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To««tag, IS. AprU tSVS.
vii. Jahrgang
vte ^IXarbnrger Zeitunft" erschein» jede» Sonntag. Mittwoch und	Preise — für Makburg: ganzjährig L fl.. halbjährig 3 fl.. vierteljahrig 1 fl. Ü0tr; für Zttstellttna
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Zur ^Irschichte des Tage-;.
Dir A r b eUt s b t w e g u ng in Genf hat einen Abschluß,ie.. fundln. welcher beide Theile Arbkiter und Arbeittlebcr — bestied'gt. Die Lohnjütze wurd n um lv Perzent ert»öht und die Arbeitszeit von 12 ans 1l Stunden herabgemindert. Lcßteres Jugrstandniß ist brkannl' !tch den englischen gabrifSardkitcrn schon vor Iahren durch ein besonderts Gtsttz nesichcrt lvorben und hatte zur Folgt, daß lvührnid der kitrztre» Arbrltszrit durchschnittlich mrhr g,l,>sttt wlid. als in der früheren längeren. 3a Gens kam. Dank drm freien Spielrnnm. den die freien GeseKe de» Kantons gkn'ätlrten. nnd Dank der klugh'lt und Mäßtj^uNll. lvtlche die Negierungsdthörd.n b«i Anivendnug derselben brobachteten. dtr Ausgleich ohne die von Pari» aus empfohlenen Gkwaltmittel zu Stande. Dic einzige Vorkehrung, lvelche die Kantonal'Regierung den Arbeiterti gegen-über in Antvendung brachte, bestand darin, daß fie erklärte, gegen jrden Zivang. der einzelnen Gesellen oder dtM Personale nanzer Werkstätten gegenüber in Anlvcndung gebracht werden sollte, einschrtiten zu »vollen, selbst aus die Gesabr hin, zu dem Zwecke von der Bundesregierung eine B.satznng v.rlangeu zu müssen. D'e telegrapdische Mitlheilun,;. „die Garnison von Gens sei verstärkt lvorden". t!etui)te aus einem Irrthum; die Äidgenossenschast hat gegenwärtig krinen Mann ihrer VolkSwchr ans den Keinen nnd nirgends, also auch in Gens nicht, eine Besatzung.
General Ignatjesf soll d^r Pjorle wichtige Depeschen über-bringen. So viel ist sicher, daß seine Rückkehr nach Konstantinopel eine aktive Politik Rußlands im Orient bedeutet, sonst »vürde der General abg'dankt haben. Seine Paitei ist überhaupt jetzt an der Newa all» mächtig, «nd die staatsrechtliche Vernichtung Polens ift nur ein Vorspiel; das Ergreisen der Aktion im Osten wird der zweite Schritt dieser Partei sein. Kaiser Alexander II. ist ein Spielball in den Händen der mosko
witischen Partei; der Kaiser ist von Natur gutmüthig — und schwach, und deshalb liegt es nicht außer dem Bereiche der Möglichkeit, daß er das Schicksal seines Onkels. Alexander I.. theilen wird. So ivar es immer in Rußlattd: entweder Einer beherrscht das Land, ivenn dieser Eine ein Nikolaus ist —- oder er wird von einer Partei beherrscht, wenn er nicht die Züge! straff hält.
Aus Dublin tvird geschrieben, daß die irischen Bischöfe der Staat^kirche sich mit den leitenden Staatsmännern der Ministeriellen tn Betreff der Kirchensrage berathen nnd beschloffen haben, sechs Bischossfltze abschaffen und einen a»stl»nlich'n Theil der Kirchengüter abgeben zn wollen. Es soll ein diestM Vorschlag ganz günstiger Bericht der Kirchenkomnuffion zu erwarten sein. -- Getviß »in sehr kluges Zugeständniß von Seite der atigltkanischen Bischöfe.
Die Rüstungen in Frankreich, die eine Zelt lang unter-brachen »varen. haben von Neuem begonnen In Straßburg nnd Metz werden Beseftigungen ausgeführt, deren Kosten die bescheidene Summe von 25 Millionkt» betragen. Die Errichtung der feldpftichtigen Rational' gardc wird in dies tn Jahre ungefähr bv Millionen kosten. Wie lange wird sich diese Lchranlie ohne Ende noch in den europäischen Staaten dr.hen? Marschall Ni<l eiklärte dieser Tage unnmwunden, Frankreich müsse beständig 20 Divisionen, also 200.000 Mann, aus dem Kriegs-süße haben, so daß dieselben jeden Tag nach der Grenze abgehen könnten. DaS ift doch den Abgeordneten ettvas zu stark geivesen. Sie haben dem Minister erwidert, daß sie nun der ewigen Zlveidentigkeiten mit der Kriegsbereitschaft satt »uären. Die Regierung solle sich jetzt endlich einmal offen erklären, ob sie einen Krieg für nahe halte oder nicht; im letztere« Falle könnte auf solche Forderungen nicht mehr eingegangen werden.
Eine seltsame Frau.
Vß« A. S
(Schlich)
„Beim Teusel. was hast Du mit Dünein Vermögen angefangen? Lüge nicht. Philipp, es »vird Dir nicht gelingen, meine Meinung von Deiner Flau nmzugestaltenlies aufbrausend der Major.
«Und dennoch muß ich ks. lieber Onkel, lveil Sie die Wahrheit von mir fordern!" al,tw0ttete ruhig der junge Mann, indem er ltch dem Onkel gegenüber niederließ Ich leugne nicht, daß meine grau allein die Schuld an meiner gegenwärtigen Lage trägt, und daß ich aus ihre Ver. onlaffnng um Mein Vermögen gekommen bin."
„Ah. däs wollte ich wissen!" rief befriedigt der Major. „Aber was sind das sür Widersprüche 7"
„Ein ZusoU setzte meine Frau von dem unglücklichen Prozesse in Kenntniß. durch den mein ^ater daS Gut des Herrn von Born-stedt erhielt."
