-69." Dienstag den 2». August 1887. «0-!^,___»------»»___________________________________,_______________________ VMieli. den 20. August. Viachrichten aus I sch l vom 17. d. M. zufolge wurde das Fest der Wiedcrgenesung Ihrer Majestät unserer allergnädigsten Kaiserinn, welche bereits seit mehreren Tagen, Spazierfahrten unternommen hatte, daselbst in mannigfacher Weise aufs Herzlichste gefeiert. Am 15. d.M., als am Maria Himmelfahrts-tage, wurde zur Danksagung für die Wiederherstellung der geliebten Herrscherinn, nach dem Hochamte in der Pfarrkirche ein feierliches Tc Deum gesungen. Abends strahlte der Wohnung Ihrer Majestäten gegenüber, «ufHenriettens Höhe, die Namenschiffre Ihrer Ma-jestät der Kaisi-rmn mit einem Vivat, von flammenden Sternen umgeben. Unter den Fenstern Ihrer Maje-stäten wurde bei prachtvoller Beleuchtung der Esplanade eine Serenade mit Gesängen aus den beliebtesten 0pem gebracht, und eine auf di? freudige Veranlassung Gedichtete Fest - Cantate gesungen. Von der Hohe stiegen abwechselnd Racketen und farbige Leuchtkugeln in die Luft, und verbreiteten ein mit der herrlichsten Mondbeleuchtung magisch contrassu-endes Licht. (Öst. 3).) D e u t s ch l a n v. Hamburg, ii. August. Das russische Dampfschiff Naslednik ist vorgestern Nachmittag um halb 3 llhs nach 81 Stunden Neise in Travemünde angekommen. Bei Hoburg (Gothland) war es am 8. an einer kaiserl. russischen Kriegsflotte von 14 Segeln vorbeigekommen. Die kaiserl. russische Fregatte Ka-itor, von 44 Kanonen und 300 Mann Besahung, geführt von Capital, Knäsatt, ist gesteh in Travemünde vvn Kronstadt angekommen. (Allg. Z.) Königreich beider Sicilir,,. Laut telegraphischer Nachricht vom Intendanten dss.Valla bi Catania war daselbst seit dem 3. August, noch vor Ankun/t der königlichen Truppen, bereits Alles wieder in die vollkommenste Ordnung zurückgekehrt, und man horte überall den Ruf: »Es lebe der Konig!" Im ganzen übrigen Sicilien äusiert sich nur Eine Stimme der Dankbarkeit für die weist und väterliche Fürsorge des geliebten Königs in diesen traurigen Ereignissen. — Eine telegraphische Depesche aus Palermo gibt die Sterdefälle daselbst zu zeh« bis zwölf pr. Tag an, wie es auch in Neapel der Fall ist. (Ost. V.) Frankreich. Der, Toulonna^ s versichert nach einem Briefe aus Algier vom 29. Juli, dasi General Damremont endlich das Commando der Erpedition gegen Constan-tine angenommen habe. Oberst Mar,y, Comman-dant der Spahi-s; «st in Toulon angekommen, und hält gegenwärtig Quarantäne. Man sagt, dieses ven genanntem Obersten Marey geschaffene Corps, welches schon wichtige Dienste geleistet, stehe im Begriffe, aufgelöst zu werden. (W. Z.) Nach einem Schreiben aus Algier vom 31. I«!i hatte sich dort das Gerücht verbreitet, der Frieden mit dem Bey von Constcmtine sey abgeschlossen. Ach» met würde s,ch als französischer Vasall und Unterthan erkennen und einen jährlichen Tribut zahlen. Die französische Fahne müsite zweimal des Jahrs auf den Mauern von Crnstantine aufgepflanzt werden. Auch erhielte Frankreich ein Gebiet von einiger Ausdehnung in dieser Provinz. (Allg. Z.) Vona, 2. August. Es find seit 14 Tagen ung«fähr 8000Mann hier angekommen. Unsere Mhrde deren todte Einsamkeit sonst auffällt, ist jetzt von einrr Flotte malerisch belebt. Auster den Kriegsschiffen, welche dic Truppen von Oran brachten, liegen ein? Mcnge Kauffartheischissc,. beladen mit Pferden und Zugthiercn auf Rechnung des Staatts, cine Viertel» 274 stunde vor der Stadt geankert. Glücklicher Weise herrscht die Zeit der Windstille, so daß diese kleine Flotte auf unserer tückischen Rhcde keiner Gefahr ausgesetzt ist. Man erwartet täglich noch eine Kauf-farcheifiott,.', aus 50 Transportschiffen