Beilage zur^aibacher Zeitung. ^ '^^' ___________Scchütcr^ührM^ 37. Dezember ,8«?. Ans dcr Vegcnwart. «!n Verrälher, erst zaubert er mir die süßesten Bilder vor bie Seele, dann nennt cr mich einen Verbrecher. Und wie k'Nin'6 auch anders scin?" fuhr cr verzwciflung°voll fort; "will ich zur schönen Erinnerung emporsteigen, muß ich über ^le Leiter meines bisherigen Iammerlebens hinaufflettein und denselben Wc« wieder zurückmachcn. Für mich gibt's ! k^inc» Ruhepunkr!" ! „Eie sagten aber, Sie hätten eine Tochter, die ein ! „Das ist sie auch. Schon bei der Mütter Lebzeiten ^'lte sie sich „,„ Arbeit nmgcsehen, nach ihrem Tode arbci-'^e sie emsig fort, sowie ich nnauögcsctzt fortspiclte. Ich , Zollte meine Habe um jeden Preis zurückgewinnen und verlor üblich dcn letzten Louisd'or. In wilder Verzweiflung kaül ich nach Hause. Nur einen LoniS'dor! schrie ich, nnd ich will mir wieder helfen. DaZ g»te Kind begann nun mit verdoppelter Kraft zu arbeiten, es opferte die Nächte und zehrte dabei ab; die edle Tochter sparte sich's zugleich vom Mlmde ab und rasiclc nicht eher, als bis sie mir dcn Louis-d'or eingehändigt halte. Und nnu crsi folgte meine Strafe, die ich wie ein Vcidammter ausstehe. Mit diesem Lonisd'or begann ich wieder zu spielen und gewann eine nicht unbe« ' deutende Summe. Sie schien mir aber noch immer zu klein, ! um mit ihr etwas unteinehmen zu könne»; ich spielte weiter ! li»d verlor am Ende Alles wieder, bis auf daö Goldstück ! meiner Tochter. Dicscs jVtzle ich denselben Abend nicht ! mehr auf die .ssaite; an: folgende» Tage gewann ich wieder, ! am nächsten verlor ich abermals. Und ich muß meine Habe ! wieder zürückgewinnci!. Dicsc5 rastlose Treiben aber ist mein ^ Fluch. Mein Kind ernährt mich. Untcr T.igs ist mein Gcist > stumpf, mein Körper matt, ich bin zu jeder Arbeit unfähig. ^ Aber wenn die Nacht anbü'cht, beginnt ciu neues Lcbcn in ! mir, ich muß zum Pharaotische, he^ite gewinne ich, morgcil ! verliere ich; doch das Goldstück meiner Tochter darf nicht ! verloren gehen, am nächsten Abende bringt es wieder Glück. ! Ich fühl'ö, es ist das Vlutgcld eines Waisenkindes, mit ! dcm der Gerechte in seinem Zorne mich schlägt, und ich ! sann dcr Strafe mich nicht entziehen, ich muß sie dulden, !' bis dieser elende Körper in sci» Nichts zurückfällt." „Sie sollten aber neu aufleben, Sie und Idrc cdle Tochter!" rief ich jetzt, Allee- l,m mich her und mich selbst ganz vergessend, „ein braver Man» liebt Ihre Tochter und will sie zur Gattin." ! Wie aus einem Traume erwachend, fuhr Lcfcbre bei ' diesen Worten heftig zusammen, sticite mich dann verwundert an und fragte langsam: „Woher kennen Sie mcine Tochter?" Ich wurde verlegen. „Hm, vom Begegnen auf der Gaffe. Abcr nicht ich — mein Freund." „Wer ist Ihr Freund?" „Gr hatte ein Mal die Ehre, sich Ihnen zu piäsen-tiren. Er wollte Ihrem Fräulein Tochter Aibcit bringen—" „Aha, ich erinnere mich. Und sie sind sein Plaut-werber? Wo ist (5, ?" „Er mußte nach Deutschland znrüc'fchrcn, wohin auch ich in Kurzem ihm folgen werde." „Hören Sie, mein Herr. Ich und meine Tochter sind ! Vettler. Alice aber will eben so wenig wie ich ein Almosen von Fremden annehmen. Sie hat 'mir bereits von Ihres Freundes Werbung erzählt; sie erkennt mit Dank fein red» liches Gefühl, will aber bei ihrem Vater ausharren, mit dem sie auch in Armuth sterben will, wenn das Schicksal ihm das Verlorne nicht wieder zurückgibt. Sie bat mir