„Ja. das war ein Prozeß, der noch heute zum HlMMtl schreit!" murmelte der Major. ..Gott habe meinen Schwager selig; abrr ich schäme mich, tvenn ich seiner grdeiike l"
„To sprach auch meine Frau, die sich ihres Mannes schämte, weil er wissentlich ein unrechtmäßige» Eigenthnm besaß Sie brachte eine völlige Umwandlung in mir hervor. Fuhr ich in meinem glänzenden Vagen, so stat.te Mich e»nc Stimme: gehören dir die Pferde, die man bewundert? Saß ich an einem reich besetzten Tische, so flüsterte dieselbe Stimme: gestohlene Lpeisen. gestohlener Wein! Wäljrend du schwelgst, hungern gewisse Leute und verirünschen deinen Vatcr im Grabe! Oiikcl. ich schämte mich vi)l mir selbst! Da eilte ich zu meiner Fraii. und gestand lhr, Iva» in mir vorging, „„llomm arm zu mir,"" rief fie au», „„aber mit eiitem unbefleckten Gewissen!"" An diesem Tage genoß ich Freuden des Herzen», die Millionen aufwogen. Ich suchte und sand die Familie Bornstedt, und gab iljr die au» dem Verkaufe gelöste Summe sammt Zinsen zurück."
Der Major hatte erstaunt zugeliört.
„Und Deine Frau selbst besitzt k'in Vlrmögen?" fragte er.
Philipp gab nun Ausschlüsse über Josepi/ine's Vermögensumstände, wie sie der Leser bereits kennt.
„Darum." schloß er. „treffen Sie mich in dieser ärmlichen Lage. Ich lebe von dem, lvas ich verdiene, und verliert meine Frau ihr Vermögen. so habe ich «ir eine Subsistenz sttgründet. die uns beiden genügt. Sie s,hen. ich rechne nicht darauf. Ihr Erbe zn werden; und wenn ich Sie dat. mich zu besuche«, so tvollte ich nur die Achtung sür meiue Frau wiedergewinnen, die Sie ihr bisher versagt haben."
Der Major schüttelte sein Haupt, indem er einen Augenblick zu Boden sah.
„Philipp," sagte er. „liegt Deiner Frau tvirkiich an meiner Ach-tung? Ich erinnere mich, daß ich in harten Ausdrücken über sie ge« schrieben habe."
„O. mein Onkel, sie hat selbst zu einem Mittel ihre Zuflucht genommen. das Ihr u»theil Völlig feststellen muß."
„Gilt, ich will sie sehen, führe mich zu ihr!"
Philipp begann sich anzukleiden.
„Die R'dlichkeit trägt Zinsen, sagte m-ine Mutter oft. Ich fühle es. Onkel, denn ich bin ein glücklicher Mensch. Und gibt es ein Paradies, so muß auch mein Vatcr jltzt glücklich sein, denn ihn segnen die Freuden« thränen einer arinen Familie."
„Er hat da» Gemülh seiner Mutter!" flüsterte der gerührte Major. „Und wäre meine Braut nicht so reizend, wer wüßte, was ich thöte. Philipp." rief er laut aus. „m^'g e» in meinem Alter immerhin eine Thorheit sein — aber ich verheirate mich. Ich habe einmal mein Wort gegeben, und das muß ich halten."
In diesem Augenblicke ließen sich Schritte und ein leiseS Klopfen an der Tliür vornehmen. Gleich darauf trat Jolephine ein. Das liebliche Köpfchen schmückte cin leichter, einfacher Slrohhut. Den Shawl trug sie über dem Arme. Der Major glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen, al» er seine Braut erblickte.
„Madame Lindsor!" ries er au».
„Meltte Frau!" sagte Philipp, indem er j^e ihm vorstellte.
„Unmöglich! Sie ist ja meine---"
„Ihre Vtiwanbte, Herr Major von Wildau." sagte Josephine mit einer reizenden Verbeugung, „die sich glücklich schalet. Ät»re Achtung, selbst Ihre Liebe zu besijzlen. Rehmen Sie Ihr Urtbeil ltber mich nicht zurück, ich ivürde auch sonst meine Meinung von Ihnen ändern müssen. Ihren Ring behalte ich. er soll mich erinnern, lvie hoch ich in der Gunst dessen stehe, der mich einst zu meinem Schmerze nicht anerkennen wollte."
.,Madame." murmelte zornig der Alte. „Sie haben ein arges Spiel mit mir getrieben, so daß ich Versucht bin. Alles silr eine KomSvie
Eelbsthttfe ««p Gtaatthllf».
(Schi«»)
Was die genauer«« Grentti» zwischen Staats» und Gelbsthilfe betrifft, so ist zu bemerken: Staatshilfe ist am Platze, um die Möglichkeit der Selbsthilfe zu gewahre«, um einen regelmäßigen Zustand herbeizuführen. Selbsthilfe ist iedoch im Allgemeiueu die große Regel. Staatshilfe ist nur Ausnahme. Die Errichtung vo» Fabrikunternehmen auf Staatskosten nach dem Vorschlage von LasaÜe ist finanziell unmöglich, weil ja unmöglich die Majorität des Staates auf Kosten der Minorität leben kann. Wenn man die Mittel zu solcher Staatshilse von allen Staatsangehörigen nehmen wollte, so wäre damit nichts gewonnen. Will man dagegen nur tiner Klaffe das Geld zur Unterstützung der anderen abnehmen, so ist das Privat-hilse. Es liegt darin ein Widerspruch und eine Verkehrtheit. Das Almosen-nehmen entfernt den Sporn zur Thättgkeit, es bringt Erschlaffung und Trägheit mit fich.
In Bezug auf die Grundsätze der Selbsthilfe und der Staatshilfe sind die Meinungen in Arbeiterkreisen noch nicht übereinstimmend. Ein Fortschritt der Anschauungeu ist jedoch nicht zu veikennen. In Oeslerreich, wo sich bei dem neuen Aufschwung? deS allgemeinen, öffentlichen Lcbkns Arbeilervereine beider Richtungen gebildet habcn, sind sich die Pt,rteitn nicht mehr so ganz schroff gegenüber getreten. Die Bereine, welche die Erreichung der Staatshilfe zur Verbesserung des Looses der Arbeiter aus ihre Fahne schrcibeu, habcn doch auch das Gute an den Bestrebungen der anderen Partei anerkannt und haben die beste Sorgc und Obhut für Ersparu^sanstnlten, Förderung von Bildung und Aufklärung gleichfalls in chre Bestrebungen aufgenommen. Außer den blos politischen Bestre-buugen nach Erlangung politischer Macht mittels des allgemeinen Wahl-rechts h.,ben sie sich auch die praktischen Bestrebungen noch Selbsthilfe zu eigen gemacht.
