I4S Mittwoch den lt. Aezemöer l87S. XI. J«»hrgang. „Murburger Zeitung" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch und Kreitag. Preise — für Marburg: ganzjährig tt fl.. halbjährig S fl., vierteljährig 1 fl. S0 kr; fiir gustellun. ins Hau» monatlich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjährig 8 sl., halbjährig 4 fl.. vierteljährig 2 fi. JnsertionSgebühr « tr. pr. Zelle. Zar Vrö»d««g oou Mkrba»-Sch«lrn. Dturer. Privatdozent an der Wiener Hochschule für Bodenkultur, macht in der „N. F . Presse" die Gründung von Ackeibauschulen zu rinem so anziehenden Vegrnstaitde der Besprechung, daß auch unsere Leser die Mitlheiluns, derselben als eine Läuterung und Ekivnie'ung ihrer Anschauungen de, rußen dürstrn; der Bcrsas'srr schrnbl: Wie der Schiffer mit Kci'te und Kompajt das Weltmeer ums grlt. jeden Wind und jede tztrdmung benüKs, gcsährliche Klippen umgehl und glt?cklich und wohlti'htUten in den Hasen einläuft, so muß drr Landivirth — trenn auch nicht mit Karte und Kompaß — so doch mit Stlst und Tafel sein Schiffltin zu lenken velstehen. Die Hindernlsse. die sich seiner Lausbahn entge-g nst'llen, die Klippen, die ihm mit Verderben drohen, sind auf keiner Karte et sichtlich ; sie zu e>ttnnen und zu unigehen bedarf ,S drrGrsch ck i'chk'it dts Landlvirthcs. Ist der kleine Landwtrth Hirz» aber befähigt? B.rfitgt cr Uder jo viclc geist'ge Mittel, um da» Mißliche jcincr Lage tlkcutttn zu können? Wir glauben die» ltide? verneinen zu müssen. D r kleine Landivirkh, fiüh deS Mort^enS di» spät tn die N'lcht, in rauher ivie milder Jahreszeit, anhallend und hart arbeile.id. scit Jahren nur auf den Umgang m t Wenigen de-schrankt, durch die Ab,iklchlossent)elt und Einför-migtcit jeder Anregung enlb.hrend, äußerlich thtiloahmslos,du'chMlße'solg innerlich verstimmt, find ihm die Schckjalsschlage, von denen er heimgesucht, etwa» llnabänderliches. An Erleich« terungen. Ben der Schuh am meisten drückt, nicht anzuw. nden und auszunützen vtlstebt, sondern mehr und mehr zurückgeht und verarmt? WaS nüj^t e», tvenn die tüchtigsten Wander« lchrer den Bauer belehren, wie der Anbau dieser Pflanze, die Bearlicitung jeneS BodenS, die Einführung jener Fluchlsolge günstiger für ihn sei? Et bsgreist eS nichl, er hält es nicht für inötllich. d b e« ttoch ergiebigere Pflanzen. Vor!liel!hastcrc Mrthoden seiner Bewirthschaftung geben könnte. Selbst Zahlen bewelsen dem Ungläubigen n.chtö. Seit» geringes geistigcS Vermögen, seine Selbst^ übeisch'itzung lt^fs^n dirs Nicht zu. Grund und Bode»,, der mit Eachkenntniß verbess-rtlverden könnte, bleibt öde liegen, siltkt im Werthe, die Rente lvirS geringer. Dadurch gehen Zut, Arbeit und Kapital verlöten, ein Verlust nicht allein sür die Land-wirthschast. sondern auch fü? dle übrige Bevöl» terung. Bei d r Entwicklung unseres Staats- und !VolkStvesen6. wo jtd S Jnd.vidium an der Verwaltung zc. sich selbst buheiligt. kann cS nicht einetlei sein, lveitN im Staate sich eine Ällajse b.findet, welche, unselbständig in allen ösfetttli-chen Fragen stelS mit dem großem Haufen gehen muß und zulttz' ihre EListenzsähigkeit Verliert. Es ist deehalb nur z ieilil.t möglich: entiveder der Bauer ^t^ht sclnrlN Untergänge entjjegcn. der kleine bäuerliche Stand vrrtckniznd-t als Land' lv i r t y ganz von dem Schauplätze seiner Thätigkcit. tvie in England, ivo bloS noch GroßtUUudbesid vorherrscheud, oder der jüngeren Ärneration lvird eine Bildung