lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ 22. Freitag an: 15. Mär) I.844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene­kolorirtcs Costumebild, il lyrische Volkstrachten in Doppcl figur enthaltend, in Grosquart. Der Preis de« Blattes ist in Laibach ganz jährig 6, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Couuert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. L. M,, und wird halbjahrig vorausbezahlt. Alle k. k. Postämter nehmen Pränumeration »n. I n Laibach pranumerirt man beim Verleger »m Raon, Nr. 190, im ersten Stocke. Grabesblumen. Vtu r in Friedhofs stillen Räumen, Allwo Grab an Grab allein. Kehrt der arme Lebensmüde Wie zur Ruhe gerne ein. Und man trägt doch manches Kindlein Zu den Stillentschlaf'ncn hin. Als ob seines Lebens Knospe Nie zur Rose sollt' erblüh'«! Und auf dieses Kindlein's Grabe Drängt im Lenz' sich Blum' an Blum; — Hede spricht vom Lenze jenseits. Wenn auch jede leider stumm! I» , es treiben tausend Blüthen, (Gleich den Sternen ist die Schar!) Mi r dann dünkt es, daß das Kindlcin Nur ei» — Blumensame war! Ja, ein Same, der das Wesen Einer höhern Welt geahnt. Und — am Grabe ausgeblühet — An des Jenseits Wonnen mahnt!! Othmar von Calce. Gallerte berühmter Krämer. Von F. X. Legat. »Dem Verdienste seine Kronen,« Thomas Dolliner, der sämmtlichen Rechte Doktor, k. k, wirklicher Hofrath, Mitglied der k. k. Hof-Commission in Justiz-Geseßsachen und der konigl. böhmische« Gesellschaft der Wissenschaften, emeritirter Professor des römischen Eioil. und Kirchenrechtes «n der Unioersität zu Wie» u. s, w. ^^H^Hebe r diesen gelehrten Krainer, dessen histo­risches und juridisches Wirken als Profes­sor, als Schriftsteller, als Mitglied der Justiz-Gesetzgebung u. s. w. namentlich für Oesterreich und Deutschland so allgemein gefeiert dasteht, sind bisher hie und da sehr wenige und mangelhafte Berichte vorgekommen; darum bietet es uns jetzt das gerechteste Vergnügen, über denselben theils aus jenen zerstreuten Mittheilungen, theils und hauptsächlich aber aus seinen eigenen hinterlassen«« Lebensskizzen, wie sie durch den Herrn Dr. Joseph Kud­ ler, k. k. wirklichen Regierungsrath und Professor an der Wiener Universität, in der Zeitschrift „für österreichische Rechtsgelehrsamleit und politische Gesetzkunde", ferner in einem umständlichen, für die Verehrer des Verewigten nebst dessen Bildniß besonders abgedruckten Nekrologe der Oeffent­ lichkeit übergeben worden sind, etwas Ausführliches mitthel­ len zu können. Thomas Dolliner wurde am 12. December 1?«0 zu Dörfern , einem zur Pfarre Altlak in Oberkrain ge­hörigen Orte, von wenig bemittelten Landleuten — da der Besitz einer Hube kein Reichthum ist — geboren. Den ersten Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen erhielt er theils in seinem Geburtsorte von einem sich dort auf­haltenden Schlosigeistlichen, theils zu Tarvis in Kärnten, wohin ihn der Vater zur Erlernung der deutschen Sprache geschickt hatte, von dem dortigen Ortsschulmeister. Von Tarvis heimgerufen, übergaben ihn seine Eltern zu einem alten Geistlichen in das benachbarte Städtchen Bischoflack, um die erste Anleitung zur lateinischen Sprache zu gewin­nen. Er konnte aber wegen Dazwischenkunft