damit endete, daß man die besonders merkwürdigen Gepäckstücke, als da waren Fischnetze usw. zu neuerlicher Zollvisitation nach Genna schicken wolle, und stellte eine diesbezügliche Urkunde aus, vergaß aber, die Gepäckstücke genau zu bezeichnen und warf alles in bunter Reihenfolge in den Gepäckwagen, weshalb es dann in Genua neuerliche Anstände bei der Auslösung bes Gepäckes gab. Endlich atmete der Zugführer auf; mit einer dreiviertelstündigen Verspätung konnten wir abfahren. In Genua angekommen, hielt uns die Sorge um das Gepäck auch noch geraume Zeit am Bahnhof fest, dann aber eilte man mit einem nur flüchtigen Blick auf das Kolumbus-Denkmal (vor dem Bahnhof) zum nahen lìchen und auf das * h Das Schiff „Ltoile". Schiff, um sich hier für die lange Zeit der Seefahrt tunlichst einen besseren platz zu sichern als dies für die Stunden der Bahnfahrt in den unzulänglichen italienischen Magen möglich gewesen war. — Da nach Vollendung der Reise noch ein Aufenthalt in Genua vorgesehen war, konnte man sich sehr wohl damit begnügen, das bei der Ausfahrt aus dem Isafen immer großartiger sich entfaltende a mph i theatra li sche panorama der schönen Stadt mit den im Hintergrund aufsteigenden Bergeshöhen des ligurifche 11 Apennin von unserer „Ltoile" aus mit Muße zu betrachten und zu bewundern. Daß doch das Schöne so rasch dahingeht und man dem Augenblick, wie es so mancher schon gerne gewollt hätte, noch immer nicht gebieten kann: verweile doch, du bist so schön! So dachte ich, als uns das Schiff in den Vormittagsstunden des 2. August durch die sonnenbeglänzte, tiefblaue Meeresflut der weltberühmten Riviera di ponente entlang gegen Mesten dahintrug. Denn noch war man versunken in den Anblick der stolzen Hafenstadt Genua — „La Superba“ nennen sie mit Recht die Italiener, — noch betrachtete man aufmerksam bald das »och ungewohnte Bild des Hafens mit seinem Getriebe, den großen und kleinen Lahrzengen, den weit ins Meer hinausragenden Molen und Leuchttürmen, bald die Stadt selbst mit ihren aufsteigenden Terrassen, Villen und Palästen, bald den die Stadt vor dem rauhe» Nord schützenden Gebirgskranz, indem das Ange bis zu den dnnkelgrünen Berggipfeln schweifte, da folgten, als das Schiff an dem neuen Lenchtturm vorbeifuhr und de» Rurs nach Westen nahm, in reichster, schneller Abwechslung andere Bilder und Szenerie» ; und während der Geist anfangs bemüht war, all die bunten, neuen Eindrücke festzuhalten, machte sich gar bald der Widerstreit zwischen wollen und Rönnen bemerk- bar, kämpften Willensenergie und zunehmende Ermüdung einen immer ungleicheren Kampf und mußte man sich gar bald damit zufrieden gebe», eine zweckmäßige Abwechslung zwischen Erholung und bewundernder und belehrender Betrachtung der hervorragendsten Punkte eintrete» zu lasse». 2. Sdsiffsleben. So entschwand denn Genna und seine einst als villenreiche Sommerfrische von den reichen Genuesen besuchte, jetzt aber zum Fabriksort verwandelte Vorstadt 5 am pi erd a re na (S. Pier d' Arena) allmählich unseren Blicken ; da wir uns mehr und mehr vom Ufer entfernten und außerdem ein Dunstschleier die Aussicht trübte, konnten wir für einige Ieit genauere Einzelheiten des Gestades nur schwer oder gar nicht unterscheiden. In fast ununterbrochener Reihe schließt sich Ortschaft an Ortschaft, abwechselnd mit einzelnen Villen, Gartenanlagen und grünen Lanb-wäldern, zwischendurch wird auf längere oder kürzere Zeit die hart am Ufer hinziehende Bahnstrecke sichtbar, den abschließenden Hintergrund bilden als beständige Begleiter der Rüste die Bergketten des ligurischen Apennin. Savona, eine Stadt mit etwa 30000 Einw., wo Papst Pius VII. von Napole» 1. gefangen gehalten wurde, fällt uns auf, mehrere Vorsprünge der in flachem, nach Süden zu offenen Bogen verlaufenden Rüste treten heraus, insbesondere Tap di Noli, E. delle Mele und Porto Maurizio mit seine» schon im !), Jahrhundert gegen die Einfälle der Sarazenen erbauten Türmen. Halb aber wurde die Landschaft weit anziehender. Matt hatte sich nach und nach einigermaßen von der anstrengenden nächtlichen Fahrt erholt — die herrliche Meerluft trug nicht wenig dazu bei, — und mit großer Aufmerksamkeit und bewaffnetem Auge*) betrachtete» wir nun 5an Nenio, einen der meist besuchten Kurorte der Riviera, wo auch Kaiser Friedrich III., freilich vergeblich, Heilung suchte. Inzwischen kam die Mittagzeit heran und man ließ es sich das erstemal auf dein Schiff trotz der ungewohnten französischen Küche und des zu warmen Tischweines wohl schmecken; an dem wieder ausgeheiterten Mmteii Himmel erstrahlte in vollem Glanz die Sonne und beleuchtete die Uferlandschaften, denen wir uns jetzt stark genähert hatten. Die weißschimniernden Häuser und Türme der (Ortschaften im Wechsel mit dem bald dunkleren, bald helleren Grün der subtropischen Vegetation, der Zypressen, Pinien und Palmen, sowie dem ganz eigenartig gefärbten, sonnenbestrahlten Meer bot ein bezauberndes Bild der Schönheit dieses reich gesegneten Landes; dazu als Abschluß die in mannigfachen, teils sanfteren, teils kühneren Formen anfsteigenden, waldgeschmückte» oder felsigen Hügel und Berge im Norden: man kann sich nicht leicht ein Landschaftsbild von erhabenerer und zugleich lieblicherer Vollkommenheit vorstellen, wir passierte» eben jetzt auch den herrlichsten Teil der Riviera, das Gebiet von San Nemo bis Nizza. Scheffel besingt — allerdings in düsterer, todes-ahnender Stimmung — einen Punkt am Meeresstrand in der Nähe von Bordighera mit de» an der Riviera nur hier in solcher Fülle vorkommenden Dattelpalmenhainen: „Zwölf palmeti ragten am ITCeeressiratib Um eine alte Zisterne; Der wagen knarrte im Ufersand, Die Sonne versank in die Ferne. Hier umglänzt mich die alte Mat,goldene pracht, Die der Jugend Leid mir versüßte; Hier murmelt das Meer so träumerisch facht, Als ob Sorrento mich grüßte. Hier umstehn, eine altbefreundete Schar, Mein Schmerzenslager die palmeti ; 3m Fächerdach vaiifcht’s voll und klar wie tröstende Sterbepsalmen." Immer wieder bildet die Küste fast ganz regelmäßig halbkreisförmige kleine Buchten, deren man vom Tap verde (öftl. v. S. Remo) bis Antibes (w. v. Nizza) sieben unterscheiden kann, nämlich die von San Nemo, (Ospedaletti, ventimiglia, Mentoue, Monte Tarlo—Monaco, Eze—Beaulieu und Nizza. Nördlich der italienischen Grenzfestung Ventimiglia erkennt man auch deutlich vom Schiff aus den Einschnitt der Roia, welche talaufwärts zum Tol di Tenda leitet, von wo die bereits vollendete Bahn im Engtal der vermenagna sowie im Gessotal nach Tnneo an der Mündnng des Gesso in die Stura und von hier nach Turin führt. Diese Linie mit dem Tol di Tenda kann man auch am besten als Grenze zwischen dem Apennin und den Seealpen annehmen, sowie denn auch ganz nahe derselben, etwas tvesti, davon, die politische Grenze (zwischen Italien und Frankreich) verläuft. — ') währeiid der ganzen Fahrt an der Riviera sowie später bei vielen Gelegenheiten leistete mir mein gutes Triüder-Binocle (L. p. Goerz) die trefflichsten Dienste und ich habe die Vorteile dieses modernen Glases mit dem großen (Gesichtsfeld, der sechsfachen Vergrößerung und der wunderbaren plastik des gebotenen Bildes kennen gelernt. Das eigenartig liebliche Mentane, eine ernste Rivalin von 5. Remo, war der erste größere Ort der französischen Riviera, dessen Villen, Promenaden und Anlagen wir beim vorbeifahren deutlich sehen konnten; bald aber wandte sich der Blick westwärts, es erschien das Rasino (mit der Spielbank) von Monte Lar lo, ein großartiges, mit zwei hohen Türmen und einer mächtigen Kuppel geschmücktes Gebäude. Auf einem 60 Meter hohen, weit nach Osten ins Meer vorspringenden Felsen, der mit der Südküste von Monte Tarlo den schönsten natürlichen Hafen bildet, (an der inneren Westseite das Hotelviertel La Londamine; viele Hotels der Riviera sind aber im Hochsommer geschlossen) liegt Monaco mit dem großartigen Schloß des Fürsten. Nun am westende der Bucht Lze—Beaulieu an der Halbinsel St. Jean (mit einem erstklassigen Leuchtturm) vorbei — und mit bewundernden Blicken betrachten wir das in weitem, flache» Bogen sich vor uns ausbreitende Nizza (Nico). Außer de» Häuserkomplexen der Stadt fiel uns vom Meere aus auf der die Stadt beherrschende Schloßberg, die Kai-Promenaden mit zahllosen Villen und besonders die ins Meer vorspringende Ietöe-P romena de, an deren Ende das von den Fluten umspülte, in maurischem Stil erbaute prachtvolle Kasino sich erhebt. Lange noch betrachteten wir das imposante Panorama, doch allmählich 1 entzog uns das nur zu rasch dahineilende Schiff auch diesen Anblick und wir hatten mit Nizza den Höhepunkt dessen, ivas uns die Riviera a» Schönheiten mannigfachster - Art bieten konnte, überschritten. An Tannes und St. Raphaöl, dem Hafen von Frejus, bekannt aus der Geschichte Napoleons I., vorbei steuerten wir den II es d' Hyöres zu, welche eigentlich als die südlichsten Ausläufer der Alpen anzusehen sind, von diesen Inseln aber nahm unser Schiff de» Kurs nach S.-w. auf die hohe Sec hinaus; langsam brach nach des Tages Wärme eine köstlich angenehme, milde Nacht herein, in südlicher Pracht erglänzten die Sterne am Himmel, an den Küsten aber erstrahlten die Leuchtfeuer weit ins Meer hinaus als letzter Gruß vom europäischen Festland. Bald machte sich jetzt die Müdigkeit doppelt geltend. Auch ich suchte meine Kabine auf, die ich mit zwei anderen Reisegenossen teilte, fand es aber dort so warm, daß ich meine Reisedecke zusammenpackte und ans Deck in einem Liegestuhl mir eine Ruhestätte zurecht machte; hier war es angenehm kühl und ich schlief bis zum Morgen. 3. tluf de»l Balearen. Am Spätvormittag des 3. August kamen die Balearen in Sicht, von den beiden Hauptinseln dieser Gruppe, Mallorca (rund 3500 km2) und Me» or fu (760 km2) wollten wir die Hauptstadt der letzteren, Port Mahon, besuchen, während wir die sw. von den Balearen näher gegen die spanische Küste zu gelegenen 5. Monaco. Inseln der pityuseii (doch ist dieser Name in Spanien selbst nicht mehr in Gebrauch), Ibiza und Formentera, gar nicht zu Gesicht bekamen. Menorca liegt unter dem 4° ö. €. (v. Greenwich) und dem 40° n. B. ; der Rreuzungspunkt der Grade liegt im westl. Teil der Insel, pori Mahon selbst fast genau unter 4" 20' und 39° 50'. Die Stadt (etwa 20000 Einw.) ist infolge ihres sehr guten natürlichen Hafens eins wichtige spanische Seefestung und gehörte im 18. Jahrhundert de» Engländern. Obzwar diese Inseln 2) mitten im Gebiet des milden Mittel« meerklimas liegen und Mein und Südfrüchte auf denselben sehr gut gedeihe», machten doch die grauen, öden Kalk-felsen Menorcas damals im August den Eindruck, als wäre die Insel auf weite Strecken fast ganz vegetationslos; ins Innere derselben kamen wir nicht und der sehr geräumige Isafen ist von Festungswerken nmgeben, zwischen welchen nur hie und da ein villenartiges Gebäude mit Gartenanlagen (vgl. das 4. Nild) zu sehen war. Der Ort Mahon selbst liegt auf einer stattlichen Anhöhe. Don der Landungsstelle aus führt die Straße geraume Zeit hart am Ufer hin, während auf der anderen Seite ziemlich steil ansteigende Felsen die passage abschließen (vgl. 5. Mid); dann biegt der Weg in starker Steigung in die Stadt ein. Die ganze Strandzeile entlang stehen an die Felsen angebaute Häuschen; man sieht, da eigentliche Türen fehlen, — sie werden durch Vorhänge und Teppiche ersetzt (vergl. 7. Bild, das Haus kinks) — eine Art Hausflur oder Laden, von der Straße auch oft durch ei» Gatter getrennt. I» diesen schattigen Räumen haben »reift Handwerker, besonders Schuster, ihre Merkstätte aufgeschlagen; doch auch Greisler-, Schank- und Tabakbudsn gab es mehrere, welche von den Passagieren der Etoile teils aus Bedürfnis nach einer Erfrischung, 3) Ls fei erinnert an das graste lverk des Erzherzogs Ludwig Salvator von Toskana: „Die Balearen in Mort und Bild" (Leipzig; Ausgabe in 2 Bänden (8()7). 5. p. Mahon: Aufstieg zur Stadt. 4. Küste bei port Mahon. teils aus Neugierde, spanischen wein und Tabak zu kosten, förmlich gestürmt wurden; und inan sah es den Verkäufern au, wie wenig sie gewohnt waren, sich bei größerem Menschenandrang zurechtzufinden. wie ein Heuschreckenschwarm durchzogen wir, über 300 Personen, die Stadt mit ihren verhältnismäßig breiten, sauberen Straßen und de» ein- bis zweistöckigen Däusern, welche, nach südländischer Art gebaut, meist nur kleine Fenster und weiß getünchte, in der Soimc blendende Mauern aufweisen; über alle Gebäude erhebt sich die mächtige . Hauptkirche (spanische Gotik). 3» allen Schenken, jedem Kaffeehaus, in allen Gassen, in der Kirche und auf dem postainte sah man Reisende; einige Tausend Marken wurden für Ansichtskarten und Briefe aufge-triebeu. Bald liefen die Leute in Mahon ob des ungewohnten Anblickes auf de» Straßen zusammen, der Lehrer entließ feilte Schüler; und als wir zum Schiff zurückgingen, da zogen in Hellen Scharen die 3ungfrauen von Mahon, viele im Sonntagsstaat, wie man sehen konnte, mit uns. Am Strande herrschte frohes Leben. Mancher nahm noch schnell ein Seebad, ein spanischer Schiffer bot Schalen der großen Steckmuschel (Pinna nobilis ; von ihr stammt der Byssns, mit welchem sie sich am Meeresboden festhält und wovon schon im Altertum sehr haltbare Gewänder hergestellt wurden) zum Kaufe an und die Schuljugend veranstaltete unter Leitung des Lehrers uns zum Abschied ein spanisches Liederkonzert. Der Besuch der 3»sel bot auch reichlich Gelegenheit, de» Typus und Charakter der Bewohner zu studieren. Die Leute sind gutmütiger Art und wir hatten uns mit ihnen, trotzdem wir ja ihrer Sprache nicht mächtig waren,recht gut verständigt 7. Blick auf die Hauptkirche von Mahon. "»d vertragen. 3°tst sich man am Hafenplatz manches braune, doch reizende Bubengesicht, manche dunkle, feurige Mädchenaugen, anziehende, geschmeidige Gestalte». Da die meisten von uns dem süßen spanische» wein ziemlich zugesprochen hatten, herrschte die fröhlichste Stimmung, als unser Schiff die Anker lichtete und wir unter lebhaften Abschiedsgrttßen de» gastlichen Hafen verließen. 6. Schusterwerkstatt in p. Mahon. Unsere Heise war bis jetzt eitel Lust und Monne, zu irgend einer Klage wohl kaum Anlaß vorhanden. Der Schiffskost, die man ja eben erst kennen gelernt hatte, war man noch nicht überdrüssig, die Temperatur war bei Tag und Nacht überaus angenehm, die bjitze niemals lästig. Die Reisenden waren einander schon viel näher getreten und so wurde die Unterhaltung immer angeregter. Die Herrlichkeiten der Riviera, die man in sonniger Ruhe, gleichzeitig sich erholend und genießend, sozusagen über sich hatte ergehen lassen, entfachten ein wachsendes Interesse an den Objekte» unserer Reise. Der Besuch in p. Rlahon hatte die günstige Stimmung zu einem gewissen Höhepunkt emporgebracht. Ich habe aber selten ei» eindringlicheres Beispiel eines plötzlichen Stimmnngsnmschwnnges kennen gelernt als in der Nacht vom il. auf den 4. August auf unserer Ltoile. Bald verschwanden die Festungswerke von Rlahon, bald kamen überhapt die Balearen außer Sicht, wir befanden uns wieder auf hoher See und schaukelten voller Erwartung dem „schwarzen" Erdteil entgegen. Ja, wir schaukelten, oder vielmehr das Schiff und wir mit ihm. Lin scharfer Wind, der allmählich immer stärker, immer mächtiger wurde, peitschte die Fluten. Bald verstummte der fröhliche Lärm ans Deck, die meisten Reisenden zogen sich in ihre Kabinen zurück, alle aber waren bemüht, im Schlaf jenes physische Unbehagen los zu werden, welches durch das beharrliche Schwanken des Schiffes in zunehmendem Rlaße sich fühlbar machte. Dies gelang freilich nur wenige» „Seefesten", die allermeisten dagegen bekamen die Seekrankheit — die große Mehrzahl zum erstenmal — in vollem Maße zu kosten, ein Übel, bei welchem neben dein körperlichen Elend wenigstens zum erstenmal auch eine ganz ungewöhnliche seelische Depression sich einstellt. So glich denn das Schiff am Morgen des 4. August einem Lazarett. Huch ich war meinem Schicksal nicht entgangen und wünschte mir nur, die afrikanische Küste möchte noch recht lauge nicht am Horizont erscheinen, wenigstens solange nicht, bis der ärgste Schwächezustand überwunden wäre. Durch ruhige, horizontale Lage suchte ich wie viele andere das lästige Übel los zu werden; Frühstück und Mittagmahl blieben unberührt, am frühen Nachmittag kam aber schon die afrikanische Küste in Sicht. Da das Meer wieder ruhig geworden war und die heilende Kraft der warmen Sonne recht fühlbar wurde, erhoben sich die meisten von ihrem Schmerzenslager, um, wenn auch noch die Mattigkeit in allen Gliedern steckte, das jetzt immer deutlicher sich darbicteude, anziehende Bild der afrikanischen Nordküste zu studieren. 3it Afrika. 4. Algier und Umgebung. Die, wie es besonders in größerer Lnfernung vom ZÌIeere ans scheint, nicht sehr hohen Gebirgsketten, welche sich von Algeriens Nordküste ans landeinwärts erheben, gehören dem Kleinen oder Tellatlas an; bald konnte man auch die Gliederung des Gebirges sowie die demselben teils vorgelagerten, teils zwischen einzelne Bergzüge eingebetteten Ebenen (die wichtigste: Zilctidscha, südl. v. Algier) und das hügelige, bis zur flachen Küste sich hinziehende Borland (ZÌIassis oder Sahcl, schon Teilgebiet) teilweise unterscheide». Zllgier selbst liegt im westlichen Teil einer halbkreisförmigen, durch große Schönheit ausgezeichnete» Bucht und ist an der Seeseite wie auch landeinwärts stark befestigt. Überblickt man von der See aus das Gesamtbild der Stadt, so fällt uns sofort jenes eigentümliche Gepräge auf, welches die größeren nordafrikanischen Städte gemeinsam haben: ein Stadtteil mit ganz europäischem Aussehen und ein orientalisch-maurischer Teil, letzterer in Zllgier (wie auch in anderen Städten, 5. B. Tunis) von der tiefer gelegenen, modern' 9. panorama ven Algier vem Ulcere ans. europäischen Neustadt allmählich ansteigend bis zur Kasba (Burg, hier 130 m über dein ZÌIeer), mit eng aneinander gebauten fast würfelförmigen Isäusern und zwischendurch verstreuten Palästen und Ziloscheen; die Gebäude haben flache oder kuppelförmige Dächer, die im Sonnenlicht blendend weißen ZTiauent ermüden das Auge. Bon der l)öhe der Kasba, um welche sich die maurische Altstadt allmählich entwickelt hat, schweift der Blick wieder zurück zum Isafen und haftet mit Interesse an den hart am Isafen mehrere Kilometer weit sich erstreckenden, lebhaft an eine hohe und lange «Lisenbahnbrücke erinnernden Bogenreihen, welche den wahrhaft großstädtischen Boulevard de la Rvpublique tragen, gegen die Stadtseite zu abgeschlossen durch eine ZIeihe palastähnlicher Gebäude mit Arkadenlauben, die also über der ersten eine zweite lange Bogenreihe bilden und einen angenehmen, schattigen Auf-enthalt gewähren mit prachtvoller Aussicht auf den Isafen und das ZÌIeer. Deshalb gibt es hier auch zahlreiche Restaurants und Kaffeehäuser, herrscht hier ein bunt bewegtes Leben. Für die Besichtigung der Stadt und deren nächster Umgebung blieb allen jenen, welche die IBüstentour mitmachen wollten — und zu ihnen gehörte auch ich — nur der Nachmittag des 4. August übrig, da wir bereits am frühen Morgen des 5. August die Bahnfahrt in das innere Algerien antraten, während die übrige Reisegesellschaft noch bis zum Sonntag, 5. August, Mittag in Algier verweilte und dann der Küste entlang ostwärts über Philippoville, von wo ein Abstecher nach Konstantine unternommen wurde, Bona und Bizerta die Reise fortsetzte und am 9. August in Tunis ankam, wo auch wir Müstenfahrer am Abend desselben Tages wieder eintrafen. Mir mußten uns also in Algier auf einen kurze» Rundgang beschränken, die Eindrücke waren etwas flüchtig, umsomehr, da die meisten infolge der eben überstandcnen Seekrankheit noch sehr ermattet waren. Doch können wir uns damit tröste», daß ganz ähnliche Bilder, wie sie Algier bot, sich auch in Konstantine und noch mehr in Tunis wiederholten und eine gewisse Gleichartigkeit der Eindrücke in diesen Städten leicht das verschmerzen ließ, was uns etwa in Algier entging; über den typischen Gesamteindrnck sind wir ja doch vollkommen im klaren. Auf das aber, was wir in der Müste gesehen, würde gewiß jetzt keiner verzichten wollen, der an dieser hochinteressanten Fahrt teilnahm. 10. Boulevard de la Rvpiiblique. Rach der Ausbootung gingen wir an der Donane (Zollstation) vorbei, von Anfang an von zudringlichen Burschen begleitet, eine Strecke rechts am Ljafen-flZuai entlang bis zur Stiege, welche zum Boulevard hinaufführt. Nachdem wir uns daselbst eine Meile umgesehe» und besonders die herrliche Aussicht auf das Meer, gegen (Olten auf die Borstadt Mnstapha lind die weiter rückwärts aufsteigende Kette des Atlas (Kabilien mit dem Djebel Djurdjnra, 2300 m) genossen hatten, bestiege» »vir gleich die elektrische Straßenbahn und fuhren nach dem Jard in d' Essai. Der Meg führte uns an einer Kaserne und dem Militär-tazarett vorbei durch eine Bastion in die Vorstadt Mustapha infvrieur und zu unserem Ziel, »velches etwa eine Stunde von der Stadt entfernt ist; trotzdem hängt jetzt schon diese Vorstadt mit dem eigentlichen Algier zusammen, ein Zeichen der ziemlich raschen Zunahme der Bevölkerung. Zwischen Mustapha införieur und dein Zardi» d' Essai liegt noch das Lhamp de manoenvres, auf welchem »vir eine Abteilung der bekannten Lhasseurs d' Afrique in ihrer malerischen Gewandung sahen. Der Zardi»» d' Essai ist ein ehedem morastiges 51iicf Cani» in ber Nähe bes Ztleercs, welches burch Entsumpfung imb entsprechende 2lnpflanzung in einen üppigen botanischen Garten umgewanbelt würbe. Ähnlich wie bei Trefontane (Trappistenkloster in ber sübl. Umgebung Noms) würbe hier burch ben Eukalyptus-Baum bie Entsninpfung bes Bobens unb bie Befreiung ber ganzen Umgegenb von ber Gefahr bes Sumpffiebers herbeigeführt, ba bas kräftige Aroma biefes Baumes auch bie schäblichen Utiasmen vernichtet. Zum erstenmal wanbelten wir unter Palmen, bereit es hier eine große Anzahl — abwechselnd» mit Drachenbäumen — in verschiebenen Spielarten gibt, barunter prachtvolle Exemplare mit breitem Dach; auch Zwergpalmen kommen vor. Außerbein unterscheibet man eine magnolie»- (vgl. 12. Bilb), Platanen- und querbitrch ivieber eine Bambus-, eine ((. Palmen im Iaidin t»' Essai. katanien-Allee chiib fiiibet inan allenthalben eine äußerst mannigfaltige, subtropische Vegetation, neben Eukalyptus mib Araukarien auch Banane», Bataten, Tee, Kaffee u. a. m. Die Stämme ber Eukalyptus- und Drachenbaumarten erreichen vielfach einen ungeheuren Durchmesser. Auch gibt es hier eine Straußenzucht, und ein besonders schöner unb großer Strauß erregte gar sehr unser Interesse. — Im nahen Café bes platanes nahmen wir hierauf eine Erfrischung, bie wir sehr notwendig brauchten, und fuhren wieder zur Stabt zurück. Auf ber mit Platanen unb Palmen bepflanzten place bn Gouvernement stiegen wir ab. Ifier steht bas Neiterstanbbilb (vgl. 13. Bilb) bes ältesten Sohnes Conts philipp’s, des Herzogs von Orleans, der 1835 —1840 sich mich an den Kämpfen in Algerien beteiligte, wir besnchten die in der Nähe befindliche ZTlosquée de la pecherie (Li sch ermo sch ee, da sie beim Fischmarkt steht, Bild 13), an deren Eingang wir die Araber, da eben Freitag, der Sonntag der Mohammedaner, war, bei ihren rituellen Waschungen an einem Wasserbassin zu beobachten Gelegenheit hatten. Der Grundriß der Moschee zeigt die Kreuzesform, weshalb auch der christliche Erbauer derselben, ein genuesischer Sklave, den Feuertod erlitten habe, da er es wagte, die Moslemin an das ihnen verhaßte Kreuz selbst an ihrem Andachtsort zu erinnern.:i) Das Innere ist wie bei allen islamitische» Kirchen äußerst einfach und schmucklos, denn der Koran verbietet bekanntlich die bildliche Darstellung Allahs — ein wesentliches Hindernis für die Entwicklung der plastischen Kunst und der Malerei im Orient. Au der Ostseite steht die marmorne Kanzel, von welcher der Koran verlesen wird; den geringe» Schmuck, wenn man so sagen darf, bilden die Koransprüche an den wanden, die vom Deckengebälke herabhängende» Campen und die den Fußboden bedeckenden Teppiche. Äußerlich ist für den Hau das Kuppelgewölbe und das Minaret mit einem breiteren unteren und schlanken oberen Teil kennzeichnend. Non hier wandten wir uns nord- ^ Algier: place du Gouverneinent mit der Fischermoschee. wärts durch die Rue de Chartres zur place Malakoff mit der Kathedrale, einem eigenartig imposanten, orientalische und christliche Baukunst in sich vereinigenden Gotteshaus. An der Vorderseite 3) Nach Weyers „Riviera" von Dr. Gsell Fels. fi. Aufl. Leipzig ». IVicit, Bibliogr. Institut, (904. Die Ausführungen dieses trefflichen Buches wurden auch bei der weiteren Beschreibung öfter zurate gezogen. \2. Jardi» d' Essai: Magnolienallee. ragen zwei schlanke, minaretähnliche, durch Lenster mit Isufeisenbogen verzierte Türme mit je zwei Galerie» und kuppelförmigem Abschluß empor. Line hohe Freitreppe führt zum porticus, gebildet durch ebenfalls hufeisenförmige Arkaden. Das Innere mit dem reichen Schmuck zeigte uns jetzt so recht deutlich den Gegensatz zwischen dem christlichen und islamitischen Gotteshaus. An der Bibliothek, dem ehemaligen palasi des Dei ZHuftapha vorbei — wegen der vorgeschrittenen Tageszeit mußten wir Vt- Algier: Rituelle Waschungen der Moslemin. ^ ^ Besich- tigung verzichten — kamen wir in das arabische Diertel. Die engen Gassen führen in Stufen zur Höhe der Kasba empor. Zum erstenmal lernten wir orientalisches Volksleben und volkselend kennen, ein Treiben und eins Gesamtfituation, welche dem Europäer besonders im Anfang, solange er nicht daran gewöhnt ist, in kürzester Zeit überaus zuwider wird. Die öden, fensterlosen arabischen Häuser und Häuschen, eines an dem anderen, die engen, in Stufen aufwärts führenden Gassen, Gäßchen und Durchgänge mit dumpfem, süßlichen Geruch und wenig Luft und Licht, die halb vermummten, halb zerlumpten Gestalte» mit schwarzbraunem Antlitz und einem, wie mir schien, oft wiederkehrenden Gesichtsausdruck, der allein schon de» grasse» Abstand dieses volkstypns von dem Europäer bekundet, die an einer Blauer hockenden Krüppel, Blinden, Augenkranken, Aussätzigen (vgl. Bild 18, die Gruppe links vorne), welche mit unglaublicher Monotonie und Ausdauer dieselben Bittworte tausendmal klagend hervor-stoßen, die schmutzigen, schreienden, (5. Algier: Kathedrale. halbnackten Kinder, die Verkaufs- buden in den Erdgeschoßen der Häuser und die Körbe auf den Gassen mit allen möglichen und unmöglichen Artikel» und — Gerüchen, alledem sucht der Europäer ant liebsten möglichst bald den Rücken zu kehren, so eigenartig das Bild auch sein mag. — Inzwischen war bei unserem Gang durch das arabische Labyrinth die Dunkelheit hereingebrochen und mit einem Seufzer der Erleichterung entschlüpften wir ans des Raumes dunkler Enge und der bunt gedrängten RIenge, eilten zum Boulevard zurück und suchten eines der zahlreichen Restaurants auf (aut besten die Brassens Suisse), wo wir bei einem trefflichen Bier und wohlschmeckenden, nicht zu teuren Abendessen Stärkung und Erholung fanden. Was wir sonst noch an diesem Abend erlebten, davon weiß das Gedenkbuch Folgendes zu erzählen: 3» den Restaurants entwickelte sich ein eifriger Handel zwischen den Reisegenoffen und fliegenden arabischen Händlern, welche seidene Decken, Taschen- (6. Algier: 3m arabischen Viertel, tücher, Fächer, Uleffingschälchen »sw. imbottii. Zn einein viertel oder höchstens einein Drittel des geforderten Preises konnte inan nach langem Handeln die mit den Worten: „Rix daier" angepriesenen Maren erhalten. Bis z» später Stunde hallten die Restaurants wider von deutschen Reden, denn lange hielt das reichlich fließende, sehr trinkbare Bier die Rei egesellschast beisammen. Als inan endlich daran dachte, ans das Schiff znrückzukehren, ahnte niemand, daß man, »in ans sein im Hasen von Algier liegendes Schiff zu kommen, mit der Verschlagenheit von Bootssührern ans einem Volke rechnet: müsse, das keinen sehnlicheren Wunsch kenne, als seinen lieben Nächsten gründlich übervorteilen zu können. Da unser Schiff im Hasen von Algier nicht anlegen konnte, hatte nämlich die Direktion die Gesamtkosten der Lin- »nd. Ausbootung mit den arabischen Bootsleuten vereinbart, so daß .? verschleierte Frauen ans Algier, keiner der Reisegesellschaft etwas dafür entrichten sollte. Als nun aber ein guter Teil der Reisegesellschaft zwischen (0 und ss Uhr nachts an den Hafen kam, »in auf das Schiff gebracht zu werden, forderten die Bootsleute von jeder persoti eine Bezahlung von einigen Sous für die Überfahrt, weil von der Direktion für die Nachtzeit kein Übereinkommen getroffen worden fei. Die Szene, welche nun folgte, spottete jeder Beschreibung. Die Reifenden, welche schon vor dem Antritt ihrer Reife aus Büchern und von Bekannten erfahren hatten, daß im Süden ein Volk Hanse, welches die im Rorden mit Zuchthaus bedrohten Gewerbe eines Diebes oder Räubers für sehr ehrenvoll ansehe und von der Direktion in zahlreichen Ansprachen vor arabischer Verschlagenheit gewarnt worden waren, aber bis jetzt vielleicht in sträflichem Leichtsinn darüber gefächelt hatten, sahen jetzt nur zu gut ein, wie recht die mit dem Süden bekannteren IVanter gehabt. Aber voll heiliger Begeisterung für Recht und Gerechtigkeit ließen ste sich nicht verblüffen, sondern fühlten tief in der Brust den Berns, in dieser Rächt unter der ehrlosen Bootsbande eine tiefgehende reformatorifchc Tätigkeit zn entfalten. Alle schwuren bei den ewigen Sternen, welche matt und schläfrig vom grauen Firmament die nächtliche Szene betrachteten, und bei dem llionde, der feitt gelbes Licht über das dunkle Meer ausgoß, keinen Sous zn bezahlen, da, ivie Herr (Oberlehrer Ifartlieb, dessen Aufzeichnungen Uber dieses Rachtbild ittts vorliegen, schreibt, deutsche Rechtschaffenheit welscher Niederträchtigkeit keinen Vorschub leiste. In schwäbischer, bayerischer, österreichischer Mundart, in reinstem Berliner Deutsch und in bestmöglichem Französisch suchten sie den Bootsleuten begreiflich ztt machen, wie gemein ihre Handlungsweise sei. Sie hätten der Direktion versprochen, die Reisenden für eine bestimmte Stimme ohne Rücksicht auf Tages- oder Nachtzeit ein- und ansznschiffen, und jetzt wollten sie ihr lüort brechen. j8. Straßenbild aus Algier. Als aber jeglicher Appell an Ehr- und Rechtsgefühl von der schmutzigen Brust der Bootsleute abprallte, da beschloß man, auf seine Kosten, aber in anderen Booten Überznsahren. Aber ach ! Alle Zunstsgenoffen fühlten sich solidarisch und verwiesen uns mit seltener Uneigennützig* feit immer an den Sprecher der Bootsleute, welche uns nachmittags ans Land gebracht, vor dem sie großen Respekt zn haben schienen. Nun ging der alte Tanz von vorne an. Matt schimpf!e, man drohte mit den Gerichten. Und siehe da, wie gerufen nahte sich auch schon ein Polizist, welche in Algier auch manchmal sichtbar zu sein scheinen, wenn man sie braucht. Dieser horte beide streitende Teile an, suchte die Bootsleute zn ihrer Pflicht zurückzurufen und ging, als er die Nutzlosigkeit feiner Bemühungen einsah, in aller Gemütsruhe weiter. Daraufhin begannen einige von der Gesellschaft denn doch zu zweifeln, ob ihre Absicht, unter den Bootssiihrern tut Hafen von Algier zivilisierend zu wirken, von (Erfolg gekrönt werden würde, und zahlten, von Müdigkeit und Schlaf überwältigt, den von den Bootsleuten geforderten Preis und kamen glücklich auf dein Schiff an. Die Bootsleute hatten gesiegt. Diejenigen Reifenden aber, welche lieber auf dem Kai von Algier übernachten wollten als den Bootsleuten nachzttgcbcit — ob sie es getan hätten, kann man kaum behaupten — riefen, auch von ihren eigenen Brüdern verlassen, nach der Direktion, und endlich fcch inan in der Ferne professor Lorenz heraneilen, welcher mit den Bootsleuten vor der Ausschiffung verhandelt hatte. Bach langem, mit großem Geschrei gefühlte« Streite, von dem alle an dem kilometerlangen Kai süße Ruhe pflegenden algerischen Eckensteher aufgeweckt wurden, erklärten sich die Bootsleute bereit, die Reisenden ans das Schiff zu bringen, über die Berechtigung einer Bachforderung sollte der Kapitän entscheiden. Kurze Heit darauf war alles auf dem Schiffe, die Reisenden suchten ihr Nachtlager aus, der Kapitän aber entschied die Streitsache zwischen Professor Lorenz und den Bootsleuten dadurch, daß er ihren Sprecher vom Schiffe verwies. 5. von Algier nach Konstantine. Samstag, de» 5. August, traten wir die Fahrt in das innere Algerien an; mir saßen an diesem Tag von 6'25 morgens bis 8'40 (fahrplanmäßig) abends auf der Bah», durch mehrere Stunden bei einer Temperatur von um 40° G. Als mir am frühen Morgen auf Deck kamen, hatten mir noch Gelegenheit, ein russisches Kriegs-Transportschiff knapp neben uns zu sehe», welches Tags vorher in Algier eingelaufen mar. Linst ein deutsches Lloydschiff, hatten es die Russen angekauft und dem Kriegszmeck augepaßt; es mar, wie erzählt wurde, eines der wenigen Schiffe, welche in der Schlacht bei Tschemulpo (Westküste von Korea) dem verderben entgangen marcii. Aber mir hatten nicht lange Zeit, uns mit diesem Boten vom ostasiatischen Kriegsschauplätze zu beschäftigen, sondern eilten, nachdem mir noch die letzten Vorbereitungen für die Wüstentour getroffen, zum Bahnhof; den» jeder wollte sich für die lange Bahnfahrt ein möglichst gutes Plätzchen erobern. Heutigen Tages ist es nicht mehr schwer, Algerien und Tunesien zu bereisen und bis an den Rand der Wüste und selbst noch ein Stück in diese hinein zu gelangen, denn der Schienenstrang verbindet nunmehr das ganze Atlasgebiet von (Dran bis Tunis über Algier und Konstantine mit mehreren Abzweigungen an die Rord-füstc mie auch au den Rand der Wüste (siehe die beiliegende Karte von Algerien). Der wohlhabende kann sich also Ll Kantara oder Biskra fast ebenso unbedenklich als Stätte der «Erholung oder Genesung wählen mie irgend einen fashionablen europäischen Kurort und er wird hier und dort auch hinsichtlich der Unterkunft, Verpflegung und Kosten keinen wesentlichen Unterschied finden. Das Hotelwesen ist in Algerien und Tunesien fast überall nach europäischem Muster ausgebildet. — Die Bahn ist eingeleisig, die Fahrgeschwindigkeit eine mäßige, etwa 30 km in der Stunde; Durchgangswagen, wie mir sie jetzt schon allenthalben in (Europa, selbst in Italien, gewöhnt sind, gab es bei unserem Zug nicht ; von den niedrigen, wenig bequemen, mit harter Polsterung versehenen Coupes (II. Kl.) ist jedes für sich abgeschlossen mit eigener seitlicher (Eingangstür ; bei der Fahrt nach Tunis hatten mir aber moderner gebaute Wagen. Wir waren fünf Herren in einer Wagenabteilung — im ganzen beteiligten sich 50 Personen, darunter fünf Dantcu, an der Tour — und suchten es uns für die nahezu 15 ständige Fahrt so bequem als möglich einzurichten. Mit Erfrischungen, nach welchen man bei der bald eintretenden, ungemein großen Hitze ein immer steigendes verlangen trug, waren mir an diesem Tage freilich nicht hinreichend versehen. Wir hatten zwar Wein in Flaschen bei uns, doch wurde derselbe bald so warnt, daß man ihn kaum trinken konnte. Gab es an einer Station ein Büffet, so wurde dasselbe förmlich gestürmt ; besonders Limonade ging stark ab, wenn sie auch oft recht schlecht war. Auch an den Brunnen entstand manchmal ein großes Gedränge, da man sich mit dem frischen Wasser die heißen Hände und Schläfen abkühle» wollte. Doch ohne Kopfbedeckung sich der glühenden Sonne auszusetzen oder das Wasser ohne jede Beimischung zu trinken, durfte man nicht wage» und wurde auch von Professor Müller, der diese Fahrt selbst leitete, eindringlich verboten. Es war übrigens ein eigener Führer ausgenommen, der französische Elsässer Burgart aus Algier, der es wahrlich nicht an Aufmerksamkeit fehlen ließ, uns jeden längeren Aufenthalt ankündigte und, soweit er konnte, für Erfrischungen sorgte. Er hat sich ausgezeichnet bewährt und ich glaube, daß alle, die an dieser Fahrt teilgenommcn, ihm ein freundlich dankbares Andenken bewahrt haben. ZTiit Land n»d Leuten und besonders auch mit den Hotelverhältnissen wohl vertraut, der deutschen, französischen und arabischen Sprache mächtig, Tag und Nacht um das Wohl der ihm anvertranten Schar treu besorgt, wußte er sich unser aller Sympathien und vertrauen rasch zu gewinnen; er nahm erst von uns Abschied, als wir in Tunis wieder den afrikanischen Boden verließen. Die Bahn durchzieht auf eine Strecke von 50 km ostwärts (von Algier bis Mlenerville) die fruchtbare Tellebene, die Rietidja. Da wir in der Zeit der sommerlichen Dürre dieses Land besuchten, konnte» wir hier wie auch auf dem Hochland freilich wenig Mehr von der mit Recht gerühmten üppigen Vegetation sehen. Der Boden besteht hier zum großen Teil aus verwittertem vulkanischen Gestein; in reicher Abwechslung folgen Obst (Agrumen)-, Gemüse- und Weingärten, dann Miais-, Weizcn-und Tabakfelder aufeinander, dazwischen wieder kleinere Palmen- und noch mehr Olivenhaine; weitaus aber überwiegen die Weingärten; die edlen, feurigen Sorten, die hier gedeihen (z. B. Mluskat, Rosawei» ». a.), spielen auf dem europäischen Mlarkte jetzt schon eine immer wichtigere Rolle. Im Lande selbst wird wenig Wein verbraucht, da ja bei den Bekenner» des Islam — und gerade in Nordafrika gibt es sehr fanatische Sekten — der Weingenuß verpönt ist. Die Küstenebene ist südlich und westlich von Algier etwa 15 km breit, im Osten wird sie schmäler, da das Bergland immer näher an die Küste herantritt. In allmählicher Steigung gewinnt auch die Bahn, welche von Mlenerville bis palestro über 20 km nach Süden, dann »ach S.