^ IS» Mittwoch den 21. Aezemver 188t. XX. Jahrgang. MMm Nim, vte „Marburg» Leitung" «rscheint jeden Sonntag, Mittwoch und Kreitag. Preise — süi Marburg ganzjährig 6 fl., halbjährig 8 st., vierteljährig 1 fl. SV kr.z für Anstellung ins Haus monatlich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjährig 3 st., halbjährig 4 tt., vierteljährig 2 st. InsertionSgebühr 8 kr. per Zeile. Tritt da» Miaistmam Mück? Marburg, 20. Dezember. Wird die moralische Niederlage, welche das Ministerium Taaffe im Adgeordnetenhause durch die Fltlcht setner Lagergenossen selbst erlitten, dasselbe zum Rücktritte veranlassen? Wir glauben kaum. Der Ministerpräsident slihlte sich im ersten Teftthlesturme nach der Abstimmung nicht zu einem solchen Schritte gezwungen, denn e» wurde von ihm selbst eine wichtige Borlaae sllr den nächsten Herbst ange-kündigt. Taaffö gehört also zu jenen Staat»' lenkern, die sich nicht verblüffen lassen. Hat der bedenkliche Stsb, welchen die Linke nach der Aeuberung ihre» Führer» dem Ministerium versetzt, diese» nicht augenblicklich au» dem Gleichgewichte zu bringen vermocht, so wird da»selbe auch jetzt noch sest und ausrecht stehen — somit die Entschlüsse von ihm selbst abhängen. Und warum soll Taaffe gehen? Weil die» parlamentarischer Brauch ist? Ja! Haben wir denn aber eine parlamentarische Regierung? Nein! Haben wir ein wirkliche» Parlament? Nein l Sind vielleicht die außerparlamentarischen Kreise, welchen Taaffe seine Berufung verdatttt, schwach geworden, daß sie ihren Liebling nicht mehr schützen können? Nein! Und gesetzt, da» Ministerium salle — stürzt dann auch da» System? Wenn Taasfe seine Entlassung nimmt, so weicht er nur einem stärkeren Träger der „VersöhnungepoUtik" und dann ersüllt sich da» Wort Jsner, welche behaupten, daß Gras Taaffe nur ein Platzhalter sei. Wenn da» Ministerium zurücktritt, so ist » nur ein Personenwechsel, nicht aber ein Wechftl auch de» System». Wenn Taaffe au» dem Amte scheidet, kommt an seine Stelle ein Mann der Rechten, ein echte» reaktionäre» Ministerium, und diese» wird seine Stellung ganz ander» verwerthen. al» Taaffe — ganz ander», äl» reaktionär schillernde Minister der konsti- tutionellen Aera dies gewagt — ganz ander», al» selbst der nackte Absolutismu» sich erkühnt. Eine verfassung»mäbige Regierung der Ultramontanen und Feudalen hat e» noch nie gegeben. Wir dürsten sie schaudernd noch erleben. Wenn wir fragen, ob Oesterreich hoffen darf, von einer solchen verschont zu bleiben, ja! ob das Volk von Oesterreich durch sein bisheriges Werben um die Freiheit eine solche Schonung verdient, so antwortet die ernste, unerbittliche Richterin Geschichte: Nein! Franz Wie»thaler. Zur Geschichte des Tages. Die doppelte Niederlage de» Ministerium» Taaffe scheint nur die Folge zu haben, daß e» stch noch mehr zur Rechten hingezogen sühlt. Der Schwerpunkt wird noch weiter verlegt, dorthin, wo sich das „Zünglein der Wage" befindet, und soll Lienbacher zum Justizminister, Helfert zum Minister sür Kultus unl» Unter-rtcht ernannt werden. Prazak nimmt dann wieder seine frühere Stelle als Landsmann. Minister ein. Die Aufständischen im Süden von Dalmatien sind entschloffen, ihre aite Freiheit zu vertheidigen und wenn lie den Kampf nicht mehr sortschsn können, so wollen sie ihre Heimstätten niederbrennen und nach der fruchtbaren Ebene von Niksitsch auswandern. Die Weiber und die Kinder sind mtt Bewilligung der montenegrinischen Regierung bereits dorthin in Sicherheit gebracht worden. In Rußland herrscht die Bolksmeinung. vab der Sohn des Kaisers nur dann unzweifel-hast zur Thronfolge berufen sei, wenn der Vater in Moskau gekrönt worden. Alexander III. hat nun einen Brief der Verschworenen empfangen mtt der Drohung, sie würden ihn nie zur «töliung kommen lassen und Hütten nach seinem Tode Andere mehr Anrecht auf seine Krone, als sein ältester Sohn. Die Pariser Geschworenen haben im Prebprozesse Noustan gegen Nochesort den Angeklagten nicht für schulvtg erklärt. Dieser Wahrspruch aus dem Gewissen des Volkes heraus ist eine Verurtheilung der asritanischen Politik — eine Brandmarkung Jener, welche den Staat zu Geldgeschästen mißbrauchen. Vermischte Nachrichten. (Chinesische Aufbahrung.) Vor wenigen Tagen starb in Paris die Tattin des ersten Sekretärs der chinesischen Botschaft, Frau Tfchen, im neununddreißigsten Lebensjahre. Modedamen und Journalisten strömten in das Botschastshotel, wo die Ausbahrung der Verblichenen feierlich stattgefunden. In einem weiten Gemache, dessen verschlossene Fensier-läden dem Tageslichte den Eintritt verwehrten, stand ein Tisch mtt sechs Kronleuchtern und vier Räucherpfannen, aus denen Cedernholz verbrannt wird. Ein weibseidener Vorhang theltt da» Gemach in zwei Hälften. Auf dem Vorhange meldet eine chinesische Inschrift Namen und Alter der Verstorbenen, deren Tugenden poetische Worte schildern. Die Tranerkleidung der Chinesen ist bekanntlich weiß. Der Gemal der Todten, Sekretär Tschen, verharrt in dem Gemache, das durch den Qualm der Lichter und den Dampf des Zedernholzes einen eigenthüm-lichen Sindruck hervorbringt. Er träl;t ein weite» weiße» Gewand, welches ein Gürtel zufammen-hält. Neben ihm streut ein kleiner Knabe, sein Sohn, frische» Holz at»f die Pfannen. Eine häßliche chinesische Kammerfrau läßt Weihrauch, Wolke um Wolke aufsteigen. Hinter dem weißen Vorhang ruht der geschlossene Sarg auf einem langen Tische. Die Elndalsamirung gehört nicht zu den chinesischen Gebräuchen. Den Sarg verhüllt eine Decke aus rolhem Sammt mit reichen Goldstickereien. Hart neben dem Sarge steht ein weißes V»tt mit leichten Gardinen, die Sttte will es, daß der Gatte in diesem Bette Aleuilleton. «i» ThriM. Vom Verfasser der neuen deutschen Zeitbilder, (ßortsepung.) Zu einer weißen Urne ging er näher. Er beugle stch zu ihr nieder. Er la» im Mondscheine ihre Inschrift. Meine Tochter! Mein Kind! Hier ruht sie. Mtt dem verbrannten Le»be l Die Ermordete! Aber sie ist stumm; ste kann nicht erzählen, nicht klagen, nicht anklagen! Würde sie anklagen, wenn ste reden könnte? sragte ich. Er antworte mir nicht. Er blickte starr auf den weißen Marmor, auf die dunkle Erde da' neben. Da» Grab war vom Schnee gereinigt. Aber da» Grab, die Nähe der Todten brachte keine Rühe, keinen Frieden in seine Seele. Seine Augen blieben trocken. Plötzlich erhob er sich. Sie ist nicht stumm! Sie hat zu mir gesprochen. Sie ist ermordet. Ja, ste ist ermordet! Sie soll gerächt werden. Fort jetzt zu den Lebenden! Du sollst gerächt werden, mein Kind, mein arme» Kind. Er wollte fortstürzen. Ich hielt ihn. Wohlfahrt, — Freund l Wa» willst Du? Die Todten ruhen, laß auch die Rache ruhen. Er war stehen geblieben. Die wenigen Worte hatten einen plötzttchen Eindruck aus ihn gemacht. Er war ein braver Menfch. Laz' uns umkehren. Wo!»lsahrt, bat ich ihn. Willst Du l,in, willst Du Deine Enkel sehen, so fahre nlorgen hin, aber allein, ohne mich, und nur um die Kinder zu sehen. Noch besser, laß' sie zu un» in die Stadt kommen. Deine Freude an ihnen ist dann desto reiner. Er starrte vor sich hin. Er kämpfte mtt sich. Aber ein anderer Geist kam über ihn. Nicht wieder jener frühere der Aufregung, de» Hasses, der Rache. Mtt Ruhe, fast mtt Kälte fagte er zu mir: Willst Du mir offen und als Ehrenmann ein paar Fragen beantworten? Ich werde. Glaubst Du an eine Gerechtigkett hier auf Erben? An ihre innere Nothwendigkett? Ich glaube an sie. Kann der Mörder in dem Schlosse dort, wenn er der Mörder ist, kann er ruhig und glücklich leben? Kann feine Genossin es mtt ihm? Und wenn ste e» könnten, dürsten ste e»? Ueberlaffen wir e» Gott, dem ewigen Richter. Antwortete mir. Wenn ste es könnten, dürsten ste es? Verdienten sie es? Sie wären um so entsetzlichere Verbrecher. Du hast ihr Urtheil gesprochen. Laß' un» gehen. Er sprach das mtt einer Ruhe und Festigkeit, gegen die nicht mehr zu kämpfen, gegen die jede Vorstellung, jede Bitte vergeblich war. Ich kannte ihn ja, den braven Mann, aber auch den Mann des festen Entschlusses. Wie oft halte ich ihn so kennen gelernt! Wir gingen. Wir verließen den Friedhof. Die Stille um uns her hatte fortgedauert. Auch das grobe Freiherrnschloß lag noch wie ausgestorben da. Der Monv war höher am Himmel emporgestiegen. Sein Licht war Heller t^eivorden. Ader er beschien nur das wette Gebäude vor UüS, die dunklen Tannenwälder hinter UN», die gespenstische Trauerweide aus dem Begräbnißplade, und das Alles ohne Bewegung ohne Leben. Urb es war Christabend, der fröbliche Ehristabend. Ja, er war es. Leise zitterte von der Seite, unten au» der Tiese ein Ton heraus. Er wurde stärker er schwoll an, mächtig, feierlich. Da unten lag schläsi, so lange die Leiche der Frau im Ge» mache ist. (Das dankbare Vaterland.) Agu-stina Ramirez in Mexiko verlor am 3. April 18ö9 ihren Mann, welcher als Soldat dem veifaflungstreuen Heere angehörte, beim An» griffe der Stadt Mazatlan. Später fochten ihre zwölf Söhne unter den Fahnen der Republik in dem Kriege gegen die Franzosen, und alle zwöl! fielen in den verschiedenen Schlachten und Tressen. Der Kongreb von Mexiko hat nun skr diese unglückliche Frau eine lebens» längliche Pension von 150 Pesos monatlich etwa S70 fl. öst. W. — dekretirt. (Staatliche Altersversorgung in Frankreich.) Die Frage der Altersversorgung nnd der Arbeiterversorgung ist neuesten» auch in Frankreich auf die Tagesordnung gesetzt worden. Gambelta hat sich die auf die Arbeiter-Versicherung bezüglichen Vorlagen der deutschen Reichsregierung behufs Studiums erbeten und in der Deputirtenkammer hat der Abgeordnete Laroche Ioubert kürzlich ^inen (Nesetzvorschlag unterbreitet, welcher zum Zwecke hat, die bedürftigen männlichen und weiblichen achtzig und mehr Jahre alten Personen zu versorgen, dieselben zu Staats-Penstonären zu machen. In der Motivirung seines Gesetzvorschlages schildert Laroche Ioubert die Lage der dürstigen Greise und Greisinnen und knüpst an die angeführten Thatsachen die Forderung, daß sich der Staat der unglücklichen hilssbedürstigen Personen im Alter von achtzig und mehr Jahren annehme und sie von ihrer Roth befreie. In Frank-reich leben nach der Zählung von 1865 24S1 Personen im Alter von 95 bis 100 Jahren. 