poštnina plsäans v xolovini. Nr. 21. Erscheint jeden 1., 10. und 20. 5. (20.) Jahrgang. Organ der Gottscheer öanernpartei. Bezugspreise: Jugoslawien: ganzjährig 25 Din, halbjährig 12'50 Dm. D.-Oesterreiä>: ganzjährig 40 Din, halbjährig 20'—Din. Amerika: 2 50 Dollar. — Einzelne Nummern 1 Dinar. Orlsvermögensverwaltung KoLevje. Es war von jeher unser Bestreben, ein gutes Einverständnis unter allen Gottscheern anzubahnen und dasselbe nach Maßgabe der gegebenen Um¬ stände auszubauen. Es war ost sehr schwer, den Zusammenhang aller ohne größere Anstrengung und Aufklärung festzuhalten, doch ist es uns durch das Verständnis aller einsichtigen Gottscheer ge¬ lungen, die angestrebte Einheitsfront herzustellcn. Nun droht jedoch diese Einheit in der Stadt in Brüche gehen zu wollen, da unter der Mehrheit der Stadtbewohner und einer kleinen Anzahl von Bürgern wegen der Gottscheer Ortsvermögens¬ verwaltung ein Zwiespalt eingetreten ist, der sich bedauerlicherweise nicht im gegenseitigen Einver¬ nehmen schlichten ließ, so daß schließlich und endlich das Forum der Öffentlichkeit angerufen werden mußte. Die Vorgeschichte der ganzen Angelegenheit ist folgende: , Laut Z 2 des Landesgesetzes vom 1. August 1912 sind die Mitglieder der Vermögensverwal¬ tung, die aus drei ordentlichen und zwei Ersatz. Mitgliedern zu bestehen hat, alle drei Jahre neu zu wählen. Die Ortsvermögensverwaltung der Stadt KoLevje wurde angeblich im Jahre 1909 das letztemal gewählt, wobei bemerkt wird, daß die Ausschreibung der Neuwahl die Gemeinde zu besorgen hat. Nach dem klaren Wortlaute des Gesetzes hätte demnach die Neuwahl der Orts- Vermögensverwaltung im Jahre 1912 stattfinden sollen, was aber bis zum heutigen Tage unter- blieben ist. Es ist nun nicht wunderlich, daß die Wähler für die Ortsvermögensverwaltung ein derartiges Gebaren nicht ruhig hinnehmen konnten, da dies erstens eine Verletzung des Wahlrechtes bedeutet und weil zweitens gerade die Verwaltung des städtischen Vermögens mit Rücksicht aus die Höhe und Bedeutung desselben eine Vertretung braucht, die von dem Vertrauen der Mehrheit der Wähler getragen ist. Obwohl nun die Nach¬ kriegsverhältnisse bereit- derartige sind, daß der Ausschreibung von Neuwahlen in die OrtSver- mögenSverwaltung keine Hindernisse im Wege 'teheu, hat der im Jahre 1909 gewählte und noch derzeit bestehende Ausschuß die Zeit noch nicht für gekommen erachtet, die seinerzeit erhal¬ tenen Mandate in die Hände der Wähler zurück- zulegen und sich entweder neuerdings um das Vertrauen derselben zu bewerben oder aber an- deren Männern Platz zu machen. Außerdem haben sich in der Verwaltung des Ortsvermögens Vorgänge abgespielt, die auf keinen Fall die Bil- ligung der Wähler gefunden haben. Mehrere angesehene Bürger haben es sich nun zur Auf¬ Freitag, den 20. Juli 1923. gäbe gemacht, die ganze Angelegenheit im freund¬ schaftlichen Wege mit den beteiligten Faktoren zu regeln. Doch scheiterten alle diesbezüglichen wohlgemeinten Versuche an der Hartnäckigkeit, mit der hauptsächlich der derzeitige Obmann der Ortsvermögensverwaltung alle freundschaftlichen Vorstellungen zurückwies. Um jedoch in die ganze Angelegenheit volle Klarheit zu bringen, wurde nach einer Aussprache mehrerer Wähler, die allen Berufsständen angchörten, nochmals auf die Not¬ wendigkeit hingewiesen, die Sache vorerst mit dem derzeitigen Ausschüsse im freundschaftlichen Wege zu schlichten und