Göttliche Anstalten zur Beseligung der Menschen und ihre Vollendung durch J e s u m. Verfaßt von Johann Bedentschitsch, Pfarrer bey St. Peter in Laibach. Mit Genehmigung des Hochwürdigsten FürstbischAflicheu Laibacher Ordinariats. Laibach 1828, gedruckt bey Leopold Eger, Gubernial-Buchdrucker. I. Bestimmung des in der Heiligkeit und Ge¬ rechtigkeit erschaffenen Menschen zur 2ln- bethung Gottes, und zum Genüße der ewigen Glückseligkeit. ^ie vornehmste Wahrheit, die in den gött¬ lichen Büchern des alten und neuen Bundes ge¬ predigt wird, ist: Der Mensch kommt von Kott, und kehret wieder zu Gott durch Jesus, das ewige Wort. Es ist unablaßliche Pflicht des Menschen, seinem Schöpfer allein zu dienen, und Ihn aus ganzem Herzen , aus ganzer Seele, aus ganzem Gemüthe, aus allen Kräften und 5. Moysis über alles zu lieben. 6. 5/ Diese von Seite des Menschen freywilkige- Liebe prüfet Gott in diesem Leben, um ihn, wenn er im Guten bis an's Ende treu befun¬ den wird, in dem Himmel mit unvergänglicher Matth, r<^ Herrlichkeit zu krönen. 22. Die niedrige Abkunft des Menschen von dem Thonc der Erde, woraus die Töpfer Ge- 1. Moysiss faße machen, lehret ihn demüthig, und dankbar 2. 7. zu sepn dem Schöpfer, Der ihm Unsterblichkeit, 1 * 4 und eine Seinem göttlichen Bilde ähnliche Seele gab. Seine Vernunft, als Ausfluß der Gott- heit, war hell, rein, und ohne Trug im Nachsin¬ nen über die Werke der Allmacht und Weisheit in der Schöpfung, untrüglich im Nachfvrschen der Ursachen natürlicher Begebenheiten, und der Be¬ weggründe eigener Handlungen; denn sein Geist, der göttlicher Abkunft ist , belehrt, geleitet und unterstützt von der ewigen Weisheit, sah über¬ all den Schöpfer der Welt, Der die Himmel ausgebreitet, die Kräfte geschaffen, und der Na¬ tur Gesetze gegeben hat, alles in ihm und außer ihm erinnerte ihn hinzusinken und anzubethen den Ewigen, Der groß und mächtig ist, weit mehr, als wir begreifen können. Keine Sinnlichkeit störte den Frieden des gerechten Menschen, keine unordentliche Begierde unterbrach seine Ruhe in Gott. Sein Wille war aufrecht, ohne allen Hang zum Bösen, der Leib gehorchte dem Gesetze des Geistes, und der Geist war Gott gehorsam- Er lebte im Ueberfluße und ohne Nothdurft , litt weder Un¬ gemach noch Schmerzen, und so wie im Para¬ diese weder Hitze "och Kälte war , so ward auch der gute , gerechte und heilige Wille des Men¬ schen weder durch Begierlichkeit oder Traurig¬ keit, noch durch Furcht, oder falsche Freude und betrügliche Hoffnung getrübet; sondern so lange der Mensch in der Liebe Gottes, das ist, in der Gerechtigkeit verblieb, dauerte seine wahr¬ hafte Freude fortwährend in Gott, Welchen vom Angesichte zu Angesichte zu sehen, ewig zu lie¬ ben, und ohne Ende zu genießen er in der s Liebe eines reinen Herzens, und eines guten Gewissens / und eines ungcheuchelten Glaubens vom Verlangen glühcte; denn das menschliche ». Timoth. Herz/ das nur für Gott geschaffen iss, sinket außer Gott nirgends wahre Ruhe , und bleibende Glückseligkeit wird nur in der Liebe Gottes hie« nieden, im künftigen Leben aber in der wirkli. chen Anschauung Gottes, und in dem ewigen Genüsse der übernatürlichen Güter erreicht; da¬ her sagt Jesus, Der vom Himmel herab gekom¬ men ist: Selig sind die eines reinen Herzens, denn sie werden Gott anfchauen. Matth. 5. A Diesen innern Trieb nach bleibender Glück¬ seligkeit legte der Schöpfer höchst weise und gü¬ tigst in die Natur des Menschen, als eine ge¬ heime Stimme, die ihm unaufhörlich zuruft: Du bist zu einem andern Leben, als dieses ir¬ dische ist, du bist zur Unsterblichkeit bestimmt! Fürchte Gott, vertraue auf Seine Hülfe, halte Seine Gebothe, verwende deine Kräfte nach dem göttlichen Willen zur Beförderung der allgemei¬ nen Wohlfahrt, zur Erhaltung der Vollkommen¬ heit und Ordnung in der Welt, um dich des Wohl¬ gefallens Gottes , von Dem dein Glück abhangt, zu versichern, und um dir nicht künftige, ewig wahrende eigene Unglückseligkeit zu gründen. Dieß ist die mächtige, starke Stimme des Gewissens, das der Mensch nie ersticken kann, wohl aber, so lange er lebet, mittels des Wachsthums in der Erkennt- niß der Glaubenslehren, zu beleuchten, zu erhöhen, zu veredeln, und nach der Anleitung der göttli¬ chen Offenbarung stets zu ordnen, streng verbin¬ dende Pflicht von seinem Schöpfer har. 6 II. Der Mensch versündiget sich wider Gott innerlich, und übertritt Sein Geboth äußerlich. Von dem am Gsiste so ^vollkommenen, mit allen göttlichen Gnaden so beglückten Menschen, sieht im Buche der Psalmen geschrieben : L Der Mensch im Glanze erkannte seine Würde nicht, er ist den unvernünftigen Thieren gleich gewor- Psalm. 46. den. Wie man von dem Verschwender, Wollüst- 2». linge, oder von einem ungeratenen, und un¬ dankbaren Kinde zu sagen pflegt: Er weiß den Werth des Geldes, der Gesundheit, der Ge¬ wissensruhe, und die Liebe der Acltern nicht zu schätzen; obwohl er gesund, nicht krank; wohl¬ habend, nicht nothleidend; vergnügt, nicht ang- siig; gepfleget, und nicht verwaiset zu seyn wünschet. Jesus predigte: Wer gerecht ist, übe noch Offenb. 22. ferner Gerechtigkeit; wer heilig ist, werde noch n. ferner geheiliget. Stillstand auf dem Wege der Tugend ist Rückgang; der nicht im Guten zu- nimmt, wird abnehmen, seine Tugend wird ge¬ fährdet; daher gab Gott auch dem ersten Men¬ schen im Paradiese das Geboth : Von dem Baume der Erkenntniß des Guten und des Bösen sollst 1. Moysis du nicht essen. Leicht war das Geboth, indem 2. 17. Gott alle Arten von Baumen in jenem Garten wachsen ließ, die einen reitzenden Anblick ge¬ wahrten, und dem Menschen zu einer angeneh- r.Moys. 2.9. men Speise dienten. Sein gerechter Wille war 7 frei); er komite die ihm inwohnende Gnade zur Er¬ füllung der göttlichen Absicht und zur Erhöhung eigener Vollkommenheit gebrauchen. Diese Gnade war ihm nothwendig auch im Stande der Un¬ schuld; denn wie der heilige Augustin in dem Buche von der Stadt Gottes lehret: Gleich Buch wie es nicht in unserer Macht steht, in diesem Hauptst. 27. Leben ohne Hülfe der Nahrung zu bestehen, so stand es auch nicht in des Menschen Macht, ohne Gottes Hülfe, selbst im Paradiese nicht, gut zu leben; Er ward ein wenig geringer, als die Engel gemacht, mit Ruhm und Ehre ge¬ krönt. Gott machte ihn zum Herrn seiner Werke, Psalm. 8. ihm Alles unterthan. Hatte er sich immer auf 6. 7° den Beystand Gottes gestützet, es wäre ihm ein leichtes gewesen, den Versucher, den bösen En¬ gel zu überwinden, und dieß wäre ihm zum Quell des Verdienstes zum ewigen Leben. Da er aber in seinem irdischen Glücke auf stolze Weise sich selbst gefiel, dadurch seinen Schöpfer und Beschirmer verließ, ward sein Wille ver¬ kehrt, und er wurde von dem Versucher über¬ wunden. Selbst die Bedrohung : An dem Tage, da du von der Frucht dieses Baumes essen wirst, Moysis wirst du sterben, konnte seinen verkehrten Wil- 2. 17. len von der Uebertretung nicht abschrcckcn, und diese eigene freywlllige Uebertretung war znm Quell unaussprechlichen Elendes für ihn und alle seine Nachkommen, indem wir alle in un¬ srem Stammvater Adam gclündiget haben. Rom. 5.12, 8 m. Folgen und Strafen der Sünde und der Übertretung des Gebothes. Die Gewissensruhe, die Unschuld, und mit dieser die Glückseligkeit ging verloren, und höchst gerechte Strafe war die Folge davon. Der vorher Gerechte ward der Sünde Knecht. Ioh. 8. Der Liebling Gottes, das Kind der Gnade ward 34. 44. ein Sclave des höllischen Tyrannen, des Teufels, der ein Lügner, Vater der Lüge, und ein Men¬ schenmörder vom Anfänge ist. O welch eine unglückliche Veränderung in der Welt verur¬ sachte die Sünde! Die Erde, die von Gott gesegnet war, und ein Tempel Seiner Verehrung und Anbethung für den Menschen seyn sollte, wird wegen der Sünde verflucht, sie wird Dor¬ nen und Unkraut hcrvorbringen, nicht des Mi߬ wachses in der Natur allein, sondern auch alle r. Moysis Arten der schändlichsten Verbrechen, Gotteslä- 3. 17. iö. sterungen, und aller moralischen Verirrungen Unter den Menschenkindern. Ein Gemahlde da¬ von zeiget uns der weise Sirach, da er sagt: Jedem Menschen ist es gesetzt vieles zu leiden, und ein schweres Joch drückt die Kinder Adams vom Tage ihrer Geburt an, bis zu ihrem To¬ de, wo sie in ihrem Schooße verbirgt die Erde, aus der sie geschaffen sind. Die bange Erwar¬ tung der ungewissen Zukunft, und die Furcht vor dem Tode ist Königen, Armen, Vor¬ nehmen und Niedrigen gemein. Da sind Zorn, Eifersucht, Wuth, Getümmel, Unbeständigkeit, 9 Furcht vor dem Tode, Groll und Streit/ und selbst zur Zeit / da der Mensch auf seinem La¬ ger ruhen sollte / verwirret der nächtliche Schlaf seine Gedanken / er hat wenig / oder gar keine Ruhe und erschrickt im Schlafe , als wenn er d n Feind ankommen sehe; er wird in der Ein¬ bildung seines Herzens verwirrt, wie einer, der am Tage eines Streites entronnen ist, wenn er aufstcht, und sich in Sicherheit findet, so wundert er sich, daß es ein leeres Traumbild gewesen >st. Also ist es mit allem Fleische von dem Menschen an, bis zum Viche, und über die Sünder kommt es siebenfältig als Strafe ihrer Verbrechen ; dazu der Tod, Blutvergießen, Zank, Schwert, Unterdrückung, Hunger, Ver¬ derben und Plagen. Dieses Alles ist für Sirach. 4o. die Gottlosen erschaffen worden. Alle diese Lei- den, die die Natur so hoch scheuet, sind nur ein schwaches und unvollkommenes Vorbild des ewigen Todes, in dem Lande der Finsternis, Zob.i o. 22. und des Todesschattens , wo keine Ordnung, son« Maith. 6. dern ewiger Schrecken wohnt, wo ewiges Heu- >2. len , Zahnknirschen in dem unauslöschliche^ Feuer der Hölle, wo der nagende Wurm nicht stirbt, und das Feuer nicht erlischt. Mark. 9. Sterblicher ! Erwäge nzm den glückseligen Stand der Unschuld, die dir der Schöpfer dein liebevoller Vater gab, und die verzweiflungs¬ volle trostlose Lage, in die du dich durch frey- willige Uebertretung Seines heiligen und gerech¬ ten Gesetzes selbst gestürzet hast, und erkenne, das dir für deine Sünde anders nichts gebühre, als ewige Entziehung der Güte und Barmher- !O zigkcit Gottes , wider Den du dich durch eigenen Ungehorsam aufgclehnct hast. Wisse nun, was es für Jammer, und Hcrzenleid sey, den Herrn "crei-.uas 2 deinen Gott verlassen, und Ihn nicht fürchten >9. spricht der Herr, der Gott der Hcersichaaren. IV. Die Folgen und Strafen der Sünde Adams verbreiten sich über seine Kinder. An Eain dem ersten Brudermörder offen¬ barten sich nach der Sünde zuerst die himmcl- schreyendcn Wirkungen des verkehrten Willens und bösen Herzens. Aus Neid und Verdruß, baß das Opfer Abels Gott wohl gefiel, er¬ grimmte Eain so sehr, daß sein Angesicht blaß und hager war. Ungeachtet der göttlichen Be» lchrung und Warnung schlug er seinen unschul- digcn Bruder todt. Mit der Vermehrung des menschlichen Ge¬ schlechtes nahm auch das Sittcnverdcrbniß zu, unreine Heurathen, Unzucht, Gewaltthatigkei- ren, Bedrückungen und Todtschlage schrien um Rache, und Goct vollzog die Rathschlüsse Seiner Gerechtigkeit durch Vertilgung des ganzen Men¬ schengeschlechtes in der Sündstuth, außer den , Moysis. 7. Wenigen , die vor Ihm gerecht befunden wurden. Die Erbe wurde von dein Unflathe der Sünde gereinigct, und die Gerechtigkeit Gottes besänftiget; allein die Nachkommen der Kinder Noe's ließen die frommen Ueberlnferungen «b- 1 l rcr Vater von der Einheit, Heiligkeit, und Ge¬ rechtigkeit Gottes außer Acht, verfielen in Ab¬ götterei) / die im Anfänge nicht war; denn die Eitelkeit der Menschen her sie in die Welt cin- gcführt, und es war keine Wahrheit/ keine Barm- Weisheit,4. Herzigkeit/ keine Erkenntniß Gottes auf Erden. 14. Schmähen / Lügen / Morden/ Stehlen / und Ehebrüche haben überhand genommen / und es ward ein Tvdtschlag über den andern begangen. Ossas 4. ,. Thatsachcn genug/ die den Menschen übcrzeu- 2. gen / wie groß der Unterschied zwischen der Ver¬ messenheit des Geschöpfes, und dem Schutze des Schöpfers sey / und wie viel Böses die Hoffart des Menschen / und wie viel Gutes die Gnade Gottes zu wirken vermöge. V. Unbegrenzte Liede Gottes für den gefallenen Menschen. Gott/ Dessen Erbarmungen granzenlos und Dessen Güte unendlich ist / der Allmächtige, der über die Gewalt des Meeres herrschet / seine un¬ gestümen Fluchen stillet/ den Wassern ein Ziel Ps 88. >o. setzet / die sie nicht überschreiten werden / wollte *"5. 9. nach einem langen Hergang: von Ausschweifun¬ gen / Verirrungen und Lastern dem Menschen die ursprüngliche Richtung wieder geben / ihn das Bose zu hassen und zu meiden / und das Gute zu lieben und zu üben lehren / und mit Seiner Gnade unterstützen. So eine Veränderung kann 12 P sam 76.11. nur von der -Hand des Allerhöchsten kommen; nur Er machet cs nach Seinem Wohlgefallen so¬ wohl mit den Kräften des Himmels, als mit denen , die auf Erden wohnen , und keiner kann Daniel4.3o. seiner Macht widerstehen, noch zu Ihm sagen: Warum hast Du das gcthan? Da Gott ohne Gcnugthuung und Buße die Sünde nicht vergeben kann , den gefallenen Men¬ schen aber retten und selig machen wollte, fand Er in den unerforschlichen Rathschlüsscn Seiner All¬ macht und Heiligkeit' Mittel, wodurch Seiner be¬ leidigten Majestät und Seiner Barmherzigkeit Ge¬ nüge geleistet würde. Die Menschwerdung, das Leiden und der Tod des dem ersten Menschen nach der Sünde verheißenen, durch vier tausend Jahre vorgebildeten und durch die Propheten verkün¬ deten Messias besänftigte die Gerechtigkeit Got¬ tes , erneuerte und heiligte den Menschen , und machte ihn der göttlichen Natur theilhaftig. Gott, Der Sich nicht mehr erhöhen, und nicht glorreicher werden kann, als Er von Ewigkeit ist, hat in dem Geheimnisse der Menschwerdung und in dem Wunder der Erlösung dargethan, daß Er sich erniedrigen könne. Jesus, Der vor allen Zeiten war, fangt an zu seyn, der Un¬ ermeßliche schließt Sich in den Leib eines kleinen Kindes ein, Der, Dessen Macht und Herrlichkeit 2 Chronik alles erfüllet, Den der Himmel, >a die höchsten 2. 6. Himmel nicht fassen können , verbirgt Sich in dem jungfräulichen Schooßc Maria Seiner heilig¬ sten Mutter, der Unveränderliche nimmt an Al¬ ter zu; der Herr und Gebiether der ganzen Welt, auf Den Aller Augen warten, daß Er rZ ihnen Speist gebe, und alle Lhicre mit Wohl- PsUm thaten fülle, lebt vom Gerstenbrote der Nah- >5. ,6. rung der Armen, und leidet Hunger; der Un¬ abhängige ist gehorsam, der König der Ewig¬ keiten, Dem Tausendmal Tausend Engel dienen, Daniel 7.10. und ZehntaUstNdmalhundert Tausend zu Gebo- the stehen , wird von Seinen undankbaren Kin¬ dern gebunden, von dem ungerechten Landpfle¬ ger zum Tode verurtheilt, und als ein Spott Psalm 2». 7. der Menschen, und als die Verachtung des Vol¬ kes zum Tode hinausgeführt; der Unwandelbare, der Unsichtbare, Dem allein Ehre und Preis ge- Timoth bühret, leidet Todesängsten , stirbt und wird in 1. >7. das Grab gelegt. Alles ist in dem Werke der Erlösung wider die Ordnung der Natur, alles voll Wunder, um dem sterblichen Menschen die Unsterblichkeit zu geben, und ihn, statt der ver¬ dienten ewigen Strafen der Hölle, der ewigen Belohnung des Himmels würdig zu machen. VI. Gott offenbart sich dem Menschen, und gibt ihm die Hoffnung einer Erlösung. Die Anstalten zur Ankunft des verheiße¬ nen Erlösers wurden durch vier Jahrtausende vorbereitet. Nicht nur die Propheten verkün¬ digten Ihn in offener Rede, sondern auch die altteftamentlichen Opfer des israelitischen Gesetzes, die Ceremonicn, Weissagungen, und der ganze levitische Gottesdienst deuteten auf Den, Der da kommen soll; daher spricht der heilige Paulus: Nbmcr ro.v Das Ziel des Gesetzes ist Christus / zur Gerech¬ tigkeit jedem / der da glaubt- Diese Vorbilder und Verheißungen belebten die Gläubigen / die Gerechten des alten Bundes mit beseligender Hoffnung; sie bethetcn mit kindlichem Vertrauen: Wird uns den Gott in Ewigkeit verlassen! oder, wird Er sich nimmer versöhnen lassen! oder wird Er Seine Barmherzigkeit von einem Geschlechte zu dem andern entziehen! wird Gott des Erbar- Psalm 76- mens vergessen ! wird Er Seine Erbarmungen in L.—»5. Seinem Zorne zurückhalten! Du 0 Gott hast Deine Macht vor den Völkern bekannt gemacht! Er verfährt mit uns nicht nach unsern Sün¬ den / und vergilt uns nicht nach unfern Misse- thaten / denn so hoch der Himmel über der Erde ist/ waltet Seine Barmherzigkeit über die/ welche Ihn fürchten; so weit der Aufgang von dem Niedergänge ist/ so weit hat Er unsere Missc- thatcn von uns entfernt. Wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmt/ so hat Sich der Herr über die, welche Ihn fürchten / erbarmt; denn Malm >02. Er weiß wohl/ was wir für schwache Geschöpfe 10. 14. sind/ Er erinnert Sich/ daß wir Staub sind. VII. Wo die göttliche Offenbarung und der Weg des Heils zu finden sey? Von der ganzen heiligen Schrift / die uns belehren kann zur Seligkeit durch den Glauben an Jesus Christus, steht in dem Briefe des hei- i5 ligcn Paulus an den TimothcuS geschrieben. Alle von Gott eingcgcbene Schrift ist nützlich zum Lehren, zum Ueberweisen, zum Bessern, und zum Unterweisen in der Gerechtigkeit. Der 2. Timoth. heilige Petrus, der Oberhirt, der erste unter 16. den Aposteln, dem Jesus verheißen, auf ihn, den Fels, seine Kirche zu bauen, und dem Er Match. 16. nach Seiner glorreichen Auferstehung insbesondere »8. das Geboth ertheilte : Weide meine Lämmer , Ioh. 21.25. schreibt über jene Stelle des heiligen Paulus gleichsam das Vermachtniß, die Abschiedsworte eines dem Tode nahen Vaters an seine Kinder, eines besorgten Lehrers an seine geliebten Jün¬ ger , um sie zu starken in allen Guten, und zu warnen vor den Fallstricken böser Verführer, welche eitle Lehren mit stolzen hochfahrenden Wor¬ ten vortragen, menschliche Vernünfteleyen an die Stelle des göttlichen Wortes setzen, über die Geheimnisse des Glaubens spötteln, den Sinn der heiligen Schriften verkehren, und die vor¬ nehmsten Glaubenswahrheiten bestreiten, laug- nen, und in menschliches Wissen ummodeln; gegen diese spricht der Apostelfürst zu den Gläu¬ bigen aller Völkerschaften und aller Zeiten : Ver¬ stehet zuerst, daß keine Weissagung der Schrift durch eigene Auslegung erklärt werde; denn keine Weissagung ist jemals aus menschlichem Wil¬ len hervorgebracht worden, sondern die heiligen Manner Gottes haben geredet, was ihnen von dem heiligen Geiste ist cingegeben worden. Worte, 2.Petrus 1. die mir goldenen Buchstaben vor dem Angesichte ' 20. 2,. der ganzen Welt in Marmor und Bronze aus¬ gezeichnet zu werden verdienen. i6 Zum richtigen und heilbringenden Verstände der heiligen Schrift ist nöthig der Bcvstand und die Erleuchtung des heiligen Geistes, Der durch die Propheten geredet, und aus Dessen Einge¬ bung die heiligen Manner geschrieben haben. Diesen Bcystand, diese Erleuchtung des heiligen Geistes hat Christus Seiner Kirche, aber nicht jedem einzelnem Mitglieds derselben verheißen. Die ganze Kirche ist untrüglich, unfehlbar; jedes einzelne Mitglied derselben aber hat sich dem Ausspruche der katholischen Kirche mit kind« lichem Vertrauen zu unterziehen. Höret er diese nicht, und bleibt er in seinem Ungehorsame hart- Matthäus "ackig, so sondert er sich selbst von der Gemein« i6. /7. schäft der Heiligen, und wird wie ein Heide und öffentlicher Sünder. Er hat Gott nicht zum Vater, Christum nicht zu seinem Erlöser und Mittler, die Kirche nicht zur Mutter. Wie hat er dann bas Heil zu hoffen? Kehret er hinge¬ gen zur katholischen Kirche zurück, lebt er in ihrer Gemeinschaft und in der Einigkeit ihrer Lehre, mit der gläubigen Ucberzeugung, daß sie Matthäus allein die Gewalt von ihrem Oberhaupte Jesus ,8. ig. Christus habe Sünden zu verg ben, und ihre Glieder zu heiligen; so hat er die gemeinschaft¬ liche Theilnahme an allen Gütern der Kirche, Kalos. 1.24. er ist ein Glied des Leibes Christi, welcher die Kirche ist. Ihm werden die Verdienste Jesu Christi zugerechnet, Sein vergossenes Blut wird ihm zu Theil, die frommen Werke und Gebethe der Gläubigen kommen ihm zu Guten. Was er als Jünger Christi leidet, für Ihn und mit Ihm dem Haupte der Gemeinde, das sieht 17 Jesus als Ihm wiederfahrene Leiden an, das ge¬ reicht bey dem Vater durch die Verdienste Sei¬ nes Todes zum Segen und zum Heile der gan¬ zen katholischen Gemeinde, die das Haus Gottes ist, die urschöne Braut, verlobt als eine Jung¬ frau dem himmlischen Bräutigame Christus; da- 2. Korinth, her ist sie allein die Säule und Grundfeste der 2. auf ihr beruhenden, durch sie rein erhal¬ tenen , und bis ans Ende der Zeiten zu ver¬ kündenden göttlichen Wahrheit. Weder die Pfor- i. Timoth. ten der Hölle, noch die Weisheit, Verführung 3. »5. und Macht der Welt konnten sie je überwälti¬ gen ; denn Jesus Christus ihr Beschützer ist eben derselbige gestern, und heute, und in Ewig¬ keit. Er hat die Diener Seiner Kirche, die Ver- Hebräer »Z ehrer ihrer Lehren seit Anbeginn ihrer Entstehung 8. gestärket, getröstet, und gekrönet; Er wird sie auch, so lange die Welt bestehen wird, mit Sei¬ ner mächtigen Gnade schützen, gemäß Seiner Ver¬ heißung ; fürchte dich nicht, du kleine Heerde; denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich Lucas. 12. zu geben. 32. VIII. In der heiligen Schrift, und in der münd¬ lichen Überlieferung der katholischen Kirche ist alle Heilöwissenschaft ent¬ halten. Der heilige Paulus sagt: Brüder! das Evangelium, welches von mir ist gcprediget wor¬ den , ist nicht von Menschen; denn ich habe es 2 l8 nicht von einem Menschen empfangen, noch ge-- Galat. I. lernt, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi, tr. »2. Der> nachdem Ihn Gott am dritten Tage vom Ap.Geschicht. Tode auferwecket hat, und Ihn offenbar wers io. 4>. ließ hcn von Gott vorher angeordneten Zeugen, zuletzt nach Allen auch mir als einer unzeitigen Geburt erschienen ist. Ich fürchte aber, 1. Korinth. > gleichwie die Schlange mit ihrer Arglist die i5. 6. ' Eva verführte, also auch euer Sinn verderbt 2. Korinth, werde, und abfalle von der Einfalt, die in »i. S-. Christus ist. Gehet einNial die menschliche Vernunft von der Lehre der allgemeinen apostolischen Kirche ab, so must sie nothwendigerweise in ein Labyrinth von Jrrthümern verfallen, aus denen sie keine Macht auf Erden außer der katholischen Kirche zu retten vermag, gleichwie unsere ersten Ael- tern, da sie der Stimme Gottes nicht glaub¬ ten , und Seine unerforschlichen Rathschlüsse er¬ gründen wollten, in ein unaussprechliches Elend versunken sind, aus welchem ihnen nur durch die Allmacht des Erlösers geholfen werden konnte. Daher ermahnt der Apostel die Gläubigen al¬ ler Zeiten: Stehet fest, Brüder! und haltet an den Ueberlieferungen , die ihr von uns münd- 2. Theffal l'ch / oder durch unser Sendschreiben vernom- '2. 14. men habet. Die katholische Kirche glaubte und behaup¬ tete von jeher, daß die heiligen Bücher zwar ein zuverlässiger Erkenntnißquell der göttlichen Of¬ fenbarung sind; sie glaubte aber auch, und be¬ hauptete eben so fest, daß die heiligen Bücher allein nicht hinreichend sind, uns zur Erkennt- 19 niß der Wahrheit zu führen , mdcm manche Leh¬ ren und Anstalten , welche Jesus mündlich vorge- tragcn und angevrdnet hat, von den Evangeli¬ sten und Aposteln nicht nicdergcschriebcn, son¬ dern durch das von Ihm gestiftete und mildem Geiste der Untrüglichkcit begabte Lehramt nur mündlich sind fortgcpflanzt worden- Der heilige Apostel und Evangelist Johannes sagt ja: Auch viele andere Zeichen hat Jesus gcthan vor dem Angesichte Seiner Jünger, welche nicht geschrie- Joh. saZo. ben stehen in diesem Buche; wenn sie alle beson¬ ders sollten geschrieben werden, so glaube ich, daß die Welt diese Bücher, die zu schreiben waren, Ioh.2i.s5. nicht würde fasten können- Schriftvklarungen und alle Lehren des Heils hatten die Apostel aus dem mündlichen Unterrichte des göttlichen Lehr¬ meisters. Alles was ihnen Jesus gesagt hatte, führte ihnen der heilige Geist ins Gedächtnis' zu¬ rück , und leitete sie in alle Wahrheit. Von den Aposteln ward das Vermächtnis des Glaubens Joh. »4-26. ihren Nachfolgern, den Bischöfen übergeben und anvertraut, und durch diese erhalt sich die apo¬ stolische Erblchre von einem Geschlechte zum an¬ dern , dem Volke, das geboren werden soll, in Psalms» der katholischen Kirche. Aus dieser Ursache wa- 5»- 3s. rcn die ungeschriebenen Überlieferungen den hei¬ ligen Vatern und Kirchenlehrern so heilig und so wichtig, daß der heilige Augustin bctheuert: Ich würde den vier Evangelien nicht glauben, wenn mich von ihrer Göttlichkeit das Ansehen der Kirche nicht versicherte. Und in der Thal, wenn wir an den Ueberlieferungcn nicht fest halten, wer wird uns denn überzeugen, daß die heili- 2 * Z0 gen Bücher von den Verfassern herrühren, de¬ nen sie zugeschricben werden ? IX. Mütterliche Ermahnung der kcttbolischen Kir¬ che an ihre Kinder, an die apostolische Erdlehre treu und unerschütterlich zu halten« Kinder der Kirche -! seyd eingedenk, daß ihr Heiden wäret nach dem Fleische, ohne Christus, ausgeschlossen von der Gemeinschaft Israels, ohne Antheil an den Bündnissen, ohne Hoffnung auf die Verheißung, und in dieser Welt ohne Gott. Nun seyd ihr durch das Blut des vom Ephes. 2. Anbeginn der Welt getödteten Lamines nahe Her¬ ic»— ,3. beygekommen; ihr seyd geschaffen zu guten Wer¬ ken , die Gott vorbereitet hat. Sehet zu, daß euch Niemand irre führe durch Weltweisheit und leeren Trug nach Menschensatzungen, nach Grund¬ sätzen einer weltlichen Wissenschaft, und nicht nach Kolos. 2. Christo, in Welchem alle Fülle der Gottheit we- 6. —-g. sentlich wohnet; indem ihr nicht mehr Fremd¬ linge und Abgesonderte , sondern Mitbürger der Heiligen, und Hausgenossen Gottes seyd, erbaut auf die Grundfeste der Apostel und Propheten, wo Jesus Christus selbst der große Eckstein ist, Ephes. 2. auf Welchem das ganze Gebäude aufgeführt ist, 4 2i. und zu einem heiligen Tempel in dem Herrn wachst. Hütet euch vor jener Weltweisheit, die sich anmaßet, von Gott und Seinen Geheimnissen 21 und von den Gnadenmitteln des Heils zu lehren nach bloßen Begriffen eigener Vernunft, nicht nach den uns durch Christus, Seine Apostel und Propheten gegebenen Offenbarungen. Hütet euch vor den falschen Propheten, vor jenen reißenden Wölfen, welche die Tiefe des Reichthums der Weisheit und Erkenntniß Gottes durch eitle trü¬ gende Vernünfreleycn ergründet, und Seine un- crforschlichen Wege und unbegreiflichen Gerichte Rom. mit ihrer dürftigen unzulänglichen Lehre erforscht zu haben wahnen. Nicht die Propheten allein zeigen uns die Geheimnisse des Messias, und Seines Erlösungs¬ werkes, sondern das ganze alte Testament ist ein großes und schönes Gemälde, darin die Hand Gottes alles, was dem verheißenen Erlöser be¬ gegnen sollte, gezeichnet hat. Durch alle Zeiten war Christus die einzige Zuflucht der Sünder, der Trost der Betrübten, die Erwartung der Gläubigen ; nach Ihm verlangten die Heiden , die Myys. Könige der Erde bringen Ihm ihre Ehre und 49- »0. Herrlichkeit , die Völker wandeln in Seinem Offenb.Li.24 Lichte, und dienen Ihm. Weil Er Sich SelbstPsalm?» »>. demüthigte, und gehorsamte bis in den Tob, und zwar in den Tod des Kreuzes, so hat Ihn Gott auch erhöhet, und Ihm einen Nahmen gegeben, der über alle Nahmen ist, daß in dem Nahmen Jesu sich beugen sollen alle Knie im Himmel, auf Erden und unter der Erden, und alle Zungen bekennen , daß der Herr Jesus Christus in der Herrlichkeit Gottes des Vaters Philip- 2. ftp. L--"- Der vom Lichte der Gnade seines Erlösers 22 umlcuchtete Christ wird in dem Bekenntnisse seiner Untreue und seiner Vergehungen wider die gött¬ liche Stimme hinsinken, in seinem Innern bit¬ terlich weinen, und voll Vertrauens ausrufen: Jesus, Geliebter meines Herzens kehre um, komm wieder in meine schmachtende Seele, um ihr wie¬ der das Leben zu geben ! Du Gott meines Her- Psalm. 72. zens, Der Du mein Antheil in Ewigkeit bist, 26. seit dem Du Dich von mir entfernet hast, man¬ gelt mir alles: Mein Herz ist betrübt, meine Starke hat mich verlassen, und sogar das Licht meiner Augen ist nicht in mir. Himmlischer Bräu¬ tigam! Höre die seufzende Stimme, die Dich um Psalm 37. Hülfe anruft! Segne, erhalte, und nähre die Liebesgedanken, die Du in meinem Herzen ge¬ bildet hast. Auf Dich haben unsere Vater ver¬ trauet, sie haben gchoffet, und Du hast sie erlöset, sie haben zu Dir geschrien, und sind Ps. 2i. 6. errettet worden. Du hast die Angst der Ehe- brecherinn gnadigst angesehen, und sie in Dei- Frieden entlassen, die bittern Bußthränen des Petrus in Freude verwandelt, und denkest Mark. 16.7. weiter nicht mehr seiner Vergehungen- Du gabst Luc. 7. der reuevollen Liebe und Zärtlichkeit der heiligen 44, —5o- Büßerinn zu Deinen Füßen den öffentlichen Be¬ weis Deiner mildreichen Güte. Begnadigt hast Lac. 23. Du den zu Deiner Rechten gekreuzigten Scha- 42. 43. eher, und ihm das Paradies versprochen. Herr ! ma- Kolvs. 3.3. che auf mein Herz einen so lebhaften Eindruck von Deiner Gerechtigkeit und Heiligkeit, damit ich mir völlig absterbe, und Dir allein lebe. Ich will seuf- I. Thef 4. zcn, ich will lieben, damit ich mich nimmermehr von *6. Dir entferne, und immerdar bep Dir sey. 2Z X. Die Kinderder Kirche erkennen Yen unverdien¬ ten göttlichen Beruf zum Glauben, und bezeugen ihre Dankbarkeit durch Wachs- thum in der Erkenntniß und Liebe Gottes. Die Andacht, die Liebe des menschlichen Herzens gleichet einem Feuer, das erlischt, wenn es nicht durch Zulegung brennbarer Materiale stets unterhalten wird. Die Liebe kennt keinen Stillstand, sie ist unersättlich, sie geht mit großen Schritten vorwärts, sie rechnet Alles für nichts, was sie bisher für Gott gethan hat. Wie der zum Ziele hineilende Wettläufer immer vor¬ wärts , nicht zurück schauet, so vergißt die Liebe des schon erreichten Guten hinangestreckt zum Ziele, das vor ihr ist, zu dem Kampfpreise der Philip. Z. himmlischen Berufung in Christo Je!»- Wenn 12.-14. sie nicht zunimmt, so muß sie abnehmen, be¬ kommt sie keine neuen Flammen, so muß sie von den ihrigen einen Theil verlieren. Wenn sie nicht wächst, so fangt sie alsobald an zu erkal¬ ten, und erlischt endlich ganz. Wer nicht lie-i.Joh. Z.14. bet, bleibt im Tode. Wer unfern Herrn Jesum ' Christum nicht liebet, der sey verflucht. Mq-, Korint 16. ran Atha, das heißt, der Herr kommt zum Ge- 22. richte. Er hat uns gclicbct, und Sich Selbst für uns zur Gabe, und zum Schlachtopfer des lieb- Ephes. 5. 2. liebsten Geruches dargegeben! daher ruft uns der liebevolle Apostel Johannes zu: Lasset uns also,.Joh. 4.19. Gott lieben, weil Er uns zuerst geliebet hat. Alles kommt auf die Liebe an. Diese aus- 24 sert sich unsererseits durch vollständige Befolgung Zoh. >4. r5. aller göttlichen Gebothc. Der Bund des Ewi¬ gen mit uns, ist ein Bund der Liebe. Wenn wir Ihn wirklich lieben, so folgen wir Seinen Fußstapfen; denn darum verließ Er den Him¬ mel, und wandelte vor uns, daß wir seyn sol¬ len in dieser Welt, wie Er war, als Er hie- nieden wandelte. Werden wir Ihm ähnlich, so haben wir freudige Zuversicht auf den Tag »Joh. 4. i7»des Gerichtes. Die Heilswiffenschaft, der Glaube, bestehet nicht auf Weisheit der Menschen, sondern auf Gottes Kraft. Nur in der katholischen Kirche hat jeder Christgläubige, der sich bewerben will, durch das hellstrahlende Licht der Offenbarung, von Gott, und von den Veranstaltungen der Weisheit, und der Erbarmungen Gottes zum Heile der Menjchen reine und richtige Kennrniß in Christo Jesu, Welcher uns von Gott zur Weisheit und Gerechtigkeit, zur Heiligung und i.Kor. i. 3o. Erlösung ist gegeben worden. Der Gerechte, der in der katholischen Kir« Hebr.,0.36. che aus den Glauben lebt, wird den Urgrund seines Berufes und seiner Erwählung nur allein in dem göttlichen Wohlgefallen finden , und mit seinem Heilande, in der tiefsten Rührung, Got¬ tes Güte anbethen: Ich preise Dich Vater, Herr Himmels und der Erde, daß Du diese Geheimnisse den Weisen und Verständigen ver¬ borgen , und sie den Kleinen geoffenbaret hast ; ja Vater! also hat es Dir gefallen. Nie¬ mand kennet den Sohn, als nur der Vater, und Niemand kennet den Vater , als nur 25 der Sohn, und dem es der Vater offenbaren Match, n. will. 25.