lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben Nedigirt von Leopold Kordefch. ^ ^6. Freitag am IO. September K844. Von dieser Zeitschiist erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes M« ! ei» halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochenes kolorirtes Costumebild, illyrischc Volkstrachten in Doppclfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blatte« ist in Laibach ganz» iährig «, halbjährig 3 N. Durch die k. k. Post unter Lou»ert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. k. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach primumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lercher am Hauptplaye. Hie Adelsberger Grotte. Ih r Bildner, deren kunstgeformte Werke Man prunkend ausstellt zur Bewunderung. Und — daß man ja des Künstlers Name» merke, Ihn ätzt und eingräbt zur Verewigung: Ih r stolzen Meister edler Baukunst »Ue, Die ihr so oft im Sch'opferwohne blickt Auf eine wohlgeroth'ne Säulenhalle, Die aufzustellen endlich euch geglückt: Wie steht ihr doch in dieser Wundergrotte Nor einer Bildnerin erbärmlich d». Die hier so still nach ewigem Gebote Jahrtausende schon eure Kunst »ersah! — Q eine« Blick «uf die demant'nen Räume, Auf ter krystoll'nen Säulen Zauberwald» Und jedes Dünkels buntgewebte Traume Zerstäuben, wenn auch Riesen «n Gestalt. Ist nicht all' eure laute Kunst, »erglichen Mi t dieser stille« hier, ein Schatten nur? Denn ewig bleibt sie gleich und unücrblichen. Wie ihre große Meisterin Natur. D» hängen sie, die »ielen tausend Tropfen! Ei, bildet d'raus nur einen «inz'gen Stein, Dann möget erst »uf eu're Brust ihr klopfen. Der hehre« Künstlerin hier gleich zu sein! — üldelsberg, am 12. September 1844. Leopold Kordesch. Die Franzosen das erste Mal in Laibach. (I m Jahre i?9?.) Von F. X. Legat. (Fortsetzung,) o wurden einem armen Mädchen von einem M Franzosen drei Gulden weggenommen; Ber­ nadotte konnte den Schuldigen nicht ent­decken und schenkte ihr einen Holländer-Dukaten dafür. An einem Grenadier aber besonders, der am 2. April früh einem Fabrikantenweibe einige Sachen geraubt und die gol­ denen Gehänge aus den Ohren gerissen hatte, stellte er ein abschreckendes Beispiel seiner strengen Gerechtigkeit auf. Kaum hatte er diesen Naub und den Thäter erfahren, so wollte er diesen auch auf der Stelle erschießen lassen, wenn nicht die Vorbitte der Stadt dessen Leben wenigstens für zwei Tage gefristet hätte. Bernadott e kam dann zu Mittag selbst auf das Rathhaus und gab dem Magistrate und der Bürgerschaft seine Versicherung, daß er Niemanden ein Leid zufügen lasse; er sei zwar als Feind da, werde aber die strengste Mannszucht unter seinen Truppen zu er« halten wissen. Zugleich befahl er allen Behörden, ihre Aemter ungestört fortzuführen, dagegen seine Armee unent­geltlich M verpflegen, wofür aber der Obergeneral Buo ­na parte für Krain jede Vrandschatzung erlassen wolle. Nur wurde der Magistrat unter dem Namen „Munici­palitat " aus zehn Rathsgliedern neu zusammengesetzt, und die Landesstelle „Centralgubernium" benannt. Hierauf mu­sterte Bern ab orte Nachmittags eine neu eingerückte In­fanterie-Division, und schärfte ihr persönlich die strengste Ordnung ein, widrigens er jeden Erceß ohne Gnade mit dem Tode bestrafen werde. Einen Befehl, noch desselben Tages in allen Häusern für 12.000 Mann Brod zu backen, und die leicht abzusehende Nothwendigkeit von ähnlichen weiteren Lieferungen suchte er durch den Kriegsgebrauch und die Hoffnung auf baldige Besserung der Dinge zu begütigen. Den 4. April Nachmittags um 3 Uhr ließ dann Ge­neral Bernadott e plötzlich in allen Gassen durch die Tambours Revail schlagen, worauf zwei Escadronen Chas­seurs und zwei Compagnien Fußvolk ausrückten und sich vor dem Rathhause aufstellten. Hier wurde nun jenem Grenadier, welcher vor zwei Tagen das Fabrikantenweib