-O. zieht, die Hochebene: Bordj Bouira, wo wir um 1030 ein ganz ausgezeichnetes französisches Dejeuner einnahmen, hat bereits eine Seehöhe von 550 m. Der algerische Tellatlas, fast ganz — nur etwa 10 km südlich davon gerückt — in der Zone zwischen dem 36. und 37. Breitengrad liegend, zerfällt in eine große Anzahl einzelner Ketten mit vorwiegend südwest — nordöstlicher Streich-richtnng, ist also ein bergiges Hochplateau mit etlichen kleineren, fruchtbaren Ebenen, die zwischen die Bergketten eingelagert sind. Die kurzen Küstenflüsse, welche sich ins RÜttelmeer ergießen, zeigen die bald steilere, bald sanftere Abdachung nach Norden. Einer dieser Flüsse, Isser, durchbricht in gewaltige» Schluchten, welche der Landschaft an mehreren Stellen ein wildromantisches Gepräge verleihen, das Gebirge und mündet zwischen der Bucht von Algier und Dellys, näher letzterem. Sei» meridionales Durchbrnchtal benützt auch die Bahn, welche die große Isserschlucht in mehreren Viadukten und Tunnels durchsetzt. Ziemlich hohe, spitzige Kalkberge nach Art der Talsporne sowie von diesen herabstürzende Wasserfälle, die freilich damals im Hochsommer großenteils versiegt waren, vollenden den Eindruck echter Alpenlandschaft, wenngleich die Gipfel des Tellatlas die Höhen eines Müttelgebirges nicht viel über schreiten. Zu den höchsten Teilen gehört das Svtifgebirge, im Djebel Babor (nördl. vvii Svtif noch in Kabylien) gegen 2000 m hoch, welches seinen Namen von dor höchst gelegene» (1096 m) Binnenstadt Algeriens führt, Sütif, dein Sitifis der Hörner. Höher noch wird das inasstvartige Djurdjura-Gebiet tut Djebel Lolla Khedidja init 2308 m. In Bordj Bouira, unserer Mittagstation, ist inan diesem höchsten Teile des Tollatlas ganz nahe; die Bahn hat vor dieser Station die Wasserscheide zwischen doni Issergebiet und dein Sahel übersetzt, der das Djur-djnramassiv im S. und (D. umfließt und bei Bougie mündet. Ihn begleitet die Abzweigung der Bahn von Beni-Hlansur bis Bougie (vgl. die Karte). ZTtait glaubt sich beim Anblick des Dj. Djurdjura in unsere Kalkalpen versetzt; mich erinnerte das Gebirge lebhaftest an das Dachsteingebiet oder das Tännengebirge, ei» Heisegenosse aus Bayern verglich es mit dem Karwendel mit feilten kahlen, grauen wänden und zerrissenen Felsgraten. Auch die Schluchtengehänge des Isiertales erschienen vielfach öde und vegetationslos bis auf den in langen Heihen sich hinziehenden Oleander, der zum Teil in schönster Blüte stand. — Das Djurdjuragebirge liegt in Kabylie», jenem Landstrich Algeriens, der sich ungefähr von der Bahnlinie zwischen Bordj Bouira und Sótif im Süden nordwärts bis zur Küste erstreckt, während das Küstenland, so besonders bei Dollys (ö. v. Algier), hauptsächlich vulkanisches Gestein, Basalt, phonolith, Trachyt aufweist (daher auch die große Fruchtbarkeit des Tell, besonders die ausgedehnten Weingärten, für welche dieses verwitterte Gestein den besten Boden bildet; vgl. oben), folgt weiter landeinwärts, südlich, das Kreidekalkgebirge, welches bis zur Sahara reicht. Die Kabylen, welche dieses Gebirgsland und auch die Provinz Konstantine bewohnen, sind gewiß die Nachkommen der alten Berber,4) also haini-tischen Ursprungs; freilich muß man, wenn man sie reinrassig sehe» will, die abgelegene» Gebirgsdörfer der Kabylen aufsuchen, denn anderwärts haben sie sich schon vielfach mit den Arabern vermischt. Der Kabyle, als Berber zu den Ureinwohnern des Landes zählend, unterscheidet sich in seinem Aussehen wie in der ganzen Lebensführung und dem Tharakter scharf vom Araber, wenn auch die Vertreter beider Stämme dort, wo sie gemischt beisammen wohnen, sich dieser Stammesverschiedenheit kaum mehr bewußt sind. Des Kabylen meist kahl geschorenes Haupt zeigt Hundschädelbildung, spärlichen Bartwuchs; die Augen sind klein, etwas zusammengekniffen, die Nase ist gebogen, aber kurz und erinnert sehr an manchen Negertypus, wie ja der hamitische Berber überhaupt den Übergang zur Negerrasse uns darstellt.:’) Die braune Hautfarbe hat einen Stich ins Grauschwarze, auch mehr negerähnlich, die ganze Gestalt ist verhältnismäßig klein. Dagegen ist der Araber groß, schlank, lang-schädelig, bärtig; die Hautfarbe desselben ist zwar auch braun, aber mehr kupferfarben, eher dem Europäer näher kommend. Im Gegensätze zum nomadisierenden Araber ist der Kabyle Ackerbauer, daher gerne seßhaft und viel leichter geneigt, französische Kultur anzunehmen, als der selbstbewußte, ja eingebildete Beduine, der als echter Semit die schwere Arbeit scheut, wohl aber eine entschiedene Anlage und Neigung zum Handel bekundet Auf unserer Fahrt sahen wir wiederholt echt nomadische Beduinenwohnungen, kleine Dörfer von Zelten, welche gewöhnlich bei einer größeren Baumgruppe für einige Zeit angelegt werde». — von den Arabern wohl ') (Einen interessanten Aufsatz über die Berber des Hohen Atlas bringt das „Jahrbuch der IVeltreifen" v. IV. Berdrow, 1 ()()(>, 5. (Ofl-—((0, nach der Darstellung des englischen Helfenden Harris : „’l’lic Berbers of Marocco“. ■■) vgl. Ratzel, Völkerkunde I. L. ((887), S. 20 f. f. über die Einheitlichkeit der afrikanischen Völker. Der beschriebene Typus stimmt im wesentlichen mit dem vierten berberischen Topinard's überein: Ratzel, Völkerkunde III. T. ((888), S. 205/6. zu unterscheiden sind die Mauren in den Städten, Mischlinge von Arabern, Berbern und südeuropäischen Romanen, weichlich, oft faul und dick, mit leicht gebräunter Hautfarbe. Lines haben alle drei Arten gemeinsam, die Religion; die Beduinen sind besonders fanatische Bekenner des Islam. — Die Fauna ist im Atlasgebiet ziemlich spärlich. Als ihre Hauptvertreter wären zu nennen: Affen (Magst, Macaco, der Art Inuus ecaudatus, den die Bärentreiber meist mit sich führen), Schakale und Hyänen, Antilopen; der Berberlöwe und Strauß findet sich immer seltener, Heuschreckenschwärme richten in den Weingärten oft großen Schaden an. Über das Klima entnehme ich dem Gedenkbuch folgende Angabe» : (Es hat nach Hann das Tell Küstenklima, dagegen das innere Hochland und die Sahara kontinentales Klima mit sehr heißen Sommern und relativ strengen Wintern. Für Biskra (5^° 5V n. Br.) berechnet Angot eine Mittelmeertemperatur im Juli von 5(,4, *m Januar von 10,5°. Die südlicher gelegenen Masen von Tuggurt (55° (5') und Ll (Solca (50° 55') haben im Juli 55,8 und 54,9°S Schünmedrn (Vase Kauar bei (8° 57' und 500 Meter) im Juni ein Mittel von 56,6". Das mittlere Iahresextrem der Hitze beträgt für Biskra 45", für (El Golea 48°. Die Iulitemperaturen in Ägypten sind niedrer wie in Biskra (Kairo 29,h Suez 29,2), erst Dscheddach am Koten Meer (2(° 25' n. Br.) hat 5(,4° wie Biskra. Biskra und seine Umgebung haben also übergroße Simmerhitze, offenbar wegen des (Einflusses der Wüste. An der Küste Algeriens beträgt das Mittel im Juli nur 24°. Die Iahresregenmenge beträgt an der Küste 80—(00 Zentimeter, am Rande der Sahara 20 Zentimeter. (9- Beduinenlager im algerischen Hochland. Nachdem wir uns in Bords Bouira ausgiebig gestärkt und besonders an dem herrlichen (Obst, vor allein den guten Weintrauben, gütlich getan und erfrischt hatten, hieß es wieder die engen, heißen Coupes besteigen zur Fortsetzung der Fahrt, deren unangenehmster und ermüdendster Teil nun folgte. Der Gebirgscharakter der Landschaft tritt jetzt allmählich zurück, die Berge werden niedriger und seltener, die Lbene gewinnt an Raum; sie ist hier noch überall sehr fruchtbar mit Getreide- und Weinbau sowie vielen Olivenbäumen, weshalb sich in Algerien seit 1871 auch viele Llsaß-Lothringer als Farmer angefiedelt haben. Die Bahn zieht noch in beständiger Steigung zuerst ostwärts bis Beni Al an sur, daun nach Süden bis Mansura, daun — auf ber Hochebene — wieder nach Osten mit Beibehaltung dieser Richtung bis Konstantine. Das eigentliche bsochland hat eine durchschnittliche fjöhe von 1000 m. — Trotzdem wir also immer höher kamen, nahm die bsitze jetzt um die Mittagzeit mehr und mehr zu und wurde endlich geradezu beängstigend; wir waren eben jetzt auch schon außerhalb des Bereiches und Einflusses des mildernden und ausgleichenden Meeres. Man glaubte die Hände, wenn man sie zum Toupéfeuster hinaushielt, wirklich in einen Backofen zu stecken. So kamen wir über Beni Mansur, von wo die Ziveig-bahn nach Bougie an der Küste führt, und Mansura, wo man Gelegenheit hat, in nächster Bähe ein echtes Kabylendorf zu besuchen, auf die Hochebene Med sch a na. wenn wir einmal einen längeren Tunnel durchfuhren, so atmeten wir in der relativen Kühle desselben auf, freilich nur für wenige Minuten. Nach 2 Uhr nachmittag passierten wir Bordj-Bu-Areridj, nach Sétif den größten Ort der Hochebene (von Konstantine natürlich abgesehen) mit über 7000 Ew., und nach 4 Uhr waren wir in Sétif, wo wieder alles, nach Erfrischung lechzend, zum Brunnen und Büffet eilte. Als ein Mittelpunkt des Getreide- und Viehhandels (die Märkte besonders im August, September und Oktober) hat Sétif, mitten in der fruchtbaren Hochebene in einer Höhe von 1096 m gelegen, große Bedeutung. Die Stadt zählt gegen 16.000 Ew. und wird auch von europäischen Geschäftsreisenden ziemlich stark besucht, von diesem Hochland, dem alten Mauretania Caesariensis — später unterschied man noch eigens Mauretania Sitifensis —, dessen Getreideproduktion von den Römern hochgeschätzt war/) entwirft ein Reisegefährte im Gedenkbuch nachstehende anschauliche Schilderung: Rach ein paar Stunden war die Hochebene erreicht; anfangs noch hügelig und buckelig, öde oder mit dürren Grasresten bedeckt. Nur einzelne kleine Dörfer der Eingebornen ließen sich sehen und wenige kleine Schaf- und Ziegenherden und — für uns ein neuer Anblick — weidende Kamele. Zuerst bloß drei, dann kleine Herden bis zu zehn Stück. Bald wurde die Gegend fast ganz flach, die nördlichen Berge verschwanden ans dem Gesichtskreise, die Fahrt ging nun direkt nach Olsten, der Richtung der Hochebene entlang. Je weiter es nach Olsten ging, desto besser war das Land bebaut; zuletzt sah man rechts und links nur mehr abgeerntete Getreidefelder. Zwischen denselben lagen einsame Landgüter der Franzosen, Dörfer der Eingeborenen und einige europäische Ansiedelungen, die uns mit ihren Kirchtürmen heimatlich annuiteteli. Uber die ganze Ebene zerstreut lagen in ungezählter Menge die schwarzen, niedrigen Zelte der Beduinen, der nomadisierenden Araber. Sie weidete» in den Stoppelfeldern ihre riesigen Herden von Ziegen und Schafen, dazu kamen gewöhnlich mehrere Pferde, Maultiere und Esel, die, wie es scheint, der wandernden Familie als Reit- und Lasttiere dienen. Sehr zahlreich waren hier auch die Kainelherdeu. IVir sahen solche von ^0 — 50, ja 70 — 80 Stück, aus denen natürlich unsere Phantasie 200—500 machte. Diese Nomaden sind seit ^500 Jahren der Sitte der Väter wenigstens in der Art ihrer Lebensführung treu geblieben. IVic der Reichtum ihres Vaters Abraham gezählt wird nach der Zahl seiner Kamele, Rinder und Schafe, so besteht auch der ganze Reichtum dieser seiner Söhne in ihren Herden. Auf manchen Feldern stand noch der Hafer ziemlich schwach und niedrig. Die Schnitter, ausschließlich Eingeborene, waren eben mit der Sichel an der Arbeit. Für einen Europäer wäre es fast unmöglich, bei dieser Hitze und der stechenden Sonne zu arbeiten, vor den Gehöften waren große Getreideschober aufgehäuft. Allenthalben war man mit Dreschen beschäftigt, aber nicht mit der Drischel und nicht mit der Maschine. Diese Arbeit wurde vielmehr durch pferde, Maulesel oder Rinder besorgt, die im Kreise umher getrieben wurden und das Getreide australe». Daher das Sprichwort, das sich auch beim Hl. panlns findet: „Man soll dem dreschenden 0)chsen das Maul nicht verbinden." von der Spreu wird das gedroschene Getreide nicht mit der Mühle gereinigt, sondern wieder ans ganz originelle lveise. Ein Mannn wirft das Getreide mit “) vgl. „lvürdignug der Mlttelineerreife", S. (0. chter Schaufel quer in Die Richtung des Windes, die schweren Körner fallen zu Boden, die leichte Spreti aber wird vom Winde weggeblasen und fällt in einer kleinen Entfernung auf einen Kaufen zusammen. Das die Erklärung zu Matth. 3, \2, wo cs heißt: „Er hat feine Wurfschaufel in der Haud und wird feine Tenne reinigen; seinen Weizen wird er in die Scheuer sammeln, die Spreu aber verbrennen mit unauslöschlichem Feuer." Östlich von Sétif wird die Hochebene einförmiger; während nämlich die Bahnlinie bisher zwischen den südlichen niedrigeren Naitdketten des Kleinen Atlas hinzieht, zweigen schon von Anmale, südlich von Bords Bonira, dann südlich von Bordj-Bu-Areridj Berg- und Hügelzüge in ost-südöstl. Richtung ab, durchsetzen die Hochebene der Schotts und bilden also eine Art Verbindung zwischen dem Tell- und dem Saharischen Atlas in der Richtung gegen Batna und dem Djebel Tuggurt (2100 m).7) Dieser Rücken, die Hodnaberge, scheidet auch das Hochland der Schotts in einen weitaus längeren und breiteren westlichen und einen viel schmäleren und kürzeren östlichen Teil. Je weiter wir nach Osten kommen, desto mehr verengt sich das Hochland, da der Saharische Atlas eine nordöstliche Streichrichtung hat und die beiden Atlasketten unter dem 8. Grad ö. £. v. Gr. in Zusammenhang treten. So konnten wir denn auch von der Bahn aus gegen Abend bereits einige Höhen des Saharischen Atlas im Süden sehen, einen größeren Salzsee bemerkten wir aber nicht. Bei «El Guerrah, welches wir nach 7 Uhr abends erreichten, zweigt südwärts die Bahn nach Biskra ab, wir aber bogen direkt nach Norden um und kamen über Kroubs um 9 Uhr abends nach Konstantine. Da ja die Dunkelheit bereits vollständig hereingebrochen war, sahen wir von der Stadt nicht mehr viel; übrigens hatten wir an diesem Tag soviele Eindrücke in uns ausgenommen, daß wir für weiteres vollständig abgestumpft gewesen wären. Ulit Omnibuswagen fuhren mir vom Bahnhof über die berühmte Brücke El Kantara durch die mäßig beleuchtete Rue Nationale zu den Hotels auf die place de Nemours; nach Erledigung der Nachtquartierfrage wurde im Grand Hotel das Abendessen eingenommen. Mir wurden wohl fast nirgends während der ganzen Reise so gut und reichlich bedient als hier; auch über die Unterkünfte sprachen sich alle in sehr lobender Meise aus. Einige unternahmen trotz der späten Stunde nnd der Ermüdung noch einen kleinen Streifzug durch die nächstgelegenen Gassen, einer und der andere beteiligte sich sogar an einem Tanzvergnügen des französischen Militärs, die allermeisten suchten aber so bald als möglich ihr Nachtlager auf, da wir ja am nächsten (Sonntag-)Morgen bereits um 8 20 die Fahrt nach Biskra antreten wollten und also vorher noch Zeit gewinnen mußten zur Besichtigung der Stadt. Konstantine (phönikisch Karta-Städt, römisch Tirta) ist in mehrfacher Hinsicht eine hochinteressante Stadt: der Historiker, der Ethnograph wie der Geograph wird in gleicher Meise von ihr angezogen. Die Natur selbst hat hier eine Festung geschaffen, die wenigstens für die Zeit des Altertums und Mittelalters als ein einzig dastehendes Ideal bezeichnet werden muß. Jenes nach allen Seiten steil abstürzende Felsmassiv, das nur »ach der Westseite hin eine schmale Verbindung nach der flacheren Umgebung hat, im N., G. und S. aber vom Ru,nel umflossen und durch dessen schauerliche Schluchten ganz und gar unzugänglich gemacht wird, mußte seit jeher die Bewohner des Landes zur Besiedlung anlocken; man brauchte ja, um sich vor Angriffen und Überfällen zu schützen, der Natur gar nicht mehr viel nachhelfen. Daher hat auch ’) vgl. hier und bei der späteren Darstellung des Ausbaues Karte und profil. die Stabt eine denkwürdige Geschichte. Sie war die alte Zwingburg Numidiens und gab den Karthagern ebenso zu schaffe» wie den Römern; hier hat der tückische Zurgutha seine Ränken gesponnen, hier war aber auch später ein Mittelpunkt maurischer Bildung, welche wie an vielen anderen Vrten durch die blind wütenden Türkenbarbaren ein trauriges Lude fand, wie so oft war die Stadt besonders wieder unter den Türken Zeuge der «Entartung menschlicher Natur, der wildesten Grausamkeiten, bis die Franzosen 1837 durch Bezwingung des letzten Bei, Hadsch Achmed, der einer der größten wüte- 20. Konstantine, riche war, diesem Treiben ein Ende machten. Seitdem ist die Stadt wieder emporgeblüht, zählt jetzt 50000 Einwohner und ist der Mittelpunkt des nach ihr benannten französischen Departements. Man kann hier tatsächlich vier „viertel" unterscheiden: das europäische, das arabische, welches den größten Umfang und die zahlreichste Bevölkerung hat, ein Juden- und ein Negerviertel. Daher herrscht hier das bunteste völkergemisch und besonders zur Marktzeit und am frühen Morgen wie ani Abend bietet dieses bunte Gewimmel von verschiedenen Gestalten und Trachten ein höchst anziehendes Bild: Araber, deren Gewerbfleiß hier berühmt ist, Mauren, Juden und Jüdinnen in ihrer malerischen Tracht, viele durch ihren gewaltigen Körper-umfang, auf den mau wohl viel halten muß, auffallend, und viele Atlas- und Saharabewohner, Kabylen und Neger. Die französisch-orientalische Gar- 2H Partie der Rnmelschlucht. nison aber (Turkos, Spahis) wacht über die Aufrechthaltung der Ordnung. Am Sonntagmorgeu (6. August) durchwanderten wir in Eile die Stadt. Auffallend war der Gegensatz zwischen dem Neger- und dem arabischen viertel. Dort — bei den Negern — elende Holzhütten, faul herumsteheude oder hockende schwarze Gestalten, die häufig Holzkohlen feilboten, alles, besonders die Kinder, von Schmutz strohend; hier, bes den Arabern, alles peinlich sauber, überall fleißige Arbeiter, Sattler, Schuster, Tuchmacher, für jedes Gewerbe eine eigene Gasse. ZVir besuchten dann die Kathedrale, eine ehemalige Moschee, in deren Innerem besonders die schönen Arabesken anffalle», de» Palast des bereits genannten Zjadsch Achmed, von außen ganz unansehnlich, im Innern ein Meisterstück maurischer Baukunst und orientalischer Pracht. Endlich besichtigten wir einen Teil der Rumelschlucht. von der Brücke El Rantara aus, welche über die Rumelschlucht zum Bahnhof führt, bewunderten wir das so überaus fesselnde Gesamtbild der Stadt, machten noch einen Spaziergang auf der Straße am Gstrand der Schlucht gegen Norden und begaben uns dann zum Bahnhof, da die Zeit der Abfahrt bereits herannahte. 6. Don Konstantine nach Biskra. Das Stück der Bahnstrecke von Konstantine bis El Guerrah, wo die Abzweigung nach Biskra beginnt, mußten wir nun zurückfahren. El Guerrah liegt am Nordrand jenes bereits erwähnten östlichen schmäleren Teiles des Hochlandes der Schotts (Salzseen) zwischen dein Tell- und dem Saharischen Atlas. Es ist eine von Hügel- und Bergketten durchzogene flache Mulde, zwischen deren Erhebungen etwa zehn größere und mehrere kleinere Schotts eingebettet sind. Die Grenze bildet im N. der Tellatlas, im O. das Übergangsbergland vom Tell- zum Saharischen Atta», im S. der letztere selbst und zwar gerade mit seinen höchsten Teilen im Djebel Aurös mit dem Djebel Thelia, 2330 rn; im S.-ZV. und ZV. der früher erwähnte Rücke», die Hodnaberge, von Batna nordwestlich bis gegen Bordj-Bu-Areridj. Das Ganze bildet eine Ellipse, deren große Zvest-Ost-Achse etwa 200 km, deren kleine Achse von El Guerrah südwestlich bis gegen Timgad (ö. v. Batna) etwa 70 km lang ist (vgl. die Karte!). Die Bahnlinie umrahmt de» Nord- und Ostrand bis A'in-Beida und führt in der Mitte von El Guerrah über Batna »ach Biskra, in welch letzterer Linie auch der Saharische Atlas überschritten wird. — Der Große oder Saharische Atlas streicht in weitem, flachen Bogen von der tunesischen Ostküste durch ganz Algerien bis Marokko und bildet im allgemeinen die Nordgrenze der Zvüste. Man kann ihn in einen kürzeren östlichen und einen längeren westlichen Teil scheiden und als Grenze zwischen beiden Abschnitten die Bahnlinie Batna-Biskra annehmen. Es ist ebenfalls ein stark gefaltetes Kreidegsbirge (vgl. S. 38). Der östliche Teil erreicht in den Gipfeln des Dj. Aura», wie bereits erwähnt, Höhen von über 2300 m, der westliche Teil ist niedriger und besteht ans viele», parallel nebeneinander laufenden Bergzügen, welche verschiedene Namen führe» ; die bedeutendsten heißen (von 0). nach ZV.) : Ouled Nail, Djebel Amour, Montagne» des Ksour; seine Gipfel erreichen nicht mehr die Höhe von 2000 m. Das Gebirge überragt also das Hochland der Schotts noch um 1000 bis 1300 m. Südwärts schließt sich an den Großen Atlas, ungefähr an den Ketten des Dj. Amour und Ouled Nail ansetzend, eine Vorterrasse, ein niedriges Berg- und Hügelland, welches als breiter Landrücken südostwärts bis tief in die Zvüste hinein sich hinzieht. Ls stehen also die Haupt-linieu der Streichrichtung des Saharischen Atlas (N.-O.—S.-Zv.) und seiner Vorterrasse (N.-Zv.—S.-O.) fast senkrecht aufeinander. Denken wir uns die Nichtungslinien als die Schenkel eines Dreiecks, welches im Zveste», südlich von Ouled Nail, am Gued (gleich Fluß) Djedi einen Winkel von etwa 80" bildet; nach Osten zu, wo die Schenkel dieses Dreiecks aussinandergehen, und zwischen denselben dacht sich die Vorterrasse mehr und mehr ab und geht in eine Tiefebene, endlich sogar in eine Depression über, welche im Schott ZTielrhiv 30 m tiefer als derMeeresspiegel liegt. Die Höhenpunkte der Tiefebene sind an der Südgrenze am 32. Breitengrad bei wargla (Gnargla-Rouissat) 160 m, am Kreuzungspunkt des 33. Breitengrades und 6. Meridians bei Tougourt 80 m, im R. bei Viskra (sw. vom Kreuzungspunkte des 35. Breitengrades und 6. Meridians) 123 m. Dieses Tieflandbecken mit seinen Depressionen war offenbar früher ein einziger, gewaltig großer See („Palus Tritonis“ der Römer) oder ein Teil des Meeres;^) auch jetzt ist zur Regenzeit der Wasserstand ein ganz anderer als während der Sommerdürre. In den Sanddünen südlich von Viskra haben wir zahlreiche kleine, weiße Schneckengehäuse (Lungenschnecken) der Gattung Helix (Lößschnecken) gefunden. ") Die Aufeinanderfolge der Schotts (von w. nach (D.) Melrhir, Achichina, Rharsa, Ed Djerid, el Fedjedj zeigen, möchte man glauben, noch klar den ehemaligen Zusammenhang mit dem Meer am Golf von Gabes. Das Grundwasser unter den tertiären Schichten dieses Beckens, welches von den umrahmenden Bergen, besonders vom Dj. Aurès und Kaldat de Sahari und des Ziban (w. von Biskra) kommt und in zahllosen Bächen und Flüssen in die Tiefe sickert, wo es auf undurchlässige Lettenschichten stößt, wurde von den Franzosen durch zahlreiche artesische Brunnen für die Bewässerung gewonnen und dadurch an vielen Orten die Haupl-bedingung für eine üppige Fruchtbarkeit des Bodens geschaffen. Rach 8 Uhr morgens fuhren wir von Konstantine nach der Oase Biskra ab, wo der Zug fahrplanmäßig um 4 30 nachmittag eintreffen sollte, wir hatten also gegen neun Stunden Fahrzeit ohne längeren Aufenthalt. Daher verproviantierten wir uns in Konstantine mit Brot, kaltem Aufschnitt, Käse, wein, Mineralwasser, und — last not least — mit Gis, welches wir am vorhergehenden Tag auch nicht hätten vergessen sollen. Tatsächlich waren wir auch au diesem Tage trotz der enormen Hitze während der ganze» Fahrt, soweit sich nicht wegen der allzu kurzen Rachtruhe Schlafbedürfnis einstellte, frisch und munter. Don Zeit zu Zeit tauchte unser lieber Burgart am Toupéfenster auf und versah uns wieder mit Tis; er wurde immer mit Freuden begrüßt. t£s herrschte eine fröhliche, fast ausgelassene Stimmung, der Becher mit herrlichem, afrikanischen Rotwein, in Tis gekühlt, machte gar oft die Runde, in manchen Abteilungen mit besonders durstigen und trinkfesten Insasse» wurde geradezu eine kleine Kneipe improvisiert. Solch lustige Gesellschaft in der Augusthitze wird wohl noch selten oder nie vorher den Einzug in die Sahara gehalten haben! Südlich von Konstantine wiederholte sich das Bild, wie wir es tags zuvor so oft gesehen hatten: ein gesegneter Landstrich, dessen Fruchtbarkeit besonders um Ou led N a h m ii n einen gewissen Höhepunkt erreicht, weite Getreidefelder, wiesen, Auen, ganz wie bei uns in den gemäßigte» Strichen, wie man solche Landschaftsbilder z. B. in den Gegenden des deutschen Mittelgebirges so oft bemerken kann. Aber südlich von El Guerrah änderte sich die Sache bald, der Steppencharakter der Landschaft trat immer mehr hervor, die öde, gelbe Ebene wurde ausgedehnter, wenn auch hie und da wieder mit kahlen Bergen abwechselnd, lind sah man auch zeitweise wieder abgemähte Felder, so kamen wir doch schon in das Gebiet der Halfagras- 8) vgl. Neumayr, Erdgeschichte, I. Hb. ((890) S. 554, ll. Bd. ((890) S. 627. •) Ein Zeichen, daß die Gegend nicht vegetationslos ist, da ja diese Schnecken sich hauptsächlich von Müttern nähren, wenn die Gehäuse nicht etwa durch Stürme („Ai-rische Erscheinungen" wie bei der Lößbildung) hieherkamen; vgl. über die Tamarisken- und Salzkrantstora der lüiistc Seite 52. Steppen, nur war jetzt in der sengenden Sonne alles verbrannt und verdorrt, vegetationslos. Diese Einförmigkeit wirkte einschläfernd und auch mich überwältigte die Müdigkeit, da ich in der Nacht kaum vier Stunden geschlafen hatte. Als ich aus dem Schlummer wieder aufschreckte — man wollte ja beileibe nichts Besonderes versäumen —, hatte sich das Bild total verändert. Erstaunt sah ich rechts und links zum Lenster hinaus: befanden wir uns an den Ufern eines Sees oder inmitten eines gewaltig ausgedehnten Reviers von Ton- oder Kaolingruben? Soweit der Blick reichte, glaubte man eine weißlich graue, fast etwas bläulich uüanderte Eisfläche vor sich zu sehen, welche im westlichen Hintergrund von Bergen umsäumt war. Mir hielte» bei der Station Les Laos auf einer schmalen Landenge zwischen zwei Salz- seen, dem Schott Tinsilt im Mesten, Schott 211 zu ri im Osten. So oft und lange hatte ich nach Salzseen Ausschau gehalten und nun war die Überraschung im Schlaf gekommen, ich war erwacht zwischen zweien mitten darinnen! Aber schon war es zu spät für eine Lichtbildaufnahme und ich mußte mich auf die Rückfahrt vertrösten, auf welcher es mir auch gelang, den Schott Tinsilt auf einem Film mit nachhause zu bringen. Diese Seen füllen sich zur Regenzeit mit Master, welches im heißen Sommer ganz verdunstet und eine dicke Salzkruste zurückläßt, wie ja auch sonst in Steppen und auf moorigem Boden sehr häufig Salz-ausblühungen zu finden sind. So wird hier viel Kochsalz gewonnen, teils rein, teils durch schwefelsaures Natron oder Kalk ». a. verunreinigt. — Gegen 11 Uhr vormittag fuhren wir von hier weiter, in etwa 1 */a Stunden hatten wir die Steppenregion hinter uns und näherten uns den 1) öhcn des S a h a r. 2l t l a s. Zn Mittag waren wir i» Batna, von wo wir auf dem Rückweg die 21ö»ierniederlaffu»gs» Lambiste und Timgad besuchen wollten, Hier im Gebirge — wo auch der freilich schon dem Aussterben verfallene Berberlöwe haust — wird die Gegend wieder anmutig, Mald-gehänge wechseln mit Kulturen, auf den Lärmen sitzen viele Elsässer. — Nun übersteigt die Bahn die Paßhöhe des 2ltlas (1080 in), das freundliche Grün der Llnren und die bewaldeten flöhen verschwinden und an deren Stelle treten wieder kahle, zum Teil mächtig sich emportürmende Lels- und Berggruppen, welche bereits in der Lärbung jene» rötlich-gelben Ton zeigen, der dem Müstengestein eigen ist. Zn der Tiefe zieht das jetzt masterleere, steinige Bett des Red Kantara hin, die Bah» aber führt an der Ostseite des Gebirgshanges in weitem Bogen, so eine» schönen 22ückblick nach Nord in die Berge gewährend, in das Tal hinab nach El Kantara. Miederunl großartiger Mechsel der Szenerie: echte Troppenvegetation inmitten des hehren Gebirgspanoramas, gegen Süden die berühmte keilförmige Schlucht der letzten Atlaskette, den Durchblick in die wüste gestattend. Deshalb wetteifert auch El 22. Schott Tinsilt. Rantara a» Beliebtheit als Winterkurort mit Biskra. Nun gings durch den „offenen Mund der Sahara", durch das „Tor der wüste", nun grüßte» uns gleich die paline» der ersten Oase, nun fuhren wir hinein in die starre, gelbrote, ausgeglühte Wüste — so müßte eine Mondlandschaft aussehen — und endlich waren wir am Ziel, in der Oase Biskra. Lin Neisegenoffe schildert im Gedenkbuch diesen letzten Teil der Bahnfahrt mit folgenden Worten: Dann wieder dehnten sich vor unseren Augen weite sonnenverbrannte Grassteppen, ans welchen der Nomadenbednine seine flachen, braunen Zelte anfgeschlagen hat, um seine Herden von Ziegen, Schafen oder Ramelen zu weiden, so lange der spärliche pflanzenwuchs sie zu nähren vermag, und dann seine Wanderung fortsetzt. (Oft genug liefen oder stolperten die kleinen und kleinsten braunen Rinder der Steppe unserem Zug eilends entgegen »nd streckten bittend die Hände nach einer Gabe aus; eifrig sammelten sie die ihnen zugeworfenen Brotstücke »nd Münzen. Auf allen Haltestellen entwickelte sich ein lebhafter Handel, indem die (Eingeborenen, meist Knaben oder halbgewachsene Jünglinge, zuweilen auch ein junges Mädchen mit blauen Tätowierunas-ftreisen auf der braunen Stirn, Feigen, Raktnsfrüchte, Pfirsiche, Melonen, Weintrauben »nd andere Früchte zum Rauf beten, vielfach wurde die »Eisenbahn auch von den Arabern benützt; aus den 23. (£1 Rantara: „Der offene Mund der Sahara". wagenfefteni blickten die hageren, braunen, ernsten Gesichter unter den weißen Turbanen. Und eine hübsche kleine Szene bot sich unseren Blicken, als eine verhüllte arabische Frau, die mit ihrem kleinen Töchterchen vom Zug gestiegen war, von ihrem sie abholenden etwa zehnjährigen Sohn begrüßt wurde; herzlich küßten sich Mutter und Sohn, und dann gingen alle drei Hand in Hand, die Mutter in der Mitte, ihrem naheliegenden Wohnort zu. Die Bahn führte uns an kahlen, zackig schroffen Ralksteinfelsen vorbei, welche in ihrer Gebirgsformation vollkommen den Dolomiten Tirols gleichen, plötzlich durchbrach die Bahn diesen Gebirgszug durch das großartige Felsentor i£l Rantara, Mund der Wüste; in steilen Abstürzen fällt zu beiden Seiten der felsige Gebirgszug ab, um einen «Engpaß freizulassen, gerade breit genug, um dem Bahngeleis und einem kleinen Flußlauf, lieb Rantara, Raum zum Durchtritt zu gewähren. Schuh des Herkules nannten die Römer die Gase, diesen wunderbaren Gebirgsspalt. Unmittelbar hinter <£I Kantara beginnt die Wüstensormation, und aus dem »Engpaß herauskommrnd wurden wir von der ersten Gase begrüßt. (Es war ein dem Lauf jenes kleinen Flusses folgender, mehrere Kilometer langer, dichter Wald von Dattelpalmen, deren Kronen sich in der leicht bewegten Lust träumerisch wiegten. Sie schienen uns die eigenartige «Erhabenheit und Schönheit dieses wunderbaren Landes znzn-winken, und die Macht dieses «Eindrucks übte eine fast beklemmende Gewalt auf das Gemüt derer, welche dieses Bild zum erstenmal schauten. Sie entlockte einigen Reisegenoffen laute Ausrufe der Bewunderung; andere verstummten unter der bezwingenden (Einwirkung dieses einzig schönen Landschaftsbildes, des Palmenwaldes im Flnßtal inmitten des Sandes und Gerölls am Fnfj des kahlen, rötlich gelb leuchtenden Felsgebirges, dessen steile Mände in gewaltige Höhen senkrecht emporstiegen; das ganze Tal von fernen Höhenzügen abgeschlossen, ruhend im flimmernden Licht der afrikanischen Sonne, unter dem stahlgrauen Bimmel, die Luft flammend und zitternd in trockener Glitt. Unvergeßlich wird dieser Anblick jedem sein, dem es vergönnt war, diese Landschaft zu sehen. 7. Biskra, Sibi Gkba und die wüste. Der erste Eindruck, den ich von Biskra bekam, war eine Enttäuschung; denn man denkt an eine Oase und findet — vom Bahnhof aus — eine Stadt. Die ganze Ortsaulage hat folgendes Aussehen. Die Bahnlinie mit dem Bahnhof begrenzt Biskra im Westen, der lieb Bistra, der hier genau nord-südlich fließt, bildet den Abschluß im Osten. Bon N. nach 5. folgen dann aufeinander der moderne europäische Teil, Neubiskra, in der Mitte Altbiskra, das arabische Viertel, und ganz im Süden das Negerdorf und der dichte Dattelpalmenwald in bedeutender Ausdehnung, vom Bahnhof aus führt die Nue Berthe in südöstl. Richtung ganz gerade bis zum arabische» viertel; rechts von dieser Straße (wenn man gegen S.-O. geht) liegt die eigentliche Stadt, die Hotels, die past, das Nathans u. a., mit vollkommen parallelen und rechtwinkelig sich schneidenden Gassen, links das Fort St. Gennai», südlich davon der Stadtpark, die Kirche und die Kaserne. Einige Minuten westlich der Stadt liegt auf einem Hügel der Telegraphe optigue, von wo aus mau die beste Übersicht über Biskra gewinnt. — Außer Biskra besuchten wir auch die Gase Sidi Gkba, etwa 20 km südöstlich von Biskra, ein hochinteressanter Ausflug, der uns erst so recht unverfälscht das Leben in den Oasen nahe brachte, weil Sidi Gkba von europäischer Kultur völlig unberührt ist. — Ebenso denke ich mit lebhafter Befriedigung an einen zweiten Abstecher von Biskra südlich zu den „Sauddünen", wo uns das Bild, der Charakter der Wüste so recht klar vor Augen trat. Biskra, Sidi Gkba und die Sanddünen sind drei Gelegenheiten, welche, wenn man nicht eine eigentliche, mit überaus großen Schwierigkeiten verbundene und gefahrvolle Wüstenreise machen will und kann, doch die Möglichkeit bieten, mit geringem Aufwand eine verhältnismäßig getreue und umfassende Vorstellung, unvergeßliche, typische Eindrücke von der Sahara und deren Leben zu gewinnen. — Sollte ich nun an eine Schilderung dieser Eindrücke gehen, so käme ich wahrhaftig in große Verlegenheit, etwas Anderes oder Besseres zu bringen, als die bezüglichen Ausführungen in unserem Gedenkbuch enthalten. Sie stammen von zwei Reisegefährten, mit welchen ich während der Wüstentour näher bekannt wurde und nachher noch oft die völlig gemeinsamen Erinnerungen austauschte, einem Fachkollegen aus Bayern und einem Arzt aus prenß.-Schlesieu. Die Umstände brachten es mit sich, daß nicht jeder auf eigene Faust auf „Entdeckungsreisen" ausgeheu konnte, sondern alle mußten sich an die Führung halten. Daher lenkte sich wohl auch die Aufmerksamkeit aller meist auf dieselben Objekte, die Beobachtungen des einen waren auch die des anderen und selbst das subjektive Empfinden wurde durch den gegenseitigen Meinungsaustausch so ziemlich in die gleichen Bahnen gelenkt. Da ich also neben der erwähnten erschöpfenden und guten Schilderung neue Gesichtspunkte nicht beizubriugen und die Darstellung mit eigenen Worten nicht lichtvoller und lebendiger zu gestalten vermöchte, sei es mir gestattet, meinen Neisegettossen das wort zu überlassen und nur hie und da einige unwesentliche Änderungen und Randbemerkungen anzubringen. Biskra ist mie etite große palmeninfel int Sattòntecr der wüste. Sic hat ihr Wasser vom Ued-Biskra (Ued-Fluß) und von artesischen Brunnen, welche die Franzosen angelegt Haben. Bei den Römern schon war es eine Rulitärstatiou und Hieß ad Piscinam, wegen der 8 Kilometer nördlich gelegenen Schwefelbäder, zu welchen jetzt eine Pferdebahn führt. Seit 1844 ist die Nase französisch und ist seit dieser Zeit aus einem elenden Dorfe zu einem ganz hübschen Städtchen herangewachsen. Die Stadt zählt gegen 8000 Einwohner, nur gegen 700 davon sind Franzosen, die übrigen Eingeborene. Aber trotzdem nimmt der europäische Teil zwei Drittel der Bodenfläche der Stadt ein. Dazu kommen dann in den großen palmenwälderu noch mehrere nur von Eingeborenen bewohnte Dörfer, die zusammen Alt-Biskra bilden, das auch 6—7000 Einwohner zählt. Die reichste Vegetation durchzieht die ganze Nase. ZTiait zählt über 160000 Dattelpal- ' tuen, die immer noch durch neue Gartenanlagen vermehrt werden, soweit sich in Kanälen das Wasser leiten läßt. Zeder einzelne Baum ist versteuert und bringt in den besten Jahren für 80 bis 100 Franken Datteln, welche deswegen eine Haupt-einnahmsquelle der Bewohner bilden. Die schattigen, durch Lehmmauern von einander geschiedenen palmgärten gehören teils den Franzosen, teils den Eingeborenen. Außerdem gibt es noch Taufende von Äbäu-meit, Granaten, Feigen, Aprikosen usw. wie uns gesagt wurde, wird in den der Oase zunächst gelegenen Teilen der wüste int Herbst auch Getreide, besonders Gerste gebaut. Zm Oktober, wo es anfäugt, etwas mehr als fernst zu regnen, wird gesät, und im April ist die Ernte, viel bearbeitet braucht der Boden nicht zu werden, wir sahen jetzt int August keine Spur von Bearbeitung, ebensowenig von Stoppeln. Sie schienen von darüber gewehtem Sand bedeckt zu fein, der bei unserer Anwesenheit ganz platt und lehmig aussah wegen des Gewitterregens, der tags zuvor nieder-gegangen war. wir kamen aut 6. August gegen halb 5 Uhr abends au. vom Bahnhof führt die Hauptstraße Nue Berthe mitten durch die Stadt. Hier liegt unser Hotel „Hotel de Sahara". Da aber bloß für die Hälfte platz war, mußte die andere Hälfte in ein anderes Hotel, „Hotel des Zibans", wandern. Beide sind Hotels zweiten Ranges und ganz gut. Die vier sehr luxuriösen Hotels ersten Ranges sind bloß int Winter geöffnet und dienen den hier int Winter Wärme suchenden Franzosen zur Erleichterung ihres Geldsackes. Damit soll aber nicht gesagt sein, daß man in Biskra besonders teuer wohnt. 