-27. ch * * Nach diesem wesentlichen Unterrichte wollen wir nun zum Heiligthume der Geheimnisse unserer Erlösung naher hinzutreten, und mir zerknirsch¬ ten Herzen, und im demüthigcn Geisse in den Vorbildern des alten Testamentes und den Weissa¬ gungen der Propheten betrachten den Mensch¬ gewordenen Sohn Gottes, Der zum Heile der Welt gesandt war. Dieser Sohn , der Abglanz der Herrlichkeit Seines Vaters, Der mit der Ma¬ jestät des Vaters gleicher Hochheit und Würde, Eines Wesens, und Einer Natur ist, ladet da¬ zu ein, Alle, die mühselig, die mit Jrrthümern, mit Geistes Schwachheit, mit der Unkraft des Willens, und mit Versuchungen beladen sind. Er will uns beystehen mit Seiner Liebe, mit Sei¬ ner Kraft; und mit Seinen göttlichen Tröstun¬ gen. Er hat ja alles dieses verheißen, indem Er sagte: Kommet zu mir alle, die ihr müde und beladen seyd, ich will euch erquicken, ihr werdet finden das ^Leben der Gnade hienieden, Match n. und die Fülle der Seligkeit in dem Himmel. 2Ü. XI. Adam und Eva Vorbilder Christi und Seiner heiligen Kirche. Gott hat die Menschen zur ewigen Glück¬ seligkeit erschaffen, und da Er vorsah, daß sie 26 sündigen würden, zeigte Er ihnen, und durch sie, daß unter Seiner mächtigen und weisen Ne¬ gierung selbst die verkehrte Unordnung der Bö¬ sen die Ausführung Seiner heiligen Absichten zu hindern nicht vermöge; Er offenbarte, was die Schuld der Menschen verdienet, und was ihnen durch Seine Gnade verliehen worden, Gott konnte, da Ihm der. künftige Fall des Men¬ schen nicht unbewußt war, der Bosheit des nei¬ dischen Engels Granzen setzen, den Fall des Menschen verhüten- Seine Vorherwissenschaft zwang ihn nicht zu sündigen. Er ließ zu , daß der böft Engel den Menschen versuchte; denn war es Ihm auch nicht zweifelhaft, daß er ihn überwinden würde, so wußte Er dennoch vorher, daß durch du Nachkommen desselben mittels der Hülfe Seiner Gnade der Teufel, selbst zu größe¬ rer Glorie der Heiligen würde überwunden wer¬ den. Dieß zeigte Gott in dein geheimnißvollen Schlafe Adams; Gott der Herr versenkte ihn in einen tiefen Tchlaf, und nachdem er cingeschla- fen war; nahm Er eine von seinen Rippen, und ersetzte sie mit Fleische. Aus dieser Nippe aber machte Gott das Weib , und führte es zu Adam. Und Adam sprach: das ist nun Bein i Moys. 2. von meinen Beinen, und Fleisch von meinem 2,.-25. Fleische. Durch den tiefen Schlaf ^Adams und durch sein Erwachen deutete der heilige Geist auf den Tod Christi und Seine heilige Auferstehung hin- Dieß offenbarte Gott dem David, der in sei- Psalm Z. 6. nen Psalmen spricht: Ich bin eingefchlafen , und in einen tiefen Schlaf gesunken, und wieder auf- 27 erstanden; denn der Herr hat mich ausgenom¬ men. Nachdem Jesus am Kreuze gestorben, eröffnete einer der Kriegsknechte mit einer Lanze Seine Seite, und alsbald kam Blut und Was- Job. 19.34. scr heraus. Dies geschah nach den ewigen Nathschlüffcn Gottes, und Weissagungen der Propheten. Die heiligen Vater sahen in die¬ sem Blute und Wasser die beyden vornehmsten unserer heiligen Sakramente; die Taufe, in welcher wir wiedergeboren, und das allerhci- ligste Sakrament des Altars, in welchem wir zum ewigen Leben genährt werden. Gleichwie aus der Seite des schlummernden Adam Eva hervor kam , so ist aus der Seite des schlum¬ mernden Leichnams Christi Seine Braut die Kir¬ che mit diesen heiligen Sakramenten gebildet worden. Als der heilige Paulus die gegenseitige Liebe christlicher Ehegenossen lehrte, in der heiligen gnadenreichen Vereinigung, wo die Zwey ein Fleisch sind, sagte er: Nie hat ja Einer sein Ephss.'Z. eigenes Fleisch gehasset, sondern er nähret und 28. 2g. pfleget es. Voll des Glaubens und Vertrauens an das hohe Geheimnis der Liebe Jesu gegen die Menschen nennet er die Ehe ein großes Sa-Ephes. 5.3a. kramcnt in Christo, und in der Kirche. Groß ist dieses Sakrament, weil es ein Sinnbild ist, der geheimnisvollen unaussprechlichen Vermählung des Mcnschgewordcnen göttlichen Sohnes mit der Kirche, die Seine Braut ist ; denn wir sind Glieder Seines Leibes , von Seinem Fleische, und von Seinen Beinen, indem das ewige Wort von Himmel herabgestiegen ist, durch Annehmung der 28 der Gestalt eines Knechtes gleichsam Seinen Va¬ ter verlassen, wie der Mensch, der Bräutigam seinen Vater und Mutter verlaßt, und seinem Weibe anhänget., Christus hat Sich mittels Sei¬ nes Todes am Kreuze mit Seiner Kirche so enge verbunden, daß keine Kraft auf Erben und in der Hölle dieses Band zu trennen vermöge. Drcy sind, die dieses große Gcheimniß auf Erden be¬ zeugen: Der Geist, und das Wasser, und das Blut, und diese drcy sind Eins. Der größte ssJoh. 5.8. Beweis der Liebe Jesu zu unsern Seelen ist, daß Er als Mensch Seinen Geist am Kreuze auf- gab. Größere Liebe hat Niemand, als die, daß Er sein Leben hingibt für seine Brüder, Joh. r5. ,3. und der sicherste Beweis Seines Tvdes ist, das Wasser, das mit dem Blute aus Seiner eröff¬ neten Seite heraus ging. Dieses Wasser, aus Deinem Herzen, o Jesus! reinige mein Herz von allen Mackcln der Sünde! Dein für das Heil der Welt vcrgosse- . nes Blut erlöse mich von der Dienstbarkeit der Leidenschaften! Dein Geist, o Jesus! Den Du mit lauter Stimme in die Hande Deines Vaters befohlen hast, flehe unaufhörlich um Barmher- Luc. 2^46. zigkeit für meinen Geist- Nachdem Adam erwachte, erkannte er das Weib, als Bein von seinen Beinen, und als Fleisch von seinem Fleische, im Vorbilde dessen, was Christus that. Von dem Geheimnisse Sei¬ nes Todes, und von Seiner glorreichen Auf¬ erstehung lehret Paulus: Es ziemte sich, daß .Derjenige, um Dessen Willen alle Dinge, und durch Welchen alle Dinge sind, da Er viele Kin« 29 der zur Herrlichkeit führen wollte, den Urheber ihres Heils durch Leiden vollkommen machte; denn Der da heiliget, und die geheiliget wer¬ den , sind Alle von Einem; deswegen Er sich nicht schämt sie Brüder zu nennen, da Er spricht: Ich will Deinen Nahmen Meinen Brüdern ver¬ kündigen , mitten unter der Gemeinde will Ich Dich preisen. Und abermal: Ich will auf Ihn vertrauen; und Sieh! Ich und Meine. Kinder, die Mir Gott gegeben hat. Weil nun diese Kin¬ der die Gemeinschaft des Fleisches und Blutes haben, hat Er Sich desselben gleichfalls theilhaf- tig gemacht, auf daß Er durch den Tod die Macht nehme dem, derbes Todes Gewalt hatte, das ist, dem Teufel, und diejenigen erlöset?, welche durch Furcht des Todes ihr ganzes Le- Hebr. 2. den hindurch der Knechtschaft unterworfen waren, i»-— >5. Da uns der himmlische Vater durch das Verdienst des Kreuztvdes Seines vielgeliebten Sohnes zu Seinen Kindern , und zu Erben des ewigen Reiches angenommen hatte, sagte Chri¬ stus nach Seiner Auferstehung zu Maria Mag¬ dalena: Gehe hin zu Meinen Brüdern, und sage ihnen: Ich fahre auf zu Meinen Vater, und eueren Vater, zu Meinem Gort, und eueren Gott. Da wir nun Kinder Gottes, und Mit-Joh. 20. ,7.. erben «Seines Sohnes sind, so werden auch wir nach der allgemeinen Auferstehung des Fleisches mit Ihm verherrlichet werden, wofern wir Seine Ge- bothe halten, mit Ihm leiden und Ihn anbechen in der Einigkeit der katholischen Kirche, die Seme heilige und untadclhafte Braut ist , und keine Flecken, oder Runzel, oder irgend dergleichen hat. Ephes. 5.27. 3c> ' Nach dem Sündenfalle verdiente Eva eine Mutter der Todtcn zu heißen, weil sie für sich und alle ihre Nachkommen das Le¬ den der Gnade verloren hat; doch nannte sie i^M n)si> Adam die Mutter aller Lebendigen, im Vvrbilde Maria der göttlichen Mutter. Diese ist die zwcy- te Eoa , Mutter aller Lebendigen, gleichwie Chri¬ stus der zweytc Adam nach Seiner Auferstehung i Kor. ,5. xch belebender Geist ist. In diesem Vorbilds zeuget der göttliche Geist wunderschön, wie Gott aus den Finsternissen das Licht, und aus der Sün¬ de die Heilsmittcl seiner unendlichen Barmher¬ zigkeit hcrvorbringcn könne. Die Schlange schmeichelte der Eva um sie zu verführen, ver¬ sprach ihr Wunderdinge, und das Weib glaubte. Durch den Vorwitz kam sie in die Versuchung, die Eitelkeit führte sie auf einen Argwohn gegen Moysis Gott, durch den Unglauben fiel sie in die Sünde, 3. i. —,5. und stürzte sich und uns Alle in den Tod. Gott stellte der verführerischen Schlange ein anderes Weib entgegen, um ihre Kunstgriffe zu vereiteln , die Hoffart durch die Demuth zu heilen, und die Sünde des Unglaubens durch einen demüthigen Glauben zu tilgen. Eva war der Ursprung unseres Todes, und der Ouell aller Sünde: Maria ist als Mutter des Erlö¬ sers der Quell des Lebens, die Königin« aller Heiligen, nach Christus das schönste Muster al¬ ler Tugenden. Als Eva noch Jungfrau und doL Adams Weib war, redete sie mit dem En¬ gel der Finsternisse, horchte, und empfangt von ihm das Gift des Todes: Maria als Jungfrau, und doch mit einem Manne, dem heiligen Jo- Zi seph aus dem Hause Davids vermählt , vernimmt von dem Engel des Lichtes den Willen Gottes, glaubt aus Demuth das allergrößte Gehcimniß der göttlichen Menschwerdung, wird mit Gna¬ den erfüllt, wird Mutter des Gottmcnschen, und bleibt allezeit die heiligste Jungfrau. Un¬ ser Untergang war durch Eva begonnen, und durch Adam vollzogen: Maria aber ist die Ur¬ sache unsers Heils, das durch Christus vollbracht war. Gott bezeichnete einen andern Baum, zum Stamme des Kreuzes, auf welchem Jesus der Gerechte Seine Hände ausstreckte, und des To¬ des der Verbrecher aus Gehorsam starb, um jenen zu heiligen? der Gott ungehorsam, seine Hande nach dem verbothcnen Baume ausstrecktc, und sich das Gericht aß. Jene Frucht, weil sie verkochen war, wirkte den Tod, wer aber von der Frucht des Baumes des Lebens, von dem Brote, das uns Jesus gibt, isset, der wird zur Herrlichkeit der ewigen Belohnung aufer¬ stehen. So hat der ewige Gott der allmäch¬ tige Vater das Heil der Menschen an dem Holze des Kreuzes angeheftet, damit das Leben uns von dort komme, wo der Tod zu herrschen anr gefangen hat, und damit der Erbfeind des Men¬ schengeschlechtes, der am Holze des Paradieses siegte, auch selbst am Holze des Kreuzes besieget werde, durch Jcsum Christum unfern Herrn. Z2 XII. Abel Vorbild Christi. Es ist eine alte Erblehre in der katholischen Kirche, das die ersten zwey» Menschen , nachdem sie nach ihrer Sünde unter vielen Mühseligkei¬ ten und Trübsalen außer dem Paradiese ein bußfertiges und heiliges Leben führten, durch die Kraft des Blutes des verheißenen Erlösers eines seligen Todes gestorben sind, wie das Buch Weish. io. der Weisheit es zu hoffen berechtiget. In dem 2. Abgrunde des Elendes, das sie sich und ihrer ganzen Nachkommenschaft durch die Sünde zu- gezogen, waren sie gedemüthiget durch die Reue Gott beleidiget zu haben. Als Eva ihren erst- geborncn Sohn Cain gebar, sagte sie dankbar: Ich habe einen Menschen durch Gottes Hülfe erlangt. Eben diese, die vorher den Mann ver¬ führte, gab dem Sohne einen Nahmen, der ihm zur Lehre dienen konnte, daß das Kind ein Geschenk Gottes sey. Als sie nach dem Tode Abels abermal Mutter ward, sprach sie: Gott i. Moysis mir einen andern Sohn gegeben für Abel, 4. 1. 25. den Eain erschlagen hatte. Der Tod Abels deutete auf den Tod Christi, und die Rachsucht Cains zeigte die Art und Weise an, wie der Urheber der Gerechtigkeit sterben werde. Von ihren Acltern belehrt opfer¬ ten die beyden Brüder, Abel mit gläubiger An¬ dacht, Cain aber äußerlich fromm scheinend, ohne Demuth des Glaubens. Gott bezeugte, daß cs ohne Glauben und innerer Andacht nicht mög- zz lich ist Ihm zu gefallen. Er sah Abel und seine Ga- ».MoysiS4. den an, Cain aber und seine Gaben sah Er nicht an. 5- 5. Das Kennzeichen , welches die Kinder Gottes von den Kindern des Teufels unter¬ scheidet, ist innere wirksame Liebe Gottes und des Nächsten. Diese war es, die in den ersten r. Joh. 3. Jahrhunderten Manche der Heiden zur Aufnah- mc der heiligen Religion führte. Da sie sahen, wie die Christen einander mit Liebe zuvor zu kommen sich beeiferten, einander im Glauben starkren, und im Leiden mit Rath und That trösteten, bewunderten sie ihre Standhaftigkeit und sagten: Sehet! wie sie einander lieben! Selbstliebe suchet nur das Ihrige, und ihre Früchte sind Neid, Rachsucht, Schadenfreude. So war die Gemüthsstimmung Cains; daher ist von ihm geschrieben: Cain tödtete seinen Bru¬ der, weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht. Von ihm sagt" der hei- r. Ioh. lige Paulus: Abel redet noch durch den Glau- 3- r2. ben , wiewohl er gestorben ist. Er lehret uns: Hebe. n. 4. Unsere Opfer, Andachten, Gebethe und guten Werke werden vor Gott wohlgefällig , wenn wir mit dem Lichte des Glaubens uns überzeugt hal¬ ten, daß nur Gott und die unsichtbaren Güter des zukünftigen Lebens der einzige unserer Wün¬ sche würdige Gegenstand sind, die Gerechtigkeit aber das einzige Mittel zu Gott und zum ewi¬ gen Leben zu gelangen, und daß wir als Sün¬ der von Natur aus weder die ewigen Güter, noch die dahin führende Gnade der Gerechtig¬ keit anders hoffen können, als von der Barm¬ herzigkeit Gottes durch die Verdienste Jesu Christi, 3 34 ' gleichwie Abel das Blut der Lämmer opferte, und ihre Fette auf dem Altäre verbrannte in der gläubigen Ueberzeugung, daß wegen der Sünde jeder Mensch als Schlachtofer der Ge¬ rechtigkeit Gottes mit ewiger Strafe wäre ge- züchtiget worden - wenn nicht Jesus das unschul¬ dige Lamm uns in Seinem Blute waschen und reinigen würde. s. Timoth Alle, die gottselig in Christo leben wollen, werden Verfolgung leiden, Christus der Erstge¬ borne unter vielen Brüdern hat gelitten. Der Jünger ist nicht über den Meister; jeder aber Lur.6. 40. wird vollkommen, wenn er ist, wie sein Mei¬ ster. Abel der Gerechte , wie ihn Jesus Chri¬ stus nennet, ward von seinem Bruder gehastet, hinausgeführt, und getödtet, weil Gort seiner Frömigkeit Zeugniß gibt , und seine Opfer mit Wohlgefallen annimmt. Jesus Christus , die Heiligkeit selbst, der Quell aller Gerechtigkeit wird von den Juden Seinen Brüdern, Seinen An¬ gehörigen , dem Fleische nach, gehastet, und bis zum Tode verfolget, weil sie die Reinigkeit Sei¬ ner Lehre und die Heiligkeit Seines Lebens nicht vertragen können. Der himmlische Vater gab Joh. 12.28. Ihm als Seinem vielgeliebten Sohne das Zeug¬ niß bey der Taufe am Jordan, und bey Seiner Matth. »7. Verklarung am heiligen Berge. -- 5. In dem Buche der Weisheit lesen wir die Beschlüsse der Nathssitzungen der Feinde Jesu: Lastet uns dem Gerechten nachstellen; denn Ec steht uns im Wege, widersetzt Sich unfern Un¬ ternehmungen , tadelt uns wegen der Uebertre- tungen des Gesetzes, und schreyet uns aus, als 35 wenn unser Wandel sündhaft wäre. Er rühmt Sich, daß Er Gott kenne, und nennet Sich Gottes Sohn. Er richtet unsere Gedanken. Schon Sein Anblick ist uns lästig; denn Sein Leben ist nicht, wie Anderer Leben, und Seine Handlungsweise ist ganz angers beschaffen. Wir werden von Ihm für leichtfertige Leute gehal¬ ten, und Er enthalt Sich von unfern Wegen, wie von unreinen Dingen. Er preiset glücklich das Ende der Gerechten , und rühmt Sich , daß Er Gott zum Vater habe; darum lasset unS sehen, ob Sein Vorgebcn wahr sey, und er¬ fahren, was er für ein Ende nehmen werde; denn ist Er der wahre Sohn Gottes, so wird Er Ihm helfen, und Ihn aus den Händen Sei¬ ner Feinde retten. Wir wollen Ihn durch Schmach und Pein prüfen, daß ww Seine Sanftmuth erkennen, und Seine Geduld bewahren. Wir wollen Ihn zum schändlichsten Tode verdammen, Wer Er sey, wird sich dann aus Seinen Wor¬ ten zeigen. Solche Dinge haben sie gedacht; Weisheit 2. denn ihre Bosheit hat sie verblendet. ,2. 21. ' Abels Blut schreyet von der Erde zu Gott, Er höret und rächet es. Cain, der es vergos¬ sen, wird verflucht und verurtheilt, daß er flüchtig auf Erden herum irren muß. Das zur rMoysis4. Erlösung aller Menschen außer Jerusalem auf ">. n. dem Calvarienberge vergossene Blut Jesu Ehr.sti Hebr. 12.24. redet besser, als das Blut Abels, rufend Gnade und Verzeihung; schreyet aber demnach um Ra¬ che wider jene, die cs vor dem Pilatus rachsüch¬ tig verlangten, sprechend: Sena Blut komme Matthaus über uns, und über unsere Kmder. Die Ju- 27. 25. 3 * 36 den sind aus ihrem Vaterlande vertrieben ohne Opfer, ohne eigenes Reich , in der ganzen Welt zerstreuet verkündigen sie allen Erdbewohnern, wie wahrhaft Gott in Seinen Drohungen, und wie schrecklich Er in Seinen Gerichten ist. Gleichwie Eain von Gott gezeichnet von dem Angesichte i Moysis H. des Herrn hinweg ging, und von Niemanden »5. »6. gctödtct werden sollte, so erhält Gott durch e n Wunder der Vorsehung die Inden, daß sie noch heutiges Tages bleiben, was sie waren, dein Fleische nach Kinder Abrahams ; kein Mißgeschick hat ihre Geburtsfolgc unterbrochen. Ungeach¬ tet aller erlittenen Bedruckungen, unter denen sie von Völkern mit der gänzlichen Vertilgung bedrohet waren, bestehen sie noch immerfort, und predigen den an ihre Stelle berufenen Hei¬ den, w e groß der Zorn Gottes über sie sey! Philip. 2.12. Sollen wir nicht mit Furcht und Zittern unser Herl wirken! denn da der erzürnte Gott der natürlichen Zweige, der Kinder Seines lie¬ ben Abrahams nicht schonte, welche Strenge wartet auf uns, die w>r als wilde Zweige des wilden Oehlbaumes der geheiligten Wurzel und der Saftigkeit des echten Oehlbaumes nuttheck- haftig geworden sind-, wofern wir uns nicht Roni. ii. halten an die Güte Gottes durch uncrschütterli- i6.--4.chen Glauben, und gottselige Werke! Zögern wir nicht mit der Beßerung unsers Lebens, und m>t der Bekehrung, bis uns Gott vor Sem Gericht fordert. Eain bekannte seine Sünden, er sprach zu dem Herrn: Meine Miffethat ist größer, als daß ich einer Verzeihung würdig wäre! Und der Prophet David sagt; Da ich J? sprach: Ich will dem Herrn meine Ungerechtig¬ keit bekennen, und Du haft mw die Schuld Psalm. 3i. meiner Sünde vergeben. Warum ift also Cain - verworfen worden? Gott hielt ihm sem Ver¬ brechen vor; aber er laugnete eS: Ich weiß nicht, wo mein Bruder ist; bin ich denn se>n Hüter? Nachdem ihm Gott das Bekenntniß abnöthigte, und die verdiente Strafe ankündigte, war sein Bekenntniß keine Tugend, wie jene des Petrus, » Moys-4- der alsogleich nach Erkenntniß der Sünde im 9- —»5. Vertrauen auf die Güte Jesu bitterlich weinte, und deswegen gerciniget zu werden verdiente. XIIL. Nos Vorbild Christi. Noe fand Gnade vor dem Herrn, er ist vollkommen und gerecht befunden worden, i. MoM und zur Zeit des Zornes ift durch ihn die Ver- 6. ch ! svhnung geschehen: Er war der Trost der gan- Sirach44. > zen Welt, der Bewahrer der Religion,. und der *7- - Andacht, der Prediger der Buße, der Erbe und t Verkündiger der Gerechtigkeit, und der Vater - eines neuen Menschengeschlechtes. Alle diese Merk- l Zeichen deuteten auf den wahren Retter, Wel» ) eher Jesus Christus ist. Lamech sein Vater sagte t von Noe bey seiner Geburt: Dieser wird uns , trösten in den Werken un^ Arbeiten unserer Hände , Moytts l auf der Erbe, die der Herr verflucht hat. Zu 5. 29. ; seiner Zeit war die Erde voll Ungerechtigkeiten, - alles Fleisch ging die Wege des Verderbens, wie 28 zur Zeit der Ankunft dcS Messias. Die Men¬ schen beschäftigten sich nur mit dem Irdischen, mit Wohlleben, besorgten nur die Vortheile ihrer Häuser. Noe ermahnte sie zur Buße, und verkündete durch hundert Jahre das bevorstehen¬ de Strafgericht der Sündfluth. Sic wandelten nach ihrem Gelüsten in Gottlosigkeit, spotteten des Wortes des Herrn, sprechend: Wo ist Seine Ankunft? denn seit unsere Völker entschlafen sind, bleibt Alles, wie es war vom Anbeginn 2. Petrus der Schöpfung. So erging es auch Christodem 2. 4. Herrn. Er bezeugte, daß Er sey der Sohn Got¬ tes, gesandt zu suchen, und selig zu machen, was verloren ist. Welche Widersprüche mußte Er nicht erfahren? Als Jesus zum Feste nach Jerusalem, wie im Verborgenen kam, suchten Ihn die Juden und sprachen: Wo ist Er? Und es war viel Gemurmel unter dem Volke, denn Einige sagten: Er ist gut. Andere sagten: Nein, sondern Er verführet das Volk. Da sprachen Einige derer aus Jerusalem: Ist das nicht Der, Den sie zu tödten trachten, und steh! Er redet öffentlich, und sie sagen Ihm nichts? Haben denn unsere Obersten wahrlich erkannt, daß Er Christus ist? Doch wir wissen, woher Dieser ist; wenn aber Christus kommt, so wird Niemand wissen, woher Er ist. Da sprachen die Juden unter einander: Wohin will Er gehen, daß wir Ihn nicht finden werden? Will Er zu den Zerstreuten unter Heiden gehen, und die Heiden lehren? Was ist das für ein Wort, das er sprach : Ihr werdet Mich suchen, und nicht finden, und wo Ich bin, dahin kön- 29 riet ihr nicht kommen? Einige vom Volke sag¬ ten: Dieser ist wahrhaftig der Prophet! An¬ dere sprachen: Er ist Christus/ andere aber: Kommt denn Christus aus Galiläa? Sagt nicht die Schrift: Von dem Geschlechte Davids/ und aus der Stadt Betlehem , wo David war / kommt Christus ? Es entstand also unter dem Volke eins 3°h- ?- Spaltung Seinetwegen. n.—45- Da Jesus abermal zu den Juden sagte: Ich gehe hinweg, ihr werdet Mich suchen / und werdet in eueren Sünden sterben/ alsbald spra¬ chen sie: Will Er Sich denn selbst tödten? denn Er sagt: Wohin Ich gehe/ dahin könnet ihr nicht kommen. Als Jesus den Juden / die an Ihn glaubten/ sprach: Wenn ihr bleiben werdet bey Meinem Worte / so werdet ihr wahrhaft Meine Jünger seyn, ihr werdet die Wahrheit erkennen/ und die Wahrheit wird euch frey machen, antwor¬ teten Ihm jene mit einer Erbitterung / die sie vergessen machte, der ägyptischen und babyloni¬ schen Gefangenschaft, und der römischen Ober¬ herrschaft : Wir sind Abrahams Geschlecht, und sind nie irgend Eines Knechte je gewesen: Wie Joh. 8. sprichst Du: Ihr werdet frey seyn. 21.- 45. Wie es ging zu den Zeiten des Noe, so auch bey der Ankunft des Menschensohnes Jene assen und tranken, sie heiratheten und verheirateten , bis zum Tage, da Noe in die Arche ging, und nahmen es nicht zu Herzen, bis die Sündfluth Matth. 24. kam, und sie alle dahin rieß. Als Jesus in den ^7. 5g. Tagen des Heils versicherte, daß Er freywillig, und aus Liebe Sein Leben hingebe, und daß Er dieses Geboth von Seinem Vater habe, so äo entstand abcrmal eine Spaltung unter den Ju¬ den wegen dieser Worte. Viele unter ihnen sag¬ ten : Er hat den Teufel, und ist nicht bep Sin¬ nen, was höret ihr Ihn an? Andere sagten: Daß sind nicht Worte emeö Besessenen. Vermag der Teufel dem Blinden die Augen zu öffnen? Seine Vertheidiger waren gering an der Zahl, schwach und schüchtern. Seine Feinde hingegen zahlreich und mächtig, überwiegten, und beschlos- - sen Seinen Tod. Sie umringten Ihn, und spra¬ chen zu Ihm: Wie lange lassest Du uns in der Ungewißheit? Bist Du Christus, so sage es uns offen heraus? Jesus antwortete ihnen: Ich sage es Euch, und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich thue im Nahmen Meines Vaters, diese zeugen von Mir. Da hoben die Juden Steine auf, damit sie Ihn steinigten, und sag¬ ten : Wegen der guten Werke steinigen wir Dich nicht, sondern wegen der Gotteslästerung, und weil Du, Der Du ein Mensch bist, Dich selbst Joh. io. ig, zu einem Gott machest. Er aber ging hinweg ^9- von ihren Händen. Niemand konnte Jesum einer Sünde be¬ schuldigen. Seine Wohlthaten an den Blinden, Kranken, und Besessenen konnte man nicht laug- nen, und doch wollte man Ihn aus dem Wege raumen. Die Ursache davon konnte uns Jesus allein angeben, indem Er sagte: Ware Gott euer Vater, so würdet ihr Mich ja lieben ; denn Ich bin nicht von Mir selbst gekommen, Ich bin von Gott ausgegangen. Er hat Mich gesandt. Warum kennet ihr nicht Meine Sprache? Weil ihr Mein Wort nicht hören könnet! Ihr seyd von dem Vater dem Teufel, lind nach eueres Vaters Gelüsten wollet ihr thun, der ein Men- Joh. 6. 42. schenmvrder von Anfänge war. 45. So war erfüllet, was Simeon zu Maria Seiner Mutter sprach: Sieh! Dieftrist gesetzt zu einem Falles und zum Auferstehen Vieler in Is¬ rael, und zum Zeichen, dem man widersprechen wird, auf daß vieler Herzen Gedanken offenbar Luc. 2. werden. Diese Stelle genüge jeden Christen zum 34- 55. Antriebe, daß er in den heiligen Schriften des alten und neuen Bundes Jesum Christum suche, damit er Gott und Seinen vielgeliebten Sohn mehr und mehr erkenne, Seinen heiligen Willen lieben, und vollziehen lerne, den Trieben der Leidenschaften widerstehe, entsagend der Gottlosig¬ keit und den weltlichen Begierden, züchtig, ge¬ recht, und fromm lebe in dieser Welt bestießen der guten Werke, harrend der seligen Hoffnung und der Erscheinung der Herrlichkeit des großen 2. 12. Gottes, und unseres Heilandes: denn wenn er hartnäckig in Sünden verharret, ohne Gcwis- sensrüge, ohne Anwandlung der Reue, Den mit einem ganz irdischen lasterhaften Lebenswandel vcrlaugnet, Den er im Herzen glaubt, so thut er, so viel an ihm steht, eben das, oder billi¬ get es, was die Juden thaten, die Jesum ver¬ spotteten , und bis zum Tode am Kreuze ver- läugncten , gemäß dem Ausspruche des Apostels: Er kreuziget wieder seiner Seits den Sohn Got¬ tes, und hat Ihn zum Gespötts. Hebr. 6. 6. Kinder der Verheißung! denket : Wer das Gesetz Mopsis verbricht, der stirbt ohne Erbar¬ men auf Zwcper oder Dreyer Zcugniß. Wie 42 viel mehr verdient jener Strafen, welcher den . 25 — 3i. Gehe aus deinem Lande, aus deiner Verwandt¬ schaft , und aus dem Hause deines Vaters, und komme in daS Land, das Ich dir zeigen werde, denn Ich will dich zu einem großen Volke wa- i M^yi.-2. Heu , und dich segnen. Abraham ?5 Jahre alt, * gehorchte dem göttlichen Befehle, verließ das Haus seines Vaters, ging in die Fremde, ohne zu wissen , wo, und wie an ihm die göttliche Verheißung erfüllet werde. Abraham glaubte Römer 4.3. Gott , und es war ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. An diesem Vater der Gläubi¬ gen zeigte Gott, wie unverdient Seine Barm¬ herzigkeit sry , und was die Macht Seiner Gna¬ de in den menschlichen Herzen vermöge. Eben so unverdient und ein Werk der göttlichen Barm¬ herzigkeit ist unser Beruf zum Glauben, und wenn wir diesem nachlcben, so »st dieß ebenfalls die Wirkung Seiner unverdienten Gnade. O Mensch! was hast du, daß du nicht empfangen i. Korimh. hast? Wenn du es aber empfangen hast, was 4. 7. rühmest du dich, als hattest du es nicht empfangen ? Gott machte seinen getreuen Diener sieg¬ reich in einem Kriege wider vied benachbarte Kö¬ nige, die Sodoma ausplündern ließen, und Lot sammt Allem , was er hatte, gefangen wcgführtcn. Abraham überfiel sie mit seiner kleinen Macht an verschiedenen Orten des Nachts, und brachte dadurch einen solchen Schrecken unter die Feinde, daß sie, unwissend, ob die anzugreifende Partey schwach oder stark ist, blos auf die Flucht bedacht waren, und die ganze Beute sammt dem Lot und seiner Familie dein Abraham zurück ließen. Da er 45 aber nach dem Siege zurück kehrte, kam ihm Melchisedcch König von Salem, Priester des Allerhöchsten entgegen, opferte Brot , und Wein, segnete den Abraham, und dieser gab ihm den Zehnten von der ganzen Beute. Nirgends zeiget sich Melchisedcch als einen Priester des Allerhöchsten als bcy diesem fcyerlichen Segenswünsche gleichsam im Vorbcygehen- Aber die Stelle aus dem Psalme Davids laßt einsehcn, wie groß und erhaben seine Würde war: Der Herr hat geschworen, und es wird Ihn nicht gereuen: Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung des Mclchisedcchs. So sprach der himm¬ lische Vater zu Seinem Sohne Jesus dem McsiPsalm »og. 4. sias, Dessen Vorbild Melchisedcch war, wie solches der heilige Apostel Paulus umständlich beschreibt. Er nennet Melchisedcch einen König der Gerechtigkeit, und von seiner Regierungs- stadt Salem den König des Friedens, weil er . den König der Könige, Jesum den Stifter und den Ouell aller Gerechtigkeit, und den Fürsten Hebe. 7. des Friedens vorbildete. — a. Die Macht und Größe Seines Reiches be¬ singt David in göttlicher Begeisterung: Erwirb von einem M>ere bis zum andern herrsch-» , vom Fluße Jordan bis an der Erden Ende, Die Mohren werden vor Ihm nicderfall n, und Seine Feinde w.rden die Erde lecken. Die Könige von Tharsus, und die Inseln werden Ihm Geschenke opfern, die Könige von Arabien und Saba wer¬ den Gaben bringen, alle Könige der Erde wr- den Ihn anbethcn, und alle Völker werd n Ihm dienen ; denn er wird den Arnnn von dem Mach- 46 Psalm 7>. tigm erretten, und den Bedrängten, der kei- 8. — i2. nen Helfer hat. Der göttlichen Mutter verkündete der En¬ gel Gabriel: Gott der Herr wird Ihm den Thron Seines Vaters David geben, und Er wird herr¬ schen über das Haus Jakob ewiglich, und Sei- Luc. i. 32. nes Reiches wird kein Ende seyn. Jesus bchauv- tete Seine königliche Würde selbst in den Han- Job. >8. den Seiner Feinde vor dcm Nichrer Pilatus, und 36. 57. vor Seiner Himmelfahrt sagte Er: Mir ist ge- Matthäus geben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 28. 18. Ar jst König der Gerechtigkeit. Von Ihm sagt der Psalmist: Herr! Dein Neichsscepter ist ein Scepter der Gerechtigkeit, Du liebest Gerech¬ tigkeit und hassest Ungerechtigkeit, darum hat Psalm 44. Dich Gott, Dein Gott gesalbet mit dem Oehle 7. 8. der Wonne. In Seinem Reiche wird der Ge¬ rechte den Lohn seiner Gerechtigkeit, und der Ezechie 12. Ruchlose den Lohn seiner Ruchlosigkeit empfan- 3». gen , nicht so viel hienieden , sondern zur Zeit der Wiedervergeltung in dem ewigen Leben, weil Sein Reich nicht von dnser Welt ist. Jesus ist der König des Friedens , von dem Jsaias sagt: Der Friede soll der Lohn der Ge¬ rechtigkeit, und die Frucht der Gerechtigkeit soll die Ruhe und Sicherheit in alle Ewigkeit seyn, und mein Volk wird in der Schönheit des Frie« Jsaia52.17. dens in sicheren Wohnungen und reichlicher Ruhe sitzen. Diesen Frieden verkündigten uns die En¬ gel in der heiligen Nacht Seiner gnadenreichen Geburt: Ehre sey Gott in der Höhe , und auf Luc. 2. »4 Erden Friede den Menschen eines guten Willens. Und in der Nacht, wo Jesus verrathen ward, sagte 47 Er nach dem Abendessen Seinen Jüngern: Frie- Jsh. »4-27. den lasse Ich euch, Meinen Frieden gebe Ich euch. Dieser Friede ist dreyfach : Mit Gott, mit sich selbst, und mit dem Nebenmenschcn. Der erste besteht in der innerlichen Seelenruhe, und Reinheit des Gewissens, in der gänzlichen Ergebenheit in den göttlichen Willen, in der Liebe Gottes und in der Hoffnung der ewigen Glückseligkeit. Der Friede mit sich selbst folget aus der Liebe zu Gott, und wird erreicht mit unaufhörlichen Kampfe wider die Begierlichkeit, und Unterdrückung derselben unter die Ge¬ setze des göttlichen Willens. Und wer seinen Nächsten liebet, wie sich selbst, nach der Be¬ lehrung und nach dem Beyspiele des göttlichen Meisters, der hat auch den Frieden mit dem Ncbenmenschen; er liebt ja auch seine Feinde, thut wohl denen, die ihn hassen, bethet für Watch. 