NEUNZEHNTER JAHRESBERICHT über die deutsche Staats-Ob er realsehule IN TRIEST. Veröffentlicht am Schlüsse des Schuljahres 1888-89 vom Diroctor T^itoor Peiker, k. k. Seliulratli. TRIEST. Im Solbstvorlngo dev k. k. Staats-Oborrealsoliulo. 1889. NEUNZEHNTER JAHRESBERICHT über die deutsche IN TRIEST. Veröffentlicht am Schlüsse des Schuljahres 1888-89 vom Director ( Libor Peiber, k. k. Scliulratli. TRIEST. Im Selbstverläge der k. k. Staats-Oberrealschule. INHALT. Seite Die Volksstiiimne im Gebiete von Triest und in Istrien von Dr. P. Tomasin....................................................................1 Schuluachrichten vom Director Libor Peiker: I. Chronik der Scliule.........................................................41 II. Der Lehrkörper und die Vertheilung der Lehrgegenstände während des Schuljahres 1888-89 .........................................................44 (a) Uebersicht über dio Lehrgegenstände und ihre wöchentliche Stundenzahl........................46 4) Durchführung im einzelnen...........................47 IV. Verzeichnis der gebrauchten Lehrbücher....................................53 V. Schriftliche Aufgaben aus dem Deutschen (Unterrichtssprache) für die oberen Classen............................................................55 1. Lehrer-Bibliothek...................................56 2. Schüler-Bibliothek..................................57 3. Physik..............................................58 4. Chemie............................................ 58 VI. Die Lehrmittel & Naturgeschichte.............................................58 6. Geometrie...........................................59 7. Freihandzeichnen....................................59 Aufwand für dio Lehrmittel..........................59 VII. Statistische Notizen.........................................................60 VIII. Matuiitätsprüfung............................................................63 IX. Die wichtigsten Verfügungen der Vorgesetzten Behörden........................65 X. Unterstützungsfond.......................................................... 66 XI. Kundmachung bezüglich des nächsten Schuljahres.........................67 Die Yolksstämme im Gebiete Yon Triest und in Istrien, Ureinwohner — Die ersten Colonisten — Einwanderungen in der mittleren und neueren Zeit — Die jetzige Bevölkerung — Triest als Handelsemporium. Unter allen Provinzen des österreichischen Kaiserstaates weisen nur Triest und. Istrien die älteste Geschichte auf. Schon den griechischen und römischen Geschichtsschreibern war ein zweifaches Istrien, das politische und das adriatisclie, bekannt. Das erste war an der Mündung des Ister, der Donau, gelegen, während das zweite von den Istern, welche iii unsere Gegenden gekommen waren, um ihre Wohnsitze aufzuschlagen, seinen Namen erhalten hatte. W ie es der gelehrte Archäologe Petrus Pervanoglü bewiesen, hatten bereits im neunten Jahrhunderte vor Christo Jonier aus Milet, denen im Jahre 735 Korinther nachgefolgt waren, in unserer Heimath Colonien angelegt.') Nach Adar, ihrem Feueroder Sonnengotte, welchen ihre Ahnen verehrten, benannten sie das adriatische Meer,2) und hiessen, so man der Meinung des Dr. Bernhard Benussi beipflichtet, ihr Land Istrien nach dem Flusse Nengon oder Quieto.3) Dass in historischer Zeit eine thrakische Völkerschaft aus östlicher Richtung eingewandert, in Istrien sesshaft war, unterliegt keinem Zweifel. Vermuthlich hat diese Einwanderung die Sage von den Colchiern veranlasst, welche als Verfolger der Argonauten während ihrer Streifzüge hieher gekommen sein, und müde des langen Herumziehens, endlich unsere Provinz als neues Vaterland sich gewählt haben sollen. Die Thrakier aber wurden im ruhigen Besitze dieses Landes durch die Keltenzüge gestört, welche im fünften und zum Theile noch früher, im vierten Jahrhunderte vor Christo, die Gegenden zwischen der Donau und dem Mittelmeere beunruhigten. Mancherlei Kämpfe spielten sich in unseren Alpengebieten ab, und vom Kriegsglücke begünstiget, machten sich nuch die Kelten zu Herren von Istrien. Wahrscheinlich waren sie Anfangs der herrschende, die Thrakier der beherrschte Theil, bis eine allmählige Verschmelzung beider Stämme stattfand, wobei jedoch der keltische Charakter die massgebende Signatur gab. Als die Römer mit Istrien in Berührung kamen, war dieser Prozess schon grösstentheils vollzogen. 4) Nicht minder kannte man Triest, welches als eine Stadt Istriens von allen Geographen und Geschichtsschreibern des Alterthums betrachtet wurde. Es hiess wohl sonst „Mons Mulianus, Mulianischer Hügel“, indem die Alten fälschlich seine Gründung und seine Erbauung dem Amulius, einem Könige der Latiner, zuschrieben. Während aber Manche im grellen Widerspruche mit jedem geschichtlichen Beweise aus der alten oder mittleren Zeit, die Benennung „Tergeste,' Tergestum“ in seiner dreifachen Gründung oder sogar Zerstörung suchten, muss man der Meinung des Dr. Pervanoglü beistimmen, dass dieser Name eigentlich nur eine lateinische Uebersetzung des griechischen Wortes, „Tpfewov, der Dreiäugige“ ist, womit die ehemaligen karnischen Bewohner unserer Stadt, ihren von der Insel Rhodus mit seiner Verehrung hiehergebrachten Gott Apollo Triopon benannten. Die ältesten Bewohner unseres Landes, welche die vaterländischen Geschichtsschreiber „Aborigener“ nennen, waren somit thrakisch-keltischer Abstammung. Sie gehörten der pelas-gischen Völkerfamilie an, und zwar wie Philipp della Torre und Pervanoglü mit Recht behaupten, dem ägydisch-kadmeischen Volke, welches, wie gesagt, in Istrien die Verehrung des Feuer-und Sonnengottes Apollo Triopon, auch Apollo Carnios oder Belenus genannt, verbreitet hatte. Sie hiessen gemeiniglich Carner, und waren Abkömmlinge der Carner aus Likaonien und Acar-nanien, welche schon früher in Gallien ansässig, während der Regierung des römischen Königes Tarquinius Priscus in unser Land gekommen, mit den Etruskern sich vermischten. Ein prähistorisches Volk, das Plinius in Catali, Menocaleni, Secusses und Subocrini eintheilt,5) und von dem nicht wenige palethnolo-gische Funde und die „Castellieri“ Istriens Zeugniss geben, trieb es Schifffahrt zu Handelszwecken, aber auch zu räuberischen Streifzügen. Es waren unruhige, barbarische, aber unternehmende Leute, an das Waffenhandwerk und an den Seeverkehr gewöhnt, seitdem sie sich mit den aus dem Oriente eingewanderten Euganäern, mit den Henetern oder Venetern, die thrakischen, und mit den Catalern, Japydern und Liburniern, die keltischen Ursprunges waren, vereiniget hatten. Sie besassen Städte, welche mit festen Mauern umgeben waren, und gehorchten vereint einem unumschränkten Könige. Weil nun den Römern die freie und sichere Schifffahrt auf dem adriatischen Meere ein Gebot der Nothwendigkeit war, mussten ihnen die Istrianer Piraten umsomehr lästig sein, da auch die Liburnier und die Dalmater auf ihren Streifzügen sie thätig unterstützten. Wie wir aus der römischen Geschichte entnehmen, wurden sie deshalb von den römischen Legionen, jedoch ohne Erfolg, im Jahre 178 vor Christo unter dem Consul Aulus Manlius Vulso angegriffen. Erst im folgenden Jahre gelang es dem Consul Caius Claudius Pülcher, sie zu besiegen. Sie erlitten dabei eine empfindliche Niederlage. Ihre drei festen Städte Fa-veria, Mutila und Nesatium wurden geschleift; ihr König Epulus entleibte sich selbst. Männer, Weiber, Jungfrauen und Kinder ahmten sein Beispiel nach, und die Uebriggebliebenen wurden als Sklaven verkauft. Der Geschichtsschreiber Titus Livius gibt bei dieser Gelegenheit sogar ihre genaue Anzahl an : es waren ihrer fünftausend sechshundert zwei und zwanzig Personen. °) Nach der Eroberung blieb Istrien mit römischen Truppen besetzt, und scheint sich durch längere Zeit in sein Schicksal ergeben zu haben, obgleich für die Sieger die Nachbarschaft der immer noch unabhängigen und unruhigen Japydier keine angenehme war, da ihr Beispiel auch Einfluss auf die Istrianer hätte üben können. Als es daher im Jahre 129 vor Christo zu einem Kriege der Römer mit den Japydiern kam, nahmen die Istrianer Partei zu Gunsten der letzteren, mussten jedoch dafür hart bi'issen. Der Consul Caius Sempronius Tuditanus unterdrückte mit starker Hand den Aufstand, und dies scheint die Veranlassung gewesen zu sein, dass inan zur besseren Bewahrung unserer Provinz die Anlage von Militärcolonien beschloss, und sowohl jene von Aemonia, Parentium, Piquentum, Pola und Tergeste, als auch andere gründete. Das Jahr 128 vor Christo gilt als Zeitpunkt dieser Gründung. Wir müssen nun wohl annehmen, dass einige Istrianer in unsere Karstgegenden geflohen seien, lange Zeit hindurch ihre Unabhängigkeit behielten, und durch Streifzüge das Land unsicher machten; denn Julius Cäsar berichtet uns unter anderem, er habe den Legaten Titus Labienus in die Gallia Togata geschickt, um die römischen Colonisten vor den Eintällen der Barbaren zu schützen, damit sie nicht das gleiche Loos wie die Triestiner treffe, welche kurz vorher durch Mord, Räubereien lind Plünderungen fast gänzlich aufgerieben worden waren. 7) Nachdem Triest und Istrien eine römische Provinz geworden waren, verschwanden immer mehr die Ureinwohner, indem sie theils als Sklaven ihre Heimath zu verlassen gezwungen waren, theils aber freiwillig das Land räumten. Schon im Anfänge der Besitznehmung kamen in unser Land vierzehn tausend römische Colonisten, denen 127 vor Christo, und Jahr aus Jahr ein bis zu des Kaisers Augustus Zeiten noch viele Andere naohfolgten. Sie gehörten meistentheils den tribus Arnia, Camilla, Claudia, Aelia, Juliana, Maecia, Papiria, Polla, Pomptina, Publilia, Pupinia, Romana, Septimia, Severa, Valeriana, Yellia, Vibia und Voltilia, wie die vielen römischen Inschriften unserer Gegenden Zeugniss geben, welche von Daniel Tomitanus, Prosperus Petronio, Nicolaus Manzioli, Jacob Tommasini, Johannes Francol, Frater Irenaus della Croce, Vincentius Scussa, Gianrinaldo Carli, Dominicus Rossetti, Johannes Labus, Petrus Kandier, Carl Gregorutti, vom Verfasser dieser Zeilen, von den Mitarbeitern der „Istria“ und des „Archeografo triestino,“ von Thomas Luciani, und von anderen Triestinern und Istrianern gesammelt wurden, und die Johannes Gruterus, Johannes Orelli, und in unseren Tagen Theodor Mommsen illustrirt haben. Deshalb wurden auch Triest und Istrien, noch vor dem Sturze des zweiten Triumvirates als eine Provinz Italiens betrachtet. Ihren Einwohnern rühmt der gelehrte Bischof Jacob Philipp Tommasini in seinen Commentaren über Istrien nach, dass sie, ein unverdorbenes, gutes Volk wären; eine liebenswürdige, aufgeweckte Jugend hätten; Talente besitzen, den Studien sich widmen und zu allen Zeiten aus ihrer Mitte Männer geliefert hätten, welche in den verschiedenen Ständen und Berufszweigen einen berühmten Namen sich erwarben. Wir müssen jedoch von der gegenwärtigen Bevölkerung unserer Provinz, die in Bezug auf Sprache, Sitten und Gewohnheiten im Ganzen äusserst verschieden ist, im Einzelnen wahrheitsgetreu das Nähere erwähnen. Wenn wir nun Istrien innerhalb seiner natürlichen Grenzen betrachten, und somit auch Triest einbegreifen, so ergab sich am 31. December 1880 auf einem Flächeninhalte von 5048‘68 CDKilometer folgende ziffermässige und offizielle Bevölkerung: 419'553 Einwohner, welche sich in 49 Gemeinden, 627 Ortschaften, 58.805 Häusern mit 85'911 Familien vertheilen, wovon auf Triest sammt Gebiet 144.844 Seelen in einer Gemeinde, 24 Ortschaften, 7739 Häusern mit 28.857 Wohnparteien entfallen.8) Was ihre Sprache anbelangt, können wir sie in Italiener, Rumänen und Slaven eintheilen. Zu den letzteren gehören die Morlachen, die Tschitscben, die Slovenen und die Croaten. Italiener. Nach der Unterjochung und theilweisen Ausrottung der Ureinwohner gehörte die älteste einheimische Bevölkerung von Triest und Istrien lange Zeit hindurch, und zwar während ihrer grössten Blüthe, d. h. unter den Römern, dem lateinischen Volksstamme an. Diese Italiener sind Nachkommen der römischen, aus der Verschmelzung italischer Colonisten mit dem thrako-keltischen Ureinwohnern entstandenen Provinzialen, denn wie der Boden unserer Gegenden, besonders an der Küste, mit römischen Denkmälern besäet ist, so reicht auch die nachweisbare Geschichte der italienischen Ortschaften Istriens in die Römerzeit hinauf. Sie bewohnen unsere Provinz längs der Küste des adriatischen Meeres und die grösseren Ortschaften in ihrem Inneren, mithin den zivilisirten Theil. Im Ganzen 211-588 an der Zahl, wovon auf Triest 88.887 entfallen, erstrecken sie sich vom Meerbusen von Triest bis zum Quarnero, von der Vena bis Promon-tore. Ihnen gehören die Städte und viele Marktflecken und Dörfer4 welche einen italienischen Namen tragen, findet man auch unter den Slaven, so dass es heutzutage einem Geographen schwer fallen würde, eine genaue ethnographische Karte von Istrien zu liefern: so gross ist die Verzweigung des lateinischen Sprach-stammes von seinem Centrum aus, innerhalb der slavischen Gemeinden. Nachdem aber durch Pest und Kriege, durch Einfälle der Uskoken und der Türken im Laufe der Zeiten diese Bevölkerung stark abgenommen hatte, wurde sie mit Eingewanderten aus Italien verstärkt. Diesen folgten venetianische Familien, besonders aus der Lagunenstadt, aus Chioggia und Grado nach, welche meistenteils in Cittanova, Orsera, Parenzo, Pola, Rovigno und Umago sich niederliessen, und hierorts den ausgeprägten venetianischen Dialect ausbildeten. Ihnen schlossen sich Friauler aus den kamischen Gebirgsgegenden an, in Istrien noch vor Zeiten des Bischofes Tomma-sini „cargnelli“ genannt. Sie waren zumeist Glaser, Schlosser, Schmiede, Steinmetzen und Weber. Arbeitsam und schlau, dabei gutherzig, gastfreundlich, treu, ruhig, an Entbehrungen seit ihrer Jugend gewöhnt, mit wenig Polenta zufrieden, äusserst sparsam, wurden sie bald wohlhabend Diesen kann man noch gegen 18.000 italienisirte Slaven des Länderstriches zwischen den Flüssen Dragogna und Quieto hinzn-rechnen, welche theils italienisch theils slavisch mit starker italienischer Beimischung sprechen; Die Italiener bilden den intelligenteren Theil der Bevölkerung, und da sie Industrielle, Grossgrundbesitzer, Kaufleute und Schiffer sind, so hängt meistens der Slave von ihnen ab. In überwiegender Mehrzahl waren sie einst Unterthanen der Republik Venedig bis zu ihrem Falle Die lateinische Sprache hat somit die alte pelasgische Mundart aus Istrien verdrängt. Da nämlich die grosse Masse der Colonisten und der Soldaten sich der sogenannten „lingua rustica romana“ bediente, so gelangte dieselbe mit den römischen Truppen und mit der römischen Herrschaft, wie nach allen römischen Provinzen, so auch nach Triest und Istrien, und wurde hier die Sprache der mehr oder minder rasch romanisirten Bewohner. Auch konnte es nicht fehlen, dass sich bei diesem Prozesse der Romanisirung schon frühzeitig je nach der Verschiedenheit der romanisirten Völkerschaften verschiedene