Die RMM, oder die Stärke der Gewohnheit. Em OriginalluWel i n fünf Auszügen. VirrLt säliue xerverü recAi Verecull6i2. Wien, gedruckt bey Job. Joseph I«hn, k. k. privil. Untversskäts - B.uck'drueker , und zu haben beym Legenmeister bcyder k- k, Theater. r 7 8 L, Personen Graf «Preslan. Gustav, sein Neffe. Grafinn Sternau, seine Tante, «vberst Lasar, ihr Bruder. Lraulein Theresie, eine Waise. Baroninn Weisenthal. Bars« Welser. Lrä'ulein Dorchen, seine Tochter. Graf Bann, ihr Geliebter. Baron Wiederhall. Baron Greif. Lottchen, Dienerin« der Thereste. Ludert, Gustavs Diener. Iqhann, Diener der Gräfin». Die Handlung ist in der Stadt, und währt von ei¬ nem Morgen bis zum andern. Er- Erster Aufzug. (Ein Saal im Hause Guffavs.), Erster Auftritt. Gustav, Hubert. Hubert. ^er Graf halt in der Kutsche — Gustav. Ich bin für ihn und seines Gleichen nicht mehr zu Hause! — Meine Thüren bleiben allen Schwelgern verschlossen! Lubert. Ein Diener der Gräfinn brachte den Brief - Gustav. Dieser und alle Uebrigen werden nicht angenommen! — Und worüber staunt Er? Zubert. Gnädiger Herr, Sie verzeihn — Gustav. Mit cmem Worte Hubert, ich bin nicht mehr Gustav der Berschwender; ich bin rin Mann geworden, der denkt! Hubert. Denkt? — Denkt! Hahaha! Eure Gnaden belieben zu scherzen. 8ch will denGra« ren heraufbringen — Gnstav. Daß man sa niemand vorlasse; oder! 7' Zag Er dem Grafen dleßmal aus Höflichkeit, rch seh Nicht zu Hause; dann komm Er wieder ! A » Lu« 4 Die Rückfälle, Hubert. (Mißt seinen ^errn vomRopfe bis zu den Füssen, und gehr voll Erstaunen mit n Ropfschürreln ab.) Gustav Ja, meine reizende Theresie, dir x allem hab ich die Rückkehr zur Tugend zu dan» z- kcn; nicht die strengen Lehren meiner Der» wandten, nicht meine betrübte Lage soll meine u Besserung bewirken! — Nun, ist der Ueberlästi- s ge fort? i Hubert. Er will in einer Stunde wieder zu» < sprechen — I Gustav. Es wird Mühe kosten, die Dersüh» rungöteufel aus meinem Hause zu verbannen. — Hubert! (Er setzt sich , und mebt sich ein Ain- i sehen.) Von diesem Augenblick beginnt in mei» mm Hause eine neue Lebensart! Das kann Er und jeder meiner Diener sich zur Richtschnur nehmen. Ich untersage Euch alle Ausschwei¬ fungen in der Liebe, im Spiel, und beim Wei« ne. Ich dulde keinen Wollüstling , keinen Sau» fer, keinen Spieler, keinen Raufer undSchul» denmacher in meinem Dienste. Erinnert Euch, daß Ihr Menschen seyd, und überdenkt eure Wichten. Ich als euer Gebieter werde Euch durch gute Bcyspiele künftig belehren. Lubert. (Indem er die Augen abtrocknet.) Sie haben mich gnädiger Herr, bis im Inner» sten des Herzens bewegt; ich war auf keine so feyerliche Standrede gefaßt. Erlauben mir Eure bekehrte Gnaden nur eine einzige Zwei« ! fclessrage — Gustav. Sie ist — Hubert. Ob alles ihr wirklicher Ernst oder Nur em gnädiger Spaß ist? Gustav. Es ist Ernst, sowahr ich lebe! Lub?rt. Ernst! — Sie wollen also nicht mehr lieben.? Gu» tin Onginallustsprel. 5 Gustav. Ach! — s Ludert. Ach! (Seufzt nach.) Das war ein t zweypfündiger Seufzer — Gustav. Freylich wäre mein Wunsch, allen l Leidenschaften, und auch der zärtlichen Liebe ' zu entsagen; aber — ' Luberr Keine Regel ist ohne Ausnahme; ! und der Gesetzgeber ist meistens über seine Ge» ' setze hinaus- Gnädiger Herr, ich bitte Sie im Namen meiner zärtlichen Mitbrüder, und ' allerAdamssbhne, mildern Sie in ihrem Gesetz« buche diesen Artikel, so sehr Sie können! Gustav. Ich rüge nur Ausschweifungen! Ludert. Ich danke für mich und meine Lei« beserben!— Jzt noch eine kleine ehrerbietige Frage — Sie wollen nicht mehr spielen? Gustav. Verflucht sey die Lharte, die ich berühre! Das verwünschte Spiel hat mich in rine traurige Lage vcrsezt- Ludert. Also durchaus kein Spiel? — Oder mcynen Eure Gnaden nur gewagte Spiele — Gustav. Keine Ausnahme! Ludert. So leb wohl duHerzkbnig, und du liebenswürdige Karodame! Aber Sie werden doch huldreich erlauben, daß man die Lange» weile key einem Glas Wein tödte; wir find doch keine Türken— Gustav. Ich verbiete Räusche! Ludert. Aber kein Räuschchen, die kleinen Vergötterungen- Gustav. Hubert, der Mensch hat so nicht Ueberfluß am Verstände; wenn er sich noch bis zum Unfinne berauscht; so wird er minder als das Vieh! Den ersten Betrunkenen entlasse ich meiner Dienste! Hubert. Die Gastwirthe wurden bey dieser Vorschrift nicht zu Rath gezogen. Aber Eure A Z Gna- 6 Die Rückfälle, Gnaden werden doch die kleinen Jäuschcn und abendlichen Gelache mit gnädigen Augen an» sehen? Gustav. Eben diese verführerischen Gele» genheiten muß man fliehen; das ist die Schule der Schwelger! Hubert. Die Vernunft ist zwar willig; ob aber der Magen Beyfall giebt, wird die Zeit lehren. Besonders läßt mich meine heiße Kehle einige Rükfälle besorgen. Gustav. Er muß in Zukunft ganz ein anders Betragen annehmen. Gewöhn Er sich die drei» ste ungestümme voreilige Art ab; werde Er be» scheiden, stttsam, Mich, menschenfreundlich; begegne Er jedermann mit solcher Achtung, als wenn Er lauter Herren zu bedienen hätte. Ueberdenke Er jede Handlung, und jede Rede; sev Er verschwiegen , wenn man Ihm Geheim» Nisse anvertraut; handle Er edel, und mache Er dem Gebieter , dem Er dienet, und sich sclbsten Ehre! Zubere. Eure Gnaden verzeihen, mein Ge» dächtniß wird zu sehr auf einmal überlastet; es mied manches in der Ausübung Vorkommen, wobcy ich mir eine gütige Erinnerung, und vor allem ihre Nachsicht erbitte. Ich fürchte, zuviel Gepäcke für meinen schwachen Kopf, es könnte leicht ein Rad am ganzen Fuhrwerke brechen. Gustav. Izt weis Er meinen Willen! Der wird pünktlich vollzogen! Hubert. Man wird sein Möglichstes thun; doch ich fürchte — Oft ist bey mir Herz und Kopf einig; aber ein Paar naseweise Gerrchtsbcysitzer lehnen sich auf, und werfen den Machtspruch Les ganzen Raths über den Haufen. Gu? ein Originallastspiel. 7 Gustav. Genug, Er hat seinen Amtsunter* richt! — Mich rufen dringende Geschäfte. Ich höre Kutschen. Alle Besuche werden durchaus abgewiesen! (Er geht ab.) Subert. Wir werden nach aller Wahrschein* lichkeit Menschenfeinde!— Hubert, ich dächte, du solltest dein Glück weiter versuchen ; bcy ei» nein vernünftigen Herrn ist nicht gut dienen! — Vernünftig ? Hahaha ! Wie alt ist denn Gustav ? Geduld! Morgen denken wir anders. Frisch auf! — Wer kömmt denn da geschlichen? Zweyter Auftritt. Baron Greif, Hubert. (Greifist ganz einfach gekleidet, ofnet leise die Thüre, und gukt ln -en Saal.) Greif. Sie verzeihen — Lubert. Was will Er? Greif. (Der eintreten wollte, fährt über -en hastigen Eon wieder zurstk.) Hubert. Nun, was will der Herr? Gr^if. (Oer sich mit sittsamen Geberden verbeugt, und allmählich nähert.) Ich wünsch» te, wenn es gelegentlich geschehe» könnte- subert. Ist vermuthlich eine Betteley. Was soll es endlich — Greif. Ist der Herr Graf nicht zu Hause? Zubert. Nein! Dacht ichs doch. Greif. Wann darf ich wiederkommen? Lubert. Niemals! Greif, Aber mein Freund. Sie erlauben — Hubert. Zum Henker, wenn ich einmal re* de; so ifis genug. (Er geht hastig von ihm, und tritt vor.) A 4 Greif. s Die Rückfälle, Greif. (Bleibt stehn, bedenkt sich, und rvrll zur Thüre hinausschleichen.) Hubert. Aber Hubert, wo bleibt dein Amts» unterricht? Sey doch höflich gegen jedermann! Er ist ein Bettler; wenn auch; er ist dein Ne» kenmensch; du mußt sein Elend erleichtern. He!— Mein Herr! (Freundlicher.) Greif. (Der zurükbehre.) Was wollen Sie? Hubert. Wer find Sie? Gre f. Ich bin Baron Greif— Hubert. Sie verzeih» Herr Baron; Mein Graf hat zwei) Diener; jeder heißt Hubert. Em Hubert ist ein Erzflegel, weiset die Leute ungestüm ab: ist hastig, ungesittet; aber dec andere Hubert ist leutselig, freundlich, bewill» kommt jedermann. Dieser höfliche Hubert bin ich! — Was steht zu ihrem Dienste? Greif. (Kieht ein Augenglas aus dem Ge- hä'use, reiniget es wohl mit dem Schnupf¬ tuch , und dann begukt er scharf den Hubert.) Hubert. Was beliebt? Greif. Ich muß nur besonders seine glükli- che Gesichtsbiidüng merken mein Freund, damit ich Mich allzeit an den höflichen Herrn Hubert wende. Ein allerliebster Mann! Hubert. Auf dieser besten Welt bin ich der beste Hubert! Und so wie kern bessere Welt möglich ist; so ist auch kern besserer Hubert zu denken. Greif. Mein Freund, er hat studirt — Hubert. Ich kann mich meiner Schuljahre nicht ohne Lachen erinnern. Ich habe mich auf Universitäten durch lose Schwänke unsterblich gemacht. Aber itzt auf ihre Geschäfte — Greif. Ich habe gehört, daß der Graf stch wegen Schulden in einiger Verlegenheit bcsin» ein Origmallustspiel. - Hubert. Befunden hat, müssen Sie sDen. Wrr sind itzt ganz aus emem andern Fuß. Gre:f. Sie verzeihen meiner Doreile. Es mar der Ruk. Ich bin ein Menschenfreund, und pflege Leuten von Familien zu Hülfe zu kommen. Luberr. Haben Sie Geld vorräthig? Greif Nicht lchIch bin ein armer Mann, den die Menschenliebe in bedürftige Umstände gesetzt hat; aber ech habe im Unglück solche Freunde gefunden, die mich, und andere durch mich unterstützen. Hubert. Herr Baron, wir verwerfen ihre Vorschläge nicht ganz. Unter uns, ich mußbey meinem Grafen cht sehr fern zu Werke gehn, denn er ist ganz verändert. Lch würde auf der Stelle abgedankt, wenn «ch nur vomGeldeEr» wähnung machte. Aber lassen Sie den Baro» meter sich verändern, und wir brauchen ihres Beystands gewiß. Greif. Es soll sein Schade nicht seyn, mein Freund.' — Ich höre der Onkel des Grafen ist angekommcn. Man spricht von einer Dersbh» nung. Ludert. Er will ihm alle Güter aktreten. Greif. Solchen Universalerben kann man Noch wohl gute Vorschläge machen. Man wird ihm ganz, leichte Bedingnisse setzen. Denn meč¬ ne Freunde sind lauter Leute vom strengsten Ge» missen. Ich denke durch den Grafen mit den hiesigen Standespersonen in Bekanntschaft zu kommen. Ludert. Ich werde mich ihrer gelegentlich erinnern. Gehorsamster Diener. Greif. Rechnen Sie auf meine wärmste Er« kenntlichkeit! Ludert. Lch diene ohne Eigennutz — Greif. Ich verbitte das Geleite; B 5 Lu- 'S Dre Rückfälle, Albere. Ich weis meine Schuldigkeit — Greif. Darf ich bitten; beschämen Siemich Nicht! sichere. Unterthänigster Knecht — Hubert der Höfliche ! Greif. Ganz gehorsamster!— (Er geht ab.) subert. Mein Kopf wird wirklich ganz beug» sam! — Wer kömmt schon wieder? O das ist unser Erzspieler! Ich hör ihn schon die Lrep* pe hrrauftrillern. Dritter Auftritt. Baron Wiederhall, Baroninn von Wei- senthal, Voriger. (Wiederhall führt die Baroninn inr Arm und hüpft herein.) wiederhall. Dalara! Hubert allein! — Schwester, ich schwöre Dir bey meiner Ehre, daß ich seit acht Tagen den Ritter bey allen Abend» kreisen vermisse. Weisenthal. Und ich versichere dich, daß er mich seit sechs Tagen nicht einmal besucht hat. Noch mehr, sogar meine Briefe bleiben unbc» antwortet. wiederhall. Unverzeihlich! Der Bursche soll mir strenge Rechenschaft geben. (Er nimmt ei¬ nen Stuhl, und setzt sich in die Mitte des Saals.) Da sitze ich itzt auf meinem furchtba» ren Nichterstuhl. Junge, trit herzu. und ant» Worte kurz und deutlich auf meine Fragen ! — Wo ist dein Herr? Wo war dein Herr? Red, oder ich lasse dich todtprügeln! Er war zu Hau» se, und hat doch den Grafen Tramin abgewie- feu. Red Schurke! Wre- ein Originallustspiel. r; wiefenthal. Ward ihm mein Brief über« geben? Zubert. Richtig übergeben! Hier ist — Weisenthal. (Oie ihinhastig den Vriefcnt» reißt.) Die Antwort!— Ah! das tröstet mich ! Der gute Ritter wird sich demüthig entschuldig gen — Wiederhall. Er wird winseln, seufzen — Hahaha! weisenthal. Wie! Mein eigner Brief! Um erbrochen! Verdammt! Mir so eine Beleidi« gung, mir! Wiederhall. Den Bengel fodre ich noch aus- Hubert, rrrt näher, und sag mir, welchen Eben» theuern sagt dein närrischer Ritter nach ? Denn das; er müssig seyn sollte, so was ist von einem meiner besten Schüler nicht zu vermuthen. Nun, wo steckt er denn immer; welche Prinzessin» muß er entzaubern? Hubert, (Oer sich ganz eine fromme Mie¬ ne siebt.) Ich bitte Herr Baron, verschonen Sie meine gereinigten Ohren mit dem freyen Weltgespräche. Ach! Einst waren wir freylich als schwache Menschen böse Weltkmder; aber itzt hat das Licht der späten Aufklärung uns beleuchtet. (Der Baron und die Baroninn brechen in ein lautes Gelachter aus.) Wiederhall. Hol mich der Henker! Der Bursche wird ein Quacker — Weisenthal. Gewiß ein Schwärmer, em Llluminat! Beide. Hahaha! Wiederhall. Welcher böse Geist spricht aus dem Lassen? Kopfhänger, welcher Teufel hat dich bekehrt? Zuberr. Mein Graf — wie- Die Rückfälle, wiederhall. Er ein Misssonar? Weifenthal. O ich ersticke! Hahaha! Itzt kegreife ich das ganze Wunder. Wiederhall. Der arme Ritter ist verrückt, und macht noch seinen ehrlichen Diener zum Narren! Ludert. Gehorsamster Diener! Weisenthal. Seit wann hat ihn dann diese stoische Narrheit angewandelt? Lubert. Schon einige Wochen gieng er mit dem Verbesserungsgeiste schwanger. Wiederhall. Endlich reifte die Berggeburt, und ein komisches Mäuschen Hüfte zum Geläch¬ ter aller Zuschauer hervor. Hubert, im Der» trauen! Wen besucht itzt sein Herr am meisten? Lubert. Niemand! Weisenthal. Mit was unterhält er sich denn? Lubert. Mit Büchern — wiederhall. Mit Büchern? Die geben ihm den Rest! Weisenthal. Ein junger Mann mit solchen Gaben zur gesellschaftlichen großen Welt von der woblthätigen Natur mütterlich ausgerüstet, be« gräbt sich lebendig; ich könnte weinen — Wiederhall. Wie steht sein Beutel? Lubert. Eben nicht zum besten! weisenthul. Bruder, was sagt ich dir! Die Noth verleitet oft junge Leute zur Gril» lensucht. Biet ihm doch meinen Beystand an — Wiederhall. Will er denn etwas annehmen? Zum Wetter! Ich bot ihm tausendmal deine großmüthige Hülfe an — Weidenthal. Der Halsstärrige! du weißt, was ich bereits für ihn gethan habe. Ich will noch nicht ^ermüden; ich will ihn wider seinen Wil> len aus dem Untergänge retten. Hubert, liebt Er semen Herrn? Ln- ein Qngmallustspiel. iz Hubert. Gewiß! Welsenthal. Nehm Er Ließ Geschenk, und bleib Er auf meiner Seite! Worüber denkt Er? Hubert. Ich prüfe meinen Amtsunterricht, und forsche, ob ich nach meiner Vorschrift Geschenke nehmen darf? wiederhall. Dummkopf, stech ein, und schweig! Komm Schwester, ich will dir zu Hau» se meine Gedanken eröffnen. Von unsrem Be> such Hubert, darf Er nichts erwähnen. Hbre liebes Schwesterchen , mir fällt etwas key — Weisenthal. Still! Ich habe eben einen wunderbaren Gedanken— Ich irre nicht. Vru» der. Du weißt, daß ich meine Wohnung per» ändert habe. Meine Nachbarinn ist ein artiges Mädchen; sie erhält Besuche von meinem Ritter. Wenn etwa das meineNebenbuhlerinn wäre — Wiederhall. Hdlle und Teufel! Gewiß! So ein Roman stekt unfern Helden im Kopf. Wenn wir das Mädchen besuchten, bm? weisenthal. Auf der Stelle! Hubert, ver» geffe Er meiner nicht. (Wiederhall nimmt ih« ren Arm, und tanzt wieder fort. Zubert folgt und zahlt lächelnd.) Vierter Auftritt. (Ein Zimmer in der Wohnung der Thcresie.) Gustav, Lottchen / hernach Theresie. Gustav. Nun, warum lächelst du? Lottchen. St! Sie müssen nicht eintreten! Gustav. Und wozu diese Vorsicht — Lottchen. Das Fräulein legte heute zum erstenmal die Trauer ab, und erscheint im bun¬ ten Kleide. Gustav. Ich will sie überraschen- Lott- i4 Die Rückfälle, Lsttchen. Der Putz ist noch nicht vollen« Lee. Gustav. So will ich hier ein bischen warten. Sieb mir einen Wink. Lottchen. Ich eile. (Sie yeht.) Gustav. Arme Therefie! Welch ein tdauri» ges Schicksal erwartet dich! Als wenn dre gan« ze Hölle meine Brauttage, diese so sehnüch ge- ..wünschten Tage zerstören wollte. (Er gehr ha¬ stig auf und ah, zieht einen Brief «US -em Gak, und liest.) Alle meine Gläubiger sind auf; sind nicht mehr zu besänftigen! Wenn meine Thereste drese Unglüköfälle hört; wenn der ungestümme Pöbel meine Wohnung stürmt — Sie soll auf das Land! — Aber — Welch ein Vorwand? — Liebe zur Stille — Das Ver- gnügcn, sie ganz allein zu besitzen— Da kömmt dieser Engel des Lichts! Welche S ttsamkcit stralt auf ihrem Antlitz— O ein Blick von ihr macht mir alles Elend vergessen. (Er stellt sich, sie nicht zu kennen.) Sie vergeben gnä« dige Frau, was ist zu ihrem Befehle — Lheresie. (Ist beschämt.) Sie bestrafen mich, wie ich es verdiene. Wie tuöricht war ich! Gustav. Sie sind mein Abgott! Weiche neue Reize geben Ihnen drese geschmakvollen Kleider, wenn eS anders möglich ist, Sie schöner zu machen. Therefie. O mein Geliebter, noch nie hab ich gefühlt, daß ich eben so schwach wie alle Mädchen bin. Meine theure Mutter, die ich Lis auf diesen Tag betrauerte, und deren An¬ gedenken mir ewig theuer ist, hat mich oft vor dieser weiblichen Schwachheit gewännet. Gustav. Welche Schwachheit? Tbsresie. Daß wir uns gerne schmüken. Ich will Ihnen gestehn mein Gustav, daß ill> eine heim» ein Originallustspiel. 15 heimliche Freude fühlte, nicht ganz häßlich zu seyn — . Gustav. Nicht häßlich; und das wäre eitel? Thereste. Nur ein Umstand kann meinen Fehler entschuldigen; ich wünschte nur schdn zu seyn, damit ich meinem Geliebten gefalle, und seiner mehr würdig bin — Gustav. See reissen mich hin göttliche The« resse! Diese Kleidung läßt mich hoffen, daß Sie bald meine Bitte gewähren, auf ewig die Meinige zu seyn. O welche Tage werden Sie mir schenken! Ganz will ich Ihnen leben. — So eben fällt mir ein Lieblingsplan bey. Ich wünschte dieses glüklichrBand ohne Zerstreuung ganz uns sclbsten überlassen, in Stelle zu fey- ern— Was denkt meine Lhercfie? Thereste. Von dem Augenblicke an, da ich meine Einwilligung gab, oder besser zu sagen, den Willen meiner seligen Murrer bestätigte, hab ich keinen andern Willen als den Ihrigen mein Gustav. Gustav. Himmlisches Mädchen, Sie find lauter Güte wie ihre Mutter. Thereste. Und welche liebreiche Mutter war das! — Diese fromme Thräne, die ihre Hand nezt, ist ein Denkmaal meiner kindlichen Liebe. Nun ist mein Herz ganz — ganz, ganz dein! Theurer Gustav, wann soll ich reisen? Heut? — Lzt?