für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. »G>« Redigirt von Leopold Kordesch. Montag am 3 . Juni ^ 45. 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen^ und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene« tolorirtes sostumcbild, illyrische Volkstrachten in Doppclfigur enthaltend, in Gioßquart. Der Preis de« Blattei ist in Laibach ganz« jährig S, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Couvert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fi. C. M,, und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. l. Postämter nehmen Pränumeration »n. I n Laibach pränumerirt man beim Nerlcge>!-am Ra»n, Nr. 190, im ersten Stocke. Die Straßensängerin. An der Straßeneck' in Frost und Wind, Am Arm die gebroch'ne Guitorre, Lehnt schüchtern ein junges» blasses Kind, Als ob es des Zuspruch's harre. Es zittert und späht, und bedenkt sich lang. Bevor es greift in die Saiten; Jetzt endlich beginnt es den leisen Gesang Mi t schrillendem Klang zu begleiten. Es ist kein Lied, das die Leute vermag Zu ködern mit plumpen Scherzen; Wie einersterbenden Lerche Schlag So tönt's aus gebrochenem Herzen. D» bemerkt sie ein Diener der Stadtvogtei, Und schilt sie mit zürnender Miene: »Was soll hier am Platz« die Klimperei? »Könnt'st besser dein Brot dir verdienen!« — »»Ach Gott«« — so stottert das Mädchen — »»verzeiht! »»Ich thu's nicht »us bösem Willen; »»Ich thu's, um den Trieb der Menschlichkeit »»Mit schwache» Kräften zu stillen. »»Sonst kämpften zu Zwei'« wir wider die Noth, i »»Jetzt soll ich »llejn sie bezwingen! — »»Meine Mutter liegt zu Haus' «uf den Tod, — »»Ei! muß ich denn d» nicht — singen?«« D» drückt wohl der Wächter ein Auge zu. Und lauscht herüber vom Weiten, Und sieht mit Vergnügen den ersten Sou I n die Schürze des Mädchens gleiten. I. G. Seidl. Der durchlauchtige Gensor. Skizze aus dem Leben eines Triester Schriftstellers. Von Leopold Kordesch. ^n einem freundlichen, schon an den Mai an­^gränzenden Apriltage des Jahres 1781 zwischen zwölf und ein Uhr Mittags sah man in Wien einen jungen Mann, mit einem Manuskripte unter dem Arme, rüstig über den inner« großen Hof­raum der kaiserlichen Burg einherschreiten. Er war of­ fenbar in Galla. Der dreieckige Hut, der schwarze, ta­larähnliche, durchaus zugeknöpfte Rock, schwarze, seidene Strümpfe und Schuhe mit weißen Maschen ließen in ihm einen Studirenden der höhern Stadien vermuthen, wie ihn andererseits sein feuriges Auge, die schwarzen, reichen Locken und der bräunliche Teint als einen Italiener be-­zeichneten. Nachdem er auf Augenblicke mit einem Hof­diener unter dem Thore, das in den Schweizerhof führt, gesprochen, ging er schnurgerade auf den Aufgang los, der zu den Appartements des Kaisers führte. Von einem Trabanten der Leibgarde zurechtgewiesen, trat unser Gallamann etwas schüchtern in ein großes Vorzimmer, worin sich im Augenblicke Niemand befand. Aus einem Nebengemache linker Hand, deßen Thüre halb­geöffnet stand, vernahm er ein Paar Stimmen, dann ein Hämmern und ein Geräusch, wie wenn man schwere Ge­genstände überstellt. So mochte er etwa fünf Minuten gestanden haben, als ihm aus dem bezeichneten Zimmer ein kleiner, ältlicher Mann entgegentrat. Es war der kai­serliche Kammerdiener. „Sie wollen vielleicht bei Seiner Majestät vorkommen? — Der Kaiser ist ausgeritten, dürfte jedoch bald zurück­ kehren. Haben Sie Dringendes?" „„SehrDringendes —besonders da ich höre"" „Daß Seine Majestät nach den Niederlanden verrei­sen? — Ganz recht, in einigen Tagen — die künftige Woche geht die Reise an. Wenn Sie daher warten woll­ten — es ist heute zum Glück sonst Niemand hier — da könnte es Ihnen vielleicht glücken, vorzukommen, ich werde das Meinige gerne thun." „„Ich danke Ihnen verbindlichst, obwohl ich nicht weiß, mit wem ich die Ehre habe."" — — I n diesem Augenblicke trat ein Herr ins Zimmer, ge­gen den sich der Protektor des jungen Supplicanten tief und devot verneigte, als er an ihm vorüberging, und welchem Beispiele auch der Jüngling folgte. Er war von mittlerer Größe und gut gebaut; sein Anzug war ein schlichter, dunkler Neberrock, hohe Stiefel mit Sporen. Inder rech­ RV8 ten Hand trug er einen kleinen, dreieckigen Hut und eine Reitgerte. Nach dem ersten Anblicke schon blieb unserm jun­ gen Manne nicht mehr zweifelhaft, wer es sei. Ehrerbiethig folgte der Kammerdiener dem Kaiser nach, und nach weni­ gen Minuten trat der dienstthuende Kammerherr aus dem Gemache rechter Hand. »Wie heißen Sie?" »„Antonio de Giuliani aus Triest, Studirender auf der hiesigen Universität.»» Der Kammerherr sah auf den netten Anzug des Sup­plikanten und auf sein Manuskript. »„Sie wünschen Seiner Majestät etwas Wissenschaft­ liches vorzulegen?" »»So ist es, gnädiger Herr!"' »Gut, ich werde Sie gleich melden." Nach wenigen Momenten öffnete der Kämmerling die Flügelthüre und wies den Eintretenden nach dem anstossen­den Gemache. Giuliani klopfte leise an, da aber kein Laut von Innen erfolgte, trat er auf Geheiß des Kammer­herrn muthig ein. Der Kaiser saß an einem Schreibtische, von dem er aber sogleich aufstand und eine Schrift, in der er eben ge­lesen zu haben schien, bei Seite legte. Er hatte den Ueber-­rock gegen einen braunen Hausfrack vertauscht, und sah so schlicht, einfach und offen aus, und aus den herrlichen blauen Augen, von der schöngewölbten hohen Stirne glänzte neben Hoheit so viel unverkennbare Güte und Milde, daß sich die Aengstlichkeit des Jünglings, als ihm der hohe Mo­narch einige Schritte entgegentrat, schnell in Vertrauen auflöste. Mi t hellklingender Stimme und rasch, aber freundlich, fragte Joseph: „Sie heißen de Giuliani —was haben Sie vorzubringen?" »„Euere Majestät,"" erwiederte erglühend und mit einem tiefen Bücklinge der Studiosus, „„die allerhöchste Gnade, das Glück, so unerwartet schnell vor meinen gnä­digsten Kaiser zu gelangen, ist mir noch wie ein Traum, und macht, daß ich fast auf meine Angelegenheit vergesse; doch jetzt eben ist der langersehnte, entscheidende Augenblick (auf, ein Knie sinkend) — ich bitte in letzter und höchster Instanz um Hülfe!"" »Stehen Sie auf!" sprach der Kaiser rasch, fast un­willig, »ich kann Kniebeugungen nicht leiden, die nur Gott geziemen — reden Sie!" »„Majestät! ich bin ein geborner Triestiner und liebe mein Vaterland und meine Vaterstadt über Alles. Da ge­meinnützige Vorschläge so manches Patrioten seit dem An­tritte der glorreichen Selbstherrschaft Eurer Majestät schon den allerhöchsten Beifall fanden: so wagte auch ich, die Aufmerksamkeit Oesterreichs auf unsere schon so blühende Handelsstadt Triest durch eine kleine, wie ich mir schmeichle, gemeinnützige Schrift hinzulenken, die ich Euerer Majestät hier allergehorsamst unterbreite "" Mi t sichtbarem Wohlgefallen blickte der Kaiser auf den jungen Mann, ihn gleichsam ermunternd, fortzufahren. »»Es ist Eurer Majestät bekannt,"" redete de Giu­lian i weiter, „„daß unser herrlicher Hafen immer besuch, ter wird; Triest vergrößert sich zusehends, ist im Aufstreben, die erste Handelsstadt von Oesterreich zu werden; sein Cre­dit wächst, andere Mächte schenken uns Aufmerksamkeit — so dachte ich denn in meinem patriotischen Eifer: eine kleine