In dieser Nummer: Leben in Pozuzo Erster Seelsorgsritt Laienapostolat Auf Missionsfahrt Missions- rundschau Januar/Februar 1958 51. Jahrgang - Heft 1 eitschriit der Missionäre Söhne des Hist. Herzens STERN DER NEGER Zweimonatsschrift Januar/Februar1958 INHALT Karl Schmid-Tannwald: Leben und Schicksale in Peru ...... l P. Roland Stengel: Mein erster Seelsorgsritt ......... 7 Die Stunde des Laienapostolates .... 14 Br. August Cägol: Auf Missionsfahrt................. 18 Kleine Missionsrundschau ........... 21 Im Herrn entschlafen ............... 23 H. G. Redel: Aus unserem Seminar St. Paulus ... 24 Titelbild Im Herrgottswinkel sitzt die 79 Jahre* alte, vom Rheuma gelähmte Kathi. Draußen rauscht der Urwaldfluß vorbei. (Vergi, den nachstehenden Bericht „Leben und Schicksale in Pozuzo“. Bilder vom Verfasser). Bestellung Deutschland: Missionshaus Josefstal (14a) Ellwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz i Italien: ! Herz-Jesu-Missionshaus in Milland I bei Brixen I Jährlicher Bezugspreis j DM 3.---S. 15 — Lire 400 j Einzahlung f Deutschland: Missionshaus Josefstal i Postscheckkonto Stuttgart 540 66 I Österreich: Scheckkonto 862 11 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland j Bressanone/Brixen C.C.P. 14 / 7392 Trento , Herausgeber und Verleger ! Kongregation der Missionäre I Söhne des Heiligsten Herzens Jesu ! Josefstal bei Ellwangen/Jagst ; Schriftleitung P. Edmund Schümm, Josefstal j Druck I Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern Poslverlagsort : Ellwangen (Jagsl) v________________________________________j Wie die katholische Kirche sich als Mutter aller Menschen betrachtet, als Mutter der Erlösten und Unerlösten, Mutter der Daheimgebliebenen und der Abgewanderten, Mutter der Heiligen und der Sünder, Mutter selbst derer, die sie schmähen und mit Steinen nach ihr werfen, so muß der katholische Mensch der Bruder aller sein, die Gottes bedürfen und die ohne die Erkenntnis des Vaters arme, heimatlose Menschen sind. Katholisch ist ein großes, weites Wort. Machen wir unsere Herzen katholisch; weit und offen für alle Suchenden, alle Irrenden, alle von der Wahrheit Getrennten. Macht alle Tore auf! Laßt die Schönheit und Größe katholischer Gedanken hineinleuchten in die Welt. Laßt uns das Gold wieder blank putzen, wo es im Lauf der Jahrhunderte blind geworden ist. Laßt uns die Zugangsstraßen zur Kirche breit und eben machen. Laßt uns die Sandsäcke entfernen, die wir in Zeiten des Kampfes um unsere Schätze aufgebaut haben. Machen wir unser Gehör scharf und fein, damit wir im Lärm der Welt, in der Disharmonie der hundert Weltanschauungen die Stimmen nicht überhören, die nach Gott rufen; in denen das Heimweh nach dem Göttlichen, nach der Erlösung, nach dem besseren Menschen zittert. Wir sind diejenigen, die die Hände ausstrecken müssen. Katholisch sein heißt nicht, vornehm reserviert Zusehen und abwarten, ob andere sich zurechtfinden. Wir sind die Boten des suchenden Christus. Katholisch sein heißt, an den Schuhen den Staub aller Straßen tragen, wo Menschen gehen, die die göttliche Wahrheit noch nicht gefunden haben. Emil Fiedler Mit dieser Nummer wird der Bezugspreis für das Jahr 1958 fällig. Wir bitten unsere Förderer und Einzelbezieher um baldige Einzahlung. Bezugspreis und Konto nebenstehend. Wer schnell gibt, gibt doppelt! Bild rechts: Dr. Schmid-Tannwald besuchte mit seiner Frau Ingeborg von Lima aus die deutsche Urwaldsiedlung Pozuzo im Osten Perus. Die drei letzten Tage waren eine einzige Strapaze. — Bild links: Endlich ist das erste Haus der mehr als 30 Kilometer langen Siedlung erreicht. Aus dem Haus tritt der junge Randolf und reicht als köstliche Erfrischung eine Ananas. Leben und Schicksale iiiPozuzo Von Karl Schmid-Tannwald Der nachfolgende Abschnitt aus dem Buch „Pozuzo — vergessen im Urwald" führt uns in die nunmehr hundertjährige deutsche Siedlung im Urwald von Peru. Hier wirken unsere Patres Michael Wagner und Johann Pezzei. D. Red. Eine tapfere Frau Am Sonntagmorgen gegen zehn Uhr treffen wir bei Budweiser eine Kolonistenfrau. Sie sitzt am Tisch, brockt das Brot in die Kaffeetasse und löffelt es aus. Neben ihr sitzt ein Bub, etwa zehn Jahre alt, der auch ganz mit seiner Kaffeesuppe beschäftigt ist. Man sieht es den beiden an, sie kommen schon von weither. „So", sagt Ingeborg, meine Frau, und rückt zu ihnen hin, „seid ihr schon weit gegangen heut?" Die Siedlerfrau blickt auf. Sie sieht wie ein Sechzigerin aus, ist aber sicher nicht älter als vierzig. Sie ist nur ab- gerackert und hat Hände wie Wurzelknollen. „Ja", sagt sie, „wir haben halt einen weiten Weg in die Kirche." Wo sie denn wohne? „Grad oberhalb von Stephan Krös-bacher auf der anderen Seite des Flusses." Oben am Wald seien es noch zwei Stunden. Also mußte sie insgesamt fünf Stunden unterwegs sein! „Und von dort oben herab kommt ihr heut schon?" „Ja", sagt die Frau. Budweiser, der sich uns zugesellt hat, meint: „Ist wohl das letzte Haus in der Einöd, wo die Roberta mit ihren zwei Buben wohnt." Wie Ingeborg so über häusliche Dinge weiterredet mit der Frau, meint sie: „Ja mei, ist jetzt eh schon besser als früher. Aber früher, als die Kinder klein waren . .." Wie viele sie denn habe? Blick in das Tal von Pozuzo. Noch fehlt ein Weg nach draußen, der es gestatten würde, den reichen Ertrag der Felder auf den Markt zu bringen. Eben zwei. Drei seien gestorben an der Luftenge. Das ist wohl Diphtherie, denke ich. „Und der Louis hier?" fragt Ingeborg und fährt dem hemdärmeligen Buben, der sie mit großen, kastanienbraunen Augen unverwandt anschaut, über den Arm. „Hat damals noch nicht gelebt", sagte die Frau. „Und der andere?" „Auch nicht." „Ist er eh brav, der Louis?" fragt Ingeborg und läßt ihre Hand an seinem Arm heruntergleiten, über seinen Handrücken und den Unterarm läuft eine große, breite Narbe. „Was hast du denn da?" Der Bub sagt gar nichts. Es ist ein netter, sympathischer Junge mit braunem Gesicht und frischerem Aussehen als die anderen Kinder. „Sie können mir halt jetzt schon helfen", sagt Frau Roberta. „Unkraut her- Alfred Schuler und Ida Schaus haben soeben den Bund fürs Leben geschlossen. In der Mitte P. Michael Wagner. ausmachen, Viehfutter holen. Da hat er sich mit der Machete (spr. Matschete, Haumesser) selbst in den Arm geschlagen. Sind halt noch klein, die Heitalan", sagt sie ganz im Tiroler Dialekt und lächelt ein wenig und legt ihm die Hand auf die Schulter. Aber jetzt müßten sie aufstehen, mit Permiso, denn gleich ginge die Kirche an. Ob er die Eier wieder haben möchte, fragt sie den Budweiser und holt zaghaft ein weißes Säckchen unter dem Tisch hervor. Drin hat sie, in Maisblätter eingewickelt, drei Dutzend Eier. Drei Dutzend Eier zu vier Pfennig das Stück, denke ich, und dafür fünf Stunden Weg! Und ob sie in acht Tagen wieder welche bringen dürfe, fragt sie schüchtern. „Könnt mir jeden Sonntag bringen", sagt Hans Budweiser und erklärt uns, als sich die beiden daranmachen, das Haus zu verlassen: „Ich hab zwar selbst Zum Hochzeitsschmaus sind die Tische im offenen Erdgeschoß des Hauses gedeckt. Die jungen Leute haben eine Tanzpause eingelegt. genug Eier, aber diese Frau hat es sehr schwer gehabt, und da muß man eben ein bißchen mithelfen." „Schwerer als die andern?" frage ich. „Ja", sagt Hans Budweiser, „sie war mit einem Hiesigen verheiratet. Der hat sie später verlassen. Drei Kinder sind ihr gestorben. Und dann stand sie mit den beiden Säuglingen allein da. Seit zehn Jahren arbeitet und schuftet sie ganz allein. Kinder, Vieh, Anbau — und fünf Stunden von hier entfernt! Und immer hat sie ihr Zeug schön in Ordnung. — „Jetzt", fährt er nach einer kleinen Pause fort, „können ihr ja schon die Kinder etwas helfen." Wir schauen ihn ungläubig an, da sagt er: „Der Zwölfjährige ist jetzt ganz allein oben. Er füttert das Vieh und arbeitet wie ein Großer. Die Roberta ist heute morgen um fünf Uhr weggegangen und kommt nicht vor Dunkelwerden zurück. Und nächsten Sonntag nimmt sie den andern mit und läßt den Louis daheim." In der Kirche Nachher, in der Kirche, sehe ich die Frau wieder. Sie kniet auf der Seite der Weiberleute. Alle sind sie gleich angezogen, tragen ein langes, an der Taille weitgearbeitetes, baumwollnes Gewand, hell gestreift, mit einem schmalen Gürtel. Ein Knöpflein an der Manschette hält die langen, weißen Ärmel am Handgelenk zusammen. Am Halsansatz hat das hochgeschlossene Kleid einen kleinen Kragen. Alle haben schneeweiße Kopftücher auf mit buntem Kreuzstich- Monogramm in einer Ecke oder