Kr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ 44. Freitag am 3H.. Mai Ä844. Von dieser Zeitschrift erscheine« wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochenes lolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blatte« ist in Laibach ganz­jährig e, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Couoert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M,, und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. k. Postämter nehmen Pränumeration an. Aufmunterung. Nie der muthige Leu im Kampfe mir Tigern und Schlangen Nimmer verzaget, es sei auch um sein Leben gescheh'n; Wie er sich richtet empor mit dem kühnen Blick eines Königs, Während sein furchtbar Gebrüll gleich einem Donner verhallt. Dann mit einem Schlag das Gehirn des Feindes zerschmettert, Oder durch muthigen Sprung Schlangengewinde zerreißt: Ebenso ziemt es dem Mann im Leben sich wacker zu halten. Nie zu fliehen den Sturm — Stirn« zu, biete« dem Feind. Bleibst du immer ein Mann, der strenge Rechtlichkeit übet, O dann blickest du leicht Jedem beherzt in's Gesicht. — Möge« Gefahren dir dräu'n und Blitze den Himmel durchkreuzen. Unter welchem du wohnst; — sind sie denn einzig für dich? — Streifen kann das Unglück dich oft, doch niemals vernichten. Wenn du mit ruhigem Blick Vorsicht dem Muthe vermählst, D'rum erwache als Mann und zeig' der Benennung dich würdig, Zeige, daß Kummer und Gram nie dir besiegen den Geist. Zeige, daß dir dein Herz vor keinem Sterblichen zittert, Ueberhaupt zeige dich stets, zeige dich Jedem als Mann: Dann wird das Glück sich selbst um deine Freundschaft bewerben. Du wirst Königen gleich, öfter auch glücklicher noch; Dann übersiehst du mit ruhigem Blick das Treiben der Menschen, Und »uf die Höhen Hinauf schwinget dein Geist sich empor! Leopold Kordesch. Die Todtenbraut. Novelle von G. M. Winter. «.Beschluß.) I n Laibach pränumerirt man beim Verleger am R»»n, Nr. 19«, im ersten Stocke. Herz, darum wenn Sie mich vor Wahnsinn bewahren wol­len, so sprechen Sie nie ein Wort, das meine Ohren er­reichen kann." Vergebens bemühte sich Wernhof , das Vorurtheil zu bannen, das seinem Glücke im Wege stand. Hermine wiederholte ihre Bitte, sie zu verlassen, wenn er nicht Zeuge ihrer Verzweiflung werden wolle. Er schied denn mit ge­brochenem Herzen. Ein lebensgefährlicher Gram nagte an seinem Leben; er betrat Herminen's Wohnung seit dem nicht mehr, aber täglich war er auf der Promenade, wo Her mine erschien, die willenlos dem Wunsche des Vaters folgte, welchem der Arzt Bewegung als Heilmittel für Her­minen's krankhaften Zustand angerathen hatte. Um diese Zeit kam ich nach Z^* . — Ueberzeugt, daß Zufall und Vorurtheil zusammen wirkten, zwei Herzen in Liebesschmerz zu brechen, konnte ich es nicht unterlassen, einen Versuch zu wagen, das traurige Schicksal der Lieben» den abzuldenden. Meine Braut, ein gefühlvolles, sanftes Mädchen, war bereitwillig, meine Bemühungen zu unter­stützen, und während sie Herminen vorsichtig und scho­nend von der Nichtigkeit ihrer beinahe zum Wahnsinn ge­steigerten, fixen Ideen abzubringen suchte, goß ich Hoffnung in das Herz des jungen Künstlers, das beinahe jedem Hof­fen abgestorben war. Meine Braut strebte lange vergebens, Herminen zubewegen, Wernhof's Besuche wieder an­zunehmen, und erst, als sie ihr vorstellte, daß ihre Weige­ ie sank ohnmächtig zusammen. — Als sie rung des Geliebten Tod ganz gewiß zur Folge haben müsse, nach vielen Bemühungen die Augen aufschlug, während im entgegengesetzten Falle derselbe wenigstens ver­ ^ ^ fiel der gebrochene Blick auf Wernhof , zögert und zweifelhaft würde, entschloß sich Hermine , und sie bat ihn, sich zu entfernen. Dieser gehorchte. Als Wernho f zu sprechen. er sie am andern Tage besuchte, fand er sie erschöpft auf Meine Belehrungen an Wernho f über sein Beneh­dem Sopha sitzen. Sie erhob sich bei seinem Eintritte und men bei der ersten Zusammenkunft waren überstüßig, denn sagte mit mühsam erzwungener Fassung, ehe er noch ein ihm war die Liebe ein besserer Lehrmeister. Er sprach wenig Wort sprechen konnte: „Ihre gestrige Erklärung, mein lie­durch Worte, desto mehr aber sprach sein schmerzverrathen­ber Freund, hat es mir klar gemacht, daß für mich auf des Auge zu dem Herzen der Geliebten, und ich bemerkte Erden des Grames kein Ende sei. Wenn Ihre Worce mit inniger Freude, daß in Herminen's Innerm die Wahrheit waren, wenn Sie mich wirklich lieben, so meiden Hoffnung ihr schönes Vorrecht geltend zu machen anfing. Sie mich. — Der Klang ihrer Stimme schneidet mir durch's Ich und meine Braut hüteten uns wohl, hier zu drängen; R74 wir überließen den glücklichen Erfolg der Allgewalt der Liebe, und fanden den schönsten Lohn unserer Bemühungen in dem sichtbaren Aufblühen Herminen's , deren trübe Zweifel mit der zunehmenden Gesundheit schwanden und in kürzerer Zeit, als ich es erwartet hatte, überraschte mich Wern ­hof mit der Nachricht, daß sie eingewilligt habe, die Sei­«ige zu werden. Wernho f war überaus glücklich, und selbst Her ­mine hatte nur selten trübe Ahnungen, die aber gänzlich schwanden, als ohne Gefährdung der Vermählungstag er­schien. Mi t verklärtem, seligen Lächeln ging sie zur Kirche und ein dankbarer Händedruck lohnte nach vollzogener Trau­ung meinen Veitrag zum Glücke der Vermählten. Als Hermine an Wernhof's Arme aus der Kir­che trat, stand an der Thüre ein Mann, im Mantel ge­hüllt. Kaum hatten sie und ihr Gatte die Schwelle über­schritten, so trat der Mann auf sie zu, warf den Mantel zurück und sagte mit dumpfer Stimme zu Herminen : »So hast du denn heute zum dritten Male die mir gelobte Treue gebrochen?" — Hermine hatte mit Entsetzen die Züge ihres Iugend­geliebten Bald in erkannt und sank in Ohnmacht hin. Der Bräutigam fing sie in seinen Armen auf und suchte sie ins Leben zurückzurufen. Da fiel ein schwerer Körper vom Dache des Portals und — Wernho f stürzte leblos neben seiner ohnmächtigen Braut nieder. Ein neugieriger Junge war auf das Dach geklettert, um den festlichen Braut­zug zu sehen. Die abenteuerliche Störung Baldin' s war Ursache, daß er sich zu weit vorbeugte und so herab­fiel. Sein Fall auf Wernho f rettete ihm zwar das Le­ben, diesem aber wurde das Genick gebrochen. Ein Jahr nach diesem Vorfalle besuchte ich die Irren-Anstalt zu W***. Bekannt mit dem Director des Hospitals, erhielt ich Zutritt in die Abtheilung des weiblichen Geschlech­tes. I n einer Zelle kniete ein Mädchen vor einem Todten­gerippe und spendete demselben die zärtlichsten Liebkosungen. Bei unserm Eintritte stand sie auf und wandte das Ge­sicht gegen uns. — Es war die — Todtenbraut! — Die Weinsäufer wollen Pension haben. Humoreske von Bernhard Tomschitsch. I n einem Wirthshause zu Möttling saßen muntere Gäste um den Tisch herum und conversirten lebhaft. Da klopft ein dickleibiger, schon ziemlich bejahrter Stammgast, (wir wollen ihn Bibulu s nennen), auf sein Glas und läßt sich vom Wirth schon das vierte Mal die Flasche füllen. Ihm gegenüber sitzt der Verzehrungssteuer-Bestellte, mit einem Paar junger Leute, die der enorme Durst des