Schattirungen der römischen Volkssprache herausbildeten, welche zwar in Bezug auf Grammatik kaum Unterschiede zeigten, deren Sprachschatz aber mancherlei Idiotismen und Fremdwörter mitbrachte, denn je mehr die römische Schriftsprache, etwa seit dem dritten Jahrhunderte der römischen Kaiserzeit, in Erstarrung verfiel, desto schärfer musste der Gegensatz zwischen Volks- und Schriftsprache hervortreten. Die Keime aber zu einer weiteren Entwicklung, welche die Volkssprache in sich trug, begannen sich erst daun zu entfalten, als durch die germanischen Eroberungen, mit den höheren Ständen die alte Cultur und das reine Latein von selbst erloschen. Das Ende des sechsten und der Anfang des siebenten Jahr-hundertes sind daher allem Anscheine nach diejenige Periode, in welcher das besonders durch die Sprachen der germanischen Eroberer verdorbene Latein gänzlich aus einander gefallen ist, und aus seinen Trümmern sich die neue Volkssprache zu bilden begann. Da aber diese im neunten Jahrhunderte, nach einem für uns dunklen Prozesse der Umwandlung durch eine merkliche Kluft von ihrer gemeinschaftlichen Mutter geschieden, in unseren Gegenden, wie anderorts in Italien, plötzlich vollendet auftritt, so können wir die Behauptung aufstellen : „die italienische Mundart von Triest und Istrien, welche noch heutzutage in Dignano, Fasana, Gallesano, Rovigno und Valle das Gepräge der primitiven Sprache beibehalten hat, ist auf uralte Zeiten zurückzuführen, und Italiener der venetianischen Republik, welche aus verschiedenen Ursachen nach Triest und Istrien übersiedelten, beschleunigten nur den Uebergang der „lingua romana rustica“ in das venetianische „volgare“. Um uns von dieser wichtigen Wahrheit, welche auch W. Helbig, H. Nissen, Dr. G. Gröber und W. Derke vertlieidigen, zu überzeugen, brauchen wir nur einen Blick auf die alten Bewohner Triests zu werfen. Obwohl cs einige unternommen haben, eine geschichtliche Thatsache zu läugnen,9) behaupten wir dennoch und sind fest überzeugt, dass dieselben bis zur Gründung des Handelsemporiums eine friauliche Mundart redeten, welche noch in späteier Zeit in einigen Patrizierfamilien sich erhielt, während das Volk nach und nach das Venetianische sich angewöhnte. Die jetzige Einwohnerzahl vermehrte sich ja so schnell und geradezu so auflallend nur mit Eingewanderten aus allen Ländern, welchen „novis civibus“ ein alter, feindlich gesinnter Patriziat, an Sitten und Sprache gänzlich verschieden, entgegenstand. Nicht umsonst haben wir 'diese Bemerkung eingeschaltet. Schon Dante Alighieri unterscheidet in seinem Buche „de vulgari eloquentia“ die Dialecte des Venetianischen von denen Aquileja’s und Istriens, indem er von den Einwohnern dieser letzten Provinz uns versichert, dass sie eine barbarische Sprache gebrauchen. Biondelli sondert die karnischen Sprachfamilien von Priaul, Görz und Istrien ab, und der gelehrte Bischof Tommasini (aus dem siebzehnten Jahrhunderte) bestätiget uns diese Thatsache, indem er von den damaligen Triestinern schreibt, „dass sie eine verdorbene friaulische Mundart reden.“ 10) Dieses bezeugen auch die Autographen der „vicedomini“ und der „camerarii,“ welche im Triester diplomatischen Communal-archive aufbewahrt werden, und in ihrer mittelalterlichen Sprache das Friaulische deutlich erkennen lassen. \ Und hätten auch nicht mit anerkennendem Fleisse Jacob Cavalli und der Giottologe Graziadio Ascoli darüber geschrieben und dies bewiesen,") wir besitzen ja ausser den genannten Autographen ein Sonett von einem Triestiner, 1796 für den Einzug des Bischofes Ignaz Cajetan Buset gedichtet,12) und jene Reliquien des nun verschwundenen Dialectes, welche mit pietätvoller Liebe der Herausgeber der Werke des Frater Irenaus della Croce, der Weltpriester Joseph Mainati gesammelt hat. Wir fahren ans diesen eine Probe an, indem wir sie mit der jetzigen Triester Mundart und mit der italienischen Schriftsprache vergleichen. Alter Triester Dialect. E mi ve die, che som risolut de chio mujer, e 110 sarai gnent senza judizi, se sposarai la mamula cheliai pel ciaf.3) Uara, uara, ze mera-veja! Ti no sastu, che mei nono messer Blas» Brezaucieh, che hau volii vede tut, el m’ hau conta duta la storia?1) Neuer Triester Dialeot. E mi ve digo, che son risoludo de cior mol-ge e che no saro gnente afato senza judizio se sposassi la puta che go par la testa. Varda, cio, che mara-veja! No te sa, ehe sior Biasio Brezaucieh mio nono, ehe’l ga voludo veddr duto, el me ga conta tuta la storia? Italienische Schriftsprache. Ed io vi dico, che so-110 rfsoluto di prender moglie, e non sarö privo di giudizio, sc sposassi quella giovane che oc-cupa i miei pensieri. Veh, veh, ehe mera-viglia! Ignori forse, che il signor Biagio Brezau-cich, mio nono, che vo-leva veder tutto, mi raccontava ogni cosa? In Folge dessen war auch die Schriftsprache der Triestiner und der Istrianer, besonders im Mittelalter, äusserst verdorben. Beispiele davon finden wir genug in den verschiedenen vaterländischen Documenten, und in einer Inschrift vom 7. Juni 1411, welche noch jetzt in Muggia auf der Vorderseite der Kirche San Francesco zu lesen ist. Wir geben aus dem alten Triester Capi-tularbuche den Wortlaut eines Actenstiickes vom Monate Mai 1426. Original. A vui signuor calonesi et a tuto lo capitolo de la grosia de Triesto fa asaver pre Libero Barbariča vostro calonogo et confrare che a voi piase de concedcrli la casa la quäl tigniva misier lo degan per un preeio conve-niente, lui se vol obligar per bon instrumento over per bona segurta de Italienische Schriftsprache. A voi, signori canonici ed a tutto il capitolo della chiesa di Trieste il canonico e vostro confratello Don Libero Bnrbariza rende noto, che a voi piaccia concedergli verso prezzo con-veniente la casa occupata per 1' ad-dietro da monsiguor decano. Egli in-tendc obbligarsi con valido istromento concar la dita časa a tute soe spese et inmejorarla sifatamentre ehe a esti-macion do bon maistri ela sara inmc-jorada in spesa de lire ducento de picoli et questo innanci ehe compia cinque anni el pagerk lo lito per lo qvial voi li convien la dita casa a tempo et termene debito et questo ve priega debia guardar o aver respeto piii al vostro honor et al ben del capitiilo ehe ne a lui ne a niuna al-tra persona sempre tarnen lassando voi in vostro arbitrio. ') o con solida garanzia di ridurre la casa suddetta a tutte sue spese e di ristanrarla in guisa tale, chc a giudi-zio di maestri esperti il suo ristauro costera duecento lire piecole. E questo avverrä prima ehe si compiano cinque anni. Ed egli a suo tempo e nel termine prescritto vi pagbera pella casa suddetta il litto che vi si conviene. Del resto egli vi prega che abbiate in n.ente e piii riguardi di-mostriate al vostro onore ed al bene del capitolo, ehe ne a lui o ad altra persona, lasciandovi pero sempre in piena liberta. Jetzt reden wohl Triestiner und Istrianer die venetianische Mundart; sie ist jedoch in den einzelnen Ortschaften verschieden. So wechselt z. B. das „menava“ (ital. „conduceva“, er führte) in „meneva“; das „cantava“ (er sang) in „canteva“; das „fazeva“ (ital. „faceva“, er machte) in „fava, feva“; das „duezento“ (ital. „duecento“ zweihundert) in „dosento, dusento“; das „ti te dixi“ (ital. „tu dici“, du sagst), das „ti te fa“ (ital. „tu fai“, du machst) in „ti te dighi, ti te fazi“. Die italienisch redenden Juden gebrauchen noch immer dazu das „lei“ statt das „lui, ella, la“ (sie» er, es) und das „xera“ statt des „jera“ (ital. „era“, er, sie, es war). Wie wir aber schon erwähnt haben, ist am grössten der Unterschied bei den 27.000 Italienern, welche Dignano, Fasana, Gallesano, Rovigno und Valle bewohnen. Sie haben in ihrem Dialecte zahlreiche auf die selbständige ununterbrochene Abstammung von der römischen Volkssprache zurückzuführende Eigen-thümlichkeiten, und besitzen alle Merkmale, welche der Mundart Mittelitaliens und der Lombardei ähnlich sind. Sehr oft z. B. verwechseln sie das „a“ in „e“ das „e“ in „i“, das „o“ in und umgekehrt. Die Infinitive auf „are“ kürzen sie in „e“ ab; die Infinitive auf „ere“ in „i“, die Endung „o“ in der ersten Person des Präsens verwechseln sie mit „i“. Indem wir diese kurzgefassten Nachrichten über die italienische Bevölkerung von Triest und Istrien absihliessen, können wir nicht mit Stillschweigen übergeben, dass sie bis zum sechzehnten Jahrhunderte in ihrer Liturgie einen eigenen Ritus, den sogenannten „Patriarchino“ gebrauchte. 14) Sein Anfang ist uralt in der Metropole von Aquileja, welcher bis zu ihrer Aufhebung durch Pabst Benedict XIV. die Bisehöfe von Triest und Istrien unterstanden. Dieses Patriarchat gebrauchte mit seinen Suflra-ganen ein eigenes Symbolum ,5) und eigene vom Patriarchen Paulinus (557-569) erfundene Officien, I0) welche noch jetzt theils im Manuscripte, theils gedruckt vorliegen. Rumänen. Während die Albanesen oder die Skipetaren, d. h. die „Bergbewohner“, welche auf Einladung der Republik Venedig nach Istrien kamen und 1595 aus der Zeta nach Fontane, 1611 aus Scutari nach Monghebbo, also jenseits des Quieto übersiedelten, obwohl mit vielen Privilegien ausgestattet, in kurzer Zeit ihre Volksthümliuhkeit verloren, können wir ein Solches von den 2300 Rumänen Istriens im Ganzen nicht behaupten. Vor Allem müssen wir mit Johannes Lucius, dem Geschichtsschreiber Dalmatiens, bemerken, dass nach älteren historischen Daten alle Dalmatiner sich der lateinischen oder der römischen Sprache bis zum dreizehnten Jahrhunderte bedienten und dass sie auch später, wie sie in Folge der Einwanderungen zum Theile Walachen geworden, doch nicht Slaven, Vlacben oder Wala:hen, sondern vielmehr Römer sein wollten, indem sie sich als römische Abkömmlinge betrachteten und ihre Sprache als eine römische erklärten.,7) Man kann somit der hie und da aufgetauchten Meinung, es seien die Istrianer Rumänen directe Nachkommen der dortigen römischen Ansiedler, nicht beipflichten. Das in Istrien gesprochene Walachische stimmt ja trotz seiner Verstümmelung mit der Sprache der Donaurumänen im Wesentlichen überein. Die Rumänen gehören der römischen Völkergruppe an; ihre Sprache ist eine Vermischung der von den römischen Colonisten in die Walachei hingetragenen „lingua romana rustica“ mit der ursprünglich dazisch-thrakischen Landessprache, welche zur alten keltischen Sprachengruppe gehört, und erst durch die Völkerströmungen im Laufe der Zeiten Elemente aus dem Bulgarischen, Russischen und Serbischen aufgenommen hat. Wie kamen aber die Rumänen, die Vlachen oder Walachen in unsere Gegenden? Wir wissen aus der Geschichte, dass sie, seit dem Jahre 1290 von den Magyaren hart bedrückt und von den Croaten bei ihrem Vordringen nach Westen aus ihrer mösischen Ileimath vertrieben, in unsere Provinz als arme Verfolgte kamen. Miklosich weist dieser Völkergruppe als Urheimath die südlich von der unteren Donau gelegenen Länderstriche an, und ist der Meinung, dass sie als Wanderhirten westwärts gezogen seien.I8) Sie dehnten sich wohl einst in Istrien viel weiter aus, als heutzutage, denn der Geschichtsschreiber von Triest, Frater Irenaus della Croce, erzählt uns, wie noch zu seiner Zeit, also im siebzehnten Jahrhunderte, die Bewohner von Castelnovo, Conto-vello, Gropada, Opcina, Padrič, Prosecco, Trebiö und die Tschi-tschen, welche sich dazumal in ihrer Sprache „Rumieri“ nannten, rumänisch sprachen, und führt sogar einige Wörter und Redensarten ihrer Mundart an.19) Rumänen waren überdies in den Ortschaften um Albona, in Bellai, Cepiß, Cherbune, Cosliaco, Santa Lucia de Schitazza, um Montona, in Mune, um Pinguente und Pisino, in Pressert, Tepenovio.a und Topliaco zu finden, wo man noch im sechzehnten Jahrhunderte sich der rumänischen Sprache bediente. Dies erhellt z.B. aus der Benennung „Catunü“, die im Rumänischen „Dorf“ bezeichnet: und wir finden „Catuna“ in Cosliaco; „Cattun“ in Bellai; „Catun“ in Gerdošelo; „Cuttun“ in Tarviso; „Catuni“ in San Pietro in Selve; „Cadum, Caduni“ bei Parenzo. Dies bestätigen ferner ihr Volkstypus, die rumänisch benannten Weiler Burul, Cergnul, Fragnol, Lizzul, Likul; die öfters vorkommenden Namen Vlali und Vlahova und die Endung einiger Dörfer in a, e, o, t, ul, wie: Burizana, Calafat, Castelnovo, Cherbune, Clana, Cosliaco, Dane, Jelšane, Lipa, Oscale, Polane, Pressert, Rupa, Sapiane, Sia, Tepenovica, Topliaco, Zejane. Eine kleine Gemeinde von ungefähr 530 Rumänen besteht in Zejane. Doch nähern wir uns dem Monte Maggiore, dem Thale der oberen Arsa. Wo das Flüsschen Boljuncica aus enger Schlucht hervorbricht, stossen wir auf eine kleine rumänische Sprachinsel von ungefähr zweitausend Seelen (Gradinje, Grobnico, Je-senovica, Lettaj und Villanova mit dem Centrum in Berdo und Sušnjevica). Die Leute sehen ungemein verwahrlost aus; Malerisches findet man bei ihnen nichts, die Tracht der Weiber etwa ausgenommen, welche turbanartig ein Tuch um den Kopf schlingen, aus welchem die schönen, braunen Haare theilweise hervorquellen. Das längst verschollene Römerthum scheint übrigens den biederen Bewohner selber wenig oder gar nicht zu imponiren. Ihre alten Sitten, Gewohnheiten und Gebräuche sind völlig verloren gegangen, und es erhielt sich nur bei ihnen, obwohl verdorben, die rumänische Sprache, weshalb sie die Slaven „Vlahovi“, die Italiener „Ciribiri“ nennen. Befragt inan die Istrianer Rumänen um ihre Abkunft, so werden sie gleichsam begeistert. Sie erzählen von vergangenen, glorreichen Zeiten; sie führen , tapfere Ahnen vor. Die Armen fühlen, dass sie einst viel Unglück überstanden und eine Geschichte gehabt haben. Ihre Sprache erkennt man gleich, wie bei allen Rumänen, in der nachlässigen Aussprache der einzelnen Wörter, in der Hinneigung zur Auflösung grammatikalischer Formen, überhaupt in der eigenthümlichen Redeweise und in den sonderbaren Con-structionen. Sie haben das „io, tu, lui, noi, voi, ei* (ich, du, er, wir, ihr, sie) und das „fostu“ (fosti, du bist gewesen der Italiener) und sehr viele aus dem Lateinischen entnommene Wörter, wie z. B.: „amblä (ambulare, gehen) — „basalca“ (basilica, Kirche) — „boü“ (bos, Stier) — „calle“ (callis, Strasse) — „cargna“ (caro, Fleisch) — „cassa“ (casa, domus, Haus) — „cass“ (caseus, Käse) — „clamä“ (clamare, rufen) — „compana“ (campana, Glocke) — „copra“ (öapra, Ziege) — „domno“ (dominus, Herr) — „filie“ (filia, Tochter) — „fratogli“ (fratres, Brüder) — „jualba“ (alba, weisse) — „lapte“ (lac, Milch) — „lucru“ (lucrum, Gewinn) — „ma“ (meus, mein) — „matre“ (mater, Mutter) — „mulier* (mulier, Weib) — „muliara“ (mulier mea, mein Weib) — „ochiii“ (oculus, Auge) — „ova“ (ovis, Schaf) — „patre“ (pater, Yater) — „rogä.