erst dann, wenn dieser Schritt erfolglos unternommen werden sollte, mit der ganzen Angelegenheit an die Öffentlichkeit heran- zutreten. In Befolgung dieses Beschlusses begab sich am 8. Juli l. I. eine Abordnung von drei Wählern zu den Ausschußmitgliedern, den Herren Josef Oswald und Josef Röthel, um dem Be¬ schlüsse gemäß beiden Herren die Wünsche einer großen Anzahl von Wählern in freundschaftlicher Form und Aussprache vorzubringen. Leider schlug auch dieser Vermittlungsversuch fehl, so daß, um aus dem Wirrwarr herauszukommen, nichts an¬ deres übrig blieb, als an die Wählerschaft im Wege einer öffentlichen Versammlung zu appellieren. Diese Vorarbeiten eines Großteiles der Wähler haben nun im slowenisch-demokratischen Blatte „Jutro" eine Auslegung gefunden, die wohl nur von dem Artikelschrciber für richtig befunden werden kann, niemals aber von der breiten Öffentlichkeit. In dem Blatte wird nämlich be¬ hauptet, daß sich in unserer Stadt Chauvinisten erheben, um in den Besitz der Ortsvermögens¬ verwaltung zu gelangen und ihre Wünsche zu befriedigen, was aber nichts anderes bedeuten soll, als das gegenseitige gute Einvernehmen zwischen den beiden Volksstämmen zu zerstören. Weit gefehlt, sehr geehrter Herr Artikelschreiber! Die Sache der Ortsvermögensverwaltung will die Mehrzahl der Wähler im Sinne des Gesetzes geregelt wissen, ohne dadurch jemandem die Spitze zu bieten. Uns scheint jedoch, daß gerade den¬ jenigen Leuten, die hinter dem Schreiber des „Jutro" stehen, sehr viel daran gelegen ist, die derzeitigen, dem Gesetze nicht entsprechenden Zu¬ stände aus gewissen Gründen aufrecht zu erhalten, da er ansonsten nicht leicht verständlich wäre, daß man sich an Ehrenstellen, die im allgemeinen jedermann gerne anderen überläßt, so krampf, haft festhält. Wir haben reine Hände und keinen wie immer gearteten Hintergedanken und betrachten die ganze Affäre, obwohl sich seit der Zeit, als die Frage der Ortsvermögensverwaltung aufgeworfen wor¬ den ist, dem Gedanken, diese Frage überhaupt Briefe ohne Unterschrift werden nicht berücksichtigt.— Zuschriften werden nicht zurückgestellt. — Berichte sind an die Schriftleilung zu senden. — Anzeigen-Aufnahme und -Berechnung bei Herrn Carl Erker in Kočevje. aufzuwerfen, von gewisser Seite große Hinder¬ nisse in den Weg gelegt worden sind und wahr¬ scheinlich noch gelegt werden, als eine berechtigte Sache der Wählerschaft. Um nun in dieser Richtung die Meinungen der Wählerschaft zu hören, hat Herr Alois Kresse für den 18. d. M. um halb 8 Uhr abends im Saale des Hotels „Stadt Triest" eine Wähler- Versammlung einbcrufen. Herr Kresse, der nach 8 Uhr abends die Ver¬ sammlung eröffnete, konnte eine große Anzahl von Wählern begrüßen, woraus zum ersten Punkte der Tagesordnung: Wahl eines Vorsitzenden und eines Schriftführers geschritten wurde. Gewählt wurden einstimmig Herr Alois Kresse zum Vor¬ sitzenden und Herr Josef Dornig zum Schrift¬ führer. Nachdem der Vorsitzende für die auf ihn gefallene Wahl gedankt halte, erteilte er zum Punkte: Stellungnahme zur Gottscheer Ortsver¬ mögensverwaltung Herrn Dr. Hans Arko das Wort. Der Redner schilderte die Zusammensetzung der derzeitigen Ortsvermögensverwaltung vom gesetzlichen Standpunkte aus und gipfelten seine Ausführungen darin, daß die heute versammelten Wähler hiezu Stellung zu nehmen Haden werden, ob die derzeitige Ortsvermögensverwaltung weiter zu verbleiben hat oder