5. die, die ihn verfolgen und lästern, er will 44. lieber Unrecht leiden, als Unrecht anthun. Daran, sagt Christus, werden Alle erkennen, das ihr Meine Jünger seyd, wenn ihr euch einander Zob. »5.35. liebet. Selbst in dem Stillschweigen der heiligen Schrift um das Geschlecht, den Anfang, und das Ende des Lebens Melchisedechs zeiget der hei¬ lige Paulus Jesum Christum als einen Priester, Der weder Anfang der Tage, noch Ende des Le¬ bens hat. Er sagt: Melchisedech ist ohne Va¬ ter , ohne Mutter, ohne Geschlecht, und da sein Leben weder Anfang noch Ende hat, ist er dadurch ein Bild des Sohnes Gottes, Der da Priester in Ewigkeit bleibt. So wundertharig Hebr. 7. 5. leitete Gott Mopsen den heiligen Schriftsteller, daß er den Melchiscdech so verstellt/ als wenn er keinen Vater/ keine Murrer, kein vorher¬ gehendes oder nachfolgendes Geschlecht/ keine Vorfahren und Abstämmlinge hatte/ weil er Denjenigen ' vorbildere / Der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebet. Jesus ist als Gott ohne Mutter von Ewig¬ keit, als Mensch ohne Vater empfangen von hei¬ ligen Geiste, geboren in der Zeit aus Maria der Jungfrau. Er ist der große, erbarmungs¬ volle un> der allmächtige hohe Priester, Dessen Priesterthum ewig und über jede Vergleichung erhaben ist. Er trat in Niemandes Stelle, und Niemand tritt in die Seinige, weil Er der ein- Joh. 1.18. geborne Sohn in des Vaters Schooß von Ewig¬ keit ist. Er ist gestorben als Mensch, einmal für unsere Sünden, Sein Tod war dem Va¬ ter Genugthuung für die Sünden der Welt. Er ist aber auferstanden zu einem glorreichen Leben in der Kraft des göttlichen Geistes, Der in Ihm war; daher kann Er auf immer selig machen die, welche durch Ihn zu Gott sich nahen, Hebr. 7. 25. weil Er immerdar lebet, um zu bitten für uns. Melchisedech opferte Brot und Wein zur Danksagung dem Herrn der Heerscharen, durch Den Abraham gesieget hat, im Vorbilde jenes wahren und eigentlichen Opfers, von welchem Gott durch Seinen Propheten spricht : Vom Aufgange der Sonne, bis zum Niedergänge ist mein Nähme groß unter den Heiden. Man wird an allen Orten Schlachtopfer bringen, und Mei¬ nem Nahmen ein ganz reines Opfer entrichten, . . /.9 denn Mein Nähme ist groß unter den Heiden, sagt der Herr der Heerscharen. Dieß ist jenes Malach.». reine und unblutige Opfer des neuen Bundes, *o. n. welches nun nicht allein, wie es sonst in Vor¬ bildern geschah, in dem Tempel zu Jerusalem, sondern an allen Orten bis an das Ende der Erde, und nicht allein von den aus dem Juden- thume Bekehrten, sondern von allen Völkern, unter welchen der Nähme Gottes erkannt, und angebethet ist, geopfert wird. Abraham und seine Waffenbrüder, nahmen Antbeil an dem von Melchiscdech geopferten Brote und Weine, nachdem sie ihre Feinde besiegt ha¬ ben , und ihre im Kampfe ermüdeten Kräfte wurden gestartet. So laßt Jesus an dem Opfer Seines Leibes und Blutes in dem allerheiligsten Altarssakramente unter denIGestalten des Bro¬ tes und des Weines Ainheil nehmen Alle , die mit dem Schilde des Glaubens, -mit dem Helme des Heils, und mit dem Schwerte des Geistes, Ephes. 6. welches das Wort Gottes ist, kämpfen und sie- 16. 17. gen wider die Sünde, die ein Werk des bösen Geistes ist, wider die Verführungen der Welt, wider die eigenen Neigungen und Begierden zur Sünde. Diesen Allen rufet Jesus: Kommet, esset mein Brot, und trinket den Wein, den Ich euch zubereitet habe. Kommet her, zu MirSprüchw. 9. Alle, die ihr mühselig und beladen seyd, Ich 5. will euch erquicken. Wie Mich gesandt hat der Matth n. lebendige Vater, und Ich durch den Vater lebe, 28. also wird durch Mich leben, der, welcher Mich ißt. Ioh.6.58. MAchisedech segncte den Abraham als Vorbild des göttlichen Sohnes, Der dem Abraham ver- 4 5o heißen war: In Einem -einer Nachkommen Gal. 5. »6. werden alle Völker der Erde gesegnet werden; nämlich sn Jesus, De- die Welt erneuerte, deN Jrrthum verbannte, die Hölle zernichtete, die Macht des Teufels zerstörte , den Tod tödtete, die Menschen in Engel umbildete, und die Erde Matih, i. in einen Himmel verwandelte, weil Er Emanuel, -s. das ist: G ott mit uns, ist. XV. Isaak Vorbild Christi. Dieser hat seinen Nahmen vor der Geburt von Gott überkommen. Gott sprach zu Abra- i. Moysis Ham: Deine Frau Sara wird dir einen Sohn *7- »9« gebahren, und du sollst ihn Isaak nennen. Von dem göttlichen Erlöser steht geschrieben : als der achte Tag gekommen war, daß das Kind be¬ schnitten wurde, da war Sein Nähme genannt Jesus, Weicher genannt ward von dem Engel, Lucas. L ehe Es im Leibe der Mutter empfangen war. 2'' Isaak war von einer hohbetagten, unfruchtba¬ ren , Jesus von einer jungfräulichen Mutter ge¬ boren. Dem Abraham befahl Gott den Isaak zu opfern: Nimm deinen Sohn Isaak , den Eingebornen, den du lieb hast, und gehe hin in das Land, auf den Berg, den Ich dir zei¬ gen werde, und opfere ihn daselbst Mir zu ei- i. Moys, nem Brandopfer. Harte Prüfung , schweres Ge- 22. 2. , gegeben mit Herzdurchdringendcn Worten. Gott wollte uns dadurch lehren, wie vollkom- 5i men unser Glauben, wie stark unsere Hoffnung, und wie groß unsere Liebe zu Gott seyn soll, auf das wir thcklhaftig werden der Verdienste Christi. Abraham that nach dem Worte Gottes, er gedachte, daß Gott mächtig sey, den Sohn der Verheißung auch von den Tobten zu erwe¬ cken, und die Gnade erhebt ihn über die mach-Hebr.n. ig. tigsten Empfindungen der Natur. Nichts ver¬ mag ihn von der Erfüllung des göttlichen Wil¬ lens abzuhalten. Er stand noch bey der Nacht auf, nimmt zwey Knechte, und seinen Sohn nebst gespaltenem Holze zum Opfer mit, und ging hin zu dem Orte, wohin ihm Gott zu gehen befohlen hat. Isaak gehet an seiner Seite, r. Moys, der Sohn , an dem er die Vollziehung der gött- 22. 3. liehen Verheißung hoffte. Welche Angst mußte nicht das väterliche Herz des sogar Fremde und Unbekannte so gefühlvoll liebenden Abrahams 1. Moys. 18. empfinden, da er am dritten Tage den Ort des 3-—5. zu vollbringenden Opfers erblickte! Ehe sie dort¬ hin gingen, legte er das Holz zum Opfer sei¬ nem Sohne Isaak auf, er selbst nahm Feuer und Messer in die Hand, und beyde singen mit einander- Unterm Gehen sagte Isaak: Mein Vater! steh! hier ist Feuer, und Holz; aber wo ist ein Lamm zum Opfer? Mein Sohn! antwortete Abraham, Gott selbst wird Sich ein Lamm zum Opfer besorgen. Da sie an den Ort angekommen waren, errichtet Abraham einen Altar, leget das Holz in Ordnung dar¬ auf , bindet seinen Sohn Isaak, und leget ihn auf den Altar, und faßte das Messer, uM i.M^s. 22. seinen Sohn zu schlachten, und zu opfern. 6.— 12. 4 * 52 So thut mit seinem eingebornen Sohne im Schooße der Neichthümer und des Ueberfluffes Abraham der liebenswürdigste Vater, eines von den erhabensten und edelsten Gefühlen, wie von den sanftesten Regungen überströmenden Her¬ zens , nach dem Befehle Gottes. Der Ungläu¬ bige wird sich daran ärgern bey seinem natürli- lichen Vernunftlichte, der Gläubige aber sieht und bethet in diesem Vorbilde an das Geheim- niß der Liebe des himmlischen Vaters, der Sei¬ nes eingebornen Sohnes nicht geschonet, son- Rom.6. 32. dern Ihn für Alle hingegeben hat. Der mit dem Opferholze beladene Isaak stellt den Sein Kreuz tragenden Christum vor. Nachdem der Gerechte von dem ungerechten Pi¬ latus zum Tode verurtheilt wurde, nahmen sie Jesum , und führten Ihn hinaus, und Er trug Joh. 19. Sein Kreuz zur Schcdelstätte. Obwohl sich ,6. ,7. Isaak aus Gehorsam freywillig zum Opfer über¬ lasten hat, wurde er doch von dem Vater ge¬ bunden, als wenn er sich hatte widersetzen wol¬ len, weil er Jenem ähnlich seyn mußte, Der aus Lieb^freywillig Sein Leben hingab, aber doch mit Nägeln an das Kreuz geschlagen wurde, damit Sein Opfer den demüthigenden Anschein einer gezwungenen Todesstrafe hätte. Wegen der Miffethat Seines Volkes hat der himmlische Vater Seinen von Ewigkeit viel¬ geliebten Sohn mit der schweren Bürde des Kreu¬ zes belastet, gleichwie Abraham der zärtlichste Vater auf die Schultern seines lieben Isaaks das Opferholz legte. Jesus Christus ist auf dem Kalvarieberge gekreuziget worden , und eben dort 5Z soll nach der Meinung der Alten achtzehn Jahr¬ hunderte vorher Isaak geopfert worden sepn. Er überlebte seine Aufopferung, weil Gott seinen Gehorsam und seine Gottergebenheit, und den Willen seines Vaters fürs Werk angenommen hat, und ihm einen Widder besorgte, den er an seines Sohnes Statt opferte als Vorbild des , Moys. 22. Erlösers, Der vom Vater geopfert, und von *2. »3. den Todten auferweckt ward. Außerordentliche Thaten des Glaubens und der Liebe haben von Gott auch außerordentlich große Belohnungen- Abraham erhalt zur Be¬ lohnung des Glaubens, seiner Unterwürfigkeit und Treue die feyerliche Bestätigung des Bun¬ des , den Gott mit ihm gemacht hat, und weil Er bep Keinem , der größer wäre, schworen konnte, Hebr. 6. »5. schwur er bep Sich Selbst, und sprach Ich ha¬ be bep Mir selbst geschworen, weil du dieses ge- than, und deinen eingebvrnen Sohn um Mei¬ netwillen nicht verschont hast, so will Ich dich segnen, und deine Nachkommen wie die Sterne gm Himmel, und wie den Sand am Ufer deS Meeres vermehren, sie sollen einst die Städte ihrer Feinde besitzen , und in Einem deiner Nach¬ kommen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden , weil du Meiner Stimme gehorsam ge- r Moys. 22. wesen bist. In dem Lande der Verheißung, dem r6. Erbthume seiner Nachkommen lebte Abraham als Fremdling, wohnte unter Hütten, doch wurde auch in seiner Person erfüllt die Segnung, auf die er mit Geduld hoffte; denn er harrete der fcstgegründcten himmlischen Stadt, deren Er- „ bauer und Stifter Gott ist. 9. »o.' 54 Von Jesus dem Gekreuzigten, Oer in dem Blute Seines Bundes die Welt erlöset hat, sprach der Prophet: Der Wille des Herrn wird durch Seine Hand ausgeführt werden. Er wird die Frucht dessen, was Seine Seele ausgestan¬ den hat, sehen, und davon gcsattiget werden, durch Sune Lehre wird Mein Diener, der ge¬ recht ist, Viele rechtfertigen, und ihre Miffe- thaten Selbst tragen. Darum will Ich Ihm sehr Viele zur Beute geben, undFErwird den Raub der Starken austheilen, weil Er Sein Leben d in Tode übergeben hat, und unter die Uebeltha- ter ist gerechnet worden, weil Er die Sünden IsaiaK 53. Vieler getragen, und für die Uebelthatcr ge- io. 12. bethet hat. Jesus hat durch Seinen schmerzen -- und schmachvollen Tod am Kreuze zwischen zwey Mör¬ dern in dem Blute Seines Bundes die Welt von Sünden gereiniget; daher werden Ihm nicht nur die Juden, sondern auch Könige der Hei¬ den durch den ganzen Erdboden huldigen, Seine Lchre wird sich in der ganzen Welt verbreiten, wie die Nachkommen Abrahams durch den Isaak gleich den Sternen am Himmel und dem Sande am Meeresufer sich vermehrt haben. XVI, Joseph Vorbild Christi. Der menschgewordene Sohn Gottes sagte durch Seinen Propheten: Ich bin arm von Ju- 55 gend auf, und voll Mühseligkeiten , nachdem Ich erhöhet war, bin Ich gcdcmüthigct und betrübtPsalm 87.16. worden. Das durch den Propheten vorher Ver» kündete zeigte der göttliche Geist auch im Vor¬ bilde in der Lebensgeschichle Josephs des Soh¬ nes Jacobs. Dieser, auch Israel genannt, ist der Stammvater der zwölf Patriarchen, der Vater der zwölf Stamme des hebräischen oder israelitischen Volkes. Der berühmteste un¬ ter ihnen ist Joseph, in dessen Leben wir die schönsten Beyspicle der herrlichsten Lugenden zur Nachahmung, und in seinen Schicksalen die rüh¬ rendsten Züge des Geheimnisses unserer Erlö¬ sung zur Anbethung und Nachfolge haben. Jo¬ seph wurde von seinen Brüdern gehastet, sie konnten ihm kein freundliches Wort geben. Die * Juden, Brüder Jesu Christi dem Fleische nach, 4' hasteten Ihn ungeachtet der Heiligkeit Seines Lebens, und der Erhabenheit Seiner Lehren. Sie reden mit Ihm, aber nur um Ihn in der Rede zu fangen, mit List zu greifen , und zu Mark' tödtcn. Seine Wunder schrieben sie der Macht des Belzebub des Obersten der Teufel zu, und Luc. n. ,S. Seine Handlungen legten sie übel aus. Mark. r. ,6. Joseph wurde von den Brüdern verfolgt, weil ihn sein Vater lieber hatte, als alle seine Söhne, so auch Jesus, weil Er sagte: Glaubet den Werken, auf daß ihr erkennet, und glau¬ bet, daß der Vater in Mir, und Ich in dem Joh. ro. 38. Vater sey. Joseph verklagte seine Brüder bey dem Va¬ ter wegen einer sehr großen Ucbelthat. Jesus , Moysis Eins mit dem Vater nennet die Juden, die von 87. r. 56 Matth. »2. Abraham abstammten, ein böses und ehebre- cherischcs Geschlecht, da sie sich durch ihr- Un¬ treue und ihren Ungehorsam so oft versündig¬ ten wider Gott, Der mit ihnen einen Bund der Liebe geschlossn und Sich mit ihnen vcrmah« let hat. Joseph verkündet seinen Brüdern seine zukünftige Herrlichkeit, gehet auf Befehl seines Vaters zu sehen, wie sie sich auf den Weide- Jesus ward gesandt den Willen Seines Va¬ ters zu thun, und Seinen Nahmen den Brü- dem zu verkündigen. Er kam zu suchen und Luc. ,9. 10. selig zu machen , was verloren war. Er sagte ihnen: Wenn ihr dem Mopses glaubtet, so wür- Zoh. 5.46. det ihr auch Mir glauben, er hat ja von Mir geschrieben. Nicht Mopses sondern Mein Va- i Moysis 87. selbem befinden, sie erblickten ihn von ferne, 5. —,8. und faßten einen Mordanschlag über ihn. Psalm 39. 8. 9. Ps. 21. 23. ter hat euch das wahre Brot vom Himmel ge- Zoh. 6. geben. Ich bin das lebendige Brot, Der Ich 32.— 5i. vom Himmel herabgekommen bin. Sie aber, da sie diese Rede hörten, nahmen Anstoß. We< gen den Wundern, die Er an Tobten, Kranken, Blinden und andern Hülfsbedürftigen wirkte, - versammelten die hohen Priester und Pharisäer den Rath, und sprachen: Was machen wir? Dieser Mensch thut viele Zeichen, wenn wir Ihn so hinlassen, so werden Alle an Ihn glau¬ ben, und Kaiphas unter ihnen sagte: Ihr be¬ denket nicht, wie es euch besser sep, daß ein Mensch sterbe, und nicht das ganze Geschlecht zu Grunde gehe. Von diesem Tage an rath- Joh. n. Wagten sie, daß sie Ihn tödten möchten. 47.-53. Joseph wird von feinm Brüdern an Fremde 57 um zwanzig Silberlings verkauft, und sein bun¬ ter mit dem Blute eines Ziegenbockes befleckter Rock an seinen Vater Jakob geschickt. Die¬ ser halt ihn für todt, und beweint ihn mit al¬ len seinen Söhnen und Töchtern. Jesus ward von Judas einem Seiner Vertrautesten, die Er 4 Mays. 07. Brüder nennt, um dreyßig Silberlinge verkauft, — 35. von den hohen Priestern überantwortet den Hei¬ den , Fremdlingen, die von den Verheißungen Zm. »8. der Kinder Abrahams ausgeschlossen waren. Sein 5>. 52. bunter Rock, das ist, Seine heilige Menschheit ward bey dem schmerzvollen Leiden für unsereSün« den in Seinem eigenen Blute getaucht. Von der Fußsohle an bis zur Scheitel war nichts Ge¬ sundes an Ihm, Wunden, Striemen und Beu¬ len, die man weder verbunden, noch mit Arz- nep geheilt, noch mit Oehle gelindert hat. Als Isma r. 6. einen solchen redet Ihn Jsaias an, und sagt: Warum ist roth dein Kleid? Was sind das fürJsaia63. 2. Wunden? Und Er antwortete: Mit diesen bin Ich verwundet worden indem Hause derjenigen, iZ. 6. die Mich liebten! Das Haus Jakob, das Volk Israel ist deswegen schon seit achtzehn Jahrhun¬ derten in Trauer, die heilige Stadt Jerusalem ist zerstört, der Tempel verwüstet, wie solches vvrhergesagt war: Das Volk, welches Ihn ver- Daniel g. laugnete, soll nicht mehr Sein Volk seyn. Ver- "6. 27. trieben aus dem heiligen Lande ist es auf dem ganzen Erdboden zerstreut nach der Vorhcrja-5Moys.-8. gung Moysis: Sie wahnen, Der, Den ihre 53. Vater gekreuziget haben, sey todt, und sehnen sich nach dem Verheißenen, Der Israel von den Völkern hohlen, aus allen Landern sammeln, 58 und in sein Land bringen wird. Dicß hat Eze¬ chiel den Kindern Israels verheißen, aber mit Bezug auf das ewige Leben in dem Lande der Lebendigen, wovon das gelobte Land nur ein Ezechiel 36. Vorbild war, und den Gläubigen verheißen ist/ 24. durch die Verdienste des Todes Christi. Joseph 'n Aegypten ist ein Sklave / er hat die Aufsicht über das Haus Putiphars / welches Gott wegen ihm segnete, war wohlgebildet, und »Moys-3g. schZn von Angesicht. Das Weib seines Herrn ' — verklagte ihn, er habe sie entehren wollen. Jesus Philip. 2.7. nahm die Gestalt eines Knechtes an. Von Sei¬ ner Person sagte Er Seinen Jüngern zur Nach¬ ahmung : Will jemand der erste sepn , der scy Mark. 9.34.. der Letzte von Allen, und Aller Diener. Er hat Seinen Jüngern die Füße gewaschen, und Ioh. »3.5. sie getrocknet mit dem Tuche, womit Er um- gürtct war, weil Er nicht gekommen ist, daß Markus »o. Er sich dienen laste, sondern, daß Er diene und 45. gebe Sein Leben zur Erlösung für Viele- Aber Kolos. s.A. in Ihm sind alle Schatze der Weisheit und der Erkenirtniß verborgen. Der Vater liebt den Job.3.35. Sohn und hat Ihm alles in Seine Hande ge¬ geben , nur durch Ihn erhöret Er unsere Gebethc, nur durch Ihn kommt man zum Vater. Seine Schönheit und den Glanz Seiner Herrlichkeit sah David im Geiste und sprach: Du bist von Gestalt der Schönste unter ben Menschenkindern, Anmuth ist auf Deinen Lippen ausgegossen, Psalm 44.5. darum hat Dich Gott ewig gesegnet. Die Sy¬ nagoge, das jüdische Volk, das die Propheten einem untreuen ehebrecherischen Weibe verglichen, klagte Ihn als einen Verführer und Aufwieg- 59 le? des Volkes, als einen falschen Messias/ als harte Er das ganze Volk verkehren wollen. Lukas 2Z. 2. Auf die Anklage des Weibes wird Joseph eingekerlert mit zwey Missethate.n / deren einem >- Moys, er seine Begnadigung, dem andern das Todes- urtheil vorsagt. Nach drey Jahren wird er im' Ehrenkleide dem Könige vorgeführt/ über ganz Aegypten bestellt,-»machte in den sieben Jahren des Ucberflußes Anstalten für die sieben Jahre»Moys. 41. der Hungersnoth / um das Volk zu erhalten. »4- —4g- Auf die Anklage der hohen Priester und Pharisäer ward Jesus von Pilatus der Wuth Seiner Feinde übergeben / zwey Räuber wurden mit Ihm gckreuziget/ einer zur Rechten/ und Matth.27. einer zur Linken. Jenem durch Seine Gnade gc-24—28. 38. demürhigten und gerechtfertigten sagte Jesus: Heute wirst du bey Mir seyn im Paradiese/ den andern ließ Er nach Seinen unerforschlichen a„„<,23.4Z. Nathschlüßen in der Unbußfertigkeit sterben Ihn begruben Joseph von Arimathäa ein angesehe, Joh. »9. ncs Mitglied des jüdischen Rathes, und Ncko- 38.-42. dcmus ein Oberster unter den Juden. Unsterb¬ lich und glorreich kommt Er am dritten Tage aus dem Grabe tröstend Alle / die auf Ihn ver¬ trauten und Ihn liebten, gehet vierzig Tage nach Seiner heiligen Auferstehung in den Him¬ mel zu Seinem Vater / Der Ihn gesandt hat/ von dannen befruchtet Er die ganze Erde nut den Gaben Seines heiligen Geistes. Juden und Heiden betheten Ihn an / das Wort Gottes ver¬ breitete sich, die Zahl der Gläubigen mehrte sich von Tage zu Tage. Zu Jerusalem, in ebcn^.Gstchscht. der Stadt, wo Jesus als Misserhater vom gan? 2. 47. 6o zen Volke des Todes schuldig erklärt wurde, glaubten Priester, Angesehene und Gemeine unter der Menge dem Worte des Herrn, wurden gr- rührt, weinten über ihre Sünden, und sprachen Ap vefchicht «U den Aposteln: Ihr Manner , Brüder! was sollen wir thun? Welch' ein Uebermaß der Gna¬ den und des Segens aus dem vergossenen Blute des Erlösers! Die Aergern >, wurden wcgge- schaft, verführerische Bücher im Werthe von Apostelg. ,9. sünfzigtauseik?- Silberstücken von den Gläubigen 19. verbrannt, und somit für das Heil ihrer See¬ len Gott dem Herrn geopfert. Unzählige Mär¬ tyrer in den ersten drey Jahrhunderten schätzten sich glücklich für die Ehre der Wahrheit zu lei¬ den , und die Heiligkeit der Lehre mit ihrem Blute zu bestätigen. Aber auf die sieben fruchtbaren Jahre Aegyp¬ tens folgten sieben Jahre des Mißwachses und des Hungers, wie es Christus vorgesagt hat: Viele falsche Propheten werden aufstehen, und Viele verführen, und weil die Ungerechtigkeit Maith. 24. überhand nehmen* wird, wird die Liebe in Vie- 11. 12. lcn erkalten. Statt öffentlichen Beylpielen der Tugend sind nun Aergcrnisse, Lüge tritt an die Stelle der Wahrheit, und eitles Erfinden der menschlichen Vernunft an die Stelle der geoffen- barten Lehre. Ganze Königreiche, Lander und Städte trennten sich von der katholischen Kirche, zur Strafe eigenen Hochsinns, da sie Schüler der Wahrheit in der Dcmuth Christi nicht seyn wollten, sind sie zur Vollendung ihres Unglü¬ ckes Anhänger und Vcrtheidiger des Irrthums geworden. An ihnen ging in Erfüllung, was 6i Gott durch Seinen Propheten redete: Es kommt eine Zeit, daß ich einen Hunger in das Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brote, nicht einen Durst nach Wasser, sondern des Herrn Wort zu hören, und sie werden hin und her von einem Meere zum andern, von Mit¬ ternacht bis gegen Aufgang laufen, und irren, das Wort des Herrn zu suchen, und werden es nicht finden, in jener Zeit werden schöne Jungfrauen und Jünglinge vor Durst vergehen. Amos. 8. Selbst jene, die von dem Glanze und der Herr- —»5. lichkeit des katholischen Gottesdienstes im Herzen gerührt werden, können sich nicht entschließen zum Glauben ihrer Vater zurück zu kehren. Kinder der Kirche! machet Anstalten zur Heimkehr der Abtrünigen und Jrrglaub gen durch inniges Gebeth für ihre Erleuchtung und Be¬ kehrung , durch einen allseitig untadelhaftcn, wahrhaft christlichen Lebenswandel, zum anziehen¬ den Wohlgeruche unter ihnen in Christo. Das 2. Kor. 2. Beyspiel wird ihr Herz rühren, und sie werden »5. nicht ferner verkennen die Religion , die auf dem ganzen Erdboden alle Merkmahle der Gött¬ lichkeit hat, die frömmesten Diener Gottes bil¬ det, und die blühendsten Reiche begründet. Und m der That, wenn wir mit Thranen brüderli¬ chen Mitleidens durch die Verdienste des Gekreu¬ zigten zu Gott flehen , und dem heiligen Glau¬ ben durch Werke aller Gottseligkeit öffentlich und überall das Zeugniß geben, haben wir von der unendlichen Barmherzigkeit Gottes die bese¬ ligende Hoffnung, daß eher erfüllt werde die Verheißung Christi: Ich habe noch andere Schafe, 62 die nicht aus diesem Schafstalle sind, und diese muß Ich auch herbeyführen, und sie werden Meine Stimme hören, und cs wird ein Schaf- Joh. io. 16. stall und ein Hirt. In den Vorrathshausern Aegytens, wo Joseph regierte, gab es Getreide, in allen be¬ nachbarten Landern war drückende Hungersnoth. Joseph verkaufte Lebensmittel, die Söhne Ja¬ kobs kommen zu ihm aus Canaan, er spricht iM^)sis42. in unbekannter Sprache mit ihnen, er kannte r 6. seine Brüder, aber sic ihn nicht. Jesus hat in Seiner einigen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche alle Hcils- mittel hinterlegt. Sie hat die göttlichen Schrif¬ ten , den Geist der Wahrheit, und die Über¬ lieferungen der Erblehre um die heiligen Ur¬ kunden zu verstehen, und sich von diesem himm¬ lischen Brode zu nähren, sie bewahret die sie¬ ben heiligen Sakramente, in derem Empfange die Gläubigen der Verdienste Christi thcilhaftig werden- Sic ist die siegprangende Versammlung aller, die zur Seligkeit berufen sind, die Stadt der Herrlichkeit Gottes, die zwölf Grundsteine hat, und auf diesen die Nahmen der zwölf Offenb.21.>4 Apostel des Lammes, das Haus Gottes , in wel¬ chem Christus regieret, und austheilet die Speise, Joh. 6. 27. die da bleibet in das ewige Leben. Jedem, der sich durch eigene Schuld Seiner Gnade un¬ würdig bezeugte, sagt Er: Ich rathe dir von Mir Offenb.Z.iA. ,u kaufen Gold in Feuer gelautert. Aufrichtige Bekehrung, wahre Sinnesänderung, würdige Früchte der Buße sind das Gold, mit dem wir Seine Liebe erkaufen, und daß Er diese Allen 65 geben wolle/ zeigt seine liebevolle Einladung/ denn Er sagt: Ihr alle / die cs dürstet, kom¬ met zum Wasser, kommet, kaufet und esset. Neiget euer Ohr, und kommet zu Mir. Höret, und eure Seele wird leben, und Ich will einen ewigen Bund, die dem David für ewig ver¬ heißenen Erbarmungen mit euch aufrichtcn. Ich bin das Brod des Lebens, wer zu Mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an Mich glaubt, den wird nimmer dürsten. Das Haus Jakobs, die Juden, erkannten nicht den himmlischen Pilger, Der wie em Fremd¬ ling, wie ein Reisender durch drey und dreyßig Jahre bey ihnen einkchren wollte, nahmen Ihn nicht auf, stießen Ihn aus der Stadt. Nun suchen sie Ihn , sie sehen Ihn in den Bü¬ chern Moysis, und der Propheten, die sie in ihren Synagogen lesen; aber sie erkennen Ihn nicht, zur gerechten Strafe ihrer an Ihm verübten Unbarmherzigkeit und Rachgier. Er spricht in unbekannter Sprache mit ihnen, sie verstehen nicht, daß alles erfüllt ist, was in ZsaiaS 55. ,. 3. Joh. 6. 35. den Büchern Moysis und der Propheten ge-Lucas 24.25. schrieben ist. So gehet noch heutiges Tages an ihnen in Erfüllung, was Christus vorgesagt: Ihr werdet Mich suchen, und nicht finden, und wo^ Ich bin, dahin könnet ihr nicht kommen. § z Möchten sie doch im Vertrauen auf die göttli« ' chen Verheißungen mit Jeremias ausrufen: Un- screre Vater haben gesündi gt, und sind nicht mehr, und wir tragen ihre ^schuld. 5. 7. > Die Brüder Josephs erkennen und bereuen das an ihm verübte Verbrechen, er nimmt sie 64 iMoys. 42- auf , sorget für ihren Unterhalt/ ihr für das 21.22.33. gegebenes Geld bekommen sie zurück. Es wird eine Zeit kommen/ wo das Haus Ja¬ kobs die Minder Israels erkennen werden/ daß die Gerichte Gottes / unter denen sie seit achrzehen Jahrhunderten schmachten/ über sie ausgespro¬ chen haben ihre Vater, als sie vor dem Pila¬ tus schrien: Sein Blut komme über uns und Matthaus unsere Kinder- Dann werden sie die Liebe ih- 27. 22. res Erlösers erkennen und die Mordthat ihrer Vater so bereuen, als wenn sie selbst den gött¬ lichen Gesandten mißhandelt hatten- Das Wei¬ nen und Trauern wird in ihrem Geschlechte all¬ gemein seyn, und dieses Weheklagen wird durch die Gnade der göttlichen Erleuchtung bewirkt, wie solches Gott verheißen Hatz denn Er sagt: Ich will über das Haus'Davids , und über die Einwohner Jerusalems den Geist der Gnade und des Gebethes ausgießen, sie werden sehen , Den sie durchstochen haben , sie werden Ihn anschaucn, und über Ihn weinen, wie man bcy dem Tode eines Erstgebornen im Hause zu weinen pflegt, Zahar. 12. das ganze Land wird wehe klagen, und jedes »0—12. Geschlecht besonders. Alsdann werden sie Kin¬ der der Kirche Christi, sie werden essen das Brot des Lebens bey dem Tische des Herrn, und trin¬ ken aus dem Kelche des Heils, ihre Thranm werben von ihren Wangen abtrocknen, und sie werden getröstet werden. Joseph nimmt die Brüder zu seinem Tssche, gibt sich ihnen zu erkennen, sie erinnern sich mit , Moys. 43-ihrer Vergehung, er tröstet üe mit »3. — 32. den Nathschlüssen Gottes, sie eilen ihren Ange- 65 Höngen zu verkündigen, daß er lebe. — Die Bcr r Moys. 45. lohnung der Demuth und Gottesfurcht ist Reich- 2S—-28. thum, Ehre und Leben. Leiden dieser Welt Sprichwort sind Schickungen Gottes zu unserm Heile. Sie 22. 4. ttötblgen uns Jesum den Tröster der Betrübten zu suchen, ww die Brüder Josephs getrieben von der Hungersnoth nach Aegypten kamen. Trüb¬ sale bringen den Menschen dahin, daß er in sich gehe, seinem Seelenzustande nachforsche, und erkenne, daß die Sünde ein Quell alles EUndes sey. Die Mühseligkeiten im Geiste der Buße willig leiden, die Sünden aus Liebe zu Gott bereuen, führt uns bis vor den Thron der Barm- herzigk it Gottes. 9Be hat Gott ein zerknirsch-Psalm 5o.ig. res und gedemüthigtes Herz verschmähet. Har man nach wahrer Bekehrung und ernstlicher Besserung die Wonne, Annehmlichkeit, und Süßig¬ keit des Tisches des Herrn einmal verkostet, und mit gläubigen Herzen erwäget die Ehre und das Glück, ein Tischgenosse Christi zu seyn, wird um so inbrünstiger die Seele nach dem himmli¬ schen Brote ächzen, wie es geschrieben stehr von der göttlichen Weisheit: Die Mich essen, wer- Skrach. 24. den noch hungern, und die Mich trinken, wer- 2g. den noch dürsten. An diesem Tische ist das hei¬ lige Gastmahl, bey welchem Christus als Speise genossen, das Andenken Seines Leidens erneuert, das Herz mit Gnade erfüllt, und das Unter¬ pfand der ewigen Seligkeit gegeben wird. Wie ist es dann möglich, daß der Christ in dem Genüße der heiligsten Geheimnisse sich nicht besser und neugeschaffen zu allem Guten fühle! Da ist gegenwärtig Christus in dem Wun- 5 66 der Seiner ganzen Liebe, und Seine Wonne ist SprichwLtt. unter Menschenkindern zu seyn. Er gibt die Größe L. 3i. Seiner Liebe immer mehr und mehr zu erkennen, gleichwie Ihn die zwen nach Emaus gehendenIünger beym Brechen des Brotes erkannten, da vorher ihre Luc. 24. Augen gehalten wurden, und sie Ihn nicht er- »6. — Zi. kannten. Das Andenken an die vorigen bereits nachgelassenen Sünden ist zwar immer drückend, und beängstigend, aber groß sind auch die Trö¬ stungen Christi. Je tiefer sich der Christ in der Erkenntniß, den Geliebten je beleidiget zu haben, erniedriget, desto mehr wird er von Gott er¬ höhet Die innerliche Liebe des Herzens kann sich nicht verborgen halten, sie offenbaret sich äußerlich, um auch andere zu gewinnen. Die Brüder Josephs eilen zu ihrem Vater und zu ihren Angehörigen, erzählen den Neichthum und die Herlichkeit ihres Bruders Joseph. Die zwey Jünger von Emaus kehren nach Jerusalem zu¬ rück, und erzählen den Jüngern, daß der Herr wahrhaft auferstanden, daß Er mit ihnen auf Luc. 24. dem Wege geredet, und wie sie Ihn erkannt 33. —35. haben. Das Haus Jakobs bestehend aus fiebenzig Personen kommt nach Aegypten , sinder da Ueber- fluß, die Landeskinder leiden Noth und müssen i Moys, alles entbehren, um sich zu erhalten. Groß 47.1.