Uebersicht und Beschreibung meiner Vaterstadt in Bezug ihres Handels und ihrer sonstigen topographischen und sta­tistischen Verhältnisse öffentlich bekannt gegeben, dürfte von einigem Nutzen sein."" — »Nicht anders, nicht anders — ich meine es auch — worin aber soll ich helfen?" — »„Darin, Majestät, daß ich diese kleine ^Schrift durch den Druck veröffentlichen darf."" »Wer hindert Sie daran?" »„Die Censur. — Vergebens habe ich bereits mehr denn zehn Wege Behufs der Druckbewilligung gemacht. Ich wurde abgewiesen, versuchte von Neuem denselben Weg, doch immer fruchtlos. Ich sei zu jung, um ein to­pographisches Werk herausgeben zu können, in zehn Jah­ren könne ich nachfragen, sagte man mir. Woher dies Alles kömmt, kann ich nicht entdecken. Endlich —es blieb' mir nur noch dieser einzige und letzte Weg — endlich ent­schloß ich mich, bis zum Throne meines gnädigsten Monar­chen vorzudringen — und — und —" " »Warum sollte man Ihnen das: „ImPrimatui'" verwei­gern, wenn die Schrift gut ist?" sprach der Kaiser, that'einige Schritte im Zimmer umher und zog die Oberlippe hinauf, daß man die Zähne sah, was er immer zu thun pflegte, wenn er ereifert war.— „Ich werde die Schrift noch vor meiner Abreise durchsehen lassen," fuhr der Monarch fort; »ich lobe Ihren patriotischen Eifer, auch scheinen Sie mir ein junger Mann zu sein, der etwas verspricht für die Zu­kunft — und Talente ehre ich, darum — kommen Sie in drei Tagen wieder — wir werden sehen!" ^ (Beschluß folgt.) Das Muttermaal und der Fünffranken thaler. (Keine Erlennungsgeschichte,) Von Rudoph Rigler. I. Ein Brief mit Retourre,cepisse. Wie muß ein Mann aussehen, wenn er schön sein soll? — Eine kleine, dreieckige Statur, rothe Haare und eine spitzzulaufende Stirne, wie ein Ziegeldach; ein kurzer Hals und zwei Füße, wie dorische Säulen; zwei Ohren, groß und platt, wie Austernschalen; kleine, graue Augen; Lippen, wie Beißzangen und ein wenig von Nordost nach Südwest hängend; brandgelbe Zähne, wie die Ruinen einer Ritterburg, und über das ganze Gesicht eine Nase, etwas nach der Seite stehend, wie der Zeiger einer Sonnenuhr, aber stumpf, breit und dennoch höckerig; an der linken Wan­ge endlich ein dunkelrothes Muttermaal , wie eine Ver­dienstmedaille der Häßlichkeit. Der einzige Mann, der diesem Muster männlicher Schönheit vollkommen glich, war Baron von Burnuß , RVV und das einzige Wesen, welches an dieses Muster glaubte, das hübsche blonde Fräulein Christin e vom Schloße. Der Baron war reich, hatte Spleen, wie ein Englän­der, und lebte auf seinem Schlosse, der Stammwiege der Freiherren von Burnuß. Schon als Knabe hatte er eine Vorliebe für Münzen und Medaillen; mit seinen Jahren wuchs sein Eifer, mit dem Eifer die Summe, die er darauf verwendete. I n seinem 2«. Jahre bereits unumschränkter Herr sei­ner Verhältnisse und seines Vermögens, hatte er drei Säle des Schlosses bloß den numismatischen Forschungen gewid­met, war Mitglied eines numismatischen Vereins, und hatte in der nahen Hauptstadt einen alten Schulfreund, den Notar Mücken fuß, der ihm Alles schrieb, was sich Merkwürdiges in der Miinzenwelt zutrug. Diese seltsame Welt voll runder und eckiger Münzen von blühenden, welkenden und längst begrabenen Staaten; diese finster» und heitern Kopfe, mit Lorbeer«, Zöpfen und Haarbeuteln geschmückt, auf Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Blech und Leder; diese Musterkarte des Mammons unserer Erde hatten für den Baron den größten Reiz; unter den grünsixmüberzogenen, vom Zahne des Wuchers und der Zeit abgefressenen Gesichtern fühlte er sich glücklich und