12,136 Personen im Alter von 90 bis 95 Iahren, 58,456 Personen im Alter von 85 bis 90 Jahren, 187 109 Personen im Alter von 80 vis 85 Jahren, in Summa 200,122 Personen. Nach einer neueren Zählung vom Jahre 1876 leben in Frankreich 316,569 Personen im Alter von über 80 Jahren. — Nimmt man nun an, dad die eine Hälste dieser Personen sich aus eigenem oder aus dem Vermögen ihrer Angehörigen einer gesicherten Existenz erfreut, so hätte der Staat mit seinen Mitteln nur sür die andere Hälste einzutreten; jedoch nicht sür jede Altersklasse in gleich hohem Maße. Die Aeltesten können absolut nichts mehr für sich erarbeiten. Mit dem Schwinden ihrer Kräfte nehmen ihre Bedürsnisse an Pflege und Unterhalt zu. Eine Alterspeuflon von 60 Fres. monatlich oder 720 Fres. jährlich, würde der Mindestbetrag des ihnen zu Gewährenden sein. Die nächste Altersklasse, die noch einige leichte mehr zur Zerstreuung und Unterhaltung dienende Arbeiten zu verrichten im Stande sein dürfte, würde mit einer Pension oon 50 Fres. monat-iich oder 600 Fr. jährlich zu dotiren fein; die ein Dorf, das Dorf Lichtenthal. Die Glocken seines Kirchthurmes kündeten den Ehristabend, das morgende Fest an. Rein und klar tönten sie herüber, durch die Dunkelheit und Slille des Abends, über die schwarzen Fichten, über den weißen Schnee. In der Ferne wurden andere Glocken laut. Das lÄebirge dehnte sich links aus, ein weites Thal rechts. Ueberall waren Dörfer. Ueverall läuteten sie den Abend, das Fest ein, hoch oben in den Bergen, weit unten tief in dem Thale. Ich hatte keinen feierlicheren Augenblick im Leben gehabt. Das Herz weinte mir. Ich war stehen geblieben. Der arme Wohlfahrt mit mir. Ich nahm seine Hand. Wohlfahrt, braver, edler Freund, lab' uns umkehren. Ich kann nicht! Er wollte voran fchreiten. Er mußte den Fuß hemmen. Siehst Du? sagte er. Er zeigte nach dem Schlosse, von dem wir keine hundert Schritte entfernt standen. Es war aus einmal lebendig darin ge« worden. Zwei Fenster wurden hell. Sie wurden Heller und Heller. Sie leuchteten weithin, trotz zweitnächste ist aus eine Pension von 40 Fr. monatlich oder 400 Fr. jährlich und die jüngste (d. i. die von 30-35 Jahren) auf eine solche von 30 Fr. monatlich oder 360 Fr. jährlich zu setzen. Es würden also in runden Ziffern monatlich 4,352.000 Fr., beziehungsweise jährlich 52,224.000 Fr. gebraucht werden. Da nun aber jetzt schon circa 23 Millionen Frcs. für hilfsbedürftige Greise und Greisinnen in den öffentttchen Wohlthätigkeits-Anstalten der Gemeinden und Departements jährlich aufge» wendet werden, so wäre demnach höchstens noch eine gleiche Summe durch den Staat für den vorbezeichneten Zweck, der kaum ein edlerer sein könnte, zu beschaffen. An diese Motivirung knüpst sich ein entsprechender Gesetzentwurf, welcher unter Anderm auch ausfpricht, daß die durch das Gesetz verursachten Ausgaben aus das Ordinarium des allgemeinen Budgets gebracht werden sollen. — Ob sich einer der Ent« würfe aus rund 130.000 Personen (nach ver älteren Zählung) oder aus 160.000 Personen (nach der neueren Zählung) erstreckt, ist für das Prinzip desselben ziemltch gleichgiltig. Die Monatsausgabe sür die Penstonen berechnet stch in letzterem Falle unter den gleichen Vor-ausfetzungeu auf 5.284000 Fr., die Jahresausgabe auf 63,448 000 Fr., wovon aber nur die Hälfte von dem Staate, die andere Hälste von den Gemeinden und Departements aufzubringen wäre. (Beleidigung des Präsidenten von Frankreich.) Vor den Pariser Geschworenen erschienen am 10. d. M. Simon Boubee und Labrouffe, der Erster« Mitarbeiter, der Letztere Gerant des legitimistischen Boule-vard-Blatt^s „Clairon", unter der Anklage der Beleidigung des Präsidenten der Republik. In einem Artikel vom 6. September war Jules Grevy mit den nichtswürdigsten Insulten überhäuft worden; er wurde darin der Mitschuldige, der Auftührer von 1330, der Plünderer des erzbischöflichen Palastes, ja sogar der intime Freund und Spießgeselle des Attentäters Ali-baud, ein kirchenschänderischer Boyon, ein Schuft und Nilderstürmer genannt, deffen Platz nicht im Elyfee, sondern vor dem Zuchtpolizeigerichte wäre. Die Geschwornen sprachen den Geranten srei, erkannten dagegen Boubee für schuldig; der Gerichtshof verurtheilte den Letzteren zu drei Monaten Gesängniß und einer Geldstrafe von fünfzehnhundert Fr. Tresneau, der Redakteur de» „Antiradieal", der den strafbaren Artikel des „Llairon- nachgedruckt hatte, wurde m eontumaeittm zu zwei Monaten Gefängniß und tausend Fr. Geldstrafe verurtheilt. (B i e r v e r g i f t u n g.) Das „Münchener Fremdenblatt" berichtet: „Heinrich Christoph, Weißbierbrauer aus Neuhausen, hatte sich vor dem Münchener Landgericht wegen Vergehens des klaren Mondscheins. Ein Ehristbaum wurde hinter ihnen angezündet, Licht an Licht flim« werte, glänzte; die Lichtpyramide des Christ» baumes formte sich voller und voller. Stehst Du es? fragte mein alter Gefährte. Sie zünden den Kindern den Christbaum an, unter dem Geläute jener Glocken. Und Du willst den armen Kindern ihre Freunde stören? Sind es nicht der Mörder und seine Buhlin, die ihn anzünden? Kein anderer Gedanke hatte mehr Macht über ihn. Er ging voran. Einen Augenblick hestig; der Anblick hatte ihn von neuem ausgere^t; dann noch rasch, aber er war wieder völlig ruhig. Ich mußte ihm folgen. Wir erreichten das Schloß. Am Thore stand ein Diener. Zu wem wollen die Herren? Wo ist der Jäger Franz? fragte ihn Wohlfahrt. Er wird im Domestikenzimmer sein. Rufe Er ihn l Der Diener ging. Er sah uns wohl etwas verwundert an. Aber Wohlfahrt hatte kurz, befehlend gesprochen, wie ein alter Hauptmann, der einem Soldaten seiner Kompagnie einen Befehl ertheilt. gegen das Nahrungsmittelgesetz zu verantworten. Der Angeklagte hat nämlich sehr häufig Schwefelsäure vor Abzug des Biers tu die Gebinde in das Gebräu geschüttet, angeblich um es zu „klären". Christoph will dies lediglich zur,»Rei-nigung der Fäffer" gethan haben. Wenn in's Bier Schweseliäure gekommen sei, müsse cs seine verstorbene Frau ohne sein Wissen gethan haben. Es ist aber durch mehrere Zeugen, welche bei Christoph bedienstet gewesen, erwiesen, daß der Angeklagte selber es gewesen, der zu je süns Hektoliter jedes Mal ein halbes Quart Schwefelsäure gegossen habe. Staatsanwalt Baumgärtl beantragte eine Strafe von sechs Monaten Gefängniß. Diesem Antrage wurde stattgegeben". (Ein Exercitium im Wiener Hofopern-Theater.) Während die Opfer des Brandes im Ringtheater — schreibt das „Triester Tagblatt" — zu Grabe getragen wurden, veranstaltete man im Wiener Hofoperntheater ein Exercitium, welches darthun sollte, wie in diesem großen Theater die Rettungsvorkehrungen funktioniren, wenn es gleichfalls der Schauplatz eines ähnlichen Ereigniffes würde. Es klappte Alles vortrefflich: Die Oellampen brannten in den Gängen, blitzschnell senkte sich die Draht-kourtine und im Nu waren die Wasserwechsel geöffnet und die Bühne wurde mit einer Fluth überströmt. Die nach dem Beispiele militärischer Exercitien „markirte" Zuschauermenge eilte nach den Noththüren; diese waren verschloffen und man hatte eine volle Stunde zu recherchiren, bis man herausbrachte, daß die Schlüffel stch in der Verwahrung eine» Theaterarbeiters be-finden, der in einem etwa zwei Stunden entfernten Bororte wohnt. Und als man endlich zu diesem Biedermann gelangt, fand man die Schlüssel vollständig verrostet und unbrauchbar. Bekanntlich hat man in Wien, wie in ganz Oesterreich, nach dem Theaterbrande von Nizza kommisstonelle Befichtigungen der Theater im Hinblicke anf ihre Feuerftcherheit gepflogen, also auch im Wiener Opernhaus. Die Schlüffel waren auch damals verrostet, die Noththüren waren auch damals unaufsperrbar, aber eine hochlöbliche Kommission entdeckte das Alles nicht und die Theaterdirektton hatte keine Kenntnis davon, dab im Falle eines Feuerausbruches die Noththüren nur dazu dienen würden, das Pub-llkum mit Versuchen sie zu öffnen aufzuhalten und dadurch die Zahl der Opser zu vermehren. (Bestimmte Zahl der Theaterbesucher.) Die Wiener Untersuchungskom-Mission für die Theater hat die Anzahl der Personen bestimmt, welche in die Theater Ein« laß erhalten dürsen. Beim Theater in der Joses-stavt wurde diese Zahl von 1^00 — dem jetzigen Stande — aus 600 herabgesetzt und beim Theater an der Wien von 2500 Perf. aus 1270. Wohlfahrt wandte stch zu mir. Der alte Jäger Franz hatte mit der Sprache nichts heraus wollen, als Du hier die Untersuchung führtest? So war es. Er ist ein alter, treuer Diener seines Herrn. Er kennt ihn. Er weiß Alles. Gib aus lhn genau Acht. Er erwartet uns nicht. Er kann uns nicht erwarten. Er wird stch am ersten verrathen. Der Diener kam mit dem Jäger zurück. Der alte Jäger Franz war e»n vertrautes und treues Erbstück ves Hauses, wie man sie fast in jedem adeUgen Schlöffe findet. Sie wiffen Alle», was sich in der Familie ereignet hat und noch ereignet, und sie verrathen nichts. Er sah uns plötzlich vor sich. Er hatte uns nicht erwartet. Er erschrack heftig. Er kannte mich; ich hatte ihn in jener Untersuchung mehrmals vernommen. Er kannte Wohlfahrt, der zu Lebzeiten seiner Tochter mehrere Male im Schlöffe gewesen war. Er erkannte uns Beide wieder. Er zitterte: das alte Gesicht erblaßte; er wußte nicht, wohin er die Augen wenden sollte. Wohlfahrt sah ihn einige Augenblicke strenge forschend an, ohne ein Wort zu sprechen. Siehst Du den Mord, der hier verübt ist, flüsterte er mir dann in das Ohr. (Ein Denkmal der Sühne.) Inder ^Wiener Allgemeinen Zeitung" spricht Rudolf Valdeck den Wunsch au», die VrondsZaite de« Ninglheaters möge nicht mehr verbaut werden und wäre es Pflicht der Wiener Bevölkerung, dort ein Denkmal der Sühne zu errichten. Das Volt von Wien will die Stätte des Unglück« und der Trauer heilig gehalten, würdig bezeichnet sehen. Es will nicht, daß dort, wo am 8. De^ zember l88l Hunderte seiner Mitbürger erstickt und verbrannt stnd, ein Jahr später, am 8. Dezember 188S in einem neuen ^Ringstrabea-Palais" au«- und eingegangen werde, wie in jedem anderen Hau«; e« will nicht, dab dort, wo Hunderte seiner Mitbürger in grauenhaster Todesangst bis zum Wahnwitz getrieben wurden, ein Jahr später und alle folgenden Jahre gelacht und getanzt würde; es will nicht, daß dort, wo Hunderte von Menschenleibern geschmort und gebraten wurden, nach einem Jahre Hühner und Gänse geschmort uud gebraten werden; es will nicht, daß dort, wo der Hilse« rus von Hunderten seiner Mitbürger ungehört erstickte, ein Jahr später und alle Jahre geschwatzt und getratscht, gezankt und geflucht werde, wie in jedem anderen Hause. Da« Volt von Wien will nicht, dab die Stätte, wo das Schicksal zu Gericht sab, entweiht werde. Gs hat den Ort des Entsetzen» mit furchtbarem Humor den ^yNeuen Marxer Friedhos" genannt und will, daß er ein Friedhof bleibe. Zllarburger Berichte. (Unter-Gymnasium in Pettau.) Der Jnspektionsbrricht aber dieses Gymnasium ist vom Landes-Schulrath genehmigt worden. (Desinsektion.) Für Maria - Neustist ist wegen der Blattern, welche dort herrschen, vom Bezirksarzt die Desinfektion namentlich der Schulzimmer angeordnet worden. (Ortsgruppe de »Deutschen Schul-verein».) In Gamlitz, Ratsch. Ehrenhausen und Spielfeld haben sich die Mitglieder des Deutschen Schulvereines zur Ortsgruppe Ehren-Hausen vereinigt. (Volksschule.) Der Landes-Schulrath genehmigte die Grwetterung der Volksschule in Laporje. (Petition