3nt Gegenteil, es ist hier beträchtlich billiger zu leben als in der Riviera, so daß man bei einem längeren Aufenthalt durch das billigere Leben wieder hereinbringt, was die Fahrt teurer ist. Die höchsten Pensionspreise sind bloß 10—18 Frcs. 24. Dattelpalmen in Alt-Biskrà. Am schönste» soll der Aufenthalt im Februar sein, doch braucht man auch im Dezember oder Januar nicht fürchten, erfrieren z» müssen, denn die durchschnittliche Tagestcmperatur ist auch in diesen Monaten immerhin noch 16 Grad Celsius. Oft-mals freilich, besonders bei Nacht, sinkt das Thermometer bedeutend herunter, doch selten bis auf de» Gefrierpunkt. Der Winter ist in Algier wegen der Nähe des Meeres im allgemeinen milder als im trockenen Biskra, der Sommer aber ist in Biskra bedeutend heißer. Die Durchschnitts-Tagestemperatur beträgt im Juli und August 39 Grad Celsius. Doch steigt das Thermometer auch bis 45 Grad. Bei der großen Trockenheit, welche in der Luft herrscht, ist hier eine höhere Temperatur leichter zu ertrage» als bei uns eine geringere. Ganz unerträglich soll es gewesen sein am Tage vor unserer Ankunft, wo zur riesigen Isitze die Schwüle der Luft kam, die abends sich in einem Gewitter entlud. Letzteres brachte für uns eine verhältnismäßig angenehme Temperatur. Trotz der großen fjitze (37 bis 39 Grad) kamen wir eigentlich nicht in Schweiß, denn die Ausdünstung, wenn sie nicht durch Bewegung oder durch den dort gebräuchlichen starken Kaffee allzusehr angeregt wird, verfliegt sofort in der trockenen Luft, so daß dadurch eine angenehme Abkühlung des Blutes hervorgerufen wird. Freilich bleibt dabei der Durst nicht ans, da man eben doch transpiriert, wenn man auch das lästige Schweißgefühl nicht hat. Unser erster Gang, nachdem wir in de» genannten Ifotels verteilt waren, führte darum in ein benachbartes Restaurant. lfier wurden Kaffee, Limonaden, wein getrunken. Einige Herren, darunter auch ich, versuchten es mit Bier. Den Magen haben wir uns dabei nicht »erkältet, denn ein Herr hat es gemessen und 32 Grad Celsius gefunden. Am Abend trank ich dort noch ein Gläschen, da war es auf Tis abgekühlt und frischer, aber sonst durchaus nicht bester. Nach dieser „Erfrischung" machten wir in kleinen Gruppen einen Bummel durch die Straßen der Stadt. Die schon genannte Rue Berthe und eine in Mitte der Stadt im rechten Winkel von ihr abzweigende andere Hauptstraße haben an der rechte» Seite schattige Sänlenarkaden. Ihre linke Seite umschließt im Rechteck den großen offenen Stadtpark mit einer kleinen katholischen Kirche in der Mitte. In einer anderen breiten, südwärts ziehenden Straße steht ein Denkmal des berühmten Kardinals Lavigerie, der 1892 hier starb. Er ist der Wiederhersteller des altberühmten Metropolitansitzes von Karthago, der Organisator und eifrige Förderer der Seelsorge und des Missionswesens in Algier. Zn diesem Zwecke gründete er die Kongregation der „Peres Missionaires d’ Afrique“, die wegen ihrer arabischen Kleidung „Peres Blancs“, „Weiße Väter", genannt werden. Unser weg führte uns weiter durch ein Seitengäßchen in den »ahegelegenen arabischen Markt. Es ist ein viereckiger, mit Säulenhallen umgebener Platz, in welchem ein überaus buntes, für uns ganz originelles Treiben herrschte. Hieher bringen die Bewohner benachbarter Oasen die Früchte ihrer wüsteneilande, andere verkaufen Kleider oder Stoffe, andere Fleischwaren, wieder andere lebende oder tote und getrocknete Eidechsen; hier gibt ein Schlangenbändiger seine Kunststücke zum besten, dort ist 25. Biskra. Im Garten des „Hotel de Sahara ein Tisch bedeckt mit bunten Fächern und Fliegenwedeln; dabei lässt hie und da ein Verkäufer seine kreischende Stimme hören und preist aus Leibeskräften seine Ware an; dazwischen freche, schwarzbraune Buben, voll Schmutz, mit oben und unten weit aufgeschlitzten Hemden; sie streckte» fortwährend einen Finger in die Höhe mit dem Rufe: „Un Sous! Un Sous!", wobei sie auch das s am Schlüsse scharf hören lassen. Das Abendessen nahmen wir im Hofe unseres Hotels unter den Kronen der palmenbäunie ein. 26. Bistra : Arabisches Cafe- Hernach gingen wir in ei» arabisches Café, um hier eine Spezialität Biskras und anderer Masen zu sehe», die sich aber meines Wissens auch in anderen Städten findet. Ls ist der Tanz der Mädchen des Nomadenstammes der Ulad-Nail.10) Die Ulad-Nail schicken ihre Mädchen, sobald sie erwachsen sind, ganz und gar entgegen den sonstigen Sitten des Islam, in die Oasen, „von dem, was den Mädchen hier die Bewunderung 27. Bistra. Mädchen vom Stamme Muled ZTail. ihrer Schönheit und Grazie einbringt", führen die trägen Väter ein sorgloses Leben. Kehre» die Tänzerinnen heim, so werden sie von ihren Stammesgenossen, die diesen Erwerb für nichts Entehrendes halten, gern geheiratet. wir gingen ziemlich lange durch die Straßen des arabischen Viertels, welche hier alle schnurgerade sind. Die Straßen, in welchen die Mädchen ihre Tänze aufführen, sind mit bunten Papierlaternen beleuchtet. Als wir in dem Café ankamen, waren l0) Ans dem gleichnamige» Gebirge im westliche» Satirische» Atlas. dort bereits einige Herren von unserer Gesellschaft und auch einige Eingeborene, die uns auf ihren Bänke» sogleich Platz machte», wie mir gesagt wurde, müssen die Schwarzen Eintrittsgeld bezahlen, die Fremden aber nicht, sie bezahlen auf andere Weise. Wir ließen uns Kaffee bringen, der in kleinen Taffen gereicht wurde und sehr gut, aber auch sehr stark war, so daß er einem in dem dumpfen Raume den Schweiß auf die Stirne trieb, besonders bei dem betäubenden Lärme, de» die Musik machte. Auf einem Podium hockte ein junger trief- und schiefäugiger Schwarzer, der auf einer Art Klarinette eine entsetzlich schnarrende Musik machte; neben ihm schlug ein anderer aus Leibeskräften auf eine bjalbtrommel, während ein dritter einen Reifen, an dem eine Menge klirrender Metallplättchen hing, wie eine Triangel schlug. Lange mußten wir die lärmende Musik über uns ergehen lassen, bis die Tänzerin begann. Aber welche Enttäuschung! Ich hatte geglaubt, wir würden eine afrikanische schwarze oder braune Schönheit sehen in malerischer Kleidung und in einem extatischen Tanz, so vielleicht Fräulein Dunkan oder Madelaine ins Afrikanische übersetzt, nur etwas weniger sparsam in der Gewandung. Aber nichts von all dem! Das Mädchen war weiß im Gesicht, und weiß waren ihre bloßen Arms. Die Kleidung, die nach den Reisehandbüchern malerisch sein soll, war nach europäischem Schnitt und auch weiß, d. H. einmal weiß gewesen, denn sie hatte einen starken Stich ins Graue, auf dem Kopfe der schon erwähnte schief stehende Kegel.*) Kurz, alles wies darauf hi», was auch ein Araber, der sich uns als treuer Begleiter angeschloffen hatte, bestätigte: Sie war nicht von Ismaöls Töchtern, sondern von den Töchtern seines Halbbruders Isaak, die eben überall sich finden, wo man ein Geschäft machen kann. Und nun begann der Tanz. Das Mädchen hatte in beide» Händeu je ein farbiges großes Sacktuch und bewegte dasselbe mit großer Gleichgültigkeit nach dem Takte und oft auch nicht nach dem Takte auf- und abwärts oder vor- und rückwärts; dabei ging sie einige Schritte vor und zurück und blickte uns Fremde möglichst frech an. Dann blieb sie stehen, und hier kam mm das, was das Interessante am Ganzen sein soll. Mit einer eigentümlichen Fertigkeit der Bauchmuskeln zog sie den Unterleib gegen die Brust empor und senkte ihn wieder, und zwar nach dem Takte der Musik. Dann ging sie wieder in der genannten Weise auf und ab, und dann kam wieder der sogenannte Bauchtanz. Dann ging sie hin und klebte sich mit Speichel ein Frankstück auf die Stirne. Und in kleinen Zwischenpausen ging sie dann zu den Fremden hin und ließ sich ein Geldstück gebe», das sie sich gleichfalls ins Gesicht klebte, und das solange, bis Stirne und Wangen so ziemlich versilbert waren. Kupfer und Nickel nahm sie gar nicht an. Als sie genug hatte, kam eine andere von etwas mehr afrikanischem Aussehen. Sie fügte zur „Kunst" der ersten nur noch eine schnelle tragrechte Bewegung des Kopfes hinzu, so daß man meinte, der Kopf müßte ihr vom Halse getrennt sein. Schon vom Standpunkte der Ästhetik aus ist dieser sogenannte „Tanz" im höchsten Grade unschön und häßlich, ein vollkommenes verleugnen alles dessen, was man am Weibe Anmut und Würde nennt. Die meisten von uns hatte» daher an dieser nationalen Eigentümlichkeit bald genug gesehen und verließen das Lokal wieder. Als wir nach Hanse gingen, war in den Teilen der arabischen Stadt, in denen sich keine solchen Café» befinden, schon volle Nachtruhe eingekehrt. Aber leer waren die Straßen trotzdem nicht. Bei der großen Hitze hatten die Bewohner ihr Nachtlager auf der Straße aufgeschlagen; sie lagen entweder direkt auf dem Boden, die meisten aber hatte» ihre Betten, bestehend in Matte», Decken oder Matratzen, auf die Straße geschleppt und lagen nun bunt durcheinander rechts und links und mitten auf der Straße, so daß wir über die Schlafenden hinwegsteigen mußten. Lei Nacht tobte ein Sturmwind in den Palmenkronen, der aber in unseren Hosranm nicht hereindrang. Es war sehr, sehr warm und schwül in den Zimmern, man konnte kaum die geringste Decke ertragen. Einige von uns folgten daher dem Beispiele der Eingeborenen und schlugen ihr Lager auf den Altanen des Hotels unter freiem Himmel auf. Obwohl wir Türe und Fenster, die beide ins Freie führten, *) Kopfbedeckung der Jüdinnen. offen hatten, kam es meinem Zimmergenossen so unheimlich heiß vor, daß er in der nächste» Nacht, die übrigens viel frischer war, sein Bettuch auf den steinernen Zimmerboden breitete und sich ohne weitere Bekleidung ans dasselbe legte. 7. August. Am nächsten Morgen um halb 6 Uhr saßen wir im wagen zur Fahrt nach Sidi-Mkba, einer 23 Kilometer südöstlich von Biskra gelegenen Mase. Der weg dahin war ziemlich schlecht. Rechts »nd links von demselben sah es aus, als wenn kleine wafferpfützen gefroren wären, wie es bei uns im Spätherbst an de» Straßen der Fall ist, wenn die ersten Nachtfröste kommen. Aber woher hier das <£is? Ls kommt nicht von der Kälte, sondern ausnahmsweise von der Hitze und Trockenheit, was wir sahen, war nämlich nicht eine Lis-, sondern eine Salzkruste, wo sich durch das Gewitter von vorgestern etwas Wasser angesammelt hatte, hat dasselbe das Salz ans dein sehr salzhaltigen Boden aufgesogen, das Wasser ist vertrocknet und die Salzkruste zurückgeblieben. Ls waren also lauter Schotts en miniature. So weit das Auge reichte, wuchsen fast überall kleine Pflanzenbüschel. Ls sind Tamarisken und Salitomi» (Salzkraut). Das Innere der runden, dünnen Stengel ist ganz mit weißem. Salz gefüllt, wie uns ein Botaniker sagte, der in unserem Hotel wohnte und eben von Südafrika heraufgekommen war, finden sich diese kümmerliche» Pflanzen allenthalben in der wüste, wenn der wind den Wüstensand vor sich her treibt, bleibt er an den Büscheln hängen und bedeckt sie. Die Pflanze treibt dann wieder über de» so entstandenen Maulwurfshügel empor, das Schauspiel wiederholt sich auf» neue, und so werden die Hügel oft manneshoch. wenn dann die Pflanze im Inner» verfällt, so hat der Hügel seinen Halt verloren und wird vom winde, der ihn auf-gebaut, wieder fortgetrieben und zerstreut. So gibt es ein werden und vergehen auch in der sonst leblosen wüste. Aus dem Wege begegneten uns viele Leute, meist zu Fuß, andere auf Maultieren oder kleinen Lseln reitend, die ihre waren zum Markte »ach Biskra brachten. Nach ungefähr 1 '/.^ständiger Fahrt näherte» wir uns wieder einer ausgedehnten Palmeninsel, es war die Mase Sidi Mkba. Zuerst kamen Nenpflanznngen von Palmen, zu welchen das Wasser durch künstliche Gräben geleitet wird, dann ein Palmenwald, durch niedrige Lehmmanern in einzelne Gärten abgeteilt. ■^TT "7-7-7 29. Kleine Karawane in der wüste. 28. 3'* der IViifte : Pflanzenbüschel, einDZeltlager. 3m Hintergrund der Atlas. Und mm fant das Darf, noch unberührt von europäischer Kultur. Line schmale «Kasse führte zwischen 4— 5 Meter hohen Mauern dahin. Diese Mauern bildeten die Umfriedung der kleinen Anwesen gegen die Straße zu und zugleich die IVtiubc der Häuser, obwohl mau nirgends ein Fenster, nur selten eine kleine schmale (Öffnung in der Mauer sah. Das eigentliche Haus ist ein Kubus und hat in der Regel nur einen einzigen Innenraum. Alles ist schmutzig-grau-branu, denn das einzige Material für dieses Mauerwerk ist Lehm. Derselbe wird zu viereckigen platten geformt und die getrockneten Lehmziegel wiederum mit Lehm als Rindemittel aufeinander geschlichtet, verputz findet sich weder von innen noch außen. vor einem dieser Lehmhäuser, das eine Aufschrift als Restaurant und Café bezeichnet«, hielte» unsere Wägen. Hier wohnt der einzige Franzose der Oase mit Frau und Tochter, welch beide letztere man ebensogut für Eingeborene halten könnte. Wir gingen zunächst im Dorfe weiter, begleitet von bettelnden, schmutzigen Mädchen, begafft von den Weibern, die neugierig aus den Türöffnungen blickten. Man sieht selten eine Frau verschleiert. Die Berberstämme, die die Oase» der nördlichen Wüste bewohnen, gehören nämlich einer Sekte an, die in vielen Dingen von den vier Hanptsekten des Islam abwcicht. vor allem steht bei ihnen die Frau höher, und man findet größtenteils Monogamie. Unser weg führte auf den Markt, d. H. in die Gaffen, in welchen die Läden sich befanden. Dieselben waren auch nichts anderes als kleine, aus Lehm zusammen gepatzte Würfel mit offener Seite gegen die Straße zu. Hier wurden die verschiedenartigsten Früchte und sonstigen Lebensmittel, dann Stoffe und Kleider feilgeboten. Kn dem Eingang eines Ladens faß ein emsiges schwarzes Schneiderlein, das auf einer Nähmaschine trippelte, das war die einzige Spur europäischer Kultur, die wir hier fanden. Besonders unappetitlich waren die Fleischerläden, vor denen die Ziegen- und Hammelkeulen vor dem Lingang in der Sonne hingen. Dieselben gehen jedoch durch die Hitze nicht in Verwesung über, sondern trocknen ans, so daß sie vier bis fünf Tage hängen bleiben können, ohne Schaden zu nehmen. Nur die Fliegen, ganze Schwärme von Fliegen, setzen ihnen stark zu. Doch an dieses stoßen sich die Schwarzen nicht, daran sind sie von frühester Jugend gewöhnt. Den Kindern sitzen die Fliegen in den Mund-nnd Augenwinkeln und fressen ihnen die Tränensäcke aus. Niemand jagt sie weg, auch sie selbst nicht, sie scheinen es gar nicht zu fühlen. Daher kommt wohl im Zusammenhänge mit dem blendenden Sonnenlichte die Erscheinung, daß man so viele findet, die halb oder ganz blind sind. Nun kamen wir auf einen freieren platz, rechts und links war ein aus Stein gebauter Säulengang. An die Rückwand des linken Säulenganges, der der Nest eines ehemaligen größeren Gebäudes zu sein schien, waren wieder Lehmhütten angeklebt. Ls waren die Schulzimmer, 5 — (> nebeneinander. In jedem dieser schwach beleuchteten 50. Gaffe in Sidi Vkba. Räume hockte auf einem leicht erhöhten plahe ein Riami mit überschlagenen Beinen, eine 2—3 Meter lange palmenrute in der paub. Um ihn hockten in derselben Meise einige zwanzig Knaben, jeder eine Tafel in der pand haltend. 5ie schrien alle aus Leibeskräften bunt durcheinander und lernten auf diese'Meise die auf der Tafel ent haltene Lektion aus dem Koran auswendig. Als wir zu den offenen Türen hinein- 51. Sibi 0)fba: vor ber Schule. sahen, strengte» sie ihre Stiminorgane noch mehr an, aber mitten im Aufsagen streckten sie de» Finger empor und riefen zu uns heraus: „Un Sous, im Sous!", worauf ihnen dann der Lehrer mit seinem langen Stabe ans die Schulter klopfte und sie zur Aufmerksamkeit aufforderte. Die gegenüber liegende palle war der Eingang zum pofe der Moschee, pi er war in der offenen palle noch eine Schule,1 ') wo 52. Sibi (Dfkt: Fu ber Schule. es ebenso schreiend zuging. Ungestört von dein Lärm saßen einige ältere Knaben in irgend einem Winkel und schrieben auf hölzerne Tafeln, die mit einer weißen Schicht überzogen waren. Sie saßen dabei ebenfalls am Boden und hielten das obere Ende der Tafel mit der linken pand, während das untere auf die Knie gestützt war. ") Die „Klosterschule", wie uns gesagt wurde. 3[ir Schreibinftrument war eine jähe, federartig zugespitzte Laser aus palmcitbolz. Sie schriebe» mit großer Schnelligkeit non rechts »ach links die komplizierte» ara- bische» Buchstaben. ZDiv besähe» »ns die Moschee, welche die älteste Algeriens sei» soll. Sie ist ei» dreischiffiger 23a» mit »»sauber ausgeführteu maurische» 23öge» über de» Säule» u»d einer flache» Decke aus Holz. 21» das rechte Schiff schließt sich durch keine Mauer getrennt »och ei» breiter Raum an. De» der Decke hängen buntfarbige, verschieden geformte Laterne», mit allerlei Zierat behänge». Mir mussten zwischen de» Säule» stehe» und achtgebe», daß wir als Ungläubige nicht die Matte» betraten, auf welche» die Gläubige» ihre Andacht verrichte»; dieselbe» waren in der ganze» Länge der Schiffe ausgebreitet, Hierauf stiege» wir auf einer engen, finstere» Mendeltreppe auf das viereckige Minaret, liier oben hatten wir einen prächtigen Ausblick. Unter »ns lag breit das große Dorf, das lOOOO Einwohner zählen soll. Die Zlnwesen bestehe» aus dem kleine», viereckige» Haus, daran schließt sich meist ein gedeckter, gegen den inneren Hof zu offener Haut», viel größer als das Haus selbst. Dies ist der Aufenthaltsort der Familie tagsüber, besonders der Frauen bei den häuslichen Arbeite». Daun kommt ei» viereckiger kleiner Hof für die Tiere, meist Ziegen und Esel, bei Reicheren wohl auch Kantete ; de» Schluß bildet oft ei» kleiner Garten mit palme» und sonstigen Fruchtbäumen. 2luf den flachen Dächern der Häuser waren vielfach die Nachtlager aufgeschlagen, Matten und Decken unter freiem Himmel.12) Das Dorf umgibt ein dichter, grünender Wald von Dat telpalmen, ich glaube, 80000 solle» es sei», und darüber breitete sich im Sonnenglanze die unabsehbare Fläche der wüste. Nach einem ausgezeichneten Frühstück, bestehend aus vorzüglichen Trauben, gutem Mein mit Mineralwasser und Eis, Limonaden, Feigen, Käse, in einem Garten im kühlen Schatten der palmeti eingenommen, fuhren wir wieder zurück. Lange noch rannten uns die schwarzen Zungen mit ihren fliegenden Hemden, die jetzt aus der Schule entlassen waren, nach und balgten sich im dichten Knäuel, wenn wir ihnen ein Geldstück aus dem Magen warfen. Nach zweistündiger Fahrt, wobei wir von einer halben Stunde zur anderen die Zutensilät der Sonnenstrahlen steige» fühlten, waren wir wieder in 23iskra zurück. — Man vergleiche hiezu folgende Teile einer zweiten Schilderung: Nach weiterer zweistündiger Fahrt waren wir in 23 i s fr a angefotumeu. Ein stattliches Bahnhofsgebäude empfing uns; hinter demselben erwarteten uns die Hotelwagen, die uns in kürzester Zeit dem „Hotel zur Sahara" zuführten. Nefande» wir uns wirklich in der Sahara? Das in europäischer Meise gut eingerichtete Hotel, die 13) IVir betraten ein Haus. Im Erdgeschoß gingen wir durch zwei oder drei dunkle Räume und tappten dann über eine Stiege, wenn matt den elenden Ausgang so nennen kann, zum flachen Dach hinauf. Das Zeltlager daselbst machte einen sehr unsauberen Eindruck; gleich daneben war eine Stelle, wo der Boden nicht mehr horizontal war, sondern schief nach abwärts geneigt : die Exkremente werden nicht weggeschafft, man überläßt die Hygiene der lieben Sonne! 55. Sidi Bkba: Blick vom Minaret der Moschee. Aufnahme und Bewirtung daselbst, da- Lebe» und Treiben, welches unsere Reisegesellschaft schnell entwickelte in Besorgung von Briefen und Postkarten und Erneuerung des von der Heise derangierten Äußeren, hätte es uns vergessen machen können. Neben dem unseren sahen wir noch andere großangelegte potels, der ganze Stadtteil zeigte europäisches Gepräge. Aber der Rutscher, der uns hergeführt hatte, war ein Araber, ebenso der Oberkellner unseres Hotels. In die Zimmerfenster schauten mächtige Palmenkronen. Und über uns lagerte die heiße, trockene Luft der Wüste, vermischt mit einem unbestimmten, sich mit der Zeit immer unangenehmer aufdrängenden Duft, welcher allen Geräten anhaftete, sich dem Essen, dem Wasser mitteilte und aus den heißen Lagerstätten uns entgegenflog. Als wir nach kurzer Erholung ausginge», voller Erwartung der Eindrücke, welche uns dieser merkwürdige Ort bringen würde, befanden wir uns bald in den Stadtteilen der arabischen Bevölkerung. Ein lebhaftes Gewimmel des einheimischen Volkes umgab uns. Wir unterschieden die schlankgebauten Araber mit edel geschnittenen, hageren, braunen Gesichtern, in ruhig stolzer Packung; daneben Vertreter der Negerrasse von dunkelschwarzer Hautfarbe, einige von herkulischer Rörpergestalt. vielfach glaubten wir Mischlinge beider Nassen zu erkennen. Eine zahlreiche Jugend von allen Schattierungen der Hautfarbe tummelte sich lebhaft oder betätigte ihren Pandelsgeist durch Anbietung von Zündhölzern, Früchten oder anderen Waren. Der Marktplatz trug in der Mitte eine gedeckte, an den Seiten offene, auf polzsänlen ruhende Palle. Pier entwickelte sich ein lebhaftes Marktgetriebe. Unzählige Gestalten drängten in ihren Hellen, losen Gewändern und Turbanen geschäftig durcheinander, überall wogte ein ruheloses Pasten und Treiben, und über dem Ganzen schwebte ein Geschwirr eifrig durcheinander tönender Menschenstimmen. Mit Tragkörben schwer beladene Esel und Maulesel brachten Vorräte von Gemüse oder Früchten, oder sie zogen zweirädrige polzkarren hinter sich her, von ihren jugendlichen Lenkern durch gellende Zurufe oder Stockschläge angetrieben; Ziegen trieben sich zahlreich im Gedränge umher. In den einzelnen Verkaufsständen wurden Gemüse, frische oder getrocknete Früchte, Palmstöcke, palfafächer, Glasperlenschnüre, gewebte Stoffe, Lederwaren, Brot, getrocknete Fische und andere Waren in buntem Durcheinander verhandelt; zahlreichen Waren sah man sofort an, daß es europäischer Massenfabrikationströdel war, welcher hier eingeführt worden war, um an putzsüchtige Eingeborene oder unerfahrene Ausländer verkauft zu werden. Mit südlicher Lebhaftigkeit in Sprechweise und Gebärden wurden die willkommenen Fremden zum Rauf eingeladen, und auch zwischen den Einheimischen selbst fand ein lebhafter Austausch von Waren und Geld, wie von Worten und Gesten statt. Und alle diese lebhaft durcheinander drängenden und durcheinander redenden und gestikulierenden Gestalten, in Helle lose Gewänder gehüllt, boten ein wunderbar anziehendes Schauspiel, in welchem für den Europäer nur der vollständige Mangel der Weiblichkeit eine auffallende 34. Die Jugend von Bibi Gkba. — bl — und fühlbare Lücke bedeutete. Bald sank der Albend nieder, und auf des Tages Arbeit und Hitze folgten einige nächtliche Stunden der Freude und des Genusses. In ihnen atmet der Tropenbewohner auf von der Glut des Tages, in ihnen genießt er feine geselligen Freuden, wie wundervoll war diese südliche Bachi in der noch immer warmen, ober doch nicht mehr gluthauchenden Luft, belebt von de» weißleuchtenden Gestalten der Wüstensöhne das nächtliche Dunkel. Die Alteren standen in Gruppen zusammen, schweigend oder in ruhiges Gespräch vertieft; andere saßen vor ihrem Kaffee, ihre Zigarette rauchend. Der jüngere Teil der Bevölkerung bewegte sich lebhaft plaudernd oder fröhlich lachend und scherzend durcheinander, liier und da trug ein Märchenerzähler oder Volkssänger in lebhaften Gesten seine Dichtungen vor, umringt von einem Kreis aufmerksam lauschender Zuhörer. Von allen Seiten klang jene eintönige, aber durchdringende arabische Musik der Trios, welche den Tanz der Mädchen der Med-Balls begleitete, und in dichten Gruppen standen die Zuschauer dieser Tänze in und vor den Cafes. Die Mädchen aber, welche nicht tanzten, saßen oder standen im Dunkel der Straße» vor ihren Türen und warben mit halblauten Worten um die Gunst der Vorübergehenden, unterstützt von dem Zauber dieser Märchennacht. wieder fiel unter diesem Gegensatz der gänzliche Mangel ehrbarer Frauen auf. Bur ein Arabermädchen, in hellbunte Gewänder gehüllt, beteiligte sich als bloße Zuschauerin an jenen Tänzen, obwohl sie ihr schmales, regelmäßig hübsches Gesicht unverhüllt zeigte. Vielleicht aber war doch auch sie eine Angehörige der Med-Balls; denn zärtlich schmiegte sie sich Arm in Arm an den Araberjüngling, der an ihrer Seite stand. Der andere Tag zeigte uns das Leben der eingeborenen Araber in weniger freundlichen Bildern. Cine 18 Kilometer lange wagenfahrt brachte uns durch die wüste zu einer benachbarte» Mase, Sidi Mkba. Schon als wir auf dein Wege dahin durch einige Straßen von Alt-Viskra fuhren, gewannen die Häuser der Araber ein anderes Aussehen als in den an Beu-Biskra grenzenden Straßen. Lehmwände von 4 bis 5 Meter Höhe schloffen die Wohnungen nach außen hin ab. Cine Trennung der einzelnen Gehöfte war an de» glatten Mauern außen nicht zu erkennen, nur je eine schmale, niedere Tür und hoch oben an der wand einige kleine unregelmäßige Fensterlöcher kennzeichneten eine besondere Wohnung. Bald kamen wir aus der Mase in die offene wüste. Hier bestand der Boden aus harter, gelblicher Lehmmasse, über welche in größeren und geringeren Ausdehnungen ein ganz feinkörniger bräunlich-gelber Flugsand gebreitet war. Jetzt löste sich auch das Rätsel, woher jener eigentümliche Duft stammte, welcher in Biskra sich bemerklich gemacht hatte und namentlich in dem arabischen Stadtteil sehr aufdringlich geworden war. In der freie» wüste standen in größeren oder kleineren Büscheln zwei Pflanzen; eine unseren Sedum-Arten gleichend, deren Stengel dicht mit grünlich-grauen, fleischige» kleinen Blättchen besetzt sind ; die andere ist ein zu den tamariskenartigen Pflanzen gehöriges Gewächs mit holzigem, verästeltem Strauchwerk und graugrünlichen, schuppigen, ganz in der weise unserer Tuva arten geordneten Blätter».*) Diese letztere Pflanze strömt jenen eigentümlichen Harzgeruch aus. Indem das Vieh der Wüstenbewohner dieselbe abweidet, teilt sich der Geruch der Milch und den Ausdünstungen der Tiere mit und geht auf alles über, was mit ihnen in Berührung kommt, ganz besonders auf den Menschen, der die Milch genießt. Als wir uns Sidi Mkba näherten, bemerkten wir zur Linken der Fahrstraße ein weites Feld, auf welchem sich in regelmäßigen Reihen etwa ®/4 Meter hohe, spitze Lehmkegel erhoben, wir wußten uns deren Bestimmung nicht zu deuten, bis wir hörte», daß dieselben Gräberzeiche» seien, und daß wir die Beerdigungsstätte des Ortes vor uns hätten. Bald waren wir an dem Palmenwald der Mase angelangt. Der Rand des Waldes war durch niedere Lehmwände gegen den Wüstensand geschützt; längs derselben waren Gräben gezogen, in welchen schmutziges Lehmwaffer zur Bewässerung neuer Palmenanpflanzungen herbeigeleitet wurde, wir sahen vielfach die niedrigen Büschel dieser jungen Palmen hinter den schützenden Lehmwänden. Zwischen zwei höheren solcher Mauern, über welche sich Palmenkronen neigten, fuhren *) vgl. 5. (Anm. 9) it. S. 52. wir in die Mase. In kurzer Zeit hielten die wagen auf der Straße und wir gingen die enge, staubige Straße zwischen de» beiden Lehmmauern, die nur selten von Türen durchbrochen waren, weiter, plötzlich wichen die wände auseinander und wir befanden uns auf einem großen freien Platz, welcher von größeren und kleineren Gebäuden umgebe» war und sich in mehrere Gassen fortsetzte. Bald umgab uns in dichtem Gedränge die Einwohnerschaft, namentlich die Jugend. Ein Araber mit blatternarbigem Gesicht, der vielleicht 30 Jahre alt sein mochte, leistete uns Führerdienste. Er bot einen erbarmungswürdigen Anblick. £ahnt an beiden Beinen, schleppte er sich mühsam humpelnd am Stock dahin. Das rechte Auge war ganz erblindet, die Ijorn-haut in eine weißsehnige Narbenmasse verwandelt. Das linke Auge war gleichfalls schwer erkrankt, die Hornhaut getrübt und entzündet, das Unterlid durch Narbenbildung zum Teil nach außen gestülpt; doch schien er »och soviel zu sehen, daß er seine nächste Umgebung zu erkennen vermochte. Zunächst betraten wir eines der vor uns liegenden Gebäude, aus welchem uns ein betäubend lautes Stinimengeschwirr entgegenschallte. Es war eine Schule. Zu dem niedrigen, halbdunklen, stallartigen Raum hockten auf dein lehmgestampften, unebenen Fußboden dichtgedrängt etwa 30 fünf- bis zehnjährige Knaben im Halbkreise um einen jungen Lehrer und sprachen 35. Sidi Okba: Friedhof. oder lasen gemeinschaftlich von ihren Tontafeln Koransprüche ab. Dieses Durcheinander jugendlicher Stimmen, welche keineswegs alle dieselben Worte gleichzeitig zn sprechen schienen, erregte in dem engen Raum ein nervenlähmeudes, im Verein mit der Hitze und der üblen Luft einschläfernd wirkendes Getöse. Ab und zu erhob sich einer der Schüler, um die Reisegesellschaft sich näher anzusehen und um eine Gabe zu bitten. Nach Kinderart machte auch wohl der eine dem anderen, ihn am Arm oder Kleid zupfend, eine private Aufteilung. Bemerkte das der Lehrer, so langte er mit seinem langen, dünnen Stock nach dein kleinen Sünder, und eifrig wandte sich derselbe wieder seiner Schulpflicht zu. Jedenfalls schien keine übermäßige Strenge in der Schule zu herrschen, wir traten aus dem dumpfen, heißen Raum wieder auf den Platz, und von einer anderen Seite klang uns derselbe Schülerlärm wieder entgegen. liier wurde in einer geräumigen, nach der Straße zu in weiten, runden Bogenwölbuugen geöffneten li a Ile wohl eine höhere Schülerklasse unterrichtet; hier waren ältere Kinder, von 10 bis 14 Jahren ungefähr, versammelt, wieder lasen sie von ihren Lehmtafeln ihre Koransprüche — so sagte uns unser Führer — mit dein singenden Ton der Schulkinder ab. Hier sah man auch einzelne junge Mädchen an dem Unterricht teilnehmen. Andere Schüler, anscheinend noch ältere, saßen abseits neben jener Gruppe und malten mit einem feinen Pinsel und schwarzer Tuschfarbe arabische Luchstabe» sorgfältig auf ihre glatten Lehmtafel», welche etwa 40 Zentimeter lang und 25 Zentimeter breit waren. Auch Hier ließ sieh manche kleine Szene jugendlichen Übermuts und Leichtsinns beobachten, auch Hier schwang der Lehrer, mehr symbolisch als wirklich strafend, ab und zu seinen langen Backei. Es schien ein freundliches Bild. Aber bei genauerem Zusehen konnte man bald erschütternde, unser tiefstes Mitgefühl bewegende Beobachtungen machen. Mie viele der kleinen Zöglinge sahen körperlich elend und verkommen, bleich und abgezehrt aus und trugen den Stempel schweren Siechtums in den müden Gesichtszügen. Mie viele hatten entzündete, wunde Augen, und es war ein erschreckender Anblick kindlichen «Elends, wenn wir die wunden Augenlider umsäumt sahen von dichtgedrängten kleinen schwarzen Fliegen, welche gierig an der feuchten Mundabsonderung sogen. So schwach oder so abgestumpft waren die kleinen Dulder, daß sie nicht einmal die Hand erhoben, um jene (Quäler zu verscheuchen. Und die entsetzlichen Folgen dieser ersten Stadien der Augen-erfranfuugcu konnten mir überall erblicken. Zahlreiche Kinder und Erwachsene mit entzündeten oder ganz erblindeten Augen, zahlreiche abgezehrte, Harnmolle Leidensgesichter, sehr oft von Blatternarben zerrissen, bewiesen, daß es nicht immer ein ungetrübtes Glück bedeute, unter palme» zu wohnen. Blattern, ägyptische Augenkrankheit, Vernachlässigung unbedeutender Entzündungen und die dörrende Mästen sonne im Bunde mit dem feinen Staub der Luft führten alle diese Unglücklichen einer frühzeitigen Blindheit zu. Nachdem mir noch die Moschee besucht hatten, traten mir von dem platze aus in eine der Straßen und verfolgten sie bis an das Ende. Mieder öffneten sich wie in Biskra die Häuser zu beiden Seiten ans die Gaste, und man sah Handwerker und Krämer bei ihrer Beschäftigung oder bei dem Handel. Aber die Gasse mar furchtbar eng, dicht drängte sich das Volk und schob sich durcheinander im Verein mit zahlreichen Eseln, Mauleseln, Ziegen, unter dem schwirrenden Getöse der durcheinander sprechenden und rufende» Menschenstimmen. Hier bot ein Fleischer seine Ware aus und verscheuchte mit einem Medel die Fliegcnschmärme, welche sich auf dem feucht glänzenden Gedärm eines frisch geschlachteten Hammels gütlich tun wollten, dort wurden in einer brodelnde» Fettmasse flache Kuchen gebacken. Alles feilschte, schrie, lachte, schmatzte durcheinander, das ganze Leben der (Ortschaft schien sich auf den platz und die Gaffe zusanunengedrängt zu haben. Allerdings hörten mir, daß der (Ort mehr als 7000 Einwohner einschließe, welche eng zusammen wohnen müssen, um den palmeupstanzungen nicht zu viel platz zu rauben. Auf der Gaste mischte sich der feine Lehmstaub mit Abfällen von Gemüsen und Früchten und dem Schmutz des Viehes und schwebte mie eine feine Molke in dee Luft. Und über dem allen brütete die Sonne der Sahara und fchmehlte in aufdringlichster Verdichtung jener gräßliche, die Geruchsnerven marternde Beduinengeruch. Und in dieser Athmospäre leben jahraus, jahrein viele Tausende von Menschen und lernen von der Geburt bis zum Tode nichts anderes kennen als dieses Leben! Aufatmend, mie aus einem Hexenkessel erlöst, kehrten mir wieder auf unseren Halteplatz zurück und begaben uns in das einzige französische „Restaurant" des (Ortes, wie die Aufschrift auf der schief in ihren Angeln hängenden Holztür lautete. Eine verkommen und furchtbar schlampig aussehende europäische Frauensperson, an deren Kleider sich ein kleines Mädchen von etwa 8 Zähren klammerte, führte uns durch einen mit allerlei altem Trödel gefüllten Laden in ihren von niedrigen Lehm-mauern abgeschlossenen Garten. Einige schiefe, auf eingeschlagene» pfählen ruhende Brettertische mit fingerbreiten Kitzen, einige Mastectomie» auf dem fahlen, unebenen, mit melken Blättern bestreuten Lehmboden und einige zerbrochene Meinfpaliere bildeten die Ausstattung des kleinen Raumes, in welchem einige IVeinstöcfe, Feigen und Rhizinusbüsche und eine niedere, mit unreifen Früchten behängte Dattelpalme prangten. Alles zeugte von höchster Verwahrlosung und der Abwesenheit jedes Gefühls für Schönheit oder Behaglichkeit. Nachdem mir uns an den fürsorglich von Biskra mitgebrachten Erfrischungen gelabt hatten, traten mir unsere Rückfahrt an. Hoch bot (id) uns cin Idyll, charakteristisch für Sibi Mkba. Sin uraltes, kleines, ver schrumpftes, mit schmutzigen, zerfetzten Tüchern verhülltes Hegerweiblein, aber mit unverhülltem Gesicht — es drohte wohl keine Gefahr mehr —, führte ein kleines, struppiges, schmutziges Eselchen. Dem hingen zu beiden Seiten gefüllte wasserschläuche von Ziegenfell, die Haarseite nach außen gekehrt. Seltsam standen die abgeschossenen Beinstümpfe von den strohend gefüllten Rümpfen der Schläuche, die von schmutzigem Lehmwasser trieften, ab. So zogen weiblein und Eselein die staubige Straße entlang. Und noch ein tragisches Bild. Ein halbwüchsiger Knabe drängte fid) mit ausgebreiteten Armen an die Lehmmatter und wandte uns sein blasses, verhärmtes Gefidst zu; die Augensterne waren erloschen, es war ein Blinder, welcher fid) zur Seite drückte, voll Furcht, überfahren zu werden. wieder fuhren wir an dem Begräbnisplatz vorbei, und wir verstanden jetzt seine Spradje und warum er sich soweit dehnte. Und wir fuhren zurück btttxch die zitternde, flimmernde, blendende Glut der wüste, unter dem bleigrauen, fahlen Himmel, von welchem die der Mittagshöhe nahe Sonne ihre Flammenstrahlen herabsandte. Die lähmende Ermattung des südlichen Mittags lagerte über der Reisegesellschaft. — Das Mittagessen wurde gemeinsam im Hotel Sahara eingenommen. Hier herrschte durch die gänzlich neuen und interessanten Eindrücke, die uns der vormittag geboten hatte, die fröhlichste Stimmung. Heden wurden gehalten, Toaste ausgebracht. Had) dem Essen hielten wir Siesta, die einen schliefen, die anderen (daneben Karten: Wer zlihlt die Völker, nennt die Hamen, An die von hier die Karten Fanten ? 