1KWNS2 ßerausgegeben vom IMFionshaus Graz, Paulusforgalie 10. Preis ganzjährig: Österreich L S, Deutschland S Soldmark, Nahen 8 hire, Tschechoslowakei 10 SK, Zugossawien 24 Dinar, Ungarn 3 Pengö, Schweiz 1 Franken, Hmerika 2 Soldmaik. Der Beilige Vafer Pius XI. hat .der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige messen gelesen. IM Empfehlung der hochwürdigften Oberhirten von Brixen, Brünn, Graz, sieifmerifz, hinz, Olmüfo, marburg, Grient, Griefs und Wien. Best 1 Sänner 1928. XXXI. Jahrgang. ff besuch des iiod)rvdgft. Mpofto Hfd)en ÄDelegaten m der präfektur Eiydenburg. (Nach Berichten aus unserer Mission.) N\ iv ^ Wer ein klein wenig Einblick Hat in die sozialen Verhältnisse der an Bodenschätzen so reichen südafrikanischen Länder, der weiß, daß in diesen gesegneten Gebieten gar viel Elend unb Not herrscht, viel Haß und Verbitterung, und er muß auch zugeben, daß die Herrschsucht und Habgier der Weißen und die Angst vor der Überzahl der Schwarzen die Hauptschuld daran tragen. Wie gewöhnlich muß der arme, ungebildete Wilde es entgelten, und das versetzt ihn mit der Zeit in einen Zustand des Mißtrauens, ja der Rachsucht seinen Machthabern gegenüber, und, da er oft nicht unterscheidet zwischen Gerechtigkeit und Nation, hält er vielfach den „Weißen" überhaupt für seinen Feind und sucht sich von ihm möglichst fernzuhalten. Gerade die Behandlung durch die Weißen hat diese harmlosen Wilden zu manchmal ganz erbitterten Gegnern derselben gemacht und unruhige Elemente nützen das ans, um auch unter diese Kinder der Natur den Schlachtruf vom Rassenkampf und Fremdenhaß hineinzutragen. Umgekehrt ist es aber rührend und staunenswert, wie diese armen Bedrückten aufatmen und in freudige Begeisterung ausbrechen, wenn sie sehen, daß ein „Weißer" auch für sie Interesse und Herz zeigt. Dies erfahren unsere Missionäre vielfach, besonders aber zeigte es sich anläßlich des Besuches des Hochwürdigsten Herrn Erzbischofs Bernard Jordan Gijlswijk, Apostolischen Delegaten für Südafrika, September-Oktober 1927. Vor ungefähr vier Jahren zum Apostolischen Delegaten auserkoren, widmet sich der Hochwürdigste Herr mit allem Eifer der Sorge für sein ungeheures Gebiet, das 18 Missionssprengel umfaßt. Mitte September war Hoch-derselbe im benachbarten Swaziland, Ende September sollten wir ihn in unserer Mitte begrüßen. Am 29. war feierlicher Empfang in Lydenburg durch unsern Hochwürdigsten Herrn 1 Apostolischen Präfekten P. Alois Mohn, einige Patres und viele Katholiken der Stadt. Da für den folgenden Tag in Lydenburg offizieller festlicher Empfang festgesetzt war, fahr der hohe Gast nach dem Frühstück in unsere Hauptstation „Maria-Trost" (ungefähr 5 Kilometer von Lydenburg), wo seiner ein herzlicher Empfang tretet und Gesandter in ihrer Mitte weile. Nach dem feierlichen Segen begaben sich die Kinder zur Schule, wo sie den Hochwürdigsten Herrn als ihren obersten Lehrer begrüßen wollten. Eine Lehrerin hielt eine gelungene Ansprache und die Kinder versprachen Gehorsam und Unterwürfigkeit gegen den Heiligen Vater. Erzbischof Bernard Jordan Gijlswijk, Apostolischer Delegar für Südafrika. (Phot. v. P. Beruh. Zorn.) harrte: Das ganze Missionspersonal, die Schulkinder, die Katholiken und sogar manche Nichtkatholiken hatten sich eingefunden und zogen beim Klange unserer neuen Glocke und unter Absingen frommer Lieder in feierlicher Prozession zur Kirche. Dortselbst wies in einigen herzlichen Worten ein Missionär hin auf Zweck und Bedeutung des hohen Besuches und forderte die Gläubigen zu kindlicher Ergebenheit gegen den Heiligen Stuhl auf, dessen besonderer Ver- Den übrigen Teil des Tages hatten die Patres das Glück, den Hochwürdigsten Herrn ganz für sich zu haben. Selber ein Ordensmann (Dominikaner), war er voll Herablassung und Güte, als ob er einer von uns wäre, und das erbaute und erfreute ungemein. Noch viel mehr aber machte die Leutseligkeit des hohen Gastes auf die Schwarzen Eindruck: Es war ihnen etwas so Ungewohntes, daß ein hoher, weißer Würdenträger so herablassend und herz- lich mit ihnen verkehrte, daß sie es kaum begreifen konnten. Der anfänglichen Überraschung folgte aber bald unbegrenzter Jubel und Kundgebungen des kindlichsten Vertrauens. Auch auf den Außenschulen, die der hohe Herr trotz seiner Ermüdung besuchte, war dieselbe Wirkung zu sehen, und sie hielt auch an, nachdem der Hochwürdigste Herr schon längst von uns geschieden war. P. Zorn schreibt z. B.: „Was ich vorher kaum mit vielen Predigten und Unterweisungen zustandebringen konnte, erreiche ich jetzt oft leicht, wenn ich nur sage: Euer und unser aller Baba omkulu (so hatten sie ihn genannt) hat auch so gesagt, er wünscht es von euch, und wenn ihr ihn liebt, müßt ihr ihm gehorchen; er kann ja nicht immer bei euch sein, aber wir Priester lehren euch in seinem Namen und Auftrag." Am Abend des 30. September war feierlicher Empfang durch die Behörden in Lyden-burg; die Zöglinge des Konventes der Loretto-schwestern führten ein Theaterstück auf, dessen Inhalt Seine Exzellenz zum Anlaß nahm, zum treuen, unverbrüchlichen Festhalten am heiligen Glauben aufzumuntern. Hierauf erfolgte die offizielle Begrüßung durch den Apostolischen Präfekten und die weltliche Behörde; in der Erwiderung dankte Seine Exzellenz für die große Hochachtung, die ihm als Vertreter des Heiligen Vaters so allgemein zuteil werde, und forderte auf, auch in Hinkunft diese große Treue an den Heiligen Stuhl zu bewahren. Auch hier war der Eindruck, den der hohe Herr machte, außerordentlich günstig. Der kommende Tag wurde zum Besuch der Station „Pilgrimsrast" benutzt, und am Tage darauf spendete der Hochwürdigste Herr unter Assistenz in Lyden-burg die heilige Firmung, worauf er wieder nach „Maria-Trost" zurückfuhr, wo die schwarzen Christen aufs neue einen Beweis seines besonderen Wohlwollens erhielten. Nach dem assistierten feierlichen Hochamt mußten die Kinder alle Zululieder, die sie bei seiner Ankunft gesungen, wiederholen; nach dem Segen forderte dann der „baba“ zum tapferen Ausharren in der Treue gegen die Missionäre und den Heiligen Stuhl auf und bat auch um ihre Missionshilfe, besonders durch gutes Beispiel. Nach dem pästlichen Segen und Tedeum (in der