der Holzhändler.) Die Petitlon der Waldbesttzer und Holzhändler im Drauthale um Aushebung der Begünstigungen der ungarischen Firmen bei der Bahnverfrach« tung von Vau- und Schnittholz wurde vom Herrenhaufe der Regierung zur eingehendsten Würdigung abgetreten. (Bei eintretendem Schneefall.) Der Stadtverschönerung»«Berein hat den erfreulichen Beschluß gefabt, bei eintretendem Schnee« fall nicht allein im Stadtpark, sondern auch auf dem Tappeinerplah sofort die Wege reinigen zu lassen, damit den Schulkindern der Zugang ermöglicht werde. Es wäre nur noch zu wün» schen, daß auch von Seite des Stadtrathes die Verfügung getroffen würde, auf dem Sophien-platz einen Weg auszuschaufeln, eine Mabregel. die bisher stets unterlaisen wurde, aber gewiß von allen Seiten Anerkennung fände. (Evangelische Gemeinde.) Montag den 26. Dezember Vormittags 10 Uhr wird Herr Pfarrer Dr. I. Leidenfrost aus Graz hier den Goltesdienst abhalten. (Steuerschraube.) Wegen eines Steuerrückstandes wird der Anna Doberschek in Korple, Äerichtsbezirk Windisch-Feistritz, eine Liegenschast im Werthe von 1965 fl. versteigert und kann bel der letzten Feildtetung sogar um 120 fl. losgeschlagen werden. (Bezirksvertretung Cilli.) Nach dem Voranschlage dieser Vertretung für 1882 belaufen stch die Einnahmen aus 51ö0 fl., die Ausgaben aus 20,400 fl. Der Abgang soll durch eine Umlage von Ll^'/g auf die direkten Steuern gedeckt werden. Letzte Pyst. Die slovenische Partei hat beschloffen, für ihre Stammgenossen in Kärnten ein Wochenblatt zu gründen und dasselbe in allen slove-nischen Gemeinden dieses Landes zu verbreiten. Tschechischerseits wird verlangt, die Rechte müsse sich fester organistren, und habe die Regierung die Wahlreform noch in dieser Session durchzuführen. Die Vorlage, betreffend die tschechische Hochschule wird in diesem Jahre nicht mehr vor das Herrenhaus gelangen. Der Eindruck des Berichtes, welchen Taaffe dem Kaiser erstattet, läßt schließen, daß die Stellung des Ministeriums nicht erschüttert, sondern eher gekräftigt sei. Die ungarische Regierung bietet ihren ganzen Einfluß auf. um Rumänien zu einer Genugthuung zu zwingen. Der Kronprinz des Deutschen Reiche» ist mit den sozialen Reformen Bismarcks einverstanden. Mom Nüchertisch. Neuntausend Exemplare stnd bereits von dem Autogiaphen'Album des Deutsches Reiches ,,Aus Sturm und Roth" verkauft worden, welches die Verlags-Handlung des,,Dkllt-schen Familienblatts" (I. H. Schorer) in Berlin zum Besten der Gesellschaft zur Rettung Schiff, lirüchiger im letzten Sommer herausgegeben hat. Der Reinertrag dieses Verkaufs ergiebl eine ziemlich ansehnliche Summe für die menschenfreundlichen Zwecke unserer Rettungs-Ge- sellschaft, und ihre Mannschasten, die braven Seeleute, welche nicht achtend Weid und Kind, in den letzten Herbststürmen so häufig il^r Leben wieder für die vom Wasser Bedrängt,:» auf's Spiel setzten, werden mit Freuden hören, daß die Nation mit ihrer Sympathie hinter ihnen stcht, und daß auf alle Falle für die Familien derer gesorgt wird, welche einst nicht wiederkehren sollten. Es bleil)t aber no^ genug zu thun übrig; zur Vermehrung der Stationen und der Böte ist immer noch viel Äela nöthig. Darum, wer sich eine doppelte Weihuachtsfreude bereiten will, der kaufe dieses interesiante Album, welches alle ähnlichen Werke des Auslandes durch seine Vollständigkeit bei weitem übertrifft. Ein reich gebundenes Exemplar kostet 7 Mark und ist in ollen Buchhandlungen zu haben. Eine Kaiser-Ausgabe auf ganz starkem Papier, in gröberem Format und mit zweisar-bigem Druck bereitet die Verlagshandlultg zu Weihnachten vor. Diese Ausgabe wird nur in 750 Exemplaren gedruckt, wovon jedes einzelne seine Nummer erhält. Der Preis der Kaiser-AuSgabe in besonders prächtigem Einband beträgt 26 Mark. Wir rathen mü den Bestellungen hierauf nicht zu zögern. Flicks General-K ataloi^. Die k. k. Hofbuchhandlung Wilhelm Frick, Wien, Graben 27, hat foeben ihren diesjährigen Weihnachts-Katalog zur Verfendung gebracht. Derselbe unterscheidet stch wesentlich von den Ausgaben früherer Jahre, da er nicht nur die eigentliche WeihnachtS» und GeschenkS-Literatur enthält, sondern auf 68 Seiten grob'vktav Formates eine Zusammenstellung der gesuchtesten Bücher auf allen Gebieten des Wiffens darbietet. Der Katalog enthält circa 7000 Blichertit^l; in erster Linie die deutsche Literatur mit ziemlich erschöpfender VoUsländigkeit, daneben aber auch eine Auswahl der gangbarsten Bücher in englischer, französischer, italienischer und spanischer Sprache. Da eine solche Zusammenstellung nicht oft zu finden ist, ihr Werth für den Bücherfreund aber in die Augen springt, so glauben wir mit der Empfehlung dieses Kataloges unseren Lesern einen Dienst zu erweisen. Der Katalog wird von der genannten Firma aus Wunsch gratis und franko üderfandt. Ätöl' Zllsenduttg der in Richter's Verlags. Anstalt, Leipzig, erschienenen Broschüre: „?er Kran kenfreund^^, denn ich erjehe daraus, dciß cö vielfach selbst filr Schlverkranke noch Hilfe gibt, wenn nur die richtigen Mittel zur Hand sind." — So und äl)ulich lautende Briefe lausen täglich ein und sollte dalier jeder Leidende dieses Schristcheu ohne Berzilg bestellen, um so mehr, als die Zusendung derselben von Kart Horischek, K. K. UniversitätS-Buchhaudluttg, Wien I, StephanSplah 6, k o st e n l o s ekfolgt. 1101 Der alte Jäger hörte das Flüstern. Er hatte die Worte nicht verstanden. Aber der Mann, der ihm mit jenem strengen Blicke bis tief in das Herz geschaut hatte, der Vater seiner früheren Herrin, was hatte der heimlich dem Kriminalrichter zuflüstern können, der so plötzlich hier mit ihm erschien? Sein ganzer Körper zitterte heftig. Hier ist ein Verbrechen verübt, mußte ich mir selbst sagen. Wohlsahrt blieb eistg kalt und ruhig. Er kennt mich doch, Franz? fragte er den alten Jäger. Zu Befehl, Herr Hauptmann. Ist Sein Herr zu Hause? Der Herr Baron ist zu Hause. Wo? Oben in Salon. Ist Gesellschast da? Nein. Der Herr Baron und da» gnädige Fräulein putzen den Ehristbaum für die Kinder auf. Welches Fräulein? Fräulein von Landau. Ah, die Verlobte Seines Herr? Sind sie schon verlobt? Seit einigen Tagen. Führe Er un» in den Salon l Zu dem Schreck des alten, treuen Dieners hatte sich eine große Angst gesellt. Der Schweiß stand ihm aus der Stirn. Er sah unschlüßig bald den Hauptmann, bald mich an, dann bittend jenen. Sprechen konnte er nicht. Nun? sagte der Hauptmann, befehlend. Soll ich die Herren nicht erst anmelden? Nein. Da« Nein war entschieden, scharf gefprochen. Es litt keinen Widerspruch. Folgen die Herren mir, sagte der alte Diener, indem ein tiefer, schwerer Seuszer stch aus seiner Brust rang. Er sührte uns die Treppe hinauf, in einen langen Korridor hinein. Er ging gesenkten Hauptes vor uns her. Er hatte gehorchen müssen, weil hier ein Verbrechen verübt war, weil er eS wußte, weil der Rächer und der Richter es ihm befohlen hatten. Ueberzeugst Du Dich? fragte mich der Rächer. Ich hatte keine Antwort für den Mann, der mit der ernsten, finsteren, entschlossenen Miene neben wir ging. Unser Führer war oben in dem Korridor langsamer gegangen. Da» Herz war ihm wohl mit jedem Schritt schwerer geworden. An einer Thür stand er still. Waren wir am Z,el, oder konnte der Ürme, treue Mensch »ucht weiter? Lauter Kinderjubel drang durch die Thür; aber er kam aus einem Zimmer nebenau. Ist das der Salon? fragte Wohlfahrt den Jäger. Er zeigte auf die Thür, an der wir standen. Nein, aber dort. Der Jäger zeigte eine Thür weiter. Dem Hauptmann war plötzlich ein Gedarike gekommen. Stehen die beiden Zimmer mit einander in Verbindung? Ja. Er kann gehen. Aber er geht nicht zu Seinem Herrn in den Salon. Der alte Jäger ging mit seinem schweren Herzen den Weg zurück, den wir mit ihm gekommen waren. Jetzt werden die sich verrathen, sagte der Hauptmann. Du bist grausam, Wohlfahrt! Das spricht der Richter zu dem Valer der Getnorbeten? Er öffnete die Thür, an der wir standen. Wir blickten in ein erleuchtetes, aber leeres Zimmer Wortsetzuug solgt.) Sladt-Thtaltt io Marburg. Heute Mittwoch geschloffen. Donnerstag den 22. Dezember I33I: Zum Benefize des Sängers Herrn C. Javaschl^e. Gastspiel deS Herrn C. Robiöek, erster Opernbasstst de» LandeStheatert in Graz. IH«?r W^rvisvllüt^. Große romantische Oper in 4 Akten von E. M. v. Weber. Eingesandt. Obwohl die ausgesprochene Stimmung der Bewohner von Marburg gegen den von der Majorität deS löbl. GemeinderatheS beschloffenen Umbau der Mädchenschule in der Pfarrhofgaffe ist, will doch wenigstens ein Theil dieser Majorität den einmal gefaßten Beschluß durchführen- Um dies zu verhindern, haben einige Männer sich veranlaßt gesehen, zur Wahrung der Rechte und Jntereffen der Steuirträger und Wähler eine Petition an Herrn Dr. Matth. Rtiscr, Bürgermeister, zu verfassen und selbe thcilweise zur Unterschrift zitkuliren zu lassen. Zur Vereinfachung liegt von heute an während 2 Tage diese Petition zur Unterschrift für Wahlberechtigte bei Herrn Eduard Jauschitz auf. Jenen „mehreren Bürgern", welche so taktlos sind, in einem Eingesandt einerseits den Männern, welchen eS darum zu thun ist, die faktische und höheren Orts maßgebende Stimmung der Steuerträger und Wähler Marburgs in Bezug der zu erbauenden Mädchenschule zu erforschen und daS Resultat geeigneten Oltks zu unterbreiten — Schwindeleien unter-schikben zu wollten; anderseits einem großen Theile der Bevölkerung zuzumuthe», daß derselbe so unvorsichtig ist, eine Petition zu unterschreiben, ohne deren Inhalt zu kennen, viene zur Nachricht, daß auf ein lolcheS Eingesandt keine Antwort die geeignetste Abfertigung ist. Wühler, lvtlche für Sparsamkeit ««tretea. Z. 860. (l427 Kundmachung. Der Bezirkskosten-Vorauschlag für daS Jahr 1332 liegt durch 14 Tage in der hiesigen Amts-kanzlei zur allgemeinen Einsicht auf. Bezirksausschuß Marburg. 18. Dez. 1881. Der Obmann: Dr.Jof. Schmiderer. Danksagung. Für die uns so vielseitig im reichsten Masse bewiesene Theiluahme anlässlich des Hiuschei-dene unseres innigstgeliebten und einzigen Töcbterleine Gabriele sagen wir Allen, die durch herzliche Worte, durch Krankenden und durch Begleitung der irdischen Hülle zur letzten Ruhestätte ihr Mitgefühl für den unersetzlichen Verlust, den wir erlitten und für den es keinen Trost gibt, ausdrückten, tausendfältigen Dank. 1424) Die tief trauernden Eltern : llans Levitschniyg, Gabriele Levitschniyg, geb. Koppitsch. znr Christbescheernng armer Kinder vhne Unterschied des Glaubensbekenntnisses Aoillitrkaa deo 22. DtMbrr I88I. Abends .'i Uhr in der tvaugel. Kirche z» Marburg. Der Vorstsnll des 14-» Frautüvertio» altrr chrijil. Conftfftonrv. Wir machen hiemit auf die im heutigen Blatte befindliche Annonce „Einladung zur Weih-nachts- und Neujahrs-Ausstellung bei Leonhard Metz" lztsonderS aufmerksam^^_ Der heutigen Nummer liegt ill Separat-Abdruck die Rede des Abgeordneten Neuwirth bei. Zu verkaufen stehen überführte und neue Wägen und Schlitten bei frani fvrk, 1418) Sattlermeister, Sophienplatz. Zll »erpachten: ein kleines GasthauS. Auskunft die Redaktion d. Bl. (1425 llotol »ollr. Heute Mittwoch öb I.vdor^iirst«. 