froh, und mancher Tiranenkopf schien ihm freundlicher zu blicken,, als er geprägt war, wenn er ihm den Staub der Olympiaden, die im Schooße der Mutter Erde darüber hin­gelaufen waren, aus den Augen wischte. Der eben herrschende Geschmack der Münzfreunde wollte, daß man einen besondern Werth auf jene Fünffranken­tha l er legte, die sich in zwei Theile zerschrauben lassen, und in deren Mitte Napoleon geheime Befehle an seine Marschälle verborgen und versandt haben soll. Der numismatische Verein, bisher durch einen Aus­schußrath geleitet, beschloß demjenigen Mitgliede die Prä­sidentschaft zu verleihen, der einen solchen Fünffranken­thaler aufbrächte; der Baron war einer der Wüthendsten, die nach dieser Ehre strebten. Allein trotz seiner Freude mit den Münzen fühlte er doch noch eine große Lücke im Leben; er fühlte seine Häß­lichkeit und wußte, daß er bei den jugendlichen Gepräge« von Fleisch und Blut auf das Glück nicht rechnen dürfe, das er bei den metallenen Gesichtern hatte! — Würde es Vurnu ß nur um eine Frau, ein hübsches Weibchen zu thun gewesen sein, der reiche Baro n hätte deren haben können, so viele er wollte, und hätte er ausgesehen, wie der Han 'von Island! Aber Burnuß wollte absolut geliebt sein, um seiner sebstwillen geliebt sein! Das ist denn freilich zu viel gefordert von der schonen Welt, in einem Jahrhundert, wo man das Talent und das Gefühl an den Straßenecken maßweise verkauft,'wie die Milch , und wo aus. dem rührenden alten Amor ein Handels­ju1>e geworden ist, der nichts ohne Interess e gibt. Alcibiades, der schönste und geistreichste Mann seiner Zeit, rang vergebens darnach, um seinerselbstwillen geliebt zu werden, — ^nd Burnuß , vieleicht der häß­lichste, trockenste Patron seiner Zeit, wollte um so viele Jahrhunderte später nach derselben unerreichbaren Krone greifen! — Vurnu ß hatte sich daher vorgenommen, den moder­nen Ansichten von Schönheit einen argen Possen zu spielen! er nahm ein zweijähriges Mädchen armer Eltern zur Pflege und Versorgung an; des Barons einstmalige Kindsfrau, Proska mit Namen, mußte Christin che« groß ziehen, und der Baron mit einem Vertrauten seines Planes, dein alten Schulmeister der Schloßgemeinde, lehrte das Kind jene Gegenstände, die sonst dem Mädchenlehrer zukommen, mit großer Sorgfalt und Auswahl. (Fortsetzung folgt.) Feuilleton des Mannigfaltigen. (Englische Sitte.) In England ist es gebräuchlich, daß jeder Gast, wenn er von einem Mittagmale sich nach Hause be­gibt, den Bedienten ein Trinkgeld gibt, mehr oder weniger, je nach dem Stande der Herrschaft. Ein Offizier, den es verdroß, die Gastmälcr eines Herzogs, zu denen er von Zeit zu Zeit ge­zogen wurde, sehr theuer bezahlen zu müssen, erkundigte sich ei­nes Tages bei ihm nach den Namen seiner ganzen Dienerschaft. Der Herzog fragte nach dem Grunde dieser sonderbaren Frage. »Mylord!« erwiederte der Offizier, »da ich nicht im Stande bin, für alle die köstlichen Diners, zu denen Sie mich einladen, Ihren Dienern zu bezahlen und dabei eine Equipage zu halten, ohne die ich nicht zu Ihnen kommen konnte, so will ich diese Herren in meinem Testamente bedenken.