56. Auf den Sanddünen der Wiiste. Um drei Uhr machten wir wieder eine Ausfahrt zu wagen. Zuerst besuchten wir die Villa des Grafen Landon, „Le Clintrun“ genannt, mit einem weit ausgedehnten, mit größter Sorgfalt gepflegten Garten. Hier finden fid) alle möglichen palmellarteli in üppigstem wüchse, sowie sonstige tropische Bäume und Getvädsie. Die Blattstiele an den Fächerpalmen waren 4—5 Meter lang. von hier, von der Stätte des üppigsten tropischen Lebens, fuhren wir hinaus in die freie wüste zu den 16 Kilometer nordwestlich gelegenen S a n ddün en, wo völlige vegetationslosigkeit herrscht. Der weg dahin führte uns durch die langgestreckten Gassen von Alt-Biskra, das ganz in der gleichen weise gebaut ist wie das Dorf in Sibi Dkba. Teilweise sind die Gassen vollständig bedeckt, wie mir mein Kutscher, der Besitzer unserer Fuhrwerke, sagte, sind in der 200 Kilometer südlich gelegenen Gase Tuggurt alle Straßen zum Schutze gegen die Sonne so gedeckt. Als es an einer sdfledsien Brücke des Baches biuxch einen kleinen Unfall einen kurzen Aufenthalt gab, ging id? mit den Insassen meines Wagens in das Innere einer Wohnung, aus der eine Fran freundlich herausgrüßte, wir kamen burd; die Türe zunächst in den gedeckten, gegen den Hof zu offenen Hauin. Eine alte Frau mahlte mit einer sehr primitiven Handmühle Getreide. Daneben saßen zwei Frauen, nod) sehr jung, 15—16 Jahre alt, und spannen an einem Gewebe. Die Frau, die uns herein« geführt hatte, wies auf den geschloffenen Raum links in der Ecke. Ls war ihre und ihres Mannes spezielle Wohnung, ihr Brautgemach. Sic hatte einen besonderen Stolz darauf, denn es befand sich darin eine alte Kommode und ein Spiegel. Außer-dem waren die wände mit allerlei Llitterwerk geziert. Ls wurde mir gesagt, wenn ein Sohn heiratet, so wird ihm, soweit der Platz reicht, ein eigenes solches lfäuschen im Ijof- oder Gartenraum gebaut. Den Tag über wohnen dann die Frauen gemeinsam in dein gedeckten Raume bei ihren häuslichen Arbeiten. Die Männer heiraten im Alter von 15—16 Jahren, die Mädchen schon mit 11—14 Jahren. Die Folge ist, daß die Frauen schon sehr früh altern. Die Frau, in dereu Ifaus wir waren, war noch gut in den Dreißigern, vielleicht noch nicht dreißig Jahre alt, aber ihr Gesicht war schon voll Runzeln. Der Mann muß sich die Frau vom Vater kaufen. Auf meine Frage, was dafür bezahlt wird, antwortete mein Kutscher: “Gomme elles soni jolies, 50—2000 Francs", wenn also ein Vater viele hübsche Töchter hat, so ist das für ihn kein Unglück, natürlich wie bei uns nur für den Fall, daß er sie anbringe. Ich fragte ihn, ob es vorkomme, daß ein Franzose eine Eingeborene heiratet, da antwortete er: „Oh non, dies sont trop salles !“ Nach ungefähr einstündiger Fahrt gelangten wir an langhingestreckte, niedrige Sanddünen aus rötlich-gelbem Sande. Sie boten so ganz das Bild, wie wir uns die wüste gewöhnlich vorstellen. Dieselben finden sich auch in der wüste sehr häufig in riesige» Ausdehnungen. Nach allen Seiten umgab uns eine unabsehbare, totenstille Ebene, nur im Nordwesten war dieselbe begrenzt durch ferne hohe Berge, über die sich die Sonne bald Hinabfeiifte1S) und uns zur Rückkehr aufforderte. 5?. „Das Tor der lüliste" mit ©afe (gegen Norden). 8. Cambèfc und Timgad. Dienstag, den 8. August, sollten wir die bedeutendsten römischen Ruinen in Nordafrika kennen lernen, La in böse und vor allem Timgad. Um 8 Uhr morgens nahmen wir Abschied von Biskra, in Gedanken freilich noch lange dort verweilend. Unterwegs betrachteten wir wieder, diesmal gegen Nord gewendet, das so eigenartige Landschaftsbild, welches wir ja vielleicht zum letztenmal in unserem Leben sehen sollten: die wüste, die letzte Mase, den keilförmigen Engpaß von El Kantara, den imposanten Gebirgsbau. — In einer Station stieg in unser Coupé ein vornehmer Araber ein, eine hohe, schlanke, doch sehnige Gestalt mit feinen Gesichtszügen, ganz 1S) Die gelbrote Farbenpracht des Abendlsinnnels, der feinen Schimmer auf die fernen Ketten des Atlas und über die weite, starre wüste warf, läßt sich nicht beschreiben, ljier fanden wir die Schitecfengehäufe der Gattung Helix ; vgl. S. HH. in weiße Gewänder gehüllt, mit langem Gewehr, Patronengürtel und einein Rucksack ausgerüstet. Er fuhr nach Batna, mit sich von dort ins Gebirge auf die Löwenjagd zu begeben. —- Um 12 Uhr mittags waren wir in Batna und traten sehr bald nach Tisch zu wagen die Fahrt nach Lambèse und Ti mg ad an. Es war dies eine kleine Gewalttour, hin und zurück im ganzen fast 100 km, eine schöne Probe für die Leistungsfähigkeit der arabischen Pferde, wenn inan bedenkt, daß diese Strecke in der Nachmittagshitze des August und auf staubigen, meistenteils nicht sehr guten Wegen bis gegen 10 Uhr abends bewältigt wurde. Zum Glück liegen die betreffenden Punkte schon in einer Höhe von über 1000 m an den Nordabhängen des Djebel Aurös, wo die Hitze doch gemäßigt war. wir merkten de» Unterschied gegenüber Biskra umsomehr; während der Rückfahrt am Abend wurde es sogar empfindlich kühl, das erstemal seit Genua. „wo der Römer siegt, da wohnt er auch." Seitdem die Römer nach der völligen Unterwerfung Karthagos i. Z. 146 v. LH r. in Afrika festen Fuß gefaßt und die „Provinz Afrika" begründet hatten, waren sie auch bemüht, die Grenzen ihres dortigen Riachtgebietes möglichst zu erweitern und zu sichern. Zwar wurden sie der dortigen Noinadenvölker (der Ausdruck „Nomaden" stammt ja von dem wort „Numider" her) niemals völlig Herr und ihr Regiment fand hier im Steppen-, Gebirgs- und wüstenland ebenso eine Grenze im Süden wie im Norden in den germanischen Wäldern und im Osten am Kaukasus und in den kurdischen Bergen, der Heimat der alten parther. Umsomehr mußte man darauf bedacht sein, diese unsichere Grenze zu schützen. „Die Römer sahen sich bald genötigt, das ihnen unterworfene Gebiet der Ackerbauer durch Reihen von Befestigungen und eine Art lltilitärgrenze gegen die Nomaden zu schützen, die sich, in Steppen und Gebirge zuriickgedrängt, höchstens vorübergehend als unsichere Bundesgenossen gewinnen ließen, aber immer zu Linsiillen in das Frnchtland bereit waren. Immerhin genügte, da nach der endgültigen Schwächung der nnmidifchen lltacht kein stärkerer Feind das römische Afrika bedrohte, eine verhältnismäßig geringe Truppenzahl zum Schutze des Landes: zwei Legionen (später gar nur eine einzige) hatten ihr Standquartier in Afrika . . . Außerhalb der Provinz standen nur die Gebiete des Ackerbaues unter römischem Einfluß, und da diese Gebiete oasenartig in den von Nomaden besetzten Landstrichen lagen, so war von einer völligen Beherrschung des Landes niemals die Rede. Das gilt besonders von Mauretanien, das auch in späterer Zeit kein fester Bestandteil des römischen Reiches geworden ist." “) Lambaesis und Thamngadi (Tirngad, zur Zeit Kaiser Trajans, der cs zu einer Kolonie erhob, auch Ulpia genannt) waren solche vorgeschobene Garnisonen, von welchen ans auch noch einige kleinere vor- und Grenzposten, wie „ad Piscinam“ (Biskra) unterhalten wurden. Doch fällt die blühende, geradezu großstädtische Entwicklung dieser Orte erst in die Kaiserzeit; so verweilte Hadrian (117—138), der ja überhaupt gerne große Reisen unternahm, auch in Lambaesis, wo man dann zum Andenken an den Besuch des Kaisers einen Armeebefehl desselben in Stein gemeißelt hat. Daß sich hier eine hochentwickelte Stadtkultur herausbilden konnte, ist leicht erklärlich: die Städte hatten eine sehr günstige Lage. Gegen Süden zu das ansteigende waldige Gebirge, welches im Djebel Lhelia über 2300 m hoch wird und int Winter mit Schnee bedeckt ist, im Sommer aber gegen die Gluthitze der wüste einen trefflichen Schutz gewährte; auch luden die nahen Wälder zum Zagd-vergnügen ein. Überall in der Umgegend gab es Thermen, Schwefelbäder, die den Römern wohl bekannt waren. Am ivichtigsten aber war die außerordentliche Frucht» ") Dr. H. Schnitz in Helmolts Weltgeschichte, IV. Bd. S. 258. barfeit des Landes. So gab es also in gleicher Meise Anziehungspunkte für die Vertreter der Landwirtschaft, des Handels- und Kaufmannftmtdes, auch der verwöhnte und anspruchvolle Städter konnte sich hier bald heimisch fühlen; die Offiziere und Mannschaften der Garnison vervollständigten die Bevölkerung. „Die Kornzufuhren aus Afrika waren für Asm und für Italien, dessen Landbevölkerung mehr und mehr znrückging, längst schon unentbehrlich geworden und leiteten einen Teil des Goldstromes, der in Noin zusammenfloß, nach der afrikanischen Provinz hinüber. Künste und Wissenschaften feierten, als sie in Nom von ihrer Höhe herabsanken, wie in einigen anderen Provinzen, so besonders in Afrika eine schone Nachblüte. Aber auch die Übeln Begleiter des Neichtums, Schwelgerei und Sittenlosigkeit, fanden einen vortrefflichen Nährboden." 1:') Nichts zeugt deutlicher von dem fröhlichen Leben in Timgad zur Nömerzeit als eine Inschrift, deren lateinischen Text mir auf den Steinfließen gut entziffern konnten: „Jagen, baden, spielen, lache», das heißt leben". — Der Invasion der Vandalen (429) und noch mehr der Araber (um 700) fielen auch diese Städte zum Opfer. Mährend aber Pompeji unter der Lava und dein Aschenregen des Vesuv sozusagen lebendig begraben wurde, ging in Timgad die Vernichtung der Kultur durch Menschenhand voraus; die verbrannten und zerschlagenen Trümmer erst bedeckte wie mit einem Leichentuch der Steppensand — und darin liegt hinsichtlich der Ergebnisse der Ausgrabungen der große Unterschied. Man kann also den Vergleich: „Timgad, das afrikanische Pompeji" — nur in beschränktem Maße gelten lasse». (Auch war Timgad eine Großstadt, Pompeji aber nur eine kleine Landstadt.) Die Lava hat zwar in Pompeji das Leben vernichtet, aber die Kultur vielfach bis in die kleinsten Einzelheiten durch die Jahrhunderte herauf unter ihrem schützenden Mantel treu erhalten. So konnte Schiller schon mit Neckst singen: „Welches Wunder begibt sich? Wir flehten um trinkbare (Quellen, Erde, dich au, und mas sendet dein Schoß uns herauf? Lebt es im Abgrund auch? Wohnt unter der Lava verborgen Noch ein neues Geschlecht? Kehrt das entflohue zurück?................ Frisch noch erglänzt die Wand von heiter brennenden Farben. Wo ist der Künstler? Er warf eben den Pinsel hinweg................... Steht nicht der Dreifuß hier auf schön geflügelten Sphinxen? Schüret das Feuer! Geschwind, Sklaven, bestellet den Herd! Kauft, hier geb’ ich euch Münze», voi» mächtigen Titus gepräget ; Auch noch die Wage liegt hier, sehet, es fehlt kein Gewicht................ Was verwahret dies Kästchen? M seht, mas der Bräutigam sendet, Mädchen! Spangen von Gold, glänzende Pasten zum Schmuck. Führt die Braut in das duftende Bad, hier stehn noch die Salben, Aber wo bleiben die Männer? Die Alten? Im ernsten Museum Liegt noch ein köstlicher Schatz seltener Rollen gehäuft. Griffel finden sich hier zum Schreiben, wächserne Tafeln; Nichts ist verloren, getreu hat es die Erde bewahrt." — Solches mm kann man freilich von Timgad nickst sagen; aber die von den Franzosen seit 1880 in größerem Umfang begonnenen Ausgrabungen haben doch schon ein reiches Ergebnis geliefert und berechtigen noch zu weiteren schönen Hoffnungen. ,6) Dr. Schnrtz a. a. 0). 5. 258; vgl. „Würdigung der deutschen Mittelmeerreise", S. (0 : „Hier in den afrikanischen Städten Algier und Tunis — finden mir ganz europäisches Leben und Treiben, moderne Kultur, in nicht geringem Grade auch in ihrer Entartung". Dies gilt ja sogar auch für Bistra ! 3it Lambése hielte» wir uns i» Anbetracht der »och zu bewältigenden großen Entfernung bis Tiingad nur kurze Zeit auf, um die Neste des römischen Lagers zu sehen. Noch steht, zu stolzer Höhe emporragend, das aus mächtige» (Quadern erbaute praetorium (das Hauptquartier mit dem Feldherrnzelt) am Kreuzungspunkt der zwei Hauptgassen des Lagers, welche in die vier große» Tore des praetoriums münden und an den vier Haupttoren an der starken Umwallung des Lagers enden. 3»i 3u»ern des praetoriums, welches, wie es im Gedenkbuch heißt, an die porta nigra in Trier erinnert, nahm ich von der Reisegesellschaft ein Gruppenbild auf; leider konnte das wohlgelungene Nild nicht inehr im Gedenkbuch Aufnahme finde», weshalb ich kein Cliché von demselben besitze. „3»teressant", sagt das Gedenkbuch, „sind die Grundmauer» der Soldatenbaracken rings um das praetorium. Sie beweisen, daß die römischen Legionäre nicht in großen Kasernen wohnten, sondern, hier wenigstens, in kleinen, ans Stein gemauerten Häuschen, also etwa nach Korporalschaften eingeteilt". Lambaesis war zur Zeit des Kaisers Hadrian das Standquartier der legio Ili. Augusta. Weitere Reste, wie einen Triumphbogen des Tommodus und Septimius Severus, die Grundmauern, einzelne Säulen von Tempeln u. a. konnten wir nur flüchtig sehen. Heute ist Lainböse ein Dorf mit einer französischen Strafanstalt. Der Eingang des gewaltigen Ruinenfeldes in Tiingad liegt an der Nordseite eines mäßig ansteigenden Hanges, auf dem die Stadt erbaut war. Hier am Eingang steht rechts das kleine Hotel Rleille, wo wir eine Erfrischung nahmen, links das Haus des Direktors der Ausgrabungen und ein kleines RI use um, welches wir zuerst besuchten. Ansichtskarten, welche mich jetzt bei der folgenden kurzen Beschreibung von Tim-gad in der Erinnerung wesentlich unterstützen, und Photographien waren hier, was wir lebhaft begrüßten, in reicher Auswahl zu haben und wurden auch in großen Mengen abgenommen. Das Museum enthält schöne Skulpturen und Vasen, große, gut erhaltene Mosaikarbeite», von denen manche (z. 23. Entführung einer Nereide) lebhaft an pompejanische Mosaiken erinnern, dann Znschriftensteine, Münzen u. a. m., lauter Antiquitäten, die hier gefunden wurden. Auch eine Beschreibung der Ausgrabungen (in franz. Sprache) kann man dort haben. Dann besichtigten wir die Ruinen selbst, wobei uns der Konservator Rottier führte und entsprechende Erklärungen gab; da er aber französisch und zu dem sehr rasch sprach, verstanden wir oft leider nur allzuwenig; trotzdem ein Fräulein bereitwilligst Dolmetschdienste leistete, ging von dem Vortrag viel verloren; glücklich der, dem einschlägige Fachkenntnisse und eine halbwegs ausreichende Beschreibung in einem Reisehandbuch (vgl. Aum. 3, S. 32) zur Verfügung standen. Zwei knappe Stunden hatten wir Zeit zur Besichtigung; man würde aber wohl leicht zwei Tage branche», um einen gründliche» Einblick in die dortigen Altertümer zu bekommen. Es gilt eben für Tiingad das gleiche wie bei 38. praetorium in Lambèse. pompeji ; zwei Dinge vor allem brauchte der Besucher dieser Stätten : Zeit und Ruhe, und beides mangelt meist nur allzusehr. Mir ging es da wie vielen anderen: ich wäre am liebsten hier geblieben, allein in schweigender Einsamkeit inmitten der Trümmer. Da hätte man Gelegenheit zu innerer Sammlung, da könnte dann die Phantasie, rückschauend in die Vergangenheit, die Stadt selbst mitsamt ihrem frisch pulsierenden Leben vor das geistige Auge führen. — Mir steigen hinan den aufwärts führenden, breiten, mit weißgrauen Fließen gepflasterten Cardo maximus (die nordsüdliche Hauptstraße) ; auf beiden Seiten stehen in langen Reihen die Wohnhäuser — doch nein, sie sind nicht mehr vorhanden, nur einzelne Trümmer ragen empor und vergebens sucht das Auge das vestibulum, das affinm (die Vorhalle) mit dei» impluvium (dem Regenfang) ; in einem Haus ist noch das Bassin (piscina) im Hof (peristylum) gut erhalten. Doch Mosaikböden kann man noch gar viele finde» ; man braucht nur die dünne Sand- oder Humusschicht entfernen, da kommen sie als 39. Tiingad: Canlo maximus. bald zum Vorschein. Wenig ist mehr zu sehe» von den Speise-, Schlaf-, Wohnzimmer» u. a., nur die Grundmauer», oft mächtige (Quadern, zeigen den Grundriß, nur Pfeiler-stumpfe, Säulenschäfte rings umher. So gelangen wir zum Forum, wo die Rord-Süd-Straße mit dem Decumanus maximus, der ostwestlichen Hauptstraße, sich schneidet — ein uralter Brauch, diese Art der Stadtanlage. Schon die griechischen Kolonisten orientierten die neu zu gründende Stadt nach den Himmelsgegenden.10) So verfuhr auch der römische Augur bei einer wichtigen Unternehmung Am Capitolinus stehend, teilte er den Horizont mit seinem Stab durch zwei über seinem Scheitel sich kreuzende Linien, deren ostwestliche decumanus, deren nordsüdliche cardo (der Meridian) genannt wurde, in vier Regionen ; von Sonnenaufgang her erwartete man dann die günstigen Zeichen. So geschah es auch beim Lagerschlagen, wie oben '*) vgl. „lvürdigimg bev v. illittelmemeife", 5. sä. bei der Beschreibung des pvcidoriums von Lambaesis angedeutet wurde, und Städte, die ans Lagern hervorginge» — wofür ebeu Timgad wie viele andere Orte Beispiele bieten — behielten die altvertraute Grundanlage, an welche sa auch der Ausdruck „Stadtviertel" gemahnt. — Auf dem Form» von Timgad finden wir allüberall »och Spuren des Lebens und Treibens, welches einst hier geherrscht hatte: hier, entlang dein Decuinanns, die Kolonnade, in deren Schatten die Bewohner sich ergingen oder ihre Geschäfte abwickelten und wo auch Kaufläden der Gewerbetreibenden untergebracht waren. Der portikus ist zum Teil noch erhalten; wir sehen eine Reihe von Säulen mit korinthischem Kapitell, ein Zeichen der römischen prachtliebe, welche die einfachere dorische oder jonische Form verschmähte oder aber im Kompositen-Kapitell eine unschöne Verbindung des korinthischen Knaufes mit dem jonische» hervorbrachte. In der Nähe war die Rednertribüne und die Kurie, wo der Magistrat seine Sitzungen hielt. Au der Westseite, gegen den hochaitf-ragenden Triumphbogen aus der Zeit des Kaisers Trajan zu, kommen wir zur Basilica, in deren palle» der hier gewiß immer außerordentlich lebhafte und wichtige Marktverkehr sich ab> spielte; auch für die Ge-richtsverhandluugeu war hier ein eigener Raum, die »och erhaltene Apsis, welche, wie eine Inschrift besagt, 138 ». Chr. erbaut wurde. Zwei Säulen bezeichnen die Stelle, wo einst der Viktoriatempel gestanden war. — HO. Forum in Timgad. Wir setzen unseren Rund- gang fort und steigen gegen S.-G. zum Theater hinan, welches auf der pöhe liegt und von dem aus man einen umfassenden Rundblick gewinnt. Auf seinen bogen- förmigen Sitzreihen wollen wir einen Augenblick ruhen, ergriffen von dein eigenartigen Bild, das uns zu ernster Betrachtung zwingt. Da liegt die im Tod erstarrte Stadt vor ims wie ein gewaltiger Friedhof mit einem peer von Grabsteinen; zu imposanter pöhc erhebt sich aus seiner steinernen Umgebung der gut erhaltene Triumphbogen. Der Blick schweift dann über die Ruinen hinaus auf die weite, öde Steppe, die ganz im pintergrund von Bergzügen abgeschlossen wird — ein fast unheimliches, beängstigendes Bild, welches uns das Nichts des Augenblicks, den engen porizont des eigenen Ich so recht deutlich zum Bewußtsein bringt. „Über den Trümmern Timgads brütet eine großartige Melancholie, wenn man auf diesen Ruinen sitzt, sieht man meilenweit Ouaderreste und Säulensplitter hingebreitet, einen Riesen- leichnam, dessen verweste Glieder überall aus der leichten Decke von Wüstenstaub und Doruengestrüpp emporstarre». Dia» gewahrt die fanatischen Haufen der Lircuni-cellionen, wie sie gegen die katholischen Basiliken Thamugadis anrennen; in unseren Ohren tönt der wilde Ruf der plündernden Vandalen, und cs leuchtet auf in unseren Auge» die verzehrende Flamme, da Araberheere die Stadt christlicher Berbern verbrennen. Alles dahin, und die Neuzeit hat nur ein paar bewohnte Häuschen neben die Reste der antiken Großstadt gesetzt." (Gedenkbuch.) 4 V panorama von (rechts Theater). Doch allzulange schon haben wir verweilt und eilenden Fußes müsse» wir die übrigen Sehenswürdigkeiten durchstreifen, hauptsächlich im westlichen Stadtgebiet. Gut sind die Bäder erhalte», besonders die tiefer gelegenen Räume. Wir steigen zu de» aus Ziegeln hergestellten Heizanlagen hinunter, darüber liegen die Abteilungen mit Heißluft- und Schwitzbädern; wir wissen ja, wie viel die Römer auf die Bäder hielten, wie sehr sie (und besonders auch die Grieche») mit der praktischen Naturheilmethode vertraut waren, welche erst wieder in neuester Zeit und nur schrittweise eine Aufcr-stehung feiert. — Wir kommen zum Capitol mit dein Zupitertempcl, von dem noch 42. Tiingad: chipiterteiiipol am Kapitol. Zwei Säulen aufrecht stehen und zu welchen die „Propyläen", breitstufige Treppen, emporführen. Mit einer photogr. Aufnahme tröstete ich mich über die Unmöglichkeit, länger hier zu verweilen. Nun schnell noch einen Blick auf die neue Markthalle mit dem Brunnen und den steinernen Tischen und zu dein schon erwähnten Triumphbogen, der um 100 ». Thr. aus weißem Kalkstein von der legio III. Augusta erbaut wurde, lfi 111 hoch ist und ein mittleres großes und zwei kleinere seitliche Tore besitzt. Hier nahm ich gerade bei Sonnenuntergang wieder ein Gruppenbild auf. — Nun ist aber die Zeit um. Burgart, der getreue, ist schon ganz uervös und mit unwiderstehlicher Gewalt drängt er die noch immer Zaudernden vorwärts. Denn noch immer gäbe es etwas zu sehen; den neu aufgedeckte» Markt mit den Bassins, Springbrunnen und verschiedenen Läden will man noch näher ansehen oder die Grundrisse der christlichen Basiliken, deren man bis jetzt siebe» fand. — Endlich sitzt alles wieder in den wagen, die meisten sehr erschöpft von dem anstrengenden Rundgang. Nun durchfahren wir wieder die Steppe, die Nacht sinkt hernieder, vom knnnnel leuchten die Sterne in nie gesehener Schönheit und aus der Steppe die Lagerfeuer der Nomaden in dusterer Glut. Tiefer gegen den Horizont als bei uns steht der Polarstern und der große wagen, die Sterne funkeln und scheinen uns so nahe 311 sein. Von Zeit zu Zeit kommen wir nahe an einem Nomadenlager vorbei, da erheben dann die Lagerhunde ein wütendes Gebell und die Kinder fangen zu schreien an; von dem Lärm erwacht mancher Schläfer im wagen, dem der Tranmgott Timgad und ein seltsames Bild vom dortigen Leben zur Römerzeit vorgegaukelt hatte. Einmal mußten wir eine halbe Stunde warteny um einige Insassen eines anderen Wagons aufzunehmen, dessen Pferde mit ihrer Kraft zu Ende waren. Gespenstisch tauchten dann die Umrisse des praetoriums von tamböse aus der dunklen Ebene auf, endlich um 10'/2 Uhr nachts kamen wir in Batna an. Noch mußte zu Abend gegessen werden, erst nach 12 Uhr kam man zu einer Nachtruhe von nicht einmal vier Stunden, denn Mittwoch, den 9. August, begann um 4'10 morgens die über 18 Stunden dauernde Bahnfahrt nach Tunis! 43. Timgad: Triumphbogen ans Trajans Zeit. Don Kroubs nach Tunis. In Kroubs ist der Anschluß der östliche» Bahnstrecke, der Linie Kroubs-Bone (an der Küste), welche wir bis Duvivier benützten, ivo wir in den tunesischen Zug umstiegen. von Kroubs fuhren wir um 9 Uhr vormittags ab und waren um 10 V2 abends in Tunis. Die Strecken von Algier nach Konstantine und von Konstantine nach Tunis betragen genau je 4(i4 km. (Von Wien nach Laibach 445 km, also die ganze Länge von Algier nach Tunis fast gleich der meridionale» Erstreckung (Österreichs etwa von Leitmeritz a. d. Elbe bis über Laibach.) Nun hatte» wir Gelegenheit, auch noch das östliche, tunesische Atlasgebiet kennen zu lernen. Einzelne Gebirgspartien — wie zwischen Dnvivier und 5ouf Ahras, wo die Bahn die Wasserscheide zwischen Seybouse (Küstenflnß nach Bone) und Biedjerda in einer Höhe von 778 m überschreitet, dann östlich von Sonf Ah ras an der obersten Uledjerda bei Sidi Bader und östlich von Pont de Trajan, wo die Bledzerd« die Ufltarifschlucht durchbraust, — sind von geradezu entzückender Schönheit. Korkeichen Waldungen, Oliven, Eukalyptus, Aleppokiefern, dann wieder Getreidefelder, wiesen und wein bilden hauptsächlich die Vegetation. Von besonders interessanten Punkten wären noch hervorzuheben : Ha mm am Uleskutine, das römische Aquae Tibilitanae; dort ist bei den heiße» (Quellen (95° C.) eine berühmte Kalksinterterrasse. G nel ina, das alte Caiani», ist auch jetzt ein größerer Ort mit vielen moderne» Gebäuden. Die Bledjerdaberge bilden die oben erwähnte Wasser-scheide (Seybouse-Medjerda), welche die Bahn in gewaltiger Steigung (auf 45 km kommen 700 m Steigung) überwindet; bei Ain Affra ist ein Kehrtnnnel von 1720 m Länge. Sonf Ahras, das alte Tagaste, in herrlicher Lage (700 m Seehöhe), reicher Gegend und wegen seines trefflichen Klimas jetzt schon viel besucht, ist der Geburtsort des Hl. Augustinus, Bischofes von Hippo. Béja, nördlich von Pont de Trajan, das alte Vaga, ist von alters her bis heute Uiittelpunkt des Getreidehandels. Etwa von Sonf Ahras bis gegen Tunis geht die Bahnstrecke entlang der Kledjerda (vgl. S. 12). Trotz ihrer langen Dauer war die Fahrt eigentlich kurzweilig. Freilich, als die Nacht hereinbrach, da verstummte die Unterhaltung, und als die Helle Beleuchtung das Ziel der Keife ankündigte, waren wohl alle herzlich froh, die lange Tour Überstunden zu haben. Auch das Ulittag- und Abendessen wurde während der Fahrt im Speisewagen eingenommen. Zu Ulittag wurde im Speisewagen meinem Tischnachbar plötzlich unwohl, er verfiel in eine schwere Ohnmacht und erholte sich erst in einigen Tagen vollständig. Es herrschte aber auch in diesem wagen eine unheimliche Temperatur: 43° C.; dazu der Speisengeruch, besonders vom „ZTiouton" (Hammel, den wir vom Schiff her in schlechter Erinnerung hatten), und die Anstrengungen der vorhergehenden Tage — es erforderte immerhin eine gute Konstitution, dies alles ohne Unfall zu überstehen. Ich selbst war gerade an diesem Tage recht frisch und munter; wo ich Gelegenheit hatte, half ich noch durch einen schwarzen Kaffee nach, der mir überhaupt während der ganzen Wüstentour fast unentbehrlich geworden war. Und wenn er in für uns normalen Verhältnissen keineswegs zu empfehlen ist, so begreife ich doch jetzt ganz gut, weshalb dieses Getränk im Orient sosehr beliebt ist. Aber bevor wir in Tunis auf der Etoile nach fünftägiger Abwesenheit wieder unseren Einzug hielten, leisteten wir uns noch ein Glas frischen, guten Bieres in einer der Brafferien ; beim schäumenden Naß feierten wir in der kühleren Nacht das Andenken an die trockene, heiße und doch so anziehende wüste! 9. Tunis. Lin Blick auf die Karte17) belehrt uns über die so eigenartige Lage von Tunis—Karthago und wir erkennen die ganz außerordentlich günstigen Hafenverhältnisse dieser altersgrauen Küstensiedelungen. Line Linie von Bone an der Nord-f üste des östlichen Algerien bis Gab es (kleine Syrte) bezeichnet etwa die Südwest- *’) Siehe Beilage: Karte von Tunis und Umgebung. grenze jenes weit ins Mittelmeer hineinreichenden nordöstlichen Vorsprunges Nordafrikas, der mit der Halbinsel Dakhelat el Maouine und dein Kap Non (Nas Addar) am »ahesten an Sizilien heranreicht mit» so die Meerenge zwischen dem westlichen und östlichen Teil des Mittelmeeres bildet. Westlich von der be,zeichneten Linie und der tunesisch-algerischen Grenze treten durch Übergangsketten die beiden Isauptzüge des Atlas in Verbindung, im nördliche» Teil des erwähnten Vorsprunges aber scheidet die Medjerda mit ihrem südlichen Zufluß Mued Mellègue (Mutliul) die beiden parallel nach N.-M. streichenden Teile des Gebirges. Nach N.-O. verengt sich der Vorsprung; der 9. Meridian (ö. v. Gr., Lap Negro) und 36.° ». N. (Golf von fjammamet, Hadrumetum) begrenzen den schmäleren Teil desselben. Der Tell-atlas endet mit dem K. NIaitc (Nas el Abiad) und K. Farina, der südliche Atlas mit dem K. Non. — K. Farina bildet den westlichen, K. No» (11." ö. L., 37." ». B.) den östlichen Nordpunkt des nach Süden vorspringenden Golfes von Tunis. Die Westseite des Golfes hat wieder (mit Berücksichtigung des Sees Sebkhat er-Niana) einen ha mm er artigen Vorsprung, an dessen östlichstem, ziemlich hoch gelegenen Ende (Dorf Sidi bou Said, südl. davon das alte Karthago) K. Karthage liegt, dem an der Südostseite des Golfes ganz symmetrisch eine Ausbiegung der Küste nach N.-W. — Nas Fartas — entspricht. Das Südende des Isammers bildet die Landzunge von La Goulette (Goletta), welche mit einem wiederum von Süden heranreichenden Vorsprung nur einen schmalen Eingang frei läßt zum westlichsten innersten Teil des Golfes, El Na hira oder Lac de Tunis, in dessen westlichstem Winkel die Stadt Tunis liegt. Wieder westlich von der Stadt breitet sich der ziemlich große Sebkhat es Sedjoumi aus, ei» Ninnensalzsee, der im Sommer austrocknet; so liegt Tunis selbst auf einem Isthmus. Die Stadt Tunis, nach der Einwohnerzahl fast doppelt so groß wie Algier, zeigt mit diesem wie auch mit Konstantine manche weitgehende Ähnlichkeit: die verschiedenen Stadtviertel, das Ansteigen der Altstadt (hier Medina) zur Kasba, das orientalische Leben; nur ist hier alles in größerem Maßstabe, reicher, glanzvoller, großstädtischer. Besonders die Medina, in ihrer ursprünglichen Bauart noch ganz unverändert, ist mit ihrem Leben originell. Ich beschränke mich daher auf die Hervorhebung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. — Donnerstag, den 10. August, verwendeten wir für Tunis, Freitag unternahmen wir eine» hochinteressanten Ausflug nach Karthago, womit wir unserem Aufenthalt in Afrika de» denkbar würdigste» Abschluß gaben. vom Isafen gelangt man, immer »ach Westen gehend durch die Avenue du port, Av. Jules Ferry (mit Ficusalleen) und Av. de France durch die porte de France (siehe Titelbild) zur place de la Bourse. In de» genannten Straßen durchschreitet man das europäische viertel, welches nach seinem Aussehen getrost eine» vergleich mit einem europäischen Großstadtteil aushalte» kann. Die place de la Bourse bildet den Übergang zur Altstadt, in welcher neben den Moschee», arabischen Tafos ». a. die „Souks" am sehenswertesten sind. Soufs nennt man in Tunis das Geschäftsviertel (Bazare) mit vielen größeren und kleineren Läden und einigen größeren Warenhäusern nach europäischem Muster. Wir besichtigten z. B. eingehender das Geschäft „Gebrüder Barbouchi, Ali Barbouchi, Besitzer"; orientalisches Isaus, Seide, parfümerie, Bijouterie, Broderie, Teppiche, alte und neue Waffen, eingelegte Perlmutter und Kupfersachen-Antiquitäten, arabische Kleider für Iserren, Damen und Rinder (laut Firmakarte). Die ziemlich dunkle» und engen Gassen und Gänge zwischen den Bazars sind mit Holz- oder Stoindockcn überwölbt, durch Lücken oder verglaste Lichthöfe werden sie mir mäßig erhellt. Die verschiedensten Gewerbe und Branchen haben je ihren eigenen Souf; so unterscheidet man, um nur die wichtigsten zu nennen, den Sonf des Parfüms, den der Sattler, welche das größte Ansehen genießen und in deren Bereich sich auch mitten auf der Gasse das Grabmal eines arabischen „Heiligen" befindet, der au derselben Stelle auf der Rückkehr von der Pilgerfahrt nach Mekka gestorben sein soll (le tombcau du Marabout au Souk des Selliers); dann der Sonf der Seiler, der Tuchhändler, der Schneider, der Schmiede, der Fruchthändler u. a. m. Der Souk el Berka, wo die jüdischen Goldschmiede Hansen, war früher Sklavenmarkt. Über den Besuch der Sonks am folgenden Tage, Freitag, 44. Tunis: ln de» Souks. dem Feiertag der Mohammedaner, dem Vorabend des Sabbat, erzählt das Gedenkbuch: Ein magisches Halbdnnkel nahm uns auf. Betäubende Düfte von allen möglichen wohlriechenden Essenzen umfingen uns.*) Große bunte Gpferkerzen hingen von der Decke der niederen Verkaufshallen, an deren lvänden Fläschchen und Gesäße aufgeschichtet waren. Den Eingang zu chü. Souk der Sattler mit dem Grabmal des Marabout. den Buden versperrte ein breiter Ladentisch, in dessen Mitte der wohlgenährte Verkäufer hoch über dem Erdboden hockte. Bereitwillig öffnete er seine Flaschen und Fläschchen und goß dem Besucher einen Tropfen von ihrem Inhalt aus die flache Hand, damit dieser sich von der vor» *) Im Souk des Parfüms. trcfflichkeit der Ware durch seinen Geruch überzeugen könne. Als wir an den Sank der Schneider filmen, sahen wir viele leere Verkaufsbuden. Ls war nämlich Freitag, und wir konnten die Gesehestreue der tunesischen Juden, von welchen der größte Teil der tunesischen Schneider ab-stammt, bewundern, welche es nach strenger, schon im alten Bunde befolgter Satzung mit der kseilighaltung des Sabbats sehr genau nehmen und bereits an seinem Vorabende ihre Geschäfte ruhen lassen. Die arabischen Schneider hingegen schienen sich nicht viel darum zu kümmern, daß es Freitag uud damit der mohammedanische Feiertag sei, sondern stichelten lustig auf ihren hohen Ladentischen an oft prächtig mit Gold- und Silberstickereien verzierten arabischen Kleidungsstücke«, vor einem der kleinen Läden stante sich eine Volksmenge. Als wir näher kamen, sahen wir, daß cs sich nur um den Kauf eines Burnus handle, welchen ein von seiner Familie begleiteter Beduine erstehen wollte. Ruhig und still saß der Verkäufer auf seinem Ladentisch, ebenso ruhig und still hockte der Käufer im Kreise seiner Lieben ans dem Boden mitten in der Straße »nd betastete den Burnus bald oben und bald unten, hielt ihn gegen das Licht, »in die Dichte des Stoffes zu erproben, prüfte die Festigkeit der Nähte, reichte den Burnus jedem einzelnen Glieds der Familie, damit es ihn ebenso genau untersuche. Gesprochen wurde bei der ganzen Untersuchung kein IVort, außer daß der Verkäufer hin und wieder seinen Mund auftat und in salbungsvollem Tone die Güte feiner Ware anpries und beteuerte, daß der gestellte Preis der niederste sei, den er machen könne, und der Käufer ebenso würdevoll die Behauptungen des Verkäufers bezweifelte. Nach und nach versammelte sich ein großer Kreis von Zuschauern »in die handelnden Parteien, worum sich aber weder Käufer noch Verkäufer kümmerte». Als wir nach ei» uud einer halben Stunde bei nuferer Rückkehr zum pafen wieder an diesen» Mrte vorbeikamen, war der Pandel immer noch nicht abgeschlossen und erst die Dunkelheit mag die handelnden Parteien getrennt haben. Je inehr »vir uns dem jenseits der Sonks gelegenen Judenviertel näherten, desto größeren Linflnß schien eine tätigkeitsfeindliche Festtagsstimmung auch auf Nichtjube« zu gewinnen. Das Grab des peiligen im Souk der Sattler »var verlassen und ohne Lichterschmuck, schläfrig und griesgrämig ivie ein paar bissige Köter während ihres Mittagsschläfchens blinzelten uns die Verkäufer der Lederwaren, Seidenwaren und Holzschnitzereien au. Auf dem ehemaligen Sklavenmarkt, auf welchem uns gestern jüdische Händler durch ihre Zudringlichkeit unerträglich geworben waren, waren alle Läden verlassen und verschlossen, lind als wir im dort befindlichen Last; uns an einem Täßchen Mokka laben wollten, gab es keinen; das Feuer »var erloschen, die sonst immer fließende, süße, duftende Flut »var versiegt. Sabbatsruhe lag über der ganzen Gegend. In der zur Kasba führenden Straße, »vo gestern fleißige Judenfamilien mit der Herstellung von Seidenstoffen und seidenen Borten beschäftigt waren, konzentrierte sich heute das Straßenleben um ein paar dicke, keuchende Jüdinnen,") die im Schmucke ihrer kegelförmigen Kopfbedeckungen herumstolzierten. Auch sonst wurde ma» Zeuge mancher anschaulichen Szene aus dem arabischen Volksleben, zu dessen Beobachtung sich besonders die place Halfaouine in der nördlichen Vorstadt Bab Suifa eignet, »vo die Flechter des Halfagrases ihre schönen Arbeiten verfertigen »nid wegen der dort befindlichen arabischen Casus viele Leute Zusammenkommen. Gewöhnlich sitzen die meisten Gäste im Freien auf dein platz, den sie in ihrer malerischen Tracht — angetan mit den» weißen Turban und Burnus (Überwurf, oft auch in anderen Hellen Farben) — ungemein beleben. Nur bei ungünstiger lvitternng werden auch die nicht sehr einladenden Innenränine der Tafus benützt. „In diesen hocken liiitgs der lvand die ernsten Gestalteil auf Strohmatten. In der Lcke steht auf kleinem Steinherde ein Tongefäß mit glimmenden Holzkohlen, in das der Lafö-Wirt ein mit Kaffee und Zucker »nd geringen, ivafferzufatz gefülltes Metallkätinchen in die glühende Asche hineinpreßt, die bald das Gemisch zum Sieden bringt, worauf der IVirt die dickliche Flüssigkeit noch siebend in die porzellantäßchen gießt; dieser Mokka wird sorfältig von dem Bodensatz, den man sich sehen läßt, abgetrnnken. Auf besonderen lvnnsch wird auch die (unappetitliche) lvafferpfeife gebracht, die man mit Holzkohle anziindet." (Meyers Riviera.) '“) Starker Körperumfang gilt als ci» Zeichen der Schönheit, weshalb man, wie es heißt, die jüdischen Mädchen vor der Hochzeit mit Mehlspeisen förmlich mästet. Auch wir setzten uns ein Weilchen und ließen uns ein Täßchen Kaffee komme». Nicht weit von uns bildete sich auf dem belebten platze auf einmal ein Kreis, in dessen Witte ein hochgewachsener, schlanker wann mit freundlicher Wiens trat, und sogleich hob er an, mit lebhaften Geberden seinen allerdings nur zum Teil anf- ^6. place ßalfaonitte mit der Moschee Sabab ei Tababfd;. merksamen Zuhörern zu erzählen. Ls war ein arabischer Märchenerzähler und wir bedauerten gar sehr, ihn nicht verstehen zu können: wie interessant war schon sein Geberdenspiel, die Sprache seiner Augen, die lebhaften Bewegungen der Hände, des ’UmUtti IIH ^7. Tunis: Blick vom Dar cl Bei gegen Olsten über die Stadt. ganzen Körpers. Tr hätte in uns gewiß seine dankbarsten Zuhörer gesunden; wie gerne hätten wir einmal ein Stücklein ans „Tausend und einer Nacht" an der Quelle gehört, geschildert mit der reichen Phantasie des sprachgewandten Orientalen. Dann sahen wir auch einen maurischen Hochzeitszug, an dem eine große Wenge, viele vielleicht nur aus Neugierde, beteiligt war. Das Lseiratgut wird, auf einem Mage» hochaufgestapelt, im Zuge mitgeführt. Der ganze Brauch, wie er hier vor sich ging, erinnerte mich sehr stark an den altehrwürdigen Egerländer Bauern-Hochzeitzug, bei welchem auch die Brautausstattung auf dem plunderwagen eine große Nolle spielte und natürlich besonders die Neugierde der den Zug ansehenden Frauenwelt erregte. H8. iLimis: Moschee SiM Mahres. Der plunderwagen war der Stolz der Braut und der Brauteltern, aber auch — für die Zuseher — ein Maßstab für die Güte der „Partie" ! — An der Mestseite der place Halfaouine steht die Moschee Sah ab el Tab ad sch (des Großsiegelbewahrers), zu deren Arkade» Säulen von Karthago verwendet wurden. ^9- £?of des Dar el Bei. Den besten Überblick über die Stadt und Umgebung gewinnt inan vom Dach des Dar-el-Bei (Palast des Bei auf der place de la Kasba), wo ich auch eine Aufnahme machte. Der lfauptblick ist gegen Osten auf die Stadt und den großartigen Golf. 3m Vordergrund hat man die Altstadt mit den weiße» Dächern, Kuppeln und Minarets sowie den verglasten Lichthöfen der überwölbten Sonks. Die schönsten und größten Moscheen sieht man von hier ans, besonders ins Auge fällt aber das schönste Minaret von Tunis mit dein schlanken viereckigen Turin und der Arkadengallcrie, von der die Gebetstunden ausgerufen werden: es ist die Moschee Sidi-Ben Ahrus, erbaut zur Zeit Karls V., der bekanntlich gegen die nordafrikanischen Seeräuber einen erbitterten Krieg führte und auch Tunis 1535 eroberte. Lin anderer schöner Bau, aber vom Dar el Bei aus mehr links, nördlich, gegen die place Halfaouine zu, ist die Moschee Situ Mahres mit einer Haupt- und 8 Nebenkuppeln, von einem von tunesischen Seeräubern gefangenen französischen Architekten erbaut. Im Mittelteil — Blick vom Dar el Bei — sieht man die hohen, z. T, palastartigen Gebäude des europäische» Tunis, im Hintergrund den schönen Golf, Goletta, den erhabenen Burg-hügel von Karthago mit der Kathedrale tmd endlich in weiter, schon nebeliger .ferne die Berge der zum Kap Bon vorspringenden Halbinsel, vor allen den markanten Doppelgipfel des Bu-Kornein. Das Auge wird geblendet von den im grellen, strahlenden Sonnenlicht erglänzenden weißen Flächen, glitzernde» Fluten. — Daher bot die folgende Besichtigung eines Teiles der Gemächer des Bei, besonders des Thronsaales, eine angenehme Abwechslung. Mit der elektrischen Straßenbahn fuhren wir dann — inan passiert den hohen römischen Aquädukt — zu der außerhalb (im Mesten) der Stadt gelegenen ehemaligen Winterresidenz des Bei, dem Bardo, einem großen Koni plex von Gebäuden, welche fast eine kleine Stadt für sich bilden, fetzt aber größtenteils sehr vernachlässigt sind. Der eigentliche palasi ist ein schönes Studienobjekt für die uns fremde, man möchte sagen, träumerisch-phantastische, den Charakter des Orientalen deutlich wiederspiegelnde Ligenart des maurisch-arabischen Stiles mit seinen an mutigen, zierlichen Formen: die Rund- und Hufeisenbogen, die schlanken Säulen, die geschmackvollen Arabesken in ihren vielgestaltige», abwechslungsreichen Mustern, die Stuckverzierungen und feinfarbigen Fayance- (Kachel-)Dekorationen. Besonders eindrucksvoll ist die hohe, schöne Freitreppe mit den weißmarmorneu Lowe», welche zur säulengeschinückteu Vorhalle führt, der Arkadenhof und der Thronsaal mit der Stalaktitenkuppel; in diesem hängen auch die Bildnisse mehrerer europäischer Herrscher, darunter das unseres Kaisers aus der Zeit seines Regierungsantrittes. Am sehenswertesten im Bardo ist aber das Musèe Alani in den Räumen des ehemaligen Harem. Die wertvollsten Ergebnisse der Ausgrabungen von Karthago und vieler römischer Ruinenfelder sind hier aufgespeichert und besonders reich ist die Sammlung von großen, gut erhaltenen, äußerst interessanten Mosaiken, Zuschriften, Kriegswerkzeugen (Schleudersteine») u. a. m. Ich kann mich hier unmöglich auf eine Beschreibung 50. Lin Teil des Bardo. oder auch nur Aufzählung all dieser Schäfte cinlasseu und bedaure nur wieder, daß uns nicht mehr Zeit für die Besichtigung des Museums übrig blieb; einzelne Partien desselben habe ich mir wenigstens durch photographische Aufnahmen festgehalten. Manche Bauteile in diesen Bäumen sind geradezu Kabiuettstiicfchen des maurischen Stils, eine eigene Abteilung ist das reich ausgestattete arabische Museum. Das Mittagessen nahmen wir in diesen Tagen im Hotel St. Georges (iit dem noch wenig ansgebauten n.