^l. 143. Samstag, 24. Juni 1899. Jahrgang 118. OMcher Zeitung. > --—- , "nu«tlati°n«pre«: M!t Postveisenbunn: ganzjHhrw fl. !5, hälbWrig fl. 750. Im Comptoir: ^NMI^g sl. ii, halbjährig fl. ü 50. Für die ftustell»»!, in« Hau« ganzjährig n ihm erbetenen Versetzung in den dauernden "Uhestand taxfrei das Ritterkreuz des Leopold-Ordens Allergnädigst zu verleihen geruht. Seine t. und l. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 17. Juni d. I. die ^ectionsräthe Hugo Kuntz und Theodor Eglauer iu Vtinisterialräthen im Finanzministerium aller- Aäoigst zu ernennen und den Sectionsräthen dieses ^tlnisteriulus Robert Wolf und Matthias Hronet ^n Titel und Charakter eines Ministerialrathes mit "llchstcht der Taxe huldvollst zu verleihen geruht. Kaizl iu. l>. Seine l. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 14. Juni d. I. dem ^berfinmlzrathe und Finanzdirector in Laibach Karl ^ubec den Titel und Charakter eines Hofrathes mit "achsicht der Taxe allergnädigst zu verleihen geruht. Kaizl m. p. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 4. Juni d. I. der ^lrectorin der allgemeinen Volts- und Bürgerschule für Mädchen in Trieft Annna Stumpfi aus Anlass der von ihr erbetenen Versetzung in den bleibenden Ruhestand das goldene Verdienstkreuz allergnädigst zu verleihen geruht. Verordnung des Finanzministeriums vom l 19. Juni 1899, womit für den Monat Juli 1899 das Aufgeld bestimmt wird, welches bei Verwendung von Silber zur Zahlung der Zollgebüren zu entrichten ist. Mit Bezug auf Artikel XIV des Gesetzes vom 25. Mai 1882 (R. G. Vl. Nr. 47) wird im Einver- nehmen mit dem königl. ungarischen Finanzministerium für den Geltungsbereich des erwähnten Gesetzes und für den Monat Juli 1899 festgesetzt, dass in denjenigen Fällen, in welchen bei Zahlung von Zöllen und Nebengebüren, dann bei Sicherstellung vou Zöllen statt des Goldes Silbermünzen zur Verwendung kommen, ein Aufgeld von 195 pCt. in Silber zu ent- richten ist. Kaizl m. p. Der Iustizminister hat verseht: den Landesgerichtsrath Alois Gregorin, Be- zirksgerichts - Vorsteher in Gurlfeld, zum Kreisgericht m (Mi; ferner ernannt zu Landesgerichtsräthen: den Bezirksrichter Emil Rizzoli in Mottling für das Kreisgericht in Rudolfswert und den Gerichtssecretär Dr. Hermann Schäftlein in Marburg für das Kreisgericht in Cilli; endlich ernannt die Gerichtsadjuncten: Ernst Martina! in Hermagor zum Gerichts- secretär in Klagenfurt; Johann Pogatnil in Krainburg zum Vezirks- richter in Gurkfeld; Georg ?.. »? Da das Sommersolstitium nach alter Annahme auf zn' 24- des Vrachmonats fiel, Johannes der Täufer nach dem ""lchte der Evangelisten sechs Monate unserem Herrn uoran. Wangen war nnd das Fest der Sommersonnenwende sowohl der ^ttne in ihrer höchsten Kraft als auch dein Feuer in seiner zweifachen d°s^"""8 als himmlischem und irdischen, galt, so Voten stch Mende Anhaltspuntte. das Fest der OeliuU Johannes des Tau- r>f als der «iucvruv. arävuu ot llivou» «"tu vammum» ans "'"' Tag festzusetzen. Andere Aelpler meinen wieder, dass die meisten «Bergmandln» am Tage vor Iohanni ihre Felsen- wohnungen verlassen, um in der darauffolgenden Nacht die Stämme der Linden- und Eichenbäume mit dünnen Gold- und Silberfäden zu umspinnen und unter dem duftenden Alätterdache der Waldungen «Lichterltänze» aufzuführen. Hie und da hört man fagen, dass Zehentkmder, welche zu Iohanni in der Mitternachtsstunde mit einer brennenden