poštnina pIsLsns v xolovini. ^r. 25. Erscheint jeden Mittwoch. 4. (19.) Jahrgang. Orgau dcr Gottscheer Lauerupartei. Bezugspreise: Jugoslawien: ganzjährig 25 Din, halbjährig 12-50 Din. D.-Oesterreicb: ganzjährig 34 Din, halbjährig 17'— Din. Amerika: 2 50 Dollar. — Einzelne Nummern 60 Para. Mittwoch, den 21. 3uni 1922. Briefe ohne Unterschrift werden nicht berücksichtigt. — Zuschriften werden nicht zurückgestellt. — Berichte sind an die Schriftleitung zu senden. — Anzeigen-Aufnahme und -Berechnung bei Herrn Carl Erker in Kočevje. Zur Gottscheer Schulfrage. Die Hauptkrast und der Kern eines jeden Volkes liegt in dessen Heranwachsender Jugend und insbesondere in der Erziehung derselben. Wir Gottscheer hatten vor dem Kriege ein gut ange¬ legtes Schulnetz mit den entsprechenden tüchtigen Lehrkräften und waren daher auch die Ersolge, die bei unserer Jugend zu verzeichnen waren, ausgezeichnete, so daß die Ellern mit Stolz aus die erzielten Erfolge ihrer Kinder blicken konnten. Eine ganze Reihe tüchtiger Männer, die heute in den angesehensten Stellungen wirken, ist ans unseren, Ländchen hervorgegangen. Der Kulturwert eines Volkes ist von dessen Bildungsgrad abhängig und spielt somit die Schulsrage in allen bedeutenderen Staaten die Hauptrolle. In der letzten Zeit sind nun bei dem Gott¬ scheer Schulwesen Anzeichen vorhanden, die das Schlimmste für unsere Kinder erwarten lassen. Schwere Schläge mußten mir Gottscheer nach dem Umstürze hinsichtlich unserer Schulen mitmachen, viele Klassen und Schulen wurden aufgelassen oder in slowenische Schulen umgewandelt, auch das Selbstbestimmungsrecht der Eltern wurde entgegen allen Rechts- und Vernunstsgründen eingeschränkt und dieselben bei enger Auslegung des Nationali- tätenprinzipes veranlaßt, ihre Kinder in die slo¬ wenischen Schulen zu schicken, obwohl dieselben kein Wort slowenisch verstanden. Diese Maßregel hat selbstverständlich zur Folge, daß diese Kinder weder die deutsche noch die slowenische Sprache in diesem Maße erlernen werden, wie es das Lehrziel vorschreibt. Doch mit allen diesen Drang¬ salen hat sich die Gottscheer Bevölkerung, wenn auch verdrossen, abgefuuden, wußte sie doch an den ihr verbliebenen Schulen deutsche Lehrkräfte Sonnwendnächte, Johannisfeuer! Als ich noch ein Büblein war und alle Mor¬ gen in den Sommertagen hinauszog auf die Weide mit den Kühen und Kälbern und anderem Getier des heimatlichen Stalles, da hatten wir Hirten den langen sonnigen Tag auf der Hutweide, ge¬ rade zu „Johannis" herum, eine eigenartige Ne¬ benbeschäftigung. Mit einer unbeschreiblichen Em¬ sigkeit wurden aus Birkenholz Sonnwendscheiben gehackt. Mit ganzen Kränzen um die Brust zogen wir „Hartalein" abends immer ins Dorf heim. Es ging auf „Johannis" zu, jener Sonnwend¬ nacht, wo überall aus den Höhen unseres Länd¬ chens die Sonnwendfeuer, auch Johannisfeuer genannt, in bezaubernder Begeisterung aufflammten. In allen Landgemeinden zogen in dieser Sommer¬ nacht die Burschen auf die Höhen der heimat¬ lichen Berge, um eine Vätersitte würdig und ernst zu feiern. Durch die Johannisfeuer wurden auch viele andere Gebräuche im Volke erhalten, so angestellk, die das Beste für ihre Schüler herge¬ geben haben. Die einheimischen deutschen Lehrer haben nun seit dem Umstürze eine derartige Be- Handlung erfahren, daß sie beim besten Willen auf der heimatlichen Scholle ihr Auskommen nicht mehr finden können. Viele Lehrer wurden versetzt, andere wurden degradiert und wieder anderen aus¬ einandergesetzt, daß sie auf die entferntesten Posten kommen werden. Durch dieses Vorgehen einge¬ schüchtert, hat bereits ein Großteil unserer ange¬ stammten Lehrerschaft den Wanderstab ergriffen und in Deulschösterreich eine zweite Heimat ge¬ sucht. Was ist nun die Folge dieser Lehrerflucht? An den deutschen Schulen, wo man höherernorts bereits langsam an dem Abbaue unserer heimischen Lehrerschaft gearbeitet hat, ist man über die so¬ genannte freiwillige Abwanderung unserer Lehrer¬ schaft erfreut und besetzt die freigewordenen Stellen mit slowenischen Lehrkräften. Können nun die slowenischen Lehrkräfte einen Ersatz unserer hei¬ mischen Lehrerschaft bilden? Leider müssen wir diese Frage verneinen. Die slowenischen Lehrkräfte sind der