3n neuerkk Zeit hat die Betheiligung der Arbeiter am Eigenthum und dem Ertrage der Gewerbsunternehmungen. die industrielle Theilhader. schast. viel von sich reden gemacht und es ist diese Einrichtung als ein vielversprechender Versuch zur Lösung der sozialen Frage begrüß» worden Ein neues Beispiel von Theilhabersch^ft der Arbeiter an ihrer Fabrik-Unternehmung h^it kürzlich Borchert in Berlin zur Ausführung Erbracht, indem er seinkn Fabrikarbeitern die Erwerbung eines Antheils an seiner Fabrik durch Ankauf von Aktien möglich gemacht hat. W,nn anch solche Versuche als Anefliisse von Bestrebungen, die Arbeiter zufrieden zu stellen, lobensiverth sein mögen, so können diestlben doch nicht als unbedenklich sür die Arbeiter bezeichnet werden. Die Gesahr liegt darin, daß die Arbeiter übervortheilt werden können, da sie nicht im Stande sind, die Richtigkeit der Werthschätzungen solcher Unternehmungen zu beurtheilen. Die Beti»ei-ligung der Arbeiter am Reingewinn der Unternehmungen scheint deshalb mehr empsehlenswerth. weil die Arbeiter dadurch nicht so sehr Verlusten ausgesät werden.
Die verschiedenen Arten der Organisation der Arbeit aus dem Wege der Produktiv'Asloeialion. der industriellen Theilhaberschaft oder vermittels der Privatindnstrit haben jede ihre besondtre Bedeutung und eigenen Werth.
zu halten, die einen »igennützigen Zweck hatte. Philipp. Deine bedrängte Lage hat Dich zu Schritten verleitet
„Genug. Herr Major!' sagte Iosephine ernst „Philipp s Lage ist die beste von der Welt. Sie fiud ja uuser Onkel." fügte sie lächelnd hinzu, „und deshalb darf ich ihn wohl in Ihrer Gegenwart bitten, mein Veimögen «it mir zu theileu. Es trieb mich her, ihm zu sigen. daß mir vor ein«r Stunde der ruffische Gesandte ein Aktenstück zugesendet hat. das den im Btisein des österreichischen und preußischen Internuntius ausgesprochenen letzten Willen meines verstorbenen Mannes enthält. Er hat mich ohne irgend einen Zusatz zu seiner Universalerbin erklärt. Du hast Dein Vermögen grvßmüthig hinge^ben. nm die Ehre Deines Vaters — und Ihres Schwagers. Herr Major — zu retten — nimm ^t das meine. Philipp, ich bringe es Dir zur Morgeugabe. Her» Major." fügte sie im tone lkisen Vorwurss hinzu, „mein Mann besitzt Schätze, die nur Gott allein vergrößern kann!"
Dann warf sie sich wunend an seine Brust.
„Kinder." rief bewegt der Alte, „was macht Ihi^ denn aus mir 7 Wollt Ihr mir denn die Thorheil recht klar vor Augen legen, daß ich auf den Gedanken gekommen bin —"
Iosephine schloß ihm den Mund mit einem Kuffe.
„Onkel." flüsterte sie mit feuchten Augen, „bei der Offenheit, die wir uns gegens'itig gelobt haben: bekennen Sie. daß Sie mir Dank schuldig sind! Sie besitzen alle Eigenschaften eines vortrefflichen Menschen; aber wcnii Tie sich den (ihanzen der Ehe mit einer jungen Frau aus' gesetzt hälitn - "
„So ivärc ich ein N»ur gtives^n!"
„Verzkthung. ich bitte um Ilji Urtl)eil über mich!" fiel sie rasch ein. „Sie sind line Syrene; aber auch ein Enjiel. die einen Mann ver« dient wie Philipp, und einen Onkel, wie ich zu sein mir jetzt vornehme."
Die drei glücklichen Menschen fuhren in einem herbeigeholte« Watten nach Iosephine's Wohnung,, wo der Major, der Schwarz auf Weiß liebte, die eingegang^M Papiere piüfie. Er fand Alles in Ordnung. Am Abend erschitKn auf erg.ingeue Einladung Herr von »Bornstedt. Anna und der brave Magistei. Kurz vor Tische führte Iosephine den blonden jungen Mann eln; sie stellte ibn den Gästen als ihren Bruder vor. „Wieder ein Geheimniß." flüstcltc il»r Philipp zu.
„Das ist die Rache für den verheimlichten Onkel!'' flüsterte sie zurück. „War ich eS Dir nicht schnldig?"
„Wie ich eS Anna schnldig »var. die ihn schon lange liebt. Sie lernt, n sich in Breslau kennen, ivo mein Bruder studirte. Er ist ihr nach Leipzig gefolgt uiid nahm Schreibeldienste bei einem Advokaten. Anna nannte ihm die Käuferin ihreS KltideS. und er fand seine Schwester."
Es ist aber unmöglich, einem dieser Systeme die ganze Zukunft zuzusprechen. Privatunternehmen werden jedenfalls anch in Zukunft die Mehrzahl auS-machen. Jene anderen Arten zur Bereinigung der Arbeiter sind jedoch geeignet, denselben Gelegenheit zu geben, um selbständig j» werden. Die Privatindustrie kann dadurch gezwungen werden, tüchtigen Arbeitern bessere Löhne zu jahlen und jene neueren Formen der Industrie haben somit sür die gesammte Arbeiterklaffe ihren hohen Werth. Alle diese Formen der ArbeitSorglinisation beruhen der Hauptsache nach auf dem Grundsatze der Selbsthilfe.
Die Selbsthilfe ist eS. deren klug berechnete und beharrliche Verfol« gung iin wirklichen Leben die schönsten Früchte zu liefern verspricht, und weit entfernt, die Menfchen gegenseitig von einander zu isolireu, tveist sie vielmehr auf die Solidarität der Interessen der Menschheit und hält ab vom Haß Ulld der Schärfung der Unterfchiede zwischen ganz verschiel^enen GesellschastSklassfn.
vemischte Rachrichten.