dieß freiwillig zugesagt, und darum dürfte ich auch Ihren Freund zum Besuche unseres Hauses nicht aufmuntern." „Herr!" rief ich erschüttert, „lassen Sie diesen falschen Stolz, Sie sind Gott dafür verantwortlich, daß Sie Ihre Tochter nicht hilflos in der Welt zurücklassen. Sie klagen sich eines Verbrechens an und sind im Vegriffe, ein zweites ! sscgeu Ihr unschuldiges Kind zu begehen, dem Sie zur Dankbarkeit verpflichtet sind. Lassen Sie mich meine Werbung bei Ihrem Fraulein Tochter selbst anbringen, u»d erst Alicens 'Ausspruche werde ich mich fügen. Doch Sie müssen zuvor noch Ihr Kind zu überzeugen suchen, daß dessen Glück auch das Ihre ist." Der Mann schwieg einen Augenblick, während er nach» zudenken schien, dann sagte er ruhig: „Suchen Sie mich ', in drei Tagen ln meiner Wohnung auf, wir wollen bis dahin die Sache in Erwägung ziehen und Sie sollen daun die Antwort erhalten." Mit diesen Worten verabschiedete er sich von mir, und ich ging in großer Bewegung nach Hause. Mit heißer Ungeduld erwartete ich den dritten Tag. Er kam, und ich stog mehr als ich ging in die Vorstadt Saint Aütoine. Ich öffnete die Thüre von Lcfebre's Wohnung und ^ prallte erschrocken zurück. Von brennenden Wachskerzen um« ! geben, lag er bleich und starr da — eine Leiche, und zu seinen Häupten kniete Alice in Schmerz aufgelöst und ihre Bekannten umstanden den Todten in stiller Theilnahme. Lefebre's C'nde war auf eine eigenthümliche, mit seinem Leben jedoch übereinstimmende Weise herbeigeführt worden. Er hatte am Abende nach unserem Beisammensein, in Gegenwart seines Freundes, bei dem er jedes Mal vor dem Spiele seinen Thee einnahm und der ihn dießmal begleitet hatte, abermals in gewohnter Weise gespielt. Dießmal aber hatte ihn das Glück ungemein begünstigt, und das Goldstück seiner Tochter, das er gestern wieder übrigbehalten, hatte, wie noch nie zuvor, ihm heute eiuen reichen Gewinn ein» gebracht. Durch diesen Erfolg kühn gemacht, begann er wieder hoch zu spielen und das Glück verfolgte ihn nun im wahren Sinne des Wortes. In seinem freudigen Taumel vergaß er alle Vorsicht, nud ohne mehr z>, überlegen, rief er, das ihm lächelnde Glück verwegen in die Schranken fordernd, mit wildmuthiger Stimme: »vn d.mlzu«!« u:,d For» tuna leerte willig ihr Füllhorn über den verzweifelten Spieler au?. Die Karte wurde umgewendet — Lefebre hatte die Vank gesvreugt! Dieß überstieg seine Kräfte, dieser plötzliche Glückswechsel nach den Jahren des Elends, Kummers und der Gewissensbisse wirkte so erschütternd auf seine an» gespannten Nerven, daß er augenblicklich bewußtlos zKamineü< stürzte. Sein Freund sorgte dafür, daß ihm schleunig ärzt» liche Hilfe geleistet und sein ungeheurer Gcwiuu in Sicher» heit gebracht wurde; allein seine Lebenskraft war gebrochen, er hatte nur mehr Zeit, sich mit dem Himmel auszusöhnen und seine letztwillia.cn Anordnungen zu treffen. Zwei Stunden nach seinem Siege an der Pharaobank, den er dem redlich erworbenen Goldstücke seiner Tochter zuschrieb, hatte er seinen Geist ausgehaucht uud sein Kind zur (5'rbin dieses beträchtlichen Gewinnes gemacht. Als der Anstand es erlaubte, brachle ich bei der nun wohlhabenden Waise die Werbung im Namen meines Freundes vor, ohne jedoch mit meinem Antrage zu reussircn, da, wie sie offen gestand, sie für seine Person keine Zuneigung zu fassen im Stande war. Aber wider Vermuthen wurde ich nicht ungern gesehen; wie die Weiber nun sind, daß