ACTA NEOPHILOLOGICA UDK: 81'255.4-051 DOI: 10.4312/an.51.1-2.117-125 Literaturersetzer als Dolmetscher, Moderatoren oder sogar Autoren Amalija Maèek Zusammenfassung Literaturübersetzer übernehmen viele Rollen, die über das eigentliche Übersetzen hin­ausgehen. Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf die Rolle des Moderators und Konsekutivdolmetschers von Lesungen, als auch auf die Rolle des Autors. Die Umfrage erreichte nur eine kleinere Anzahl von Teilnehmern, jedoch konnte sie bestätigen, dass Literaturübersetzer von den Veranstaltern aus finanziellen Gründen oft fast „gezwun-gen“ werden zu moderieren und zu dolmetschen. Diejenigen, die wenigstens eine kur­ze Schulung auf diesem Gebiet genossen haben, dolmetschen gerne und nach eigenen Aussagen auch gut. Diejenigen, die versuchen ohne Vorkenntnisse und ohne Notizen zu dolmetschen, haben meist schlechte Erfahrungen gemacht. Es zeigt sich der Bedarf nach Dolmetschkursen für Literaturübersetzer, die sowohl von Universitäten als auch von Übersetzerverbänden organisiert werden könnten. Umgekehrt könnten auch Konferenz­dolmetscher vom Literaturunterricht während ihrer Ausbildung profitieren. Die Umfrage bestätigte auch die gängige Vorstellung, dass Literaturübersetzer meist „verhinderte“ Autoren sind und gerne auch selbst schreiben würden. Auf jeden Fall sollte man den Literaturübersetzern den ihnen gebührenden Künstlerstatus anerkennen und sie nicht wie Dienstleister behandeln. Schlüsselwörter: Literaturübersetzer, Konsekutivdolmetscher, Moderator, Autor, Aus­bildung, Respekt In Krisenzeiten des Verlagswesens und der Kultur im allgemeinen überneh-men Literaturübersetzer immer mehr Rollen, sei es als Geschäftsleute mit ei­genem Unternehmen (zumindest einer Ich-AG), Werbeagenten für eigene Dienstleistungen und Literaturagenten für die übersetzten Autoren, Buchhalter,Kulturmanager, Blogger und Literaturkritiker, Organisatoren von Veranstaltun-gen und vieles mehr. In diesem Beitrag möchten wir uns auf einige spezifische Rollen fokussieren, für die Literaturübersetzer mit ihren Fachkenntnissen zwar geeignet, aber nicht unbedingt geschult und vorbereitet sind. Es handelt sich um Fälle, in denen der dem Klischee entsprechende zurückgezogene, stille Literatu­rübersetzer plötzlich selbst im Rampenlicht steht – als Dolmetscher, Moderator oder sogar als Autor. Der Beitrag basiert auf 20 Jahren Erfahrung als Literaturübersetzerin, Pä­dagogin und 10 Jahren als Leiterin der Dolmetschstudiums an der Universität Ljubljana, methodologisch aber wurde eine kleine Umfrage unter den Überset­zern aus dem Deutschen in verschiedene europäische Sprachen durchgeführt, die vor allem eins zeigte: Literaturübersetzer mögen keine Online-Umfragen (was sowohl auf die Verfasserin dieses Textes als auch ihre Kolleginnen und Kollegen zutrifft), da sie zu wenig Platz und Freiheit bieten, eigene Erfahrungen und Mei-nungen zum Ausdruck zu bringen. Und sie mögen keine Technik (auch hier gab es Probleme auf beiden Seiten). So ergab es sich, dass nur vierzehn Antworten auf die eigentliche Umfrage eingegangen sind, jedoch erhielt die Verfasserin auch ungefähr so viele Privatmails, in denen Kollegen aus vielen europäischen Ländern ihre Erfahrungen schilderten, wofür sie dankbar ist. LITERATURÜBERSETZER ALS KONSEKUTIVDOLMETSCHER Bei vielen Buchmessen und Lesungen erlebt man, dass fremdsprachige Autorinnenund Autoren nicht von einem professionellen Dolmetscher, sondern von einem Li-teraturübersetzer gedolmetscht werden. Im besten Fall ist es der Übersetzer ihres /seines Werkes, manchmal auch nicht. In einem Fall berichtete eine Kollegin in ihrerMail