beigebracht. tt?rlche sie befätzigt. die hlUtigei» Berhäliitisse zu beurtheilen und ihrem Ltande, ihreai Geiverbe anzupassen. DieS Letztere anerkennend, sieht man anch in vielen Ländern Regierungen, Vereine, G seU-fchaflen in der Errichtung von BildungSanstalten mit einander wetteifern. Dieselben sollen dem jungen Landivirthe Gelegenheit geben, die zur Ausübung seines Berufes nöihlgen Kenntnii^e sich aneignen zu können. Je nachdem nun mit höherer Dot'ttion in längerer Zeit ein vollständig-s Relult.'t erreicht oder nur geringe Mittel und Zeit zur V-rfügung stehen, kann dies auf folgende Weise angestrebt »Verden; 1. durch Errichtung von Alterbauschulen; 2. durch Errichtung von lavdwirthschaftllchtN Winterschulen; 3. durch Errichtung von FortbÜk'ungSschulen. (Schluß solgs.) Aus der Laudjtube. In der Schlußsitzung drS Landtages bed. beziebungStveise nach Wien und des Vroftss-irS Pajk nach RiidolfS« werih sei auS DiensteSrücksichten erfolgt, »vie die» bereits in den ErneunungSd.ki^eten und nicht erst nachträglich ausgesprochen ivurde. wobei nicht unbemeikt bleiben könne, daß der in der Inler« peUation bezogene §.93 deS OrganisationSentwurfes die „bleibeade Austellung" nichl aus einen bestimm-t n Posten bezieht, sondern nur der willkürliche n Entlass-ing gegenübeistellt und daß da» ohnehin auf Mittelschullehrer keine Anwendung findende Lalid^S,leseß vom 4. Fcbruar 1870 außer den zitirtcn Kg. 41 und 45 auch den Z. 15 enthält, welch'r ausdrücklich sagt: „doch muß jeder im Lthrsache Angestellle ttch eine Versetzung, tvelche der Lündcsschulrath aus DiiNstrSlücksichten anord« net. fügen, sofern er dabei keinen Entgana an Bezügen leidet." Nachdem Herr Pajk laut seiner an die ihm vorgfsltzte Gymnasi il-Direktion von RudolfStverth Ao der Rühmaschiae inid am Waschittßel. Bon Dr. Oidtmann. Gleichwohl wäre es unbilli.,. der segetisrelchen Erfindung der Nähmaschine nicht in jed^r Beziehung das Wort zu reden. Wir halten es uur für unsere Pflicht, das betheiligte Publikum dringend zu warnen vor dem LebenSfeiud, der eS ungesehen am Nähtisch in den taufenden Woll-«ud Staubtheilchen umschivirrt. Möge man bei der Arbeit möglichst wenig sich vorübervücken, den Mund geschloffen halten und ein dünnes seidenes Tuch vor Mund und Nase binde«, welches den Durchtritt d«r Tuchpartikelchen verhindeit. Wer aber vor der Nähmaschine nach und nach von einem kurzen, trockenen Hüstelil befallen wird, der gedenke der heutigen Warnung und kehre einer Beschäftigung den Rücken, die ihn unfehlbar dem Grube entgegentreiben würde, wenn sie ohne die angedeuteten Vorsichtsmaßregeln sortgeführt würde. Wie die Nähmaschine als eine von den vielen Quellen alltäglicher physikalischer Athmungreizung zu betrachten ist. so entwickeln die modernen Dampf-waschkeffel Dämpfe, welche nach zwei Richtungen hin die Luft mit chemisch'gisligen Agenticn sättigen. Ein gsuttdsätzlicher Feind von Trugschlüssen, über' lasse ich es dem Leser, sich den genetischen Koin-mentai^ zu der folgenden Kraukengeschichte zu machen, indem ich nur Thatsachen neben einander stelle. 