—- Nein, noch eine Stunde soll mein mgn. Ich will noch Kleinigkeiten rinkaufen; W habe heut erst meine gewohnte liebe Trauer abgelegt. Ach.'— Sie ist mir noch theuer, und werd noch oft mit Thränen gewaschen. Gustav. Wie schdn läßt Ihnen tbeure The« Me, die sanfte Schwermuth ganz mit dem Ge, kühle der zärtlichen Liebe gemischt! — O wie neb ich Sie! Sie sotten das Glück meines Le¬ bens a6 Die Rückfälle, kens seyn, und ich will mich bemühen, durch meine Inbrunst, wo nicht das Bild einer zärt» lichenMutter allmählich zu ve>diängen, wenig* stens ihren Verlust erträglicher zu machen. Ich eile Anstalt zu unserer kleinen Landreise zu ma* chen. Bald kehre ich auf den Flügeln der Liebe zu Ihnen. (Er geht ab.) Theresia. Mein Herz begleitet ihn! — O Lottchen, welch ein Mann! — Was Lenkst du von MP-Nein Bräutigam? Lottchen. Sie find beneidenswürdig.' Theresie. Er ist der Segen meiner sterben* den Mutter. Ich lasse dir, sprach sie, tbeure Tochter, einen Gatten zurük, der dich anbetet, das erleichtert mir meinen betrübten Abschied. Lottchen. Weinen Sic doch nicht immer. Jauchzen Sie, freuen Sie sich ihres Glückes mit ganzem Herzen! So ein Bräutigam wie Gustav verdient wohl em ganzes Lächeln. Theresie. Lottchen, Dank' Leh sehe, daß du mich liebst, weil du mem Glück fühlst. Wer pocht? — Sich nach! Lortchen. (Lauft zur Thüre.) Fünfter Auftritt. Gräfinn Stcrnau, Johann, Vorige- hernach GlljMv. Grafinn. (Ohne sich umzusehen , spricht mit -em Diener, -er sie führt.) Ich will mich nachdrüklich um das arme Mädchen anneb^ men, wenn sie es verdient. Er bat doch recht' gefragt?— Nun, da sind ja Leute! Gehorsame Dienerin«!Hat nicht die Baronmn Miner hier gewohnt? The- ! i e tz d. 8 ein OngmallustspieU i/ Therefie. Sie irren Nicht — Gräfin». Ein artiges Gesicht! — He Jö-- Hann! Einen Stuhl! — Was will ich sagen? — War er beum Kaufmann? Johann. Cure Gnaden, wir sind itzt nicht M Hause — Gräfinn. Gut erinnert!—-Also h''er wohnt — Ich will sagen, wohnte — (Zur sich.) Es ist em trauriges Schiksal! Manche Menschen schei¬ nen zum Unglück recht gebohren. Ich habe mich gestern so m der Lesung einer Geschichte vertieft, daß ich erst um drey Uhr früh zu Bette gieNg. Johann, laß Er früh aufrragcn; — Sie verzeihen, mein schbnes Fräulein, wer Sie immer sind. Ich bin in wichtigen Absichten i hieher gekommen. Wo hab ich doch den Brief? ! Johann, lang Er mir ihn aus der Schatule! (Sie greift in den Sack, und sucht.) Endlich! s (Sie zieht ein Buch aus den Sack, und liest.) e Theresia. Was will die fremde Dame? Lottchen. Ich verstehe kein WorU Ich will den Diener auöforschcn. (Sie schleicht zur Gft« te, und spricht leise.) Was sucht diese Dame? - Johann. Meine Frau ist das beste Weib auf Gottes Erdboden, nur ein wenig wunderlcche Zerstreuungen — Gräfin«. Wann kömmt mein Bruder? Johann. Man erwartet ihn alle Augenblicke- Eure Gnaden vergessen, wo wir find — Gräfinn. (Auffahrend.) Wo wer find? — ill Tie verzeihen, eine sanfte Schwermuth hat bn mich über den Lod meiner Freundinn angewan* ht deit. ne Theresie. Sie waren eine Freundinn der >cr Seligen? — O so lieb ich Sie schon! Gräfinn. Nehmen Sie AntheU? B The- i8 Die Rückfälle, Theresie. DS ich Theil nehme? Ach! Ich beweine eine -örtliche Mutter! Gräfin». Eine Mutter? (Sie springt auf.) Wo bm ich denn?— Diese Pracht! Diese Klei¬ dung ! Diese Wohnung! — Nein, mein liebes Kind, da geht ein Jrrthum vor. Daß ich doch drn Vries nicht bcy mir habe! Er ist freilich von alien Monatstagen; aber tausend Geschälte haben meine Reise verzögert. Ich wäre gern der armen Frau zu Hulse geeilet. (Für sich.) Wir Menschen entschliessen, der Himmel aber ordnet. (Sie hangt schwermüthig Len Ropf und scheint ZU denken.) Man kleide mich aus! — Ich will Heut Niemand besuchen — Johann. Eure Gnaden das Fräulein — Gräfin». Wovon war doch die Rede? Theresie. Sie hatten die Güte, von meiner Mutter zu sprechen — Grasinn. (Indem sie selbe vom Ropf bis zu den Füssen betrachtet.) Wovon leben Sie? Theresie. Ich lebe — Grasinn. Hat ihre Mutter den Prozeß ge¬ wonnen ? Theresie. Verloren- Grasinn. Sie lebte vom Gnadengehalt — Tberesie. Er ward eingezogen — Grasinn. Ihre Erbschaft war— ! Theresie. Thränen über den Verlust einer Mutter— 1 Grasinn. Aber woher die Wohnung, die Kleidung? Sie stocken? — Sie schlagen die ( Augen zur Erde? — Bin ich zu spät gekom» l men? Hat in dieser verführerischen Welt das Laster ihre Tugend abgewürdlget? Ach! So r mdchte ich mein Gedächtnis), iede Verzögerung t meiner Reise verwünschen! Warum bangen doch e Misere Entschliessungen von Kleinigkeiten, von ri Zu- ein Originallustspiel. r- Zufällen ab?—Johann, nicht wahr, meine Reise war nicht so ganz umsonst? Ich habe manche Thräne des Elends verwischet? Johann. O gnädige Gräfinn, ganze Schaa» ren getrösteter Wittwen und Waisen haben uns tausend Segen auf dem Wege nachgerufcn. Gräfinn. La, das haben sie; es jauchzt mir das Herz! Und ich bin so gecilet, das klei» ne Mädchen zu retten! — (Senkt -en Ropf.) Man hat noch nicht aufgetischt! (Sie sezt sich.) Johann. Eure Gnaden, Vie Unbekannte — Gräfinn. Ich »null Sie um Vergebung bit¬ ten. Ich verliere mich oft in meinen Betrach¬ tungen. Wenn ich doch die Tochter der Le» stvrbcnen Freundn n finden könnte — Da ist doch der verwünschte Brief! — Hören Sie selbst! (Sie liest.) Eine Sterbende, die vom Himmel und Erde verlassen zu scpn scheinet, bittet um ihren Schutz— (Sie springt hastig auf, wischt entschlossen dieThränen aus dem Auge. Sie sagt jedes Wort mit einem auf¬ fallenden Ton.) Eine Sterbende — Eine Sier» bende — bittet — Mich — Mich! Die ich ganz Gefühl bin — Und bittet mich für ihre Toch¬ ter— O wo ist doch das Mädchen? — Mein Herz bfnet sich, ich muß sie umarmen, küssen, wie eine Tochter lieben — Johann. (Schleicht zu Theresia, die schluchzt.) Es ist die Gräfinn Sternau — Theresie. Sternau? — Gerechter Himmel! (Sie wirft sich -er Gräfinn zu Füssen.) Ich bin diese Tochter! Gräfinn. (Streckt die Arme aus, blickt sie plötzlich mit Erstaunung an, sieht nochmal die prächtigen Zimmer an.) Nein, Sie sind es nicht! - Meine Freundinn war arm, wider weinen Willen arm; sie war zu stolz, sill' einer K s Kreun» -D Die Rückfälle, Freundinn zu entdecken, zu spät Hab ich ihr Vertrauen erworben. Genug ste war arm, und ihre Tochter lst auch arm — Lheresie. Ich bin auch arm — Grafinn. Arm? (Zu Lsttchen.) Aus ein Wort! Sie scheint mir Zoffe zu sepn; Sie lebt vvn — Lsttchen. Ein Edelmann — Grafinn. Hält sie aus? Lsttchen. Er hat gute Absichten — Grafinn. Sein Alter — Lsttchen. Er ist in der Blüte der Jahre — Grafinn. (hastig.) Johann, laß Er vor^ah'- een - Reich Er mir doch geschwind die Hand, wir müssen gehn! Theresie. Aber gnädige Frau — Grafinn. (Die sich umwendet, und einen Blick der beissendsten Verachtung auf Theresie wirft, die darüber zur Bildsäule wird.) Ich bin irre gegangen! Johann! Geschwind die Kutsche! (Indern sie sich bey der Thürs zu¬ rückwendet.) Die Kreatur! (Sie eilt fsrt mit Isbann ) TLeresie und Lsttchen. (Staunen sich an.) Theresie. Ich bin versteinert! Lsttchen. So was sah und hbrte ich nie. Das Weib scheint mir verrükt. Tberesie. Ihr Blick — O welch ein Blick! Er fuhr wie cm Blitzkral in meine Seele. Was sagte dieser Blick alles! Welche Begriffe nimmt diese Dameron mir mit sich! Sie hält mich für eine verworfne Keemur. Ja das war das Donnerwort aus ihrem Munde. Ich muß ihr Nacheilen; ich muß ihr den Jrrthum bened» men, und meine Ehre vertheid«üen! Gustav. Ich finde Sie in äusserster Bewe» Aung — , Ths- ein Originallustspiel. Li Thereste. O mein Geliebter, eilen Sie, fuhr ren Sie mich — Gustav. Wohin? Thereste. O ich bin äusser mir! — Lassen Sie uns fliegen! — Die Dame — Iustav, Was gieng vor in meiner Abwescn» heit? Thereste. Hdren Sie, eine Freundinn mei* ner seligen Mutter besuchte mich unvermuther. Sie hat Briefe, die ihr meine Armuth schil» dern. Gerechter Himmel! Wir zögern zu lan» ge, führen Sie mich erst zu ihr; Sie sollen al» les wissen; — Sie hat Argwohn; meine Woh» nung, und meine prächtige Kleidung erregt häß« liche Muthmaffungen. Wie bin ich itzt diesem Haus und diesen Kleidern gram! — L ich muß fort! Wenn die Dame in Gesellschaft von mir übel spricht — Ich beschwöre Sie bester Freund, retten Sie meine'Ehre! Gustav. Englische Thereste, mässigen Sie doch ihren Eifer. Was kann Sie beunruhigen? Thereste. DaS falsche Urtbeil der Welt. Ach! Wie bin ich unglücklich! Warum habe ich doch Hülfe angenommen; hätte ich nicht stie» ker — Gustav. Sprechen Sie nickt aus, Sie be» leidigen die Rernigkeit meiner Absichten- Thereste. So lassen Sie uns eilends die Dame belehren! — Führen Sie mich hin — Gustav. In diesen Umständen — Der» Lammt — Thereste. Sie zaudern! O ich wünschte Flü» z,l zu haben — Gustav. Was bekümmert uns das Urtheil vielleicht eine» närrischen Weibes? — 22 Die Rückfälle, Theresie. Sie war die Freundin» meiner Mutter. Die sterbende empfahl mir Sie. Rei- cheii Sie mir die Hand ! Fort zu ihr — Gustav. Ich habe wichtige Gründe, mich itzt solchen rauschenden Strcithändeln zu entziehen. Ich will lieber unsere Abreise beschleunigen. (Er eilt ab.) Theresie. Er verläßt mich t'n einer tddtli» chen Unruhe?— Meine Ehre muß gerettet seyn! — Wenn ich nur wüßte wo die Gräfinn wohnt. Ich muß sie durchaus noch einmal sprechen.' — Wer kommt? Lortchen. Unsere schdnc Nachbarin» — Sechster Auftritt. Baroninn Weismthal, Vorige. Baroninn. Gehorsame Dienerinn! Ich sehe wohl, daß ich zuerst die Bekanntschaft machen muß. Sie leben so eingezogen. Nur auf der T-eppe begegnen wir uns. Ich tun gewohnt mit meinen Nachbarn in Freundschaft zu treten. Theresie. Sie beehren mich ungemein. Stühle! Baroninn. Wie unterhalten Sie sich ? Schläft rig genug — Theresie. Ich mißkenne die Langweile — Baroninn. Und doch sehe ich wenig Besuche Key Ihnen. Leym Fenster sah ich heut, wenn ich nicht irre, einen gewissen Nitter — Theresie. Kennen Sie ihn ? Baroninn. Ob ich ihm kenne? Ich zählte ihn einst unter meine Freunde, und beklage sein Schicksal — Theresia. Beklagen? ein Ongmallustspiel. -z Naromnn. Wissen Sie denn nichts von so manchem Unglücksfasse, der ihn trefft? ^Häresie. Sie erzählen mir Neuigkeiten. D sagen Sie, sagen Sie mir alles! Baroninn. Er hat eenen Prozess verloren, wodurch ihm das ganze Vermögen seines Vaters akgesprochen wird. Dazu kömmt now, daß der Ritter galant und prächtig lebte. Mit einem Worte, es bleibt ihm kein Weg zur Rettung über, als entweder eilends aus dem Lande zu weichen, und den Klauen ungestümer Gläubi» -er zu entwischen ; oder sich ganz der Willkür eigensinniger Verwandten zu überlaßen, die ihm ganz natürlich unangenehme Gesetze vor« schreiben. Unter andern ist eine Heurath mit einem reichen Fräulein im Werke, wodurch sie ihn retten wollen. — Aber mein Fräulein, Sie werden blaß — Sic zittern? — Bin ich etwa unbescheiden? Komm ich zur Unzeit — Theresia. Ach! Ich bin unglücklich ! ErlE ben Sic, daß ich den Besuch abkürze. Ich habe Ruhe ndthig. Nur noch ein Wort, eh ich Sie verlasse. Sagen Sie mir, wissen Sie nicht die Wohnung der Geäfinn Sternau? Laroninn. Sie meynen doch die Tante des Ritters? Theresia. Tante? Entsetzlich! Ein Licht geht mir auf! Geschwind ihre Wohnung — Laroninn In der Säulcngaffe im großen Gebäude an der Ecke. Das ist ein wunderbares Weib. Ich könnte Ihnen von ihr ausscrordent» liehe Dinge erzählen; aber ich sehe, daß Sie sich erholen müssen. Sie nehmen vermuthlich grossen Antheil an dem unglücklichen Schicksal des Ritters. Theresia. Ach! Na* B 4 r4 Die Rückfälle, Baroninn. Ich bedaure Sie von Herren. Kann ich Ihnen dienen; so befehlen Sie mit mir. Keinen Schritt weiter! Ich lebe hübsch Nach¬ barlich, und ohne Komplimente. (Sie geht ab.) Theresie. Da steh ich mit beklemmten Her» zcn! Donner auf Donner! L Gustav! Arme Lhrrefle! — Er ist unglücklich! Jzt klären sich alle Rächfel auk. Er will auf das Land; er will nicht die Gräfin« besuchen; heimliche Der» mählung — Vermuthlich wollen seine Anver» wandten eine andere Verbindung. Welches Licht!— Ich will ihn vom Verderben reiten! Ich will die Bande der Liebe zerreissen, ihn sich selbst, seiner Verwandschaft wieder geben! — Schwerer Kampf! O Herz! Welch ein blutiger Sieg! — Ich muß, ich will zurGräfinn eilen! — O Herr, wie du pochst! — Erst ein wenig Rude — Ein Lebewohl an dich Gustav — Mei» ne Thränen— Ich muß fort! Gustav lebe wohl! (Sie r^eht fort. Lottchen schluchzt ihr nach.) Ende des ersten Aufzugs. Zwcyter Aufzug. (Ein Kabinet , worinn die ganze Einrichtung die mannigfaltigen gelehrten Beschäftigungen des Be¬ wohners verräth.) Erster Auftritt. Graf Orlolan, Gustav. (Vrtolan stzt in einem Gewühls von grossen zerstreuten Folianten im Schlafrock. Gu¬ stav trit mit einiger v-legenheit ein.) Mr» ein Qngmallustsfiiel. s§ Gvtslan. (Ohne aufzufehen murmelt einerr Tert aus einem Buche.) Gustav. Gnädiger Onkel- Grtolan. Diel Kopf! In der Thal ! Jedes Wort hat attisches Salz! — Gustav. Gnädiger Herr — Drtrlan. (Indem er aufbliEt.) Ah! Nest» fe!— Näher Herr Ritter! (Er mißt ihn vom Ropfo bis zu den Küssen.) Groß iS er gewacht sen! Meiner Seele, recht groß! Ich hätte chn bald nicht mehr gekannt. So ziemlich wohl gebildet! Hm, Hm! Viel von seinem Vater ! Er kann stolz sepn auf meinen Biyfall, denn ich bin ein Kenner! Mein Urtheil gilt so viel als tausend! — Zug vor Zug , wie sein Later! Aber wie ich höre, die Sitten, die Sitten — Auch wie sein Vater! Der gute Lappe ver» schleuderte unsinnig sein Geld, und starb fast als Bettler. Wie steht es mit seiner chimärr» schen Erbschaft? Gustav. Ich war so unglüklich drn Prozeß zu verlieren — Grtolan. Desto kesser! Was hätte Er denn mit dem Gelde gemacht? Natürlich wie sein Vater verschwendet. Was denkt Er itzt zu machen? Will Er als Ritter stecken? (La» chelnd.) Ich höre, daß Er seine Lrdensgcsetze nicht recht mit der Brille gelesen )at; das Ge» lübde der Keuschheit wird nicht sehr Punkts lich gehalten ! Hehehe ! Dafür beobachtet er desto strenger das Gelübde der Armuth! Ha« haha! — Wenn mein Bruder nicht ein so geschworner Eisenfresser wäre, und die ganze Familie mit lauter Helden bevölkern wollte; so würde ich ihm so ein Lieblingsplc'nchen eröffnen. (Er springt auf.) Auf ein Wott im Vertrauen Reffe! Hahaha! — Vor einigen Monaten habe B 5 " ich 26 Die Rückfälle, ich eine artige Grille gcbrüttet. Sieht Er Nef¬ fe, ich bin zwar ein Mann in meinem schönsten Alter; ich könnte Weiber genug haben; könnte mit Fleiß und Anwendung ein Paar Dutzend Ortolane in die Welt schicken; aber die reizen¬ den. Musen fässcln mich allein. Iw habe drey The'ile der Erde durchkrcutzct; viele Wunder der Natur, auch gelegentlich viele Narren ge- sehn; izt will ich endlich im Schooßc der Wis¬ senschaften ausruhen. Nun fleht Er Neffe hab ich das Unglück jährlich einmalhunderttausend Gulden Einkünfte zu befltzen, wo aus damit? Gustav. Es gicbt tausend Wege — Grtolan Ja, da ist Er ein Meister! Eben darum will ich mich mit Ihm berathschlagen. Ritter, will Er das Werk der Barmherzigkeit bey seinemOnkel ausüben, und ihm die schwere Last erleichtern? Gustav. Gütiger Himmel! Ob ich will — Ortolan. Sein Diensteifer verspricht mir bald leert Säcke. Wie will Er denn das Ding angreifen Ich wäre doch neugierig — Gustav. Ich würde suchen mich und andere glüklich zu machen — Dktolan. Das wäre seine Meynung? Rit¬ ter, Ritter Er verspricht verdammt viel! Ich glaube Er hält nicht Wort.— Mein Freund, «nwenden, md verschwenden find nach meiner Logik verschndene Sätze. Aber gehn wir zur Sache. Bey meinem Plane sind ein Paar kleine Dedinaniffe : Testens — Gustav, ^ch erwarte fie mit Ungeduld! Dreolau. Zch habe den grösten Thcil meines Vermögens durch Adoptirung. Graf Sporn- fcld übertrug nir sein Erb mit der Bedingniß, daß ich seinen Namen meinem Familiennamen elnpropfen soll Will Er nun guter Ritter nurn Erve ein Originallustspiel. -7 Erbe seyn; so muß er den Titel Spornfeld und Ortolan annehmen. Wird Er so ein Paar Wört'- chen schleppen können? Gustav. Eilen Sie nur geschwind zum zwey« ten Punkte — Ortolan. Schön Neffe! Er ist gelehrig, das gefällt mir. Jzt kömmt so ein Pünktchen — Heheye l— Sag Er mir lieber Neffe, wie steht sein Herz? Für einen Ritter ist zwar die Frage sehr verfänglich. — Er lächelt? Galanterien, Lugendstreiche gehören nicht in die Hauptrech» nung, — Ich frage, giebr es keine ernsthafte Verbindung? — Er stokt — Ja, steht Er Nef» se, frey muß Er seyn, denn ich null Ihm sein Heldenhandwerkabnchmen, und ihn ohne Gnade zum Ehemann wachen. Freylich nurd mein Bruder rrschreklich lärmen; aber waö schirt mich das, ich habe meine Lieblingögnlle. Was sagt Er Ritter? Will Er mir und meinen hum derttausend Gulden Einkünften zu Liebe ein junges, schönes, frommes allerliebstesMädchen heurathen? — Lzt kurz, red Erl Will Er? — Er schweigt — Gustav. Herr Onkel— Ortolan. Er hat Bedenklichkeiten? — Ge¬ horsamer Diener, Herr Ritter, wir haben ausgeredt. (Er sezt sich wieder, und liest weiter.) Gustav. Aber Herr Onkel— Ortolan. Ihm ist nicht zu helfen! Leb Er wohl Neffe! Gustav. Nur Bedenkzeit — Ortolan. Bedenkzeit? (Er steht sachte auf.) Co was kann man noch wohl bewilligen. Neft u, wie lang denkt Er wohl meine Geduld ru prm en? Eine Stunde, dächte ich, wäre genug — Und warum eine ganze Stunde? Wer will, will gleich. O L« Die Rückfälle, gleich. Also eine halbe Stunde wäre genug, M wenn er hübsch gefällig sehn wollte; und auch die drese halbe Stunde könnte Er mir aus Gnade Lm schenken, wenn erGehorsam kurz sagte, Herr Ne Onkel ich will!