Zulusprache) reiste dann Seine Exzellenz nach Witbank, um auch die dortige Eingebornen-schule zu besuchen. Obwohl Ferienzeit und Werktag war, also gewiß eine sehr ungünstige Gelegenheit, weil viele Kinder schon auf dem Lande und auch die Erwachsenen durch ihre Dienstpflicht als Minenarbeiter verhindert waren zu erscheinen, so war doch die Schule festlich geschmückt und bis auf den letzten Platz gefüllt ; an die 70 Personen mit zwei Lehrern hatten sich eingefunden. Zuerst konnte man scheue Zurückhaltung und gespannte Erwartung auf allen Gesichtern lesen. Als aber der Apostolische Delegat in seiner herzgewinnenden, freundlichen Weise auftrat und mit den einzelnen redete, da mußte diese Stimmung bald einer lauten Begeisterung und ungemessenem Jubel weichen, so unfaßbar war es diesen guten Leuten, die eine ganz andere Behandlung von Seite ihrer weißen Vorgesetzten gewohnt waren. Wie im Traume verflogen den Beglückten die Stunden, und als es scheiden hieß, folgte alles jubelnd dem Auto, das den liebenswürdigen Herrn entführte, und noch lang war seine Liebenswürdigkeit und Herablassung in aller Munde. Gerade daß der Hochwürdigste Herr so großes Interesse für die arme, bedrückte schwarze Bevölkerung gezeigt hatte, hatte einen ungemeinen Eindruck hinterlassen; sie sah, daß nicht nur der einfache Missionär, sondern auch die höheren kirchlichen Stellen ein Herz für die schwarze Rasse habe, und gar manche fühlten sich durch dieses. Bewußtsein beglückt und angetrieben, auch fernerhin einer solchen Kirche treu zu bleiben und inmitten all der Schwierigkeiten standhaft auszuharren; es war aber auch für viele heidnische und andersgläubige Teilnehmer ein mächtiger Antrieb, dem ausstrebenden katholischen Glauben mehr Interesse entgegenzubringen. 1* Darum rufen auch die Missionare, denen dieser Besuch nach den Beschwerden und Mühen der aufreibenden Missionsarbeit gar viel Trost und Freude gebracht, dem scheidenden Kirchen-sürsten ein inniges „Vergelts Gott tausendmal!" für all die Freude und den Jubel, den er in ihre Mitte gebracht, zu, und wünschen herzlich, daß Gott der Herr ihn noch lange erhalten möge, zum Wohle der Mission und zur Bekehrung der armen Schwarzen. Und wenn auch am 4. Oktober Seine Exzellenz wieder abreisen mußte, so bleibt doch das Andenken an den Apostolischen Delegaten ein Segen, und es wird, so hoffen wir zuversichtlich, auch reiche Früchte bringen. Das walte Gott! Der Hochwdgst. Apostol. Delegat im Kreise unserer Missionäre auf der Station „Maria-Trost." (Phot. v. P. Bernh. Zorn.) fr ..-— ..—---------------------^ Grief des FiodPjrvdgft Apostel, präfekten, Msgr. N)ohn, F. S. C„ an die 8d)riftleitung des „Stern der Neger". w — --------------jj Die verschiedenen Wanderungen, die meine jetzige Stellung mit sich bringt, haben mich noch nie recht dazukommen lassen, ausführlicher an Sie zu schreiben. Sie werden vielleicht schmunzelnd denken: Wenn da nur nicht auch ein Stück Schreibfaulheit mit eine Rolle spielt! Gewiß nicht! Ich kann Sie versichern, daß diese Krankheit so ziemlich geheilt ist. Denken Sie sich nur in meine Lage! Wenn zu all der Arbeit, mit der ich reichlich versehen bin, noch so als Zugabe ein Stoß Briefe gelegt wird, die alle beantwortet sein wollen und auch beantwortet werden, zumal viele davon von lieben Bekannten und Wohltätern herstammen, so muß die Schreibfaulheit notgedrungen weichen. Aber trotz aller Arbeit bleibt nun auch noch etwas Zeit für Sie. Als ich 1923 von Zentralafrika nach Europa zurückberufen wurde, während meine lieben Sudanesen nach Transvaal hinüberfuhren, dachte ich mir im stillen: „Die Pforten des Paradieses werden sich hoffentlich auch noch einmal für dich öffnen!" Daß sie sich aber so eigenartig und so schnell öffnen würden, daran dachte ich doch nicht. Ein Paradies habe ich hier nun zwar nicht gefunden, aber immerhin ist Mutter Natur hier doch viel herrlicher ausgestattet als im öden Sudan. Die 31 Tage von Hamburg nach Durban waren eintönig und. langweilig. Um so reichlicher wurden wir entschädigt, als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Schon die Fahrt von Durban nach Pinetown war entzückend. Wiederholt sagte ich zu meinem Gegenüber: „Schauen Sie durchs Fenster und ergötzen Sie sich an der schönen, grünen .Steiermark"." Dieses schöne Ländchen mit seinen buckeligen, bewaldeten Bergen und Höhen, mit seinen grünen Fluren, es lag in seinem schönen grünen Kleide vor uns. Doch das liebliche Bild änderte sich, je weiter wir ins Innere hineinkamen, wenn es auch nicht so trostlos wurde wie im Sudan. Nach ungefähr 30stündiger Fahrt langten wir in Wit-bank an, von unseren Mitbrüdern aufs herzlichste empfangen. Da die guten Lydenburger erfahren hatten, daß ich schon in Witbank sei, fiel es ihnen schwer, ihre Neugierde zu bezähmen. Zweimal telephonierten sie nach Witbank: „Wann kommt er endlich?" So konnte ich mich nur drei Tage dort aufhalten. Diese kurze Zeit benutzte ich, um mir einen kleinen Einblick in die dortige Lage zu verschaffen. Hochw. Pater Angerer, der mit der Seelsorge unserer schwarzen Schäflein betraut ist und sich mit wahrem Opfermute für seine Schützlinge einsetzt, führte mich in die zwei Eingebornen-viertel, die sogenannten Locations. Ich stieg vom Rade und langsam die Hauptstraße hinschreitend musterte ich alles genau. Pater Angerer machte mich auf die verschiedenen Schulen, die zugleich auch als Kirchen dienen, aufmerksam und meinte, ich solle sie einmal zählen. Ich zählte und zählte sage und schreibe: acht verschiedene Schulen, also ebensoviele verschiedene protestantische Sekten! Das war ein schmerzlicher Anblick! Wir waren gerade zur rechten Zeit gekommen, die lieben kleinen schwarzen Krausköpfe marschierten soeben im Gänsemarsch in die einzelnen Schulen. Ein Gefühl der Wehmut befiel mich, als ich die armen Geschöpfe sah und dachte, wie sie dort mit dem Gifte der Irrlehre gespeist würden. Armes Volk, wie wirst du betrogen und moralisch zugrunde gerichtet! Wie Sie aus anderen Berichten wissen, ist hier das Sektenunwesen ein ganz fürchterliches. Ein Schwarm von protestantischen Sekten hat die Eingebornen bearbeitet, lange bevor die katholische Kirche unter ihnen zu wirken begann. Was nicht heidnisch ist — und Heiden sind verhältnismäßig nicht mehr viele — gehört irgendeiner Sekte an. Durch sein Auftreten in so verschiedenen Lehren übt der Protestantismus einen geradezu verheerenden Einfluß auf die sonst religiös veranlagte Bevölkerung aus. Die armen Schwarzen wissen vor lauter Kirchen selbst nicht mehr, was und wem sie glauben sollen. Daher erscheint vielen auch unsere katholische Kirche, die sie vor ein paar Jahren noch gar nicht gekannt haben, auch nur als eine der vielen Sekten. Ebenso traurig sieht es mit dem religiösen Unterricht in Kirche und Schule aus. Dieser ist derartig oberflächlich und die Sittenlehre derartig seicht, daß nicht wenige unter dem Namen „Christen" ruhig als Heiden weiterleben, ohne von jemand darin behelligt zu werden. „Wenn wir nur unsere Kirchensteuer zahlen, dann ist alles in Ordnung!" äußerte sich neulich eine Negerin, die einer solchen Sekte angehört. Was das Traurigste ist: es handelt sich dabei nicht nur um europäische Sekten, sondern auch die Schwarzen haben schon angefangen, auf eigene Faust Sekten zu bilden. Die Schamröte steigt einem ins Gesicht, wenn man diese schwarzen „Ministers" oder Pastoren sieht, wie sie mit Kollar und schwarzem Frack einherstolzieren, dabei aber ein Leben führen, das für jedes Christentum eine Schmach und Schande ist. Um mir diese traurige Lage noch deutlicher zu schildern, schrieb mir P. Angerer später: „Ich habe schon lange die Idee im Kopfe herumgetragen, daß eine Boarding-School (Internat) hier eine dringende Notwendigkeit sei. Der Gedanke schien aber, was Ausführung betrifft, so in die Ferne gerückt, daß ich nicht weiter darauf achtete, bis mir die moralische Lage Eine mehr anständige Familie, die vier Kinder in unserer Schule hatte, ist schon fortgezogen, wie es heißt, aus obigem Grunde. Andere, scheint es, wollen folgen. Vor kurzem kam- ein einfacher, aber verständiger Farniarbeiter von Middelburg, 20 Meilen von Witbank, seinen 15jährigen Sohn unserer Schule zu übergeben, der Kinder der Location dieser Tage ihn so lebhaft in mir aufweckte, daß ich Ihnen darüber schreiben zu müssen glaube. Die Leute müssen einem erbarmen, wenn man sie klagen hört, daß ein Sauleben (Verzeihung!), wie es in dem Schmutz der Locations in Erscheinung tritt, für sie selbst unerträglich und für ihre Kinder verderblich sei. Sie sagen, man treibe es beständig, besonders aber nach den Trinkgelagen am Samstag und Sonntag abends und die Nacht hindurch so abscheulich, daß es die Teufel nicht schlimmer treiben könnten. konnte sich aber, da er seine Hoffnung auf passende Wohnung bei uns ■— er dachte an etwas wie Internat — vereitelt sah, nicht entschließen, ihn in der Location unter dem Gesindel wohnen zu lassen, nachdem derselbe in der reineren Farmluft aufgewachsen war. Verschiedene Leute erklärten, sie würden mit Freuden ihre Kinder zu uns bringen, wenn sie unter Leitung vor Schwestern wohnen könnten. Um ihre Kinder vor dem Lasterelend in dieser berüchtigten Umgebung zu retten, stehen ihnen nur zwei Wege offen; entweder sie mit sich Stern der Neger 7 Heft 1 zu den Ihrigen auf eine entlegene Farm zu nehmen — wo sie wieder dem Protestantismus verfallen — oder sie in ein katholisches Internat zu schicken. Leider ist hier kein Zufluchtsort für sie. Der Anblick dieser Lage ist schmerzlich!" Das Babylon von Irrlehren hinter uns lassend, schritten wir weiter und kamen außerhalb der Location zu unserer Schule. Auf einsamem Platze steht sie da, still und friedlich, abgesondert vom verpestenden Gifte der Irrlehren. Hier fand ich unsere kleine auserlesene die katholische Kirche in einem besseren Lichte erscheinen lassen als die anderen Kirchen und Schulen. Das beste Mittel wäre freilich eine größer angelegte Eingebornenstation. Doch wie machen? Unsere ohnehin schwindsüchtige Missionskasse, die auch noch für viele andere Bedürfnisse der Mission an verschiedenen Orten aufkommen soll, kann so etwas nicht leisten. Eine Abhilfe für diese dringende Notwendigkeit wird wohl noch lange ein frommer Wunsch bleiben müssen. Ein menschenunwürdiges Leben Zulufrauen auf dem Heimwege von der Ernte. (Phot. v. P. Fischer.) Schar unter dem Schutze einer braven, schwarzen Lehrerin, die uns von den Mariann-hiller Patres eigens für diesen schwierigen Posten überlassen wurde. Welch schweren Standpunkt die Lehrerin hat, ist leicht erklärlich. Was die Kinder in der Schule lernen, wird ihnen zu Hause durch schlechte Sitten und Gebräuche wiederum aus dem Herzen gerissen. Um hier segensreich wirken zu können, vor allem, um die armen kleinen Schwarzen aus dem Sumpfe der Verkommenheit herauszureißen, wäre eine von Schwestern geleitete Schule mit Internat eine dringende Notwendigkeit. Eine solche Schule würde durch ihren mnstergiltigen Unterricht, vor allem aber durch die gute christliche Erziehung der Kinder armer schwarzer Geschöpfe mitansehen zu müssen, hergekommen zu sein, um zu helfen und nicht helfen können, ist eine harte, schwere Lebensaufgabe. Um so mehr erfreut war ich, als ich Lyden-burger Boden betrat und erfuhr, wie die braven Katholiken — es sind meist Irländer — unseren Missionären geholfen, welche Opfer sie für unsere Mission gebracht haben. Jetzt sind sie daran, auf eigene Kosten ein neues Haus für den Präfekten zu bauen. Geradezu überrascht war ich, als ich in „Maria-Trost" landete und allmählig Einblick bekam, was unsere Missionäre in den drei Jahren geleistet haben. Zu meiner großen Freude' fand ich bereits drei Schulen für die Eingebornen vor. Opfer und Enttäuschungen der drei mühevollen Jahre waren freilich nicht gering. Das Schicksal der einen Schule ist Ihnen ja bekannt. Hochw. P. Zorn hatte sie mit Hilfe der Schwarzen selbst gebaut. Zweieinhalb Monate schwerer Arbeit hatte sie gekostet. An einem Sonntag sollte sie dann feierlich eingeweiht werden, aber in der vorhergehenden Nacht wurde sie von ruchloser Hand niedergebrannt. Was so viel Arbeit und Schweiß und so viel Geld gekostet hatte, war mit einem Schlage vernichtet. Die Stimmung des guten Pater Zorn können Sie sich vorstellen. Unsere Feinde dachten zwar, mit der Niederbrennung der Schule dieser selbst den Todesstoß zu versetzen, aber da hatten sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Schon