zweier Krank­heiten, deren eine seinen rechten Fuß, die andere sein Leben in die größte Gefahr brachte, erst zu Anfang des Schul­jahres 1773 in das Gymnasium zu Laibach treten. Hier vollendete er bis zum Jahre 1782 nicht nur die sechs Gym­nasial-Classen stets als der beste unter seinen Mitschülern und daher immer mit dem ersten Schulpreise belohnt, sondern auch die zwei philosophischen und die ersten zwei theologischen Jahrgänge mit gleich ausgezeichneten Vorzugs­classen. Auch verursachte er seit dem Anfange des philoso­ phischen Studiums seinem Vater keine Kosten mehr, indem er durch Instruktionen, Correpetitionen und durch eine Hof­meisterstelle sich den Unterhalt selbst erwarb und sogar die für einen Studierenden ziemlich beträchtliche Geldsumme von 300 Gulden ersparte. 86 I m Herbste des Jahres 1782 gab Dolli n er aus Neigung zu den mathematischen Wissenschaften sein theolo­ gisches Studium auf und begab sich nach Wien, um dort die höhere Mathematik und die Astronomie zu studieren. Allein der damalige Professor der höhern Mathematik, der E^jesuit Schärfer selbst, bei dem er sich meldete, und andere Bekannte stellten ihm vor, wie dergleichen Studien wenig Aussicht zu einer Versorgung darböten. Schon wollte Dolline r nach Laibach in die Theologie zurückkehren, als ihn einige Landsleute beredeten,, wenigstens zur Probe ein halbes Jahr die juridischen Vorlesungen zu besuchen; sollte ihm dieses Studium nicht gefallen, so könnte er ja bei bes­ serer Witterung im Frühjahre die Heimreise vornehmen. Doch bald gewann er es lieb; mit seinem gewohnten Fleiße und Ernste ergriff er den neuen Beruf und beendigte im Jahre 1786 den juridisch-politischen Lehrkurs mit den aus­ gezeichnetsten Zeugnissen aus allen Fächern. Anfangs hatte er in Wien von seinem mitgebrachten Spargelde und von einigen geringen Instruktionen gelebt; bald aber gewann er sich durch seinen vorzüglichen Fleiß mehrere Correpetitionen aus den Rechtswissenschaften, und zwar meistens von Mitschülern, die sich theils von selbst an ihn wendeten, theils ihm von den Professoren zugewie­ sen wurden. Auch erhielt er das Knaffl'sche für Krainer gestiftete Stipendium. I n den anderthalb Jahren 178? und 1788 bestand Dolline r die strengen Prüfungen für die juridische Dok­torwürde, wollte jedoch den Promotionsakt erst im Jahre 1788 ansprechen. Dieser Aufschub brachte ihm den Vor­theil, daß er die beträchtliche, binnen zwei Jahren nach der Promotion zu entrichtende Einlage in die juridische Witwen-Societätscasse durch mehrere Jahre aufschieben, daher auch die übrigen, in diese Casse jährlich abzuführenden, Beiträge ersparen konnte. Nachdem er jedoch seine Einlage einmal gemacht, zahlte er seine Jahresbeiträge ohne Unterlaß fort, obschon er für eine eigene Gattin nicht vorzusorgen hatte. Auch bedurfte er in dieser Zeit des Doktortitels nicht; denn kaum hatte er 1788 seine strengen Prüfungen abgelegt, als ihm von dem Universitäts-Syndicus, Dl . Strahl , und dem damaligen Decane der juridischen Facultät, Dl . Sort ­schan, dessen Beifall er sich in den erwähnten Prüfungen erworben hatte, der unvermuthete Antrag gemacht wurde, mit dem Anfange des Schuljahres 178^9 das erledigte Lehr­amt derjenigen