„Mhnt, Kilduig str M.' «r R«« Freitag» 14. September KVVV. V. Jahrgang Die .Marburger Zeitung" erscheint jede» Souiltti^i. Mittivocl, und Freitnq. Preise — siir Marburg: ganzjährig 6 fl.. halbjährig 3 fl.. vierteljährig 1 fl. Ü0 kr- fttr Zustellung in» Hau» monatlich 10 kr. — mit Postversendunt?: Ül,nzjc>hriti 8 fl., halbjährig 4 fl.. vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespallene lSarmondzcile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10. bei zweimaliger mit IS, bei dreimaliger mit 20 tr. berechnet, wozu für jedesmalige Eiuschaltung 30 kr. Inseraten S:empelgebühr kommen. Zur Geschichte ites Taqes. Dfutschöfterreichische Abgeordnete haben neulich in Auffee eine Zusammenkunft gehalten, um sich über die Lage des Reiches und die Stellung der Deutschen in demselben zu besprechen : „Sie begegneten sich, wie der „R. fr. Presse" berichtet wird, „in dem Gedanken, daß die Deutschen OesterrrichS bestrebt sein müsset,, bei der nothwendigen Nkuge-ftaltung des Reiches jene Gkltung zu behaupten, welche einerseits der historischen Entwicklung der Dentschösterreicher entspricht, andererseits ihren ^ nationalen Zusammenhang mit der großen deutschen Nation nicht außer ^ Acht läßt. Zur Erreichung dieser Ziele erschien das Austreten der Deut«, schen in Oestcrreitb als geschlossene politische Partei als eine nothivent'ige^ Borbedingung, deren rasche Verwirklichung von der Verständigung der^ GefinnunaSgenofsen in den einzelnen Ländern zu gewärtigen ist. Man erkannte ferner, daß bei der gegebenen Lage deS Reiches der durch Anerkennung und gemeinsame parlamentarische Behandlung tvirklich gemeinsa« mer Angelegenheiten begrenzte Dualismus die einzige Form sei. in wel-cher die obberührten Bestrebungen der Deutschöfterreicher nnd eine ivahr-hast freiheitliche BerfassungSgeftaltung erreicht ive^den kaiui. Zndem rnan sich daher gegen eine föderative Gestaltung aussprach, war man darüber einig, daß die Ausdehnung und Klarstellung der Kompetenz der Landtage zur Wahrung der Cigenthümlichkeiten der Länder geboten sei. Man ivar endlich darin einverstanden, daß die zu dieser Neugestaltung Ocsterreiclzs nothwendige Revision der Verfassung und beziehungsweise die dieselbe abschließende Vereinbarung nur durch die legale Gesammt Vertretung der nicht zur ungarischen Krone gehörigen Lander und nicht durch die Ver-tretuimen der einzelnen Länder zulässig sei." ^ie Verhattdlungen über den Ausgleich mi t U ng a r n sind gescheitert, daS Ministerium wird nicht ernannt. Was mag wohl, fragt der „Pester Lloyd", mit einemtnale geschehen sein, in Folge dessen daS ungarische Ministerium nicht mehr für nöthig gehalten lvird? Nichts. waS zur Rechtfertigung der Verzögerung dienen tonnte. Die öffentliche Mei-nung hat in Wien einen jähen Umschlag erfahren. Die Schuld deS Aufschubes ist auch nicht in den Schwierigkeiten zu suchen, welche etwa die Vereinbarung deS MinisterProgramms hervorgerufen. Uebrigens fällt eS schwer, für die Ursache den richtigen Ausdruck zu finden; denn lvenn man behauptet, daß es nicht an der llnversöhnbarkeit der Prineipien gelegen, wenn das Al^inistertum vereitelt ward, so hat man nicht das Richtige getroffen, da doch die Personen Prineipien vertreten, und wenn daS Ministerium an der Personalfrage gescheitert, so hat dennoch das Prineip gesiegt, welches durch die Pertönlichkeit. die das Terrain behauptet, vertreten wird. So viel wir nämlich wissen, war die erste Frage, um die e» sich gedreht, die. wer an die SpiKe des Ministeriums gest'llt werden soll. Ob Baron Sennyey bereit gelvesen wäre, in einem Ministerium Andrassy ein Portefeuille anzunehmen, für den Fall, daß die auS der Reichstags-Majorität bestehende Regierung ihm ein solches angeboten hätte, lveiß man nicht ; im Gegentheile scheint das. »vaS man hört, darauf hinzudeuten, daß Se. Excellenz nur um den Preis der Präsidentschaft für ein Ministerium zu gewinnen wäre. Wenn aber die Deakisten die Fusion auch unter der Bedingung für kaum dnrchfithrbar halten, daß die Mit-glieder der Rechten oder ein Mitglied der gegrnwärti^n Regierung, »velche das parlamentarische System bekämpfte, in daS Ministerium' trete, so müssen sie eS um so entschiedener ablehnen, sich an einem Ministerium zu betheili^n. welches unter der Präsidentschaft eineS. lvenn auch hervor-ragenden Mitgliedes der gegenlvärtigen Regierung gebildet wird. ES ist also keine pure Personalfrage, an der daS Ministerium gescheitert. Das Prineip ist bis jetzt noch nicht in maßgebenden Kreisen zum Siege gelangt. Hätte das Prineip bereits lriumphirt. dann würde die Frage, wer Minister werden soll, keine großen Schwieristkeiten mehr bieten. Siegt das Prineip. dann müssen diejenigen hervortreten, »velche die Träger dieses Prineipes sind und »velche dasselbe auch für die Zukunft zum treuesten Ausdrucke zu bringen geeignet sind. Die Vertreter des anderen Prin-eipeS werden für ihre Resignation durch das Bewußtsein, ihre patriotische Pflicht erfüllt zu haben, und durch die hohe Achtung der Ration entschädigt lverden. Die bairische Regierung ist bekanntlich zur Verbesserung des HeenvefenS entschlossen und von der Pfordtcn hat feierlich versprochen, dieselbe mit dem nächst»n Landtage zn vereinbaren. 