-ö. Teil der Stadt) ; hier waren wir sehr gut aufgehoben und konnten uns noch einmal an dem trefflichen afrikanischen Rotwein laben, an dem wahrlich nicht gespart wurde. — Im Norden der Stadt liegt der Par», du Belvedere mit ebenfalls großartiger Aussicht auf die Umgebung von Tunis, besonders gegen Karthago, mit dessen mir für immer unvergeßlichen Besuch am Freitag, den 11. August, wir von Afrika Abschied nahmen. Löwentreppe im Bardo. HO. Karthago. (Auszugsweise nach dem Gedeiiklmch.) Kaum waren am 11. August die Schatten der Nacht der anbrechenden Tageshelle gewichen, als schon Trompetenschall die Mittelmeerreisenden grausam ans Morpheus' Armen riß und sie ermahnte, ohne zu zögern Toilette zu machen, das schon bereite Frühstück einznnehmen und dann zur Bahn zu eilen, um den Zug nach Karthago zu erreichen. Kurz nach (> Uhr verließen wir die Station. Am jüdischen Friedhof vorbei eilte unser Zug durch dichten Nebel dahin, denn noch hatte Helios seinen kristallenen Palast nicht verlassen, um die grauen Nebelgeister zu verscheuchen, die mit ihrem wallenden Mantel die Gegend eingehüllt hatten. Die Reisenden freilich verwünschten in sehr gereizter Stimmung diese Saumseligkeit des Sonnengottes, welche sie jeglicher Aussicht beraubte. Doch wie durch einen Zauberschlag änderte sich auf einmal die Szene. Die Nebelwand teilte sich, und vor uns schien Goletta, die alte Hafenstadt von Tunis, eben einem erfrischenden Bade in den Wellen des Meeres entstiegen zu sein, so glänzend hob es sich unter dem Morgenknß der ausgehenden Sonne vom tiefblauen Äther ab, während seine weißen Hänschen und seine Türme und Minarets und die Schiffe in seinem Hafen sich in den ebenso blauen Fluten des Meeres spiegelten, gleichsam als müßten sie noch ihre Morgentoilette beenden. Links sah man nun auch den Burghügel von Karthago mit seiner weithin das Meer beherrschenden Kathedrale. Uns aber trug das Dampfroß durch eine Allee von Lucalyptusbäumen nach Marsa, dem alten Megara der Karthager, von hier ging es einige 100 Meter rückwärts, dann links, Goletta zu, und nach wenigen Minuten waren wir auf der Station Larthage, unserem Ziel, angelangt, und die Kathedrale des Hl. Ludwig mit dem anstoßende» Missionsseminar der Weißen Väter hieß uns von hoher Felsenwarte willkommen. Auf diesem Felsen hatte Dido, welche, der Raubsucht ihres Bruders Pygmalion glücklich entronnen, eine Freistätte an der afrikanische» Küste suchte, die Byrsa, die Burg von Karthago, erbaut, um welche herum dann die Königin der Meere sich erhob. Natürlich hofften wir, sofort diesen so merkwürdigen Ort betreten zu können, aber unser Führer ließ den Burgfelsen rechts liegen und führte uns zu dem zum großen Teile in antike Zisternen punischen Ursprungs hineingebaute» Araberdorfe Malga, wie überall hatten wir auch hier bald eine verde von bettelnden Araberbuben hinter uns, und häßliche gelbe Köter, vielleicht Abkömmlinge jener lfunde, welche die Karthager bei ihren Gastereien als Leckerbissen verzehrten, verteidigten unter furchtbarem Gebell de» Eingang der zu Wohnungen umgewandelten, gewaltigen alten Wasserbehälter, von hier aus ging es zu der sogenannten platea des Odeums. Diese hat ihren Namen von dem spätrömischeu (200 ». -Ihr.) bedeckten Theater Odeum. Die hufeisenförmige Anordnung des Platzes, Reste von treppenförmig angelegten Sitzreihen wiesen ans seine Bestimmung hin. lferrlich war die Aussicht, die sich von diesem Punkte unseren Augen darbot, doch immer großartiger wurde sie, als wir uns von hier nach rechts wandten und an Säulenresten vorbei de» Burghügel Karthago hinanstiegeu. Endlich waren wir auf der Plattform, welche sich vor dem Eingang des Klostergartcns der Weißen Väter ausdehnt. Der Ausblick von hier war entzückend. Geradeaus schweifte der Blick über die azurne Fläche des Golfes von Tunis; rechts lag in träger Ruhe die bleifarbige Bahira. von der Mitte der beide Gewässer trennenden 300—450 Meter breiten Landzunge sandte uns Goletta mit seinen Schiffen seinen Gruß, und ferne im bfintergrund enthüllten die immer glühender werdenden Sonnenstrahlen nach siegreichem Kampfe mit de» grauen Morgennebeln das vor wenigen Stunden verlassene Tunis unseren Blicken. Den Golf von Tunis umsäumte zu unserer Linken ein Iföhenzug, aus welchem der zweigipflige Bu-Korueiu, der Bleiberg. Djebel-Ressas, und der Djebel-Zaghuau stolz ihre väupter zum tiefblauen Isimmel erhoben. Auf der Ijöhe des Bu-Kornei» (639 Meter) opferten karthagische Priester dem Baal und vereinigten ihre Gebete mit denen der stammverwandte» phönizischen Priester, welche an einer anderen Küste des Mittelmeeres am fernen Berg Tarine! demselben Gott ihre Verehrung erwiesen. Links von Bu-Kornein und dem Bleiberg liegt ein Engpaß, Khanguctel-kjadjaj, Engpaß der Pilger genannt, fjier lag das römische ifeer drei Zahre, bevor es Scipio 146 gelang, Karthago nach einem mehrtägigen Sturme zn erobern. I)ier in diesem Engpaß war es auch wahrscheinlich, wo die aufrührerischen Söldner, 40000 an der Zahl, nachdem sie aus Not ihre Gefangenen und ihre gefallenen Brüder verzehrt, endlich von den gegen sie gehetzten Elefanten zermalmt wurden. Am Fuße des Bu-Korueiu ruhte im Grün der Palmenhaine Ijamman-Lif, seit alte» Zeiten wegen seiner warme» (Quellen berühmt. Einstmals stand nur ei» Palast des Bey hier, jetzt ist es mit einer großen Villenkolonie, mit einem Kasino, mit Theater und Spielsälen der Sommeranfenthalt und das beliebteste Seebad der tunesische» Welt. Rechts und links von Ifannnan-Lif zog sich eine lange Linie von arabischen, weißglänzenden Niederlassungen hin, zum Teile halb in Oliven- und Palmenwäldern vergraben. Man glaubte sich, wie P. Delattre schreibt, an den Golf von Venedig versetzt; die Form des Golfes, das tiefblaue Meer, der Kranz von Niederlassungen am Ufer, in, Schatten der immergrünen Ifaine von Kindern einer südliche» Flora; alles das machte die Täuschung vollkommen, und das Auge suchte de» Vesuv und blieb unwillkürlich am Bu-Kornein haften, dem nur die Rauchsäule fehlte, um als Zwillingsbruder des kampanifcheu vulkanes gelten zu können. Zu unseren Füßen breitete sich einst die Stadt Karthago aus. Tief unter uns lagen einige Wassertümpel als einziger Rest des einstmalige» Hafens von Karthago. Derselbe war ein doppelter, ein äußerer, der Handelshafen, an welchem die (Quartiere des Schiffsvolkes waren, und ein innerer, bei-' Kriegs Hafen, Kothon. In der Mitte desselben lag eine Insel mit dem palaste des Admirals, welche ebenso wie der ganze 52. Karthago: Der alte ksafen. (Im Hintergrund die Umrisse des Bu-Kornein.) Isafen von gewaltigen Kais umgeben war, welche Behältnisse und Schutzdächer für 220 Schiffe enthielten; über diesen befanden sich Magazine und Schiffswerkstätten. 55. Karthago: Ausgrabungen. Kn den Kriegshafen schloß sich das Forum, von dem neuerdings Säulenreste fre>-gelegt sind, und von hier aus stieg einstens die Altstadt mit ihren bis 5 Stöcke 54. Karthago: Lin panisches Grab, (vorne rechts prof. Lorenz, Neapel). hohen würfelförmigen tfäusern, welche teils aus Stein, teils aus Isolz, Kies, Kohr, Muscheln und Lehm erbaut waren, amphitheatralisch in Form eines Rechteckes zum Burghügel empor. Die Tempelhaine erschienen wie grüne Seen in dieser Masse verschiedenartig gefärbter Würfel; die öffentlichen Plätze ebnete» den ljäuserberg sozusagen an verschiedenen Punkten ein, und unzählige sich durchkreuzende Gassen durchschnitten ihn von oben bis unten. Line gewaltige Mauer umschloss diese Altstadt; allmählich aber bedeckte den ganzen Raum der Landzunge Megara die neue Sticht, das (Quartier der Reichen, aus großen, von Gärten umgebenen Palästen bestehend, welche später ebenfalls ihre Mauern erhielt. Aber vergeblich suchte unser Auge auch nur eine» geringen Rest von all dieser Größe; wenige Mauerreste, einige Säulenstümpfe sind alles, was von der einstige» Hauptstadt Afrikas mit ihren 700000 Lin wohnern und ihrem Umfang von 360 Stadienlfl) übrig geblieben ist. Li» anderes Geschlecht haust jetzt hier, und auf den Gestaden, an welchen einstens panische Trireme» Anker geworfen, liegen heute, umgeben von prächtigen Parks, Paläste von mohamedanischen Herrschern, welche hier vor ihren Regierungssorgen in den kühlen Gemächern des Harems Schutz suchen. Links lagen meerwärts die guterhaltenen Zisternen, welche, von 'Kaiser padrian hergestellt, neuerdings wieder für die Wasserversorgung von Goletta dienen. Dahinter zeigten mehrere parallel laufende Gräben 55. 3m INnseumsgarten von Karthago. de» Ort der großen panische» Totenstadt von Douiines an, und an diese schlossen sich Säulenstümpfe, welche den Platz einer christlichen Basilika bezeichneten, an. Am Meere selbst konnten wir die Überreste der weitläufigen Thermen des Antonius bewundern, einen ungeheuren Haufen von regellos durcheinander geworfenen Steinblöcken. Nordwärts auf der benachbarten Höhe liegt die malerische arabische Ansiedlung Sidi-bn-Said. — Rot nun auch der Ausblick vom Burgfelsen viel des Schönen, so mußten wir uns dennoch losreißen und endlich auch dem Boden, auf welchem wir standen, unsere Aufmerksamkeit widmen, lind dieser Boden verdiente sie auch, denn es war ei» heiliger Bode», wenn man anders einen Ort, an dem durch Jahrtausende von Priestern der verschiedensten Religionen der Gottheit Opfer dargebracht wurden, heilig nennen kan», ein heiliger Boden aber auch, weil geheiligt durch den Hauch einer vieltausendjährigen Kultur, welche hier ihre Spuren zurückgelasse». Der Klostergarten der Weißen Väter, den wir betraten, erschien uns wie die Nekropole dieser alten Kultur, da man hier alles zusammengetragen, was noch von ihr übrig war, als 10) 5'/a (attische!) Stadien f km, 565 St. also über 65 km, über so Stunden. Statuen, Sarkophage, Säulenreste, Kapitals, Skulpturen, Krüge usw., und alle diese Altertümer, welche in die Gartenmauer eingelassen oder zwischen de» Bäumen ausgestellt waren, konnten zugleich als die Leichensteine dieses Kulturfriedhofes gelten. Und so wie in der Mitte der christlichen Friedhöfe das Symbol des Glaubens sich erhebt, so erhob sich in der Mitte des Klostergartens in klassischer Schönheit eine Statue der Viktoria — ohne Kops, als Symbol der durch die rohe Henkershand barbarischer Jahrhunderte längst des Lebens beraubten Kultur. Lassen wir einige von diesen Leichensteinen einer verschwundenen Knlturwelt unter der Führung von pater Delattre, dem Superior der Meißen Väter und Leiter der karthagischen Ausgrabungen, an Hs and seiner Aufzeichnungen an unserm geistigen Auge vorbeiziehen, Hinter der bereits erwähnten kopflosen viktoriastatne zog sich eine Reihe von freigelegten Nischen hin, welche, aus römischer Zeit stammend, wohl zum palaste des prokonsnls gehörten. Ausgrabungen an dieser Stelle führten zur Entdeckung von Badeanlagen, in welchen man verschiedene altchristliche Funde machte. Oberhalb der Nischen zog sich eine Terrasse hin, auf welcher eine Säulenreihe den portikns des Eschnumtempels bildete. Auf der höchsten Stelle der Byrsa erhob dieser Äskulaptempel, der schönste, berühmteste und prächtigste von Karthago nach Appian (Eschnnm der römische Äskulap), seine sänlengetragenen Zinnen zum Himmel. Bis jetzt Hat man den Standort von 6 Säulen, welche den portikns des Tempels trugen, aufgefnnden. Der Tempel Melkarths, links vom Eschnnmtempel, trug Korallenzweige auf seinem Dache. Rechts von der Byrsa, dort, wo jetzt das Kloster der Missionsschwestern liegt, wölbte sich zwischen palmenbänmen die kupferne Kuppel der Mohnnng Tanits, der punischen Göttermutter und Schutzgöttin von Karthago. Die runde Kapelle des Hl. Ludwig auf den Fundamenten des Eschnumtempels ließ laut Zuschrift Louis Philippe, König der Franzosen, 1841 an der Stelle errichten, wo der König Ludwig IX., der Heilige, sein Ahn, starb. Sie ist, seitdem nach der Einweihung der Kathedrale kein Gottesdienst mehr hier gehalten wird, in einem etwas verfallenen Zustande. Nachdem wir die Kapelle verlassen, fiel unser Blick ans einen großen Sarkophag aus punischer Zeit. Auch die zahllosen steinernen Ossuarien, welche in mehreren Reihen die alte Kapelle umgeben, sind aus derselben Zeit und sind mit Nenschenknochen angefüllt, welche alle Spuren von Verbrennung zeigen. Ls sind dies vielleicht die Reste jener Menschenopfer, welche die Karthager ihrem Gotte Moloch darznbringen pflegten. Man betrachtete nämlich die Götter wie grausame Herren, die man durch flehentliche Bitten besänftigen mußte und durch Geschenke bestechen konnte. Alle aber waren schwach und ohnmächtig gegenüber Moloch dem Vernichter. Das Leben, sogar da- Fleisch der Menschen gehörte ihm. Daher war es denn auch bei den Karthagern Sitte, einen Teil desselben zu opfern, um seine IVut zu stillen. Man brannte nämlich die Kinder an der Stirn oder im Racken mit wollenen Dochten, und da diese Art, den Gott zufriedenzustellen, den Priestern viel Geld einbrachte, unterließen sie es nicht, dieselbe als leichter und angenehmer zu empfehlen. Wenn aber die Stadt in Gefahr war, mußte man Moloch vollständig befriedigen, und Kinder aus den vornehmsten Familien bildeten die Opfer. Die Statue des Gottes war ganz ans Lifen, in ihrer Brust klaffte eine weite Öffnung. Drei schwarze Steine mit gelbem Rande prangten als Angen auf seiner Stirn, mit geöffnetem Rachen hob er seinen Stierkopf empor, als wollte er ein Gebrüll ausstoßen. Zu seine Arme wurden die Opfer gelegt, welche er dann mittels eines kunstreichen Mechanismus durch die Öffnung auf seiner Brust in seinen glühend gemachten Leib schleuderte, wo sie verbrannten, während rauschende Musik ihre und ihrer Mütter Klageschreie übertönte. Unter den marmornen Znschriftfragmenten, welche in die Gartenmauern eingelassen sind, befinden sich Grabschriften sowie Skulpturen aus der Basilika von Damus el Karita sowie zwei andere, welche den Namen von Symmachus tragen, der von 373—374 prokonsnl von Afrika war und später als präfekt von Rom 384 den Augustinus als professor der Rhetorik nach Mailand sandte. Ferner ist es auch bekannt, daß Symmachus als einer der berühmtesten römischen Redner des V. Zahrhunderls und einer der letzten Verteidiger des Heidentums sich vergeblich für die Wiederauf- stellung des Götzenbildes der Viktoria im Versammlungsräume des römischen Senats bemühte. Und merkwürdigerweise wurden die zwei Anschriften mit seinem Namen auf dem gleichen platze gefunden, auf welchem pater Delattre die Viktoriastatue, welche den Garteneingang bewacht, ans Licht förderte. Jetzt aber galt es, das Museum im Kloster der Meißen Väter zu besuchen. Line kühle maurische Vorhalle lud zum «Eintritt ein. Das eigentliche Museum, welches in den dem Ludwigssaale gegenüberliegenden Sälen untergebracht ist, zerfällt in drei 56 und 57. Ans dein Mtnfeum von Karthago : panischer Priester und priesterin. Teile, das altchristliche, das römische und das punische. Das altchristliche Museum enthielt eine reiche Kollektion altchristlicher Lampen mit biblischen und symbolischen Reliefs, Anschriften, Mosaike», Reliefs, Vasen, Epitaphe, Sarkophagbruchstücke, eine schöne Bronzelampe in Taubenform usw. — Die römische Sammlung enthielt zahlreiche Büste» von Augustus in der Opfertoga aus dem I. Jahrhundert, Octavia, Tibele, Juno Taelestis, Jupiter, Serapis; ferner Reste eines großen Mosaiks ans der Villa des Scorpianus in Malga, dessen Mittelstück ein Bacchus mit Thyrsnsstab bildete, von den ihn umgebenden vier Jahreszeiten sind nur noch lchr bst und Minier erhalte», jener durch eine mit Weinranke» bekränzte, dieser durch eine dichtbekleidete Frauenfigur versinnbildet. Dazu gehören noch Bruchstücke mit Vögeln und Früchten. Stuckreliefs, das Leben einer römischen Dame darstellend, ein 18 Zentimeter hoher Orgelspieler von einem gewissen possessor gefertigt, ferner ein ausgezeichnet gearbeiteter Kopf eines alten Mannes, das Grab eines Soldaten der ersten cohors urbana, die, anfänglich in Lyon stationiert, mit der dreizehnten in Karthago getauscht hatte, Domitius Juventus, Glassachen, Terrakotte», Grabnrnen, Amphoren, Lampen, Fresken, Schmucksachen, Bleiplatten mit Verwünschungen der Zirkuswettbewerber und zahlreiche Münzen vervollständigen diese römische Sammlung. — Einzelne Stücke der panischen Sammlung sollen ein Alter von weit über zweitausend Jahren erreichen, vor allem bemerkten wir da eine» prachtvollen weißen Marmorsarkophag mit dem gnterhaltenen Skelett eines Karthagers, die Statue einer panische» Frauensperson, zahlreiche Basreliefs, Ofsuarie» mit Skeletten. Zahlreiche Glasschränke an den Wände» und i» der Mitte des Saales bargen Inschriften mit hieroglyphischen, panischen und etruskischen Schriftzeichen, Masken, Stranßsneier, Statuetten, Opfergeräte, Lampen, Vasen in den verschiedensten, oft elegantesten Formen, bemalte Töpferwaren, wahre Meisterstücke von Miniaturmalerei, Waffen, Scheren, Bronzespiegel, Glöckchen, Zymbeln, prachtvolle Kännchen mit kunstvollen Griffen, Basiermesser mit ziselierten Klingen, 58. Karthago : Kathedrale von St. Louis. Armspangen, Halsketten aus Amuletten zusammengesetzt, auf welchen die ganze ägyptische und panische Mythologie eingraviert war; Skarabäen und geschnittene Edelsteine, wahre Wunder der Steinschneidekunst, ein goldener Schild, welcher den Name» des ruchlosen Königs von Tyros und Bruders der Dido trug, Siegelringe und viele andere Kunstwerke, welche zeigten, auf welcher Höhe schon vor weit mehr als zweitausend Jahren die Kunst gestanden. Stunden und Tage hätten nicht gereicht, hätte man all das Schöne, was das Museum bietet, würdigen wollen, aber wir standen unter dem Drucke einer nur allzu kurz bemessenen Zeit, und unsere tunesischen Führer hätten für einen Trnnk im nahegelegenen Hotel wahrscheinlich alle die alten Steine von Karthago gegeben. So wurde von einem erzählt, er hätte die Lente einfach durch das Museum gejagt, um früher zum Wirtshaus zu kommen. Unter diesen Umständen mußten wir das Museum nur zu bald verlassen. Und zurück durch den Klostergarten ging es zur gastlichen Schwelle des ersten der beiden oben erwähnten Hotels neben dem Eingang zum Klostergarten. Nach längerer Bast, während welcher wir uns bei mäßig warmem Trunke von Karthagerwein, Bier oder auch nur unschuldiger Limonade und dem Genüsse von harten Eiern, Käse und dergleichen von unser» archäologischen Anstrengungen erholten und die obligaten Ansichtskarten schrieben — das Postamt war ganz in der Nähe, und der Postbeamte, ein sehr liebenswürdiger Ulan», hat wohl seit längerer Zeit nicht mehr fo viel zu tun gehabt ivie an diesem Tage — und vielleicht auch uoch einmal die herrliche Aussicht auf den (ßolf von Tunis von der Terrasse des potels aus bewunderten, deren oben versuchte Schilderung freilich von ihrer Großartigkeit kaum ein schwaches 23ilt> darbietet, forderte endlich auch die Kathedrale von St. Louis unseren Besuch. Der weg führte durch ein kleines Lukalyptuswäldchen au der Stelle des einstigen Melkarthtempels mit seinem mit Korallenzweigen geschmückten Firste zum Seiteneingang der Kirche. Dieselbe ist in byzantinisch-maurischem Stil erbaut und hat die Form eines lateinischen Kreuzes. Ihr dreischiffiges Innere macht mit ihren Säulenhallen aus karrarischem Marmor, ihren hufeisenförmigen Arkaden, den prächtigen polychromen Arabeske» auf dem weiße» Baustein einen imposanten Eindruck. Oberhalb des Tores und hoch oben auf dem Gesimse der Seitenwände der Kirche lasen wir Abschnitte aus der Bulle „Materna caritas“ Leos XIII., mit welcher dieser den erzbischöflichen Stuhl Karthagos wieder erneuerte und seinem Inhaber die würde eines Primas von Afrika verlieh. Im rechten (Querschiff der Kirche befindet sich das vom Bildhauer Trank her-gestellte Grabmal ihres Erbauers, des Kardinalerzbischofs von Karthago und Primas von Afrika, Lavigerie. 59- Amphitheater von Karthago. Auf einem dunklen Marmorsarkophage mit dem Wappen und den Initialen des Kardinals ruht derselbe in halb liegender Stellung, als wollte er noch einmal über die Stätte seines Wirkens, sein liebes Afrika, Hinblicken, bevor ihn der Tod zur ewigen Ruhe ausstrecke. In seiner Rechten hat er ein Pergament, mit seiner Linken weist er auf sein perz, um anzuzeigen, wie tief ihm die auf dem Pergamente verzeichnet«», sein Leben und Wirken charakterisierenden Worte seines Testamentes aus seinem Kerzen kämen: „Ich komme jetzt auf dich zu sprechen, mein teures Afrika, ich hatte dich ganz preisgegeben, als ich getrieben von einer Macht, die sichtlich von Gott kam alles verließ, »>» mich ganz deinem Dienste zu weihen." Zn seinen Füßen knien zwei seiner Missionäre, ganz aufgelöst in Schmerz ob des Einganges ihres geliebten Vaters. Zwei Bronze-figure» erinnern an das Lebensziel des Kardinals, die Befreiung Afrikas ans de» Ketten der Sünde und des Elends. Zu seiner Rechten hebt ein Reger mit der einen Pand eine zerbrochene Sklavenkette empor, mit der anderen drückt er ein Kreuz an seine Brust; zu seiner Linken jubelt von der Schulter eines Weibes, das mit der linken Pand einen Palmzweig umschließt, ein Kind dem Kinderfrennde im Purpur entgegen. Durch das Paupttor der Kathedrale traten wir auf die große Freitreppe vor derselben, von der aus wir noch einmal das so oft geschaute Panorama über den Golf von Tunis bewunderten. Dann stiegen wir den westlichen pügel der Byrsa hinab zum Bahnhof, doch wollten wir Karthagos Bode» nicht verlassen, ohne seinem Amphitheater einen Besuch abgestattet 511 haben, wir überschritten daher in der Nähe der Station den Bahnkörper und befanden uns nach ein paar Schritten am Ziele. Nichts ist mehr von dem prachtbaue zu 'sehen, der bis in das späte Mittelalter den Namen El Theater bewahrt, »ud den arabische Dichter, welche ihn in feinem verfall gesehen, als ein wunder des Weltalls priesen, als ein paar Mauerreste, welche die Peripherie des ellipsenförmige» Theaterraumes erkennen lassen. Lin Kreuz auf schlanker Säule ragt einsam in der Mitte der Ruinen auf, welches Kardinal Lavigerie zur fromme» Erinnerung an die hier geopferten Bekenner der Religion der Liebe gepflanzt. Im Hintergrunds des Theaters befindet sich ei» tiefer, zu einer Kapelle umgewandelter Raum mit einem Altar. Line Inschrift oberhalb des den Raum abschließenden Gitters besagt, daß derselbe dem Andenken der Martyrinnen Perpetua und Felicitas und ihrer Genossen Revocatus, Saturnus und Saturninus geweiht sei, welche an diesem Orte an den Ronen des März 203 den wilden Tieren vorgeworfen wurde». Auf den Bahnhof zurückgekehrt, bestiegen wir alsbald unseren Zug und fuhren nach Tunis zurück. Roch einmal sahen wir hinauf zum Burghügel Karthagos mit seiner vieltürmigen Kathedrale, dann fuhr unser Zug durch eine Linsenkung von 675 Meter Länge und 1)0 Meter Breite, den einstmaligen Zirkus von Karthago. Merkwürdiges Spiel des Schicksals! Dort, wo einstmals edle römische Renner mit leichten, goldglänzenden wagen angesichts einer festlich geputzten Volksmenge um de» Preis kämpfte», keucht jetzt der jeder Schönheit bare schwere Lisenbahnzug dahin, angestaunt von aus kleinen, zerschnndenen Lseln vorbeireitende» zerlumpte» Beduine». — 60. Der Burghügel von Karthago. Am Abend des 11. August verließen wir Tunis und damit Afrika, unser Schiff nahm den Kurs nordwärts nach Sizilien, durchfuhr jene so denkwürdigen Meeresgebiete, wo so oft karthagische und römische Fahrzeuge gekreuzt und gekämpft hatten. — vor einer Woche waren wir in Algier, am Beginn unserer afrikanischen (Tour. Acht Tage in Afrika! welche Fülle von Lindrücken, Gegensätzen, typischen Ligenheiten in Natur und Kultur. Die eine Überzeugung habe ich von dort mit-genommen: die Atlasländer, von der Natur ebenso reich gesegnet wie von verschiedenen kulturfeindlichen Schicksalen durch Jahrhunderte schwer heimgesucht, gehe» einer neuen Blütezeit entgegen. Allenthalben schon bemerkt man frische, vielverheißende Keime und Ansätze eines neuen Kulturfrühlings, eines Lebens, ähnlich dem, wie es in der Römerzeit oder auch während der friedlichen arabischen, handelsbeflissenen Kalifenherrschaft sich entwickelt hatte, von welch letzterer Schurtz20) sagt: „Diese Tatsachen lassen »ns erkennen, das; damals (z. J. d. Kalifenherrschaft) der Verkehr mit den Ländern der Reger sich in ganz andrer, bedeutsamerer lveise entwickelt haben umf; als zur Zeit der Römer und der Vandalen. In der Tat ist das Aufblühen des sudanischen 2°) lselmolt, Weltgeschichte, H. 23. 5. 2^. Handels eine fernere, höchst wichtige .folge des Lindringens der Araber in Nordafrika. Indem zahlreiche arabische Stämme es verschmähten, sich im Fruchtland als Herren der ackerbauende» Bevölkerung anzusiedeln, sondern als echte Nomaden sich der Steppe und Wüste zuwandten, trugen sie den islamitischen Einfluß auch in den breiten Wüstengürtel hinein, dessen Gefahren und feindselige Bewohner bisher allen lebhafteren Handelsverkehr unterbunden hatten. Dies änderte sich sofort, als Araber die Führung der Kaufleute zu übernehmen vermochten; der Handelsgeist der arabischen Rasse, der sich in den ersten Jahrhunderten nach der Eroberung besonders glänzend zeigt, half alle Schwierigkeiten überwinden. Auch der politische Einfluß des Arabertums erstreckte sich weiter südwärts als der des römischen Reiches; denn die Truppen der Eroberer drangen nach den Nasen von Fezzan und selbst Kauar vor, also halbwegs bis zum mittleren Sudan. Und als es dann gelungen war, den Islam auch in den Ländern der Neger auszubreiten, da umschlang ein geistiges Band Norden und Süden; und die trennende Schranke der Sahara bildete kein Hindernis mehr für die Ströme des Handels und der Kultur." Das alles wurde nun freilich i» der Folgezeit ganz anders, ein neuer, gänzlicher verfall — besonders in der traurigen Zeit der Türkenherrschaft — brach über die Länder herein und währte noch bis tief ins 19. Jahrhundert hinein. Frankreich, in der Zeit der nachnapoleonischen Bourbonenherrschaft selbst von schweren inneren Krisen zerrüttet, nahm eine neue Kulturinissiou in Nordafrika auf sich, Karl X. suchte seinen wankenden Thron durch die Eroberung Algeriens (Zuli 1830) zu stützen, suchte, mit dem Charakter der ruhmsüchtigen Franzosen rechnend, durch eine glänzende Waffentat deren Aufmerksamkeit von den traurigen inneren Verhältnissen des Staates abzuwenden, wohl nur „der Not gehorchend". Aber wenn diesen Herrscher auch die Zulirevolutio» hinwegfegte und Frankreich noch lange nicht zur inneren Ruhe kam, so vermochte es doch Algerien zu behaupten und die ihm hier gewordene hohe Aufgabe in Angriff zu nehmen, ja sogar schon zehn Jahre nach dein unglücklichen Krieg mit Deutschland sein Machtgebiet auch über Tunis auszudehnen, wohl gibt es der kulturellen Aufgaben und Fragen dort noch viele und vielleicht die schwersten zu lösen, bleibt das Beste noch zu tun übrig; aber auch der Anfang war schwer — und der ist gemacht. „Überaus*) langsam entwickelt sich die Kolonisation des Landes durch Europäer, und in diesem Siime ist es ein ungünstiger Zufall, daß gerade Frankreich mit seinem geringen Bevölkerungsüberschusse die schwere Aufgabe übernommen hat, die abendländische Kultur aufs neue in den steinigen, trockenen Boden Nordafrikas zu verpflanzen. Eine gründlichere Umgestaltung der Verhältnisse ist erst zu erwarten, wenn die inselhafte Natur des Gebiets durch den Verkehr aufgehoben sein, wenn die Eisenbahnstränge von der Küste des Mittclmeeres bis hinab zum Sudan laufen und der große Zug des Welthandels die Täler der algerischen Gebirge durchbrausen wird, wenn sich gegenwärtig Frankreich von Afrika zurückziehen wollte, würde das Land unbedingt bald in jenen kulturlosen Zustand zurückfallen, wie ihn Marokko noch heute zeigt". *) Schurtz, a. a. (D. 5, 25h Sdnilnacbricbtcn 1. Der Lehrkörper. A) Veränderung seit 1(5. Juli V)05. a) Durch Abgang: 1. fahnde! Karl, 1904/5 sappi- Lehrer für Diacheni. u. Geometrie, wurde durch die Ernennung eines wirkt. Lehrers entbehrlich und begab sich zur Beendigung seiner Vorstudien nach Wien. 2. Häring Georg, 1904/5 snppl. Lehrer und Assistent für das Freihandzeichnen, trat aus, um seine Studien in Wien zu vollenden. 3., 4., 5., 6. Kren Johann, k. k. Turnlehrer an der hies. Lehrerbildungsanstalt, — Halfter Mar, k. k. Gymnasialtnrnlehrer hier, — die hies. Volksschullehrer vadnon Lin il und Wassermann Johann, die sich alle im Schuljahre 1904/5 an der Erteilung des Turnunterrichtes beteiligten, verließen, da für diesen anderweitig vorgesorgt wurde, den Lehrkörper. Turnlehrer Kren Johann, welcher durch ein Schuljahr und ein Schnlmonat de» Turnunterricht an der Realschule ganz allein in vorzüglicher weise leitete, mußte leider diese Tätigkeit infolge ernstlicher Erkrankung aufgeben und wurde von den anderen drei früher Mitgenannten in dankenswertester Art vertreten. 7. Köle Roman, hiesiger volksschnllehrer, ersetzte trefflichst den schwer erkrankten Gesangslehrer während des ganzen Schuljahres 1904/5 ; dieser gesundete erfreulicher weise wieder vollständig und übernahm sein Amt im laufenden Schuljahre. b) Durch (Eintritt: 1. Harrer Karl, bisher an der Lchramtskandidatenabteilimg der k. k. Kunstgewerbe- schule in Wien studierend, wurde mit Erlaß des k. k. steiormärk. L.-Sch.-R. vom 17. Aug. 1905, Z. 8902, zum Assistenten für Freihandzeichnen an der Staatsrealschule in Marburg ernannt. 2. Dr. Jörg Josef, 1904/5 snppl. Lehrer am Staatsgymnasium in Linz, 1901 bis 1904 Turnlehrer und snppl. Lehrer an den drei Staatsgymnasien in Graz, wurde mit Erl. d. k. k. Min. f. K. u. II. vom 30. Mai 1905, I. 17.438, zum wirkt. Lehrer für Geographie und Geschichte an dieser Anstalt ernannt. 3. Krug Julius, 1903/4 snppl. Lehrer an der Staatsrealschule in Leitmerih, 1904/5 prov. Lehrer an der Staatsrealschule in Steyr, wurde zufolge Min. Erl. vom 24. Mai 1905, Z. 17.491, zum wirkl. Lehrer für Mathematik und darst. Geometrie an der Anstalt bestellt. B) Stand ant Schlüsse des laufenden Schuljahres. (ehrfächerverteilung. Nebenämter. Dienstzeit an der Anstalt, Mohnnng. Direktor. 1. A »ob loch Gustav, VI. 2t., lehrte barst. Geoin. i» der 6. u. 7. Kl. (wöchentl. 5 Stunde»); war Verwalter der Lehrerbibliothek. — 1874 bis 1801 und seit 1805. — Wohnt im Anstaltgebäude. Professoren, Lehrer und Hilfslehrer. 2. Bieber Vinzenz, VII. Zt., korresp. ZNital. der geolog. Reichsanstalt in Wien, ehem. Assistent an der k. k. deutschen Universität und k. k. deutschen techn. Hochschule in Prag, Verwalter der Lehrmittelsammlung für Naturgeschichte, lehrte Naturgeschichte in der 1., 2., 5., (S. it. 7. Kl., Mathematik in der 2. Kl., Physik in der 3. Kl. (w. 17 St.). — Seit 1885. — Kaiserstraße ti. 3. Brelich Franz, VII. Zt., im Ruhestände, Weltpriester der s.-b. Lavantor Diözese, Lehrer an der hies. Landes-Lehrerinnenbildungsanstalt und an der hies. Landes-Obst- und weinbauschule, lehrte Slovenisch in der 1., 2. und 4. Kl. (iv. G St.). — Seit 1872. — Schillerstraße 18. 4. Dntz Johann, VIII. Zt., Doktor d. philos., Nebenlehrer des Französischen am hies. Staatsgyninasium, Lehrer an der hies. Landes-Lehrerinnenbildnngsanstalt, lehrte Deutsch in der 1. u, 7. Kl., Französisch in der 1. u. 7. Kl., Englisch in der 7. Kl.; war Vorstand der 1. KI. (w. 20 St.). — Seit 1000. — Schillerstraße 29. 5. Förster Josef, IX. Zt., lehrte Französisch in der 3. it. 5. Kt., Deutsch in der 3., 4., 5. it. 6. Kl. (w. 22 St.) ; war Vorstand der 3. Kl. — Seit 1003. — Bismarckstraße 17. 6. Fugger Eberhard. IX. Zt., verw. der Lehrmittelsammlung für Chemie, lehrte Chemie in der 4., 5. it. G. Kl., Mathematik in der 3. it. 4. Kl., Physik in der 4. Kl., leitete die chem.-prakt. Arbeiten im Schülerlaboratorium (w. 1G+4 St.); war Vorstand der 4. Kl. — Seit 1002. — Schillerstraße 24. 7. Harrer Karl, [tuie oben bei A. b) 1], Nebenlehrer des Freihandzeichnens am hies. Staatsgymnasium, lehrte das Freihandzeichnen in der 1. Kl. und das Schreiben in der 1. it. 2. Kl., assistierte im Freihandzeichnen in der 2. bis G. Kl. (w. G + 17 St.). — Seit 1005. — Schillerstraße 18. 