lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ 8^. Montag am 28. Oktober 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, !el>es M«l ei» halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene« kolorirtes Costumebild, illyrischc Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquait. Der Preis des Blattei ist in Laibach g»n,» jährig 6, halbjährig 3 f!. Durch die k. k. Post unter Couoert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halbjährig «orausbezahlt. Alle t. k. Postämter nehmen Pränumeration »n. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lercher«« Hauptplaye. Steiermark'3 Gruß an die erste Loeomotive. (Bei Gelegenheit der feierlichen Eröffnung der Staats - Eisenbahn von Mürzzuschlag nach Gratz am 21. Oktober 1844.) Die Göttin der Geschichte träumt Von Trojo's edlem Ross', — Die Industrie hat aufgezäumt Den eisernen Koloß. — Und Wolken jagt's »us seinen Nüstern, Die Zeugen semer Ungeduld, . Die Funken stiegen, Flamme« knistern. Es zahlt der Friede seine Schuld. Doch steht es nicht vor schwachen Mauern, Nicht vor des Menschen Meisterstück, Vor Felsen steht's, die ewig dauern. Und: «Vorwärts!« ruft sein Feuerblick. D» müssen Felsen, Berge weichen. Aus ihrem Bette Strome fiieh'n. Und Länder sich die Hände reichen. Daß weiter kann der Riese zieh'n. Mi t des Gedankens kühnem Fluge, Mit eines Löwenheeres Kraft, Und gleich der Wolken schnellem Zuge, Wenn sie der Sturm von hinnen rafft. Doch trägt es nicht des Kriege« Schmerze» In's immer grüne Alpenland, Nur stürzen will's mit Kriegcsscherzen Des Raumes düst're Scheidewand. Und lachend liegt «uf einem Schilde Mein Oest'rreich, meine Steiermark, Das eine mit der Reben Bilde. Die »nd're grünend, frisch und stark. Und ob dem Bild' schwebt eine Harfe, D'rein das Jahrhundert spielend greift. Das fesselfreie, adlerstharfe. I n de« de« Friedens Werk gereift. Sein hohe« Lied, ich hör' es rauschen. Von Deiner Zukunft, Oesterreich! Ich darf den Zaubertönen lauschen Von Deinem Lorbeer, nimmer bleich. Wie schwillt bei solchen Feierklängen Des Steiermark»« stolze Brust. Wie seh' ich Menschenwogen drängen. Gleich einem Meer uo» Freud und Lust! Gleich einem Meer, deß' stolzes Schäumen Mi t voller Bürgschaft uns begrüßt. Das in den weiten Länderräumcn Sich eine neue Welt erschließt. Mi t Riesenarm wird sie umschlingen Die hochwillkomm'ne Eisenbraut, Wi r aber werden Hüte schwingen Dem Kühnen, der den Weg gebaut. Joseph Holzer. Die neue Freseo« Malerei in der Laibacher Domkirche. Besprochen von Leopold Kordefc^ (Beschluß.) leich unter dem Gesimse (im Fries) befinden sich goldgemalte Verzierungen mit Engelsköpf­chen, welche man leider von unten nicht ausnehmen kann, weil sie der Vorsprung verdeckt. Dann kommen die iß canelirten Säulen, welche reich vergoldete Capitäler corinthischer Ordnung tragen. Je zwischen zwei derselben steht ein Fenster, dessen Vertiefungen mit weißen, rothbraun schatteten Ornamenten auf Goldgrund verziert sind; ober jedem Fensterbogen lehnen zwei steingemalte En­gel und als Verzierung zwischen den Säulen sind Kreuze und Bischofstäbe, von Weinlaub und Getreideähren, wie auch von Vlumengehängen umrankt, weiß auf rothgrauem Grunde sehr sinnig angebracht. Bei dem Fenster, dem hei­ligen Nikolau s gegenüber, befindet sich die Inschrift: cvni^. c^N0I.I. 20NN. (^1. I^KU5III. ?I>X. ÄI^?IIH:V8. I^6V8 . c^IMI0I.V8. 