3m Plane ist, wie man hört, die preußische Wehrverfassung zum Muster genommen, und daher vor Allem die allgemeine Wehrpflicht statuirt. mit Ausschluß der Losutlg utid der Ersa^mannssteUulig. Die Dienstzeit soll auf drei Jahre mit verschiedener Präsenzzeit festgestellt, das Institut der einjährigen Frei-tvilligen eingeführt werden. An die dreijährige Dienstzeit hätte sich dann die Reserve anzuschließen, und zwar in zivei Aufgeboten: daS erste »vürde die Mannschaften von 24 bis 30 Jahren, das zweite die vom 3st. bis 40. Jahr umfassen, und zwar will man zu den» ersten Aufgebot nur dte ledigen Männer heranziehen. Zn preußischer ^esangenschaft. Heinrich Maschek, Sohn eineS Finanzofsicials in Marburg und Kor-poral beim Inf. Reg. Wernhardt. gerieth bei Aschaffenburg in preußische Gefangenschaft, die er in einem Briefe an seine Angehörigen folgender-maßen schildert: „In Mkintn vorhergelzenden Briefen konnte ich Euch, meine Lieben! die lZklebnisse und die Behandlung in der Gefangenschaft nicht genau schildern, weil die Briefe der Gefangenen an ihre Angehörigen stet» un versiegelt an die Kommandantur übergeben werden mußten. Ich licginne daher mit dem Augenblick meiner Gefangennahme in Aschaffenbnrg. Obtvohl ich auf kurze Distanz einen feindlichen Offizier, der mir und meinen Paar Leuten befahl, die Gewelirc niederzulegen, auf's Korn nadm und niederbrannte und fürchtete, von den mich gleich von allcn Seiten umringenden Preußen niedergestochen zu werden, so kam ich doch ohne Leid davon; ein Unteroffizier riß mir' daS Getvehr auS der Hand, wäh-rend ein anderer Mann triumphirend meinen Säbel auS der Scheide zog. Alle reichten mir die Hände und sagten, es ist nun besser für mich, da ich mich vor keiner Kug»l niehr in Acht zu nehmen brauche und nach einer preußischen Festung oder Stadt internirt werde, wo ich eS gut habe und human behandelt Werlte. Run wurden ich und noch zlvei Mann unter iZSkorte genommen, und man führte uns in das Hotel Freilos in einen eleganten Salon, wo man uns Sopha'S nnd gepolsterte Stühle anivils; — dcr bfgleitende Unter-ofßzier retsnirirte Wein und die unvermeidlichen Butterbemchen. und tvsllte uns damit trakliren. Mit der Eskorte wieder hinabberufen. wurden wir einige Male, nachdem inan uns noch mehrere versprengte Kameraden zu-getheilt. durch die Gaffen der Stadt geführt, wohl um der traurig heim- gesuchten Bevölkerung uns zu zeigen und vor den in der Stadt aufgestellten preußischen Regimentern Revue passiren zu lassen. Da hatten wir Gelegenheit, zu erkennen, welche Uebermacht wir gegen uns gehabt: wir waren nämlich nur 6 Bat. Infant.. 1 Bat. Jäger und 1 Batterie im Feuer — die Fritze d^egen hatten engagirt gehabt: das 13.. 15.. 53.. 55. westfälische Ins. Reg.. 2 Batterien und 1 Küraffier-Reg. (die Leute vorne und hinten gepanzert.) Endlich führte man unS in eine Allee hinter der Stadt, wo wir drei Stunden verweilten, dann in den Hof des Jesuitenklosters und in daS Seminar getrieben wurden. Ringsum tnit Wachen umstellt, durften wir uns durch Leute der Stadt, die es doch gern i^ethan hätten, nichts holen lassen, und es betümmei^te sich onch Niemand mehr um uns. Ob wir etwt.s gegessen hatten oder nicht, ivar dem Kommandanten wohl ganz gleich, der sich im königl. bair. Schlosse gütlich that und den Schloßinspek-tor. der ihn nicht lakaienmäßig bediente, einsperren ließ. Am anderen Tage kamen noch 600 gefangene Baiern. die auch ins Kloster und in die Kirche gepfercht wurden, hinzu. Obwohl ein wenig Waffcrsuppe gekocht wurde, bekam doch der hundertste Theil nichts, da nur die vordersten Hinzudrängenden betheilt lverden konnten; denn Ordnung fthlte! Es war schon 11 Uhr und ich hatte seit 14. d. M. (vor dem Bc-ginne der Schlacht hatte ich ein Stück Brod mit kaltem Fleisch zu mir genommen und mit einem guten Ungarischen hinabgespült) noch nichts gegessen und mein Magen knuirte ganz geivaltig. — Da kamen zur Mittagszeit Damen und Mädchen und betheilten die armen Gefangenen mit Lebensmitteln, d'enn sonst ivaren wir. D'nk der vortrefflichen Bor-sorge des preußischen Kommandanten, wolil verhungert. Ein Mädchen geivann ich endlich für mich und meine Kameraden, die wir uns eine Ecke IM Kloster reservirt hatten, und das gute Kind — Grethchen Ri^d ist ihr Name — versorgte uns mit Essen und Trinken, und selbst mit Der VolkSve rein in Pforzheim hat an 3. Iakoby folgende Zuschrift gesandt: „Veehrtcr Herr! Nach dtn Beispielen unserer Brüder in Stuttgart. Heidelberg und anderen Orten geben auch wir hier aus dem Schwarzwalde dem Gefühle Ausdruck, welches in uns Ihr männliches Wort bei der Adrefscnberathung angeregt hat. So schmerz-lich uns die Wahrnei»muug berührte, daß die Gesammtvertretung der preußischen Bruderstämme von dem Weg der Wahrheit nach dem Weg der EewliÜSanbetung abgewichen ist. nach dem j?e Ialire lang daS Recht gegen die Gewalt vertheidlgt hatte, so hoch erfreut schlugen nnscre Herzen, als Sie ollein den verirrten und vom Siegesrausch bethörten Geistern in der Sittlichfeit das einzige Mittel bezeichneten, des ganzen deutschen Vaterlandes Heil in der Zukunft zu erzielen. Der Siegesrausch vergeht. Ihre Worre aber bleiben in jedes Deutschen Brust eingeschrieben. AuS vollem Herzen entbieten wir Ihnen