(Hun ge rSnoth.) Zwei glaubwürdige Personeu. die eine dem^ Militär, die aiidere dem Bürgerstande angehörend, berichten einem Blatte in Algier folgendes Ereigniß zum Bew ise. ivelcher Scheußlichkeit hungernde Menschen fähig sind: In die Hütte eines Eingebornen tretend, schreckten Beide znrück bei dem Anblicke des gräßlichen Schauspiels, das sich ihnen darbot. Nächst der Schwelle der Wohnung hing der Leichnam eines Mannes, deffen Hänk'c und Beine bereits abgenommen waren. Theile des Körpers lagen zugerichtet in Geschirren auf dem Herde, um gekocht und sodann verzehrt zu iveri^en.	^ ^
(Stehendes Heer oder Bolkewehr?) Die stehenden Heere haben Europa an den Rand des Bankerotts gebracht uud ihre Fortdauer verbürgt den finanziellen und volkSwirthschastlichen Ruin aller Länder. Europa zahlt 3 Millionen Soldaten, von denen mindestens die Hälfte. 1,600.000 Mann, fo t'vährend in Waffen steht. Diese kosten alljährlich 3000 Millionen Franken (lZ00 Mill. Gnlsen ö. W.) ; macht auf den Kopf jeder europäischen Seele jährlich 4 fl. 24 kr. Nach dem BolkSwehr-System kämen auf den Kopf der Brvölkerung 1 fl. 32 kr. Zu sparen sind an der Militärausgabe zwei Drittel. Dieses Ersparnis würde aus» reiche», um in zwei Iahren die italienische Staatsschuld abzutragen, in vier Jahren die österreichische, in sieben Jahre die französische, wieder in i'leben Jahren die nordamerikanische, in zehn Iahren die englische. In 23 Jahren wäre ganz Europa schuldenfrei, mit Ausnahme Rußland s, welches selber zusehen mag! Treten die 1'/, Millionen Soldaten in das Bur-gerthum und zu ihren bürgerlichen Teschasten zurück, so erwerben sie jährlich mindestens 180 Mill. Gulden. Die Wehrmänner des Bolts-heereS. über ganz Europa verbreitet, büßen an Arbeitslohn nur 180 Mill. Tage und 72 Mill. Gulden ein: Unterschied 108 Mill. Gulden jährlich.
(Frauenarbeit.) Die Leser erinnern sich noch jener Ruffin. welche voriges Jahr in Zürich zur Doktorin der Medizin ernannt wurde. Nun hat eine Aargauerin den Entschluß gefaßt, ebensalls Medizin zu studiren und sich den drei Engländerinnen anzuschließen, die gegenivärtig die medi» zittischen Votlesungen in Zürich besuchen.
Bei Tische kündigte Herr von Bornstedt die Verlobung seiner Tochter an. und der Major brachte den ersten Toast ans das Wohl des jungen Paar.s. Et ivar spät, als die Gesellschaft fich trennte. Als die beiden Gatten allein waren, sagte Iosephine:
„Run Philip, will ich Dir noch eine Entdeckung machen, die sür Dich von Interesse ist Erinnerst Du Dich der ersten Gesellschaft, die nicht zu St mde kam?"
„Ja!" antwortete er ein wenig verlegen, denn er schämte fich seines damals gehegten Verdachtes.
„It» hatte darauf gerrchnet. -daß man mir absagen würde an jenem Ab nde tanzte Pepita de Oliva im Theater. Der Enthusiasmus für die Fupkünstlerin hat mir einige lästige Stunden erspart. Gibt es noch cineu Schleier zu lüften?"
„D'N. der aus utiscrer Velbiiidultg ruht!"
..Es steljt bei D'N ihn wegzunrhmen. denn von diesem Augenblicke an bist Du der souveräne Mann!"
Einige Tage später bezog der alte Bornstedt die Wohnung Jose« phine'S. Madame Lindsor war verschivunden; die jungen Gatten hatten den Major auf sein Gut begleitet. Mancherlei Gerüchte über die rei« zende Witwe tauchten nun auf. ober keinS brachte Knude von dem Glücke der jungen Leute, die am Weihnachtsabende desselben Jahres mit einem Sohne beschenkt wurden, den der Major auS der Taufe hob. Magister Elias vollendete seine Novelle uud liesrrte sie dem Verleger einer großen Zeitschrift ab ; er erhielt zivar daS doppelte Honorar, aber Philipp, der mit der Redaktion in Korrespondenz stand, übergab sie einem Freunde zur Umarbeitung, und nachdem er sie geprüft, ivard sie in vorstehender Gestalt zum Drucke befördert. Der gnle Magister hat versprochen, es Nicht übel zu nehmtii. wenn er nur als »ine handelnde Person, und nicht ais der ^.l^erfasser des WerkchcuS bezeichnet wird.
othmar Reiser.
M» «eteusbil». *)
Am 17. Jänner 1868 bewegte fich ein stattlicher Leichenzug durch die Gaffen von Marburg, bei dem nicht nur alle Klaffen der städtischen Bevölkerung, sondern auch jener der Umgebung vertreten waren. ES galt diese Ehre dem hochverdienten, vieljahrigen Bürgermeister der Stadt, dem Bitdermanne im vollen Sinne deS WorteS: Othmar Reiser, dem wir mit diesen Zeilen ein Wort der Erinnerung weihen.
*) Durch Zufall verspätet.	Anmerk. d. Steh.
u st a v A d o l f S t i st« n g.) Dem Berichte der Gustav« Adolf. Stiftung filr 1867 entnehmen «vir. daß der Gesammtv?nin eine Iahreseinnahme von 177.236 Thalern hattc, die er für 8W Gemeinden auf-brauchte. Derselbe M)lt jetzt 78 Haupt«. 1117 Zweig- und 247 Arauenverkinc
Marbnrger Berichte.