8. Hesse Arthur, VIII. Zt., Verwalter der Lehrmittelsammlung für das Freihand- zeichnen, Vertreter der Unterrichts-Verwaltung im Schulausschnsse der gewerbl. Fortbildungsschule in ZUarburg, Mitglied der hies. Prüfungskommission für das Lehramt an allgein. Volks- und Bürgerschulen, Nebenlehrer des Freihandzeichnens am hies. Staatsgymnasium, lehrte Freihandzeichnen in der 2. bis 7. Kl. (tv. 20 St.) — Seit 1890. — Tappeinerplatz 5. 0. ZerovSek Anton, IX. Zt., Doctor Rom. in jure canonico, Verwalter der Hauskapelle, der Schülerbibliothek und der Bücherei für den Franz-Zosef-Verein, Exhortator, lehrte Religion in der 1. bis 7. Kl., Slovenisch in der 3. Kl. (w. 15 + 2 St.) — Seit 1900. — Domplatz 9. 10. Jörg Josef, [wie oben bei A. b) 2], Verwalter der Zugendspielgeräte, lehrte Geo- graphie und Geschichte in der 2. it. 7. Kl., das Turnen in der 2. bis 7. Kl. (tv. 19 St.) ; war Vorstand der 2 Kl., Leiter der Zugendspiele und lehrte auch aushilfsweise am hies. Staatsgymnasium. — Seit 1005. — Kaiserstraße 4. 11. Krug Julius, [wie oben bei A. b) 3], Verwalter der Lehrmittelsammlung für die Geometrie, lehrte ZUathematik in der 1. it. 5. Kl., geom. Zeichnen und darsi. Geometrie in der 2., 3., 4. tt. G. Kl. (w. 19 St.) ; war Vorstand der 5. Kl. und vertrat auch zuweilen den Leiter der Zugendspiele. — Seit 1905. — Bürgerstraße G. 12. Schrief l Kart, IX. 21, Doktsr der philos., wurde da- ganze Schuljahr krank- heitshalber vertrete». — Seit ltiOl. 13. Schuh Adam, IX. 21, Verwalter der Lehrmittelsammlung für Geographie und Geschichte, lehrte Geographie und Geschichte in der 1., 3., 4., 5. it. G. Kl., Turnen in der 1. Kl., steierm. Geschichte in der 4. Kl. und Stenographie in der I. Abteilung (w. 10+4 St.) ; war Vorstand der G. Kl. — Seit 1004. — Langergasse 10. 14. Sedluöek Johann, VII. 21, Doktor der philos., Ritter des Ordens vom heil. Grabe zu Jerusalem, Mitglied der hies. Prüfungskommission für das Lehramt an allgem. Volks- und Bürgerschulen, lehrte Deutsch in der 2. Kl., Französisch in der 2., 4. u. 6. Kl., Lnglisch in der 5. it. G. Kl. (w. 21 St.) — Seit 1880. — Burggasse 28. 15. Weber Lugen, IX. 21, Verwalter der Lehrmittelsammlung für Physik, lehrte Mathematik in der *G. tt. 7. Kl., Physik in der G. u. 7. Kl. (tu. 17 St.) ; war Vorstand der 7. Kl. — Seit 1003. — Parkstraße 12. Nebenlehrer. IG. Gassareck Karl, Volksschullehrer und Leiter des hies. Kaiser-Franz Josef Knabenhortes, Gesanglehrer, erteilte den Gesangunterricht in 2 Abteilungen (w. 4 St.) und leitete den Kirchengesang beim kathol. Schulgottesdieuste. — Seit 1809. — Schmiderergasse 26. Assistent. 17. Harrer Karl, swie oben bei A. b) 1. und II 7.]. II. Lehrplan. Mit der Verordnung des Herrn Ministers für Kultus und Unterricht vom 23. April 1898, Z. 10.221, wurde der gegenwärtig auch hier geltende Normal- lehrplan für Realschulen vorgeschrieben; derselbe gelangte im XXIX. Jahresberichte 1800 von Seite 45 bis G3 vollständig zum Abdrucke. Line 2lbweichung von dem Normallehrplan wurde durch den Lrlaß des Herrn Unterrichtsministers vom 31. Juli 1808, Z. 18.240 insoferne gestattet, daß wie bisher an der Staatsrealschule in Marburg dem bedingt pflichtigen Unterrichte im Slovcnischeu in den 4 Unterklassen je 2 Stunden wöchentlich zu widmen find. Demgemäß erhöht sich die Gesamtsumme aller pflichtigen Unterrichtsstunden in sämtlichen Klassen dieser Anstalt von 214 auf 222 ; in den Oberklassen ist Lnglisch bedingt pflichtig. Vom Schuljahre 1906/07 angefangen wird, zufolge (Erlasses des k. k. Miui-fteriums f. K. u. Untere, vom IG. Jänner 1006, Z. 47.887 ex 1905, für den katholischen Religionsunterricht ein neuer Lehrplan für die vier unteren Klassen der Realschulen und Gymnasien eingeführt. Der Normallehrplan ist ursprünglich im „Verordnungsblatt für den Dienstbereich des Ministeriums für Kultus und Unterricht", Jahrg. 1808, Stück IX, am 1. Mai 1808, Nr. 14, Seite 127—156, veröffentlicht worden; er ist als Sonderabdruck vom k. k. Schulbücherverlage in Wien um 30 li erhältlich. — so- lil. $05)06 vorgeschrieben gewesene Lehrbücher, nach Gegenständen, innerhalb derselben »ach Alasse» geordnet. V Religionslehre. I. Alasse. Großer Katechismus der fach. Religion. II. „ Zetter: Katholische Liturgik und der große Katechismus. iy' " j Zetter: Geschichte d. göttl. Offenbarung des alte» ». neuen Bundes. V. „ König: 111. Besondere Glaubenslehre oder Dogmatik. VI. „ König: IV. Sittenlehre. VII. „ Fischer: Lehrbuch der Kirchengeschichte. 2. Deutsche Sprache. I. Klasse.. /I. > Jjj " Campei: Deutsches Lesebuch für die ■ jjj Kl. der Mittelschulen. IV. " \ ( IVj V. „ Campei und pölzl: Deutsches Lesebuch für die oberen Klassen österr. Realschulen. 1. T. VI. „ Janker und Roö: Deutsches Lesebuch für die oberen Klassen der Realschulen, II. T. — Zänker-Roü: Mittelhochdeutsches Lesebuch für Oberrealschulen. — Lesestoff: Lessings Emilia Galotti und Schillers Maria Stuart. VII. „ Zänker und Noö: wie in der VI. Kl., III. T. — Lesestoff: Goethes Hermann und Dorothea und Grillparzers König Ottokars Glück und Ende. Zn alle» Klassen: I Vi Homi her: Deutsche Grammatik für die österr. Mittelschulen. — Regeln für die deutsche Rechtschreibung (Schulbücherverlag). 5. Slowenische Sprache. I. Klajse.I ^„hgvSek: Slowenisches Elementarbuch für deutsche Mittelschulen. II. III. „ / Lendov.^ek Ütritof: Slov. Lesebuch f. Deutsche an Mittelschule». Hiezu IV. „ ) ei» slov.-deutsch. Wörterbuch. V LranzSsische Sprache. [j | zgechtel: Französisches Sprech- und Lesebuch. 1. Stufe. III. „ I Bechtel: Französisches Sprech- und Lesebuch für die III. u. IV. Kl. — IV. „ ) Filet: Französische Schulgrammatik. V. „ i Filet: Grammatik, wie in der 111. Kt. — Filet: Übungsbuch für VI. „ I die Oberstufe des französischen Unterrichtes. — Bechtel: Französ. VII. „ ( Chrestomathie für die oberen Klassen der Mittelschulen. — Sachs- Villatte: Lncyklopädisches Wörterbuch. 5. Englische Sprache. V. Klasse. Rader nnd lVürzner: Lleinentarbuch der englischen Sprache. — „ „ „ Englisches Lesebuch für höhere Lehranstalten. VI. h i n n „ Grammatik der englischen Sprache. VII. n ) „ „ Lesebuch, wie in der V. Kl. ti. Geographie. J. Klaffe. I Richter: Lehrbuch der Geographie für die I., IJ. und III. Kl. der II. „ / Mittelschule». III. „ ) Kozenu-Haardt-Schmidt: Geographischer Schnlatlas. IV. „ Mayer: Geogr. d. österr.-uug. Monarchie für die IV. Kl. der Mittel- schulen. Schiilatlas wie in den frühere» KI. 7. Geschichte. II. Klasse. Mayer: Lehrbuch d. Geschichte f. d. unteren Kl. d. Mittolsch. 1. T. III. „ wie in der II. Kl., 2. T. iV. „ „ „ n „ n -I' V. „ Aebhann: Lehrbuch der Geschichte des Altertunis für die oberen Kl. der Mittelfch. VI. „ Mayer: Lehrbuch der allg. Geschichte f. d. ob. Kl. d. Mittelfch. 2. T. VII. „ Mayer: wie in der VI. Kl., 3. T. — Hannak-Pölzl: Msterr. Vater- landskunde. 3» allen Klaffen, putzger: Histor. Schiilatlas. 8. R'lathematik. I. Klaffe. Moönik-Neumann: Lehr- und Übungsbuch für die unteren Klaffen der Mittelfch. 1. Heft. II. „ Lindenthal: Rechenlehre. III. „ Moöuik-Neumann: Lehr- und Übungsbuch der Arithmetik. 3. Heft. IV. „ Moönik-Neumann: Lehr- u. Übungsbuch der Arithnietik u. Algebra. Ausgabe für Realschulen. V. „ I Moönik-Neumann: Lehrb. d. Arithni. u. Algebra f. d. oberen Kl. d. VI. „ ? Mittelfch. — Moönik-Spielmann: Lehrb. d. Geometrie f. d. ob. Kl. VII. „ ) d. Mittelfch. — 3^inek: Logarithm. Tafeln f. Realsch. u. Gymnasien. <). Geometrisches Zeichnen und darstellende Geometrie. I. Klaffe. \ II. „ f Moönik-Spielmann: Geometrische Formenlehre und Aufangsgründe III. „ i der Geometrie für Realschulen. IV ' IV. „ V. „ Schiff iter : Leitfaden für den Unterricht in der darsi. Geometrie. VI j yjj " ^ Streißler: Llemente der darsi. Geometrie für Gberrealschulen. 10. Raturgeschichte. I. Klaffe.IPokoruy-Latzel: Naturgeschichte des Tierreiches für die unteren /Klaffen der Mittelschulen. — Pokorny-Fritsch: Naturgeschichte des II. „ I Pflanzenreiches für die unteren Klaffen der Mittelschulen. V. „ Wretschko-Heimerl: Vorschule der Rotanil. VI. „ Graber-Mik: Leitfaden der Zoologie. VII. „ Hochstetter-Toula-Rifching: Leitfaden der Mineralogie und Geologie für die oberen Klaffen der Mittelschule». \\. Physik. JH. Klaffe./Anfangsgründe der Naturlehre für Unterrealschulen. VI i ^wallentin: Lehrbuch der Physik für die oberen Kl. der Realschulen, vii. „ ) \2. Chemie. IV. Klasse. Witteregger: Anfangsgründe der Chemie und Mineralogie für die IV. Alasse der Realschulen. V. „ Witteregger: Lehrbuch der Chemie für Oberrealschulen, 1. T. VI. „ wie iu'der V. Al., 2. T. f5. Gesang. Für alle Alasse», verger: Sammlung katholischer Kirchenlieder. Für die erste Abteilung. Waier-Airchl: Liederbuch für österr. Bürgerschule». Vs. Stenographie. weizmann: Lehr- und Übungsbuch der Gabelsberger'schen Stenographie. V>. Steiermärkische Geschichte. Hirsch-Zafita: Heimatkunde. so. Chem.prakt. Übungen. Haselbach: Leitfaden für die anal.-chem. Übungen an Realschulen. IV. Deutsche Aussätze in der V., VI. u. VII. Alasse nebst Vortragsübungen in der VI. »,nd VII. Alasse. V. Alasse. Hausaufgaben: 1. Die Freuden des herbstes. 2. Die Phönizier als die Engländer des Altertums. 3. warum lernen wir fremde Sprachen? 4. Allzu straff gespannt, zerspringt der Bogen. 5. „Gebraucht die Zeit, — Sie geht so schnell von hinnen, — Doch Ordnung lehrt euch Zeit gewinnen." (Goethe.) 6. „wunderseliger Riami, welcher der Stadt entfloh." (Hölty.) — Schulaufgaben: 1. Das Tier als Freund des Weitsche». 2. Die lykurgische und die solonische Verfassung. (Ein vergleich.) 3. Die Jugend, — des Lebens Frühling. 4. Ursachen und Ergebnisse der Gracchischen Reformen. VI. Alasse. Hausaufgaben: 1. Die alten Deutschen. (Ein Charakterbild.) 2. „wohltätig ist des Feuers wacht, wenn sie der weitsch bezähmt, bewacht." (Schiller.) 3. Bilder vom Bahnhof. 4. „was d» ererbt von deinen Vätern hast, — Erwirb es, um es zu besitzen." (Goethe.) 5. versuch einer Selbstcharakteristik. (S. „Teuer ist mir der Freund, doch auch den Feind kann ich nützen; Zeigt mir der Freund, was ich kann, lehrt mich der Feind, was ich soll." (Schiller.) — Schulaufgaben: 1. Das Nibelungenlied — ein hohes Lied der Treue. 2 „Ein jeder Stand hat seine» Frieden, — Ein jeder Stand hat seine Last." (Geliert.) 3. „verbunden werden auch die Schwachen mächtig." (Schiller.) 4. Die weltgeschichtliche Bedeutung der Fahrt des Kolumbus. Z. Förster. VII. Alasse. Hausaufgaben: 1. Die Kunst im Dienste der Religion. 2. Lgmont in der Geschichte und im Drama. 3. Die wichtigsten Unterschiede zwischen der tragèdie classique und den Dramen Shakespeares in Technik und Stil. 4. Die hauptquellen der Erfindungen und Entdeckungen. 5. Charakteristik Hermanns in Goethes „Hermann und Dorothea". (S. Kein Volk entwickelt ei» geistiges Leben ohne Zusammenhang mit anderen Nationen. 7. Geschichte und Bedeutung des Fremdworts im Deutschen. 8. was heißt „klassisch"? — Schulaufgaben: 1. parallele zwischen den Phöniziern und Engländern. 2. „Ich hatte das Glück, unglücklich zu sein", kann — es- cili Volk zuweilen ebensogut sagen wie ein Mensch. 3. a) welche natürlichen Verhältnisse fördern den Handel der österreichisch-ungarischen Monarchie? b) wie hat sich der Mensch die Kräfte der Natur dienstbar gemacht? 4. Das Mittelmeer als Vermittler der Kultur im Altertum und Mittelalter. (Maturitätsarbeit.) — Vortragsübungen: Calderon, Das Leben ein Traum. (Tornides.) 2. iß. Hauptmann, Die versunkene Glocke. (Ennsbrunner.) 3. Geschichte der Chemie. (Gassareck.) 4. Scheffel, Ekkehard. (Geymayer.) 5. Über die Entwickelung der Eisenbahnen, (Himmel.) G. Die Anwendung der Elektrotechnik, (Hutmaier.) 7. Die gcrmanisatorische und kulturelle Tätigkeit des bajuvarischen Volksstammes. (Langer). 8. Dante, Göttliche Komödie. (Löschnigg.) 9. Baumbach, Zlatorog. (Malleg.) 10. Einfluß der englischen Literatur auf die deutsche. (Neuwirth.) 11. Shakespeare, Kaufmann von Venedig, (petek.) 12. Parallele zwischen Goethes Iphigenie und der des Enripides. (Neichelt.) 13. Schiller als Mensch. (Schafzahl.) 14. Die Kultur der Mittelmeerländer. (Schelesniker.) 15. Die Babenberger. (Schön.) 10. Geschichte der Astronomie. (Stark.) 17. M. Kernstock. (Stiebler.) 18. Entwickelung der Telegraphie und Telephonie. (Strohbach.) 19. Anzengruber, Meineidbauer. (Trümmer.) Dr. H. Dutz. V. Freigegenstände. Gesang. Zwei Abteilungen. 1. Abteilung. Schüler der 1. Klasse, wöchentlich 2 Unterrichtsstunden. Singlehre: Kenntnis der Noten und Töne; Tonbildung und Aussprache; Takt und Tempo; die wichtigsten Tonleitern in Dur und Moll; Ton-stnfen. Lin und zweistimmige Lieder ans $. Mairs Liederbuch; Einübung der eingeführten Meßlieder aus O. Bergers Sammlung „Kirchenlieder"; Responsorien; im zweiten Halbjahre auch Mitwirkung beim vierstimmigen Chorgesange. — 2. Abteilung. Gruppe A. Schüler der zweiten Klasse, wöchentlich 2 Unterrichtsstunden. Fortsetzung der Singlehre: Die Tonarten in Dur und Moll; Beziehungen der verwandten Tonarten; Baßschlüssel; chromatische Tonfolgen; gebrochene Akkorde; Übungen zur Stimmbildung und zur Aneignung eines schönen Vortrages; Lieder aus Mair-Kirchls „Liederbuch" und Klages „Fremdländischem Liederbuch"; Mitwirkung beim vierstimmigen Chorgesang. Grundlagen der Melodiebildung: Motiv, Thema, einfache Liedform. Aus der Harmonielehre: Drei-, vier- und Fünfklänge, ihre Zugehörigkeit zu den Tonarten, Lage und Umkehrung; Fortschreiten der Stimmen bei Dreiklangsverbindungen. — Gruppe B. Schüler der dritten bis siebenten Klaffe vereinigt mit den Schülern der Gruppe A und guten Sänger» der 1. Abteilung, wöchentlich 1 Singstunde. Anweisung zu sinngemäßem und schönen vortrage; gelegentliche Hinweise auf die Musikgeschichte, vierstimmiger Chorgesang: Kirchliche und weltliche Lieder aus mehreren Sammlungen, z. B. „Volksgesänge" von I. Heim, „Liederschatz" von I. Vogl, „Laudate Domino“ von U. Wagner ». a. im Satze für Sopran, Alt, Tenor und Baß; Lieder aus dem „Liederschatz" von H. Pfeil tut Satze für 1. und 2. Tenor, 1. und 2. Baß; Wiederholung der in den Vorjahren gesungenen Lieder. Gassareck. Stenographie. I. Kurs, wöchentlich 2 Stunden. Wortbildung, Wortkürzung, Lese- und Schreibübungen. Schuh. Chem.prakt. Arbeiten. I. und li. Kurs, je 2 Stunden in der Woche. Genau nach der Ministerialverordnnng vom 19. Juli 1894, Z. 352. Fugger. Steiermärkische Geschichte. 2 Stunden wöchentlich. Lehrgang im engsten Anschlüsse an „die Heimatkunde des Herzogtums Steiermark" von Dr. N. Hirsch. S ch u H. VI. Scfyülernacfymeife. A l affe Zu- sammen 1 5abl. 1. II. III. IV. V. VI. VII. ,chu Lude 1904/5 43 38 40 36 34 24 8 223 /hu Knfaitg 1905/6 69 31 39 41 35 34 19 258 Mährend des Schuljahres eingetreten . . . l4) — — — 1 . — — 2 3m ganzen also ausgenommen ..... 60 31 89 41 36 34 19 260 Darunter: 21 cn ausgenommen und zwar: anfgestiegen 3 4 3 — — 64**) Repetenten — — 2 — — 1 — 3 Mieder ausgenommen und zwar: anfgestiegen .......... — 26 32 36 31 31 19 175 Repetenten 2 2 1 2 2 — 18 Mährend des Schuljahres ausgetreten. . . 4 !, 3 — 3 3 — 18 Schülerzahl zu Lnde 1905/6 56 26 36 41 33 31 19 242 Darunter: (Öffentliche Schüler........ 26 36 41 32 31 19 241 privatisti« 1 1 2. Geburtsort (Vaterland). Marburg 20 11 9 14 12 9 7 82 Steiermark überhaupt 25 13 21 18 12' 13 !» 111' Kärnten 1 — — — 2 1 — 4 Kram 2 — 1 — — 1 1 6 Küstenland 1 — 1 2 1 — — 5 Tirol 4 — 2 1 — — — 7 Niederösterreich 2 1 1 1 2 4 1 12 Böhmen — 1 1 2 2 — — 6 Mähren — — — 1 — — — 1 Galizien 1 — 1 Schlesien 1 — — — — l — 2 Ungarn — — — — 1 — 1 2 Kroatien und Slavonictt ....... — — — 1 — 1 — 2 Herzegowina — — — 1 — — — 1 Summe .... 56 26 36 41 32* 31 19 241' 5. Muttersprache. Deutsch 63 25 36 40 30' 31 19 233' Slovemsch 2 1 1 1 2 — — 7 Tschechisch .... * I — — — — — — 1 Summe . . . 56 26 86 41 32' 31 19 241' 4. Religionsbekenntnisse. Katholisch des lat. Ritus 26 36 40 29' 31 18 235' Evangelisch Augsburger Konfession.... 1 — — 1 2 — 1 5 Israelitisch — — — — 1 — — 1 Summe . . . 56 26 86 41 32' 31 19 241' ■) I Schüler mi* ber II. ffitimnnftnlTlnsfe. "j 1 Schiller war int iüorjichre außerordentlicher, daher eigentlich mir 60 neu auffletioinmene Schüler. A l asse Zu- sammen I. II. III. IV. V. VI. VII. 5. Lebensalter. 10 Jahre H „ 12 1 3 1 4 1 5 Hi 17 „ 1 8 1 9 2 0 21 2 14 20 14 5 1 1 5 11 7 2 8 12 11 2 3 6 19 13 3 8 8 11 4 1 3 12 10 4 2 1 5 5 4 2 2 2 15 25 33 30' 40 28 34 19 9 4 2 Summe . . . 6. Nach dem Wohnorte der Eltern. Vrtsangehörige Auswärtiqe 66 36 20 26 15 11 36 20 16 41 25 16 321 21' 11 31 19 12 19 9 10 241' 145' 96 Stimme . . . 7. Klassifikation. 66 26 36 41 32' 31 19 241' a) Zu Ende dea Schuljahre« 1905/6. I. Fortgangsklaffe mit Vorzug .... 6 3 1 1 3 1 4 19 I. Fortgangsklaffe 28 19 17 21 13' 12 10 120' Zu einer Wiederholungsprüfung zngelaffen 4 — 6 3 1 0 3 22 H. Fortgangsklaffe 11 3 8 9 10 8 2 51 III. Fortgangsklaffe 6 1 3 7 5 2 24 Zu einer Nachtragsprüfung zngelaffen . 1 — 1 — — 3 — 6 Summe . . . 66 26 36 41 32' 31 19 241' 1>) Nachtrag vom Schuljahre 1904/6. tviederholungspriifiingen waren bewilligt 3 2 10 2 10 4 31 Entsprochen haben 2 2 10 1 II) 4 — 29 2 Nicht entsprochen haben ..... 1 — — 1 — — — Darnach ist das Endergebnis für 1904/5 I. Fortgangsklaffe mit Vorzug . . ■ . 2 6 2 6' 4 4 1 24' 26 30 36 28 28 16 V 170 II. Fortgangsklaffe 11 2 2 1 1 b — 22 III Fortgangsklaffe . 4 1 4 Nicht klassifiziert — — — — — — l Summe . . . 43 37 -10 351 34 24 8 221' A asse Zu- sammen 1. II. lil. IV. v. ! VI. VII. $. Geldleistungen der Achillee. i Vas Schulgeld ganz z» zahlen waren verpflichtet im 1. Semester . . im 2. „ . . Zur Hälfte waren befreit im 1. Semester . im 2. „ Ganz befreit waren im 1. Semester . . im 2. „ . . Vas Schulgeld betrug fini 1. Sein. Kronen im ganzen /im 2. „ „ 43 29 1 14 27 1290 855 14 11 15 13 420 330 17 25 22 11 610 750 18 2(1 23 15 540 780 14 20 20 14 420 600 16 21 18 12 480 630 12 11 7 8 360 330 134 143 1 119 102 44)20 4275 Schulgeld zusammen K 2145 750 1260 1320 1020 1110 690 8295 Die Anfnahmsaebühren betrugen K Beiträge für die Schülerbücherei K Zu d. Zugendspielen, f. Drucksachen, Papier ».Tintengeldwurdenbeigetr. Freiw. Beitrüge siir den FranzZose s-D e r-ein (siehe VII. S. 96,97 it. VIII. C. S. 98) Gebühren für zweite Zeugnisse . . Gebühren für die ch em.-prakt. Arbeiten 2142 120 K 108 K 691 K — 1211 58 502 3V3 2 21 42 37 511 163 54 48(1 504 2 12« 54 46-3 401 48 42 36 324 371 2 12 26 231 18-9 281-4 390 346-4 298-6 6 78*) Gesamtsumme aller Geldleistungen K 2656't 9041 141II 149 V,S 122 IS 1233-7 758-3 96951*) i). Besuch des Unterrichtes in den bedingt pflichtigen und freien Gegenständen. Slovenische Spache ) Englische Sprache > II. Semester . . Thein.-prakt. Arbeiten \ Stenographie I. Kurs I. Semester . . . II Gesang I. und II. Abteilung I. Semester H. „ Steiermärkische Geschichte I. Semester . . H ,, - • 32 24 19 10 10 19 5 6 20 6 5 10 10 6 4 23 5* 26 20 4 4 19 3 12 7 5 5 12 1 1 2 1 97 54 8' 45 33 68 59 6 4 JO. Stipendien. Anzahl der Stipendisten /im I. u. Gesamtbetrag der Stipendien s II. Sem. K — — — 1 200 — 1 200 2 360 4 760 Jl. Befreiungen von der Teilnahme am Turnunterrichte. .für die Dauer der Studien Für das Schuljahr /905/6 Für ein Sein, oder vorübergehend . . . 1 1 3 1 2 1 2 1 5 1 1 2 2 2 8 7 10 Summe . . . 5 1 2 4 6 3 4 25 Seit dem Bestände der Marburger Realschule wurden bis heute in dieselbe 2W> Schiller eingeschrieben. *) 2 .gürcr bet heurigen sZortbilbnngMirseS für SHiiriicrfrtnilldjvrr zahlten im Schuljahre die Gebühr uon iS K, da sie sich an den chcm.-prakt. Arbeite» ber Realschüler beteiligen durften. VII. Namensverzeichnis aller im Schuljahre 1905/06 aufgenommenen Schüler. i. fUitirc. Angjelič Gottfried 620 Arlhofer Leopold 180 Ar;en8ek 2llois 180 Zizzola Karl 80 Lornides Gerhard v. 500 Debelak Franz (ausgetr.) 80 Dicber Franz 200 Drofenik Milan (ausg.) 100 Dich Bruno 200 Dwotak Josef — «Ercl Richard 100 Germ Wilhelm 80 Girlinger Anton 80 Gollob Hubert 80 Gonza Ferdinand 20 Götz Max 200 Hanfstingl Johann 80 Häring Leopold 80 Hirschmann Ferdinand 120 3mmit Josef 80 Kaubhaiitmcv «Erich 80 Kiffntamt Rudolf 100 Koneöny Karl 80 Kares Alexander 80 Koser Anton 100 Kramberger August 120 Krasser Vinzenz 80 ArantsdorferGottfr. 100 Lackner Robert 80 tauritsch Alfred 200 Lorber Zlmandus 80 Maierhofer Albiti Maierhofer Valentin 200 (ausgetr.) 200 Maieritsch Franz 80 Mandl Josef 80 Markovič Johann 80 Mehr Heinrich 100 Melcher Josef — Neuwirth Adolf 80 Mhmann Johann 80 Grtncr Franz 80 Pelikan Franz 80 pirch Konrad 20 piveh Kamillo 100 pokorn Franz 80 Rabl Josef 120 Reicher Ferdinand 60 Rhäsa Ernst 80 Roba Gthmar 80 Schaut! Andreas 80 Schedila Walter 100 Skalak Johann 200 Sketh Karl 100 Stark! 3ofcf 60 Tausendschön 3°fcf 100 Thuy Karl 80 Tscheligi Franz 200 Travisai! 3°fcf 80 Wegesser ©sfar 80 wesiagg Karl 100 (60 Schüler — 69 4 K.) II. Klasse. Dimetz Anton 220 «Eisl Zlugust — Fanedl Friedrich — Fell 3osef 200 Friedrich Karl (ausgetr.) — Gassareck August — Hermann Max 120 Himmel Alois — 3a»ouS Alfons 90 Kafel Anton 100 Kapper Siegfried 100 König 3°fcf (ausgetr.) — Leskovar Franz (atisg.) Linninger Wilhelm 40 (ausgetr.) 100 Rovak 3e>hann 100 paternolli Alexander 220 platzer Franz 120 platzer 3ohann 120 paiti5: Wilhelm — preschern Erwin 400 Radey Richard 120 Reicher Leo — Reicher (Dthinar — Thalniann Gerhard 400 Tomandel Karl (ausg.) 100 Trümmer Josef 120 Vogrin Alois — voil ©skar 100 Wilhelm Georg 120 wiesthaler Herbert 200 wresounik 3e>hann 40 (91 Schüler — 313 K.) III. Klasse. Adametz 3uliws 200 Bancalari Heinrich 120 Binder Karl 100 Dietze Anton — Dremmel Karl 200 Felgitsch Heinrich 20 Freudenreich Rudolf 100 Geringer Rudolf 120 Gornig Friedrich 100 Grögl Wilhelm 20 Gruber Hermann 220 Haas Rudolf 290 Heinrich Robert 120 Höfer 3osef (ausgetr.) 120 Hraftnig Rudolf (ausg.) 200 3aucžič 3osef 100 Klug Max 200 Kokol Max 120 Korren peter 120 Kramberger 3°fcf 100 Kr/.i/ek Robert 120 Langmann Alfons 100 Laurenöiö Alois 40 Lederer Adolf 100 paternolli Arthur 220 peteln 3°fl'f 200 plochl Hubert — prisching Roman 120 Rath Frans — Riepl Rikolaus 200 Roiko 3ohann 600 Schön Norbert 100 Schwarz Franz 120 Senica 3°fcf 100 Travisali Viktor 80 Unger Karl 100 vančina Emil (ausg.) 120 Vukovits Erich 100 Welt paul 120 (39 Schüler — 511 K.) IV. Klasse. Axmann Gustav 100 Berg rllfred 90 Dedy Heinrich 200 Ebert Friedrich 120 Ernst 3osef — Fischer 3osef 200 Frieda» Ferdinand 120 Gödl Heinrich 90 Gröger Johann — Kleetvei» Emst — Kordon Alfred 200 Kos Leopold — Kraner Franz 200 Ceyrer Sylvester 120 NIahainz Julius 200 Neger Ernest 120 petrovič Franz — pestolt Franz 200 pichlcr Arthur 220 pittner Andreas 120 prodnigg Julius 90 Nath Willibald 120 Nozbaud Richard 120 Schafuthl Johann 200 Schawill Emst 100 Scheff Franz 90 Schmidinger Gustav — Schniuckenfchlag Josef 20 Schurz Josef 200 Sirk Walter 500 Sonne Friedrich 100 Stanzer Mthniar 120 Stuhlpfarrer Friedrich 100 Ulrich Walter 20 werhonif Rudolf 200 Wolf Franz 220 wrestnig Josef 100 Zagoda Johann 100 Zech Philipp 100 Zisel Josef 120 Žitko Franz 120 (41 Schüler — 50 4 K.) V. «lalTr. Adanietz Karl 200 (Coretti pani 100 Dorflinger Friedrich 20 Domheim Karl 200 Eisenbach Franz 120 List Rupert 100 Farsky Heinrich 20 Frenze! Viktor 120 Frenzei Wilhelm 120 (ßloivacfi Elfa (priv.) — halbärth Kurt 300 Hofer Johann 100 Iüptner Karl 100 Klimefch Johann 120 Kočevar Johann 200 Lötvinger Siegfried 220 UTIaker Rudolf 20 pasch Konrad — pintov Karl 100 Prelesnik Leopold 120 pruschak Leodegar — Riha Einerich 220 Schmidi Franz 500 Schönbacher Karl — Sntonig Felix (ansgetr.) — Stamzar Iosef 120 Stopar War 100 Stradner Adolf 120 Šunko Alexander — Szakovitz Michael 20 Temin Ferdinand 20 Trümmer Günther 120 viher Friedrich 100 Duščič Johann (ausg.) 200 Weber Anton 220 Zechner Karl 20 (36 Schüler — 40'4 K.) VI. «taire. Atzler Edmund 120 Baicer Albert 320 Binder Franz — Breitenfelder Viktor 70 «Czerny Felix 100 Duma Emil 390 Fischer Franz 100 Gotsbacher Alois 40 Grsetič Gottfried 100 Gruber Johann 220 Gusel pani 100 Himmel Adolf 90 O n o" 100 Horvate! (Dtto — Horvate! Rudolf — Ianouch Hans 90 Kopetzky Alois 20 Kopp Ludwig 100 Kottnig Josef 100 Kramberger Johann 100 Kranjčec Johann 120 Marterer Gustav 200 Mettinger Michael 100 pichler Franz 100 Recknagel Mar 120 Rodler Alois (ansgetr.) 90 Roßmami Moriz (ausg.) 110 Rumesch Max 100 Schawill Franz 100 Stiger Albert 120 Stalla Anton 90 Valjavec Karl 100 Winkler Linil (ausg.) 100 wnrzingcr Konrad 100 (34 Schüler — 371 K.) VII. «taire. «Cornides Albert v. 120 Ennsbrunner Stefan 100 Gaffareck Karl 100 Geymayer Franz 100 Himmel Leo 60 Hutmaier Robert — Langer Alois 290 Cöfehnigg Ferdiu. 200 Malleg Josef 100 Neuwirth «Emil 80 petek Milan 120 Reichelt Willibald — Schafjahl Karl 100 Schelesnifer Kamillo 120 Stark Mskar 120 Stiebler «Emil 90 Strohdach Herrn. 100 Schön Viktor — «Trümmer Franz 90 (19 Schüler — 18-9 K.) (Die fett gedruckten Namen gehöre» Schillern an. welche die vorzugsklafse erhielte» ; die Zahle» hinter de» Name» bedeute» die freiwillige» Beiträge zum Franz Josef Vereine.) VIII. A. Aufnahmegebühren. Aufwand für die Lehrerbibliothek und Lehrmittel. H. Beiträge für die Schülerbibliothek. C. Unterstützungswesen. A. Die Aufnahmsgebühren von 67 Schülern betrugen (siehe VI. Schülernachweise, 1. u. 8.) 281 K 40 li Hievon wird die Gebühr für 1 Schüler erst 1907 verrechnet . . 4 „ 20 „ so daß für 1906 Aufnahmsgebühren zur Verfügung standen 277 K 20 li Hiezu kamen: Erlös für verkaufte Jahresberichte 4 K 90 li Aufnahmsgebühre» vom Jahre 1905 (Siehe XXXV. Jahres- bericht, 5. 83 A) 8 „ 40 „ Gebühren für zweite Zeugnisse (Siehe VI. 8) 6 „ — „ Durch den Erlaß des f. f. steicrm. L.-Sch.-N. v. 31. Jänner 11)0(5, Z. 3 wurde als Beitrag der Stadt Marburg bewilligt, mit Bote des Stadtrates vom 24. Februar 1906, Z. 3731, - angewiesen und am 28. Februar 1906 unter d. Z. 74 von der Direktion behoben „ 34 „ vom Jahre 1905 war der Kassarest in Empfang zu stellen . . . 59 „ 80 „ so daß für 1906 ei» Betrag von 3008 K 64 li verausgabbar war und zwar (756 K 80 h mehr dem Kassarest =) 816 K 60 li für die tehrerbibliothek und 2192 K 04 I, für die tehrmittel. — Die bisherige Verwendung des Gesamt- betrages erscheint unter IX. A], dann G] bis J| ausgewiesen. lì. Die Beiträge für die Schülerbibliothek betrugen (siehe VI. Schülernachweise 8.) von 195 Schüler im Schuljahre 1905/06 890 K. vom Jahre 1905 blieb ein Barrest von .... 364 K 07 li Hiezu eingebrachter Schadenersatz 4 „ 42 „ weshalb für 1906 eine Summe von 868 K 49 li verwendbar war. — Die Verwendung erscheint unter IX. 13] teil- weise angegeben. €. U nterstützu n gswe s en. I. Frani-Sosef-verein zur Unterstützung dürftiger Schüler der Anstalt. A. Einnahme ». 1. Geldstand vom 1. Juli 1905 K 90 I> 2. Stiftnngsvermächtnis des Herrn Franz Kočevar 1000 — „ 3. Beiträge der Mitglieder und Wohltäter 267 n — „ 4. von einem Ungenannten 2 n 62 5. Ergebnis der Sammlung unter den Schülern der Anstalt . . . 298 n 60 6. Zinsen der 1898 gegründeten Jubil.-Stip.-Stiftung des Franz- josef-Vereines von 2000 fl. ö. W. vom 1. Mai 1905 bis 1. November 1905 80 — 7. Zinsen der Widmungssumme von 100 fl. ö. W. der weil. Josefine Frciin von Lannoy 8 n 40 „ 8. Zinsen der Franz Kočevar-Stiftung von 1000 K vom 19. Juli 1905 bis 2. Juni 1906 27 n 70 „ Übertrag . . 5193 K 22 li Übertrag . . 5193 K 22 h 9. Sparkassezinseil für da- ganze Jalzr 1905 und vom 1. Jänner bi- 26. April 1906 172 „ 99 „ 10. Für verkaufte Bücher............................................... 1 „ 50 „ 11. Rückgezahlte Schnlgelddarlehen zweier Schüler...................... 35 „ — „ Summe . . . 5402 K 71 h B. Ausgaben. 1. Für Lehrbücher und Einbände 260 K 49 h 2. Das Stiftungsvermächtnis des Iferrn Franz Kočevar in die Gemeinde-Sparkasse von Marburg mit dem „vinkulierten Ein- lagebuch Nr. 116.381" hinterlegt................................ 1000 „ — „ 3. Gebühren und Stempel für diese Franz Kočevar-Stiftung . . 120 „ — „ 4. Bisherige Zinsen dieser Stiftung an einen Schüler der VI. Klasse 27 „ 70 „ 5. Die Zinsen der Zubil.-Stip.-Stiftung für das Schulz. 1905/6 an einen Schüler der VII. Klasse....................................160 „ — „ 6. Zinsen der tannoy-widinung an einen Schüler der I. Klasse . 8 „ 40 „ 7. Monatliche Unterstützung an einen Schüler der VII. Klasse . . 50 „ — „ 8. Schulgelddarlehen an 2 Schüler der 111. und VI. Klasse . . 35 „ — „ 9. (Einmalige Unterstützung an 2 Schüler der III. Klasse ... 20 „ — „ 10. Für zwei neue Sparkasse-Einlagebücher............................... — „ 40 „ 11. Botenlohn........................................................... 10 „ — „ Summe . . . 1691 K 99 h dazu der Geldstand vom 1. Juli 1906 3710 „ 72 „ gibt obige Einnahmssumme 5402 K 71 h Der Geldstand von 3710 K 72 li besteht in einer gleich hohen Sparkasseneinlage, die im Einlagebüchel Nr. 116.038 der Gemeindesparkasse in Marburg als Guthaben eingezeichnet ist. Am 28. Zum 1906 wurde die ganze Kassagebarung von de» zwei Nechnungs-prüfern in Gegenwart des Vorstandes, dann des Kassiers prof. Bieber einer genauen Durchsicht unterzogen. Zn das Kassabuch wurde unter dem gleichen Tage dann eingetragen: Sämtliche Einnahmen und Ausgaben sind vollkommen laut Beilagen richtig und der Saldo mit K 3710 92 durch ein Sparkassebuch in gleicher Isöhe bedeckt. Is a » s Gr u ber, A. Götz. Verzeichnis der Mitglieder und Wohltäter. tscrr Badl Anton...........................K 4 Iscrr ,, Bancàri Josef............................„4 Beringer Franz...........................„2 „ « Pros. Bieber Vinzenz „4 „ „ Billerbeck jtm...........................„2 „ Ing. Blcssich Anton......................„2 „ „ Prof. Brelich Franz......................„4 ,, Schuir, prof. Dr. G. v. Britto ... 4 „ Beaintenverein (Lokalausschuß) . . . . „ 10 „ Perr Derwuschek Franz...........................4 „ „ Prof. Dr. Dntz Johann.....................2 „ „ Schuir. Prof. Fasching Franz . . „ 4 „ » Felber Josef............................................................ 4 Felber Isans..............................2 » Fiala Raimund.................... " Zug- Forinacher.................. * Prof. Förster Josef.............. » Ludwig Franz & Söhne . . . .> Prof. Fugger Eberhard.... 4 2 4 10 4 Gaißer Johann.............................K li Geistler INoriz...........................„ 2 Girstinayr Franz .............................2 Girstinavr Fohann ,, 4 Görmg Ssidor „ 3 Götz Anton................................„ (5 Grnber Johann............................... 4 Grubitsch Johann........................ lsalbärth Ignaz......................... Prof. Besse Arthur...................... Bolzer Rudolf........................... Jsling INax ............................ Prof. Dr. JerovSek A.................... Prof. Dr. Jörg Josef......................„ 2 Direktor Knobloch Gustav. „ 4 Koratschin Alois..........................„ 4 Kotnik August.............................„ 4 Kreinz Josef..............................„ 2 Übertrag. . . K 144 Übertrag. . , K 144 Herr Kral i k Leopold „ 4 „ Kropsch Arthur........................... 4 „ prof. Krug Julius.....................„ 2 „ Dr. Lorber Heinrich...................„ 4 „ mortili-, Josef.......................... 4 „ morti Ülax............................... 2 „ Nagy Alex................................ 3 „ llenM Lheodor.........................„ 4 „ Novak Felix.............................. 2 „ Vgriseg Richard.......................„ 5 „ pachuer Roman.........................„ 4 „ Perko Mskar . . . •..............„ 2 „ pfrimer Karl. ................„ 3 „ philipxek Viktor......................„ 3 „ plaher Andreas........................„ 3 „ prodnigg Josef 2 „ Sogmann Josef.........................„ 2 „ Sauer Johann 6 Herr Scheidbach Karl........................K „ Scherbaum Gustav........................„ „ Scherbaum Karl..........................„ „ Schetina Viktor.........................„ „ Scheuch Eduard.............................. „ Dir. Schund Edmund......................„ „ Dr. Schmiderer Johann . „ „ prof. Dr. Sedladek J..................„ „ prof. Dr. Schriest Karl...............„ „ prof. Schuh Adam......................„ „ prof. Spiller Robert..................„ „ Stark Josef...........................„ „ Jug. Suske Heinrich.....................„ „ Jufp. 1 Va lenta Mamilio . . . . „ „ prof. iveber E..........................„ „ tVirth Heinrich.........................„ „ IVolfrant !Nax .........................„ „ Zinthaner Ludwig........................„ 6 4 • » 4 • „ 2 ■ .. 2 - „ 4 • ,, 6 • „ 4 • 4 • ,, 2 • « 4 • „ 4 • 2 • .. 4 ■ 2 ■ „ 4 • ,, 4 . „ 2 K 267 Nach Abschluß der Jahresrechnung hat die Geueraldirektion der k. k. priv. Siidbahiigefell-fchaft unter dem 27. Juni Uv. ^670, wieder in dankenswerter Art für das Jahr stjOO einen Betrag von (20 K bewilligt, der im nächsten Jahre verrechnet wird. Der Verein hielt am 17. Oktober 1905 seine ordentliche Hauptversammlung ab. Zu Beginn der Versammlung gedachte der Vorsitzende mit Worten warmer Teilnahme der drei im Lause des Vereinsjahres 1904/5 dahingeschiedenen vieljährigen Mitglieder, der Herren Postkontrollor Alois Jugg, des Weingroßhändlers Ferdinand Küster und des Leichenbestattnng-Unternehmers Friedrich Wolf. Für das neue Vereinsjahr wurden in den Ausschuß gewählt: Herr Bürgermeister Dr. Joh. Schmiderer, Buchdruckereibefitzer Leopold Kralik, Schulrat Franz Fasching, dann die Professoren der Anstalt Vinzenz Bieber, Franz Brelich, Eberhard Fugger, Arthur-Hesse, Dr. A. Jerovsek und Dr. Johann Sedlaèek. Außerdem gehört dem Ausschuß immer der Anstaltsdirektor au. weiters wurden ebenfalls aus den ordentlichen Ziti! gliedern (jährlicher Mindestbeitrag 4 K) zu Rechnungsprüfer» die Herren Brauerei besitzet Anton ifiötz nnd Lederfabrikant Hans Gruber gewählt. Die Kafsagebaruug wurde geprüft und in Ordnung gefunden. Der vorgetragene Kassabericht stimmte mit dem im letzten gedruckten XXXV. Jahresbericht der Anstalt auf den Seiten 83 und 84 gegebenen Rechnungsausweisen genau überein. — Die Bücherei enthielt zur Zeit dieser Hauptversammlung 1133 Bücher mit einem Anschaffungswert von 2910 K; verliehen wurden im neuen Schuljahr an 130 Schüler 951 Lehrbücher. Der Verein zählt 8 Gründer, 41 Mitglieder und 28 Wohltäter; zu den letzteren gehört besonders die Geueraldirektion der Südbahn. Der im Vorjahre verstorbene Herr Weingroßhändler Franz Kočevar, welcher durch viele Jahre Ausschußmitglied des Vereines gewesen, hinterließ dem Franz-Josef-Verein ein Erbe von 1000 K mit der Bestimmung, von den Zinsen jährlich einen armen Realschüler zu beteilen. Der Betrag wurde unter dem Namen „Franz Koöevar-Stiftung" in die hiesige Sparkasse hinterlegt. Die erste Zinsenbetcilung findet am Schluffe des Schuljahres 1905/6 statt. Diese hochherzige Stiftung sichert dem Stifter ein dankbares, dauerndes Andenken an der Anstalt. Über Auftrag der k. k. steierm. Statthalterei in Graz wurde dieses Vermächtnis in aller Form mittels Stiftsbrief und Acceptationsurkunde als „Stiftung" festgelegt. Somit bestehen bereits zwei eigentliche, jährlich an Marbürger Realschüler zur Verteilung gelangende Studentenstiftunge» des Franz-Josef-Vereines. Am 2. Dezember 1905 und am 19. März 1906 wurden je einem Schüler die Zinsen der Jubiläums Stipendium Stiftung des Vereines und der Josefine Freiin von Lannoy-Widmung ausgefolgt. II. Sonstige Unterstützungen. Über Beschluß des Stadtschulrates vom 19. Jänner 1906, Z. 2672, erhielten 16 dürftige, deutsche Realschüler der II. bis VII. Klaffe je 10 K aus den flüssigen Zinsen der hiesigen Sparkasse-Jubiläums-Stiftung. In der sogenannte» „Studentenküche" des Vereines „Südmark" bekamen 6 Realschüler der 1., lì., IV., V., VI. und VII. Klasse freie Mittagskost. Allen Wohltäter» der Realschnljugend, den Schülern und ihren «Litern sei für gewidmete Geldbeiträge und Schulbücher hicmit wärmstens gedankt; insbesonders sei der Buchdruckerei des Isert-» Leopold Kratit dankend Erwähnung getan. IX. Vermehrung der Bibliotheken und der Lehr-mittelfammlimgeu. Art ihrer Vermehrung. A) Lehrerbibliotheti. (Unter der (Obhut des Direktors.) S. Fortsetzung des im 2'). Jahresberichte iS'h) erschienenen Kataloge-. 1. Forts, im 2!l. Iahresber., Seite 7(5. — 2. Forts, im 30. Iahresber., Seite 33. 3. Forts, im 31. Iahresber., Seite 52. — 4. Forts, im 32. Iahresber., Seite (>(>. 5. Forts, im 33. Iahresber., Seite 36. — 6. Forts, im 34. Iahresber., Seite 40. 7. Forts, im 35. Iahresber., Seite 86. I. Lncyklopädie. Sotti. Nr. Inv. Nr. (»r. Nr. 2. rlnzeiger d. kais. 2lkad. d. Wissenschaften, philos.-histor. u. mathem. Kl. 42. Jahrg. 1905. w. 1905 596 2 3. wöchentliches Verzeichnis d. «ich. ». vorber. Wenigkeiten d. Bnch- handels mit Monatsregister. 64. Jahrg. 1905. £. 1905. 2 Bde. 1237 3 9. Hof- und Staatshandbuch d. österr.-ung. Monarchie für 1906. 