bestehend, von Marseille. , Ein großer Theil der Truppen ist nach Ghelma abgegangen, von wo aus man in dlcseni Augenblicke wahrscheinlich schon eine Bewegung vorwärts nach Mcdschez-Amar gemacht hat, um dorr «M neucs befestigtes Lagcr zu errichten. Vor den Thoren Bona's llegen etwa 2000 Mann unter Zcl-ten, deren weiße Pyramiden den Hügel der Kasbah bedecken. Dis hölzernen Barraken im Quartier der Chasseurs sind mit Pferden und Maulthieren angefüllt. Dagegen fängt der Artlllericpark sich an zu lichten. Seine blankgeputzten 24 Pfünder, seine Bombenmörser und Pulocrwägen gchen allmählich ganz nach den Lagern ab, woselbst schon eine bcdeu-tcnde Zahl Geschütze vereinigt ,st. Wche der unglücklichen Sradc, auf welche diese furchtbaren Maschinen ihre Hlltzc schleudern! der General Damremont reist heute noch mit sclncm Gencralstabe nach Ghel-ma ab. Man sprichr seit einigen Tagen von Unterhandlungen, welche mit Achmct- Bey, eigentlich nur des Vcrsuchcs wegen, angeknüpft sind. Allem die Forderungen dcr Franzosen sind einerseits, im Vertrauen auf ihre Streuträfte, so hoch gespannt, und dcr Stolz Achmcrs ist durch die mißlungene Expedition so wenig heradgcstlinmc worden, daß ein friedliches Verständniß durchaus nicht wahrscheinlich lst. Den Franzosen kann es unmöglich mir dem Frieden ein rechter Ernst seyn, so lange die SFlappe vor Con-stäntine noch nichr gerächt ist. Ein schlimmer Umstand, welchem dcn nächstcn Feldzug sehr erschwert, ist die Dürre dcr Jahreszeit. Aprtt und Mai wären die günstigen Monate gewesen. Da war die Erde noch grün und an Bächen und Qualen Überfluß. I.'tzt ist die Vacation völlig verbrannt, die Pferde finden kein grünes Hälmchcn mchr, die Quelicn sind versiegt und die tiefen Brunnen haben nur mattes, ungesundes Wasser m schr geringer Quantität. Von Medschcz-Amar bis zudem Nad-Zenati, emen Tag-marsch lang, findet man fast gar kcm Wasser, und man darf mit Sichcrhcit darauf rechnen, daß wenigstens ein Drirchell der Pferde und Lastthiere auf dem Marsche fällt. (Allg. Z.) Spanien. Dem Journal des Debars zufolge erscheinen die Carlistischen Angelegenheiten nicht mehr in so trübem Lichte. Die Generale der Königinn hätten dem Feind keine Zeit lassen sollen, auszuruhen, sich zu erholen, seine durch Gefechte und Desertionen geschmolzene Bataillone wieder zu orgamsircn, seine wundgcrittc-nen Pferde zu hcilen, und sicl/zu neuem Kampf zu rüsten; namentlich wird dcr Obergeneral getadelt, daß er nicht mit derselben seltenen, und von ihm ungewohnten Raschheit, mit dcr er von Pamplona nach Molina geeilt, sich bemüht habe, dem Prätendenten den Weg nach Cantavicja abzuschneiden. NlM hätten zwar Oraa und Espartcro sich vereinigt, und ihre Vorposten vorgeschoben bis Mosquerucla und Fortanete, d. h. drei bis oicr Stunden von Cantavicja — jener stehe auf der Straße von Calatayud, woher er seine Zufuhren beziehe, dieser auf der von Tcrucl^ dcr Hauptstadc Nieder-Arragonicns — beide hätten auf den Ausläufern der Gebirge im Angesicht des' Carlistischen Fclftnncstcs schone Stellungen inne. Aber auch Don Carlos und Cabrera seyen in dcr ohnehin schwer zugänglichen Gegend noch stärker verschanze, und es scheine, man wolle sie nicht angreifen, sondern ruhig beobachten. Dicß könne man nicht einmal eine Blocade heißen, dcnn sie gingen von einem Dorf ins andere, ihre Abtheilungen brächten täglich Zufuhren von Lebensmitteln odcr Vieh; ohne Zweifel würde es Niemand verhindern, wenn es ihnen gefiele, wcitcr zu ziehen. Inzwischen habe Villareal die zwei Expeditionen aus Navarra, 5 bis 6090 Mann, am Ducro vereiniget, und über diesen Fluß nach Segovia geführt, nachdem sic sich auf dem Marsch durch mehrere örtliche Banden und einige hundertFrelwilligeverstärkt hätten. Segovia sey eine durch ihre AriiNcricschule nebst Depot wichtige Stadt, besitze ein berühmtes Alcazar, und Mittelst der Kanonen des dortigen Artillericparts hätten, sich die Carlisten diescs Forts bemächtigt. WenN er.