(Der grauenvertln in Marburg) zählt 303 Mit^llikder Die Bereinsschule wird von 250 Mädchen besucht, welch, im Nähen und StticklN und in den Schiilgtgtnftänden unterrichtet werdm. grövtenthkil» auch an Schultagen dir Vtittaj^skost genirßen. N»!ch dem Jahrcsberichte dt» Vereins lzat dieser in der Zeit vom April 1867 bis Ende März 1868: 1904 fl 72 kr. eingenommen (1457 fl. 43 kr. gesammelte Beiträgt. 184 fl. 85 kr. Interessen von Obl'g«,tiontn. 154 fl. 80 kr. für Arbkitc» der Räh- und Strickschule, 54 fl. 12 kr. milde GabkN, 53 fl. 52 kr. Kassa» res! vom verflossenen Jahre). Die Ausgaben belicfen sich aus 2197 fl. 93 kr. (707 fl. 52 kr. Verköstigung der Waisen und der Schülerinnen. 700 fl. Besoldung der Lehrerinnen. 142 fl. 16 kr. sür Arme und Kranke. 11 fl. 43 kr. Schulersvrdernisse. 7 fl. 36 kr. Drucksachen. 219 fl. 77 kr Bedarf der Strick- und Rähschule. 5 fl. Bereinsandachten. 28 fl 98 kr. Anzüge dlr Waiseumüdchei^ 55 fl. 8 kr. Leder, Fußbekleidung nud Au<-besserunaen. 79 fl. 42 kr. Spezrr.iwaarcn. 115 fl. 26 kr. Brennholz, 6 fl. 85 kr. Arzneien. 119 fl. 10 lr. Schulelnrichtung.) Der Abj,ang bUrät^t demnach 293 fl. 21 tr. Das Stammveimögen deS BcrrinS »st auf 2200 sl gestiegen, jenes der Waijensustung aus 773 fl. 64 k«. D.i» Berzeichniß der Arbeiten ist s.hr beträchtlich; die Strickschule verscrti.ite: 224 Paar Socken. 123 Paar Strümpfe; ausgebessert wurden 80 Paar Socken, 61 Paar Slrümpse. 5 Kinderjacken. Die Nähschule verfertigte: 7 Alben, 10 khorröcke. 38 Korporalien. 30 Pallien. 24 Kelchtücher. 5 Humerale. 30 Kolarslrciscn. 52 Manurrh.mc^ru. 28 Fraueichemden 12 Kinderhemden. 24 Leiutücher, 26 Btinkleider. 90 Sack- und Kopftücher. 42 Servietten. 80 Abwischttich^r. 1 Zischtuch. 6 Strohsäcke. 40 Kleider. 44 Schürzen. 18 Röcke. 22 Äopptn, 18 Vorhänge. 5 Polsterüberzüge. AuSgebesskrt wurden: 70 Hemden. 30 Beinkleider. 26 Leintüchsr. An Naturt^lien sind dtM Bercin g,spendet worden: Stoff zu Schürzru und ein Korb verschiedener Vaaren. 1 gclilnn Lpcck. Wüislc und Rindfleisch. 19 Ps. Rauchfleisch. 21 M'ß Mehl. 8 Laibe Brod. 33 Stücke ..Guglhups". 100 Semmeln. 10 Maß Wlin. 4Säck«VohntN. 6KörbeAepscl . . .
(Belm Ab s ch i e d n e h IN e n) Herrn Holzinger in Mellinst wurden am Mittwob Abends Kleider im Werthe von 30 fl. gestohlen. D.r Tt)ä:er ist ein bekannter Gast. Johann E. auS Radkersburg. Urlauber dtS Reg. Hart, der gekomtnin ivar. um von dem Wlrtlie Abschied zu nehmeit.
^,Soll undHaben eines Pfarrers) Boa der Marburger Bezirksvertrttnng ist bekannilich derB.schluß gesaßt worden, die Ablösung der sogenannten Kollekturen zu sord^ln. ans wrlche Lehrer und Ätifllichr noch Anspruch haben. Die Ablösung dieser Raturalteistungcn soll ent-tveder nach den Vejlimmungrn siber die Grundentlastung erfol^M. oder nach dem CinkommenSbrkenntniß der Berechtigten. Dem VezirkSauSschuß liegen nun einige Bikenntniffe dirser Art Vor und wir wollen h'Ute zu Nutz und Frommen unserer Leser und Gesetzgeber einen Pfarrer auS der
Geboren am 21. August 1792 zu Kappel im Schivarzwalde (im heutigen Großherzogthum Baden), kam Reiser 1811 nach Oesterreich, um zu St. Paul in den Benediktiner Orde« zu treten, dessen Konventualen. durch die damaligen Zeitereignisse aus St. Blassen in Border Oesterreich vertrieben, durch Kaiser Franz 1807 zu Spital am Pyrhn und 1809 zu St Paul im Lavantthale eine neue Heimat angewiesen worden. Wir finden unter denselben Name« von gutem Klange unli können eS dem Kerftorbenen nur »u seinem Ruhme anrechnen, daß, obwohl er schon 1812 »vieder die geiftliqe Laufbahn verlassen und die theologischen Studien mit den juridischen vertauscht hatte, er doch stetS ein warmer Freund so hervorragender Männer blieb, wie die ?. ?. Ambros Eichhorn, Franz Grün inger, Trudpert Neugart u. a. m.. welche noch immer in dieser Kongregation, ja in Kärnten überhaupt, mit Verehrurg genannt ,verde». Auch der alte, würdige Fürst Abt Berthold Rottler entzog ihm wegen des Austrittes aus dem Orden keineswej^s seine Achtung, wie ihn auch die nachherigeit Prälaten deS StisteS: Meinrad Ammann und Fer. dinand Steininger ehrten, so. daß Reiser, welcher sich der Landamtirung gewidmet hatte und Verwalter der Herrschaft Neuschloß war, wo er sich auch aus Graz seine treue Lebensgefährtin holte, im November 1825 die Administration der StiftSgüter in Steiermark erhielt, wt lcher er mit Rechtlichkeit Thätigkeit und klarer Einsicht durch vier volle Dezennien Vorstand und dabei nicht nur das unbeschränkte Vertrauen des Konventes genoß, sondern auch (wie daS früher Gepflogenheit ivar) als E.ivil' Uttd Kriminalrichter und als Beziiks-Kommissär fungirte. in welcher Stellung er sich allseitige Achtung erwarb.
Seit 1845 Borsteher der lan dwirthschaftlichen Filiale Marburg, ivar Reiser auch da nicht nur der Mann von Fach, sondern auch ein tüchtiger Geschästsleiter und eine sehr gcrne gesehene Persön« lichkeit im Kreise des unvergeßlichen Präsidenten. Erzl)erzog Johann, be-sonders auf dessen Weinaart Realitüt in Pick ern. wo indeß Reiser selbst sich angekauft und sein Besitzthum zu einer Musterwirthschaft erhoben, in deren gastlichem Herrenhause oft Freunde in großer Zahl von Rah nnd Fern sich einfanden. Wer hier an der Seite des liebenswürdigen Hausherrn seine Blicke über das schöne Weingebirge. die Stadt Marburg und ihre Um-gebung. das Pettaucr Feld, bis zu den Rebenhügeln von RadkerSburg und Luttenberg. biS zur liohen RiegerSburg schweifen ließ, diirfte diesen Genuß ebenso in Erinnerung bewahren, als die Ueberzeugung mitge-nommen haben, daß Reiser, obwohl strenger Geschäftsmann, doch nicht Mt verknöcherten Bureaukraten herabgesunken tvar und, tvie eS die ganze Anlage noch zeigt, den Sinn für die Natur nicht verloren hatte.