0? Anständiger Mapitalist welcher aus ein Marburger Stadthaus^ nach der Sparkasse ein k^/gigeS Darlehen ^ gibt; Anträge erbeten unter: .KapitaNvt" posts rs3tavts Marburg. (1422 D««WWW«WW für Gicht- und Rheumatismus - Leidende! Die Lairifz'sche Waldwoll-Waaren-Fabrik in Remda '/Thüringen macht hiermit bekannt, dass der -AJlein"vei\ka"ui: ihrer Fabrikate und Präparate für die Stadt Marburg und Umgebung lediglich dem Herrn J. Kokoscliioegg von Seiten der Fabrik übertragen worden ist und dass somit nur diese Firma die fleht Lairitz'schen Waldwoll - Produkte direkt aus unserer Fabrik bezieht. Alle sonach von anderer Seite dort verkauft werdenden ___ Waldwoll-Erzeugnisse sind daher entweder Nicht-Lairitz'sche Waaren, oder aus dritter Hand bezogene. (1426 Zum Zeichen der Aecktheit ist jedes einzelne Stück mit dem Namen und der Handschrift versehen. v«»«iitworUtch« R«d»Moii, Drit ««t v«I»i »»« tdilard Zanlchitz i» >t»kd«^ MSiV Cliampagiier Grand vin moussoux . . . fl. 1.40 Sillery „ „ . . . , 1.80 Hochheimer, sehr feine Marke „ 2.50 Ufieir-Spedalstltea ; Alpenkräuter-Magen-Liqueur — Anisette de Hollande — Bordeaux-Punsch-Essenz — Kontuszovka echt polnisch Creme de Vanille — Maraschino — Cognac fine Champagne. JamaioÄ Rum sehr alt und Theo in allen Sorten empfehlen (1432 _Albrecht & Strolikch. ®lit '/, Sofltn Seilafle. Jon überraschend schmerzkiilcnder Wirkung ! bei GichtRheuma bei R«r»«nleid«n irder Art bei S»encht»,chn,«r,«n, Migräne. Süfrn»«h » l^sSiat). Ohr«»r«iß«n. rdeum. Zahnschmerzen, Kreu, u «elenkssthineren. D Mrämps»», allge»«in«r Mu»e«lsch»»äch«. Zittern. Steifheit der Mtieder » in rot^e von längeren Marsch?» oder vorgerückten Alrers, Schmerzen in ver- » tzeilteu Wunden, Lähmungen ;c ist der aus Heilkräutern der Hochalp«« I vom Apotheker ^,»1. in ^ IS» bereitere __^ Neuroxviin dient als Einreibung L ll kl u - ^ ^ ^ sÄ ^ selbst in sedr dartnäekigen Käaen von ^ ^^MWWM»^?WchMWWZ^ ^«^läGlich«r Wirkung. Bei den in ?ivil und Militär Spitälern mit dem Nenroxulin c- DKK l^?V« unternommenen. vielfachen »ersuchen dal man ^ Z Aussvructe der betreffenden Aer^re oc .? «nahrhaft ilberraschend« Heilerfolg« erziel». L!M?A Ebeni'o anerkennend svrecten sich zahlreich« « SZW m von Priva,ärzt«n nnd H nd«rt« von ^ -» ^anks«hretb«n aus allen Kreisen der Seiell- ichast aus. ,'ämmtlich darin übereinstimmend, » vay das StenroxUlin durch s«iu« kräftigen, » schm«r»sti0«nd«n und b«r»hig«nd«n Wirkun ,«» »0« ««»««Nich früh»? o«ge»»endet«n Mittel weitau« ü»«rt?ifft. ^adl-reiche Atteste sind in der Gebrauchsanweisung enthalten. . „ . Flacon (grün emball.) I fl.. i Flacon stärker«? «orr« (rosa «Mbau.) für «icht, Nheuma und Lähmung«« fr. l.sv ver Post SV kr medr wr Emballage^ AG- Ied« Flasche trägt al» Z.ichen der pa|firt Paradeis-Essenz gur 0nuce Eingesottene Bohnschadel (c()r fluten Sauerkraut 141G) 311 l)abcu im (ftrmlcrlflbfit, obere jflmenßqfle Mr. 32, Mo 30 fr. it 40 11 „ 80 „ „ 20 „ .. 12 .. 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DieAnnahine desvorliegendeu Antrages, sagte er, wäre ein Mifttraueusvotumsür die Regierung, Ich begreife, meine Herren, daß Sie dieser Negiernng keines geben wollen; Sie begreifen aber auch, daß wir das Bestreben haben, ihr eines zn geben. Allein umgekehrt hätten Sie vielleicht doch auch bedenkeu sollen, daß sdnetenhauses voni 15». Tecember „k. k. priv. österreichischen Länderbank." die Ablehnung dieses Antrages ein Vertrauensvotum bedeute; und ob Alle von Ihnen bereit sind, auf Grund der vorliegenden Berhältnisse in diesem Momente der Negierung ein Vertrauensvotum zu geben, das nlvchte ich vorerst doch noch ein wenig bezweifeln nnd ich iverde im Berlanfe meiner Rede Anhaltspunkte für diesen meiiien Zweisel beizubringen suchen. Wenn aber der Herr Abgeordnete aus Galizien gestern anch die Bemerkung gemacht hat, der Antrag k'l)re seine Spille gegen die Majorität dieses Hanses, dann mnß ich das eben so höflich als entschieden ablehnen. Ich glaube nicht von den geehrten Collegen ans dieser Seite dementirt zu werden, weunichsage, daß die Spitze uuseres Antrage s gegen keine einzige Fraetion auf jener ^, ee/t/t',,) Seite des hohen Hauses sich kehrt! Klären wir nnn, meine Herren ^«7' ein wenig unsere Rollen in diesem Proeesse. Man hat d^ivon vielfach gefpro-chen, daß wir den Beruf iu uns filhlen, nns zu „Sitteurichtern" auszuwerfen. Nein, meine Herren, diesen Beruf fühlen wir nicht in uns, denn die Rolle des Richters kommt uns in diesem Proeesse überhanpt uicht zu. In diesem Proeesse ist die Rolle, die uns zllsällt, die des Anklägers, und ob Sie uns das Recht dazu mit Rücksicht auf unsere Vergangenheit zllerkennen oder nicht, — verurtheilt sind wir bisher nicht, nicht einmal in^tlmtia freigesprochen, wir haben also das Recht anzuklagen. Wer sind die Angeklagten? Ja, das siud Auoere; Sie, meine Herren, sind es nicht, wenigstens haben wir nicht entfernt die Absicht, Sie an-znklagen. Richter aber in dem Proeesse, meine Herren, wird die öffentliche Meinung fein, nnd ist sie es uicht l)ente, so wird sie es in einem halben Jalire sein, oder in einem Jahre, oder in zwei Jal)ren. Die öffentliche Meinung wird richten, nnd der Tag des Gerichtes wird kommen. Sie, nieine Herren, gefallen sich allerdings noch in einer anderen Rolle, die ich bekllige, es ist die Rolle des Bert hei digers, uud ich bedallere, daß der geel)rte Herr Abgeordnete für die Trebltscher Landgeuieinden sich soweit verstiegen hat, heute ansznsprechen — ich weiß nicht, ob auf eigene Rechnllng oder im Namen der ganzen Majorität daß er sich, sage ich, soweit verstiegen hat, zn sagen: wir ertheilen der Regiernng für Alles, was sie in dieser Angelegenheit gethan hat, die Inden!nität! Möge der Tcig nie kommen, wo Sie Ursache bekommen, diesen Ansdrnck zil bedauern! Der Proeeß aber, meine Herreil, den wir da sühreli, ist keiu gewöhnlicher Proeeß, bei dem etwa gericht s 0 r dnnngs m ä ßige Beweise nöthig wären; denn hätten wir diese nöthig, dann würde der Proeeß nicht vor dieses hohe Haus, soudern vor das Fornnl des Staatsgerichtshofes geliören. Für deu vorliegeiideu Fall, scheint mir, genügt niisererseits der Jndieienbeweis. Diesen haben wir gestern geführt und füln'en ihn auch heute iu aller parlanientarifchen Form rechtens. Wir behaupten und erweisen durch Judieieu, daß fast gar kein eiuziges Gebiet staatssiuanzieller Wirthschast iu Oesterreich seit Jahresfrist existirt, auf welcheiu nicht die Beziehungen zwischen der Regierung und deul mehrerwähnten Institute zu Taqe treten, zwischeu diesem Institute, rücksichtlich desseu ich sageu muß, daß es mich hier als Institut gar nichts angeht, weder nach seinen Geschäften, noch rücksichtlich der Personen, welche es leiten, sondern, welches mich lediglich angeht in seiner Beziehung znr Regiernng nnd insoweit es sich als Regiernngs-bank nach außen hin selbst präsentirt. Ich sage, wir sühreu den Jndicieubeweis dafür, daß diese Beziehungen einen bedenklich hohen Grad erreicht haben, daß es dahin gekommeu ist, daß mau, um eiu bekanntes französisches Sprichwort zu gebrauchen, sobald in Oesterreich ein fiuancielles Staatsgeschäft oder eiu Geschäft, bei welchem der Staat irgeudwie mitznsprecheu l)at, in Frage kommt, sagen muß: Ob dieses Vorgeheu ungesetzlich ist, nur haben es nicht behauptet uud behaupteu es auch jetzt nicht; aber dies Verhältniß in diesen Formen uud in diesen Dinien-stoueu ist „uustatthaft" uach deu Worteu des sehr geehrteu Herrn Abgeordneten von jener Seite des hol)ett Hauses, des Herrn Abgeordueteu aus Galizieu. Diese Uustatthaftigkeit und der Nachweis dieser Beziehungen war der Tenor der gestrigen Rede des hochverehrteu Abgeordueteu sür die Tetschener Landgemeiudeu (Herbst), sie waren auch der rothe Fadeu, der sich durch die Rede meiues verehrten Mit-interpellauteu, des Herrn Abgeordneten ans der Bukowiua iTomaszczuk) hindurch gezogen hat. Und da sollte man noch fragen, was dieser Ans-schuß zu thuu hätte, worüber er berathen sollte? Klarstellen soll er die Berhältuisse, Alles, das, was nur vorbringeu, soll er prüfeu und eventuell Gebrauch macheu vou jeneni Paragraph der Geschäftsordnnug, der dem Hause und deui Ausschüsse des Hauses das Recht zuerkennt, z,lr Klarstelluug zweifelhafter Fragen Zeugen zu vernehmen. Ich denke, es ist das, was man einen Judieienbeweis nennt, schon gestern klar uud deutlich ausgeiprocheu wordeu. Sie gestatten mir aber n>ohi, meine Herren, in meiner Eigenschast als Geileralreduer, das Lichtbild von gestern, roelches eigentlich ein Schattenbild ist, ein wenig zu ergäuzeu, respective zu retoucknreu, eiu Geschäft, ivelches olinel)iu uach der persiinlicheu Seite hiu kein besonders beneidenswertlies ist. Da muß ich mich denn natnrgemäß vorerst jenem Gegenstände zuwenden, welcher den Ansgang-^pnnlt der Tcbatte, den Gegenstand der Jnteipellation gebildet hat, zu der leider schou sehr viel besprockeneu, aber wie mir scheint doch noch nicht ganz ei schöpften Frage der Emission jnnger Actien. Aian thnt da vor Allem feln' Unrecht uns nachzusagen, daß wir daß vielbc'fproclieue Regulativ als eiu uicht zn umgehendes Gefed hingestellt hätteu. Ich bitte doch, unsere Juteipellatiou etwas uäl)er anznseheu. Das Ware traung gewesen, wenn unr uicht den Unterschied zwischeu eiuer nunistericlleu Anordnung und eineni Gesetze erkannt hätten. In dieser Interpellation heißt es wörtlich: „Der Gesichtspunkt, von welchem die in Rede stelieilde Angelegenheit zunächst zu beurtheilen ist, ergibt sich aus jenem Regulativ, welches der Vereinsconinlifsion „zur Richtschnur" vol'gezeichnet wlirde." Eine Richtfchuur, das wifseu wir sehr wol)l, ist knu Gesetz. Allein dieses Reglllativ ivurde dlirchbrocheu scholl bei der Grüuduug der Länderbank, und der Borgaug war damals schou unstattliaft. ^^ticht etwa ivegeu der Milliouen GuldenAgio, welche erzielt nnirden bevor uoch ein Local da war, bevor Tische und Sessel angeschafft waren; die Unstatthaftigkeit ergibt sich schon ans der Erth eilung des k. k. Privilegiums, mit welchem sie ausgestattet wurde, bezüglich dcsseu freilich gesagt wurde, das habe jede Schuhwichsfabrik, jede Dampfmühle u. f. w. Ja, meine Herren, das mag fein; alleiil diese Regierung, die vor uus sitzt, war es, die im Motiven berichte zu K. der von ihr vorgelegten Gewerbe-orduullg Folgeudes sagte „Die im §. 61 der Gewerbeordllung voin Jahre 1859 enthaltene Bezeichnung „k. k. privilegirt" wurde fallen gelassen, weil diese deu thatsächlichen Verl)ältuiffen nicht entspricht uud zur Täuschung /i///.'