34« Nun bleiben uns noch die vier Evangelisten unter dem Traggesimse der Kuppel übrig, welche bereits am 8. Au­ gust des vorigen Jahres vollendet worden sind. Diese vier großen Figuren haben das beste Licht, daher nehmen sie sich auch äußerst vortheilhaft aus. Sie sind sämmtlich nach Hu.czgl«o, Als die gelungensten darunter muffen wir den heiligen Lucas und Johannes hervorheben. Das letz­ tere Bild ist so voll edler Harmonie, innerer Kraft und meisterhafter Färbung, daß man es mit Freude betrachtet. Der heilige Lukas, gerade gegenüber postirt, wäre, so ge­ lungen als das Bild ist, nebenan zu wünschen.'Eine herr­ liche, kühne- Zeichnung; welch' ein Fleisch, welche Bewegung in den Gewändern, welches vortheilhaft« Colorit! Dem heiligen Markus und Matthäus thut unseres Dafür­ haltens der etwas zu dunkle Hintergrund einigen Eintrag, obschon auch diese zwei Figuren mit allem Fleiße aus­ geführt sind. Ueberhaupt weht Fleiß, dieses Haupterforderniß bei großen Frescogemälden, unverkennbar durch das ganze Werk. Anerkannt ist diese Art Malerei die schwierigste. Welche Farbenkenntniß, welches Studium der Perspektive, welche Berechnung der Dimensionen kömmt da nicht in Anschlag? Dazu das beschwerliche Klettern'auf >den Ge­rüsten, das Unbequeme der Stellung :c. Soll über­haupt ein Werk religiöser Huldigung seinem Ziele entspre­chen und auf die Menge wirken, so müssen Einheit, Ruhe und Harmonie es beherrschen, und es ist lange nicht genug, daß der Künstler in tadelloser Zeichnung und Farbenwahl uns Figuren vorführt; eine der Hauptaufgaben und viel­leicht das schwierigste Studium ist wohl, ihnen dey gehö« eigen Platz anzuweisen und sie so in Einklang zu bringen, daß durch Abgang oder durch unzweckmäßige Position der einen schon das Werk als mangelhaft erscheinen müßte. Deßhalb muß er auch jedem einzelnen Theile seines Werkes eine gleichmäßige geistige Sorgfalt widmen. Dieses Letz­tere hat Herr Langus in seinen eben erwähnten Fresken gewissenhaft gethan. Wir haben in dieser kurzen Skizze blos die Haupt­figuren und noch diese nur flüchtig berührt, indem ein tieferes Eingehen in diesen Gegenstand vom Stand­punkte der Kunst aus einen Aufsatz zu sehr ausdehnen würde, der auch durch dieses Wenige den Zweck, ein vaterländisches Malerwerk gewürdiget zu haben, genug­sam erfüllt. Es gibt in den verschiedenen Gruppen des Rundgemäldes noch eine Menge herrlich dargestellter Engel, von denen nur im Allgemeinen Erwähnung geschieht und die zur Vervollkommnung des Ganzen so viel beitragen, und doch ist in der Behandlung des kleinsten Theiles ein gleicher Fleiß überall sichtbar. Sollte es vielleicht hie und da etwas sein, was jetzt der Künstler selbst anders behandelt wünschte, so ist es so unbedeutend, daß es den Gesammteindruck, den das Werk hervorbringt, durchaus nicht zu schwächen ver­mag. — Mit einem Worte: Herr Langus hat durch sein neuestes Werk die Feuerprobe als achtungswerther vater­ländischer Künstler rühmlich bestanden. Novelle aus Frankreichs Schreckenszeit von Joseph Buchenhain. (Fortsetzung.) St . Andröe , ein würdiges Mitglied der Tyrannei, wurde nach Crepon gesendet, um dort auf jede mögliche Weise die Macht der Würger in Wirksamkeit zu setzen und die