Wein­säufers und seine collossale, kupfrige Nase, die wie ein Laubfrosch an seinem verklärten Gesichte klebt, zu besonde­rer Heiterkeit stimmt. Der Weinvertilger merkt jedoch gleich, wohin die Spaße zielen, und mit zornentbrannter Miene zu dem kichernden Kleeblatte sich wendend, spricht er: „Glau­ben Sie ja nicht, meine Herren, daß ich schon betrunken sei und daß mir ihre Mienen und Andeutungen entgehen, welche zu deutlich sprechen, daß Sie mich mit ihrem Witz beehren wollen. Es ist nicht eben artig von Ihnen, wenn Sie meine allerdings etwas große Nase anstößig finden und sich über sie lustig machen, indem Sie auch bedenken soll­ten, wie ich zur irregulären Bildung derselben, außerdem, daß ich ihr durch das öftere Zusichnehmen des Rebensaftes einen Zinnoberglanz verlieh, nichts beigetragen haben konnte. I m gleichen Grade ist Ihnen, und besonders dem Herrn Bestellten zu verübeln, wenn Sie darüber lachen, weil ich etwas stark trinke." Der Bestellte errieth sogleich, was Bibulu s meinte, daher entgegnete er: „Sie haben Recht; ich muß gestehen, daß ich Ihren Vorwurf verdiene, wahrlich, da Niemand we­niger, als ein Bestellter, über einen Weintrinker sich lustig machen darf." »»Nun das glaub' ich auch! Wie, frage ich Sie, wür­de es da um die Weindaz-Pächter stehen, wenn Jedermann nur so viel Wein tränke, um eben seinen Durst zu löschen? Ich trinke schon seit meinem zwanzigsten Jahre im Durch schnitte täglich wenigstens 5 Maß und habe folglich schon ein hübsches Sümmchen Weindaz gezahlt; denn der Trin­ker, nicht der Wirth zahlt die Weinsteuer!"" — »Das ist wahr, sehr wahr! Erlauben Sie, daß ich nach diesem Durchschnitte berechne, welchen Vortheil Sie der Verzehrungssteuer-Pachtung in den letzen drei Jahren durch Ih r Weinvertilgen gebracht haben?" — »»Warum nicht? — Hier haben Sie meine Bleifeder, berechnen Sie!"" Es ergab sich, daß der Mustersäufiing der Pachtung in einem Jahre einen Vortheil von 60 fi. Zo kr. abwarf, was in 3 Jahren 182 fi. 30 kr. beträgt. »Das ist ja die jährliche Besoldung eines Bestellten!" rief Einer aus der Gesellschaft. »In der That, der Mann verdient eine Pension!« schrieen Alle einstimmig. »„Mordelement! die verdiene ich auch!"" fiel Bibu ­lus ein. »Ich werde meinem Herrn Principal vorstellen, daß er Ihnen eine gibt," meinte der Bestellte. »»Thun Sie das."" »Noch besser wäre es jedoch, wenn Sie ein Bittge­such verfaßten, auch Zeugniße von einigen Wirthen beilegen würden, bei denen Sie sich im Saufen besonders hervor­gethan haben." — »»I, hören Sie, Zeugnisse, so viele Sie wollen! Nur bin ich im Concept etwas schwach — seit den letzten Jahren nämlich — auch will mir die zitternde Hand nicht so recht parircn. Wollten Sie daher nicht die Güte ha­ben, mir eine derartige Bittschrift zu verfassen und sie sau­ber abzuschreiben, daß ich mich etwa bloß zu unterzeichnen brauche? — Sie können rechnen auf Erkenntlichkeit."" — »Auch das! Ich werde Sie aber darin verbinden, daß Sie künftighin unter keinem andern Verzehrungssteuer-Päch­ter Wein vertilgen, und daß Sie sich im Betretungsfalle aller ferneren Ansprüche auf die Pension begeben." — »„Ei, ei! das klingt ein wenig hart. — Unsereiner muß doch auch dann und wann verreisen; man ist müde, RV5 man geht in ein Gasthaus — man läßt sich etwas zu essen geben — darauf bekömmt man Durst. — Soll man vor Durst sterben? Wie? Und dazu in einer Durstlösch-An­stalt? Was?"" — »Da ist leicht zu helfen: Sie trinken entweder Was­ „„Wasser?! — Ha, ich falle in Ohnmacht!"" — „oder Vier" — .