farbigem Blümlein. Einige Ältere tragen noch ein dirndlähnliches Gewand. Jede schneidert sich ihr Kleid selbst, so gut sie es eben kann. Einige haben zu Hause Nähmaschinen, noch aus der Zeit mit Handbetrieb. Auch die Hemden der Männer und Buben sind aus demselben Stoff wie die Kleider der Frauen. Die Männer sind fast alle hemdärmelig in der Kirche, ihr Platz ist auf der rechten Seite des Schiffes. Padre Michael predigt in spanischer Sprache, denn es sind auch Einheimische anwesend, die nur Spanisch verstehen. Er predigt vom Pfarrer Egg, der mit ihren Vorfahren zuerst hierher ausgewandert ist, predigt auch von Tirol und zeigt auf die heilige Walburga, die Schutzheilige Tirols, die als Kirchenfensterbild mit gefalteten Händen, blauem Rock und Mieder, ein Ährenbündel im Arm, neben dem Hochaltar erscheint. Links an der Wand, gegenüber der Kanzel, entdecke ich eine wundersame Madonna, in Faltenwurf und Bewegung ganz an die Südtiroler Marienstatuen erinnernd. Nachher höre ich, daß es tatsächlich eine Madonna aus dem Gröd-nertal ist, von einem der Vorfahren gestiftet. Auf der Empore spielt Padre Johann das Harmonium und singt mit seinem Chor mehrstimmige deutsche, lateinische und spanische Kirchenlieder. Seine Stimme klingt rein und voll und tief überzeugt. Der Ministrant ist der kleine Alberto, der uns bei der Ankunft die Reittiere abgenommen hatte. Wir kennen sie alle schon seit den wenigen Tagen, die wir hier sind, und fühlen uns wie zu Hause. Wo wir auch hinkamen, von allen wurden wir herzlich aufgenommen und begrüßt. Was sie wohl schon alle mitgemacht haben, alle die Menschen, die hier das geräumige Schiff des Kirchleins bis auf den letzten Platz füllen? Und wie wird ihre Zukunft aussehen? Noch nie habe ich einen jodeln hören, habe allerdings auch noch nie gehört, daß einer sich über das Dasein beklagt hätte. Für unsere hemdärmeligen Freunde, die sich jetzt unter Orgelklang aus der heimeligen Kirche hinaus ins grelle Licht des Vorplatzes zwischen Kirche und Pfarrhaus ergießen, ist eben Pozuzo die Heimat, denn sie sind ja fast alle hier geboren. Alte Geschlechter Padre Michael, der nach dem Gottesdienst mit rund hundertvierzig Handschlägen freudig begrüßt worden ist, bringt uns einen alten Tiroler herbei. Johann Kohle heißt er und ist wohl achtzig Jahre alt. Sein Vater kam einst Dr. Karl Schmid-Tannwald HavCvzo- - Mctye&s&v Un Uwatd Ein Bericht aus Peru. 264 Seiten. Mit 41 Aufnahmen vom Verfasser und eine Karte. DM 14.80. Georg-Westermann-Verlag Dr. Karl Schmid-Tannwald hat als Forschungsreisender außer Island, Lappland und Grönland vor allem Südamerika nach allen Richtungen durchquert; besonders hat es ihm die Welt der Anden angetan. Als Teilnehmer verschiedener Expeditionen gelang ihm die Erstbesteigung mehrerer Sechstausender. Zwei Expeditionen führten ihn an die Quellen des Amazonas. Ein Erlebnis besonderer Art war für ihn der Vorstoß zum deutschen Kolonistendorf Pozuzo im Osten Perus. Was er, gemeinsam mit seiner Frau, auf dem Weg dorthin und in Pozuzo erlebt und beobachtet und was er dem Pfarrarchiv über die hundertjährige Geschichte der Siedlung entnommen hat, hat er im Buch „Pozuzo — vergessen im Urwald" niedergelegt. Das Buch ist mit warmem Herzen geschrieben. Es ist ein Hoheslied auf diese Menschen, auf ihren unerhörten Mut und ihr Gottvertrauen. Dieses fesselnde Buch sollte in keiner Pfarrbücherei fehlen. Wir empfehlen es unsern Lesern besonders deshalb, weil die Seelsorge dieser Pfarrei — sie wird die beste Pfarrei von Peru genannt — seit 1938 unserer Kongregation obliegt. Hochlandindianerinnen aus Peru. Sie tragen selbstgesponnene und -gewobene Kleider. als kleiner Junge mit den ersten Ansiedlern herüber. Woher sein Geschlecht stamme, frage ich ihn. „Aus Pfunds in Tirol", sagt der alte Johann. Mit seinem dunklen Gesicht, seinem mächtigen Schädel und seinem Bart könnte er gleich als Apostel in den Oberammergauer Festspielen auftreten. Ob er noch wisse, wie die Leute in Tirol leben? Ja, sein Vater habe ihm einiges erzählt vom damaligen Tirol und von Österreich. Aber der sei ja selber schon als sechsjähriger Bub mit seinen Eltern ausgewandert und habe daher nicht allzu viele Erinnerungen gehabt. Aber den Pfarrer Egg, den habe er doch wohl noch gekannt?, frage ich den Johann. „Woll, woll", sagt er und deutet auf das Standbild inmitten des Platzes. „Er ist ja erst 1905 gestorben." Ob er vielleicht auch wisse, woher die Vorfahren von Andre und Rudolf stammen? „Wenn es mir recht ist", sagt er, „aus Silz in Tirol." Und die Witting, die heute noch ein starkes und lebenskräftiges Geschlecht am Pozuzo sind? „Die sind aus Haiming in Tirol", sagt der Johann. Wir sollten doch einmal zu ihnen zum Essen kommen, meint daraufhin sein Sohn, der zu uns getreten ist und uns die Hand reicht. Der eine kommt, der andere geht. Jedem reicht man die Hand und sagt ,Grüß Gott' und .Guten Morgen'. Ingeborg steht bei den Frauen am Gartenzaun bei den wilden Rosen. Sie wollen doch auch etwas von uns wissen. Da lernen wir die andere Lehrerin kennen. Es ist eine geborene Egg, weitläufig verwandt mit dem ersten Pfarrer von Pozuzo. Die Egg stammen aus Silz in Tirol. Das Fräulein Egg hat einmal eine Lehrerinnenausbildung in Kolumbien mitgemacht. Von dort hat sie seinerzeit die neue Frauenmode mitgebracht. Das war vor 25 Jahren. Es ist die Mode, die in Pozuzo heute noch gilt. Aber wir sollen noch nachmittags zum Kaffeetrinken zu ihnen kommen! Jetzt bauen sie in Pozuzo eine neue Kirche. 75 Jahre lang hat das alte Kirchlein ausgehalten. Aber jetzt ist es zu eng geworden. „Die Gemeinde hat heute fünfzehnhundert Seelen", sagt Padre Michael, „davon sind rund tausend vorwiegend Deutschstämmige, die alle noch Deutsch verstehen, aber Deutsch sprechen können nur etwa dreiviertel von ihnen." Mit Padre Michael und Bürgermeister Witting schauen wir uns die neue Kirche an. Sie liegt einige hundert Meter talaufwärts. Bis jetzt sind nur die Umfassungsmauern in Meterhöhe fertiggestellt. Jedes Gemeindemitglied muß zwölf Tagewerke für die Kirche ausführen. Operation mit dem Rasiermesser Wir sollen mit Padre Michael zum Essen kommen, aber da steht noch Padre Johann mit dem zweiundsiebzigjährigen Siedler Randolf und seiner Frau. „Das ist die Frau", flüstert Padre Johann uns nach der Begrüßung zu, „die ihrem Mann den Blinddarm herausgeschnitten hat." Behäbig steht sie neben ihrem schlanken, aufrechten, intelligent dreinschauenden Mann. Sie mögen Bauern sein, sich mit dem Urwald herumschlagen, aber irgend etwas gibt es im Leben dieser Menschen, das sie adelt. Ob er uns nicht verkohlt? denke ich. Wir hatten nämlich in den letzten Tagen mit den Padres so viel gelacht und uns Witze erzähl, daß man wirklich auf der Hut sein mußte! Zwar war mir eine Blinddarmoperation in der Arktis bekannt, anläßlich der Wegenerschen Grönlandexpedition. Aber hier, von einer Bäuerin im Urwald? „Nein, das glaub ich nicht", sagt da Ingeborg. Padre Johann wird plötzlich ganz ernst, geht einen Schritt auf Mutter Randolf zu und fragt sie: „Stimmt's oder stimmt’s nicht, daß Ihr dem Mann den Blinddarm herausgeschnitten habt?" „Woll, woll", sagt die Bäuerin gerade so, als wäre das eine Selbstverständlichkeit. Da faßt Ingeborg die Hände der Bäuerin und fragt sie, ohne ihre Hände loszulassen: „Mit diesen Händen hier, Frau Randolf, habt Ihr Eurem Mann mit dem Rasiermesser den Bauch aufgeschnitten, ohne Betäubung?" „Woll, woll", sagt sie wieder und setzt hinzu: „Es war die letzte Rettung." Ingeborg kann die Hände von Frau Randolf noch nicht loslassen und fragt weiter: Und ihr habt nicht gezittert?" „Das habe ich nicht bemerkt", meint die biedere Frau, „aber es hat halt sein müssen." Wie das alles gekommen wäre, will jetzt Ingeborg wissen, und wie sie den Mut dazu aufgebracht habe. „Daß es der Blinddarm ist, das haben wir uns gleich gedacht", meint die alte Frau. Dann fährt sie fort: „Aber was tun? Wir hatten doch keinen Arzt! Da bin ich zum Pfarrer Schafferer gelaufen, einem hochstudierten Mann, der alles konnte, Wasserräder bauen und Reismühlen, Macheten schmieden und vieles mehr. Er hat uns auch oft bei Krankheiten geholfen." „Und dann?" „Als alles nichts nützte, weder Wärme noch Kälte, weder Salbe noch Kräuter, da flehte ich ihn an, er möchte meinen Mann doch operieren. Denn nach Hua-nuco zu reiten, dazu war er außerstande." „Aber ihr hättet doch einen Arzt kommen lassen können", meint Ingeborg. „Hierher kommt kein Arzt", sagte die resolute Frau nur. „Und wie ging es dann mit dem Blinddarm?" „Man