“ (rogare, bitten) — „secura“ (securis, Hacke) — „sorer“ (soror, Schwester) — „urra“ (una, eine) — „vetruona“ (vetera? alte) — „vinü“ (vinum, Wein). Slaven. Die Slaven, welche der indogermanischen Völker-Ordnung angehören, und daher den Galliern, Germanen, Hellenen, Lateinern, Lithauern und Thrakiern in Europa, den Armeniern, Medern, Indiern und Persern in Asien verwandt sind, leiten ihren Namen von „slava, Ruhm“ oder von „slovo, Wort“ ab, und nennen sich „Slovjani, die Ruhmvollen“ oder „Slovjani, Slovienci, die Redenden“ im Gegensätze zu ihren deutschen Nachbarn, welche sie „Nemci, die Stummen“ heissen. Schon im grauen Alterthume waren sie in Europa weitverbreitet: von der Saale bis zum Ural und vom adriatischen bis zum baltischen Meere. Im vierten Jahrhunderte nach Christo, in den Zeiten der grossen Völkerwanderungen, erscheinen sie auf dem Schauplatze der Weltgeschichte, und zwar, wieder gelehrte Kirchenhistoriker Dr. Johannes Alzog bemerkt, „schon da nicht in freier, aufstrebender Entwicklung. Ihr starker, gedrungener Körperbau mit schöner Kopfbildung war unempfindlich gegen Beschwerde und Schmerz; mit vieler Naturanlage und Geschicklichkeit begabt, zeigten sie sich im Angriffe kühn und gewandt, im geselligen Verkehr genügsam, gutmüthig und gastfrei. Ihre Fröhlichkeit steigerte sich bei Volksfesten zu rauschendem Jubel; daher besitzen sie zahlreiche, gemüthvolle, auch elegische Volksgesänge in schönen Molltonarten. Mitten zwischen despotischen Asiaten und überlegenen Zwingherren bewiesen sie leidenden Gehorsam. In dem Weibe erkannte der Slave nicht wie der Germane sein Ebenbild, sondern theilte die Missachtung der Frau mit den Völkern Asiens; Töchter konnte die Mutter gleich nach der Geburt tödten; das Weib musste oft mt dem Leichname des Mannes verbrannt werden.“ ’i0) Die vom Kaiser Constantin dem Grossen in seinem Reiche aufgenommenen Slaven vermehrten sich aber nicht nur kraft der ihrem Stamme eigenthümlichen Fruchtbarkeit, sondern auch durch immer fortgesetzte, still vor sich gegangene neue Einwanderungen aus den älteren Sitzen in Dacien, so dass sie im Laufe von beinahe drei Jahrhunderten fast das ganze Illyricum eingenommen hatten. Die Slaven Istriens und Triests waren nun seit einer langen Reihe von Jahren ein Gegenstand besonderer Studien. Um nicht so weit herumzuschweifen, erwähnen wir nur Kandier, Combi, Luciani, de Franceschi, Czörnig senior und junior, welche über sie mit genauer Kenntniss geschrieben haben. Und sie alle haben auf die in unserer vaterländischen Geschichte bestätigte Thatsache hingewiesen, dass wenn auch in unserem verhältniss-mässig kleinen Lande 191.569 Slaven leben, wovon auf Triest allein 26.487 entfallen, sie sich nichtsdestoweniger in zehn bis zwölf verschiedene Stämme scheiden, nach Anderen sogar in sechzehn bis achtzehn, denn man fand und findet noch jetzt unter ihnen Berkiner, Bisiacken, Bressaner, Croaten, Illyrier, Liburnier, Montenegriner, Moriaoken, Savriner, Serben, Slovenen, Tschi-tschen und Uskoken. Nicht allein sind es alle diese slavischen Stämme Istriens, welche, wie Carl Czörnig senior in dieser Beziehung bemerkt, „der ethnographischen Darstellung Verlegenheit bereiten, sondern insbesondere die Verschmelzungen verschiedener Abtheilungen einander nahestehender, ja selbst der entgegengesetztesten Volksstämme, welche keine Schriftsprache haben, und deren gesprochene Mundart aus den verschiedensten, kaum zu entwirrenden Elementen besteht, so dass es oft bei den wenigen Gebildeten dieser Stämme schwer fallt, zu bestimmen, welcher Schriftsprache ihre Mundart am nächsten kommt. Man begegnet daselbst nicht nur kroatisirten Serben, auch serbisirten Croaten, sondern auch kroatisirten Walachen, ferner italienisirten Croaten, welche zum Theile selbst ihre Muttersprache vergessen haben (an der Westküste), dann kroatisirten Italienern, bei denen dieses ebenso der Fall ist (im Innern), endlich einem Mischvolke, dessen Tracht italienisch, dessen Sitte slavisch, dessen Sprache ein Gemisch von serbischen und italienischen Worten ist.21) Es ist ja erwiesen, dass z. B. im Jahre 1463 Slaven noch Salvore kamen; 1526 ins Gebiet von Rovigno ; 1549 in die Gebiete von Cittanova, Montona, Parenzo und Pola; 1595 nach Fontane und in den Jahren 1624 und 1634 als die Pest wüthete, nach Filippano; 1647 in das Gebiet von Pola und 1650 nach Peroi. Am zahlreichsten sind sie zwischen der Dragogna und Triest. Andere findet man im oberen Thale des Quieto und in Pinguente, welche, obwohl sie die ältesten Slaven unserer Provinz sind, doch nicht die reine croatische Sprache gebrauchen, denn sie verwechseln sehr oft das Geschlecht, die Declination und die Conjugation, nnd mischen darunter italienische Wörter, wie z. B. „sior si, sior no, sior compare“. Man füge noch hinzu die Tschitschen, die Bisiaken und die Savriner, welche vielleicht den Namen von ihrem Ur-sitze an der Sava erhalten haben; die Serben im Westen der Arsa, in Antignana, Corridico, Gimino und Ivanac, die Abkömmlinge der Uskoken in Altura, Cavrano und Roveria, und man wird in Chersicla und Gerdošelo bis gegen Boruto und Bo-gliuno hin, mit einem slavischen Mischvolke zu thun haben. Yon ihrer religiösen Bildung beim ersten Aufreten in unseren Gegenden theilt uns der Geschichtsschreiber Krains, Ludwig Schönleben, mit, dass die Slaven auch nach dem Jahre 640, obwohl sie in Krain, Kärnthen, auf dem Karste, in Istrien und Liburnien mit Christen zusammenlebten, immer noch dem Götzendienste ergeben waren und die Gottheiten Bielobog, öernobog, Flins, Lado, Perun, Prove, Radegast, Švantevit, Siva und Triglav verehrten.42) Erst nachdem die Bulgaren sich bekehrt hatten, nahmen sie um das Jahr 807 das Christenthum an. So viel ist aber historisch sicher, dass alle Carantanen, welche auch theilweise das Küstenland bewohnten und die Croaten bereits gegen Ende des achten Jahrhundertes dem Christenthume gewonnen waren, und dass das Verdienst ihrer Christianisirung nicht etwa den Griechen, sondern den Abendländern zugeschrieben werden muss, und zwar den Bemühungen der Päbste Johannes IV. (640—642), Martin I. (649—655), Johannes VIII. (872—882), Hadrian II. (867 — 872), sowie der Salzburger Erzbischöfe Arno (787—821) lind Adalram (821—836), und dann insbesondere den Missionsreisen der beiden Slavenapostel Cirili und Methud. Diese, zwei Brüder aus Thessalonica und Mönche in Constantinope^ verkündeten zuerst das Evangelium auf dem Chersonese den Chazaren, dann auf Einladung des Königes Wratislav im gross-mährischen Reiche. In Rom vom heiligen Pabste Nicolaus I. (858 — 867) freundlich aufgenommen, und von seinem Nachfolger Hadrian II. zum Bischof der Slaven von Mähren und Pannonien consecrirt, zog Methud, nachdem sein Bruder in der ewigen Stadt das Zeitliche gesegnet, nach Pannonien, Bulgarien, Dalmatien, Carantanien, Böhmen, Polen und sogar nach Russland, wo er die Metropolitansitze Moskau und Kiew gründete. Cirili bediente sich beim Uebersetzen der Bibel und der Kirchenbücher einer eigenen von ihm erfundenen Schrift, der „Cirillica“; daneben gebrauchte man noch in Istrien die „Glagolica“, nach Šafarik ein im grossmährischen Reiche von katholischen Priestern erfundenes Alphabet. Man hat fälschlich behauptet, der heilige Kirchenlehrer Hieronymus sei der Erfinder desselben; die ersten Schriftdenkmäler in diesem Alphabete stammen aber aus dem elften Jahrhundert. Man kann nämlich dabei zwei Perioden unterscheiden, eine ältere und eine jüngere, welche von einander nicht nur durch die abweichende Form der Buchstaben, sondern auch durch die Sprache getrennt sind. Während die Denkmäler aus der ersten Periode im Allgemeinen der altslavischen Sprache mit cirillisclier Schrift desto ähnlicher sind, je mehr die Denkmäler selbst hinaufreichen, lässt sich dagegen die Sprache der glagolitischen Handschriften aus der jüngeren Periode von den altslavischen Quellen serbischer Rezension mit cirillischen Buchstaben kaum unterscheiden.23) Und [eben mit dieser Schrift waren die liturgischen Bücher der katholischen Slaven Istriens geschrieben, da sie seit uralter Zeit das Privilegium besitzen, den feierlichen Gottesdienst des römischen Ritus in slavischer Sprache, nach eigenem Messbuche, gewöhnlich „Schiavet“ genannt, feiern zu können.24) Dieser Umstand aber, dass die Slaven Istriens der römischen Kirche zwar angehörten, in der Liturgie jedoch ihre Muttersprache gebrauchten, mag nicht wenig dazu beigetragen haben, dass während die italienischen Bewohner unserer Provinz treu und fest zum katholischen Glauben hielten, die Slaven von den Reformatoren zur Annahme der neuen Lehre als geeigneter angesehen wurden. Schon im Anfänge, und noch mehr um die Mitte des sechzehnten Jahrhundertes scheinen die lutherischen Religionsneuerungen in unseren Gegenden sich verbreitet zu haben.25) Wir lesen unter Anderm, dass bereits am 14. Juni 1523 der Vice-Stadthauptmann von Triest, Dr. Sigismund Lallo, im Aufträge des Erzherzogs Ferdinand die Bücher und Schriften Martin Luther’s strenge untersagte, wohl aber ohne Erfolg, denn am 15. September 1566 sah sich Erzherzog Carl genöthiget, seinen Geheimschreiber und Bischof von Triest Dr. Andreas Rapicius, zu befragen, wie es mit den Reformatoren in seiner Diözese eigentlich stehe. In dieser und in Istrien waren ihrer zwar wenige, aber sehr einflussreiche. Der erste, welcher als solcher öffentlich auftrat, war Frater Ubaldus Lupatina, aus Albona gebürtig, Francis-kanerprovinzial in Venedig, dem sich später sein Neffe und Landsmann Matthias Francovich - Vlacich und Petrus Paulus Ver-gerius junior aus Capodistria anschlossen. Der erste, als Reformator und als Begründer der protestantischen Kirchengeschichte (durch seine „Centuriae Magdeburgenses“) unter dem Namen Matthias Flacius Illyricus bekannt, war in Deutschland einer der eifrigsten Vorfechter der sogenannten „IIolz- und Klotzlehre“ oder des „reinen Lutherthums“. Durch umfassende Kenntnisse und durch rastlose Thätigkeit den meisten protestantischen Theologen seiner Zeit überlegen, wollte er den Ruf, den er sich in Deutschland erworben hatte, auch in seiner Heimat mit der Herausgabe protestantischer Werke in slavischer Sprache ausbreiten. Petrus Paulus Vergerius junior, zuerst Rechtsgelehrter in Venedig und Stadtvicar von Padua, dann Nuntius der Päbsie Clemens VII. (1523—1534) und Paul III. (1534—1550) in Wien, Berlin und an anderen deutschen Höfen, Bischof von Modrussa in Croatien (1536) und in seiner Vaterstadt (1536 -1549), fühlte •sich in seinem Ehrgeize beleidiget, nicht allein weil er den Purpur nicht erhalten hatte, sondern auch weil er von Ilannibal Grisoni, Domherrn von Capodistria und von Johannes della Casa, päbst-lichen Legaten in Venedig, wegen seines freisinnigen Denkens und seiner lutherischen Ansichten freimüthig und öffentlich gerügt worden war. Seiner bischöflichen Würde für verlustig erklärt, begab er sich zuerst nach Padua und Triest, dann in die Schweiz und nach Deutschland, wo er zu Tübingen als protestantischer Prediger und Superintendent sein unruhiges Leben am 4. October 1565 beschloss. Seine Anhänger in Istrien glaubten nun berufen zu sein, die neue Lehre in Krain, im Görzischen und in Istrien zu verbreiten, und thaten auch dies mit einer solchen Kühnheit, dass im Jahre 1579 Leonhard Attimis Stadt-hauptmann von Fiume den kaiserlichen Auftrag erhielt, die protestantischen Prediger in Oroatien und Istrien einzukerkern. Die strengen Massregeln verfehlten jedoch den Zweck, denn von Franz Barbo, Herren von Cosiliaco und Stadthauptmanne von Fiume mit Wort und Geld unterstützt, und von Flacius und Vergerius aufgemuntert, übersetzten sie, während dieser den Katechismus Martin Luther’s und das würtembergische Glaubensbekenntniss in italienischer Sprache herausgab, die Bibel, oder verfassten protestantische Schriften im slavischen Idiome. Besonders thätig war in dieser Beziehung Stephan Consul, seitdem er in Regensburg von Johann Ungnad mit einer jährlichen Pension bedacht worden war. Nachdem wir in allgemeinen Umrissen diese Nachrichten über die Slaven Istriens gegeben haben, entsteht die Frage, wie wir ihre verschiedenen Stämme eigentlich unterscheiden sollen? Wir theilen sie ein in Morlacken, Tschitschen, Sloveneu und Croaten. Morlacken. Wir müssen die Morlacken Istriens ja nicht als Abkömmlinge der Uslcoken oder der Predaucier betrachten. Diese, illyrischen oder vielmehr walachischen Ursprunges, in Sprache und Sitten sonst den Croaten verwandt und erbitterte Feinde des Islams, hatten sich vor dem türkischen Halbmonde nach Ungarn, Krain und Istrien geflüchtet. Da sie aber vom Kaiser Matthias den erbetenen Schutz nicht bekamen, und in Istrien von der Republik Venedig wie Feinde und Gesetzlose behandelt wurden, irrten sie unstät herum, bis sie nach dem im Jahre 1617 zu Madrid zwischen dem Könige von Spanien Philipp III. (1598—16‘21) und dem Dogen von Venedig Johannes Bembo (1615—1618) geschlossenen Frieden, von der Seeküste mit Gewalt entfernt, in Inneristrien, und zwar in Altara, Antignana, Caschierga, Cavrano, Chersicla, Corridico, Dolenjavas, Giinino, Gorenjavas, Lesisčine, Pedena, San Pietro in Selve, Pisino, Roveria und Semič angesiedelt s wurden. Unsere Morlacken, von den Türken gewöhnlich Ca-ravlassi, d. h. schwarze Walachen genannt, sind eigentlich serbischen Ursprunges, denn ihre Sprache, ihre Anlagen, Gewohnheiten und Sitten gleichen denen der Serben in Bosnien, in der Herzegowina und in Serbien. Ursprünglich wanderten sie im vierzehnten Jahrhunderte aus ihrem Mutterlande, als die Uebermacht der Gospodare von Bribir und Ostro vica, und der Prioren von Vrana viele Serben aus Rascien nach Montenegro und Dalmatien vertrieb. Cultur und Wesen der Italiener haben bis jetzt nur wenig Einfluss auf sie ausgeübt, weshalb wie in Dalmatien so auch in Istrien, der Name „Morlacco“ im Munde des gebildeten Städtebewohners einen verächtlichen Sinn angenommen, ja geradezu als Schimpfname gilt. Nach Istrien kamen sie zu Anfang des sechzehnten Jahrhundertes, und zwar zuerst nach San Giovanni di Sterna, Monticchio, Lissignano, Mondellebotte, Pomer und Sissano; im Jahre 1525 nach Villanova di Parenzo; 1558 nach San Lorenzo al Leme; 1565 nach Villa di Rovigno; 1570 nach Abrega, Fratta, Sbandati und Torre; 1581 nach Promontore; 1635 nach Filippano; 1647 nach Altura und San Martino. Im südlichen Istrien liegt nördlich von Fasana das kleine Dorf Peroi, das insoferne merkwürdig ist, als es eine morlackisch-bocchesische Bevölkerung beherbergt, die schon vor mehr als zwei Jahrhunderten in unser Land kam. Die Republik Venedig, welche schon so oft vorher die entweder aus Anlass ihrer eigenen Misswirtschaft oder in Folge von Kriegen und Epidemien stark entvölkerten Gebiete Istriens mit Colonisten besiedelt hatte, griff auch nach der grossen Pest im Missjahre 1657, zu diesem Auskunftsmittel. Der Doge Johannes Pesaro (1658—1659) nahm einige morlackische Familien aus den Bocche di Cattaro und aus Montenegro auf, und schickte sie nach Istrien, damit sie sich nach Belieben ansiedeln könnten. Die Schönheit der Lage und die gute Beschaffenheit des Bodens von Peroi veranlasste sie, sich hier niederzulassen, und der Doge wies ihnen auch die nöthigen Grundstücke an. Diese Gemeinde bestand damals nur aus fünf bis sieben