ob darauf gedrungen werden soll, daß von der Gottscheer Gemeinde¬ vertretung Neuwahlen ausgeschrieben werden. Nachdem zu diesem Punkte außer dem Vorsitzen¬ den noch andere Redner das Wort ergriffen hatten, aus deren Ausführungen zu ersehen war, daß die Wähler auf Neuwahlen dringen, wurde auf An¬ trag des Herrn Josef Pavlice! nachstehende Re¬ solution einstimmig angenommen: „Die am 18. Juli 1923 im Saale des Ho¬ tels Stadt Triest versammelten Wähler für die Ortsvermögensverwaltung der Stadt Koäevje er¬ klären, daß der derzeitige Ausschuß dieser Ver¬ waltung den gesetzlichen Bestimmungen nicht mehr entspricht, da derselbe das letztemal im Jahre 1909 gewählt worden ist, während nach § 2 des Landesgesetzes vom Jahre 1912 die Mitglieder der Vermögensverwaltung alle drei Jahre neu zu wählen sind. Die anwesenden Wähler ersuchen daher die Gemeindevertretung Koäevje, daß diesem ungesetzlichen Zustande ein Ende bereitet werde und dem Gesetze gemäß sofort Neuwahlen aus¬ geschrieben werden. Sollte diesem Verlangen der Wähler von der Gemeindevertretung KoLevje als derjenigen Behörde, die die Neuwahlen durchzu¬ führen hat, bis Ende Juli l. I. nicht entsprochen werden, so erklären die versammelten Wähler, daß sie zur Erreichung ihrer ureigensten Rechte alle ihnen zu Gebote stehenden gesetzlichen Mittel qnwenden und unter sich einen provisorischen Aus- Seite 82. Gottscheer Zeitung — Nr. 21. Jahrgang V. schuß wählen werden, der nach Ablauf der ge¬ stellten Frist für die Ausschreibung der Neuwahlen die Agenden der Vermögensverwaltung zu über¬ nehmen haben wird." Weiters wurde beschlossen, diese Resolution sobald als möglich der Gemeindevertretung in Gottschee zu übermitteln mit dem Zusatze, daß sür den Fall, als die Gemeindevertretung bis zu dem in der Resolution angeführten Termine keine Schritte zur Ausschreibung von Neuwahlen unter¬ nehmen sollte, der Inhalt der gefaßten Resolution auch der Bezirkshauptmannschaft, der Landesre¬ gierung in Ljubljana und dem Ministerium des Innern in Belgrad zu übermitteln ist. Damit jedoch die Beschlüsse .der Wählerversammlung durchgeführt werden, ergab sich die Notwendigkeit, einen diesbezüglichen Aktionsausschuß aus der Mitte der Wähler zu wählen, deren Anzahl über den hiezu gestellten Antrag mit sünf festgesetzt worden ist. Bei der Stellungnahme über die Auswahl der fünf Ausschußmitglieder wurden drei Anträge eingebracht und zwar von den Herren Rudolf Jonke, Hans Hönigmann und Franz Schleimer. Um eine Einheitsliste herzustellen, wurderr nach Beratung der drei Antragsteller nachstehende Herren in den Aktionsausschuß ge¬ wählt: Alois Kresse, Franz Schleimer, Pavlicek Josef, Robert Ganslmayer und Josef Hönigmann. Nachdem unter dem Punkte Allfälliges keine weiteren Anträge gestellt worden sind, schloß der Vorsitzende die sehr eindrucksvoll verlaufene Ver¬ sammlung. Wir knüpfen hieran die Betrachtung, daß es nur ein Gebot der Notwendigkeit wäre, in dieser gerechten Sache an das angestrebte Ziel zu ge- langen, da ja nichts anderes gefordert wird, als die Respektierung eines bestehenden Gesetzes. Politische Rundschau. Inland. Ilnsere Kriegsschulden an England. Noch im Lause dieses Monates werden zwischen unserer und der englischen Regierung Verhand¬ lungen eingeleitet werden, um die Frage unserer Kriegsschulden an England zu regeln. Nach Rechnung der Engländer betragen diese Schulden 11 Millionen Pfund Sterling, was nach