hätte dem Bauern Randolf die Knie hochbinden können, meinte der Pfarrer. Es gibt Fälle, daß sich ein Blinddarmdurchbruch von selbst wieder regelte." Aber Frau Randolf wagte selbst den Schnitt, ließ den Eiter vom Blinddarm ab, nähte mit Nadel und Faden aus ihrem Nähkasten wieder zu. Dann setzten sie den Bauern auf das Maultier, und er ritt vier Tage lang über viertausend Meter hohe Berge zum Arzt und zur Nachbehandlung nach Huanuco." Nun steht er neben uns, der alte Randolf, schaut in die Gegend, als ob er über etwas nachdenke, und lächelt mit seinen dünnen Lippen zu dem Bericht seiner Frau. Wie oft kommt es vor, berichten die beiden Patres weiter, daß man bei Ge- bürten einen Arzt brauchen würde. Dann helfe eben eine gute Nachbarin oder der Ehemann. Meistens gehe es gut. Aber gerade in den Wochen vor unserer Ankunft sei es dreimal passiert, daß junge Frauen gestorben sind. Da stehen die Männer dann hilflos am Bett der jungen Frau. ,Flerrgott, wie du willst.' Das ist der Trost in der Todesstunde, und dann gleiten die Jungen und die Alten gottergeben in den ersehnten Himmel. Das Leben aber geht weiter. * Wie P. Wagner unterm 19. Dezember 1957 mitteilt, hat die Firma Siemens-Halske als Geschenk zur Jahrhundertfeier von Požuzo in der Kolonie das elektrische Licht eingerichtet. Die Pfarrbücherei wurde um 200 wertvolle Bände vermehrt; in hochherziger Weise sandten Bücher: Winfried Verlag, Georg Westermann Verlag, österreichischer Bundes-Ver-lag. Die Bücher kamen zumeist über die deutsche Gesandtschaft in Lima. Es besteht gute Aussicht, daß wir in zwei Jahren eine Autostraße bekommen, die uns endlich mit der Außenwelt verbindet. Der Besuch des Südamerikaforschers Dr. Karl Schmid-Tann-wald hat viel Propaganda für uns gemacht. Mein erster Seelsorgsrilt Von P. Roland Stengel, Huanuco Wer als Missionar nach dem fernen Peru zieht und dort jenes Gebiet kennen lernt, in dem das uralte Inkareich einst eine Ausdehnung von Ecuador bis Mittelchile besaß, der wird gerne die Städte und Hauptstraßen des Landes verlassen und in die Seitentäler einbiegen, um hier persönlich mit den Indios, den Nachkommen der alten Indianer, in Berührung zu kommen; sie machen heute noch 32 Prozent der Bevölkerung aus. So war es für mich eine große Freude, als ich vor einigen Wochen Gelegenheit hatte, das Landleben in einem abgelegenen Indianerdorf kennen zu lernen. Doch ich muß gestehen, ganz wohl war es mir nicht zumute, als mir P. Superior Anton Kühner sagte, ich solle zum Franziskusfest am 4. Oktober nach C a n y gehen. Schließlich war ich kaum ein Vierteljahr in Peru und verstand von der spanischen Sprache (der Landessprache Perus) nur so viel, um mich auf einfache Weise verständigen zu können. Außerdem war ich auch noch nie richtig auf einem Gaul gesessen, und hier im Gebirge gibt es ja nur Reittiere zum Weiterkommen. Das kann ja recht werden! Doch tröstete ich mich damit, daß andere Mitbrüder auch schon nach wenigen Monaten ihres Hierseins den „Anfang ihrer öffentlichen Tätigkeit" in Cany versuchten. Zudem war es gerade am Fest der heiligen Theresia vom Kinde Jesu, der Patronin der Missionare; es konnte somit gar nicht schief gehen. Frisch gewagt ist halb gewonnen! Im Nu waren die sieben Sachen hergerichtet, die ich brauchte, und schon hupte vor unserem Konvent der Omnibus, der mich ein Stück weit mitnehmen sollte. Ein Händedruck mit den Mitbrüdern, und los gings. Der Wagen war gesteckt voll und bot nicht viele Bequemlichkeiten. Man stelle sich einfach die Karosserie eines Lastwagens vor mit einer großen Kiste darauf, in der einige Bretterbänke so nahe hintereinander stehen, daß sie gar nicht Umfallen können. Das ist der ganze Omnibus! Aber wohlgemerkt, noch eins der besseren Exemplare. Viele andere, die in die Dörfer fahren, haben hinter dem Fahrer nur fünf schmale Sitzreihen, dann kommt ein freier ungedeckter Raum für Tiere, die auch mitkommen müssen: Rinder und Schweine, Schafe und Hennen. Das Gepäck der Leute ist dann noch einen Meter hoch auf dem vorderen Teil des Wagens aufgetürmt. So vollbeladen fahren sie über Stock und Stein und oft auch über gefährliche Gebirgspässe. Wenn dann die Fahrt auf der mit Schlaglöchern übersäten Straße dahingeht, dann begreift man, warum der Wagen nur so wenige Fensterscheiben aufweist. Das hat aber auch sein Gutes: Jetzt kommt wenigstens etwas frische Luft in den Wagen und nimmt die Bruthitze weg, Br. Hugo Kapraun auf der Zinne unseres Klosters in Huanuco wenn auch mit der „frischen" Luft der Staub der ausgetrockneten Wege mit hereinkommt. Trotzdem sieht man den Leuten nicht die geringste Spur von Unzufriedenheit an. Sie unterhalten sich in ihrem indianischen Ketschua lebhaft mit ihren Nachbarn, mit denen sie wie die Heringe in die Bank eingeklemmt sind; wenn es nur Stück um Stück weitergeht. Allzu schnell kann der Wagen ja nicht vorankommen, und Haltestelle ist überall, wo jemand ein- oder aussteigen will. Zeit spielt keine Rolle. Die Indios gehören zu den glücklichen Menschen, die ohne Uhr auskommen, die nichts wissen von jener ungesunden Hetzjagd, die in Europa so weit um sich gegriffen hat. Ungeduld und fluchen kennen sie nicht. In unserem Fall kommt es ohnedies nicht auf ein paar Minuten an, da der Omnibus nur bis Higueras fährt, das wir in einer Stunde erreichen. Von da an wird die Reise noch interessanter. Hier an der Straße warten schon einige Indios auf mich. Es sind lauter junge, starke Burschen, die am Morgen von Cany herunterkamen, um mich jetzt hinaufzubegleiten. Ich hatte mit Bestimmtheit damit gerechnet, daß sie wie üblich ein paar Maulesel mitbrächten, um das Gepäck weiterzubefördern. Doch zu meiner großen Überraschung stellte ich fest, daß sie sich das Gepäck selbst aufbürdeten. Einer nahm den Rucksack, der bestimmt nicht leicht war, wickelte ihn in sein Rückentuch ein und knüpfte dieses vor der Brust zusammen. Die Indios haben, auch wenn sie meist von verhältnismäßig kleiner Gestalt sind, einen größeren Brustkorb als wir. Das ist das Geheimnis ihrer Kraft und Ausdauer beim Tragen von Lasten, die sie oft tagelang aus der Montanja, dem Urwald, herausschleppen. Ein anderer nahm den Sack, in dem ein zusammengelegtes Feldbett mit Matratze untergebracht war, ein Gewicht von etwa 30 Kilo. Der dritte hatte ein Rößlein für meine Person mitgebracht. Es war ein schwaches, ausgemergeltes Pferd, dem man die Rippen zählen konnte. Ich hatte Mitleid mit dem armen Tier, wenn ich an den Weg dachte, den es mich tragen sollte, und wäre am liebsten zu Fuß gegangen. Ich wußte auch nicht, ob ich midi im Sattel wohlfühlen würde. Und außerdem, wie mußte das aussehen, wenn ich hoch zu Roß allen voranritt, während meine Begleiter alle Mühe hat- ten, mit dem schweren Gepäck zu folgen? Aber das hätten die Indios in ihrer Gutmütigkeit gar nicht zugelassen. Sie wissen, daß nur zweimal im Jahr ein Priester zu ihnen kommt, und sind deshalb bemüht, ihm den Weg dorthin und den Aufenthalt bei ihnen so angenehm wie nur möglich zu machen. Und zudem hat man mich daheim in Huanuco gemahnt, ja nicht abzusteigen; denn wer das Gehen im Gebirge und dazu bei drückender Hitze nicht gewöhnt ist, wird schneller schlapp machen und seiner Gesundheit mehr schaden, als er meint. Also, mit einem kräftigen Schwung saß ich im Sattel, und gleich trabte das Pferd auf dem Weg dahin, den es besser kannte als sein Reiter. Bis sich die andern mit dem Gepäck in Bewegung setzten, war ich schon hundert Meter voraus und hinter der nächsten Ecke verschwunden. Der Weg, der zunächst den Higuerasbach entlang führt, ist wunderschön. Zu beiden Seiten erheben sich hohe Bergketten, die mit m.eterhohen Kakteen bewachsen sind und deren rote Erde sich schön vom blauen Himmel abhebt. Manchmal führt der Weg an primitiven Wohnhütten vorbei, die ganz versteckt im grünen Dickicht daliegen und Mensch und Tier in gleicher Weise Schutz bieten. Sobald die Kinder den Priester kommen sehen, rufen sie gleich ihre Eltern, die dann näherkommen und freundlich grüßen. Wie einfach, ja armselig leben diese Menschen dahin! Mehr als das Notwendige zum Essen und Anziehen haben sie nicht. Ihre Hütte ist ein kleiner, dunkler Raum ohne Fenster und Türe und ohne jede Einrichtung. Und doch sind diese Menschen zufrieden und glücklich. Von diesen Naturvölkern, die durchaus nicht primitiv, sondern sehr intelligent und stolz auf ihre große Vergangenheit sind, könnten wir viel lernen. An Freundlichkeit wird sie nicht leicht jemand übertreffen. Wer den Weg nicht kennt, bemerkt nicht, daß da nebenan