Familien, welche als griechisch-orientalische Christen lange Zeit hindurch verfolgt wurden; später jedoch liess man von den Verfolgungen ab, und es wurde ihnen freie Religionsübung gestattet. Die Peroieser, welche bis zum heutigen Tage Glauben, Sprache, Sitten und Gewohnheiten ihrer Väter beibehalten haben, sind von schönem und kräftigem Körperbaue. Die Männer tragen sich in neuerer Zeit wie die anderen Slaven, nur die Weiber haben ihre ursprüngliche montenegrinische Kleidung nicht abgelegt. Sie sind gastfreundlich und mildtliätig gegen die Armen. Verbrechen kommen bei ihnen nicht vor; man kann von ihnen nur Gutes berichten. Sie sind arbeitsam und wohlhabend, und man findet daher bei ihnen eine bessere Kost als bei den Bewohnern anderer slavischen Dörfer unserer Gegenden. Es sind ihrer im Ganzen gegen siebenhundert. Tschitschen. Obwohl dieTschitschen, in Armuth aufgewachsen, nach und nach ihre nationalen Traditionen verloren haben, und in der Reihenfolge der Geschlechter die Nachrichten über ihre ursprüngliche Abstammung sich verwirrten, so bestehen dennoch Gründe zu der Vermuthung, dass viele, wenn nicht alle Tschitschen, croatisirte Rumänen sind und in früheren Zeiten viel weiter ausgebreitet waren, als dies heutzutage der Fall ist. Bedeutet ja doch das rumänische Wort „tita“ theils „einen Säugling“, theils „ein rothes Käppchen“, und, wie wir schon gesehen haben, nannten sich die Tschitschen selbst zu Zeiten des Frater Irenäus della Croce „Rumieri“ und sprachen das Rumänische. Die Tschitscherei erstreckt sich heutzutage vom kraineri-schen Karste in südöstlicher Richtung bis zur Randhöhe der Istrianer Küste von Quarnero, und wird gegen Siidwesten durch Berge begrenzt. Schwieriger ist es, die nordöstliche Begrenzung zu ziehen; doch dürfte dieselbe annähernd richtig in einer Linie zu finden sein, welche in einer Entfernung von zwei bis drei Stunden mit der Istrianer Nordostgrenze parallel läuft. Sie reicht also von Triest bis Fiume, und begreift im Bezirke Volosca die Gemeinden Bcrgud, Klana, Lisac, Lazi, Skalnica und Studena; im Bezirke Pinguente die Ortschaften: Bergodac, Brest, Dane, Klenošjak, Lanišče, Podgačje, Prapočje, Račjavas, Raspo, Slum und Terstenik; im Bezirke Castelnovo: Castelnovo, Golac, Jelovice, Lipa, Markovšina, Mune, Obrov, Pašjak, Poljane, Racice Hupa, Sapjane, Skadanšina, Starada, Vodice und Zejane, mit ungefähr zwölf tausend Seelen. Die Tschitscherei ist nur ein Wald- und Weideland; der Anbau ist spärlich; man sieht nur Rüben und Kopfkohl und statt der Rebe die Kardendistel. Sie beherbergt zahlreiche Geier, hie und da auch Rehe und Füchse. Ziegen und Schafe, von starken, zottigen Hunden bewacht, sind die einzigen Hausthiere. Die Niederlassungen beschränken sich da und dort aut eine Gruppe von Hütten. Und was für Hütten! Eine förmliche Steinwüste bietet zwar den Tschitschen Baumaterial im Ueberflusse dar, allein aus rohen Steinblöcken werden die Wände der Behausungen aufgeführt, zur Bedachung wird Stroh und Reisig benützt; in ihrem Innern wohnen Thiere und Menschen auf eine ächt patriarchalische Weise zusammen. Die Tschitschen waren Anfangs Nomadenhirten, welche in unseren Gegenden erst gegen Ende des sechzehnten Jahrhundertes feste Wohnsitze annahmen. Sie waren Rumänen, welche mit Serben vermischt sich der Barbarei des Islams durch die Flucht entzogen; sie waren nur dem Namen nach Christen. Wie wir früher bemerkt haben, bestanden im Gebiete von Triest schon im fünfzehnten Jahrhunderte rumänische Einwohner. Dieselben auch „Chichii“ genannt, werden in einem Erlasse Kaisers Friedrich III. vom 13. April 1490 als „Heimatslose“ erklärt, und es wird ihnen strenge verboten das Weideland um Triest zu benützen, Holz zu fällen, Kohlen zu brennen und die Aecker zu verwüsten.20) Deshalb vertrieb sie auch sehr oft der Stadtrath von Triest aus unserem Territorium, so z. B. am 4. November 1491, am 28. September und am 23. October 1517, am 14. März 1523, am 18. Januar 1524, am 28. Juli 1526 und am 20. October 1527.27) Wohl hatten sie schon im Jahre 1418 einen selbständigen Seelsorger in Lanisče, welchem die ganze Karstgegend von liaspo untergeordnet war, und zu dem in Pfarrangelegenheiten alle Tschitschen gehen mussten, denn die anderen oben genannten Seelsorgestationen wurden erst später, und zwar nachdem der Doge Franz Contarini am 26. Januar 1623 die Gemeinden der Tschitschen und der Morlackcn geregelt hatte, gegründet. Ohne irgendwelche Rücksicht auf Herkunft, Sprache, Sitten und Gebräuche zu nehmen, wurden die Tschitschen im Jahre 1510 in drei Theile abgesondert. Die Unterthanen der Republik Venedig kamen unter den Hauptmann von Raspo, welcher seinen Sitz in Pinguente hatte; die österreichischen wurden dem Hauptmanne von Castelnovo untergeordnet; die übrigen blieben unter der Herrschaft von San Servolo. Als aber vom Jahre 1814 bis 1842 in Istrien jedes Gemeindewesen aufhörte, vereinigten sie sich ohne Wissen der Regierung zu einem Ganzen. Sie setzten einen obersten Rath ein, den sie, des Lesens und Schreibens unkundig, mit Kreidezeichen auf ihren Hüten oder mit Einschnitten auf einem Holzstabe wählten. Alle Achtung zollten sie ihren Vorstehern, denen das Recht eingeräumt war, die Schuldigen mit Stockstreichen zu bestrafen, deren Zahl sich bis auf zwölf belaufen konnte. Ihre Verwaltung beschränkte sich auf die Erhaltung der Wälder und auf die Erzeugung der Holzkohlen, und war so musterhaft, dass der Statthalter von Triest Franz Stadion sie im Jahre 1844 erhalten wissen wollte. Die Tschitschen sind kräftig und schlank gebaut, pfiffig, witzig, arbeitsam, gesprächig und so treu, dass sie ein gegebenes Wort auch einem Feinde halten würden. Sie haben keine Bildung, können weder lesen noch schreiben, aber dafür sind Sitten-losigkeit und Weichlichkeit bei ihren etwas Unbekanntes. Sie erfreuen sich einer steten Gesundheit bis zum Greisenalter und brauchen trotz schlechter Nahrung weder Arzt noch Apotheke, Ihre Heimath gewährt ihnen nicht den nothwendigen Unterhalt. Daher führten sie einst Salz von der Küste nach Inneristrien. Und wie das von selbst aufhörte, begnügen sie sich heutzutage mit dem Verkaufe von Dauben und Holzkohlen, Die letzteren bilden ihr Ilauptvoi dienst, dem ohne Schonung alte und junge Bäume zum Opfer fällen müssen. Kleine, starkknochige Pferde oder Maulthiere führen oder tragen die Last von ihren Bergen in die Städte hinab, und was die abgemagerten Thiere nicht schleppen können, ladet das abgehärtete Weib auf ihre Schultern und schreit zugleich mit ihrem Manne an den Freitagen und Samstagen in den Gassen von Triest und der anderen Städte Istriens, die Ilolzkohlo feilbietend: „kerbune, kerbune“. Die Weiber, ein Muster von Sittenreinheit, bleiben aber ihr Leben lang ohne Erziehung und haben wenig Sinn für Reinlichkeit und Ordnungsliebe in der Ilauswirthschaft. Seit früher Jugend gehen sie hinter Wägen und Thiei-en, oder hüten die Ziegen; höchstens ist ihnen das Spinnen bekannt. Ihr einziger Schmuck besteht in den vielen silbernen Ringen an den Fingern; sonst tragen sie nur grobe Flacbshemden und darüber einen langen, braunen auf der Vorderseite offenen Wollrock, den ein lederner Gürtel an den Leib schliesst. Die Füsse sind mit einer Art Bundschuhen, mit „Opanken“ bedeckt; am Kopfe haben sie grobe, weisse Flachshauben oder ein buntgefärbtes Tuch, Die Männer bedienen sich der sonst bei den Slaven Istriens üblichen Kleidung; doch auch diese, wie die breitkrämpigen Hüte, die sie vor Zeiten mit Pfauenfedern geschmückt trugen, scheinen jetzt nach und nach in einigen Gemeinden zu verschwinden. Allein nicht alle Tschitschen, welche Holzkohlen verkaufen, sind Produzenten. Sie sind vielmehr eine Art reisender Geschäftsträger, welche, wenn sie uns auch arm scheinen, nicht immer in kümmerlichen Verhältnissen leben. Ihre Buchhaltung ist dabei höchst einfach. In der „osteria“ oder in der „petesseria, in der „Kneipe“ regeln sie ihre Partieen mit Kreidezeichen auf dem Hute oder auf dem Tische. In ihrer Ileimath setzen sie dem Fremden alles das was sie haben, vor: Ziegenmilch und Ziegenkäse. Sie tanzen leidenschaftlich den Walzer beim schrillen Tone der hölzernen Schalmeien. Sie besitzen gar keine Traditionen, kümmern sich auch nicht zu wissen, wie und wann sie in unsere Gegenden gekommen seien. Sie sprechen das Croatische, verstehen und sprechen aber auch das Italienische. Im einzigen Dorfe Zejane ist noch heutzutage das Rumänische Umgangssprache. S/ovenen. Ein grösser Theil der Vandalen fiel schon im dritten Jahrhunderte nach Christo unter dem Kaiser Gallienus (259—268) aus Sarmatien in Pannonien ein, dessen Einwohner sie gegen Mitte des vierten Jahrhundertes grösstentheils zu Leibeigenen gemacht hatten. 28) Die Unterjochten waren aber bei weitem zahlreicher als die Unterdrücker. Sie rafften sich auf, verjagten die Eindringlinge aus ihrem Lande, und damit sie auf jede Gefahr hin sicher wären, baten sie den Kaiser Constanz (335 — 350) um Hilfe. Dieser nahm ihrer 300.000 aus jedem Geschlechte und Alter im römischen Reiche auf, und vertheilte sie in Macedonien, Scythien, Thrazien und in den nördlichen Provinzen Italiens. Die Slovenen Istriens, stammverwandt mit jenen des Triester Gebietes, des Görzischen und Krains, bewohnen im Allgemeinen den ganzen nördlichen alpinen Theil, den Karst und das Hügelland. Sie breiten sich also im nördlichen Istrien, nämlich um Capodistria, Castclnovo und Triest aus, erreichen aber nirgends in compacter Masse das Meer. 69.267 an der Zahl, wovon 26.263 auf Triest entfallen, dürften sie, soweit man sie in unserem Lande findet, gleichzeitig wie ihre Görzer und Krainer Stammesgenossen eingerückt sein, sich aber als Hirten und Pächter über die ihnen zunächst gelegenen entvölkerten Theile Istriens erst später ausgedehnt haben. Die als Savriner bezeichneten Slovenen, welche vom Triester Territorium bis gegen Salvore hin ihre Wohnsitze haben, werden jedenfalls für die ältesten slavischen Ansiedler Istriens gehalten.29) Die Slovenen müssen aber sicherlich schon im siebenten Jahrhunderte mit bewaffneter Hand, und zwar als Verbündete der Avaren ihre gegenwärtigen Sitze in den Gebieten von Triest und Nordistrien eingenommen haben. Sie erscheinen zu Anfang des achten Jahrhundertes als unmittelbare Nachbarn von Forum Julii, und im Jahre 804, zur Zeit Carls des Grossen, beklagten sich auch die ursprünglichen italienischen Bewohner unserer Halbinsel über ihr vom Istrianer Herzoge Johannes begünstigtes Eindringen, so dass er auf dem Landtage bei Risano in Gegenwart der drei kaiserlichen Abgesandten, der Grafen Ca-dolaus und Ajo und des Priesters Azzo, ferner des Patriarchen Fortunatus von Aquileja, _ der Bischöfe Theodor von Pola, Leo von Triest, Stauratius von Parenzo, Stephan von Cittanuova, Laurentius von Pedena und der Primaten unserer Heimath versprechen musste, „entweder sie fortzujagen oder ihnen wüste und unbebaute Gegenden zu verleihen“.30) Ihnen folgten in späteren Zeiten noch andere nach, besonders in den Jahren 1.200, 1300, 1413, 1490, 1532, 1699, welche, theilweise mit bosnischen und dalmatinischen Flüchtlingen vermischt, das Gebiet von Triest besetzten. Bane, Barcola, Basovica, Catinara, Chiadino, Chiarbola, Cologna, Contovello, Santa Croce, Gretta, Gropada, Guardiella, Longera, Santa Maria Maddalena, Opčina, Padrič, Prosecco, liojano, Rozzol, Scorcola, Servola und Trebič in der nächsten Umgebung von Triest waren also einst sicher nicht von Slaven bewohnt. Sie existirten theilweise schon früher an der Stelle der heutigen Dörfer Bane, Chiadino, Chiarbola, Cologna, Opčina, Padrič, Rojano, Rozzol, Longera, Scorcola, Servola und Trebič, und waren entweder Waldungen oder Landaufenthalte der Triester Patrizierfamilien, welche dort ihre weitausgedehnten Besitzungen hatten. So gehörte beispielsweise Gretta der Familie Rossi; Barcola den Familien Bonomo, Leo und Burlo; Cologna der Familie Ba-jardi, und ein grösser Theil von Contovello dem vom Triester Bischöfe Frater Reinaldus Scarlichius am 11. April 1626 gegründeten Mi-noritenkloster von Grignano; später wurden sie von Rumänen besetzt. Insbesondere gilt dieses von Prosecco, dem alten Pucci-num, das schon der Gemahlin des Kaisers Augustus bekannt war.31) Um sich davon zu überzeugen, braucht man nur eine Urkunde des Jahres 1413 durchzulesen. Als viele Slaven in das Gebiet von Moncolano oder Moccö, zwischen Prosecco und Con-tovello, gekommen waren, wies ihnen ebendaselbst der Triester Stadtrath Grundstücke an, ersuchte aber früher die bisherigen italienischen Grundbesitzer aus der Stadt, ihnen dieselben um’s Geld zu überlassen. Deshalb darf uns nicht befremden, wenn das Triester Domcapitel, das einst die Pfarrechte in der ganzen Diö-cese allein ausübte, für diese Ortschaften seit dem vierzehnten Jahrhunderte eigene Vikare einsetzen musste. Die einzelnen Ca-pitulare waren ja Patrizier oder Bürgerliche, der slavischen Sprache zumeist unkundig, daher ausser Stande, mit ihnen zu verkehren. Die Slovenen Istriens tragen kurze, weite oder an den Knieen eng anschliessende Hosen, und eine kurze Jacke; den Kopf bedecken sie mit einem niederen Hute oder mit einer Kappe ohne Schild. Sie tragen keinen Bart. Die slovenisclien Weiber von Servola und des Gebietes von Capodistria haben eine malerische Tracht und von den Triestinern und Capodistrianern werden sie gewöhnlich „breschizze“ oder „savrine“ genannt. Die Männer sind fromme, biedere und arbeitsame Landleute; die Weiber tüchtige Bäckerinnen, und das Brod, das sie tagtäglich auf unseren Plätzen verkaufen, mundet uns Allen unter dem Namen „panetti, bighe, cornetti“. Die slovenisclien Bauern in der nächsten Umgebung von Triest, die „mandrieri“, welche bis zum Jahre 1870 eine eigene Territorialmiliz bildeten, und daher auch spottweise „bacoli“ genannt wurden, trugen einst kurze, am Knie offene Hosen aus schwarzem Tuche, an einer langen, gewöhnlich gleichfärbigen Weste grosse herabhängende Silberknöpfe; eine schwarze, kurze Tuchjacke; im Sommer schwarze, breitkrämpige Filzhüte, im Winter eine lehnsesselförmige kostbare Kappe aus Biberfell, das „ciaregon“. Die Weiber, die „juze“ oder „juzke“ trugen früher über dem mit buntfärbigem Saume geschmückten Kittel eine kurze, schwarze Tuchjacke; ihr Kopf war mit einem weiten, langen, weissen, am Rücken herabhängenden Leinwandtuche, das mit kostbaren Spitzen versehen war, geschmückt. Leider scheint dies heutzutage bei der jungen Generation immer mehr zu verschwinden. Das Land ist stark verschuldet, wird mit wenigen Ausnahmen nicht gut cultivirt, und liefert deshalb nicht das, was man erwarten könnte. Die Frauen und Mädchen sind Milch- und Blumenverkäuferinnen oder Wäscherinnen. Die meisten Männer arbeiten in Triest als Maurer, Steinmetzen oder Strassenpflaste-rer. Viele von ihnen haben leider die althergebrachten Bauerntugenden verloren und von den Städtern nicht die guten, sondern nur die schlechten Eigenschaften angenommen. Gebe Gott, dass das musterhafte, eifrige Wirken ihrer Seelorger auf der Kanzel und ihrer Lehrer in der Schule, wie zu hoffen ist, in Kürze alle diese Mängel beseitige! Croaten. Die Vandalen aus Sarmatien drangen um das Jahr 559 mit Russen verstärkt auf ihren Streifzügen in Illyricuin ein, vereinigten sich hier gegen das Jahr 580 mit den Avaren und Longobarden, fielen in das römische Reich ein und kamen nach Dalmatien. In Istrien treten sie zum ersten Male in der Geschichte um das Jahr 600 auf. Zum zweiten Male erscheinen sie bei uns nach dem Jahre 960, als Dircislav, König von Croatien mit der Republik Venedig im Zerwürfnisse war. Eine solche günstige Gelegenheit benutzten sie, und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie zuerst den Küstenstrich Istriens besetzten, wegen der ungesunden Luft aber bald im Inneren, wenigstens auf der damals wenig bevölkerten, daher vertheidigungslosen Ostküste, von welcher sie nur ein schmaler Meeresarm trennte, festen Fuss gefasst hatten. Ohne Zweifel waren die Croaten in Istrien nach und nach eingewandert, weil sie von ihren ersten Stammesgenossen erfahren hatten, wie schwach die Regierung der Patriarchen von Aquileja war, welche insge-samrot weder für das materielle noch für das geistige Wohlergehen unseres Landes je etwas gethan hatten. Sie werden uns geschildert als Leute von gesundem, starkem Körperbaue, welche an die Arbeit so gewohnt waren, dass sie nur in hohem Alter von derselben abliessen;32) verblieben indessen lange Zeit Barbaren und waren den Räubereien so ergeben, dass noch am 24. Januar 966 der Patriarch Rodoaldus von Aquileja in einem dem Parentiner Bischöfe Adam ertheilten Privilegium sich beklagte: „die Slaven hätten als rohen Barbaren die Stadt Rovigno, welche ihm gehörte, verwüstet und zerstört.