oft ein einzelner Charaktcrzug zündend auf sie wirkt, so hatte ihr meine Treue gegen den Freund imponirt, während zugleich ihr weiblicher Scharfblick n-.ich durchschaut und meine Neigung für sie entdeckt hatte. Ich tonnte nun mit gutcm Gewissen mich um ihre Hand bewerben, denn ich hatte der Freundespflicht redlich Genüge geleistet, und Alice machte mich zum glücklichste!, Gatten aüf Erden, nachdem sie schriftlich meinem Freunde für seinen redlichen Antrag gedankt hatte. F. Nd. Rcber den Verfall der Gemüthlichkeit. Häufiger und häusiger laßt sich die Klage vernehmen, daß die Gemüthlichkeit im Verfalle begriffen und theilwcise bereits aus dem Leben verschwunden sei. Die Klage selbst ist durch das Vorhandensein der leidigen Thatsache berechtigt, aber die Wenigsten derer, die da klagen, stellen eine ernste Selbstschau an, sonst würden sie gewahren, daß sie mehr oder minder selbst mitarbeiten am Ruin, und größere oder geringere Schuld tragen an dem abstoßenden, herzlosen Gebaren der Gesellschaft. ! Worin ist sonach der Grund des Verfalls der Gemüth- lichkeit zu suchen? In der epidemisch um sich greifenden Unzufriedenheit mit dem durch Geburt und Verhältnisse angewiesenen Staude. Jeder glaubt sich für Höheres befähigt und überspringt ! die Schranken seines Wirkungskreises. ! Der Handwerker will kein Handwerker mehr sein, er ! fühlt sich zu großen Unternehmungen und Spekillationcü berufen; der Krämer schmachtet nach der Stellung deS Großhändlers; der Ockonom spürt etwas von dem Geiste cinc^ 5 Finanzministers in der Brust und durch das Hirn des Kadettcü ! zuckt die Idee vom Ber»f eines Cäsars. ! Kann in einer Gesellschaft, welche durchaus aus M'I>" ^ vergnügten besteht, die Gemüthlichkeit wohnen? Muß inch^ ^ dort, wo es Jedem nach dem glänzenderen Standpunkt bc" Andern gelüstet, wo die Herzen insgesammt vom verzehrenden Sehnen nach Rang und Würde gefoltert N'erden, Neid, Trug liüd Bosheit z» Tage trete»? Muß nicht die Sucht, sich höher emporzuschnellen, den sichern Schritt durchs Leben gefährden? Darf der Schwindelnde sich zu behaupten hoffen? Ist nicht der gleißende Schein des wahres Glückes Grab? Fasseil wir einige Momente wie sie die Gegenwart bietet, "ins Auge. Der schlichte Gc^eibsmann hat durch Flciß und Geschick sich eine behäbige Lage verschafft — er ist jedoch unzufrieden mit seinem Stande, ihm genügt nicht die Achtung, auf welche er als ehrlicher 'Mann Anspruch zu machen berechtigt, er freut sich nicht dessen, was er erworben, sondern kränkt sich, nicht auf der Höhe zu stehen, welche And'ren bcschicdcn. 43r verwünscht einen Beruf, der ihm so viele Muhen vcrur« sacht und mit ungenügenden Erfolgen gelohnt. Er hat einen Sohn und eine Tochter. Der Erstere muß studiren, die Letztere für eine gnädige Frau fich bilde». Das durch jähre» lange Anstrengung Ersparte wird flott und der Sohn, der vom Vater den Handwerksstano verachten gelernt hat, blüht zum dünkelhaften Kavalier empor. Er übertragt die Gering« schahung der elterlichen Haudthirling auf dic Eltern selbst, er stellt seine Forderungen höher lind höher, und rechtfer-» tigt dieselben durch den Hinweis auf seine Stellung. Hatte Anfangs der Aaler aus Eitelkeit in die Befriedigung der standesgemäßen Bedürfnisse seines Sprößlings gewilligt, so Musi er schließlich, will er nicht alle Plane vereitelt und den Goldjungen aus der Fahrt nach Rang und Würde schmählichst scheitern sthcn, das Letzte