---------------- ,M^«. ^.0 ^W«.-------------------------- Freytag, den 3o. November 1827. Der Gang auf den Vesuv. Von Carl August Glaser, Hbcrfeldjäger im löbl. l. k. 10. Jäger« Bataillon. 1. ^2s ist Nacht; die Erde ruht, Und cs schwelgt die Meeresfluth. Stille waltet uah' und ferne, And eö regt sich kaum die Luft; Und die ewig hellen Sterne Flimmern sacht Durch die Nacht, Wie die Lampen in der Gruft. 2. Lautlos AUes wie im Tode.». Mit der Fackel geht der Vothe Mir auf stein'gem Pfad voran, Aufwärts zum Vulkan. Und ich komme an die Stelle Wo die Eremilenzelle Gastlich einzukehren winkt; Und nach einem Stündchen Nuhe, Die der Wein des Somma würzt, Der im Glase golden blinkt. Und die flücht'ge Zeit verkürzt. Setz' ich mit erneuter Kraft Fröhlich fort die Wanderschaft. 3. Immer wilder, Schau'r erregend. Wird die Gegend; Düst're Vilder Dämmern auf in meiner Seele; Denn schon hör' ich das Getöse, Dumpf wie fernen Donnere Rollen, In des Feuerbergeö Schooße, Wo im unabläß'gen Kampf Elemente grollen. Aus dem Gipfel qualmet Dampf, Und zuweilen Steigen ries'ge Feuersäulcn Aus der unheilschwangcrn Gruft Prasselnd in die Himmelßluft. Zweifelnd ob eö räihlich sey Meine Wand'lung zu vollenden, Steh' ich sinnend; uuglückscheu Will ich mich zur Rückkehr wenden; Doch ein glÄub'ger Blick nach Oben Vannt die Furcht vor jenem Toben, Denn der Sterne heit'res Blinken In die Erdennacht, Scheint mir zuzuwinken: Daß ein Vaterauge wacht. Ob die Elemente wüthen, Oder ob ein Schmuck der Blüthen Friedensmild im Tempe lacht! — Wohl! die Sorge sey verbannt; Warum soll ich ängstlich beben? Steht doch überall das Leben In des Schöpfers mächt'ger Hand.— Keine Rose ohne Dornen , Ohne Mühe keine Frucht; Muth? muß jeden Menschen spornen , Der nicht das Gemeine sucht, Dessen geistiges Gemüth Für Erhabenes erglüht; Wer da will nach Hohem streben Denke nicht an's kurze Leben. 5. Wüthe zürnender Vulkan, Immer noch wie vor! Führer! leite mich empor Auf der Lavabahn! Mühsam über Steingerölle Klimm' ich aufwärts, die das schnelle Steigen, athemraubend, hemmen, Und die Kräfte lahmen. — Endlich ist die Höh' erreicht. Freudig seh' ich mich am Ziele; Süße Rast dämpft jetzt die Schwüle, Die durch alle Pulse schleicht. 6. Der Tag bricht an, die Nacht entweicht, Ss rändert Dämmerglanz den Himmel; Im Qsten blaßt das Sterngewimmel 'Am hochgewölbten Nlau, Und kühlig fällt der Morgenthau. Sey willkommen, sey gegrüßt, Heit're, schöne Morgenhor«, Die mit ihrem Rosenfiore Durch den Himmel sich.ergießt; Du verscheuchst das öde Grauen, Womit uns die Nacht umflicht; Muth'ger kann der Mensch im Licht, Der Gefahr in'K Äugt schauen. Und ich folge dem Verlangen, In des Kraters Schlund zu seh'n — Doch wcr mag wohl ohn« Vangen An dem grausen Abgrund steh'n ? 7- In der Tiefe, welchtS Brausen i Horch! «s naht wie Sturmcssause» Aus des Verges Flammeilbauch, Und d«r fahle Schwefelrauch Wölket aus dem weiten Nachen, Und verhüllt den Sterneuschi»m«r; Ungeheure Felselltrümmer Schleudert mit des DoimerS Krache« Die geheime Kraft heraus; Blitz' auf Blitze Zucken durch dcß Kraters Nitze, Uu^es scheint der Verg zu wanLen.— Da erschüttern mich Gedanken Wie sie jedem Erdenkind, Auch dem Besten, eigen sind, Wenn Vernichtung es bedroht. 8. Ist das Leben doch-so scbön! Und noch an der Grabespforts ' Wünscht der Mensch , trotz aller Noth, Durch das Leben fortzugeh'n; Selbst der Hoffnung Trostesworte: ,Daß die Geister fortbesteh'n" — Können nicht den Schmerz bezähmen, Daß von dem gewoHntcn Sterne Er in unbekannte Ferne Sich zur Reise soll bequemen.