-- Geh nur kleines Närrchen, ' ich sehe wohl daß so ein Paar Jugendstreiche 8b aus deinem Herzen liegen. Geh Er, und nehm' ' Ec von allen hübschen Mädchen Abschied;* sag tue Er ihnen ein zärtliches Lebewohl, bis der Ma« ble joratherr zu Stande kömmt, dann mag Er thun, Au was Er will. Haben wir ausgeredt? Jzt geh sch Er im Frieden. Ich habe meine todten Freum fal de zu besuchen. Es erwartet mich Lwero, Se« bez neka, Aristoteles, und lauter solch? solide Män» ülu ner, dre in seine Gesellschaft Nicht taugen. In Ab einer Stunde sehen wir uns, oder nur sehen un uns nicht mehr! — Zum Wetter, es kömmt ihr mein Bruder; ich hör ihn schon auf der Treppe alt stuchen. Wenn ich auch entlaufe; so sucht Et mich auf. Neffe, kein Wort von unserm Pla- m l St! (Er drükt öenAnger aufden Munü.)! ZweyLer Auftritt. s» Oberst Casar, Vorige. Lasar. Feine Histörchen! Ich schäme mich 1 noch über die Gaffe zu gehn. Neffe, wenn du < nicht in vier und zwanzig Stunden die Stadt da räumest; so pack ich ein über Hals und Kopf. ' Alle Wetter! Willst du deine ganze Familie in M Schande bringen? Ich Läsar, Oberster seiner wi königlichen Majestät diene nun vierzig Jahre ' mit Ehre und da kömmt ein neugebartctes Rit» »n rerchen, und macht mich in allen Gesellschaften > erröthen. Das macht der verdammte Müssig« "" gang! ein Originallustspiel. 29 t!g, uch ide err cn, che nn' sag ka« in, ;eh an« Ze« in« In >en int >pt Et la- >-) ich du idt pf, in wr sre it» ^e« 'ig» gang! Was ich immer sage, Ritter fort auf die Galeere! Wider die Saracenen! Komm mit Lorbeer» wieder, dann bist du mein lieber Neffe — Greolan. Immer halsarecherische Entwürfe! Ihr Soldaten liebt nur Blut — Lasar. Tragen Sie auch ihr gelehrtes Vo¬ tum bey, Sie hochwerer Herr Bruder? Wir bleiben schon durch einen Familienfluch ewige Antagonisten. Seit wieviel Jahren liegen wir schon widereinander zu Felde! Eben recht, da fallt mir ein erzkomischer Besuch ein, den ich bey unserer hyvokondrischen Schwester m einer überflüssigen Stunde ablegte. Ihre zerstreuten Abwesenheiten des Verstandes beginnen mich zu unterhalten. Hundertmal vergaß sie, daß ich ihr Bruder bin. Bruder, was machen meine alten Bekannten? Graf Spielfeld — Grwlan. Der arme Teufel ist sehr krank! Lasar. Krank? Desto besser, desto besser! Grtolan. Besser? Ich sage ja, daß er krank lsi! Lasar. Und ich wiederhole mein Destobes» ser! Stirbt er; so ist alles Uebel vorbey, und sterben müssen wir doch alle. Was macht denn die uralte Dornheim ? Mrrolan. Sie ist lebhaft wie ein Hirsch! Lasar. Schlimm, sehr schlimm! Grtolan. Und die Ursache, wenn ich bitten darf -- Lasar. Weil ste noch vielleicht manches Elend fragen muß. Wo ist doch ivr Sohn hinge» kommen? Ein allerliebster Bursche! Grtolan. Er hat mit seinen Ausschweifun» gen den Dienst verloren. Lasar. Auch gut! So darf er nicht mehr un elender TinteMeker seyn- Der Imme dätt ZS Die Rückfälle, te zum Soldaten getaugt; aber hörte man mich? Zrem Wetter! Ich sehe es den Leuten gleich an der Stirne an, wozu sie taugen. Zum Verspiel unser Neffe, hat so Etwas, so ein gewisses Kennzeichen! Ich lasse mich hängen, wenn er unter meiner Anleitung nicht ein Alexander wird, Orrolan. Ein artiger Lehrmeister, Hahaha! O die spartanische Heldenschule! Lasar. Gelehrter Schnikschnak! Neffe, wer! auf den Pedanten nicht'; er hat keine Empfin« düng der Ehre! Er trinkt Wasser, lächelt kein Mädchen an; versteht sich nicht auf die Fuch¬ tel, und weis nicht, was ein Repik ist, mit einem Worte — Orrolan. O Herr Bruder Julius Läsar, Sie verachten mich, weil ich keine Ausschwei-^ fung liebe — Lasar Ich beschütze Nicht Ausschweifungen; aber Leidenschaften müssen wir Menschen haben! Donner und Wetter! Ich fodre Gefühl. Dir Leidenschaften sind beym Herzen, waö dreWiw de und Segel bey den Schiffen find ; man bleibt sonst auf einer Sandbank unthätig sitzen. Ein Soldat besonders muß Ehr und Liebe im Her¬ zen haben; die Ehre macht ihn tapfer, und die Liebe menschlich. Folg nur mir nach Neffe, und ich führe dich mit Lorbeer» — Ortolan. Zum TollhauS! — Lasar. Gehorsamster Diener Herr Bruder! Die Gelehrten haben allzeit daSssn^ prZelentan-; im TollhauS erblich! Neffe, folg meinem Rath, weil wir eben zu Lande keinen kriegen« scheu Zeitvertreib haben ; so drene zur See! Das erste Türkenschiff, das dir begegnet, ist re ne Arbeit. Klammre dich kühn an, ersteig das Verdeck, haue die Hunde tauseudweiS zusam« men, ein Originallustspiel. 3» men, und kehre siegreich mit Kundert Türken- schedeln und zwanzig Roßschweifen zurück! Das ist mehr Ruhm, als wenn du gelehrten Staub im Büchersaale deines Onkels verschluckest, un» eine Mllzsucht eroberst. Ortolan. Wir haben ausgeredt. Neffe, Du weist meine Bedingnisse! Ich erwarte deinen Entschluß. Cäsar. Ich wollte fast die Hauptsache erra» then. Hat Er dir nickt ein Weib vorgesckla» gen? Du lächelst? Neffe, so wahr ich dein On¬ kel bin, ich rede im Ernst, wenn Du heurathest; so schaue ich dich nicht mehr an. Ein Mann ge¬ hört zu dem Weibe, und hat nicht, mehr Zeit, für die Ehre zu arbeiten. Bedenk Junge, was soll ein Held mit dem schweren weiblichen Ge» päcke macken? Laß uns nickt darauf denken, die Dummköpfe und Haasenfüffe mögen die Welt bevölkern, uns winkt die Unsterblichkeit! Ortolan. Neffe, itzt bist du wie Herkules auf dem Scheidewege. Da lächelt dir rin hüb» scheSMädchen mit einerreichen Erbschaft! Dort winkt dir das blutige Schlachtfeld. Wo gehst du hin? Cäsar. Links oder rechts? Muth Junge! Wo aus? Gustav. Er geht nicht links, nicht rechts, sondern wählt die Mittelstrasse. Ich fodre Ve» denkzeit! Ortolan. Merkur;! Denn ick will meine Geschäfte vollenden. Es liegt mir sehr am Her¬ zen, meine Familienangelegenheiten in Ordnung zu bringen. Cäsar. Eine kleine Bedenkzeit mag gelten. Aber alsdann dringe ich ernsthaft auf eine Ent» scheidung. Es kann mir als Onkel nickt länger gleichgültig bleiben, wie mem Neffe lebt. Be¬ stimmt Z 2 Die Rückfälle,- stimmt er sich Nicht selbst; so wird mall wissen- ihn zu leiten, oder man überläßt rhn dem Um gefähr^ Wir sehn uns- (Er eiir fort.) Vrtolan. Gustav, ich rede itzt freundschaft« lich; überlege reif jeden Punkt, den wir der vorlegten. Fühlst du bey dir einen vorzüglichen Hang zumKrchgößande; so erfülle deine Pflicht, ich will dich nicht zwingen; überlaß dich der Lei'' tüng meines Bruders. Glaubst du aber im Li« vilstande in den Annehmlichkeiten des häusli¬ chen Lebens deine Glückseligkeit zu stnden; so faß einen festen Vorsatz, und überlaß dich mir ganz. Du sollst mit meinem Schutze deinen Iweck erreichen! (Ergeht mit Zutrauen ab^ Gustav trennt sich mit Verbeugung, und trit durch die Mittelthüre ab.) Dritter Auftritt. (Ein Saal im Hause der Gräfin» Sterna».) Widerhall, Greis - hernach die Baro- nmn Weisemhal, (zulezt) die Glasil!« Srernau. Greif. O auf die Gräsinn dürfen wir gewiß eine Stunde warten! Wiederhall. Es sicht ihr ähnlich, daß sie unsere Gegenwart vergißt; diese Kleinigkeiten laß mir über, und eile zu deinen Aufträgen! — Wir sind gelegentlich allein. Auf ein Wort im engsten Vertrauen! Erne gutverabredete Rolle est leicht zu spielen. Greif. Ich glaube, wir ackern bey Gustav auf undankbarer Erde — w'-derhall. Undankbarer Erde? — Greif, ich verzeihe dir dreien voreiligen Ausdruck. Du hast ein OnginalluMel. ZZ hast nur halb meine Triebfedern eingesehem Das Glück hat uns beide unmülterlich enterbt; du und ich, wir sind die jüngsten von zwey ar» men Familien , die uns mit morschen Titeln susstatteten. Laß uns durch Industrie unser Schicksal verbessern« Wir arbeiten für meme Stiefschwester die Varoninn von Weisentyal; sie ist eine reiche, schöne, junge Wittwe, die uns beide täglich Mit Wbhlthaken überhäufte Nicht nur die Erkenntlichkeit, sondern auch die Hofnung künftiger Belohnungen muß uns beide thätig aneifern, ihr einen ausgezeichneten Dienst zu leisten — Greif« Der ist — wiederhall. Ihr den treulosen Ritter rvie» der zuzuführen. Greif. Aber wie werden wir diese Widersinn lügen Charaktere vereinigen? Sie liebt das Geräusche der grossen Welt, ist lauter Lcbhaf» tigkeit, und er sucht schmachtende weinerliche Mädchen- die wie Täubchen girren—- ryiederhäll. Ich lache seiner Grille« Gustav soll eine Gattin» haben, die ihn zum Geräusche zurückführt« Er ist ein Bettler, sie kann durch ihren ReichthuM ihtt wieder der grossen Gesell» schäft schenken. .... Greif. Das Meiste Muß sie selbst — wieüerhall. Sie als eine Dame kann nicht wehr thun, als sich gefällig Machen; sie be¬ darf solcher Freunde, die ihr alle Schnitte er» leichtern, damit sie niemals die Glänze der Wohlansiündigkeit verlezt. Greif. Ich fürchte die Widetspänstizkeit des Ritters — WLederhüll. O wir wollen ihn geschmeidig Machen. Seine Bedürfnisse wachsen täglich«« Uns Glücksrittern sind kühnere Streiche erlaubt». L Mei« s 24 Die Rücksiille, Meine Schwester hat nicht zu wissen, welcher Mittel wir uns bedienen, sie zu beglücken. Sie erscheint als Heldinn; wir spielen in der Ferne ihre Vertrauten, und bringen durch heimliche Räder die ganze Maschine in Bewegung. Greif. Ich sehe viele Wahrscheinlichkeit. Der Plan kann gelingen; nur — Wiederhall. Du bist sehr ungelehrig! Hör mein System: Ich setze den Ritter in äusserste Verlegenheit, empör auf eine Zeit seine Der« wandte, reize seine Gläubiger/und öffne ihm LaS einzige reizende Zusiuchtort das Herz einer Geliebten, die so viele so alte Ansprüche auf seine Dankbarkeit hat, und die nach so vielen empfangenen Beleidigungen noch gütig und lieb« reich genug ist, ihm zärtlich die Hand als Gat- tinn zu reichen. Hm! Gress, was däucht dir von diesem Meisterstückchen— - Greif. Still! Sie kömmt! Wiederhall. Bcainnc dein Werk! Eil! Ich will meine Schwester mit guten Aussichten trösten. Greif. (Schleicht fort. Die Laroninu von Werfenthal eilt herein.) weifentbal. Wie geht alles? wiederball. Nach Wunsch! Gustav ist ganz suk meiner Seite. Ich bilde will? nach seiner Grille, und spiele den strengsten Moralisten. Schwester, ich führe dich mit vollen Segeln in Len Haven. Weisenchal. Aber sein Hang zur schwerfäl' liaen Weltweiöhkit — i Wiederhall. Ist eine ephemerische Phantast! -die eben so rasch verschwindet, als sie geboöreN ward. Es ist im Grunde eine blosse Grimasse/ die er seinem pedantischen Onkel nachbäuchelt. ! Di Noth bricht Eisen; er hofft durch seinen i Lnkel die ungestümen Gläubiger zu besänftigen. Wei- ein Origi^llustspiel. 35 ! wersenthal. Ich sehe zwar ziemlich lies in deine Gedanken, doch macht mir der Erfolg ! nocb bang. Wiederhall. Gustav ist ein junger feuriger Mann, der in der Gesellschaft des jungen Adels sich alle artigen Thorheiten so angewdhnt, so c> zur zweyten Natur gemacht hat, daß ich ein r -Pfuscher in meiner Menschenkenntniß seyn will, « wenn nicht alle Spinnengewcbe der Philosophie I alle Augenblick zerreissen. O Laß mir die e Sorge — Aber wer stdhrt uns? Endlich kömmt s' die Gräfinn — mit einem Buch l Dacht rchs a doch, sie habe unser vergessen. » Gräfinn. (Die auffährt ) Ha ! Sie sind da? Ich wollte Sie diesen Nachmittag besuchen. r Welsenthal. Und wir warten schon eine. Viertelstunde hier. Gräfinn. Sie vergeben! Ich erwarte ganz ch ruhig meinen Bruder, der angekommen ist. i. Ich habe mit ihm daS Heurathsgeschäft unsers n Neffen lN Ordnung zu bringen. Weisewthal. Heurathsgeschäft? Gräfinn. Das ist der Präliminarartikel UN» ,j serer Versöhnung. Ich habe bisher von meinem Il Neffen keinen Besuch angenommen. Doch mein g. Bruder der Graf Ortolan stiftet diese Aussdh» in rmng durch die Heurath unsers Neffen mit der Tochter deö Baron Welser. ih Welsenthal. Welser? — Hören Sie Baron — (Sie winkt.) ßi wrederball. Aus der Heurath wird nichts l cN Gräfinn. Ich erwarte meinen lieben dienst» fe, fertigen Welser alle Augenblicke — Und seht it. doch! Da kömmt er selbst mit seiner unverglklch» en Uchen Tochter! !lb C 2 Vier- z6 Dre Rückfälle, Vierter Auftritt. Baron Welser, Fräulein Dorchen, Vo- rige. Dorchen. (LeymEmtrr't.) Papa, Sie eilen doch zu sehr — Welser. Komm nur Dorchen! Es wird al» les sich geben. Ihr gehorsamster ergebenster Diener gnädige Frau! Ich bin au? ihren Wink geeilet, soviel es mein Alter zuläfit. Ich habe die Ehre Ihnen mein Mädchen aufzuführen — Dorchen. Gnädige Gräfinn, Sic kennen schon vcrmuthlich meinen dienstfertigen Dater; ohne weiter mich oder meinen Bräutigam zuzu» bereite^, schließt er Verbindungen. — Ihre ge¬ horsamste Dienerin» Frau Baroninn, ich sah Sie schon lange nicht — welftr. Ich bin entzükt. Sie wieder zu se¬ hen! Wir begegnen uns selten; kein Wunder, denn wir Leute sind an die Galeere der Ge» schäle geschmiedet, und müssen ganz derartigen Welt entsagen. Ein Bote vom Hofe giert dem andern dieThüre in die Hand. Wir haben das Vertrauen. Ah! Herr Baron, wie befinden denn Sie sich? Grastmr. Mein lieber Welser, auf ein Wort im Vertrauen!— (Sie sichre ihn vor.) Was wollte ich doch sagen?— Augenblicklich fiel eö m,r wieder aus — Welser. O gnädige Gräfinn befehlen Sie Tag und Nacht mit ihrem ergebensten Diener. Lch habe erst gestern mit dem König von Ihnen gesprochen. Seine Majestät fragten mich um alle Umstände ihrer Familie- Wie steht eö we» gen ein Oritzinallustspitl. 37 gen des angenehmen Planes gnädige Gräflnn — Ich mcpne die Hemath meiner — Gräfinn. Glücklich erinnern Sie mich. Das wollte ich Ihnen eben sagen. Sie kommen ganz gerufen, denn die Sache findet keine Hindernisse. Welser." Sie entzücken mich. Dorchen. Aber nicht so eilig — Welser. Das weis ich besser! Laß mich ma¬ chen Kind! Gräfinn. Wie, wenn Sie gleich meinen Bruder besuchten — Welser. Ist er schott hier? O so eilen wir! Mädchen, die Hand! — Gnädige Gräfin« ich empfehle meine ganze Familie in ihren Schutz. Wir eilen spornstreichs. So was fodert Eile. Dorchen. Aber Papa — Welser. Fort Kmd! — Gnädige Gräfin«, ich werde in einer Stunde wieder aufwarten. Frau Baroninn, Herr Baron ihr ergebenster Diener. Ich bitte mir die Ehre ihres Besuchs aus! Ganz unterthänigster Knecht! Welsenthal. Bruder, laß uns tbätig seyn! — Frau Gräfin», Sie find mit Familienge» schäften beladen, wr werden ein andersmal > den kleinen Handel wegen der Juwelen vorneh¬ men. Ich werde fie besehen. Gräfin». Juwelen? Eben erinnere ich mich! Ich habe fie schon voriges Jahr an emen Juden verkauft — Warten Sie — Welsenthal. (O-e dem wiederhall zulä- chelt.) So ddrfen wir sie nicht erst verkaufen. Gehorsame Dienerin»! Die Gräfin« denkt plötzlich nach, und bleibt in Gedanken stehen. Weisenchal. Sie hört UNs Nicht. GkhN wir. (Sie schleicht mit -em Baron fort.) Tz Fünf- 38 Die Rückfälle, Fünfter Auftritt. Grasinn Sternau, Fräulein Theresie, hernach Qltolan. Grä'finn. Oder habe ich meine Juwelen wie« der erhalten? — Ich weis in der Tyat nicht mehr— ES lst mir wie ein Traum — He Jo» Hann! — Sieh Er doch nach! — Meine liebe Frau Baroninn — Theresie. (Die hereinstürzt.) O gnädige Gräfi-.n, ich beschwdre Sie — (Tie kniet nie¬ der.) Gr-Unn, Gleich, gleich.' Warten Sie nur,' Ich suche in meiner Schatule! Theresie. Meine Ehre, meine Tugend — Grafinn. Im Augenblick— (Sie eilt fort.) Theresie. Ach! Sie will mich nicht hören; wie bin ich gedemüthiget! (Sie kniet, und schluchzt.) Gerechter Himmel-^ Grtolan. (Der hereineilt.) Endlich liebe Schwester— Wer ist zugegen? — Em allerlies» steS Geschöpf!— Sie weint— Was fehlt Jh', mn mein Frauenzimmer?— Wen hab ich tue Ehre zu sehen?— Welche holde Züge! — Ste» Heu Sie doch auf! — Weinen Sie nicht; kann ich Ihnen irgendwo — Theresie. O wer Sie immer find, kennen Sie die Gräfin» ? Ortdlan, Die Gräfin» Sternau? Sie ist meine Schwester-— Theresie. Ihre Schwester? — Gnädiger Herr; ich bitte Sie um ihren Beystand in einer gerechten Sache. Die Gräfin» har einen fal« scheu Argwohn — Ortolan. O das ficht ihr ähnlich! Ich will Nachdrücklich für Sie sprechen. Worinn — Sie de- ein QrkginalluMel. 39 bezaubert mich! Welche Anmuth, welcher Reiz! — Mein schönes ckmd stehen Sie doch au', ich Sirte, und trocknen Sie ihre Lhränen. — Ich Sin zur Unzeit hicher gekommen; (Er trocknet die Stirne.) Bkh Gott! So was fühlte ich nie — Gräfin», (die einen Schmuck lächelnd be¬ trachtet, und herzueilt.) Da hab ich den ver« wünschten Schmuck wieder gefunden; ich hatte geschworen — Ortslan. Willkommen liebe Schwester! Gräfin». Bruder, du überraichest mich an» genehm. Wer ist denn hier?