--.) namentlich im Anslaude leicht Anlaß geben kann." — So der Motivenbericht der Regierung. Eines Ihrer Organe uieine Herreu, das jetzt freilich gegen uns furchtbar dounert uud u,is verdächtigt, machte da-luals dazu die Bemerkung „Jedermann, der deu vou deu Bontoux'fchen Preßorganen im Anslaude mit der „en plcun« evnr imperiale gegründeten, mit Privilegien llnd Begünstigimgen über-liäilsten k. k. Staatsbank" getriebenen Humbug kennt, wird diesem Bedenken des Motivenberichtes beipflichten." — Warum wurde trotzdem der Läuder-bank diese Bezeichnung, ilber deren Verfänglichkeit sich die Regierung so klar ausspricht, bewilligt? — Darüber schweigt des Säugers Höflichkeit." ^^!lin, meiue Herren, bei der Gründung der Läuderbank wnrde wenigstens — und das wurde seiner Zeit sehr betout — das Zeuguiß einer guten Bilrgin, der österreichisch-ungarischen Bank, beigebracht, daß die 50 Millioueu Francs baar bei Heller uild Pseunig theils in Goldfüchsen, theils in Devisen hier erlegt worden feien. Das, sollte man meinen, sei eiu Actieucapital, das eigentlich fiir österreichische Verhältnisse und nach Jahresfrist auch bei noch so gestiegener Prosperität geuügeu köune. Jndeß darüber habe ich uicht zu urtheileu. Thatsache ist aber, daß die Enlissivu junger Aetieu, was bei keiuem an-deril Institute jeiuals vorkam, in der ersten Anwandlung einer Schwäche feiteus der Regierung ausdrücklich verboten war. Lesen Sie doch die 13 und 14 der Statuten der Länderbank. Dort heißt es: „In jedenl Falle muß binnen Jahresfrist die Volleinzahluitg platzgreifeu." Ja, meine Herren, wenn im Oetober 1880 in jedem Falle die Volleinzahlnng p!aygreisen mußte, warum hat dann, unl nlir dem Herru Fiuanziuinifter zu sprechen, „das Verlangen, oder wenn Sie wollen die Bitte" — so steht es l)ente im Protokoll — eines einzelnen Justi-tn!es genügt, UNI das, was iu jedem Falle geschehen sollte und luußte, ungeschehen zu niachen? Und ist es ilicht auffallend — luan hat sich über diefe Stelle in llilferer Interpellation sehr aufgehalten und auch der Herr Abgeorduete der Trebitscher Landgemeinden hat heute die Sache wieder berührt daß der Ge-ueralversainmlnngsbeschluß, der ain 19. September gefaßt wurde, fchou am 20. September genehmigt wuide, und daß init diefer Genehmiguug binnen Stnnden — ein böser Zusatt — gleichzeitig eine andere Statlltenäuderuugsbewilliguug erfolgte, nämlich die Statntelländernng einer Baugesellschast, die eine Capitalsrednetion vornehmen wollte; diese letztere Gesellschaft ließ man nämlich 112 Tage warten auf die Erledigung, nnd am 20. Septenlber, an welchem nach 24 Stunden die Erledignllg für die ^'änderbank erfolgte, erledigte mau gleichzeitig das feit 112 Tagel! in der Vereins co mmiffi on unerledigt gebliebene Gesuch der betreffenden Z Ballgesellschaft um Capitalsreduction, nicht um Emission junger Acticn. //,?,// Und weiter, was war der Zweck der Eniission dieser jungen Actien? Meine Herren! D'^s „frl.'nid'' Capital" kaun es nicht gewesen sein; deun süv die Wirthschast in uusereni Lande, wenn es schon auf ausländisches Capital angewiesen ist, ist es vollkommen gleichgiltig, ob das srenide Capital dadurch hineinkonlmt, daß ein Institut sich nach kuvzeni stande in die Wochen le^^t und Junge lvirst < ^^,7 und daß die Regierung ihm dabei Aecoucheurdieuste leistet oder ob das Capital aus die Weise hereiukoiumt, daß die alten Actien „in jedem Falle" voll eingezalilt werden. Es muß also einen andern Zweck gehabt haben. Meine Herren, und dieser Zweck ist ausgesprochen worden, — der Herr Finlin.z-minister hat uns gestern dariilier ein Capitel gelesen, auf das ich noch zurilckkoinmen werde — es ist die Agiotage! Wir haben nun, meineHerren, ausGrniid dieser Verliältnisse interpellirt, höflich interpellilt, soweit die Interpellation an sich nicht schoil eine Aggression war, die Forni war keine Aggressiven. Was sagte nun Seine Cxeellenz der Herr Minist^^'r des Innern und Ministerpräsident iil seuier Jiiter-pellationsbeantwortung daraus? Er eiklätte: „Ä^'n einer Sonderliegttnstiqung kann tzier nicht gesprochen werden", und er eitirte Nanien: Weener ^-^iankv^^-reiit, Unionbank, Steiermärkische Eseonlptebanl u. s. lv. v tntti c^nanti. Nun koinint gesterli der in solchen Tingen und bekanntlich auch in auderen Dingen g.inz ausgezeichnete Abgeorduete der Telschener Landgemeinden und bohrt und bohrt ^///t/.x) und zeigt, daß kein einziger von diesen 9!anicn ans diesei^ Fall auch nur annähernd paßt. Was geschieht? Der Herr Finanznniiister kommt und hält nicht etwa das aufrecht, was der Herr Ministerpräsident erklärt hat, er sagt nicht, wie man erwarten sollte: Ja, so ist es, bei der steier-märkischen Escomptebank, bei der Unionbank n. s. in. ist geschehen, was wir behaupteu — nein, das thut er nicht //,',/,'«/.'.><)/ ci- lvider- legt auch den Herrn Abgeordneten Dr. Herbst nicht, sondern er sagt: Wir haben ja nicht von eiiier Ausnahme in der Einzahl gesprochen, wir haben von den Ausnahmen in der Mehrz ahl gesproclicn. /ttt/?« MeineHerren! EineBehanp- tung steht entweder, odei sie steht nicht. Steht sie nicht, dann ist sie eben widerlegt n'orden. Dafür, meine Herreu, hat uns aber Seine lZxcellenz der Herr Fiuanzminister gestern verschiedene andere Dinge erzählt. Er hat vor Allein nlit einem ganz unglaublichen, wahrl)astig über das der normalen Staatsaufsicht weit hinausgel)enden Interesse die Ga ran tie iibernoinmen dafür, daß die Einzahlungen für die jungen Actien der Lauder-bank effeetiv geleistet worden seieu. Wie er sich davon überzeugt hat, das weiß ich nicht. Es steht zwar dabei: Wir haben das durch unseren Counnisiar erfahren. Der landesfürstliche Commissär der Länder-bank ist ein el)renwerther Maun, alle Achtung, cr ist zugleich Budgetreferent im Finanzministerinni. ich se;?e in seine Worte nicht den leisesten Zweisel. Allein, meineHerren, wenn gestern vou Cartelbaukeu gesprochen wnrde, so möchte ich mir doch eilanben, als Berichterstatter über den Lienbacherscheil Antrag zn sagen, daß das Wesen von Cartel-banken ja vorzüglich darin besteht, daß zwei Bailkcn eine Verbindung mit einander eingehen, bei uu'lcher in den beiderseitigen Büchern l>^^ulsclu'iften und Ab' schreibungen stattfinden, die als Einzahlung n. s. w. gelten. ^5» Ueber diese Methode der singirten Einzahlung hat mein Bericht sich ausführlich ausgelasien, nnd es wäre gut gewesen, wenn ^oer Herr Abgeordnete der Trebitscher Landgemeinden vielleicht anch darüber etwas gesagt hätte. Ich will es nicht behaupten, aber wissen möchteich und demen-tirt mochte ich sehen, ob, nach'^enl die Uebernahme der jungen Aetien der Länderbank von Seite der l'nis», erfolgt ist, die llnion wirklich bares l^elv gegeben hat, was gar nicht ihre Art ist denn sie bezahlt ja nicht einnml ihre Dividenden bar, soilderu durch Um-schreibnug oder ob uicht doch bloß eine Umschreibung in den Büchern stattgefunden hat. '^^ei dieseuiAnlasse hat uns übrigens Seine Excelleiiz der Herr Fiuanziniulster eine Desinition der Agiotage gej^eben; cr sagte uänitich: Was versteht Ulan unter Agiotage in den: nichtlöblichen Sinne des Wortes? — denn nur daruni kaun es sich handeln, von Agiotage im löblichen Sinne wäre ja gar nicht die Rede, s„Ferne liegt mir der Gedanke, das Spiel zu rechtfertigen; aber icl) glaube uicht, daß nur in Oesterreich irgend einen Grilud haben, uns zu eiw/irmen sür Diejeuigen die n I:r spielen, oder uns Derjenigen anzunehnien. die In I>il.iL.'^o spielen nnd durch Hernntcrset.ulng fremder Werthe den Cnrs i^rücken. Das ist nach ni.'incr Ansicht für das bohe HlUts und die ^^iegiernug eine so gleichgiltige Sache, wie irgeud etioas ans der Welt. „Run, meine Herren, was znnächst die A^^iotage betrifft, da er-lanbe ich nlir fchon, bei aller Hochachtung vor der wissenschaftlichen Autorität Seiner Excellenz des Herrn Finanzministers, seiner Desinition eine höhere Instauz vorznstellell: (^^^abriel ^-liictor (^)raf v. Mira-b e an bat iui Jahre 1787 ailf dem Boden der „französischen Usancen" — von w.'lchen der Herr Ministerpräsident neulich gesprochen hat — die bekauute, elassische „Auflage gegen die Agiotage" bei dem König und den Notableu erhoben. Ein sehr merkun'irviges Buch! Wer es liest, ivird sageu, es könnte hente geschrieben sein. Bou der Agiotage aber gibt es folgende Desiuition, und ich bitte das hohe Hans zu beur-theileu, ob diese Desinition nicht vielleicht in nianchem Stücke besser paßt als die, welche Seine Excellenz der Herr Finailzniinister gestern gegeben hat „Man kluinte diese Bezeichnung nur ans jene Speeu-lauteu anlveuden, die bei ihreu Operationen mehr oder minder schuldbarer Ränke sich bedienen; die falsche Nacl)richten verbreiten, trügerische Rathschläge ertheilen i die sagen, sie kaufen, n'ährend sie verkaufen und umgekehrt; sietive Gesellschaften, um die Leute aul Rarrenseil zu sühreu, bilden; die um alberne Privilegien oder gehässige Exemtionen und Begünstigungen sich bewerben und ans diese Weise nach der Reihe die Negiernng, das Publikum uud ihre l^^euosseu täuscheu. Es ist, lvie man sieht, die Bezeichnuug Agioteure nicht eben schnleichelhast. Seine wahre vernichtende Kraft erlangt das Zpiel erst dnrch die enge Verbindung niit dem Monopol." Meine Herren! Das wissen wir über die Agiotage. llnd nuu erlauben Sie mir ein paar Worte — denn die (-^Gelegenheit ist nlir außerordeutlich null-kommeu, und ich danke dem Herrn Finanzminister dasür, daß er nus diese Gelegenheit gegeben hat — über einen damit in Znsammenhang gebrachten Pnnkt. Es ist da wider llns eine kleine Verdächti-guug erhoben worden; nicht von Seite des Herrn Finanzministers, der verdächtigt uus bekanntlich nie sondern von Seite der Organe der Regierung, ich werde das beweisen die kleine Verdächtigung, daß wir auf dieser Seite des Hauses darum gegen die Speculanten il seien, weil nns die Speculanten la Kaisse ^ wenn sie Geld verlieren, am Herzen liegen. „Rothschilds - Anwälte" — so lautet die Ueberschrist eines vom hiesigen Preschureau — der Regierung natürlich — an die Organe der Regierung gleichlautend hinausgegedenen Artikels, eines Pam--phletes der schmachvollsten Art, in welchem zu verstehen gegeben wurde, daß wir Interpellanten, wir auf dieser Seite des Hauses von der soge- nannten Rothschildgruppe aufgestellt seien bei dieser Interpellation, nm sie zn rächen an Denjenigen, die ihr in Paris oder sonst wo im Spiele viele Millionen abgenommen haben — woriiber ich Näheres gar nicht weiß. Ich wiederhole, ei ne ganze Literatnr der schainlosestenPanlphlete der officiösen Organe hat sich da wider nns angesammelt. Ich kann nun, nieine Herren, nicht laut und heftig genug diese Niedertracht zurück!v eis en. ^//«/ Was ist uns Hekuba? Dieser Kanips der Hovatier nnd Cnria-tier der Börse, der in Paris oder in