« — (Sonderbarer Brauch in Afrika.) Dieser Welttheil liefert des Sonderbaren so viel, daß es dem gesunden Menschen­verstände schwer wird, den Berichten der Reisebeschreiber, be­sonders der altern, Glauben beizumessen. Auf der Insel Vissao au Senegambiens Küste soll z. B- folgende lächerliche Ceremonie bei der Wahl eines neuen Königs herrschen: Wenn der König gestorben und beerdigt ist, so «ersammeln sich die älteste» SHagres, d. i. der hohe Adel, um sein Grab, das aus Schilf und leichtem Hol­ze erbaut ist. Einige Neger werfen dann von diesem Schilfe in die Luft und derjenige von der adeligen Versammlung, dem es auf den Kopf fällt, wird sogleich als König begrüßt. Die Weis­heit, daß dadurch allem ehrgeizigen Streben nach der Krone ein Ziel gesetzt wird, läßt sich wenigstens in diesem Gebrauche nicht verkennen. (Der Wiener Kunstverein) hat im Jahre 1843, wie wir in den »Sonntagsblättern »lesen, >?6 Gemälde, i Mar­morbüste, 4 Bronzcstatuen und 24 Gipsabgüße gekauft, den Ku­pferstechern 5035 fl. Honorar und 2023fl. für den Druck des Ver­eins Vlattes gezahlt. Die übrigen Kosten betrugen 2245 fl., so daß im Ganzen 24924 fl. ausgegeben wurden, während die Ein­nahme 26857 fl. betrug. Die Zahl der Actien ist seit Jahresfrist um 459, die Einnahme um 2945 fl. gestiegen. (Dresden) will sich durchaus zu einer großen Stadt auf­schwingen. Mehreren Berichten der öffentlichen Blätter zu Folge, sollen dort im Laufe dieses Jahres an 800 neue Häuser gebaut werden. (Das Leben wird immer üppiger.) In Paris werden jetzt sogar Omnibus mit Sammt gepolstert und in Sperrsitze ein­getheilt. O Luxus über Luxus! — Wenn ein Krieg losgehen sollte, werden wir in die Schlacht gefahren sein wollen und zwar im Wagen mit Druckfedern. (Militärisches.) Der Kaiser von Rußland hat unlängst durch einen Utas seinen entschiedenen Willen ausgesprochen, daß, wie früher bei der Garde, nun bei der ganzen Armee der Stock nur bei bedeutenden Verbrechen angewendet und eine größere An­zahl von Ruthenstreichen nicht mehr nach Willkühr des Regiments-Chefs , sondern nur nach dem Ausspruch eines Kriegsgerichtes ge­geben werden darf. Übertretungen dieser Anordnung sollen auf das strengste, nach Umständen sogar mit Degradirung, geahndet werden. (I n der Pariser Industrie-Ausstellung), die be­reits eröffnet ist, sind Maschinen der Hauptgegenstand der Bewun­derung von allen Seiten. Frankreich hat, wie sich jetzt glänzend zeigt, in dieser Beziehung Riesenfortschritte gemacht.— (Der Haupttreffer) in der am 1. Mai d. I. stattgefun­denen Ziehung des k. k. Anlehens vom Jahre 1834 mit 2w.000st. C. M . ist auf ein Loos gefallen, welches die junge Tochter eines reichen Wieners - Vanquiers in ihrer Sparbüchse hatte. — » Wer hat, dem soll gegeben werden.« R80 s Seltsamkeiten der Pariser Indnstrie -Ausstel­lung.) An Seltsamkeiten fehlt es bei der diesjährigen Indu­strie-Ausstellung nicht; so hat Jemand Badewannen für —Pfer ­de ausgestellt, ein Anderer ein großes Gemälde, eine Sccne aus der Juli-Revolution, das genäht ist und aus lauter kleinen Tuchstücken besteht; ein Dritter endlich einen großen Sessel, der aus lauter Hirschgeweihen in der natürlichen Form und Größe derselben zusammengesetzt ist. (Der höchste Vaum auf Erden) soll nach den Ver­sicherungen des englischen Obersten Campbell , der kürzlich die Insel Ceylon an vielen Punkten bereiset und sehr anziehend be­schrieben hat, ein Exemplar des sogenannten Bogahbaumes in der Nähe von Colombo sein, indem er 10.000 Mann unter seinem Schattendache aufnehmen und vor Sonnenstich und Regen schüt­zen kann. (Herr Johann Langer,) der Lcsewelt als Schriftsteller, besonders als humoristischer, rühmlich bekannt, hat die Herrschaf­ten Erlaa und Atzgersdorf bei Wien käuflich an sich gebracht. Der Glückliche brauchte sich das Geld hiezu nicht zu «schreiben, was ein Schriftsteller in Deutschland kaum könnte, wenn er auch , 300 Jahre unermüdet fleißig sein würde! — (Das galante' Belgien.) Die Belgier wollen den übri­gen gebildeten Nationen ein Beispiel der Artigkeit gegen das schöne