— Und wenn plötzlich der Vulkan, Jetzt, wie er schon oft gethan, Seiner Lava sich entleert, Die im blühenden Gesild Allen Segen Wild zerstört — Wenn ein glüh'nder Aschenregen, Der da) Tageslicht verhüllt, Brausend durch die Lüfte stürmt, Über ferner Vta'dtc Zinnen Sich zu Bergen Schrecklich chürmt,— Wehe! da ist kcin Entrinnen, Und lebendig in den Särgen Müssen Tausende verderben, Gräßlich a»S dem Schlaf geweckt, Um v«rzweisilMsssvoll zu sterben — Wenn__was mich nicht minder schreckt, Der Vulkan jetzt ausgezehrt. Durch die n,mmer satten Flammen, Cndl'ch auf zu wirken hört, Stürzend in sich selbst zusammen? Was rettet mich, der ich hier stehe In des Verderbens nächster Näy«! — Hinweg von diesem Schauerbildel - Natur, du grause, sonst fo milde, O schone Städte und Gefilde! Miuder heftig brausi'ö im Krater; Habe Dank, aUgüt'ger Vater! Aus der ungeheuern Kluft Wallt der Rauch wie Qpfcrduft, Den Gewaltigen zu preisen, Welcher den Vulkan Schrecklich wüthen heißen, Und Elementen, die chm unterthau, Durch sein Wort gebiethen kau». 9- Nöther strahlt die Morgengluth; Und in klarer Ätherfluch Schimmert durch denNosenschleyer, Wirbelnd wie Vrillantenfeuer, Majestätisch jetzt die Sonne Mit deß Urlichts reiuem Glanz, Und verbreitet Pracht und Wonne In der Schöpfung weitem Kranz. D der wunderschönen Scene, Die ich herrlicher nicht keune! Frl'»dttruu?cn schweift mein Bück Von der azurblauen Sphäre Auf das m ild verklärte Land ; Zu dem insclreichen Meere! — Über, neben, unter mir, Klarheit, Wunder, Schönhc'ttsfülle' O wi« reizend ist eö hier In des Morgens sanfter Kühle! Worlt fehlen mir zu Vild«rn, Was ich seh' gctren zu schildern; Dankbar schau' ich himmelwärts, Uud mein tief bewegtes Herz, Heißt mich niederknien und—beten. Der kluge Hund. (Fortse hu n g.) Die unglückliche Mutter versank in tieft, an Geistes. Zerrüttung gränzende Schivermuth/ u«ö wurde von den Verwandten der Pflege eines Klosters über, geben. Die Güter ihres Gatten aber nahmen die früher von il)r abgewiesenen Vettern desselben jetzt hohnlachend und mit aller -'^äne in Besitz, weil durch den jetzt nicht mehr zu bezweifelnden Tod tieö Knaben ihnen das Majoratsguc ansiel, der Witwe selbst aber nur ein reichlicher W^twengehalc zukam. — Als durch die im Kloster erhaltene sorgsame Pfleg« die Unglück« llche nach dem Verlaufe einiger Jahre endlich doch wieder geuaß, und der Gedanke an ihr Kind sich ihr ruhiger vor^die Seele stallte, begann sie immer mehr und mehr an dem wirklichen Tode desselben zu! zweifeln, weil sie keinen menschlichen Grund erdenken könn, te, webhalb der feindliche Soldat ihr Kind geraubt haben soltte, um dann eine so unmenschliche That an ihm zu begehen, und sie beschloß daher, von un., besiegbarer Hoffnung erfüllt, fortan von 3and zu 3an» zu reisen, „nd nicht eher zu ruhen und zu rasten, bis sie entweder ihr Kind oder ihr eigenes Grab ge. funden haben werde. Das Bild deS Räubers stantz ihr noch lebendig vor der Seele, deßhalb wendete si« sich zuerst dorthin, entschlossen, ihn, wenn er „och lebe, ausfindig zu machen, und ihm Rechenschaft über das Leben ihres Kindes abzufordern. Vor wenigen Tagen war si« in der Hauptstadt angekommen, und hatte, als eine glückliche Vorbedeutung den kleinen Hund, der ihr zugleich mit dem Kinde verloren ge- ! gangen, in den Händen jenes Hausknechts wieder ge, funden. Sie schloß endlich dies< Erzählung mit der Versicherung, daß der Hund