unsern brüderlichen Gruß." Aus Bern (5. Srpt.) wird gemeldet: Borgestern trat in Aarau die eidgenössische G ew e hr. K omm i ssi o n zusammen, um nach angestellten Proben übe? die verschiedenen Kammerladungs'Gkwehre sich für das eine oder andere endgiltig zu entscheiden. Vertreter benachbarter Staaten, wie Würtemberg:c., waren anwesend; ebenso hattcn sich Ber treter der großen amerikanischen Waffenfabriken. H nry zc.. eingefunden, welche sich angeboten haben, innerhalb vier bis sechs Monaten 15« bis 20,000 mit dem eidgenössischen Kaliber versehene Waffen zu billigen Preisen zu liefern. Die Schweiz wird in verhältnihmäßig kurzer Zeit im Befitze einer beträchtlichen Anzahl Kammerladungs Gewehre sein. Aus kompetenter Quelle wird versichert, daß die Einführung der Kammerla. duna in anderen Ländern noch sehr zurückstehe. Italien befitze noch keine Zünonadelgewehre und scheine sich um solche auch nicht sehr zu kümmern. Oesterreich, von dessen angeblichen Anstrengungen man so viel Aufhebens gemacht, sei trotz seiner Versuche mit dem Ändner'schen Gewehre noch zu keinem Relultate gelangt und habe nicht 100.000. sondern bloß ü000 Nemington Gewehre bestellt. Was über Frankreich gesagt werde, stimme nicht mit der Wirtlichkeit überein. So behaupte man. Frankreich habe 100.000 Remington Gewehre gekaust, wahrend es duvon nur 4000 ge-kauft habe und überhaupt von diesem zu wenig soliden Systeme ab-strahiren zu wollen scheine. Ebenso übertrieben sei die einem französischen Journal entnommene Behauptung, daß die französischen Arsenale am 10. September 200.000 kammerladende Gewehre in die Hände der Armee liefern werden. Thatsache sei nur. daß Frankreich schon seit Langem sach-bezügliche Studien und Versuche mache, mit denselben akier noch zu kei-nem Abschlüsse gekommen sei. Man werde wahrscheinlich daS Gewehr von Chassepot adoptiren. ein verbessertes Zündnadelgewehr mit einer Pa« pierpatrone. wie das preußische, allein von einfacherer und soliderer Kon« ftruttion und von kleinerem Kaliber. Oesterreich sowohl wie Holland, Belgien und die süddeutschen Staaten widmen den Versuchen, welche ge« genwärtig in der Schweiz mit kammerladenden Gewehren gemacht wer« den, die größte Aufmerksamkeit. Florentiner Depeschen bezeichne« als die wesentlichen Punkte der riedensverhanl^lungen zwischen Oesterreich und talien folgende: 1. Die Regelung der Schuld des ZLovtv I^m-d»räo>Voveto, welche Italien übernehmen soll. 2. Die Erwerbung des unbeweglichen Kriegsmaterials in den festen Plätzen von Seite Italiens. Das bewegliche Gut wurde bekanntlich nach Oesterreich transportirt. 3. Die Regelung der Grenzfr^e auf der Seite von Verona und des Garda-sees. 4. soll die Art der Räumung der Festungen von Seite der Oester-reicher und der Termin des Einzuges der italienischen Truppen in diesrl-ben festgestellt werden. Die Rothwendigkeit einer den Forderungen der Zeit entsprechenden Armeereorganisation wird auch in Frankreich mit Lebhaftigkeit geltend gemacht und die „Patrie" weist aus diesem Anlasse auf einen vom Pr n-zen Napoleon im 3ai)re 1843 erschienenen Artikel hin. Deutschluud. heißt es unter Anderm in diesem Artikel, müssen wir das System deS Hemden, denn jeder hatte nur. was er am Lcibe hatte und bemitleidete uns thränendkn Auges. Am 17. Abends trieb man uns vor das Schloß, rangirte uns in drei Glieder und führte unS unter starker Bewachung auf den Bahnhof, wo bereits ein Zug mit offenen Kohlenwagen zu unserer Transportirung nach Köln bereit war und dann gings rasend, auf der von Preuße» be« wachten Bahnstrecke über Hr.nau, Frankfurt. Friedberg. Gießen. Wetzlar nach Deutz. Dort erwartete un» schon eine unzahlbare Menschenmenge, die sich übrigens ganz ruhig und wrrdcvoll verhielt. Nun wurden im Hofe der dortigen KavallerieKaferne die Gefangenen in Kompagnien eingetheilt und der Kommandant von Köln — ein steiler, verkörperter Parademarsch-mensch — hielt an uns vorgerufene Unteroffizikre eine Rede. Als diese fulminante Rede (ist nicht der Mühe Werth, daß ich sie wiedergebe) be-endet war. marschirten wir — kompagnieweiie. und um die Sache effektvoller zu machen, vor jeder Kompagnie eine Kompagnie Landwehr mit aufgepstanztem Bajonnet und in den Flanken mit einer ganzen Kette von Wachen umgeben — über die Kettenbrücke nach Köln. Ich glaube, ganz Köln war auf den Beinen, als wir durchesko tirt wurden. Die Bevölkerung betrachtete uns mehr mit Theilnahme und Reu-gierde, als mit feindlichen Augen. Es kamen sogar Fälle vor. daß man unter die Gefangeneu Geld hineinwarf. Eine Dame stand mit einem kleinen Knaben a» der Kettenbrücke und als wir cinkameu. ich war näm lich an der Spitze der Abtheilung, wandte sie sich um. und begann zu schluchzru und zu weine«. Welchen Gefühlen diese Thränen entsprangen, weiß ich nicht, aber so viel ist sicher, daß die Rheinländer, insbesondere die Kölner, viel warme Syinpathien für uns hegen, und daß sich selbst in Köln ei» Unterftützungsverein für österreichische Gefangene gebildet hat. in Folge dessen wir auch am Geburtsfeste des Kaisers mit Tabak. Zigar-re» und Briefpapier betheilt wurden. Zwei Tage verweilten wir iu Köln und Ware» in einer Kaserne gut nutergebralit. Plötzlich mußte» vir weiter nach Minden, setzte» »ns. natürlich