eine Abzweigung in ein Seitental führt. Und dort müssen wir hinauf? Das kann ja recht werden! Da schlängelt sich ein schmaler Pfad den Berg hinauf, steil, auf lockerem Geröll. In der Regenzeit ist das bestimmt ein In abgelegenen Gegenden Perus sind die Häuser vielfach aus Stampferde gebaut. Bach. Der Pfad ist so schmal, daß das Pferd zwischen den spitzen Steinen und den Kakteen, die mit ihren langen Stacheln überall hereinreichen, gerade noch gehen kann. Alle 30 Meter macht der Pfad eine Kurve, so eng, daß das Tier sich kaum drehen kann. Der arme Gaul muß öfter tief Luft holen und hat auch einige Male zu mir zurückgeblickt, als wollte er sagen: Willst du noch immer nicht absteigen? Doch ich dachte nicht daran, sondern lehnte mich ganz nach vorn und hielt mich an Sattel und Mähne fest, bis wir oben waren. Und da sind auch meine Indios wieder. Denen war der steile Zickzackweg immer noch nicht steil genug, und so kletterten sie mit ihrem Gepäck geradewegs den Hang hinauf und waren vor mir oben. Je mehr wir an Höhe gewannen, desto schöner wurde die Gegend. Stolz reckten die Berge ihre zackigen Gipfel in den Himmel, während vor uns ihre kahlen Steinwände in die Tiefe fielen. Mein Pferd hatte die Gewohn- heit, am äußersten Rand des Pfades zu gehen, als wollte es jeden Augenblick im drunten rauschenden Wildbach ein Bad nehmen. Wir waren alle froh, als wir aus der drückenden Schwüle des Tales herauskamen und die bewohnten Höhen erreichten. Bei unserer Ankunft läutete gleich jemand das Glöcklein im Kirchturm und rief die Indios zusammen, die sich freuten, daß endlich wieder einmal ein Priester bei ihnen war. Dieses Dorf liegt 3000 Meter hoch, hat daher viel Sonne, aber auch viel Wind und ein rauhes Klima. Gleich am Eingang des Ortes finde ich zu meiner Überraschung eine sehr große Kirche vor, die schon einige Jahrhunderte alt sein mag. Früher, als noch die spanischen Geistlichen im Lande waren, muß hier eine blühende Pfarrei bestanden haben. Man weiß auch, daß schon der heilige Bischof Turibius im 17. Jahrhundert hier missionierte. Die Indianer haben sich damals nicht in den Tälern, sondern auf den Höhenzügen angesiedelt, weil sie sich so mit Lichtzeichen auf große Entfernungen verständigen konnten. Die Kirche ist wie die Häuser aus Stampferde gebaut und mit Stroh gedeckt. Der Boden ist dementsprechend uneben. Fenster fehlen. So kann man sich vorstellen, wie dunkel es in dem langen Raume ist. Vielleicht ist es auch gut, daß man nicht alles auf den ersten Blick sieht. Bänke sind natürlich keine vorhanden. Die Altarstufen sind zusammengebrochen. Der Eingang zur Sakristei ist ein dunkles, halbzerfallenes Loch, durch das ein wenig indirektes Licht in die Kirche fällt. Es kann ja nicht anders aussehen, wenn man bedenkt, daß seit vielen Jahrzehnten kein ständiger Seelsorger mehr hier ist, der sich um diese Dinge kümmern könnte. Und die Indios leben in ihren Hütten viel zu armselig, als daß sie merken würden, was hier fehlt. In der Ecke steht ein alter Großvaterstuhl. über den legen sie ein schwarzes Tuch, auf das ich mich am Abend bei der Vigilfeier für die Verstorbenen setzen muß. Von der Decke hängen an vier Stellen Holzklöppel, um die der Mayor-domo des Festes ein Dutzend Kerzen gebunden hat. Diese „Kronleuchter" bilden neben den Altarkerzen die einzige Beleuchtung des Raumes. Wenn dann der Kantor mit seinem Totengesang beginnt, der sich anhört, wie das Gewinsel eines Hundes, dann kann es einem schon sonderbar zu Mute werden. Uralte, schwermütige Melodien sind es, aus denen man die Klage über den Untergang ihres stolzen Reiches zu hören glaubt. Die Indios sitzen auf dem Lehmboden und hören aufmerksam zu und schauen in das Kerzenlicht, das sich in ihren Augen widerspiegelt. So gefällt es ihnen, nun sind sie ganz in ihrem Element, und nie kann es ihnen zu lange dauern. Für unsere deutschen Melodien haben sie nichts übrig, sie sind ihnen innerlich fremd. Vor der Kirche, im rechten Winkel zu ihr, steht das Schulhaus, das einen guten Eindruck macht. Hier unterrichten ein Lehrer und eine Lehrerin die Kinder des Dorfes. Dem Schulhaus gegenüber befindet sich der „Convent", das ist die Wohnung des Geistlichen für die paar Tage seines Hierseins. Dieser sogenannte Konvent ist ein kleines Häuschen, gerade so groß, daß das Bett und ein kleines Tischchen Platz haben. Die Rückwand ist schon ganz grün vom Pilz, der in der feuchten Erde steckt. Der Eingang dient zugleich als Fenster. Der kleine Platz zwischen Kirche, Schule und Konvent nennt sich stolz „Plaza de armas", Platz der Wehrmacht. Ringsum gruppieren sich die Hütten der Indios, in denen es, wie schon bemerkt, sehr primitiv aussieht. In der einen Ecke wird gekocht und gegessen, in der andern gewaschen und geschlafen. Hennen und Meerschweinchen fühlen sich hier in gleicher Weise zu Hause wie die Eltern und Kinder. Aus dem niedrigen Eingangsloch, das wiederum auch als Fenster dient, kommt oft ein dichter Qualm. Wenn man abends in eine Hütte kommt, sitzt die ganze Familie um das offene Feuer und wartet, bis das Eintopfgericht fertig ist. Da braucht es gute Nerven, wenn man hernach noch mit Appetit essen will. Deshalb darf man beim Kochen und Geschirrspülen nicht zu genau hinsehen. Doch war mein Essen immer gut zubereitet: Hühnersuppe mit Reis und Kartoffeln, Mais und Fleisch, gebratene Meerschweinchen, die ausgezeichnet schmecken. Diese werden nicht zerlegt, sondern sogar mit den Krallen an den Füßen vorgesetzt. Da kann der Appetit nicht ausbleiben. Sogar eine Tischdecke, die einmal weiß war, hatten sie für mich. Und statt des Messers bekam ich einen kurzen Dolch mit den peruanischen Farben rotweißrot am Griff. Wer weiß, welcher Inka-Häuptling den einmal geschwungen hat? Morgens gegen sechs Uhr brachte der von den Indios aufgestellte Regidor warmes Wasser zum Waschen, dann den Kaffee. Bis zur Festmesse um zehn Uhr hatte ich noch viel Zeit. Das waren die ruhigsten Stunden des Tages, und in den Gassen war kaum jemand zu sehen. Erst als das Glöcklein rief, kamen sie aus ihren Hütten hervorgekrochen. Der Kantor sang wieder seine Weise, vor der Kirche krachten die Böller, die in den Bergen mächtig widerhallten. Nach dem Amt hielten wir eine Prozession. Die fünf Tage meines Hierseins waren gut ausgefüllt. Am Nachmittag waren gewöhnlich einige Taufen. Einer kranken Frau, die dreiviertel Stunden weiter oben wohnte, brachte ich die Sterbesakramente, eine andere bettete ich zur letzten Ruhe. Die Schulkinder hörte ich Beichte und spendete einigen die erste hl. Kommunion. Am Abend saßen wir dann bei Mon-denschein vor der Hütte und unterhielten uns. Bei Kerzenlicht nahmen wir das Nachtessen ein, und dann wieder Totenvigil in der Kirche. In der Nacht war es immer empfindlich kalt, so daß ich mich gern in den Konvent zurückzog und gleich zu Bett ging. Einmal, es war kurz nach drei Uhr nachts, zog ein starkes Gewitter das Tal entlang und entlud sich mit einem heftigen Platzregen. Ich wußte mich im Trockenen und zog einfach die Decke übers Gesicht, um nichts zu hören. Doch da wurde meine Decke an verschiedenen Stellen feucht. Ein Kerzenstummel beleuchtete die Situation: Durch ein halbes Dutzend Löcher Während des II. Weltkongresses des Katholischen Laienapostolates in Rom richtete der Vertreter des jungen Staates Ghana im Namen von 114 Delegierten aus 21 Ländern Afrikas Worte des Dankes an Se. Eminenz Kardinal Fumasoni Biondi, den Präfekten der Propaganda (oberste Missionsbehörde der Kirche). regnete es durch die Decke in meine Hütte herein. Caramba! Doch so schnell wie es gekommen, hat sich das Unwetter wieder verzogen. Und als ich am Morgen erwachte, strahlte die Sonne durch die Ritzen herein. Leider war der neue Tag mein Abschiedstag von Cany. Und es wäre noch so viel zu tun gewesen. Wie sollen die Leute lernen, ein religiöses Leben zu führen, wenn erst in zehn Monaten wieder ein Priester zu ihnen kommen kann? Das ist auch das Los vieler anderer Dörfer, die sich auf eine Strecke von hundert Kilometern hinziehen, wo weit und breit kein Seelsorger zu finden ist. Die jungen Indios waren pünktlich zur Stelle, um mein Gepäck hinunter zu schaffen, und mein Rößlein stand frisch gesattelt. So nahm ich denn Abschied und kehrte nach diesen erlebnisreichen Tagen nach Huanuco zurück. 1 i mvt f \ ] [Sl Junge Mhj, Bilder vom ) y für Lai^p (Rom 5.