“33) Erst im eilften, und noch mehr seit dem vierzehnten Jahrhunderte, als Venedig Istrien erworben hatte, fingen sie an, friedliche Landleute zu werden, und sich so auszubreiten, dass bereits zu Zeiten des Bischofes Tommasini im Umkreise der Städte Inneristriens die italienische Sprache ganz unbekannt war.34) Als Beleg dafür werden schon im Jahre 1102 die Ortschaften Gologoriz Ca,ernegradus und Bellegradus urkundlich genannt. Am 10. Februar 1119 werden „Pribisclaus zupanus Barbane, Andreas filins, Dentasius de Flaona, zupanus Drasicha de Galegnana, et Jurcogna et Bosegna de Barbana“ erwähnt. In einer Urkunde vom 4. März 1199 kommen „Pribisclaus gastaldus Barbane, Mirosclaus et Pridizius“ vor.35) Eine andere Urkunde vom 15. Februar 1304, welche den Wald von Montona und dessen Benützung betrifft, erwähnt „Lanisce, Portule, Pinguente, Rozzo“ und die Namen „Drusaz, Druso, Curselich, Nicolaus Mieula, Thomas Zanellich“. Waren nun die Familiennamen slavische und die Ortsvorstände „zupani“, so muss ohne Zweifel schon damals die Ortsbevölkerung aus Slaven bestanden haben. Was die Sprache der Morlacken, der Tschitschen und der Croaten Istriens anbelangt, so kommt sie, obwohl sie mit jener der Slovenen und der übrigen Slaven einen gemeinsamen Grundstamm unverkennbar zeigt, doch der serbischen und kleinrussischen am nächsten,3B) und ist durch das Slovakische mit dem Polnischen verwandt. Uebrigens nennen sie unsere Croaten mit Vorliebe auch illyrisch, jedoch mit Unrecht. Sie steht ja in der Mitte zwischen dem Serbischen und dem Slovenischen, und übertrifft alle slavischen Mundarten an Wohllaut. Der hiesige Croate wird als kräftig, muthig, arbeitsam, aber auch, und zwar mit Unrecht, als roh, ungebildet, abergläubisch? unwissend und misstrauisch geschildert. „Er ist von mittlerer, mitunter auch grösser Statur, aber der schlechten Nahrung wegen hager, und dem Aussehen nach eher schwach als kräftig, und auch nicht so schön gebaut, wie seine Stammgenossen in anderen Ländern. Sommer und Winter trägt er dieselbe Kleidung. Eng anliegende, weisslich-gelbe Beinkleider von grober Schafwolle, eine kurze Jacke von demselben, aber dunkelbraunen Stoffe. Beide Stoffe bereiten die Frauen selbst von der Wolle der Schafe. Eine niedrige cylinderförmige schwarze Mütze ohne Schirm bedeckt seinen Scheitel, so zwar, dass rings herum die struppigen Haare über Stirne, Gesicht und Nacken hervorhängen, während der bedeckte Theil des Kopfes kurz geschoren ist. Als Be-schuhung haben sie die Opanken, eine Art Bundschuhe, die sich vorzüglich für gebirgige, steinige Gegenden eignen. Das weibliche Geschlecht benützt denselben Stoff, aber stets den dunklen, zu seiner Bekleidung, die aus einem Kittel und einem Oberrocke besteht. Ersterer ist am Saume mit bunten Farben besetzt, meist mit grünen und rothen Bändern. Der Oberrock dagegen ist von eigentümlicher Construction, und ist einem langen, weiten Mantel am ähnlichsten, der um die Hüften mit einem Gürtel zusammengeschnürt wird. Die Aermel haben unter den Achseln einen Schlitz, durch welchen im Sommer der Hitze wegen die Arme gestreckt werden, während die Aermel selbst rückwärts in den Gürtel kommen. Ein weisses dreieckiges Tuch, das jedoch nicht unter den Kinn, sondern rückwärts unter den Haaren am Nacken zusammengeknüpft ist, dient als Kopfbedeckung.“ 37) Wenn wir nun ohne Rücksicht auf Sprache die ganze Bevölkerung von Triest und von Istrien zusammenfassen, so finden wir, dass im Jahre 1880 unter 419.533 Seelen, 283.375, d. h. 136.918 Personen männlichen und 147.357 weiblichen Geschlechtes, also mehr als die Hälfte, weder lesen noch schreiben konnten, — eine schreckliche Wahrheit! Obwohl aber die meisten den Slaven angehören, geben sich doch heutzutage ihre Seelsorger und ihre Lehrer alle Mühe, um sie zu zivilisiren, und es ist Hoffnung vorhanden, dass die Zahl der Analphabeten immer geringer wird. Triest als Handclscmporium. Triest, das alte römische Municipium, hat seinen Zuwachs weniger der natürlichen Bevölkerungsvermehrung, als der Zuwanderung zu verdanken. Diese Stadt, von welcher uns der Bischof Tommasini berichtet, „dass sie wohlhabende, tugendhafte, liebenswürdige, gebildete, gastfreundliche und talentvolle Bewohner habe“,38) war einst wohl klein und unansehnlich. Das eigentliche Triest, die jetzige Altstadt, hatte im Jahre 1693 zehntausend hundert drei und aclizig, ihr gesammtes Gebiet 3000 Einwohner, und wies nur 176 Taufen, 52 Trauungen und 162 Sterbefälle auf. In den Jahren 1705 und 1717 verminderte sich ihre Bevölkerung auf 5600 Seelen, und drei Dezennien später, im Jahre 1745, zählte sie nur vier und siebzig öffentliche Beamte; ihre Einnahmen beliefen sich dazumal auf 19.054 Gulden und 41*5 Kreuzerj; ihre Ausgaben auf 15.942 Gulden und 27 Kreuzer. Am 20. April 1753 betrug ihre Bevölkerung 6424 Seelen, d. h. 5911 Katholiken, 221 Juden, 91 Griechen und 46 Protestanten, unter denen man 1577 Handwerker findet, welche * zusammen 538 Häuser in der Altstadt und 92 in der Neustadt bewohnten. Erst im Jahre 1777 wurden die zwei Pfarren San Antonio nuovo und Santa Maria Maggiore errichtet. Im Jahre 1777 finden wir 20.000 Einwohner; im Jahre 1795, 17.600; im Jahre 1786, 20.300; im Jahre 1789, 21.900; im Jahre 1791, 24.500; im Jahre 1795, 27.000; im Jahre 1796, 27.300; und in den darauffolgenden: 27.200, 30.200, 27.400, 31.500, 27.000, 29.000. Im Jahre 1808 hatte die Stadt 25.440 Seelen, darunter 425 Handwerker; das Gebiet 7620. In der ersten treffen wir 1406 Häuser, welche 178 Strassen, 27 Sackgassen und 30 Plätze bilden; im letzteren 1875 Häuser. Nach und nach vermehrte sich ihre Einwohnerzahl mit unbedeutenden Schwankungen, und zwar vom Jahre 1809 bis 1848 auf: 30.000, 24.000, 33.000, 40.500, 44.200, 50.200, 51.300, 51.900, 53.400, 54.900, 56.000, 56.400, 54.000, 53.500, 56.000, 60.000, 54.900, 55.000, 55.800; im Jahre 1849 kam sie sammt Gebiet auf 82.200 zu stehen. 39) Starr und eigensinnig hielten die alten Triestiner an ihrem Patriziate fest, und so sehr glaubten sie, dass nur die Eintracht dieses stolzen Adels ihre Stadt gross machen und sie vor jedem Unglücke fern halten könne, dass noch im siebzehnten Jahrhunderte der Geschichtsschreiber Vincentius Scussa in der Vorrede zu seinem Werke seinen Landsleuten zurief: Indigiti prnebete aures, quao summa laboris Mens est haec vestra? Qnantus amor patriae? Quae sua sunt quaerunt omnes, et prima suorum Cura cuique subest, ultima cura mei. Zelotes cives veterum monumenta notate, Noscetis liquido facta priorum patrum, Sanguine quo creti, qua sitis origine nati: Viticolao Noemi, tertia progenies. Romanas aquilas, romanaque jura rocopta Fublilia ingenuis connumerata tribus, Elata, erepta alati voxilla lconis. Austriaca hic bonitas vivere quiete sinit: Ter — bene — gesta fui mater, vos laote cibavi: Ubera suxistis: Ter — male — gesta ruam? Als aber unsere Stadt durch die väterliche Fürsorge Kaisers Carl VI. am 18. März 1719 zum Ilandelsemporium unserer Monarchie erklärt wurde, rief damals begeistert Anton Giuliani, ein gelehrter Zeitgenosse, im Namen seiner Landsleute aus: „Nach Triest komme der Philosoph, damit er erwäge, wie die Städte entstehen und sich bilden. Triest besuche der Minister, um sich an den Erfolgen der ernsten Studien seines Cabinetes zu erfreuen. Von ihr erlerne der Gesetzgeber die Kunst, wie man die menschlichen Geistesanlagen benützen soll, damit sie allmählig einem glücklichen Dasein die Wege bahnen. Man verfasste Criminal-gesetzbücher, und der Verstand des Menschen erschöpfte sich mit der Erfindung grausamer nnd barbarischer Strafen, um Verbrechen fern zu halten und Empörungen und Unruhen zu hemmen. Und dennoch lebt in Triest eine aus verschiedenen Nationen gebildete Bevölkerung, welche grösstentheils aus Verbannten, Mördern, Flüchtlingen, Armen und Fremden zusammengesetzt ist, aus keinem anderen Grunde friedlich zusammen, als weil der Mensch, von seiner Geburt auf, dem Glückswechsel unterworfen, nur in der freien Ausübung und in dem ungehinderten Gebrauche seiner Kräfte des wahren Glückes theilhaftig wird, während ein armseliges, liederliches Dasein und der Miissiggang ihn gewöhnlich zur Ausführung solcher Verbrechen verleiten, welche man oft nicht zu bestrafen braucht, wenn der Gesetzgeber die nöthige Einsicht und die Klugheit hat, alles vom Menschen zu erreichen, ohne dass er etwa zu Zwangsmitteln greift“. Auf eine solche Weise konnte es geschehen, dass in Triest die alte, einheimische Bevölkerung nach und nach verschwand, und sie ein Versammlungsort von Menschen aus der ganzen österreichischen Monarchie, ja aus der ganzen Welt wurde, so zwar, dass die seither von allen Gegenden eingewanderten Personen, auch heutzutage die in unserer Stadt wohnhaften Ortszuständigen an Zahl übersteigen, denn schon durch eine im Jahre 1875 vorgenommene städtische Volkszählung wurde festgestellt, dass von den damaligen 126.633 Einwohnern nur 59 19°/0 in Triest geboren, und nur 54-24°/0 hier zuständig waren. Nun hat Triest mit Vororten und mit seinem Gebiete 144.844 Einwohner, die in 6000 Häusern, welche 286 Gassen, 48 Sackgassen, 11 Vororte und 41 Plätze bilden, vertheilt sind. Man kann ihre Einwohner in Juden, Armenier, Holländer, Franzosen, Skandinavier, Engländer, Slovenen, Illyrier, Griechen) Schweizer, Deutsche und Italiener scheiden, und von diesen wollen wir nun in Kürze reden. Juden. In Istrien, wo sie noch jetzt vereinzelt dastehen, erfreuten sich die Juden nicht besonderer Beliebtheit. In Pirano treffen wir sie beispielsweise schon im vierzehnten Jahrhunderte in einer selbständigen Gemeinde. 4B) So finden wir in dieser Stadt im Jahre 1388 den Juden Moises und im Jahre 1390 den Juden Gratius. Sie waren die reichsten Geldwechsler und unterschieden sich nur von den Christen an dem gelben „O“, das sie seit dem Jahre 1428 auf der Brust tragen mussten. Besonders war ihnen der Doge Franz Foscari gewogen. Mit seinem Rescripte vom 20. Februar 1428 bewilligte er ihnen das Ghetto in der Nähe der Kirche von San Stefano und einen eigenen Friedhof im Osten der Stadtmauern bei dem Thore „Raspo“. Es wurde ihnen gestattet, eine Privatsynagoge zu halten, die Thiere nach ihrem Koscher-Ritus zu schlachten, und zu jeder Zeit, mit Ausnahme des Char-freitages, frei und öffentlich herumzugehen; bezahlte man nicht ihre Forderungen, so konnten sie zum Bürgermeister recurriren. Da sie aber nur gegen zwanzig Prozent mit einem Pfände in der Hand Geld liehen, rafften sich endlich die christlichen Bewohner auf und erwirkten am 20. December 1634 vom Dogen Franz Erizzo die Bewilligung, ein Versatzamt gründen zu können. In Folge dessen überflüssig geworden, zogen die Juden aus Pirano aus und übersiedelten nach Triest. In Capodistria hängt ihr Erscheinen mit dem Pestjahre 1554 innig zusammen. Wegen Missernte und stets wachsender Armuth hatten die Patrizier jener Stadt im Jahre 1550 ein Versatzamt gegründet, das aber schon nach vier Jahren während der Seuche geschlossen werden musste. Diese günstige Gelegenheit benützten die Juden, zogen von Triest nach Capodistria in nicht kleiner Anzahl, und verlangten daselbst auf Pfänder zwölf bis fünfzehn Prozent. Sie wurden deshalb 1604 vertrieben und man gründete mit einem Capitale von tausend Ducati ein christliches Versatzamt, welches gegen Ende des siebzehnten Jahrhundertes bereits über einmalhundertausend Lire verfügen konnte. 