3n einer Familie, deren Hausherr so gründ» lich djc Lllftdiät btobachlrte. daß alle Schlafzimmkr den Winter hindurch allnächtlich gehörig ventilirt itiaren, sollte ein neuer Dampfwalchkess^l versucht werden. Um die „Cigenthümlichkeiten des cmpfitid-s^men Hausherrn" zu schonen, benützte daS ir-eil-liche Perjonal, wie daS geivöhnlich geschieht, die Abwesenheit desselben zum Experiment des Dampf-ivaschenS. Zufällig betrat ich daS HauS, als mir k^er bekannte Seifenqualm deS Waschkcssels aus der kleinen Küche entgegenduftele, in welcher daS sechzehn Monate alte Söhnchen meines Freundes m einem Kinderstuhl am Tisch saß. lvährend die Wände und Fenster von dem kondenstrten Waffer-dampf lrofen. DaS arme Knäbchen halte diese Atinofphäre den ganzen Vormittag einathmeu müsien. wobei noch zu bemerken, daß die Mägde auS Unkenntniß unlerlafsen hatten, die schmu^ige alte Wäsche vorher in Wasser auszuwasch'n. Die Dämpfe bestanden also eiiimal aus ätzender Kalilauge, dann aus allen jeiten in der Wäsche kon- densirten flüchtigen und flüssigen übelriechenden Hautausdünstungsstoffen. die in neuest'^r Zeit in der G sundheitSpfleg? immer berüchtigter werden. Man überzeugt sich von ihrer Anwesenheit am sichersten. weliN man ein mit Eis gefülltes Gl.^Sgesäß in die verunreinigte Lust stellt und da» an der Anßinwand verdichtete Wasscr prüft. Es ist stinkend und trübe, eitthält zahlreiche säulniß. erregende Snbstanzen. qeht selbst schnell in Faulniß über U'd wirkt, genoss n. dir kt als heftiges Gift. Dasselbe g>lt von der an den Fensterscheiben kstt-densirten Feuchtigkeit. Von diesem heftig wiikenden koiizentrirlen organischen Gifte mußle daS athmende Kind viel mehr in sein Lungenblut eingeathaiet hab^n, als vohl ein Dutz'nd Eisfl.^schen auf sich nied^rgeschla-gcn hätten. VieS erivägeno, glaubte ich den Ellern des Kindes eine intensive Erkrankung als unver» 'neidlich prophezeien zu dürfen und zu müssen, dcnl, oaS Blut ivar lnficirt, daS.Gist war im Zsörper und Milßie unter jeder Bedingung sich i'tür' Misch einen AitSweg suchen. In der Thal, schon am diitten Tage war der ganze Körper Uitter ,Mckltcher Ausnahme der unbehaarten Kopflheile mit echten Blattern bedeckt, deren Narben noch heute zu s hen sind. Und dieses Kind war voriges Jahr mit bestem Erfolg geimpft woiden. so daß im Septems»er d. I. gelaagtea Eingab« auf seiucn Posten unö somit auf den Staattdicvst refignirl habe, so entfalle die Beantwortung der Frage: Welche» stesetzliche Hindernih besteht g,gen vi? Verlechunq der noch immkr erledigten, nur durch klnen Suplenten besej^teu Lehrstelle am Marburger Gymnasium an den, die volle Qualifikatjou vach-weisenden Professor Pajk?" In der achten Sitzung hatte Herr Karl Reuter die Jnte'ptllation gestellt: ,1. Ist die Rtgierung geneigt, die auS sanitären und militärischen Rücksichten dringendft gebotene Ueberleguag des Militärspitoles an das rechte Drauufer zu veranlassen? 2. Binnen welcher Zeit kann die Stadt Marburg auf die Ersitilung threS gerecht-fertigten Ansuchens hoffen?" 3n Beantwortung dieser Fragen erwähnte der Statthalter, „daß der Miliiürvertvaltung im Jahre 1871 trohl unbestimmte Kaufanbote sür das Militarspital in Marburg gemacht tvurden. daß aller dieselben bisher nicht berücksichtigt werden konnten, weil; I. dcm Bertauf von ärarischen Gebäuden biS nun prinzipielle Hindernisse im Wege standen und 2. der eventuelle Kausschilliog die durch die Verlegung entstehenden Kosten bei Weitem nicht gedeckt hätte und daher auf die höhere Bewilligung der Kosteubeitragsleistung ohne die dabel interessirte Stadtgemeinde — welche eine diesbezügliche Andeutung unbeantwortet ließ — nicht zu rechnen ivar. Run find in Folge Reskriptes des t. t. Reichstriegs-Miujsteriums vom 22. August l. I. die prinzipiellen Hindernisse des