— Bilder links: Oben Zwei Delegierte aus Westafrika Mitte Die afrikanische Vereinigung des Laienapostolates an ihrem Vorstandstisch Unten Am Weltkongreß nahm auch Weihbischof Kim-bondo, Belgisch Kongo, teil. Hier unterhält er sich mit dem amerikanischen Redakteur des Fides-N achrichten-dienstes. In den Missionen v, mäßig zwar kleine«] heran, die willens i:, Völkern Afrikas m christlichen Geist >■ möglich. Man hält ic sinnigen Reden um, im alten Europa, u schlossen, etwas zm hjonskirche daktiv » I Weltkongreß apostolat Oktober 1957) Bilder rechts: Oben Auch die Asiaten bildeten auf dem Kongreß ihre eigenen Arbeitszirkel. Im Vordergrund der bekannte chinesische Re-Ligionsphilosoph Dr. Wu, früher Botschafter Chinas beim Hl. Stuhl. Mitte Eine Delegierte aus Korea, Mitglied der Internationalen Katholischen Missionshelferinnen, begrüßt einen Vertreter Birmas. Delegierte aus Afrika, Ceylon und China stehen dabei. Unten Äthiopien meldet sich zum Wort. a rächst eine zahlen-e,iber lebendige Elite : i;, den aufstrebenden ud Asiens so viel ; inzuflößen als nur I idit so viel von tief-ni Abhandlungen wie , lafür ist man ent-mun. Die Stunde des Laienapostolates Aus der Ansprache des Hl. Vaters — Laienapostolat und Priestermangel Vom 5. bis 13. Oktober 1957 tagte in Rom der Zweite Weltkongreß für das Laienapostolat. Er führte Delegierte aus 82 Ländern zu gemeinsamen Beratungen und zu einer großen Begegnung der aktiven Laienkräfte der Weltkirche zusammen und stand unter dem Thema: „Der Laie in der Krise der modernen Welt. Seine Verantwortung und seine Ausbildung." Der Kongreß war vor allem eine einzigartige Möglichkeit der Begegnung, der Aussprache und des Erfahrungsaustausches zwischen den Völkern des Missionsfeldes und den alten christlichen Nationen, zwischen den farbigen Völkern und den abendländischen Christen. Papst Pius XII. hat in seinen großen Reden des öfteren darauf hingewiesen, wie das Wirken der Kirche, indem es die Menschen Christus ähnlicher mache, sie auch einander ähnlicher mache und zusammenführe. Der chinesische Diplomat und Gelehrte Dr. Wu gab dem Kongreß eine große gelassene und weise Darstellung der besonderen Denkungsart der östlichen Völker und versuchte zu zeigen, wie die Geistigkeit unserer großen abendländischen Heiligen ihr im tiefsten antwortet. Das war für viele Kongreßteilnehmer ein sehr bewegendes Erlebnis; daneben kam auch sehr deutlich die Stimme der von uns „seelisch verwundeten" Völker zu Gehör, der brüderlich zu antworten wir noch lernen müssen. In elf Arbeitskreisen behandelte der Kongreß vor allem die folgenden Themen: Familie, Schule, Pfarrei; Katechu-menat, Caritas; Kinder- und Jugendverbände, Erwachsenenverbände, Landvolk, Welt der Industrie, Kulturelle Fragen; Presse, Film, Rundfunk, Fernsehen. Der Kongreß wurde mit einer Ansprache des Hl. Vaters in der Peterskirche eröffnet. Nachstehend geben wir. einige Abschnitte aus den hochbedeutsamen Ausführungen des Hl. Vaters wieder. Wenn die Geschichte zeigt, daß die Laien von Anfang an ihren Anteil an der Arbeit hatten, die die Priester in der Kirche entfalteten, so ist es wahr, daß sie heute mehr denn je zur Mitarbeit bereit sein müssen, zur „Auferbauung des Leibes Christi" in allen Apostolatsformen, insbesondere, wenn es sich darum handelt, das gesamte Leben der Familie, das soziale, wirtschaftliche und politische Leben mit christlichem Geist zu durchtränken. Einer der Gründe für diesen Aufruf ist zweifellos der gegenwärtige Priestermangel; aber selbst in der Vergangenheit erwartete der Priester die Mitarbeit der Laien. Doch bleibt es wahr, daß der Priestermangel heute besonders fühlbar ist und es noch mehr zu werden droht; Wir denken vor allem an die gewaltigen Gebiete Lateinamerikas, dessen Völker und Staaten gegenwärtig einen raschen Aufstieg erleben. Ausbildung der Laienapostel Der Laienapostel, der unter den Arbeitern in den Werkstätten und Betrieben arbeitet, muß über ein solides Wissen auf wirtschaftlichem, sozialem und politischem Gebiet verfügen sowie die Soziallehre der Kirche kennen. Es gibt ein Apostolatswerk für Männer, das seine Mitglieder in einem „Sozialen Seminar" bildet, in jedem Wintersemester 300 Teilnehmer aufnimmt und über die Mitarbeit von 20 Referenten verfügt: Universitätsprofessoren, Richter, Wirtschaftler, Juristen, Mediziner, Ingenieure, Fachleute für Sprachen und naturwissenschaftliche Gebiete. Dieses Beispiel verdient, so scheint Uns, nachgeahmt zu werden. Wir möchten eure Aufmerksamkeit noch besonders auf einen Gesichtspunkt bei der Erziehung der katholischen Jugend lenken: auf die Ausbildung ihres apostolischen Geistes. Statt einer leicht egoistischen Neigung nachzugeben, nur an das Heil der eigenen Seele zu denken, sollen die jungen Katholiken auch auf die Verantwortung gegenüber den andern und die Möglichkeiten, ihnen zu helfen, achten. Die Welt der Arbeit 20 Millionen Jugendliche treten alljährlich in der ganzen Welt neu in den Arbeitsprozeß ein. Unter ihnen sind Katholiken, aber ebenso auch Millionen anderer, die für eine religiöse Bindung sehr wohl aufgeschlossen sind. Für sie alle müßt ihr euch mitverantwortlich fühlen. Da sich das Betriebsklima für den jungen Menschen unheilvoll auswirkt, muß die katholische „Zelle" sich in den Betrieben, aber auch in den Zügen, den Autobussen, Familien und Wohnvierteln einsetzen. überall soll sie wirksam werden, den guten Ton angeben, wohltätigen Einfluß ausüben und neue Wege eröffnen. Ebenso soll der katholische Meister sich als erster der neu Eintretenden annehmen, z. B. um für sie ein passendes Fleim zu finden, ihnen gute Freundschaften zu vermitteln und sie mit dem örtlichen Kirchenleben in Verbindung zu bringen. Der Appell, den Wir letztes Jahr an die deutschen Katholiken gerichtet haben, wendet sich ebenso an die Laienapostel der ganzen Welt, vor allem überall dort, wo Technik und Industrie vorherrschen. „Euch ist die große Aufgabe gestellt — so sagten Wir —, dieser neuen Welt der Industrie christliche Form und Gestalt zu geben." Blick nach Lateinamerika Die Lage der Kirche in Lateinamerika ist durch das rasche Wachstum der Bevölkerung charakterisiert. 1920 betrug die Zahl der Bevölkerung 92 Millionen, heute beträgt sie fast 200 Millionen. In den größeren Städten drängt sich die Bevölkerung zu Riesenmassen zusammen. Der technische und industrielle Fortschritt vollzieht sich sehr rasch. Dagegen sind die Priester an Zahl unzureichend: statt 160 000 Priester, die unbedingt nötig wären, gibt es kaum 30 000. Endlich bedrohen vier tödliche Gefahren dort die Kirche: die Invasion der protestantischen Sekten, die Säkula- risierung des gesamten Lebens, der Marxismus, der sich als aktivstes Element an den Universitäten entwickelt und fast alle Arbeiterorganisationen in Händen hat, und schließlich ein beunruhigender Spiritismus. Bei dieser Lage scheint uns das Laienapostolat drei Hauptaufgaben zu haben: zunächst die Ausbildung von Laienaposteln zum Ausgleich des Priestermangels in der Seelsorgsarbeit. Sodann führe man von der Volksschule bis zur Universität vorbildliche katholische Männer und Frauen als Lehrer und Erzieher ins Lehramt ein. Drittens sorge man dafür, daß sie in der Leitung des wirtschaftlichen, sozialen und politischen Lebens arbeiten. In den Missionen Asiens und Afrikas Zur Zeit des Laienkongresses von Manila hat eine maßgebliche Stimme eine Aufgabe ins Licht gerückt, die in ihren tausend Formen von den Laien erfüllt werden muß. Es handelt sich um den Einsatz der katholischen Kräfte für die harmonische Entwicklung des nationalen Lebens, frei von extremem Nationalismus und nationalem Haß, in Überwindung all der Bitterkeit, die vergangene Epochen angehäuft haben mögen. Abgesehen von den Philippinen sind die Katholiken in Asien wie auch im größten Teil Afrikas unter ihren Völkern in der Minderheit. Möchten sie sich doch umso mehr durch ihr Beispiel abheben! Sie sollen sich mehr und mehr für das öffentliche Leben interessieren. Dort, wo sie das tatsächlich tun, haben sie auch die Achtung der Nichtkatholiken erworben. Die katholische Soziallehre ist in Asien noch viel zu wenig bekannt. Die katholischen Universitäten Europas und Amerikas werden auch gerne den Christen Asiens und Afrikas, die sich auf öffentliche Ämter vorzubereiten wünschen, helfen. Besonders in Afrika sehen Wir mit Freude und Dankbarkeit die außergewöhnliche Dynamik der jungen katholischen Generation bei kulturellen, sozialen und politischen Aufgaben, mögen Bischof Anton Reiferer von Lydenburg, Südafrika, im Kreis seiner Missionsbrüder Die Missionsbrüder haben hervorragenden Anteil an der Bekehrungsarbeit. Als Handwerker bauen sie Kirchen, Schulen, Wohnhäuser der