Rechtstheile, deren Kenntniß den Zöglingen der k. k. Akademie der orientalischen Sprachen für nöthig erachtet wird, an derselben zu übernehmen. So gering der damals von der k. k. geheimen Hof- und Staats­kanzlei, unter welcher diese Akademie steht, für den tägli­chen Vortrag von zwei Stunden bestimmte Gehalt von 200 Gulden war,, so nahm Dolline r doch aus Vorliebe zu einem Lehramte den Antrag mit Freuden an. Das zu einem mäßigen Unterhalte noch übrige nöthige Einkommen hoffte er sich durch Correpetitionen leicht-zu erwerben. Er lehrte demnach an der gedachten Akademie in diesem Schul­jahre das natürliche Privatrecht, das allgemeine Staatsrecht und das Völkerrecht, versah aber zugleich die Stelle eines Supplente n bei dem damaligen Professor des Kirchen­ rechtes an der Universität, dem Regierungsrathe Jos. Ioh. Pehem, dem er auch bei seinem literarischen Arbeiten zur Hand ging, insbesondere bei der halb offiziellen, im Jahre 1790 im Drucke erschienenen Schrift: „Historisch-statistische »Abhandlung von Errichtung, Ein- und Abtheilung der »Bisthümer, Bestimmung der Erzbisthümer, Bestätigung, »Einweihung und Versetzung der Erzbischöfe und Bischöfe, »vom römischen Pallium und Eide gegen den Papst und »von den Gerechtsamen der Regenten in Ansehung dieser »Gegenstände, in vier Abtheilungen an das Licht gestellt »von einem Freunde des kirchlichen Alterthums." Wien, »bei Hörling, 17»0." (Fortsetzung folgt,) Wodenblok. Von Garl Grober. (Beschluß) Der große Morgen kam, und nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, verließ Wodenblok sein Haus, durchstrich im Entzücken eine Straße um die andere, und pries laut die Erfindung des großen Künstlers, der ihm ein besseres Bein verschaffte, als das verlorene war. Endlich kam er vor dem Rathhause an. Sein alter Freund, Herr Vanutern , stand gerade am Fuß der Treppe, die zum Hausthore hin­anführte und wartete, um ihn einen herzlichen guten Mor-­gen zu bieten. Wodenblok beschleunigte seinen Schritt, und da die beiden Herren nicht so innig vertraut waren, um sich wie wahre Freunde zu umarmen, so begnügten sie sich, einander die Hände zu drücken. Aber wie groß war das Erstaunen des würdigen Vanutern , als er den An­gekommenen spornstreichs weiter rennen sah, ohne ihm auch nur für sein: »Wie befinden Sie sich?" eine Secunde Zeit zu lassen. Wodenblok verdiente aber nichts weniger, als diesen Vorwurf der UnHöflichkeit; denn sein Erstaunen war hundert Mal größer, als er bemerkte, daß er weder die Bewegungen seines Beines hemmen könne, noch die will­kürliche Richtung desselben in seiner Gewalt habe. Er hätte^ so gern bei Herrn Vanuter n verweilt, um nur wenigstens von seinem wunderbaren Beine mit ihm zu plau­dern; aber es trieb ihn, wie gesagt, unaufhaltsam weiter. Mehrmals versuchte er es, sich an Geländer und Häuser anzuklammern; doch das verwünschte Bein sing nun an, mit solcher Gewalt um sich selbst zu kreisen, daß, er, um sich nicht den Arm auszurenken, gezwungen war, loszulassen und seine Wanderung von Neuem anzutreten., , Die Sache wollte dem armen Wodenblok schon ein wenig zu bunt werden. Seine einzige Hoffnung bestand noch darin, daß die geheimnißvolle und schreckliche Macht dieses wunderbaren Mechanismus