Verkaufes behoben und für die Städte Graz und Lait»ach bereits Verhandlungen wegen Veräußerung oder Umtausch von Gebäuden im Zuge. ES ist nicht zu zweifeln, daß bei entsprechenden Anträgen auch in andern als Landeshauptstädtev ähnliche Vtrhandlungkn durchgeführt werden könnten. Auf das Spital in Marburg liegt ein Kaufinbot zu Aererialzwecktn vor und soll demnächst auch ein anderes Anbot zu gewärtigen sein. Die dieSsälligen Verhandlungen könnten wohl nur dann den von dem g. Herrn Jnterpeilat»ten t^ewünschten Erfolg hoben, »venn sich die Stadt, in deren hauptsächlichstem Interesse die Verlegung liegt, zu einer den damaligen Bedingnugen entsprechenden Gegevleistrng, das ist zum Baue eines neuen M litärspitaleS oder zur Ueberlassung eineS sür diesen Zweck ganz geeigneten GebäudeS am rechten Drauufer verstehen würde, da das gegenwärtige Cpitalsgebäude den GatnisouSbedütfnissen vollkomm u genügt. Hienach wolle der g. Herr Jnterpell. nt ersehen, daß die Militärverwaltung l>kr Uebei legung des Militärspitales in Marburg auf das rechte Drauufer nicht ablehnend gegen-übelstehe und — allerdings unter bestimmten BoraU^fej)ungen — diesem Projekte geneigt sei. Ein Anst:j?en der Stadtgemeinde Marburg liegt auf dem Arme große SchuKblatternarben sich auszeichnen. Möt^- dieser Vorfall alS Beitrag zur Kennt-niß der '^'lc,ttern dienen! Doch nicht die organischen Slc sse hatten im Blut ihre Verderbliche Wir' kung, av 1» die ätzende Lauge der Kaliseife hatte die von uiir vorherverkündigte heftige örtliche Einwirkung liuf die Schleimhäute der Luftwege geäußert. Die Blättern waren in feurigster Biüthe, als eine ljeftige Entzündung des Kehlkopfes und der Luftröhre daS Leben dtS Kleinen bedrohte, und noch sünf Wochen nach der Jafizirung war eine chronische Luftröhrenentzündung mit quälendem Husten vorhanden. Gesetzt, der Zufall hätte mich an dem Wasch» tüge nicht in die Wohnung meine Freundes geführt. ich hätte allso nicht Gelegenheit bekommen, die Wirkung ans der Ursache vorherzusagen; dann würde mir selbst die Erkrankung deS Knaben wohl für immrr räthselhast geblieben sein. Man würde gesagt haben: Seht, doS ist eineS Von den Kin-oern, die auch NachtS die gerühmte frische Lust einalhmen. cS ist bereits todeSkrank geworden, und es wäre ein Fol^, welcher so glänzend die Wichtigkeit der AthmungSdiätetik belegt, dem Fanatiker (denn überzeugte Gegner der Luftathmung existi-ren außer den Selbstmördern keine) als Scheinbeweis sür die Schädlichkeit der natürlichen Schlas-zimliter»Bentilatlon tvillkommen gewesen. Denn an die Einflüsse deS Dampswaschkessels würde« 'dermalen nicht vor. tveshalb die kaiserliche Regierung auch nicht in dcr Lage ist. die zweite Frage der Interpellation einer positiven Beantwortung zu unterziehen." Die Interpellation deS Herrn Konrad Seidl vom 2. d.M. an den RegierungSvertreter ivegen Rkgulirung des Pößnitzflusse» fand nachstehende Beantwortung: „Als mir im vorigen Jahre die großen Schä-den bekannt wurden, «vellve die Hochiväfscr der Pößnitz im ganzen Thalgebiete anrichten, beantragte ich bei dem Herrn Ackerbauminist'r die Verfassung eines Generalprojektes über die Regulirunq dieskS Flusses. — Nachdem mir die dieSfälige Ermächtigung ertheilt lvurde. traf ich sofort die Bcrsü^ gung. daß die erforderlichen Ausnahmen vorge-nomm'n und die Grundzüge für daS technische Elaborat festgesetzt iverde». Diese Vorarbeiten sind abgeschlossen und duS Generalprojekt