dem jetzigen Kurs über vier Milliarden Dinar aus- machk. Nach den Angaben unserer Staatsmänner ist der Betrag viel niedriger. Änderung im Hebühreugesetz. Der Finanzminister beschloß, im Gebühren- gesetzt Änderungen vorzunehmen, welche 60 Milli¬ onen Dinar neue Einkünfte bringen sollen. Ausland. Der Kriede von Lausanne. Der durch die Konferenz ausgearbeilete Frie¬ densvertrag stellt den endgültigen Zustand des Friedens zwischen der Türkei, Großbritannien/ Frankreich, Italien, Japan, Griechenland, Ru¬ mänien uud Südslawien her. Zwischen den Ver- einigten Staaten von Nordamerika und der Türkei bestand kein Kriegszustand. Es war nur der di¬ plomatische Verkehr unterbrochen. Die Verhand- lungen über die Wiederherstellung der normalen Verhältnisse im diplomatischen Verkehr und im Handel sind im Zuge. Sechs Wochen nachdem die Angoraregierung ben Vertrag ratifizierte, werden die Truppen der Verbündeten Konstantinopel, Tschanak und die Halbinsel Gallipoli räumen. Im Vertrag sind auch die neuen Grenzen festgesetzt. Die Türkei erhält über die beiden Inseln am Eingänge der Dardanellen, über Jmbros und TenedoS, die Oberhoheit. Griechen¬ land muß die Inseln in der Nähe des kleinasia¬ tischen Ufers militärische abrüsten. Die Rechte Italiens aus den Dodekanes werden bestätigt. Das Passieren der Meerengen sowohl in Frieden«, als auch in Kriegszeit soll in Hinkunft ungehindert erlaubt sein. Die Minderheiten in der Türkei sollen durch die gleichen Garantien geschützt werden, wie sie gesetzlich in der Tschechoslowakei festgesetzt sind. Endlich verplichtete sich die Türkei, nach Ab¬ schluß des Friedens um Aufnahme in den Völker- bund zu bitten. Aus dem AuHrgeviet. Seit Verschärfung der Sperre zwischen dem besetzten Gebiet und Deutschland wurden über 100 Deutsche an der Grenze ohne Ausruf durch die Posten erschossen. Man meldet aus Buer: Die hiesige Besatzungs¬ behörde hat die vor einigen Tagen ausgesprochene unerhörte Drohung wahrgemacht und jetzt an¬ geordnet, daß in jedem Personenzug, der die Strecke des französisch-belgischen Regies von Buer nach Oberhausen fährt, 50 Deutsche als Geiseln nach Oberhausen mitfahren inüssen. Die ersten 50 Geiseln sind am Sonntag mit dem Frau- zosenzug mitgesahren. Es sind meistens den besten Kreisen der Bürger entstammende Personen. Für jeden Tag sind 50 deutsche Mitreisende bestimmt, die nach der Reihe mit den Zügen fahren müssen. Deutschland erfüllt seine Verpflichtungen. Der Finanzsekretär der englischen Schatzkammer erklärte im Unterhaus, daß Deutschland auch während der Ruhrbesetzung die vorgeschriebenen Sachlieferungen aus dem Friedensvertrage fort¬ setzte. Vont 1. Jänner bis Ende Mai 1923 hat es sogar mehr geliefert als in der gleichen Periode des Vorjahres. Aus ^tadt und Land. KoLevje. (Promotionen.) Herr Tierarzt Rudolf Ganslmayer, Assistent an der medizinischen Klinik von Prof. Dr. Wirth, wurde am 16. d. M. im Festsaale der Tierärztlichen Hochschule in Wien zum Doktor der Veterinärmedizin promoviert. — Am 14. d. M. wurde an der Grazer Universität Herr Alfons Hönigmann (Mattheisch) zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert. Beiden Lands- leuten unseren Glückwunsch I — (Zum Sommerfest desGottscheer Gesangvereines.) Da« Sommersest, das der Gottscheer Gesangverein am 15. Juli auf der Wiese oberhalb des Gasthauses Schlaf veranstaltet hat, bildete ein Volksfest im wahren Sinne des Wortes, kam doch bei