-26. rmrd seyn tue Freude, und das Erstaunen in dem Hause Israels unter den Juden, da Gott die Binde der Blindheit, die ihre Herzen Mit dem Unglauben fesselt, wird gelöset haben, und sie in dm Büchern Moysis und der Propheten fin¬ den und sehen werden das Licht der Wahrheit, 67 welches Christus ist, sie werden sich erfreuen, sie werden beben, und ihr Herz wird sich er¬ weitern, da sie in dem Lichte der göttlichen Er- barmungen durch den Glauben den Erlöser, Den ihre Vater gckreuzigct haben, lebendig in der Herrlichkeit Seines Vaters'sehen werden. Groß wird seyn ihr Vertrauen auf Gott, und ihre Dankbarkeit, nachdem sie an sich selbst werden erfahren haben, wie Gott nach Jahrtausenden sich erinnert Seiner Verheißungen, und erfüllet, was Er an Joseph dem Vorbilde Jesu Christi, und an ihren Vatern in der Ferne zeigte. In den TagenKder Apostel staunten die Gläubigen aus dem Judenthume, da sie sahen, Laß über alle Heiden, die in dem Hause des Cor¬ nelius das göttliche ELort aus dem Munde des heiligen Petrus hörten, die Gabe des heiligen Geistes ausgegossen ward. Die in der Fülle Ap.Gesch. io der Zeiten bekehrten Juden werden in den Büchern 44« —48. Moysis lesen, wie ihre Vater in einem heid¬ nischen Lande, in Aegypten zur Zeit der Hun- gersnoth liebreich ausgenommen waren , dort den wahren Gott anbetheten, und dadurch fremden Völkern die Begnadigung durch den verheiße- »Moys. 47. nen Messias verkündeten. »-—7. Bis zur Ankunft des Messias waren die Juden Menschenfeinde, vermieden allen Umgang mit den Heiden, und diesen waren die Juden eigensinnige Sonderlinge, die jeden Menschen außer ihrem Geschlechte anfeindeten. Christus i.Tbeffsl-2. war der Friedensstifter, Der aus Beyden, Ju- *5' »6.s den und Heiden Eines gemacht, und die Scheide¬ wand niedergerissen bat, indem Er an Seinem 5 * 68 Ephes. s.r§. Leibe durch Seinen Kreuzestod die Sünden der Juden und Heiden abbüßte, und beyde Völker Kolos. i.22. heilig, untadelhaft und unschuldig Seinem Va¬ ter darstcllte. Bis auf die Ankunft, und den Vcrsöhnungs- tod Christi litten die Heiden Noth, indem sie keine Offenbarung, und keine Propheten hatten, daher den Weg des Heiles nicht erkannten. Sie " hatten in dem ersten Menschen Adam gesündi- get, und die Gnade der Gerechtigkeit verloren; doch verließ sie Gott nicht ganz und auf immer, Er thut ihnen vom Himmel Gutes, gibt Re¬ gen und fruchtbare Zeiten, Speise und Freude, nicht allein Nahrung zum nöthigen Unterhalte, Apostelg. sondern auch zur Aufmunterung. Er bringt »4. r6. EH der Erde hervor den Wein, der des Mm- Psatm. io3. schen Herz erfreuet. Aber die Heiden, statt die Güte Gottes zu erkennen, zu preisen und an- zubethen, verirrten sich in eitlen Erfindungen ei¬ gener Vernunft, so sehr, .daß sie den Jupiter für den Gott des Regens, die Ceres für die Göttin des Getreides, und den Bachus für den Gott des Weines anbctheten. Die Entziehung der göttlichen Erleuchtung ist eine Strafe der Sünde, und alle Sünden der Abgötlerey wer¬ den ihnen von der Gerechtigkeit Gottes zuge¬ rechnet ; daher sagt der Apostel: Für sie ist Rom. i. 20. feine Entschuldigung. Der heilige Paulus, .Apostel der Heiden, aus dem Hause Jakobs, aus dem Stamme Ben¬ jamin hat ihnen die Erlösung durch die Gnade Christi verkündiget. Sie gaben Alles hin für das ewige Leben. Ihre Frepheit unterzogen sie 69 der Lehre des Evangeliums , sie gaben ihr Herz, um Gott allein zu lieben, ihren Verstand, um den göttlicher! Willen allein zu erkennen, und dem Jnthume abzuschwören , ihr Gedachtmß und ihren frepen Willen, um die göttlichen Lehren zu behalten, und darnach zu leben. Ihre Lei- besglicder, die sie bisher dargebothen, zu die¬ nen der Unzucht zur Lasterhaftigkeit, haben sie angebotben zu dienen der Gerechtigkeit zur Heiligkeit. Durch die unzähligen Bekehrungen Röm. 6.19. aus dem Heidenthume wurde die jüdische Nation Rbmer io zur Nacheiferung gereizet. Ihrer Viele glaub- ' ten der Lehre der Apostel, sie wurden Jünger Christi, und Miterben Seines Reiches. So ging denn in Erfüllung, was Gott beschlossen hat , die Lehre von dem Reiche Gottes allen Völkern zu verkündigen, wie der Weltapostel den Pro¬ pheten Jsaias redend anführt: Die Mich nicht suchen, haben Mich gefunden, und denen, die nicht nach Mir fragten, bin Ich öffentlich er¬ schienen. Zu Israel aber spricht Er : Ich habe Meine Hande den ganzen Tag ausgestreckt zu einem Volke, das nicht glaubt, und Mir ,0 widerspricht. 20. 21. ' XVII. Mopses Vorbild CHM. Das Haus Jakobs, das mit siebenzig Per¬ sonen von der Hungersnoth in Canaan ange¬ trieben nach Aegppten kam, vermehrte sich da 70 nach einer Zeit von zweyhundert fünfzehen Jah¬ ren so außerordentlich, daß dir Kmder Israel das ganze Land anfüllten. Ein neuer König in Aegypten, der von Josephs Verdiensten um das Reich nichts wußte, gereizet vom Neide, und aus Besorgniß, sie möchten aus dem Lande ziehen und die Neichthümer mitnehmen, verbitterte ih¬ nen ihr Leben durch harte Dienstbarkeit, durch Ziegelmachen aus Thon, durch allerley Frohn- dienste auf dem Felde Tag und Nacht, um sie außerordentlich zu ermüden, und zu schwachen; s. Mops. r. er gab den Befehl alle Knaben der Hebräerinnen r, nach der Geburt zu tödten. Wahrend dieser Tyranney war geboren Mop¬ se-, aus dem Stamme Levi. Die göttliche Vor, sehung wachte über ihn. Die königliche Prinzess »Buch Moys.sinn nahm ihn an Kindesstatt an, ließ ihn in 2. i. — io. aller Weisheit der Aegpptier unterrichten, und Zlpostelg. 7. er ward mächtig in Worten und Werken. Er ss. hatte unter ihrer Aufsicht zu großem Ansehen, wie vormals Joseph, am königlichen Hofe ge¬ langen können; allein Gott bestimmte ihn zum Retter Seines Volkes, und gab ihm Seinen göttlichen Plan zu erkennen; daher sagt von ihm der heilige Paulus: Durch den Glauben wollte Mopses, nachdem er groß geworden war, nicht mehr der Sohn der Tochter Pharav's heißen, und erwählte lieber mit dem Volke Gottes Drang¬ sal zu leiden, als zeitliche Ergötzungen der Sün¬ de zu genießen, er achtete die Schmach Christi für größern Neichthum, als der Aegpptier Schatze; denn er sah auf die Belohnung. Er verließ Aegppten, und hielt sich an den Unsichtbaren, 7» als sähe er Ihn. Aber die Kinder Israel seuf- Hebr. n. zeren unter der schweren Last der Dienstbarkeit. — 27. Ihr Klaggeschrey stieg zu Gott empor. Er er» sDuch Moys, hörte es. Die Wunder der Allmacht, die Gott 2.23. 24. zur Befteyung Seines Volkes durch Mopses wirkte, und wie Er die Israeliten mit ihren Heeren aus Aegypten führte, sind in dem zwepten Buche Moysis vom dritten bis zu Ende beS zwölften Hauptstückes ausgezeichnet. Der erste Märtyrer Christi, der heilige Ste¬ phan , bezieht sich auf diese Begebenheit vor dem hohen Rathe und vor dem Volke zu Jerusa¬ lem , um seine Feinde von der Göttlichkeit der Lehre Jesu zu überzeugen. Sein Angesicht ähn¬ lich dem Angesichte eines Engels in der Versand Apostelgesch. lung zog die Blicke und die Aufmerksamkeit al- 6. »5. ler Anwesenden an sich, und geboth Stille den Hörenden. Er sprach: Dem Moysis sbey acht¬ zig Jahre alt) erschien in der Wüste des Ber¬ ges Sina ein Engel im flammenden Feuer eines Dornbusches. Mopses wollte naher treten, und diese große Erscheinung naher betrachten, wie eS komme, daß der Busch nicht verbrenne; aber die Stimme des Herrn erging an ihn: Ich bin der Gott deiner Vater, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs: Ziehe aus die Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, auf welchem du stehst, ist ein heiliges Land. Ich habe gesehen auf die Bedrangniß Meines Volkes in Aegyp¬ ten, und gehöret ihr Seufzen, darum bin Ich herabgekommen sie zu retten, und nun komme, Ich will dich nach Egypten senden. 7.30. —S4. Diesen Moysis sandte Gott als Obern und 72 Retter, durch den Engel, der ihm im Dorn¬ büsche erschien- Er führte sie hinaus, lhat Wun¬ der und Zeichen im Lande Aegypten, am rothen Meere und in der Wüste vierzig Jahre hindurch: Er ist es, der da sprach zu den Kindern Is¬ raels: Einen Propheten, wie mich, wird euch Gott erwecken, aus euren Brüdern, Den sollet ihr hören. Dieser ist es, der in der Wüste un¬ ter der Gemeinde mit dem Engel war, der mit ihm auf dem Berge Sina, und mit unfern Va¬ tern redete, der die Worte des Lebens empfan¬ gen hat um sie uns zu geben, dem unsere Va¬ ter nicht gehorchen wollten, sondern ihn verwarfen, ihre Herzen nach Aegypten kehrten, und zu Aaron sprachen: Mache uns Götter, die vor uns her« gehen; denn wir wissen nicht, was diesem Moy- Ap.Ge,ch.7.ses, der uns aus Aegypten geführet hat, wie- 35. —^o. derfahren ist. Dieses alles, was den Israeliten wieder- k- Korint ro.fahren ist, sagt der Apostel, ist ihnen zum Vor- ii. bilde, und ist geschrieben zur Lehre uns, die wir am Ende der Zeiten leben. Gott wollte dadurch alle nachkommenden Geschlechter lehren, daß die heiligen Geheimnisse, die von Ihm vorbereitet,, vorher verkündet, und wie sie Jahrhunderte früher vorhergesagt waren, in der Fülle der Zeiten ge¬ nau und vollkommen erfüllet worden sind, wie solches der heilige Augustin aus der Erblehre der Kirche unter der Leitung des göttlichen Gei¬ stes darstellt. Die harte Dienstbarkeit der Israeliten in Aegypten war nur ein Schatten jener ohne Ver¬ gleich Hartern und schrecklichem Dienstbarkeit, in welcher der höllische Wutherich das ganze Men¬ schengeschlecht wegen der Sünde gefangen hielt, aus welcher uns der'Messias allein befreien konnte. Nach Ihm sehnte sich Mopses, bethend: Ich bitte dich o Herr! sende, Den Du senden 2. Moys, willst. Allein die dazu bestimmte Zeit war noch 4. ,3. nicht angekommen, früher mußten die Schatten und Vorbilder des alten Testamentes erfüllt wer¬ den. Mopses war in dem Hause Gottes als Knecht, getreu, alles zu bezeugen, was gesagt werden sollte, Christus aber ist als Sohn inHebr.3.5.6. Seinem Hause, und dieses Haus sind wir. Groß machte Gott Seinen Liebling Mopses zum Schre¬ cken Seiner Feinde. Auf sein Wort verschwan¬ den die Scheinwundcr der ägyptischen Gaukler. Gott verherrlichte ihn vor Pharao und seinem Hofe durch wahre Wunder um Israel aus Aegyp- Sirach^S. ten zu führen. Alle Fülle der Gottheit wohnet 1. —5. wesentlich in Christus, Der gesandt war nicht Kalos. 2.9. die Israeliten allein, sondern das ganze Men¬ schengeschlecht durch Erlösung von der Sünde, von der Dienstbarkeit der Hölle zu befreyen. Zu Mopses sprach Gott: Sieh! Ich habe dich dem Pharao zum Gott bestimmt, und dein Bruder Aaron soll dein Prophet seyn, du sollst ihm alles sagen, was Ich dir befehle, und er soll mit dem Pharao reden, daß er die Kinder Israel aus seinem Lande entlasse. Durch die Kraft Gottes verhängte Mopses mit dem Wun- 2.MoysiZ7. derstabe unerhörte und nie gesehene Plagen, und ' zeugte dadurch, wie groß, und unaussprechbar die Gerichte Gottes über die Ungerechten sind. Die Magier des Pharao, Weise, in den Ge- 74 beimnissen der Natur Erfahrne, thaten dasselbe durch ihre geheimen Künste, sie mußten sich aber jederzeit überzeugen, daß die Wunder MoysiS nicht Wirkung der Magie, sondern Gottes Werk - scyn. In der Angst der dreptagigen dichten s Moys.ro. alle Kräfte lahmenden Finsternisse erlag ihre hoch» 2, s3. gepieselte Wissenschaft, mit der sie prahlten; sie haben an sich selbst erfahren, daß ihnen die Welsh.»?. eigene Vernunft nicht zu rathen, und zu hel- — »7- fen wußte. Nachdem sie so von der Allmacht Gottes überzeugt waren, und Pharao mir seinem Hofe gcdeinüthiget den Finger Gottes erkannte, ließ er Mopsen und Aaron rufen, und sprach: Ich habe wider den Herrn euern Gott und wider euch gesündiget, verzeihet mir meine Sünde, und bittet den Herrn euern Gott) daß Er die tödt- s Moys. «>. üche Plage von mir hinwegnchme, hörte auf »6.—19. die Fürbitte Mopsis die Plage auf. Der Mensch Christus Jesus ist unser Gott, und ein Mittler zwischen Gott, und den Men- » Timolh. schm un, so größer alS Mopses, je vorzüglicher der Nähme ist, der Ihm gegeben ward. Es ist in keinem Andern Heil; auch ist kein ande- Apostelgesch. rer Nähme unter dem Himmel den Menschen 4. ,2. gegeben , wodurch wir selig werden sollen. Mop¬ ses that Wunder in Aegypten und in der Wüste, Jesus rst umher gegangen, hat Wohlthaten er- Apostelqesch. w"sen / und alle Krankheiten geheilt. Seine »o. äü. Macbt erwies überall Werke der Barmherzigkeit, Psalm Z. 9. von Ihm ist das Heil, Er läßt Seinen Segen über Sein Volk kommen. Als Jesus in Menschengestalt auf Erden 75 wandelte, war der Glaube, daß unter dem Buchsta¬ ben des Gesetzes Mopsis Christus Jesus verborgen ist, gangbar unter den Gläubigen. Auf dem Wege nachGalüäa findet Jesus den Philippus, und spricht zu ihm: Folge Mir nach. Dieser findet den Natha¬ nael, und spricht zu ihm: Wir haben Den gefunden, von Welchem Mopses im Gesetze, und die Propheten geschrieben haben, Jesum, Josephs Sohn, von Ioh- I. Nazareth. Der allgemeine Hang des Menschen- 43.-45. geschlechtes ging auch in den Tagen des Mopses dahin, die künftigen Schicksale zum Voraus zu wissen, und das Mittel diese Neugierde zu be¬ friedigen, glaubte man, sev dre Schlangenbe¬ schwörung, Stcrndeuterey und Wahrsager«) ,5 Moysts ,8. rhas durch das erste Geboth Gottes verbothen io. ,2. ist. Mopses lehrte sein Volk sich mit kindlichem Vertrauen ganz der Obsorge des Herrn, des gütigsten Vaters zu überlassen, und, daß sie nicht als Waisen von Gott verlassen werden, versicherte er sie feperlich: Einen mir ähnlichen Propheten wird euch der Herr euer Gott aus 5 Moysis euern Brüdern erwecken. Den sollet ihr hören. *6. »5. Nicht Mopses allein, auch Samuel, und nach ihm alle Propheten haben verkündiget die¬ sen Propheten, der Jesus Christus ist. Er war dem Mopses ähnlich dem Fleische nach, das ähnlich war unserm sündigen Fleische. Er warRöm. L3. in Allem versucht, gleichwie wir, die Sünde Hebr. 4. i5. ausgenommen. Aber als Gott ist Er der Schöpfer Mopsis, der Ouell aller Heiligkeit. In Ihm sind alle Schätze der Weisheit und der Erkennt-Kolos» 2.3. niß verborgen. Die Apostel haben geglaubt und erkannt, daß Er Christus der Sohn Gottes ist; Ioh. 6. 6l).dj>ßivegen s^gte Petrus: Herr! zu wem sollen 7"' wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens: Sein Gesetz ist dem Diener Gottes lieber, als Psalm>,8. vnst tausend Stück Gold und Silber. Das hei- 72. lige Evangelium, spricht der heilige Bernard, ist der Mund Christi. Er ist in der Herrlich¬ keit Seines Vaters in Himmel, redet aber un¬ aufhörlich zu uns auf Erden. Wir sollen das heilige Evangelium so lesen und hören, als wenn Christus als Gott und Mensch sichtbar zu uns redete, und Seine Aussprüche mitten unter uns durch Wunder und Zeichen bestätigte. Aehnlich war Christus dem Mopses Seinem Diener in den Verfolgungen und Trübsalen, die Er Seiner Lehre wegen erlitt. Die Israel? 4 MoyslS»4-tcn kehrten ihre Herzen nach Aegpvten. Alle Wun- 2. 4- her.-, die Mopses wirkte, verkündigten ihnen die Herrlichkeit und Macht Gottes, Der in ihre» Mitte wohnte, aber mißtrauisch auf Seine Ver¬ heißungen, und überdrüßig Seiner Güte, sagten sie zu Mopses und Aaron: Waren wir doch durch die Hand des Herrn gestorben in Aegpp? tcn, wo wir bcp den Fleischtöpfen saßen, und satt Brot hatten. Warum habet ihr uns in diese Wüste geführt, damit diese ganze Gemeinde Hungers sterbe? Wer wird uns Fleisch zu essn 4. Moys, geben? Wir erinnern uns an die Fische, die wir »6. 3. in Aegypten umsonst assen , an die Kukummern, Kürbiße, den Lauch, die Zwiebeln und den Knob- 4Moys. n. lauch; aber nun verschmachten wir, nichts von 4-"6. allen, nur Manna sehen wir. Als sie schon nahe an dem gelobten Lande waren, und bald desselben Schönheit und Frucht- 77 n 6 ir / s 1 s s - e » » r > t i barkeit genießen sollten , empörte sich die ganze Gemeinde von sechsmal hunderttausend Mann, die Waffen führten, ihre Alten, Weiber und Kin¬ der, und sagten: O! waren wir in dieser Wü¬ ste gestorben! Warum führt uns Gott in die¬ ses Land, daß wir durchs Schwert fallen, und unsere Weiber, und Kinder ein Raub werden? Ist es nicht besser, wir kehren wieder nach Aegyp¬ ten zurück? Wohlan, sagte einer zu dem andern, lasset uns einen Anführer wählen, und wieder nach Aegypten zurückkehren. 4 Moys. Christus bestätigte die Göttlichkeit Seiner Sen- 2. 4- düng und Seiner Lehre durch Wunder, und durch die Heiligkeit Seines Lebens. Mit Macht und An¬ sehen sagte Er: Ich thue von Mir Selbst nichts, sondern wie Mich Mem Vater gelehrt hat, das rede Ich. Wer unter euch wird Mich der Sünde beschul¬ digen? Wenn Ich die Wahrheit euch sage, warum glaubet Ihr Mir nicht? Sie hielten sich Johann 8. an die blendenden und verführerischen Lehren ih- 28. 46. rer Schriftgelehrcen und Pharisäer. Sic um¬ ringten Ihn im Tempel, in der Halle Salo¬ mons, und sprachen zu Ihm: Wie lange läßt Du uns in der Ungewißheit? bist Du Christus, so sage es uns offen heraus. Sie hoben Steine Johann io. auf, damit sie Ihn steinigten. Sein Kreuzes- 28. 24. tod war den Juden ein Aergerniß, den Heiden eine Thorheit. Selbst Seine Jünger konnten des 1. Korinth. Gesalbten verheißene Herrlichkeit nicht paaren mit ' 28. der Schmach des Kreuzes, nicht vereinen Seine allenthalben bewunderte Macht in Thaten und Worten vor Gott und den Menschen mit Seinem Leiden, Tode und Begräbnisse; daher sagten 78 sie: Wir hofften , daß Er Israel erlösen würde, und bey allem dem ist heute der dritte Tag, Lucas s§.' seitdem solches geschehen ist, gleichwie die Jsraeli- lU —24. vom Mopses sagten, da er auf dem Berge 2. Moys mit Gott sich verweilte: Wir wissen nicht, was 3s. jhm widerfahren ist. Oft wollte Gott Sein halsstarriges Volk vertilgen, und vom Mopses ein neues und großes Volk abstammen lassen. Mopses aber war der sanftmüthigste Mann unter allen Erdbewohnern. 4. Moysis Voll Mitleidcns flehete er mit kindlichen Ver- 12. 3. trauen zu Gott. Herr! sprach er: Warum er¬ grimmet Dein Zorn wider Dein Volk, welches Du mit großer Macht und starker Hand aus Aegypten geführet hast ? ich bitte , wende Deinen Zorn von ihnen ab, und vergieb Dei¬ nem Volke seine große Sünde. Denke an Abraham, Isaak und Jakob, Deine Diener, de¬ nen Du bep Dir Selbst geschworen und gesagt hast: Ich will euere Nachkommenschaft wie die Sterne des Himmels vermehren, und dieses ganze Land, von welchem Ich geredet habe, eucrn Nach- - kommen geben, und ihr sollet es auf immer be¬ sitzen. Gott wurde durch die Fürbitte Moysis 2 Moys. 32. versöhnet, Er stand von der dem Volke ange- 9. — 14. drohten Strafe ab. Mopses verwendete sich auch bey jener Em¬ pörung, da sie ihn und den Aaron steinigen wollten. Da Gott deßwegen das ganze Volk mit der Pest schlagen und vertilgen wollte, und dem Mopses ein anderes großes Volk entstehen zu lassen verhieß, flehete er: Herr! wenn Du diese große Menge bis auf einen Mann vertil- §9 gest, dann werden die Völker, die von Dei¬ nem Ruhme gehört haben , sagen: Er hatte daö Volk in dieses Land, das Er ihnen mit einem Eide verheißen hat, nicht führen können , darum hat Er es in der Wüste gelobtet. Dein Nähme o Herr! ist: Barmherziger, gnädiger und lang- müthiger Gott, von großer Erbarmung und Treue, Der sich gütig Tausenden beweiset, Misscthat, Uebertretung und Sünde vergibt, aber keinen ungestraft laßt, sondern die Sünde des Vaters an den Kindern bis in das dritte und vierte Geschlecht züchtiget, verherrliche nun Deinen großen Nahmen, verzeihe die Misscthat dieses Volkes nach der Größe Deiner Barmher¬ zigkeit , wie Du ihm von Aegypten an, bis an diesen Ort gnädig gewesen bist; und Gott sprach zu ihm: Ich habe dem Volke auf deine Für-^MoysiS bitte verziehen; doch werde Ich Meine Herrlich- 9. —21. kcit auf dem ganzen Erdboden offenbaren. Ihr kehret morgen wieder um, in die Wüste gegen das rothe Meer zu. Ihr werdet in dieser Wüste 4- Moysis sterben, wie ihr selbst ausgesprochen habet. Eure2 2. Leichname sollen in der Wüste liegen bleiben, vom Ersten bis zum Letzten, die über das zwan¬ zigste Jahr hinaus sind, und wider mich gemur- ret haben, zur Strafe der Sünde eurer Hals¬ starrigkeit , damit die ganze Welt Meine Gerech¬ tigkeit erkenne. Nur Josue und Kaleb, die Mir treu folgten, werden am Leben bleiben und in das Land kommen, welches Ich euch mit einem Eide verheißen habe, und euere Kleinen, von denen ihr gesagt habet, daß sie dem Feinde zum Raube seyn werden, drese will Ich dahin führen, 6o sie sollen sehen das Land, das ihr verachtet ha¬ bet; aber sie werden vierzig Jahre in der Wüste herum irren, und die Strafe eures Ab- 4 Mcys. ,4. falls büßen , bis die Leichname ihrer Vater verzeh- 29. — 35. ret werden. Dadurch war offenbaret auch die Barmherzigkeit Gottes, und Seine Treue in den Verheißungen, daß Er die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs in den Besitz des gelobten Landes führen wolle. Die zeitli¬ che Strafe der vierzigjährigen Wanderung durch die Wüste war Allen, die dem Worte Moysis glaubten, zur Besserung und Heiligung, zur Er¬ schwerung des Gerichtes aber Jenen, die wah¬ rend der Strafe und Bußzeit die Güte Gottes mißbrauchten, und ihre Sünden hausten- Durch die unendlichen Verdienste des Lei¬ dens und des Todes Christi sind wir von der Erbsünde und von allen Strafen des zukünfti¬ gen Lebens erlöset, und in dem Sakramente der heiligen Taufe den Kindern Gottes einverleibet worden. Wir haben nun bas Recht zu den ew>- gen Gütern durch die Barmherzigkeit Gottes. Allein gleichwie die Israeliten nach dem Auszu¬ ge aus Aegypten olle Feinde zu besiegen und das gelobte Land zu erobern hatten, so müssen wir um zum Genüße der ewigen Ruhe zu ge¬ langen, die Feinde unseres Heiles überwinden. Wer nicht gesetzmäßig gekampfet hat, wird nicht gekrönt. Der Landmann muß erst arbeiten, wenn er die Früchte genießen will. Dem, der 2 Timoch. 2. überwindet, werde Ich geben, daß er mit Mir 6. auf Meinem Throne sitze, wie auch Ich über¬ wunden habe, und sitze mit Meinem Vater 8i auf Seinem Throne, spricht Christus. Durch viele Offenb.Z.2l. Drangsalen müssen wir eingehen in das Reich Ap.Geschicht. Gottes. »4- 2». Zur Strafe und zur Genugtuung für die Sünden sprach Gott zu dem Menschen: Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen, bis du wieder kehrest zu der Erde, davon Moys, du genommen bist. So ist die Begierlichkeit oder 2. rg. Neigung zum Bösen nicht nur zum Kampfe in dem Getauften zurückgelassen, sondern auch zur Strafe der Erbsünde, gleichwie auch die Kin¬ der Israels durch vierzig Jahre zur Strafe des Abfalles ihrer Vater in der Wüste herumirren 4 Moys.'^4. mußten. 55. Nachdem wir durch den leiblichen Tod den Rom. 6. ^3. letzten Sold der Sünde werden bezahlt haben, dann erst werden wir mit allen Heiligen vor dem Throne Gottes in der ewigen.' Ruhe singen das Lied Mopses des Knechtes Gottes, und daS Lied des Lammes, und sprechen: Groß und^wun- derbar sind Deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! gerecht und wahrhaft sind Deine Wege, König der Ewigkeiten! Wer sollte Dich Herr nicht fürchten, und verherrlichen Deinen Nah¬ men ! Denn Du allein bist gütig. Alle Völker werden kommen, und vor Deinem Angesichte sich nicdcrwerfen; denn Deine Gerichte sind of- Offenb. i5. fenbar geworden. 4. 6 82 XVIII. Manna Vorbild Christi in dem allerhei¬ ligsten Alrarssakramenre. Eher wird die zärtlichste Mutter ihr eige¬ nes Kind, ihren innigstgeliebten Säugling ver¬ gessen, als Gott Sein Volk, das Er sich Selbst Jsaia4g. ,5. auserwählet hat. Oft hatten die Israeliten die väterliche Sorgfalt des Herrn schon erfahren. Er hat sie aus Aegypten getragen gleichsam auf 5 Moys. Seinen Armen, w>e ein Vater seinen Sohn, i. Si. In der dürren und grauenvollen Wüste pflegte und schützte Er sie wie Seinen Augapfel. So wie der Adler, der über sem Nest wachet, über seine Jungen brütet, mit ausgebreiteten Flügeln sie aufnimmt, auf leinen Flügeln trägt, so führte SMoys. 52. Gott der Herr allein Sein Erbvolk bereichert ro—-i2. mit Gold und Silber der Aegyptier, und kein Psalm ,04. Kranker war in ihren Stammen. Er ließ ihnen 14. 37. pon keinem Menschen Schaden zufügen, und strafte Könige um ihrentwillen. Auf Sein allmächtiges Wort brachte Mopses aus dem Fel¬ sen Wasser her.or, daß die Gemeinde und ihr Vieh zu trinken hatten, und da sie in der öden Wüste keine Lebensmittel fanden , geboth Er den 4 Moys. 20. Wolken in der Höhe, öffnete des Himmels Thü- 8. — n. ren, und ließ ihnen Manna regnen zur Speise. Psalm 77. himmlisches Brot gab Er ihnen, damit sie und 23.24. ihre Nachkommen auf Gott vertrauen, Seiner Psalm 77.7. Thaten nicht vergessen, und Seine Gebothe halten. Von dem Manna sagte Mopses zu seinem Volke: Ließ ist das Brot, welches euch der 8Z Herr zu essen gegeben hat. Dieses Manna war 2 Moysts keine natürliche Speise; denn das natürliche r6. i5. Manna im Morgenlande wird nur zu einer ge¬ wißen Jahreszeit in geringer Anzahl von den Blattern gesammelt/ dieses aber lag vierzig Jahre lang alle Tage/ den siebenten ausgenommen. Früh bis .zum Aufgange der Sonne in einer für die ganze große Nation hinreichenden Menge auf2 Moys. 16. der Oberfläche der Erde. Das natürliche Manna *4« 21. halt'sich lange/ das Manna der Israeliten aber -erschmolz, wenn die Sonne aufgegangen war, setzte auch Würmer, wenn es an einem andern Tage, als an dem sechsten, bis auf den folgen¬ den Tag aufbehalten wurde. Von diesem Him-g Moys. »6. melsbrote ward ein goldenes Gefäß angefüllet, 20.-22. neben den Gesetztafeln in der Bundeslade, und in dem Tabernakel, welcher das Allerheiligste des Hebr. g. ; Tempels genannt wurde, aufbewahrt, damit dje 3. 4-. Nachkommen sehen möchten, wie wunderthätig Gott ihre Väter in der Wüste durch vierzig Jahre 2 Moys. »6. genähret hat; und nachdem sie in das gelobte 33-35. Land gekommen waren, hörte das Manna auf, sie nährten sich von den Früchten des Landes ZosueS. 12. Ehanaan. Nach solchen Ansichten ist es klar, daß un¬ ter diesem übernatürlichen Brote Geheimnisse des Glaubens verborgen liegen. Die Israeliten rösteten das Manna am Feuer, und kochten daraus, was sie kochen wollten. Nicht die Hitze 2 Moys. 16. des Feuers, aber der weit schwächere Strahl 23. der Sonne schmelzte es. Dieies geschah , spricht der heilige Geist in dem Buche der Weisheit, damit die ganze Welt erkenne, daß man der 6 * 84 Sonne zuvorkommen mässe, um Gott zu dan¬ ken , und daß man beym Anbruche des Lichtes Weich. »6. Ihn anbethen solle. Wohlbekannt ist der studie- .27. 28. rcnden Jugend der Spruch: Die Morgenstun¬ de bringt Gold im Munde. Der Tag v rgeht ohne Nutzen, ohne Gewinn für die Ewigkeit, wenn man nicht die Erstlinge desselben , die Mor¬ genstunden durch Dankgebethe dem Geber alles Guten weihet, und nicht um Kraft zur Erfül¬ lung der Bcrufspflichten zu Ihm flehet. Vom Könige David steht geschrieben: O Gott! mein Psalm62.2. Gott! zu Dir erwache ich in der Morgendäm¬ merung. Ich stehe um Mitternacht auf Dir Ps. n8. Ls. zu danken wegen Deiner gerechten Gesetze. Am sechsten Tage war es gebothen von dem Manna für den siebenten Tag aufzuheben, 2 Moys. »6. und dieses Aufgehobene wurde nicht stinkend, be- 23. 24. kam auch keine Würmer. Der es am siebenten Tage sammeln wollte, fand nichts, und wurde von Mopses streng verwiesen, und angewiesen zur Feyerung dieses Tages, den Gott vom Anfänge segnete und heiligte, weil Er an dem- 1 Moysis selben von allen Seinen Werken, welche Er er- 2- 3. schaffen und vollendet hatte, ruhete. Kinder der Kirche! denket, daß euch Gott hiemit jenes in diesen letzten Zeiten so sehr ver- nachlaßigte große Geboth vor die Augen stel» let: Seyd des Sabath (Sonn - und Feyerta- 2 Moys. 20. ges) eingedenk, damit ihr ihn heilig begehet. 6. Höret doch und verachtet nicht langer die drohen¬ de Stimme Gottes: Sie entheiligten Meins Sab- Ezechl'el 20. bathe sehr, so daß Ich drohete Meinen Grimm iS. 2i. über sie auszuschüttcn, und sie in Meinem Zorne 85 zu vertilgen. Dieß ist der Wille Gottes, und Leiner heiligen Kirche, daß die Christen durch würdige Feyer der Tage deS Herrn sich von den heidnischen Vök 6. des zukünftigen Lebens. Das Manna hatte einen doppelten Ge¬ schmack. Der natürliche Geschmack in dem lü¬ sternen Gaume der ungläubigen Juden war, wie der Geschmack eines aus Semmel und Ho¬ nig gekochten Oehlkuchens. Diese fanden den 4 Moyfls Mangel der erfrischenden Speisen Aegyptens un- ii. ö. leidentlich. Das alltägliche einförmige Essen er¬ setzte ihnen jene abwechselnden Erfrischungen nicht, grämten sich zu Tode, weil sie Mangel litten an den dort gewohnten Melonen , Gurken, 4Moysis n. Zwiebeln, Knoblauch und Kürbissen, und murre- 5. 6. ten wider Gott. Den Gott getreuen Israeli¬ ten hingegen war das Manna nicht bloß eine leibliche sondern auch eine geistliche Speise, es r. Korinth, diente einem jeden nach seiner Begierde, und io. 3. ließ sich in Alles, was man von Gott be- Weish. ,6. gehr^, verwandeln. 2i. 2d. Diesen Umstand, den der göttliche Geist angibt, erklärt Jesus Christus in Seinem hei¬ ligen Evangelio, und lehret, daß Er Selbst jenes durch das Manna vorgebildete Brot sey. Ein ganzes Jahr vor Seinem Tode bat der göttliche Erlöser durch ein auffallend großes Wun¬ der in der Wüste fünf Gerstenbrote und zwey Fische so vermehrt, daß davon gegen fünf tau¬ send Mann gesättiget, und mit den übrig ge- Zoh. 6. bliebenen Brocken zwölf Körbe gefüllet wurden, g. —13. Die wunderbar gespeiste große Volsmenge suchte am folgenden Tage Jesum wieder, fand Ihn jenseits des See's zu Kapharnaum, und sprach zu Ihm: Meister! wann bist Du hieher gekom- 67 men? Jesus sah in ihrem Innern, daß sie nicht geistige Speise, sondern leibliche Sättigung su¬ chen , daher sagte Er ihnen: Wahrlich, Wahr¬ lich sage Ich euch, ihr suchet Mich, nicht darum, weil ihr Zeichen und Wunder gesehen habet, sondern weil ihr von dem Brote gegessen habet, und gcsättiget worden seyd. Sorget nicht für die vergängliche Speise, sondern für jene, die für daS ewige Leben bleibt, welche euch des Johann 6. Menschen Sohn geben wird: denn Ihm hat 25. — 27. der Vater das Zeugniß gegeben. Match »7. Jesus hatte bey einer andern Gelegenheit 5- gesagt: Meine Mutter und Meine Brüder sind Alle, welche Gottes Wort hören, und es th u n. Lu«. 6.21.' Zu Kapharnaum aber, da Ihn das Volk fragte: WaS sollen wir thun, damit wir die Werke Gottes wirken, daß wir uns erwerben die Speise zum ewigen Leben, anwortete Er: Dieß ist daS Werk Gottes, daß ihr an Den glaubet, Den Er gesandt hat. Er lehret dadurch, daß sowohl Jvh.6. 2g. die Gelegenheit und das Glück Ihn zu hören, als auch die Gnade Seine Lehren anzunehmen, zu behalten und auszuüben ein Werk der un¬ verdienten Barmherzigkeit Gottes sev. Die Ju¬ den aber, statt Ihm für jenes Glück zu dan¬ ken, und Ihn um die Gnade zur Ausübung Seiner Heilslehre zu bitten, sprachen zu Ihm: Was thust Du denn für ein Zeichen, das wir es sehen, und Dir glauben? Unsere Väter ha¬ ben Manna gegessen in der Wüste, wie geschrie¬ ben stehet: Er hat ihnen Brot vom Himmel zu essen gegeben. Sie wollten sagen: Du hast zwar Joh. 6. fünftausend Mann in der Wüste gespeiset, und So Sr. 88 »vir sollten nun glauben, daß Du allmächtig und der verheißene Messias sepst; Mopses hat ein viel größeres Wunder gewirket, da er durch vierzig Jahre in der Wüste unsere Väter, bey drep Milivnen Menschen, mit dem Brote vom Him¬ mel genahret hatte, und er war nur ein Die¬ ner Gottes. Jesus antwortete ihnen : Wahrlich, wahrlich sage Ich euch, nicht Mopses hat euch Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel; denn das wahre Joh. 6. Brot Gottes ist dasjenige, welches vom Himmel 32.-34, hcrabgekvmmen ist, und der Welt das Leben gibt. Da dieses Volk in den Büchern Mop- siS gelesen hat , wie wundervoll ihre Vater in der Wüste erhalten wurden, hatte es sick^ auch leicht aus eben diesen Büchern überzeugen können, wie Mopses das ganze Volk zur Dank¬ barkeit gegen Got ermunterte, sprechend von Manna: Dieß ist das Brot, welches euch Gott 2. Moys, zu essen gegeben hat. Sie haben in diesen Bü- 16. ,5. chern auch gelesen, wie feyerlich und demüthig Mopses vor Gott und vor der ganzen Gemeinde seine Unvermögenheit dieses Volk zu nähren be¬ kannte ; denn als das Volk des Manna über- drüßig wider Gott schrie, und Fleisch zu essen verlangte, flehete er zu Gott: Warum machest Du Deinem Knechte so viel Kummer? warum finde ich keine Gnade vor Dir? Warum hast Du die Last dieses ganzen Volkes mir auf- geleget ? Habe denn ich diese ganze Menge empfan¬ gen, oder geboren, daß Du zu mir sagest: Trage sie in deinem Schooße, wie eine Amme den Säugling, und führe sie in das Land, wel- U9 ches Du ihren Vatern eidlich versprochen hast. Woher soll ich diesem großen Haufen Fleisch schaf¬ fen ? Sie weinen hier und sagen: Gib uns Fleisch zu essen. Ich kann nicht allein tragen dieses Volk, es ist mir zu lästig. . Ist cs Dir aber anders gefällig , so bitte ich , lasse mich eher ster¬ ben, und Gnade vor Dir finden, daß ich von 4-Moys. n. so großen Nebeln befreyct werde. 4. — iS. Diese und ähnliche Stellen haben die Ju¬ den zur Zeit Christi gelesen an Sabarhen, vor¬ züglich bey der jährlichen Fepell des siebentägigen Laubhütten Festes, wo sie nach der Verord¬ nung Moysis unter freyen Himmel in Laubhüt¬ ten wohnten, zum Andenken, daß ihre Vater, da sie Gott aus Aegypten führte, durch vierzig > Jahre in Hütten wohnten- 40.