wohl bald von selbst nach­lassen, und die Bewegungen langsamer werden würden. Dann konnte er gemächlich nach Hause gehen. Nachdem er wie ein junger Springinsfeld die meisten Gassen Notterdam's durchlaufen hatte, kam er endlich in jene Vorstadt, die, wie am Eingang der Erzählung be­merkt wurde, an den Ufern des nach Leyden führenden Kanals liegt. Sobald er Turningvort' s Haus erblickte, 8V schrie er aus Leibeskräften um Hilfe. Turningvor t er­schien sogleich am Fenster. „D u Schelm,« rief W o den-, blök, „komm schnell heraus! Du hast mir da einen schö­nen Streich gespielt; das Bein will keine Secunde still halten. Nun , was gaffst du noch? Geschwind, und erlöse mich von dieser Qual!" Seine fernere Rede verhallte. Turningvort, be­stürzt über den ungeahnten Erfolg seiner Erfindung, eilte ihm nach. Es war aber für den alten Man n keine kleine Aufgabe, einem so raschen Gange zu folgen. Endlich holte er den Kaufmann doch ein, erfaßte ihn um die Mitte des Leibes und hob ihn mit aller Anstrengung in die Höhe. Aber nun trieb das unwiderstehliche Bein auch ihn, und zwar so schnell vorwärts, daß ihm der Athem auszugehen drohte. Er setzte also den unglücklichen Wodenblo k wieder ab, der seinen vorigen Lauf fortsetzte und den Mechaniker da­bei verwünschte. Dieser lief neben ihm, bat ihn um des Himmels willen, seinen Lauf, so viel er könne, zu mäßigen, faßte ihn bald bei den Rockschößen und sah sich bald wie­der genothigt, ihn loszulassen. Es war ein tragi-ko misch er Anblick, die beiden alten Herren, vom Spottgeschrei des Pöbels verfolgt, die Straßen so durchkeuchen zu sehen. Noch ein Mal gelang es Turningvort, sich an den Kaufmann anzuklammern, und mit aller Kraft ihn zurück­haltend, benützte er einen günstigen Augenblick, um an einer Feder, die am Hintertheil des Beines vorsprang, zudrücken. Nun aber war's geschehen; denn in demselben Augenblicke flog der unglückliche Wodenblok wie ein Pfeil vorwärts, rannte im N u einige Fischverkäufer mit ihren Bänken und zwei dicke Engländer,um, die ihm nicht sogleich ausweichen konnten, schrie noch ein paar Mal „ Haltet mich auf!" und entschwand den Blicken der verblüfft nachstarrenden Menge. Leyden ist einige zwanzig Meilen von Rotterdam ent­fernt. Die Sonne war noch nicht untergegangen, und die Fräuleins Bakschneider saßen eben am Fenster ihrer dem Gasthause „zum goldenen Löwen" gegenüber befindli­chen Wohnung beim Thee, während sie von Zeit zu Zeit dem Treiben der Außenwelt einige Aufmerksamkeit widmeten und hier und da einen Bekannten grüßten, als sie plötzlich einen Menschen erblickten, der wie ein Wüthender die Straße daher rannte. Sein Gesicht war todtenblaß, sein Mund öffnete und schloß sich krampfhaft; er schien nach Luft zu schnappen. Weder rechts noch links einlenkend, setzte er seinen Lauf mit immer gleichem Ungestüm fort, und er war schon weit entfernt, bevor sie nur Zeit fanden, auszurufen: „Guter Gott, ist das nicht Herr van Wodenblok, der reiche Kaufmann aus Rotterdam?" Der nächste Tag war ein Sonntag. Die Bewohner von Hartem, mit ihren Festkleidern angethan, begaben sich eben in die Kirche, um Gott ihr Herzensopfer darzubringen und die wunderbaren Töne ihrer in ganz Europa bekannten Orgel wieder zu