Kerze in der Hand in den Garten oder aufs Feld gehen und dort ein Stück Erde, auf der neunerlei Blumen wachsen, von links nach rechts mit einer Sichel oder einem krumm gebogenen Messer her- ausschneiden und dann auf den Kopf legen, die Berge offen und Goldschätze «blühen» sehen. Um aber einen solchen heben zu können, müsste das jeweilige Zehent- kind im Besitze einer in der vorjährigen Iohanmsnacht geschnittenen und am heiligen Abend durchs Einritzen von drei Runen zauberfest gemachten Weidenruthc sein. In einigen Bergdörfern ist der Glaube ver- breitet, dass Kinder, welche in der Iohannisnacht zur MitternachtKstunde geboren werden, mit einem aus Lichtstrahlen gewobenen Häubchen zur Welt kommen, was für Kind und Mutter von bester Vorbedeu- tung sei. — Eine alte Bauernregel sagt: Ist der Himmel am Johannistage trüb, so soll eine nasse Ernte sein, regnet es, so sollen die Haselnüsse verderben. Wenn sich der Kuckuck lange nach Iohanni hören lässt, so soll dies eine theure Zeit bedeuten. Donnert es viel acht Tage vor Iohanni und acht Tage nach Iohanni, so gibt es einen trüben Sommer. Da es heißt, dass zu Iohanni der Erde und dem Wasser, der Lust und dem Feuer besondere geheimnisvolle Kräfte inncwohnen, so ist man bemüht, sich dieselben durch Beobachtung gewisser Fest- gebräuche dienstbar zu machen. Einige dieser Bräuche seien im Nachstehenden mitgetheilt. In Untersteiermark werden am Vorabende des Iohannitages unter die in Stuben und Küchen befind« lichen Tische Iohannisblumeu, Farnkraut und Marien- haar gestreut und in den Stallungen klein zerhackte Weiden-, Birken- und Erlenzweige der Streu bei- gemengt, um auf diese Weise Haus und Hof vor Blitzschlägen und anderem Unglück zu bewahren. Im Küstenlande begeben sich die Mädchen am Vortage des Iohannisfestes zu den Dorfbrnnnen und waschen sich dort Gesicht und Arme. Sobald sie damit fertig geworden sind, laufen sie auf die Wiesen und pflücken dort siebenerlei Blumen. Heimgekehrt binden sie aus den mitgebrachten Blumen drei Kränze, von denen der eine ober dem Hausthore, der andere ober der Stall- thüre und der dritte an der Außenwand der Scheune angenagelt wird. Dadurch sollen gcfürchtete Dämonen vom Hause abgewehrt und Schutzgeister ins HauS ge- lockt werden. Während des Blumenwindens singen die Mädchen allerhand Lieder, mit besonderer Vorliebe jedoch das Lied vom himmlischen Gärtlein, ferner das Lied: «Ich geh' im Garten auf und ab und halte Zwie» sprach, mit drei Blumen», und dann das Lied vom Rosmarin und der Himmelsrose. In manchen Gegenden Istriens pflegen die Mäd- chen am Johannistage sich in den Gärten mit Schaukel- spiel zu belustigen. Kleine Gruppen bildend, schwingen sie sich blumengeschmückt stundenlang in Schaukeln, hiebei der Sommersonne mit den Worten zujubelnd: «Vielliebe Gottesjonne, du hast den bösen Winter vertrieben und uns den warmen Sommer gebracht, du umspielst mit deinem goldenen Licht Busch und Laibacher Zeitung Nr. 143. 1148 24. Juni 1899.