-45. Ungeachtet der rohen und verstellten An¬ rede der Juden benahm sich Jesus nicht nach ih¬ rer Würdigkeit, sondern immer nach ihren Be¬ dürfnissen in allen Seinen Reden und Hand» langen. Er wußte, daß Anmuth im Reden dem Unterrichte mehr Gewicht gebe, und daß eine SpckchwZr. richtige und treffende Antwort erquickend und »6. -i. .angenehm sey, wie ein Kuß auf die Lippen des Spruchw. Ausgeffhnten; daher erklärte Er Seinen Zu- 24.26. Hörern: Gott habe in der Wüste durch den Mopses gewirket, Er hat sie durch Seine All¬ macht ernähret und das Manna sey nicht gewe¬ sen das wahre Brot des Lebens, indem es Todte nicht zum Leben erweckte, und vor dem Tode nicht sicherte. Es war nicht Brot vom Himmel, weil es nur aus der Luft mit dem Thau her- 90 absiel auf das Wort des Allmächtigen, und das Brot vorbildcte, welches Er geben wolle. Jesus ist das wahre Brot des Lebens vom Himmel, weil Er vom Himmel aus dem Schooße Seines göttlichen Vaters herabgekommen ist mit¬ tels Seiner Menschwerdung, Tobte zum Leben erweckt, vor dem ewigen Tobe bewahret, und nicht nur die jüdische Nation in der Wüste, sondern alle Gläubigen in der ganzen Welt, und durch alle Zeiten zum ewigen Leben nähret. Diese Rede gefiel den Juden, sie sprachen zu Ihm: Herr! gib uns immerdar dieses Brot; Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens, wer zu Mir kommt, den wird cs nicht hungern, und wer an Mich glaubt, den Johann 6, wird nimmer mehr dürsten. Die Juden, statt 34 35: diese Wahrheit zu glauben, nahmen Aergcrniß an diesen Worten, weil sie Jcsum nur für ei¬ nen Menschen hielten , und sagten unter c- aander : Ist dieser nicht Jesus, Josephs Sohn, Dessen Va¬ ter und Mutter wir kennen ? Wie spricht denn Die¬ ser: Ich bin vom Himmel herab gekommen. Jesus, um zu zeigen, daß Er von einem erhabenen Geheimnisse rede, welches nicht durch die Ver¬ nunft, sondern durch einen lebendigen Glauben, der eine Gabe Gottes ist, erfasset werden kann, erklärt sich noch deutlicher und bestimmter. Er sagt: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Mer¬ an Mich glaubt, der hat das ewige Leben: Ich bin das Brot des Lebens. Euere Vater haben Manna gegessen in der Wüste und sind gestor¬ ben. Dieses ist das Brot, das vom Himmel herabkommt, dam i, wer davon ißt, nicht sterbe, 9» und das Brot, daß ich gehen werde, ist mein Johan» 6. Fleisch für das Leben der Welt. 42.-52. Durch Seine Menschwerdung hat unsJe> sus das Brot vom Himmel herabgegeben , und wer Ihn in dem hochheiligen Altarssakramente ge¬ nießet, der isset das Brot, welches die Engel jm Himmel nähret, den stärket es auf der Reise in diesem Jammerthale, und'zieret ihn mit dem Kleide der Gerechtigkeit und Unschuld zum Hoch¬ zeitmahle des Lammes in dem Reiche Gottes; denn hier ist als Gott und Mensch wahrhaft lebendig, und gegenwärtig eben Jener Jesus, Der am Kreuze gestorben ist, eben jenes Fleisch, welches Er in den schmerzlichsten Tod für das Leben der Welt hingab. Diese Wahrheit ha¬ ben die Juden ganz so verstanden, wie solche Jesus vorbrachte; da sie aber glaubten, Er werde ihnen Sein Fleisch so wie daS Fleisch der Thiere in Stücke zerschnitten zu essen ge¬ ben , stritten sie unter einander und sprachen: Wie kann Dieser unö Sein Fleisch zu essen ge¬ ben ? Wir, denen das Glück zu Theil ward, Kin¬ der Gottes zu seyn, danken dem gütigen Erlö¬ ser für Seine Verheißung, genießen Seine ge- heimnißvolle Gabe im kindlichen Vertrauen mit gläubiger Demuth und Liebe, und lassen die Ausführung Seiner Werke und Weissagungen Seiner Allmacht über. Den unter sich streitenden Juden sagte Je¬ sus zur Begründung unsers Glaubens. Wahr¬ lich, wahrlich, Ich sage euch, wenn ihr nicht essen werdet das Fleisch des Menfchensohnes, 92 und nicht trinken Sein Blut, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben. Wer Mein Fleisch iffet, und trinket Me n Blut, der har das ewi¬ ge Leben, und Ich werde ihn auferwecken ani jüngsten Tage; denn Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise, und Mein Blut ist wahrhaft ein Trank. Wer Mein Fleisch iffet, und trinkt Mein Blut, der bleibt in Mir und Ich in ihm. Wie Mich gesandt hat der lebendige Vater, und Ich durch den Vater lebe, also wer Mich iffet, auch der wird leben, durch Mich. Dieß ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist, nicht wie euere Vater das Manna gegessen haben, Johann 6. und gestorben sind. Wer dieses Brot iffet, der 54.—5g. wird leben in Ewigkeit. Gleichwie sich Christus durch Seme Mensch¬ werdung mit der menschlichen Natur so vereini¬ get hat, daß Er Leib und Seele, wie wir, hatte, und in Allem versuchet wurde, gleich wie wir, Hcbr.4. ,5. die Sünde ausgenommen, so vereiniget Er Sich mit uns, und wir mit Ihm durch den Genuß Seines Fleisches und Blutes dergestalt, daß wir Ursache haben, mit dem heiligen Paulus zu be¬ kennen: Wir alle, die wir desselben Brotes - Kor. >0. theihaftig werden, sind nun ein Brot und ein 17.' Leib, und Christus ist das Haupt dieses Leibes. Kolos. ,8. Dieses Sakrament ist das sicherste Unterpfand des ewigen Lebens, und der künftigen Aufer¬ stehung. Kein Erwachsener in der katholischen Kirche wird^Gott wohlgefällig leben, auch nicht Hoffnung zum ewigen Leben haben können, wenn er diese himmlische Nahrung der Seele SZ gering schätzet, aus Leichtsinn, Lauigkeit oder Trägheit vernachlässiget. ' In der Wüste strafte der göttliche Zorn Tausende unter jenen, denen vor dem Manna eckelre, weil sie nach den ägyptischen Fleischtöpfen lüstern waren, mit dem gähen Tode. Jener, 4 Moys. der ohne Hochzeitkleide zum königlichen Hochzeit- 55.-34- mahle kam, wurde an Händen und Füßen ge¬ bunden, und in die äußersten Finsternisse ge¬ worfen, wo Heulen und Zähnklappern ist. So Match. 22. ist das Gericht über jeden, der sich dem Tische »I.—»5. des Herrn unwürdig nähert. Wer km Stande einer schweren Sünde kommuniziert, begeht die gräulichste Undankbarkeit, die schwärzeste Treu¬ losigkeit, und die gottloseste Entheiligung, er issct und trinket sein eigenes Urtheil, indem er des Leibes und Blutes Jesu Christi sich schuldig , Korinth macht. Dergleichen Frevler und Verunehrer der "-27 — 29. heiligsten Geheimnisse züchtigte Gott in den er¬ sten Zeiten der Kirche mit leiblichen Nebeln, mit empfindlichen Krankheiten, und auch mit dem Tode; darum sagte der heilige Paulus zu den Gläubigen seiner Zeit: Wegen unwürdigen Ge¬ nüße des Fleisches und Blutes Jesu sind unter euch viele Schwache und Kranke, und Viele » Korinth, schlafen. - 2o. Diese leiblichen Strafen sind nur Vorbil¬ der jener ohne Vergleich schrecklichern Strafen der Seele , die auf eine unwürdige Communion folgm, als da sind, Verblendungen des Gei¬ stes, Verstockung des Herzens, Eckel an gött¬ lichen Geheimnissen , Unbußfertigkeir und der ewi¬ ge Tod. Nachdem Judas Jschkariot nicht nur Si Zobann i3. das eingetunkte Brot bey dem letzten Abendmehle 26. 27. aus der Hand Seines Meisters genommen , son¬ dern auch das allerheiligste Sakrament des Al- Luc. 22. tars genossen hatte mit dem Entschlüße Ihn Sei- 14. — 22. nen Feinden zu verrathen, und zu überliefern/ Matthäus fuhr der Sate.n in ihn; dann konnten die 26. 5o. rührendsten Zusprüche und Liebesbezeugungen Lukas22.§8. C^.jstl sein Herz nicht erweichen und zur Be¬ sinnung bringen. Erst dann, nachdem er sein Vorhaben ausführte, ward sein Gewissen rege/ aber zu spat, weil er alle Warnungen sciins Heilandes von sich gestossen hatte, er bereuete, daß er unschuldiges Blut verrathen babe ; aber verlassen von den Tröstungen der Gnade Got¬ tes , verhöhnt von den hohen Priestern den Teilnehmern seines Verraihes , konnte er sich selbst nicht langer ertragen, ging hin und er- Matth. 27. henkte sich selbst. Er brachte in Erfüllung/ S. — 5. was sein Herr von ihm gesagt hatte: Wehe dem Menschen, durch den des Menschen Sohn Matthaus verrathen werden wird, es wäre ihm gut, daß 26. 24. er nicht geboren wäre. Das Manna diente einem jedem Gott ge¬ treuen Israeliten nach seiner Begierde, und ließ Weish. 16. sich in Alles, was man begehrte, verwandeln. 21. So ist auch der Tisch des Herrn ein himmli¬ sches Mahl der Liebe, und der Vereinigung Jesu mit den Gläubigen, und der Gläubigen mit Ihm. In diesem Sakramente ergoß Jesus gleich¬ sam den Reichthum Seiner Gnaden, und die Fülle Seiner Liebe zu den Menschen. Es gibt keine Gnade, die wir von Demjenigen, Der 95 sich uns zu genießen gicbt, zu erwarten nicht berechtiget wären. Die Seligkeit der Heiligen in Himmel bestehet in dem, daß sie Gott und Jesum Christum von Angesicht zu Angesicht sehen, und die Seligkeit der Kinder Gottes auf Erden ist Jesus, Gott mit uns, in diesem Sa- Matth. kramente der Liebe. Hier ist Er als das wahre 23. Himmelsbrot, als das Osterlamm Seiner heili¬ gen Krrche. Er ist unser Gott, verdient also unsere Anbethung. So lasset uns nun mit Vertrauen zu dem Throne Seiner Gnaden hinzu treten, auf daß wir Barmherzigkeit erlangen, und Gnade finden in der hülfsbedürftigen Zeit. Hcbr.4. >6. Hier theilet Er alle Verdienste Seines Leidens aus. O thorichte Kinder der Welt! rufet der heilige Augustin aus, wo gehet ihr hin, um die Begierden eueres Herzens zufälligen? Kom¬ met zu Jesu, nur Er allein, und Niemand außer Ihm, kann eueren Herzen jene Ruhe, und jenes Vergnügen geben, welches ihr suchet. Kommet zu Jesu, mir Freuden werdet ihr schöpfen aus dem Brunnen des Heilandes. Er ist un-Jsaias ,2.3. fere Zuflucht in allen Drangsalen und Anfech¬ tungen , Er tröstet die Betrübten, stärket die Schwachen und Kleinmüthigen , unterdrücket Gewohnheiten, segnet und erhält ewige Jung¬ frauschaft, machet Blutzeugen unüberwindlich, und schützet gegen alle Uebel, Diejenigen, wel¬ che aus Aegypten , das ist, aus der Dienstbarkeit der Sünde, aus der Sclaverey der Hölle mittels einer wahren Buße ausgezogcn sind, und in der ge¬ fahrvollen Wüste dieses Lebens keinen andern 96 Trost kennen , als nach den seligen Wohnun- PsalmLS. gen des himmlischen Reiches zu seufzen. XIX. Eherne Schlange Vorbild Jesu Christi des Gekreuzigten. Ueber sieben und dreyßig Jahre waren bereits verstossen, seit dem die Kinder Israels in, der Wüste herumzogen. Sie waren schon nahe an dem gelobten Lande, dem Ziele ihrer Wande¬ rung. Das neutrale Gebieth der Edomiter lag ebnen im Wege. Mopses schickte Gesandte an ihren König, und ließ ihn bitten: Du weiße alle Mühseligkeiten, in die wir gerathen sind, unsere Vater zogen hinab nach Aegypten, und wohnten viele Jahre daselbst, die Aegpptier ha¬ ben uns und unsere Vater übel behandelt, wir , haben zum Herrn unsern Gott gerufen, Er hat uns erhört, und Seinen Engel gesandt, der uns aus Aegypten führte, wir sind nun an den äußersten Granzen deines Reiches, lasse uns durch . dem Land ziehen, wir werden von der Landstraße weder rechts noch links abweichen, deine Felder und Weinberge nicht betreten, und wenn wir oder unser Vieh das Wasser deines Landes trin- 4 Moys. 20. ken , wollen wir es bezahlen. Aber der König - i4. — 2o. pon Edom verweigerte ihnen den Durchzug, und ging ihnen, falls sie mit gewaffneter Hand den Durchzug erzwingen wollten, mit einer zahlrei¬ chen Armee entgegen. Die Israeliten mußten 97 daher nach dem Wohlgefallen des göttlichen Wil« lens das Land der Edomiter umgehen, um4.Moys.i4 in das Land der Verheißung zu kommen. 2g. So.- Auf diesem langen Umwege wurden sie der langen Reise überdrüßig , und beklagten sich Über- Gott, und Mvyscn : Warum hast Du uns auS Aegypten geführet, daß wir in der Wüste ster¬ ben; denn da ist weder Brot, noch Wasser, und diese elende Speise (Manna) eckclt uns an. Deßwcgen schickte Gott feurige Schlangen un¬ ter das Volk, und als von denselben sehr Viele gebissen und getodtet wurden, da kamen sie zum Mopses, und sprachen: Wir haben gesündi- get, weil wir wider den Herrn und wider dich geredet haben; bitte bey Gott für uns, daß Er die Schlangen von uns hinwegnehme. Mop¬ ses bath für das Volk, und Gott sprach zu ihm: Mache eine Schlange aus Erz, und hange sie an einer Stange auf. Jeder Gebissene, der sie anblicken wird, soll genesen- Also verfertigte Mopses eine eherne Schlange und richtete sie zum Zeichen auf, und wer gebissen worden ist, wenn er die eherne Schlange anblickte, blieb am^M^. 21 Leben. 4. — g. Bey dieser Erzählung dürfte Jemand den¬ ken: Hatten die Edomiter den Israeliten den Durchgang durch ihr Land gestattet, so waren die Israeliten ruhig in das verheißene Land ge¬ kommen, sie hatten wider Gott nicht gemurret, und die Strafe wäre über sie nicht gekommen. Sollten nun nicht die Israeliten entschuldiget, und die Edomiter zur Strafe gezogen werden? Gott sprach zu Mopses: Wer wider Mich 7 S6 2 Moysis sündigen wird, den werde Ick» aus Meinem 3s. S3: Buche vertilgen. §6 war dem göttlichen Willen nicht gemäß/ daß die Israeliten auf dem gera¬ den und kürzesten Wege durch das Gebieth der Edomiter in das gelobte Land einziehen sollten; denn Mopses war noch am Leben, er sollte aber eher sterben, und die Gemeinde Israels nicht in das ihnen bestimmte Land einführen, weil er den Felsen, aus dem für das Volk und das Vieh Wasser hervorkam, wider das Wort des 20' Herrn mit seinem Stabe zw?ymal geschlagen hat. ' Es lebten noch Viele von denjenigen, die bey dem Auszuge aus Aegypten über zwanzig Jahre alt waren, deren Leichname zur Strafe ihres 4 Moys. >4- Aufruhres in der Wüste liegen bleiben sollten- 2g. —3a. Bey dem Widerstande der Edomiter, wodurch sie einen weiten und äußerst beschwerlichen Um¬ weg zu nehmen gezwungen wurden, hatten sie sich an die göttlichen Aussprüche erinnern, und die Beschwerlichkeiten der Reise zur Genugthuung ihrer Vergehungen im Geiste der Buße dem . göttlichen Willen gemäß ertragen sollen. Die Edomiter stammten von Isaak dem Sohne Abrahams ab durch Esau den Bruder- Jakobs. Sie waren die nächsten Anverwandten, Brüder der Israeliten; sie haben sich aber nicht als Brüder und Freunde, sondern als Feinde des Volkes Gottes betragen, sie verübten bey mehreren Gelegenheiten Feindseligkeiten an ihren Brüdern; daher hat Gott beschlossen sie seiner Zeit gänz¬ lich zu vertilgen. Sie büßten auch ihre Frevel- thaten durch ihren Untergang, wie durch den Pro¬ pheten vorher verkündet wurde: Dieß sagt der S9 Herr : Ich will den Edomitern nicht gnädig sipn, weil sie ihre Brüder mit dem Schwerte verfolget, und die Barmherzigkeit an ihnen ver¬ letzt , ihren Grimm immerdar beybehaltcn, und ih¬ ren Zorn niemals abgeleget haben. So erging Amos, den Israeliten, und den Edomitern nach dcm Aus- spruche des göttlichen Geistes: Ein Volk wird durch Gerechtigkeit erhöhet, die Sünde aber macht Sprichwort die Völker elend. Blühend war der Zustand der *4' 54. Israeliten, so lange sie Gott getreu waren; sie warstr aber eben so oft gedemüchiget, als sie sich gegen Seine Anordnungen sträubten. In diesem Erdenleben, wo wir gleich den Is¬ raeliten in der Wüste, Fremdlinge und Pilger auf dem Wege zur Seligkeit sind, stossen wir ost auf Hindernisse und Widersprüche, dort, wo wir sie nicht zu fürchten glaubten. Der¬ gleichen Widerwärtigkeiten nennen Weltmenschen Unstcrne und Unglücksfalle, fromme Seelen hin¬ gegen , die aus dem Glauben leben, nennen ähnliche Unglücksfalle desto größere Gnaden des Himmels, je drückender und schwerer dieselben sind. Da sie dem Worte Christi glauben, daß Matth, io. die Haare unsers Hauptes gezahlet sind, und 5c>. . daß keines derselben von unserm Haupte verlo-Lucas 2r. rll. ren geht, erkennen sie alle auch widrige Ereig¬ nisse als Anordnungen Gottes , und all ihr Tross beruhet in dem Vertrauen auf die Verheißung: Der Engel des Herrn wird sich rings um Die¬ jenigen lagern, die Ihn fürchten, und wird sie retten. Der Herr ist den Kummervollen nahe, 53. und wird den Demüthigen im Geiste helfen- 8. ig.' Der irdische Mensch wird sein Geschick dem 7 * Ivo Neid«, der Mißgunst/ der Dosheil anderer Men¬ schen beymessen; der getreue Diener Gottes hingegen wird in allen Leiden, dir ihm von den Menschen zugefüget werden / in tiefster Vereh- §> rung die Hand Gottes dankbar küssen. Dich ' that Job der fromme Diener Gottes. Die Sa¬ bäer fielen feindlich in sein Land ein, raubton seine zahlreichen Heerben Ochsen und Esel, und tödteten seine Knechte mit dem Schwerte, nur einer ist entronnen um dem Job die Nach¬ richt zu bringen. Das Feuer fiel vom Himmel, verbrannte und verzehrte seine Schafe und Zie¬ gen mit den Knechten ; nur einer ist entkommen, um ihn von dem Vorfälle zu benachrichtigen. Die Chaldäer fielen in drei) Haufen über seine drey tausend Kameele her, trieben sie weg und tödteten mit dem Schwerte die Knechte; nur Job r. einer entfloh, und binterbrachte dem Job das iS. —iS. Geschehene. Durch göttliche Zulassung erschlug der Satan alle Töchter und Söhne des Job durch einen mittels eines heftigen Windes ver¬ ursachten Einsturz des Hauses, in welchem sie bey einem Familien - Tastmahle saßen ; nur em Diener ist entronnen, dem Job diese Nachricht Job r. zu bringen. Nachdem Job von dem blühendsten »6. 19. Wohlstände in das äußerste Elend herabgesun¬ ken, schlug ihn endlich der Satan mit bösarti¬ gen Geschwüren von der Fußsohle an bis zur Scheitel seines Hauptes. Da saß Job auf ei¬ nem Misthaufen, abgesondert von andern Men- Job 2. 7.8. scben , und schabte sich den Eiter mit einer Scherbe. Alles ist ihm genommen, nur sein böses ror Weib war La, um ihn zu kränken, seine Lei« ten zu vergrößern, ihn zum Abfalle von Golt und zum Selbstmorde zu bereden, sprechend: Behar¬ rest du noch bey deiner Frömmigkeit? Lobe Gott, und stirb. Job erinnerte sich an die Wohlta¬ ten, die ihm Gott zuvor erwies, und betrach¬ tete seine Leiden selbst als göttliche Wohlthaten; daher antwortete er ihr: Du redest da, wie ein narrisches Weib z haben wir das Gute von der Hand Gottes angenommen, warum sollten wir denn auch das Böse nicht annehmen? Seine Job 2. g. ro. Armuth schrieb er nicht dem Satan , nicht den feindlichen Sabäern und Chaldäern zu, son¬ dern von allem Verluste, den er an semen Gü¬ tern erlitten, sprach er: Nichts habe ich aus meiner Mutter Schooße in die Welt gebracht, nichts werde ich in die Erde mitnehmen: Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genom¬ men, wie es dem Herrn gefallen har, also ist es geschehen. Der Nähme des Herrn sep Job i. gelobt. 20. 2i. Absalom empörte sich gegen seinen Vater den König David. Die Verschwörung war stark. Er sammelte bewaffnete Mannschaft gegen sei¬ nen Vater. David flüchtete sich mit den Sei- 2 König »5. nigen aus seiner Residenzstadt Jerusalem. Auf »0.-12. dieser Flucht warf Semei von dem Geschlechte Sauls mit Steinen nach David, und nach seinen Dienern, und fluchte dem Könige: Fort, fort aus dem Lande, du blutdürstiger und nichtswür¬ diger Mann ! Gott rächet an dir alles Blut der Familie Sauls, welcher du den Thron entrissen, und dich mit Gewalt der Krons bemächtiget hast. 102 Nun hat der Herr dem Reich deinem Sohne Absalom übergeben/ du hast nun den Lohn dei- 2 König,6. ner Bosheit; denn du bist ein blutgieriger Mann. 5. — 8. Abisai sagte zum Könige: Warum lästert dieser todte Hund meinen Herrn den König? Ich will hingehen , und ihm den Kopf abhauen. David antwortete: Laßet ihn fluchen; denn der Herr hat ihm befohlen mich zu lästern, und wer darf fragen, warum Er das thut. Vielleicht wird 2 König »6. der Herr mein Elend ansehen, und mir für 9. — i2. diese Lästerung Gutes vergelten. Das ausdrückliche Geboth Gottes: Du sollst 2. Moys. 20. 14. 17. nicht ehebrechen, du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib,, hatte den David auch von dem verborgensten Ehebrüche zurück schrecken sollen. Er hat dieses große Geboth übertreten, um ei¬ ner schändlichen Leidenschaft zu fröhnen. Um das Laster mit der Bethsabea vor der Welt zu verheimlichen, tödtete er ihren Mann den getreuen und tapfern Krieger Urias, indem er seinem obersten Feldherrn Joab den Befehl durch den Urias ^ukommen ließ, diesen unschul¬ digen, Gott und dem Könige getreuen Diener an den Posten des hitzigsten Kampfes zu stellen, damit er von dem Feinde erschlagen werde, und 2 König ri. nahm dann die Wittwe zur Gemahlin. Auf 2.--27. der Flucht vor seinem Sohne unter den Läste¬ rungen und Steinwürfen des Simei dachte Da¬ vid an seine verübten Gräueltbaten. In diesem herzbrechenden Bekenntnisse demüthigte er sich vor Gott, bethete Seine Gerechtigkeit an in der Vollziehung dessen, was ihm vorher der Pro¬ phet Nathan ankündigte: So spricht der Herr: loZ Weil du dieses gethan , so soll das Schwert nim¬ mermehr aufhören , in deiner Familie zu wüthen. Ich will Unglück über dich bringen aus deiner2 Kkntz rs. eigenen Familie. *o. n. Folge und Strafe der Sünde Davids war, daß sein erstgeborner Sohn Ammon in thieri- scher Leidenschaft seine Schwester Thamar ent¬ ehrte , die sich dann zu Tode grämte über den Verlust der ihr mit Gewalt geraubten Un-2 König »5. schuld, Ehre und Ruhe. Diese Blutschande 6- — »9- führte den Brudermord nach sich. Absalom hat alle Söhne des Königs auf ein Gastmahl zu sich eingeladen. Ammon, dem der Bruder wegen jener That bereits vor zwey Jahren den Tod geschworen, erschien dabey. Als dieser unter sei¬ nen Brüdern fröhlich vom Weine war, ließ ihn Absalom durch seine Knechte erschlagen , und zu David kam das Gerücht, daß kein einziger von seinen Söhnen am Leben geblieben sey. Ein anderer Sohn Davids Adonias mit Nahmen,g K^mg ,5. der sich nach dem Tode Davids als Kronpraten- 22.— 3o. deuten verrieth, wurde auf Befehl Salomons des Thronfolgers seines Vaters David hinge- 5 König 2. richtet. Das Heer der Rebellen unter Absaloms »3—25. Anführung wurde von den Truppen Davids ge¬ schlagen. Absalom flüchtete sich auf einem Maul¬ esel, sein Kopf wurde in die tief herabhangen¬ den Aeste eines Therebintenbaumes ringeklemmet, der Maulesel lief unter ihm weg, uüd Absalom hängte zwischen Himmel und Erde. Joab stieß ihm brey Wurfspieße durchs Herz, zehn Waf¬ fenträger jchlugen ihm todt, warfen ihn in eine große Grube, und trugen einen sehr großen io4 2jK!nkg r8.'Haufen Steine über sein Grab zusammen. Se- —^7. dezias König in Jerusalem von dem Stamme Davids wurde von dem Heere des Königs Na- buchodonosor besiegt, und mit seiner Familie gefangen. Er mußte zusehen, wie seine Söhne vor seinen Augen getödter wurden, dann sind , ihm selbst, auf Befehl des Siegers die Augen ausgestochen worden, man band ihn mit Ket¬ ten, und wurde in die Gefangenschaft nach LKLm'g25. Babylon abgeführt. So ward erfüllet, was 4.-7- Gott durch den Propheten Nathan zu David gesprochen: DasSchwert soll nimmermehr aufhören 2Königi2. in deiner Familie zu wüthen. Ich will Unglück o. — i». über dich bringen aus deiner eigenen Familie. Gott züchtigte die Sünden Davids in die¬ sem Leben, um ihn für die ewigen Güter vor- zubereiten. Da er sich unter der göttlichen Straf¬ ruthe im Geiste der B^ße im Vertrauen auf die Erlösung Christi demüthigte, verließ ihn Gott mit Seinem Geiste nie. Als am Ochlberge Jesus von den Feinden umrungen wurde, und Petrus ihn mit dem Schwerte vcrtheidigcn woll¬ te, sprach Er zu ihm: Stecke dein Schwert in die Scheide: soll Ich denn nicht trinkcn den Kelch. Johann »8, den Mir Mein Vater gegeben hat, oder meinst 18. n: du denn, daß Ich nicht könnte Meinen Vater bitten, und Er wird Mir senden mehr als Matth 26. zwölf Legionen Engel? wie würden bann die 53. 54. Schriften erfüllet werden? Es muß also ge¬ schehen. In eben diesem Geiste der Unterwer¬ fung , der Sanftmuth und Geduld sprach der bußfertige David zu den Getreuen, die den lästern¬ den und pflichtvergessenen Semei niederhauen io5 wollten : Lasset ihn; denn der Herr hat ihn 2 M». »6. geheißen dem David zu fluchen. »i. Von der ehernen Schlange in der Wüste sagt das Buch der Weisheit: Wer sich dahin wandte, wurde gesund, nicht durch das, was er sah , sondern durch Dich 0 Heiland aller Men« schen. Gott der Herr über Leben und Tod Welsh. »6. konnte ihnen in dieser Todesgefahr helfen, Er gab den zu Ihm reumüchig Flehenden die Ge¬ sundheit wieder, aber nur unter dem Bedinge, daß sie die Schlange anblickten. Dieses wun¬ derbare Vorbild benützte Jesus, um die Herzen der Juden auf den hohen Werth Seines Kreuzestodes aufmerksam zu machen. Er sagt: Wie Mopses in der Wüste eine Schlange erhöhet hat: so muß der Menschensohn erhöhet werden, auf daß, wer an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, son¬ dern das ewige Leben habe. Der große Drache, Joh. 3. die alte Schlange, die da heißt, Teufel und ,4. »5. Satan, hinausgeworfen aus dem Himmel, brach-Offeub. ,2. te ins Paradies die Sünde, und mit dieser al- 9. les Elend, Tod und Verderben unter das Men¬ schengeschlecht. Diese alte Schlange vermischte ihr tödtliches Gift mit unserm Geblüte, und machte uns selbst zu Schlangen; daher sagte Johannes der Vorläufer Christi den Pharisäern und Sa- duzaern: Ihr Schlangenbrut und Natterge¬ zücht! thut denn würdige Früchte der Buße. Matth. S. Geichwie die Schlangen von außen mit schönen 7- 6. Farben gezeichnet sind, inwendig aber tödtliches Gift nabren, so heucheln auch Gleißner, die ihre Schandthaten vor Menschen zu bergen wissen, von außen nichts als Tugend und Frömmigkeit, to6 innerlich aber sind sie voll Unglaubens und fleisch¬ lichen Sinnes; daher sagt Christus von ihnen: Wehe euch , Heuchler ! ihr .fevd gleich den übertünchten Gräbern, welche von außen den Men- A.auh. 23. schön erscheinen, inwendig aber voll Tod- tengebeins und aller Unreinigkeit sind. Die eherne Schlange hatte nur die äußere Schlangcngestall, hatte aber kein Gift. So hat Jesus, um uns von dem Tode der Sünde zu retten, nur die Natur der Sünder, und die Ähnlichkeit der Sünde angenommen, Er hatte aber keine Sünde. Er wollte als ein Sünder Luc. 2. 2-, beschnitten, und von dem heiligen Johannes ge- March. 3. tauft, als Verführer und Aufwiegler des Vol- -Z. -5. feg gerichtet, und am Kreuze erhöhet werden. ^»c. 23. 2. Israeliten scheueten die Schlangen, von welchen sie gebissen waren, sie liebten das Leben, und wünschten von dem Nebel befreyt zu werden. D>eß alles trieb sie an, jenes heilsame Zeichen anzusehen, welches sie von dem Tode rettete. Wir glauben, daß die Sünde das einzig wahre Uebel in der Welt ist. Sie beraubt uns der Gnade Gottes, macht uns zu Kindern des göttlichen Zornes, zieht die Flüche des Himmels über uns herab, und sie setzt uns, so lange wir in Sünden bleiben, der allzeit gegenwär¬ tigen und unvermeidlichen Gefahr des ewigen Unterganges aus. Wie viele schauen im demüthi- gen und reuevollen Bekenntnisse ihrer Sünden hm auf den Urheber und den Vollender unsers Hebr. ,2. L. Glaubens, aus Jesum, der am Kreuze erhöhet den Tod der Sünder litt! Gibt es nicht Chri¬ sten , deren ganzes Leben nichts als eine unun- . io/ tcrbrochene Kette von Lastern ist/ die Sün¬ den auf Sünden häufen , ohne auf die Größe der Beleidigung Gottes zu denken? Sie erschweren sich durch sündhafte Gewohnheiten die Bekehrung , verschieben die Buße von Zeit zu Zeit, und Horen erst dann zu sündigen auf, da ste zu leben aufhören. O! wenn sie auf das Zeichen des Heils hinblickten, auf den am Kreuze erhöhten Heiland, und bedachten, wie schwer¬ ste vor dem Gerichte Gottes werden zu verant¬ worten haben, wenn das dort zu ihrem Heile vergossene Blut keine Zerknirschung, keine Dank¬ barkeit und Liebe in ihrem herzen wirkt. O! baß ste nur hinblicktcn, dort würden sie den Weg zum ewigen Leben lernen, mit dem römischen Hauptmanne sich fürchten, und ausrufen: Wahr- Matth. 27. lieh! Gottes Sohn ist Dieser. XX- Israels Heereszug durch die Wüste Vor¬ bild der Kirche Christi auf Erden- Der geistreiche und eben so gelehrte als fromme Bischof Bvssuet zu Meaux in Frankreich betrachtete an den Israeliten in der Wüste die Herrlichkeit der katholischen Kirche nach der apo¬ stolischen Erblehre, und fand darin folgende Anmuthungen : Schön und rührend ist der An¬ blick der christkatholischen Kirche in ihrem altte- stamcntlichen Vorbilds, an den Israeliten, nach dem Auszuge, aus Aegypten durch die Wüste in io8 das verheißene Land. Sie fanden auf dem gan¬ zen Durchzuge nichts als Felsen und brennen¬ den Sand, keine bearbeitete Erde, keine Früchte, eine erschreckliche Dürre; daher kein Brot, als das ihnen vom Himmel herabkam. Sie hatten keine Erfrischung als nur, die aus dem harten Felsen durch ein Wunder der Allmacht Gottes herausgebracht werden mußte. Die ganze Na¬ tur war für sie unfruchtbar in der dürren , öden, wasserlosen Wüste. In dieser Ungeheuern Ein¬ öde sah man sie von den Feinden umgeben; sie wanderten niemals, als zum Streite: sie wohn¬ ten unter Zelten, allzeit fertig zum Wandern, und zum Kampfe, als Fremdlinge, die nichts aufhalt, nichts befriediget, die Alles im Vor- beygehen ansahen, ohne sich irgendwo zu ver¬ weilen; doch Awaren sie glücklich in diesem Zu¬ stande , der Schutz Gottes, und Seine Trö¬ stungen machten ihnen die Wanderschaft ange¬ nehm , und die Verheißung in dem Lande desFrie- dcns auszuruhen , vom Freudenmahle des Hauses desHerrn gefälliger, und von dem Strome der Se¬ ligkeit getrauter zu werden, versüßte ihre Lei¬ den- Gott ihr unsichtbares Oberhaupt war mit¬ ten unter ihnen : Aaron der Hohepriester und Fürst des ganzen Volkes Gottes, das sichtbare Oberhaupt der auscrwahlten Gemeinde unter dem Ansehen Moysis, der der höchste Gesetzgeber und ein Vorbild Christi war : Das Priesterthum mit der weltlichen Obrigkeit enge verbunden; durch die Uebereinstmnnung dieser zwep Machte alles im Frieden; die Feinde der Ordnung und des Gehorsams von Gott durch Trübsalen gebe- rog mü-higet, oder mit dem Tode bestrafet: Core, Dathan und Abiron sammt ihrem Anhänge, da ste stch wider Mopses und Aaron auflehnten, und sich die oberste Gewalt zucignen wollten, wurden von der Erde, die sich unter ihren Füßen aufchat, im Angesichte des ganzen Volkes le-4 Moys. 16. bendig verschlungen: Welches Schauspiel! Wel- che Versammlung! Welche Schönheit der Kir¬ che ! Balaam übersieht das Lager der Kinder Israel, von der Höhe eures Berges von ver¬ schiedenen Seiten, und ruft in der Begeisterung voller Verwunderung aus: Wie schön sind Ja- kob deine Zelte, und deine Wohnungen Israel! 2^5'.' Wenn du unter den Zelten deiner Wanderschaft vor allen Vokern so ausnehmende Vorzüge hast, wie groß wird deine Herrlichkeit in dem Lande der göttlichen Verheißung seyn! Dicß ist das Bild der auf der Erde für die ewige Ruhr sich vorbereitenden Kirche. Wir alle, die wir das Glück hatten durch die Barm¬ herzigkeit Jesu Christi und durch die Liebe des göttlichen Geistes in dem Sakramente der heili¬ gen Taufe wiedergeboren zu werden, und den Willen Gottes zu erkennen, sind ein begnadig-Psalm ,>9. tes auserwahltes Volk, bestimmt die ewigen Gü- 5- 6. ter des Reiches Gottes zu genießen. Che wir aber dahm gelangen, müssen wir, wie die Is¬ raeliten lange als Fremdlinge und Pilgrime in der gefahrvollen Wüste dieser Welt seufzen , wir werden durch manigfaltige Leiden geprüft. Nur der wird die Siegeskrvne empfangen, der allen Versuchungen, Reitzen und Liebkosungen zur Sünde, sie mögen aus dem eigenen sittlichen I lO Verderben herrühren, oder von andern Men¬ schen durch irgend ein Aergerniß veranlaßt wer¬ den, standhaft widerstehet. Gott, Der mitten Offenbar. Z. unter uns wohstet, und uns zum Aamvfe ge¬ gen alle Feinde unseres Heils aussorderl, gibt uns Muth und Kraft dazu. Jesus Christus das unsichtbare Oberhaupt der Kirche ruft uns zu: Lucas 12. Fürchte dich nicht du kleine Heerde; denn es ist 32. euers Vaters Wille euch das Reich zu geben. Zoh. i6.53. Vertrauet! Ich habe die Welt überwunden Der Sieg über die Welt wird durch den Glauben erfochten. Selig jeder, der Gottes Wort hö¬ ret und selbes behält. Allen, die aus Aegypten ausgezogen sind, das ist, sich von der Liebe der Welt abgeson¬ dert haben, und nach den Lehren des Glau¬ bens den Weg der Unschuld und Gerechtigkeit wandeln, spendet Jesus durch Seine Diener die Priester der Kirche in dem Merhciligsten Al¬ tars-Sakramente die göttliche Nahrung Seines Leibes und Blutes , das anbethungswürd ge Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, um uns hienieden Wachsthum im Leben der Gnade, dort aber in dem Lande der Lebendigen die ewi¬ gen Gücer zu geben. Auch diejenigen, die das Unglück hatten, Gottes Güte zu vergessen, und durch die Sünde die heiligmachende Gnade zu verlieren, können durch die Liebe des heiligen Geistes ist dem Reinigungsteiche des Sakra¬ mentes der Buße durch wahre Bekehrung und Besserung des Lebens bey Gott Gnade finden, von der Schuld und Strafe der Sünde be- ir i * . ' ' ' - . , - freyet, und mit Christo vollkommen vereiniget werden. XXI. Warum führte Gott mit den Nachkommen Jakobs nicht auch jene seines Bruders Esau in das gelobte Land? Alle Wege des Herrn sind Barmherzig» Maim. 24. kcit und Wahrheit. Er ist getreu in Seinen Verheißungen, und gerecht in der Vollziehung Seiner Gerichte. Hoffen und vertrauen sollen wir auf Ihn, weil Er barmherzig ist; fürch¬ ten sollen wir Ihn, weil Er gerecht ist. Er er¬ weiset Barmherzigkeit dem , dessen Er sich erbar- Röm. 9. -5. men will, und wenn Er einen andern dem bö» sen Hange seines Herzens überlaßt, thut Er - ihm kein Unrecht, weil Er ihn vermög Seiner Wahrheit und Gerechtigkeit nach dem Verdienste der Erbsünde und seiner nachfolgenden Über¬ tretungen wider die Gesetze der Natur behan¬ delt. Diese Glaubenslehre ist gegründet in dem göttlichen Ausspruche: Den Jakob habe Ich ge¬ liebt , den Esau aber gehastet. Gott rhut große Maloch. 