demselben alt und jung aus seine Rechnung. Der Wettergott hatte seinen guten Tag und sendete heiße Sonnenstrahlen auf die Erde, so daß dieser Sonntagnachmittag alle Bewohner aus ihren Zimmern herauslockte und sie zu einem Ausfluge unter schattigen Bäumen einlud. Um 2 Uhr nachmittags schon begann der Zu¬ zug zum Festplatze, wo die einzelnen Verkaufs¬ buden den Ankommenden die erste Überraschung bereiteten. Herr Gustav Verderber als Bierver- silberer hatte sich in dem jungen, an die West- wiese angrenzenden Tannenwalde häuslich ein- gerichtet, ebenso Frau Marek mit dem Gefrorenen und den übrigen guten Sachen. Herr Viktor Petsche ließ seine gewaltigen Weinfässer aus dem Walde herausgucken, während sich die Bude für den Brot- und Mehlspeisenverkauf unter den hohen Fichten ausbreitete. Immer größer wurde die Zahl der Gäste, die um 5 Uhr nachmittags gewiß die stattliche Höhe von 600 Personen er- reicht haben dürfte. Um halb 4 Uhr brachte der Gesangverein seine ersten Chöre zu Gehör. Und nun wechselten die Darbietungen, von denen eine die andere ablöste. Vorerst führte Herr Franz Hriber mit seinen winzigen Turnerinnen einen Freiübungsreigen auf, der die Herzen aller er¬ freute. Unter Leitung der Herren Franz Sche- schark und Adolf Kraus begannen sodann die Volksbelustigungen. Unter ungeheurem Andrangc der Jugend wurde zuerst „Topf geschlagen". Es war wirklich eine Freude anzusehen, wie die Jun¬ gen mit mehr oder weniger Glück dem Ziele zu¬ strebten, obwohl es nur wenigen gegönnt war, die ausgesetzten Preise einzuheimsen. Nachdem der Gesangverein wieder einige Lieder gesungen hatte, trat unter Führung des Herrn Hriber die Jungmannschast der Turner zu leichtathletischen Freiübungen an, die durch die exakte Ausführung allgemein auffielen und großen Beifall erzielten. Das darauffolgende Sackweltlaufen der Jugend brachte die Zuseher unwillkürlich zum Lachen, zumal die Beobachtung gemacht wurde, daß die¬ jenigen Wettläufer, die die Sache zu stürmisch anpacken wollten, gewöhnlich wie ein plumper Sack hinfielen und so das gesteckte Ziel als die letzten erreichten. Hier zeigte sich wieder die Wahr¬ heit des Sprichwortes: „Blinder Eifer schadet nur." Die Sängerschar hatte sich indessen wieder zur Absingung mehrerer Lieder ausgestellt, die sie sehr gut zu Gehör brachte, zumal sie endgiltig den Platz gefunden hatte, wo das Lied für alle Zuhörer gleich gut zu hören war. Den Glanz¬ punkt der Aufführungen aber bildete unstreitig das Fahnenschwingen der Turnerinnenriege, die von Herrn Hriber geleitet, Zeugnis ablegte, was eine gute Leitung und Lust und Liebe zur Sache zu leisten vermögen. Es sei daher an dieser Stelle dem Herrn Turnwarte Hriber unser un¬ geteiltes Lob und auch unser wärmster Dank für seine Bemühungen gezollt. Der Gesangverein sang noch einzelne Chöre, bis sich der Abendschatten derart auf die Erde hecabgeseukt hatte, daß es Zeit zum Aufbruche wurde. Zur Unterhaltung der Gäste trug auch ein Ziehharmonikaspieler bei, der die Pausen mit fröhlichen Weisen ausfüllte. Alles in allem, hört: man von den Gästen sagen, war es ein sehr angenehmer Nachmittag und es wurde der Wunsch laut, der Gottscheer Gesang¬ verein möge bald wieder ein derartiges Fest ver¬ anstalten. An dieser Stelle sei aber auch allen jenen Damen, die durch kostenlose Beistellung von Mehlspeisen den Hauptanteil an dem Reingewinne des Vereines erzielt haben, der herzlichste Dank