-NUN die Guadamarakctte überfchlciie, und in des Ebene von Madrid erschiene, von wo'er sich wähl'-scheinlich nach Guadalarara wenden werde, so habe , er jedenfalls im Vorbeigehen die Hauptstadt in Schrecken gesetzt. Man behaupte sogar, er sey so keck gcwcscn, bei dem Ministerpräsidenten 30,000 Rationen zu bestellen. Espartero werde genöthigct seyn, einen Theil, seiner Truppen gegen Villarcal zu verwenden. Es sey begreiflich, daß alsdann Don Carlos und Cabrera i» ihren Bewegungen noch freier würden. Trotz aller Unfälle habe also dcr Prätendent einen großen Punct gewonnen, er habe den Kriegsschauplatz aus dcy Schluchten der Pyrenäen ins Herz von Spanien versetzt. Man habe die Insurgenten in Guipuscoa blokiren wollen, jetzt würde man sich glücklich schätzen, sie dahin zurückwerfen zu können. Obleich cndttch, und dieß sey cine traurige Bemerkung, üdcr'15 bis 275 20/000 Mann die baskischcn Provinzen verlassen hätten, bestehe die Insurrection dort nach wie vor. Die zurückgebliebenen konstitutionellen Truppen hätten im Innern keinen Fuß breit Boden gewonnen. Paris, 12. August. Der Monitcur bringt nachstehende telegraphische Depesche: »Bayonne, 11. August, 6 Uhr Abends. Die Erpedition Zariate-gm's ist den 1. über den Ducro gegangen, und am 2. d. schien sie auf Segovia zu marschiren, wohin am 3. Truppen aus Madrid geschickt worden sind. Die Generale Vigo und Alcala waren am 1. in Valladolid. Es hieß, General Escalera sey in Miranda am Ebro. Dic Nachrichten aus Saragossa sind schr widersprechend, es scheint aber nicht, daß die Lage in einer oder der andern Beziehung sich verändert hade." Dazu erhalten wir folgenden weitern Bericht aus Bayonne »om 12.: „Die Faction unter den Bcfchlen Elio's war am 13., 5000 Mann Infanterie und 220 Pferde stark, in Segovia eingerückt, und nahm die Richtung gegen St. Ildefonso und daS Escurial. General Vigo stand acht Lieues uon Segovia. Don Carlos ist noch immer in den Umgebungen von Cantavieja. Espartcro ist am 6. mit seinen Truppen in D«roca eingezogen." (Allg. Z.) Dic Nachrichten, die man zu Paris auf gewöhnlichem Wege aus Madrid erhalten hatte, reichen dis zum 5. d. M. Über den durch die plötzliche Erscheinung der Carlistischen Erpcdition in der Nähe der Hauptstadt erzeugten Eindruck, heißt es in einem Schreiben aus Madrid vom odgedachten Tage, welches der Mcssagcr mittheilt: »Madrid, 5. August. Wir erfahren so eben, daß 10 bis 12,000 Carlistcn, von mehreren Chefs angeführt, seit gestern Morgens vor den Thoren von Segovia und S. Ildefonso stehen; einige Truppen sind in aller Eile dahin aufgebrochen; allein die Unruhe und Angst, in der hier alle Gemüther schweben, ist schwer zu schildern. Da es zweifelhaft ist, das; die Carlisten es wagen werden, diese Hauptstadt anzugreifen, wie soll man sich die Keckheit Zariateguy's erklären, der heute an den Präsidenten des Conseils (Hrn. Calatrava) ein Scyrclben gelangen ließ, worin er ihn auffordert, 30,000 Rationen bereit zu halten, und ihn unter Androhung, den Zorn Königs Carl V. auf sich zu laden, fm die öffentliche Nuhe verantwortlich macht. — Jedenfalls ist die Entmuehigung ungeheuer; nur die Eraltirten lachen über diese Ereignisse. Sie bereiten sich ohne Zwelfel vor, das Haupt zu erheben, sobald sich die Carlistischc Expedition unsern Thoren nähern :oird. Das Conseil hat sich um 7 Uhr im Pallaste versammelt, und sitzt noch in Berathung, Einigt Personen aus der Umgebung der Königinn versichern, das; die Rede davon