32. Jahrg. w. 1906 664 9 20. Personalstand d. Bistums Lavant in Steiermark f. d. 3- 1906. Mrd.-Kanzlei, Marburg 305 20 22. Ästerr.-ung. Revue, herausgeg. v. Mayer-Wyde's Nachf. 32., 33. Bd. W. 1904/5. 1905. 2 Bde......................................... 1038 22 J 500. Lriverbunaen d. steierm. Landesbibliothek v. I. Juli 1904 bis 30. 3»»i 1905. St.-L.-Bibl. Graz 1905...................... 1526 48 II. Philosophie und Ästhetik. 1786. H. (fi. Wells, Ausblicke auf die Folge» des wiffenschaftl. Fortschrittes für Leben und Denken des Menschen. Übers. Greve. Minden i. Pr., o. 3............................................ 1798 13 111. Pädagogik. 70. Jahrbuch d. höher. Unterrichtswesens in Österreich. 19. Jahrg. 1906. w. 1906. 2 Bde ! 1121 24 82. (hstcrr. Mittelschule, herausgeg. v. 7 Mittelschulvereine». Lyscrt ». A. 19. Jahrg. 1906. w. 1906................................. 926 36 96. Verordnungsblatt f. d. Dienstber. d. Min. f. K. ». 11. 3- 1905. 154 50 105. Zeitschrift für das Realschulwesen, herausgeg. v. Lzuber ». A. 30. Jahrg. w. 1905............................................. 615 59 Forti. gir. Inv.-Nr. Gr. Nr. 106. Dasselbe Merk wie oben bei fortl. Hr. 06................... 1338 72 1787. Festschrift zur Leier des 50j. Bestandes der F. k. Staatsrealschule im IV. Bez. Wiens. W. 1905................................. 1799 112 1788. L’enseigrement en Hongrie. Vom ung. Min. f. Kultus u. öffentl. Unterr. Budapest 1900 1804 113 1789. Vierteljahrschrift f. körperl. Erziehung. 1. Jahrg. 1905. Herausg. von Burgerstein-Pinnner. M. 1905........................... 1815 114 VI. Moderne Philologie. a) Germanische Sprachen mit Ausschluß des Englischen. 233. Goedeke K., Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. Dresden 1905 1041 51 244. (Brimm Jakob u. Mich., Deutsches Wörterbuch. Bd. X. £. 1905. 124 62 414. Zeitschrift für den deutschen Unterricht. Herausgcg. von Lyon. 19. Jahrg. 1905. B. u. £. 1905............................ 1294 232 1790. Bülsw Lr. v., Zlbcndkinder. Dresden 1900...................... 1790 329 1791. „ Im Lande der Verheißung. D. 1903 1791 330 1792. Lrnft ©tto, Der süße Willy. £. 1905 1789 331 1793. „ „ Lin frohes Larbenspiel. £. 1905......................... 1788 332 1794. „ „ Vom geruhigen Leben. L. 1905 1787 333 1795. (Botthclf Jeremias, Geld und Geist oder die Versöhnung. Käthi die Großmutter. B. 1898........................................... 1796 334 1796. Hollaender Lei., Der weg des Thomas Truck. B. 1904. . . . 1792 335 1797. Iter»stock. Unter der Linde.......................................... 1786 336 1798. Strigi Hans, Sprachliche Plaudereien, w. u. B. 1905.............. 1793 337 b) Englische Sprache. 1799. (Bcttée Uud., William Shakespeare in seinem werden und Wesen. B. 1905........................................................ 1803 104 c) Romanische Sprachen. 594. Zeitschrift für französische Sprache und Literatur. Herausgeg. von Koerting-Koschwitz-Behrens. 28. Bd. B. u. L. 1905.................. 975 101 1800. Chateaubriand, Atala, René, l,cs Abencérages, Voyage en Àmeriquo. Paris o. 1.............................................. 1809 127 1801. Chateaubriand, Itinéraire de Paris a Jerusalem. Tome I, II. Paris o. I., 2 Bde................................................ 1808 128 1802. Daudet A., Lettres de mon moulin. Paris o. 1 1811 129 1803. „ Tartarin sur les Alpes. Paris o. 1.1810 130 1804. Lbeliug, Probleme der roman. Syntax. I. Teil..........................1816 131 1805. Leiuaistre, Fahles de la Fontaine, Paris o. J.........................1812 132 d) Slavische Sprachen. 591. Archiv für slavische Philologie. Heransgeg. v. V. Iagiö. 27. Bd. 1905. B. 1905.......................'. 745 2 VIII. Erd-, Länder- und Oölkerkunde. 663. Mitteilungen aus I. Perthes geogr. Anstalt. Begr. v. petermann, herausgeg. v. Snpan. 51. Bd. 1905, Gotha 1905...................... 129 36 1474. A'titteilltNge» des d. n. ö. Alpenvereines. Nene Lolge. 21. Bd. München 1905..................................................... 1493 79 — 103 — Sorti. Nr. Znv.-Nr. fflr.Dir. 1700. Geographischer 21 ttfeiger. Herausgeg. von Haas-Fischcr>Heiderich. 6. 3ahrg. 1905. Gotha 1905.................................. 1762 109 1806. Deutsche 2!ìittelmcevreifc 1905. Herausgeg. von Bonora. Selbst- verlag der Zleifeleitnng. 1906................................ 1800 116 1807. Zeitschrift für 5chulgeographie. 26. Jahrg. M. 1905............ 1797 117 IX. Geschichte nebst Hilfswissenschaften. 730. Ranke £., Weltgeschichte 5., 6. u. 7. Teil, 4. Aufl. £. 1889, 1891, 1893. 3 Lide.................................................. 1277 35 1626. Helmolt, Weltgeschichte. 5. Lid. Liibliogr. Just. 1905......... 1617 72 X. Geschichte der Österr.-ung. Monarchie und deren einzelnen Länder. 802. Mitteilungen des Institutes für österreichische Geschichtsforschung. Herausgeg. von Redlich u. 21. Band XXVI. Innsbruck 1905. 780 51 XI. Mathematik. 934. Zeitschrift für mathem. und naturw. Unterricht. Begr. v. Hoffmanu, herausgeg. v. Schotten. 36. Jahrg. £. u. B. 1905. 260 119 1708. Weber-Wellstein-Iacobsthal, Lucyklopädie d. Llementarmathematik. 2. Bd. Lncyklop. der dem. Geometrie. £ 1905................. 1710 135 1808. Die Geldsorten aller £äuder. Herausgeg. Fortuna, w. o. I. . 1813 137 1809. Cattner, Die wissenschaftl. Grundlagen des ersten Rechenunter- richtes. w. u. B. 1905 1795 138 XII. Naturgeschichte. 978. Jahrbuch der f. k. geolog. Reichsanstalt. 54. u. 55. Bd. 1904, 1905. w. 1905. 2 Bde. 1280 41 1040. Naturwissenschaft!. Wochenschrift. Herausgeg. von Polonio und Korber. 20. Bd. — Der neuen Folge 4. Bd. — Jena 1905. 927 103 1810. Weber, Die Säugetiere. Jena 1904 1801 146 XIII. Physik und Chemie. a) Physik. 1579. Astronomischer Aalender für 1906. Herausgeg. v. d. k. k. Sternwarte in Wien. 68 Jahrg. Nene Folge 25. Jahrg. w. 1906. 1512 102 1675. Jahrbuch der Naturwissenschaften. Herausgeber Wildermann. 21. Jahrg. 1905/6. Freiburg i. Br. 1906 1664 114 1811. Mercator, Die Diapositivverfahre». Lncyklop. d. photogr. Heft 27. Halle a. S. o. J 1802 134 b) Chemie. 1160. Jahrbuch der Chemie. Herausgeg. v. R. Meyer. II. Jahrg. 1893, XIV. Jahrg. 1904. Brauuschw. 1905. 2 Bde 1127 19 XIV. Zeichnen (mit Einschluß der Kunst) und darstellende Geometrie. gortt. 9fr. J»v.-9fr. Gr.-Nr. 1270. Zeitschrift für bildende Annst mit den Beiblättern Annst-chrsnik und Annftlnarkt, herausgeg. von Seemann und das Aunftgewerbeblatt, herausgeg. von Hoffacker. Neue Folge 16. Jahrg. J 905. Kunstmarkt. 2. Zahrg. 1905. C. 1905. 4 Bde. 262 83 1631. 7llte Meister in den Farben des Originals wiedergeg. herausgeg. v. Seemann. 16. Lieferung. L. o. 3- 1 Mappe.................1615 106 1812. Hartlvig, Leitfaden der konstr. Stereometrie. IV. u. L. 1906. . . 1794 118 1813. Moderne Meister der Farbe. Iferausg. Kosmos in wie». 1. Serie. 30 Blätter in 1 Mappe. ID. o. 3............................. 1807 119 1814. Schilling, Über die Anwendungen der darst. Geometrie, insbef. über die Photograinmetrie. L. u. B. 1904.................... 1806 120 1815. Zöpprih, Leitfaden der Kartenentwnrfslehre. Iferausg. Bludan. 1. Teil. Die projektionslehre. L. 1899..................... 1805 121 XVII. Verkehr, Handel und Industrie. 1816. VII. Jahrbuch der Lxportakademie des k. k. öfterr. Ifandels- inusenms. w. 1905........................................... 1814 54 Übersicht der Kmahl der neuhinzugewachsenen Gruppen-Nummern. I I 1 Übertrag 14 Übertrag 24 II I.................3 VI. c.6...................................XII..................................1 VI.a.................9 VIII.................2 XIII. a .... 1 VI. b . . 1 XI. ..... 2...................................XIV..................................4 Vortrag 14 Vortrag 24 XVII. . . . . . 1 Summe 31 3>n XXXV. 3ahresberichte (Seite 89) ausgewiesen................................1785 Gesamtsumme. . . 1816 Also Summe aller Gr.-Nr. 1816 der höchsten 3,,v-'3nv- 1316 (Seite 102 dieses 3. Fortsetzung de- im 31s. Jahresberichte HM erschienenen 'Kataloge-. (1. Fortsetzung im 32. Jahresberichte, Seite 70—72. — 2. Fortsetzung im 33. Jahresberichte, Seite 51—55. — 3. Fortsetzung im 34. Jahresberichte, Seite 44—47. — 4. Fortsetzung im 35. Jahresberichte, Seite 90—93.) Die im Nachfolgenden angeführten Nummern entsprechen den im Bücherkataloge gebrauchten. I. Alasse. Jnv.-Nr. 417 Tl. Brentano, 418 w. Hauff, 419 (D. Kleinschmied, 420 Ford. Zohrer, 421 Thr. Andersen, 422 G. Schwab, 423 L. Collodi, 247 Mark Twain, 248 Anton de Waal, 249 Gockel, Hinkel und Gackeleia. Zwerg Nase. Kaiserin «Elisabeth. Lebensbilder aus Österreich-Ungar». Märchen. Die Schildbürger. Hippeltitsch's Abenteuer. II. Alasse. prinz und Bettler. Katakomben-Bilder. Bd. 1. 9 Inv-Nr. 269 €. Smette, Filek-Mittinghausen, 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 H. Brandstädter, C. Matthias, 3- v. Garten, 1). Brandstätter, Dr. W. Meyer, III. Alasse. Gesühnt. Gaudeamus. VIII. Zahrg. Bd. 2. n I ^ • ff ff I * Deutsches Knabenbnch. 3ahr9- 19. Erichs Ferien. Das Geheimnis des Brasilianers. Goldene Sporen. Friedet findet seine Heimat. Das Rechte tu' in allen Dingen. Das Rätsel der Lrdpole. Neuer deutscher Jugendfreund. 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 Al. veltzé, R. Bartsch, Filek-Mittinghausen, M. R. v. Hoeti, Oskar Christo, M. Harrald, 3- Spillmann, Filek-Mittinghausen, G. Docker, G. Klaußmann, H. Brandstädter, 3' Cüppers, (0. Tender, L. Salgari, 3- Berne, p. Rosegger, 3' März, Filek-Mittinghausen, Göthe, w. Meiler, 3- Berne, <5. pizzighelli, K. Tatiero, M. Harrald, Bulwer Lytton, A. Tanera, (0. Alaußmann, Francé, 3- Cüppers, IV. Alasse. Österreichs Thermopylen 1809. Der Volkskrieg in Tirol 1809. Gaudeamus. VIII. 3"hrg. Bd. 2. Aspern. Napoleon und seine Marschälle. Der schwarze Ritter. Lucius Flavus. Histor. Roman. 1. Bd. Q „ n n tt n Gaudeamus. IX. Zahrg. 1. Bd. Rußland und 3aPau im Kampf um die Macht in (Ostasien. Bd. 1. Rußland und 3apait im Kampf um die Macht in Ostasien. Bd. 2. Bor und in port Arthur. Die Zaubergeige. Hanani. Erzählung aus der Zeit der Zerstörung Zerusalems. Auf (Österreichs Ruhmesdahn. Die Geheimnisse der schwarzen Dschungel. Der gute Kamerad. 19. Folge. V. Alasse. Der Einbruch des Meeres. Mildlinge. Christoph Kolumbus und die Entdeckung der neuen Mett. Gaudeamus. VI II. Zahrg. Bd. 2. Hermann und Dorothea. Chemie fürs praktische Leben. Der Leuchtturm am Ende der Mel t. Anleitung zur Photographie. Das Erbe des Abencerraaen. Raupenhelm und Pickelhaube. Hans von Dornen, des Kronprinzen Kadett. Kapitän Zack. Die letzten Tage von pompeji. Rastlos vorwärts. 3>n Granatfeuer am 3^iu. Das Liebesleben der pflanzen. Die priesterin der Vesta. Deutscher Hausschatz. 3rthi'g. 30. Jnv.-Nr. — 107 — 313 — Deutscher Hausschatz. Jahrg. 31. 314 Th. Abiier, Bilder und Szenen aus der Kulturgeschichte. 315 Homer, (Odyssee. 316 K. Tanera, Der 22auhreiter. 317 — Das neue Universum. 23. Jahrg. 318 Filek-Wittinghansen, Gaudeamus. IX. Jahrg. 1 Bd. 313 H. Brandstädter, Jugendzeit. Drei Erzählungen. 320 3- Lüppers, Die Königin von Palmyra. 321 ID. Noeldechen, Der zweite Pfeil. 322 Lngelhorn, Buffato Bill, der letzte große Kundschafter. 366 C. Ganghofer, VI. Alasse. Die Jäger. 367 H. Wells, Die ersten Mensche» im Mond. 368 „ Doktor Moreans 3"f^> 363 „ Die Riesen komme»! 370 „ Die Zeitmaschine. 371 w. Weiler, Chemie fürs praktische Lebe». 372 3- il- Pestalozzi, Lienhard und Gertrud. 373 21 Greinz, Das goldene Kegelspiel. 374 Fr. Doehle, Zrmintrut. 375 Conan Doyle, Sherlock Holmes Serie I. Spate Rache. 376 „ „ „ „ II. Das Zeichen der vier. 377 n „ „ „ III. Der Bund der Rothaarigen. 378 „ „ „ „ IV. Das getupfte Band. 373 n „ „ „ V. Fünf Apfelsinenkerne. 380 „ „ „ VI. Der Hund von Baskeville. 381 „ „ „ „ VII. 2lls Sherlock Holmes aus 382 wiesner, Lhafsa kam. Deutsche Literaturgeschichte für österreichische 2Uittelschnlen. 383 pizzighelli, 2lnleitung zur Photographie. 384 Dr. Zell, Streifzüge durch die Tierwelt. 433 Victor Hugo, VII. Alasse. Ilei-nani ou l’honneur Castillan. 500 „ „ „ „ „ „ 501 „ „ „ „ „ „ 502 ©sfar v. Gratzy, ©nellenbuch für den Geschichtsunterricht. 503 P. 22ofcggor, wiesbad. Volksbücherei 22v. 60. Das Ereignis in der Schrim. 504 Fritz 22enter, 's Guderl. Die Nottaufe. „ „ „ 61. llt de Franzosentid. 505 Jakobs, „ „ „ 62. Lin voreiliges Experiment. Der schwarze Kater. 506 Schiller, „ „ „ 63. 2lusgewählte Gedichte. 507 211 Drcyer, „ „ „ 64. Vater und Sohn. 508 Hel. Voigt-Diederichs, „ „ „ 65. Zwischen Lipp' und Kelches- 503 w. v. Horn, rand. „ „ „ 66. Meine erste Braut. Lin Stücklein von der 21Iosel. 510 Ldm. Höfer, „ „ „ 67. Rolof, der 21ekrut. 511 Sulu v. Stranß-Torncy, „ „ „ 68. Bauernstolz. 512 Charlotte Riese, „ „ „ 63. Um die Weihnachtszeit. Jnv.Nr. 513 wiesner, Deutsche Literaturgeschichte für österreichische Mittelschulen. 514 ©. Tender, Ehrentage (Österreichs. 515 2l. Tennyson, The poetica] works. Vol. I. 516 K. Neufeld, Unter der Ijerrschaft des Rebellen. Ankauf für die I. KI. die Nummern 417—423. TI 247 24!) n rr n AA* n n n „ * HI. „ „ „ 269-279. „ „ IV. „ „ „ 314—330. „ „ V. „ „ „ 295-322. „ „ VI. „ „ „ 366-384. „ „ VII. „ „ „ 499-516. Staub bw Sammlung am l. 3»»li 1906: I. Kl. 423, II. Kl. 249, III. Kl. 279, IV. Kl. 330, V. Kl. 322, VI. KI. 384, VII. Kl. 516 Nummern. Zusammen 2496 Nummern im Werte von 9211 K 91 h. von den Schülern der Anstalt wurden im Laufe des Schuljahres 2019 Nummern ausgeliehen. C] Geographie und Geschichte. (Unter der (Obhut des prof. 21. Schuh.)' Durch Selbstanfertigung: 132 Glasphotogramme für den Projektions, apparat, ». zw. Laudschafts- und Städtebilder sowie Volkstypen von den Balearen, von Algerien, Sizilien, Ulalta, Stromboli, Unteritalien, Rom, Genua, Stuttgart und Rotenburg o. d. Tauber (nach eigenen Aufnahmen gelegentlich einer Neise). Staub bet Sammlung am 1. Juli 1906: 69 Wandkarten, 11 Atlanten, 4 Reliefkarte», 2 Globen, 2 Tellurien, 41 geogr., 98 historische, 6 ethnographische Bilder, 140 Glasphotogramme, 6 Spezialkarten, 3 Ergäuzungshefte zum Stielersche» 2ltlas, 1 Rege»tentassi, 2 Tableaux, 2 Pläne von Marburg, Bilderbogen für Schule und kjaus (100 Bilder), 4 Beste, 46 Blätter Erklärungen, 1 plan, wert: 2503 K 33 Ii. D) Geometrie. (Unter der (Obhut des wirkl. Lehrers J. Krug.) Ankauf: 6 Drahtmodelle a. d. Verlage von G. B. Teubner in Leipzig, nämlich: Würfel mit eingeschr. Tetraedern, Dodekaeder mit eingeschr. Würfeln, Dodekaeder mit eingeschr. Ikosaeder, Ikosaeder mit eingeschr. Dodekaeder, regeln». Sechsstrahl, regeln». Fünfzehnstrahl. Stand der Sammlung an» 1. Juli 1905: 110 Nummern mit 150 Geräten, 198 Modelle», 31 Vorlagewerke, wert: 1882 K 60 1», — Zuwachs: 6. Modelle, wert: 147 K 49 h. Staub bc’l' Sammlung am 1. Juli 1906: 11II Nummern mit 150 Geräten, 204 Modellen, 31 Vorlagewerken, wert: 2030 K 9 li. E) Naturgeschichte. (Unter der (Obhut des prof. v. Lieber.) Staub ber Sammlung am Ende des Schuljahres 1904/5: Nr. Stück wert Summe. 2240 6544 7554 K 14 1» Geschenke: von» Iserrn 21. Stiger, Zivil-Geometer: 1 Garrulus glandarius (Eichelhäher); vom Ijerrn 21. Eichkitz, teclin. sind.: 1 Pecten latissiinus (breiteste Kannnuschel) ; von den Schülern: der VII. Klasse: 21. Tornides Edler von Krempach: lFalco subbuteo (Lerchenfalk), 1 Sturnus vulgaris (g. Staat), 1 Picus medius (mittlerer Buntspecht) ; 211. petet : 1 Fulica atra (Bläßhuhn) ; v. Schön: 1 Bleiglanz, 1 Calcit, 1 Kohlengalmei; S- Trümmer: Colymbus glacialis (Eistaucher) ; der Vf. Klaffe : 21. Stalla : 2 St. Fossiles Holz; der III. Klaffe : 21. Freudenreich : Talpa curopaca var. alba (weiße Abart vom europ. Maulwurf) ; der II. Klaffe: E. preschet»: 1 Tonnenschnecke; 0. Reicher: 1 Psitaocus spec. (Papagei). 1 Coccothraustcs vulgaris (Kernbeißer); der 1. Klaffe: H. Go Hob: 1 Menschenschädel; T. Hanfstingel: 1 paar Gemskricken; 21. Lorber: 1 Vanellus cristatus. Ankauf: 1 Phyllium siccifolium (wandelndes Blatt), 1 Echidna hystrix (ftachel. 2lmeife»igel), 1 Schädel und Ei vom Crocodilus vulgaris (g. Krokodil), 1 palmyrafrucht, 1 Metamorphose von Rana esculenta (grüner wafferfrosch), 1 Aurelia aurita (Ohrenqualle), 1 Clio borealis (walfischaas), 1 Wandtafel von Schmeil : Korallentiere. Z u w a ich s : Nr. Stück K b Wirbeltiere : 11 11 64 20 wirbellose: 3 3 9 80 Zootonüsche Präparate: 6 6 56 40 Bota». Sammlung : 1 1 — 50 Mineralien: 3 3 2 — Versteinerungen: 3 3 — 90 Wandtafel: 1 1 9 — Summe : 28 28 142 80 »er Sammlung am 1. Juli 1906: 2268 Nr., I 709(5 K 94 h. F) Physik. (Unter ber Obhut des prof. <£. tVeber.) 21 n kauf: Akkumulatorenbatterie aus 8 Zellen mit pachytrop, 2lpparat nach de la 21ive, um die 21otation des elektrischen Lichtstromes um einen Elektromagneten zn zeigen, 3 Trookes'sche Röhren, vakunmskala »ach Eroos, verbranchsgegenstände. Staub bet* Sammlung : Nr. Stück K b Am 1. Juli 1905 488 857 14.424 60 Zuwachs 4 6 373 20 Stand am 1. Juli 1906 482 864 14.797 76 G) Chemie. (Unter ber Obhut bcs wirkl. Lehrers i£b. Fugger.) 21»kauf: 1. Für die Lehrmittelsammlung: Mehrere anorganische und organische Präparate, Thermometer, Chronograph, Retouchierpult, Retouchierbesteck, Heydes Aktinophotometer, Kautschukstampiglie, Fini-meter zum Manometer, diverse Werkzeuge, Eisenstative, Laternbilderbewahrer, elekt. Glocke» mit Zubehör, Kopierrahmen, Mensuren, 4 Tafeln ausländischer Kulturpflanzen (2. Teil) von Göring-Schmidt-Bukacz, 5 Wandtafeln für den Unterricht in der allgemeinen Chemie und ehem. Technologie von Dr. Julius Schröder und Dr. Georg Schröder (2. Lieferung) und verschiedene Gebrauchsgegenstände. 2. Für das Schülerlaboratorium: 2lusstattu»g zweier Plätze, 3 Kühler, Meßzylinder, wafferbäder, 8 Meßbüretten mit 4 Stative, Dreiweghahn, 2 Erikatoren nach Hempel, 36 Fünfliterflasche», Thermometer, Reibschalen, Löffel, Dreifüße, Tondreiecke, Glasröhren, Bürste», Uhrgläser, Bechergläser, Tiegel, Trichter, Eprouvetten und andere Gegenstände. Staub ber Sammlung am 1. Juli 1905: Nr. Stück K b A. Lehrmittelsammlung:*) 1149 2624 5772 69 B. Schüler laborato riunì : 54 639 632 58 •) Rach Richtigstellung eines im Vorjahre unterlaufenen Irrtums. Zumachs- A. kehr mittels« i» m 1 n n g : I. prdparatensammhmg : Nr. Stück K li a) Anorganische Präparate 4 4 3 60 h) Organische Präparate 13 13 4 13 II. Technologische Sammlung — — III. Mineralogische Sammlung: a) Mineralogischer Teil — — b) Geologischer Teil — — — IV. 2lpparate 11 11 85 V. Holz-, Eisen- und Kupfergeräte 55 97 188 19 VI. Meßinstrumente ans Glas oder Porzellan 4 4 7 VII. Gewöhnliche Glaswaren 2 8 6 12 VIII. Porzellan- und Tonwaren — — IX. Kork- und Kautschukwaren 1 1 4 50 X. Koch- und (SliiHVorrichtungen — — — XI. Wandtafeln 9 9 35 20 XII. Bücher 3 3 5 80 XIII. Gebranchsgegenstände 2 2 4 62 B. Schülerlaboratorium: 104 152 " 344 16 I. Ausstattung der picche 2 so 94 60 II. Zlpparate, Geräte und Utensilien für den allgemeinen Gebrauch 8 61 228 40 III. Reagentien und Präparate — — — IV. verschiedenes 13 306 85 50 Stani) der Sammlung am 1. Juli 1906 : 23 457 408 50 A. Lehrmittelsammlung: I. präparatensammlung: a) Anorganische Präparate 247 247 360 60 b) Organische Präparate 196 195 277 55 II. Technologische Sammlung 22 176 228 80 III. Mineralogische Sammlung : a) Mineralogischer Teil 198 198 257 40 b) Geologischer Teil 21 21 8 40 IV. Apparate 111 132 2379 20 V. Holz-, Eisen- und Kupfergeräte 152 369 670 79 VI. Meßinstrumente ans Glas oder porzella» 34 49 123 60 VII. Gewöhnliche Glaswaren 49 1002 491 29 VIII. porzellan- und Tonwaren 15 63 67 16 XI. Kork- und Kautschukwaren 13 91 100 90 X. Koch- und Glühvorrichtnngen 19 29 295 80 XI. Wandtafeln 38 41 230 20 XII. Bücher 23 47 383 24 XIII. Gebrauchsgegenstände 116 116 24 1 92 1253 2776 (U lii 85 n. svi;merlavor«torium : I. Ausstattung der picche 12 414 483 12 II. Apparate, Geräte und Utensilien für den allgemeinen Gebranch 15 110 336 44 III. Reagentien und Präparate 25 25 68 IV. verschiedenes 25 547 153 52 87 1096 1041 08 Stand beider Sammlungen am 1. Juli 1906: 1340 3872 7157 93 H) Freihandzeichnen. (Unter ber Obhut bes prof. A. Hesse.) Ankauf: Lukas-Mlmann, II. und III. Teil, Lleineutar-Zeichuen. 2lnbcl, der moderne Zeichenunterricht, III. Teil. 15 Stück Werkzeuge. 2lusgestopfte Tiere: Rohrdommel, Goldralle, Singdrossel, Baumfalke, Grünspecht, Elster, Schildkröte, Frosch. Stand der Sammlung am l. Zuli 1906: 504 Nummern, 2663 Stück, wert 4171K 92 h. Außerdem wurden eine größere Anzahl Gipsmodelle hergerichtet. I] Gesang. (Unter ber Obhut bes Nebenlehrers K. (Saffarccf.) Ankauf: Klagcs „Fremdländisches Liederbuch" für gemischten Thor, 5 Stück. Stand der Sammlung ant 1. Juli 1906: 109 Nummern, 182 Stück, wert 598 K 66 h. K] Jugendspielgeräte. (Unter ber Obhut bes prof. Dr. Jörg.) Ankauf: 4 Körbe zum Korbballspiel, 2 Schleuderbälle, 2 Faustbälle und ein Lederüberzug, 1 Nebschuur 50 Nieter lang, 2 Pinsel, 5 Meter blauen und 5 Nieter roten Stoff. Abfall: 15 Fahnen, 3 Ballschläger, 4 Stück vom Korbballspiel, 1 Hanfseil. Stand der Sammlung am 1. Juli 1906: 97 Nummern mit 164 Stücken im werte von 480 K 31 h. X. Maturitätsprüfung. Bei den mündlichen Teilen der XXXII. und XXXIII. Maturitätsprüfungen am 20. Juli und 21. September 1905, welche unter dem Vorsitze des iiemt k. k. Landesschuliuspektors Dr. Peter Storni? stattfanden, wurden von den im Sommer 1905 zugelassenen 8 öffentl. Schülern und 1 Exteruist, 8 für reif erklärt, 1 auf ein Zain- zurückgewieseu. Verzeichnis der bei den Nlaturitätsprüfungen im Lebruar, Juli und September V)0f> für reif Erklärten. Name Geburtsort Vaterland o'g' 1-Q « ■IM ffil Grab ber Reife Gewählter Beruf w 1 Eichkitz Hitbolf Marburg, Stcicrm. 17 7 reif Techn. Hochschule 2 Flucher Karl Mahrenberg, Steierm. 19 7 „ Bahnbienst 3 Gert Alexander 5t. Marcili a. p. Steiermark 22 10 (Ext.) » Techn. Hochschule 4 Gert Ernst „ 21 1 „ „ 5 Göring Ernst Marburg, Steierm. 18 8 „ „ 6 Hansemann Kubolf verocze, Slavonien 19 9 „ Bankwesen 7 Kramer-Ottwill Hub. lvien, Nieb.-Osterr. 18 7 Hochschule für Bobenkultur 8 Krapec (Sottfricb lveiz, Steiermark 20 8 „ Techn. Hochschule 9 fich Karl Zirkoveh, Steierm. 19 7 „ Bahndienst 10 pilch Josef Galizien b. Eilli 19 7 " Kriegsmarine Zur XXXIV. Maturitätsprüfung im Sommer 1900 meldeten sich alle 19 öffentl. Schüler und 15 Lrternisten; zur mündlichen Prüfung konnten nur 14 öffentl. Schüler und 1 (Ertemift zugelassen werden. 12 Lxternisten entsprachen von vorneherei» de» gesetzlichen Znlassungsbedingungen nicht. Die schriftlichen Prüfungen wurden vom 14. bis 19. Mai 1900 vorgenommen; dabei waren nachstehende Arbeiten ausznführen: I. Aufsatz aus der deutschen Sprache (14. Mai). Das Mittelmeer als Vermittler der Kultur im Altertum und Mittelalter. II. Übersetzung aus der deutschen Sprache in die französische (15. Mai). Vechtel, Chrestomathie, Chateaubriand. Itinérairè (Les pyramides), von „Bientot dans l'espacc“ bis „de leurs tombeaux“. III. Übersetzung aus der französischen Sprache in die deutsche (16. Mai). Vechtel, Übungsbuch, Oberstufe, Nr. 46 „Line öffentliche Prüfung" bis „des Generals Drouot". IV. Arbeit aus der darstellenden Geometrie (17. Mai). 1. Ls ist der Norinalabstand einer Geraden von der Projektionsachse zu suchen. Die beiden Projektionen der Geraden sind parallel zur Projektionsachse unter 45° geneigt; die zweite geht von links oben nach rechts unten, der zweite Normal-abstand des ersten Spurpunktes ist 7 cm groß. 2. Bei einer regelmäßige», vierseitigen Pyramide ist die Grundkante 8 cm lang und der Neigungswinkel einer Seiten- zur Grundfläche ist 75°; die Pyramide ist so darzustellen, daß eine Seitenfläche in der ersten und eine Seitenkante in der zweiten Projektionsebene liegt, wird die erste Projektionsebene durchsichtig angenommen, so ist dann noch bei gewöhnlicher Parallelbeleuchtung der Selbst- und Schlagschatten der Pyramide zu bestimmen. Die ganze Zeichnung ist als „Vorderansicht" auszuführen. Zn der verlangte» Lage der Pyramide ist deren Spitze rechts von der Grundfläche. 3. Li» gerader Kreiskegelstumpf steht mit der größeren Grundfläche auf der ersten Projektionsebene und wird von der zweiten Projektionsebene halbiert; er wird von einer zylindrischen Platte bedeckt. Ls ist der Selbst- und Schlagschatten in beiden Projektionsebene» zu zeichnen. Halbmesser der unteren Kegelbasis: 4 cm, — Halbmesser der oberen Kegelbasis: 3 cm, — Halbmesser der Platte: 6 cm, — Höhe der Platte: 2 cm, — Höhe des Stumpfes: 8 cm. Die Mittelpunkte aller Grundflächen liegen in einer Geraden. Parallelbeleuchtung. V. Mathemathische Arbeit (18. Mai). 1. Lin Kreis mit dem Halbmesser y 3 cm und eine Hyperbel, deren reelle Halbachse a 2 cm ist, liegen konzentrisch. Man suche die Gleichung der Hyperbel, wenn sich Kreis und Hyperbel unter 60" schneiden. 2. Der dritte Teil der größeren Wurzel der Gleichung 3 ___________ 3 V~(x 3) - — 4 (3 + — 3) gibt die große Halbachse einer Lllipse, deren lineare Exzentrizität — 48 ist. Wie groß ist der Durchmesser der Basis eines gleichseitigen Kegels, dessen Mantelfläche gleich dem Flächeninhalte der Lllipse ist. 3. Die Kante eines regolili. Ikosaeders ist gegeben durch die Wurzel der Gleichung: log log x — log 2 — log (3 log 7) — log 6. Man berechne das Dolutiteli des Ikosaeders. VI. Übersetzung aus der englischen spräche in die deutsche (19. Mai). Gardiner, Hist. Biographies, 0. Cromwoll. Don „Cromwell's last prayer“ bis „it crumbled away“. Die mündlichen Maturitätsprüfungen wurden am 25., 26. und 27. Juni 1006 unter dem Dorsche des Herrn k. k. Landesschulinspektors Dr. Karl Rosenberg abgehalten. Don den 15 Prüflingen erhielten 5 ein Zeugnis der Reife mit Auszeichnung, 9 ein Zeugnis der Reife, 1 darf die Prüfung aus einem Gegenstände im Herbst 1906 wiederholen. Verzeichnis der bei der Maturitätsprüfung im Sommer 1(906 für reif Erklärten. Name Geburtsort Vaterland B g QÜ VI •£"fl £ £ CJ -2 "3 Grad der Reife Gewählter Beruf 1 Lornides Albert Ldler v. Krempach Lentschach, Steierrn. 17 7 reif Militärdienst 2 «Ennsbrunner Stefan St. Georgen a. d. p. Steiermark 18 7 „ Techn. Hochschule 3 Gaffareck Karl Waltersdorf b. Hartberg, Steiermark 17 7 reif mit Auszeichn. » 4 Geymayer Franz Leibnih, Steiermark 16 7 reif Hochschule für Bodenkultur 5 Himmel Leo Marburg, Steierrn. 18 7 Universität 6 Hutmaier Robert .. 18 7 reif mit Auszeichn. Bahndienst 7 Löschnigg Ferdinand » 17 7 Techn. Hochschule 8 Malleg Josef St. Lorenzen ob Marburg, Steierrn. 18 7 reif .. 9 Neuwirth (Emil Marburg, Steierrn. 20 8 ,, Bankwesen 10 Reichelt Willibald prelibimi, Ungarn 21 7 reif mit Auszeichn. Universität 11 Schafzalfl Karl Jahring, Steierrn. 18 7 „ Techn. Hochschule 12 Stark (Oskar Marburg, Steierrn. 17 7 reif 13 Strohbach Hermann » 20 8 reif mit Auszeichn. » 14 Thurner Leopold » 17 7 reif Militärdienst (Externist) Siiflliiifl b. Jahrganges der hics. tu. k.Jnsanterie-Änbcttcnfrtjiilc Bis zum 15. Juli 1906 erhielten bei 34 Maturitätsprüfungen 361 Prüflinge ein günstiges Reifezeugnis. — 114 — XI. Zur Iahresgeschichte der Anstalt. Am 18. August 1905, dem Geburtsfeste Sr. f. u. f. Apostolischen Majestät unseres Kaisers, und am 10. September 1905, dein sich jährenden Todestage Ihrer k. n, f. Apostolischen Majestät der Kaiserin Elisabeth, war der Lehrkörper bei den in der Domkirche abgehaltenen Gottesdiensten vertreten. Die Einschreibungen und Aufnahmsprüfungen für die 1. Klaffe wurden am 15. und 17. Juli, dann am 15. und 16. September, für die übrigen Klaffe» am 16. und 17. September 1905 vorgenommen. Am 19. September war Eröffnungsgottesdienst und die Begrüßung aller Schüler durch den Direktor; am 20. September begann der Unterricht. Den 4. Oktober fand zur Feier des Namenstages Sr. Majestät des Kaisers ein feierlicher Schulgottesdienst in der Hauskapelle statt. Da der 19. November, als Namenstag weiland Ihrer Majestät der Kaiserin auf einen Sonntag fiel, so wurde der festliche Schulgottesdienst am schulfreien 20. November abgehalte». — Stück I vom Jahrgangs 1906 des Verordnungsblattes für den Dienstber. des Min. f. K. u. Unterr. enthielt folgende für die Anstalt bedeutungsvolle Nachricht: „Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 19. Dezember 1905 dem Landesschulinspektor Dr. Peter Stornik in Graz aus Anlaß der von demselben erbetenen Versetzung in den bleibenden Ruhestand den Orden der eisernen Krone III. Klasse taxfrei a. g. zn verleihen geruht." Durch mehr als 6 '/2 Jahre war Herr Landesschulinspektor Dr. p. Stornik ein überaus gerechter und wohlwollender Vorgesetzter gewesen, der als Hauptreferent über die steirischen Realschulen in fühlbar förderlicher und trefflicher Meise seines Amtes waltete; mit aufrichtigem Bedauern sah der Lehrkörper unserer Anstalt seinen bewährten Führer scheiden und gab seiner Verehrung und Dankbarkeit in einem besonderen Schriftstücke am 5. Jänner 1906 geeigneten Ausdruck. Die Antwort hierauf lautete: Villach, den £)• Jänner O06. Sehr geehrter Herr Direktor! Das anläßlich meiner Übernahme in den bleibenden Ruhestand an mich gerichtete freundliche Schreiben des dortigen Lehrkörpers hat mir große Freude bereitet. Ich bedanre nur, daß ich wegen meines schweren Augenleidens während der Jnfpektionszeit nicht mehr für die Anstalt tun konnte. Ich bitte für die mich ehrende Zuschrift den Ausdruck meines wärmsten Dankes cntgegen-nehinen z» wollen. Bei meinem Abschiede wünsche ich der Anstalt ferneres Gedeihen und allen Mitgliedern des Lehrkörpers das Beste, vor allem den volle» Erfolg in der Schule. Mit Hochachtung ergebener Dr. p. Stornik k. k. L.-Sch.-Jnsp. i. R. Ani 25. und 26. Jänner besuchte der Herr Fachinspektor Schulrat H. Lukas den Zeichenunterricht in mehreren Klassen und schloß mit einer eingehenden fachlichen Besprechung. Das 1. Semester wurde am 10. Februar geschlossen, das 2. am 14. Februar begonnen. Herr Landesschulinspektor L. Lampel wohnte am 19. Februar dem Unterrichte in zwei Klassen bei. Mit allerhöchster Entschließung vom 9. März 1906 hat Seine Majestät der Kaiser den bisherigen professor an der Staatsrealschule im 6. Miener Gemeindebezirke, Herrn Dr. Karl Rosenberg, zum Landesschulinspektor allergnädigst ernannt; der Herr Leiter des Unterrichtsministeriums wies ihn den Landesschulräten für Steiermark und Kärnten mit dem Amtssitze in Graz zur Dienstleistung zn. Dort wurde ihm auch das Referat über die Marburgor Realschule übertragen. Der neue Herr Landesschulinspektor, welcher sein Amt im April antrat, wurde im Namen des Lehrkörpers vom Direktor am il. Alai in Graz begrüßt; die Vorstellung des ganzen Lehrkörpers fand gelegentlich der Maturitätsprüfung am 25. Juni statt. Sonntag, den (S. Mai fand zum zehuteumal die öffentliche Preisprüfung aus der steiermärkischen Geschichte statt. Derselben wohnten der Direktor der hiesigen Landeslehrerinnenbildungsanstalt Herr Insp. F. Frisch, mehrere Professoren und zahlreiche Schüler der Aealschnle bei. vier Schüler der 4. Klaffe wurden vom Herrn Prof. A. Schuh mit durchaus vorzüglichem Erfolge geprüft; außer den mündlichen Leistungen waren die aufliegenden Kartenzeichnungen der Prüflinge sehr beachtenswert. Die beiden großen silbernen Medaillen, die der steierm. Landesausschuß aus der Josef Freih. v. wartinger'schen Stiftung widmete, erhielten nebst einem Buchwerte die Schüler Johann Schafzahl und Ernst Kleeweiu; weitere wertvolle auf Steiermark sich beziehende Bücher bekamen dann Rudolf werhonik und Arthur Pichler. Die Preisbücher wäre» Widmungen der Marburger Stadtgemeinde, des Herrn Bürgermeisters Dr. Joh. Schmiderer und des Herrn Prüfers. Nach ein-ständiger Prüfung schloß der Vorsitzende Realschuldirektor mit einer Ansprache und der Verteilung der Preise befriedigt die Prüfung. Die mündlichen Versetzungsprüfungen wurden vom 28. Juni bis 2 Juli abgehalte». Die Privatisteuprüfung fand nur am Jahresschlüsse am 2. uud 3. Juli statt. Am 10. und 13. Juli hielt Prof. A. Schuh anstatt der regeln» Unterrichtsstunden vorm. je einen zweistündigen, sehr anregenden Vortrag für die Schüler der Anstalt in zwei Abteilungen, unterstützt durch die von ihm selbst aufgenommenen und von Prof. E. Fugger vorgeführte» Projektionsbilder über seine im August 1905 unternommene Mittelmeerreise. Der Gewinn der letzteren für den geogr,-historischen Unterricht kam so den Schülern unserer Anstalt sehr anschaulich zu Gute. Der Lehrkörper versammelte sich 31 mal zu Konferenzen; darunter waren 6 ordentliche Monats-, 6 Klaffen-, 8 Klassifikations- und 2 Schlußkonferenzen. Über die Konferenzen wurden 19 ordentliche Protokolle aufgenommen. Am 14. Juli wurde das Schuljahr mit einem Dankesgottesdienste und der Zeugnisverteilung geschloffen. — Die im Laufe des Schuljahres im Lehrkörper eiugetreteneu Veränderungen ergeben 78 als Anzahl der Lehrer, welche an dieser Anstalt seit 1870 wirken. 1. vom 28. September 1906, Z. 10.879. Bedingungen für die 50°/0igc Fahrpreisermäßigung auf den Linie» der österr. Staatsbahnen bei Wissenschaft!. Exkursionen. 2. vom 14. Oktober 1905, Z. 11.588. Genehmigung der Anträge bezüglich des Unterrichtes in den Freigegeuständeu im Schuljahre 1905/6. 3. vom 17. Oktober 1905, Z. 11.236. Genehmigung der Lehrfächerverteilung für 1905/6. 4. vom 17. Oktober 1905, Z. 1 1.898. Bekanntgabe neuer ministerieller Bestimmungen zu Gunsten der Schüler und ihrer Eltern bezüglich Verminderung des Umfanges der Lehrbücher, ihrer Auflagen, Zahl der Hefte u. a. m. 5. vom 29. Oktober 1905, Z. 11.650. Genehmigung der Lehrstuudenciuteilung für 1905/6. 6. vom 31. Oktober 1905, Z. 11.994, und vom 7. April 1906, 3 2139/1. Es sind im Inlands erzeugte Reißzeuge zu bevorzugen. 7. vorn 25. Jänner 1906, Z. 14.665 ex 1905. Der Iahreshauptbericht über das Schuljahr 1904/5 wurde mit Befriedigung zur Kenntnis genommen. Der k. k. L.-Sch.-R. spricht dem Direktor für die »unsichtige Leitung und dein Lehrkörper die gebührende Anerkennung aus. XII. Einige wichtige Erlässe des k. k. steierm. Landesschulrates. 8. Vom 5. Februar 1906, Z. 8966 ex 1905. Die Direktion erhält den Auftrag, über das von ihr bezüglich des „Tuberkulosen-Erlaffes" vom 24. Oktober 1904, Z. 10.917, verfügte zu berichten. (Am 10. März 1906 unter Z. 86 geschehen.) 9. Vom 14. Februar 1906, Z. 3 1230/1. Erläuterungen zu dem Erlaß des k. k. Statthalters in Steiermark vom 11. April 1905, Z. 62, bezüglich der Hintan Haltung von Infektionskrankheiten durch die Schulen. 10. Vom 2. März 1906, Z. 3 1696/1. Ein Wandblatt „über die gefuudheitfchäd-lichen Wirkungen des Alkoholgenusses" von Dr. Weichselbaum wird empfohlen. 11. Vom 11. März 1906, Z. 3 1262/1. Line Belehrung und Warnung über den Umgang mit Explosivstoffen wird erteilt. 12. Vom 12. März 1906, Z. 3 520/6. Der Schlußbericht über das 1. Sem. 1905/6 wird zur Kenntnis genommen. 13. Vom 17. Mai 1906, Z. 3 417/27. Vom Schuljahr 1906/7 an können die ordentlichen „Zensurkonferenzen" versuchsweise in jedem Semester auf zwei vermindert werden. 14. Vom 4. Juni 1906/7, Z. 3 4031/1. Neue strengere Weisungen des Ministeriums über die Abhaltung bewilligter außerordentlicher, für besondere Zwecke auge» angesuchter Prüfungen über den Lehrstoff der vier Unterklassen einer Mittelschule. 15. Vom 6. Juni 1906, Z. 3 4032/1. In die k. u. k. Kriegsmarine werden auch Heuer keine Seeaspiranten aufgenommen. 16. Vom 21. Juni 1906, Z. 4272/1. Es werden Staatsstipendien für Zivilhörer der tierärztlichen Hochschule ausgeschrieben. XIII. Zum Religionsunterrichte. Religionsübungen der katholischen Schüler. Der Bericht des Religionslehrers für das Schujahr 1904/5 wurde vorn hoch», fb. Konsistorium laut Zuschrift vom 31. Juli 1905, Zahl 2580, zur recht befriedigende» Kenntnis genommen und es wurde zugleich der Direktion und dem Lehrkörper für die Unterstützung des Religionslehrers in seinen Bestrebungen der geziemende Dank ausgesprochen. Der Religionsunterricht wurde nach dem bisher üblichen Lehrplans erteilt. Der Religionslehrer war bestrebt, in der Schule und bei den Lxhorten die Schüler nach de» katholischen Moralprinzipien religiös-sittlich zu erziehen und sie zu charakterfesten Männern heranzubilden. Der Diözesaninspektor des Religionsunterrichtes für die Mittelschulen, hochw. Herr Kanonikus Josef Majcen, hat am 26. Jänner 1906 den Unterricht in der 1., III. und IV. Klasse inspiziert. Die katholischen Schüler wohnten unter Aufsicht von Mitgliedern des Lehrkörpers 50 mal in der Anstaltskapelle des HI. Kreuzes dem Gottesdienste bei. Letzterer bestand in der Regel aus der stillen hl. Messe und der Exharte. An größeren Feiertage» wurde ein hl. Amt zelebriert. während der Hl. Messe sangen die Schüler gewöhnlich gemeinsam erbauliche Kirchenlieder, nur au größeren Feste» wurde» unter der Leitung des Gesangslehrers Karl Gaffareck von geschulten Sängern besonders eingeübte Kirchenchöre vorgetragen. Beim Gottesdienste ininistrierten die Schüler der I. Klaffe: ArzenSek Alois und Tausendschön Josef. Am 18. und 19. Oktober, 28. und 29. März und 11. und 12. Juli gingen die Schüler zu de» hl. Sakramenten der Buße und des Altares, auf deren würdigen Empfang sie jedesmal in der Schule eigens vorbereitet wurden. Die Schüler der VII. Klaffe wurden zum dritteninale im Schuljahre getrennt von de» übrigen Schülern am 16. Juni zur hl. Beichte geführt; tags darauf kommunizierten sie. Der Beginn der mündlichen Maturitätsprüfung war nämlich bereits für den 25. Juni bestimmt. Zu Ostern und am Schluße des Schuljahres spendete den Zöglingen der Theologieprofessor Isert: Dr. Josef Isohnjec die HI. Konttiumioit. 