unter öffentlichen Unterrichtes und der Militärorganisation entlehnen. Wir Müs-sen Frankreich in 30 — 35 Militärarrondissements eintheilen. Das Hauptquartier einer jeden dieser Divisionen wäre im Hauptorte des Arron-dissementS. und zugleich das Zentrum der Organisation, das Depot und die Equipirung. Die nationalen Streitkräfte würden gebildet: 1. Aus der stehenden Armee; 2. aus der Reserve dieser Armee ; 3. aus der Nationalgarde des ersten Aufgebots und 4. aus der Nationalgarde des zweiten Aufgebots. Da Frankreich mit seinen 35 Millionen Emwohnern jährlich 315 — 320.000 junge Männer von 20 Iahren liefert, könnte man. ohne dem Ackerbau und der Industrie zu schadcn, ein Kontingent von 140 150.000 Mann aufstellen. Sonach würde die stehende Armee aus jungen Männern von 20 — 27 Jahren in einem Jahres, kontingente von 80.000 Mann gebildet, die vier Jahre unter der Fahne und drei Jahre in der Reserve blieben. Die Reservearmee würde nur im Kriegsfalle einberufen und hätte im Frieden nur im Berein mit der Nationalgarde des ersten Ausgebots die ZatireSexereitien zu machen. Die Nationalgarde des ersten Aufgebots, aus den Klassen der Konskribirten von 27 — 30 Iahren gebildet, hätte ein jährliches Kontingent von 65.000 Mann zu stellen. Sie hätten einen permanenten Stab und einen Theil der llnteroffiziere. Die Offiziere, zumeist aus der Reihe der ver« abschiedeten Unteroffiziere genommen, erhielten nur eine Soldentschädigung tvShrend der Manöver. Sie würde zwei Monate im Jahre exereiren. und zwar im Frühjahr nach den Feldarbeiten und im Herbste nach der Ernte. Die Artllleriepferde würden den Bauern in Verding überlassen. Die Nationalgarde zweiten Aufgebots endlich wäre gebildet aus allen Männrrn von 27 — 35 Jahren, aus der Reserve oder der National-garde ersten Aufgebots hervorgegangen. Sie hätte keine Kadres und nur 14 Tage im Jahre Exercitien. — In dieser Weise wäre die Armee in Frankreich gebildet aus der stehenden Armee mit...... . . 31S.000 M. Reserve nnd Nationalgarde ersten Aufgebotes 512.000 „ Nationalgarde zweiten Aufgebots .... 677.000 „ zusammen 1.514.108 M. Und für diese, über anderthalb Millionen beMert, würden nur die Kosten einer Armee von 344.000 Mann auflaufen. Und da man die Rtkrutirung in den Provinzen einführt und die Soldaten znm Theil während des Jahres beurlauben könnte, würden diefe Kosten noch mehr herabgemindert. Von Syra wird über die Lage der Kandioten geschrieben: In Heraklion befinden sich 8000 türkische Familien, die der Uebel eingc. denk, die Hunger, Durst, Krieg und ZusammenhSufung herbeiführen wer-den. den General-Gouvernrur verwünschen, daß er es so weit habe kom-wen lassen. Die christlichen Familien, die ihnen die Stadt ganz über, lassen haben, hoffen Hilse aus Griechenland zu erhalten. Die gemäßigten unter den Muselmanen sehnen sich nach Wirderherstellung des Friedens; die Fanatiker wollen auswandern und begehren vom Sultan Ländereien, um sich anderlvärts unbehelligt niederlassen zu können. In Rhetymna. von wo die Türken abgezogen find, herrscht vollkommene Ruhe. Dage-gen werden die Felder und Kirchen der Griechen von den Türken ver» wüstet, die übrigens ebenfalls schlecht auf den General Gouverneur zu sprechen find. Im östlichen Theile der Insel haben die Griechen Weiber und Kinl>er in die Blrge geflüchtet und fich dort an verschiedenen Punk-ten in den Niederungen gesammelt. Sie haben fünf theilweise berittene Truppenkörper aufgestellt, die zusammen an 13.000 Mann zähle«. Im Ganzen mögen an 50.000 Christen unter den Waffen stehen. Die Tür» ken haben noch keinen Anj^riff auf fie gewagt. Ueber die mexikanische Frage wird der Times aus Philadelphia geschrieben: Mit wachsender Spannung fieht man dem An- ^ gknblick entgegen, wo Napoleon s eigentliche Abfichten mit Maiimilian sich enthüllen müssen. Man weiß, daß, wenn die sranzöfischen Truppen zurückgezogen werden, für Maximilian nicht länger des Bleibens im starker Eskorte. Abends 7 Uhr auf den bereitstehenden Zug und fort gingS über Bielefeld. Düsseldorf u. s. w. unserm Endziele entgegen. Transport« Kommandant war ein sehr liebenswürdiger, bravel Landwehrosfizier, der mich auch in einen Wagen ztveiter Klasse nahm. Das ist dcr I.Abschnitt meiner Gefangenschaft. Das Elend , oder vielmehr die wahre Kriegsgefangenschaft begann hier. Wir wurden ab.rmals in Kompagnien eingetheilt und jeder Kom-pagliie wurde ein Wagenschoppen zur Wohnung angewiesen; Stroh und Kotze ist unser Lager. Am zweiten Tage wurden die Leute in Arbeits-Partien eingetheilt. und nun begann unv dauert noch immer täglich Schanzarbeit. Kugelgießen u. s. f. Bei der schlechten Unterkunft und der starken Arbeit lverden wir noch schlechter beköstigt. Früh Mehlsuppe (auf jteirisch Papp) in einem schmutzigen Kübel. Mittags Erbsen oder Fisolen-brei und wöchentlich dreimal Fleisch, endlich auf vier Tage ein Stück Kommißbrod. Bezahlung erhält Niemand, und es wird uns nur immer bedcutet. daß wir zufrieden sein müssen, für unsere Arbeit mit guter preu» ßischer Kost abgelohnt zu werden. Geld hatte ich bei der Gefangennahme nur 3 fi. Silber, dafür aber meine sümmtlichen Effekten und Wäsche verloren. Als fich meine Kompagnie auS leichtbegreiflichen Gründen ^enn