darüber, dass sie gebeten wurde, eine Veranstaltung zu dolmetschen, weil derAutor ein Freund von ihr war. Sie hatte keine Erfahrung mit Dolmetschen davorund war nach der Veranstaltung, bei der sie die Fragen nicht in voraus kannte unddie Redesequenzen bei den Antworten viel zu lang waren, um sie sich merken zukönnen, nach eigenen Worten „unzufrieden und erschrocken“. Oft rührt das daher, dass die Veranstalter zwischen den zwei Berufen gar nicht unterscheiden. Einer der Literaturübersetzer, der ebenfalls eine Mail schickte,schrieb: „Ich wurde ohne Bagage dazu verdonnert, nur weil Träger meinen, Dol­metscher und Übersetzer sind Sysonym. Pff!“ Oft will man im Rahmen von finanziell unterernährten Veranstaltungen nur Geld sparen, da professionelle Dolmetscher teurer sind und der Literaturüberset­zer manchmal für das gleiche Honorar moderieren und gleichzeitig dolmetschen oder wenigstens als Gast und als Dolmetscher fungieren. Diese Aussage bekräfti-gen auch die Aussagen der Teilnehmer (siehe unten). Einige Veranstalter sagen, dass sie Literaturübersetzer den professionellen Konferenzdolmetschern vorziehen, da die Letzteren oft nicht vertraut sind mit dem literarischen Diskurs. Die Teilnehmer an der Umfrage sind hier vorsichti­ger: 53,8 % finden es auch, dass Literaturübersetzer die besseren Dolmetscher für „ihre“ Autoren seien als Konferenzdolmetscher. 46,2 % aber geben differenzierter zu, dass es nicht unbedingt so sei und dass es von dem jeweiligen Literaturüber­setzer und dem jeweiligen Konferenzdolmetscher abhänge. Die Qualität der Verdolmetschung bei Literaturveranstaltungen variiert stark,denn viele Literaturübersetzer sprechen die Sprache, aus der sie zwar hervorra­gend übersetzen können, nicht wirklich fließend, manchmal aber verstehen sie die gesprochene Umgangssprache gar nicht. Das führt zum Stottern, Pausen, kurzen Nachfragen bei dem Autor. Seine Botschaft verflüchtigt sich, was sehr schade ist.Vor allem aber gilt es leider oft, dass Literaturübersetzer, die nur selten dolmet­schen, kein Notizensystem erlernt oder wenigstens selbst entwickelt haben, was zu sehr kurzen Sequenzen führt, die sie noch fähig sind zu verdolmetschen, und den Autoren die Möglichkeit nimmt, einen Gedanken wirklich auszuführen. So gibt einer der Teilnehmer zu: „Ich dolmetsche nach und nach, fast simultan, nach kurzen Sätzen.“ Das nennt man Dialogdolmetschen und es wird meist im Kom­munaldolmetschen, etwa bei Arztbesuchen oder Asylbewerbungen gebraucht, für Veranstaltungen mit abstrakteren Inhalten wäre Konsekutivdolmetschen mit No-tizen geeigneter. Bei der Umfrage zeigte sich das folgende Bild: Bei den Gründen, warum man als Literaturübersetzer gebeten wurde, zu dolmetschen, gaben 45,5 % an, dass sie als gute Dolmetscher bekannt sind; 27,3 % wählten die Antwort, dass sie den Autor einfach am besten kannten, und 27,3 % bestätigten unsere Annahme, dass es für den Veranstalter kostengünstiger war, sie zu engagieren als einen professio­nellen Konferenzdolmetscher. Ganze 76,9 % wurden schon mehrmals angefragt, eine Veranstaltung konse­kutiv zu verdolmetschen, was davon zeugt, dass das Thema aktuell ist. 15,4 % wur-den einmal angefragt, 7,7 % nie. Und tatsächlich haben viele auch gedolmetscht (die Prozentrate kann vielleicht damit zusammenhängen, dass sich nur die Lite-raturübersetzer, die tatsächlich auch dolmetschen, von der Umfrage überhaupt angesprochen fühlten): 53,8 % wählten die Option: „Ja, ich habe oft gedolmetscht und ich finde es logisch, dass man mich darum bittet.