Geschlecht geben, das zugleich eine gute Spekulation zu werden verspricht. Es ist in Belgien nämlich im Werke, den Tarif der Eisen­bahnen bedeutend herabzusehen, aber nicht für Männer, sondern für das weibliche Geschlecht. Man hofft hierdurch die Lust- und Fann­lienreisen auf den Eisenbahnen mehr in Schwung zu bringen- Wiener Gisenbahnbriefe. Von M. G. Naske. Mitte Mai 1844. Abermals war Wien der Schauplay eines Mordes, der eine sehr schwierige Untersuchung und eine höchst interessante Aufgabe für Juristen nach sich ziehen wird. I n einer hiesige» Vorstadt lebt schon seit längerer Zeit eine betagte Frau, die einiges Vermögen besitzt, und oicle Wohlthate« »n Dürftigen And Nothlcidcnden ausübt. So unterstützte sie schon seit einigen Monaten einen Barbiergesellen, der gerade jetzt die Chirurgie studiert und außer Conditio« ist, mit einer Beihilfe von einigen Gulden, die sie ihm monatlich verabreich« te. Der junge Mensch führte jedoch ein sehr liederliches Leben, langte mit dem Geldc nie aus, und peinigte die alte Frau fortwährend um größere Be­trage, und erhielt sie auch. Da er aber in seinen Ansprüchen immer unge» stümer ward, wurde ihm endlich von der alten Frau bedeutet, daß er ferner gar nichts mehr erhalten werde. Diese Andeutung erregte in dem jungen Menschen den Entschluß, seine Wohlthätcrin zu berauben, und nöthigenfolls auch zu mißhandeln. Am l2. d. M. begab sich die erwähnte Frau schon in den Morgen» stunden zu einer bekannten Familie in der nächsten Umgebung von Wien, und hinterließ bloß beim Hausanfscher die Weisung, daß sie entweder spät in der Nacht, oder «ar erst des andern Tages zurückkehren werde. Diese Nachricht erfuhr auch der in de« Nachbarschaft wohnende junge Mensch und be> schloß sogleich, die Gelegenheit zu benutzen. I n der Abenddämmerung begab er sich mit einem vertrauten Schlosser» gesellen, den er sich schon längere Zeit für diesen Fall bestellt hatte, in die Wohnung der alten Frau, ließ sich die Thüre öffnen und »rang in die Zim» mer, nachdem er die Eingangsthure wieder sorgfältig «erschlossen hatte. Ein Nachbar, der um den Umstand wußte, daß die alte Frau nicht zu Hause sei, und die beiden Leute hinaufgehen sah, vermuthete augenblick­lich eine Gaunerei, und wollte ihnen nachgehen. Seine Frau hielt ihn jedoch zurück. So verging eine halbe Stunde, während welcher er die Wohnung nicht »us den Augen ließ, und die beiden Fremden auch nicht weggehen sah. Endlich ließ er sich nicht mehr zurückhalten und begab sich zur Wohnung der alten Frau. Er klingelte, pochte, rief — Alles umsonst; — man öffnete nicht. Er verfügte sich sofort zum Hausmeister und erzählte ihm de» ganzen Umstand. Auch dieser »ersuchte erfolglos die Thüre zu öffnen. Hierdurch wurden die übrigen Parteien des Hauses «Uarmirt, und man schickte nach der Wache. Alsbald erschienen fünf Individuen der Polizei, welche einen Schlosser mit­brachten und nun in die Wohnung drangen. Es war mittlerweil« förmlich finster geworden, und im Zimmer rührte und regte sich nichts. Als man Licht machte, sah man den Schlossergesellen todt zu Boden gestreckt in seinem Blute liegen. Man entdeckte ein« Stichwunde in der Gegend des Herzens, die mit einem nebe» dem Getidteten liegenden, spitzigen und scharfen Küchenmeffer beigebracht war. Der Barbiergeselle, der bereits einige Kasten geöffnet hatte, wurde hinter eine« Bette hervorgezogen und setzt« sich zur Wehre. Er wurde je» doch bald gebändigct und in sichere Verwahrung gebracht. Der Barbiergcselle gibt »n, sein Begleiter und Theilnehmer, »er Schlosser, Hab«sich »us Furcht vor den gesetzlichen