„Nichts da vom Vier! Was fällt Ihnen ein — ich und Bier!"" — .Auf jeden Fall müssen Sie der Pension dieses Opfer bringen." »„Sind Sie von Sinnen? Lieber mag ich gar nicht reisen, als diese harte Bedingung eingehen. Topp! es sei, wie Sie sagen — daß mir aber ja die Pension hübsch groß­ausfällt! "" — „Das ist meine Sorge! Ich versichere Sie aber, daß ich überall meine Spione ausstellen werde, die Ihnen auf­passen sollen, und im Betretungsfalle werden Sie nicht nur die Pension verlieren, sondern auch noch Strafe zahlen." „„Das wäre der Teufel!"" — „Bringen Sie mir also morgen" schloß der Bestellte zu allgemeiner Ergötzung „die erwähnten Zeugnisse, damit ich im Stande bin, das Bittgesuch darnach zu verfassen, das Weitere werde ich Ihnen dann in Kürze sagen können." Sie schieden. Alle Zeugen lachten über diese im hei­tern Scherze stattgefundene Unterredung. — Tags darauf — wer sollte es glauben! kam das Muster aller Wein­trinker richtig mit den rühmlichsten Zeugnissen fast aller Wirthe in der Runde angestiegen und ersuchte in vollem Ern­ste und zum unaufhörlichen Gelächter der Anwesenden den Bestellten, ihm die versprochene Bittschrift zu verfassen. Naturhistorisches. Ein Edelmann in Rio Janeiro, der ein Pferd besaß, das kein Mensch zu bändigen vermochte, erwirkte von den Behörden die Erlaubniß, dasselbe mit einem sehr großen Löwen, den einer seiner Freunde hatte, öffentlich kämpfen lassen zu dürfen. Ein Circus wurde dazu auserwählt und Lowe und Pferd wurden auf den Kampfplatz gebracht. Daß sich hierzu eine unzählige Menge von Zuschauern ein­gefunden, kann man sich denken. Man öffnete die Thüre der Hütte, welche den Löwen verbarg, und dieser schritt langsam und majestätisch aus derselben hervor, erhob aber ein furchtbares Gebrüll, als er seinen Gegner erblickte. Das Pferd stutzte, spitzte die Ohren, seine Mähne erhob sich, seine Augen funkelten, und ein allgemeiner Krampf schien das ganze Thier zu erfassen. Nachdem der erste Anfall von Wuth vorüber war, zog es sich in einen Win­kel zurück, stellte sich mit den Hinterfüßen gegen den Lö­wen, sah sich beständig nach ihm um, und erwartete so den Angriff. Der Löwe verhielt sich seinerseits erst länger als eine Minute ganz still, als ob er einen Angriffsplan aus­sänne, dann sprang er mit einem Male auf das Pferd zu, das ihm einen heftigen Schlag gegen die Brust gab. Der Löwe wich zurück, brüllte, und schien geneigt, den Kampf aufzugeben. Als er sich aber erholt und wieder, wie das erste Mal , vorbereitet hatte, versuchte er einen zweiten An­griff. Das Pferd war bisher in derselben Stellung ge­blieben und hatte sorgfältig jede Stellung, jede Bewegung seines Feindes beobachtet. Dieser sprang jetzt mit seiner ganzen Kraft auf dasselbe los, erhielt aber einen so hefti­gen Schlag gegen, die untere Kinnlade, daß sie zerbrach. Langsam schlich sich nun der König der Thiere in sein Be­hältniß zurück und heulte ganz kläglich. Das Pferd aber mußte sein Eigenthümer, da es hierauf nicht einmal einen Menschen nahe kommen ließ, und also durchaus keine Hoff­nung vorhanden war, es je zu bändigen, erschießen lassen. So Manchem zur Beherzigung. Die Menschenbrust, die Hartes nur empfunden. Erholt sich — spät vernarbend — durch die Zeit; Durch Güte nur und Trost kann sie gesunden. Und nachsichtsuolle Schonung macht sie weit. D'rum Heil dem Edle«, dessen reges Streben Den Unglücksvollen liebend sucht zu heben! — Leopold Kordesch, Die Billion. Wenn unsere Kinder in den Schulen mit Millionen und Bil­lionen rechnen und herumwerfen, daß darüber den alten