am nächsten Montag, d. h. am Tage nach dem Brande, wurde mit dem Wiederaufbau begonnen: zum größten Staunen und noch größerem Arger unserer Feinde. Freilich, die schwersten Folgen einer so unangenehmen Überraschung fühlte die arme Missionskasse. Da die Schule als einzige katholische inmitten fanatischer Buren gelegen, die Wiederholung eines solch feindlichen Aktes daher zu befürchten war, wollten wir sie zum besseren Schutze gegen Feuersgefahr mit Wellblech decken, was eine Mehrauslage von zirka 1200 Mark bedeutete. Arme Missionskasse, was für Freuden erlebst du bei deinem traurigen Gesundheitszustände! Trotz aller Enttäuschungen lassen wir aber den Mut nicht sinken. Unser Vertrauen auf den lieben Herrgott und die Hilfe unserer Missions-sreunde ist und bleibt fest genug. Ich bin überzeugt, wenn Sie unsere Notlage unseren lieben Freunden mitteilen, wird sich so manches Wohltäterherz auftun und uns zu Hilfe kommen. Ich hoffe, Sie werden mit diesen mehr als bloß „ein paar Zeilen" für heute zufrieden fein. Indem ich Ihnen und all unseren lieben Freunden Gottes reichsten Schutz und Segen wünsche, verbleibe ich Ihr ergebenster P. Alois Mohn, F. 8. C. H Erinnerungen an Präsident Krüger.*) A ■ ..—.. .................—........ -J Während seiner Knabenjahre begleitete der junge Paul seine Eltern auf dem großen „Trek", dem Zuge der Buren aus dem Kaplande nach Nordosten. Trotz der Beschwerden der Wanderschaft plagte sein Vater sich manche Stunde ab, die bescheidene Schreibfertigkeit seiner plumpen Finger den nicht weniger plumpen Fingern seines Sprößlings beizubringen. Die Bibel diente als Fibel und einziges Lesebuch; aus ihr hatte Paul täglich abzuschreiben und darin zu lesen. Später genoß er ganze drei Monate lang richtigen Schulunterricht bei einem Lehrer; dieser war sehr streng, und der junge Krüger hielt sich für glücklich, wenn er einen Tag ohne Prügel durchkam. Im Alter von 15 Jahren hatte Krüger seine erste Begegnung mit einem Löwen. Er befand sich in Gesellschaft von drei Männern. Kaum hatte das Raubtier die Jäger erblickt, als es auf sie zuhielt. Diese stiegen von den Pferden und verteilten sich schußbereit. Der Löwe ging geradewegs auf den jungen Paul zu, der mit angeschlagenem Gewehr hinter den Pferden kniete. Das Raubtier machte einen letzten, gewaltigen Satz, als Krüger feuerte, während es noch in der Luft war, und er tötete es auf einen Schuß. Ein neugieriges Mitglied der Jagdgesellschaft kniete bei der Beute nieder, um die großen, im Tode bloßgelegtcu Fangzähne des Löwen zu messen. Währenddessen sprang der junge Krüger in übermütiger Freude über sein Jagdglück dem toten Raubtier auf den Bauch. Dadurch wurde die in der Lunge verbliebene Luft durch die Kehle hinausgetrieben *) Paul Krüger (1825—1904), seit 1883 Präsident der Südafrikanischen Republik. und versetzte ein letztes Mal die Stimmbänder in Tätigkeit zu donnerndem Gebrüll. Der Zähnemesser geriet durch das urplötzlich zwischen den grimmigen Fängen hervorbrechende Gebrüll in tödlichen Schrecken, da er nicht anders denken konnte, als daß der Löwe noch am Leben sei. Krügers Siegestanz hätte diesem bald Prügel eingebracht, wenn die anderen zwei Männer den Gebißkenner nicht besänftigt hätten. Als junger Mann hat Krüger einst auf drollige Weise einen „Bürger" von Selbstmordgedanken geheilt. stand endlich auf, ging dicht an seinen Schützling heran und fragte ihn flüsternd: „Willst du dir wirklich den Hals abschneiden?" „Natürlich, Paulchen", klagte „Mal Jan" mit Tränen in den Augen, „die Welt ist doch zu schwer für mich". — „Nun, dann warte", und Krüger stapfte hinaus, indes der Lebensüberdrüssige ihm unruhig nachblickte. Bald kehrte Krüger zurück. Er stand still und warf vorsichtige Blicke um sich, als ob er sich vergewissern wolle, daß niemand in der Nähe fei. „Mal Jan" wurde immer unruhiger. Auf Zulufrauen und -mädchen decken das Dach ihrer Hütte mit Stroh. (Phot, v P. Fischer.) Unter der Mannschaft eines Burenkommandos während eines der Kaffernkriege befand sich ein gewisser „Mal Jan" (Verrückter Hans), der sich diesen Spitznamen durch seine anhaltende Traurigkeit sowie dadurch erworben hatte, daß er den ganzen Tag von nichts als „Halsab-schneiden" sprach. Da der Kommandant befürchtete, der schwermütige Krieger werde seine Drohung ausführen, so ordnete er an, daß jeden Abend ein Bürger bei ihm Wache stehe. Als die Reihe, Wache zu halten, an Krüger kam, ging er zu „Mal Jan", ohne ein Wort zu sagen. Dieser begann sein gewöhnliches Trauerlied vom „Halsabschneiden", ohne daß Krüger ihm mit einer Silbe antwortete. Der Selbstmordanwärter sah seine schweigende Wache verwundert und ein wenig ängstlich an. Krüger einmal blinkte ein offenes Rasiermesser in Krügers Hand auf. „Da", flüsterte er dem erschrockenen Helden zu, „schneide dir nun schnell die Kehle ab!" „Mal Jan" blickte voll Todesangst umher; „Aber Paulchen —" — „Schneide, Manu, schneide", siel der andere ihm barsch in die Rede, „benutze die gute Gelegenheit; schneide dir den ganzen Hals ab!" „Ach, Paulchen," heulte „Mal Jan" in herzzerreißender Angst, „ich fürchte, daß mich das sehr verwundet. Es ist doch so —" — „Ja, du Schlingel, nun bist du geheilt, he!" rief Krüger, während er zur Peitsche griff und damit den „Lebensmüden" bearbeitete, daß es schallte. Nie wieder hat das Kommando vom beabsichtigten „Halsabschneiden" „Mal Jans" gehört. Während einer Elefantenjagd ereignete es sich, daß einer der Dickhäuter schnurstracks auf Krüger zulief, der gerade vom Pferde gestiegen war. Ohne Zeit zu - verlieren, suchte dieser natürlich sein Heil in der Flucht, ließ jedoch die Flinte nicht ans der Hand. Der Elefant folgte ihm trompetend dicht auf den Fersen. Sein großer, vorgestreckter Rüffel schien den Füßen des Verfolgten Federkraft zu verleihen, und er gewann allmählich einen kleinen Vorsprung. Auch die schwarzen Diener der Jagdgesellschaft gaben Fersengeld und befanden sich in einiger Entfernung vor Krüger. Seine Absicht war, den langsamsten Schwarzen zu überholen und dann das Ungetüm mit dem Gewehre niederzustrecken. Bevor es aber dazukam, wurde das Tier des Jagens überdrüssig und stand stille. Krüger überkam der Zorn, daß er zur Flucht genötigt