ausgesprochen. — (Spende.) Unser Landsmann, Herr Alois Kraker, Großkaufmann in Ptuj, hat statt eines Kranzes für den verstorbenen Altbürgermeister Loy sür einen wohltätigen Zweck den Betrag von 600 li gespendet. Ebenso ist der Genannte dem Gottscheer Gesangvereine mit einem Beträge von 400 l< als gründendes Mitglied beigetreten. — (Zum Besuche) unseres Ländchens sind angekommen: Aus Klagenfurt Herr Hofrat Hän¬ dler und Herr Pros. Peter Jonke mit Familie, aus Hartberg Herr Landesbürgerschullehrec Franz Zherne. — (Aus Jmkerkrcisen) wird uns ge¬ schrieben: Im heurigen Jahre gab es viele Schwärme, doch mit der Honigernte sind wir minder zufrieden. Der Honig ist dick, zähe wie Leim und läßt sich nicht gut schleudern. Über die Hälfte bleibt beim Schleudern in den Waben zurück. Man hilft sich damit, die teilweise aus¬ geschleuderten Honigwaben ins Wasser zu tauchen, etwas auszuschwingen und wieder in den Honig- raum zu geben. Beim zweiten Schleudern ist dann der Honig nicht mehr zähe und hat außer¬ dem eine schöne Helle Farbe erhalten. — (Enttäuscht) sind viele Auswanderungs¬ lustige, die seit Monaten, ja Jahren, auf einen Paß warten. Einige wenige erhielten dieser Tage ihren Paß, die Mehrzahl wurde abgewiesen und muß weiter warten. Bei vielen Enttäuschten gab es Tränen, doch läßt sich hierin nichts ändern. Die wenigen „Glücklichen" aber ziehen in den Jahrgang V. Goltscheer Zeitung — Nr. 21. Seite 83. nächsten Monaten ins Dollarland hinüber, in der Hoffnung, dort durch Ausdauer und Fleiß zu Reichtum zu gelangen. Möge ihr Wunsch in Erfüllung gehen I — (Achtung, Auswanderer!) Keiner von denen, die die alte Heimat verlassen wollen, um in Südamerika als Kolonisten ein neues Leben zu beginnen, sollte cs versäumen, die in neuer und vermehrter Auflage erschienene interessante Broschüre, „Kolonistenlebeu in Südamerika", Selbsterlebtes aus meinem Aufenthalte in Para¬ guay, von M. Geldern, zu lesen. Die in an¬ spruchsloser Darstellungsweise erzählten, darum aber gerade so lebenswahr wirkenden Erlebnisse einer Familie, die in einer deutschen Kolonie in Paraguay eine neue, Heimat sucht und findet, mit allen Freuden und Leiden, die einen neu beginnenden Kolonisten erwarten, werden gewiß jeden Auswanderer beim Lesen fesseln und so manchem von Nutzen sein. Das Büchlein ist bei der Verfasserin M. Geldern, Graz, Hauptplatz Nr. II, 2. Stock, zum Preise von 20 Dinar (mit Postversand) erhältlich. — Die Verfasserin, eine Landsmännin, ist in Kaltenbrunn bei Götle- nitz geboren, wo ihr Vater viele Jahre als Di¬ rektor des dortigen Sägewerkes tätig war. — (Überprüfung der Invaliden.) Der finanzwirtschaftliche Ausschuß beschloß, eine allgemeine Überprüfung der Kriegsinvaliden im ganzen Staat vorzunehmen, wozu zehn Über- Plüsungskommissionen gebildet werden sollen. — (Die slowenische Sprache als P s licht g e g e n st a nd.) In der Versammlung des Ljubljanaer Professorenvereines, die am 2. d. M. in Cilli stattfand, wurde über die Aussichten berich- tet, die slowenische Sprache an serbischen Schulen zu pflegen. Der Sache stünden manche Schwierig¬ keiten im Wege. Im Anfänge werde cs genügen müssen, die slowenische Sprache als Fremdsprache und nicht etwa als eine Art serbischen Dialektes behandelt zu sehen. Es werde anzustreben sein, daß an der Universität Belgrad ein Lektorat der slowenischen Sprache geschaffen werde. — (Eine neue Börse in Ljubljana Die Bewilligung zur Eröffnung