1. Dinge, die nicht zu erforschen sind. Der Sterb- 3. liehe kann in der Natur Vieles nicht begreifen Job. 5. 9. und erklären, wie darf er sich erkühnen zu er¬ forschen , die g-heimen Nathschlüffe, nach denen Gott Barmherzigkeit oder Gerechtigkeit übet! Ja¬ kob und Esau waren Zwillinge, die Rebeka auf t 12 einmal empfangen bat von unscrm Vater Isaak. Esau kam vordem Jakob zur Welt, sollte also «Moys.25. nach dem Gesetze Moysis alle Vorzüge der Erst- 24. 25. gebürt, und alle Rechte zu den göttlichen Ver¬ heißungen haben. Bevor sie geboren waren, bevor sie weder Gutes noch Böses gethan hat¬ ten, war der Rathschluß Gottes über sie aus- Romer 9. gesprochen. Die Mutter, da sich die Kinder in ihrem Leibe stießen, fragte darüber Gott den Herrn, um Rath, und die göttliche Antwort war: Zwcy Nationen sind in deinem Leibe, zwey Völker werden von dir entstehen. Das eine dieser Völker wird das andere überwinden, i Moys. 25. und dann wird der Größere dem Kleinern dic- 22.'25. nen. Die Jdumaer oder Edomiter, und andere heidnischen Völker, die von Esau abstammten, befanden sich in einem blühenden Zustande, schon damals, als die Nachkommen Jakobs Fremd¬ linge in Canaan , Gefangene in Aegypten , und Irrende in der Wüste waren. Doch hatte Ja¬ kob große Vorzüge vor dem Esau. Er bekam iMsns.--5 "°" de'" Esau das Recht der Erstgeburt, um 29.— 34. Brot und Linsenbrey. Er erhielt den Segen 1 Moysis 27. Isaaks seines Vaters, und mit diesem Segen 25. —2g. die Verheißung des gelobten Landes und die Versicherung, daß aus seinem Stamme der ver¬ heißene Messias Herkommen wird, durch Welchen alle Geschlechter der Erde werden gesegnet wer- r Moysis26. den. Gott hat dem Jakob verheißen, daß ihm 5. 4. Nationen dienen, und Völker sich ihm unter¬ werfen werden- Dieser Verheißung gemäß hat Josue wahrend des Gebethes Moysis einen l vollkommenen Sieg erfochten über die Amale- kiten, ein heidnisches Volk, und Nachkommen < Moys. 56. des Esau. »2. 16. Nach diesem Siege ließ Gott dem Josue durch Mopses anzeigen, daß Er die Amalekiten gänzlich unter dem Himmel ausromn wolle. Jn2Moysisi7- den spätem Zeiten besiegte David! die Jbumäer, Kinder Esau's. Gott ließ zwar die Kinder Ja¬ kobs öfters von Feinden geschlagen werden, ge¬ rieten auch in die Gefangenschaft, abermur um ihrer Sünden willen, um sie zu bessern. Er machte sie ihren Feinden wieder furchtbar. In Den letzten Zeiten vor Christi Geburt bekriegte Judas der Machabaer die Kinder Esau's und die heidnischen Völker, die rings um das gelobte Land gelegen waren , zerstörte ihre Altäre, und verbrannte ihre geschnitzten Götzen- So wurde'; MachabL. erfüllt, was Gott durch Seinen Propheten Uh 65 — 68. dias gesprochen: Das Haus Jakob wird ein Feuer, das Haus Joseph eine Flamme und das Haus Esau Stoppeln seyn: Sie werden diesel¬ ben anzünden, und verzehren, und es wird von dem Hause Esau's nichts übrig bleiben. Abdia. »8. Auf daß sich die Kinder Jakobs über die Nachkommen Esau's nicht erhöben , als wenn sie vor Gott würdiger waren befunden worden, damit sie nicht das Glück die Güter und die Ruhe des gelobten Landes zu genießen ihren eigenen Verdiensten zuschrieben, sagte Mopses jzu ihnen: Israel! sage nicht in deinem Herzen: Meine Macht unh meine Kraft hat mir dieß alles ver¬ schaffet. Denke an den Herrn deinen ZGott, Er hat dir solche Kräfte gegeben , um die Verheißun- 6 10. >— r6.- 2 König 8. i,4 S Moys. 8. gen zu erfüllen, die Er deinen Vatern eidlich gc- 17. 18. ihan hat. Von den Völkern aber, die durch 'chas Schwert der Kinder Jakobs ausgerottet zu werden bestimmt waren, sagte Mopses: Israel! wenn sie der Herr dein Gott unter deinen Augen wird vertilget haben, so sollst du in deinem Herzen nicht sagen: Der Herr hat mich um mei¬ ner Gerechtigkeit willen geführet zum Besitze die¬ ses Landes, weil diese Völker wegen ihrer Mis- sethat sind vertilget worden; denn du wirst nicht wegen deiner Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit deines Herzens zum Besitze diesis Landes gelan¬ gen, sondern Gott vertilget diese Völker um ihrer eigenen Gottlosigkeit wegen, und damit Er die Verheißungen erfülle, die Er deinen Va- 5 Moys.g. tern , dem Abraham, Isaak und Jakob eidlich 4. 5. versichert hat. Eben so unverdient ist unser Beruf zum Glauben der katholischen Kirche. Wir waren vor dein um nichts besser, als jene, die Gott in den Finsternissen des Heidenthunw und in dem Schatten des Todes laßt. Ohne unser Zuthun hat uns durch die Barmherzigkeit Gottes Heim- Luc. 1.78. gesucht, und erleuchtet Jesus die Sonne der Gerechtigkeit. Nicht wegen der Werke der Ge¬ rechtigkeit, die wir gethan hatten; denn wir waren Sünder, Kinder des Zornes, sondern nach Sei¬ ner Erbarmung hat Er uns durch das Bad der ' Titus 3. Wiedergeburt in der*-heiligen Taufe geheiliget. 3. — 5. Er ist es, Der in uns wirkt, das Wollen und Philip. 2. das Vollziehen nach Seinem Wohlwollen. i3. Wenn wir nun den göttlichen Einsprechungen und Belehrungen nicht nachleben, und lieber den n5 Gelüsten und Leidenschaften fröhnen, so werden wir aus eigener Schuld Kinder des Esau, der einer Speise wegen die Erstgeburt verkaufte, und auf die göttlichen Verheißungen verzichtete. Esau brach zwar dann in lautes Wehklagen aus, weinte bitterlich, aber alle seine Thränen waren nicht vermögend bey dem Varer eine Verände¬ rung seiner Entschließung hervor zu bringen. Alle, » Moys.-27. die nur weltliche Gesinnungen und Triebe hegen, 3?- sollen fürchten, daß nicht einst an ihnen in Er¬ füllung gehe, was Jesus den halsstarrigen Ju¬ den gedrohet: Ihr werdet Mich suchen, und nicht finden, und werdet in eueren Sünden 2oh. 7.34. sterben. XXII. Christus Jesus der Erlöser und Heiland der Welt wird durch die Propheten verkündet. Der Glaube an die göttlichen Verheißun¬ gen , mußte nach den ewigen- Rathschlüßen Got¬ tes durch die Wunder bestätiget werden, den Wundern aber mußten Vorherverkündigungen, Wunder der Allwissenheit, oder Weissagungen vorangehen, wodurch wir zur Annahmeder gött¬ lichen Aussprüche gleichsam bestimmt, und mit den ägyptischen Magiern zu bekennen genöthiget werden: Da wirket der Finger Gottes. Die 2 Moys, ewige Weisheit, welcher alles Zukünftige gegen- 6. 19. wärtig ist, hat vorgesehen, daß es Feinde der 8 * »i6 Wahrheit geben werde, die die Wunder den magischen Künsten, und den Kräften des Teu¬ fels zuschreiben werden; wie auch die Pharisäer wirklich die Lästerung wider Christum sprachen: Dieser treibt die Teufel aus durch Belzebub den Matth. i2. Obersten der Teufel. Alle Kunstgriffe der Welt« 24' Weisheit machte Gott zu Schanden, indem die Begebenheiten genau und bestimmt nach den an¬ gegebenen Umständen der Zeit und des Ortes, wie solche Jahrhunderte früher verkündet waren, vor sich gegangen sind. Dadurch werden die gläu¬ bigen Herzen aus den Wundern von der Gött¬ lichkeit der Weissagungen, und aus den Weis¬ sagungen von der Göttlichkeit der Wunder über¬ wiesen. Aus diesem Zusammenhänge zwischen Weissa¬ gungen und Wundern entlehnte der Apostelfürst den Grundbeweis für die Göttlichkeit der Lehre Jesu, da er sagt: Wir waren Augenzeugen von Seiner Verherrlichung; denn von Gott dem Vater empfing Er Ehre und Herrlichkeit, da Ihm die Stimme aus hochherrlichen Glanze zu« > rief: Dieser ist Mein geliebter Sohn, an Dem Ich Wohlgefallen habe; Ihn höret! und diese - Stimme hörten wir vom Himmel über Ihn kom¬ men , als wir mit Ihm auf dem heiligen Berge waren; auch haben wir das untrügliche Wort der Propheten, und ihr thut wohl, daß ihr darauf achtet, als auf ein Licht, welches in ei¬ nem dunkeln Orte leuchtet, bis der Tag anbricht, und der Morgenstern in euern Herzen aufgehr. 2 Petr. I. Der Apostel will sagen: Es gibt keine bessere »6,-19.) Vorschrift für unfern Lebenswandel , und r-7 keine bessere Richtschnur unseres Glaubens, als daS Wort Gottes, welches «ns die Kirche aus den heiligen Urkunden, und aus ihrer apostolischen mündlichen Erblehre verkündiget. Die Prophe¬ ten und die heiligen Bücher des alten Bundes zeigen uns Jesum in der Ferne, und in den Bü¬ chern des neuen Bundes sehen wir alles in' Er¬ füllung, was in jenen geschrieben steht: deßwe- gen sagte Christus am Kreutze: Es ist vollbracht! Joh. ig.3o. In den Finsternissen dieser Welt haben wir kein anderes Licht, als das Licht des Glaubens. Wir hören die göttliche Stimme, wenn wir an¬ hören die Wahrheiten, die Gott Seiner heili¬ gen Kirche geoffenbaret hat. Wenn wir diese Wahrheiten in der Liebe üben, in allem Guten zunehmen in Christo, Der unser Haupt ist, Ephesi 4. werden wir gelangen zur Einheit des Glaubens *5. und der Erkenntniß des Sohnes Gottes nach dem göttlichen Ausspruche: Der Weg des Ge¬ rechten ist ein glanzendes Licht, das immer steigt, bis zu einem vollkommen Hellen Tage. Pre- Sprichwör. digten, Weissagungen und Wunder dienen hie- 4- -L. nieden den Glauben, die Hoffnung und die Liebe in unsern Herzen anzufachen und zu näh¬ ren , in dem ewigen Leben aber werden wir Gott in dem Glanze der Klarheit Seiner Majestät von Angesichte zu Angesicht anschauen, lieben und genießen. XXIII. n6 J s a i a s. Gott ist Vater aller Menschen, und sandte Seinen Sohn in die Welt, daß die Welt durch Ihn selig werde, nicht nur der Israelit, son¬ dern jeder, der an Ihn glaubet, nicht verloren Johann 3. gehe, sondern das ewige Leben habe. So lehrte »5. 16. Jesus, wie Er es vorher verkündete durch Sei¬ nen Propheten, der da sagt: Ich komme alle Völker und Zungen zu versammeln, sie werden kommen, und Meine Herrlichkeit sehen. Ich will ein Zeichen unter ihnen aufrichten, und Ei¬ nige von ihnen , die gerettet werden, senden zu den Heiden an dem Meere, in Afrika und Li- bicn, nach Italien und Griechenland, in die weit entlegenen Inseln, zu denen, die von Mir nichts gehört, und Meine Herrlichkeit nicht ge¬ sehen haben, und sie werden Meine Herr- Jsaia 66. lichkcit den Heiden verkündigen. Der Prophet »8. ig. nennet diese Nationen statt allen übrigen Völ¬ kern auf Erden, denen die Apostel, und die aus dem Judenthume Bekehrten in allen Gegenden der Welt den Glauben an Christum predigen, und ihre göttliche Sendung Lurch Wunder und Zeichen bestätigen werden. Alle aus dem Hcidenthume Bekehrten wa¬ ren den Judenchristen nicht mehr Unreine und Fremdlinge, sondern Brüder und Kinder Gor¬ tes , gehörend zum auserwahlten Volke Gottes. So belehrte Gott den Apostel Petrus durch eine Erscheinung vom Himmel z daher sagte er von r>9 Jenen in dem Hause des Cornelius, Hauptmanns der italienischen Heerschaar: Gott hat mich ge- lehret, von keinem Menschen zu sagen, daß er gemein oder unrein sey. Sie sind getreten inAp.Geschicht. die Vorrechte der bekehrten Juden; daher sagt *0.10.—28. Jsaias: Ich will aus ihnen Priester und Levi- Isaia 66. ten machen, spricht der Herr: Weil sie durch 2». die Annahme des Glaubens dem Götzendienste entsagt, die Welt und die Sünde überwunden haben, spricht der heilige Petrus zu ihnen: Ihr seyd das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk., das erworbene Eigcnthum, auf daß ihr die mächtigen Thaten Dessen verkündet, Der euch aus der Finsterniß berufen hat zu Seinem wundervollen Lichte; die ihr vormals nicht Sein Volk wäret, jetzt aber Gottes Volk geworden sepd , die ihr zuvor nicht Barmherzigkeit erlangtet, jetzt aber Barm- r Petr. 2. Herzigkeit erlanget habet. 9. ,0. Die Erstlinge unter ihnen waren die Wei¬ sen aus dem Morgenlande, die zu Jerusalem fragten, wo Christus geboren werden sollte, und Ihm zu Betlehem als ihrem Könige Gold, als dem Erlöser, Der sterben und begraben werden sollte, Myrrhen, und als dem Herrn und Gott Weihrauch opferten. Von dem bekehrten Haupt- Matth. 2. manne, der um die Genesung seines Knechtes 4.— gebethen, sagt Jesus mit Verwunderung: Wahr¬ lich Ich sage euch, einen solchen Glauben habe Ich in Israel nicht gefunden. Wie lernbegie« Match. 8. rig und dcmüthig war der mächtige Kammerer 8.—10. der äthiopischen Königinn, da er den Philippus um Unterricht im Glauben bath wie heftig seine 120 Ap. Gesch. 8. Begierde nach der heiligen Taufe, die ihm Phi- 84. —Zg. ertheilte! Die Apostel gingen nach der Himmelfahrt Christi in die ganze Welt das Evangelium zu predigen. Die segenvollen Früchte ihrer Arbei¬ ten sah Jsaias im Geiste vor, und weissagte, daß sich die wahre Religion mit der Schnellig¬ keit einer Wasserstuth über den ganzen Erdbo¬ den verbreiten werde: Der Erdenkreis rst voll der Erkenntniß Gottes, als wenn ihn Mecresfluthen deckten. An jenem Tage werden die Heiden den. Sprößling aus Jesse, Der zum Zeichen der Völker steht, anbethen, und Sein Grab wird herrlich Jsair n. seyn. Sie werden glauben an den Erlöser, Der 9- »o- als Mensch aus dem Stamme Jesse durch Da¬ vid herkommt, und anbethen Sein am Kreuze vergostenes Blut, in Welchem sie geheiliget sind. Der Weltapostel bezieht sich in seinen Predig¬ ten auf die Weissagung des Jsaias, und er¬ mahnt deßwegen alle Nationen der Erde zur Dankbarkeit gegen Gott: Frohlocket ihr Heiden, Römer »5. sammt Seinem Volke, lobet den Herrn alle ro. ii. Völker, und preiset Ihn. Damit alle Völker zur Seligkeit bekehret würden, mußte Jesus leiden-und sterben, wie Er solches Selbst erklärte; denn als einige Hei¬ den Ihn zu sehen wünschten, sprach Er: Die Stunde ist gekommen, daß des Menschen Sohn verherrlicht werde. Wahrlich sage Ich euch, wenn das Waizenkorn, das in die Erde fallt, nicht Johann is. erstirbt, so bleibt es allein, wenn es aber er- 23.-25. stirbt, so bringt es viele Frucht. Jsaias sah Jesum von dürftigen Acltern geboren, in einer 121 Werkstätte zu Nazareth erzogen, von Jugend auf in Mühseligkeiten, und sagte von Ihm: Er wird wie ein Zweig, und wie eine Wurzel auö dem dürrrn Erdreich aufwachsen, Er hat weder Schönheit, noch Pracht. Wir haben Ihn ge¬ lten, es war kein Ansehen an ihm, und wir Jsaia5Z. 2. haben uns nach Ihm geschnet. Er sah Jcsum gegeißelt, im purpurnen Gewände mit Dornen gekrönt, in dem Zustande, wie Ihn Pilatus dem Volke vorstellte, ausrufend : Sieh! ein Ioh. 19. 5. Mensch! Dieß schildert der Prophet mit Folgen¬ dem, wo er auch die Ursachen Seines Leidens an- giebt: Er war der Verächtlichste und Geringste unter den Mannern, Ein Mann der Schmer¬ zen, und vertraut mit Leiden, Sein Angesicht war gle chsam verhüllt und verächtlich ; darum hab n wir Ihn nicht geachtet: Fürwahr, Er hat unsere Schwachheiten auf sich genommen, und unsere Schmerzen Selbst getragen, wir aber haben Ihn gleich gehalten einem Aussätzi¬ gen und einem, der von Gott geschlagen und gedemüthiget wäre. Er ist wegen unsern Mis- serhaten verwundet, und unserer Sünden wil¬ len zerschlagen worden. Die Züchtigung ist über Ihn gekommen, damit wir Friede hatten, und wir sind durch Seine Wunden geheilet worden. Wir alle irrten wie Schafe, jeder ging seinen Gelüsten nach, und der Herr legte unser Aller Mistethat auf Ihn. Jsaias sah Ihn wegen Jsaia 53. unseren Sünden von Gott dem jüdischen Gerichte 5.— 6. übergeben, und von diesem dem heidnischen Land- psteger mit unbeschreiblicher Wuth zur Kreuzi¬ gung überliefert, daher sagte der Prophet: Er 122 ist aufgeopfert worden, weil Er selbst wollte, und hat Seinen Mund nicht aufgethan. Er wird wie ein Schaf zum Tode geführt werden, und wird wie ein Lamm vor dem, der es sche¬ ret, schweigen, und Seinen Mund nicht auf- thun. Er ist im Schmerzen durch ein Gericht hinweg genommen worden; wer wird Seine Ge¬ burt erzählen; denn Er ward abgeschnitten von Jsala 53. dem Lande der Lebendigen: Wegen der Sünde 7- 6. Meines Volkes habe Ich Ihn geschlagen Weil Christus die Sünden der Weit durch Sein Versöhnungsopfer am Kreutze getilget hat, haben auch alle Völker, die an Ihn glauben, An- theil an den Gütern, die Jsaiaö verheißen: Mein Volk! in einem zornigen Augenblicke habe Ich Mein Angesicht ein wenig vor dir verborgen, mit großer Liebe nehme ich dich wieder auf; Ich bin dir mit ewiger Barmherzigkeit zugethan, spricht Gott dein Erlöser; denn es ist Mir wie zur Zeit des Noe; wie Ich ihm geschworen habe, die Erde nicht mehr mit der Fluth zu überströ¬ men , so schwöre Ich Dir, nicht mehr über dich zu zürnen, nicht mehr dir zu drohen; die Berge mögen sich bewegen, und die Hügel zittern, Meine Barmherzigkeit aber wird von dir nicht weichen , uns der Friedensbund mit dir wird nicht Isaia 54. aufgelöset werden, spricht der Herr dein Er- L. — io. barmer. Alle werden das Himmelreich erlangen, die bis an's Ende aus Liebe in den Werken des Glaubens ausharren Die Tugenden aller Stan¬ de sind Gott gefällig; doch hat unter allen Tu¬ genden den höchst n und verdienstlichsten Weelh die Jungfräuliche Reinigkeit. Gleichwie unter den Sternen einige Hellern Glanz und Schim¬ mer haben, und unter den Metallen, Gold bas edelste ist, so sind reine Jungfrauen der edelste Theil der Heerde Christi. Der hohe Werth dieser Engeltugend war bisher unbekannt, und Salomon der weiseste König zeigte in der Aus¬ übung, daß er diese himmlische Tugend nicht kannte. Er hing den Weibern an; dadurch be¬ steckte er seinen Ruhm, enrheiligte seinen Stamm, und zog durch seine Thorhett seinen Kmbern SlraL^. Strafen zu. Jsaias thar einen Ausspruch, der 21. —22. die Welt erschütterte, da er von der ewigen Be¬ lohnung der Jungfrauen sagt: Sv spricht der Herr: Ich will ihnen in Meinem Hause und in¬ nerhalb Meiner Mauern einen Ort und einen bessern Nahmen als den Söhnen und Töchtern geben, einen ewigen Nahmen will Ich ihnen ge- Jsala 56. ben, der nicht vergehen wird. 4- — 5. Diesen göttlichen Ausspruch würden die fleischlichen Sünder schon langst aus der heiligen Urkunde vertilget haben, wenn die Pforten der Hölle wider die Allmacht Gottes vermöchten. Keine Tugend wird von ben Feinden der Gottseligkeit so sehr verfolgt, als diele. Ihr hohes Verdienst wird erst dann in seiner Größe bekannt werben, da sie Jesus am großen Tage der Auferstehung vor der ganzen Welt hervorziehen wird. Gegen alle Mißdeutungen des prophetischen Ausspruches that Fürsorge der göttliche Heiland, indem Er den jungfräulichen Stand immer aus- zeichnete Er wählte Sich eine Jungfrau zur Meu¬ ter. Seine Ankunft verkündigte der jungfrau- kich reine Johannes, Sein Vorläufer. Man warf Ihm mannigfaltige Gebrechen und Laster vor, aber Niemand erkühnte sich Ihn eines Vergehens wider die Neinigkeit zu beschuldigen. Un¬ ter den Aposteln liebte Er vorzüglich den Johan¬ nes wegen seiner jungfräulichen Neinigkeit, die- Iohann rS. ser allein durfte bepm letzten Abendmahle in Sei- 2^« nem Schooße ruhen, und bekam von dem ge¬ kreuzigten Erlöser den Auftrag bey der Königin» Joh. ,9. der Jungfrauen Seine Stelle zu vertreten. Ihm 26. 27. zeigte Jesus die Herrlichkeit des himmlischen Je» rusalems, und die Belohnungen der Auserwahl- tcn. Er hörte, wie die Jungfrauen bezeichnet auf ihren Stirnen nur dem Nahmen des Lam¬ mes , und mit dem Nahmen Gortes singen vor dem Throne Gottes, wie ein neues Lied, welches Niemand singen konnte, als nur die hundert vier und vierzig tausend, welche von der Erde erkauft sind. Diese sind es, welche sich mit den Weibern nicht befleckt haben, denn sie sind Jung- Offenb. >4. frauen, welche dem Lamme folgen, wohin es i. — 5. gehen möge. Der römische König Numa Pompilius, der mit Jsaias beynahe gleichzeitig lebte, aber den Propheten zu hören nicht das Glück hatte, er¬ kannte den Vorzug, der Jungfrauschaft so sehr, daß er Vestalinen, das ist, Jungfrauen zur Unterhaltung des heiligen Feuers in dem Götzen¬ tempel verordnete, und die Bewahrung ihrer Jungfrauschaft war von den damals noch heid¬ nischen Römern für eine so heilige Pflicht ange¬ sehen , daß die Uebertrcterinnen derselben lebendig begraben wurden. Kein Laster verhärtet das 125 menschliche Herz zu allen göttlichen Belehrungen und Ermahnungen so sehr, als das Laster der Unzucht; daher sagt Christus: Den Unzüchti¬ gen wird ihr Theil seyn in dem Pfuhle, der mit Feuer und Schwefel brennt. Off-iib.oi 6. XXIV. Jeremias und Baruchs Gott hatte den Jeremias schon vor seiner Jeremias Geburt gcheiliget, und zum Propheten bestimmt, ü. nicht nur für die Juden, sondern auch für heid¬ nische Völker, um die Laster auszureißen, zrr verderben, zu zerstören, und Tugenden wieder aufzubaucn, und zu pflanzen. Weil er die Ge¬ heimnisse des Erlösers verkündigte, Der für das Sirach Hy. g. Leben der Welt litt, und gestorben ist, war er für die Ehre der Wahrheit vielfältigen Miß- Jerem. Z7. Handlungen ausgesetzt Der Ruf semer Heilig- »4-— »7« keit war unter seinem Volke allgemein ; doch war er geworfen in Gefängnisse und in eine schlam» michte Cisterne, wo er eines langsamen Todes Irrem. LL.6- sterben sollte. Er redete zu dem Volke, Gott werde Jerusalem und den Tempel zerstören, wenn ihr nicht Buße thut, und nicht handelt nach dem Gesetze , das euch der Herr euer Gott gegeben hat. Die Priester und falschen Prophe¬ ten, vie? sich für die Diener des Heiligthums ausgaben, da sie ihn hörten, wiegelten das Volk wider ihn auf, und suchten ihn zu tödlen. Er ließ sich nicht schrecken, erwiederte mit weiser, 126 Ehrfurcht einflößcnder Standhaftigkeit: Gott hat mich gesandt euch dieses zu weissagen , durch Besserung eueres Lebens könnet ihr die gedrohete Strafe abwenden, wenn ihr mich aber tödtet, so. ladet ihr unschuldiges Blut auf euch, auf Jerem. 26. diese Stadt, und auf ihre Einwohner. Das 7. — i5. Buch, worin Jeremias durch den Baruch alles beschrieben, was Gott zu Israel, Juda, unV allen Völkern gesprochen hat, zerschnitt der Kö¬ nig Joakim mit einem Federmesser, warf es in's Feuer, und befahl den Propheten ins Gefang- niß zu führen, weßwegen der König und sein ganzes Haus mit aller Strenge der göttlichen Gerechtigkeit heimgesucht wurde. Auf göttlichen Befehl schrieb J-wemias durch den Baruch in ein anderes Buch alle im vorigen Buche enthal¬ tenen Weissagungen, und setzte noch mehrere Jerem. 36. hinzu , die Gott zu ihm gesprochen hat. Man ,.—32. juckte auch seine Speisen zu vergiften, damit er aus dem Wege geraumer würde. Von allen sei- nenVerfolgungen', und unverschuldeten Leiden, sagt der Prophet: Ich war wie ein geduldiges Lamm, das zur Schlachtbank geführet wird, ich wußte nicht, daß sie Rathschlage wider mich ersonnen, und gesagt haben: Lasset uns Holz in sein Brod thun, und ihn aus dem Lande der Lebendigen Jerem. n.vertilgen, damit seines Rahmens hinfort nicht 19- mehr gedacht werde. Diese Worte drücken nicht soviel die Sanft- muth und ausharrende Geduld des Jeremias in unverschuldeten Leiden aus, sondern sie zeigen nach der Erblehre der katholischen Kirche viel¬ mehr die Liebe an, mit welcher der verheißene 127 Messias alle Leiden und den Tod selbst für un¬ sere Erlösung übernommen hat. Christus ist im eigentlichen Sinne das geduldige Lamm. Der Gehorsam gegen den Willen Seines Vaters, und die Liebe zu dem Menschengeschlechts brachte Ihn dahin, daß Er so willig Sich in die Hande Seiner Feinde hingab, als wenn Er Sich nichts Böses von Seinen Mitbrüdern versehen hatte. Die Liebe bewog Ihn alle Unbilden so zu ver¬ gessen , als wenn sie Ihm von den Feinden nie waren zugefügt worden. Er wollte zu allen An¬ klagen Seines Volkes schweigen, und wie ein zum Schlachten bestimmtes Lamm sterben , Zsara 55. 7. ohne Seinen Mund aufzutvun. Seine Wi¬ dersacher haben beschlossen Holz in Sein Brot zu thun, Ihn nut der Schmach des Kreuzes zu sättigen; sie thaten aber dadurch nichts an¬ ders , als daß sie vorhinein, ohne zu wissen, eine Speise nannten das Fleisch und das Blut Desjenigen, der Sich Selbst das vom Himmel Joh. 6. 56. herabgekommcne Brot nannte, und des schmäh¬ lichsten Todes am Kreuze starb. Sie hofften , Laß sich jedermann schämen würde den Nahmen Des zum Kreuztode verurtheilten mit Achtung auszusprechen; Er aber lebet und regieret von Ewigkeit zu Ewigkeit, und der Nähme Jelus ist die einz-ge Hoffnung, Zuflucht,und Kraft des Heils auf dem ganzen Erdboden, in Seinem Nahmen beugen sich alle Knie im Himmel, auf Erden und unter der Erde. Philip. 2. 10. Von dem neuen Bunde, den Gott durch den Vermittler Jesus Christus mit dem Menschen¬ geschlechts geschlossen, verkündete der Prophet 123 aus göttlicher Eingebung, da er sagt: Es wird die Zeit kommen, daß Ich mit dem Hause Is¬ rael , und mit dem Hause Juda einen neuen Bund machen werde, nicht wie der Bund war, den Ich mit ihren Vatern machte zur Zeit, da Ich sie bey der Hand nahm, sie aus Aegyp¬ ten zu führen ; denn sie haben Meinen Bund ge¬ brochen , darum habe Ich streng über sie geherr- schet, spricht der Herr; sondern das soll der Bund seyn, den ich nach diesen Tagen mit dem Hause Israel machen werde: Ich will ihncn Mein Ge¬ setz tief in ihr Gemülh prägen, und in ihr Herz schreiben, und ich werde ihr Gott, und sie werden Mein Volk seyn; dann wird Niemans mehr seinen Freund, Niemand semen Bruder lehren und sagen: Erkenne den Herrn; denn alle vom Kleinsten bis zum Größten werden Mich erkennen, spricht der Herr, da Ich ihnen ihre Irrem. 3i. Missethat vergeben , und ihrer Sünde nicht mehr — werde eingedenk seyn- Nachdem die Sündenschuld der ganzen Welt durch den blutigen Versöhnungstvd Christi wird getilget seyn, wird der Geist der Liebe die Her¬ zen aller anziehen, daß sie den erkannten Wil¬ len Gottes annehmen, behalten, üben, und darin alle Annehmlichkeiten des Lebens haben, wie das unschuldige Kind in dem Schooße der Mutter sich erfreuet, und dem Vater liebkoset. Die Braut Christi, die katholische Kirche wird die reumüthigen Sünder trösten, die geängstig¬ ten Gemürher durch Vergebung der Sünden, und Ertheilung der Gnaden des heiligen Gei- Zsai. 66. »ö. stes im Nahmen Gottes beruhigen, wie ine Liebe 129 der Mutter ihr weinendes Kind beruhiget. Wenn wir nun mir gläubigen Herzen, im Vertrauen auf diese Verheißung die begangenen Sünden durch wahre Buße zu tilgen bemühet sind, und Gott für die Zukunft um Seinen göttlichen Be¬ stand bitten zur getreuen Erfüllung Seiner Ge- bothe, können wir dann zweifeln, daß Er uns verzeihen, und mit Seiner allvermögenden Gnade uns schirmen wolle, nachdem Jesus unsere Be¬ gnadigung auf dem Calvaricberge besiegelt hat, ehe wir noch im Stande waren Ihn darum zu bitten? Unterdessen, als die Kinder Israel auf die Ermahnung des Jeremias nicht aufhörten zu sündigen, und das Haus des Herrn durch Unehrerbiethigkeiten zu entheiligen, war das furcht¬ bare Heer des Königs Nabuchodonosor aus Ba¬ bylon im Anzuge. Das ganze Judenvolk sing an zu beben. Abdemelech ein Fremder, nicht aus dem jüdischen Geschlechte, ein Aethiopier, der ein edles mitfühlendes Herz hatte, und den ! Jeremias auch im Leiden verehrte, brachte ihn mit dreyßig Mann von der königlichen Leibwa¬ che aus der schlammichten Eisterne, wohin ihn der König Sedezias auf das Zudringen der Großen hat werfen lassen. Jerusalem ward von Irrem. 33. dem feindlichen Heere eingeschloßen. Es entstand " —»3. eine große Hungersnoth in der Stadt. Das ganze Volk suchte seufzend Brot; allein es war nicht zu sinden, nicht um's Gold und Silber, nicht um alle Kostbarkeiten. Die Kinder schrien Jer. Klagt, zu ihren Müttern um Brot, und sie konnten » »» es ihnen nicht geben. Die Säuglinge fanden 9 Jer. Klagl. 2 an den Brüsten ihrer Mütter aus Mangel an ir.— i3. Lebensmitteln keine Nahrung. Die Neichesten und Vornehmsten, die sonst nur Leckerbissen assen, Jer.Klagl.4, starben in den Gaffen der Stadt hingesunken 2 — 5. heg Hungers. Die zärtlichsten und gefühlvolle- sten Mütter kochten selbst ihre Kinder, und assen die Frucht ihres Leibes. Mit der Hungersnoth paarte sich die Pest, und eine allgemeine Sterb¬ lichkeit. Die beängstigten Bürger Jerusalems hielten jene sür glücklicher, die durch das feind¬ liche Schwert umgekommen sind, als die eines Klagt. 4. langsamen Todes und vor Hunger sterben muß- 9- io. ten. Die Feinde eroberten endlich die Stadt, nun floß Blut wie Wasser, der nut dem Schwerte Getödteten in den Umgebungen Jerusalems. Das Schwert schonte nicht des Alten, nicht des Greises, alle junge Mannschaft, Jünglinge und Jung¬ frauen , selbst in dem Hciligthume des Tempels wurden niedergehauen. Nachdem die Feinde alle Gerathe des Hauses Gottes, des Königs und seiner Fürsten als Beute genommen haben, verbrannten sie den Tempel, schleiften die Mauern Jerusalems, legten alle Pallaste der Stadt m Asche, und zernichteten alle ihre kostbaren Ge- s Kronik 56. rathe, damit erfüllet würde, was Gott durch 17 — 21. den Propheten Jeremias gesprochen hat. O Gotts wie schrecklich sind die Strafen Deiner Gerechtigkeit an Sündern, die die Heim¬ suchungen Deiner Barmherzigkeit mißbrauchen! Auch die Säuglinge und Kinder mußten die Miffethaten ihrer Vater büffen. Die Vornehm¬ sten von Jerusalem, hohe Priester, Große des rZr Königs, rind Häupter des Volkes sechzig an der Zahl wurden gefangen nach Babylon ge¬ führt, und dort enthauptet. Dem Könige Se-4 König 25. dezias aber, nachdem er seine zwey Prinzen mit —21. dem Schwerte hinrichten gesehen, ließ Nubucho- donosor die Augen ausstechen, und ihn mit Ketten gebunden in das babylonische Gefängniß legen, bis er daselbst gestorben ist. So ging an diesem unglücklichen Könige buchstäblich in Erfüllung, was Ezechiel von ihm prophezeyte: Ich will ihn nach Babylon in das Land der Chal¬ däer führen, doch wird er dasselbe nicht sehen, Ezech. 12. und daselbst sterben. »5. Die Klaglieder des Propheten Jeremias laßt die katholische Kirche in einem traurigen Ge¬ sänge in der alljährlichen Feyer der Erlösung in dem nachmittägigen Stundengebethe am Mitt¬ woche, Donnerstage und Freytage der Charwo- che in den Gotteshäusern erschallen, und lehret uns dadurch, daß alle Leiden des Volkes Israel nur Vorbilder und Schatten sind^ jener ewigen Strafen der Hölle, die über die Sünder kom¬ men , die sich nicht durch wahre Bekehrung der Verdienste des Todes Christi theilhaftig ma¬ chen. Die Kirche lehret uns auch, das wir das Andenken des Leidens unsers Erlösers weder hei¬ liger, noch^heilsamer verehren können, als durch die Traurigkeit der Seele und innere Betrübniß, welche in uns den Haß hervorbringt wider die Sünde, die Ihn an's Kreuz geheftet hat. Da die Betrachtung der zeitlichen Trübsalen, die das Judenvolk wegen der Sünde erlitten hat, jedem fühlenden Herzen Thranen erpreßet, 9 * lZ2 wie würde es wohl mit uns stehen, wenn uns die übergroße Liebe des Erlösers nicht gerettet hatte! Wir würden nach einem lasiervoll geführ¬ ten Leben als Schlachtopfer der göttlichen Ge¬ rechtigkeit in die Flammen der Hölle verstossen worden seyn, um dort ewig zu brennen/ wenn Er nicht das Urtheil der ewigen Verdammung Kolos. 