beraubt hatte, das Todesurtheil vorgelesen. I m berauschten Zustande, mit bedecktem Haupte, die brennende Tabakspfeife im Munde, eine Vranntweinflasche unter dem Arme, zeigte sich der Delinquent sehr gleichgültig und keck, warf jedoch, als er hörte, daß er erschossen werden solle, die Rosoglio­fiasche hinweg, und als man ihn zur Domkirche führte und mit dem Erschießen wirklich Ernst machte, erschien ib"­ 302 Sterben denn doch etwas zu frühs' plötzlich entwischt er was in ihrem Innern vorging, und ihr Racheplan war bald aus dem E>-e:utions-Quarree, wird jedoch schnell von einem entworfen. Sie beschloß) ihre Kammerfrau im Schloße Offizier ergriffen, an die Mauer der Domkirche angelehnt zurückzuhalten, die Kleidung derselben anzulegen und sich und durch sieben Mann erschossen. Der Leichnam wurde statt ihrer bei dem verabredeten Stelldichein einzufinden. sogleich auf einer Leiter in die Polanavorstadt getragen und Sie war indessen noch selbst entsetzt über diesen ihren Ent> auf einem Acker eingescharrt. schluß, als ein Diener eintrat mit der Nachricht, baß der So hatte General Vernadott e bald für Ordnung Fürst genöthigt sei, sich für den ganzen Tag abwesend zu und Sicherheit gesorgt, als er auch am 4. April von Ge­machen, und daß er erst sehr spät zurückzukehren gedenke. neral Buonaparte aus Kärnten die Bestätigung für seine Dieser neue Beweis von der wohlüberdachten und Anordnungen erhielt, nebst einem gedruckten listigen,Frei­berechneten Falschheit ihres Gatten- machte ihrem Wankel­heit- und Gleichheits-Patente zur Vertheilung, um die Völ­nmthe' ein plötzliches Ende. Das Sündenmaß Demeters ker zu blenden, wie es Napoleon überhaupt in den er­war über und über voll. Die verrathene Gattin dachte oberten Ländern zu thun gewohnt war. — Doch wie Letz­daran, sich mit einem Dolch zu bewaffnen. terer, gleich seiner trügerischen Mutter, der Republik, Eine Stunde vor dem Untergang der Sonne berief nirgends die glänzenden Verheißungen, die ihm Anfangs Helene die junge Siebenbürgerin zu sich und befahl ihr, entströmten, bethätigte, sondern in die erstlich mit Blut und in ihrem Gemach zu bleiben, um eine Stickerei auszufer­Schutt überdeckten Länder dann statt des verhofften Besseren tigen. Zum Gehorsam gezwungen nahm Anastasia die Ar­nur seine Vampyre für ihr letztes Geld und Gut ausließ, beit zur Hand, in der Hoffnung > sie noch vor der zu ihrer so wandelte sich in Laibach und Kram jene Ordnung und Zusammenkunft mit Demeter bestimmten' Stunde ausfer­Gerechtigkeit während der öfteren Abwesenheit Verna ­tigen zu können. Plötzlich stand die Fürstin auf, verließ dotte's leider auch bald in vielfache Plakereien imd Er­das Zimmer, welches nur einen Ausgang Hatte, und ver­pressungen um. riegelte die Thüre desselben hinter sich. Nachdem sie auf Den Z. April Nachmittags erhielt Vernadott e von diese Weise ihre Nebenbuhlerin eingesperrt, eilte sie nach Buonapart e den Befehl, mit seiner Colonne eilends nach dem Gemache Anastasiens, hüllte sich in die Gewänder der­Klagenfurt aufzubrechen. Inzwischen führten unter Anderen selben und erwartete so den gänzlichen Einbruch der Nacht, General Friant und Oberst Piccard das Commando in um das Schloß zu verlassen. Laibach. Neue Truppen folgten ihm nacy Kärnten nach; Die Jahreszeit war bereits weit vorgerückt, und schon andere Durchmärsche nach allen Seiten brachte der jedes­meldeten sich die Vorboten des Winters; der Tag war kalt malige Wechsel der Nachrichten mit sich, je nachdem seit und neblicht gewesen. Die Sonne verschwand hinter dich­ dem ?. April der Waffenstillstand und die von Buonaparte tem Gewölke und bald war es so finster, daß Helene hie angebotenen Friedensvorschläge bald friedlich, bald wieder und da sich an Baumstämme und Wurzeln stieß, bevor sie blutig sich zu lösen versprachen. (Bereits am i . April hatte die Quelle unter