gewesen, und er begann nun seinerseits den Elefanten zu verfolgen. Der Unfall eines andern Mitgliedes der Gesellschaft lenkte indes seine Aufmerksamkeit ab, so daß er das Tier aus dem Auge verlor. Dafür erlegte er mehrere andere Elefanten der Herde. (Schluß folgt.) ö O 0 Umschau □ Nom. Am 30. Oktober, dem Königsfeste Christi, hat der Heilige Vater dem japanischen Priester Januarius Hayasaka im Petersdome die Bischofsweihe erteilt. Msgr. Hayasaka ist | der erste einheimische Bischof Japans. Die ihm anvertraute Diözese Nagasaki zählt rund 50.000 Katholiken. Neben verschiedenen Schwesterngenossenschaften, die dort in Schule und Wohlfahrtspflege tätig sind, verdient besondere Erwähnung das Wirken der Maristen-Schulbrüder, die ein Kolleg mit 800 Schülern unterhalten. Da der neue Bischof hervorragende Fähigkeiten' und echte Liebenswürdigkeit besitzt, erhoffen viele, daß durch seine Vermittlung verschiedene Wünsche der Katholiken seitens des Staates endlich erfüllt werden. — Laut Pressemeldungen äußerte der japanische Ministerpräsident Tanata gegenüber dem Apostolischen Delegaten Msgr. Giardini die Absicht, demnächst im Parlament die Errichtung einer Gesandtschaft beim Heiligen Stuhl zu beantragen. Bereits 1923 hatte die Regierung eine solche Vorlage eingebracht. Der Plan wurde jedoch durch die Quertreibereien der Buddhisten vereitelt. Inzwischen haben sich die Aussichten gebessert. Asien. Einen schönen Beweis kindlicher Anhänglichkeit an ihren Oberhirten haben zu Anfang des Vorjahres die Katholiken des Vi- kariates Ningpo in China gegeben. Ihr langjähriger Bischof Paul Raynaud war in Europa gestorben. Die Katholiken des Vikariates ließen nun auf ihre Kosten den Leichnam nach China bringen und setzten ihn unter großen Feierlichkeiten in der Kathedrale von Ningpo bei. — Die Weihe des neuen Apostolischen Vikars Andreas Deföbre, eines Franzosen, wurde von Bischof Hug, einem der sechs in Rom geweihten chinesischen Bischöfe, vollzogen. In Korea bestanden bisher die Vikariate Seoul, Triku und Wonsam. Die beiden erstgenannten Gebiete wurden bisher vom Pariser Missionsseminar versehen. Das Vikariat Wonsam verwalten die Benediktiner von St, Ottilien in Bayern. Nun hat der Heilige Stuhl vom Vikariate Seoul die Präfektur Hyengyang abgetrennt und sie der amerikanischen Welt-priester-Missionsgesellschast von Maryknoll übertragen. Nach dem letzten Ausweis zählte Gesamtkorea unter 15 Millionen Einwohnern 98.923 Katholiken, denen sich 80 europäische und 41 einheimische Priester widmen. Im Jahre 1925 wurden 2243 Erwachsene und 4162 Kinder getauft. Dazu kamen noch 144 Nottaufen an Erwachsene und 3641 Nottaufen an Kinder. Die Zahl der Priestertumskandidaten beläuft sich auf 224. „Margarete" (Katechumene von „Maria-Trost"). (Phot. y. P. Beruh. Zorn.) finden sich 53, im Knabenseminar 112 Zöglinge. Die Gesamtzahl der einheimischen Priester im zentralafrikanischen Missionsgebiet der Weißen Väter beträgt jetzt 62. In fast allen besser südafrikanischen Sprengel unter Leitung der Oblatenpatres eröffnet. Das eigentliche Kleine Seminar für ganz Südafrika steht unter der Leitung der Missionare von Mariannhill. Heft 1 Stern der Neger Afrika. Die Zahl der Negerpriester wächst in hoffnungsvoller Weise von Jahr zu Jahr. Uganda weist bereits 26 einheimische Priester auf. Im Priesterseminar zu Villa-Maria be- entwickelten Missionen Afrikas erstehen Seminare zur Heranbildung eines eingeborenen Klerus. So wurde kürzlich in Roma, der Hauptstadt des Basutolandes, ein Regionalseminar für alle £>er Seist des Schreckens. Eine Erzählung aus Mittelkamerun von P. Johannes Emonts, S. C. J.*) Am steilen Abhange des Kantschiberges saß ein Missionär und wischte sich den Schweiß von dem mit schwarzem Barte umrahmten. Gesichte. Er schien müde und abgespannt zu sein, denn stundenlang hatte er sich den Weg dwch das mächtige und mannshohe Elefantengras gebahnt und war in dem weglosen Ge-birgslande ans- und abgeklettert. Aber nicht nur körperliche Müdigkeit ließ ihn hier eine kleine Pause machen. Eine gewisse Erregtheit sprach aus seinen Bewegungen, und ein seiner Beobachter hätte auch aus seinen Zügen von bangen Sorgen gelesen. Schwere Gedanken mußten sich in seinem Kopfe wälzen, denn seine Augen schweiften nicht wie sonst mit hellen Blicken über die nahe und ferne Gotteswelt, sondern verbohrten sich wie auf einen Punkt zu seinen Füßen. Er mußte allein sein mit diesen Gedanken, und deshalb war er seiner Begleitung vorausgeeilt. Mehrmals schüttelte er bedenklich den Kopf, sprach leise Worte oder schlug aus innerer Erregung mit dem Stocke die Gräser nieder, die in seiner Nähe standen. „Ei was! Es wird sich schon machen!" rief er nun ziemlich laut und seine Blicke schweiften hell und wohlgemut in die Ferne jenseits des Berges. „Es wird sich schon machen!" Das war immer in schwierigen Lagen der Ausdruck seines Gottvertrauens und seiner optimistischen Seelenverfassung. Nun schaute er nach rechts, wo das Geräusch des Grases und halblautes Gemurmel das Nahen seiner Leute verkündete und schon tauchten die schweißtriefenden Gesichter aus dem hohen Grase hervor. Die Träger legten in einiger Entfernung die Kisten nieder, um sich nach dem angestrengten Marsche etwas zu verschnaufen. Nur die Hälfte des Weges hatten sie hinter sich und es galt für die letzte Hälfte über den Berg neue Kräfte zu sammeln. P. Wildhof gönnte ihnen gern die wohlverdiente Pause. Er wußte, daß die heutige Reise ihnen doppelt schwer wurde und sie den Weg zu den Kantschi mit schwerem Herzen angetreten hatten. Schon wollte er sich erheben und ihnen einige freundliche und ermunternde Worte sagen, als sein Boy auf ihn zutrat und sagte: „Pater, die Träger lassen dich bitten, doch lieber nicht zu den Kantschi zu gehen. Sie fürchten, dort getötet zu werden. Überall wollen sie dich begleiten, nur nicht zum Kantschistamme." — „Ist es denn dort wirklich so gefährlich?" fragte der Pater erstaunt. „Ja, es ist sehr gefährlich, glaube mir." — „Auch du fürchtest dich hinzugehen. Sprich freiheraus!"