5 Schüler der 1. Alasse empfingen die erste Hl. Kommunion und 11) Schüler der 1. bis IV. Klasse die Hl. Firmung. Das patroziniumfest der Anstaltskapelle des Hl. Kreuzes wurde anläßlich des Festes der Kreuzanffindung am 6. Mat feierlich begangen. Der schon obgenannte Iscvv Theologieprofessor Dr. Hohnjec zelebrierte aus diesein Anlasse ein feierliches Amt und hielt eine begeisterte und zu Iscrzen gehende Festtagspredigt. An der Fronleichnamsprozession konnte sich Heuer die Anstalt wegen des regnerischen Wetters leider nicht beteiligen. Für die Anstalt wurde in diesem Jahre auch ein schönes Ziborium angeschafft, wodurch nun die Schwierigkeit beseitigt ist, die sich früher bei der Spendung der Hl. Kommunion aus der patene stets wiederholte. Das Heuer eigens angelegte „Inventar der Ijauskapelle" weist 75 Stücke im Schätzwerte von 22(18 K 80 li auf. Die Kosten für den katholischen Gottesdienst betrugen im Jahre 1905 17(1 K 48 li. Zur Verfügung standen 165 K 21 lt. A n ton J ero v š e k. * * * Den Religionsunterricht und die gottesdienstliche» Übungen der 5 evangelischen Schüler erteilte und überwachte der hiesige evangelische Pfarrer Iserr '£. Mahnert, bei dem 1 israelitischen Schüler der Grazer israelitische Religionslehrer kjerr Dr. S. Mühsam. XIV. Förderung der körperlichen Ausbildung der Schüler. Gesundheitspflege. Die hiezu vorgeschriebene besondere Konferenz des Lehrkörpers wurde am 12. Jänner 1906 abgehalten; das bezügliche Protokoll Nr. 10 wurde mit Erlaß des k. k. Landesschulrates in Graz vom 19. Jänner 1906, Z. 494, zur Kenntnis genommen. Während des heurigen Winters konnten die Schüler an 32 Tagen am Eislaufplatze im städt. volksgarten das gesunde Lisvergnügen genießen; die Studierenden Marburgs zahlten ermäßigte Preise und gebührt hiefür dem hies. Stadtverschönerungs vereine Dank. Das Kommando des k. k. Landw.-Inft.-Regimentes Nr. 26 stellte wieder mit den Zuschriften vom 8. und 25. Jänner 1906, Nr. 37, den kleinen Exerzierplatz in der Kärntnervorstadt jeden Samstag nachmittags ganz und jeden Dienstag 11116 Donnerstag von 4 oder 5 Uhr an für das Jahr 1906 zu Spielzwecken in anzuerkennender Weise zur Verfügung. Ebenso bewilligte das k. 11. k. Militär-Stations-Konnnando Marburg mit dem Zertifikat vom 3. Februar 1906, E.-Nr. 116, abermals die Benützung des nördlichen Teiles des Exerzierplatzes Thesen am Mittwoch nachmittag und am Montag und Freitag von 4 Uhr nachmittag an zu Iugendspielen. Die große Entfernung dieses Platzes hinderte seine wirksame Ausnützung. Auf dem Thesener Platze wurde sechsmal, auf dem anderen 13 mal gespielt. Die Bemühungen um einen eigenen Spielplatz waren auch Heuer vergeblich; die Stadtgemeinde Marburg aber vermietet den kleinen obererwähnten Exerzierplatz vom 1. Juli 1906 an nicht mehr für militärische Zwecke, sondern wird einen Teil desselben für den Bau eines neuen Schulhausss, den größeren aber dauernd als Spielplatz verwenden. Über die Spiele berichtet im Nachfolgenden der Leiter mit» Turnlehrer, prof. Dr. Jörg: Gespielt wurde im laufenden Schuljahre 18mal; die Beteiligung ist aus folgender Zusammenstellung zu ersehen: «Es spielten aus der Klasse Schüler Spiel- tag VII. III. IV. 30. IX. 1905 7. 111. 1906 10. 111. „ 14. 111. 104 26 16 4. IV. 114 20 10 10 10 10 90 10 20 10 120 65 10 13. VI. 20. VI. 23. VI. 16 80 Zufolge ungünstiger Witterung konnte vom 7. IV. bis 9. V. nicht gespielt werden; auch für die übrige Zeit war das Wetter keineswegs günstig. Die Spiele wurden von prof. Dr. Jörg und im Verhinderungsfälle von prof. 3- Krug beaufsichtigt. Ilm einerseits das Interesse der Schüler am Spiele stets wach zu erhalten und eine regere Betätigung auf dem Spielplatz herbeiznführe», anderseits eine reiche Abwechselung in den Spielen zu ermöglichen und Uneinigkeiten der Spieler zu steuern, wurden Schüler aus der Gberrealschule, die im März alle Spiele kennen lernten und zum Zwecke der Leitung sie einübten, als Spielleiter verwendet. Die ersten 3 Klassen spielte» stets zeitlich getrennt von den 4 übrigen, weil dadurch die Zeit viel besser ausgenützt werden kan». In 1 % Stunden unterhalten sich alle Spielteilnehmer bei gesondertem Spiele sicherlich besser und strengen sich körperlich mehr an, als wenn die ganze Realschule 2 Stunden spielt. Die beliebteste» Spiele waren: wurfball, Schleuderball, Faustball, Schnurball, vor allem aber Korbball. Das Korbballspiel hat prof. Dr. Jörg neueingeführt als Ersatz für den Fußball. So ausgiebig und beliebt der Fußball auch ist, eines darf man nicht vergessen, er verleitet die Schüler im Eifer allzuleicht zum „groben" Rempeln und da kann leicht ein Unfall vorkomme». Beim Korbball ist ein absichtliches Berühren des Gegners verboten und wird, wenn es verkommt, sofort durch einen Freiwnrf geahndet. Neben diesem große» Vorteil erfreut sich der Korbball derselben Lebendigkeit ivie der Fuß ball, erfordert stets gespannte Aufmerksamkeit und macht den einzelnen selbständig, aber doch im Interesse der partei handeln. *) >8üiii 7. III. bis 4. IV. wurde» verschiedene Spiele mit den Spielleitern und der notwendigen jjichl von Teilnehmern cingcübt. i) Fand da» Wettspiel in Korbball mit der VIII. Kl. de» II. Staatogymn. in Graz statt. ») Grobe Hitze, daher geringer Besuch. Am 23. Alai wurde auf dem kleinen Exerzierplatz ein Korbballwettspiel zwischen den Oktavanern des 11. Staatsgyinuasinins in Graz und unseren Realschülern abge-halten. Graz siegte infolge der besseren Spieltechnik mit 29 : 11, ferner eines am 17. Juni mit Schülern der Grazer Landesrealschule, welches mit 14 : 19 zu Gunsten Graz endigte. Auch unter den Realschülern selbst wurden mehrere Wettspiele abgehalten. Das Radfahren wurde an der Anstalt gefördert, indem Prof. Dr. I. Jörg mit den Schülern von der IV.—VII. Klasse mehrere Spazierfahrten unternahm, so am 19. V. nach Spielfeld (7 Teilnehmer), am 1. VI. nach Spielfeld (14 Teilnehmer), am 2. VI. nach Rlaria in der wüste (9 Teilnehmer). Dr. Josef Iörg. Vertretender Spielleiter war manchmal Prof. I. Krug. Nach dem 1. Juli wurden die allgemeinen Jugendspiele aufgelassen. Die Kosten der Jugendspiele beliefen sich im Jahre 1905 auf 187 K 08 li ; eingenommen wurden samt dem Kassarest 348 K 37 h. Für das Schuljahr 1905/9 entrichteten 192 Schüler 192 K. — In der heurigen Badezeit, die eigentlich wie immer in jedem Schuljahre in Rlarburg sich nur auf einen halben Rlonat erstreckt, benützten die Schüler das neu hergerichtete städtische Draubad gegen mäßiges Entgelt, dann einige private Anstalten am Drauflufse. Außerdem ermäßigte neuerdings das Kommando der Hief. f. u. k. Infanterie-Kadettenschule unter dem 25. Juni l. I., Nr. 284, die Benutzungsgebühr des dortigen großen Schwimmbeckens und wies den Studierenden eigene Badestunden zu. Der 22. 21Iai war für die Realschüler fröhlicher Ausflugstag; alle 7 Klasse» machten unter Führung von Professoren Bahnfahrten und Rlärsche bis zu 9 Wegstunden in die Umgebung der Slaot. In den Monaten März bis Juli ließ Prof. A. Hesse füufzehnmal die Schüler der IV. bis VII. Klaffe im Freien nach der Natur zeichnen. Die längste Zwischenpause während des regelmäßigen täglichen Unterrichtes (20 Milt.) um 10 Uhr vormittags verbrachten die Schüler bei günstigem Wetter seit Frühjahr stets in den schönen Parkanlagen des Tegetthoffplahes vor dein Schul- gebäude, vorher und dann die 11-Uhr-Pause im Schulhofe; sonst waren die Schüler in den großen Pausen auf dem Gange und im Vorhause, in den übrigen Freizeiten in den Lehrzinnnern bei geöffneten Fenstern. Im Freien waren die Schüler im Herbste am 20. Oktober 1905 zum letztenmale, im Frühjahre am 6. März zum erstenmale. Das Heize» der Schulräume begann am 21. Oktober und wurde mit verschiedenen Unterbrechungen bis 10. April fortgesetzt, — ein für Marburger klimatische Verhältnisse außergewöhnlich langer Zeitraum. Der Gesundheitszustand der Schüler war durchschnittlich stets ein sehr guter. Prof. Jörg unternahm mit Schülern der II. Klasse am 27. Jänner einen Winterspaziergang in den Burgwald und ließ auch außer den Spielzeiten häufig Freiwillige in freien Stunden unter seiner Aufsicht spielen ; manche Schüler Turnstunde wurde von ihm und Prof. Schuh mit tüchtigem Marsche und Körperübungen in der freien Luft in dem nahen Gelände zugebracht. Für die großen Ferien wurden den Abiturienten Ausweiskarten des „Deutschen und österreichischen Alpenvereines" zum Besuche der Studeuteuherbergen ausgefolgt. — Die „vierteljahrsschrtft für körperliche Erziehung" von Burgerstein und piinnier wurde augeschafft und deren tüchtige Aufsätze beachtet. _L_ II. i 111. i IV. K 1 a s s V. e VI. VII. Summe Von den am Schlüsse verbliebenen öffentlichen Schülern .... 50 20 36 41 33 31 19 241 waren Schwimmer 10 13 29 29 10 20 15 132 „ Eislöcher 30 18 25 39 19 20 15 172 Radfahrer 11 8 22 30 20 20 12 123 beteiligten sich bei den Jugendspielen 39 25 20 37 19 26 11 183 wohnen in den Ferien auf dem Lande 32 17 28 33 15 10 14 155 — 120 — Kunfemadjungen für das nächste Schuljahr st)06/7. XV. Verzeichnis der Lehrbücher mtb Lehrbehelfe für das Schuljahr VJ0G/7. (Genehmigt mit Erlaß des f. f. C.-Sch.-Zi. v. 24. April 1906, Z. il * ^ tlach lUaß'cn, innerhalb derselben nach Gegenständen geordnet. I. Alasse. Religion. Großer Katechismus der katholischen Religionslehre. Wien 1898, k. f. Schulbücherverlag. 80 li. Deutsch, willo m i tz er, Deutsche Grammatik für die öftere. Mittelschulen u. s. w. Wien, Mauz. 11. Aufl. 1905. 2 K 40 li. (Ausschluß der 1. bis 5. Aufl.) Campei, Deutsches Lesebuch für die I. Kl. der Mittelschule», wie», holder. 11. Aufl. 1904. 2 K 18 li. Empfohlen: Regel» für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis. Wien, Schulbücherverlag. 1904. 20 h. Sloveitifclf. LeudovSek, Slovenisches Llementarbuch für Mittelschulen und Lehrer-bildungsanstalte». Wien, Schulbücherverlag. 1890. 1 K 60 h. Fvanfösifctf. Rechte!, Französisches Sprech- und Lesebuch. 1. Stufe, wie», Mauz. 7. Aufl. 1902. 2 K 20 li. (Ausschluß der 1. bis 5. Aufl.) Geographie. Richter, Lehrbuch der Geographie für die f., II. und III. KI. der Mittelschulen, wie», Tempsky. 6. Aufl. 1904. II K 35 h. (Ausschl. der 1. bis 5. Aufl.) K o z e nn -1) e i d e r ich - Schin idt, Geographischer Schulatlas für Gymnasien, Real und Handelsschulen. Wien, Holzel. 40. Aufl. 1905. 8 K. Mathematik. Moön i k - N e u m a nn, Lehr- und Übungsbuch für die unteren Klaffe» der Mittelschulen. 1. Heft. Wien, Tempsky. 23. Aufl. 1903. 1 K 60 li. (Ausschluß der 1. bis 21. Aufl.) Geometrie. Moön i k - S p i eIm a u n, Geoinetr. Formenlehre und Anfangsgrüude der Geometrie für Realschulen. Wien—Prag, Tempsky. 19. Aufl. 1903. 2 K 10 li. Raturgeschichte, pokorny-katzel, Naturgeschichte des Tierreiches für die unteren Klaffe» der Mittelschulen. Wien, Tempsky. 1906. 28. verbesserte Aufl. (Ausgabe II.) 3 I< 60 li. (Ausschluß der 1. bis 25. Aufl. in derselben Klasse.) pokorny.Fritsch, Naturgeschichte des Pflanzenreiches für die unteren Klaffen der Mittelschulen. Wien, Tempsky. 24. Aufl. 1906. 3 K 60 h. (Ausschluß der I. bis 21. Aufl. in derselben Klasse.) Freihandzeichnen. Nach den Min.-Verordnnngen vom 23. April 1898, Z. 10331 und 1. März 1899, Z. 5546. Schreiben, vom Fachlehrer zu bestimmende hefte. II. Klasse. Religion. Pauker Dr. wolfg., Lehrbuch der kath. Liturgik für osterr. Mittelschulen. Wien 1905. Schulbücherverlag, 1 K 50 li. Großer Katechismus (wie i» der I. Kl.). Deutsch, willo m i tzer, Deutsche Grammatik (wie in der 1. Kl.). Wien, Mauz. II. Aufl. 1903. 2 K 40 li. (Ausschluß der 1. bis 5. Aufl.) CampoI, Deutsches Coschuch fiir dio II. Klaffe dor östorr. Mittelschule». Mio», holder. 9. Aufl. 1904. 2 IC 40 h. «Empfohlen: Kegeln für die deutsche Rechtschreibung (wie in dor I. Kl.). Slowenisch. LendovSek, Slov. Elementarbuch (wie in dor I. Kl.). Französisclf. Rechtet, Franz. Sprech- und Lesebuch (wie in der 1. Kl.). Geographie und Geschichte. Richter, Lehrbuch der Geographie (wie in der I. Kl.). Wien, Tempsky. 6. Aufl. 1904. 3 K 35 li. Koze nn-Haardt-Schmidt, Geographischer Schulatlas für Gymnasien, Real und Handelsschulen. Wien, Holzel. 39. Aufl. 1901. 8 K. Mayr, Lehrbuch der Geschichte für die untere» Klassen der Mittelschulen. I. Teil, Altertum. Wien, Tempsky. 5. Aufl. 1905. 2 K. Nicht obligat: Putzger-Baldanius-Schwabe, historischer Schulatlas. Mion, Pichler. 27. Aufl. 1905. 3 K 60 h. Mathematik. M 0 ön i k - N e u in an», 2. Heft. Wien, Tempsky. 1903. 22. Aufl. 1 K 50 h. Geometrie und geometrisches Zeichnen. Moöuik-Spielmann, Geometrische Formenlehre (wie in der l. Kl.). Naturgeschichte. ssokorny-Latzel, Naturgeschichte des Tierreiches u. f. w. (wie i» der 1. Kl.). 27. Aufl. 1904. (Ausschluß der 1. bis 25. Aufl.) Pokorny-Fritsch, Naturgeschichte des Pflanzenreiches u. f. w. (wie in der I. Kl). Freihandzeichnen, wie in der l. Kl. Schreiben, wie in der 1. Kl und die „Rundschrift von J. Ambros". III. Klaffe. Religion. Pauker Dr. wolfg., Lehrbuch der Gffenbarungsgefchichte des alten Bundes. Zum Unterrichtsgebrauche an österr. Mittelschulen. Wien 1905. Schulbücherverlag. 1 K 70 h. Deutsch, will vini her, Deutsche Grammatik (wie in der I. Kl.). 10. Aufl. 1903. 2 K 40 h. Campei, Deutsches Cesebuch für die III. Kl. wie», holder. 9. Aufl. 1905. 2 K 30 h. «Empfohlen: Regeln für die deutsche Rechtschreibung (wie in der I. Kl.). Slowenisch. LeudovSek-Štritof, Slov. Lesebuch für Deutsche an Mittelschulen. Wien, Schulbücherverlag. 1897. 1 K 60 h. Hiezu ein slov.-deutsches Wörterbuch. Wien, Schulbücherverlag. 1897. 2 K 50 h. Französisch. Bechtei, Französisches Sprech- und Lesebuch. Mittelstufe für die Ili. und IV. Kl. Wien, Manz. 3. Aufl. 1902. 3 K 10 h. (Ausschluß der 1. Aufl.) Fi lek, Französische Schulgranunatik. Wien, Holder. 6. Aufl. 1896. 2 K 52 h. Geographie und Geschichte. Richter, Lehrbuch der Geographie (wie in der II. Kl.). Wien, Tempsky. 5. Aufl. 1902. 3 K 35 h. Koze nn-Haardt-Schmidt, Geogr. Schulatlas (wie in der I. Kl.). Mayer, Lehrbuch der Geschichte für die unteren Klassen der Mittelschulen. II. Teil, Mittelalter, wie» und Prag, Tempsky. 5. Aufl. 1905. 1 K 70 h. Nicht obligat: Putzger, histor. Schulatlas (wie in der II. Kl.). Mathematik. Mo önik-Neumann, Lehr- und Übungsbuch der Arithmetik. 3. Heft. Wien, Tempsky. 21. Aufl. 1903. 1 K 20 h. (Ausschluß der 1. bis 19. Aufl.) Geometrie und geometrisches Zeichnen. Mo önik-Spielmann, Geometrische Formenlehre 11. s. w. (wie in der II. KL). Physik. Krist, Anfangsgründe der Naturlehre für Unterrealschulen. Wien, Braunmüller. 8. Aufl. 1901. 2 K 40 li. (Ausschluß der 1. bis 7. Aufl.) Freihandzeichnen, wie in der I. Kl. IV. Klaffe. Religion. Zetter, Geschichte der gotti. Offenbarung des alten und neuen Bundes. Zum Gebrauche an Realschulen. Graz, Styria. 1896. 2 K 50 h. Deutsch, willomitzer, Deutsche Grammatik (wie in der I. KL). 9. Aufl. 1902. 2 K 40 h. (Ausschluß der 1. bis 5. Aufl.) La inpel, Deutsches Lesebuch für die IV. Alasse, wie», Holder. !). Aufl. 1005. 2 K 10 h. (Ausschluß der 1. und 2. Aufl.) Empfohlen: Regeln für die deutsche Rechtschreibung (wie in der I. Kl.). slowenisch. Lendovšef»Štritof, Lesebuch und Wörterbuch (wie in der III. KI.) französisch. Bechtel. Lesebuch ) . . . |H KI) Filek, Grammatik ) m cu 1Ul Geographie und Geschichte. Mayer-Berg er, Geographie der österr.-uug. Monarchie (vaterlandskuude) für die IV. Kl. der Mittelschulen (2 Teile). Wien, Tempsky. 7. 2(iisl. 1905. 2 K 40 h. Mayer, Lehrbuch der Geschichte für die unteren Klassen der Mittelschulen. III. Teil. Neuzeit. Wien und Prag, Tempsky. 5. Aufl. 1905. 2 K. (Ausschluß der 1. Aufl.) Kozenn-Haardt-Schmidt, Geogr. Schulatlas (wie in der III. Kl.). Nicht obligat: putzger, Histor. Schulatlas (wie in der II. Kl.). Mathematik. Moönik-Neuman», Lehrbuch der Arithmetik und Algebra (Aus-gäbe für Realschulen). Wien, Tempsky. 28. Aufl. 1905. 9 K 80 h. (Ausschluß der 1. bis 25. Aufl.) Geometrie nnd geometrisches Zeichnen. Moünik-Spiel mann, Geometrische Formenlehre (wie in der II. Kl.). Physik. Kr ist, Anfangsgründe der Naturlehre (wie in der III. Kl.). Chemie. Mitteregger, Anfangsgründe der Themis und Mineralogie für die IV. Kl. der Realschulen. Wien, Holder. 7. Aufl. 1905. 1 K 90 Ii. (Ausschluß der 1. bis 4. Aufl.) Freihandzeichnen, wie in der I. Kl. V. Klasse. Religion. Kühul Adolf, Lehrbuch der kath. Religion für die oberen Klassen der Realschulen und verwandten Lehranstalten. 1. Teil, Glaubenslehre. Teplitz-Schönau. Selbstverlag. 2 K 50 I). Deutsch. Lampel und pölzt, Deutsches Lesebuch für die oberen Klassen öftere. Realschulen. 1. Teil. Wien, Holder. 1905. 5 K. Nicht obligat: willomitzer, Grammatik (wie in der I. Kl.). — Regeln für die deutsche Rechtschreibung (wie in der 1. Kl.). französisch, filek, Grammatik (wie in der III. Kl.). Filet, Übungsbuch für die Oberstufe des französischen Unterrichtes. Wien, Holder. 2. Aufl. 1898. 1 K 7(1 h. Rechte!, Franz. Chrestomathie für die oberen Klassen der Mittelschulen. Wien, Manz. 5. Aufl. 1902. 4 K 48 h. (Ausschluß der 1. bis 3. Aufl.) Nicht obligat: Sachs-Dillatte, Encyklopädisches Wörterbuch der französische» und deutschen Sprache. Hand- u. Schulausgabe in 1 23b. Berlin, Langenscheidt. Ui K 20 li. Englisch. Nader-Würzner, Elementarbuch der englischen Sprache. Wien, Holder, 'ti. Zlufl. 1904. 1 K 90 h. Nader-Würzner: Englisches Lesebuch für höhere Lehranstalten. Wien, Holder. It. (Zlusschluß der 1. bis 3. Aufl.) Geschichte. N ebh a nn, Lehrbuch der Geschichte des Altertums für die oberen Klassen der Realschulen u. s. w. (Nach Zeehe.) Laibach 1900, Kleinmayr und Bamberg. 2 K 40 h. Nicht obligat: putzger, 2ltlas (wie in der 11. Kl.). Mathematik. Movnik-Neumann, Lehrbuch der Arithmetik und Algebra für die oberen Klassen der Mittelschulen. Wien, Tempsky. 27. Aufl. 1904. 3 K 80 lt. (Ausschluß der 1. bis 25. Aufl.) M o e n i k - S p i el m a » n : Lehrbuch der Geometrie für die oberen Klassen der Mittelschulen. Wien und prag, Tempsky. 23. 2lufl. 1901, 3 K 80 li. (2lt>s-schiusi der früheren Auflagen.) Jelinek, Logarithmen-Tafeln für Gymnasien und Realschulen. Wien, pichler. 4. Aufl. 1900. 1 K 50 li. Darstellende Geometrie. Schiffner, Leitfaden für den Unterricht in der darft. Geometrie. Wie», Deuticke. 1305. 2. Aufl. 3 K 50 Ii. Naturgeschichte, lv r e tschk o - 1) e iM erI, Vorschule der Botanik. Wien, Gerold's Solin. 7. Aufl. 1901. 3 K. (Ausschluß der 1. bis 5. Aufl.) Chemie. Rlitteregger, Lehrbuch der Chemie für Oberrealschule». I. Teil, Anorganische Chemie. Wien, tsölbcr. 9. Aufl. 1904, 2 lv 42 h. Lreihandseichnen. wie in der I. Kl. VI. Klasse. Religion. KüHnI, Lehrbuch der kath. Religion für die oberen Klassen der Realschulen und verwandten Lehranstalten. II. Teil, Sittenlehre. Teplitz-Schönau, Selbstverlag. König: Lehrbuch für den kath. Religionsunterricht in den oberen Klassen der Gymnasien und Realschulen. IV. Kursus: Die Sittenlehre. Freiburg i. Br., Iserder. 8. Aufl. 1982. 1 K 56 h. Deutsch. Janker und Noä, Deutsches Lesebuch für die oberen Klassen der Realsch. II. Teil. Wien, Uianz. 6. Aufl. 1904. 2 K 20 h. (Ausschluß der 1. bis 4. Aufl.) Janker und Noä, Rlittelhochdeutsches Lesebuch für die Oberrealschule». Wien, Rlanz. 4. Aufl. 1904. 2 K. Nicht obligat: Willoinitzer, Grammatik (wie in der I. Kl.). „ „ Regeln für die deutsche Rechtschreibung (wie in der 1. Kl.). Besonderer Lesestoff: ZTiimut von Barnhelm von Lessing. Die Jungfrau von Orleans von Schiller. kFfttitfösiseH. Filet, Schulgrammatik „ Übungsbuch Bechtel, Chrestomathie Nicht obligat: Sachs-villatte Englisch. Nader-Würzner, Grammatik der englische» Sprache. Wien, Isölder. 3. Aufl. 1902. 2 K 80 li. (Ausschluß der 1. Aufl.) Nader-Würzner, Lesebuch (wie in der V. Kl.) nur 5. Aufl. 1902. 5 K 16 li. Geschichte. R e b h a n n, Lehrbuch der allg. Geschichte für die oberen Klassen der Realschulen und anderen verwandten Lehranstalten. 11. Teil (nach Zeehe). Laibach 1900, Kleinmayr und Bamberg. 2 K 60 li. Nicht obligat: putzger, Atlas (wie in der II. Kl.). Rlathematik. R! oän i k - N euin a nn, wie in der V. Kl., nur 26. Aufl. 3 K 80 li (Ausschluß der 1. bis 25. Aufl.) Rloönik-Spiel m a n n 1 . . . . Tr Jelinek ! (wie m der V. Kl.). Darstellende Geometrie. Schifftier, Leitfaden für den Unterricht in der darft. Geometrie. Wien, Dentieke 1903. 3 K 50 h. Ratllìgeschichte. Graber-Rlik, Leitfaden der Zoologie. Wien und prag, Tempsky. 3. Aufl. 1897. 3 K 80 h. Physik. W allenti», Lehrbuch der Physik für die oberen Klassen der Rlittelschnlen. Ausgabe für Realschulen. Wien, pichlet1. 11. Aufl. 1905. 3 K 30 lt. (Ausschluß der 1. bis 8. Aufl.) Chemie. Witter e g g er, Lehrbuch der Chemie. II. Teil, Organische Chemie, wie», Isölder. 8. Aufl. 1904. 2 K 22 h. (Ausschluß der 1. bis 6. Aufl.) Freihandzeichnen. wie i» der I. Kl. VII. Klasse. Religion. Fischer, Lehrbuch der Kirchengeschichte für Gymnasien und andere höhere Lehranstalten. Wien, Rlayer ». Komp. 8. Aufl. 1902. 1 K 56 h. Deutsch. Janker und Noä, Deutsches Lesebuch. III. Teil. Wien, Ulanz. 5. Aufl. 1899. 2 lv 60 lt. (Ausschluß der früheren Aufl.) (wie in der V. Kl.). Nicht obligat: willomitzer, Grammatik (wie in der I. Kl.). „ „ Regeln für die deutsche Rechtschreibung (wie in der I. Kl.). Besonderer £c fest off: Do» Tarlos von Schiller, Iphigenie von Goethe, Tasso von Goethe, französisch. Fi lek, Schulgranunatik , "j. à^'Ssbuch f ^yCnau mje j„ j,,r y. u,,d VI. Kl.). Bechtel, Threstomathie i ' Sachs-Villatte ' Lnalisch. N a d er - würz ner, Grammatik I , . . S VT ..... - ' 1 J ' , . , (wie in der VI. KL). Lesebuch ) Geschichte. Mayer, Lehrbuch der a tigern. Geschichte. 111. Teil. Wien, Tempsky. 2. Aufl. 1902. 2 K. 1) a n n a k - pölzl, Osterr. Vaterlandskunde. Mberstufe. Wien, Izölder. 14. Aufl. 1905. 2 K 38 h. (Ausschluß der 1. bis 10. Aufl.) Nicht obligat: putzger, Atlas (wie in der 11. Kl.). Mathematik. Moönik-Neumaiin l Mo ölt if = 5 pie Ima » » [ (wie in der VI. Kl.). Jelinek z Darstellende Geometrie. Streißler, Elemente der darst. Geometrie für Mber-realschulen. Brünn, winiker. 4. Aufl. 1900. 3 K 80 li. (Ausschl. der früheren Aufl.) Naturgeschichte. Lzochstetter-Toula-Bisching, Leitfaden der Mineralogie und Geologie für die oberen Klassen der Realschulen. Wien, Izölder. 17. Aufl. 1903. 3 K. (Ausschl. der 1. bis 12., 14. und 10. Aufl.) pHyfiF. Vallentin (wie in der VI. Kl.) nur 10. Aufl. 1901. 2 K 80 h. Freihandzeichnen, wie in der I. Kl. Freigegenftände. Gesang, p. (D l h m a r Berger, Sammlung kath. Kirchenlieder mit einem Anhänge u. s. tv. Linz, Tbenhöch. 40 h. Maier-Kirchl, Liederbuch für öftere. Bürgerschulen. Wien, pichlers Wwe. u. 5. 6. Aufl. 1900. 1 K 10 h. Die vorhandene No teils am min iig. Stenographie, weiz ni a nn, Lehr- und Übungsbuch u. s. w. Selbstverlag. In Komm. bei Bermann und Altmann, Wien. 7. Aufl. 1903. 2 K 80 li. Steiermärkische Geschichte, Lzir sch - Z afita. Izeimatskunde des Herzogtums Steiermark. lütctt,_ Holder. 2. Aufl. 1890. 2 K 40 li. Lhem.prakt. Übungen. I) afe Ibach, Leitfaden für die aiial.-chcm. Übungen an Realschulen. Leipzig und Wien, Deuticke. 1899. 1 K. XVI. Aufnahme der Schüler, beginn des Schuljahres. V Aufnahme in die I. Alasse. Die Anmeldungen für die I. Alasse finden vor den Ferien am 15. Juli von 10—12 Uhr und am 16. Juli von 7—9 Uhr vormittags, nach den Ferien am 15. Sept. von 9—12 und am 17. September von 7—9 Uhr vormittags in der Direktionskanzlei statt. Jeder die Aufnahme in die I. Alasse als öffentlicher Schüler oder privatisi Nachsnchende muß in Begleitung der Eltern oder deren Stellvertreter an den oben angeführten Tagen erscheinen, einen Tauf- oder Geburtsschein, welcher das vollendete oder noch im laufenden Kalenderjahre zu vollendende zehnte Lebensjahr nachweist, und wenn der Schüler ans einer öffentlichen Volksschule kommt, das vorgeschriebene Frequentationszeugnis mitbringen; das letztere hat nur die Bote ans der Religionslehre, der deutschen Sprache und ans dein Rechnen zu enthalten. D i e Schul Nachrichten können das Frequentatio nszeugnis nur dann e r f e tz e n, w e n n in denselben bloß die Leistungen aus der Religion, der Unterrichtssprache und dem Rechnen je mit einem einzigen Ausdrucke bezeichnet find. (Nin.-Erl. v. 12. Febr. 1884, 23122) Die Aufnahme in die I. Alasse hängt von dem guten Erfolge der Aufnahmsprüfung ab, die am 16. Juli und 17, September vormittags schriftlich und nachmittags mündlich abgehalten wird. Am 16. Juli und 17. September wird über die Auf »ahme endgiltig entschieden; das Ergebnis der Prüfung wird an beiden Tagen im Laufe des Nachmittags durch den Direktor bekannt gegeben. Line Wiederholung der prüfung, fei es an derselben oder an einer andere» Lehranstalt, ist in demselben Schnljahre unzulässig. Um einem allfällige nversuchederÜbertretungdiesesverbstesvorzu ben gen, m üsssn die Namen der an einer Anstalt Z » r ü ckg ewi e s e n en den Direktionen der anderen Lehranstalten mitgeteilt werden. (Min.-Erl. vom 2. Jänner 1886, Z. 85). Bei der Aufnahmsprüfung wird gefordert: 1. Jenes Naß von Wissen in der Religionslehre, welches in den vier ersten Alasse» der Volksschule erworben werden kann. 2. Fertigkeit im Lesen und Schreiben der deutschen Sprache und auch der lateinischen Schrift. Kenntnis der Elemente ans der Formenlehre und Fertigkeit im Analysieren einfach bekleideter Sätze; Bekanntschaft mit den Regeln der Recht schreib»,ig und richtige Anwendung derselben beim Nachschreiben des vorgesprochenen. 3. Übung in den vier Grundrechnungsarten in ganzen Zahlen. Auch Textaufgabeu. Die mündliche prüfung aus der Unterrichtssprache und dem Rechnen kann jedem Schüler erlassen werden, welcher seine Reife in diesen Gegenständen bei der schriftlichen prüfung durch mindestens „befriedigende" Leistungen und im Volksschulzeugnisse mindestens durch die Note „gut" dargetau hat ; desgleichen können Schüler, deren Religionsnote aus dem vierte» Schuljahre der Volksschule nicht geringer als „gut" ist, von der prüfung aus der Religiouslehre befreit werden. Sind dagegen die Zeugnisnote und die der schriftlichen Arbeiten entschiede» ungünstig, so wird der Schüler zur mündlichen Prüfung nicht zugelassen, sonder» als unreif zurückgewiesen. (Nin.-Lrläffe vom 14. Närz 1870, Z. 2370 und vom 27. Nai 1884, Z. 8019). Zu den schriftliche» Prüfungen hat jeder Schüler nur eine Schreibfeder, zur mündlichen ans der deutschen Sprache das in der letzten Volksschulklasse gebrauchte Lesebuch mitznbringeu. Die Repetenten der I. Alasse haben sich ebenfalls in Begleitung ihrer verantwortlichen Aufseher am 15. September in der Direktionskanzlei zu melden. 2. Aufnahme in dio II. —VI. Alasse. Dieselbe findet für gewesene und aufsteigende Schüler der eigene» Anstalt am 16. September vormittags von 9—12 Uhr in den betreffenden Lehrzimmern durch die Alaffenvorftände statt; Repetenten und von fremden Anstalten kommende haben sich zu derselben Zeit, Fremde spätestens am 17. September vorm., in der Direktionskanzlei einznfinden. Die Schüler der Anstalt weise» ihr letztes Semestralzeugnis vor, die fremden nebst diesem, das die Abgangsbestätigung enthalten muß, noch sämtliche Mittelschulzeugnisse der früheren Jahre und den Tauf- oder Geburtsschein. Der Nachweis der erforderlichen Vorkenntnisse kann durch eine Aufnahmsprüfung geliefert werden; diese Prüfung erstreckt sich nicht bloß über sämtliche Gegenstände, die in der vorangehenden Nealschulklasse gelehrt werden, sondern auch über solche, die in den früheren Iahreskursen der Realschule abgeschlossen wurden. Den aus Realschulen anderer Aronländer übertretenden Schülern kann über ein besonderes Gesuch in rücksichtswürdigen Fällen eine Frist zur Ablegung der Prüfung aus der französischen oder englischen Sprache auf ein Semester, höchstens auf ein Schuljahr gewährt werden. Auch diese Schüler müssen in Begleitung der Eltern oder deren Stellvertreter erscheinen. Für privatisten gelten dieselben Aufuahmsbedingunge». Iviederhslungs- und Nachtragsprüfungen. A u f » a h m s p c ü f u n g e n f ü r die I I.—VII. K lass e. Dieselben werden am 17. und 18. September vormittags von 8—12 Uhr und nachmittags von 2 Uhr an in den Lehrzimmern jener Alasse», für welche die Auf« nähme angestrebt wird, vorgenommen. Die betreffenden Schüler haben sich sämtlich am 16. September vormittags in der Direktionskanzlei zu melden, widrigenfalls sie das Recht, geprüft zu werden, verlieren, und das Interimszeugnis vorzulegen. ch Freie und unbedingt vorgeschriebene Lehrgegenstände. Zu den ersteren gehören Gesang in allen Alasse», steten». Geschichte in der IV. Alasse, Stenographie und chem.-prakt. Übungen in den Oberklassen; zu den bedingten die slovenische und englische Sprache. Um die Zulassung zur Teilnahme an den Freigegenständen ist gleich bei der Einschreibung anzusuchen. Die Wahl für die bedingt vorgeschriebenen Lehrfächer steht nur beim Eintritt in die 1. Alasse und auch den Repetenten derselben frei; eine Befreiung vom Besuche des einmal gewählten Unterrichtes in der slovenische» oder englischen Sprache findet während der hiefür bestimmten Studienzeit nicht statt. 5. Geldleistungen. Jeder neu eintretende Schüler hat die Aufnahmsgebühr von 4 K 20 li und den Schülcrbibliotheksbeitrag von 2 IC gleich bei der Einschreibung zu entrichten; jeder wieder eintretende bloß den Bibliotheksbeitrag. Außerdem wird der Betrag von 1 K für die Zwecke der Iugendspiele, — 80 li als Tintengeld und für bestimmte, auszufüllende Vordrucke, — dann eine freiwillige Spende für den Schülerunterstützungsverein eingehoben; letztere Einhehung wurde mit Erlaß des k. k. L.-Sch.-R. v. 4. Sept. 1884, Z. 4419 besonders gestattet. Armen Schülern, welche im letzten Schuljahre der Anstalt bereits angehörten, können sämtliche Zahlungen erlassen werden; alle Beträge werden zurückgestellt, wenn der eingeschriebene Schüler nicht wirklich anfgenomminen wird. — Bei der Anmeldung im Juli werden gar keine Geldbeträge eingehoben, dieselben müssen aber im September nachgetragen werden. Für jede Aufnahmsprüfung in eine höhere als die I. Alasse ist eine Gebühr von 24 K zu erlegen. Das Schulgeld beträgt für öffentliche und private Schüler jährlich 60 K und ist in zivei gleichen Raten innerhalb der ersten 6 Wochen eines jede» Semesters und zwar bis spätestens 31. (Oktober, beziehungsweise 31. März durch Lösung von Schul- geldmarken zn zahlen (N-331. 1880, Seite 142 ; diese sollen zwischen dein 8. und 25. Oktober, dann 8. und 25. März beim hiesigen Hauptsteueramt erworben werden. Die Empfangsbestätigung wird dem Schüler zurückgestellt und ist bei Vermeidung der nochmaligen Zahlung durch ein Jahr sorgfältig aufzubewahren. Schüler der I. Klaffe, welche um Stundung der Schulgeldzahlung nachsuchen, aber die Bedingungen der Verordnung des Herrn Min. f. K. u. 11. vom (i. Mai 1800 (V.-Bl. 1800, Seite 120) nicht erfüllen, müssen mit den übrigen Zahlungspflichtigen Schülern dieser Klasse das Schulgeld im Laufe der ersten drei Monate nach Beginn des Schuljahres, also bis spätestens 18. Dezember, erlegen. fi. Eröffnung des Schuljahres. Am 10. September wird für die kathol. Schüler um 3/40 Uhr früh der Lr-öffnungsgottesdienst in der Hauskapelle abgehalten; nach demselben findet die gemeinsame Begrüßung durch den Direktor und in den einzelnen Lehrzimmern durch die Vorstände der Klassen eine besondere Unterweisung statt; alle Schüler haben daher um 3/410 Uhr in der Anstalt versammelt zu sein. Der regelmäßige Unterricht beginnt am 20. September vormittags 8 Uhr; am gleichen Tage sollen alle Schüler mit den vorgeschriebenen Lehrbüchern und Lehrbehelfen versehen sein. Nur arme Schüler können vom Franz-Josef-Vereine mit Lehrbüchern und größeren Schulgeräten unterstützt werden; diejenigen Schüler, welche dies anstreben, haben entweder gleich bei der Einschreibung oder bis spätestens 20. September ein ordentliches, vom verantwortlichen Aufseher mitunterschriebenes Gesuch, welches das zu Erbittende genau angeführt enthält, ihrem Klaffenvorstande zu überreichen. Ebenfalls am 20. September sind die gehörig begründeten und belegten Gesuche um Befreiung von der Schulgeldzahlung oder vom Besuche des Turnunterrichtes den Klaffenvorständen zu überreichen; das ersten? muß mit einem nicht über ein Jahr alten Mittellosigkeits- oder Armutszeugnisse, das letztere mit einem ordnungsmäßig ausgestellten bezirksärztlichen Zeugnisse belegt sein. Jedes überreichte Gesuch muß von den Eltern oder ihren Stellvertretern mit-unterschrieben sein; ebenso ist auf dem „Standesausweis" des Schülers, der „Schulordnung" und den „Weisungen für die Kostelteru" die Unterschrift des verantwortlichen Aufsehers beizubringen. Auswärtige S ch üler m ü s s e n so untergebracht werde », daß sie unter der nötig e n A uf fi ch t und Ü b e r w a ch u n g st ehe»; h ic b e i wird den Eltern dringend die Beachtung der §§ 26 und 31 ulise r e r „Schulordnung" empfohlen, ganz insbesonders aber der gesamten „Weisungen für die Kosteltern". — Die Direktion ist b e r e i t, h i e s i g e K o st orte b e fan nt zu geben. — Die Mitglieds r des Lehrkörpers erteilen soweit möglich den Ettern oder ihren Stellvertretern alle n a ch g e s u ch t e n A u sk ü n f t e u » d Rats ch l ä g e, weil es der S ch ule sehr willk o m in e n i st, miti) e m Elter n h a u s e in r e g e ni V e r k e h r z u stehen; eine Einsichtnahme in die Klaff e n-kataloge ist aber seit dem Ministeral-Erlasse vom 10. Mai 1890, Z. 3882 d e m Publikum nicht zu gestatten. Unbedingt ist es er w ü » s ch t, daß die S p r e ch stunden des Direktors u n d d e r Professoren genau beachtet werden.— Nach jeder der während des Schuljahres abgehaltenen sogenannten Zensurkonferenzen erfolgen an die Eltern getadelter Schüler oder an die Elternstellvertreter „A m 11 i ch e Mitteil u n g e n", w e l ch e z u r b e s o n d e r e n K e n n t n i s z u n e h m e n u n d u it t e r s ch r i e b e ii rückz u s e n d en sind. — Zu den letzte n 14 Tagen eines jeden Semesters werden jedoch des Abschlusses wegen k e ine Auskünfte mehr g e g e b e it. Marburg a. d. Dr., am 14. Zuli 1906. cR. Anobloch, k. k. Direkter. Abhandlungen in den Jahresberichten. 1(890—1906. XX. 1890. 1. Wieland- „Nachlaß des Diogenes von Sinope" und das englische Vorbild. Don 21. Wäger. 2. Andrornaque dans la littérature francaise. Par A. Mager. 3. ls tlie tragedy of „Gorboduc“ one of the sources of Sliake-speare’s „King Lear?“ By A. Mager. XXI. 1891. 1. Syntaktische Untersuchungen zn Rabelais. Don 21. Mager. 2. Beitrag zur Trinkwasserversorgungsfrage der Stadt Marburg. Don Dinzenz Bieber. XXII. 1892. Studien zu Walther von der Dogelweide. Don Anton Nagele. XXIII. 1893. Einiges über das Vrnainent. Don 3- Ionasch. 1 XXIV. 1894. 1. Zur Bischofsweihe des heil. Dirgilins von Salzburg. Don F. Fasching. 2. Zur Rupertusfrage. Don F. Fasching. 3. Theodelinde. Don F. Fasching. XXV. 1895. Origine et développement de la langue frangaise. Par Aug. Drouillot. XXVI. 1896. 1. Geschichtsabriß der Anstalt. Don Dir. G. Knobloch. 2. Über eine» neuen pachytrop. Don Dr. Gaston Ritter v. Britto. 3. Der tirolische Freiheitskrieg 1809. Neue Beiträge zur Geschichte der letzten Kämpfe. Don Dr. S. 211. prem. XXV'II. 1897. Zum angelsächsischen physiologus. Don Ed. Sokoll. XXVIII. 1898. 1. Zum fünfzigjährigen Reg.-Jubiläum Sr. Majestät des Kaisers. Don Dir. G. Knobloch. 2. Schulrat Josef Frank f. Don Dir. G. Knobloch. 3. Katalog der Lehrerbibliothek. Don Ed. Sokoll und 22. Bittner. XXIX. 1899. Katalog der Lehrerbibliothek. (Durchgesehener Neudruck). Don Ed. Sokoll und Em. Gugel. XXX. 1900. 1, Das erste Halbjahrhundert der Narburger Realschule. Don Dir. G. Knobloch. 2. Fleteiicr’s Sea-Voyage and Shakespearc’s Tempcst. Don Dr. 22. Kraßnig. 3. professor Emil Gugel -f. Don Dir. Knobloch. XXXI. 1901. Katalog der Schülerbibliothek. (Zum Handgebrauche für die Schüler veröffentlicht.) Don F. Fasching. XXXII. 1902. Die Katakomben von Rom. Eine Skizze von Dr. A. ZerovZek. XXXIII. 1903. Die antik-heidnische Sklaverei und das Christentum. Geschichtliche Skizze von Dr. 21. ZerovLek. XXXIV. 1904. Bemühungen um das Dolkslied vor Herder. Don Zosef Förster. XXXV. 1905. 1. Für Schule und Haus. Doli Adam Schuh. 2. Über das Seemessen. Don Eberhard Fugger d. 3- 3. Die Schillerfeier der 2lnstalt. Don 3°fef Förster. XXXVI. 1906. Eine Mittelmeerreise. Don Adam Schuh.