Wien, mag es sich nun um die Läuderliank, oder um andere Dinge handeln, gefithrt wird, läßt uns auf dieser Seite des Hauses vollständig kalt. Es wird gelacht — dann werden wir nns begnügen, wenn für das Gegentheil von Ihnen ein bloßer Jndicienbeweis geführt wird. Wir stehen in dieser Frage nicht etwa bloß auf dem Standpunkte der Gleichgültigkeit, sondern ans dem durch den deutschen Reichskanzler parlamentarisch hoffähig gewordenen Standpunkte der allerhöchsten Wurschtigkeit. Die Absicht aber, meine Herreu, bei dieser Insinuation, die ist sehr Wohl erkennbar. Es gibt immer ein paar naive Seelen. Wenn man so in Gebirgsländern wohnt, und man hört und liest: Die Rothschild-Anwälte — Neu-wirth und Compagnie —wollen österreichisches Geld an Rothschild nacl) Paris senden, wäl)rend Graf Taaffe Geld ins Land ziehen will, dann sagt vielleicht gar Mancher: „O diese Spitzbuben" und natürlich um die Herbeisüh^ rung eines solchen Eindruckes ist es ja der Regierung zu thun. Allein, meine Herren, dnrch dieses Vorgehen der Regierung, respective ihrer Organe, wird das Vorgehen der Regierung in der Frage der Länderbank und ihrer jungen Actien nicht um ein Haar bessei. Die Bewilligung zur Emis- sion junger Actien inl Widersprnch mit dem in ven Statuten enthalten gewesenen Verbote, inl Wider-sprllche mit dem bestehenden, nicht abgeänderten und für alle andere Welt heute noch giltigen Regulativ war nnd i st eine So nderbegünsti -gung. Warum sie gewährt wurde, darüber schweigt für heute des Säugers Höflichkeit. < Gehen wir nun, meine Herren, nachdenl wir uns mit dieser Frage beschäftigt habeu, in den Ereignissen um einige Zeit zurück. Ein Jahr, meine Herren, ist seit Gründung der Länderbank vergangen, eine kurze Spanne Zeit; und was hat sich da nicht Alles schon abgespielt? Die galizische Transversa l bahn ^ ist sie nicht ein Glied des Jndicienbe-weises? — Wie kam es denn, daß bei einer Eisenbahn, welche berechtigte Interessenten selbst, objective Interessenten deni .Kostenbeträge nach aus 24 Millionen Gnlden veranschlagten, eiilUebereinkommen geschlossen werden konnte, wvllach L8 Millionell Gul-^ den Prioritäten und obendrein noch 12 Millionen Gnlden in Actien hätten ausgegeben werden sollen? Meine Herren, es ist der Weisheit des hohen Hauses, die damals eintrat, nachdem sie von hier fa«/' «ki'e den entsprechenden »timulns erhalten hatte, gelungen, dieses liebereinkommen zunichte zn machen. Allein hört dasselbe etwa dadurch aus ein Glied der Jndicienkette zu sein? Es ist ferner ein Zufall vielleicht — nnd das ist das dritte — daß die Concession sür die bijhmischen Com merci alba hnen just an Personen, die mit der Länderbank im Znsanlnienhang standen, ertheilt wurde. Es wird behauptet — und ich wünschte, daß die Regierung in die Lage käme, das ini Ausschüsse zn zerstreuen — daß der Dispositionssond der Regierung darüber ein kleines Lied zu singen weiß! Der vierte Punkt im Jndicienbeweise ist der bekannte Vertrag mit der Elisabethbahn, wobei die betreffende Bank nnd ihre Affiliirten, wenn ich nicht irre, 37.500 Stück Actien haben, wobei ich bemerke, daß, obwohl diese Gruppe von Besitzern nur 1Percent des Actiencapitals in der Hand hat, das nicht verhinoert hat, daß von ilir alle Beschlilsse legal gefasjt wurden. Und dieser Vertrag, meine Herren — Sie kennen ja die ganze Geschichte, den Bericht der Eonlniission des hohen Herrenhauses - die Trieb-sedern, die da gewirkt haben, die Art, wie die Sache zu Stande gekommen ist! Alier an Eines nur will ich Sie noch erinnern, daran nänUich, daß die Commissi vn des .Herrenhauses den Handelsminister förmlich beschworen hat, ob es nicht doch möglich wäre ans Goldtitres zn verzichten nnd Papierobligationen auszugeben; es sei denn doch gesährlich sür das Reich, sich mit einer Goldschuld zu belasten u. s. w. Bekanntlich erklärte der HerrHandelsminister darauf beiläufig: Wir haben bei dem Verwaltungsrath der Elisabeth-Bahn, ><1 der Länderbank, alle Mittel versucht, um den Verwaltungsrath umzustimmen, aber eS »var nicht zu erreichen, die Herren beharren auf deil Goldtitres. Ja, meine Herren! Wenn man für eine Bank so viel gethan hat, wie unsere Regierung, wäre es da nicht ein Act der Billigkeit, wenn dieselbe wenigstens in einem Punkte nachgegeben hätte wenn sie gesagt hätte: Der hohen Regierung zu Liebe verzichten wir auf Goldtitres. Nun, das that sie nicht und die hohe Regierung — hat sich gefügt. Hieher — und auch das gehijrt zum Jndicienbeweise — gehiirt ferner meine schlichte Rede, meine Anfrage, gehalten anr 16. Deceniber 1880, wie es sich mit dein Dispositionssonde der Negierung verhält. Ich habe damals direct an die Regierung die bescheidene Anfrage, ja die Bitte gerichtet, sie möchte doch lant und öffentlich vor aller Welt erklären, daß dem von Staatswegen nnr niit 50.000 st. dotirten Dispositionsfond einmal von irgend einer andern Seite auch nur ein Guldeu zugeflossen sei, der nicht vom Vertretnugskörper ver-fafsilugsmäßig bewilligt worden wäre und daß alle hierauf bezüglichen Gerüchte grnndlofe seien. War das nicht eine legale, eine berechtigte, eine legitime Forderung? Das war, wie gesagt, am Ili. December 1881. Die Autwort daraus ist bis l)eute nicht erfolgt. Ich ernenere nun diese Anfrage und falls sie wieder nicht beantwortet wird, dann werden die verehrten Herren vielleicht doch sinden, daß doch etn'as Arbeit für den Ansschnß vorhanden wäre, dessen Einsetzung nur beantragen. Und schließlich noch ein sehr wesentliches Moment ans der Vergangenheit. Se. Excellenz der Herr Finanznlinister hat uns gestern allerdings gesagt: Meine Herren! Wir werden ja ohnehin wieder Papierrente ausgeben; reden wir also von der früheren Papierrente, bei der, welche wir nächstens ausgeben werden. Ich bedauere, Sr. Excellenz auf diese Einladung nicht folgen zu können. Ich muß, da wir vou jener Seite des Hauses gestern eingeladen wurden, heute Alles zu sagen, auf die Begebung der fünpercentigen Papicrrente zurückkommen. Sie wissen, meine Herreu — und falls Sie sich nicht genau daran erinnern, erlanbe ich mir, es Ihnen ins Gedächtniß znrückzurufeu — daß der Ainauzmiulster die fünfpercentige Papierrente an die Länderbank in Verbindung mit einer anderen Bank vergeben hat znm Curse vou 9:^, und als im hohen Hause unserer Anregung, unserem Verlangen, eine öffentlicheSudseription einzuleiten — also keine Parteinalime für irgend eine Finanzgruppe — uicht stattgegeben wurde, da hatte der Herr Finanzminister in seiner Rede uuter Anderem bemerkt: Die Herren reden von 0.8, 94, 95 ; ja, meine Herren, da spielt schon die Phantasie. Ich habe mir damals erlaubt zn sagen: Nein! Excellenz, bei 94 spielt die Phantasie noch lange nicht; denn — so steht es im stenographischen Protokolle — die Menschen leben, sie haben Fleisch und Blut, sie sitzen hier im Hause, die iu der Lage sind. Euer Excellenz nachzuweisen, daß der Finanzverwallung Ofserte fiir die fimfpercentigePapierrente zum Eursevon 95 weniger Vs Percent Commissionsgebül)r, demuach zum Curse von 94V« Percent vorlageu, und daß gleichwohl diese Rente der Länderbank zu 92 Percent über-' antwortet wurde. //,?,-// Was, meine Herren, ist auf meine damalige Anfrage geantwortet worden? Nichts! Die Antwort darauf ist man uns noch heute schuldig und wir führen das wieder als ein Glied in der Kette unseres Judicieubeweifes an, nachdem Seine Excellenz der Herr Finanzminister gestern über alle diese Dinge der Vergangenheit, die galizische Transversatbahn, die mährische Commerzialbank, Elisabethbahn, Dispositionsfond, fünfpercentige Papierrente, graciös hinweggegangen ist. Ich gehe nnnmehr, um den Jndicienbeweis zu vervollständigen, zu Dingen über, welche der n a chst e n Zukunft angehören. Ich werde ganz kurz sein: „Montanfusion und Roheisenzoll" ist die Ueberschrift eines Capitels, mit deni wir uns gelegentlich noch eingehend werden zu beschästigen haben. Mein geehrter Herr College aus der Bukowina war gestern sehr rücksichtsvoll, als er die Verbindung zwischen dem Roheisenzoll und der Montanfnsion eine zufällige genannt hat. Neiu! Sagen wir es offen, sie ist kein Zusall! /) Es handelt sich darum, ein A! on op ol iu Oesterreich zu schaffen und den Preis zu dictiren für Eisen in Oesterreich, und warum? Damit Actien. die sich sonst nickt rentiren, eine Dividende bekommen. /m/l-s.) Das behaupte nicht ich allein, das behauptete Ihr hervor- ragendstes Organ, das „Vaterland". Sie werden uiir erlasseu, Ihnen die betreffenden Stellen vorznlefen. Sollte gleichwohl noch bezweifelt werden,daß derZusammenhang ein evidenter, kein zufälliger ist, dann könnten allenfalls noch Dinge präciser zur Sprache kommen, welche allerdings vor-erst nicht vor dieses Hans, sondern eben vor einen Ausschuß gehöreu. Achtes Glied der Judicieukette. — Serbischer Haudelsvertrag! Anch davon werden wir nächstens noch näher sprechen; allein heute gestatte ich mir, um den Reduern nicht vorzugreifen, welche bei dem serbischen Haudelsvertrage das Wort ergreifen werden, eine Reihe präciser Fragen: Ist es wahr oder nicht, daß im Artikel I des Vertrages vom März d. I. des Bontoux-serbischen Eisenbahnvertrages für die se, bischen Bahnen eine Annuität von sechs Millionen Francs ausgesprochen wird? Ist es wal)r oder nicht, daß Arlikel 9 desselben Vertrages für diese Annuitäten den Ertrag der serbischen Zollcasse verpfändet an Herrn Bontoux? Drittens, ist es wahr oder nicht, daß von der Dotirnng, respective dem Ertrage der serbischen Zollcasse, da unser Import nach Serbien beiläufig 8<; Percent des ganzen serbischen Importes ausmacht, wir demnach im Großen und Ganzen die Aunnitätsqnote aits eigenem Sacke bezahlen, welche sür die serbischen Bahnen bestimmt ist? Ist es wal)r oder nicht, daß vie Conclnsion daraus gezogen wird, daß wir einen solchen schlechten, ungünstigen Vertrag mit Serbien unter Verzichtleistung auf alle unsere historischen Rechte uud Privi-legieu abschließen mußten, damit — ich will mich gelinde ansdrücken — die serbische Zollcasse nicht zu Schadeu kommt? Mit der Frage des serbischen Handelsvertrages aber steht ini innigsten Znsammenhange die Frage der lieblichen Serbenlose, der Lose, welche Seine Excellenz der Herr Finanzminister gestern in einer Anwandlung von Hllmor als Lose für die gebildeten Classen bezeichnet hat. Es sollte mich wahrhaftig nicht wundern, wenn ich auf die Ztraße konime — auch Sie werden gewiß kreuz und quer, links und rechts verfolgt von Annoncen über Serbenlose — und wenn ich nächstens ans diesen Annoncen etwa lesen sollte: Gottes Segen bei Cohn — Lose sür die gebildeten Classen — genannt Serbenlose zc. zc. Nnn wurde uns freilich gesagt: der Minister des Aeußern, der Verstorbene, — es ist immer eine böse Geschichte, sich auf einen Verstorbenen zu berufen, aber es ist gewiß richtig — war