— „Gerne gehe ich nicht hin. Nur, weil ich dein Boy bin, will ich dich nicht verlassen. Ich muß doch für dich sorgen und gelegentlich auch Leid und Not mit dir teilen!" — „Deine Worte, Kati, erfreuen mein Herz. Ich weiß, daß du mir treu bist. Aber deine Angst ist wirklich unbegründet. Du brauchst dich nicht zu fürchten, da ich dich beschützen werde." — „Das bezweifle ich nicht. Aber du weißt eben nicht, was dir bei den Kantschi bevorsteht. Kenntest du die klugen Sprüche meiner Heimat, du würdest von deinem Vorhaben abstehen." — „Na, dann laß mal die weisen Sprüche hören." — „Der erste Spruch lautet: ,Wer mit dem Leoparden spielen will, den frißt er/ Andere heißen: ,Wer dem Elefanten nicht aus dem Wege geht, wird zertreten' und ,Mit Schlangen zusammen legt man sich nicht schlafen/ Diese Sprüche besagen alle dasselbe. Wer sich mutwillig in Gefahr begibt, der geht darin unter." — „Deine Weisheit in allen Ehren, Kati. Aber weshalb glaubst du an solche Gefahren bei den Kantschi?" — „Ich weiß, Pater, die Kantschi sind ein ganz wilder Volksstamm. Ihre Kämpfe um ihre Existenz, ihre Abgeschlossenheit in den wilden und zerklüfteten Bergen, ihre Sorge um die tägliche Nahrung in ihrem unwirtlichen Lande hat sie mißtrauisch gemacht. Sie üben noch immer die schreckliche Stammesrache aus und ihre Grausamkeit gegen gefangene Feinde ist weit und breit bekannt. Noch nie ist ein in ihre Hände geratener Feind oder Nachbar lebendig aus ihrem Stamm entkommen. Auch jeden Fremden betrachten sie als ihren Feind, und deshalb darf kein Mensch es wagen, ihren Boden zu betreten. Du siehst, ich weiß genau Bescheid. Schon gestern und heute morgen wollte ich dich auf die Gefahr aufmerksam machen, allein ein weißer Mann hört nicht gern auf den Rat eines Schwarzen, so gut er gemeint ist, und ein guter Boy soll *) Mit gütiger Druckerlaubnis der Aachener Missiousdruckerei. den weisen Missionär nicht mit Ratschlägen belästigen. Aber jetzt, wo wir uns dem Kantschistamme genähert haben und die große Gefahr näher rückt, halt' ich es nicht mehr aus; ich muß es dir sagen. Ich muß dir die Gefahr zeigen, weil das die Pflicht eines guten Boy ist." — „Was du mir sagst, freut mich sehr, allein es ist mir nichts Neues. Auch von anderen Ortschaften hatte man mir ähnliche Mären erzählt und doch haben sie uns kein Härchen gekrümmt und dir und den Trägern kein Federlein gerupft. Hab Vertrauen zu mir! Ich muß nach Kantschi. Ich wäre ein schlechter Mann Gottes, wollte ich nicht alles wagen, auch die wildesten Stämme für seine Lehre zu gewinnen. Und je wilder das Volk ist, Kati, schau, um und ihre Angst im Dunkel des Waldes verbergen. Wir werden wie schon öfters in ein leeres Dorf kommen und warten müssen, bis sie, von unserer guten Absicht überzeugt, langsam sich uns nähern. Und sollten die Kantschi es anders machen, schaut, dieses Gewehr, diese Donnerbüchse wird mich und euch beschützen. Zwar gebrauche ich sie nur, um euch auf der Reise mit Fleisch zu versorgen, in der Gefahr jedoch wird sie auch mein Schutz gegen feindliche Menschen sein." — „Willst du die Kantschileute damit totschießen?" fragte einer der Leute erstaunt. — „Das würdest du wohl am liebsten sehen, du Angstmeier, aber ich glaube, vor den toten Kantschi wäre dir noch bange. Nein, ich hoffe, daß die Stimme meines Gewehres schon OB DB □in DP DP □O Ein ideales Zulugehöft. (Phot. v. P. Fischer.) BQ DB DD DD gig gsg □ID DD so eher will ich es riskieren und den Büffel bei den Hörnern packen. Ich weiß, der große Geist führt mich und steht mir bei." Jetzt erst schaute P. Wildhof auf und sah, daß die Träger und der Dolmetscher näher an ihn herangerückt waren und mit der größten Spannung der Wortfehde lauschten. Beim Anblick der sorgenvollen Mienen und auch der Angst, die aus dem Gesichte Katis nicht schwinden wollte, lachte er laut auf, und sich nun zu den Leuten wendend, fuhr er fort: „Wißt ihr, was in Kantschi passieren wird? Ja, sie werden's machen, wie überall, wo die Schwarzen zum ersten Male einen Weißen erblicken. Heulend und schreiend werden sie vor dem vermeintlichen weißen Gespenst davonlaufen genügen wird, sie einzuschüchtern und in respektvoller Entfernung zu halten. Beim Knall und Feuer meiner Büchse werden sie wie vor einem Geiste davonlaufen. Was bei den Dschaipi möglich war, wird auch bei den Kantschi möglich sein. Also nur keine Angst! Seid keine kleinen Kinder! Ich bleibe dabei: Es wird sich schon machen. Nun noch einen kräftigen Schluck aus der Kalebasse, und dann mutig weiter dem Ziele entgegen!" Nicht so schnell als sonst nahmen die Leute ihre Lasten auf. Merkwürdig still war ihr Aufbruch. P. Wildhof kannte ihre Stimmung. Diesmal ließ er sie vor sich hergehen, denn sonst könnte die übergroße Angst und die Sehnsucht nach der Heimat sie veranlassen, heimlich Kisten und Lasten ins Gras zu werfen und das Weite zu suchen. Ach, diese Schwarzen! Der Weg zieht sich endlos hin über Berg und Hügel, an tiefen Schluchten vorbei und durch Felsgeröll. Zur Abwechslung zeigt sich mal ein kleines, schattenspendendes Gebüsch. Immer weiter bergauf, bergab, bis endlich nach mühevoller Wanderung der Rand der Hochebene erreicht ist. Aufatmend läßt der Pater seine Blicke über das zerklüftete Land schweifen, das in schroffer Wildheit hinter ihm liegt. O, wie will er schaffen und sorgen und der Tage Last und Hitze tragen, um es zu einem Weinberg Gottes umzuwandeln! Aber werden seine Saatkörner nicht ans felsigen Boden fallen? Gewiß wird er auch bei den Kantschi nicht gleich fruchtbaren Boden finden, aber man muß doch einen Anfang mit diesem Acker machen. Man muß doch einmal die ersten Furchen ziehen und das Gestrüpp des Heidentums wenigstens einigermaßen lichten. Später wird's schon ein gutes Erdreich werden, wenn der harte Boden auch zuerst keinen Ertrag für die himmlischen Scheuern erwarten läßt. Weiter führt der Weg durch ein flaches Hochland, das nur spärlichen Graswnchs aufweist. Hier und da lugt das nackte Felsgestein zwischen den Grasbüscheln hervor. Kein Baum belebt die eintönige Fläche, kein Strauch bietet dem Auge eine Abwechslung und nicht einmal ein murmelndes Bächlein durchbricht die Stille. Und weit und breit ist keine Menschenseele zu finden. Nach anderthalbstündigem Marsche ändert sich auf einmal das Bild. Ein seltsamer Felsenhügel türmt sich als Denkmal früherer vulkanischer Tätigkeit in der Hochebene auf. Neben-und übereinander