Bretagner zur Vernunft zu bringen. Seine Verfügungen, fanden jedoch allgemeine Wider­ setzlichkeit. Die Widerspenstigen wurden grausam hinge­ opfert.' V?an sagt, das Mordeisen wäre tagelang nicht kalt geworden. Jedoch auch dies schreckte die Gläubigen nicht. Jetzt sanken die Kirchen zu Schutthaufen zusammen und die Glockenthürme wurden auf sein Gebot niederge­ rissen. »Das Letzte, was noch an den Aberglauben der alten Zeit erinnern konnte, liegt nun in Trümmern!" höhnte der Uebermüthige, auf die gesunkenen Heiligthümer weisend. Das Volk lächelte schmerzlich und wies zu den Ster­ nen, »Diesen Dom," rief es begeistert aus, „kann mensch­ liche Frechheit uns nicht entreißen!" und es verharrte bei der alten Frömmigkeit. Der Herr führte sie durch der Prüfung dornige Pfade. Zu dieser Zeit war der Graf Marmor», der schon seit 18. Juni 1790, an welchem Tage der ganze Erbadel Frankreichs aufgehoben wurde, diesen Namen nur noch in seinem Familienkreise führte, sonst aber Bürger Marmor n hieß, einer jener Klugen, der dem Falkenauge Robes­pierre's sich zu entziehen wußte, nach Crepon gekommen. Sein Ansehen, sein Wohlstand, seine teilnahmslose' Lebens­weise waren zwar zur damaligen Zeit Motive genug, ihn auf die Guillotine, zu bringen, dennoch stand er unversehrt. Marmor « war Allen ein Räthsel geworden. I n seinem Hause hatte sich plötzlich Manches geän­dert. Der Platzcommandant Iournot t war dort täglicher Gast geworden. Man staunte, bezweifelte die Festigkeit jener Grundsätze, welche Marmor « bis jetzt immer zu be­obachten gewohnt war. Man sprach auch ziemlich laut von einer nahen Vermählung und bedauerte den armen Louis, welcher allgemein als Adelen's Bräutigam galt. Auch Louis hörte das und war ruhig geblieben. Außer einigen Besuchen, die er'bei St.Andrö e abgestattet hatte, war in seinem Wesen keine Veränderung zu bemerken. Wohl gab es Einige, die Iournot t für einen jener Franzosen hielten, der unbekümmert den Tag hindurch zu leben und zu tändeln gewohnt war, und die Adele» so viel Verstand zumutheten, beim ersten Blicke den leichtsin­nigen Charakter desselben zu erkennen, daher sie ihre Klugheit nicht genug bewundern konnten, deren Unterlassung viel­leicht das größte Unglück hätte hervorrufen können. Dieses Benehmen dürfte auch ziemlich beigetragen haben, daß der Bürger Marmor » unangefochten geblieben war. Was nicht Alles der Mensch ersinnt, gilt es seine Unwissenheit zu beschönigen! Nicht so dachte Iournott. Ihm war das Ver­hältnis) der jungen Leute nicht unbekannt geblieben. Er 34V haßte Louis mit der ganzen Fülle eines gekränkten Lieb­ habers, da aber er und Louis Diener eines Herrn waren, somit einen und den nämlichen Schutz genossen, so war es nicht rathsam, eine Offensive gegen denselben zu ergrei­ fen, besonders da Iournot t nichts finden konnte, den Offizier der Nation bei St. Andröe zu verdächtigen, der ihm, wie es schien, besonders geneigt war. Der Bürger Marmor u sah deutlich alle diese Be­ wegungen. Ein Blick in die Zukunft konnte ihm die große Gefahr nicht verhehlen, in welcher die Liebenden und wahr­ scheinlich auch er sich befand. Es mußte gehandelt, rasch gehandelt werden. »Louis!" sagte er eines Tages, als er eben von einem Besuche nach Hause kam, „Louis, wir müssen unser Vaterland verlassen; ich habe schon alle Anstalten dazu getroffen." — Der Angesprochene horchte auf. „Darum aber fordere ich jetzt Wahrheit von dir, Wahrheit, so, als ständest du vor Gott, jeder Lüge fremd. — Liebst du meine Tochter?" „Mehr, als mein Leben!" „Konntest du Crepon und Alles, was sonst noch dir lieb ist, verlassen?