Derjenige, der die Cotirung der Serbenlose an unserer Börse, respective die Begünstigung dieser Lose in Oesterreich begehrt hat, natürlich aus politischen Rücksichten. Ich kann daran glauben, ich muß vielleicht daran glauben, nachdem der Fall leider kein neuer ist, daß ähnliche Dinge aus politischen Rücksichten vom Minister des Aeußern beeinflußt wurdeu. Mir ist allerdi igs bekannt, daß es eimnal in Oesterreich ein sogenanntes Bürgerministerium gegeben hat, welches zum guten Theile über seinen Widerspruch gegeu eiite ähnliche Begünstigung gestolpert ist. Nuu, meine Herren, ich glaube, es wäre die Aufgabe der Regierung gewest'n. Seine Excellenz den Herrn Minister des Aeußern, sei er wer immer, aufzuklären, was diefe Zumnthnng bedeute. Ja, meine Herren, ich muß noch weiter gehen, ich nuis;, unl diefe Sache in Bezug auf die Serbeulose, da so viel davon gesprochen wurde, klarzustellen, wieder ganz präcise Fragen stellen. Ich srage: Ist es walir oder nicht, daß diese Lose ausgegebeu werden von einem Staate, der fünf Jahre lang seinen Verpflichtnngen nicht nachgekommen ist, bei aller sotistigen Hochachtnng vor seiner großen politischen Zukunft, die ich gar nicht bestreiten will? Ist es wahr oder nicht wahr, daß sür diese Zpercentigen Serbenlose weder für die Zinfen, noch sür die Treffer, weder in Belgrad, noch in Wien, noch in Paris irgeud eine, wie immer Namen babende Specialhypothek besteht? Ist es wahr oder nicht wahr, daß diese Lose in der ganzen übrigen Welt außer in Oesterreich nur noch in Holland, das in seinem eigenen Kette erstickt — ein kleines Land, das mit uns nicht zu vergleichen ist — Angelassen sind? Ist es wahr oder nicht wahr, daß in jedweder Richtung — mit Ausnahme der politischen Zukunft, was ich zugebe — eine'Analogie zwischen Türken- und Serbenlosen bestel)t? Ist es wahr, daß die Wiener Börsenkammer sich gegen die Zulassung dieser Lose znr Cotirnng an der Wiener Börse gesträubt und daß es einer Pression der Regierung bedurft hat, um sie herbeiznsühveil? Ist es wahr, oder ist es nicht wahr, daß diese Lose zum Curse von beiläufig 17 fl. seitens der Emittenten erstanden wurden, die heute zum Nominalbetrage von 1N<) Francs, respeclioe 46 fl. nicht etwa bloß Uuiversitätsprosessoren n.s. w., sondern den untersten Classen der BeviUterung iu monatlichen Zahlungen von 4 fl. von den Wechselstuben osferirt und ausgegeben werden? Meine Herren! Wenn Sie tri.ch alledem an der Patrouanz der hohen Regierung zweifeln, so will ich Ihnen znm Schlnsse noch eine tlv vorsühren. Eine hiesige Wechselstube, deren Nanie mir nicht bekannt war — ich habe den Nauien erst hier aus dem Blatte selbst erfahreu — hat sich erkühnt, in Druck zu legeu eine „Warnung vor dem Ankanf der Serbenlose". Man findet darin uicht das Mindeste von Haß uud Verachtung gegeu die Regie^ rung, nicht ein Wort über Oesterreich, nicht ein Wort gegen den österreichischen Staatscredit; es ist nur gesagt, daß Herr Bontoux die Lose im Betrage von 33'/jj Millioueu Francs übernommen liabe — eine Summe, für die gebildeten Classen hocl) genug — n. s. w.; also rein Sachliches. Sollten Sie, meine Herren, glanbeu, daß diese Warner — nicht etwa von den Wieuer Eniittenteu der Lose wegen Erwerbsstöruug oder wegen boshafter Beschädigung sremden Eigenthnms vor l>^^ericht citirt wurden, nein, daß vielmehr die Warnung vonder k. k. Sta atsa uwaltschaft confiseirt wnrde? />«.'. isi ein ^ Und NUN, meine Herren, um uoch mit eiuem anderen Indizienbeweise zu schließen, möchte ich noch eine Anfrage an die hohe Regierung richten. Bekanntlich l)at die österreichische Läuderbank unter ihren Asfiliirten auch ein älteres, großes, notorisch sehr respectables Institut, wie sie ja gewiß auch selbst es ist. /,'„/<-«.) Dieses asfiliirte Institut zählt zu seinen Geschästszweigen auch die Ertheilung von Gemeindedarlehen. Eude Ätovember dieses Jahres nuu kam in einem Laudesausschusse eines österreichischen Kronlandes ich habe i-^^rnnd zu vermuthen, daß das in mel)reren Kronländern geschehen ist — ein Erlaß des Ministers des Juueru im Wege der Statthalterei zur Verlesnng durch welchen Erlaß der Landesansschuß — ich bitte nieine Herreu, wohlgemerkt, der Landesansschnß — aufgefordert wurde, auf Gruud der Profpecte, die eingeschickt wurden, die Gemeiudedarleheu dieses betref-feuden Institutes ihren Gemeinden zu empsehleu. Ziewe//«»// Utts/ Meine Herren, Sie können sagen, das ist nicht gegen das Gesey; ich gebe das zu. Aber ich wende niich namentlich an die Herren, die im Centrnul hier sihen; denn sie zunächst geht, soweit mir bekannt ist, die Sache auch an; ich richte an Sie die Frage: Ist es die Anfgabe der Regieruug in Oesterreich, deu Ageuten für die Obligationen zn Gemeindedarlehen eines Finanz-iustitutes zu machen? Und nuu lade ich Sie, meine Herren, ein, diese Kette von Jndicienbeweifeu ein wenig zn überseheu. Ich glaube sür meiueu Theil berechtigt zil sein, jene schönen Berse des deutsche» Dichters, ein »venig abge- ändert, in Anwendung auf Seine Excellenz den Herrn Finanzminister, respective die mehrerwähnte Bank, zu citiren: „Dil hast die schönsteil Augen, Hast Alles, was Banken Begehr" — den dritten Vers: „Dn hast mich zu Grunde gerichtet" lasse ich weg, er wiirde hier nicht passen. Nuu komnlt der vierte Vers „Mein Liebchen, was willst du noch mehr?" Allein, ineine Herren, wenn Sie etwa glauben, daß alles das, was ich Ihnen erzählt habe, nur uns bekauut ist, dann irren Sie. Ich habe bekanntlich die Schwäche, allerhand pnblicistische Dinge zu sammeln und ich könnte Sie bis Abend nnterhalten mit Citaten, die vielleicht zum großeu Theile auch für Sie sehr iuteressant wären. Erlaube» Sie mir aber, Ihnen nur zwei Dinge zur Kenntniß zu briugeil. Der Herr Finanzminister hat bekanntlich gestern erklärt, ob das, was der Herr Abgeordnete Tomaszczuk augeführt hat, authentisch sei, wisse er uicht; er wisse auch uicht, was Herr Bontoux in Paris gesprochen hat; er habe Anderes zu thun, er lese die Berichte Bontoux' nicht. Nun muß ich sageu, daß es wohl eine sehr traurige Sache ist, wenn Seine Exeellenz die Bontonx'schen Berichte nicht liest; nian mnß sie schon, als einen ailßerordentlichen Beitrag znr wirthschaftlichen Zeitgeschichte, kennen, und das ist auch wohl die Aufgabe eines Finanz-Ministers. Allein anläßlich dieser authentischen Rede hat Ihr hervorragendstes, sehr ernsthaftes Orgau „Das Vaterlaud" am 12. November 1881, also vor einem Monat erst. Folgendes gesagt „Muß uicht unsere Beunruhigung über die dem Auslande zu leistenden Zahlungen aus das Höchste wachse«, wenn wir sehen, daß das Ausland Anstalt trifft, sich vollends in den Besitz unserer großen Verkehrswege // uuserer nationalen Eisenindustrie u. s. w. zusetzen? Man redet davon, daß die sogenannte Investition fremden (Kapitals unsere Jndnstrie belebe, uuserer galizeu Volkswirth-scl)ast auf die Beine helfe .... „Wird davon das große Unteruehmen, die alpine Montangesellschast, das einzige in seiner Art bleiben?" ruft Bontonx aus." llud darauf sagt Ihr Organ ganz richtig: „Gott gebe es!" und es fügt bei: „Wir fragen, ob wir auch nur für einen einzigen Centner l5isen n,ehr Absatz bekommen, wenn unsere schon einnial schwindelhast vergrilndeten Eisenwerke jetzt lloch einmal vergründet und die Curse künstlich in die Höhe getrieben werden, in der Hoffnuug, durch eine Erhöhung der Eisenzölle eine fette Dividende heranszufch^ageu? Wir habeu" — und jetzt koiumt eine große Wahrheit — „noch nie davvu gehört, daß ein Land dadurch wohlhabend geworden sei, daß es — gleich Spanien, Portugal, Egypteu uud der Türkei — znm Exploita-tionsobjecte frenlder Speenlanten gemacht wird .... Die „„Bernhiguug"", tvelche Herr Bontonx seinen sranzi)sischen Gläubigern in Aussicht stellt, muß uus mit Unruhe erfüllen, falls feine Worte einen Wertl) haben; traben sie aber keinen Werth, tvaS dürfen wir dann von seineiu ganzen Treiben uuter uns erwarten?" / /m/l'«.) Und in einer anderen Nnnlmer des Blattes vonl 10. Noveinber 1^81 ist davon die Rede, daß die„Prvjecte des neuenFinanzkometen mit seinem langen Schlveife, der sich mitten nnter nns täglich mehr vergrößert, hanptsächlich ans die Türkei, Serbien uud Oesterreich zielen", rmd mit Bezug daraus wird gesagt: „Eine eben so ehren- als aussichtsvolle Zusammenstellttttl^ für uns! Welche von unseren Eigenschaften ist es, die uns die Ehre verschafft, in diesem Trisoliunl der Clientel des vielliewandten Herrn eine Rolle zn spielen? Also aus uns und der Türkei soll das Schwindelagio lierausgepnmpt werden, welches neuerdings aus die Bontonx'schen Werthe geschlagen ist!" Ich könnte Jl)nen noch weitere Citate aus Ihren Organen bringen; Alles meine Herren, die einfache Rücksicht auf den Anstand hält mich davon ab, namentlich mit Bezug auf ein gewisses Organ, das seither sich völlig nnlgedreht hat, und gegen uns Gist und Galle speit, weil wir der Meinung sind, die es vor etlichen Monajen selbst noch hatte. Persiinlich bin ich bereit, das betreffende Blatt jedem der Herren zu zeigen, die Achtung vor dem hohen Hause aber, wie gesagt, verbietet mir, Citate aus demselben zu verlesen. Und nnn, meine Herren, nachdem ich das Alles Ihnen vorgesührt habe, frage ich Sie: Kann all das abgethan werden mit der Einen Erklärung: „Wir wollen diesem Ministerium kein Mißtrauensvotum geben"? Freilich, als der sehr verehrte Herr Abgeordnete für Galizien diese Rede hielt, als er davon sprach, daß die Antwort der Regier! ng ihn befriedigt habe,daß die Antwort eine „vollständig erschöpfende" gewesen sei, da kannte er noch die Rede nicht, mit welcher Seine Excellenz der Herr Fiuanzminister gestern das hohe Haus unterhalten hat. Aber besehen wir uns doch die Rede ein wenig näher! Ich frage Sie, nieine Herren: Hat Ihnen etwa die gestrige Darstellung des Herrn Finanzministers in Bezug ans die Vertheilnng seiner Devisenein-känfe bei den verschiedenen Banken imponirt? Es scheint fast so; denn im Protokoll steht: „Hört! Hört! rechts", und zwar bei der Stelle „beim Hause Rotl)-schild auf 8,803.00t) fl." Das sollte wohl bezwecken, nach anßen hin zu sagen: Die Finanzverwaltnng vertheilt Sonne und Wind gleichniaßig nach allen Seiten, wir kümmern uns nicht darnm, was der oder der sagt, wir machen mit allen gleichniäßig unsere Geschäfte: Nun, meine Herren, ich mnß.darauf zurückkommen: Jedem Einzelnen von uns ans dieser Seite desHanses ist es völlig gleichgiltig, ob Seine Excellenz der Herr Finanzminister seine Devisen bei Rothschild oder beini Greißler kauft weiln er sie nur so billig kanft, daß der Staat dabei seine Rechnung findet. In sactischer Beziehung aber muß ich doch aus das, was uns erzählt wurde, erwidern: Diese Devisengeschäfte allerdings niacht der Herr Finauzminister offenbar auch mit den anderen Banken, alle anderen Geschäfte aber macht er