41) Aus Muggia wurden sie im Jahre 1595 in Folge Senatsbeschlusses der Republik Venedig vom Bürgermeister Andreas Bondulmier förmlich mit Gewalt, hinausgejagt, und bei dieser Gelegenheit wurde folgende Inschrift gesetzt, die noch heutzutage auf der Vorderseite des dortigen Communalhauses zu lesen ist: QVI. DVCE • IVDAEOS • VENETO • MIGRARE. SENATV PRAETOR • ET ■ OMNE • IVSSIT • ABIRE • NEFAS HAEC • BONDVMERVS • NOBIS ■ MONVMENTA • RELIQV1T ANDREAS • MERITIS • CLARIOR • IPSE -SVIS ANNO • DNI • M • D XC • V Nicht so in Triest, wo sie geduldet wurden und sich in verschiedene Classen eintheilten. Ein Jude war fast immer als öffentlicher Stadtwechsler bestimmt. Er genoss als solcher das Vorrecht, der Gemeinde gegen zehn Prozent Geld auf fünf Jahre und noch auf längere Dauer zu leihen; die übrigen befassten sich mit Geldgeschäften oder verkauften im Ghetto altes Zeug und abgenützte Waaren aller Art. Bereits in einer Urkunde vom 21. Februar 1236 erscheint in unserer Stadt der Jude [Daniel [David aus Kärnthen, und in einer doppelten Grabinschrift des Weltjahres 5085 (1325 nach Christo) werden die beiden Brüder Leo und Zacharias Levi genannt. Am 23. Juli 1383 klagt der christliche Bürger Franz von liimini den Juden Lainelinus vor Gericht, und am 26. Juni 1446 kauft Michael, Sohn des Salomo für sich und für seine Erben einen Grundcomplex in der Gasse Santa Catterina, in der Nähe des alten jüdischen Friedhofes. Am 2. October 1448 bestätigten öffentlich Pascha, die Gattin des Isaac, eine bekannte Geldverleiherin und ihr Bruder Michael, was ihnen ihre verwitt-wete Mutter Eva zur Aufbewahrung gegeben hatte, und am 8. September 1478 dictirt Kicha, die Wittwe des Mayer, ihr Testament. Um diese Zeit herum scheint es, dass die auf mehreren Con-cilien erlassene Verordnung auch in Triest zum bürgerlichen Gesetze sich erhob, nämlich, dass alle Juden ein sie unterscheidendes Kennzeichen, eine runde Scheibe aus gelbem Tuche, ungefähr eine Hand breit, auf ihrem Oberkleide vor- oder rückwärts tragen sollten, denn im Maimonate 1464 verurtheilte Ludwig Cosicar, kaiserlicher Stadthauptmann von Triest, den Juden Jackel zu einer Geldbusse von zwölf Lire, weil ersieh dieser Anordnung entzogen hatte. Kaiser Friedrich III. bestand im Jahre 1490 auf der genauen und pünktlichen Befolgung dieser Vorschrift; dennoch scheinen die Juden gegen Ende des fünfzehnten und zu Anfang des sechzehnten Jahrhundertes nicht wenigen Verfolgungen in Triest ausgesetzt gewesen zu sein. So lesen wir, dass am 21. Juli 1479 Kaiser Friedrich III. dem Stadtvikar Dr. Johannes Pizzoli den Auftrag gab, einen Prozess genauer zu untersuchen, in welchem als beschädigte Personen Salomo und Jackel, Söhne des Salomo d’ Oro, erscheinen. Auch waren am 27. Juni 1510 vom Kaiser Maximilian I. der Bischof Petrus Bonomo und die Stadtrichter eingeladen, zu untersuchen, ob die gegen den kaiserlichen Vice-Stadthauptmann erhobene Anklage, er hätte die Juden beschimpft und ihre Häuser plündern lassen, begründet sei, während vierzehn Tage später, am 11. Juli 1510, der Stadthauptmann Nicolaus Räuber dem Kaiser in einer schriftlichen Eingabe erklären musste, ob es wirklich wahr wäre, dass man am Charfreitage das Haus des Juden Isaac ausgeraubt und den jüdischen Friedhof geschändet habe. In der Folge gestalteten sich die Verhältnisse für die Juden von Triest immer günstiger. So entnehmen wir aus den verschiedenen Documenten, dass am 15. August 1510 Kaiser Maximilian I. den Stadtrichtern den Auftrag gab, den jüdischen Friedhof zu erweitern, und dass am 15. Januar des daraulfolgenden Jahres der Stadthauptmann Nicolaus Räuber dem Juden Abraham von Lugano einen Geleitsbrief auf Reisen gewährte. Und so weit ging man, dass sogar der Stadtvikar Petrus Dalmasius sich am 9. Mai 1514 beim Magistrate beklagen musste, „es bestehe eigentlich für Triest kein ordentliches Gemeindestatut, um wie die übrigen Bürger, so auch die Juden zur Beobachtung der Gesetze zwingen zu können“. Sie wurden aber trotzdem von den österreichischen Monarchen, insbesondere von den Erzherzogen Carl und Ferdinand, glimpflich behandelt. Der erstere that dies mit einer Urkunde vom 14. November 1563, der letztere mit einem Rescripte vom 13. Mai 1597, indem er noch überdies als Kaiser Ferdinand II. am 12. März 1642 der Familie Ventura Parente Privilegien ertheilte.4!!) Auf eine solche Weise in Schutz genommen, konnten sich auch die Juden im Verlaufe der Zeiten den Wissenschaften ungestört widmen. Um von Dr. J. Kohen, Dr. S. Formiggini, Dr. Luzzatto, S. Romanin, R. Saraval, S. Tedeschi, A. Luzzatto, S. Treves, G. Barzilai, S. Melli zu schweigen, erwähnen wir nur Menachen (Emanuel) Sion Porto, zuerst Rabbiner in seiner Hei-math Triest, dann in Padua (1627—1643), einen der gelehrtesten Mathematiker seiner Zeit. Sogar der Bischof Tommasini musste bekennen, dass im siebzehnten Jahrhunderte die Juden von Triest „biedere Kaufleute und treue Unterthanen seien, denen die Er-laubniss ertheilt wäre, die nämliche Kleidung wie die Christen zu tragen“. Sie verloren jedoch bald ihr Ansehen, und zwar wegen ihrer vermeintlichen colossalen Reichthiimer, und man verlangte, obwohl vergebens, im Jahre 1684 vom Kaiser Leopold I., er solle sie aus Triest vertreiben. Dieser Monarch erwies ihnen noch grössere Zugeständnisse und verlieh insbesondere am 16. Juni 1696 den Familien Leo Levi und Caliman Morpurgo weitausgedehnte Privilegien. Noch besser erging es den Juden unter seinen Nachfolgern, unter denen sie ungehindert nach ihren Gesetzen in Triest leben konnten. Kaiser Joseph I. räumte ihnen am 28. Juli 1696 den jetzigen Ghetto als ständigen Wohnsitz ein, und bewilligte ihnen den Bau einer Synagoge, ohne irgendwelche Rücksicht auf die von Seite der Stadtriohter gegen sie erhobenen Anklagen zu nehmen,43) und Kaiser Carl VI. nahm im Jahre 1728 bei Gelegenheit seiner Anwesenheit in Triest von ihnen huldvoll eine goldene Tasse und zwölf goldene Medaillen als Geschenk entgegen. Die jüdische Gemeinde konnte, auf eine solche Weise begünstiget, seitdem Jahre 1760 mit Ausländischen sich verstärken, welche vorzugsweise von Maria Theresia, Joseph II., Leopold II. und Franz I. in Schutz genommen wurden. Sie wurden am 19. April 1771 mit Privilegien bedacht, im Jahre 1781 zum Besuche der Börse zugelassen, bis sie, 1802 vollständig emancipirt, im Jahre 1829 im ehemaligen Hause des Leo Vivante eine vierte Synagoge eröffneten, und vom Jahre 1838 an auch in den Stadtrath gewählt werden konnten. Nun beträgt die Anzahl der Juden Triest’s 4640 Seelen. Sie haben eigene Statuten, vier Synagogen, eigenen Friedhof, ein Spital und das Pfründnerhaus Gentilomo. Im Jahre 1782 eröfine-ten sie eine Volksschule, welche von der Regierung am 8. September 1792 und am 1. September 1797 bestätigt wurde. Kaiser Joseph II. verordnete am 15. April 1786, dass kein Jude von Triest eine Ehe eingelien könne, bevor er nicht nachweise, sie besucht zu haben. Armenier. Die von Aba Mechitar im Jahre 1701 gegründete Mechitaristencongregation,44) die sich die Verbreitung aller noth-wendigen und nützlichen Kenntnisse unter den Armeniern zur Aufgabe machte, um ihnen in allen zeitlichen und geistigen Bedürfnissen hilfreich beizustehen, hatte sich nicht allein noch zu Lebzeiten ihres Stifters in der Türkei, auf Zante und Morea niedergelassen, sondern auch im Jahre 1715, als der Krieg zwischen der Republik und der Pforte ausgebrochen war, auf der kleinen Insel San Lazzaro in Venedig festen Fuss gefasst. Von 3 da aus verbreitete sie sich nach allen Wcltgegenden als eines der stärksten Bindeglieder zwischen dem Abend- und Morgenlande, und kam auch nach Triest. Von Maria Theresia am 30. März 1775 mit einem Privilegium ausgestattet, kauften sich die Mechitaristen das ehemalige, uralte Benediktinerkloster und die Kirche ai Santi Martiri vom Statthaltereirathe Paschalis Baron von Ricci an, gründeten eine Buchdruckerei und eröffneten ein Seminar mit einem Noviziate.4ehrzimmer nicht zur Verfügung stand. Da jedoch der Saal für geometrisches Zeichnen die Schüler der Cl. III' nicht zu fassen vermochte, so wurden dieselben behufs Ertheilung des Unterrichtes in der Geometrie gesondert, und es lehrte in der einen Abtheilung der Berichterstatter, in der anderen hingegen der Supplent Schwarzer diesen Gegenstand. Wegen Theilung der I. und II. Classe wurden, gleich wie im Vorjahre, die Hilfslehrer: Carl Schwarzer, Vincenz Ilruby, Theodor von Sowa und Franz Mako wetz mit Genehmigung der h. k. k. Statthalterei Z. 15032/VII. dd. 2G. September 1888 auch für das Schuljahr 1888 — 89 wieder in Verwendung genommen. Die italienische Sprache wurde wie in den Vorjahren classen-weise mit je 3 Stunden, das Slovenische hingegen in 3 Abtheilungen mit je 2 Stunden wöchentlich gelehrt. In den ersten Abtheilung waren 6, in der zweiten 6, in der dritten 4 Schüler. Den Turnunterricht erhielten die Schüler in der hiesigen städtischen Turnhalle. Mit dem Erlasse der h. k. k. Statthalterei Z. 10058/VII. dd. 11. November 1888 wurde die Direction in Kenntnis gesetzt, dass am 2. December, dem Gedenktage der 40jährigen Regierungszeit Sr. Majestät von jeder öffentlichen Feier abzusehen ist. Dem entsprechend wurde im Oratorium des hiesigen Staatsgymnasiums, welches die Direction dieser Lehranstalt beweitwilligst zur Verfügung stellte, am 1. December ein Fest-Gottesdienst abgehaltcn, welchem säinmtliche Schüler der Anstalt sowie die Mitglieder des Lehrkörpers beiwohnten. Nach Beendigung des Gottesdienstes wurde der von dem hiesigen Kaufmanne Herrn Eulambio, der Direction übermittelte Geldbetrag von 100 fl. im Sinne des wohl-thätigen Spenders unter 9 arme, fleissige Schüler vertheilt. In den Monaten December und Januar wurde die Anstalt von dem k. k. Landesschulinspcctor Dr. Ernst Kitter von Gnad in eingehender Weise inspiciert. Das Gleiche geschah von dem bischöflichen Commissär, dem hochwürdigen Herrn Canonicus Ferdinand Stauda eher bezüglich des katholischen Religionsunterrichtes. Am 9. Februar 1889 wurde das erste Semester geschlossen und das zweite am 13. eröffnet. Der geordnete Gang des Unterrichtes erlitt während des Schuljahres infolge der Erkrankung des einen oder ändern Collegen kaum nennenswerthe Störungen. Nur als Professor Brumatti anfangs Mai an einer heftigen Entzündung der Bronchien erkrankte, mussten die von ihm gelehrten Gegenstände den Collegen : Professor Dr. Franz Swida, Professor Hans IIüber und dem wirklichen Lehrer Anton Stephani des übertragen werden. Die genannten Collegen übernahmen in der bereitwilligsten Weise diese Mehrleistung, und zwar: Swidadas Italienische in I. b, Iluber die Physik in III und IV, Stephanides die Physik in VI. und VII. Am 13. Juni war Brumatti wieder in der Lage, seine Dienstespflichten übernehmen zu können. Mit dem Erlasse der h. k. k. Statthalterei N. 762/P. dd. 14. Mai wurde der Direction bekannt gegeben, dass der Herr Minister f. C. u. U. laut Erlasses vom 9. Mai 1889, Z. 802/C. U. M. dem k. k. Landesschulinspector Dr. Ernst Kitter von Gnad einen aus Gesundheitsrücksichten erbetenen Urlaub in der Dauer von 6 Monaten, vom 1. Juni 1889 angefangen, ertheilt und gestattet hat, dass der Director des Staatsgymnasiums in Mitterburg, Schulrath Victor Leschanofsky, zeitweilig mit der Verseilung der Functionen eines Landesschulinspeetors für die Mittelschulen des Küstenlandes und die deutschen Volksschulen in der Stadt Triest betraut werde. Zufolge Erlasses des h. k. k. Ministeriums f. G. u. U. vom 9. Mai 1889, Z. 9607 wurde die Leitung der diesjährigen Maturitätsprüfung an unserer Anstalt dem k. k. Gymnasial-Director, Schulrath Victor Leschanofsky übertragen. Die schriftliche Maturitätsprüfung wurde vom 3. bis 8. Juni, die mündliche am 12. Juli abgehalten. Am 11. Juli erhielten die Schüler ihre Semestralzeugnisse. Das Schuljahr wurde mit einem Gottesdienste geschlossen. II. Der Lehrkörper u.n.d die Vertlieilimg1 der TTiiterriclits-Greg'oiistäxide während des Scliuljahres 1888-00. N a m c und Dieustcharakter Gegenstand Classt! Zahl der wöchentlichen! Stunden Peiker Libor, k. k. Schulratli, Director. Ceometr. Zeichnen Darstellende Geom. III a VI 6 Wolff Eduard, Ritter von, k. k. Professor. Freihandzeichnen IIa, II b, III IV, VI, VII 20 Cega de Celio Anton, phil. Dr., k. k. Professor. Italienische Sprache la, IIa, IIb in, rvTv, VI, VII 18 Widmann Peter, k. k. Professor, Ordinarius in CI. V. Geographie Geschichte, Geogr. Ia IIa,IV, V, VII 18 Urbas Wilhelm, k. k. Professor, Ordinarius in CI. III. Deutsche Sprache la, III, IV, V VII 19 Hopfner Johann, k. k. Professor, Ordinarius in CI. VII. Mathematik Ia, Ilb, IV, VI, VII 20 Zavagna Heinrich, k. k. Professor. beurlaubt. Swida Franz, phil. Or., k. k. Professor, Ordinarius in CI. I b. Deutsche Sprache Geschichte, Geogr. Ha, VI Ib, III, VI 18 Brumatti Anton, k. k. Professor, (zur Dienstleistung zugewiesen) Italienische Sprache Physik Ib III,IV, VI, VII 10 Genelin Placid, phil. Dr., k. k. Professor, Ordinarius in CI. IV. j Geschichte, Geogr. Französische Sprache Ilb, III—VII 22 N a m c und Dieustcliarakter Gegenstand Classe Zahl der wöchentlichen Stunden Schüler Johann, k. k. Professor, Ordinarius in CI. VI. N aturgescliichte Chemie Schreiben Ia,lb,IIb,V,VI V I Ia 18 Huber Hans, k. k. Professor, Ordinarius in CI. II a. Chemie N aturgescliichte Mathematik IV, V Ila, Vll Ila, III 18 Tomasin Peter, theol. Dr., k. k. Professor. Katholische Religionslehre Ia — IV 12 Stephanides Anton, wirklicher Lehrer, Ordinarius in CI. Ia. Darstellende Geom. M athematik Geom. Zeichnen Freihandzeichnen Schreiben VII V Ila, IV Ia Ila 21 Schwarzer Carl, supplierender Lehrer, Ordinarius in CI. II b. Darstellende Geom. Geom. Zeichnen Freihandzeichnen Mathematik Schreiben V Ilb, III b Ib Ib I b, II b 20 Sowa Theodor, Edler von, Assistent. Er lehrte das Freihandzeichnen in CI. V, und assistierte beim Unterrichte in diesem Fache in den CI. II a, Ilb, III u. IV. 20 Hruby Vincem, supplierender Lehrer. Englische Sprache V —VII 9 Makowetz Franz, supplierender Lehrer. Deutsche Sprache Ib, Ilb 11 Diener: Castelluber Andreas, Amtsdiener. Minen Jacob, Ausliilfsdiener. , III. Der Lehrplan. a) TIebersicht über die Lehrgegenstande und ihre wöchentliche Stundenzahl. Gegenstand C 1 a s s c ’S 'S 2 I II III IV y VI VII ^ rjS Kathol. Religionsichre . 2 2 2 2 _ _ 8 Deutsche Sprachc . . G 5 4 3 3. 3 3 27 Französische Sprache — — 5 4 3 3 3 18 Italienische Sprache j Slovenische Sprache j ^ 3 3 3 3 3 3 3 21 w irde i n 3 A bth. ä 2 St. gelehrt Englische Sprache 2) — — — — 3 3 3 9 Geschichte und Geogr. 3 4 4 4 3 3 4 25 Mathematik 3 3 3 4 5 5 5 28 Naturgeschichte . . . 3 3 — — 3 2 3 14 Chemie — — — 3 3 3 — 9 Physik — — 3 3 — 3 4 13 Darstellende Geometrie . — — — — 3 3 3 9 Geometrisches Zeichnen — 3 3 3 — — — 9 Freihandzeichnen . . . G 4 4 4 4 4 3 29 Schönschreiben . . . 1 1 2 Freie Gegenstände: Stenographie .... — — 3 Analytische Chemie . 4 Turnen. DerUnterricht wurde in der städtischen Turnhalle ertlieilt 2 ') Italienische und slovenische Sprache sind nur für jene Schüler obligat, deren Eltern oder Vormünder sich für die eine oder andere Sprache entschoiden. Minist.-Erl. vom 7. Nov. 1870, Z. 11436. ,J) Sie ist vom Schuljahre 1880-81 angefangen für jene Schüler der drei oberen Classen obligat, welche das Italienische in den untern Classen nicht besucht haben, oder das in den untern Classen begonnono Studium dos Italienischen in den obern Classen nicht fortsetzen. Minist.