— Seh ich recht? Wie kömmst btt zu dieser Gesellschaft? Grrolan. Ein Ungefähr — Theresie. L gnädige Gräfin«, hören Sie Merne Bitte — Gräfin». Verschonen Sie mich; ich will durchaus nichts wissen, nichts hören! Gehn Sie wieder, leben Sie wohl! Ortslan. Aber Schwester! Ich hätte doch von deinem guten Herzen vermuthet — Gräfin». Bruder, in diesem Geschäfte ver» Sitte ich alle Vorstellungen — Theresie. Hören Sie mich nur an Gräfin». Nun, so reden Sie! Ich weis schon voraus, S-e werden mir vorschwatzen, daß der Mensch, der Sie aushält, Sie heura- then will. Mit diesen zuckersüssen Worten las« sen fich unerfayrne Mädchen von ihrer Gattung bethören. O ick kenne die Welt! — Aber re¬ den Sie nur; sagen Sie mir Len ganzen Ro» man! — Ich bitte so kurz, als möglich— Bru« der, bald hätte ich vergessen, daß Welser hier war. Er wird dich besuchen. Also wie ists nut , Ihnen? — Ich Bruder, hab ihm bereits mei« «e Einwilligung gegeben. So wird alles mit L 4 UN» 4« Die Rückfälle, unsrem Neffen in Richtigkeit gebracht. Nach der Hochzeit darf er mich besuchen; eh will ich ihn durchaus nicht sehen! Der Bursche soll Sit- ten lernen. Geh geschwind, laß den wackern Welser nicht warten! — Daß ich doch meinen Schmuck so lang in der Schatule vergaß! (Sie blickt die Steine an, und eilt voll Vergnügen fort, ohne sich umzusehen.) Ortolan. He Schwester! — Ihre gewöhn¬ lichen Zerstreuungen! —- Mein schönes Kind! — Sie ist auch ganz in ihM Schmerz versenkt; — Sie nimmt mich zu ihren Vortheil ein; — Es ist bloß Mitleid! — Sie hat so etwas, so etwas — Ich ärgere mich fast über mich selbst! — Ich muß nur gehn. Aber eine unbekannte Regung fassest mich hier an — Mein schönes Fräulein, möchten Sie nicht die Güte haben aulzustehen, , und sich niedersehen. Sie scheinen mir schwach Was fehlt Ihnen denn? Theresia, Ich bin zu beklagen — Ortolan. Wem gehören Sie gn? Theresia. Niemanden --- Ortolan. Wo sind denn ihre Eltern? Theresie. Ich bin eine verlassene Waise — Ortolan. Wovon leben Sie? Theresie. Ach! das schmerzt mich eben — Der Verdacht — Aber ich bin unschuldig — Orcolan. Nun endlich kömmst du wieder Schweller! Ich bitte dich um Menschlichkeit; tröste doch dieß arme Kind — Gräfin«. Laß mich allein mit ihr; ich will sehen, was ich für fle thun kqnn, Ortolan. Sie hat meine ganze Huld! Die Unschuld ihrer Sitten ist auf der Stirne ver¬ zeichnet. Du weißt, daß ich ein Kenner bin; ich habe mich in meinem Leben nicht geirrt. Mein Md, fassen Sie Muth; ich nehme Sie in mei¬ nen F' kin Originallustspiel. 4k nen Schutz. Aber Welser wartet vielleicht mei« uer — Schwester ich empfehle dir besondere Güte! (Bey derThurc kehrt er wieder.) Mein Fräulein, Sie find m guten Händen. Sem: Sie ruhig, ich werde Sie mir Vergnügen wie« der sehen. (Mit eimgem swMis entfern: er¬ sieh.) Gräfin«. Hahaha! kenne meinen Bru- ' der fast nicht mehr. Ich glaube die Stoa wankt. Hahaha! — Mamsel, treten Siezu mir, und antworten Sie mir kurz und bündig; ich will bloße Wahrheit! Theresie. O gnädige Gräfin«, ich danke für diese Güte, daß Sie mich anhdren wollen. Ich beschwöre, daß ich unschuldig bin — Grafinn. Ich will ihren Versicherungen glau« ken. Vielleicht kommen ihreFehltrtte nur aus Unwissenheit — Theresie. Ach! Sie klagen mich an, und ich weis keinen Fehler — Grafi««. Wo wohnten Sie seit dem Tod ihrer Mutter? Theresie. Ich hake meine Wohnung nicht verändert. Grafinn. Eben das tadle ich! Theresie. Aber wo sollt ich denn wohnen? Gräfin«. Damit Sie sehen, daß ich aus Gü¬ te das Vergangene ganz vergesse, frage ich Sie vielmehr.' wollen Sie den Lrt augenblicklich l verlassen? Theresie. Ich will nicht mehr die Schwelle betreten ! Gräfin«. Schön! — Wollen Sie dem jun¬ gen Menschen entsagen? Theresie. Wir find bereits auf ewig "ge« trennt! Ich habe in meiner Wohnung den Ab« schikdöbrief zurückgelaffen — L 5 Gra- 4- Die Rückfälle, Grä'sinn. Unvergleichlich! — Wollen Sie Vey mir wohnen? Theresie. Ob ich will? O gnädige Gräsinn, ich werde die Grunde segnen — Grä'sinn. Kleine Schmäuchlerinn!-Sie ge» winnt allmählich auch meine Gunst — Haben Sie im Briefe bemerkt, wo Sie hingehn ? Theresia. Ich habe mit Bedacht diesen Um» stand nicht berührt — Gräsinn. Jzt machen wir also einen vldzli» chrn Abschnitt. Sie leben in Zukunft bey mir; wenn ihre gute Aufführung es verdient, werde ich an die Stelle einer Mutter treten. Hm, wollen Sie mich ein bischen lieben? Theresia. O ich wasche drese wohlthätige Hand mit dankbaren Thränen — Grä'sinn. Sie macht mich weichherzig. Kom» men Sie mein Schatz, ich werde Ihnen bey meinem Schlafgemach ein eignes Zimmer an» weisen. Sorgen Sie für nichts. Kleider, Tisch, Taschengeld, alles sollen Sie haben. Wischen Sie die Thränen ab! Was denken Sie von mir? Bin ich nicht eine recht wunderliche Frau? Theresia. O Sie sind mein Schutzengel — Grä'sinn. Komm meine Tochter! (Sie fuhrt Therssien fort. Bep -er Thüre bleibt sie stehn und sucht im Sack.) Wart Er Johann! (Sie nimmt oen Beutel heraus.) Da bring Ec der Wittwe — Theresia. Wen meynen Sie — Grä'sinn. Ach ich dachte Johann sey zugegen, er hat mich um Allmosrn für eine Wittwe ge¬ beten. zSie zeht ab mit Theresie.) ein Originallustspiel. 43 Sechster Auftritt. (Saal im Hause Gustavs.) Gustav, Hubert, hernach Lottchen. (Beide treten hastig redend ein.) Gustav, Verdammt! Hubert. Ader gnädiger Herr, ich — Gustav. Kein Wort! — Wenn ich nicht mei« ne Lieberer) verschont Hütte; so saß Er izt auf der Hauptwache, und sein Rücken fühlte — Hubert. Ich habe nur zu bemerken — Gustav. Verbot ich Ihm nicht alle Schlüge« reuen? — Ich steige auö der Kutsche, und wem Diener von einem Gewühle Menschen umgeben balgt flch wie ein Trddelweib — Hubert. Man müßte alle Emp-findung ver« läugnen, wenn man nicht zu Zelten — Gustav. Und waS war die Ursache? Hubert- Ich lief eilends — in ihren drin¬ genden, hdchstwichtigen Geschäften ; da stbßt em Sünftcntrüger so unsanft an mich, daß wir beide zur Erde fielen — Gustav. Und was folgt daraus? Groben Leuten weicht man — Hubert. Mit ihm hatte ich weiter nichts mehr vor; aber ein Lchnkutschcr brachte mich mit seinem unsinnigen Gelächter in Harnisch. Wlr kamen von Worten allmählich zur Thätig» keit, und da kamen Sie gnädiger Herr — Gustav. Vergißt Er meine Vorschrift noch einmal; so ist Er seines Dienstes entlassen! Wohl gemerkt! Izt zu meinen Geschäften — Hubert. Ich habe wichtige Neuigkeiten! — Ich gieng zur Theresie— Wo ist doch der Brief? (Er sucht.) Ich sprach mit der Zoffe— Wo ich doch 44 Die Rückfalle, Loch Lett Brief habe? (Er zieht Las Schnupf» tu cd hastig heraus, und schleudert ein Spiel Karten auf die Erde.) Gustav. Hab ich Ihm lucht scharf das Spiel untersagt? Hubert. Gnädiger Herr, es find Disttzet» jkl — Den Brief hab ich noch nicht überreicht? — Den hab ich gewiß im Kampfe verloren — Rein! Da ist er! — Graf Bann wünschte Sie kilends zu sprechen, er ist in wenig Minuten hier. Gustav. Gieb Er mir einen Wmk! Ich schreibe nur die Antwort in memem Kabinet. (Mr geht ab, indem er den Zrisf erbricht.) Hubert. (Der seine Karten einsammelt.) Aeberall führt ihn der Henker dazu! — Ahl Mein schönes Lottchen! Was brmgen Sie so hastig? Lottchen. Ich bin gelaufen — Subert. Aber nicht gefallen — Lottchen. Ich muß erst Athem holen Hubert. Bey Ihnen mein Schätzchen, vergesse ich auf meine Vorschrift. Wer kann bey diesen zwey spitzbübischen Augen auf die Moral den» ken? — Und dreß Grübchen im Kinne — Die artige "Hand, zum Küssen! — Ich muß Sie um« armen! — Der Botenlohn — Lottchen. So sey Er doch klug, ich schreye — Gustav. Was geht vor? Hubert! Auf der Stelle- Hubert. Gnädiger Herr, wir find Menschen, rrnd haben Rückfälle — Gustav. Was bringt Sie? Lottchen. Die Zimmerfrau ist in tausend Aengsten. Das Fräulein ist ganz allein ausge« gangen, und ist noch nicht wieder gekommen. Wir fanden einen Brief auf ihrem Tisch — Ich HW ihn b«sits dem Herrn Hubert gegeben — Zu» ein Qrigmallustspiel. 45 Lubert. Er ist überreicht — Gustav. Wo mag Therefle hingegangen seyn? Vielleicht hat sie sich in einer Kaufmannsbude verweilet. Ich danke für die Nachricht, Hier ist ein Geschenk! , Lottchen. (Dankt, und geht. Hubert werft ihr Russe nach, so oft ihn Gustav nicht be¬ merkt, und steht ganz gelassen, wenn ihn sein Lerr anblikr.) Gustav. Hubert! Hubert. Gnädiger Herr, bloße Höflichkeit! Man kann dock nicht die Achtung gegen das schöne Geschlecht vergessen. Da kömmt der Graf! Siebenter Auftritt. Graf Bann, Vorige. Dann. Mein lieber Ritter, ich stdhre Sie vielleicht? Aber eine dringende Angelegenheit zwingt mich, Sie um eine Erläuterung zu bit> len. Ich bin sehr beunruhiget. Sprechen Sie aufrichtig als Freund mit mir. In welcher Verfassung steht ihr Herz? Gustav. Ich habe allen Lhorheiten entsagt — Bann. Biel versprochen.' Gustav. Und viel gehalten! Sie sollen mich bald nrcht mehr kennen. Bann. Sic setzen mich in Erstaunung. Also »lle Schwachheiten hätten Sie abgelegt — Gustav. Und scheint Ihnen das unmöglich? Bann. Das eben Nicht; aber für Sie — Gustav. Sie glauben also — Bann. Gaben Sie auch der sanftesten edel» ßen Leidenschaft den Abschied? — Lch meyne der 46 Die Rückfälle, der Lieke — Sie schweigen? Mein Argwohn ist gegründet — Gustav. Ja Freund, ich lieke; aber eben dieser reinen Flamme hab ich die Rückkehr zur Vernunft zu danken. Bann. Wie bin ich unglücklich! Gustav. Durch mich? Bann. Vielleicht ohne ihr Wissen. Ich lie» be den Gegenstand, den Sie lieben! Gustav. Wär es möglich? Sv ein Zufall ist mir höchst unangenehm. Bann. Da ich diese Nachricht durch einen Zufall hörte, wollte ich aus ihrem Munde die Bestättlgung haben. Wir sind Freunde; aber rm Punkt der Liebe hört alle Freundschaft auf. Jedoch ich will mit Ihnen rechtschaffen handeln. Hören Sie meinen Vorschlag: Ich lasse Ihnen die Freyheit, alle Wege zu gehen, welche der Edelmürhigkeit erlaubt. Bewerben Sie sich um das Herz ihrer Geliebten, wie Sie wollen; ich von meiner Seite werde alles anmenden, die Gegenliebe meiner Gelebten zu erhalten. Graf, wenden Sie einen der gemeinen Ränke an, de¬ ren sich andere Buhler bedienen; so haben Sie mir Rechenschaft zu geben. Die Wahl unserer Schönen soll entscheiden, wer von uns beiden dec Glückliche seyn soll. Gustav. Edel gedacht! Ich gebe Ihnen mit diesem Handschlag mein Ehrenwort. Bann. Unser Geschält ist in Güte verhall', delt. Darf ich noch fragen, ohne unbescheiden zu seyn, wie See stehn? Gustav. Ohne Pralercy darf ich mir mit der Gunst meiner Geliebten schmäuchcln—- Bann. Wo lernten Sie das Fräulein ken» nen? Gu» ein Originallustspiel. 47 Oustav. Ich gieng spatzieren, gedankenlos schleuderte ich fort, und verirrte mich; als ich ein Noldes Kind erblickte, das mich entzückte. Ach! Rief ich, ich fühle, lch habe mich nicht nur verirrt, sondern verloren! — Line Gesellschaft tre nte mich; im Gedränge verlor ich meine Göttin». D.ey Monate suchte ich sie verge¬ bens. Ich glaubte sie zu vergessen; aber wer kann so ein Mädchen vergessen. Bann. Wo fanden Sie das Fräulein mit» der? Gustav. Ein Zufall führte mir meine Ge» liebte in die Arme. Eine Kutsche brach; das Volk eilte zu; ich stieg vom Pferd, und sah eine alte Frau, die mein kleiner Engel fübrtc. Lch drängte durch; bot eilends meine Hülfe an, und brachte die Mutter meiner Schönen zum nächsten Wundarzt. Niemand war thäti» gcr als ich. Lch schikte um meine Kutsche, und brachte Mutter und Tochter in ihre Wohnung. So begann unsere Bekanntschaft. Bann Sie erzählen mir Rärhsel— Meine Geliebte hat keine Mutter — Gustav. Sie starb — Bann. Ihr Vater — Gustav. Ist schon viele Jahre todt-— Bann. Der lebt! — Sie heißt — Gustav. Theresie — Bann. Tberesst ? O küssen Sie mich Freund, meine Geliebte heißt nicht Theresie, Sre sind nicht mein Nebenbuhler, ich liebe die Tochter des Baron Welser — Gustav. Nun verstehn wir uns. Sie ist meine Braut; aber mein Herz gehört meiner Theresie. Ich trete Ihnen feverlich ihr geliebt ' teö Fräulein ab. d Bann. 48 Die Rückfälle, Bann. Ich Sin in der Freude meines Her» zrns. Ich fliege zu meiner Geliebten. Graf, jausend Dank für ihre Nachricht. (Er eilt fort.) Gustav. Was doch mein Brief sagt? — Im* mer werde ich unterbrochen— „Daß ich Sie „ liebe, habe ich Ihnen oft freymüthig gestanden; „itzt nähert der Zeitpunkt, indem ich Ihnen die „ Uneiqennüzigkeit meiner Lieke beweise." — Göttliches Mädchen! (Er liest hastig , un- plötzlich stottert er.) „Ich verlasse Sie"— Gerechter Hmuuel! — Was les' ich hier? — Sie will mich verlassen? — (Er liest unruhig Weiter.) „ Ich habe den schweren Sieg Uber „ mich selbst erhalten; der Gedanke, Ihnen „Nuhe, Glück, Liebe der Anverwandten, Frey, „heit des Herzens wieder zu geben, war end» „lich stark genug, meine Abreise zu befehlen» „nigen. Leben Sie wohl, vergessen Sie mich, „seyn Sie glücklich; lieben Sie diejenige, die „das Schicksal bestimmt hat, ihre Gattinn zu „seyn. Wo ich immer bin, werde ich nie auf» „hören, zu seyn, ihre Thereste" — Welche Großmuth, und welche Grausamkeit zugleich! (Er wirft sich irr einen Stuhl.) Hubert! Hubert! Zubert. Gnädiger Herr — Gastav. (Springt auf.) Ich bin in Ver¬ zweiflung!— Ich muß eilen!— Ich muß sie einhoicn, zurückru'en, beschwören — Hubert — Hubert. Ich erwarte ihre Be'ehle — Gustav. Eil, flieg, meine Lheresie hat mich verlassen — Hubert. Kein Wunder! Das ist die Folge unserer strengen Grundsätze^ Gustav. Spür ihren Aufenthalt aus! Zudert. Ich emcm Mädchen nachspüren? Ich? Man muß Wein, Zank, Sprel und Weiber stic-' Yen —' Gu» (in Originallustspiel. 49 Gustav. Scherz zur Unzeit! Komm, jeder Augenblick wiegt Gold! Meine Theresie! (Er eilt fort.) Ludert. Ein kleiner Rückfall! (Er lauft nach.) Ende des zweyten Auszugs. Dritter Aufzug. (Tin Saal im Hause Gustav-.) Erster Auftritt. Gustav, Hubert, hernach Oktolan. Gustav. Ich will keine weitern Nachfor» > schungen! Ludert. Gut gnädiger Herr! Sie sind auch vergebens. Ich habe mir alle Mühe gegeben. Der Schweiß steht mir noch an der Stirne. Gustav. Ich will die Undankbare verges* sen!— Ich will mit dem ganzen weiblichen Ge« l schlechte brechen! — So meine Liebe mit Undank zu belohnen, und noch ihre schändliche Flucht mit scheinbarer Großmuth zu rechtfertigen! — Eie verdient nicht meinen Unwillen; ich will sie verachten, sie und alle Weiber wie Schlan* gen verabscheuen! — (Er wirft sich in einen Stuhl.) Hubert, aus meinem Beyspiele kannst du für dich eine Lehre ziehn, und ich wieder¬ hole dir meine Befehle, nie meinen heutigen Amtöunterricht aus dem Auge zu lassen! Ludert. Lch darf also Nicht weiter nachspü» ren? D Gu- §0 Die Rückfälle, Gustav. Nein! Hubert. Das dient mir zur Nachricht — (Will gehn.) Gesezt aber, es fände sich gele» geistlich — Gustav. Ich will nichts mehr hören Zubect. Hiebey läßt Mans bewenden. Ihr Onkel lärmet über die Treppe herauf. Gustav. Er mag kommen; ich kenne bereits seine Art. Grtolan. Daß die Pest diese Leute und ih» re Klagen— Aber Neffe!— (Er blikt ihn är¬ gerlich an, und kreuzet die Zande.) Schöne Geschichten hör ich in der Stadt. Kaum bin ich hier, trete ein wenig ans meiner Htudier» stube in die große Welt; so überfallen mich ganze Hauken Kläger wie Harppen. Da lärmt eine Hekatombe wütender Gläubiger um ?ah» lung, drohen meinen Neffen in Verhaft zu nehmen; dort wiederholt man noch tausend är« gerliche Histörchen von Zwepkä >pfen, die der Hof nur der Familie und der Jugend des Frcv» ters nachgeseüen hat; in allen glänzenden Kreü sen und Gesellschaften unterhält man sich mit deinen Nomanstreichen; die Witzlinge erzählen die Anekdoten deiner Ausschweifungen; und das alles muß ich moralischer Onkel gelassen hören, und spiele dabey eine recht wunderliche Figur. Neffe, haben Sie beschlösse» mir meine Reise recht lästig zu machen, und meinen besten Willen, den ich für Sie habe, zu vereiteln? — Sie und Gebieter ihres Schicksals Herr Neffe — ( Er sezt sih, und betrachtet mir Schärft sinne den Gustav.) Die Natur ist eine Lügne» rinn! Meine ganze untrügliche Kenntniß aller Menschlichen GestchtSzüae wird bev inm verei¬ telt. Welche vortheilhafte, vielversprechende Gestalt, und welch ein böses Herz! — Sieb Ec Re» ein Originallustspiel. 51 Rechenschaft Neffe von seinen Handlungen, wenn Er kann — Gustav. Herr Onkel — Orcslan. Ich will mich bemühen zu vergeh sen, daß ich sein Onkel bin! Wie Er sich selbst im Lichte steht! Was wird man bey Hofe den» ken? Das ist ein junger aufbrausender Thor, on dem nichts Gutes zu erwarten ist. Gustav. So hdren Sie mich doch nur an — Grtvlan. Ich will durchaus nichts mehr hdren, denn meine Ohren gälten noch von dem Geräusche, das Er erregt Ritter des blinden Glückes! Gustav. Herr Onkel begraben wir das Der» gangrne in Vergessenheit; beurtheilen Sie mich k nur nach meinen künftigen Thaten. Ich entsage i feyerlich allen jugendlichen Schwachheiten, und > werfe mich nach dem edlen Veyspicl meines e würdigen Onkels in die Arme der Musen — » Drrslan. Der Musen? — Neffe, umarme - mich! Ha! Ich habe mich nicht geirrt in dieser t Bildung. Ich kann stolz auf meine erlauchten t § Bemerkungen seyn. Halte dich fest an Mich, d j ich will dich in die Lorbeerhaine der neun al Schwestern leiten. An mir erblickst Du den e Mann, der seine weitschichtigen Kenntnisse auf e alle Gegenstände ansdehnt. Ich bin in jedem a Fache Meister. Schrtt vor Schrit folge mci» - neu Fußstapfen, und ich werde bald auf meinen Zögling pochen können. Laß uns überleacn, lieber Herzensneffe, welchen Zweig der Wissen» e» schäften willst Du zuerst bearbeiten? — Hast w Du einige sanfte Funken von der göttlichen l» Dichtkunst; oder haben die Geheimnisse der de Weltweisheit auf deinen erhabnen Geist Ein» Le stuß? — Auf dieser Stirne erblicke ich gewisse mystische Runzeln --Aber wer stöhrtuns? — D 2 O 5» Die Rückfälle, L der Feind aller Gelehrsamkeit mein Helden» süchtiger Bruder — Don unfern Planen kein Wort! (Er legt den Finger auf den Mu'd.) Wir sind Pytagoräer! Noch ein Paar Worte Hernach von unserm Familienplane — Zweyler Auftritt. Cäsar, Vorige, hernach Wiederhall. Lcksar. Eben recht Neffe! Ist die Fraa ent» schieden? Doch ich traue dir soviel Verstand zu, daß Du ganz auf meine Seite tritst. Das hab ich vorausgesehen, und schon alles eingciciret. Alle Anstalten zur Reise stnd getroffen! Gelt, was für ein unermüdeter Onkel ich bin! — Hbr nur den Glücklichsten aller Zufälle. Ich saölr müssig durch die Gassen, und begegne ei« mm alten Freunde, der eben im Begriff steht abzureisen. Holla denk ich, da kann unser müs« fige Neffe ganz gelegentlich aus dem faulen Stadtneste gebracht werden. War daS nicht sein?