« „Ja , fordert nur, gleich bin ich zu jedem Beweise bereit." «Wohl! D u wirst heute zur Mitternachtsstunde die Vermählung mit meiner Tochter feiern. Der Priester ist bestellt, die heilige Handlung zu vollziehen, und dann fort aus einem Lande, an dessen trauriges Geschick wir uns stets nur mit Thränen erinnern werden." Der Glückliche erzitterte vor namenloser Wonne. „Geh' und begrüße Adele als deine Braut, sie harret deiner im anstoßenden Gemache, von Allem unter­richtet." Alsbald lag Adele in den Armen ihres Bräutigams. Da wurde plötzlich an die Thüre geklopft. Wie zwei auf­gescheuchte Rehe flogen die Glücklichen auseinader. Iour ­nott trat ein. Freundlich, wie sonst, kam Marmoru dem Angekommenen entgegen. Man nahm Platz. Das Gespräch war gezwungen, und es drehte sich langsam, wie gewöhn­lich, um die traurigen Ereignisse des Tages. Marmor u glaubte sich hinter seiner Maske sicher und die Glücklichen hatten mit sich selbst so viel zu thun, daß sie das zeitweise höhnische Grinsen Iournott's , der die Zerstreuten mit tückischen Blicken beobachtete, nicht bemerkten. Sobald es der Anstand erlaubte, entfernte sich Iournott . Unterdessen rückte die Mitternachtsstunde heran. Alles war still und ruhig, nur auf der weiten See, die den südlichen Theil des Städtchens bespült, schien sich ein Licht­chen hin und her zu bewegen und endlich stille zu stehen. Ein Glöcklein tönte leise über die Wellen herüber, bald ferne, bald nahe, bald dumpf, bald hell, so wie eben der Zug des Windes ging. Hinter den Felsen hervor aus jeder Bucht und Krümmung aber kamen lange Schatten über den klaren Spiegel gezogen. Es waren die Fischerboote, belastet mit Männern, Frauen und Kindern, die hinaus fuhren nach der offenen See. Sie nahmen alle nach einem Punkte den Lauf. Das Glöcklein tönte immer lauter und vernehmlicher, und endlich wurde auch der Gegenstand klar, der die Scharen auf dem Meere versammelte. Es war eine Barke, auf deren Verdecke der Priester bereit stand, das heilige Meßopfer zu verrichten und hier die Weihe der heiligen Sakramente zu spenden, da sonst Berge und Thäler, Häuser und Hütten von französischen Fanghunden wim­ melten, und nicht eine Stätte vorhanden war, dem Allmäch­ tigen das geheimnißvolle Opfer ungehindert darzubringen. Die Messe endete. — Ein Brautpaar kniete zu den Füßen des Dieners Gottes nieder. Es war Adele und Louis. Der Priester segnete sie mit einem wehmüthigen Blicke ein und die Anwesenden waren voll gläubigen Sinnes auf die Kniee gesunken. Ruhig lag unten die See und von dem blauen Aether herab blinkten Millionen Sterne und lächelten auf die Andächtigen, die darauf in verschiedenen Richtungen zurück nach ihrer Heimat fuhren. Auch die Neuvermählten er­ reichten in Begleitung Marmoru's das Ufer. Louis war aus dem Kahne getreten, um den Uebrigen zum Lan­ den behülflich zu sein. Da packte ihn eine kräftige Hand unter einem barschen Zurufe, und ehe er sich noch fassen konnte, sah er sich von Bewaffneten umrungen und gefan­ gen genommen. Unvermögend zu denken und zu reden, vielweniger sich zu vertheidigen, wurde der Gefangene in sicheren Gewahrsam gebracht. ^. . ^ (Fortsetzung folgt.) Was ist überflüßig? Ueberflüßig ist: einen Egoisten um eine Unterstützung zu ersuchen; Geld zu besitzen und sich fürchten, eine Frau zu bekommen; in seinem sechzigsten Jahre noch zu heiraten und die Treue seiner blutjungen Gattin loben; mit einer Coquette ein Verhältniß eingehen und sich den Einzigen nennen zu, lassen; ein Ehrenmann zu sein und glauben, in einem schlichten Rocke für einen solchen gehalten zu werden; etwas Gemeinnütziges zu unternehmen und rege Theilnahme zu erwarten; Einen als Narren zu erkennen unl> dann seineAnsichten zu bestreiten; Jemanden aufs Wort Geld zu borgen und' auf eine Zurückerstattung zu hoffen; noch ein Student zu sein und schon auf's Brautwerben auszugehen. Das Ueberfiüßigste alles Ueberflüßigen aber ist, es auf sich nehmen zu wollen, alles Ueberflüßige mit Nutzanwen­dung aufzählen zu können. — C. Lindner. Feuilleton des Mannigfaltigen. <- ^. (Der König der Franzosen) ist am 8. d. M., den Be­such der Königin von England erwiedernd, mit großem Gefolge im Windsor-Schlosse eingetroffen. (Lablache wird von seinem Diener ausgepfiffen.) Der »Humorist« erzählt: Es ist bekannt genug, welche ganz per­sonlichen Gründe oft Einzelne aus dem Publikum veranlassen, einen Künstler auszupfeifen. Eines der auffallendsten Veispiele dieser Art ist folgendes: Lab lache schickte einen Diener fort, weil ihn derselbe schamlos vestahl. Der kecke Menschsteckte das Geld ein, das chm Lablache noch auszahlte, nahm dann ein Hundertsou-Stück, hielt es dem Künstler hin und sagte: »Dafür werde ich Sie heute Abends auspfeifen.« — Und wirklich, als das Publikum Lablache gerade voll Entzücken beklatschte, schallten pfeifende Töne gellend durch das Haus zur allgemeinen Verwun­ 348 derung. »Achten Sie nicht darauf,« sagte Lab lache ganz ge­ lassen, »es ist blos mein Diener, den ich heute fortgejagt habe.« (Das streitende Ehepaar.) Zwei Eheleute, die bereits mit drei Kindern gesegnet waren, wollten sich scheiden lassen. Es entstand unter ihnen ein nicht leicht zu schlichtenden Streit wegen Theilung der drei Kinder. Die Uneinigen legten ihre Sache einer bejahrten Tante zur Beurtheilung und Entscheidung vor. Die gute, redliche Frau hörte sie an, schüttelte das greise Haupt und sprach: »Eurem Bedenken ist bald abgeholfen. Da sich drei Kin­der nicht unter Zweien theilen lassen, so geht nach Hause und erwartet das vierte, dann wird es leichter gehen.« — Die Ehe­leute beherzigten das und wurden wieder einig. Das ist gewiß einer der kürzesten Prozesse: wer weiß, was da ein Advokat alles herausgebracht hätte. (Der junge Strauß.) In Wien ist der Sohn des be­kannten Walzer-Generalissimus Strauß , mit eigenem Orchester ausgerüstet, öffentlich aufgetreten. Am 15. Oktober Abends pro­ducirte sich dieser Strauß Mni«r, der nur 21 Jahre zählt, in Dommayer's Casino in Hietzing unter unglaublichem Zudrange. Er brachte nur Tanzpiecen semer eigenen Composition zur Auf­führung, worunter die zwei Walzerparthieen »Gunstbewerber« und »Sinngedichte« heißen. Der junge Mann enthusiasmirte sein großes Publikum im vollsten Maße und wird sicher ein würdiger Nachfolger des Vaters werden. Gut für Tanzlustige! — (Eine Seltenheit.) Auf dem Rosenbacher Berge bei Lai­bach wurde am 23. Oktober von einigen Herren, die da prome­nirten, ein Buschen vollkommen reifer Erdbeeren gesammelt. (Wi e viel Tobte?) fragte ein Arzt während einer Epi­demie den Krankenwärter im Hospital. »Neun Stück!