Kindern Freudenthränen über die braven Jungen in die Augen treten — wie schnell würden diese Thränen vertrocknen, wenn die Eltern hörten, daß nicht nur ihre Kinder, sondern daß auch sie selbst noch ganz und gar keinen Begriff von dem haben, was man eine Billio n nennt. Man frage sie nur, was denn das Ding sei, das sie so nennen. Eine Zahl von dreizehn Ziffern, werden sie sagen, oder eine Million millionenmal genommen, ist eine Billion. —Sehr gut, aber was denkt ihr bei diesem Worte oder bei dieser euerer Er­klärung von dem Worte? Habt ihr einen auch nur rohen, auch nur einigerseits angemessenen Begriff von der wahren Größe dieser Zahl, die ihr so oft im Munde führt? —Man frage diese guten Leute, wie lange sie wohl glauben, zählen zu müssen, bis sie mit einer Villion zu Ende kommen, selbst wenn sie z. B. alle Minuten volle hundert zählen könnten, was doch gewiß, wenn sie einmal eine etwas größere Zahl aussprechen sollen, nicht mehr möglich ist. Wie Vielen habe ich schon diese Frage gestellt, und auch nicht Einer noch hat sie anders, als auf eine Weise beant­wortet, die deutlich zeigt, daß er'bei dem ganzen Worte eigent­lich gar nichts gedacht hat. Manche glauben, in einigen Stunden damit fertig zu werden. Andere wählten Tage, und wenn man weiter in sie drang, Wochen und Monate, und alle, alle konn­ten nicht genug erstaunen, wenn sie nun die wahre Antwort hör­ten: daß sie nämlich volle neunzehntausend Jahre zählen, unabläßig und ohne alle Unterbrechung, ohne Schlaf und Athem­holen zählen müßten, um mit ihrer Villion zu dem gewünsch­ten Ende zu kommen. Volle neunzehntausend Jahre! Allein auch diese Zahl ist wieder viel zu groß, umsich diese Dauer nur einigermaßen deutlich vorstellen zu können. Unsere Erde steht, wenigstens nach oer Zeitrechnung der jüdischen Iubcläre, bereits 6000 volle Sonnenjahre. Wenn daher unser Aller gute Erzvater Adam von dem Augenblicke an, als ihm die Zunge gelöset wurde, bis auf den heutigen Tag, ohne Rast und Unterlaß, in einem Athem fortgezählt hätte, so würde er noch nicht das erste Dritt­theil einer Billion «ollendet haben. Durch diese Versinnlichung erscheint daher jene Zahl in einem ganz andern Lichte, als zuvor, obschon auch dieses Vild keineswegs hinreicht, uns einen vollkom­men deutlichen und gleichsam anschaulichen Begriff von einem Ge° K?O «enstande zu geben, der zu sehr von allen den Dingen verschieden ist, die uns zunächst umgeben, und die wir doch immer als Maß­ stab brauchen müssen, um darnach alle andern zu schätzen P-r. An ein Kind. Weg von den widrigen Larven, st Freude »!s Traner nur heuchelnd, Schau ich mit inniger Lust dir in das treue Gesicht! — P. Nenn. Blicke in die Vorzeit. (Jakob I. König von Schottland) wurde des Nachts im Bette von seinem Oheim, Grafen von Athol , ermordet, welcher sich des Thrones bemächtigen wollte. Der Verräther aber wurde ergriffen und erhielt zu Edimburg den Lohn für seine ver­ruchte That. Man stellte ihn auf einen Pfeiler und setzte ihm vor aller Welt eine eiserne Krone auf, welche glühend heiß war und die Inschrift führte: »Konig der Verräther» (König Franz von Frankreich) unterhielt sich an der Tafel gern mit unterrichteten Männern. Einst sprach er über die Größe und Schönheit der alten Stadt Mailand, und Jeder sagte darüber, was er wußte. Zuletzt nahm ein Italiener das Wort und sagte, Mailand sei in der That eine schöne und große Stadt, nur der Hafen tauge nichts. — Der König sah ihn lächelnd an und fragte, was er denn an dem Hafen von Mailand auszusetzen finde? Der Italiener erwiederte: »Ich habe die Ehre gehabt, mit Euerer Majestät zu sprechen, und das ist genug:«— »Was wollt Ihr damit sagen?