Folgen in dem Augenblicke Mtleibt, nls er sich entdeckt sah. Der herbeigeholte, Polizeibezirksarzt gab. das Porere, daß der Ermordete eine Viertelstunde vor Eröffnung des Zimmers verschieden sein mag. Die alte Frau und Besitzerin der Wohnung gibt an, das Küchenmesser sei im Küchenkasten gelegen und Niemand, der nicht mit der g»n» zen Einrichtung des Hauses sehr vertraut war, konnte es aufsuchen und sin, den. Uebrigens soll die Größe und die Form der Wund« die Vermuthung herstellen, daß selbe durch fremde äußerliche Gewaltthat beigebracht wurde. Ob nun die Angabe des Barbiergesellen richtig sei, oder ob er nicht auch noch einen Mord beging, um sich seines Mitwissers zu entledigen — die« wird der Gegenstand einer sehr interessanten, inquisitorischen Forschung werden. Es cirkuliren hierüber schon hundert Vcrmuthungcn, Muthmaßungcn und Anssch. ten, die mehr oder minder läppisch klingen. Ich beschränke mich daraus, vor« läufig das Factum zu erzählen und werde seiner Zeit das Weile« mit. theilen. (Beschluß folgt.) ' Gine Prachtmandel. (Dreisilbig.) Die ersten Zwe i sind halsstörrig und unbeugsam; sie sind, wie die Waisen von Memphis, sie tragen Ring und Bart, können über Alles Auf» schluß geben und lösen jedes Räthsel, jede Charade «uf. Der Adelige sieht sie gern bei sich, wenn sie in Gold gekleidet sind, und pflegt sie dann dennoch hintanzusetzen. Die Dritte bringt ein einziger Mensch nicht zu Stande. Oft Böses, oft Gutes bezweckend, ist sie unter andern Namen eine moderne Sache unsers Zeitalters. Die Weltgeschichte kennt in alter und neuer Zeit eine Menge davon. Der Turban des Muslims ist auch eine Gattung der dritte» Silbe. Das Ganze ist eine Gesellschaft mehrerer zwei erster Silbe n und jede Hausfrau pflegt es gerne bei sich zu haben. Oft ucrrüth es sich, wie die Klapperschlange, durch sein Klappern, und doch ist es leb» los einzeln und im Ganzen. Moschus. Erklärung der heutigen Bilderbeigabe. (Für Juni.) Mit dem gegenwärtigen Bilde schließen wir. wie wir uns schmeicheln zu dürfen glauben, den halbjährigen Kurs unserer Trachtcndarstcllungcn auf eine würdige Weise. Wir bringen heute einen Landburschen und ein Mäd. che« aus dem Dorfe Schischk« »» der Klagcnfurter Straße bei Laibach. Beide stehen in ihrem «2onnta wohnlich aus Baumwolle, bei Vermöglichcn aber auch aus Seide. Seine bux­baumene Tabaclspfeife mit dem abgestumpften Thurm, die er in der Hand hält, nähert sich schon mehr den kärntnerischen Landpfeifen. Seitwärts hangt ihm eine silberne Uhrkette heraus. Wir kommen nun zu unserer recht netten, bildhübschen Landschönen, Sie tragt einen mehr städtischen Spencer aus grünem Thibet mit S»mmt< «ändern und Seidcnschnürc» verziert. Ihr rothcr Rock (Iciiln) ist hier eben« falls von Thibet; man sieht übrigens auch Rocke von Nuusselin äe Isine «nd von Cambrique. Die Schürze, um und um mit schwarzen Seidenspitzcn garnirt, ist hier aus schwarzem Tafft, das Halstuch seiden. Um de« Kopf hat sie ein ausgezacktes und gestickte« Kopftuch von feinem Perkail geschlungen, das oben, zusammengebunden ist. Die Haare (I«le) sind vorn ganz nach stadtischer Monier gescheitelt, nur daß ober der Stirne zwei schmale Sammt< bander querüber laufen, welche den Haarschmuck nur erhöhen. Sie trägt hier mit Lcder besetzte Zeugschuüc, man sieht aber auch zeugene SchnürsticfelclM Das weiße Schnupftuch (pütiiÄ rut») ist ebenfalls ausgezackt, und ohne a°l> den« Ohrgehänge (slari uhün) würde ein junge« Mädchen aus Schischk» a» einem Feiertage wohl nicht ausgehen. — Leopold Kordesch. Laib ach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.