den Linden erreichte. nämlich Buonapart e aus seinem Hauptquartier Klagen­Zur Seite dieser mit Steinwänden eingefaßten Quelle furt an den Erzherzog Car l Friedensanträge geschrieben, war eine Rasenbank, auf der sich die Fürstin niederließ. und dräng indessen bis Iudenburg vor.) Hier wird (den" Der Ort, an dem sie sich befand., war eine kleine, von der 7.) ein Waffenstillstand zuerst auf sechs, dann auf weitere Natur gebildete, Lichtung inmitten ziemlich dichten Gehölzes, sechs Tage geschlossen. I m Schloße Ecken wald bei Leo­zu der man nur auf einem sehr schmalen Fußsteig gelangen ben in Obersteiermark trafen nun, unter Vermittelung des konntet Von allen Seiten beugten mächtige Bäume ihre neapolitanischen Botschafters, die k. k. Generale Belle­Zweige über dieses geheimnißvolle Plätzchen, das in einer garde und Meerveld t mit Buonapart e zusammen, schönen Sommernacht für Träumereien zweier Liebenden ein und schon am 18. war der Präliminarfriede unterzeichnet, köstliches Asyl dargeboten haben würde; allein an dem heu­dem zufolge Oesterreich, gegen Abtretung Belgiens und der tigen Abend blieb der Mond hartnäckig versteckt und sein italienischen Besitzungen bis an den Oglio, die übrigen von Silberlicht spielte nicht in dem Laube'der welkenden Bäume, den Franzosen besetzten Provinzen zurückerhalten, ja selbst auch war es nicht die Liebe, welche im Busen der Fürstin mit den meisten Besitzungen der bekriegten Republik Ve­schlug. Ein kalter Wind blies wehklagend durch die halb­nedig entschädigt werden sollte. Den 17. Oktober 179? entlaubten Aeste der Linden, welke Blätter fielen von allen erfolgte dann, wie bekannt, zu Campo formio bei Mine Seiten trauernd auf Helenens Antlitz nieder und bei der der eigentliche Friedensschluß. leisesten ihrer Bewegungen rauschten die morschen Ueberreste (Beschluß folgt.) der üppigen Vegetation unter ihren Füßen. Die von Ge­birgswässern angeschwollene Quelle entwand sich tobender Die Bojarin. als gewöhnlich ihrer steinernen Haft, und alle diese Tone in der Todtenstille des Abends erfüllten ihre Seele mit Nach einer walachischen Volkssage bearbeitet von Petri. Schauer. Von undurchdringlicher Finsterniß umgeben, ganz (Fortsetzung.) mit ihren Racheplänen beschäftigt, bei jedem neuen Geräusch I n den Saal zurückgekehrt,-hatte sie noch so viel die Ankunft ihres Gatten wünschend und fürchtend zugleich, Gewalt über sich, Anastasien nichts zu verrathen von dem, warf sie verstörte Blicke um sich herum und wähnte jeden 303 Augenblick im Schatten der Nacht die endlichsten Ge­spenster zu sehen. Endlich ließen sich Fußtritte vernehmen und die Be­wegung des Gestrüppes, welches sich den Fußsteig entlang hinzog, kündigte ihr die Nähe desjenigen an, den sie an der Quelle erwartete. Die Nacht war zu finster, als daß die Fürstin nur- selbst das Profil des Ankömmlings auszu­nehmen vermocht hätte; allein die Luft fächelte ihr einen wohlbekannten Ambraduft zu, womit die Kleidung des Bo­jaren immer getränkt war, und nun konnte sie an der Ge­genwart ihres Gatten nicht mehr zweifeln. — „Pst! Anastasia?" rief eine verstellte Stimme. — „„Ja!" " antwortete leise die Fürstin, dem An­kommenden entgegen eilend. Ihre Hand erfaßte einen Kaftan, mit Zobel einge­faßt und von reicher Stickerei bedeckt, dem des Fürsten voll­kommen ähnlich, und in demselben Augenblick fühlte sie sich an die Brust des Ungetreuen gedrückt. Das Blut stieg ihr zu Kopfe, ihr Athem stockte und vom Schwindel er­griffen, brach sie in den Armen, die sie umschlungen hielten, zusammen. Ein brennend heißer Kuß gab ihr all' ihre Wuth und Fassung wieder; sie zog einen in ihren Gewän­dern verborgenen Dolch und tauchte ihn bis an's Heft in die Brust des treulosen Verräthers. Die Waffe hatte gut Mroffen; das Opfer stieß nur einen dumpfen Schrei aus und sank leblos zu Boden. Helene, durch den Fall des