2. mit Seinem eigenen Blute gelöschet hatte. Nach der Zerstörung Jerusalems und des Tempels ward Israel einer von Löwen zerstreuten Irrem. So. Schafheerde gleich; denn das Reich Israel/ die *7. zehn Stamme waren nach Assyrien von dem Sie¬ ger wcggeführet, und der Rest des auserwahl- ten Volkes war theils in Judaa/ thcils m Ba¬ bylon zerstreut; indem der babylonische Feldherr die Aermsten unter den Juden im Lande ließ/ um die Weinberge und Accker zu bearbeiten / Verein. 52. tue klebrigen aber führte er mit nach Babylon/ ,5. 16. die dort Sklavendienste verrichteten. Als nun die Juden sowohl in Judaa als in Babylon von ihren Beherrschern zu den här¬ testen Arbeiten rastlos angehalten wurden / ging ihnen das Licht auf/ sie erinnerten sich/ wie glücklich sie waren/ so lange sie den göttlichen Gesetzen gehorchten und welch ein schweres Joch sie nun wegen ihrem Ungehorsam zu tragen ha¬ ben. Dort an den Flüssen Babylons weinten sie in der Erinnerung aller Gnaden/ die sie zu Jerusalem, und in ihrem Lande von Gott hal¬ ten. Mit dem Geiste/ mit Herzen und Gedan¬ ken waren sie zu Jerusalem/ wo sie einst mit Gesängen und Freudenlicdern in dem Tempel Pie Festtage des Herrn feyerlich begingen / nun -3Z aber mitten unter den Abgötterern sich befinden, die ohne Furcht und ohne Gewissensbisse un¬ sinniger als das Vieh thun, weil sie die Würde des Menschen nicht erkennen, und nicht zu schätzen wissen. Jeder Israelit, der Gott fürch¬ tete, seufzete unaufhörlich : O Jerusalem! wenn ich deiner vergesse, so soll meine Rechte vergessen werden, meine Zunge soll an meinem Gaumen kle¬ ben, wenn ich an dich nicht denke, und Jerusalem Psalm i56. nicht über die höchste meiner Freuden erhebe. r 6. So wird es ums Herz dem Sünder, der durch innerliche Einsprechungen der Gnade, durch äußerliche Ermahnungen und Belehrungen, oder durch große Leiden geweckt das Glück der Kin¬ der Gottes, der Gerechten, und das bevorstehen¬ de Elend der Sünder nach den Lehren des Glau¬ bens in seinem Herzen zu erwägen anfängt. Er wird erschüttert durch die Worte des Apostelfür- sten: Wenn der Gerechte kaum selig wird, wie wird der Sünder bestehen! »Peter4.i8. Allen in der babylonischen Gefangenschaft gcdemüthigtcn , und sich nach der göttlichen Aus¬ söhnung und Gnade sehnenden Israeliten sagte der Prophet Baruch: Meine Kinder! leidet mit Geduld die Strafen, die Gott über euch ver¬ hänget hat. Israel! dein Feind hat dich ver¬ folget, bald aber wirst du seinen Untergang sehen, und ihm auf den Nacken treten. Meine zarten Kinder sind auf harten Wegen gegangen, sie sind wie eine von den Feinden geraubte Heerde weggeführt worden. Scyd getröstet Meine Kinder! und flehet zu Gott; denn Der euch hingeführt hat, wird an euch denken. Wie ihr i34 euch zuvor bemühet habet, von Gott abzuwei- Daruch. 4. chen, also werdet ihr Ihn , wenn ihr wieder zu- 25--2g. rückkehret / zehnmal eifriger suchen. Wohl dem, der durch die Gnade Gottes gerührt und erleuchtet seinem Seelenzustande nach¬ denket, das Gute-zu üben, dem Hange zum Bösen zu wiederstehen , und die begangenen Sün¬ den aus Liebe und im Vertrauen auf die un¬ endlichen Verdienste Jesu Christi abzubüßen und zu bereuen nicht aufhöret, an ihm wird erfüllt die Verheißung Christi: Selig sind die Trauern- Matth.5. S-den?, denn sie werden getröstet werden. Wie viel vor Gott die Thranen bußferti¬ ger Sünder durch die Gnade Christi vermögen, lehret der heilige Chrysostomus; er sagt: Groß ist die Herrlichkeit der Märtyrer, und groß ist das Verdienst der Bußthranen. Niemand hat Joh. i5. »5. eine größere Liebe als diese, daß er sein Leben gibt für seine Freunde. Kostbar ist vor dem Psalm r»5.Angesichte des Herrn der Tod Seiner Heiligen , *5. die für Jesum und für Seine Wahrheit ihr Le¬ ben hingegeben haben. Die Märtyrer vergießen ihr Blut, die Sünder vergießen Thranen der Buße. Die Sünderinn in dem Hause Simons des Pharisäers vergoß nicht Blut, sondern netzte Lucas 7. und küßte mit Thranen der Liebe die Füße Chri- 37 — 50. stj, und sie war geheiliget. Petrus der Apostel- Matth a6. fürst, der Pfeiler und die Grundfeste des Glau- »7. r8. erschrickt auf das Wort einer Magd, und verlaugnete dreymal seinen Herrn. Der Herr sah ihn Gnadenvoll an, daß er seine Sünde erkannte. Lucas. 22. Hat er nun sein Blut vergossen? Nein, son- 62.' ' dern er weinte bitterlich, Christus nahm ihn irr 135 Gnaden auf, und setzte ihn wieder in di« vori¬ ge Würde ein. Damit aber die Thränen der Buße diese vollkommene Aussöhnung mit Gott bewirken, muß unsere Besserung und Bekehrung allgemein seyn. Was nützet es sich vor groben Lastern zu hüthen, wenn man nicht zugleich seine Zunge bezähmet? denn, wenn sich Jemand dünken laßt, er diene Gott, und halt seine Zunge nicht im Zaume, sondern tauschet sein Herz, dessen Got¬ tesdienst ist eitel. Wie können wir Gnade vor Jakob r. 26. Gott finden, wenn wir zwar den Lastern der Unzucht und der Verlaumdung wiederstehen, da» bey aber ein gallerfülltes Herz haben? Rühmet euch nicht, sagt der Apostel, und lüget nicht wider die Wahrheit, wenn ihr bittern Neid ha» get, und Zanksucht in euern Herzen; denn wo Neid und Zanksucht ist, da ist Unbeständig, Jakob. 5. keit, und allerley böses Werk. Jener demüthi- »4. 16. get seinen Hochmuth, thut sich Gewalt an, und verzeihet großmüthig die bittersten Beleidigungen, behalt aber fremdes Gut, ohne es je dem Be¬ schädigten zurück stellen zu wollen, wie kann er Seligkeit hoffen, da Christus die ewige Wahr» heit ausgesprochen hat: Du wirst in deinem Tode in den Kerker geworfen werden, wahrlich, Ich sage dir, du wirst da nicht heraus kommen, bis du den letzten Heller bezahlest. Dieser bat Match. 5. von fremden Gute und vom Betrüge reine Hande, 26. ist aber kaltblütig und gleichgültig gegen die Noth und das Winseln der Armen, die, wie der heilige Papst Gregor spricht, sein Haus umgeben und bitten: Gebe das Unsrige, was Gott deinem iZ6 Ueberfluße zu unserer Unterstützung anvertrauet hat, damit wir nicht genärhiget werben wider dich zu Gott zu schreyen und zu flehen: Herr! dieser will uns nicht geben, was Du ihm dazu gegeben hast, damit er es uns gebe; daher leh¬ ret der göttliche Geist: Schärfet euern Kindern die Gerechtigkeit und Wohlthätigkeit ein; denn Tobias das Allmosen rettet von jeder Sünde, und er- laßt die verdienten Strafen, es erhalt von Gott Tob. 4» "«Sündern Zeit und Gelegenheit zur Buße, und Tob. r2. g. gibt nicht zu, daß sie ewig verworfen werden. Ein anderer theilet aus, und gibt den Armen; aber nicht aus dem mit Schweiße des Angesich¬ tes im Geiste der Buße durch berufsmäßige Ar¬ beit erworbenen, sondern aus dem durch Wu¬ cher und ungerechte Zinsen zusammengeschaarten Vermögen. Der wird auf dem heiligen Berqe in dem Hause des Herrn wohnen, der sein Geld nicht auf Wucher gibt, und sich gegen den Un- Ps. 14. i.5. schuldigen nicht bestechen laßt. Wenn man einst fragen wird, wie es sey, daß die Kinder und Kindeskinder des vormals reichen Wucherers im Elende stecken, und Mangel leiden, werden die Steine aus der Mauer seines Hauses rufen, Habakuk 2. und das Gerüstholz, das über dem Gebäude in ein- ander gefüget ist, wird antworten: Die Va¬ ter haben gesündiget, sie sind nicht mehr, und Klagl. 5. 7. die Kinder tragen ihre Schuld. Dagegen- sagt Jsaias: Reiniget euch, Schaffet eure Missethat weg von Meinem Angesichte, lasset ab vom Bö¬ sen, lernet Gutes thun, suchet was recht ist, helfet den Unterdrückten auf, sprechet Recht den Waisen, beschützet die Wittwen, alsdann kommet 1^7 rind klaget über Mich, spricht der Herr. Wenn euere Sünden so roth wie Karmesin und Pur¬ pur sind, so sollen sie weiß wie Schnee und wie Jsaia. i. Wolle werden. Gott wird euch nach Seiner »6 —18. Barmherzigkeit und Gerechtigkeit zurückführen zur Hoffnung des Heils, und euch auf ewig den Nahmen geben: Friede der Gerechtigkeit und Ehre der Gottesfurcht, wie Baruch spricht. Baruch 5. 4. XXV. Ezechiel und Daniel. Wie Gott nach allen bisher gemachten.Ver¬ heißungen die Erlösung und Erneuerung zum Heile des ganzen Menschengeschlechtes ausführen wolle, zeigte Er im Geiste dem Ezechiel. Die Hand des Herrn/ sagt der Prophet, führte mich im Geiste hinaus auf ein Feld, das voll Todten¬ gebeine war. Dieses mit Todtengebeinen be-Ezech. Z7.1. deckte Feld ist ein Bild der Erden-Bewohner seit der Sünde Adams bis zur Ankunft des Messias. Die Sünde raubte demMenschen die heiligmachende Gnade, das Leben der Seele. Gleichwie der Leib ohne Seele nicht sieht, nicht höret, nicht fühlet und nicht wirken kann , so kann der Mensch ohne die göttliche Gnade nichts Gutes, nichts Gottgefälliges anfangen und wirken. Gleich 2 Korinth, einem von dem Weinstocke abgcfallencn Ncb-Zwei- 3. 5. ge, der verdorret, keine Früchte bringt, und ins Feuer geworfen wird, verdient er von dem An¬ gesichte Gottes auf ewig weggcworfen Zu werden. Joh. i5. 6. rZ6 Damit die ganze Welt erkenne / daß Gott «klein / der Allmächtige / der Ewige / und in Seinen Verheißungen Getreue den geistig todtcn Menschen belebe, und zum Guten wende, spricht Er zu diesen Gebeinen: Ich will den Geist in euch bringen, und ihr werdet leben. Ich will euch Nerven geben , Fleisch über euch wachsen lassen, euch mit Haut überziehen, und euch ei, nen Geist geben, damit ihr lebendig werdet, und erkennet, daß Ich der Herr bin. Als der Prophet dieses weissagete, nach dem Worte des Herrn, da erhob sich ein Geräusch unter den Gebeinen, die sich einander näherten, und sich zusammen fügten ein jedes zu seinem Gelenke, Nerven kamen über sie, das Fleisch wuchs heran , und eine Haut überzog sie; aber es war Ezech.Z-f.S.g. noch kein Geist in ihnen. Manigfaltig und auf vielerley Weise hat Gott vor Zeiten mit unsern Vatern durch die Pro¬ pheten geredet, zuletzt sandte Er den Sohn, Hebe. ,. durch Den Er die Zeiten erschaffen hat. Als i. 2. Jesus Sich unter den Menschen gezeigt, und das Reich Gottes zu verkünden angefan¬ gen hat, da entstand eine allgemeine Bewe¬ gung unter dem Juden-Volke. Durch Sei¬ nen heiligen Wandel, durch Seine Lehren und Wunder zog Er die Aufmerksamkeit Al¬ ler an Sich. Man kam von allen Gegen¬ den , nach Judäa und Jerusalem, zu sehen, den großen Propbeten , den außerordentlichen Mann, Den Mopses verkündiget hat. Oeffentli- che Sünder, und verrufene Sünderinnen näh¬ erten sich dem göttlichen Gesandten, Der Sich iZg überall wohlthatig erwies, und allgemein ver¬ breitete den Ruf: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen die Gerechten zur Buße zu rufen, sondern die Sünder. Er wählte zwölf Luc. 5. l Apostel, und sonderte auch andere aus, 5i. 3a. zwey und siebenzig Jünger, die Er zwey und zwey vor Seinem Antlitze sandte in alle Städte. und Orte , wohin Er Selbst kommen wollte, legte ihnen Seine Worte in den Mund, machte ihnen die Teufel unterwürfig, und gab ihnen Lus. io. Gewalt Wunder zu wirken. * " *7' Dieß that Jesus zur Ausbildung und Voll¬ kommenheit der Geheiligten, die an Ihn glaub¬ ten , und zur Erbauung des Leibes Seiner hei-Elchff-4-»2. ligen Kirche. Aber der heilige Geist war der Versammlung der Gläubigen noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlichet worden ist. Joh. 7.8g. Er mußte ehevor leiden und sterben, glorreich auferstehen und auffahren in den Himmel, von wannen Er den heiligen Geist von Vater sandte. Jenen, die im Glauben an Jesum verharrten, waren die Sünden vor der Ankunft des heili¬ gen Geistes vergeben, sie waren rein, wie Je¬ sus von Seinen Aposteln in der Nacht vor Seinem Tode bezeugte, doch hatten sie noch Män-2°h. »5. io. gel und Unvollkommenheiten, die erst durch den heiligen Geist geheilet waren. So war die große Traurigkeit, die sich der Apostel bemächtigte, da Jesus von Seinem Ausgange aus dieser Welt zu ihnen sprach. Bey Seiner Gefangennehmung, Johann ,4. verläugnete Ihn der Eine, und die Uebrigen er- 27. 28. griffen die Flucht z sie waren hartglaubig, da sie i4» von der Auferstehung Christi hörten. Die Kruft des heiligen Geistes hob sie über alle irdische Furcht und Hoffnung/ und erfüllte ihre Herzen mit rein himmlischen Begierden. Von jenen sich regenden, mit Nerven, Fleisch und Haut überzogenen Todtengebcmen sagte Gott dem Propheten: Weissage zum Gei¬ ste , und sprich: Geist komm von den vier Min¬ den, und blase diese Erschlagenen an, daß sie lebendig werden; und sieh! da fuhr der Geist in sie, sie lebten, standen auf ihren Füssen, Ezech. 37. und es war ein ungemein großes Heer. Dieß 9' *0- jst jener Geist der Allmacht Gottes, Der sich i Moys, im Anfänge der Schöpfung über den Wassern 2' bewegte, und alle Dinge belebt. Dieser Geist belebte und beseelte den aus Erde gebildeten 1 Moys. Menschen, und gab ihm Gerechtigkeit und Un- 7' schuld. Diesen den ganzen Erdboden belebenden und erneuernden Geist sandle Jesus am fünf¬ zigsten Tage nach Seiner glorreichen Auferstehung über Seine gläubige Familie auf Erden, ge- Apostclg. gen hundert und zwanzig Personen an der Zahl. 1. i5. Es entstand plötzlich ein Sausen vom Himmel, wie eines herankommenden gewaltigen Windes, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen, und sie Alle wurden mit dem heiligen Geiste erfüllt. Sie verkündigten das Evangelium in verschiede¬ nen Sprachen, indem es für alle Völker gege¬ ben ist. Juden, gottesfürchtige Manner aus allen Völkern, die unter dem Himmel waren, ver¬ sammelten sich zu Jerusalem zur Fcyer des Pfingst¬ festes. Was sie nun hier gesehen, und gehört hatten, verkündeten sie heimkehrend, in allen l/jl Gegenden der Welt. Da sie die Apostel in mancherlei) Sprachen verkünden gehört haben, was Gott Großes gewirket hat, ergriff sie Be¬ stürzung, Entsetzen und Staunen; sie sprachen zu einander: Sind nicht Alle diese, die da reden, Galiläer ? und wie hören wir sie denn, ein jeglicher in unserer eigenen Sprache, in der wir gebo¬ ren sind, die herrlichen Thaten Gottes verkün-Apostelg. 2. den? Himmlisch und göttlich waren die Reden * »2. und Lehren der Apostel durch die Eingebung des göttlichen Geistes, und keine irdische Gesinnung war in ihren Handlungen; denn der Geist Got- ! tes, Der sie innerlich belebte, machte sie zu ganz andern, gleichsam neuen Menschen. So ward an ihnen erfüllt, was Christus früher von den Wirkungen Seines Geistes zu Nikode¬ mus sprach: Der Wind blaßt, wo er will, und du hörest sein Sausen; du weißt aber nicht, woher er kommt, und wohin er fahrt, also ist ein Jeglicher, der aus dem Geiste geboren ist. Joh, Z g. Die Kraft des unsichtbaren und allmächtigen Geistes Gottes offenbaret sich durch Werke al¬ ler Gottseligkeit an denjenigen , die Ihn empfan¬ gen haben, wie Ezechiel verkündete: So spricht der Herr: Ich will reines Wasser über euch aus¬ gießen , und ihr sollet von aller Unreinigkeit ge- reiniget werden. Ich will euch ein neues Herz geben, und einen neuen Geist in euch pstanzen. Ich will das steinerne Herz aus eurem Fleische wegnehmen, und ein fleischernes, lenkbares Herz Ezech. 56. - euch verleihen, damit ihr nach Meinen Gebo- 25—27. then wandelt. In der babylonischen Gefangenschaft gab es viele Gerechte unter den Juden, die auf die Erlösung und den Trost Israels warteten, sie glaubten den Aussprüchen der Propheten, ver¬ trauten auf die Verheißungen Gottes und flchetcn um deren Erfüllung; denn sie hofften , daß Gott Lurch den verheißenen Messias alles erfüllen werde, was Er in Gesichten den Propheten ge- Apostelgcsch. zeiget, und durch ihren Mund vorher verkün- 5- »8- hxt hat. Je mehr sie das Bedürfniß der gött¬ lichen Gnade einsahen, desto inbrünstiger und demüthiger waren ihre Gebethe. Sie dachten an die verstorbenen Propheten, die sie nicht hö¬ ren, ihre Warnungen nicht annehmcn wollten. Sie erkannten, daß ihre Leiden in dem Lande der Gefangenschaft unter diesem abgöttischen Volke Folgen und Strafen ihres Ungehorsams sind. Sie erinnerten sich an ihre Vater, denen die gött¬ lichen Verheißungen geschehen sind. Lebhaft war ihnen vor Augen das Bcyspiel ihres Vaters David, der unter der Schwere der Strafge¬ richte Gottes im Geiste der Buße mit kindlichen Vertrauen zu Gott bethete, und jederzeit Trost und Hülfe fand. Dieser fromme König war schon lange todt, doch war er den in der Ge¬ fangenschaft bedrängten Juden so gegenwärtig, als wenn er ihnen in diesem betrübten Zustande lebendig zusprache, und sie zum Gebethe aneiferte: Kommet, und höret ihr Alle, die ihr Gott fürchtet, ich will euch erzählen, was für große Dinge der Herr meiner Seele gethan hat. Ich habe zu Ihm mit meinem Munde gerufen, und Ihn mit meiner Zunge hoch gepriesen. Wenn mein Herz Ungerechtigkeit geliebt hat, so soll mich der Herr nicht erhören. Aber Gott hat mich erhöret, und auf die Stimme meines Flehens gemerket. Gelobt scy Gott, Der mein Gebeth nicht verworfen, noch Seine Barmher- Psalm. 65. zigkeit mir entzogen hat. »6-^20. Nie hat Gott das Gebeth eines zerknirschten und gedemüthigten Herzens verworfen. Möge unserer verjährten Sünden noch mehr seyn, als Haare auf dem Haupte, wenn sie auch Himmel« schreyende Vergehungen wider den heiligen Geist sind , so haben wir doch mit dem Geiste der Buße kindliche Zuversicht zum Vater durch Jesum Christum Seinen Sohn unfern Herrn und Hei¬ land. Die gefangenen Israeliten setzten alle ihre Hoffnung auf Gott, Der sie eben so leicht aus der babylonischen Gefangenschaft erretten könne, wie er ehemahls durch Wunder Seiner Allmacht ihre Vater aus der ägyptischen Knecht¬ schaft errettet hat. Sie glaubten fest, daß Er in Babylon durch den Untergang des chaldaischcn Tyrannen Seinen Nahmen eben so verherrlichen könne, wie Er Ihn durch den Untergang des Pharao in Aegypten verherrlichet hat. In diesem Glauben und Vertrauen betheten sie um Erfül¬ lung der prophetischen Verheißungen. Unter den Gefangenen in Babylon war auch Daniel der Prophet vom Stamme Juda. Er zeichnete sich vor andern durch Weisheit und Frömmigkeit aus , und hatte von Gott die Gabe Gesichte und Traume zu erklären- Er lehrte Daniel 1.17. durch dieses Mittel die Abgötterer, daß Gott allein die geheimsten Gedanken der Menschen sehe, und Er allein durch Seine Macht und Weisheit die Welk und die Erdenbewohner erhalte, und regiere. Obwohl Fremdling in diesem Reiche, gelangte Daniel wegen seiner Weisheit, Uncigcnnützig- Dam'el6. 5. keit und Dienstestreue zu den höchsten Würden. Der König Darius machte ihn zu seinem ersten Staatsminister; denn der Geist Gottes, Der in ihm wohnte, gab ihm einen Hellen die. Verwal¬ tung des ganzen Reiches umfassenden Blick. Er nahm diese Stelle um so bereitwilliger an, als er dadurch Gelegenheit bekam den Nahmen Les unsichtbaren Gottes, Den er anbethete, in dem ganzen Königreiche bekannt zu machen, und zu verherrlichen. Die untergeordneten Staats¬ diener suchten deswegen , und noch mehr, weil sie seine durchsehende Gerechtigkeit befürchteten, durch Ränke Ihn in die Ungnade des Königs zu bringen, und ihn gänzlich aus dem Wege zu räumen; aber Gott , Dem er getreu biente, Daniel 6. erhielt ihn zum Troste des Königs und seiner 4 — 28. Unterthanen. Bey allen großen das ganze Reich umfaßen¬ den Geschäften, unterließ Daniel nicht das Gebcrh und die Lesung der heiligen Bücher. Das Ge¬ deih stärkte ihn mit der Kraft des göttlichen Geistes zur getreuen Erfüllung der Amtspflichten, es erleuchtete seinen Verstand in der Lesung der göttlichen Offenbarungen , die ihm die Heilswege zeigten., und ihm neue Kraft und großem Ei¬ fer im Gebethe gaben. Vorzüglich um die Zeit des Abendopfers versammelten sich die Israeliten zum Gebethe. Die Zeit des Abendopfers war die neunte Stunde deö morgenländischen Tages, nach unserer Rechnung drey Uhr Nachmittags. 1^5 Um diese Stunde was nach dem Gesetze Moy, 2 Moys. 23. fis täglich ein Lamm geschlachtet, und Gott ge- 2.2 ä». opfert. Dieses Lamm "war ein Vorbild Christi, Der um diese nämliche Stunde als das wahre Versöhnungsopfer für die Sünden der Welt gestorben ist, wie solches der heilige Evange¬ list Matthäus bezeuget. Ueberall und jederzeit Matth. 27. höret Gott das Gebeth Seiner getreuen Die- 46 — 5». ner; um die neunte Stunde aber, das ist, ge¬ gen drey Uhr Nachmittags, versprach Gott Sei¬ nem Volke die Zeichen Seiner herrlichen Gegen¬ wart sehen zu lassen, und in den vorkommens den Anliegen und Nöthen Rath und Erleuch¬ tung zu ertheilen, weil uns Jesus um diese Stunde durch Seinen Kreuzestod die Liebe des Vaters wieder gegeben, und den Weg zum Him¬ mel eröffnet hat. Das im alten Testamente um diese Stunde täglich geschlachtete Lamm soll wohl auch die Kin¬ der der Kirche täglich erinnern, daß Christus das unschuldige Lamm sterbend von Seinem Va¬ ter um diese Stunde verlassen ward , um uns die Gnade zu verdienen Kinder Gottes zu wer¬ den. Diese Stunde soll wohl jedem Sterblichen zurufen: Sieh im Geiste des Glaubens auf dem Ealvarieberg, und bethe die Strenge der Ge¬ rechtigkeit Gottes an, von Der dich der gekreu¬ zigte Erlöser durch Seinen Tod rettete, und lie¬ be den gütigen Vater, Der dich durch die Ver¬ dienste Seines leidenden und sterbenden Sohnes in die Rechte Seiner Kinder gesetzet hat. Dir Tobten hörten das Geschrey des uns mit der Gerechtigkeit der beleidigten Majestät GotteS LO i^6 aussöhnenden Heilandes in den Arabern , und kamen nach Seiner glorreichen Auferstehung aus Matth. 27. dem Todcsreiche nach Jerusalem zu den ihrigen. 5s. 55. Jesus! Deine Wonne ist, unter Menschenkin¬ dern zu seyn, und Dich ihrer zu erbarmen, mache mit Deiner allmächtigen Gnade, daß um diese Stunde durch den ganzen Erdboden kein Mcnschenherz ungerührt bleibe! Dem um diese Stunde öethenden, seine und seines Volkes Sünden bekennenden, und um die Erfüllung der göttlichen Verheißungen flehenden Daniel erschien der Engel Gabriel und sprach: Daniel, Liebling Gottes, Mann voller Sehnsucht! Gleich beym Anfänge deines Gebe- thes habe ich den Auftrag erdalten dir die gött¬ lichen Nathschlüfse über dein Volk und die bci- . lige Stadt zu erklären. Sieüenzig Wochen sind bestimmt, so wird die Uebertrerung aufhörcn, die Sünde ein Ende nehmen, die Ungerechtig¬ keit getilget werden, die ewige Gerechtigkeit wird auf Erden erscheinen , Gesicht und Pro- phezeyung wird erfüllt, und der Allerhöchste gesalbt werden- Vom Ausgange des Befehls Jerusa¬ lem wieder zu bauen, bis auf Christum den Für¬ sten Seines Volkes sind sieben Wochen, und zwey und sechszig Wochen- Die Strassen und- Mauern Jerusalems sollen wieder erbaut werden, obschon in kummervollen Zeiten, und nach zwey und sechzig Wochen wird Christus getödtet werden; und das Volk, das Ibn verläugncn wird, wird nicht mehr Sein Volk seyn. Ein Volk mit seinem Anführer wird kommen, die Stadt und das Heilig¬ tum zerstören, daß bepdes ein Ende nehmen 147 wir-, und auf den Krieg wird Verwüstung fol¬ gen, welcher Zeit bestimmt ist. Christus wird in der einen Woche für Viele den Bund be¬ stätigen , mitten in der Woche wird das Schlacht- opfer aufhörcn, rm Tempel wird Gräuel der Verwüstung stehen, und die Verheerung wird Daniel g. bis zum letzten Ende dauern. 2,-27. Die Wochen , von denen der Engel spricht, sind Wochen von Jahren, die siebenmal sieben- zig Jahre zählen , und diese siebenzig Wo¬ chen sind vier hundert und neunzig Jahre, in welchen vor der gänzlichen Zerstreuung und Ver¬ werfung des jüdischen Volkes alles dieses in Er¬ füllung gehen, undChristus kommen sollte, uns von der Sünde und den ewigen Strafen in Seinem eigenen Blute zu erretten, und ewige Erlösung 12. zu verschaffen. Vor mehr als zweyhundert Jahren früher, ehe Cyrus geboren ward, hat Jsaias vorgesagt, das er das Volk Israel aus der -Gefangenschaft befreyen, und den Tempel zu Jerusalem wieder Jsaia 44. erbauen werde. 28. Dieser Cyrus König der Perser beherrschte nach dem Darius auch das babylonische Reich. Im ersten Jahre seiner Regierung erlaubte er allen Israeliten in ihr Vaterland zurückzu- kchren, und das Haus des Herrn zu Jerusa¬ lem an seiner alten Stätte zu bauen. Viele unter den irdisch gesinnten Juden, die sich in Babylon ansäßig gemacht hatten, wollten ihre Felder und Hauser nicht verlassen, und blieben daselbst. Alle übrigen aber, deren Herz Gott rührte, und ihnen Muth gegeben hat, machten io * r/,8 sich auf die Reise, sie fanden bey ihren Nach¬ baren Unterstützung durch silberne Gefäße, durch Gold, Reisegcräthe, Vieh und andere Kostbar¬ keiten, nebst freywilligen Beytragen zum Tcm- i^Esdra i. pclbau. Der König befahl auch, daß aus sci- r 6. ner Rentkammer von den Einkünften der baby¬ lonischen Lander das Nothwendige zum Tcmpel- bau gereichet, und den Priestern, was sie in Jerusalem zu Opfern dem Gott des Himmels an Rindern, Lämmern und andern im Gesetze Moy- sis vorgcschriebenen Gaben verlangen, Tag für Tag ohne Unterlaß gegeben werde, damit sie dem Gott des Himmels angenehme Opfer br n- l Esdra. 6 8/"/ und für das Leben des Königs und seiner g — ^o. Kinder bethen. Dieses alles ging vor in den ersten sieben Jahrwochen Daniels, oder in neun und vierzig Jahren seit der Uebersiedlung aus Babylon. Die Israeliten errichteten an dem Orte, wo sie vor¬ mals opferten, zuerst den Brandopferaltar, auf welchem sie täglich das Früh - und Abendopfer dem Allerhöchsten entrichteten, bauten den Tem¬ pel , und befestigten die Mauern und die Thore Jerusalems unter der Leitung und mächtigen Un¬ terstützung des königlichen Mundschenks Ncche- 2Esdra. 2. mias, obschon in kummervollen Zeiten ; denn die i —»o. benachbarten Völker widersetzten sich der Auf- bauung des Tcmp'ls, und der Stadt, und verschworen sich alle mit einander Jerusalem mit bewaffneter Hand zu überfallen, und das an¬ gefangene Werk zu verhindern. Nechemias be¬ lebte die Juden mit neuem Muthe, sie betheten rin Vertraueri zu Gott. Von den Bauleuten hatte jedek sein Schwert an die Lenden gegür¬ tet, wahrend er arbeitete; sie thatcn mit der einen Hand die Arbeit an der Mauer, und /mir den Waffen in der andern Hand verthei- 2 Eödra. 4. digten sie sich gegen die Angriffe der Femde. 6 —»8. Die weitern zwey und sechzig Jahrwochen oder vier Hundert vier und dreyßig Jahre seit der gänzlichen Wiederherstellung Jerusalems und des Tempels an gerechnet, wann sie verfließen, sagte Daniel, wird Christus als Lehrer und Stif¬ ter des neuen Bundes und Seiner heiligen Kir¬ che erscheinen. Er wird Seine Sendung durch Wunder bestätigen, in der Mitte der siebenzig- sten Woche die Schlachtopfer und Speiseopfer aufheben, und gctödtet werden. Nachdem Er durch drep volle Jahre das Reich der Gnade ge- prediget, und alles vollzogen hatte, was in dem Gesetze Moysis und in den Propheten von Ihm geschrieben ward, ist Er auf die Anklagen der Häupter Seines Volkes dem Tode überliefert worden. Dadurch benahm Er dem ganzen Opfer¬ dienste der Juden, der nur ein Vorbild des Todes Christi war, den Werth : daher, ehe Je¬ sus am Kreuze das Haupt neigte, und für die Sünden der Welt den Geist aufgab, sprach Er: Joh. ig. 2o. Es ist vollbracht. Ungeachtet der hiemit erfüllten Weissagung Daniels setzten die ungläubigen Juden ihren durch den Tod Christi abgeschafften Opfsrdienst in dem Tempel zu Jerusalem fort, verfolgten die Apo¬ stel , und steinigten die Prediger des Evangeliums. Jesus bestätigte die Weissagung Daniels, woraus sie lernen konnten, was die Mörder des göttli- i5o Match. SÄ. chen Sohnes, die ihren Messias verläugnetcn, 3.6 —Z9. zu erwarten haben. Sie glaubten nicht Sei¬ nen Worten, und achteten nicht, da Er sagte: Euer Haus soll euch wüste gelassen werden: Je¬ rusalem! es werden Tage über dich kommen, deine Feinde werden dich mit einem Walle um¬ geben, ringsherum einschließen, und dich von allen Seiten ängstigen, sie werden dich und deine Kinder zu Boden werfen, und in dir keinen Stein auf dem andern lassen, weil du die Zeit Luc. ig. 43. deiner Heimsuchung nicht erkannt hast. 44- Um das sieben und drepsigste Jahr nach Christi Himmelfahrt standen die römischen Knegshecre an der Stelle, wo Christus jene Worte gesprochen hat. Die Juden empörten sich wider die Römer. Um sie zu stillen, rückte der römische Statthalter¬ in Syrien, Cestius Gallus mit großer Macht ge¬ gen Jerusalem, und lagerte sich vor der Stadt. Die Juden leisteten tapfern Widerstand. Die Fahnen der römischen Legionen, und die Bild¬ säulen der Kaiser waren ihnen ein Gräuel. Da Cestius zu schwach war die Juden zu demüthi- gen, kam Vespasian Nachfolger des Kaisers Nero mit einem viel zahlreicher» Heere herbey, und sein Sohn Titus übernahm die Belagerung Jerusalems zur Vollendung des Krieges. Er¬ schloß Jerusalem von allen Seiten ein. Die Stadt war mit einer unzählbaren Menge Volks angefüllt. Das Unglück der Juden war durch die Hungersnoth auf's höchste gestiegen. Alles mußte, wie unter dem Nabuchodonoser in den Tagen des Jeremias, zur Nahrung dienen. Eine Mutter tödtete sogar ihren Sohn zur Speise. i5i Ein Haufe wüthentee Menschen, die sich Eife¬ rer für das Gesetz Mcysis nanntet!, tyrannisirte das Volk in der Stadt, und ermordete die vor¬ nehmsten Personen, welche die Uebergabe der Stadt an die Römer anriethen. Die Schwärmerey, gestärkt durch den Glau¬ ben an falsche Propheten trotzte allen Leiden und Gefahren, und dem Tode selbst. Titus schwur vor Gott, daß die . Juden eS wären, die den Krieg haben wollten, und die den Frieden und die Vergessenheit auf alle ihre Empörungen aus- geschlagen haben, tzso zogen sie durch ihren hart¬ näckigen Widerstand herbey, die Erfüllung je¬ ner Worte, die Christus mit dem Kreuze bela¬ den auf dem Wege gegen den Ealvarieberg zu den Töchtern Jerusalems gesprochen: Weinet nicht über Mich, sondern weine! über euch und über eure Kinder; denn sehet, es werden Tage , kommen, da man sagen wird : Selig sind die Unfruchtbaren, die Leiber die nicht geboren, und die Brüste, die nicht gesäuget haben, alsdann weiden sie anfangen zu den Bergen zu sagen: Fallet über uns! und zu den Hügeln: bedecket kuc. 2Z. uns! denn thun sie dwses am grünen Holze, 26 -- Zi. was wird mit dem dürren geschehen? Nie hat eine Stadt so vieles erlitten als Jeru¬ salem, und nie von Anbeginn der Zeiten war ein Volk so voll Sünden, und so fruchtbar an Freveln a!s dieses. Da sich die Juden nach einer vierzig- tägigen Belagerung Meder auf Gnade noch Un¬ gnade ergeben wollten, eroberte endlich Titus die Stadt mit Sturm, nachdem er vergeblich alles Mögliche versucht hatte, die Juden durch iö2 Güte zu gewinnen, und der Stadt und des Tempels zu schonen. Es war in dem Kriegsrathe des Titus be¬ schlossen, den Tempel zu erhalten; allein Gott hatte schon vorlangst beschlossen und das Feuer der Zerstörung geordnet, und so geschah es, daß ein Soldat einen lodernden Brand durch ein Fenster in einen Gang nahe am Heiligthume des Tempels warf. Titus selbst mit seinen Feld¬ herren eilte herbey die Eluth zu löschen; aber er¬ sah sich gezwungen den Tempel zu verlassen , den er so gern erhalten hatte. So ward der Hem¬ pel ein Raub der Flammen, und Jerusalem auf immer unter seinen Ruinen begraben. Als Titus in die Stadt einging , bewunderte er die Festigkeit ihrer Mauern und Thürme, und bekannte vor der ganzen Armee, daß Gott «klein die Juden aus diesen Festen vertrieben habe. Der römische Feldherr befahl die Trümmer der Stadt und des Tempels zu schleifen, und zog mit dem siegreichen Heere ab. Die Juten mußten nun von ihrem Opferdienste zu Jeru¬ salem abstehen, weil sie keinen Tempel mehr hatten. Im vierten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung versuchte Kaiser Julian, nachdem er das Ehristenthum abgeschworen hat, die Weis¬ sagung Ehristi und Seines Propheten Daniels zu vereiteln. Er erlaubte den Juden den Tem¬ pel zu Jerusalem wieder aufzubauen, und ver¬ ordnete den Fond aus dem öffentlichen Schatze. Die Juden kamen aus allen Gegenden nach Je¬ rusalem, arbeiteten mit Eifer, sie rießcn den i5Z alten Grund des Tempels heraus, um einen neuen zu graben. Nachdem sie den letzten Stein aus dem Grunde gehoben, und somit die Weis» sagung Christi, daß kein Stein auf dem andern Luc. »g. 44. bleiben solle, erfüll/t haben, loderten auf eben diesem Orte aus der Erde fürchterliche Feuer¬ flammen hervor, deren schreckliche Aufwallun¬ gen die Arbeiter verzehrten. Das Rühmliche geschah bcy verschiedenen Versuchen, und sie wa¬ ren gezwungen von ihrem Vorhaben auf im¬ mer abzustehen, und die Statte, auf welcher einst der Tempel stand, liegt bis auf den heu¬ tigen Tag öde, und bezeuget die Göttlichkeit der Weissagungen und die Wahrheit unserer Reli¬ gion , bis die zur Bestrafung des Judenvolkes festgesetzte Zeit verstreichen wird. Alsdann wer¬ den sich seine Ueberbleibsel zu dem Herrn bekeh¬ ren , Den als ihren Erlöser anbethen, Den ihre Vater getödtet haben, und werden an Seinen ewigen Erbarmungen Antheil nehmen. XXVI. Die kleinen Propheten- Alle Propheten, die zu verschiedenen Zeiten, und an unterschiedlichen Orten die Ankunft Chri- .sti und Seine Geheimnisse predigten, reichten einander die Hand, und bezeugten einstimmig die Wahrheit, die jeder Einzelne verkündigte. Gottes Güte wollte die Religion auf unerschüt- i54 tcrlichen Gründen festsctzen , und von vielen Zeugen bestätigen lassen. . Es wird wohl auf dem ganzen Erdboden nicht leicht ein Volk zu finden seyn, das nie etwas gehört hatte von den Schicksalen der jüdi¬ schen Nation, die Gott zur Strafe ihrer Untreue und auch zur Verbreitung der heiligen Offen- banmg zu den Aegpptiern, Assyriern, Chal¬ däern und andern heidnischen Völkern verwiesen hat. Seit der Zerstörung Jerusalems durch den römischen Krieg find die Juden in der ganzen Welt zerstreuet, und unter allen Völkern müs¬ sen fie hören, den Vorwurf, baß sie nichts bes¬ seres verdient haben. Ihre Zerstreuung bezeuget unter allen Erdenbewohnern, daß Jesus, Den sie verlaugnet haben , der Messias, Erlöser der Welt sey, und ihre Erhaltung beweiset, baß sie von Gott nicht auf immer verworfen sind; es wird noch eine Zeit kommen, daß sie glauben, und sich bekehren werden. An die Stelle der abtrünnigen Juden hat Gott die Heiden zu Seiner Kirche berufen, und nachdem diese aus eigener Schuld sich des Rech¬ tes Kinder Gottes zu seyn, durch ihre Sün¬ den unwürdig machen, wird Gott Seine Kir¬ che mit der allgemeinen Bekehrung der Juden Rom. ii. erfreuen. Indessen bewahren und verbreiten sie »2 — 23. überall unter der Sonne die heiligen Bücher des alten Bundes, aus denen sie sich selbst und die Heiden belehren können, daß der Messias, Den ihre Vater gekreutziger haben, von den Prophe¬ ten durch alle Zeiten vorher geprediget wurde. Juden und Heiden, die m dem. Unglauben da- ,55 hin sterben, werden vor dem göttlichen Gerichte mit allen unbekehrten Sündern selbst bekennen, daß ihr Untergang nicht aus dem Mangel der Beweise für die Wahrheit der heiligen Religion, sondern aus der Verkehrtheit ihres Herzens her¬ rühre, weil sie Augen haben, und nicht sehen wollen, sie haben Vernunft, und wollen das Licht unter den Finsternissen nicht erkennen. Wenn die Juden bey sich selbst nachdenken, oder von den Heiden gefragt werden, was die Ursache ihrer Zerstreuung unter alle Völker sey, so lesen sie die klare und deutliche Ant¬ wort in dem Propheten Oseas: Die Kinder Israels werden eine lange Zeit ohne König, ohne Fürsten, ohne Opfer, ohne Altar seyn, weil'sie sich wider ihren König aus dem Hause Ossa. 3.4.5. Davids, wider den Messias empörten, und sagten: Wir wollen Diesen nicht zum KönigeLucasig.