da-mals war noch kein Waffenstillstand mit Oesterreich) weigerte. Patronen zu machen und Kugeln zu gießen, drohte der Festungs Kommandant, die stompagnie ju deeimiren. Am Geburtsfeste des Kaisers baten die Gefangenen. diesen Tag vom Arbeiten frei zu sein, um denselben nach ihrer Weise feiern zu können; dies wurde jedoch rund abgeschlagen, und lvir mußten an diesem ersten österreichischen Soldaten-Feiertage für unsere Feinde arbeiten! Sei so gut, lieber Bater! bringe dies recht in die Oeffentlichkeit. damit gewisse Zeitungsnachrichtea dadurch widerlegt werde» l Für die Wahrheit des Vorgesagten stehe ich und im Nothfalle bürgen über 1200 Gefangene?" Lande ist. und kann kaum glauben, daß Napoleon, der dieS eben so gut weiß, bei den großen Auslagen, die cr auf den mexikanischen Handel der-lvandte. das Kaiserreich freiwillig aufgeben werde. Die Zeit, wo die erste Abtl^eilung sranzönscher Truppen Mexiko Verlassen soll (Ottober) rückt näher, und in der Art, wic der Rückzug stattfinden wird, denkt man, muß sich des Kaisers wahre Absicht offenbaren. Seit der Proklamation Johnsons gegen MaximililinS Blokade befinden sich die Vereinigten Äaaten dem mexikanischen Kaiserthum gegenüber feindlicher als je, da aber jede gegen Maximilian ergriffene Maßregel bei der Presse und dem Volke einmüthige Zustimmung findet und dem Präsidenten gerade jcj^t Alles daran liegt, politischen Anhang zu gewinnen, so würde man sich nicht wundern dürfen, wenn er eineS schönen TageS. Zillen Schein der Neutralität in der mexikanischen. Frage von sich abwerfend, eine Armee absenden sollte, um dem Kaiserthum ein Ende zu machcn. Kanu er seint'Stellung im Innern dadurch befestigen, so wird er keinen Augen-blick anstehen, den Schritt zu thun. und die Gelegenheit zur Einmischung würde der erste beste Versuch zur Durchführung der kaiserlichen Blokade liefern. Bei einem Gastmahle zu Ehren deS Präsidenten Johnson in Auburn. welchem der Vertreter von Zuarez. Romero. beilvohnte, hielt der Minister VcS AuStvärtil^en vrr Bereinigten Staaten, Seward. eine Rede und drückte die Hoffnung auS, schon im nächsten November werde die merikanijche RepuÜik von der letzten Spur der fremden Besetzung befreit sein. Genercil Grant trank auf die Gesundheit de< mexikanischen Gesandten und auf den Erfolg der Juaristen. Aufhebung der Ttaats-Geusdarmerie. (Schluß.) Marburg. 13. September. Beschließt der Landtag — gebunden durch die von der ReichSver-faffung gewährleisteten Grundrechte — ein Gesetz über die SicherheitS« Polizei, so wird er in demselben auch bestimmen, daß jeder Bezirk eine entsprechende Anzahl von SicherheitSlvächtern — die lvir Landjäger oder Bezirkswächter nennen — anzustellen, mit anderen Bezirken und mit der Landesbehörde den nöthigen Berkehr zu unterlialten habe. Die Be-zirkSvertretung hat ferner die Anzahl der Landjäger festzusetzen, dieselben zu ernennen, für ihre Ausrüstung und Verpflegung Sorge zu tragen und gestützt auf die Grundrechte und daS Landesgesetz eine Weisung über die Dienstverrichtungen zu erlassen. Bestimmt die Bezirksvertretung die Anzahl der Landjäger, so wird die Erfahrung sie belehrt haben, daß die Anzahl der StaaiS-GenSdarmen viel zu gering gewesen— daß eS zur Sicherung vor Landstreichern, Dieben und Räubern nicht genügt, wenn die Landjäger im ganzen Bezirke nur einen Standort haben: die BejirkSvertretung »vird im Gegentheile sich überzeugen, daß in gewissen Ortschaften Landjäger Posten aufgestellt wer. den müssen, dle ihren Wirkungskreis auf die Nachbargemeinden auS-dehnen. Anterm XindelKaume. V»» L. St. Am Fuße deS Gebirges, aül Ausgange emeS seiner grünen, reizenden Thäler, liegt ein staatliches Dors. ES ist Lanbenhain mit vielen schönen 'weißen Häusern. Hinter dem Dorfe zieht sich ein mäßig hoher Berg mit prächtigen Obstpflanzungen hin. der Kindelberg genannt, und die kühlere Herbstsonne bestrahlt die gerothete» Aepfel und Birnen in der Fülle deS gilbenden LaubeS. — In diesem heitern Wetter wandert ein sehr einsach aekleideter Mann mit einem alten Ränzchen ans dem Rücken von der Landseite her dem Dorfe zu. Sein graues Haar und seine verivitterten Gesichtszüge verr^then den hohen Sechziger, wenn nicht gar schon den angehenden Sicbenziger. aber daS Gesicht zeigt einen edlen Schnitt, das Auge hat einen geistreichen, fast schwärmerischen Ausdruck. Der blaue Kittel und die graue Linnenhose sind rein, wenn auch ärmlich, eine leichte Mütze deckt den bedeutsamen Kopf. Er schreitet riistig an seinem Knoten-stocke. Aber dann und wann bleibt er stehen und betrachtet irgend einen an sich unbedeutenden Ge^^enstand mit großer Aufmerksamkeit und unver-kennbarer Theilnai)lne. bald einen Baum, bald einen Stein, ein Garten-Häuschen, den durch die Wlesenstur sich schlängelnden GebirgSdach. Sein Auge leuchtet dabei so wunderbar, über seine schmalen Lippen gleiten leise Worte wie Gebete. Er ist offenbar in großer Beivegung. und diese scheint zu steigen, je näher er dem Dorfe kommt, zu dessen Häusern und besonders zu»n Kirchthurme dann und wann sein Blick voll unaussprechlicher Wonne fliegt. So kommt er in daS Dorf. Seine Aufregung ist so groß, daß er sich einige Minuten lang an eine Gartenplanke anlehnen muß. Dann geht er langsam weiter. iKr