Missionare, als Landwirten obliegt ihnen die Sorge für die Missionsfarmen, deren Erträgnisse eine wesentliche Unterstützung der Missionsarbeit darstellen; auch haben sie die Eingeborenen zur geregelter Arbeit anzuleiten. Sitzend, von links: Br. Cygan (Förster, Schmid, Buchbinder), Bischof A. Reiferer, P. Matthias Roth, Superior, Br. Cagol (Gärtner, Architekt); stehend, von links: Br. Brand (Landwirt), Br. Gruber (Schuhmacher, Landwirt), Br. Hirchlein (Maurer, Landwirt), Br. Kley (Schneider), Br. Pezzei (Gärtner), Br. Egger (Landwirt, Gärtner), Br. Merz (Müller), Br. Feil (Landwirt, Gärtner), Br. Lam-precht (Schuhmacher, Maurer), Br. Poznič (Maurer, Schuhmacher, Elektriker), Br. Stang (Maurer), Br. Vogel (Schreiner), Br. Eigner (Landwirt, Gärtner), Br. Häring (Landwirt), Br. Dorn (Maurer), Br. Kurz (Landwirt), Br. Oberstaller (Koch, Gärtner). Nicht anwesend sein konnten Br. Schmid (Landwirt) und Br. Hüber (Maurer). Vor kurzem traf noch Br. Rieger (Landwirt) ein. Die angeführten Berufe geben nur die hauptsächlichste Beschäftigung an. Die meisten Brüder sind sehr vielseitig und wissen sich auf neue Aufgaben umzustellen. Nicht wenige verstehen sich auf die Kochkunst. Br. Kley hat nach vielen Experimenten und Explosionen eine Rauchfaßkohle erfunden, die mit einem Streichholz angezündet werden kann; in ganz Südafrika hat er Abnehmer. (Die Kohle wird nach seinen Angaben auch in Josefstal hergestellt und kann von dort bezogen werden.) Die Missionsbrüder haben nur den einen Wunsch: Es möchte daheim immer genügend junge Männer geben, die Gefallen finden an diesem zwar schweren, aber schönen Beruf, um mit ihnen gemeinsam die Last und Hitze im Weinberg des Herrn zu tragen. sie nun in den Gewerkschaftsbewegungen christlicher Richtung Zusammenarbeiten, wie in Vietnam und in Äquatorial- und Westafrika, und Absatz- wie Konsumgenossenschaften bilden, mögen sie an der Volksvertretung und Kommunalverwaltung beteiligt sein. Den Frauen Asiens und Afrikas bieten sich zu fraulichem Laienapostolat unzählige Möglichkeiten; P. Josef Neher, der im vergangenen Jahr in unsere südafrikanische Mission kam, hat auf der großen Missionsstation Maria Trost mit ihren Schulen und Internaten reichlich Gelegenheit, seine erzieherische Begabung zu entfalten. — Bild oben: P. Neher macht mit Buben aus Maria Trost einen Ausflug; Rast auf dem Mount Anderson, einem der höchsten Berge Transvaals. — Bild unten links: Der Bub lernt eifrig Latein und möchte einmal Priester werden. Hoffen wir, daß er sein Ziel erreicht. — Bild unten rechts: Die Schwester dieses Jungen ist Mitglied der Schwesterngenossenschaft von Gien Cowie. Erzieher der schwarzen Jugend Aui Missionsfahrt Von Br. August C a g o 1, Burgersfort Am Feste Christi Himmelfahrt war der erste Gottesdienst in der Kapelle der Missionsstation Burgersfort. Außer den eingeborenen Gläubigen waren auch drei weiße Katholiken anwesend, die aus ziemlicher Entfernung gekommen waren. Kurz nach dem Gottesdienst trafen unerwartet die Brüder Brand, Feil und Merz aus Gien Cowie ein, die uns willkommene Lebensmittel brachten. Nach dem gemeinsamen brüderlichen Mittagessen, an dem P. Brosig allerdings nicht teilnahm, da er noch in Rooiboklaagte einen zweiten Gottesdienst zu halten hatte, hatte ich die Ehre des Hauses weiter zu vertreten, d. h. ich leistete den Mitbrüdern bis zu ihrer Abfahrt Gesellschaft. Am Sonntag nach Christi Himmelfahrt wehte aus Südwest ein eisiger Wind. Der erste Gottesdienst war in dem fast 70 Kilometer entfernten Storkspruit, wo sich fast hundert Katholiken befinden, die früher in Boomplants in der Pfarrei Maria Trost gewohnt hatten und von der Regierung kurzerhand in diese entfernte Gegend umgesiedelt worden waren. Auf dem Weg dorthin kamen wir durch Ohrigstad. Es ist dies die anfängliche Siedlung der Vortrekkerburen, die sie aber wegen der ungesunden Lage aufgaben und dafür Lydenburg gründeten. Ich hatte erwartet, ein geschlossene Ortschaft anzutreffen, fand aber nur eine Anzahl Häuser weit verstreut im Tal des Ohrigstadflusses. Die Gegend zeigt außer viel Gestein und Dorngestrüpp auffallend viele Aloestauden und baumartige Euphorbien. Der Gottesdienst wurde in der großen, von der Regierung erstellten Gemeinschaftsschule gehalten, die 17,5 Meter lang und 9 Meter breit ist und eine große Schiebetüre und ein einziges Fenster ohne Glasscheiben aufweist. Bei unserer Ankunft war der Raum stark verunreinigt, weil die Anhänger der Sekte der Zionisten die ganze Nacht darin gebetet, gesungen, gegessen, getrunken, geschlafen und dabei wärmende Feuer unterhalten hatten. Es hieß also für uns zunächst, den großen Raum zu reinigen, was unsere Christen nicht gerade mit Begeisterung ausführten. Wegen des kalten Wetters fanden sich nur etwa 30 Personen zum heiligen Opfer ein. Der Wind bFes zeitweilig so heftig ins Innere herein, daß die beiden Kerzen des Tragaltars mehrmals erloschen. Zum zweiten Gottesdienst fuhren wir auf schlechten Wegen nach Bietfontein, einer Bapedi-Siedlung, die außer dem katholischen Lehrerehepaar und dessen kleinen Kindern noch einige wenige Katholiken aufweist. Die hl. Messe wurde in der Wohnküche der Lehrersfamilie gehalten. Der dritte Gottesdienst fand um 3 Uhr nachmittags in der Schulkapelle von Fangha Ballagli statt, bei dem sich auch drei weiße Katholiken einfanden. In der folgenden Woche hatten wir zu Burgersfort täglich vier schwarze Frauen zur Arbeit, die mit Stöcken unsere Durra ausdroschen. Schiller sagt: „Wenn gute Reden sie begleiten, dann fließt die Arbeit munter fort." Die Zungenfertigkeit dieser schwarzen Dresche-rinnen ist aber schwer zu beschreiben. Meistens sprachen alle vier gleichzeitig. Am Samstag waren wir beide herzlich froh, daß die lärmende Arbeit ihr Ende gefunden hatte, und 19 Säcke waren mit den kleinen, rundlichen Körnern gefüllt. Am Pfingstsonntag war um 9 Uhr hl. Messe in der Farmschule der katholischen Frau Spears. 15 weiße und 70 eingeborene Katholiken hatten sich eingefunden. Die zweite hl. Messe begann um 12 Uhr in der ärmlichen Strohhüttenschule von Onverwacht. Besucherzahl: 60 Eingeborene. Die dritte hl. Messe war um 3 Uhr zu Zeckoegat im Olifantstal. 23 Personen waren anwesend. Ein junger Mann ließ es sich nicht nehmen, bei der heiligen Handlung zu dienen, doch wiegte ihn die Predigt in süßen Schlummer. Nachher boten uns die guten Leute ein reichliches Mahl, dem wir aber wegen Übermüdung nur wenig zusprachen. Wir fuhren dann die 53 Kilometer zur Mission Burgersfort zurück. Wehe uns, wenn Gott der Herr einmal beim Weltgericht, wo die Völker gerichtet werden, wie sie in jeder einzelnen Epoche ihre Sendung erfüllt haben, zu unseren europäischen Völkern sagen müßte: Ihr habt über Jahrhunderte hinweg die Frohbotschaft weitergetragen, aber im 20. Jahrhundert seid ihr ermüdet, ist euer Auge und euer Herz eng geworden! Ihr habt die Zeichen der Zeit, die große Stunde der Entscheidung, die Stunde der Weltauseinandersetzung mit dem atheistischen Kommunismus, nicht erkannt! Bischof Josef St angl, Würzburg Am Pfingstmontag hatten wir lieben Besuch. P. Rektor Ludwig Engelhardt von Maria Trost machte mit den Brüdern Cygan, Kley und Vogel einen Ausflug in unser Niederfeld und brachte von der Mutterstation mit ihrer großen Farm eine Menge willkommener Lebensmittel mit. Nach dem Essen gab der 92jährige Br. Alexander Cygan auf seiner Mundharmonika einige Volks- und Kirchenlieder zum besten. Nur zu bald schlug die Abschiedsstunde. Am Dreifaltigkeitsfest war die erste hl. Messe in Burgersfort, die zweite am Nachmittag in Sterkstroom auf der Farm eines guten Bekannten. Dieser führte mich nach altem Brauch gleich auf seiner Farm umher, deren Hauptsehenswürdigkeit diesmal seine tausend Rebstöcke waren, die er vor vier Jahren gepflanzt hatte. Wie er mir versicherte, tragen sie schon reichlich Früchte. Dem Gottesdienst wohnten drei weiße und etwa 60 schwarze Katholiken bei. Nachher gab es Tee mit Walnußtorte und ein Gläschen vom selbstgekelterten Wein. Am Fronleichnamsfest, das hierzulande kein gebotener Feiertag ist, fuhren wir, P. Brosig und meine Wenigkeit, nach Gien Cowie, um eine Anzahl Schulkinder abzuholen, damit sie die eben beginnenden Winterferien daheim verbringen konnten. Auf dem Heimweg kehrten wir auf der Farm Goudmyn ein, deren Besitzerin, die tatkräftige, weißhaarige Mrs. Spears, katholisch ist. Sie hat in ihrem bewegten Leben das siebte Sakrament mehrmals empfangen, ist nun Witwe, aber man munkelt, sie sei keineswegs abgeneigt, es ein weiteres Mal zu empfangen, denn