“ 15,4 % haben es nur ein­mal gemacht und es ging gut. Jeweils 7,7 % aber haben zugegeben, dass sie es entweder einmal versucht haben, aber es ging nicht gut (ähnliche Erfahrungen standen auch in den meisten Mails), dass sie es sich niemals trauen würden und/oder dass sie meinen, Dolmetschen sei ein besonderer Beruf, der eine besondere Schulung erfordere. Dieser niedrige Prozentsatz bei der letzten Antwort über­rascht, auf der anderen Seite könnte man auch sagen, dass das Konsekutivdolmet­schen eine natürliche und Jahrtausende lang ohne Training erfolgreich ausgeübte interkulturelle Tätigkeit sei. In diesem Sinne überrascht es nicht, dass 54,5 % der Befragten antworteten, dass sie sich das Konsekutivdolmetschen selbst angeeig-net hätten. 18,2 % haben einen kurzen Kurs besucht und überraschende 27,3 % haben Dolmetschen sogar studiert. Das bestätigt die Annahme, dass die Umfrage meist von den Literaturübersetzern beantwortet wurde, die auch gute und so-gar geschulte Dolmetscher sind. Literaturübersetzer mit weniger Qualifikationen und schlechteren Erfahrungen auf dem Gebiet des Dolmetschens haben es vor­gezogen, der Verfasserin eine Mail zu schreiben oder an der Umfrage gar nicht teilzunehmen. Es überrascht, dass trotz Schulungen und Studium nur 9,1 % die offizielle Notizentechnik von Rozan (1956) verwenden.1 63,6 % verwenden zwar Notizen, haben jedoch ein eigenes System entwickelt, was natürlich auch mög­lich und vollkommen in Ordnung ist. 27,3 % haben immerhin angeführt, dass sie einfach versuchen, sich das Gesagte zu merken, was bei vielen Veranstaltungen dazu führt, dass einige interessante Informationen (und die meisten Jahreszahlen) wegfallen, was schade ist. Man könnte mit einem Blatt Papier und ein paar no-tierten Zahlen die Qualität der Wiedergabe wesentlich verbessern. Es gibt natür­lich auch Genies wie Alida Bremer, die sich auch extrem lange Sequenzen bis ins kleinste Detail merken können, aber das sind eher Ausnahmen. LITERATURÜBERSETZER ALS MODERATOR VON LITERATURVERANSTALTUNGEN In vielen Ländern ist Moderator von Literaturveranstaltungen zwar kein beson­derer Beruf, jedoch bevorzugt man als Moderatoren angesehene Experten, sei es Literaturkritiker, Professoren oder Journalisten, die schon einen Namen haben und so für die hohe Qualität bürgen und von sich aus Publikum anziehen. Nicht selten werden Literaturübersetzer dazu aufgefordert, selbst zu moderieren – sei es ein Gespräch mit dem Autor, den sie selbst übersetzt haben, oder mit anderen Übersetzern und Autoren, da sie das literarische Milieu und seine Gepflogenhei-ten Bestens kennen. Manchmal spielen auch hier die Kosten eine Rolle – wenn der Übersetzer schon da ist, kann er noch als Moderator (und/oder Dolmetscher) Neben Rozan siehe auch Matyssek (2006), Jones (2002), Gillies (2013, 2014) oder für die slowenische Sprache Biffio-Zorko/Maèek (2015). dienen, was einige Übersetzer auch gerne tun, denn als Übersetzer hat man immer viele Fragen an (seinen) Autor und ist froh, selbst einmal zu Wort zu kommen.Wenn Literaturübersetzer gute Moderatoren und Dolmetscher sind, kann das zu einem angenehmeren, da fließenden Ablauf der Veranstaltung führen, denn man kombiniert im besten Fall die Verdolmetschung schon mit der nächsten Frage. Bei der Umfrage zeigten die Antworten, dass 61,5 % der Literaturüberset­zer bereits ein Gespräch mit einem deutschsprachigen Autor moderiert haben.Zu 66,7 % handelte es sich sowohl um Autoren, die man selbst übersetzt hatte,als auch um Autoren, die von anderen Übersetzern übertragen wurden. Es gab niemanden, der nur „eigene“ Autoren moderieren würde, jedoch ganze 33,3 %,die nur Gespräche mit Autoren moderiert haben, die von anderen übersetzt wur-den, was interessant ist. Die Veranstaltung fand entweder in