opfern. Das Töchterlein macht vorwiegend der Mutter schwere Stunden. Die heranreifende Dame lernt tanzen, singen, musteren und llärt ihren Geist durch französische Romane. Sie weiß von Theatern, Konzerte» u»d Ballen Vieles zu erzählen, aber um Küche und Wäsche kümmert si« üch »icht. Ihre zarten Hände schweben allerliebst über die Tasten des Piano's, aber für häusliche Albeit sind sie natürlich nicht verwendbar. Sie bildet sich ja eben für Höheres aus und der Mutter liegt es ob, ihre Tochter ,u bedienen. Nun kommt aber die Anstellung für den Sohn nicht so bald, als gehofft und geträumt worden war und endlich langt der wirklich errungene Gehalt für den verwöhnten jungen Mann nicht aus. Für die Tochter anderseits n-ill kein reicher Freier sich melden und zur Ehe mit einem Gcwerbsmanne ist sie nicht erzogen und auch nicht geeignet. Ist es möglich, d>',ß unter solchen Verhältnissen nun» mehr Vater und Sohn. Mutter und Tochter sich glücklich fühlen? Der Vater würde, wenn er die Vortheile seines ^.»d- j werks nicht verkennend, seinen Sohn für dasselbe gebildet hatte, in alten Tagen einen tüchtigen Gel.'il,'e>l gefunden, die Mutter, wenn sie ihrer Tochter eine bürgeilichc Erzie-hmig beigebracht hätte, als gebrechliche Marone ei»e liebevolle Pflegerin gewonnen haben. So ringen die hochl'ctagtcn Eltern mit Entbehrung und Noty und ernten von den Kindern Schmach und Hohn. Wie elend aber endlich ist das Ende dieser Kinder! Kann unter solchen Verhältnissen die Gemüthlichkeit gedeihen? Können mit sich selbst zerfallene Mensche« es gut ! mit andern meinen? Kann, wo das Eiukommen den eigenen Bedürfnissen nicht entspricht, selbst dort, wo das Herz noch nicht völlig verhärtet, von einer werklhätigen Linderung frein» der Leiden die Rede sein?' Muß nicht der schroffste, a»s-schlicßendste Egoismus zur Herrschaft gelangen? an die Stelle der Gemüthlichkeit die herzloseste Schadenfreude treten? Jeder Stand hat seinen Werth, u»d in jedem Stande läßt sich Ersprießliches, ja verhältrlißmäßig Großes leisten. Kein Stand verdient Verachtung und er wird sie auch nicht ernten, so lang er sich nickt selber aufgibt. So lächerlich ^ der Stolz auf eine Handthicriü'g sein mag, so gerechtfertigt bleibt jedoch das Selbstbewußtsein des wack'rcn Mannes. Die sogenannten bevorzugten Stände würden gewiß nicht so wegwerfend von den bürgerlichen Leuten sprechen, wenn diese nicht dnrch Wort und That, durch schlechtverheblten Neid und lächerliche Nachäfferei täglich und stündlich den Vewcis liefern würden, daß sie gar so gern auch etwas Höheres sein und in „Noblesse" machen möchten. Kann endlich von einer wohlwollenden Annäherung der Stände die Rede sein, wenn Einer im Ändern seinen Tod» feind wittert? Aber, wird man einwenden, soll ein großes, für Höheres berufenes Talcut in der Handwerksstube verderben? Nichtiger Einwand! Das wahrhaft große Talent wird unter allen Verhältnissen Ersprießliches leisten und auch die Handwerfsstube hat Raum genüg für geistiges Gebaren! Auch dem Gewerbs« manne komincn Einsicht und Kenntniß zu Statten und es gibt nicbts sehnlicher zu wünschen, als die Vcscitigling des Wahnes, daß die Bildung mit der Arbeit unverträglich und die Würde nur durch Sichbedienenlassen bedingt sei. Das von der Natur erhaltene Pfund läßt auch im sogenannten miserabelsten Geschäfte sich verwerthen. Es pflege Ied?r das ihm durch Geburt und sonstige Verhältnisse angewiesene Terrain mit Lust »nd Liebe, Ausdauer und Un'.'crdrossenheit; finde Befriedigung im echten Mannesstolze und fülle den Platz, auf dem er steht, ganz und ehrlich aus. Er trachte in redlicher Weise zu erwerben und lebe seinem Einkommen gemäß; er suche sein Eigen zu vermehren, aber blicke nicht neidisch empor nach Jenen, die höher stehen uud opfere nicht schwindelnd der Wahrheit den Schein. Dann, aber auch nur dann allein, werden Wohlbe« Hagen und Zufriedenheit zurückkehre» , das von übcrflüssigfn marternden Sorgen befreite Herz wird dem Mitgefühle für fremdes Leiden, der Freude am fremden Glücke von Neue»:» sich erschließen und das Reich der Gcmi'ühlichkeit wicder auf Eiden sciu. Wie sich ein Rothschild rächt. ^ Das Londoner Haus Rothschild »rollte eines Tages einen "»s sei» Frankfurter Haus gezogenen Wechsel bei der B>,»k von England diskoiUiren lassen, derselbe nnirdc aber mit dem Vemctkcn zurückgeiviesen, die Vauk diskontire niemals ^ Basiere von Pri'.'atcn, sondern nur ihre eigenen. „So, so, ! von Privaten!" näselte Varon von N^thschild, als ihm der ! Bescheid übcrbracht wurde, „wollen den Gentlemen zeigen, ! welche Sorte von Privaten wir sind!" Er ließ drei Wochen ^ lang so viel Fünfpfundnotcn in England und anf allen curo» ! päischcn Handelsplätzen cinwechscln, als nur zu haben waren, ^ erschien dann eines Morgens in aller Frühe an der Kasse ! der Pauk und nahm eine Fünfpfunduote ans seinem Porte» ' feuille, für welche ihm ohne Weigern fünf EovereignS aus- ! gezahlt wniden. Der Kassier wunderte sich nur darüber, ^ düs: der Herr Varon sich wegen solcder Kleinigkeit persönlich beinühe. Dieser untersuchte jedes Geldstück genau und «hüt ! es dann in einen mitgebrachten Lciinrandbculcl, worauf er ! eine zweite, eine dritte, eine zehnte, eine hundertste Fünf- ! pfündnote hervorzog und gegen Gold auswechselte. Nachdem ! das erste Portefeuille geleert und der erste Veutcl gefüllt ist, j überreicht ein Livrecbcdientcr dem Herrn Varon ein zweites ! Portefeuille und einen zweiten Veutcl. und dieses langwei« ! lige Manöver wird neben volle Stünden, bis zum Schlüsse ^ des Bureaus fortgesetzt, wo der Vanquicr 4200 Pfd. Ster« ! ling umgewechselt hatte. Da aber »enn seiner Komniis den > gangen Tag in gleicher Weise bei sämmtlichen neun Filial- i fassen der Hauptstadt beschäftigt gewesen waren, so folgt daraus, dast das Haus Nothschild etwa 42.000 Sovcreigns ans der Aa»k gezogen hatte. Am ersten Tage lachte man über die kleine Malice des Barons. Als das Manöver sich aber am nächsten Tage wiederholte, lachte man schon weniger. Die Heiterkeit legte sich vollends, als der Fürst der Van« q'iiers sagte: „Die Herren von der V.n,k wollen meine Papiere nicht nehmen, das stcdt ibnen frei, aber ich bin auch nicht gezwungen, die ihrigen zu behalten. Sagen Sie ihnen, das? das NmwechZlungsgeschäft ungefähr zwei Monate fortgehen wi:d." Zwei Monate — das wären 2 ^ Millio« „cn Sovereigns und ein cuormcr Zeitvcrllist gewesen. Die Vank von England bekam Angst. Deßhalb las man in sammt-lichen Abend- und Morgenblättern,< das; ste in Zukunft die P.ipiere des Hauscs Nothschild annehmen irerdc, wie ihre eigenen. Wie S'ceschlangc. N.,ch dem „Phare de la Loire" ist die Erislen; der Seesälange allen Ungläubigen gegenüber endlich doch beniesen, iüdei» eines dieser Thiere todt in, Sande gefunden worden. Das Vlatt sagt Folgendes darüber: Der Dreimaster „Tocaüü'n" wallte eben üach Ilantes segeln, al^ ein