Alter schütze vor Torheit nicht. Der eigentliche Farmer ist ihr Neffe Basil, ein lieber, gutmütiger Mensch, der unbeweibt ist, obwohl er schon 44 Lenze auf seinem kräftigen Buckel hat. Es waren gerade Gäste anwesend: ein anderer Neffe mit Frau und Töchterchen und einer Schwester. Als die Hausfrau erfuhr, daß P. Brosig am kommenden Sonntag zu Penge Gottesdienst halten würde, versprach sie für sich und alle Anwesenden, daß sie sich pünktlich einfinden würde, wobei es sich doch um die „Kleinigkeit" von 45 Meilen hin und wieder zurück handelte. Ein Abstecher wurde noch nach Schoo-noord gemacht, das vier Meilen abseits des Weges liegt. Hier hatte P. Brosig in einer Ehesache den Bevollmächtigten für die Eingeborenen-Angelegenheiten aufzusuchen. Er fand in dem englischstämmigen Beamten einen recht entgegenkommenden Herrn. Kurz vor Gien Cowie sahen wir einen verunglückten Lastwagen umgekehrt am Abhang neben der Straße liegen. Wie wir später erfuhren, waren der schwarze Fahrer und ein junges Mädchen sofort tot, während mehrere Reisegefährten •mit leichten oder schweren Verletzungen davongekommen waren. Ursache des Unglücks war ein unheimlicher Sturm, der zwei Tage vorher über die Gegend gerast war. Auf der Missionsstation von Gien Cowie fanden wir, daß die Maschinen für eine vollständige Wäscherei für das Eingeborenen - Krankenhaus angekommen waren. Am folgenden Morgen büßte Burgersfort den Nimbus der Frostfreiheit ein, denn wir hatten Frost, wie die verbrannten Spitzen der Tomatenpflanzen unzweideutig bekundeten. Am Sonntag, dem 23. Juni, ging es nach der großen Asbestmine Penge. Hier leben und schaffen im bergumsäumten Flußtal des Olifants 7000 Menschen, darunter 280 Weiße. Hier werden täglich 35 Tonnen Kohle verbraucht, denn das Bergwerk verfügt über ein eigenes Kraftwerk, eine Mühle, eine große Bäckerei, eine Gemeinschaftskirche, einen Kinosaal und anderes. Die englische Handelsgesellschaft von Penge betreibt auch die beiden Nachbarminen von Weltvrie-den und Kromellenboog. Hier wird Amosit, die Hornblendeabart von Asbest, gefördert, die wegen ihrer Unempfindlichkeit gegen Säuren geschätzt ist. Außer den vier Personen des letzten Males fanden sich im Haus von Herrn Miles, des Geometers der Mine, neun weitere Kirchgänger ein, nämlich die Mutter der jungen Frau Miles, die eben auf Besuch weilte, eine neu angekommene katholische Familie sowie die fünf Katholiken von Goudmyn, so daß die glückbringende Zahl von 13 erreicht wurde und das Wohnzimmer als Kapelle fast zu klein war. Den zweiten Gottesdienst an diesem Tag hielt P. Brosig um 12 Uhr im nahen Annesley. Dies ist eine ländliche Siedlung der Schwarzen inmitten der Berge. Mittelpunkt der Siedlung ist der katholische Händler Kambule. Er nimmt sich um die ärmliche Schulkapelle an und vertritt im allgemeinen katholische Interessen. Unter den etwa 70 Gläubigen ist ein Mann aus dem fernen Nyassaland, der schon 22 Jahre auf der Penge-mine tätig ist und sich gegenwärtig als Koch des Krankenhauses nützlich macht. Nachmittags um 3 Uhr war noch eine hl. Messe auf der Farm Rooiboklaagte, halbwegs zwischen Penge und Burgersfort, inmitten einer Bapedisiedlung. Der Raum, in dem der Gottesdienst stattfand, war sehr dunkel und infolge der fensterlosen Maueröffnungen sehr zugig. Anschließend spendete P. Brosig einem schwerkranken Säugling die Nottaufe, der einige Wochen später dieses Erdental wieder verließ. Am Sonntag, dem 30. Juni, war in Burgersfort um 9 Uhr der einzige Gottesdienst, dem außer zahlreichen Schwarzen neun weiße Katholiken beiwohnten. Nachmittags fuhren wir nach Maria Trost, wo am Abend die jährlichen Exerzitien begannen, die diesmal der englische Franziskaner Aloysius von Bethal hielt. Da fanden sich Mitbrüder in größerer Anzahl ein, von denen manche einander seit Jahresfrist nicht mehr gesehen hatten. In der beschriebenen Weise geht die Seelsorge in diesem weiten Missionsbezirk mit Burgersfort als Mittelpunkt in gewohnter Reihenfolge vor sich. Außerdem besucht der Priester an vier Tagen der Woche die einzelnen Schulen, gibt Kindern und Erwachsenen Tauf- und Religionsunterricht und erledigt andere pfarrliche Angelegenheiten. Kleine Missioiisrundschau Hongkong Hongkong, die kleine britische Kronkolonie an der Küste Rotchinas, ist eine Insel der Freiheit und zugleich der Caritas im Fernen Osten. Hierher strömen seit Jahren Flüchtlinge aus dem Innern des Landes, die die Gewissensknechtung der roten Machthaber nidit länger ertragen wollen. Nach Hongkong wurden auch die katholischen Missionare ahgeschoben. Dieses mit Notleidenden längst übervölkerte kleine Gebiet ist ein rechtes Betätigungsfeld für menschliche Hilfsbereitschaft. Wenn sich Hongkong in wahrhaft christlicher Weise der Flüchtlinge und Notleidenden annehmen konnte, so verdankt es das vielfach dem scheidenden Gouverneur Sir Alexander Grantham, der nach mehr als zehnjähriger Amtsführung im Dezember des vergangenen Jahres Hongkong verlassen hat. Den Dank des Bischofs Bianchi erwiderte Sir Alexander mit dem Hinweis auf das, was die Katholiken in Hongkong geleistet haben und immer noch leisten. Diese Leistungen seien ihm Ansporn und Inspiration gewesen. Auf dem Schulgebiet hat die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Kirche reiche Früchte getragen. Außer den öffentlichen Schulen hat Hongkong viele vom Staat unterstützte Privatschulen, unter denen die katholischen an erster Stelle stehen. Nach dem Krieg gab es in den katholischen Schulen 10 000 Kinder, heute besuchen in 141 katholischen Schulen mehr als 61 000 Kinder den Unterricht. Daß zwei Drittel dieser Schüler protestantisch oder heidnisch sind, beweist die Vorliebe der Bevölkerung für die katholische Schule. Die Regierung gab vielfach den Grund und Boden und half mit Anleihen. Nur so war auch an einen Bau wie das Raimondi College zu denken, das neben der Kathedrale 17 Stockwerk hoch entsteht und in zwei Volks- und einer Mittelschule 3000 Schüler aufnehmen wird, ln den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Katholiken Hongkongs mehr als verdreifacht: 1947 zählte man 35 000, 1957 115 000 Katholiken. Südvietnam In der Provinz Phu yen in Südvietnam hat die zehnjährige Besetzung durch die Vietminh ungeheuren Schaden angerichtet, aber auf der anderen Seite, ohne es zu wollen, eine große Bekehrungsbewegung ausgelöst. Ganze Ortschaften wollen sich der Kirche anschließen. Die sechs Priester der Provinz sind der Aufgabe nicht mehr gewachsen. Zum Glück finden sie in den Professoren und Seminaristen eines aus Nordvietnam vertriebenen Priesterseminars tatkräftige Hilfe. Jeder Seminarist solle, so wurde beschlossen, einen Monat seiner Ferien dem Apostolat opfern. In der Praxis gestaltete sich die Arbeit so, daß einzelne Gruppen, begleitet von einem der Professoren, die Familien aufsuchten, die Katechu-menen auf die Taufe, die Kinder auf die Firmung vorbt reiteten. Eine andere Gruppe wurde in eine Christengemeinde ohne Priester geschickt, die ganz aus erst vor kurzem getauften Neu christen bestand; sie mußten nun in das christliche Leben eingeführt werden. Wieder andere Gruppen gingen daran, in ganz heidnischen Dörfern denen Glaubensunterricht zu geben, die den Wunsch dazu äußerten; sie lebten mit den Heiden zusammen, oft unter schwierigsten Verhältnissen. Ein- oder zweimal im Monat sammelten sie sich zu einem Einkehrtag. Die Aufnahme war überall herzlich. Die Seelsorger taten alles, um den Seminaristen die Arbeit zu erleichtern. Die Christen nahmen an allen Veranstaltungen teil. Der Empfang durch die Heiden ließ nichts zu wünschen übrig. Die Ortsbehörden, katholische und buddhistische, freuten sich, sie zu sehen. Der einzige Widerstand ging von buddhistischen Elementen aus, die auf bekehrungswillige Familien einen Druck auszuüben versuchten. Man erhält einen Begriff von den Leistungen dieser Missionshelfer, wenn man erfährt, daß ein Seminarist in seinem Arbeitsmonat täglich fünf Stunden Katechismusunterricht gab und dabei noch Familienbesuche machte. Andere empfingen einzeln alle Personen, die sich in den christlichen Wahrheiten unterrichten wollten. Zwei Seminaristen waren beauftragt, Konferenzen abzuhalten zur Widerlegung des Einwurfs, das Christentum sei eine westliche Religion. Nach dem Urteil der Pfarrseelsorger war der Gewinn dieser Aktion nicht nur auf Seiten der heilsbegierigen Seelen; sondern sie war für die Seminaristen auch eine treffliche Einübung für ihren späteren Beruf. Südafrika Erzbischof McCann von Kapstadt, Südafrika, verlangt