stehen die dicken, regelmäßig gebildeten Felsblöcke, als seien sie ans dem Boden herausgewachsen. Die halbkreisförmige Rundung des ausgehöhlten Hügels ist in der Tiefe mit herabgestürzten Felsblöcken angefüllt. P. Wildhos hat aber keine Zeit, das geheimnisvolle Naturdenkmal zu betrachten. Er stürmte weiter, da hinter dem Hügel das Tal sich öffnen muß, in welchem die Kantschi wohnen. Ihnen allein gilt sein Interesse. Noch einige hundert Schritte und er steht mit seiner kleinen Karawane am steilen Abhang einer hohen Gebirgs-wand. Drunten in der Tiefe liegt ein Wald und zwischen den Bäumen schimmern die weißen, sonnenbeschienenen Grasdächcr der Kantschihütten hindurch. Stellenweise breiten sich die wohlbestellten Farmen des Stammes aus. Das Herz des Missionärs schlug lauter, nicht wie bei den Trägern in Angst und Sorge, sondern vor Hoffnung und Erwartung, wie die Kantschi ihn aufnehmen würden. Nein, keine Furcht beengte seine Seele. Er stand ja in Gottes Hand. Auch vor Schwierigkeiten würde er nicht zurückschrecken und der Heiland sollte ihm nicht sagen: „Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen!" Eine kleine Pause entstand. Die Träger warfen sich vielsagende Blicke zu, aber das mutige Benehmen des Weißen und der von Hoffnung erfüllte Ton seiner Stimme ermutigte auch sie, den gefährlichen Abstieg zu wagen. * * * Die ganze Umgebung atmete tiefste Ruhe. Drunten im Tal erscholl kein Totengeheul, auch kein freudiger Tanzgesang. Nur die feinen weißen Wölkchen, die hie und da aus den Dächern der Hütten emporquirlten, verrieten menschliche Anwesenheit. So begann denn der halsbrecherische, gefährliche Abstieg. Auf schmalem Pfade geht's in die Tiefe. Noch rührt sich nichts. Die Anlage des Dorfes, ja sogar die einzelnen Gehöfte kann man bald deutlich unterscheiden. Ziemlich im Vordergrund fällt ein großes Gehöft auf, wohl das des Häuptlings; denn die vielen Hütten um einen weiten Platz, in dessen Mitte ein mächtiger Baum mit breitschattiger Krone steht, lassen auf den Versammlungsplatz der Kantschikrieger schließen. Allmählich kommt Leben in die Dorfstille. Man sieht Leute hin-und hereilen. Auf dem großen Platze steht nun eine Gruppe Schwarzer zusammen. Sie machen Bewegungen mit den Armen. In lebhafter Unterhaltung schauen und zeigen sie auf die weiße Gestalt, die sich dem Dorfe nähert. „Man hat uns gesehen", flüstert P. Wildhof seinen Begleitern zu. Kaum hat er das Wort gesprochen, da erschallt drunten ein markdurchdringendes Geschrei. Die schwarzen Gestalten geraten in Bewegung, stürzen in die Hütten, eilen aus den Hütten heraus. Ein förmliches Gewimmel von eilenden, schreienden und schleppenden Gestalten. Das Geschrei und das Durcheinander werden immer größer und man sieht, wie alles, Männer und Frauen, Greise und Kinder, sich zur eiligen Flucht wendet. P. Wildhof kennt dieses Schauspiel. Schon mehr als einmal hat er es erlebt, daß vom Häuptling an alles bei seiner Ankunft wie vor einem Gespenste floh und sich in das Dunkel der Büsche verkroch. Die Träger haben ihre Angst verloren. Kati treibt sie zu größerer Eile an, denn vielleicht kann man noch einen der Flüchtlinge erwischen und dann als Vermittler mit den Geflüchteten und vor allem mit dem Häuptling gebrauchen. Trotzdem ist der Boy nicht ohne Sorgen. „Vater," sagte er, „du hast recht gehabt. Die Leute laufen alle davon. Jetzt ist die Gefahr vorüber. Aber im Dünkel der Nacht können sie uns überfallen und mit großer Übermacht vernichten. Vor ihren vielen Lanzen und Pfeilen gibt es dann keine Rettung. Wir werden sehr vorsichtig sein müssen." — „Gewiß, wir werden vorsichtig sein, Kati. Allein es gibt noch mehr Möglichkeiten, hier in Kantschi das Leben zu verlieren. Schau jetzt nur gut auf den Weg, daß du nicht einen falschen Tritt machst und abstürzest. Das ist jetzt das Wichtigste, sonst kommst du nicht einmal lebend ins Dorf. Alles andere überlaß meiner Sorge und Klugheit." Kati schwieg nun auch für kurze Zeit. Mit seinen bloßen Füßen hüpfte er von Fels zu Fels, um besser das Treiben im Dorfe betrachten zu können. Da konnte er nicht mehr schweigen. Alles, was er sah, meldete er. Nur noch einige Nachläufer sah er drunten. Auch das Geschrei aus dem Dorfe hatte sich mittlerweile gelegt und nur noch einige vereinzelte Ruse drangen von ferne zum Berge herauf. Nach einigen Minuten war der Abstieg beendet. Der Weg führte durch ein Wäldchen und zweigte verschiedentlich nach rechts und links ab. Dann ging's auf dem am meisten ausgetretenen Wege weiter an einigen Farmen vorbei, in denen Mais und Maniok wuchsen. Weiter an den ersten Dorfhütten vorbei bis zum großen Gehöfte, welches der Häuptlingssitz zu sein schien. Nur noch einzelne verspätete Flüchttingsgestalten tauchten an irgendeiner Wegkreuzung auf, um eiligst wieder zu verschwinden. Auf dem Hauplplatze angelangt, stellten die Träger ihre Lasten nieder, aber weder einer von ihnen noch Kati machte Anstalten, den Flüchtlingen nachzueilen und einen derselben in ihre Gewalt zu bringen. Ruhig setzten sie sich ans die Kisten, als gelte es, nach schwerer Arbeit sich der wohlverdienten Ruhe hinzugeben. Allein P. Wilbhof hatte anders überlegt. Zuerst suchte er zwei einigermaßen wohnliche Hütten aus, die er für sich und seine Leute als nächtlichen Untcrkunftsraum bestimmte, und ließ die Lasten dorthin bringen. Und dann ging's an die Ausführung seines Planes, auf die Suche nach Menschen. „Vor der Nacht", meinte er „müssen wir einen Kantschi in unseren Besitz bringen, koste es, was es wolle; denn sonst sind wir verloren oder wenigstens wird uns die Aufgabe erschwert. Leute, nehmt euren Mut zusammen. Jetzt gibt's kein Zurück mehr. Jetzt heißt es: Alles wagen oder alles verlieren." Kati und die Träger machten wohl bedenkliche Gesichter, was konnte es aber helfen? Zwei Träger mußten als Wächter zurück bleiben; die anderen sollten die Gehöfte untersuchen, und zwar das Häuptlingsgehöft zuerst. Vorsichtig, das Gewehr in der Hand, um sich vor Überraschungen zu schützen, drang der Missionär mit seiner Begleitung in das große Gehöft ein, das mit seinen vielen Hütten und Plätzen und Binnenhöfen ein kleines Dorf für sich bildete. Alles war leer, wie ausgestorben. Keine Menschenseele