der Börse sn Ljubljana wurde bereits erteilt. Der Vorbereitungs¬ ausschub hiezu hat mit den notwendigsten Arbeiten (Aufstellung des Personals, Verteilung und Er- richtung der Räumlichkeiten usw.), begonnen. Die neue Börse wird, falls bis dahin alle Vorbereitung-- arbeiten beendet sein werden, am 1. September l. I. die Tätigkeit eröffnen. Stara cerkev. (Von der Raiffeisen- lasse.) Die Hauptversammlung der Kasse findet Sonntag den 29. Juli um 8 Uhr vormittags im Kasscnlokale mit folgender Tagesordnung statt: 1. Bericht des Vorstandes und des Aufsichtsrates, 2. Prüfung und Genehmigung der Jahresrechnung, 3. Wahl des Vorstandes und des Aussichtsrates, 4. Allfälliges. Sollte zur angesagten Zeit die zur Beschlußfähigkeit erforderliche Zahl von Mitglie¬ dern nicht anwesend sein, findet eine halbe Stunde später am selben Orte eine zweite Versammlung mit gleicher Tagesordnung statt, welche bei jeder Anzahl von anwesenden Mitgliedern gültige Be¬ schlüsse faßt. Koöevska Weka. (Trauung.) Sonntag den 15. Juli 1923 wurde in der hiesigen Pfarrkirche Herr Prof. Joses Rothheiser aus Mähr. Ostrau mit Fräulein Wally Fürer, Tochter des Herrn Obergeometers Wilhelm Fürer, getraut. Trau¬ zeugen waren der Vater und der Bruder der Braut. Dem jungen Paare unsere herzlichsten Glück¬ wünsche! Hverpockstein. (Spende.) Unser nettes, im Jahre 1923 wieder neu erbautes Dorfkirchlein mußte auch seine zwei Glocken im Weltkriege zum Opfer bringen. Nun wird es wieder neue, bekommen. Der größte Wohltäter unseres Kirch- leins, unser Landsmann Herr Josef Jonke in Edgewaler, Colorado, Amerika, hat aus eigenen Mitteln eine Glocke gespendet. Bei der Aßlinger Gießerai wurde dieselbe «»geschafft. Sehnsüchtig warten wir auf die baldige Ankunft der Glocke. Die Kirchcnvorstehung und Ortschaft Oberpockstein spricht Herrn Jonke sür seine hochherzige Spende den besten Dank und ein herzliches Vergelt's Gott aus. Ariga. (Schulbau.) Vor einigen Tagen waren unsere Dorfoberhäupter beisammen und beschlossen einen Schulbau. Diese Herren stellen sich dies wahrscheinlich so vor, wie vor 20 Jahren. Gegenwärtig muß man mit Millionen rechnen und nicht unt Hundertern. Übrigens gehört zu solchen kostspieligen Bauten eine gesetzliche Befra¬ gung und Beistimmung aller Gemeindeinsassen und Steueriräger. Wir ächzen ohnehin unter hohen Steuerlasten, wozu jetzt noch unnötige auf¬ halsen. Wir haben doch unsere Psarrschule in Morobitz, die uns bisher vollkommen genügt hat. Wir haben jetzt ja ganz tüchtige Männer in der Gemeiudestube, die dort ihre Weisheit geschöpft haben, warum gönnen sie dies nicht auch ihren Kindern? — Auch wird uns vorgelogen, daß die Schule in Morobitz baufällig ist. Wie wir uns an Ort und Stelle überzeugt haben, ist mehrere Jahrzehnte am Bau nichts zu befürchten. Also nur hübsch bei der Wahrheit bleiben! Denn die Lüge hat kurze Beine. Eine Schule wünschen bei uns nur solche Leute, die mit ihrem Eigen¬ sinne durch die Wand rennen wollen. Schul¬ gründungen kosten jetzt viel Geld und es fehlt an Lehrern, denn diese wachsen nicht im Walde aus, wie die Hasen! LoLine. (Verschiedenes.) Wir Loschiner hauen voriges Jahr neue Glocken erhalten, Heuer nun wird unser altes Kirchlein mil Mösler Zement- ziegeln neu eingedeckt und auch wird eine Sakri¬ stei dazu gebaut. Den größten Teil der Kosten tragen unsere wackeren Amerikaner, denen wir zu besonderem Danke verpflichtet sind. Ebenso gebührt