— Sie rümpfen schon wieder die Nase, Herr Seneka. Ich rede izt nut Gustav!-— Neffe, in vier und zwanzig Stunden kannst du die Reise zur Unsterblichkeit antreten! Lorbeer» erwarten dich! — Gleich fort, ohne viel Ge« Päcke! Der Held muß auf alle Nebenbedürf- Nisse mit Verachtung herabsehen. Oreslan. Ein Schwert, und einen Grau« schimmel, sonst braucht Sancho Pansa nichts quf die Reise — «.Lä'sur. Wer spricht denn mit deiner All« wiffenheit? Dem Himmel scv Dank, ich habe den gelehrten Plunder seit vielen Jahren im Felde ausgeschwizt. Ich kann nicht ohne Lachen auf den gelehrten Tand meiner Jugend zurück« se« ein OnginMustspiel. Zz sehen. Da träumte ich mit meinem närrischen Hofmeister von Atomen, von der Nilchstrassc; gleich hüpften wir auf alte Pedanten einen 20-- kratcs, einen Seneka, einen Aristoteles; im Nu waren nur bey Künstlern, die Ohren wur» den mir mir Guido und Raphael und hundert Farbenleckern betäubt. Ich schielte schon da» mals lieber auf einen Alexander, fuchtelte mit hem Degen herum, und jeder Stab ward mei» ne Flinte. Ortolan. Neffe, wir verstehen uns — Lasar. Hdr nicht auf ihn Neffe, er phanta» sirt dich von der Heldenstrasse weg — Ortolan. Neffe, ich werde dir meine Ent, deckungen von dem künftigen Kometen mit« »heilen — Läsar. Was weißt du von einem Korneten? Ortolan. Hahaha! Neffe, Kornet Hahaha! Fette Unwissenheit! Gustav. Hahaha! Lasar. Was soll das unsinnige Gelächter? Vermuthlich habe ich einen gelehrten Schnitzer gemacht- Zur Sache! Neffe, wirst du reisen? Nur geschwind; m oder nein? l Gustav. Sie sind sehr voreilig Herr Onkel! l Lasar. Alle Wetter! Voreilig? Ist es etwa ' »icbt hohe Zeit? — Bursche, die Jahre fliehen, ' und kommen nicht wieder. Es ist Aerndezeit! Ortolan. (winkend.) Wir bleiben bev« ' sammen — l Gustav. Sie wissen, wie ich denke — Lasar. Gehorsamer Diener! Ich glaube. ' »hr versteht die Diebessprache? Wir haben aus» c geredt. Ich sehe wyhl, aus meiner Familie n liegt der gelehrte Fluch. Zwey Mumien wer« n den sich bald im Büchersaale begraben, und ich werde nicht die Ehre haben, die Statue meines H 3 Nef« §6 Die Rückfälle, Neffen in einem Rittersaale prangen zu sehen. Geh Bube, du bist zum Skelet eines Natura» lienkabinets verhunzt. (Er lauft fort.) Wir sehn uns sobald rucht! Grcolan. Hahaha! Sein Unwille crgdzt Mich! — Ich wünsche dir Glück Neffe, über die» sen edlen Sieg. Bald will ich dich m das Hei» ligthum der Musen führen. Du bist ment Freund, mein Vertrauter, mein Erbe! (Er schlagt ihn auf die Achsel, und geht mit dem Gefühl seiner Grösse ab.) Ich will dich dem Troß der Profanen entreissen! Denn cch bin rin Kenner! — Neffe, noch bist du mir eine Antwort wegen der Heurath schuldig. Gustav. Endlich bitt ich frey. Ich hole Athem! Zwey unerträgliche Gecken! — Hubert! Zubept. Gnädiger Herr — Gustav. Keine Nachrichten von meiner The« reffe — d'ubert. (Verlegen.) Don Thereste — Gustav. Aber wie schläfrig werden meine Aufträge besorgt! Ich muß nur selbst eilen — h'ubert. Gnädiger Herr Gesetzgeber, Sie verzeihen — Sie widersprechen ihren eigenen Vorschriften — Ich dachte Thereste wäre mit allen hübschen Kcnvern vergessen — Gustav. (Schlagt sich auf das Arn.) Du erinnerst mich !— Die Stärke der Gewohnheit! (AerFerlich ) Ja, sie ist vergessen wie ein Traum! Nichts mehr von ihr! Schreibgeräts)?! (Er deuft nach,) Hubert. (ZrinAt alles, und lächelt dabep.) Gustav. Ich will mir selbst einen Lebens» plan entwerfen; ich will der reinen Freuden -er Freyheit genießen, und die Schönheiten der Natur spähen. Der Briefwechsel mct meinen Freunden soll wieder beginnen. Q diese Her« rens» ein Qngmallustspiel. sy zensergießungen haben kür mich neue Reize ! (Er sezr sich und schreibe.) Hat meni Anwald die Gläubiger berufen? sub-re. Ich zweifle, denn sie sind noch sehr ungestüm. Gustav. Sie sollen alle genau bezahlt wer» den! Angelegenheiten hier. Reden Sie selbst Gustav! l Gustav. Mein Freund sagt mir so viel Gu- ' tes von Ihnen, daß ich mich recht sehnte, Sie * zu sehen. Greif. Zuviele Güte— . l Wiederhall. Zur Sache! Fort die Kompli« mente! Sie haben beide nichts weiter zu thun, u als einander als Biedermänner die Hände zu " geben, denn ich habe bereits alles auseinander gesezt. i Gu« ein Hrigmallustspiel. §9 Gustav. Sie wollen also meine Schulden übernehmen? Greif. Das ist meine Anerbietung. Gustav. Und die Versicherung? Greif. Ist ihre Unterschrift. Gustav. Sie zahlen meine ^Gläubiger-— Greif Nicht aus meinem Vermögen, denn mir hat der Himmel nur den guten Willen, nicht aber die Reichthümer bewilliget; aber ich stehe mit solchen Personen in Verbindung, deren Zuflüsse mich bey wohlthätigen Handlungen un¬ terstützen. Gustav. Haben Sie ein Instrument? Greif. Wenn es ihren Beyfall erhält — Gustav. (Liest.) Vollkommen! Ich unter» schreibe — - wiederhall. Wo speisten Sie mein lieber , Greif? Greif. Ich hatte das Vergnügen an der Tafel der göttlichen Baroninn Weisenthal mei» ne Augen zu weiden. Gütiger Himmel, welche , Vollkommenheiten läßt sie mich täglich bewum dern! Ihr geistreicher Umgang, ihre leutselige - Art, alles entzükte alle Gäste. Gustav. Viel Lob — ! Greif. See sprach gelegentlich auch von Ihr a nen Herr Ritter, mit einem Enthusiasmus, ! der mehr als gemeine Hochachtung ausdrückte. - Das Lob aus dem Munde einer so schönen so e vollkommenen Dame ist unschäzbar — Gustav. Ich werde ihr selbst danken. Wie« derhall, wir besuchen sie. > Greif. Ich bin zum ASendkreise eingeladen, , und eile der Bote dieses angenehmen rvillkom- g menen Besuches zu sepn. Ich empfehle mich. r Gustav. Mein Anwald soll Ihnen das Ver» zelchniß meiner Gläubiger geben. Grerf 6o Die Rückfälle, Greif. Das Geschäft «st so viel als volley» Lei. (Er geht mit Bücklingen ab- Hubert of« net und schließt die Thürs mit grösser Lös¬ lichkeit.) Gustav. Ich bin in der Freude meines Her» zens! Eine schwere Last ist von meinen Schul» tern genommen. Hubert — Lubert. Gnädiger Herr — Gustav. Geh Er zu Theres— JA wollte sa¬ gen— Nein, Neins Bleib Er nur zu Hause! Wenn jemand fragt, so such Er mich Sey There— Verwünscht! Doch immer der verhaßte Name!^ Lch wollte sagen, ich hin bey der Weisenthal. Komm Freund! (Er eilt fort mit Wiederhall.) Lubert. (Der ihm nachschmunzelt.) Bey der lustigen Baroninn?-— Kleine Rückfälle! — Es geht ikm wie mir. Ich mache oft die schön» fien Borsätze; aber Versprechen undHalten sind zwey Dinge. Seh ich ein hübsches Mädchen; so pocht wir das Herz ganz leise; winkt mir der goldne Wein; so kützelr es mich im Gau» men, und die Kehle wird trocken. Seh ich Karten; so jukt eS mich an den Fingern. Ja ja! Die Stärke der Gewohnheit— Wer kömmt? Vierter Auftritt. Bann, Welser, Voriger» Welser. Ich hätte nicht glücklicher eintref» fen können! Baum Ich bin ungemein erfreut, Ihnen ss unvermuthet zu begegnen. Welser. Ah! Mein lieber Hubert, wo ist sein Herr? Ich wünschte ihn eilends zu sprechen. Lubert. Er gieng aus; ich will Nacheilen — (Er lauft fort.) wel- ein Originallustspiel. 61 Welser. Er würde mich unendlich verbi den! Ein dienstfertiger Diener. Herr Graf, cs ist ein ganzes Jahrhundert, daß ich Sie nicht ge¬ sehen habe. Sie haben eine iugendliche Miene wie der May. Ich bin entzükt. Sie so wohl zu finden. Bann. Herr Baron, ihre Gegenwart ist mir sehr angenehm, ,ch wollte eben- Welser. Ihre ganze Familie ist — Bann. Alles befindet sich «m besten Zustan¬ de; nur— Weller. Ich nehme lebhaften Antheil — Bann. Ddrfre ich Sie bitten — Welser. Befehlen Sir mit ihrem Diener! Ich, mein ganzes Haus, alles, was ich besitze steht ganz zu ihrem Dienste. Bann. Zu viel Güte! Ich fodre nur einen Theil ihrer Gnade — Welser. Worinn kann ich mich nüzlich für Sie verwenden? Haben Sie Strntesachen; wol» len Sie Käufe schliessen; wollen Sie mich über ihre Familienangelegenheiten zu Rath ziehen? Sie kennen meinen unermüdeten Diensteifer, ich diene allen, und besonders Ihnen — Bann. Sie find ein vortreflicher Mann! O Sic besitzen einen Schatz, eine unvergleichliche Tochter — Welser. Ich danke für dieß gütige Lob. Es Muß mich als Vater entzücken. Bann. So ein vollkommener Vater muß na» natürlich für seine würdige Tochter zärtlich be» sorgt leyn — Welser. Daß bin ich gewiß, und meine glückliche Wahl — B«nn. Sie wollen also — . Welser. Ob ich will ? Gütiger H imm es, ich eil ich stiege der gewünschten Anerb irtung entgegen Bann. 6s Die Rückfälle? Bann. Sie reissen mich hin' Ich bin durch e diese Versicherung der Glücklichste auf Erden — Welser. Ein neuer Beweis der unschäzkarcn l Freundschaft für ihre» unterthäniasten Diener. Bann. Ich kann Ihnen die Hastigkeit mer» b ner Liebe nicht beschreiben — s Welser. Auch Sie sind verliebt? Welche neue Freude für mich! Darf ich den Gegenstand kennen? So ein geschmackvoller Kavalier kann nur eine vortrcfliche Wahl- Bann. Was meynen Sie? Welser. Ihre Geliebte ist- Bann Ihre unvergleichliche Tochter ! Welser. M in Dorchen? Herr Graf— e Bann. Ich begreife nicht. — s Welser. Wir verstehn uns nicht recht. Sie l belieben zu scherzen Herr Gras. a Bann. Ich versichere Sie, daß ich ihre Toch» l ter anbete. Welser. Meine warme Freundschaft ist auf s der äussersten Probe. Wie sehr bedaure ich— r Bann. Welche Hinderniß— j Welser. Wissen Sie denn nicht, daß mein Kind verheissen ist — Bann. Verheissen! Ein Donner hätte mich g nicht so erschreckt. An wen? r Welser. An den reichen Erben des Grafen L Drtolan, an den Ritter Gustav — Bann. Sie beruhigen mich. Welser. Unbegreiflich— e Bann. Der Ritter ist mein Freund- und l ich habe sein Ehrenwort! Welser. Und ich habe das Ehrenwort des Dnkcls und des Neffen! Bann. Das hätten Sie? Welser. Das hab ich gewiß ! i Lu- E Sriginalluflspiel, 6z subert. (Schnaubend.) Ich kann ihn nicht einlwlen, und nicht finden. Welfer. Ich komme wieder. Ich muß ei» lendö zum Gra'en Octolan. Bann. Morgen sehe ich Sie wieder, und bringe den Ritter als Zeugen mit. (Er neigt sich und gehr.) Welser. Sie sprechen Näthsel. (Er folgt.) Fünfter Auftritt. Hubert, hernach Cäsar. subert. Jzt bin ich allein, und will mir mit einem guten Glas Wein etwas zu gut thun. Mein Herr schmauset bey der Baronmn. Sein unterthänigster Diener Hubert trinkt. — O der alte Onkel! — Sehr zur Unzeit! Ich will ihn bald spicken. Lasar. Jzt will ich seine wahre Meynung aus seinem Mund allein hbren; er hat sich vielleicht vor meinem Bruder verstellt. Wo ist sein Herr? Hubert. Ich weiß nicht, er gicng aus — Lasar. Er wird vermuihlich bey meinem grundgelehrten Bruder sich befinden. Habt Ihr noch mcht emgepakt? Denkt Gustav auf keine Abreise? subert. Ich weiß kein Wort — Lasar. Alle Wetter! So schlafet Ihr ewig auf der Bärenhaut? Er ist auch so ein Faul» lenzer! Sag Er mir einmal, wie lang dient Er? (Er sezt fick) in die Mitte des Zimmers.) subert. Sechs Jahre — Lalar. Was ist Herrendienst! Dem Vater« land, dem K'bnig muß ein rechtschaffener Kerl dienen! Hat Er keine Lust zum Soldatenleben? Jzt 64 Die Rückfälle,. Zzt giekt es Gelegenheit; ich will ihn gleich werben. Er ist noch ein frischer Bursche. (Er meßt ihn mit dem Stock, und schlagt ihn auf Sie Achsel.) Geh Er auf und ab! Aubert. (Staunt ihn an») Lasar. Nun Dummkopf, Er wird mich wohl verstehn. Hat Er gute Zähne? Ludert- Es fehlen mir die Milchzähne. Gnä» LigerHerr, ich liebe den Frieden, und habe eni seyerliches Gelübde gemacht — Lasar. Als ein Haasenfuß zu sterben. Ich hatte mich auf. Ich muß gehn. Sag Er mir noch, wo ist das Mensch, das mein Neffe so romantisch liebte? Aubert. Sie ist fort. Lasar. Ist ste entlaufen? Hat ste hübsch eingepackt? Und was hält Euch denn noch hier euf? Fort zu Felde! — Hör Bursche, wen» Du meinen Neffen beredst, daß er nach meine»! Wunsch zur See geht; so will ich dich belohnen !— Ich habe zu Hause noch eine alte Uniform — Aubert. Vom Schweden Kriege — Lasar. Diese Uniform will ich dir schenken; aber scy thätig! (Er geht. Aubert küßt ihm die Falte des Rleids, und drükt durch Geber¬ den seinen Spott aus. Er üfnet dein Lasar die Thüre.) Lasar. Genug, die Uniform ist dein! Bk« reite meinen Neffen auf einen Besuch. Aubert. Welche Freygebigkeit! (Leide gehn.) ein Oritzinallustspiel. 6Z Sechster Auftritt, (Cin Kabinet mit ssnen Fenstern und Thüren, durch welche man in einen Speisesaal steht, wo die Die¬ ner abdeckcn.) Greif, Wiederhall/ hernach Baroninn von Wcisenchal/ zulezt Gustav. Greif. Ich bin meiner Sachs noch nicht ganz gewiß — Wiederhall. Mehr Zutrauen aus unsre Ge» schiklichkeit! Söllten wir das Wrndbürschchm nicht nach unserer Willkür handhaben ?—Freunds ich habe noch ein Meisterstüchchen im Hinterhalt, Las muß gelingen. Genug ich will den Ritter heut zu den Füssen meiner Schwester führen! Greif. Sie verdient fein Herz. Sie thuk viel — Wiederhall. Ein Weib , das liebt, thut al» les! Wir müssen heut dem Ritter die Augen dfnen; er muß den Werth des Herzens, das sich ihm anbeut, erkennen lernen. Sein Her- zensmädchen ist entlaufen. Also Sieg! Greif, lauter Sieg! Greif. Ich habe alle Umstände benüz-t. Ich gab dem abendlichen Feste alle Niedlichkeiten ; Tafel, Mustk, muntere Laune , Spiel — Wiederhcrll. Ganz nach meiner Ab.fichtl Wir wollen den Ritter in ein reizendes Enrzü» Een setzen, und im Laumel der Freude soll er sein Versprechen bestätigen, das er einst so reyerlich machte, und so flatterhaft wlederbrach. Greif. Ich muß zur Gesellschaft ; ich HM mich nur weggeschlichen. wiederhall. Wenn nur Wißmuth ferne Rol> le gut spielt— H . «Greif. 66 Die Rückfalle, Greif. Für den steh ich. Er treibt unser» Ritter gewiß auf das Aeusserste. (Er gukt in die Seite.) Wiederhall. Gustav schneidet schott wilde Gesichter ' Wie brachst du ihn denn zum Spiele? Greif. Er lehnte an meinem Stuhle, ich spielte mit rasendem Glück. Ein Diener, der schon Wink hatte, mußte mich abrufen. Ich übergab ihm meine Karte. Wiederhall. Daö war Gift! Bemerktest du seine Züge? Greif. Ave Leidenschaften schlummern noch in seiner Seele. Bey der mindesten Gelegen» heil erwachen sie. Er faßte kaum meine Bläu ter, so schien er bezaubert. Sein Gegner lok» re, reizte ihn noch mehr durch leichten Gewinn; als ich wegschlich , waren die Kämpfer schon jm vollen Feuer. Sieh nur— Welche wütende Geberde! Er wirft bereits die Karten fluchend zur Erde — WLederhall. Er springt auf! Eil Greif/ tröste ihn; ich ruke die Baroninn. Schck ihn hieher. Die Liebe soll seine Trbsterinn seytt! — Ha! Schwester, du kömmst gerufen — Greif. (Geht üb. Die Baroninn ist rei¬ zend geschinül't, und nähert sich hastig.) Weifenthal. O Bruder, ich habe Hofnun» gen - Wiederhall. Hofnuttgktt? Gewißheiten! Nimm hier das Blatt; halt es in Bereitschaft. Die Augenblicke wiegen Gold, du sollst sei» Herz erobern und fäfseltt —- Sikh, da kömmt Lein Ritter, blick ihn an, und siege! — Nein! Er muß dich überraschen! — Setze dich hiebet auf das Sopha! In eine angenehme Stellung! Em Buch in die Hand! Die Göttin der Liebe! (Er lauft fort. Die Baroninn sezt sich auf ein em Qnginallustspiel. 67 ein Sopha ; vor ihr steht ein Tischchen mit zrvep Lichtern, und Schreibgerathe.) Gustav. (Oer halbwild herausfaselt.) Ich würde mein Leben verspielen! So viel Um¬ glück!— Ah! Schöne Baroninn! — Wie, beym Buche — Weisenthal. (Beschämt fahrt auf.) Sie überraschen mich — Gustav. Errdthen Sie nicht, es ist eine edle Beschämung für mich; indeß ich Seh den Karten fiuche, erquicken Sie ihren Geist. Ich habe verdammt unglücklich gespielt! — Ich mag heut nicht rechnen — Meine Hitze — Mein Kopf— Ich habe ein Glaö zu viel! (Er wirft sich ne¬ ben der Baroninn auf das Sopha.) Weisenthal. Ihre muntere Laune entzückt mich. Ach ! Sie errnnern mich wieder auf jene glücklichen Tage, in denen wir sehr gut mit einander standen. - Gustav. Wir können uns ja wieder vrrsdh» neu. Ich bin heut so gut gestimmt, und Sie so bezaubernd, daß ich zu angenehmen Verträ» gen willig die Hand biete — Nur mein Spiel ärgert mich. Ich spielte hoch — weisenthal. Ihr Onkel kann zahlen. Gustav. Mein Onkel? Ja, wenn ich sein Mädchen heurarhe — Weisenthal. Eben dl'eß schmerzt mich, sie opfern mich nicht etwa eener Geliebten, sondern erner eigennützigen Verbindung auf. Gustav. Aber zum Wetter! Kann ich «In¬ ders ? Sehen Sie meine Verfassung. Mein Vermögen ist fort. Ich habe Schulden. Woher die Zahlung? Ich muß mich einem Onkel über» Wen, der mich verkauft — E 2 Wei» 68 Die Rückfälle, weifenthal. Verkauft? Ritter, Sie find käuflich?