104661 NMflmgs -Heßgeöichi. f 104661 Ilestgeöichl Prüfung nm 23. 3»>i I87V »o« k. k. >!-» U»!krr>üis aks »ifmtililr a«knf>ilm Privat-Lchr- und Erziehnngs Anstalt Alvis Wiüükrrr Al Milmck, Äiigkildfreundc. Vorgetragen von Wilhelm Laschan. Wenn wir der Bienen wachsumstoß'ne Zelle schauen; Wer je der Schwalbe kunstgerechtes Nestchen sah, Wie klug das Thier zum Baue schafft von fern und nah, Wie ist der Strohhalm künstlich doch geschlungen, Wer lehrt euch Alles das? Die Meisterin Natur! Wie anders, Mensch! und nennt man dich auch klein, Wie anders, Mensch! ist doch dein ganzes Sein. In deinem viel Jahrhundert langen Leben Gab's Stillstand nicht, nur Vorwärtsstreben. In deiner Kindheit bautest Hütten kunstlos roh, Wie heute noch in Grönland wohnt der Eskimo, Und aus der Hütte rauchgeschwärzter Nacht Erstand des Marmortempels goldne Pracht. Der Wandrer mußt' von einem Ort zum Andern Am Wanderstabe einstens keuchend wandern, Und heute flieget durch die Welten, sturmbeflügelt, Des Dampfes Kraft, vom Menschengeist gezügelt. Mit Drähten ist die Erde rings umstrickt, Darauf der Blitz euch euer Denken schickt, Und wollt' ihr zum Gedenken eure Lieben malen, So malt ihr mit der Sonne goldnen Strahlen! Und aufgedeckt liegt manche dunkle Kraft Zu Tag gefördert durch die Wissenschaft, Ja selbst der Sterne eigenthümlich Wesen Ist nun durch Lichtzersetzung klar zu lesen; Ja Alles, tief vom Erdenschacht bis auf zum Himmelsbogen Hat sich der Geist in seine Sphäre einbezogen Und stolz und hoffnungsreich fällt unser Blick Auf die vergangenen Jahrhunderte zurück! Es gibt kein Steh'n, ein ewig Vorwärtsschrcitcn, Es rollet ewig fort das Rad der Zeiten Und was der Väter reger Geist gethan Das tritt der Sohn als Erbe an, Was dieser in der Wissenschaft erschlossen, Das hinterläßt er wieder seinen Sprosse»; So mehret sich des Wissens großer Kreis, Es lernt der Jüngling von dem Greis. Drum, wer sich heute in des Lebens Kampf will wagen, Der muß für reiches Wissen Sorge tragen, Denn strebet vorwärts er nicht mit Geschick, So bleibt er hinter seiner Zeit zurück. Wer vorzuschreite», seine Kraft verloren, Der ist für unsre Welt umsonst geboren. Das Thier lebt heut' wie einst sein einfach Leben, Ihm ist sein Bischen Wissen fertig initgegeben; Ein höher Streben in des Menschen Brust sich regt, Ihm ist der Wissensdrang in's Herz gelegt. O! laßt uns, Freunde, denken an des Dichters Wort, Es tönt noch heut' in seinem Volke fort! „Im Fleiß kann Dich die Biene meistern „In der Geschicklichkeit ein Wurm Dein Lehrer sein, „Dein Wissen theilest Du mit vorgezognen Geistern, „Die Kunst, o Mensch! hast Du allein". Drum laßt uns Kunst und Wissen ernstlich Pflegen, Den Sinn hiefür gab uns ja Gottes Segen, Den Wissensdrang gepflegt, dann werden wir auf Erden Im Dienst der Menschheit nützlich werden, Gott selbst gab uns in's Herz den Drang Wohl dem, dem es, zu nützen ihn, gelang! (Dum Vorder gewemlei.) Dank Dir, des Hauses Führer, hochverehrt, Der Du in uns den Wissensdrang genährt, Der sorglich stets für uns gedacht, Der, wie ein Vater, über uns gewacht! (In äcn Lehrern gewendet.) Euch Lehrern auch der heiße Dank erglüht, Ihr habet redlich Euch um uns gemüht, Ihr babt der Knaben leichten Sinn geleitet, Des Wissens Kreis in uns geweitet! Wie lauschten gerne wir stets Euren Worten, Die ja geöffnet uns des Wissens Pforten. (Dum ^anllesprüsnlenlcn.) Hab Dank auch Du, der an des Landes Spitze steht Der Du in Krain vertrittst des Kaisers Majestät; Wohl größ're Dinge füllen Deines Tages Stunden, lind doch hast Zeit Du für die Knaben heut' gefunden, Hab Dank darum, daß Du uns so geehrt, Ein solcher Tag bleibt uns erinnernswerth! (An i!ic IÜkcr gewcaäci.) Doch noch ein schweres Wort liegt nur am Herz, Ein Wort voll Bitterkeit und Schmerz, Gin Wort, ich kann es auszusprechen, heut' nicht meiden, Es gilt den Freunden, welche heute scheiden. Wir haben froh zusammgelebt und treu zusammgehaltcn, Wir wollen auch getrennet bleiben noch die Alten, Erneuern wir für immer doch, in dieser Stund', De» wir geschlossen, unser» Freundschaftsbund. Und wie gemeinsam wir des Wissens Schatz zusammgetrage», Wir wollen so verwerthen ihn in späten Tagen; Der edle Keim, den man in un« geleget hat Er blühe auf zu üppig reicher That! Der Sinn für Wissen, Kunst und Tugend Er möge überdauern unsre Jugend! Mit ihm soll gehen Hand in Hand Die Lieb' zu unseren lieben Vaterland, Und über Allem strahle mächtig reich Die Lieb' zu unserm thcuern Oesterreich, Es lebe unser guter, weiser Franz Josef, Oest'reichS Kaiser! Laibach am 13 Juli 1870. § /7