schaut die Häuser an. grüßt in die Fenster. Die Bewohner danken ihm halb befremdet. Niemand kennt den freundlichen alten Mann. Als er am Forsthause vorüber geht.schlei-chen ein Paar große Thranen >in seinen Wangen herab. Die hochgelegene Kirche grüßt er ivieder. wehmüthig lächelnd. >vie einen alten Freund und steigt dann zum GotteSacker empor. Da iveilt er bald bei diesem, bald bei jenem der einfachen Grabmonumente und lieft ihre Inschriften auf-merksam. Endlich findet er einen halbversunkenen mit Flechten überzo» geuen Grabstein, kniet daran nieder, faltet die Hände und betet. Und er geht weiter. Durch ein Hohlengäßchen gelangt er an den Kindelberg und ersteigt ihn. DaS ist kein Fremdling im Dorfe, und wenn ihn auch Nie» Mund kennt; er kennt dagegen alle Wege und Gele.^enheiten. Bon der Höhe deS BergeS läßt er das thranenschwere Auge über dciS Dorf und die reizende Gegend schweifen. ..O Baterland!" ruft er in schmerzlich froher Bewegung, „wie freu' ich mich, daß ich dich wiedergefunden! Sei mir herzlich gegrüßt, du Stätte Nehmen wir zum Beispiele den Bezirk Marburg, so müssen hier außer der Stadt wenigstens noch St. Lorenzen in der Wüste. Aellnitz an der Drau. Maria küiast. Kranichsf^ld, St. Peter. St. Margarethen. Iah-ring. St. Egidi. Sl. Georgen solche Standorte sein. Um den Sicherheitsdienst ersprießlich verrichten zu können, muß jeder Posten wenigstens von zwei Landjägern besetzt sein; der Kraft eineS Einzigen ist eS oft nicht möglich, dem Gesetze Achtung zu verschaffen: die Pflicht lastet auf einem Einzigen zu schwer — sie wird ihn bei genauer Erfüllung aufreiben oder muß vernachlässigt werden. Die Kosten lassen sich am leichtesten decken, wenn der Bezirk die baren Auslagen sür Sold. Bewaffnung und Bekleidung übernimmt, die Naturalleistungen aber den Gemeinden aufgebürdet werden Jene Ge-meinden, welche zu einem Posten beitragen, haben unter sich ihr Betreff, niß frei zu vereinbaren. In unseren Verhältnissen wird GeldeSwerth leichter und lieber gegeben, als Geld: wenn die Gemeinden Wohnung, Licht, Holz. Garten und Pflanzland. . . betvilligen, so kann die Äeuer in Barem sehr gering bemessen lverden und läßt sich diese Neuerung desto leichter einführen. An tauglichen Leuten zu diesem Dienste fehlt es nicht, zumal jetzt nach dem Kriege, Ivo viele wasfengeübte. Militärisch geschulte Männer gerne bereit wären, als Landjäger zu dienen. Wird den Landjägern die Ehelofigkeit nicht zur Pflicht gemacht — werden vielmehr, wie bei den Wächtern der Eisenbahnen. Ehemänner vorgezogen, so dürfte dieser Umstand ga: Manchen veranlassen, tn den Dienst zu treten, und — waS die Hauptsache — in demselben zu bleiben. Die Einzelnen, die Gemeinden und der Staat haben an der Erhebung gespart — die VolkSwirthschaft liegt kläglich danieder — daS RechtSbetvußtsein deS BolkeS findet keinen Ausdruck in der StrafrechtS-pflege — Verwahrlosung. Verarmung, N-ificherheit der Personen und deS Eigenthums find die Folgen, gegen die wir nun vor Allem die Polizei um Hilfe rufen müssen; wirksamer und wohlfeiler kann diese Hilfe nicht geleistet iverden. alS durch die Aushebung der Staats GenSdarmerie und durch die Ueberlassung derselben an daS Land und die Bezirke. Amerikanisch- Mnanze«. Wenn davon die Rede ist. wie eine Großmacht nach dem Kriege sich erholt, so verweist man auf Amerika. Der Finanzminifter der Vereinigten Äaaten hat nun in einem Briefe an die Bostoner Kaufmann« schaft sich über die Maßregeln ausgesprochen, welche die Republik ergriffen — hat sich über die Politik erklärt, ivelche dieselbe noch einschlagen muß, um den Staat und seine Finanzen zu ordnen. Unsere Staatslenter dürften zu dem Amerikaner in die Lehre gehen ; er fchreibt: „Obgleich zu hoffen lvar, daß daS Papiergeld deS LandeS schon früher dem Werth deS Bargeldes hätte näher gebracht »verd.n können. to hat, nach meiner Ueberzeugung, daS Volk Grund, sich zu gratuliren, daß die Finanzen sich in einem so gesunden Zustande befinden. Seit März 1865 ist dir Krieg zum glücklichen Schluß gebracht ; große Armeen meiner Wiege t O Erde, auf der sie stand mit mir, nimm du auch meinen Sarg mit mir auf! Sieh, ich bringe mich dir wieder, dir. der ewig jungen Mutter, den alten Knaben, den ungetreuen und doch so getreuen Sohn, der weite Länder und Meere durchirrte und doch zuletzt w dir zurückkehrt, um bei dir zu schlafen, auszuschlafen und zu rasten von oer wüsten Sorge und der heißen Arbeit, die man Leben ttennt!" Nun suchte er mit g schärstem Auge und großer Aufmerksamkeit unter den Obstbäumen. Fleißig forschte er an der Rinde derselben. End-lich rief er im Tone der höchsten Freude: „Gefunden! Du bist'S! Ja. du bist S. mein lieber theurer Apfelbaum!" Und er umarmte den Baum, wie einen geliebten Menschen und küßte ihn ans die glatte Schale, herzlich, innig, brünstig. „Du kennst mich noch, nicht wahr, mein Baum? Du bist ia mein Kindelbaum! Dieb Hab' ich gepflanzt, als ich der Dorsschule entlassen und dort unten in der Kirche in den Christenbund aufgenommen wurde. Ach, daS war eine schöne Zeit l Da war ich ein hübscher Knabe von dreizehn Jahren und du ein nettes Stämmchen von drei bis vier Jahren. O. ich sehe dich noch, wie dich der Vater heimbrachte, und du von der Schwester