— Wollten Sie sich nicht lieber einer zärtlichen Freundin» verkaufen — Gustav. Der Vorschlag ist neu! Spielen Sie mich aus meine Schönen. Wer mehr giebt, der hat mich. Der Wein giebt mir eine komi« sche Laune. — Nun schöne Schäckerinn, bieten Sie das erste Geld. Die Versteigerung be« ginnt. Der Schätzungspreis ist — weisenehal. Ich nehme Sie beym Wort. Wissen Sie, daß ich reich bin? Dazu kommen meine Ansprüche, meine Erwartungen. Wenn ich nicht irre, standen wir einst im Punkte uns zu vermählen— Was waren doch die kleinen Zwistigkeiten — Gustav. Es waren Jugendgrillen weisenehal. Ich finde Sie mit Vergnügen geneigt, das Unrecht zu verbessern. Als ein Denkmaal unserer zärtlichen Bekanntschaft be« wahre ich noch immer dieß Blatt. Eine Um dankbare, dir Sie schändlich verlassen hat, trenn« te einst ein sanftes Band, das nur der Lod hätte zerreissen sollen. (Sie wischt sich die Thranen aus dein Auge.) Gustav. Sie weinen? O die sanftgirrende Laube! — Sie reissen mich hin — weisenehal. Meine Liebe — und ihr Be> tragen — Gustav. Sie bezaubern mich! weisenthal. Schmäuch elepen — Gastav. Göttliche Baromnn, ich schwöre Ihnen— Sehen Sie mich wieder zu ihren Füs» sen — (Wiederhall und Greif eilen herzu.) Wiederhall. Bravo! Lieber Ritter! Sie erobern! Ja Sie haben gut auf einer Seite verspielen / Sie gewinnen bey den Damen. Gu- ein Originallustspies. 6- > r i g t. n n lS !N en in e» n« n« od >ie >dt Gustav. Bruder, ich bin entzückt, von mei« ner iheuren Baroninn bezaubert! Ich bin wie« der ganzihr — wiederhall. Und doch zaudern Sie ein UN* recht zu verbessern, (s-imlich zu ihm.) Untere zeichnen Sie den Kontrakt, versichern Sie sich dec Hand der reichen Baroninn, sie überschüt» ttt uns mit Geld — Gustav. Ich verstehe den Wink. (Er faßt die Feder.) Was einst nicht geschah, ist izt vol« lendet.' Ich umarme meine Braut ! Gräfin«. Meinen freundschaftlichsten Glück» wünsch! Kommt, eilen wir die Gesundheit des glücklichsten Brautpaares zu trinken ! Weisenthal. O Ritter, welch ein glückst» eher Abend.' Gustav. Ich taumle in die Arme der Liebe! (Vie Baroninn umschlingt seinen Arm, und führe ihn fort.) Wiederhall und Greif. (Schlagen die 6än» de zusammen. Beide.) Sieg! Sieg!" Siebenter Auftritt. (Saal im Hause Gustavs.) Se» Hubert, Welser. subert. Ein vortresiimes Glas Wein! (Er , sezt den Zut nach der Seite.) Kk Welser. Mein Freund , ich tresse seinen ul'! Herrn nirgends— (Hubert taumelt ein wenig, . Welser betrachtet ihn, und lächelt.) subert. Nirgends? Mir scheint aber, er nU muß doch irgendwo sevn — Welser. Es ist Abend. Ich dachte ibn hierzu ! nnden. Der Mensch bat ein Glas Wein, ich ' Ez will 7° Die Rückfälle, will Lhtt auskorschen. — Mein lieber Hubert, sag Er mir doch- liebt sein Herr meine Tochter? Ludert. Lieben? Hahaha! Sehen Sie, das ist eine wunderliche Frage — We ser. Hier ist ein artiges Geschenk, wenn Er offenherzig spricht — Ludere. Offenherzig? Um zwey Dukaten? Gehören Sie mein?— Schönen Dank! Welser. Auf ein gutes Glas Wein — Ludert. Ich komme eben davon her — Welser. Er wankt und lallt ein bischen — Luberr. Das ist eine von meinen glücklichen Stunden! Ich bin izt glücklicher als mancher Fürst, der beym. Ueberfluß nicht genug hat- — Befehlen Sie mit ihrem Diener; ich will heut noch ihre Gesundheit trinken! Es lebe mein Wvhlthäter! (Er schwingt den Zut.) Welser. Sag Er mir doch im Vertrauen, wird eie Heurath zu Stande kommen? Ludert. (Schnupft Tobak.) Ich zweifle — Welser. Und warum? Ludert. Der-Onkel will — Der Neffe will Nicht! (Er spielt mit den Fingern, steht auf rveiten Zeinen und schwankt.) Sehen Sie, lch habe auf der Universität vor vielen Jahren euch sezlich hoch studirt, und habe allo viel Raziozi' nium — Der Onkel und Neffe sind zwey Per» sonen. Der Onkel ist der Onkel, und der Nen fe ist nicht der Onkel; atgui ein Ding kann nicht zugleich seyn, und nicht seyn; ergo iß der Onkel nicht der Neffe, und der Neffe nicht der Onkel — Welser. Sonnenklar! Ludert Weil ich sehe, daß ich mit einem vernünftigen Manne rede, will ich mich deut'- lich erklären. Ich bin müde. (Er sagt sich ) Belieben Sie Platz zu nehmen— Ich bitte — Wel- ein Hriginallustsplel. 71 Welser. Setz Er sich zu mir! § Hubert. Ich will mir die Freyheit nehmen. ; Ich bin gern natürlich. Nicht unhöflich- Welser. So was recht ist. Sag Er mir , doch, hat sein Herr keine Geliebte? Hubert. St! (Er legt den Anger auf den , Mund) Hat eine gehabt! — Hahaha! Sie ist ' ihm aber entlaufen- Welser. Was Er mir sagt! War sie schön? Hubert. Wie ein Engel; aber arm wie der Teufel! , Welser. Hat Er sonst kein hübsches Mädchen? Hubert. Ich wüste nicht— Aber eine gewiss? Baroninn — Doch es bleibt bev uns — ! Welser. Was Er mir sagt, erfährt niemand — , Hubert. Eine gewisse Baroninn von Weisen« thal möchte ihn gern heuratüen. Sie waren schon versprochen; aber alles gieng zurück. Ihr ' Charakter ist ein bischen wunderlich, und eine NebenbuhlerinN wie Theresie mußte sie ver» drängen. , Welser. Jzt weis ich genug. (Er schaut auf : die Uhr.) Schon so spät! Mein lieber Hubert , ich dank ihm für die Nachrichten. Guten Abend s , (Er geht ab.) , Hubert, (will ihm leuchten.) Er ist schon , fort! (Er schwankt mit dem Licht und zu Bette. Hahaha, er soll mich nicht sehen.— Achter Auftritt. Gustav, Voriges-, hernach Ottolan» Gustav. Hubert' (Er wankt.) Hubert. Wer da? Gustav. (Tritt ein.) Ha! Bist du hier? Kerl du taumelst ia — suber. Ich? Ich stehe lest wie eine Mauer — Aber — Hahaha! Aber Sie machen schwankende Schritte gnädiger Herr — Gustav. Schurke welche Vermessenheit! Hubert. Wer würde denn etwas einwenden- wenn Sie auch eine Kanne zu viel trinken. Man lebt, und läßt leben. Hahaha! Sie machen wirklich grosse Augen — Gustav. Ich bin schläfrig — Zubert. Ich habe auch gestern nicht ausge» schlafen. Ah! (Er gähnt.) Gustav. Ah! (Gähnt nach.) Kleide mich aus! Wie stellst du dich an? Kerl, du bist be» rauscht! Aus meinen Augen.'— Ich Haffe bk» trunkne Leute, und liebe die Mässigkeit. Aubert. Seit acht Tagen trink ich wie alle Frösche Wasser. Der Arzt hat mir den Wein verboten. Hahaha; aber Sie gnädiger Herr, find ein wenig beleuchtet.— Zum Henker! ES kömmt ihr Onkel — Gustav. Sag, ich bin zu Bette! Ortolan. Auf ein Paar Worte— Eben recht! Ich habe mit dir wichtige Dinge zu ver» abreden. (Er betrachtet den Zerrn und Die¬ ner , und schüttelt zweifelhaft den Ropf.) Hubert, bring Er mir einen Stuhl! — Laß Ers beru» ein Sngmallustspie!. 7z beruhen. Wir haben ausgeredt. Gute Nacht Neffe, wenn du ausgeschlasen hast, mehr aus der Sache. Hubert schlaf Er seinen Rausch aus — Albere. Gnädiger Herr, Sie thun mir un» recht — Gustav. Herr Onkel, wovon ist die Rede? Setzen wir uns! Mrcolan. Lieber morgen Neffe— Die keu» sehen Musen tnnkeu Wasser — Gustav. Wenn ich bitten darf. Hubert Stühle! Orrolan. Ich hätte gerne dieses Geschäfte verschoben. Doch es mag seyn. Setzen wir uns. Ich dächte — Gustav. Ich bin ganz Ohr. Wovon wollen wir reden? Oreolan. Es betrift unsere Familienangele» genheiten. Ich habe mir einen Plan entwor» fen. Meine Liebe zu den Wissenschaften ist der Leitfaden meines Entwurfes. Ich will mein künftiges Leben zwischen dem Land und der Stadt theilen. Ich will die Schönheiten der Natur aufsuchen, und Menschen studiren. Der Briefwechsel mir allen schönen Geistern Euro» vens tritt dann an die Spitze — Aber Neffe, du schläfst schon — Wir haben noch nicht aus» geredet — Gustav. Ich höre alles; nur weiter. Sie sprachen vom Briefwechsel — Oreolan. Mit Wirthschaktsgeschäften will ich mich durchaus nicht abgeben, sondern werde mir nur eine gewisse Summe vorbehal» ren— Ich rede mit Tauben — (Er sieht seinen Neffen nut dem Rrpfe niken, und Zubert schlaft stehen- in einem Winkel. Ortolaw springt auf.) Mit Trunkenbolden muß man E 5 - nicht , ' 74 Die Rückfälle, nicht ernsthafte Verträge schliessen, Neffe, gute ) Nacht — Gustav., (will aufstehn, taumelt, und finkt nieder auf den Stuhl.) Ich— Barsninn — Ortolan. Mir rekelt vor Berauschten. Fort? Hubert, Licht! j Hubert. (Oer auffa'hrt, hin und her schießt, das Licht sucht, und irre geht.) Ortolan. Wo denn hin Blinder? (Er reißt ihm das Licht aus der Zand, und leuchtet fich selbst. Zubert taumelt nach.) Neunter Auftritt. Bann, Gustav, hernach Hubert. Bann. Endlich finde ich Sie! (Er schlagt ihn auf die Schulter, Gustav springt auf.) Sie haben mir ihr Ehrenwort gegeben, Ritter, Laß Sie nicht mein Nebenbuhler seyn wollen. Es ist schändlich kür einen Kavalier, sein Ehren« wort zu brechen! Gustav. Graf, reden Sie im Ernst — Rann. Der Ton meiner Worte muß Sie davon überzeugen — Gustav. Sie sind häftig — Bann. Das ist mein Charakter. Ich kitt gewaltsam iw meinen Leidenschaften. Ich liebe und hasse mit Wärme. Ich bin hieher gekom¬ men in der festen Entschliessung, Ihnen nach« drücklich zu beweisen, wce Niederträchtig Sie «n mir gehandelt haben! Gustav. Niederträchtig? Rann. Nach ihren gegebenen Verheissungen mich so schwarz zu hintergehn! Sie sind ein Betrüger! Gu« ein Qrigmallusispiel. 7Z Gustav. Ich ein Betrüger? Hblle und Teu» fel! Mein Blut glüt! Bann. Und das Meinige ist Feuer! Rechen» schäft, oder Gustav- (Zieht den Degen.) Wer foderr Rechenschaft? Wer mag das — Bann. Ich! Ich! Wie die Frage, so die Antwort. (Er zieht gleichfalls. Sie fechten, Gustav verwundet den Grafen im Arm.) Zehnter Auftritt. Casar, Hubert, Vorige. Lasar. (Äusser der Thüre.) Dummkopf! Bring Licht! Hubert. Es ist ausgelbscht — (Beide tappen herein; sobald sie Licht sehen.) Lasar. Was gebt hier vor? (Er eilt zwi¬ schen beide Fechter.) Alle Wetter! Hubert. Zum Henker, ein Duell! (Ereilt auf seinen Arrn zu.) Gnädiger Herr, ich bit» te— Herr Graf/halten Sie ein, mein Herr ist berauscht — Lä'sar. Graf, Friede! Seyn Sie klüger— Wie, Blut'.— Bann. Ich werde Genugthuung stnden — Lasar. Fort vom Kampfplätze! (Er umfaßt den Grafen, und schleppt ibn zur Thüre. Albert pakt seinen Arrn; Gustav und Albert taumeln fort.) Ende des dritten Aufzugs, Vier ?6 Die RücksiWe, Vierter Aufzug. (Ein Zimmer im Hause Gustavs. Dt0r«en.)' Erster Auftritt. Gustav, hernach Hubert.' Gustav. ( Dehnt sich, und gähnt. Er ist im Schlafrocke.) Ist mir doch der Kopf so schwer — Wenn ich noch schwelgerische Gesell» schäften liebte, dächte ich, ich wäre gestern be» rauscht gewesen. Wunderlich hat mir ge°> träumt — Alte Ideen, erneuerte Bilder — Ludert. Eure Gnaden — Gustav. Was will Er? Ludert. Ich bitte um meine Entlassung — Gustav. Träumt der Thor? Ludert. Ich wache — Gustav. Was soll die Narrheit? Ludert. Ich bin ein Kerl, der noch so ziem» lick im guten Ruf steht, und denke mein Glück weiter zu suchen — Gustav Und welche Gründe hat Er? Wa¬ rum will Er meine Dienste so eilends verlassen? Ludert. Gnädiger Herr, ick habe beschlossen, keinem Herrn zu dienen, der sich berauscht, sei» ne Freunde tddtet, sein Vermögen verspielt, rmd sich so rasch verheurathet; das; man nicht einmal wissen kann, wie die künftige Gebiete» rinn denkt — Gustav. Und wer hat denn alle diese Narr» Seiten gethan? Wer — Ludert. Sie gnädiger Herr- Tu» ein Qrigmalluffspiel. 77 Gustav. Ich? Der Mensch raset? Hubert. Für meine Wenigkeit will ich sor« gen; aber Sie gnädiger Herr, werden baldBe» weise sehen — Gustav. So ganz ordentlich mag es doch Aicht seyn; es find Träume — Hubert. Es wäre zu wünschen — Gustav. Eile zu meinem Onkel den Grafen Drtolan, und sage, daß ich ihn eilends zu spre« chtN wünsche. (Hubert geht, und öffnet die Thüre.) Zweyler Auftritt. Waroninn Weisenthal, Wiederhall, Vorige. Weisenthal. Komm Bruder, ich will msi- üen geliebten Ritter mit einem Morgenbesuch überraschen. Wiederhall. Ritter, Du wirst mir doch Dank wissen, daß ich dir deine Braut so früh zu» führe — (Hubert lacht in die Faust. Gustav staunt.) Gustav. Brant? Meine Braut? — Fr Eine kluge Bescheidenheit; Sie prahlen nicht gern mit ihren Siegen. Theresie. Meine selige Mutter hat mich die a Welt kennen gelehrt. Don ihr weis ich, daß Mäu- ein -Sriginallustspiel» 87 Männer key ernsthaften Verbindungen ganz an» dere Vortheile suchen, als cch besitze, und folg» lich darf ich gewiß nie durch eingebildete Erobe» rungen stolz werden. Ortslan. Und doch je weniger Sie Siege sermuthen; desto mehr Herzen gewinnen Sie. Theresia. Ich muß noch einmal um eine an« dere Wendung des Gespräches bitten — Ortolan. Und doch bin ich auf meinem Lieb« lingsstoff. Theresie. Sie belieben mit ihrer Dienerin» zu scherzen. Die Gräsinn meine Beschützerin» hatte die Güte, mir ihren vortreflichen Lharak« ter zu schildern. Greolan. Hat sie das gethan? Lassen Sie mich doch einige Züge dieses Gemäldes aus ih« rem schönen Munde hören. Theresia. Sie sagt, daß Sie rin Gönner und Beschützer der Wissenschaften und Künste sind — Oreolim. Ja, das bin ich! Ich bin rin Kraftgenie! Theresie. Diese natürliche Liebe für alles Schöne beschäftige Sie so, daß Sie ihr ganzes Leben mit Studium und Reisen — (Vrtolan. Sie bezaubern mich! Sie lassen memen Fähigkeiten Gerechtigkeit wiederfahren. Nein Geist dehnt sich auf alle Gegenstände aus; ich bin ein Unioersalgeist; aber vorzüglich be« atze ich die seltene Kunst, Mit einem Adlerblick in die geheimsten Falten des menschlichen Her» zens zu dringen. Ich lese auf dieser göttlichen Stirne eine Empfindung, die mich hoffen läßt, daß Sie das Glück meiner Tage krönen! Theresie. Herr Graf — Ortslan. Sie verstellen sich umsonst! Sie mechm mit einem Kenner. Ihre Worte, ihre F 4 Bli» HZ Die Rückfälle, Vlicke, ihre Miene, jeder Athemzug verräth mir , ihre geheimsten Empfindungen, die mich entzücken — (Er küßt ihr mit Feuer öle ^and.) Lasar. (Der einrrit, und aus voller Rehle lacht.) O jhr Musen! Hahaha! Grtslan. ( Indem er auffahrt.) Und was soll das Gelächter — Theresie. (Steht auf, unh will sich mit einer yerheugung enffernen. ) Lasar. Bleiben Sie mein schönes Kind! Lassen Sie sich ansehen! — Hübsch! Artig! Seht doch, was unser Philosoph für einen gee reinigten Geschmack hat! Mein Engel, ich wün» sche Ihnen Glück, Sie schenken der Gesellschaft einen alten, verhärteten, treulosen Ausreisser. Wie weit find wir schon mit den Traktaten? (Er klatscht iy die Zande.) Hahaha! Hab ich doch unfern Hagestolz recht artig überrascht! — Uie stehtS denn mit der Heurath unsers Neffen? Orrolan. Ich will von diesem Taugenichts gar nichts mehr hören! Lasar. Sa muß er zu Felde! Theresia, Sie haben Familiengeschäfte — (Sie neigt sich und geht.) Lasar. Der MWgang unsers Neffen taugt nicht den Plunder. Wer sein Brod als Faul» lenzer ißt, stihlt cs der Gesellschaft! ES soll niemand auf fremde Unkosten leben. Reich und «mm muß arbeiten! Jeder Pflastertreter ist ein Schurke, dec nicht zum Staatskörper gehört. Grtolan. Ich wollte ihn ausbilden; aber— Lasar. Mit deiner Ausbildung! Schick ihn in die weite Welt. Unter fremden Menschen ist die beste Schule. Die große Vdlkergescll» Mft ist das schönste Buch, da kann er lernen! Sie- ein Originallustspiel- 8,- Siebenter Auftritt. Grastnn SLernau, Vorige, hernach Gustav. Gräfin«. Worüber streiten meine Brüder? Lasar. Ueber unfern Neffen! Gräfin«. Ich habe den ungezogenen Bur» schcn seit, dem Tode seines Vaters nicht gese¬ hen. Es ist izt meine einzige Beschäftigung ein artiges Mädchen, das ich der Verführung ocr« derbter Stadtsttten entrissen habe, ganz nach meinem Srnne zu leiten. Jede Stunde wird wir theuer, Lasar. Wie ich höre, ist Schwester und Bru» der ein Herz und eine Seele, Hahaha! Doch, was schirt das mich. Wenn alles unfern Nef» fen verläßt; will ich als Läsar standhaft blei» den, und den lezten Versuch wagen, den Jun» gen in einen Helden zu verwandeln, ^.ut 6ss- tar, zur nikil! Er muß entweder in meine Fuß» stapfen treten; oder wir haben uns das lezte» mal gesehn. (Er eilt fort.) Grtolan. Schwester, ich werde dir gelcgent» lich eine Sache vertrauen, die mich sehr nah angeht. Noch hab ich keinen Entschluß gefaßt- Erst will ich mein Herz prüfen, und dann wol» len wir uns näher erklären. (Er geht ab, be- yegnet bep der Thüre dem Gustav, verwen¬ det unwillig sein Gesicht, und eilt weg.) Gustav. Herr OnkelIch— Grastnn. Mein Neffe! (Sie schielt nur ein wenig auf ihn.) Gustav. Gnädige Frau Tante, ich habe die Ehre, Ihnen mein unterthänigstes Kompliment zu machen — F 5 Gra- -s Die Rückfälle, Gräfin". Wie komm ich zu diesem uner» zvarrcken Besuche? Gustav. Ich denke zu reisen, und glaubte, es wäre meine Pflicht, von meiner gnädigen Tante Abschied zu nehmen — Gräfin». Also Abschied zu nehmen?—Wie I geht es Ihnen, Ritter? Gustav. Erst muß ich mich um ihre kostbare Gesundheit erkundigen — Gräfinn. Um meine Gesundheit ? — Sie ist nicht die Beste; doch Sie werden wenig Antheil nehmen — Gustav. Den Lebhaftesten! — Ich Sin so un> glücklich meinen theuersten Verwandten zu miß» fallen — Gräfin». So unglücklich? Ich finde viel Vorsatz dabey. Hahaha! (Sie sezt sich in ei¬ ne» Stuhl, denkt nach, schnupft Tobak.) Was siebt es Neues? . Gustav. (Sieht sich überall von allen Sei¬ ten um, ob er nicht Theresie sieht, die er sucht.) Sie leben doch immer so einzezogen, so ungesellig — Gräfin». (Schaut ihm steif in das Gesicht.) Eingezogen — Gustav. Sie sollten Leute, Freunde, Freun¬ dinnen um sich haben — Gräfin». (Legt den Finger auf de» Mund, und drükt aus, daß sie über die Frage des Ritters Argwohn hat.) Ich bin nie in besserer Gesellschaft, als wenn ich allein bin. Gustav. Sie sollen sich mehr zerstreuen — (Gräfinn senkt ihren Ropf, vergißt sich eine weile; der Ritter benüzt den Augenblick, und schleicht bep den Scenen herum zu spähen.) Gräfinn. (Nach einer kleinen vause mit sich selbst.) Theresie- Gu- tM Originallustspiel. 