Lootsc eine Nippe dieses Tdiercs nach P7.ra brachte; dieselbe wurde an Bord des Schiffes genommen, um den, Nbedcr zugestellt ^u wer- ^n, der seit dem 8. Dezember in deren Ventz ist. Der ^ Lootse erzählte folgendes Nähere darüber: Das Thier war 126 englische Fuß, nngefähr A6 Meter lang; der Schwanz allein hatte 60 Fusi Länge; der Kopf, der zum Theil vom> Sande bedeckt war, maß 4—5 Meter, und hatte etlvc, die Form eines Kaimankopfes, war aber nicht ganz so fpitz; statt der Vordcrsüße dalte das Thier zwei Schaufeln, die als Schwimmflossen dienten; der untere Theil des Leibes und Schwanzes war mit schuppigen O-uerstreifen versehen. Sie konnte erst seit knrzcr Zeit todt sein, denn jie war beinahe unversehrt, al? sie ans Land geworfen wurde. Die Bewohner von Solimas haben sogar versucht, Qcl aus ihr zn gewinnen. Die Nückenwirbrl waren so groß, daß sich jene Leute aus jedem derselben einen Sitz zum alltäglichen Gebrauch machten. Man kann sich übrigens von der Ans-debnung dieses wunderbaren Neptils nach der einen seiner Nippen einen Vegriff machen, welche nach Nantes gebracht worden, und die noch dazu eine der kleinsten ist; sie ist 3.g2 M. lang (10—1! Fuß). Man schreibt, daß die größten Nippen wenigstens doppelt so groß sind, und das: man im Sinn hat, einige derselben mit dem ersten Schiff zu schicken, das vou Para für unscin Hasen in See geht. Dieses Thier scheint eher den Ncptils»An>phibicn, als den Fischen anzugehören, nnd Alles laßt voraussetzen, daß es aus den der Loul^'Vai uahcgclegcncn Sümpfen gekommen, in die sich verschiedene große Flüsse ergießen, oder auch aus dem Ama« zonenstrom; doch beweist nichts, daß dasselbe nicht auch die hohe See zu seinem Tummelplatz gemacht. Literatur. I l l u st r i r t c 6 Fa m i l i e n b u ch des österr. Lloyd. Das eben erschienene 2. Heft des vom österr. Lloyd in Triest herausgegebenen illustrirlen Familienbuches reiht sich durch Neichhaltigkeit nnd Gediegenheit des Inhalts würdig an seine Vorgänger an. Je nach Geschlecht, Stand und Alter witd jeder Lcscr irgend ctn>as daran sindcn, was ihn belehrend oder unterhaltend anzieht. Wir erwähnen nur das ' sinnige Gedicht von Fr. Halm «Die Glocken von Limmerick," „die Walhalla" von I. G. Kohl, „die Jagd in Qbcr.Abys. sinien" von Fr. Gerstäckcr, „das Haschisch" von Dr. Th. Hoh :c.; anch die dem Haushalt und den Gewerben gewidmete Nubrik ist durch gemeinnützige Mittheilungen von W. Hainm dießmal besonders reichlich bedacht. Unter den drei Stahlstichen: „Der Platzregen," „Moritz von Schwind" und „Walhalla," hat uns das erstere Vilo, drei reizende Mad« chen, die sich unter einem Ncgcnschirm bergen, ganz beson« ders angesprochen. Aus dem Tränn gau. Oberöstcrreichische Dorf- u»d Volksgeschichten von K. A. Kaltenbrunncr. Wien. Zamarök K Dittmarsch. 1863. Der Verfasser, als lyrischer Dichter und durch seine früheren Arbeiten vorthcilhaft bekannt, bietet uns da wieder ein emftfehlenkwerthes Wcrkchcn. Die Erzählungen, durch Frische und Natürlichkeit ausgezeichnet, enthalten getreue Schilderungen des volksthümlichcn Lebens im Traungau !>ud werden allen Freunden dieses, durch seine Nalurschönhcitcn so gepriesenen Dissriktcs Qbclöstcrreichs eine willkommene Lektüre sein.. Die Ausstattung des Büchleins ist eine saubere, die eingestreuten Illustrationen sind recht,nctt. Druck und Verlag von Ign. v. Alcinmayr A F. Bttmlil.'rss in Laibach. — Wnanw'crtÜchn 3,'cdacicur 2- v, Alcillmayr.