zeigte sich. Selbst Hühner und Tiere waren verschwunden. In den Hütten fehlten gar die Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens. Nur stellenweise fand man noch einen Kochtops über dem knisternden Feuer oder eine Wasserkalebasse, die man in der Eile wohl vergessen hatte. Der Missionär war erstaunt, wie schnell und gründlich die Flucht stattgefunden hatte. Kati hatte nun auch keine Augst mehr. Der Mut war ihm gewachsen und überall war er an der Spitze. Das Gewehr des Paters gab ihm Zuversicht. Bei solchen Gelegenheiten fühlte er sich als der Boy des großen Weißen, als der Diener des weisen Vaters. An einer Seite blieben nur noch wenige Hütten zu untersuchen und P. Witd-hof wollte hier den Streifzug schon als nutz-und erfolglos einstellen, als Kati in der nächsten Hütte verdächtige Geräusche entdeckte. Von der schwarzberußten Decke lösten sich kleine Teile der Rußschicht und bewegten sich wie an Spinnfäden hängend. Dem Pater kam dies nicht verdächtig vor. Kati aber meinte: „Pater, da oben ist jemand." — „Ei was, du hast geträumt." — „So sieh doch, da lösen sich wieder kleine Rußstückchen. Es ist sicher ein Mensch dort oben, der sich auf der Decke bewegt." Der Missionär nahm sein Gewehr fester in die Hand, um beim geringsten Zeichen der Gefahr einen Schreckschuß abzugeben. Schon schwang sich einer der Träger mit Hilfe eines anderen empor und wand sich mühsam durch das kleine Rauch-loch, das man in der Decke gelassen hatte. Bald vernahm man ein lautes Weinen und Jammern oben auf der Decke, das die Stimme eines Knaben erkennen ließ, der sich hier ein Versteck gesucht hatte. Zitternd und bebend kam er herab und stand dann in tausend Ängsten vor dem Weißen, den er nicht anzuschauen wagte. Vergebens bemühte sich Kati einige Worte aus ihm herauszutocken. Der Schrecken verschloß ihm den Mund, ein scheuer Blick auf den Pater und ein unterdrücktes Schluchzen war alles, was man an ihm bemerkte. Während der Knabe sich willenlos zur Hütte des Paters führen ließ, wurde die Untersuchung des Dorfes fortgesetzt. Nur einige Kranke, ein Greis, zwei steinalte Frauen und einige Kinder wurden entdeckt. Der Pater gab Befehl, dieselben ruhig in ihren Hütten zu lassen und ihnen Lebensmittel zu geben, damit sie nicht vor Hunger stürben. „O, sie werden nicht sterben, Vater; man wird sie schon in der Nacht holen kommen. Du wirst sehen, daß sie morgen nicht mehr hier sind." Schon wollte P. Wildhof auf den Häuptlingsplatz zurückkehren, als dem Boy der Gedanke kam, daß man das Gehöft des Zauberers und Medizinmannes noch nicht gesehen und durchsucht habe. Ein Dorf ohne Zauberer wird man im Lande der Schwarzen nicht so bald antreffen. Der war eine zu gewichtige Persönlichkeit, als das man ihn übergehen konnte. Mit Hilfe des herbeigeholten gefangenen Knaben entdeckten sie denn auch bald das geheimnisvolle Gehöft. Es lag nicht weit vom Hauptplatze und bestand aus vier Hütten: Der buntbemalten Zauberhütte, der Wohnhütte des Zauberers und noch zwei anderen Wohnstätten, die wohl für Frauen bestimmt waren. Dem Boy fielen sofort die verschlossenen Türen auf. „Pater," sagte er, „der Medizinmann wird wohl auf Reisen sein." — „Weshalb meinst du das?" fragte P. Wildhof. — „Siehst du denn nicht, daß alle Türen verschlossen sind, während überall int Dorfe die Türen offenstanden? Nur wenn man für einen oder mehrere Tage von Hause fortgeht, verriegelt man die Hütte." Das leuchtete dem Missionär ein und nun versuchte man die Türen zu öffnen. Es war schon mehr aus Neugierde, das seltsame, geheimnisvolle Reich des noch geheimnisvolleren Mannes zu sehen. Die Träger aber wagten nur die Wohnstätten zu untersuchen, während sie an die Zauberhütte nicht herangehen wollten. In den Wohnstätten war nichts Ausfälliges zu finden. Nun machte sich Kati an die Zauber- hütte. Durch den christlichen Unterricht und den Verkehr mit dem Missionär hatte er bereits lange alle Zauberfurcht abgelegt und es war nicht die erste Zauberhütte, die er mit P. Wildhof einer indiskreten Durchsuchung unterzog. Mit seiner ganzen Kraft rüttelte er an der verriegelten und verrammelten Tür. „Pater, ich höre eine menschliche Stimme," rief er plötzlich. Noch ein fester Ruck, ein Stoß mit dem Gewehrkolben und die Tür gab nach, der Eingang war frei. Aber Kati wich gleich voll Entsetzen zurück und wies den Missionär auf eine am Boden auf einem Lager von Bananenblättern liegende Gestalt hin. Ein abgemagerter, zerschundener Neger streckte ihnen beide Arme wie Mitleid heischend entgegen. Und der eine Arm war der Hand beraubt und mit trockener Baumrinde dicht umwickelt. P. Wildhof erbleichte vor Entsetzen. „Pater, das ist das Werk des Zauberers!" — „Was meinst du mit diesen Worten?" —• „Der Zauberer wird ihm die Hand wohl abgeschnitten haben. Oder siehst du nicht, daß der Mann in der Zauberhütte gefangen hegt?" — „Man kann ihn auch in die Pfiege des Zauberers gegeben und dann bei der Flucht wegen der Schwierigkeiten des Transportes hier eingeschlossen haben." — „O nein, Pater, ich bin sicher, daß er ein Gefangener ist, ein Feind, an dem die Kantschi j ihre Rache ausüben. Mir kommt die Sache sehr verdächtig vor." Der arme Kranke wurde nun vor die Hütte getragen und auf eine aus- i gehobene Bambustür gelegt. Nun erst konnte man sehen, wie schrecklich der arme Mensch zugerichtet und verstümmelt war. Der ganze Körper war zerschnnden, schreckliche Brandwunden, dicke Striemen, eitrige Wunden allent- ; halben. Die beiden Ohrläppchen waren weit durchbohrt. Am leisen Stöhnen und an den Krümmungen des Körpers sah man, was der Arme litt. „O heidnische Grausamkeit!" seufzte der Missionär und dann befahl er, den Kranken behutsam in seine Hütte zu tragen. Ehe er selbst von der Stelle schied, wollte er sich das eigenartige Reich des Zauberers etwas genauer ansehen. Die Hütte stand nicht direkt auf dem Boden, sondern ruhte ans dicken, in die Erde eingelassenen Steinblöcken, damit die Feuchtigkeit des Bodens den Bambuswänden nicht schade. (Fortsetzung folgt.) Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Graz, Paulustorgafse 10. — Verantwortlicher Schriftleiter: P. M. Wilsling, Missionshaus, Graz, Paulustorgasse 10. — Universitäts-Buchdruckere! .Styria" in Graz.