-Erl. vom 4. Mai 1880, Z. 813. b) Durchführung1 im einzelnen. I. Classc. Religionslehre: Die katholische Glaubens- und Sittenlehre; die katholischen Gnaden mittel. Deutsche Sprache: Die ganze Formenlehre. Lehre vom einfachen Satz. Recitierübungen, Schriftliche Uebungenund Aufgaben. Italienische Sprache: Formenlehre des Artikels, Substantivs, Adjectivs, Pronomens und der regelmässigen Verba. Lectüre aus den „ Letture italiane“, p. I. Mündliche und schriftliche Uebungen. Geographie: Geographische Vor- und Grundbegriffe; übersichtliche Beschreibung der Erdoberfläche und deren Scheidung nach Ländern und Völkern, bei steter Anwendung der Karten. Uebungen im Kartenzeichnen. Mathematik: Dekadisches Zahlensystem, Grundoperationen mit unbenannten und einnamigen ganzen und Decimalzahlen, Grundzüge der Theilbarkeit, gemeine Brüche, mehrnamig benannte Zahlen. Naturgeschichte: Zoologie. I. Sem.: Beschreibung der wichtigsten Formen der Wirbelthiere, mit besonderer Berücksichtigung der Bewohner der Adria; im II. Sem. wirbellose Thiere, vorwiegend Insecten und Meeresbewohncr. Freihandzeichnen Geometrische Formenlehre. Zeichnen geometrischer Gebilde; das geometrische Ornament. Schönschreiben: Uebungen behufs Aneignung einer leserlichen und gefälligen Schrift. II. Classc. Religionslehre: Liturgik; die kirchlichen Orte und Gegenstände; die religiösen Zeichen und Handlungen; die kirchlichen Zeiten und Feste. Deutsche Sprache: Vom einfachen und erweiterten Satze, Lehre vom zusammengesetzten Satze, in Verbindung mit der Interpunctionslehre. Mündliche und schriftliche Uebungen. Italienische Sprache: Die übrige Formenlehre der flexiblen Iledetheile, die inflexiblen Redetheile. Lectüre ans den „Letture italiane“, p. II. Monatlich 2 Aufgaben. Geschichte und Geographie: Uebersichtliche Geschichte des Alterthums. Ausführliche Beschreibung Asiens und Afrikas in physikalischer und politischer Hinsicht; specielle Geographie von Südeuropa; Uebungen im Kartenzeichnen. Mathematik: Abgekürzte Multiplication und Division, Schlussrechnung, Verhältnisse und Proportionen, einfache und Zusammengesetzte Regeldetrie, Kettensatz, einfache Zinsrechnung, Procent-reelinung, Terminrechnung, Theilregel und Durchschnittsrechnung. Naturgeschichte: Mineralogie: Beschreibung einer Auswahl der wichtigsten Mineralien. Botanik: Beschreibung und Vergleichung einer Anzahl von Pflanzen aus den wichtigsten Familien. Geometrisches Zeichnen: Planimetrie bis zu den Flächenberechnungen. Uebungen im Linearzeichnen. Freihandzeichnen: Elemente des Flachornamentes und der Perspective. Schönschreiben: Die Rundschrift und Uebungen in der deutschen und englischen Schrift behufs Aneignung einer leserlichen Schrift. III. Classe. Religionslehre: Die Thora Moysis. Geschichte der Israeliten bis auf unsere Tage. Geographie von Palästina. Deutsche Sprache: Wiederholung der Formenlehre, Abschluss der Satzlehre, Interpunction. Orthographie, Sprach-, Lese- und Schreibübungen. Französische Sprache: Kegeln der Aussprache. Leseübungen. Das wichtigste aus der Formenlehre des Artikels, des Hauptwortes und des Beiwortes. Die drei schwachen Conjugationen. Haus- und Schularbeiten nach Vorschrift. Italienische Sprache: Die Syntax nach Puoti. Lectüre aus den „Letture italiane“, p. TII. Monatlich 2 Aufgaben. Geschichte und Geographie. Geschichte des Mittelalters, mit besonderer Hervorhebung der vaterländischen Momente. Spccielle Geographie des übrigen Europa, namentlich Deutschlands, mit Ausnahme Oesterreichs. Uebungen im Kartenzeichnen. Mathematik: Wiederholende Uebungen im Rechnen mit besonderen Zahlen. Zusammengesetzte Verhältnisse, mit Anwendungen auf verschiedene im praktischen Leben vorkommende Aufgaben. Einübung der 4 Grundoperationen mit algebraischen Zahlen und Ausdrücken, soweit es für das Quadrieren und Kubieren nötliig ist. Das Quadrieren und Kubieren, die Quadrat-lind Kubikwurzel. Physik: Einleitende Uebersicht; allgemeine Eigenschaften der Körper; Wärmelehre, Magnetismus, Elektricität und Akustik, mit besonderer Berücksichtigung dessen, was im Leben die häufigste Anwendung findet. Geometrisches Zeichnen: Erweiterung der Kreislehrc, Gleichheit, Verwandlung und Theilung der Figuren; Umfang- und Flächenberechnungen, Aehnlichkeit der Figuren, Construction algebraischer Ausdrücke. Freihandzeichnen: Flachornamente in Contouren und mit Farbengebung. Stereometrische Körper durch Ebenen begrenzt, mit Schattenangabe. IV. Classe. Religionslehre: Geschichte der Offenbarung des neuen Bundes- Deutsche Sprache: Wiederholung des gesammten gramma- tikalischen Lehrstoffes. Wortfamilien, Homonyme, Synonyme. Metrik. Brief- und Geschäftsstil. Französische Sprache: Wiederholung des Lehrstoffes der III. Cl. — Die von den Conjugations-Paradigmen abweichenden schwachen Verba. — Syntax der Fürwörter. Vervollständigung der Formenlehre des Substantivs, des Adjectivs und des Adverbs. — Das Passivum. — Das starke Verb. — Lectüre: Leichte Erzählungen und Beschreibungen nach Fileks Chrestomathie. Haus- und Schularbeiten nach Vorschrift. Italienische Sprache: Fortgesetzte syntaktische Uebungen. Puoti. Sintassi della lingua italiana. Lectüre aus den „Letture italiane“, p. IV. Monatlich 2 Aufgaben. Geschichte und Geographie: Uebersicht der Geschichte der Neuzeit, mit besonderer Hervorhebung der vaterländischen Momente. — Geographie Amerikas und Australiens. Specielle Geographie und Statistik von Oesterreich-Ungarn. — Uebungen im Kartenzeichnen. Mathematik: Wiederholung des arithmetischen Lehrstoffes. Die vier Species mit allgemeinen Zahlen. Mass und Vielfaches. Brüche; Gleichungen des I. Grades mit 1 und 2 Unbekannten. Aufgaben darüber. Physik: Mechanik und Optik, mit besonderer Berücksichtigung dessen, was im Leben die häufigste Anwendung findet. Chemie: Ueber Lösungsmittel der Körper. Chemische Synthese und Analyse. Ueber Atomgewichte, Werthigkeit und chemische Formeln. Chemie der Metalloide und Metalle mit ihren wichtigsten gegenseitigen Verbindungen, sowie die besonders für Handel und Industrie bedeutendsten organischen Verbindungen. Geometrisches Zeichnen: Stereometrie, Curvenlehre, Elemente der Projectionslehre. Freihandzeichnen: Ornamente nach Gypsmodellen und nach Vorlagen. Schattierte stereometrische Körper, durch krumme Flächen begrenzt. V. Classe. Deutsche Sprache: Stillehre, Metrik, Formen und Arten der Poesie und Prosa, auf Grundlage der Lectüre von Jauker und N o e s Lesebuch für die 5. Classe. Recitierübungen. Erzählende und beschreibende Aufsätze. Französische Sprache : Wiederholung der Formenlehre. Wortbildung. Syntax der Artikels. Gebrauch der Hilfsverba. Casus.-lehre. — Lectüre: Erzählungen und historische Musterstücke nach Fileks Chrestomathie. Haus- und Schularbeiten nach Vorschrift. ' Italienische Sprache: Geschichte der italienischen Literatur Carrara, I. Th. Monatlich 2 Aufgaben. Englische Sprache: Aussprache, Formenlehre, Substantivum, Adjeotivum, Comparation, Adverb, regelmässiges Verbum, Hilfsverba, unregelmässige Verba. Nach Sonnenburgs engl. Grammatik, Lection 1—22. Schriftliche Uebungen. Geschichte und Geographie: Geschichte des Alterthums, mit steter Berücksichtigung der hiemit im Zusammenhang stehenden geographischen Daten. Mathematik: A. Algebra: Kettenbrüche. Unbestimmte (dio-phantische) Gleichungen des ersten Grades. Leine von den Potenzen und Wurzelgrössen, insbesondere das Quadrieren und Kubieren mehrgliedriger Ausdrücke, sowie das Ausziehen der zweiten und dritten Wurzel aus mehrgliedrigen Ausdrücken und aus besonderen Zahlen. Die Lehre von den Logarithmen. Das System der Briggsehen Logarithmen. Einrichtung und Gebrauch der Logarithmen - Tafeln. Gleichungen des zweiten Grades mit einer Unbekannten. — B. Geometrie: Planimetrie. Naturgeschichte: Das Wichtigste über den Körperbau des Menschen und die Verrichtungen der Organe desselben. Behandlung der verschiedenen Classen und Ordnungen der Wirbelthiere und wirbellosen in anatomisch-morphologischer und entwicklungsgeschichtlicher Beziehung, mit besonderer Rücksichtnahme auf die Fauna der Adria. Chemie: Einleitung. Chemie der Metalloide und ihrer gegenseitigen Verbindungen, mit besonderer Berücksichtigung und Entwicklung der neueren chemischen Theorien. Von der Chemie der Metalle: die Alkalimetalle, Erdalkalimetalle, die Magnesium-, Aluminium-, Zink- und zum Theil die Eisengruppe. Darstellende Geometrie: Orthogonale Projeetion des Punctes und der Geraden; Bestimmung und Darstellung der Ebene. Aufgaben über die gegenseitigen Beziehungen dieser Gebilde. Darstellung der ebenen Figuren, Schattenconstructionen. Darstellung der Prismen und Pyramiden. Freihandzeichnen. Elemente des Kopfzeichnens. Stereometrische Körper. VI. €lassc. Deutsche Sprache: Die Ilauptperioden der deutschen Literatur. Deutsche Heldensage. Lyrik der ersten und zweiten Blüthe-periode. Minna von Barnhelm und Wallensteintrilogic. Französische Sprache: Wiederholung des Lehrstoffes der V. Classe. — Vollendung der Casuslehre. Syntax der Pronomina. Gebrauch der Tempora und der persönlichen Modi. Lectüre: Musterstücke historischen Inhaltes, Schilderungen, Abhandlungen. Mustevstücke aus der Lyrik. Schriftliche Aufgaben nach Vorschrift. Italienische Sprache: Geschichte der italienischen Literatur nach Carrara. II. und III. Th. Monatlich 2 Aufgaben. Englische Sprache: Wiederholung der Formenlehre; unregel-mässige Verba; Parti ci p und Gerundium; Accus, cum infinitivo; Hilfsverba; Irnperf. und Perfectum. Nach Sonnenburgs Grammatik, Lect. 22 — 34. Lectiire leichterer Stücke aus Seeliger’s Lesebuch. Geschichte und Geographie: Geschichte des Mittelalters, des Zeitalters der Entdeckungen und der Kirchenreformation in Deutschland, mit steter Berücksichtigung der hiermit im Zusammenhänge stehenden geographischen Daten. — Wiederholung der Geographie Mitteleuropas (mit Ausschluss Oesterreichs), Nordwest- und Osteuropas. Mathematik: A. Algebra: Behandlung solcher höheren Gleichungen, welche auf quadratische ziirückgefiihrt werden können; quadratische Gleichungen mit zwei Unbekannten. Exponentialgleichungen. Behandlung einiger der einfachsten Fälle von unbestimmten Gleichungen des zweiten Grades mit zwei Unbekannten. Fortgesetzte Uebung im Gebrauche der logarithmischen Tafeln. Arithmetische und geometrische Progressionen. —- Zinseszinsen-rechnung. Combinationslehre, binomischer Lehrsatz. — B. Geometrie : Goniometrie, ebene Trigonometrie. Stereometrie. Physik: Allgemeine Eigenschaften der Körper. Mechanik. Wellenlehre. Akustik. Chemie: Chemie der Eisen-, Zinn-, Blei-, Silber- und Goldgruppe. Organische Chemie : Einleitung, Cyanverbindungen. Fettkörper, Verarbeitung der Fette, Kohlenhydrate, üährung, aromatische Körper, ätherische Oele, Harze, einige Alkaloide, Eiweissstoffe. Naturgeschichte: Botanik. Betrachtung der natürlichen Gruppen des Pflanzenreiches in anatomisch-morphologischer Beziehung, sowie in ihren allgemeinen Lebensverrichtungen; Entwicklung der Charaktere der wichtigsten Familien an lebenden Exemplaren. Darstellende Geometrie: Darstellung der regulären Polyeder, der Pyramiden, Kegel, Prismen, Cylinder und Rotationskörper, ebener Schnitt dieser Körper, Durchdringungen, Berührungsaufgaben, Schlagschattenconstructionen. Freihandzeichnen. Köpfe und Ornamente nach Vorlagen und nach Gypsmodellen. VII. Classe. Deutsche Sprache: Literatur bis zum Anfang dieses Jahrhunderts. Lectüre. Goethes Hermann und Dorothea, Iphigenie ; Schillers Wallensteins Tod. Französische Sprache: Syntax der Participien und des Infinitivs. Wortfolge. Negation. Lectüre: Le Cid von Corneille. Schwierigere prosaische Stücke; Bruchstücke aus der dramatischen und epischen Poesie. — Haus- und Schularbeiten nach Vorschrift. Italienische Sprache : Geschichte der italienischen Literatur von Carrara, IV. und V. Th. Monatlich 2 Aufgaben. Englische Sprache: Englische Syntax: Artikel, Substantivum, Adje< tivum, Pronomina, Präpositionen und Conjunctionen; Tempora und Modi, nach Sonnenburgs Grammatik, L&ctkui 33 — Schluss. Lectüre nach Seeligers Lesebuch, und Ch. Dickens A Christmas carol in prose. Schriftliche und mündliche Uebungen. Geschichte und GeographieGeschichte der Neuzeit vom Zeitalter der Entdeckungen bis zum Wiener Oongress, init besonderer Berücksichtigung Oesterreichs. Wiederholung der Geographie Amerikas und Australiens mit besonderer Rücksicht auf die physikalischen Verhältnisse. Geographie und Statistik Oesterreich-Ungarns. Mathematik: Grundlehren der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Durchführung einiger Aufgaben aus dem Gebiete der Lebens-versicherungsrechnung. Die Zerlegung imaginärer Ausdrücke in ihren reellen und imaginären Theil; die Berechnung des Moduls und Arguments und die graphische Darstellung complexer Grössen. Sphärische Trigonometrie mit Anwendung auf Aufgaben der Stereometrie und der sphärischen Astronomie. Analytische Geometrie der Ebene, und zwar analytische Behandlung der Geraden, des Kreises und der Kegelschnittslinien. — Wiederholung des arithmetischen und geometrischen Lehrstoffes der Ober-classen mittels zahlreicher Uebungsaufgaben. Physik: Magnetismus, Elektricität, Optik, Wärme, Grundziige der Astronomie. Naturgeschichte: I. Semester: Mineralogie. Grundzüge der Krystallographie, Beschreibung der wichtigsten Mineralien nach vorliegenden Exemplaren, mit besonderer Berücksichtigung der physikalischen und chemischen Eigenschaften, sowie ihrer Verwendung. II. Semester: Grundzüge der Geologie. Darstellende Geometrie: Elemente der centralen Projection und Wiederholung de.s gesammten Lehrstoffes. Freihandzeichnen: Ornamente, Köpfe und menschliche Figuren nach Vorlagen und nach Gypsmodellen. Frcigegenstiiiide: Slowenische Sprache. I. Ab'theilung: Ueber Buchstaben, Betonung, Rechtschreibung, Wortarten, Declination der Substan-tiva, die gebräuchlichsten Verbalformen — nach Dr. Skets slov. Sprach- und Uebungsbuch. II. Abtheilung: Declination der übrigen Nomina, das Verbum, die Partikeln — nach Dr. Sket. III. Abtheilung: Die syntaktischen Eigentümlichkeiten der slov. Sprache — nach Dr. Sket. Stenographie: 1. Ours. Wortbildungs- und Wortkürzungslehre; schriftliche Uebungen. II. C urs. Satzkürzung, Schreib- und Leseübung. Analytische Chemie: I. Abtheilung. Qualitative Analyse von Verbindungen, die nur aus einer Säure und einer Base bestehen. Löthrohrproben. II. Abtheilung. Qualitative Analyse von Salzgemengen und Legierungen. Massanalyse. Turnen: a) Freiübungen: Kopf-, Arm- und Handübungen, Rumpfbewegungen, Bein- und Fussübungen. Turnerische Stellungen. Freiübungen im Gehen, Laufen und Springen. V) Ordnungsübungen: Flanken- und Stirnstellung, Abstandnehmen, Tactgehen und Tactlaufen, Aus- und Einreihen, Oeffnen und Schliessen der Reihen und Rotten, Gegenzug, Umzug und Durchzug, Schwenkungen, Aufzüge. c) Gerüstübungen: Hoch- und Weitsprung, Schwebeübungen am Schwebebaum, Sprungübungen am Sturmlaufbrett, Kletter-, Steig- und Klimmübungen an der senkrechten Kletterstange, an der schrägen Leiter, an der senkrechten Strickleiter, am Knoten- und Sprossentau. Uebungen an Barren, Reck, Bock und Pferd. d) Hantelübungen. IV. Verzeichnis der gebrauchten Lehrbücher. I. Classe. Fischer, Katholische Religionslehre. — Gurcke, Deutsche Grammatik, Ausgabe für Oesterreich. — Gurcke, Uebungsbuch zur deutschen Grammatik, Ausgabe für Oesterreich. — Knirr, Lehrbuch der Arithmetik für die zwei ersten Classen der Realschule. — Kozenn, Geographischer Schul-Atlas in 59 Karten. — Letture italiane, Parte I. — Neumann Franz, Deutsches Lesebuch. I. Theil. — Pokorny, Illustrirte Naturgeschichte des Thierreiches. — Puoti, Regole elementari della lingua italiana. Parte I. — Seydlitz, Grundzüge der Geographie Ausgabe für Oesterreich. — Streisslet, Geometrische Formenlehre, I. Abth. II. Classe. Fischer, Lehrbuch der katholischen Liturgik. — Gindely, Lehrbuch der Geschichte für die unteren Classen. I. Band. — Gurcke, Deutsche Grammatik, Ausg. für Oesterreich. — Gurcke, Uebungsbuch zur deutschen Grammatik, Ausgabe für Oesterreich. — Knirr, Lehrbuch der Arithmetik für die zwei ersten Classen der Realschule. — Kozenn, Geographischer Schul-Atlas in 59 Karten. — Letture italiane. Parte II. — Meng er, Grund lehren der Geometrie. — Neu mann Franz, Deutsches Lesebuch. II. Theil. — Pokorny, Illustrirte Naturgeschichte des Pflanzenreiches. — Pokorny, Illustrirte Naturgeschichte des Mineralreiches. — Puotti, Regole elementari della lingua italiana. Parte II. — S upan, Lehrbuch der Geographie. III. Classe. Bechtel, Französische Grammatik. I. Theil. — Fischer, Geschichte der Offenbarung des alten Bandes. — Gindely, Lehrbuch der, Geschichte für die unteren Classen.2Bd. — Gu rcke, Deutsche Grammatik, Ausgabe für Oesterreich. — Knirr, Elemente der Arithmetik für die 3. und 4. Classe. — Korioth, Geographie von Palästina. — Kozenn, Geographischer Schul-Atlas in 59 Karten. — Krist, Anfangsgründe der Naturlehre, Ausgabe für Realschulen. — Letture italiane. Parte III. — Menger, Grundlehren der Geometrie. — Neu mann Franz, Deutsches Lesebuch für die III. Classe. — Puoti, Regole ele-mentnri della lingua italiana. Parte II. — Supan, Lehrbuch der Geographie. IV. Classe. Bechtel. Französische Grammatik. I. Theil. — Bechtel, Französische Grammatik. II. Theil. — Bechtel, Uebungsbuch zur französischen Grammatik, Mittelstufe. — Filek, Französische Chrestomathie. — Fischer, Geschichte der Offenbarung des.neuen Bundes. — Gindely, Lehrbuch der Geschichte für die unteren Classen. 