deutschen Sprache nicht in dem Maße mächtig, nm unserer deutschen Jugend die Sprach- kennlnisse des Deutschen so beizubringen, daß von einer Ausbildung des Kindes in seiner Mutter¬ sprache die Rede sein kann. Tie Folge dieses Mangels macht sich unbedingt bei der Schuljugend bemerkbar, da sie nicht diese Kenntnisse aus der Schule mitbringt, die sie dortselbst erlernen sollte. Auf diese Weise wird aber unserer Schuljugend auch das Weiterstudium erschwert, wenn nicht ge¬ rade unterbunden. Mit den mangelhaften Kennt¬ nissen können höhere Klassen nicht besucht werden und so müssen viele talentierte Kinder unter der schlechten Lehrmethode verkümmern. In der deut¬ schen Volksschule in Gottschee sitzen bereits Lehr- das Scheibenschießen, das Besenringeln, das Rad¬ rollen, das Kreisen mit Fackeln und brennenden Kränzen. Wie erblickte doch jedes Bäuerlein in diesem Brauche seine Väterart und wie stolz und innerlich fromm waren die Frauen und Mädchen, die ihr Glück vor Anbruch der Dunkelheit im Werfen der Margaritenblumen auf das Haus¬ dach zu erreichen versuchten, wie herzlich gestärkt waren die abgearbeiteten Hände unserer Mütter und Väter, wenn sie in dieser Sommernacht auf die aufleuchtenden Waldeshöhen zeigen konnten und sagen, wir sind doch im Väterglauben stark und treu geblieben. Wie hell und rein war der Jubelgesang der Burschen des Dorfes, wenn sie im Feuerscheine der Johanniszeit zur weiteren deutschen Treue.die Hände sich reichten. Und wie stärkend war der Anblick der wie himmlische Sternschnuppen durch die Lüfte sausenden, im Dunkel der Nacht aufblitzendcn Sonnenscheiben I Es war eine schöne Jugendzeit! Und heute? — Vätersitten sollen erhalten kräfte, die infolge der Unkenntnis der deutschen Sprache zur Abhaltung des Unterrichtes auf jeden Fall vollkommen ungeeignet sind. Gottscheer Eltern sind daher, wenn sie aus ihren Kindern etwas machen wollen, genötigt, dieselben die Schulen in Deutschösterreich besuchen zu lassen, was über¬ flüssig wäre, wenn hierorts der Unterricht nach allgemein gehaltenen Regeln erteilt werden würde. Wir glauben, daß wir das gute Recht haben, das Begehren zu stellen, daß an den deutschen Schulen deutsche Lehrkräfte angestellt werden, Pa nur durch solche der deutsche Unterricht von Erfolg gekrönt sein kann. Der Lehrer sei seinen Kindern ein liebevoller Vater, zu dem sie mit unbegrenzter Liebe und vollstem Vertrauen aufblicken. Liebe und Vertrauen werden nur dann geweckt und genährt, wenn der Lehrer die zarte Kindesseele zu fesseln versteht und sie nicht verletzt, wenn er die Muttersprache des Kindes achtet und schätzt. Das vermag nur ein Lehrer, der demselben Stamme angehört. Dsr Geist macht lebendig. Der Mensch vermag genau soviel als Geistes¬ kraft in ihm lebt. Der Geist ist es, der ihn hoch über die Natur ringsum erhebt, durch die er wan¬ dert, himmelhoch über die Körper und Tierwelt um ihn herum. . . Und was hat der Menschengeist alles zustande gebracht. In die Tiefen der Erde ist er gedrungen und erforscht ihre Geheimnisse. Mit den Waffen der Fernrohre durchsucht er die Höhen des Sternen¬ himmels, zählt die Gestirne, mißt ihre Größen und Fernen und zeichnet die unermeßlichen Wege, die sie zu durcheilen haben. In die Lüfte fährt er hinauf, im Fluge überschreitet er die Wege, bleiben, sage ich, denn Vätersitte ist der Born, die schöpferische Gotteskraft, die uns allein stark und fromm erhält. Vätersitte ist so etwas wie eine alte Hausarznei in dieser schweren Zeit, denn darin ist noch Glaube, Dankbarkeit, Treue und Deutschheit vergraben, das alles uns die neue, moderne Welt nicht bringen kann. Auf keiner Höhe soll daher das Johannis- .feuer fehlen und die Burschen mögen wieder mit der alten Heimatlichkeit unseres Gottscheer Länd¬ chens' sich vertraut machen. Die Feuer sollen in bescheidener Weise erglühen, auf daß alte Treue und die alte Art unseres Geschlechtes im jungen fortlebt auch in den heutigen Tagen, durch alle Stürme des Lebens hindurch! Mögen die Feuer aufleuchten an diesem und jenem Abhange und den Bewohnern des Dorfes, der Gemeinde sagen, daß das Gottscheer Völklein nur deshalb seine 600 jährige arme Heimat erhalten konnte, weil es Vätersitte stets geehrt und Einigkeit bewahrt hat. S. K.