9? Gustav. (Der hastig das Wort auffaugk, und herzueile.) Thereste, was meynenSie gnä» dige Tante? Sie sprachen den Namen There» sie - Grasinn. (Die aussahrt.) Ah! Sie find kK Ritter! — Ich dachte — Bon welchem Gegen» stände sprachen wir — Gustav. Von der Reise — Grafinn. Wo denken Sie hinzureisen? Gustav. Ich bestimme nichts. Ich will neue Menschengesichter suchen. Ich habe gelegentlich die Bemerkung gemacht, daß Eure Gnaden sich der Einsamkeit zu sehr überlassen; Sie sollten wenigstens eine Gesellschafterin« — Grastnn. Hab ich bereits gewählt. Gustav. So wünsch ich Ihnen Glück. Ihre Wahl kann nur vortreflich seyn. Ddrste ich nicht die hochschäzbare Freundinn kennen, wel¬ che den Beyfall meiner edlen Tante verdient- Grafinn. Und wozu kennen — Gustav. Zwey Wünsche sind dabey in Anre» gung, ihre gute Wahl zu bewundern, und mich in die Gnade derjenigen zu empfehlen, die all- mählig aus dem Gedächtnis) meiner verehrungs» würdigen Tante alle falschen Eindrücke vertil» gen könnte. Darf ich um die Gnade bitten, dieses Meisterstück zu kennen? Grasinn. Ritter, ihre dringende Neugier fällt mir auf. Ihre Jugend, ihre losen Strei» che-— Meine Freundinn ist heute nicht sprcch- bar. Ich werde aber nicht ermangeln, meinem neuen Liebling von Ihnen Ritter, ein artiges Gemälde gelegentlich zu machen, wenn ich es anders gut finde. ^ Gustav. Sie sind immer noch sehr ungrneigt. Was betrachten Sie so aufmerksam? Srsi- Die Rückfälle, Grafinn. Lch seufze über die Schwäche und Detrüglichkeit der menschlichen Stufen, jch hsick» re zäh in jene Ecke, und sah mit Schauer ein häßliches Insekt, izt prüfe ich den Gegenstand näher, rind es ist nichts weiter als eine Fliege- Gustav. Sehr schön bemerkt — (Er suche rvieder.) Gräsinn. Ritter, ich bin kn keiner Berfas» sung zu weitläufigen Untersuchungen ihrer Hand» lungen. Mein Kopf ist noch nicht ganz wohl. Also brechen wir ab; eine glückliche Reise! Dringen Sie mir einen gesezten Mann, und ei» neu artigen wohlgesitteten Neffen aus fremden Landen zurück; und Sie sind bey mir willkom« men! (Sie lächelt höhnisch, und geht mit ei» nem kleinen Kopfnicken ab.) Gustav. (Der sich tief verneigt.) Das Weib muß ich betrügen! Theresie ist hier! Gewiß hier! Ich muß sie sprechen,' (Er schaut herum.) Achter Auftritt. Hubert, Voriger, hernach Theresie. Zubert. (Defnet leise die Mittclthüre, und gukt mit dem Kopf herein.) St! St! Sind Sie allein? (Indem er hereinfchleicht auf das Zeichen, das er erhält.) Gnädiger Herr, The» reste ist hier! Sie geht eben in der Gsllerie aus und ab. In wenig Minuten können Sie hier mit ihr sprechen. Gustav. D gewünscht! Wenn mich nur die Tante nicht überrascht. Schleichen wir vor die Thüre, damit uns Theresie nicht ausweicht. Hubert. Haben Sie etwas von der Tante erfahren? Gu- ein Originallustspiel. 9Z Gustav. So sehr das schlaue Weik auf dec Hut war; so kamen mir doch ihre gewöhnlichen Zerstreuungen zu Hülfe. Einige Worte, dir ihr entwischten, sagten mir alles. Hubert. Die Tante kömmt! Gustav. L zur Unzeit — Zubert. Nein, sie geht in ihr Kabinet- Gustav. Der Himmel begleite Sie! Lubert. Thereste! (Leide eilen zur Thure. ' Thereste. (Kommt Lenkend.) Seine Aner» kietungen— Aber meine Liebe— Ach! Gustav. (Tritt ein.) Thereste — Thereste. (Erschrickt.) Gustav! Sie hier? Gustav. Merne Gegenwart sagt Ihnen al. les- Wie hab ich das um Sie verdient? — Mich, der ich Sie anbete, so undankbar z« verlassen — Thereste. Hüben Sie meinen Brief nicht gelesen? Gustav. Tausendmal gelesen, verschlungen? Aber Ach! Keinen Trost darinn gefunden. Was soll ihre chimärische Aufopferung? Thereste. Ich habe meine Pflicht erfüllt- Ritter, ich kenne ihre betrübte Lage; ich will Sie ihren Anverwandten wiedrrschenken; ich will Sie retten — Gustav. Sagen Sie lieber, mich unglücklich machen! Kann ich ihren Verlust überleben? Kennen Sie mein Herz so wenig? Ich liebe Sie, und werde Sie ewig lieben! Thereste. Man stbhrt uns. Gehn Sie Ritt ter, verlassen Sie mich , ich beschwöre Sie, verlassen Sie mich! Seyn Sie glücklich durch eine reiche liebenswürdige Braut, die Ihnen die ganze Famlie zur Rettung vorschlägt. Neun A4 Die Rückfälle, Neunter Auftritt. Baroninn von Weistnthal, Wiederhall, Bonge. Weisenthal. Da finden wir recht gelegen unsernRitter in voller Beschäftigung l Fräulein ihre Dienerinn! Ich besuche die Gräfinn, und finde Gie in einer Gesellschaft, die Mich hm ganz überrascht — Wiederhall. Recht wunderbar! (Er winkt -er Baroninn und lispelt ihr zu.) Weisenthal. Der Ritter hat Ihnen ver» muthlich zärtliche Erklärungen vorgeplaudert? Lhre glüenden Wangen verrathen mir so eine zärtliche Unterredung. Alö eine Freundin» will ich Sie im Dorbeygehn warnen. Auch ich war einst die Geliebte ihres Ritters, der gern Sey Damen schmachtet — Gustav. Madame, ich verbitte allen Spott — Weisenthal. (Die ihn mit verächtlicher Mie» ne anschaut.) Sie glauben vielleicht, daß ich gekommen bin, Sie um Gegenliebe zu flehen? — Ich habe Sie kennen gelernt. Ich gestehe meine Schwachheit, ich war eben so leichtgläubig, wie vielleicht dieß Fräulein, und die meisten meiner Mitschwcstern find. Ich bin endlich enttäuscht. Wiederhall. Hier Fräulein, sehen Sie einen unterzeichneten, von ihm feyerlich bestätigten Heurathskvntrakti Sie können lesen— Ritter, so unverschämt find Sie nicht, ihre Hand zu verläugnen? — Theresia. (verweigert das Blatt, seufzt, neigt stch, und geht beschämt.) Gustav. Verwünscht l — Hbren Sie theuer» st? Theresie — Wei- ein.Origmallustspikl. 95 Weisenthal. (Die ihm den Weg vertritt.) Geduld Herr Ritter! Gustav. Aus meinem Gestchte! Weisenthal. Mit wem reden Sie? Mit mir? Elender! Ich will Sie demüthigen. Sie glauben durch dieß Blatt?— Nein! (Sie zer- reißt den Äontrakt, und wirft ihm die Stü» cke vor die Füsse.) Meine Rache ist die— Der» Achtung! (Sie eilt fort) Wiederhall. (Rlascht in die Lande.) Zehnter Auftritt. Greif, Vorige, hernach Weiser, Ortolan. Greif. (Sieht auf den Wink -es Wieder¬ hall.) Hier finde ich meinen Ritter! Ich such» te Sie überall. Sie haben von mir einen Kon» trakt erschleichen wollen. Sie gaben mir Hof» nung auf die Erbschaft ihres Lnkrls, Ritter, das ist eine Lüge! Ich ziehe mein Versprechen zurück; überlasse Sie der Wuth ihrer Glänbi» ger, und zerreisse den Kontrakt. (Er wirft ihm die Stücke vor. Wiederhall bricht in ein lautes Gelachter aus.) Welser. (Eilt herein.) Da treff ich meinen Mann! — Herr Ritter, Sie glauben vielleicht, daß ich für meine Tochter keinen Mann finde-? Ich bm ein guter Mann; aber auch Tauben haben Galle. Verachtung und Spott beleidigt. Hier ist unser Präliminaraufsatz — Geschwind in Stücke! (Er zerreißt ihn.) Ortolan. Bravo! Mein lieber Welser.' Sie zeigen mir, wir man handeln muß. Ich habe vergebens geprediget. Ich hatte gute Ab» fichten mit Ihnen Herr Ritter. Dieser Ent» wurf meines Testaments kann eö beweisen! Da Sir yö Die Rückfälle, Sie aber nicht meine Gme, sondern ihre Thor» heit hören; so bin ich ihr Lukel nicht mehr! (Er zerreißt das Testament.) (Ein allgemeines Gelächter regt sich, un- alle eilen mit freudigem Spott fort.) Gustav. ( Steht mit geschlungenen Armen in tiefen Gedanken.) Zubert. (Schleicht herein, schreitet hüpfend über die zerstreuten Papierstücke mit Bewun¬ derung weg, und hält einen pack Schriften in der 5and.) Welch ein Schlachtfeld! Gnädü ger Herr! — Herr Ritter: — Eure TNaden — Hier find die Schuldbriefe! Gustav. Verdammt seh alles! (Er faßt mit Grimme die Papiere und zerreißt sie wütend.) Zubert. Richtig bezahlt! Gustav. (Eilt fort, auf halbem v)ege zö» xert er.) Ich will alle Weiber verlassen! (Et eilt zur Seite ab , wo Theresie abgegangen ist.) Zubert. Hier wohnt Therefie! Gustav. Verwünscht sey sie! (Er kehrt mn, und bricht durch die Mitcenthüre fort.) subert. Aus Gewohnheit geht mancher Liek» Haber irre— (Er folgt.) Ende des vierten Auszugs. Fünf- eill Originallustspiel. 97 Fünfter Aufzug. (Ein Saal im Hause der Gräfin» Sternau.) Erster Auftritt. Gräfinn Sternau, Baroninn von Wei¬ senthal, hernach Wiederhall, Greif, rulcjt Thereste. Gräfinn. (Die mit der Baroninn in den Gaal trit, und plozlich bey der Mittelthüre verwellet.) Von meinem Neffen wollen Sie sprechen? Sie hätten keine unglüklichere Ma» ttrie wählen können. Ich bin nut ihm in kei» Mr guten Harmonie — Aber reden Sie im« Mer — Baroninn. Ich wollte nur — . Gräfinn. He.' Diener, Stühle! — Was haß >- doch einmal in einem hübschen Buche gele» !en? — Es wird mir gleich beyfallen — War» km Sie — Schlägt man nicht Feuerlärmen? Baroninn. Ich höre nichts — Gräfinn. Es war ein Geräusche in meinem Lhre. Hahaha! Jzt weiß ichs! Hahaha! ES ^ar ein spaßiger Zufall, der nur auch in mei» Lugend begegnete! — Hahaha! Ich will "ur meine Diener rufen, dann erzähle ich LH» - Nm alles ! Hahaha! (Sie eilt fort.) Baroninn. Sie bat wieder eine böse Stun» ". Doch ist ste glücklicher als ich! — Aber ?^um bin ich unglücklich? Ich Thörinn! Ich ^Nehmende meine Seufzer für ernen Undank» "'M! Ach! Mein Muth verläßt mich allmäh» Ä Uch! 98 Die Rückfälle, licb! s)ck will ihn vergessen! Und doch spricht dieses schwache Herz noch für ihn— O Brm der, eile, tröste mich; ich habe bisher mein Vertrauen auf dich gcsezt. Sag mir, kann ich ohne den Wohlstand zu beleidigen, dem Ritter meine Anerbietungen wiederholen? Wiederhall. Schwester, er verdient zwar diese Güte nicht; allein die Umstünde zwingen uns, ein bischen den Ton herabzustimmew Die Liebe hat wie die Dichter besondere Freyheiten. Tue Absicht verschönert alles. Was suchst du anders beym Ritter als Gegenliebe ? Du brennst vor Begierde ihn durch deine Zärtlichkeit zu beglücken. Was könnte die schwärzeste Schmäh» sucht an diesen Gesinnungen tadeln? Barsninn. Bruder, du beruhigest mich, denn ich fange an meine Rolle mit Verlegenheit zu svielen. Ich weiß nicht , wie ich mich bei) diesen demüthigenden Auftrtten benehmen soll? Ich möchte nicht gerne zu viel, und auch nicht zu wenig thun. Acb ! Vielleicht hab ich schon zuviel gethan! Ein Weib, das Männer fleht, ist verworfen — wrederhall. Bey diesen Gedanken siedet das Mut in mernen Adern! — Verworfen — Laroninn. Was kann ich hoffen? Er bleitt kalt - wrederhall. Weil er noch in ein schwach' tendes Geschöpfe vernarrt ist. Ich gebe noch nickt den Sieg verloren! Barrninn. Ich sehe meine Nebenbuhlerin" nähern. Ich bcn Nicht stark genug, ihren AN' blick zu ertragen. Ich muß fort! Bruder, aut dick stüzt sich noch meine wankende Hofnung. (Sie eilt fort.) Greif. Ich suchte dick überall! Wir müsse" die künftigen Schritte verabreden — Ww» ein Originallustspies. 99 Wiederhall. Du kömmst gerufen. Wir Müs» sen ein gewaltsames Mittel versuchen. Greif, rüste deine Anschläge! Komm ! Es muß eine Mine springen! (Sie eilen fort.) Thereste. In welcher Verlegenheit befinde ich mich! Was soll ich den Grafen antworten? Er trägt mir seine Hand an, und fodert ein ganzes Herz von mir. Hab ich noch einen Theil zu vergeben? Ach! Gustav, du verdienest zwar nicht meine Liebe; aber ich fühle, daß ich dich allein ewig lieben werde. Da steh ich in äusser» stcr Verwirrung — Zweyter Auftritt. Gräfinn Sternau, Vorige. Grä'finn. Da steht sie wieder wie eine Bild¬ säule an einem Grabmaal. Thereste! — Sie erschrecken? Thereste. Gnädige Frau — Grä'finn. Ist das mein Name? Thereste. Ö meine theurrste Wohlthäte» rinn — Grä'finn. Immer überrasche ich Sie in schwermüthigen Gedanken. Ist denn jedes Al¬ ter dem Kummer preißaegcben? Ich glaubte, nur ich allein wäre mit schwermüthigen An¬ wandlungen gequält; auch die zarte Jugend lei» dct. Ich wollte Sie glücklich machen. Ich bot Ihnen in dieser Absicht mein Hans an; aber Sie leiden heimlich; Seufer entwischen ihrer Brust, und Thränen schleichen aus ihrem Auge. D Tbe'-esie, verdiene ich nicht ihr ganzes Ver» trauen? Thereste. Ich küsse dankbar die wohlthätige Hand — G 2 Grä'- Loo Die Rückfälle, Gräfinn. Lhränen benetzen meine Hand — Theresie. Lhränen des regesten Dankes — Gräfin«. Ich will rastlos an ihrer Gluckse« lligkeit arbeiten — Theresie. Sie sind meine zweyte liebreiche Mutter. Gräfinn. Wir wollen izt überdenken, weh He Lage Ihnen am besten behaget. Theresie. Stäts Sey Ihnen zu seyn.' Gräfinn. Bey mir? O Theresie, ich bin mir selbst oft lästig. Theresie. Sie beleidigen sich selbst durch die» sen Vorwurf. Gräfinn. O ich verkenne mich «echtMeine Launen, meine Zerstreuungen nehmen mir Len Jahren zu. Theresie. Das sind klein« Wolken, die das Lächeln der Sonne verherrlichen. Gräfinn. Sie Schmäuchlerinn! Nein The» rrsie, Sie sollen die Blüte ihrer Jahre nicht verschleudern. Ich will See verheurathen. Theresie. O Sie lieben mich nicht— Gräfinn. Woraus schliessen Sie das? Theresie. Weil Sie mich entfernen wollen. Gräfinn. Sie sollen einen Mann beglücken. Theresie. Ich bin arm! Gräfinn. Ich will daS Unrecht des Glücks verbessern. Theresie, istihrHerz noch frey?-7 Ich traue ihrer Tugend so viel Stärke zu, daß Sce die kleinen Thorheiten ihres Ebemheurers bereits vergessen haben. Theresie. Ach ! (Tie schlägt die Augen zur Erde.) Gräfin«. Sie schweigen? Ich besitze immer nur ein halbes Vertrauen. Tochter, liebeToch» ter, so will ich Sie in Zukunft heissen — Theresie. Welche Güte! Grä> tkn Äriginallustspiel. isr Grafinn. Sollte meine Therefie noch eine Neigung für einen flüchtigen Thoren nähren? Therefie. Ich dfne Ihnen mein ganzes Herz. Zuerst gebe ich Ihnen die feyerlichfie Verficht* rung, daß ich ihren Neffen niemals wieder spre» chen will; aber Ach! Bin ich darum glücklicher* Sind wir immer Gebieterinnen über unsere Zärtlichkeit? Ich gestehe Ihnen, er allein ist der Mann, der mich lieben lehrte; doch die Bande find auf ewig zerrissen! Grafinn. Daß doch die edelsten Gemüther so unglücklich wählen! — Therefie, die Zeit wird Sie heilen, und wir werden einen würdi« zen Mann finden. Doch ich sehe, diese Untere redunz macht Ihnen Unlust. Brechen wir ab. Geben Sie Befehle, daß man die Tafel früher rüste; wir werden Nachmittag uns mit einem Spaziergang zerstreuen. (Sie steht hastig auf gehe nach der Lange und Breite des Saales, und zahlt die Schritte.) So habe ich doch recht gesagt, mir schien der Saal so tief als breit — Therefie. (Neigt stch, und geht ab zur Seite.) Grafinn. (Sieht ihr nach.) Ihre ganze See« le hängt noch an ihm. Sie liebt den Unwür* rügen mehr als fie selbst weis. Wer kömmt? Sr selbst! Dritter Auftritt. Gustav, Vorige. Gustav. (Tritt durch die Mittelthüre em.Z ^och einmal — Grafinn. Wie! Noch hier? Ich dachte, Sie varen schon über alle Berge — G z Du- rsr Die Rückfälle, Gustav. L> gnädige Tante, ich nähere mich Ihnen mit beklemmtem Herzen; das Schicksal mer er Lage liegt in ihren Händen. Ich liebe- Gcaftnn. Wie komm ich zur Ehre ihres Vertrauens? Sie haben mich bisher nicht ein» mal ihrer Aufmerksamkeit gewürdiget. Wie sollt ich es wagen, einen so zuverstchtlichenRit» ler Rathschläge zu geben, ich ein Weed — Gustav. Ich weis nicht, wie ich ihre Um gnade so sehr verdiene — Gräfinn. Das wissen Sie nicht? Wie um schuldig! So muß ich Ihnen denn nut zwey Worten sagen, daß ich ihre unwürdige Tante an ihrem Betragen kleine Unvollkommenheiten bemerkte. Mein Bruder schildert Sie malerisch in seinem Briefe. Lesen Sie selbst Ritter! (Sie tziebt ihm das Schnupftuch; er überreicht es wieder; ste dankt und steckt es ein.) Gustav. Ich bin weit entfernt, alle meint Handlungen zu rechtfertigen; ich mache Ihne» vielmehr ein freyes Geständnis; meiner Thon Heiken. Diese Fehler würden mich sehr dem»' ihnen, wenn ich n cht Muth genug bey wir fühlte, durch meene künftigen Handlungen men rie Iuaeudschwachheiten vergessen zu machen. Grästnn. Der edle Vorsatz entzückt mich' Aber Neffe — Gustav. Ich habe bereits manchen schöne» Kamp? ewagt; kleine Rückfälle selbst mache» mich noch nickt verzagen. Ich schreite sort' Die Tugend rst ein Streit, und ich erwarte den Sieg. Gnädige Frau, ich fodre Sie »un stehen Sie mir bey auf dieser beschwerliche» Bahn. Erleichtern Sie mir den Weg. Gebe» Sie mir eine Freundinn wieder, deren saiM Gemüths ut, und feste Tugend mich zuerst zm Der» ein Originallustspiel. roz Vernunft führte, und an deren Hand ich mie¬ den gewissen Sieg verspreche. Grafinn. Es war schbn gesagt! Aker Neffe, ich kenne die Menschen. Der Gesang des Lok» vogels täuscht! Gustav. Thaten werden Sie überzeugen! Grafinn. Man spricht von emer geschlossenen Verbindung — Gustav. Ich habe diese unwürdigen Fässel zerrissen ! Grafinn. Aber Welsers würdige Tochter — Gustav. Ist die Braut des Grafen Bann — Grafinn. Ich will für dich ein reiches Mäd¬ chen suchen — Gustav. Lherefie oder keine! Grafinn. Diese hat mit Ihnen Herr Ritter, «uf ewig gebrochen ! Ich rede aus ihrem Munde. Gustav. Ich habe mein Urtheil! Ich danke für die kurze Entscheidung. (Er verneigt sich.) Leben Sie wohl! (Er §eht.) Vierter Auftritt. » Grafinn Sternau, hernach Hubert, Lottchen. Grafinn. Wie sie sich lieben! — Nein! Die¬ se Heurath kann nicht geschehen! Mem Neffe ist ein Flüchtling! Thereste, dieses sanfte Täub» chen — Durchaus Nein! — In welcher wilden Laune ich mich pldzlich befinde. Alles verdrießt mich! Der Anblick der Menschen ist mir ver¬ haßt!