vernehmen, als eine menschliche Gestalt mit Blitzesschnelligkeit am Marktplatz daherschoß. Ihr Ant­litz spielte in allen Farben, ihre Lippen waren schwarzblau, ihre vom Fleisch abgelösten Zähne starrten, um die Hälfte verlängert, drohend entgegen; ihre Hände schlenkerten er­ schlafft in weiten Kreisen und ihr wild flatterndes Haar vollendete den grausenhaften Anblick. Die vor Schrecken verstummte Menge wich ihr auf allen Seiten aus, und ganz Harlem glaubte steif und fest, den Gottseibeiuns selbst, oder wenigstens eines seiner Opfer gesehen zu haben. Der Entsetzen erregende Leichnam Wodenblok's flog, von immer gleicher Kraft getrieben, ganze Jahre hindurch um­her, bald in diesem, bald in jenem Lande Europa's erscheinend, bis er endlich spurlos verschwand. Vielleicht treibt sich des­sen magisches Bein — denn seine eigenen Ueberreste wer­den wohl längst,schon ein vielfaches Grab gefunden haben — nun an einem der beiden Pole oder in noch unentdeckten Welttheilen herum. — Turningvort, in dem der gläubige Leser dieser wahr­ haften Historie den Erfinder des Perpetuum mobile be­ reits deutlich erkannt haben wird, verfiel in tiefe Melancholie und nahm sein Geheimniß mit sich in's Grab. Krüppel, die sich künstlicher Beine bedienen müssen, haben also vor der Hand nicht zu fürchten, mit denselben zu schnell vorwärts zu kommen, oder wohl gar in einen ewigen Unruhstand versetzt zu werden, und dem Zahn der Zeit ist eine artige Knacknuß mehr geblieben. Aus der Anekdoten-Sammlung des Gratzer Rastelbinders. I n einem Mädchen-Erziehungs-Privatinstitute, dem ein nicht mehr jugendliches Fräulein vorstand, ergab es sich, daß eines der Mädchen der Lehrerin mit folgender Bitte entgegen kam: »Fräu­lein wollen gütigst erlauben, daß ich heute Nachmittag zu Hause bleiben darf, denn mein Vater wird meine Mutter heirathen.« — Ein nicht mehr junger Jemand männlichen Geschlechtes be­suchte ein Gasthaus. Nachdem er schon eine ziemliche Weile an seinem Platze gesessen, ohne scheinbar von einem Aufwärter be­merkt worden zu sein, brach er endlich unwillig in folgende Worte aus: »Kellner! zum Teufel, so frage Er mich doch ein Mal, was ich denn hier haben will!« — Ein junger Elegant wollte sich daguerreotypiren lassen. Er konnte jedoch in keiner der verschiedenen Stellungen, die ihn der Künstler annehmen ließ, sich ruhig verhalten. »Herr,« sprach der schelmische Daguerreotyvist, »dieser Versuch ist mein erster, er darf mir nicht mißlingen; ich bitte Nie daher, eine ganz neue, aber ruhige Stellung anzunehmen«. — Der Dandy setzte sich mit dem Gesichte gegen die Mauer und erhielt ein äußerst getreues Bild seiner — Rückansicht. Feuilleton des Mannigfaltigen. (Der österreichische Adel) wird in den deutschen, illyri­schen, böhmischen und galizischen Ländern in hohen und nieder» Adel, in Herren- und Ritterstand abgetheilt. Man schätzt die Zahl der adeligen Individuen männlichen Geschlechtes im ganzen Kaiserthume auf mehr als 250.00«, an welcher Summe nebst Galizien (mit 24.900) am meisten Ungarn (mit 163.000) Antheil­nimmt, worunter sich 4 fürstliche, 84 gräfliche, 76 frciherrliche Familien und bei 400 Indigenen befinden. Böhmen zählt unter 2200 Adeligen männlichen Geschlechtes (nach