« fragte der Monarch weiter. »Sire!« versetz­te Jener, »ich wollte von Ihrer Erlaubniß, daß Jeder sprechen darf, Gebrauch machen. Ich weiß wohl, daß das Meer nicht so nahe bei Mailand liegt, als bei Genua; allein, hätte ich etwas Gescheidtes-gesagt, so hätte man mich nicht bemerkt; so aber ist es mir gelungen, daß man auf mich hörte und Eure Majestät mit mir redeten-— Um diese Ehre war es mir nur zu thun.« — (Der berühmte Philosoph Kant) hielt sehr viel auf anständige und saubere Kleidung. Eines Tages hatte er, als er ausging, gerade einen neuen Nock angezogen, den ihm eine Kö­chin unversehens mit dem Spühlicht begoß. Er schimpfte darüber nicht nur wacker, sondern begab sich auch sogleich in das Haus, aus welchem das Dienstmädchen, als er vorüberging, getreten war. Die Tochter des Hauses empfing ihn mit vielen Entschuldi­gungen und übernahm das Geschäft, den Schaden durch augen­vlickliches Auswaschen zu beseitigen. Kant schalt noch immer, bis endlich durch die Thätigkeit des jungen Mädchens das Uebel völlig gehoben war. Obwohl die improvisirtc Fleckausbringerin den Philosophen wohl kannte, bat sie sich doch aus Schalkhaftigkeit seinen Namen aus, und sagte, als er sich genannt hatte: »Es freut mich unendlich, Sie bei dieser Gelegenheit kennen gelernt zu haben.« — »Auch mich freut Ihre Bekanntschaft,« erwi­derte Kant, »doch nicht die Gelegenheit, bei der ich sie ma­che.«— »Mir aber,« erwiderte das Mädchen, »ist gerade auch diese Gelegenheit willkommen, denn sobald mir nun Jemand we­gen der Sorgfalt für meine Kleidung den Vorwurf der Eitelkeit macht, werde ich mich durch das Beispiel des berühmten Kant rechtfertigen.« (Michael Mngelo Morigi, genannt Garavaggio) ein vortrefflicher Maler und vorzüglich im Gebiete des Kräfti­gen, Überraschenden und Schrecklichen nie übertroffener Meister, (geboren 1569) ist wegen seiner traurigen Schicksale merkwür­dig. Er hatte in Rom eine Standesperson beleidigt und die Flucht gewählt, um Verfolgungen zu entgehen. Halbtodt vor Mattig­keit erreichte er Abends eine Schenke im Gebirge, wo der Wirth, aus dem verarmten Aussehen des Künstlers auf seine Börse schlie­ßend, ohne vorläufige Zahlung ihm jede Erquickung verweigerte. I n der Noth nahm er das Wirthshausschild herab und malte es frisch für eine Mahlzeit. Er setzte dann seinen Stab fort. Ein italienischer Fürst und Kunstkenner, der kurz darauf in jener Schenke eintraf, kaufte dem Wirth sein Schild, von dessen Vor­trefflichkeit überrascht, um einen hohen Preis ab. Durch diese Großmuth entzückt, entschloß sich der unmenschliche Wirth so­gleich, Caravaggio wo möglich einzuhohlen, um sich noch mehrere Schilde von ihm malen zu lassen. Die Nacht war fast hereingebrochen, als er das Hochgebirge erreicht hatte, und an der Seite der Straße fand er den unglücklichen Künstler, überwäl­tigt von Frost, Müdigkeit, Hunger und Verzweiflung, todt liegen. Feuilleton des Mannigfaltigen. (I m sogenannte« Industriepalais zu Paris) arbei­teten täglich über 4000 Personen, bloß um die für die Aus­stellung eingegangenen Gegenstände zu ordnen. (Das Lanner'sche Qrchester in Wien) hat einen neuen Direktor mit einem berühmten Namen erhalten. Er heißt Schröder. Das erste Debüt desselben fand am 10. d. M. in Dommayers Casino zu Hietzing Statt, wobei der neue Capcllmei« ster sich als ein würdiger Nachfolger Lanner's bewies. (Fanny Glßler) soll in Verhandlung stehen, um ein Haus am Graben in Wien für 600.000 fl. C. M. zu kaufen. (Mondesfmsterniß.) Wir machen unsere Leser auf die Mondesfmsterniß aufmerksam, die heute Abends Statt findet. — Sie beginnt um 10 Uhr 10 Minuten. Das Endeist um 1 Uhr 33 Minuten nach Mitternacht. Man wird sie mit unbewaffneten Au° gen beobachten können. — Literarische Post. Kaum ist im Königreiche Sachsen seit l. Mai d. I . die Preßfreihcil der Bücher über zwanzig Bogen eingetreten, erschien sogleich Wiegond's »Vierteljahresschrift.