wird demnächst Vollendet sein. Hiebet bemerke ich. daß der Hauptzweck des Projektes darin liegen wird, die bisherigen argen Versumpfungen deS ganzen Pößniß-thales vom Eisenbahndamme nächst der Station Pößnitz bis zur AuSmündung der Pößnitz in die Drau bleibend hintanzuhalten, gleichzeitig aber auch die für LandeSkulturzwecke dienlichen Brtväs-serungen möglich zu machen. Die Kosten dcS ganzen RegulirungSnnternehmenS werden im Ge-neralprojkte nachgewiesen werden; die AuSsührung desselben lvird sich nach dem Maße der auszu» bringenden Mittel richten." Am b. Dezember ht?tte der nämliche Abgeordnete gefragt: „Welche Gesetze und in Gesetzkraft stehende kais. Verordnungen legm dcr Gemeinde die Mitwirkung bei Einhebung der landesfürstl. Steuern, Grundentlastungs - und sonstigen l. f. Gebühren« Rückständen, dann bei Einbringung von Rückständen an Raturalgiebgkeiten, Funeral- und sonstigen Stollgebühren für Psarrer. Meßner und Organi-sten, endlich von rückständigen Prämien an die k. k. pr. i. ö. Brandfchaden-BersicherungSgesellschast aus? 2. Wie groß ist der Umsang dieser Mit-Wirkung?" In Beantwortung dieser Fragen unterschied der Statthalter zwischen der Ctnhcbung und Eintreibung von Abgaben und anderen Geldleistungen. Bei l. f. Steuern und den daran klebenden Landes- und Bezirkszuschlägen darf die Eiuhebung durch die Gemeinden (mit Ausnahme der Lan desHauptstadt Graz) nie stattfinden. Bei der zwangweisen Einbringung derartiger Rückstände aber haben allerdings die Gemeinden im übertragenen Wirkungskreise über Aufforderung der polit. Behörde mizuwirken und zivar ist die Verwendung der Gemeindevorstehnngen von der Einmahnung angefangen für olle ELekutionSgrade nicht nur gesetzlich zulässig, sondern von den Landesbehör- selbst die Mägde nicht gedacht haben ; abgesehen davon, daß die Magd, welche zur Bedienung deS Waschkessels in der Küche verkehrt hatt<, bettliegend erkrante und acht Tage fieberte. Wir sehen, daß die aus Waschkesseln aufsteigenden Dämpfe gesättigt sind mit den ekelhasten organischen Giftgasen der in der Wäsche abgelagerten Hautexkrekte und mit der nachfrcssenden und zur GefchwürSbildung reizenden Kalilauge, und zwar in jenem feinverdünnten, in heißem Wasserdampf gelösten Zustande, ivelchcr zur Entfaltung einer gesteigerten Gistivirkung ganz besonders dis» ponirt. Zur richtigen Würdigung der Seifendämpfe in ihrer örtlichen Wirkung auf die AthmungSorgane kam in dem oben erzählten Falle mir der Um-stand zu statten, daß eine Dame des HauseS zu industriellen Zwecken wöchentlich Aetzkali abzuwägen hatte und daß dieselbe anfangs meinen Warnungen zum Trotz die Kalistückchen in die flache Hand ausschüttele und mit den Fingern ansaßte, btS nach mehreren Wochen die vom Kali berührten Stellen der Hand ausgedehnte heftige Entzündungen der Haut zeigten, die fchon über zwei Monate bestehen und geringe Neigung zur Heilung haben. Nur bei denjenigen ergriffenen Hautpartien, an welchen ich bei Beginn der Entzündung in einem verdünnten Schwefelsäurebad daS Kali neu-tralisteren ließ, blieb die Entzündung auf die ober- den zur Stk'onunq der P.irteien sefb!