Als 1848 eine neue Ordnung der Dinge eintrat (die erst in unseren Tagen thatsächlich zn werden scheint), hörte zlvar die öffentliche AmtS« Wirksamkeit betreffs der Stiftgüter Btkttinghof. Oberltmbach und Pößnitz. Hofen auf; f.llein die ökonomische Verwaltung erforderte ReiftrS unanS«
Nachbarschaft als Schätzmann Vorführen. 5» dem betreffeuden Schrift stücke lesen wir; ..Korn.. Schweinschulter, und Käskollettur. Bon 62 Hudgründen 24Mttzen. 32 Maß Korn: 49 fl. 36 kr.. 69 Schiveinschultern: 17 ff. 15 kr., 59 KäSgroschen: 2fl 57 kr., zusammen: 60 fl. 48 kr. — An Deputaten-Wein. Bon der Pfarrkirche zu St. K.: 1 Startin Wein ahne Faß; 30 fl. von der Pfarrkirche G. Startin Wein ohne Faß: 15 fl. — An OpferweinauSlagen. Opferweine für zwei Priester: 52 Maß. 5 fl. 12 kr. — An Menialtvein AuSlagen. Startin Menfalivein fammt Käß an den Fürstbischof von Gurk: 23 fl. 15 kr. Die Schätzung der Einnahme ist bei Weitem nicht so beträchtlich, wie jene der Auslagen; darüber hat sich der Pfarrer jedoch nur vor dem Steueramt zu verant« ivo'ten ; wir fassen die Ablösung in» Auge und glauben, es fei für die Pflicht',^en vor,heilhafter, für die Gesetzgeber und AblösunftSbehörden ,dichter, die Höhe der Ablösung nach den EinkommenSbekenntnissen zu bestimmen, als nach den Gesetzen und Verordnungen über die Grundeutlastung.
(SteiermärkischeS Sängersest) Am Donnerstag Abends hielt der GesammtauSschuß für das fteiermärkische Sängerfeft wieder eine Sitzung. Der Obmann. Herr Dr. Ferdinand Duchatsch, brachte zur Kenntnis, daß der Finanzausschuß durch die Herren: Joseph Matzl und Alois Nasko ergänzt worden. Der Bundesausschuß in Graz sandte ein freundliche» Schreiben, in welchem mitgetheilt wird, daß derselbe am 19. April hieher kommen nnd mit dem Gesammtausschuß da» Festprogramm vereinbaren »verde. Der Schriftführer de» Finanzausschusses. Herr Pich», berichtete über deu Erfolg der Geldfammlung: a« freiwilligen Beiträgen sind bis j'tzt 619 fl. gezeichnet worden; 268 fl. sind bereits eingezahlt, die übrigen Beiträge stehen zur Berfügun»,. Die Sammlung ist noch nicht beendigt. An den LmdesauSfchuß und die hieftge Sparkasse wird sich der leitende Ausschuß ivenden. sobald daS Festprogramm endglltig sestt^estellt worden. — Herr Johann Girstmayr hat erklärt, daß er dem gestausfchuß da» nölhige Bauholz uuentgeltlich überlasse und Herr Thomas Gütz ist bereit, dasselbe an Ort und Stelle zu sühren. — Eine lebhafte Verhandlung entspann ,1ch über die Frage, ob eine Sängerhalle gebaut werden soll, oder nicht. Herr Anton Hohl meinte, die Abhaltung de» Festes im Freien sei wegen der Sommerhitze, oder bei regnerischem Wetter nicht woyl möglich. Gegen die Erb.^unng einer Sängerhalle sprachen die Herren: V.Fryrer, Reallehrer Stopper. 3n,,tnieur Retter. Direktor Lang. Die Rediter wareu der llvberzeugung. daß die Kosten eine» solchen Baues zu bedeutend seiea ; daß es. wi, die Erfahrung anderorts gezeigt, nicht möglich, eine wetterfeste Halle zu errichten. Bei günstigem Wetter gewinne daS Fest im Freien einen volkSthümlicheren Charakter. im Nothfall bieten die Räume deS Kastito Platz genug. Es wurde beschlossen. daS Fest im Garte» deS Herrn lhomaS Götz abzuhalten, keine Sängerhalle zu erbaueu. wohl aber eine Sänger-bühne zu errichten mit einer Schallwand rückwärts und einem Schutzdache gegen die Sonne. Der BerwaltungSrath des Kasinovereins soll ersucht werden, die erforderlichen Anordnungen zu treffen, damit im Falle un-günstiger Witterung die Feier im Kasino statthaben könne. Herr Thomas Götz und der Kasinowirth. Herr Gschaider, werden sich verständigen. Das vom leitenden Ausschuß vorgelegte Programm wurde mit Weglassung der Bestimmung über die Ehreupsorte angenommen.
gesetzte uud angestrengte Thätigkeit, welcher erst vor Kurzem die phyfische Unfähigkeit ein Ende gemacht.
l850 ^m Notar in Marburg ernannt, blieb er fortan ein freundlicher Rathgeber, ein wohlwoll nder Rechtssrennd und warmer Ber-treter nicht nur aller gewesenen Stiftsunterthanen un) Bezirts Insassen, sondern all' seiner Klienten und vielen Freunde, die seinen Rath und seine Hilfe in Anspruch nahmen Aber weder die Notariats- noch die ökonomischen Geschäfte hinderten ihn, dem ehrenvolle» Rnfe nnd der fast einstimmigen Wahl zum Bürgermeister der Stadt Marburg zu folgtu, tvelches Amt Reiser als der erste frei gewählte Vorsteher der autonomeu Gemeinde in den schwierigsten Verhältnissen und trotz eines ganz neugeschaffenen Wirkungskreises mit Kraft nnd Einsicht verwaltete, worüber heute noch nur eine Stimme herrscht und die Anerkennung sich in der zahlreichen Begleitung auf dem letzten Wege aussprach.