Deutschland oder im Ausland statt, meist moderierten die Literaturübersetzer sowohl in Deutschland als auch in ihrem Heimatland (55,6 %). Die Gründe, warum sie sich auch als Moderatoren betätigten, sind sehr unter­schiedlich und erstaunlich gleichmäßig verteilt: 12,5 % haben ein Gespräch mo-deriert, weil sie den Autor übersetzt haben und sein Werk kennen, 12,5 % weiles wenig Experten für deutschsprachige Literatur in ihrem Land gibt, und 37,5% haben angegeben, dass sie oft moderieren (was impliziert, dass sie sich bereitseinen Namen als Moderatoren gemacht haben und deswegen eingeladen werden).Natürlich sind vorgegebene Antworten bei Online-Umfragen einengend, dennochist es interessant, dass niemand die Option gewählt hat, dass man selbst die Ver­anstaltung organisiert hat und deswegen auch moderierte. Das zeugt davon, dassLiteraturübersetzer meist von anderen dazu aufgefordert werden, diverse Rollen zuübernehmen. Von der Zurückhaltung und Vorsicht der Literaturübersetzer zeugtauch die letzte Frage zu diesem Thema, ob sie sich denn als professionelle Modera­toren bezeichnen würden, worauf 80 % mit einem „Nein“ antworteten. LITERATURÜBERSETZER ALS AUTOR Man sagt oft, dass Literaturübersetzer oft verhinderte Autoren seien.2 Man geht davon aus, dass sie sehr gerne selbst schreiben würden, sich jedoch nicht trauen.Viele etablierte Autoren sind selbst Literaturübersetzer, was davon zeugt, dass Dieser Ansicht opponiert z.B. Hinrich Schmidt-Henkel. Seiner Meinung nach sind das “zwei grundverschiedene Metiers.” Laut Schmidt-Henkel sollte man nur selber schreiben, wenn man etwas zu sagen hat. Der Literaturübersetzer könnte schreiben, wenn er wollte, denn die Sprache dafür hat er. Aber selbst wenn der Literaturübersetzer das schriebe, was er zu sagen hat, hätte er nur eine Sprache. Ihm würde dann das fehlen, was beim Übersetzen den Raum eröffnet, der für den Literaturübersetzer so faszinierend und existentiell notwendig ist: der Kontakt zwischen zwei Sprachen und der Raum zwischen zwei Sprachen. Vgl. Lignuapolis-Webseite. sich die beiden Berufe sehr gut ergänzen, jedoch kennen wir auch Fälle, in denen ein Autor fast eifersüchtig war auf seinen Übersetzer, wenn dieser sich auch als Autor profilieren wollte. Es kann schon zu Problemen führen, wenn Autor und sein Übersetzer zu einer gemeinsamen Veranstaltung eingeladen sind und der Übersetzer auch als Dolmetscher fungiert und so automatisch fast doppelt so viel Redezeit (und Aufmerksamkeit) wie der Autor erhält, was für den Autor frustrie-rend und den Übersetzer unangenehm sein kann. 33,4 % der teilgenommenen Literaturübersetzer gaben an, dass sie auchselbst schreiben und veröffentlichen. Ebenfalls 33,4 % haben es versucht, je­doch nicht veröffentlicht. Je 16,7 % haben sich entweder nicht getraut oder manhat es sich gewünscht, jedoch nicht getan. Die Prozentsätze sind viel höher alserwartet und zeugen davon, dass Übersetzer, die ja für die Ausübung ihres Be-rufes sicherlich literarisch begabt sein müssen, tatsächlich oft oder fast immer„verhinderte Autoren“ sind. Falls man etwas publiziert hat, haben die Übersetzerkollegen nach Aussagen der Teilnehmer darauf sehr positiv reagiert und sogar gratuliert. Positiv waren auch die Reaktionen der Autoren, die man davor übersetzte. 30 % der Literatu­rübersetzer, die auch schreiben, sind bereits auf der Bühne zusammen mit den übersetzten Autoren aufgetreten. Hier sind die Antworten anders als erwartet.Aus der Literaturszene kennt man leider viele Fälle, in denen die Autoren eher nicht erfreut sind, wenn sich der Übersetzer auch als Autor präsentieren möchte,was natürlich vom Kontext und den Involvierten abhängt. SCHLUSSFOLGERUNGEN Der Beitrag zeigt, wie viele Rollen Literaturübersetzer aus verschiedenen Grün-den übernehmen und dass es Bedarf nach beruflicher Weiterbildung gibt, damitsie auf diese zusätzlichen Aufgaben besser vorbereitet wären. Man sollte selbst­kritisch sein, an Schulungen teilnehmen und darauf achten, mit Dumpingprei-sen anderen Berufsbildern (z.B. den Dolmetschern) nicht zu schaden. Sehr gutund pointiert fasst es einer der Teilnehmer zusammen: „Als literarischer Hy-persetzer + Interviewer + Dollmatscher bin ich glatt überfordert. Es sind dreiverschiedene Gedankenarten bzw. Rhythmen. Es killt außerdem Arbeitsplätzeund Geselligkeit.“ Meiner Meinung nach könnte man dennoch bestimmte Synergien zwischenden zwei Berufen fördern. Literaturübersetzer, die dolmetschen, würden we-nigstens eine kurze Ausbildungsmaßnahme auf diesem Gebiet brauchen. Dasbestätigen auch die Antworten der Umfrage: 61,5 % der Befragten sind festdavon überzeugt, dass man spezielle Dolmetschkurse für Literaturübersetzer anbieten sollte. Bei der Frage, wer solche Kurse organisieren sollte, sind sichdie Befragten ebenfalls überraschend einig, Universitäten sollten solche Kurseanbieten (54,5 %). An zweiter Stelle stehen Übersetzerverbände mit 36,4 %.Da die administrativen Wege bei der Einführung eines jeden Fortbildungs­programms auf der universitären Ebene wenigstens in Slowenien extrem lang­wierig sind, fände ich es persönlich vorerst effizienter, solche Kurse im Rah-men des Übersetzerverbandes zu organisieren, konkret in Slowenien vor allemin Ausblick auf das Jahr 2022, in dem Slowenien Gastland auf der FrankfurtBuchmesse sein wird. Was die Dolmetscherausbildung angeht, bin ich und 84,6 % der Befragten fest davon überzeugt, dass es gut wäre, wenn angehende Konferenzdolmetscher während ihres Studiums auch Literaturunterricht erhalten würden, was momen-tan nicht der Fall ist (die meisten studieren zwar auf BA Ebene Sprachen und die jeweilige Literatur). Die meisten Befragten gaben an, dass das wichtig für die Allgemeinbildung sei und Horizonte erweitere, jemand kommentierte treffend,dass „Literatur ein Gebiet sei, wo man auch in der Lage sein muss, ‚zwischen den Zeilen’ zu hören“. Abschließend könnte man sagen, dass die Umfrage trotz der geringen Anzahl von Antworten zeigte, dass es in der Praxis zu professionellen Anomalien kommt – vor allem aus finanziellen Gründen. Literaturübersetzer sollten darauf achten,den Beruf des Dolmetschers zu respektieren und wenn sie ihn ausüben, sich auf die Arbeit entsprechend vorzubereiten bzw. weiterbilden. Überraschend war die Zuversicht der Befragten in vielen Hinsichten, was zur Annahme führt, dass sich an der Umfrage eher nur diejenigen beteiligten, die die erwähnten Rollen auch tatsächlich oft und gut ausüben. Eine jede Online-Umfrage ist wie jede Statistik begrenzt in ihrer Aussagekraft, interessant war es nichtdestotrotz. Neben der Trennung, Synergie und gegenseitigem Respekt zwischen den un­terschiedlichen Berufsbildern, die ein Literaturübersetzer heute oft ausübt, ist es mir wichtig zu betonen, dass Literaturübersetzer vor allem Zeit, Raum (a room of one’s one - wie bei Virginia Woolf ) und soziale Sicherheit brauchen, um ihr kreatives Potential als Künstler3 entfalten zu können – oder wie es einer der Mail-schreibenden in seiner „rückMAILdung“ ausdruckte: „ Ich interpretiere literari­sche Texte als seien sie eine musikalische Partitur, die immer neu gespielt werden kann ohne sich zu wiederholen.” Wenngleich andere davon sprechen, dass die Entwicklung eher in die Richtung geht, dass sich die Literaturübersetzung aus einer Kunstform immer mehr zu einer Dienstleistung entwickelt (Schnell, 2009, 209 ff.), wozu auch einige Literaturübersetzer mit unkritischer Hyperproduktion beitragen. LITERATUR UND QUELLEN Biffio-Zorko, Helena und Amalija Maèek (2015), Osnove konferenènega konsekuti­vnega tolmaèenja, Ljubljana: Znanstvena založba Filozofske fakultete Gillies, Andrew (2013), Conference Interpreting: A Student’s Practice Book, London: Routledge Gillies, Andrew (2014), Note Taking for Consecutive Interpreting, London: Routledge Jones, Roderick (2002), Conference Interpreting Explained, London: Routledge Pfadenhauer, Michaela und Thomas Scheffer (Hrsg.) (2009), Profession, Habitus im Wandel, Frankfurt am Main, Berlin, New York: Peter Lang Verlag Rozan, Jean-François (1956), La prise de notes en interprétation consécutive, Gene­ve: Librairie de l’Université Georg Schnell, Christiane (2009), Fragil und zukunftsweisend? Über die unvollstän­dige Transformation der Literaturübersetzung von einer Kunstform zur pro-fessionellen Dienstleistung, in: Pfadenhauer, Michaela und Thomas Scheffer (Hrsg.), Profession, Habitus im Wandel, Frankfurt am Main, Berlin, New York: Peter Lang Verlag, S. 209-230. Linguapolis-Webseite: Erfahrungsbericht von Hinrich Schmidt-Henkel, http://linguapolis.hu-berlin.de/germanopolis/erfahrungsberichte/631.html (Zugang 11.10.2018) Književni prevajalci kot tolmaèi, moderatorji ali celo pisatelji Književni prevajalci dandanes prevzemajo vse veè vlog, ki presegajo samo prevajanje. V tem prispevku smo se osredotoèili na vloge moderatorja in tolmaèa literarnih prireditev ter avtorja književnih del. Anketa je zajela le majhen vzorec, a je kljub temu potrdila, da so književni prevajalci pogosto „prisiljeni“ moderirati in tolmaèiti, saj organizatorji literarnih dogodkov ne razpolagajo z dovolj sredstvi. Prevajalci, ki so bili deležni vsaj osnovnega izo­braževanja na podroèju konsekutivnega tolmaèenja s pomoèjo zapiskov, radi in po lastnih navedbah dobro tolmaèijo. Tisti, ki izobraževanja niso bili deležni, imajo pretežno slabe izkušnje. Kaže se potreba po tolmaškem izobraževanju književnih prevajalcev, ki lahko poteka na univerzah ali v poklicnih združenjih, prav tako konferenènim tolmaèem ne bi škodilo, èe bi njihov izobraževalni program vseboval tudi literarne vsebine. Anketa je v presenetljivo veliki meri potrdila tudi splošno predpostavko, da bi prevajal­ci pravzaprav radi tudi sami pisali. Vsekakor pa bi morali književni prevajalci imeti status umetnikov in ne zgolj izvajalcev storitev. Kljuène besede: književni prevajalec, konsekutivni tolmaè, moderator, avtor, izobraževan­je, spoštovanje poklica Literary translators as interpreters, moderators or even writers Literary translators today take on more and more roles that transcend sheer translation.In this article we focus on the role of a moderator and interpreter of literary events and an author of literary works. Our questionnaire comprised only a small sample, but it nonetheless confirmed that literary translators are frequently »forced« to moderate and interpret, since the organizers of literary events usually do not have enough financial means. Translators who received at least an elementary education in the field of consec­utive interpreting with the help of notes are happy to interpret, which they in their own words like to do. Key words: literary translator, consecutive interpreter, moderator, author, respect, education Der Beitrag ist im Rahmen des Forschungsprogramms Interkulturelle literaturwissenschaftliche Stu-dien (P6-0265) entstanden; die Autorin erhält die finanzielle Unterstützung seitens der Slowenischen Forschungsagentur.