Familien gerechnet) 14 Fürsten, 172 Grafen, 80 Freiherren und mehr als 100 Ritter. Der Werth des ganzen adeligen Besitzthumes in Böhmen ward schon vor 60 Jahren auf mehr als 180,000.000 Gulden angeschla­gen. Es gibt unter dem hohen Adel in dem Umfange der öster­reichischen Monarchie Häuser, die von 100.000 bis zu 1,000.000 Gulden jährlicher Einkünfte besitzen. (Die Durchsuchung der Keller in London.) Es ist vielleicht Wenigen bekannt, daß noch heute jedes Mal, ehe der König oder die Königin von England persönlich im Parlamente erscheint, um dasselbe zu eröffnen oder zu entlassen, eine eigen­thümliche Ceremonie in dem Hause Statt findet. Ein Beamter stellt nämlich mit einer gewissen Feierlichkeit in Begleitung von Gehilfen, Soldaten und Fackelträgern eine Nachsuchung im Kel­ler des Hauses an. Es schreibt sich diese seltsame Vorsichtsmaß­regel noch von der bekannten Pulververschwörung vor 200 Jahren her, und sie heißt: »l'K« ze-lreli nl tlw v-mlt»«, (die Durchsu­chung der Keller). 88 (Todesanzeige.) I n Wien ist am 8. März d. I . der pensionirte k. k. Hofschauspieler Nikolaus Heurteur, eine langjäh­rige Zierde des k. f. Hofburgtheaters, nach längerer Krankheit mit Tod abgegangen. Er war einer der ausgezeichnetsten deutschen Mimen und die Kunst hat in seinem Hinscheiden wahrlich einen ihrer begabtesten Priester zu beklagen. (Enthauptung eines Eonsuls.) Der Kaiser von Ma­rokko hat. den Marseiller Blättern vom 22- Februar zu Folge, den spanischen Consul in Tanger, der auf einer Iagdparthie mit marokkanischen Soldaten in Streit gerieth und einen derselben verwundet hatte, ohne allen Prozeß mit Hintansetzung alles Völ­kerrechts lirevi MANU enthaupten lassen. Dieser Vorfall dürfte von Folgen sein. (Napoleon) endigte einst eine lange Strafpredigt an seinen Bruder Ierome, damaligen Konig von Westphalen, mit folgen­den Worten: »Wenn es wahr ist, daß jedem Konige das Siegel der Majestät auf die Stirne gedrückt ist, so können Sie dreist ineognito reisen. (Zeitungssteuer in England.) Wie groß der Abgang und die Auflagen der englischen Zeitungen sein müssen, geht daraus hervor, daß die Regierung jährlich 2,000.000 Thaler an Steuern von denselben einnimmt. (Merkwürdige Uhr.) In einem Zimmer des Pallastes Saint Cloud in Frankreich befindet sich eine Ubr, auf der man sieht, wie viel Uhr es zu gleicher Zeit in allen Theilen der Welt sei. (Tafelwerk aus Bernstein.) Zu Zarskoe-Selo, dem kaiserlichen Lustschlosse unweit Petersburg, ist ein ganzes Zimmer mit Lasur- und Bernstein getäfelt. — (Der Hlunstverein in München) zählt gegenwartig 3000 Mitglieder und hat bare 36-000 fi. Reichswährung jährlich zu seiner Disposition. (Louis Philipp) spricht und schreibt sieben, die Herzogin von Orleans sechs Sprachen, der Herzog von Aumale spricht fertig arabisch. Korrespondenz. (Beschluß,) Außer Tunncr besitzen wir auch einen tüchtigen Künstler inHrn.W»«' siedler. Hauptsächlich historischer Maler, ist seine Zeichnung kühn, seine Phantasie lebendig. Hinsichtlich des Portraits, vorzüglich in Oclmalcrci, ist bei den Genannten jedoch Herr Moser vorzuziehen und seine Kraft im Aus­druck der Aehnlichkeit ist wirklich zu bewundern. Es wird gewiß sehr er­freuen, die zwei von den hiesigen