« war die Antwort. »»Neun? — Ich habe doch für zehn Medicin gege­ben!«« — »Ja, Herr Doktor, Einer hat sie durchaus nicht ein­nehmen wollen!« (Wien-Gloggnitzer-Eisenbahn.) Seit ihrem Bestehen sind auf dieser Bahn bis zum letzten September d. I . ämtlichen Nachweisungen zufolge nicht weniger als 4,073-785 Personen transportirt worden. Groffnung der Wien-Triester Gisenbahn von Mürzzuschlag nach Gratz. Brück ». 0. Mur am 22. Okt. 1844. Am 2<>. Oktober war ein starkes Regenwetter eingetreten, welches den ganzen Tag dauerte und viel Störung in den vorbereiteten Festlichkeiten be» sorge» ließ. Mittag« kam ein kleiner Train Waggon« von Gray hier durch» welcher eine Compagnie de« k. f. Infanterie-Regiments Piret, dann die Mu« sikbonoe des Grenadier-Bataillon« von Groß zur Parade nach Miirzzuschlag führte. Freundliche Mondblicke de« Abend« ließen ein günstigere« Wetter für den folgenden Tag hoffen, welches auch wirklich der Fall war, d» uns am 21. ein heiterer Tag erfreute. Alle Gebäude des Bahnhofes waren mit grü­nem Reisig und Blumenkränzen «erziert. Auf den Dächern der Gebäude flat­terten Fahnen in den Provinzialfarben «on Qcsserreich und Steiermark, das ist, roth und weiß, grün und weiß, dann in der Kaiserfarbe gelb und schwarz. An der Seite gegen Mürzzuschlag war an einem Gebäude der kaiserliche Adler, «n einem andern das Wappen Steiermark'« mit geschmackvoller Verzierung angebracht. Beim Eingange zu den Bahnhöfen war ein großer Triumphbogen erbaut und mit Reisig und Blumen-Guirlanden verziert. An der Höhe des Triumphbogens prangte das Wappen der Stadt Brück und unter demselben das Lhronographicum: 8aI.Ve Via feri-el« Oantlil« MViiIW lel.IOIioi' InaVzVrktH taVzt» terrl« aDVelia« noLtrlz. I n der Personenhalle dagegen las man folgendes Chronographicum: 8aI^Vete leztl In^V^VlatlnnI« liozplte« V-lporlz ImpetV Vel.«01wr »DVeOtl. An dem Triumphbogen stand die bürgerliche Schüyengesellschaft mit ihrer Musikbande im Nationalkostüm, d. i. grauen Röcken mit grünen Aufschlägen und grünen, mit Federn gezierten Hüte». Ferner war eine Compagnie k. t. Bergknappen «on St. Stefan und eine Compagnie der Vordernberger Gewerke mit Fahnen. Tambours und einer Musikbandc aufgestellt, erste« mit schwarzen Berglitteln, weißen Beinkleidern und Kappen, letztere mit weißen Bergkitteln und schwarzen Kaskets mit rothen Deckeln, an der Vorderseite der Kostet« Schlegel und Hammer aus Messing angebracht. An die Bergknappen schloß sich eine Compagnic '»es k. k. Infanterie-Regiments Prohaska in strengster Parade. Neben derselben standen 24 Mädchen aus dem Bürgerstande von Brück in den Landesfarben nationel gekleidet. Die Kleidung bestand in weißen Röcken, schwarz seidenen Schürzen, lichtgrüncn Spensern, grünen, mit Schw»» nenfedcrn und Bändern verzierten Hüten. Diese Mädchen überreichten den ankommenden hohen Gästen Abdrücke des am Anfange dieses Blatte« stehenden Gedichtes. An der entgegengesetzten Seite der Bahn waren die Arbeiter ix festlicher Kleidung aufgestellt. Eine große Menge Volkes, wie begreiflich, hatte die Anhöhen ober dem Bahnhofe besetzt. Sämmtliche Beamten aller Branchen erwarteten in , Uniform und strenger Gllll« die hohen Gäste. Vom frühen Morgen an fuhren in ununterbrochener Reihe eine Menge Equi­pagen mit Fremde« in die Stadt, welche dieses seltene und merkwürdige Schauspiel zu sehen herbei geströmt waren. Auf den Anhöhen in der Nähe de« Bahnhofe« waren diestädtischen Kanonen und Mörser aufgestellt. Morgen« um 8 Uhr brachte die Locomotive »Leoben«, welche ganz mit Blumen-Guirlanden verziert war, einen Train von vier Waggon« »us Gray, worin Se. kaiserl. Hoheit, der Erzherzog Johann, Ihre Excellenzen, der Herr Landesgouuerneur, der Landeshauptmann, der commandirende General, die Herren Stände von Steiermark nebst noch andern Herren und Vorstehern der Behörden sich befanden und sogleich «ach Mürzzuschlag fuhren. Nachmittag« gegen 4 Uhr kündete da« Krachen der Pöller von Kapfenberg her die Ankunft des Zuge«, welchen auch bald eine Locomotive vorauseilend »visirte. Bald darauf kam der Zug selbst, bestehend aus acht Waggon« und geführt von der Locomotive »Gratz«. Kanonendonner, Hurrahrufe der Bergknappen, ein Lebe­hoch der Volksmenge, begleitet von den beiden Musikbanden, welche die Volts­hymne spielten, begrüßte den durchlauchtigsten Erzherzog und die hohen Rei­senden der höchsten Militär- und Civil-Hofstellen »us Wien, welche zahlreich das Fest der Eröffnung verherrlichten. Nach einem kurzen Aufenthalte, wäh­rend dessen die Locomotive Wasser einnahm, setzte der Zug unter dem Jubel der Volksmenge seinen Weg nach Groß fort und war bald den Augen ent­schwunden. Heute um 9 Uhr Morgens fuhren die hohen Gäste aus Wien wieder zurück und wurden «on Sr. Erccllenz, dem Herrn Landesgouocineur, nebst mehreren andern hohen Herren bis Mürzzuschlag begleitet. Durch Einfachheit und Pracht ausgezeichnet ist der Waggon, worin Se. kaiserl. Hoheit der Erzherzog gefahren waren, und welcher zur Benützung bei Reisen der Mitglieder de« ollerhöchsten Kaiserhauses bestimmt ist. Derselbe ist außen grün lokirt, und mit vergoldeten Spangen, einem vergoldeten Adler und Kronen geziert. Das Innere ist eben so mit Goldstickereien geziert, die Armstühle und ei« ovales Tischchen in der Mitte mit Gold und dunkelgrünem Sammt gepolstert und überzöge«. Die Glaitofeln sind von geschliffenem Spie­gelglas, der Boden mit Tapeten bedeckt. Der Stadt Brück wurde das Glück des Beifalles Vr. kaiserl. Hoheit und der hohen Reisenden zu Theil, welche Ihre volle Zufriedenheit mit den von dem verdienstvollen Herrn Bürgermeister Roppersdorfer orrangirten Fest­lichkeiten aussprachen. Von Morgen, das ist den 23., angefangen, beginnen die regelmäßigen Fahrten zwischen Mürzzuschlag und Gray täglich zwei Mal. Michael Heinto. Gharade. (Zweisilbig.) Mein Erstes, da« mit Allmachtskraft Zum" Gegentheil fast Alles schafft. Entstellt, verachtet jede« Sein, Verwandelt Rein in Nichtmehrrcin; Auch macht's da« Böse plötzlich gut. Wie'« gleich bei meinem Zweiten thut. Mein Zweite« jagt von Hof und Hau« Und füllt des Menschen Brust mit Grau«. Tritt nun mein Erste« leicht hinzu. Dann sind gesichert Freund und Ruh. Doch ist da« Ganze dir zerronnen. Dann hat da« Zweite schon begonnen. Laibach. Druck und Verlag des Josef Vlasnik.