ganz gewiß den richtigen Weg zeigen werde, und sie, um ihn zu erlangen, zu jedem Opfer bereit sey. Der Graf von T. hörte ihr mit großer Theilnah, me zu, und sagte, alS die Dame geendigt hatte: Ob ihr Kind noch lebt, wage ich nicht zu behaup, ten , den der Wege, auf denen der Tod die Menschen treffen kann, sind viele und mancherley; allein auf dle angebliche Weise ist es nicht umgekommen; der langjährige Krieg hat meine Soldaten zwar hart und rauh gemacht, ab«r Kindermörder waren sie doch nicht!" Er ließ hierauf den Hausknecht in ein Nebenzim« mer bringen, kaufte ihm hier den Hund für einen hohen PreiS ab, bath die Dame, denselben al« ein Geschenk von ihm anzunehmen, und drang in sie , so lange si« in diesem Lande verbleiben werde, ihren Aufenchalt bey seiner Gemahlinn zu wählen / damit er sich selbst ihrer Sache desio sicherer annehmen, und sie mit allen ihm zu Gebothe siehenden Mitteln unterMtzen könne. Die Dame willigte dankbar in sein gastfreunbli» ches Anerbiethen, und während sie von des Feldmar. schallS Gemahlinn mit aller Gute und Theilnahme aufgenommen wurde, sparte er selbst teine Mühe, dem Räuber des Kindes auf die Spur zu kommen. Jenes Regiment aber, welcheS damahls das Hauptquartier gestürmt, und das Schloß der Dam« in Brand g«. steckt hatte, war bald nachher gänzlich aufgelöst «vor. den, und jetzt in seinem frühern Bestände nicht wieder auszumittcln; auch der Hausknecht wußte, Trotz seines wie?erhoh!te,i scharfen Verhörs, nichts Weiteres über di« Erlangung des Hundes anzugeben. (Der Beschluß folgt,) Wagen durch Drachen gezogen. Die Vucli5 (^22oNo u„d (^liFnalii's Hieben- Fc?r , Paris den 26. August 1^26, und aus diesem das Lulietin lle5 3c:l6ncl?5 tec.^noloZi^ueI, October 1^26, S. 246, «rzählen, daß ein leichter vierrädriger Wagen mit drei) Personen in demselben , mit zwey vorgefpann» ten Drachen von Bristol nach London fuhr. Der Wagen fuhr öfters 16 bis 2c, englische Meilen in einer Stunde. Der Herzog von Gloucester fuhr in seinem mit 4 Pferden bespannten Wagen n«ben diesem Wa« gen, und mußte immer im Galoppe fahren, um mit demselben gleich zu bleiben; von Crown bis Twifort, eine Strecke von 5 englischen Meilen, fuhr der Wa» gen in »5 Minuten. Der Hauptdrache war 20 Fuß hoch, auS Musselin mit bemahltem Papier überzogen, und flog 17c» Zoll über der Erde. Der zweyte Dra, ch«, der als Pilote diente, und über dem vorigen flog, war beynahe eben so hoch. Beyde waren besonders mittelst einer Schnur von mittlerer Stärke an delt Wagen angespannt, und die Schnur des letzteren lief durch die des ersteren, so daß man diesen über alle Hindernisse, Baume , Häuser :c. wegleiten konnte. Unter dem Wagen war eine Trommel, von welcher die Schnur nach Belieben nachgelassen werden tonnte. M i s c e l l e n. Der Känig von Bayern hat ein Gedicht zu Ehren Göthes, und zum Andenken seines n«ulichenAllfenthal>s zu Weimar, verfaßt, wo er bekanntlich den Patriarchen derDichtkunst mitseinemBesuche beehrte. Medr»r« Bläl« ter reden mit Begeisterung von diesem würdigen Erguß der königliche,, Muse, deren sich kein Dichter zu schämen hätte. Gern, sagt das ^unrnn! cleL Oodatä gäben wir eine wörtliche Übersetzung tefselben; doch dieß übersteigt unsre Kräfie. Styl und Gedankengang sind so geerängt, daS ganze Gedicht ist so ganz vom Geiste der teutschen Sprache durchdrungen, baß wir uns mit einer kalten und weitschweifigen Paraphrase genügen müssen. Redacteur: Fr. Xav. Heinrich. Gedruckt bey Ignaz Aloys, Edlen von Kleinmayr.