^ Eine Reihe von alten Gesetzen wurde durch die Herrscher ausdrücklich fanctioniert; eine Serie anderer blieb ä« laow auch weiterhin in Geltung. Daneben sind neue Institutionen ins Leben gerufen worden, in welchen das neue Regime zum Ausdrucke gelaugte. So wurde im Großfürstenthume ein Oberster Regierungs- rath creiert, der officiell als «Kaiserlicher Senat von Finnland» bezeichnet wurde; ferner ist ein durch den Kaiser ernannter Genrralgouverneur eingesetzt worden; endlich ist ein sinnländisches Staatsfecretariat in Peters- burg am Sitze des Herrschers geschaffen worden. Auf diese Weise kam des öfteren die fouverä'ne Macht der Kaiser, unbeschadet der nationalen Institutionen, zu un- bestrittener Geltung. Auf demselben streng legalen Boden bewegte sich auch die kaiserliche Action, die im Manifeste vom 3. Februar 1899 zum Ausdrucke gelangte. Das ge- sammte Regime, soweit es die inneren Angelegenheiten des Landes betrifft, blieb, nach wie vor dem Manifest intact, absolut unangetastet. Nur die Lücken, welche in Fragen, die das Grohfürstenthum gemeinsam mit dem Kaiserreiche betreffen, seit langer Zeit bestanden, wurden ausgefüllt. Und auch in diefen Fragen gemeinsamen Charakters wurde der Einstussnahme des finnischen Voltes ein breiter Raum gewährt. Es ist die Ver- fügung getroffen worden, dafs im Reichsrathe an der Berathung von Gefetzentwürfen, die gemeinsamen An« gelegenheiten gewidmet sind, sinnländische Senatoren, die der Kaiser zu designieren hat, theilnehmen sollen. Welche Angelegenheiten als gemeinsame zu betrachten seien, darüber hat der gemeinsame Herrscher zu ent- scheiden, und zwar kommt ihm dieses Recht zu als Folge seiner souveränen Machtvollkommenheit, deren sich die Zaren auch in Finnland niemals entäußert haben. Die Thatsache, dass der finnische Landtag seit 1863 periodisch einberufen worden ist, und dass dem- selben gewisse Privilegien von den Monarchen verliehen worden sind, schließt gewiss nicht in sich die Ent- äußerung der Rechte des Souveräns, gemeinsame An- gelegenheiten nach seinem Ermessen ordnen zu lassen. Dies ist der Standpunkt Kaiser Nikolaus II,, den auch alle seine Vorgänger seit 1809 eingenommen hatten. Die Verfassung Finnlands bleibt uuverleht und unangetastet; alle seine inneren Angelegenheiten sollen auch in Hinkunft im Geiste und den Bestimmungen derselben gemäß geregelt werden. Die souveräne Macht- vollkommenheit des Kaisers »Großfürsten muss aber in den dem Reiche und dem Großfürstenthume, das ein integrierender Bestandtheil des Kaiserstaates ist, ge- meinsamen Angelegenheiten zu unbeschränkter Geltung gelangen, so wie es unter allen Zaren seit 1809 der Fall war. Politische Ueberficht. Laib ach, 23. Juni. Der böhmische Landtags - Abgeordnete Heinrich Pfeifer hat sein Landtagsmandat niedergelegt. In einer gestern abends abgehaltenen Wählerversammlung zu Rumburg hatte er seinen Rechenschaftsbericht erstattet, worauf von der Verfammlung trotz feines Einspruches eine Refolution angenommen wurde, in welcher ihm einerseits der Dank votiert, anderseits die Aufforderung an ihn gerichtet wird, sein Mandat niederzulegen. Auch die «Neuen Tiroler Stimmen» befassen sich heute in einer Wiener Zuschrift mit der Bildung einer Mittelpartei. Wir entnehmen der Zu- schrift folgende Stellen: «Angesehene österreichische Staatsmänner und Politiker aller Parteilager stimmen in dem Gedanken überein, dass ein nationaler Aus- gleich zwischen Deutschen und Nichtdeutschen nur durch eine starke Mittelpartei, welche die gemäßigten und versöhnlichen Elemente aller Parteien zu gemeinsamer segensreicher Thätigkeit vereinigen würde, vollzogen werden kann. Dieser Gedanke hat bereits feste Ge- staltung angenommen . . . Vor allem sind es die katholischen Männer, auf deren Succurs die auf die Herstellung des Volksfriedens abzielende Thätigkeit einer Mittelpartei mit Gewissheit rechnen