Herren Ständen bestellten Bilder, in denen Herr Moser seine Meisterschaft an den Tag legen wird, bald «ollendet zu sehen. Noch kommen die Namen: Stif, Huber, Neißcnfels und Mül­ler zu erwähnen. Zwar den vorgenannten nicht gleich zu stellen, hat doch Jeder derselben schon bedeutende Proben der Geschicklichkeit im Portrait an de» Tag gelegt. Besonders glücklich in Bezug der Aehnlichkeit ist der Letztere, «elcher bei seinem noch jugendlichen Alter um so mehr zu Erwartungen be­rechtiget, als er der München« Molerschulc entsprossen. Weniger geschickte Männer haben wir in der plastischen Kunst aufzuwei­sen, und es kann füglich nur ein Mann genannt werden, dem die schöne, »in­haltsreiche Benennung »Künstler« gebührt. Herr Meixner , ein Bildhauer, dem nur «och die ultim» lim» fehlt, ein junger Mann von nicht 24 Jahren, aber einem seltenen Talente, dürfte mit der Zeit noch oben unter den Mata­doren der neuer« Plastiker glänzen. Arbeiten, wie die Büste Ihrer Exccllenz, der Frau Gräfin oonWickcnburg, ei«^ Tunner, Brandhos :c., bis in die kleinste Nuance ausgezeichnet, berechngen zu den hoffnungsvollsten Er­wartungen. 'Auch hat die Dagncrreotypie in Gratz, wie vielleicht an wenigen Orten, Auiüber gefunden. Anfänglich hat Herr U ey, der als Zimmermaler sehr »ortheilhaft bekannt ist, einige Versuche an's Tageslicht gefordert. Die Aehn­lichkeit war zwar vorhanden, aber die Bilder blieben schwach und hatten ein gewissermaßen düsteres, leichenähnliches Aussehen; er hat daher seine Proben wieder aufgegeben. Ebenfalls in diesem Genre versuchte sich ein sicherer Klaus , stand jedoch dem erster« noch weit nach. Er übt seine Kunst zwar noch gegenwärtig mit großer Hartnäckigkeit «us, hat es aber noch nicht um einen Gedanken weiter gebracht. Wir wünschen ihm daher nur ein grenzen­loses Glück zu seiner projcktirten Kunstreise nach Rußland; — vielleicht harret seiner im Lande der Kosacken der Lorbeerkranz? — Derzeit erregen jedoch große« Aussehen die Daguerreotypcn des Herrn Bosch, eines Mannes von gründlichen Kenntnissen und einer unermüdetcn Forschungsgabe. Man hat von ihm Bilder, die trotz jedem Stahlstiche durch Reinheit, Zartheit, Ausdruck und paffende« Kolorit vor allen sich auszeichnen, und bis jetzt jede in diesem Fache gebotene Erscheinung weit übertreffen. Auch muß Referent gestehen, noch nie Doguerrcotnu» Bilder von solcher Große ge­ sehen zu haben. Es bliebe nur zu wünschen, daß da« Glück dem Herrn Bosch, wie bis nun, günstig bliebe, dann dürften wir vielleicht in Kürze von seinem Forschungsgeistc eine neue, der Artistik zur Bereicherung dienende Erschei­ nung erleben. Die Bilder des Herrn Prückner haben nicht minder eine erfreuliche Aufnahme und er selbst einen bedeutenden Zuspruch gefunden. Sie sind zwar nicht so scharf im Ausdrucke, wie jene des Herrn B ° sch, aber jedenfalls über die Sphäre der gewöhnlichen Daguerreotypcn, die man so zu sagen suchen muß, bis man ihnen die Lichtseite abzugewinnen im Stande ist. Nachdem Herr Prückner nächstens eine Reise nach Laibach und Tricst unternimmt, so kann ich nicht umhin, geschätzte Carniolia, ihn Ihrer und der Huld aller meiner schönen Landimänninen bestens zu empfehlen, d« er als Mann in seiner Sphäre der« selben