^ empfohlen, weil durch die Abordnung behördlicher Organe den Rückständnern nur neue zu der Summe ihrer rückständigen Schuldigkeit oft ganz unverhälniß-mäßige Kosten erwachsen würden. Bezüglich der indirekten Steuer wird auf g. 28 des BerzehrunaS^ steuer-PaleuteS hingewiesen, wonach rückständige"" Abgaben dieser Art auf dieselbe Weise tvie andere l. f. Steuern einzubririgen sind. Dasselbe bestimmt bezüglich der Glundentlastnngs-Zuschläge daS Patent vom 11. April 18öl. WaS andere gesetzliche Leistungen betrifft, wie z. B. KrankenverpflegStoster,, G.ldbttßen. Beiträge von Kirchen. Pfarren. Schulen Zt., so ist foivohl zur Einhebung als auch mr Einbringung die Gemeinvevorstehuug berufen. Von Afjekurauz-Rückstant'en genießen nur die Vu-t'äge für die wechselseitge i. S Brandschaden-Versicherungs-Anstalt das Vorrecht der polit. Ere-kution. tvie die Steuerrückstände. WaS schließlich die Skeuerzufristungsgesuche betrifft, so muß ich im Allgemeinen bemerken, daß derlei Gesuche, so weit es sich um eine gesetzlich gestattete Zufristung handelt, sind, daß auch Gemeinden in Ansehung der Eingaben, die sie bei den Behörden im über« tragenen Wirkungskreise einbringrn, die Gcbühren-freiheit genießen, daß aber manche Gemeiudevor-sicher es mitunter bequemer finden, anstatt deS an die Behörde zu erstattenden Berichtes den Parteien „Zeugnisse" auszustellen, weche dann allerdings der Stempelgebühr unterliegen. Jn-soserne Berichte von GiMeindevorst Hern über solche ZufristungSgesuche der Stcmpelpflicht unterzogen worden sein soll n, kann ich eS nur als meine Aufgabe ansehen, einem derartigem siskalisch-engherzigen, dem Gesetze nicht entsprechendln Vorgange unter Verweisung auf die gesetzlichen Vor» schriften entgegenzutreten." Zur Heschichte des Hages. DaSAbeordnetenhauSdeSunga- rischen Reichstages hat den Gebrauch der deutslien Sprache in der Stadlv.rtretnn,; von Pest-Ofeil verboten — echt asiatisch und dazu noch ungesetzlich. Die Deutschen bilden in dieser Ver-trelung deu lveitauS größern Theil und außerdem erlaubt duS geltende Nationalitätengesctz jeder Minderheit in einer solchen Vertretung, wcnn sie ein Fünftel derselben zählt, den Gebrauch der Muttersprache. Preußische Blätter versichern neuer-dings, der Kriegsminister habe sein Entlassungs-gesuch überreicht. Ob jedoch der alte Wilhelm seinen liebsten Rathgeber zieh?» läßt, ist noch ungewiß und dürste sich erst nach der Ankunft Bismarcks in Berlin entscheiden. Adolf der Kleine in Versailles hält sich noch immer für eine Nothivendigkeit und sten Hautschichten beschränkt und heilte schneller. Und dieses selbe Kali, welches auf derselben Haut der Handfläche tief freffendene G.schlvüre erzeugs, ist der Hauptbestaildtheil der Kalileise, welche meist zum Waschen benutzt wird, muß also, mit der feuchten Lust einer Waschküche eingeathmet, auf die zarten Häute der Lnftwege auch selbst dann verderblich einlvirten, ivenn die organischen Schmutztheile der Wäsche vor der AuSdampfung im kalten Wasser auSgeivaschen tvarcn. Ko«vS erster Klo sse. Bon A. L. Im Bahnhofe der Wiener Weslbahn wurde zum drittenmale geläutet. Nachdem ich weder Epauletten auf der Schulter noch ein goldcnes Ver-dienstkreuz auf der Brust h^tte. entschloß ich mich bescheiden, auf meiner Fahrt n:ich Salzburg mit einem Ledersttze der zweiter Klasse vorlieb zu nehmen. DaS Koupe. in welches ich einstieg, war ziemlichvoll. Eine junge Mutter war eifrig beschäftigt, ihr launenhaftes Kind, »velcheS einen Höllenskandal machte, zu besänfligen; sie versprach ihm ein stehendes Heer auS bleiernen Soldaten, aber der Kleine nahm all die schönen Versprechungen gar nicht in Betracht und setzte unermüdlich sein ohrenseUzer-reil,endes Geschrei sort. Ein geistlicher Herr quälte