von den Gesetzgebern und Unternehmern, daß sie den afrikanischen Arbeitern ein normales Familienleben ermöglichen. Die monatelange Trennung von den Familien führe zu Sittenverwilderung Eine Gruppe japanischer Kinder aus der Pfarrei Imabari beim Frühstück. Das Essen mit den Stäbchen macht ihnen keine Schwierigkeit. und Disziplinlosigkeit. In der Presse konnte man lesen, daß in Kapstadt nur jenen Afrikanern, die mehr als acht Jahre im selben Unternehmen gearbeitet haben, erlaubt werde, ihre Familien zu sich zu nehmen. Wenn die Arbeitspolitik des Landes derart ist, daß ihr die Trennung der Arbeiter von ihren Familien zu Grunde liegt, dann muß sie verurteilt werden. Die Gesetzgebung muß das Familienleben begünstigen und darf es nicht vernichten. Der Unternehmer darf nicht einfach als Käufer der Arbeitskraft auftreten. Es muß auch für anständige, menschenwürdige Wohnungen gesorgt werden. Brasilien Das brasilianische Riesenreich steht, was die Ausdehnung betrifft, unter den Ländern Amerikas nach Kanada an zweiter Stelle. Aber nur 61 Millionen Menschen leben in diesem ungeheuren Gebiet. Brasilien ist ein Land unbegrenzter Möglichkeiten, dazu frei von Rassenvorurteilen. Es hält seine Tore weit offen für Einwanderer und begünstigt damit die rasche Entwicklung seiner Städte und die Besiedlung der endlosen Amazonasniederung. Brasilien ist unter allen Ländern der Erde das Land mit den meisten Katholiken. Mehr als 93 Prozent seiner Bewohner sind katholisch. Freilich läßt die Tiefe und Lebendigkeit des Glaubens, wie überall in Südamerika, so auch in Brasilien, viel zu wünschen übrig. Doch ist man sich der großen Aufgaben bewußt, die durch die Stichworte Kommunismus, Sektenwesen, Spiritismus und religiöse Unwissenheit gekennzeichnet sind. Große Hoffnung setzt man auf die katholischen Universitäten und Hochschulen. Kirchlich ist das Land in 136 Sprengel gegliedert. Die 32 Prälaturen nullius, die größtenteils im Amazonastiefland liegen, können als eigentliche Missionsgebiete angesprochen werden. Links und rechts vom Amazonas siedeln sich zahlreiche Einwanderer aus Japan an, unter ihnen viele Katholiken, die laut nach Priestern, vor allem japanischen, verlangen. Im ganzen Land kommt auf 7000 Katholiken ein Priester; aber in Amazoni en, das fast die Hälfte des ganzen Landes umfaßt, gibt es nur 330 Priester! Als vorteilhaft erweist sich die enge Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche, und Präsident Kubitschek fördert die Arbeit der Kirche tatkräftig. 11*1 HERRN ENTSCHLAFEN Seit dem 10. November 1957 ist im idyllisch gelegenen Friedhof von Milland (Südtirol), im Schatten der Kirche Unserer Lieben Frau am Sand, ein neuer Grabhügel aufgeworfen, und an der Seite von P. Isidor Stang ruht ein schlichter Laienbruder: Raimund Frances-chini und harrt daselbst der einstigen Auferstehung entgegen. Still und friedlich, wie er gelebt, ist er am Abend des 7. November im Alter von 75 Jahren von uns gegangen, wohlvorbereitet und mit den hl. Sterbesakramenten versehen. Borgo im schönen Valsugana bei Triest war seine Heimat, wo er auch das Schuhmacherhandwerk erlernte. Doch sein Streben ging höher: Er wollte sich ganz Gott dem Herrn im Ordensstande weihen und seine Arbeitskraft einer Missionsgesellschaft zur Verfügung stellen. Nach Vollendung seiner Probezeit übte er sein Handwerk in verschiedenen Niederlassungen unserer Kongregation aus. Er war ein fleißiger und geschickter Arbeiter, aber auch ein vorbildlicher Ordensmann. Es fügte sich gut, daß gerade der Hochwürdigste P. General Richard Lech-ner, von Rom zurückkehrend, in Milland weilte und unsern Mitbruder selbst zur letzten Ruhe betten konnte. Da gerade Sonntag war, nahm fast die ganze Pfarr-gemeinde am Begräbnis teil, so daß der bescheidene Bruder eine sehr feierliche Beerdigung hatte. Es waren auch auffallend viele Priester, auch aus der Bischofsstadt Brixen, anwesend, als wollte Gott seinen treuen Diener dafür belohnen, daß er aus seiner tiefen Frömmigkeit heraus den Priestern stets mit großer Ehrfurcht begegnete. Rührend war auch seine Dankbarkeit. Die letzten Worte, mit denen er im Sterbezimmer von seinen Mitbrüdern Abschied nahm, waren: „Ich danke Ihnen für alles." Er möge ruhen im Frieden! J. E. Tuvenat in Milland bei Brisen. Es beherbergt unsere Missionsschüler aus Südtirol. Die Missionsschüler von St. Paulus mit ihrem Präfekten P. Gröninger auf der Wolfsteinruine Aus unserem Seminar St. Paulus, Neumarkt Von Hans Günter R e d e 1, 3. Klasse Uber 30 Studenten wohnen jetzt schon in unserm neuen Missionsseminar. Sie können sich vorstellen, lieber Leser, daß es bei uns recht lebendig zugeht, und Sie würden staunen über so viel Frohsinn, wenn Sie uns mal besuchen wollten. Gern will ich nun den Lesern und besonders den jungen einiges aus unserem Tageslauf verraten. Morgens geht es mit einem raschen Satz oder aber langsam und mit Seufzen aus dem Bett, jeder auf seine Weise. Nach der hl. Messe und dem Frühstück leert sich das Haus und wir gehen alle in die Schule. Um 13 Uhr kommen wir vom Gymnasium wieder heim. Das Mittagessen, reichlich und schmackhaft, steht schon auf dem Tisch bereit für unsero hungrigen Magen. Gleich nach dem Essen stürmen wir hinaus auf den nahen Fußballplatz (einen eigenen besitzen wir noch nicht). Jeder spielt dort entweder Fußball oder Völkerball, Federball oder er flitzt nach Herzenslust durch die Gegend. Häufig aber gibt es auch Arbeit in Haus und Garten, und wir packen kräftig zu. So haben wir in den letzten Herbsttagen für unsern Steingarten, den P. Rektor Fichtner und P. Ziegler geschmackvoll herrichten, Erde angefahren. Bei uns besteht der Boden nämlich fast nur aus weißem Sand. Ist das Wetter schlecht, so verbringen wir die Erholung im Studiersaal oder Speisesaal. Dort spielen wir Tischtennis und Tischfußball, Schach und Mühle oder schieben Kegel. Und jedesmal, wenn es am schönsten ist, läutet die Glocke zum Studium. Das ist ja unsere Hauptarbeit. Unsere Studiersäle liegen so günstig, daß wir durch keinen Lärm gestört werden. Schauen wir aber doch ab und zu mal zum Fenster hinaus, so sehen wir, wie P. Rektor sein Federvieh betreut. Um 4 Uhr ist Nachmittagskaffee, und dann geht's gleich wieder hinaus zum Sportplatz. Um 5 Uhr beginnt das zweite Studium. Dieses schließt mit einer kurzen geistlichen Lesung um V27 Uhr. Dann gehen wir in die Hauskapelle und beten gemeinsam den Rosenkranz. Dem Rosenkranz folgt das Abendessen. Um 8 Uhr ist in der Kapelle Abendgebet, dann geht's ins Bett. Am Samstag und Sonntag ziehen wir in die schöne Natur hinaus und sammeln neue Kräfte für die kommende Woche. Große Freude hat uns die Nikolausfeier bereitet. Wir spielten das kleine Theaterstück „Der goldene Apfel" und hörten anschließend aus unserm Radio das Hörspiel „Nikolaus auf Erdenfahrt". P. Präfekt Gröninger hatte das Stück, das wir vorher gespielt hatten, auf Tonband aufgenommen. Kurz nach der Bruchlandung des Raketenschiffes „Sputnik" traf St. Nikolaus mit seinem Begleiter im Missionsseminar ein. Dort wurden die beiden unter dem Geläute der Neu-markter Glocken herzlich empfangen. Das alles hat uns viel Spaß gemacht. Natürlich können wir noch kein großes Bühnenstück oder Hörspiel aufführen, denn wir sind ja erst in der 1. bis 4. Klasse. Hoffentlich bekommen wir bis zum Beginn des neuen Schuljahres im Herbst noch kräftig Zuwachs, auch aus den Reihen der Leser dieser Zeilen. Wer möchte Missionspries In unsern fünf Missionsseminaren (Ellwangen, Bad Mergentheim, Neumarkt, Unterprämstetten, Milland) bereiten sich gegenwärtig 350 Missionsschüler auf den Missionsberuf vor. Doch ist ihre Zahl noch viel zu gering in Anbetracht der Aufgaben, die unsere Kongregation in ihren Missionen in Südafrika, in Südamerika und Nordamerika zu bewältigen hat. Unter den jungen Lesern sind sicher einige, die zur Arbeit im Weinberg des Herrn berufen sind, ohne sich dessen bewußt zu sein. Möchte sich doch jeder in einer stillen Stunde einmal fragen: Bin auch ich berufen? Eintritt ist infolge des Entgegenkommens der Schulleitungen (alle Schüler besuchen die öffentlichen Gymnasien) in besonders gelagerten Fällen auch während des Jahres möglich. Sonst ist Anmeldung rechtzeitig vor Beginn des Schuljahres erwünscht. Am Gymnasium in Ellwangen finden die Aufnahmeprüfungen Mitte März statt. Das Missionsseminar St. Josef, Ellwangen (Jagst) sendet auf Wunsch gern ausführlichen Prospekt zu. Unsere Bilder: H. Gröninger 1, J. Neher 3, K. Schmid-Tannwald 7, X. Vogel 1, Fides 9, Archiv 3. 'd, : 11 1 1 J 3u y