« — Sie ist das erste Werk, das sich unter den Schutz jener Freiheit stellte. Der berühmte Literat Oehlen schlaget befindet sich gegenwartig in Berlin. Er las »ni'7. Mai eine von ihm «erfaßte neue Tragödie Ihren Ma­jestäten, dem König und der Königin, in Potsdam vor. I n Leipzig soll ein Lehrssuhl der ungarischen Sprache und Literatur creirt werden. Thier s soll seine Geschichte des Kaiserreiches beendigt haben. Nie Uebergabe des Manuskriptes »n den Verleger fand nm 14. Mai Statt. Das Honorar, welches Thier s dafür erhält, beträgt nicht weniger als zoo.nou Francs. Den Professoren an den preußischen Universitäten ist eine Verfügung des Cultministers zugekommen, künftig bei ihren Vorlesungen sich auch der dialogischen F»tm zu bedienen, und den Herren Studenten über das, wa« sie ihnen vorzutragen haben, auf den Zahn z» fühlen. Studenten, welche sich dieser Methode nicht geneigt zeigen sollten, können bei Bcncficien nicht be­rücksichtigt werden, und finden Schwierigkeiten, zum Examen zugelassen zu werden. Nicht nur »on dem berühmten Ed. L. Bulwer , sondern, und fast zu gleicher Zeit, auch uon I. H. Meriuale ist in London eine englische Ueberscyung der Gedichte Schiller' s erschienen. Der geniale Novellist Charles Diken s (Boz ) wird diesen Sommer »uf dem Continente, nämlich in Italien. Schweiz und Frankreich verleben. Die »brittische Bibelgesellschaft,« berichten die »Sonntaasblätter« hielt »m i. Mai in London ihre vierzigste Jahresversammlung. Aus ihrem Berichte geht hervor, daß die Gesellschaft seit ihrer Gründung nahe »n lS.uoo.NNN Exemplare der heiligen Schrift, in verschiedenen Sprachen und Dialectcn und fast in allen Ländern der Erde, verbreitet hat. I m verflossenen Jahre allein wurde« 94i.<>3l Bibeln theils unentgeltlich »erthcilt, theils «r< kauft. Die Einnahme betrug 93,257 Pfund Sterling (eine ungeheuere Sum> me^für einen Privalverein!) worunter «l,373 Pfund Sterling für erkaufte Bibeln. Theatralische Revue. Die Herren Stände »on Krain und Kärnten haben dem Theater« Director, Herrn Rose «schön, zum Beweise ihrer Zufriedenheit mit seiner bisherigen Geschäftslcitung, und zwar die Erstcren das Laibacher Theater auf fünf — die Letzteren da« Klagenfurte r Theater aus drei Jahre, und dazu ohne Verpflichtung, eine Oper halten zu müssen, verliehen. Das Theater in Fiume ist vier Stockwerke hoch, hat massive Logen, deren Scheidewände uon Marmor und Stuck, schön bemalt sind. I n jeder Loge befinden sich Spiegel und Armleuchter. Die Bühne ist übrigens sehr geräumig, der Hintergrund praktikabel, mit einer Aussicht »uss Meer. Der berühmte Tenorist Rubini , mit dem Range eines Obersten als Chef der russischen Hofcapelle angestellt, ist von St. Petersburg über WarsclM vor Kurzem in Wien eingetroffen, wo er sich einige Zeit aufhalten wird, Auflösung der Näthsel in Nro. H3. I.) Save, Sau, Ave, Au, Vase, Esü», Gaul. - II,) H»«' be, Laube, Taube. - IN,) Tiger, Tigre. - IV,) Tanne, Tenne Tonne. - V.) Korn, Eu, Burg, Kornenburg. - VI, P<»' zeßion. Kaibach. Druck und Verlag des Josef Vlasnik.