Das Obergymnasium, daS neue erweiterte Krankenhaus, die Errichtung des Kadettenstiftes, die Uebertragung der bischöf-lichen Re fidenz von St. Andrä nach Marburg, viele zweckmäßige öffentliche Bauten und Verschönerungen, die Herstellung des Thurmes in St. Wolfgang am Bacher u. s. f. waren größtentheils nur Erfolge feiner uneigennützigea Wirksamkeit. Der Papst lohute zivar seine Bemühungen in Betreff deS Lavanter BiSthumes mit dem Gregorius.Orden, und der Staat dessen regen Efer bei der Errichtung deS Militär-Er-MungS'JnstltuteS mit dem Verdien st kreuze; allein diese formellen Anerkennungen vi^rschwinden vor der öffentlichen der allgemeinen Ber-ehrung. »velche der Verklärte von Seite der Bürgerschast. von Seite seiner Obern und Untergebenen, ja von Seite Aller genoß, die je mit ihm ver-kehrten. Hatte übrigens nicht Alles den Erfolg, den Mancher, den er selbst erwartete, so war sein Strebm deßwegen nicht minder lobenSwerth; denn überhaupt im Leben ist wohl nur der Wille, nicht der von so vielen Zufälligkeiten oft abhäntiige Erfolg, maßgebend.
DaS 76. Lebensjahr traf in Reifer noch einen liebenswürdigen, geistreichen und scheinbar kräftigen Greis, der als gaftlicher Hausherr auf seinem TuSkulum in Pickern ebenso Allen eine freundliche Erinnerung bleiben wird, wie als Familienvater, als GeschäflSmann, als Landwirth. Bitrgermeistcr. Rechtsfreund im edelsten Sinne — aber die Zeit forderte unerbittlich ihre Rechte und so stellte sich plötzlich eine Krankheit ein. die nach kurzem Verlaufe am 15. Jänner Nachts den Edlen dahinraffte, ehe seine vielen Freunde nur Kunde von seiner Erkrankuna erhalten hatten.	^
Sein Andenken aber wird in Marburg fortleben in seinen Werken — die Erde sei ihm leicht!--
c. u.

Letzt« Post.
I«	»«d Galßzte» «ehre« sich die ver»ahr««se« gege»
die «eme» Gte»er».
Nach de« «»garische« v»ra«schl«ge detraaen die Gtn«ah«e» zvl,49S,<wvfl., die ordentlichen A«sgabe« I0K,S»S,iM0fl., die «aßer-»vdentlichen »7,eas,ooo st.	^
Z« R»« hpjst «an, das Asterreichifche Kpnksrdat werde l« Kraft bleiben.	^
Generalkonsul Oder hat da» Ersuchen nach Zaffy gerichtet, die Anssagen der ans Baten vertriebenen »sterreichtschen Ua«ilien schlennigft nach Bnkarest zn schicken.
DnichtißMß
(S04
Um Verwechslungen vorzabeugen, erlaube ich mir «eine geehrten Kunden aufmerksam zu macheu. daß mein seit mehr als ditr^g Jahren unter dem Hausnamen ,^um Bebet" bestehendes Manufatturwaaren. TtschSft in der Tegetthojsfiraße mit der kürzlich in der Nachbarschaft aufgetauchten Firma gleichen Namens weiter durchaus nichts gemeiu hat. Marbneg, 8. April 1868.
Jos.
Salon- Md Garten EröffMNg.Vichtig für Landwirlhe,
" ZM««» «l
Ich habe die Ehre, mcine ergebenste Einladung zur Wiedereröffnung meiner Sommerlokalitäten am SoZßntag den IB. April RSSA m machen, und statte meinen innigsten Dank für den mir im vergangenen Jahre zu Theil gewordenen Besuch ab. mit der Bitte, mich auch in der heurigen Saison mit recht zahlreichem Zuspruch zu beehren, da ich stets bemüht stin werde, die Zufriedenheit meiner geetirten Gäste, wa» Küche. Keller und Bedienung betrifft, besten» zu erhalten.
Hochachtungßeoll
Iakok Schneid,
so?)	Saslwirth in Herrn Th. Götz' Vrauhaus.

lieMlk - KMilix.
lob orlkllds mir äsm ?. kudlillom dvlcsvut »u	仫»
it-k l« vr»»«rvvr»tMckt, l« kel»vr »eltzen U«»»« «io
orüik»et d»do, uuit oiovtadlv dsi üioiom	mein tv Oolttaa
kumdursvr,	uaa Ledoolc-I^siusv, vvi»»vi» uaä tkrb»ss«l»
I'üodsl, Sottssr»äl, »Uev Sorte» ^ei>>WH»rau, lismäpvrkmli, ^l»i6»r»totk«, Ro»«n- uaü kovIcitoUv, kottOnüorsvr ^olle uvÄ »llv in cki»>«» ktvk ei»»ol»l»ssevävn Artikel.
lod Hverä« b»mül»t »sio, bei roalsv, dilligit	krviisi»
mir ck» Vortr»u«a ävr gssdr^a LunÄs» «u «rMsrbsv, unü ditt« ä»m-n»ok um ß^snoi^n 2uipruod.
Z. Xokoschinegg.
Ditustag de« 14. Avril I8S8 Pndet im Capius««le Abe>ds
ein vo»0Grt des ^öolf Z^llter, ersten Tenor vom iandsch. Theater in Laibach, des Lari Zappe, Professors am philharmonischen Bereine in Laibach und der Sängerin grSul. GaroliUt Auder statt.
Das Nähere der Anschlagzettel:	(2N
182)
Alle Diejenigen, welche de« noblen Sport huldigen, insbesK»bete nber die Herren Gutsbesitzer n. Oekonomen werden gebeten, ihre Aufmerksamkeit auf die VGt>lrj»il»-?rUxnr»tG des <»aMo>«tG»irtD» ssuiat«», 0k»>»ik«n u.	»Orr» Rae», »alät t» GG»t
(Schweiz) zu lenken.
Der Genannte hat ein ausgezeichnetes Kraft-Fl»th tte Pferb^e, dienend zur Stärtnng i« Laufen und Nennen, sowie zur Ve^ndlunß aller äußeren Krankheiten (1 große Masche 1 fl. b0 kr ). — ächtes Schveizer KrK«ter'Vteh'P»ltzer und außerordentlich gute echt englische Noak
toe Laeisi aegen brockliche und spröde Hufe «. (i Hl. ein beivahrles Pemertzntil» gege» Rinderpest, zuerst 1865 inHouanv mit erstaunlichem Erfolg angewendet (l glae. 1 st. u. 2 si.). — ferner eiu Präparat, genannt Lolüt'» engl. v^-SnU». um die Hunde vor der „Wuth" zu schüSen. dringend anzuempfehlen bei großer Hitze und Kittte <1 fl ). Mähnensalbe, Hnndesalhe, Vlüthenharz znm Belegen u. gegen llDfruchtbaLÜit n. - Prospekte und Auskünfte gerne für Jedermann.