zum Kindelfeste mit einem Blumenkranze geschmückt wurdest. Ich grub mit Hacke und Schaufel die Grube sür dich, ich setzte dich hinein, ich warf die Erde auf deine Wurzeln ; ich begoß sie jeden Tag. Und welch' ein stattlicher Baum bist du geworden! Dir sieht man kein Alter an wie mir! Ha und welch' köstliche Früchte trägst du! Ich weiß, ich tveiß, eS war die beste Sorte, welche auszutreiben war. Beutst du sie mir doch herab wie zum Danke. Recht so! Recht so. alter Freund! Meine Früchte sind schon längst abgefallen." Er pflückte einen der schönen Aepsel und biß hinein. „O. wie labst du mich!" jauchzte er. „Sieh, ich habe nicht vergebens gelebt: denn ich habe dich gepflanzt." Plötzlich fühlte er sich am Arme gefaßt und barsch angeredet: „Er hat hier einen Apfel gestohlen und muß mit mir zum Schulzen; denn ich kenne Ihn nicht, und Stehlen wird hier bestraft. Weiß Er das nicht?" ES war das hämische Gesicht eineS Bauers. daS ihn so begrüßte. „Wer ist Er denn, mein Freund, daß Er sich erlauben darf, mich deS Diebstahls )U bezüchtigen?" „Der Teufel ist Sein Freund, aber ich nicht. Er ist ein Vagabund, und ich bin Schütz und Gemeindeschöps und königlicher Kreiser und Waldwart dazu. Er hat mich „Sie" zu nennen, weiß Er das! Marsch «it mir zum Schulzen! Ich Hab' Ihn auf der Mauserei erwischt. Er hat ja den gestohlenen Apsel noch in der Hand." Der alte Mann wiedersetzte sich nicht; er folgte dem strengen Schü-tzen. Gemeindeschöpfe« und königlichen Baldwart mit eine« wehmüthig bitter» Lächeln. (Schluß folgt.) sind entlasten jeder Soldat hat seinen Sold erhalten vor der Ausmusterung; alle fälligen Schulden der Regierung wurden befriedigend gkdeckt. während die Nationalschuld fast um 25V Millionen geringer ist. als man glaubte, daß sie zu dieler Zeit sein würde, und it>re Äeduttion betrug im letzten Jahre durchschnittlich mehr als l.0 Millionen Dollars im MoNlN. Wenn feine andere Nation so schnell eine Schuld aufhäufte, so hat auch gewiß keine andere so bald nach deren Kontrahirung deren Abtragung begonnen. Wenn unser Papiergeld auch niedrig im Wcrthe steht, so sind wir doch bis jetzt den Flnanzverlegenheiten entgangen, von welchen ge-wohnlich Nationen nach dem Schluß eineS kostspieligen Krieges heimgesucht werden, und welchen auch wir nach Beendigung unseres großen Krieges entgegensahen. Wenn auch daS Gcjchäst deS Landes auf unfiche. rem und schwankendem Fundament ruht, so ist eS doch keinen heftigen Umwälzungen unterivorfen gewesen. Wenn auch unsere Steuern drückend find, so sind dagegen auch unsere Hilfsmittel fast unerschöpflich, während die Geneigtheit deS BolkeS. mit Freuden seine Lasten zu tragen, selbst für die eine Ueberraschung ist. welche auf die Ehre und den guten Willen eines freien BolkeS daS größte Vertrauen setzten. Nach meiner Anficht umgibt daS Polk der Bereinigten Staaten den RepublitaniSmuS mit großem Nanz unter den Nationen durch Herstellung der Thatsache. daß die Obligationen einer republikanischen Regierung die besten aller Papiere find, und daß das Volk, welches sich selbst Steuern auferlegt, am eifrig-sten über seine Nationalität wacht. Ich verhehle übrigens nicht die That-fache, daß noch große Finanzschwierigkeiten zu überwinden find; daß un-sere jetzige Prosperität mehr eine scheinbare als wirkliche ist. daß wir Berthe nach einem falschen Wertl,messer abschätzen, daß wir in der That allen Gefahren ausgesetzt sind, welche ein massenhaftes uneinlöSbares Papiergeld mit fich bringt, daß die Arbeit vermindert — die wahre Quelle deS Nationalwohlstandes — und Spekulation und Berschlvendung ver-mehrt, welche unabweiSliar zu Unsicherheit und Demoralisation führen. Bevor das Land wieklich lvieder proSperirt, muß daS Bargeldsystem her-gestellt sein, die Preise müssen herabgehen, die Industrie muß angeregt, die Landesprodukte müssen vermehrt werden und die Handelsbilanz zwi« schen den Vereinigten Staaten und anderen Nationen muß nicht mehr zu unseren Ungunsten strhen. (?) Alle großen Interessen deS Landes müjsen durch tveise und unparteiische Gesetze befördert und geschützt und alle Theile deS LandßS wiederum in harmonische und praktische Beziehun-gen zur Bundesregierung gebracht werden. Daß das Land wiederum dadurch proSperiren wird, ist so sicher, als irgend etwas in der Zukunft. Daß es bald dahin kommen möge und noch dazu ohne eine FinanzkrifiS. dazu ist nur nöthig. daß der Kongreß die nöthigen Gesetze gebe, Sparsamkeit in der öffentlichen Bertvallung einführe, und daß die Verwalter der öffentlichen Revenuen mit Gewissenhaftigkeit verfahren." Marburger Berichte. (Schadenfeuer.) Am Sonntag wurden die Wirthsjchaftge-bände des Grundbesitzers Lorber in Ober-Jakoböthal jammt Borräthen und Bich eingeäschert, während die Bewohner in der Kirche sich befanden. (Diebstahl.) Dienstag Abends kam eine unbekannte grau von mittleren Jahren in den Gasthof znm Löwen in der Kärntner Borstadt und ließ sich ein Zimmer geben: am nächsten Morgen tvar fie verschivun- den und eS zeigte sich, daß zwei Leintücher, zwei wollene Decken und zwei Ueberdecken von ihr gestohlen worden. (Haussuchung.) Gestern wurde auf richterlichen Befehl bei einer verrufenen Gaunerin in der Kärntner Borstadt eine Haussuchung vorgenommen