kann. Ebenso ist zu hoffen, dass kein conservativer Politiker einer solchen Action seine Unterstützung versagen wird. Die Vertreter der Bukowina und der anderen kleinen Länder, welche an der Fehde zwischen Deutschen und Czechen gänzlich unbetheiligt sind, sind gleichfalls Elemente, auf welche die Mittelpartei zählen darf. Selbst unter den Polen reift immer mehr die Erkenntnis, dass sie, die an dem Bestände und dem Gedeihen der Habs- burgischen Monarchie aufrichtig interessiert sind, zu einer vermittelnden Thätigkeit in dem deutsch-czechischen Streite berufen wären, und wie wir aus guter Quelle erfahren, wird schon in den nächsten Tagen eine Broschüre erscheinen, in welcher aus polnischer Feder dem Polenclub der dringende Rath ertheilt wird, nicht mehr an der Seite der Czechen gegen die Deutschen Stellung zu nehmen, sondern sich vermittelnd zwischen Deutsche und Czechen zu stellen.» Das Blatt erklärt, gerne einer solchen versöhnlichen Stimme Raum zu geben, vorläufig jedoch eine weitere Verantwortung ablehnen zu müssen. Der oeutscheReichstag nahm die gestrigen Vorlagen in dritter Lesung an und lehnte die Zu- weisung der Vorlage, betreffend den Schutz der gewerblichen Verhältnisse, an eine Commission ab und vertagte sich unter Hochrufen auf den Kaiser bis zum 14. November. Die Pforte überreichte den Botschaften der fremden Mächt« ein Circular, in welchem sie das Ergebnis der von der gemifchten Commission über den Zwischenfall an der feroifch-türtischen Grenze gepflogenen Untersuchung bekanntgibt. Das Circular besagt, dass der Leiter des serbischen Mini» steriums des Aeußern dem türtischen Gesandten in Belgrad die Befriedigung des Königs Alexander über die gepflogene Untersuchung ausgedrückt und die Zurück- ziehung der ferbischen Truppen von der Grenze an- gekündigt habe; ferner fprach der Leiter des serbischen Ministeriums des Aeußern dem türkischen Gesandten das Bedauern der serbischen Regierung aus. Auch König Alexander drückte dem Sultan telegraphisch sein Bedauern aus. Tagesueuigleiten. — (Enthüllungsfeier.) Aus Brück an der Leitha wird unter dem 22. d. M. gemeldet: Im Harrach'schen Schlosse nächst Vruck a. L. fand die feierliche Enthüllung einer Marmortafel statt, worin die Worte Seiner Majestät des Kaisers verewigt wurden, welche Seine Majestät am 21. Juni 1398 gebrochen hat, womit Allerhöchstoerselbe der Freude Ausdruck zu geb" geruhte über das seit vielen Jahren bestehende vortress' liche, ungetrübte Verhältnis zwischen den Bewohnern - Brucks und den das Lager benutzenden Abtheilungen allel ! Theile der bewaffneten Macht. Ueberzeugt von dem Mt' bestehen dieses erfreulichen Einvernehmens, leerte damals Seine Majestät das Glas auf das Wohl der Stadl Brück beiderseits der Leitha. — Der Festfeier wohnte" Erzherzog Ferdinand Karl und die Vertreter der Civil' und Militärbehörden bei. Graf Harrach hielt eint patriotische Ansprache, worin er die Herrschrrtugendeli Seiner Majestät des Kaisers als leuchtendes Beispiel hervorhob und betonte, dass das gute Eiiwernehmell zwischen den Bewohnern Ärucks und der vewaffneteü Macht nsch weiter bestehen werde; er schloss mit einem brausend aufgenommenen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser. Bei der folgenden Festtafel brachte Graf Harrach einen Toast auf Seine Majestät den Kaiser und die kaiserliche Familie aus, worin er sagte, dass in del jetzigen schweren, tiefbewegten Zeit von den Bürget umsomehr