ist, die königliche Familie geg«n einen Handstreich von Selte der Carlisten oder der Exaltirten in Sicherheit zu bringen, denn weder die Einen noch die Andern würden die Königinn schonen." (Ost. B.) Der Moniteur enthält aus Paris vom 14. August nachstehende telegraphische Depeschen: ,,Die Carlij'Ksche Erpedition, welche am 1. den Ducro überschritten hatte, ist am Abend des 4. in Segovia eingezogen, und in der Nacht hat das Schlosi capitulirr. Vigo hatte nicht mehr Zeit zu Hülfe zu kommen; er war am 5. Abends in Santa Maria de Vieda. Neu» Castllien ist in Belagerungszustand erklärt. AuS Madrid vom 7. wird gemeldet, daß der Feind Segovia verlassen hat, und das) man für die Hauptstadt unbesorgt ist. Llangostera hatte Mora am Ebro angegriffen, war aber in der Nacht des 5. bei Annäherung ein« Division aus Catalonien auf das links Ufer zurück^ gegangen. Der Prätendent befand sich am 4. in Mirambel. Oraa und Espartcro folgten seiner Bewegung. Ersterer war am 4. zu Morella, Letztere zu Torre de los Negros. — Nar bonne, 14. Auguste 5 Uhr Abends. Man schreibt aus Barcelona vom 11.,, daß Baron van der Meer, nachdem cr seine alten Stellungen auf der Linic von Molins de Ren bis Igualada eingenommen, am 9. von Martor^Ä nach San Sandurin aufgebrochen sey. Die von der neu^H, Junta verfügte Mobillsirung der Nationalgarden von 18 bis 40 Jahren stößt auf Opposition. Die Pr«vin> zialjuntcn von Lerida, Giorna und Tarragona wollen diese Centraljunta nicht anerkennen." Der Moniteur enthält folgende telegraphische Depesche-. »B ay? nne. 14. August 8 Uhr Abends. Der französische Gesandte an den Herrn Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Madrid, 11. August 4 Uhr Abends. Dcr Belagel-ungsstand dauert fort.-Die Vorposten der carlistlschen Bande, welche Sego« via besetzt hält, sind gestern Nacht 5^ Lieues vor der Hauptstadt erschienen. Die NaUonalgarke hat zu den Waffen gegriffen. Heute früh waren dic Feinde» verschwunden. Morgen wird Espartero an der Spitz« von 10 bis 12,000 Munn in den Umgebungen dco Hauptstadt seyn, die ruhig ist." Wettere Berichte von der Gränze melden: »Baponne, 15. August 4 Uhr Abends. Man schreibt aus Saragossa, daß Espartero den 9. mit 12 Valaillons van Doroca nach Madrid, Buerens nach Teruel aufgebrochen ist und daD Oraa sich in den Umgebungen vyN Vasencia besinget, w«.- 276 hin das Gros der Factiosen den Weg eingeschlagen hat. 5 Uhr Abends. Die Carlisten standen den 11. drei Lieues von Madrid. Die Vertheidigung der Stadt war organisirt. Espartero war am 12. in Eilmärschen mit 10,000 Mann in Guadalaxara eingetroffen.« Narbonnc, 15. August 5 Uhr Morgens. ,Oraa war nach Valencia zurückgekommen, von wo er am 8. auszog, um Chilva anzugreifen, wo Sanz und Tallada sich befanden, welche die Huerta und Castel-lon in Contribution setzten. Da diese Banden ihn nicht erwarteten, ft' nahm Oraa seine Richtung nach Segorbe, um sie zu verhindern, mit ihren Zufuhren zu dem Prätendenten zu stoßen.« (Allg. Z.) Großbritannien. London, 12. August. Ihre Majestät die Königinn gab am 11. Abends Seiner Maj. dem König von Würtemberg ein Diner im Buckingham - Pallaste. Anwesend waren unter Andern der Herzog von Susser, die Prinzessinn Sophie, der Herzog von Wellington, der Herzog und die Herzoginn von Sutherland, die Minister Lords Melbourne, Palmerston, Glenelg und Herr Spring-Nice. Am 12. besuchte der König Lord Palmerston im Ministerium des Auswärtigen. Se. Maj. wird, der M. Post zufolge, zu den am 10. Sept. beginnenden Pferderennen in Cheshire eingeladen werden. ' Der kaiserliche königliche österreichische Gesandte Fürst Esterhazy schiffte sich am 12. August Morgens von Dover, unter einer Salutation vom Halencastell, «ach Calais ein.