und hat man bei dieser Gelegenheit zivei Stühle und einen Tisch, so wie zwei Altartücher gefunden: erstere wurden aus dem Garten der Burg entlvendet, letztere sind Eigenthnm der Pfarrkirche in der Grazer-Vorstadt. (Zum Morde in Kranichsfeld.) Der Gemeine deS Inf. Regim. Ielachich, lvelcher am Sonntag, wie wir bereits mitgetheilt. in Kranichsfcld einen Bettler erschossen, ist schon tvegen mehrfacher Fahnen-flucht bestraft »vorden. Als er am Sonntag wieder desertirte. nahm er auch seine Waffen mit: auS bloßer Mordlust feuerte er auf einen Knaben und später auf eine Frau, ohne jedoch zu treffen. Einen Bauer, welcher mit seinem Gefährte deS WegeS kam. nöthigte er, ihn auffitzen zu lassen: vom Wagen herab erschoß er den Bettler. Als er abgesprungen war. um sein Gewehr zu laden, hieb der Bauer auf die Pferde loS und entkam glücklich. Dieser Fall ist um so bedauerlicher, weil der Thäter einem Regimente angehört, daS wegen seiner guten MannSzucht bekannt und hier sehr beliebt ist. (Schulwesen.) Der Gemeindeausschuß hat gestern die ausge-schriebenen Lehrerstellen besetzt. Um die Stellen an der Hauptschule hatten sich Acht beworben — um jene an der Mädchenschule Dreiundzwan-zig. darunter vier Lelirerinnen. Zum Lehrer der vierten Klasse an der Hauptschule wurde Herr Steplzan Kontschan gewählt, der bisher an der Hauptschule in Samobor (Kroatien) gelehrt und wegen seiner Verdienste um das dortige Schulwesen zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt worden. Lehrer der ersten Klaffe unserer Hauptjchule ist nun Herr Franz Pfeifer, der seit dem Tode deS Herrn Mirth provisorischer Lehrer der vierten Klaffe getv-sen. Zu Lehrern der Mädchenschule wurden gewählt: Herr Andreas Habianitsch. bisher Lrhrer an unserer Mädchenschule (erste Klasse) — Herr Zol^ann Weingerl. Lehrer in Zirkovitz (zweite Klasse) — Herr Martin Jaksche. der in Zitti einer Privatschule vorge-standen (dritte Klasse) — Herr Peter Pöschl. Lehrer in RadkerSburg (vierte Klasse). Die Leitung der Mädchenschule ist Herrn Pöschl übertragen. Marburg darf sich Glück wünsclien. für die Erziehung seiner Jugend so tüchtige Kräfte gewonnen zu haben. (Aus dem Kasino.) Morgen wird unter Mitwirkung der Musikkapelle deS Infanterie Regimentes Ielachich ein Familien-Abend jedoch ohne Tanz — gefeiert. Letzt« Voft. Die Preußen habe« Brünn geräumt. Der deutsche Abgeordnetentag ift auf den nSchfte» Touutag nach Berlin einberufe«. Der Av«ig von Sachsen will zu Gunsten feines Kpb«eG abdanken. Kraukreich dringt ans die militärifche und dipl»«attsche Selbständigkeit Sachfeus. ^ Auf Kandia habe« Zufammeustt^ße der türkische« Truppe« mit de« «rieche« stattaefunde«. ^ . Alle TtSmme ans der «»rdu»eftlicheu Geite des Kaukasus haben ftch gegen Rußland empört. General Murawieff ist gestorbeu. Telegraphischer Wiener Cours vom 13. September 5«/. MetaUique» . . 5'/, Stationat-Anlehen. 1860er Staats-Antehen Bankaktie» . . . . LS.lb 82.30 7S7.— Sreditaktieu...... . . 1b9.70 London ......... 128.75 Silber.........128.25 K. K. Münz-Dutaten iZ.l! untsr pariöaUoker I.aitn»U Lkrs» Lern» X»p«Um»i»teri Josef Hickl. 7 I/dr. Z. 6001. Edikt. (sss SH2 Loä« II Vom k. k. Bezirksgerichte Marburg wird bekannt gemacht: Es sei über Ansuchen deS Blas Paal durch Herrn Dr. Duchatsch die exekutive Feilbietuug der dem Herrn Leonhard Krämer gehörigen, mit gerichtlichem Pfandrechte belegten und auf 66 fl. 90 kr. geschätzten Fahrniffe, alS: Zimmereinrichtung und Bettzeug. bewilHet und hiezu zwei FeilbietungS-tagsatznnaen, die erste auf den B«. Geptember, die zweite auf den IS. 1866 jedesmal von 11 bis 12 Uhr Bormittags in der Wohnung des Exekuten in der Magdalena Borstadt zu Marburg mit dem Beisatze angeordnet worden, daß die Pfandftücke bei der ersten Keilbietung nur um oder über den SchützungSwerth. bei der zweiten Feilbietuug aber auch unter demselben gegen sogleiche Barzahlung und Wegschaffuug hintangegeben iverden. K. k. Bezirksgericht Marburg am 29. August 1866. Bill bis fünf Schiilll der unteren Gymnasialklassen oder der Normal- und Realschule werden in solide und billige Verpflegung aufgenommen. 356) Dr. Tebager, NeligionSlehrer. Ziostknaben Lizitations Anzeige. (354 Mo»tag de« >F. September d. 3. angefangen werden in der Pieardie in den gewöhnlichen LizitationSstunden verschiedene Gegen stände, als: Zimmereinrichtungsstücke auS hartem und weichem Holz, dann Acker, und WirthschaftSgeräthe lizitando veräußert werden, wozu Kauf-luftige hiemit eingeladen werden. Marburg den 12. September 1866. tverden in gänzliche Verpflegmig genommen in der Grazer-Borstadt, HauS Rr. 31, 1. Stock rechts. (ss? Eisenbahn-Fahrordnung für Marburg. Nach Wien: Nach Teteft: Abfahrt: 6 Uhr IS Rin. Krüh. Nt fahrt: 8 Uhe 16 Ntn. Aeßtz. e Uhr 43 Mi«. «b«Nd». 9 Uh, 2 «i». «le»d». «ach «illach: «bfahet: S Uhe Argh. Die gemischten Aüge verkehren täglich in der Richtung nach Wien: Teiest: Abfahrt: 12 Uhr 44 Min. Mittag». »bfahr»: 1 Uhr 2« Ria. Mittag». Eilz»g verkehrt »an Wie» nach Trieft und »o« Trieft »ach Wie» Dienstag, Daaierstag u»d Gamftag. Räch Wie»: R»ch Teieft: Ndfatirt: 2 Uhe 36 «i». Mittag». »tfahet: 1 Uhe 5, «i» Mittag». veeavtVattlicher Nedatteur: Ar»»z Wie»thaler. Dn»< »Vd Verlag »an Ud»ard Ia»schiß in Marßarg.