— Wer lärmt denn so im Vorzimmer? Wie doch die Leute so froh seyn, so vom Her« zen lachen kdnnen! — Sogar das Gelächter be» leidiger mich. Wer ist denn gar so glücklich? G 4 (Sie ZO4 Die Rückfälle, (Sie blickt hinaus ) Meine neue Zoffe schäckert mit dem Diener des Ritters. Sie kommen. (Sie tritt zur Seite in ein Rabinet, und horcht.) Was mag es seyn — Lubert. Berg und Thal kommen nicht zu« sammcn; aber die Menschen wohl. Was ma¬ chen Sie in diesem Hause mein Schäzchen? Lottchen. Ich folgte dem Fräulein. Sie hat mich der Gräfin« empfohlen, weil ich sie besonders liebe. Lubert. Das ist ja allerliebst! Da kann uns das artige Lottchen gute Dienste leisten, wel« ches ihr Schade nicht seyn wird^- Lsttchen. Dienste? Und wie denn? Ludert. Wie denn kleine Spitzbübinn, sdhnr den Herrn Ritter mit dem Fräulein aus, und gieb seinem Diener die artige Hand. Lottchen. Wie sinnreich! Ludert. Ohne Scherz. Auf dem Platz per» lier ich immer etwas. Erst galt es die Tobacks» Lose, dann mein Schnupftuch, und izt — Ach! Mein Herz- Lottchen. Wenn der Ort gar so unglücklich ist, warum kömmt Er wieder her mein lieber Hubert? Hubert. Ja fremde Aufträge, und izt eigne Bedürfnisse werden mich noch oft hieher führen. Auf meine Geschäfte hätte ich wirklich vergess sen; aber wer kann bcy einem so hübschenMäd^ ehen auf was anders als Liebe denken — Lottchen. Wit steht sein Herr mit seinen hunderttausend Prinzessinnen? Ludert. Wir lieben izt nur Thereffe, ich wollte sagen, er liebt Therefie und ich — (Er kneipt ste in das Rinn.) Lottchen. Ich bin zwar noch ein Neuling in diesem Hause; doch weis ich schon so viel, daß alle ein Qnginallustspiel. isz alle Verwandten dem Ritter entgegen arbeiten, besondere unsere Gräfin» — suber-e. Waö doch die gute Frau will? Wär ich Gräfinn; so würde ich so bey mir vernünf» teln: Gustav liebt Thereste, Thereste liebt den Gustav. Beide find jung, fie kdnnen einander beglücken. Ich bin em Weib bey Jahren, er* nenne fie zu meinen Erben, und mache zwey Herzen glücklich Lottchen. Aker der Herr Onkel würde an» ders klügeln — öubert. Und wie denn? Lottchen. Gesezt ich wäre Graf Ortolsn, und angenommen, ich wäre eben so in da- Mark gebrannt, wie er — Lubert. Wie, Ortolan liebt Thereste? Q verdammt! Jzt stehn wir frisch — Lottchen. Ich Graf Ortolan liebe Thereste; mein Neffe mag entweder Dorchen heurathen, oder von seinen Gläubigern fich mißhandeln lassen. Ich als gelehrter Onkel liebe mich selbst, und wähle mir das schöne Fräulein zur Braut! — Sieh Hubert, so denkt jeder in der Welt auf fich selbst. Dir Gräfinn— (Sie laust fort.) Zubert. Gnädige Gräfinn — Gräfinn. (Die lächelnd hervortritt.) Was sucht Er hier? subert. Meinen Herrn. Gräfinn. Ich glaube, er geht eben zu Schif» fe, wenigstens sprach er von seiner nahen Ab» reise. (Sie zieht den Beutel heraus, und zählt Geld. Hubert macht Froste Augen, und stellt fich auf die Zähen, indem er eine Belohnung vermuthet. Sie steckt -en Beutel mit Ropf- schutteln ein.) Es sind dreyßrg Stücke, ich habe- lucht geirrt — Zu-- G 5 -s6 Die Rückfalle, Ludert. (verneigt sich und geht mit Schmun» zeln ad.) Grafinn. Kleine Menschen lehren uns oft unsere Pssichten. Dsö Dienstbotcngespräch un» rerhielt mich. Mein Bruder liebt also There» fien?— Ist das der Grund seiner Abneigung für unser» Neffen? Hahaha! Wandelt mich doch die Lust an, unseren hochweisen Bruder ei» ncn losen Streich zu spielen. Wie wenn ich meinen Neffen wirklich beglückte. Therefie liebt ihn. Welche trunkene Freude kühl ich izt über den Gedanken zwev zärtliche Herzen zu verkin« den. Sie sollen sich lieben! Ja , ich wills! Meine Glückseligkeit hangt von der Ihrigen ab. Ich will sie angenehm überraschen. Ich sehe ' schon ihr Entzücken! — Und mein gelehrter Bruder Hahaha — Fünfter Auftritt. Casar, Ortolan, Vorige, hernach Wel¬ ser, Dorchen, Bann. Lasar. Er muß reisen! Ich will ihn de» Klauen der Gläubiger entreissen. Ortolan. Mache mit dem Ritter, was du willst! Lasar. Schmält beide über unfern Neffen, wie ihr wollt. Der Junge hat gute Eigen¬ schaften. Grafinn. Damit bin ich vollkommen einver« standen. Der Ritter ist kein Mucker, sondern ein freymüthiger Jüngling, das verspricht et¬ was — Lasar. Selbst seine Fehler zeigen ein gutes Herz. Sanz vollkommene Menschen taugen nicht rin Origingllustspiel. 107 nicht in diese Welt. Leute, die glauben unta» dclhaktzu seyn, sind Narben! Ortolan. Ich hab Euch izt im Vertraue» eine wichtige Neuigkeit zu entdecken. (Lasar. Was mag daö seyn? Grafinn. Wir sind in äusserster Erwartung. Ortolan. Ich denke meinen Stand zu ver» ändern. Lasar. Hahaha! Ich errathe — Grafinn. Wie kömmt diese Idee in deine StudierstuSe? Hahaha — Ortolan. Genug, ich habe ein Her; gefun¬ den, das meine Liebe zärtlich crwiedert. Lasar. Meinen warmen Glückwunsch, wenn es wahr ist. Ortolan. Wahr? Ein schöner Zweifel! Wer bin ich? G>mf Ortolan, der alle Staaten durch» reiset ist, Nationen studirt hat, alle Menschen kennt; dessen Urtheile Orakelsprüche, und des», scn Meynunaen unfehlbar sind — Lasar. Bruder, ich will alles bis auf die verwünschte Unfehlbarkeit zuaebcn. Die un-» fehlbaren Menschen verweise ich gerade in das Zollhaus. Ortolan. Genug, ^mit einem Adlerblicke hab ich tief in das Her; eines Mädchens geblickt, und unter der sanften Hülle sungferlicher Schach» ternheit die schönste Flamme entdeckt. Grafinn. Und wer ist dieser weibliche Phd« nix — Ortolan. Theresie! Lasar. Das Mädchen ist in derThat schön — Gräfinn. Bist du derner Sache gewiß Bru¬ der? Ortolan. Ein Kenner würde errdthen, so eine Frage zu beantworten. Doch man stdhrt uns. wel- io. Die Rückfalle, Welser. Ich habe die Ehre Ihnen meinen Eidam aufzuführen. Gräfinn. Graf Bann, meinen schönsten Glückwunsch! Sie verdienen mein liebes Dor» chen. Lasar. Graf, find Sie mit meinem Neffen versöhnt? Lann. Der Stein des Anstosses ist gehoben. Er har mir das Fräulein abgetreten, und da» durch alle Mißverständnisse enträtselt. Ortolan. Ich wünsche Ihnen Glück, und lade Sie zu meiner Vermählung. Dorchen. Ihre Braut — Lann. Ihre Wahl fiel — Ortolan. Auf Therefie! — Schwester wir speisen heut alle bey dir. Gräfin». Die ganze Gesellschaft ist mir will» kommen! Ortolan. Ich werde meine Geliebte recht unvermutet mit meiner kategorischen Erklä¬ rung überraschen. Ha! Da kömmt unser phan» tafirender Neffe in größer Eile — Sechster Auftritt. Gustav, Vorige. Gustav. (Tritt hastig ein.) Das ist zu viel! Ha ! H-er find fie! Läsar. Ist etwa das Schiff segelfertig? Man wird reisen Neffe — Ortolan. Der Ritter hat zu viele Liebes» «rschäfte — Gustav. Ihr Spott meine Herren Onkel, ist zu viel.' Ich bin gekommen nachdrücklich über ihre Härte zp klagen— Gra- ein Originallustspiel. io- Grä'sinn. Es kömmt zu Erklärungen. Las» sen wir den Ritter allein, bis er die erste Hitze verschnaubet. Lcksar. Lasset mir das Männchen über, ich will dem jungen Löwen die Mähne auskämmen. Siebenter Auftritt. Casar, Gustav, hernach Therest'e. Gustav. Herr Onkel, ich schätze Sie hoch; aber ich bitte Sie, in diesem kritischen Augen» blicke meiner zu schonen. Ich bin äusserst ge« quält, mißhandelt: Lassen Sie mir Zeit, mich erst zu fassen. Lasar. Und was bringt dich denn endlich so in Wuth? Gustav. Alles! Ich bin in Verzweiflung.' So was hat man noch nie gehört. Lassen Sie mich izt.' Lasar. Ich gehe, aber in einer Stunde sehn wir uns, und dann wird gewiß entschieden, ob Gustav reisen, oder aber der Ehre entsagen will, mein Neffe zu seyn. (Er gehr ab.) Gustav. Noch einmal will ich Theresten sehn, und wenn sie im Mittelpunkt der Erde wohnte! — Ja, ich muß fte sprechen! Diese grausamen Onkel! Diese Tante! (Er knirsche mit den sahnen, und schreitet wild auf und ab.) Mein Entschluß ist gefaßt! Ich will ohne Therefle nicht leben. Ha! Sie kömmt! Wei» chen Sie mir nicht aus, Fräulein, es ist ein entscheidender Augenblick!— Haben Sie nicht ganz alles Gefühl abgelegt; nehmen Sie noch Theil an meinem Schicksal; so hören Sie wich zum leztenmal. Gustav steht am Rande, an einem schmalen Rande — Ehe- HO Die Rückfälle, Theresie. Sie erschrecken mich Ritter — Ihre wilden Blicke — Gustav. Ich muß Ihnen einen Jrrthum auf» kläre». Theresia. Und was kdnncn Sie noch von mir fodern — Gustav. Mitleid! Lassen Sie sich*nicht durch den falschen Swem hinreiffen. Ich bin im Stande jeden Einwurf zu widerlegen. Ich lieble Sie vom ersten Augenblick, da ich Sie sah, treu, edel, unveränderlich! Theresie. Bringen Sir drese Versicherung ihrer Barvninn — Gustav. Hbren Sie meine Geschichte: Ju¬ gend und Unerfahrheit knüpften bcy meinem Eintrit in die große Welt em übereiltes Band, das die aufkermende Vernunft pltzUch zerriß. Ich erkannte, daß ich und die Baronin» nicht geschaffen sind ein dauerhaftes Dündniß zu stift ten. Wir brachen feyerlich. Gestern in einer unbedachtsamen Stunde, da meine Geister vom Weine erhizt waren, legte mir das schlaue Werb so künstliche Schlingen, daß ich unvorsich¬ tig genug war, ein Blatt zu unterschreiben, das wider mich zeugte. Theresie. Wenn ich auch ihren Versichern!!» gen glaube, wozu dient ihre Rechtfertigung? Verschwenden Sie lieber ihre Beredsamkeit bey ihren Verwandten, besänftigen Sie ihre Onkel, und ihre Tante. Versöhnen Sie sich mit einer liebenswürdigen Braut, deren Rcicbthum ihre verwirrten Glücksumstände verbessern kann. Retten Sie ihre Ehre, die nur thcuer ist; reissen Sw sich aus den Händen ungcstümmer Gläubiger! O Ritter, ich habe S>e nicht aus Abneigung, nicht aus Untreue verlassen. Ihr Wohl liegt nur allein am Herzen; dann werde em Originallustspiel. m ich glücklich scyn, wenn ich sehe. Laß man an Ihnen jene verborgenen Tugenden, jenen edlen Keim eines unverderbten Lharakters entdekt, dessen Svuren meinem Auge niemals entmischt ten. Sie haben nur noch kleine in der Gesell» schäft ererbte Angewohnheiten abzulegen, und Sie werden allen Menschen Hochachtung ent» reissen. Gustav. O Thereste, wieviel Güte, und wie viel Grausamkeit überrascht mich zugleich aus ihrem schönen Munde! Jndrß Sie mir mit einer Hand liebkosen, durchbohren Sie mit der andern mein zärtliches Herz, ein Herz, das nur für Sie schlägt! Welches Glück kann ich ohne ihren Besitz fühlen ? Ich sollte die Ruhe, Len Trost meines Lebens um thörichte Schätze hingeben? Sind das die Waffen, womit Sie meine Liebe bestreiten? Eben diese Großmuth, mit der Sie mir ein theureö Opfer bringen, fässelt mich mit unauflösbaren Banden an Sie. Ich schwöre Ihnen im Antlitz des Himmels, daß äusser Ihnen keine ihres Geschlechtes meine Gattinn wrrd! Ich lege ihrer Entscheidung die Frage vor: wollen Sie nach ihren ersten Der» heißungen meine Gemahlinn werden; oder soll diese Minute uns auf ewig trennen? — Ich reise, niemals Sie, und meine Familie wieder« zusehen. Ich lege izt mein Schicksal zu ihren Füssen; wollen Sie meinen Tod oder mein Le» ben? (Er wirft sich zu ihren Füssen, ergreift ihre Land, und küßt sie mir Wärme. The- resie ist in äusserster Bewegung.) Uti Die Rückfälle, Achter Auftritt. Ortolan, Cäsar, Gräfinn Sternau, Welser, Dorchen, Bann, Baromnn Weisenthal, Wiederhall, Vorige. (Ortslan eilt voraus mit Mienen, dadurch er allen Versicherungen seines Sieges macht. Die andern folgen neugierig.) Ortslan. Jzt werden Sie meine Untrüg» lichkeit sehen! (plözlich erblickt er die Gruppe -er Gegenwärtigen, verliert seine Zuversicht» liche Miene, und staunt. Die andern brechen in ein lautes Gelachter aus.) Gustav. (Springt auf.) Sie kommen gern» fen.' Ich fodre Sie zu Zeugen meines Eides auf, nur Therefie lieb ich, nur Sic soll meine Gattinn seyn! Ortslan. Raset der Bengel? Ist er key al» len Mädchen? — Neffe, dießmal wisch Er sich den Mund! Hier ist für ihn keine Eroberung zu machen. Versteht Er mich? — Ich Graf Orto» lan, sein Onkel erkläre hiemit feyerlich Thcre» sie zu meiner Gattinn! Gustav. Sie sind mein Nebenbuhler? Ortslan. Und daS düucht Ihm so ein Wune der — Gustav. Und Thereste giebt Ihnen ihre Hand? — Thereste? Sie? Erklären Sie sich! Ein Ja oder rin Nein! — Sie schweigen? Sie schlagen die Augen zur Erde? Ortslan. Das schönste Ge-ändniß der Um schuld ! (Er fächelt sich mit dem Schnupftuch.) Ich bin ein Kenner, ich sehe in die geheimsten Falten der Herzen. Auf diesen englischen Gr» fichts» ein Qriginallustspiel. uz ßchtSzügen hab ich die geheimsten Empfindungen dieses sanften Kindes gelesen. Errdthen Sie mein Fräulein, frey eine Liebe zu ge« Set/i, die ich schon lange auf ihrer Stirne weis« sagrad gelesen habe. Ich habe mich niemals be» trogen, und hin am wenigsten — Gustav. Fürchten Sie von mir keine Vor« würfe. Ich warte nur auf einen Wink, und entferne mich mit jener Achtung, die ich der Braut meines Onkels schuldig bin. Grcrlan. Er ist gelehrig lieber Neffe! (Er schlägt ihn auf die Achsel.) Er hat recht, man muß dem Stärkern weichen. Ich entdecke auf seiner Stirne manche gute Eigenschaft, nur fin« de ich keine Spur einer hochzeitlichen Miene — Gustav. (Oer nur mit Thereste beschäfti¬ get ist, näherr sich mit einer liebreichen Art, die auf alle Zuhörer Eindruck macht, indem He leisen Beyfall geben.) Ich will Ihnen die Beschämung ersparen, und einen Schritt er» leichtern, den Sie nicht ohne Lrrdthung wagen können. Leben Sie wohl! Möchte der Himmes ihre Wahl rechtfertigen! Sie haben weislich gewählt. Sie verschmähen den armen unglück« liehen Ritter, der nur ein zärtliches Herz an« bieten kann, und erkiesen zum Gatten einen Grasen, der Sie mit Neichthümrrn ükerschüt» tet — Thereste. (Fährt aus ihrer Betäubung auf, blickt auf die ganze Gesellschaft, und lächelt auf Gustav.) Ritter! Ich widerlege Sie! — Hier ist meine Hand! Mit Ihnen thest ich mein Schiksal! (Gustav fällt ihr entzükt zu Fussen, und verschlingt ihre Zand mit Rüssen. Die andern klatschen Beyfall. Vrtolan steht mit vollen Backen, endlich bricht er los.) H Alle- LI4 Die Rückfäkle, Alle. Bravo! Oreolan. Wie! Ich werde geäfft? Ich! --- The este — Theresie. Gnädiger Herr, hören Sie meine Gründe. Ich rrröthe nicht Ihnen frey zu ge» stehn, daß ihr Neffe der erste einzige Mann ist, den ich allzeit geliebt hake, allzeit liehen werde; meine Liebe lst von einer sterbenden Muster ge« billiget — Oriolan. Wie? Ich hätte mich hey diesen Gestcktszügen geirrt? - Ich! Um aller Musen Willen ! Ich wäre in meinen untrüglichen Schlüs« sen fehlerhaft? — Das ist zum Schlag treffen! Nein, hier ist ein verabredeter Betrug, mich zu beschämen, mich zu verhöhnen! Alles verschwört sich wider mich. Ich eile fort; ich will diese verhaßte Familie ganz vergessen! (Er rvill fort« eilen; alle stellen sich ihm bittlich entgegen, Theresie, die ihn zurückhäkt, und sich zu seinen Küssen wirft, verzögert seinen Schritt.) Theresie. Gnade! Bester Graf, wenn Sie »ns nicht vergeben, find wir unglücklich — (Sie faßt seine Land, und wäscht sie mit Thränen.) Gustav. (Faßt kniend seine andere Zand. Grcolan ringt, kämpft eine weile mit sich selbst, blickt anfangs wild, endlich erweicht auf die Bittenden.) Ortolan. Der weibliche Satan scheint ge» schaffen zu sevn, meine ganze Gelehrsamkeit zu Boden zu stürzen! — Mich so schwarz zu hin» tergebn! — Und doch — Mein verdammtes nm» ches Herz! — Steht auf! Ich vergeb Euch! Liebt Such! Ihr seyd meine Erben, und ich zahle deine Schulden ! (Er wische sich die Stirn ab.)- Gustav. Onkel, Sie sind mein Gchutzgott! Theresie. O Güte! Alle. ein QrSginGuUM. 2llle. Es lebe OrtoliM! Lasar. Ortolan der Grosse Ortolan. Ihr habt mir heiß gemacht. Gräfin,r. Bruder, deine edle That erregt meine Bewunderung. Wenn Du nicht gefehlt hättest, der schönste Sieg wäre verloren. Oreolan. Und du Schwester, hättest nicht Gelegenheit gefunden, einen so schönen Gedern^ ken zu sagen. Gräfin». Ich will nicht nur schön redeih auch gut handeln, und das Brautpaar wie eine Mutter ausstatten. Theresie. Ich bin zu arm an Dank — Gustav. Das ist der Glücklichste meiner Tage Neunter Auftritt. Greif, Vorige, hernach Baroninn von Weisenthal, Wiederhall, Hubert. Greiftrkt ein, und schleicht heimlich zu Gustav- Greif. Herr Ritter, ich bin in Verlegenheit alle ihre Gläubiger nehmen mich veym Worte Eie hören gar keine Gründe. Gustav. Besorgen Sie nichts. Ich bin mit meenen Verwandten ausgesdhnt. Ortolan. Ich zahle alles r Mein Wort lst Gold! (wiederhall erstaunt, und blikt auf die Baroninn. 2m Gewühle dieser Personen schleicht die Gräfinn auf die Seite zu einem Tischchen das vorne steht, und fängt an ihre Schmucknadeln und andere Kleinigkeiten ab» Zulegen, als wenn sie sich auskleiden wollte. Die Baroninn von weisenthal drükt ihre Verlegenheit über die Zufälle aus, und steht denkend auf der andern Seite ganz vorne.) Gu- n6 Dre Rückfälle, Gustav. (Nähert sich leise der Grckftnn.) Lbeure Tante — Grafinn. W«s schlägt die Uhr? Ich muß früh zu Bette — Gustav. O Sie müssen in meiner Hochzeit« Sunde wachen! Sehn Sie ihre Therefie — Grä'stnn. (Springt auf.) Segen auf Euch! Wiederhall. (Schleicht zu seiner Schwester.) Wir sind besiegt! Weisenthal. Ja ich falle! Gehn wir! (Sie Eilt zur Thüre, harrt, kehrt wieder und nä¬ hert sich Theresien.) Nur eines thut mir weh, daß Sie den Mann, den ich liebe, verdienen! — (Sie zieht ihren Ring vom Finger, und stekt ihn ihrer Nebenbuhkerinn an.) Ein Denkmaal von mir! (Sie eilt fort; alle schlagen in die Lande.) Alle. Schdn! Edel! Groß! Ludert. Die Reisrkutsche — Gustav. Wird abgeschaft, denn ich heura« Ehe — Ludert. Und meine Vorschrift — Gustav. Sry die Vernunft! Kommen Sie Mine Freunde, heut beginne ich eine neue Lauf« Mn; Therefie, an ihrer Hand schreite ich küh- D.er, und trotze der Stärke der Gewohnheit.. Ende des Lustspiels