würdig, auch ganz sicher ihre Anforderungen zu befriedigen und den , getreucstcn Abdruck ihrer Reize wieder zu geben im Stande sein wird. Nun etwa« über unsere Bühnenvcränderungcn,*) Die Direktion de« Herrn Funk naht ihrem Ende, und ich dächte, wir dürfte« diesen Verlust nicht so sehr empfinden. Herr Rem mark, der in seine Stellung tritt, ist ein Mann, der jedenfalls im Stande sein wird, dem Geschmorte des Gratzcr Publikums, von welchem er ohnedies in genauer Kenntnis ist, vollkommene Befriedigung zu leisten. Von den gegenwärtigen Mitgliedern, unserer Bühne hat er nur sechs, und zwar meist die Besseren engogirt. Diese'sind: die Herren Pichler, Ul< ram, Renner, Conrad! und Eigenwahl; dannDlle, Wildauer, nebst» bei M«d. Remmark, Nähere Details, über die Leistungen dieser braven Mitglieder haben für Ihre Leser, geliebte Freundin Carniolia, kein bes°n< deres Interesse. Zu bedauern bleibt es, daß die Dlles. Eppert und Frän< zel unsere Breter verlassen, denen wir für die vielen angenehmen Abende, die sie uns bereiteten. Dank wissen. Das Repertoire unserer Nühnenkräfte stellt sich von Ostern »n folgender» maßen heraus, wie folgt: Oper: Dlle. Coradori, 1. Sopran; Ney Caroline (von Pesth), 2, Sänger«, die Mcsdames Pfeiffer und Bachmann, neue Porthie«; Dlle. Ney Jenny, Localsängerin, — Die Herren: Kohle (von Lemberg) und Steiner (von Brunn), l. Tenore; Herr Sonnleitner (von Klagenfurt (?) 2. Tenor, Herr Pichler, Bariton; Herr Draxler (von Pesth), l. Baß; Herr Ul< ram , Baßbuffo. — Die Herren Ot t und Anders , Kapellmeister. Schauspiel: Dlle. Hoffmann (von Darmstadt) und Dlle. Schindelmeißer (von Berlin), I. Liebhaberinen. Dlle. Pfeiffer (von Pesth), 2. Liebhaberin, Dlle. Herder, naive Rollen. Dlle. Wildauer, Mütterrollen. Mad,B»ch> mann (von Bremen), Mütterrollen. Mad. Remmark, Saubrette, und Dlle, Jenny Ney, Lokalsängerin. Herr Pfeife« (von Pesth) I. Liebhaber und Held. Herr Witte (o»n Regeniburg), jugendlicher Liebhaber. Herr Niesel (von Brunn), 2. Lieb» Haber und Naturbursche. Herr Conradi , Charakterrolle«, serieuse Väter, Herr Iordi« (von Ofen), 2, Vätcrrollen. Herr Renner, Intriguant, Herr Eigenwahl, chargirte Rollen. Dem Vernehmen nach wird Herr Laschott, der in Gratz einige Male Vorstellungen im Gebiete der Physik und natürlichen Magie gab und bes«n< ders durch seine beifällig aufgenommenen, optischen Wunderbilder (cüzznl» v?!ll.,8 vs2»i2) » Il> Döblc r Aufmerksamkeit erregte, nächster Tage auf einer Reise nach Italien auch Laibach, seine Vaterstadt, besuchen, um auch dort ein niedliches Sträußchen zu spenden, welches den verehrten Lesern der Carnioli » zur Wissenschaft und zu seiner gütigen Aufnahme bekannt «t< macht sei. Indem ich nun, geschätzte Freundin Carniolia , in schmeichelhafter An> hoffnng Ihres fernere» Wohlwollens Sie meiner ausgezeichnetsten Hochachtuul versichere, schließe ich und zeichne mich »ls Ihre« unveränderlichen Freund NarciH Maithal. Auflösung der Gharade in Itro. 21. Sonntag. *) Warum Sie bei einem so umfassenden Berichte der literarische« Verhältnisse von Gratz mit keiner Silbe erwähnen, wundert uu« sehr. Wir versehen uns dieses Nachtrages im nächsten Briefe. Die Redaktion. Kaibach. Druck «nd Verlag des Josef Nlasnik.