Graz zu haben bei ^otheker L. Grablowttz i»t»« Mahren". MPt»Depot für Wie« bei Herrn Eharle« Spißmüller. Apotheker ..zum rochen Kred»" am Hetzen Nartt; feruer in Pest hei Upetheter A. Kormagyi „zur heil. Maria" i reßburg bei Apotheker Ioh. Vavreesta ,.znm hl. Stephan:
rünn bei Apotheker Kranz Eder:
Krakau bei A^theker V. Redyk;
Lemberg bei Apotheker Sigm. Rncker „zum stlbernen Adler-;
Temesvar bei Apotheker 3. E. Pecher.
Agram bei Droguist und Apotheker S. Mitlbach;
iu Dresden, Bozen, Constvnz. Solothurn, Lausanne, Genf n. «.
TtM stischt M«i
bei A. Echeiel. Herreltga^«.
Nur bei Abnahme von mindestens 20 Flaschen tritt der ou sros-Preis ein.
^ewpteUuox.
(212
Dem Fortschritte in geschäftlicher Beziehung stets huldigend, sah ich «ich schon vor drei Jahren veranlaßt, in den Vertand dentscher Dienst» nnmn-Znstitnte, welche ihrer Mannschaft feste LSHne zahlen, unter der Firma	beizutreten, wodurch ich in die
angenehme Lage versetzt wurde, in direkter >eeti«h»ng mit den aus allen größere« Plätzen des I»« und Anslandes bestndlichm Die«st«a»«' ^ptnten zn stehe», von welcher Seite ich fortwährend verschiedene >«1^e und KO««isßsuen znr Besorgnng erhalte.
Da es gewiß w Znteresie des hiesigen verehtte« Pnbliknms sein dürste, zu wissen, wohin man nch im Bedarfsfälle wenden sollte, um schnelle und sichere Ansknnst über den gewünschten O^enftand zu erhalten, so mache ich hiemit ergebentt bekannt, daß ^««isßonen aller Art sür Oesterreich. Deutschland, die Schlveiz und Amerika gegen mäßiges Honorar znr prompten Ansführnng in «eine« Somptoir übernommen werden.
Auch mache ich auf den allwöchentlich regelmäßig stattfindenden Verkehr zwischen hier nnd Graz aufmerksam; die Uebernahme zur Ab
8. Volltmann'ii plivtvMAplliselivr Salon in ZNarkurg (Sticht« Harten)
ist von nun an tUMltol» geöffnet und es finden die Aufnahmen ununterbrochen von 9 Uhr Früh bis V lHr Abends statt.	(38
Än der Kärntner-Borftadt zu Marburg ist das Haus Nr. S2 sa«mt Wirthsäiastsgebiiudcn. eigenem Brunnen mit ausgezeichnetem Trinkwasser, dann einem schönen Ai^enaarten und 2 Joch Feld in gntem KnltnrAN' stände zu verkausen. Der ASer kann durchwegs zu Baustellen be»ützt werden. Das Wohnhaus besteht aus 6 Zimmern, 1 Speisgewölbe. 2
auf 24 Startin. Auf Verlangen werden Bau«
Kammern und 1 Keller
sendung w 'H«ck»te'«nV ^"Bts»r,Mg'sö!>slig^^^	geschitht st'U'N auch vcrkaust. «»hm «««tunst nthnlt d« Signilh»««
VittVßchs bis 12 Uhr, die Empfangnahme der Antworte« und Ans' kitnste findet Sonntags statt. Auf Verlangen iverden die Bestellungen auch außer oben angeführter Zeit zur Besorgung expedirt.
Marburg, am 12. April 1868.
Hochachtuugßvoll
A»to« H»t«tsg,
Inhaber de» Dienstmann.Jnstituts «L»pr«8».-
Gasthaus Eröffnung
in MeNiug bei Moria Wabttsch
Um zahlreichen Besuch wird ersucht.
tSVA
mit welchen KIV.OVV Gulden WM^stoii am »m IS. issk zu gtwinncn'^I ^ fl. 2 und öv kr. Skmptl. aus je 10 Stück 1 grati« zu habe« bei
VoMer cki Comp., Men,
KolowratsRing 4.
Frankirte Zusendung dcr Ziehungsliste 30 kr. Auftrage gegen ganze Nachnahme können nicht effkktuirt »Verden.	(200
V. «. V.
Ich habe durch die kalte Witterung einen abschenllch bedeaNichen
Katarrh.
Lächerlich: nichts besser als Mcklzeztratt!
Wo bekommt man den besten?	(1S0
Vet« GBtz in der Grazer Byrstadt.
««SSWWW«i
H«lsverka«f.
209)
Ig«<» Sch»»«r.
Leonhardergaffe Nr. 712 in Graz.
Nerztltch«» Gntachte»
»ter dir «»riSglichkett »r« «»ath«ri«»M»ick«»ffrr« gege» «»» 14)	M»»d> »»> Z«h»kra»khettr».
Ich bcuugk, daß ich seit rinigtn Jahre» da« Altathert««
Mundwasser de» Kahiiyte» >r I. G. P»pp »« We>
mit dem Mte« Eefoige ßeg»» stirditisch-rheixtischt Mihiitei. krmkhiste» Kihifteisch, s»wst get»»K«h»sch>>«y jehrncht» «» xch »tttiwirtii «it«r»rl> «rdiiirt. da ich »on dtsstn heilsaNn Wirtiiß vielfach i» meiner Praxi« üderzeugt bin.
Groß Mitlo».	vr. I. Zett«r ». pi
Z« habe«: in Marbur,, dti Herrn InrMrt, Apotheker «ud in Cluch»««'» Kunsthandlung! in Cilli bei Herrn Critpn und in Diimdich'» Apotheke.
Eisenbahn-Fahrordnung fllr Marburg.
«ach ««in:	«-ch leieft:
Abfahrt: « Uhr SS Min Früh.	Abfahrt: 8 Uhr 14 Min. Krüh.
7 Uhr it Min Abend».	S Uhr 48 Min. Tbenb».
«ach Villach: Abfahrt: S Uhr Krüh.
Die gemischten Zilae verkehren täglich in der Richtung nach Wien:	Trieft:
Verantwortlicher Vedaklenr: Franz Wietthaler.
Z. «. St. «.
Druck und Verlag von Eduard Janschij» in Marburg.