Leich­nams mitgezogen, lag einige Augenblicke, wie vom Blitze gerührt, an der Seite desselben. Doch das Blut; welches der offenen Wunde entströmte, rieselte auf ihre Hand, und als sie diese warme Nässe fühlte, sprang sie auf, zitternd am ganzen Leibe. Ih r Sinnenrausch war im Angesichte der vollzogenen Rache plötzlich verssogen; gern hätte sie nun mit ihrem eigenen Leben das des Ermordeten wieder er­kauft. Ein Windstoß erschütterte jetzt die Zweige der Linden; kalter Angstschweiß floß über Helenens Stirne; sie glaubte, der Himmel wolle Rechenschaft haben über ihr Verbrechen und eilte hastigen Schrittes aus dem Gebüsch. Kaum war sie nach dem Schlüsse zurückgekehrt, so hörte sie im Vorsaale Sporen klirren und zwischen mehreren Stimmen, welche zu ihrem Ohre gelangten, dachte sie die ihres Gatten zu erkennen. — Zitternd trat sie ein — und vor ihr stand, unversehrt und in eigener Gestalt, der Bojar, in Reisekleidern, von Dienern umgeben, die er lächelnd be­fragte, ob die Fürstin sich in ihren Gemächern befinde. . — „Du hier?" rief sie, convulsivisch zusammenzuckend und fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Du hier? — du bist also nicht todt; dem Himmel sei's gedankt — ich habe dich nicht getödtet." Und damit sank sie mit zu ihm aufgehobenen Händen, den Kopf zurückgebogen, das Antlitz von Todesblässe überzogen, zu seinen Füßen. — „„Was soll das heißen?"" ricfDemeter — „„Bist du wahnsinnig — was soll diese Zerknirschung — diese unbegreiflichen Worte?"" He lene antwortete nicht; allein sie stand plötzlich auf, starrte ihren Gatten eine Zeit lang stieren Blickes an; zog ihn dann zu sich und betastete ihm mehrere Male Nacken und Brust. — „Nichts," lispelte sie, „kein Dolchstich, keine Wunde — War es denn ein Traum? — Bin ich um den Ver­stand gekommen? — Daher Hab' ich ihn getroffen — das weiß ich recht gut — ich habe sein Blut über meine Hand rieseln gefühlt — sie ist noch blutig — ja — ja — ja — siehst du — wie roth!" — „„Helene — geliebtes, theures Weib!"" rief der Fürst ganz erschrocken, „„besinne dich — was ist dir be­gegnet? — bist du verwundet? sprich — um des Himmels willen — rede! Wahrscheinlich hat dich der Schreck so verwirrt? — Nun bin ich ja da, dich zu beschützen — Erkläre mir deinen Zustand — diese blutbefleckte Hand!"« — „Dort unten — Anastasia — die Quelle unter den Linden, stotterte die Fürstin mit gebrochener Stimme — Warst du nicht dort — vor wenigen Augenblicken? — Eine Zusammenkunft mit ihr? — Der Bojar schüttelte das Haupt, ohne die Kraft einen Laut von sich zu geben. — „Wen Hab' ich denn ermordet?" rief Helene. Und damit stürzte sie aus dem Schloße und lief auf das Gehölz zu. — „„Zündet Fackeln an und folgt ihr auf dem Fuße!"« rief Demeter, dessen Befehle auf das schleunigste voll­zogen wurden. (Beschluß folgt,) Originelle Grabschriften. .Auf dem Friedhofe eines kleinen kraim'schen Landstädtchens befinden sich folgende zwei Grabschriften, die wir als unübertreff­liche Muster der edlen Reimkunst und eines echt dichterischen Schwunges unfern Lesern zur Belustigung wortgetreu hier an­führen: i. Der Tod mit seinen Knochen Hat den Marti n 3,»»»»» erstochen; (kurioseArtdesErstechens das!) Dieser war ein Handelsmann, Der früh in die Erde lom. (Auch gut!) Vorübergehend denk »n ihn und bete. Du kömmst auch einst an diese Ruhestätte. Gestorben den 23. Juli 18N8 — (»cht), Und sein Leben in's 45te gebracht. (Vravo!! ) «. Hier liegt der ehrbare Matthäus K—ß Von Kenntnis der Handlung groß; (dunkel, aber schön.) 44 Jahre lebte er. Dann sagt' der Tod: »Matthäus komm her!« (Armer Matthäus!!) Nro. 25 in der Stadt Er seine letzte Nacht hat, (So? ) Den l4. Mai er die Welt geendet, (?!?) Und sich in die Ewigkeit »erwendet. (! ?!) Ruhe sanft im Schooß der Erde, Wie die ganze Todesheerde. (Vis der Dichter klüger werde.) Feuilleton des Mannigfaltigen.