Dank dem Kirchenvorsteher Johann Jak- litsch für seine uneigennützigen Bemühungen. — 500 K mußte jemand als Reugeld für „ein Pötsch auf die Goschn" zu Gunsten des Kirchensonds zahlen; dieser Betrag hätte lieber dem Gemeinde- armenfonde zugewiesen werden sollen. — Auf der Hutweide in Loschin dient eine Lacke schon viele Jahre als Viehtränke. Daneben stehen zwei ur-. alte prächtige Lindenbäume. Nun hat jemand der lieben Lindenblüten wegen sämtliche Äste herunter¬ gehackt. Und wie um Rache bittend strecken nun die dicken Stämme ihre Aststummel gegen Himmel. In ganz Oberloschin ist niemand, der den Be- treffenden wegen des Frevels zur Verantwortung zieht. Schade um die schönen Bäume I — Be¬ kanntlich hat Heuer der Hagel gerade in unserer Gegend den größten Schaden angerichtet. Statt einer Aushilfe wird die Steuerschraube noch fünf¬ mal herumgedreht. Wien. (Trauung.) Vorige Woche fand hier die Trauung unseres Landsmannes (gebürtig aus Mitterdorf) Herrn Dr. Hans Perz mil Fräulein Rose Schönegger statt. Herzlichsten Glückwunsch I — (Der Verein der Deutschen aus Gottschee in Wien) teilt mit, daß sich dessen Mitglieder wie in den früheren Jahren auch jetzt wieder im Gasthause „Deierl" in Wien, 1. Bez. Babenbergerstraße, an Donnerstagen abends ein¬ finden. Unsere geschätzten Leser, die mit den , Wiener Landsleuten Rücksprache pflegen wollen, werden darauf besonders aufmerksam gemacht. Brooklyn. (Trauuu g.) Am 2. Juni sind in der Throop Ave-Kirche zu Brooklyn Fräulein Anna Wittine aus Rieg 42 mit Herrn Joses Stefandl aus Obertiefenbach 1 getraut worden. Trauzeugen waren Fräulein Berta Lichte und Herr Joses Wittine. Die Hochzeit fand bei der Schwester des Bräutigams, Frau Sofie Lichte statt, wo ein vorzügliches Essen serviert wurde. Es war eine recht gemütliche und lustige Gott- scheer Hochzeit; sogar die Braut wurde nach altem Brauche gestohlen. Erst nach langem Suchen und schwerem Kampf gelang es dem Herrn Bräuti¬ gam, die Braut wieder in seinen Besitz zu erlangen. Erst nach vier Uhr morgens begaben sich langsam die Hochzeilsgäste nach Hause, unter Musikbeglei¬ tung, die von Herrn Josef Zekoll besorgt wurde. Viel Glück dem jungen Ehepaare! Kleine Mchrichten. — In Noworossijsk ist der erste Transport aus Frankreich heimkehrender russischer Soldaten eingetroffen. Es handelt sich um 550 Mann. — Das französische Kriegsgericht zu Werden, das Krupp und Genossen verurteilte, sprach zwei französische Soldaten, die ein 16 jähriges Mäd¬ chen unter Bedrohung mit Dolchen mehreremale vergewaltigten, trotz erdrückendem Beweismaterial frei. — In Deutschland kostet ein Paar Sohlen gegenwärtig 100.000 Mark. Verantwortlicher Schriftleiter C. Erker — verauigeber und Verleger „Goltscheer Bauernvartei". Buckdruckerei Ioiet Pavlice! in Gottschee 5parirs;re Ser 5tM siocevje. Ausweis für den Monat April 1923. Anlagen: Stand Ende März 1923 . . „ 10,498.874 99 Eingelegt von 270 Parteien „ 645.484'40 Behoben von 208 Parteien „ 487'394'37 Stand Ende April 1923 . Din 10,656.965'02 Kypothekar-Darlehen: zugezählt wurden. 78.500'— rückgezahlt.„ 6.69797 Stand Ende April 1923 . „ 1,746.552'71 Wechsel-Darlehen: Stand Ende April 1923 . „ 2,502.115'50 Zinsfuß: für Anlage« 4Vs°/o ohne Abzug der Rentenst., für Hypotheken 5Vs°/o, für Darlehen an Gemeinde» u. Aorpor. 5 °/o. für wechsel 7'/-°/°. KoLevje, am 30. April 1923. Die Direktion. Verrin8l 8psrein- laxen mil uack ralilt «iie lnvatl-