nur mit dieser einen Bank das ist nun Etwas, was uns voni Standpunkte des Bankgeschäftes nichts angeht, dagegen vom staatlicheil Standpunkte selir viel angeht, und was nns jederzeit angehen wird. UebrigeuS liegt die Erklärnng dafür, daß und warum der Finanzniinister die diversen Einkäufe ans verschiedene Banken vertheilt, sehr iuihe. Jni ganzen sind es '24Millivneu, die nian hier zäl)lt. Nnn, nieine Herren, die betreffende Bank bat Höheres nnd Wichtigeres zu thun als das Devisengeschäft in solchen^ Umfange zu cultiviren, hat vielleicht ailch nicht imnier lauter Wechsel bester Qualität, wie sie die Finanz-Verwaltung braucht, zur Verfügung, nnd um die handelt es sich ja vor Allem! Es ist also gar keine neue Erscheinung, die erst einer Erklärung bedürftig wäre, daß der Herr Fluauzuliuifter diese seine Ein-käusc so vertheilt, wie ein Anderer, wenn er ans den Markt geht, ob mit oder oline Toga, seinen Einkaus ebenfalls besorgt. Oder, meine Herren, hat Ihnen vielleicht das wundersame Capitel imponirt, welches Seine Excellenz der Herr Finanzniinister gestern über die Re-elame znm Besten gegeben hat? O, das war ein höchst merkwürdiges Capitel dieses Capitel über die Neclame. Die Regierung, sagte Seine Excellenz, hätte viel zu thun, wenn sie sich um Alles das kümmern wollte, was da gedruckt wird. Nun, meine Herren, ist allerdings Niemand von uus so albern, der Regieruug zuzumutheu, daß sie sich um alle solche Dinge bekümmere. In der That, der Herr Finanzminister hat andere Dinge zu thnn. Wenn wir aber im Aus lande direct neben die Türkei und Serbien gestellt, wenn die Allerhöchste Person Seiner Majestät des Kaisers und die Personen d'^er Allerhöchsten Familie Jahr ans, Jahr ein in diese Geschichten, in diese bedenklichen Anpreisungen hineingezogen werden — eine Affaire, um die wir Niemailden beneiden, der daran Theit hat — wenn in Paris im Börsenjargon immer nur geredet wird von der „Imperiale lt'^utriclio" iliid wenu man, meineHerren, aus halbvergangener Zelt eine Erfahrung gewonnen hat, wie die, welche sich für Oesterreich eoncentrirt in dem Einen Namen „Langrand", dann, glanbe ich, ist es allerdings ailch Sorge nnd Sache des Finanzministers — möge er welcher Partei immer gehören so kräftig und so klar als möglich zu dementiren denn dabei ist mehr im Spiele^ als bloß eine Bank oder etn Geschäst. Allerdings hat nun Seine Excellenz der Herr Filianzminister gestern die Euthiillung gemacht, er habe das dnrch die Preßleitnng in Paris entschieden denlentiren lassen. Die bezügliche Stelle in seiner Rede lautet „Was jedoch gewisse Stellen in irgend einem Berichte anbelangt" — ich weiß nicht in welchem Berichte, der Herr Finanzminister hat ihn nicht näher bezeichnet — „welche Seine Excellenz (Dr. Herbst) niit Recht entschieden verdammt hat, so wurde seitens der Preßleitung das Nothwendige veranlaßt, nnl sie in Frankreich ganz entschieden dementiren zn lassen. Denn in Oesterreich glaubt ohnedies Nieuiand daran." Ich frage Sie, meine Herren, ganz offen: Wir sind hier nnser über Dreihundert, wir lesen Zeitnngen und andere Dinge; ist Ihnen etlvas von einem solchen Deuienti bekannt geworden? Einem von Ihnen? Mir anch nicht. Nichtsdestoweniger mag es wahr sein. Aber ich hätte doch gewünscht, daß Seine Excellenz nicht bloß die Thatsache, sondern das Dementi selbst niitgetheilt hätte ,///// uud diesem De- nu'nti eine offieielle Sanetioii gegeben hätte dadurch, das etlva in den Spalten der „Wiener Abendpost", die ja fo Manches druckt, was ähulicheu Charakter hat, da ja die Sache anch uns ein klein wenig inter-essirt, wir haben eben iil dieser Sache die Eigenheit, neugierig zn sein, trotz dem bekannten Dictum, daß der Gebildete nicht neugierig sei. Aber, meine Herren, das Außerordentlichste an Reclanlen liat der Herr Finanzminister gestern selbst geleistet. Man tränt seinen Angen nicht, wenn man da nachliest, was nmn gestern hier gehört hat. Es scheint ja fast, als ob die Rede Seiner Excellenz von gestern daranf angelegt gewesen wäre, in einer Form, die Vieles negirt, nnl was es sich gar nicht liandelt, die viele Dinge zugibt, uin die es sich handelt, gewisse Gerilchte geradezn zn bekräftigen. Nachdem der Präsideilt der ausdrücklich erklärt 1)at: die Valutaherstellung, die Gisenbahnpolitik u. s. w. in Oesterreich sind unsere Explvitationsobjecte, sagte gestern der Finanzminister Folgendes „Die Valutaregelung und andere wichtige Angelegenheiten sind staatswirthschaftliche Fragen von großer Bedeutung. Ich frage Sie, meine Herren: Ist es nicht richtig, daß große staatswirthschaftliche Fragen bei uns zu lösen sind? Die hochverehrten Herren, die so lange diesem Hause angehören, wissen, daß die Sache sich wirklich so verhält. Es wird ge-klagt über die Tarifpolitik; daß die Subventionen der Eisenbahnen so große Summen verschlingen; daß diese Eisenbahnen nicht immer dem Bedürfnisse, namentlich des Massentransportes cutsprechen; es wird nach neuen Co mmunications-mitteln verlangt, es wird fortwährend von der Nothwendigkeit gesprochen, die Volkswirthschaft zn heben und die Valuta zu regeln. Kann unn irgend eine Regierung die Lösnng solcher staatswirthschast-licher Fragen, natürlich mit Zustimmung beider hohen Häuser, in Angriff nehmen, ohne sich früher die Frage zu stellen: Sind denn sür den vorgelegten Fall wirklich billige Capitalien zu haben? Damit ist aber nicht gesagt, daß die eine oder die andere Anstalt ein ausschließliches Privilegium, ich weiß nicht von wem, erlangt hätte. Für die Lösung so hochwichtiger Fragen — gebe Gott, daß wir bald in die Lage kommen, sie rnhig, gründlich nild fern von jeder Parteipolitik zu lösen — sind meiner Ansicht nach nicht zwei oder drei große Finanzinstitute genügend, wenn sie vorsichtig, sür den Staat vortheilhaft gelöst werden sollen." Lesen Sie, meine Herren, diesen Passus recht ausmerksam und lesen Sie dann das, was in den Pariser Journalen veröffentlicht wird, und Sie werden finden, daß jener Passus etwas verclausnlirt nur die Bestätigung dessen ist, was in Paris gesagt wurde und fortwährend gesagt wird, Meine Herren! Liest sich das nicht wie eine Bestätigung des Gerüchtes hinsichtlich der Eisen-bahnsubventionen? Denn Gerüchte durchschwirren die Lust, daß die rund 200 Millionen schuldigen Gnlden Eisenbahnsubventionen „mobilisirt" Nierden sollen — so lantet der Ausdruck — und daß ans Grund dieses Activums Obligationen seitens der Länderbank ausgegeben werden sollen! Liest sich das ferner nicht wie 'ein eue0ur!l.j;eilleut und wie eine Bestätigung dessen, was in Paris gesagt wurde in Bezug auf unsere eisenbahnpolitischen Ziele? Und da erlaube ich mir, daran zu erinnern, daß der Mann, der das gesprochen hat und sich rühmt, das Recht zn besitzen auf Exploitation der österreichischen Eisen-bahnpolitik in seiner Rede in der Generalversammlung der Union im Mai d. I. in Kezug auf seine Anschauungen, wie man als Bank bei Eisenbahnen vorgehen soll, wörtlich Folgendes gesagt hat: „.....und bei Eisenbahn«nter- nehmungen wird als Minimum stets ein Nntzen von 10 bis 12 Percent angenommen. / / Ein Unternehmer, der geschickt zn Werke geht, mnß das mindestens Heransarbeiten." Ja, meine Herren, wenn wirklich uusere Eisenbahn' Politik in die Hände konlmt, dann sind von vornherein 10 bis 12 Percent herausgearbeitet; bei der galizischen Transversalbahn freilich sollten es noch mehr Percente sein. Und die Herstellung der Valuta! Ist es denn deutbar, daß diese größte nuserer Sorgcu in Verbindung gebracht werden kann mit einen: Institute, heiße es wie immer, das aber der reine Typus des öi-t^äit MdUier-Geschäftes ist Au// mit einem Institute, dessen mit 125 Francs eingezahlte Actien 2.400 notirten von dem also nach der Pariser Usance beim Curse von 2.400 Francs ein Preis gestellt wird von 1520 Percent? Diesem Institute oder einem anderen ähnlichen sollte die Ba-lutaherstellnng in Oesterreich anvertraut werden? Meine Herren, es ist ein trauriger Trost, aber es ist immerhin ein Trost, zu wissen, daß der Herstellung der Valuta in Oesterreich inzwischen noch andere Hindernisse entgegeustehen. Ich könnte bei diesem Anlasse wieder aus Ihrem Organe, meine Herren, einen Passus citiren schlagendster Art. Ich will es nicht thnn und beschränke mich daraus, nur das zu erwähnen, was Jl)r Organ wörtlich ausgesprochen hat: „Irgend welche Theile der Staatswirthschaft mit dieser Spielergesellschaft in Verbindung zu bringen ist natürlich ganz und gar undenkbar" nicht ich habe diesen Ausdrnck „Spielergesellschast" gebraucht, er steht im „Vaterland". Ich nähere mich nunmehr dem Schlüsse. Ich begreife, meine Herren, daß Ihnen meine Rede unangenehm ist. Aui Wir, nieine Herren, ob Sie es glauben oder nicht — allein Sie verkehren doch mit uns das ganze Jahr hindurch und könnten mit uns gar nicht persönlich verkehren, wenn Sie das nicht glauben würden — wir sind Niemandes Anwälte, als unseres Staates! Wir warnen, bevor es zu spät ist, nachdem Sie uns gewarnt haben, als es zu spät war. Das allein ist der llnterschied zwischen sriiher und jetzt. Sic nennen den Krach vom Jahre 1873 unsern Krach; warten Sie es ab, meine Herren, auch Ihr Krach wird kommen so sicher wie der andere gekommen ist, und alle Vorsehungen der Welt, die in Paris gelegentlich angeruftn werden, werden ihn nicht aufhalten. Schon herrscht bei jeder Terminliquidation auf der Pariser Börse ein Zähneklappern, das sich durch ganz Europa verbreitet. Das Debacle ist unver-nleidlich, nnd wenn der Mantel fällt, so muß der Herzog nach. //«e Auch das ist eine von den sranzöschen Usancen. Lesen Sie doch aus dem früher citirten Mir ab eau, das Vorgehen des Caba-rns und die des Abbe d'Espagnaque, der die Ausgabe der neuen, jungen Actien der ^onvoUe tie« insceuirte, und Sie werden finden, daß es in der That nichts Neues unter der Sonne gibt -— die Folge von damals war: 178.Z! Daran zu mahnen wird vielleicht nicht ganz überstüssig sein in dem Augenblicke, wo die Reclame so weit geht, daß die hervorragendsten Männer unserer Negierung der eiue mit Richelieu, der andere mit Eolbert verglicheu lverden. Gewiß, nnsere Regierung, unser Finanzminister spe-ciell, kümtticrt sich um derlei Reclamen nicht, er hat uns dessen gestern selbst versichert! Vielleicht bezweifelt er selbst mit uns, daß die große Geschichte diese Parallele ratificiren. Seine Excellenz den Grafen Taaffe uilsereu Richelieu, Seine Excellenz Dr. v. Dnnajewski den österreichischen Colbert nennen werde. Wohlaber besorge ich einAnderes: In der inneren Geschichte Oesterreichs wird dieses Mini-sterinnl, so fürchte ich, nur einen Namen fül)ren — und das ist auch eine Parallele — den Namen: Mi-nifterinm Dnnajewski-Länderbank genannt Taaffe. Uild nun, meine Herren, Votiren Sie! von ske/' Aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei.