Nr. 58. SümMg den 23. September 1865. 9. Jahrgang. Matter aus Arain. (Beilage zur „Laibachci Zcitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der PränumcrationSPrcis ganzjährig 2 fl. österr. Währ. Trinkspruch. (8äravio2.) ! (Holie» Band l. Seite 30. ^ Vrnder, nicht säuin' zu genießen Was das flüchtige Leben dir beut, Siehst den perlenden Wein du fließen Im Becher? Dein ist er nur heut'. So laug uns noch sproßen die Reben, Schlürf, Alter! fröhlich den Wein, Kann dein Gold die Freude dir geben? Du nimmst es ms Grab uicht hinein. Heut' wollen wir bannen die Sorgen, Es hebt sich uns fröhlich das Herz; Was soll uns der Zukunft Morgen, Was längst begrabener Schmerz? „Knrent" (oberste Gottheit der heidnischen Slovenen) und der Mensch. Slovenische Sage auö Kram. Kurent und der Mensch konnten sich nicht vergleichen, wer auf der Erde herrschen solle. Es wollte dies weder Kurent dem Menschen, noch der Menfch Kurent zugestehen. Der Mensch soll sehr stark und von riesiger Gestalt gewesen, sein. „Komm," sprach Kurcnt, „laß uns sch'n, wer stärker ist, und ob ich oder ob du auf der Erde herrschen sollst! Hier ist das breite Meer, wer besser darüber springt, wird die Erde haben und Alles, was dort hinter dem Meer ist, und das ist gewiß hundert mal besser, als diese Wüste." Der Mensch willigte ein. Kurent hob seine Halma (Art Kittel oder Rock) in die Höhe und sprang über daZ Meer, nur daß er sich auf der andern Seite den Fuß ein wenig benetzte. Er begann da den Menschen zu ver- lachen; aber der Mensch beachtete das nicht, und ohne die ,Halma in die Höhe zu heben, sprang er ohne alle Anstrengung über das Meer, wie über ein Büchlein, und machte sich den Fuß nicht im geringsten naß. „Ich habe gewonnen, "sprach der Mensch zu Kurent: „sieh' mein Fuß ist trocken und der deine naß." „Für's erste Mal hast du mich überwunden," erwiderte Kurent, „dir gehören die Ebenen, das Meer uud was hinter dem Meer ist: aber das ist noch nicht Alles, es gibt noch etwas unter uns und über uns. Komm', laß uns das zweite Mal sch'n, wer stärker ist!" Kurent stieg auf eine Höhle und stampfte auf sie mit dem Fuße, daß es rings krachte, wie wenn der Donner einschlägt. Die Höhle borst und es war eine Tiefe zu sehen, wo der Schlangen Geburtsstätte war. Und nun stampfte auch der Mensch und die Erve erbebte; er schlug Alles durch bis zum untersten Grund, bis dorthin, wo in breitem Strome gedie- genes Gold stießt, und die Schlangen stürzten hinab nnd er- tranken in dem goldenen Strome. „Auch das ist dein," sprach Kurent: „aber als Czaren erkenne ich dich nicht an, wenn du mich nicht noch zum dritten Mal überwindest. Sieh', dort ist ein sehr hoher Berg, er reicht über die Wolken hinaus bis zu dem himmlischen Tische, wo der Hahn sitzt und die Gottesspeise bewacht. Wohlan, nimm einen Pfeil und schieß' ihn ab, und ich will auch einen ab- schießen: wer höher schießt, ist der Stärkere und dem gehört die Erde und Alles, was unter ihr uid über ihr ist." Kureut schoß und der Pfeil kehrte in acht Tagen nicht zurück: dann schoß auch der Mensch: der Pfeil flog neun Tage lang, und als er am zehnten niederfiel, war der himmlische Hahn an ihn gespießt, der die Gottesspeise bewacht hatte. „Du bist Czar," sprach der listige Kurent, „ich beuge mich dir, wie es einem Unterthan ziemt." Aber der Mensch war gut und machte Brü- derschaft mit Kurcnt, und dann ging er, um seines Czarenthums froh zu werden. Kurent verdroß es, daß ihn der Menfch besäiämt hatte: da er ihm mit seiner Stärke nicht widerstreben konnte, nun gedachte er Schlauheit zu gebrauchen. „Sehr start bist du, Mensch," sprach er zu sick, „aber mich dünkt, daß du auch eben so dumm bist; ich will gch'n und dir etwas zum Ge- schenke bringen, was ich mir ausgesonnen." Hierauf preßte er einen Weinstock, und es quoll reiner rother Wein aus ihm her- vor. „Da hast du ein Geschenk! Aber wo bist du?" Und er fand den Menschen auf der Erde auf der anderen Seite hinter dem Meer, wie er sich an süßem Vrei labte. „Was machst du, Herr?" fragte ihn Kurent. „Wie du siehst, hab' ich mir einen Vrei bereitet aus weißem Weizen und rothem Obst, und jetzt eß' ich ihn und trinke Wasser." „Armer Herr'. Du beherrschest die Welt, und trinkst Wasser. Gib den Becher her, ich will dich mit einem anderen, besseren Trank bewirthen, den ich dir, dein unterthäniger Diener, bereitet." Der Mensch ließ sich betrügen, nahm den Becher mit rothem Wein und trank ihn aus. „Ich danke dir, Bruder! Du bist gut, aber dein Trank ist nicht viel werth." Kurent machte ein finsteres Gesicht und ging hinweg, indem er fortwährend nachdachte, wie er den Menschen betrügen könnte. Und er preßte wieder einen Weinstock, und wieder quoll rother Wein aus ihm hervor: aber Kurcnt mischte Niesewurz in ihn, eine Pflanze, die wächst, wenn der Mond scheint, damit die Wilen (Nymphen) und Wahrsagerinnen etwas Zu essen hätten. Kurent suchte den Menschen zum zweiten Male auf und fand ihn auf dem Erdengrund, wo gediegenes Gold im breitem I5ft Strome stießt. „Was machst du, Herr?" „Ich webe mir ein goldenes Hemd, und ich habe mich dabei abgemüdet und habe großen Durst; aber es ist kein Wasser da, und zur Welt hin ist es weit, sieben Jahre Weges." „Ich kann dir dienen," sprach Kurent, „da hast du einen Becher Wein, die goldene Sonne hat keinen besseren wo erblickt." Der Mensch ließ sich überreden, nahm den Becher und trank ihn aus. Ich danke dir, Kurent! Du bist gut und dein Trank ist auch gut." Kurent wollte ihm noch ein Mal einschänkcn, aber der Mensch mochte nicht; er war von Natur aus noch mäßig und vernünftig. Kurent machte ein finsteres Gesicht und ging hinweg, um etwas Besseres auszusinnen. Und er preßte zum dritten Mal einen Weinstock und der Wein quoll stärker heruor, doch auch diesmal blieb er nicht unverfälscht und rein. Der böswillige Kurent nahm einen Pfeil und öffnete sich eine Ader und ließ in den Wein sein schwarzes Blut träufeln. Hierauf ging er wieder den Menschen suchen, und fand ihn auf dem hohen Berge am GotteZtische, wie er den Braten aß, der nicht für ihn, sondern für den Gott gebraten war. „Was machst du, Herr?" sragte Kurent mit Verwunderung und Freude, da er sah, daß der Mensch schwer gesündigt hatte. „Da sitze ich und esse Braten: aber ich habe Eile, ich fürchte mich uor dem Gott, daß er kommen und mich hinabstürzen mochte." „Fürchte dich nicht!" sprach Kurent. „Und wie behagt dir die Gottesspeise?" „Sie ist gut, aber entsetzlich hart, das; ich sie kaum hinabzu- schlingen vermag." „Ich kann dir dienen," sprach Kurent. „Da hast du Wein: es gibt solchen weder auf der Erde, noch im Himmel, sondern nur bei mir." Der Mensch ließ sich zum dritten Mal betrügen, und zwar zu seinem Unglück. „Ich danke dir, Kurcnt! Du bist gut, aber dein Trank ist noch besser. Gib und zapf' noch einmal an, wie es einem treuen Diener ziemt." Kurent zapfte an, und dem Menschen trübte sich das Auge und auch das Ge- dächtniß trübte sich ihm, so daß er an Gott nicht mehr dachte und am Tische blieb. Bald hierauf kehrte Gott zurück, und als er den Menschen sah, der ihm den Braten weggegessen und jetzt am Tische schlummerte, geriech er in Zorn und stürzte ihn mit gewaltiger Hand vom Berge hinab, wo er ganz zerschlagen halbtodt viele Jahre lag. Als er wieder genas, hatte er keine Stärke mehr und tonnte weder über das Meer, noch zu dem Erdengrund, noch empor zu dem GotteZtische. Auf diese Weise erlangte Kurent die Herrschaft über die Welt und über den Menschen, und die Leute sind von dieser Zeit an schwach und klein. (Slav. Blätter). Neber das Dcjsemcrn und seine volkswirthschast- liche Dedcntung. (Mit besonderer Bedachtnahme der Verhältnisse Krams.) Von Wilhelm Ritter u. Frits ch. (Fortsetzung.) Unter den nun in Krain eingebürgerten Herdfrischme- thoden haben sich im Allgemeinen, die auf Einmalschmelzerei (wobei das Roheisen mit einmal Einschmelzen bis zur nöthigen Gaare, d. i. Entlohlung niedsrgeschmolzen wird) gegründete „kärntnerische Löscharbeit" und die „steierische Wallonschmelz er ei" am meisten zur Geltung gerungen: daß von den Methoden der zweiten Kathegorie, den sogenannten Brechschmieden, fälschlich auch deutsche Friscberei genannt (wobei das Roheisen nicht mit einmal gaar geschmolzen, sondern wiederhohlt aufgebrochen wird), hierzulande auch die „buh mische Anlaufschmiede" (Iudenfrischerei) mitunter noch durchgeführt sei, wurde mir zwar versichert, doch bis jeht in keiner Weise bestätiget. Bei der „kärntnerischen Lösch arbeit," bei wel- cher behufs Beförderung der Reduction des eingefetzten Schmelz- gutes der Herdboden aus trockener ^), alter, ausgeglühter, mit Schlacke und Asche gemengter Holzkohlenlösche hergestellt und darüber etliche Schaufeln von Stockweich (d. i. eisen- und eisen- oxydulreiche Frischschlacke) gegeben werden, wird mit dem Aus- heizproceß der unter dem Hammer gebildeten Maßeln, d. i. Fragmente, in welchen die gebildete gefrischte Stahl- oder Eisen- luppe durch den Hammer zerschrotten wird, begonnen und wird während dieses Ausheizprocesses sodann successive das Ein- schmelzen der hartzerrannten Roheisen-Vlatteln ^^) von circa zwei Centner in einem und demselben Herde angereiht. Diese Methode bietet den Vortheil, daß dabei ein sehr weiches, für Wallasch- oder Nageleisen besonders brauchbares Eisen hergestellt wird, welches jedoch nicht ganz so schlackenfrei, wie das aus der steierischen Schwallarbeit erzeugte ist: dieser- wegen sind das kärntnerische und das krainische Eisen besonders als Weich eisen bekannt: es sind jedoch beispielsweise die dar- aus erzeugten Drähte nicht so weiß, wie jene aus österrei- chischem und steierischem Eisen gefertigten. Bei der W allon schmiede ist der vorher geschilderte Ausheizproceß vom eigentlichen Frischprocesse selbst getrennt. Der zubereitete Herd wird mit glühendem Stockweich aus- gebettet und wird dabei im Allgemeinen weicheres Roheisen zum Einschmelzen in Anwendung gebracht. Die Nachtheile dieser Arbeit sind ein größerer Kohlverbrauch und ein größerer Kalo, während deren Vortheil darin besteht, daß man bei beschränkter Anzahl von Herden dennoch möglichst viel erzeugen kann: es gelingt nämlich bei dieser Methode in zwei Stunden eine Frisch' luppe zu machen, wozu man bei der steierischen Schwallarbeit drei *) Im Gegensatze von der steierischen Loscharbtit, bei welcher dic Lösche feucht in den Herdboden eingestampft wird. **) Diese Vlattcln riihrcn von einem Vorfrischftroccfsc des Roh- eisens in eigenen Herden her; es wird nämlich das Roheisen von starken: Gaargange, also Graucism und Spicgclfloßen, welche viel Kohlenstoff enthalten, vor dem eigentlichen Frischen einer vorbereiten- den Manipulation, in Käruten beim Eiseu: Vlattelbraten. beim Stahl: Hartzcrrennen oder Aödcurennen (in Steiermark: Hascmnachcn, in Kärntcn auch Karditscharbciten) genannt, unterzogen. Zweck dieser Vorbereitung ist: das mit Gcbläscstrom bis zum Fliißig- wcrdcu erhitzte Roheisen thcilwcisc zu entkohlen, hauptsächlich jedoch von schädlichen Stoffen vorzureinigcn. Die Vortheile dicscö Vorbcrcitens sind erstaunlich; sie zcigm sich bei dem darauf folgenden eigentlichen Frischen und bestehen 1) in der Erzeugung eines leicht schweißbaren Eisens; 2) in weniger Arbeitslohn und Zeit- gewinn; 3) in kleinem Kalo; 4) in vortrefflicher Qualität des End- productes, welches sich so selbst aus sehr mittelmäßigem Roheisen, erzielen läßt.