gefordert werde, sich fester um den Thron z» fcharen und dahin zu wirken, damit unter der gege^ fettigen Achtung und Gleichberechtigung der verschiedenen Voller der Monarchie ein Halt und eine Festigung de< gemeinsamen Vaterlandes erzielt werde. Hierauf wurde an Seine Majestät den Kaiser ein HuldigungstelegralN^ abgesandt, worauf der Dank Seiner Majestät eintraf, mit der Bemerkung, dass sich Seine Majestät stets del wahrhaft patriotischen Gesinnung der Bewohner von BlB versichert halte. — (Das Schloss des Trompeters vo" Sälkingen) soll vertauft werden. In einem rheinische» Blatte finden wir folgende Annonce: «In der reizend gelegenen badifchen Amtsstadt Sällingen, Bahnstation aö Oberrhein, ist das vom Dichter Victor von Scheffel!^ ideal befungene Trompeterschloss unter günstigen BediN- gungen zu verkaufen. Das ganze Anwefen liegt direct am Rhein, in herrlicher, gesunder Lage mit prächtig Aussicht auf die Schweizer und Schwarzwaldberge, ist ^ hochfeinsten Zustand und bildet einen großartigen He^" schaftssitz, enthaltend 184'/, Are Flächeninhalt mit del" historischen Schlossgebäude, großen Nebengebäuden, Rennse, Stallungen, Portier« und Gewächshäuser, Park lB Pavillon, Aussichtsthurm am Rhein, kunstvoll angelegte Gartenanlagen, große Obst« und Gemüsegärtnereien und Terrasse tt.» — (Man hat immer die Weisheit Salomonis)zu den Sternen erhoben, aber sie ist nichts gegen die Weisheit des Prouinzial'Landtages der italienische" Provinz Bari. Dieser Landtag hat jüngst eine seine»" Schutze unterstellte Kirche ermächtigt, eine Orgel aN" zuschaffen, aber gleichzeitig verweigerte er die Erlaubnis zu den Ausgaben für einen Organisten. Daraus ergibt sich, dafs die Orgel von felbst fpielen mufs. — (Profeffor und Schuhputzer.) V»" einer fehr populären Perfönlichkeit Edinburgh, dem greises Universitats-Professor Bl . . ., erzählt ein schottisch^ Blatt eine hübsche Anekdote. Der alte Gelehrte, desse" edel geschnittenes, von langen weißen Locken umrahmte" Gesicht man nur einmal zu fehen braucht, um es n" wieder zu vergessen, wanderte eines Tages nach sei^ Gewohnheit mit gemessenem Schritt durch die Straße"' Er hatte schon einen weiten Spaziergang gemacht »M Hag und erfreust mit deinem Holdell Antlitz der bun« ten Blümlein Schar. Gute Sonne, schein' auch auf uns hernieder lieb und mild, auf dafs wir stets frisch und fröhlich bleiben!» In manchen Weingegenden ist es Sitte, dafs am Iohannisabende die Winzer in Gesellschaft von Freunden und Bekannten einige Gläschen Iohannis- wein unter gegenseitiger Darbringung von Glück« und Segenswünschen leeren. Vor dem Auseinandergehen süllt der Hausvater ein kleines Flaschchen mit dem genannten Weine und nachdem er es gut verkorkt, ver- birgt er es in einer Nische des Kellers, woselbst es bis zum nächsten Weihnachtsabende verbleibt. An diesem Abende wird das Flä'schchen aus dem Keller geholt und auf den Tifch in die Gesindestube gebracht. Aus der Färbung und Schaumbildung des darin ent- haltenen Weines weissagt man das Schicksal des künf- tigen Jahres. Den Gipfelpunkt der Iohannisfeier bildet aber bekanntlich das Abbrennen der Höhenfeuer am Vor- abende des Festtages. Zum Anmachen des Holzstoßes werden von den Dorfburschen oft fchon mehrere Tage zuvor Scheite, dürres Geäst, alte Besen und dergleichen auf einem der umliegenden Berge oder Hügel zusammengetragen und zn einem hohen Haufen aufgeschichtet. Am Vor- abende des Festes wird