3. Band. — Gurcke, Deutsche Grammatik, Ausgabe für Oesterreich. —Hannalc, Oesterreich. Vaterlandskunde (Unterstufe). — Kauer, Elemente der Chemie. — Knirr, Elemente der Arithmetik für die 3. und 4. Classe. — Kozenn, Geographischer Schul-Atlas in 59 Karten. — Letture italiane. Parte IV. — Menger, Grundlehren der Geometrie. — Neumann Franz, Deutsches Lesebuch für die IV. Classe. — Krist, Naturlehre. — Puoti, Regole elementari della lingua italiana. Parte II. — Supan, Lehrbuch der Geographie. V. Classe. Bechtel, Französische Grammatik. 11. Theil. — Bechtel, Uebungsbuch, Mittelstufe. — Bechtel, Französische Chrestomathie. — Filek, Französische Chrestomathie. — Gindely, Lehrbuch der Geschichte für die oberen Classen. 1. Bd. — Gräber, Leitfaden der Zoologie. — Janker & Not", Deutsches Lesebuch für die oberen Classen der Realschulen. I. Theil. — Kreussel, Lehrbuch der darstellenden Geometrie. I. Heft. — Mitteregger, Lehrbuch der Chemie. I. Theil. — Močnik. Lehrbuch der Arithmetik und Algebra. — Močnik, Lehrbuch der Geometrie. — Sonnen bürg, Grammatik der englischen Sprache. — Supan, Lehrbuch der Geographie. VI. Classe. Bechtel, Französische Grammatik, II. Theil. — Bechtel, Uebungsbuch, Oberstufe. — Bechtel, Französische Chrestomathie. — Burgerstein, Leitfaden der Botanik. — Gindely, Lehrbuch der Geschichte für die oberen Classen. 2. Bd. — Gindely, Lehrbuch der Geschichte für die oberen Classen. 3. Band. — Haberl, Lehrbuch der Arithmetik und Algebra. — Jauker & Noe, Deutsches Lesebuch für die oberen Classen der Realschulen. II. Theil. — Kreussel, Lehrbuch der darstellenden Geometrie. I, Heft, -r- Mitteregger, Lehrbuch der Chemie. I. Theil. — Mitteregger, Lehrbuch der Chemie. II. Theil. — Seeliger, Englisches Lesebuch. — Sonnenburg, Grammatik der englischen Sprache. — Stipan, Lehrbuch der Geographie. — Wallentin, Lehrbuch der Physik. Ausgabe für Realschulen. — Wittstein, Trigonometrie. — Wittstein, Stereometrie. VII. Classe. Rechte!, Französische Grammatik. II. Theil. — Bechtel, Uebungsbuch, Oberstufe. — Beeilte], Französische Chrestomathie. — Carrara, Antologia italiana. Volume III. -Gindely, Lehrbuch der Geschichte für die oberen Classen. 3. Band. — Ilaberl, Lehrbuch der Arithmetik und Algebra. — Hannak, Oesterreich. Vaterlandskunde (Unterstufe). — IIochstet ter & Bisching, Leitfaden der Mineralogie. — Janker & Noe, Deutsches Lesebuch, II. Theil. — Kozenn, Geographischer Schul-Atlas in 59 Karten. — Kreussel, Lehrbuch der darstellendcnGeometrie.il. Heft. — Seeliger, Englisches Lesebuch. — Sonnenburg, Grammatik der englischen Sprache. — Supan, Lehrbuch der Geographie. — Wallentin, Lehrbuch der Physik. Ausgabe für Realschulen. Cursus für die slovenische Sprache. Sket, Slovenisches Sprach- und Uebungsbuch. Analytische Chemie. Hilfsbuch: Huber, Anleit, zur qualitativen Analyse. V. Schriftliche Aufgaben aus dem Deutschen (Unterrichtssprache). V Classe. Ein Erlebnis aus meiner letzten Ferienzeit. — Das Glück von Edenhal! (nach Uhland). — Johanna i^ebus (nach Goethe). -- Das Pferd und der Obstbaum (nach Lachambeaudie). — Die Blume der Gesundheit (desgl.). — Der Dom von St. Just in Triest. — Ein Stapellauf. — Die Bora. — Eine Feuersbrunst. — Ebbe und Flut. — Ein Gewitter.— Die Umgebung von Triest. VI. CI asse. Gedanken bei der Abfahrt eines Auswandererschiffes. — Ein treuer Freund ist Goldes wert. — Siegfrieds Tod (nach dem Nibelungenlied). — Charakteristik einer der Hauptgestalten im Nibelungenliede (nach freier Wahl). — Erzählung des Inhaltes des zweiten Auftrittes im vierten Aufzuge von Lessinge Minna von Barnhelm. — Die Fabel des Lustspieles Minna von Barnhelm. — Der Nutzen des Studiums fremder Sprachen. — Ehrlich Handwerk hat einen goldenen Boden. — Bedeutung öffentlicher Denkmäler. — Ruhige und bewegte See. — Gedankengang in der siebenten römischen Elegie Goethes. — Wie die Saat, so die Ernte. VII. Classe. Das Papier. — Die Uhr. — Der Schlaf. —• Die Liebe zum Vaterlande. — Wert der Arbeit. — Der Siege göttlichster ist das Vergeben. — Nutzen der Pflanzenwelt. — Welche Factoren bedingen das Klima eines Ortes? — „In uns ist Trost und Verzagen, in tins Paradies und Wüste“ (Feuchtersieben). — Der Mensch im Kampfe ums Dasein (Maturitätsprüfung), Aufgaben für die Redeübungen. (VII. Classe.) а) Gegebene: Wallenstein. — Der Oelbaum. — Die Photographie. — „Dann erst geniess’ ich meines Lebens recht, wenn ich inir’s jeden Tag aufs neu erbeute.“ (Schill.) — Welche Umstände haben Europa über die ändern Erdtheile gestellt? — Gewinnung und Verwendung des Quecksilbers. — Die Lufströmungen. б) Selbstgewählte: Coiombo’s erste Entdeckungsreise. — Der Landbau in der friauler Tiefebene. — Die Vortheile der Buchdruckerkunst. — Ueber das Lesen. — Einfluss des Meeres auf die Verhältnisse der Menschen. — Der Eisenbergbau in Obersteier. — Das Wasser. VI. Die Lehrmittel. 1. Lehrer-Bibliothek und histor.-geogr. Sammlung. Custos: Professor Peter Widmann. A. Lehrerbibliothek. 1. Zuwachs durch Ankauf: Gödeke und Tittmanu, Hans Sachs. — Kürschner, Deutsche National Literatur: Spielmanns Dichtung, von Zigler; asiatische Banise, Fabeldichter, Satiriker und Popularphilosophen des XVIII. Jahrhundertes, Lichtenberg, von Hippel und Blumauer, das Schicksalsdrama, Heinrich von Kleist. — Miller, Die Weltkarte des Castorins. — Koch, Taschenbuch der deutschen und schweizer Flora. — lleidt, Sammlung von Aufgaben und Beispielen saimnt den Resultaten. — Sarrazin, VerdeutschungsWörterbuch. — Schwarze, Katechismus der Dampfmaschinen. — Cattualdi, Sultan Jahja. — Stakes, Das Licht. — Kohlrausch, Leitfaden der praktischen Physik. — Hochheim, Analytische Geometrie der Ebene. Fortsetzungen wurden bezogen zu: Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit. — Fehling, Handwörterbuch der Chemie. — Bronn, Classen und Ordnungen des Thierreiches. — Bücher, Geschichte der technischen Künste. — Woltmann, Geschichte der Malerei. Zeitschriften: Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik. — Mittheilungen der k. k. geog. Gesellschaft in Wien. — Hirsch, Mittheilungen aus der histor. Literatur. — Hofmann, Zeitschrift für mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht. — Herrig, Archiv für das Studium der neueren Sprachen. — Revue über die Fortschritte in den Naturwissenschaften. —Mittheilungen des k. k. österr. Museums. — Kolbe, Zeitschrift für das Realschulwesen. 2. Geschenke: Vom h. k. k. Mini steri u m fü r Cultus u. Unterricht: Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften, — Bericht der nieder-österreichischen Handelskammer 1887. — Stati-stica e navigazione nei porti austro-ungarici nel 1886. — Navi-gazione e Commercio di Trieste nel 1887. — Toula, Die Steinkohlen. Von der k. k. geologischen Reichsanstalt: Ver-h an dl ung en. Von der h. k. k. Statthalterei in Triest: Botanische Zeitschrift. Vom Municipinm der Stadt Triest: Verbali del Con-siglio. — Bollettino statistico mensile. Von Herrn Dr. Tomasin : Francol, L’Istria riconosciuta. B. Geographische Lehrmittel. Hölzel: Geograph. Charakterbilder. Kiepert: Wandkarte von Skandinavien. 2. Schüler-Bibliothek und Miinxensammltmy. Custos : Professor Dr. Franz Swida. .4) Deutsche Abtheilung: Zahl der Bücher bei Beginn des Schuljahres . . . 722 Bde. Zuwachs im Schuljahre 1888-89: a) durch Kauf. 39 Bde. b) Geschenk der Buchhandl. Graeser in Wien 3 „ Summe . . 42 Hievon entfielen auf die: Sprachlich-historische Gruppe..................... . Naturwissenschaftliche Gruppe. ....... Als abgenützt wurden 1888-89 ausgeschieden. . . Gegenwärtiger Stand............................... /J) Italienisch-französische Abtheilung Gesammtstand . . 826 Bde. Bde. 7 41 n 723 90 n Sie Schülerbibliothek wurde im abgelaufenen Schuljahre von 168 Schülern benützt (Ia29, Ib 20, Ila 13, II b 22,111 33, IV 28, Y 11, VI 11, VII 1). C) Münzensammlung: Dieselbe wurde im abgelaufenen Schuljahre durch Spenden der Schüler Bruggnaller Adolf (VI) und Eulambio Anast. (III) um 12 Stück vermehrt. 3. Cabinet für Physik. Custos: Professor Anton Brumatti. Zuwachs durch Ankauf: Dynamo - elektrische Maschine. — Handluftpumpe. — Pneumatisches Feuerzeug. — Aeolipile mit verticaler Flamme. — Schrottwage. — Modell der Feuerspritze auf Stativ. — Röhren-schncide-Diamant. — 2 Glühlampen nach Edison. — 2 Inter-ruptoren. — Englischer Universalschlüssel. — Verbrauchsgegenstände. Geschenke: Von der löbl. Direction der k. k. Akademie für Handel und Nautik : Die von ihr herausgegebenen täglichen meteorologischen Berichte. 4. Cabinet für Chemie. Custos: Professor Johann Schüler. Durch Ankauf: Zeitschrift für analytische Chemie, Jahrgang XXVIII. Es wurden 85 theils anorganische, theils organische Präparate neu angeschafi’t, sowie Arbeitsgeriithe, die durch den langen Gebrauch schlecht geworden, ersetzt und neue, deren Noth-wendigkeit sich herausstellte, erworben. Auf Ansuchen des Custos des Cabinetes liess die h. k. k. Statthalterei zwei neue Kasten zur Aufbewahrung von Präparaten und Apparaten herstellen. 5. Cabinet für Naturgeschichte. Custos : Professor Hans Huber. A) Durch Ankauf: Fuchs, Hausratte, Hausmaus, Amazonenpapagei, Doppel-spath, Hornblende, Feldspath und 38 Stück Krystallmodelle aus Holz. * B) Durch Schenkung: Von Herrn Nowak ein Siebenschläfer. Von Herrn Wieteil eine Rohrdommel. Vom Schüler Stefia ein Wellensittich. „ „ Tippelt ein Bouteillenstein und vom Schüler Suringar zwei Ri'ickenschulpen vom Tintenfisch. Vom Custos Professör Huber ein Papierbuot. Von Frau Katharina Radonetz ein junger Hühnerhabicht. 6. Cabinet für Geometrie. Custos: der wirkliche Lehrer Anton Stephanides. Durch Ankauf: 2 Eisenrahmen zum Abschneiden der Zeichnungen. 7. Lehrmittelsammlung für das Freihandzeichnen. 17 Stück ornamentale Gypsmodelle. 10 Stiigk Köpfe. 33 Vorlagen für das Kopfstudium. Aufwand für die Lehrmittel. Für das Solarjahr 1889 stehen der Anstalt zur Ergänzung der Lehrmittel folgende Geldbeträge zur Verfügung: а) die im Schuljahre 1888-89 eingenommenen Auf-nahmstaxen ii fl. 2.10..............................fl. 195.30 б) Die Lehrmittelbeiträge a 50 kr...................... 146.50 c) Zuschuss vom Staate................................. 278.20 Die Direction spricht an dieser Stelle allen denen, welche die Lehrmittelsammlungen durch Geschenke vermehrt haben, den gebührenden Dank aus. VII. Statistische Notizen. a) Aus dem Schuljahre 1888-8». Bei Beginn des Sohuljahres öffent liohe Schüler................ Schülerzahl am ( öffentliche Schlüsse des Privatisten II. Semesters I im Ganzen . Deutsch Italienisch Romanisch Serbisch u. Croat Slovenisch Griechisch Ungarisch . . Cechisch . . Englisch . , Muttersprache Religions-Be- kenntnis Einheimische katholisch des latein. ltitu griechisch-oricnt. griechisi'h-nniert evang. Angsb. Conf evang. Helvet. Conf Anglikaner . . Israeliten . . Aus den Provinzen der westlichen Reichshälfte...................... Ausländer Fortgang Vorzugsclasse . 1. Fortgangsclasse 2. 3‘ ungeprüft . . . . Vorzugsclasse . . 1. Fortgangsclasse 2- 3. ungeprüft . . . . zur Wiederholungsprüfung . . . C 1 a s s e o> s a ES I a |lb |lln|llb 1 m < V 1 VI VII 03 40 38 32 39 GO 40 22 13 7 291 35 32 30 2G 58 35 16 12 7 35 32 30 20 58 35 16 12 7 251 8 12 9 9 27 13 4 6 87 21 18 IG 14 21 O 19 12 6 5 132 n 1 1 A 1 1 — & 4 1 1 3 1 3 2 — — — 11 3 — 1 2 4 1 — — — 2 12 1 1 1 1 1 27 21 23 20 41 27 14 10 3 186 3 — 2 2 4 1 1 1 14 — — — — — — — 2 2 — 5 1 — 9 2 1 1 19 I 6 3 1 3 2 — — 1 16 o 3 — 1 1 3 1 3 — 1 — 12 28 28 24 19 39 26 10 8 2 184 6 3 4 5 9 8 3 3 3 44 1 1 2 2 10 1 3 1 2 23 — 1 . 1 ___ 1 3 26 22 18 21 39 24 12 8 5 175 9 11 11 11 18 13 5 4 1 83 3 — 1 2 3 1 3 — — 13 — — 1 — — 2 — — — 3 1 _ 1 1 1 4 19 22 13 19 34 22 11 4 4 148 7 3 6 1 8 11 1 2 2 41 3 1 5 2 6 1 — — — 18 — — — — 1 1 — 1 — 3 6 5 6 4 9 — 3 4 — 37 Lebensalter der Schüler am Ende des II. Semesters I. Classe. Mit 11 Jahren » 12 , 13 . 14 , 15 VII. Classe. Mit 17 Jahren . 18 . 19 . » 20 13 28 16 8 1 1 1 3 2 Von der gesammten Schiilerzahl am Ende des II. Semesters waren: Zur Schulgeldzahlung Verpflichtete............................... 178 !ganz ......... 72 halb o Brutto-Betrag des eingehobenen Schulgeldes 4190 + 3720= 7910 Gesammtbetrag der Aufnahmstaxen............................fl. 195.30 Beiträge der Schüler für die Lehrmittel.................... „ 146.50 Aufwand für die Lehrmittel...................................„ 620.— Zahl der Stipendisten.............................................. l Gesammtbetrag der Stipendien...............................fl. 58.— Allgemeiner Unterstützungsfond Kest aus dem Vorjahre . fl. 227.49 Kinnahmen...................... 25.— Summe . fl. 252.49 Ausgaben: An 2 mittellose Schüler , 19.— Kest . fl. .233.49 Anmerkung: Der von dem Kauf- manne Herrn Eulambiö aus Anlass des 40jährigen Regierung-Jubiläums gespendete Geldbetrag von 100 fl. wurde unter 9 Schüler vertheilt. Georgsstiftung Einnahmen: Zinsen am 1. Nov 1888 , 1. Mai 1889 Summe Ausgaben: Für Schulbücher . . . , Reisszeuge . . . . Summe Rest . fl. 105.— 105.— fl. 210.— fl. 96.42 n 24.20 a. 120.62 fl. 89.38 Freie Lehrgegenstände. Italienische Sprache (relativ obligat) Slovenische Sprache (relativ obligat) Stenographie.......................... Analytische Chemie ...... Turnen................................. Schiilerzahl am Ende des II. Sem. 160 16 24 .12 80 Halbjähriges Honorar für 1 Schüler b) Richtigstellung der Tabellen des vorangegangenen Schuljahres nach dem Ergebnisse der 'Wiederholungsprüfungen. C I a s S e £> s B Ia Ib II a II b III IV v VI VII 3 m Vorzugsclasse . . 1 1 2 4 60 a 1. Fortgangsclasse. 18 27 27 22 32 19 14 7 8 174 ta -g 2. 10 5 5 9 13 6 5 — — 53 o Pk 3. ungeprüft blieben . 4 5 1 7 3 1 1 21 1 Schülerzahl 33 38 33 38 49 25 20 7 10 253 VIII. Maturitätsprüfung, a) Daten au» dem Vorjahre: öfferrti. Priva- 0) Schüler tsten