der Holzstoß mit frischem Laub und grünen Zweigen überdeckt und in der Mitte desselben ein bis zum Wipfel entrindeter und an der Spitze mit einem aus Iohannisblumen geflochtenen Kranze verzierter Tannen- oder Fichtenbaum auf« gepflanzt. Sobald es dunkel geworden, wird der Scheiterhaufen im Beisein der Bewohner der zunächst gelegellen Gehöfte unter dem Abfeuern von Pistolen« oder Pöllerschüssen angezündet und nach mehrfach wiederholtem Herfagen des Spruches: «Lasst uns rm» geln, lasst uns reihen, heut ist der großen Ringelreihe Abend», der sogenannte Feuertanz eröffnet. Burschen, Mädchen und Kinder reichen sich die Hände und nach« dem sie die Kette gebildet, umkreisen sie den lohenden Holzbrand, laut rufend: «Iohannisfeuer, glüh! Io- hannisfeuer, sprüh! Sprühe rings umher! Tilge gif« tiges Gewürm, Pestilenz und Ungeziefer! Himmels- feuer, glüh! Himmelsfeuer, sprüh! Strahle Llcht und Leben aus, damit Feld und Acker wohl gerathen». Ist die Ringelreihe zu Ende, so beginnen die Burschen «Feuerradl» zu werfen und «Feuerstangen» zu fchwin- gen. Während die einen auf Stecken lofe befestigte und im Feuer glühend gemachte Scheibchen mit dem Rufe in die Lüfte schleudern: «Scheibchen, fliege hoch, fliege hoch! Dreh dich dreimal um und dann fall' zur Erde nieder,» fchwingen andere lange Stangen, an deren oberem Ende brennende Strohbüfchel flackern, unter Iubelfang und Gejauchze fo lange hin und her, bis das Stroh verglimmt. In den Zwifchenpausen werden Küchel gegessen und Sprünge und Hupfer übers Feuer gemacht, wobei man fpricht: «Wool, Wodl, fahre hin über Berg und Schlucht, Wald und Wiefen. Gib Korn in die Scheuer, Schmalz in die Pfann', Most in den Keller und Speck in die Kammer. Hojachol» Beim Anzünden des Iohannisfeuers, welchem Schreiber diefer Zeilen vor einigen Jahren auf der Görtschitzhöhe in Ka'rnten beigewohnt, war er Zeuge folgenden Brauches: Nachdem die Ringelreihe zu Ende war, bildeten die anwesenden Mädchen um den flam, inenden Scheiterhaufen einen Kreis und warfen Stroh, Harzholz und dürres Laub ins Feuer. Sodan" sprachen sie, Kränzlein vor die Augen haltend, als^ «Wir gucken durch zwei Kränzchen in des Himmel feuers Schein, möchten allezeit frifch und munter se^ möchten viel Glück und Gottessegen haben und tM gesunde Augenlider, dass wir das Himmelsfeuer aUi' Jahr schauen wieder».* . Hierauf giengen sie, Kränze schwingend, drein"' um den brennenden Holzstoß. Nach dem dritten GaM schleuderten sie die Kränzlein in die hoch zum HiMlN" emporlodernden Flammen mit den Worten: «Kränzlel^ jetzt haben wir geguckt ins Feuer, nun gucket ihl ins Feuer.» Bisweilen bleibt jung und alt bis tief in ^ Nacht hinein auf dem Festplatze versammelt. Vev^ die letzten Feuerfpieler den Heimweg antreten, werfe' sie noch Disteln, Dornen, Lattich, Hexenkraut und de^ gleichen auf den glühenden Kohlenhaufen und schlaf dann mit Stangen und Stecken darauf, indem sie unte einem mit weithin hallender Stimme rufen: <2^« haben wir das Unglück ins Feuer geworfen und ^ Glück aus dem Feuer gezogen. Stri, stra, stro, dl^ dara, dro, heut übers Jahr brennt das SunnweN" feuer wieder do.» * Eine llndere Version dieses Sprüchleins lautet: Ich steh im St. Iohannisfeuerschein, möcht allezeit frisch und munter sein. ^ Drum liefehl ich dem heil. Johannes Leib und Seel, er soll mich bewahren vor jeden» Fehl nnd mir starten meine Augenlider, dass ich das heilige Feuer aufs Jahr schau wieder.