>4- über uns haben. Sie finden überall unter dem Himmel katholische Tempel, in Lenen die Kin¬ der der Kirche Gott im Geiste und in der Wahr, heit anbethen, nach der Weissagung des näm¬ lichen Propheten, der im Nahmen Gottes ge¬ sprochen hat: Ich will für Mich die heidnische Nation auf der Erde wie den Saamen aus¬ streuen , und Mich erbarmen über die, welche genannt wurde: Ohne Barmherzigkeit. Ich will auch sagen zu dem Volke, das nicht Mein Volk war: Du bist Mein Volk, und eS wird Oseas 2.20. Mir sagen: Du bist mein Gott, wie der himm- 24. lische Vater zu Seinem Sohne gesprochen hat: Ich will Dir die Heiden zu Deinem Erbtheile, und die Gränzen der Erde zu Deinem Besitze geben. Psalm 2.8. 156 Aber! welche Theilnahme hat die Gcrech- 2 Kvllnth. tigkeit mit der Bosheit? oder welche. Gcmein- 6. i,. schäft hat das Licht mit der Finsternis? Um zum Besitze des Reiches Christi zu gelangen , ist der Glaube nothwendig. Jene, welche zur Bestäti¬ gung der Glaubens-Wahrheiten neue Wunder- Verlangen, werden außer demselben bleiben; so wie auch alle jene, welche Sunde auf Sunde, Ungerechtigkeit auf Ungerechtigkeit Haufen, und unbußfertig sterben. Der Unglaube muß durch ' das Licht des Glaubens verscheuchet, das Laster mit allen bösen Gewohnheiten unterlassen und abgebüßet, und die Tugend durch getreue Be¬ obachtung der göttlichen und Kirchcngebothe ge- übet werden. So erklärte Gott Seinen Willen durch den Propheten Joel: Bekehret euch zu Mir aus eurem ganzen Herzen, durch Fasten, Weinen und Seufzen. Zerreißet eure Herzen, und nicht eure Kleider, und bekehret euch zu dem Herrn euern Gott; denn Er ist gütig und barmherzig, langmüthig, und von großer Er- barmung , Er verzeihet die Bosheit leicht. Stel¬ let eine heilige Fasten an, versammlet das Volk, heiliget die Gemeinde, berufet die Alten, versammelt die Kleinen und Säuglinge, der Bräutigam gehe aus seinem Brautgemache, und die Braut aus ihrem Hochzeitbette. Die Priester, die dem Herrn bienen, sollen zwischen dem Tempel und Altäre weinen und sagen: verschone o Herr! ver, schone dein Volk, und lasse deinen Erbthcil nicht zu Schanden werden, daß Heiden darüber herrschen. Joel 2. Warum soll unter den Volkern gesagt werden: Mo i2 —,8. ist ihr Gott? Alsdann wird der Herr über Sein Land .57 eifern, und Sein Volk verschonen. — Worin aber die Erbarmungen Gottes über die bußfertigen Sünder bestehen/ sagt eben dieser Prophet: Ich werde Meinen Geist über alles Fleisch aus- gicßen, über alle Stande der Menschen / und ein jeder/ der den Nahmen des Herrn anrufcn wird/ soll selig werden. Der Geist Gottes/ E' Den Jesus von Seinem Vater sandte/ lehret —r» uns alle Wahrheit/ erhebet unsere Herzen zu himmlischen Begierden / erleuchtet den Verstand, offenbaret Wahrheiten/ die wir glauben/ und lehret Tugenden / die wir ausüben sollen / gibt uns Muth und Kraft wider den.natürlichen Hang zum Bösen / und wider alle Verführungen der Welt, tilget die Schuld unserer Sünden und machet, daß wir nach dem Gesetze Gottes leben. Der Sünder geblendet von der Sinnlich¬ keit, verhärtet und unempfindlich gegen alle Heils¬ lehren und Ermahnungen, glaubt oft in der Verläumdung, in der Wollust, Betrügerei), Habsucht, und im Wucher sein Glück zu finden; er glaubt durch Unterdrückung anderer sich zu erheben, und gefallt sich selbst, wenn ihm seine bösen oft unter der Decke der Gerechtigkeit und der Menschenliebe verborgenen Rathschlage ge¬ lingen. Er glaubt sein Gewissen betäubt, und seinem Nahmen ein Andenken gestiftet zu haben, wenn er wider Alles , was heilig, göttlich, und kirchlich ist, mit Scheingründen eigener Ver¬ nünftelet) rasoniren, und Andere von der Glau¬ benswahrheit/ und von der Tugend der Heiligen abzuleiten weiß; er bedenkt aber nicht, daß der¬ gleichen Handlungen sein Unglück um so mehr i58 erhöhen/ je höher er sein Glück getrieben zu Haben wähnet. So eine unvorgesehene Wendung verkün¬ dete Gott durch den Propheten Amos: Es wird an jenem Tage geschehen / daß die Sonne am Mittage untergehen wird / und Ich will daS AmoS L. g. Lcmd beym Hellen Tage verfinstern. Wie dieses in Erfüllung ging / erzählet die evangelische Ge¬ schichte. Bep Seiner Ankunft auf die Welt umfaßte Jesus mit brüderlicher Liebe die Juden; sie aber haßten/ verlaumdeten Ihn öffentlich, und im Geheim, mißgönnten Ihm alles Gute im höchsten Grade. Er erwies ihrem Undanke neue Gnaden, überhäufte sie mit Wohlthaten, und segnete die Ihn Fluchenden. Sie waren nur bedacht/ Ihm so viele Kränkungen und Beleidi¬ gungen / als möglich war, anzuthun, und glaubten dann den Triumph zu fingen, wenn sieJhn zwischen denMissethätern amKreuze werden hangen sehen. Allein die Angststunden des Todes Christi von zwölf bis drey Uhr Nachmittags waren auch Stunden der Angst und der allge¬ meinen Betrübnis unter dem Volke. Es ward Finsterniß vom Mittage bis drey Uhr über die ganze Erde. Der Vorhang des Tempels zerriß von oben bis unten. Die Erde bebte, die Felsen spalteten, die Graber der Todten öffneten sich/ Matth. 27. und alles Volk, das bey diesem traurigen Vor- 5l. 52. gange am Kaloarieberge zugegen war, da sie sahen , was geschehen war, schlugen an ihre Luc. 25.48. Brust, und kehrten nach Hause. Wie groß aber wahrend diesen Stunden die Angst, Furcht, und Verzweiflung der Betroffenen gewesen, die lüg an dem Tode des Gerechten schuld waren, und wie schwer die göttliche Gerechtigkeit über die- jnigcn wird, die in dem Unglaubenhartnackig verbleiben , drücken die Worte des Propheten aus: Ich will so ein Trauern unter ihnen er¬ regen , wie wenn man bey dem Tode des ein¬ zigen Sohnes Leid tragt, und sie sollen ein jämmerliches Ende nehmen. Amos 6. ,o. Die größte und letzte der göttlichen Strafen ist nach Aussage der heiligen Schrift die Ver¬ blendung, daß ein Volk die Stimme guter See- lenhirten, würdiger Verkündiger des Evangeli¬ ums nicht hören will, oder wenn Gott zulaßt, daß böse dem Volke schmeichelnde Priester auf- trcten, die das Böse gut, und das Gute bös nennen ; die das Eingefallene nicht wieder bauen, das Schwache und Wankende nicht befestigen, und auf ihren eigenen Wegen gehen. Wenn Ez/ch- >8. Gott nur einiger Maßen über die Sünden des *6—rg. Volkes zürnet, laßt Er ein Volk wider das andere waffnen, verbreitet Kriege, Unfrucht¬ barkeit der Erde, und Dürre , Verwüstung, Hunger und Sterben unter den Menschenkindern. Nachdem aber ein Volk das Maaß seiner Sünden erfüllet hat, so laßt Er alsdann in Seinem g rechten Zorne treulose Kirchendiener, weltlich gesinnte und verderbliche Hirten hervorkommen, die nur die Einkünfte ihres Amtes beziehen , die Milch der Schafe essen , und sich mit ihrer Wolle Z§, kleiden, die Heerde aber nicht weiden. 5. 4. Wennder Unterricht lau ertheilt, und eben so lau angehöret wird, wenn die heiligen Sakramente nicht mit aller ihrer hohen Würde entsprcchen-derr i6o Andacht und innerlichen Rührung ausgespendet und empfangen werden, dann wird das Gebeth oberflächlich verrichtet und unterlassen, die re¬ ligiösen jugendlichen Eindrücke des mütterlichen Unterrichtes werden geschwächt und außeracht¬ gelassen , die Furcht Gottes wird aus dem Herzen verbannt, die Sinnlichkeit bekommt die Ober- Psalm 142- Hand, und so entsteht unter den Menschenkindern 6' jene Dürre des Geistes, die den Hungerstod und den ewigen Untergang nach sich zieht, nachdem Aussprüche des Propheten: Ich werde einen Hunger in das Land schicken, nicht Hunger nach Brot, auch nicht Durst nach Wasser, sondern das Wort des Herrn zu hören , und sie werden vom Meere zum Meere, von Mitternacht gegen Mittag laufen das Wort des Herrn zu suchen, und sie werden es doch nicht finden. Schöne Amos. 8. Jungfrauen und Jünglinge werden vor Durst n —»3. vergehen. Jsaia 1I. Das Holz des Kreuzes Christi, das den io. Völkern zum Zeichen stehet auf dem Berge Pf. 77. 68. Sion, den Gott liebet, und das kostbare Blut der Erlösung, welches in dem Hause Jakobs in der katholischen Kirche angebethet wird, ist das einzige Rettungsmittel von dem ewigen Un¬ glücke. Die Kirche nimmt in ihren mütterlichen Schooß auch ihre grimmigsten Feinde auf, und gibt ihnen das Heil, wenn sie sich als gehorsame Kinder ihrer Leitung und Liebe unterziehen, wie sie einen Augustin, einen Saulus ausge¬ nommen und geheiliget hat, daß dieser der eifrigste Verkündiger des Glaubens, und Apostel der Heiden, und jener der Lehrer der Wahr- i6l heit, und das Licht der Kirche geworden ist. So lange die Welt steht, wird die Kirche me aufhören, alle Völker zu dem Reiche Christi zu rufen, und Alle, die sich ihr nähern, in dem Blute Christi ihres Bräutigams zu heiligen, auf daß erfüllet werden die Worte des Propheten Abdias: Auf dem Berge Sion, der heilig seyn wird, wird man Heil finden, und das Haus Jakobs wird Diejenigen besitzen, die es beherrsch¬ ten und drückten, dem göttlichen Aussprüche Abd. »7. gemäß: Wo die Sünde überhand genommen hat, rst die Gnade übergroß geworden. Röm. 5. 20. Jonas war ein Zeichen und Vorbild vieler und großer Geheimnisse. Er war drey Tage und drev Nächte in der Tiefe des Meeres in dem Bauche eines großen Seethieres, und kam wieder lebendig auf das Land hervor. Diese wunderbare Be- Jonas 2. gebenheit bestätigte Jesus, da Er von^ Seinem » — Tode, Seiner Begräbniß, und Auferstehung sagte: Also wird des Menschen Sohn drey Tage und drey Nachte in Yem Schooße der Erde seyn. Matth. 12. Jonas predigte Buße den Heiden in Ninive, einer 4<>. großen Stadt von drey Tagreisen im Umkreise, und bedrohte sie mit dem Untergange, wenn sie sich nicht binnen vierzig Tagen bekehren. Jesus Jonas 3. ist gekommen zu suchen und selig zu machen, » — 4 was verloren war. Daher predigte Er allen Luk. ig. »o. ohne Unterlaß die Buße und Herzensbekehrung, und nahm Lernbegierige und Reumüthige auf. Luk. 9. »i- Gott offenbarte an den Niniviten, deren mehr als hundert und zwanzig tausend Men¬ schen waren, die Macht Seiner Gnade. Sie wa¬ ren Heiden, ihre Laster schrien zu Gott um r6s Jonas 4. Rache, sie hatten bisher keinen Propheten gehabt, »I- und keine Wunder gesehen; doch glaubten sie dem Manne, den Gott aus einem fremden Lande zu ihnen sandte, wirkten auf das Wort des Propheten im Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes im strengen Fasten, im Gebethe und wah¬ rer Besserung Buße, vom Größten bis zum Klein¬ sten, der König und seine Unterthanen. Gott JonaS 3. verzieh ihnen die Schuld, und that ihnen nicht 4 — »0. das Uebel, welches Er ihnen angedrohet hatte. Christus drohet Allen, die im Unglauben und in Sünden hartnäckig beharren, daß die Einwohner von Ninive gegen sie im Gerichte auf- Lukas n.3s. stehen und sie verdammen werden. Das Juden¬ volk tödtete Ihn und verfolgte Seine Apostel; die Heiden aber nahmen sie als Himmelsbothen, wie Engel auf Gott ertheilte ihnen ein zum Glauben bereitwilliges Herz, und große Ehr¬ furcht gegen die Äpostel Christi. Ihre Lehren fanden bey den Heiden Aufnahme, und wirkten Früchte der Bekehrung und Werke aller Gott¬ seligkeit. Michäas predigte die ewige Geburt Chri¬ sti vom Vater, und bestimmte mehr als sieben hundert Jahre vor Seiner Ankunft in der mensch- Mlchäas5.2. lichen Natur Seine zeitliche Geburt zu Bethle- Matth. 2°. hem im Lande Juda. Der Prophet verkündete 1—6. die Allmacht Seiner Gnade, von welcher der Philip. 4. heilige Paulus sagte: Ich vermag Alles durch r3. Den, Der mich kräftiget. Jesus der Sohn Got¬ tes und des Menschen hat den Schlüssel Davids zu dem Reiche Gottes, das hier auf Erden in der Kirche Gottes beginnt, und im Himmel ewig ,6Z bestehen wird. Jenem, dem Er öffnet, kann Niemand verschließen, und wem Er verschließt, kann Keiner öffnen. Durch die Ihm von Sei-Offeiib.5.7. nem Vater verliehene Macht, wird Er den stark bewaffneten Fürsten der Welt, den Geist des Bösen überwinden, und ihm den Raub nehmen, das Menschengeschlecht aus seiner Bothmaßigkeit erlösen. Alle aber, die sich durch Unglauben und Laster in die vorige Sclaverey freywillig stürzen , wird Er verderben; daher sagt der Pro¬ phet : Er wird bis zum Ende der Welt verherr¬ lichet werden , Seine Hand wird über alle Feinde erhöhet werden, und alle Seine Widersacher wer- Mkchaa 5. den zu Grunde gehen. 4-9- Die Gerechten werden in diesem Leben ver¬ folget , wie der Prophet im Geiste Christi lehret, der Sohn wird den Vater schmähen, die Toch¬ ter sich wider die Mutter , und die Schwieger¬ tochter wider ihre Schwiegermutter auflehnen, und des Menschen Feinde werden seine Hausge- Mlchäa 7. noffen seyn; aber enthüllt wird einst die Unschuld 6. 7. und Tugend der Gerechten, wie auch die Bos¬ heit der Gottlosen. Sieh! auf den Bergen sind die Füße Eines, Der eine gute Bothschaft bringt, und den Frieden verkündiget, rufet Nahum; halte deine Festrage 0 Juda, und statte deine Gelübde ab; denn Belial wird hinfort nicht mehr durch dich ziehen , weil er, ganz zu Grunde gerichtet ist. Kinder der Kirche! euch verkündet Nachum. Jesus den Frieden , ihr seyd aus der Sclaverey »5. der Sünde und der Hölle gerettet worden, und habet die Gaben des heiligen Geistes empfangen; verletzet nicht eure Taufgelübde. Euch sind die .11 * »64 Va- Be¬ schwerde mehr seyn wird. Dem Habakuk offenbarte Gott die Strenge der Gerechtigkeit, die Er über die Gottlosen üben wird. Die auf den Trümmern der Ehre und des Glückes des beneideten Nebenmenschen die eigene Ehre und ihr Fortkommen bauen, wird Er herabschleudern, und die Hochmüthigen zum Gräuel machen; daher sagt der Prophet: Er sah zu, und machte die Heiden mutblos, die Berge der Welt wurden zerschmettert, und die Habakuk 5. Hügel der Erde beugten sich vor Seinen ewigen Wegen. Wie jämmerlich wird der Zustand des hier geehrten, reichen und mächtigen Lasterhaf¬ ten , da er vor dem Gerichte Gottes sich selbst sein Urtheil sprechen wird: Herrs Du bist zum Heile Deines Volkes ausgezogen, um es durch Deinen Gesalbten zu erlösen , Du hast das Haupt Habakuk 3. von dem Hause des Gottlosen geschlagen, und es gänzlich zu Grunde gerichtet. Sophonias schildert den Tag der zweyten Ankunft Christi am Tage des Gerichtes, und sagt: Der große Tag des Herrn ist nahe, er ist nahe, und kommt schnell heran; das ist ein Tag des Zornes, ein Tag der Trübsale, und Sophon. i. der Angst , ein Tag des Jammers und des Elen- ,4. i5. des. Da wir unlerm Gott bisher untreu wa¬ ren , wollen wir denn noch länger unentschlossen bleiben, Ihm allein unser ganzes Herz zu ge¬ ben ? Wie liebreich rufet uns Jesus zu durch SeinenPropheten : Ehe der grimmige Tag des Herrn über euch komme, suchet den Herrn ihr Sffenb. 2i. 4- 5. Wohnungen in dem Hause des himmlischen ters bereitet, wo keine Trauer und keine -65 Sanftmüthigen in dem Lande, die ihr Seine Gebothe gehalten habet, suchet den Gerechten, suchet den Sanftmüthigen, auf daß ihr an dem Tage des Zornes des Herrn verborgen werdet- Sophon. 2. Ich will euch gereinigte Lippen geben, auf daß 3- ihr Alle den Nahmen des Herrn anrufet, und Sophon. S. Ihm in einem Geiste bienet. 3- Gegen fünfhundert Jahre vor Christi Ge¬ burt ward der Tempel zu Jerusalem, den Na- buchodonosor zerstörte, wieder aufgebaut. Die Alten unter den Juden, die den vorigen von Salomon erbauten Tempel gesehen haben, er¬ gossen sich in Thranen, da sie die Armuth die¬ ses letzter» mit der Pracht des erster» verglichen. Da trat der Prophet Aggaus im Nahmen des Herrn auf, und sprach: Alles ist in Meiner Gewalt, und wenn ich wollte, so würde Ich dieses Haus durch Reichthum an Gold und Silber noch glanzender machen; allein Ich habe für dieses Haus einen neuen Glanz Vorbehalten durch die Ankunft Desjenigen, Der das Verlangen und die Erwartung der Völker ist. Also wird die Herrlichkeit dieses letzten Hauses größer, als die des ersten seyn, und Ich will an diesem Orte AggZus 2. Frieden geben. In diesem Tempel ward Chri- 9- ro- stus Seinem himmlischen Vater vierzig Tage nach Seiner Geburt von Joseph und Maria dargestellt. In diesem Tempel bethete und lehrte Luk. 2.2s. Er. Dieses verkündete der Prophet, da er sagte: 46 — 49. Noch eine kurze Zeit, und Ich will den Him¬ mel und die Erde, das Meer und das Trockene erschüttern, Ich will alle Völker in Bewegung setzen, alsdann wird kommen Der, Der das i66 Aggäus 2. Verlangen aller Völker ist, und Ich will dieses 7. 6. Haus mit Herrlichkeit erfüllen. Die Kräfte der Himmel waren erschüttert, als die Herrlichkeit Gottes umleuchtete die Hir¬ ten auf dem Felde, in der Gegend Bethlehems, und ein Engel ihnen die große Freude der Ge¬ burt des Heilandes verkündigte, da der Lobge¬ sang himmlischer Herrschaaren auf Erden gehö- Luk. 2. ret ward, und ein wunderbarer Stern die Wei- 8. — 14. sen aus dem Morgenlande zu der Krippe des gött¬ lichen Erlösers führte. Die ganze Erde ward in Bewegung gesetzt, da durch die Predigten der Apostel die Völker dem Götzendienste so bereit¬ willig entsagten, und den Gekreuzigten als ih¬ ren Gott und Erlöser in Heiligkeit und Gerech¬ tigkeit anbetheten. Die Engel, die vorhin als Diener der göttlichen Gerechtigkeit die göttlichen Strafgerichte, über die Gottlosen vollzogen, sind durch die Ankunft und durch den Versöhnungs- tvd Christi nun Diener der Barmherzigkeit Lot¬ tes, ausgesandt zum Dienste Aller, welche Er- Hebr. I.14. ben der Seligkeit seyn sollen. Jesus der König der Könige, Dessen Herr¬ lichkeit Himmel und die ganze Erde voll sind, der von zahllosen seligen Geistern umgeben ist, war wahrend Seines Lebens auf Erden so ge¬ ring geschätzt, daß man Ihn um dreißig Sil¬ berlinge verkaufte, und diesen schönen Werth in Zachar.n dem Hause des Herrn dem Töpfer hingab, wie i2. iS. es Zacharias vorher sagte: Er suchte und sam¬ melte die verlornen Schafe aus dem Hause Is¬ rael; allein der gute Hirt war geschlagen, und Zachor.rS. 7. die Schafe zerstreuten sich. Er wird sie wieder r6/ sammeln , ihnen den Geist ter Gnade und des Gebethcs ausgießen, sie werden Ihn erkennen, und aus Liebe zu Ihm sich wegen allen ihren Vergehungen in Thränen ergießen. Wie dieses Zachar. 12. in Erfüllung gehen solle, verkündet Malachias >0 — »2. der letzte Prophet, der ungefähr vier hundcr? und fünfzig Jahre vor Christi Ankunft gesandt war. Er sagt: Ich habe kein Wohlgefallen an euch, Ich will auch keine Gabe von euerer Hand annehmen, denn vom Aufgange bis zum Nie¬ dergänge ist Mein Nähme groß unter den Heiden, und an allen Orten werden Meinem Nahmen Opfer gebracht; denn mein Nähme ist groß unter den Heiden, spricht der Herr der Heer- schaaren. Dieser Prophet reichet d:e Hand dem Makach. i. Vorläufer Christi, Johannes dem Täufer in rc> n. der Wüste, und sagt: Siehe! Ich sende Mei-Malach.3. i. nen Engel, der wird Meinen Weg vor Mir be¬ reiten- Johannes war der Freund des göttlichen Joh. 3.2g. Bräutigams, Der alle Menschen zu dem großen Opfer für das Heil der Welt gerufen hat. Alle fene , die seinem Predigtamte glaubten, hofften auch auf die Ankunft des Heilandes, indem er nur von Ihm in dem Geiste und in der Kraft des Elias predigte. Er kehrte die Herzen der Patriarchen und Propheten zu den Kindern hin, daß diese erkannten und glaubten an den Erlö- Luk. r. 17. ser , Der ihren Vätern verheißen war. Nachdem Mopses und alle Propheten von dem Gesalbten Gottes geschrieben haben, Der als Gottes und Menschen Sohn alle Vorbilder und Weissagungen erfüllte, konnte Jesus mit Recht den ung läubigen Juden sagen : Denket nicht. ,68 daß Ich euch vor dem Vater anklagen werde; I»h. 5. 45. es ist Einer, der euch anklaget, Mopses, auf den ihr vertraut. Ihr widerstrebet nicht nur Mir, sondern auch den Weissagungen Moysis, und aller Propheten. Wiewohl sie die heiligen Bü¬ cher bewahren, in ihren gottesdienstlichen Ver¬ sammlungen darin lesen, weil sie in diesen Schrif¬ ten das ewige Leben zu haben meinen , glauben sie doch den Weissagungen Mopsis und der Pro¬ pheten nicht, weil sie Dem nicht glauben, Den Gott gesandt hat. Hart ist die Anklage wider die Juden. Fremde Völker, Heiden, die Jesum nicht suchten, fanden Ihn; die Juden aber, die Ihn suchten, fanden Ihn nicht. Die Hei¬ den , die Jesum nicht predigen hörten, glaubten den Predigten der Apostel, die Juden aber, die Ihn hörten, und Seine Wunder sahen , kreuzig¬ ten Ihn. Wird sie vielleicht entschuldigen der Vovwand, daß die alttestamentlichen Schriften dunkel sind? Es ist wahr, daß manche Stellen mit Dun¬ kelheit umhüllet sind. Zu diesen gehören die Weissagungen, welche die Abschaffung des mo- say'schen Zeremoniengesetzes und Opferdienstes be¬ treffen- Auch diejenigen, welche glaubten, daß das Gesetz Moysis immer bestehen werde, ver¬ sündigten sich oft und schwer wider die Gesetze. Sie würden noch weit mehr das Gesetz verachtet und sich dadurch noch größere Strafen zugezo¬ gen haben, wenn die künftige Aufhebung des Gesetzes durch die Güre Gottes vor ihren Augen nicht verborgen geblieben wäre; denn die heili¬ gen Urkunden sind voll von den Zeugnissen , daß i6g sie ein halsstärriges Vols waren. Selbst in 2 Moys, der ägyptischen Gefangenschaft sagten sie dem ihren Ungehorsam strafenden -Jeremias: Was du im Nahmen Gottes zu uns geredet hast/ wer¬ den wir dir nicht gehorchen / sondern wir wol¬ len das halten, was wir selbst gelobet haben; diesemnach opfern wir der Königin des Himmels (so nannten sie den Götzen), und bringen ihr Trankopfer, wie wir, unsere Vater, unsere Kö¬ nige , und unsere Fürsten in den Städten Juda, und auf den Plätzen zu Jerusalem gethan ha¬ ben; da hatten wir des Brotes satt, wir wa¬ ren frölich, und kein Unglück ist uns widerfahren; seit wir aber aufgehört haben der Königinn des Himmels zu räuchern, und ihr Trankopfer zu bringen, leiden wir an Allem Mangel, und Jeremias 44. kommen durch Schwert und Hunger um. So »6—»8. starrsinnig, hartnäckig und unverschämt waren sie in Uebertretung des verbindendsten Gesetzes, selbst unter der Strafruthe Gottes. Sie dürften zu ihrer Entschuldigung sa¬ gen : Wäre Christus mit der Majestät der Gott¬ heit allein gekommen, und nicht in der Schwach¬ heit des Menschen, so hätten wir Ihn erkannt, Ibn als unfern Herrn und Erlöser angebethet. Wie kann dieser Einwurf ihren Starrsinn ent¬ schuldigen , und die Größe ihres Unglaubens mindern? Es stehet ja in ihrem Gesetze, worin sie das ewige Leben zu haben meinen, geschrie- Joh. 5. Zg. ben, wie ihre Väter am Fuße des Berges Si¬ nai vor der Stimme des Allmächtigen bebten, und zu Mopses sagten: Rede du mit uns, wir 2. Moys, wollen gehorchen; aber der Herr rede nicht zu 20 ,g. I /o . uns , damit wir nicht etwa sterben. Haben denn die nun lebenden Sterblichen mehr Kraft, ge¬ gen die Majestät der Gottheit zu stehen, als die Israeliten nach dem Auszüge aus Aegypten? Dort steht es auch geschrieben, daß Mopses der getreue Diener Gottes sein Angesicht verhüllte, und sich nicht getraute anzuschauen Gott, Der Sich in der sinnlichen Vorstellung des Feuers in dem brennenden und nicht verbrennenden Bu¬ sche auf dem Berge Horeb herab ließ, und ihm --.MoysiS 3. zurief: Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks 0- und Jakobs- Sie lesen über bicß in ihrem Ge¬ setze: Als Mopses vom Berge Sinai herabsiieg mit den zwey Gesetztafcln, glanzte sein Ange¬ sicht von der Unterredung mit Gott dergestalt, daß Aaron und alle Israeliten nicht das Herz hatten sich ihm zu nähern, und nicht vermoch¬ ten zu schauen in sein Angesicht wegen dem Glanze der Herrlichkeit; daher Mopses, so oft er mit ihnen redete, einen Schleyer vor sein Angesicht 2Moys. 34- hängte. Dieß geschah zur Beglaubigung dcr Lg. —35. gütlichen Sendung Moysis, und zum Vorbilde der Herrlichkeit des göttlichen Sohnes in der menschlichen Natur; denn konnten die Juden den Glanz Seines Vorbildes nicht ertragen, wie hatten sie ertragen können die Herrlichkeit der Gottheit Christi, wenn Er Seine ewige Maje¬ stät nicht unter der Hülle der menschlichen Na- 2 Korinth 3. tur verborgen hatte? Aus diesem Grunde ließ Jesus 7 — rZ. die Umstande des Lcbene, Todes und Seiner Auf¬ erstehung durch die Propheten verkündigen, Er¬ wirkte zur OffcnbarungSeiner unter dem Schleyer der Menschheit verborgenen Gottheit Wunder, -7» und forderte unbedingten Glauben von Seinen Jüngern. Die Apostel erstaunten, und betrüb¬ ten sich, da Thomas der Aussage der Mitapo¬ stel, der frommen Weiber, und der Jünger, die Jesum nach der Auferstehung gesehen haben, nicht glaubte. Christus nannte ihn ungläubig. Seine unendliche allvermögende Liebe heilte sein Herz von dem Unglauben, und darauf sagt Jesus: Selig sind, die nicht gesehen haben , und glauben, eben so fest auf Ihn vertrauen, und Ihn von ganzen Herzen lieben, wie Thomas, nachdem er durch den Augenschein und durch das Anrühren Seiner Wundmahle gläubig ge- worden ist. Von so einem lebendigen, durch die Johann so. Liebe wirksamen Glauben spricht der Apostel, 27 — 2g: da er sagt: Hatten die Schriftgelehrten und Weisen unter den Juden die Weisheit Gottes erkannt, so hatten sie nicht gekreuziget den Herrn » Ker. 2.-6. der Herrlichkeit. Niemand, der durch diesen Glau¬ ben lebet, wird dem Hange zum Bösen einwilli- gen, und beleidigen Christum, Der in der Herr¬ lichkeit Gottes war, und gekommen ist durch Leh¬ ren, Beyspiele, und durch die Gnade der Ver¬ dienste Seines Todes Alle zur Herrlichkeit des ewigen Lebens zu führen. 1/2 XXVII. Werke des Glaubens an die Weissagungen der Propheten vor der Ankunft Christi. Seit dem Tode des letzten Propheten Ma¬ lachias, bis zum Johannes in der Wusle, dem Herolden Christi, durch einen Zeitraum von ungefähr fünfthalb hundert Jahren , redete Gott nicht mehr durch Propheten zu Seinem Volke, Cs gab aber unter den Juden gottesfürchtige Ge- müthcr, die durch Belehrungen auS dem gött¬ lichen Gesetze, und durch einen frommen Lebens¬ wandel sich den Verführungen entgegensetzten. Die Frömmigkeit und der Cifer des Hohenprie- 2 Machab. 3. sters OniaS für die Ehre Gottes erhielt bas i—Z. Gesetz Mopsis und die Propheten bey dem gan¬ zen Volke in Ehren, und flößte selbst abgöttischen Königen und Fürsten Ehrfurcht gegen den Tem¬ pel des Herrn zu Jerusalem ein. Sie hatten viele Achtung gegen das jüdische Volk, welches Gnade vor Gott fand, weil es die Heiligkeit der Religion durch einen gottesfürchtigen Lebenswan¬ del vor den Gottlosen und Heiden bezeugte; daher kamen auch Ausländer nach Jerusalem, den Gott Israels in Seinem Hause anzubethen. Könige und Fürsten schickten kostbare Geschenke zur Verherrlichung des Gottesdienstes dahin. Allein der angenehme Blumenweg führt zum Pa¬ radiese nicht. Die Gerechten, die Auserwahlten Gottes müssen im Feuer der Trübsale geprüft werden- Es ist in den ewigen Rathschlüssen aus¬ gesprochen , daß man auf dem Dornenpfade durch viele Drangsalen in das Reich Gottes cingehen müsse. Aus dieser Ursache bereitete Gott in dem ckpoßelgesch. schönen und blühenden Zustande Seines Volkes 2*' drohende Ungewitter, die die heilige Religion zu erschüttern vermögend wären, wenn nicht Gott die Diener derselben mit der Allmacht Seiner Hand geschützek, und durch die Wunder Seiner Gnade die Einen im Glauben gestartet, die An¬ dern ihres Unglaubens überzeugt, und Viels von den Irrwegen des Lasters auf den Weg der Tugend zurückgeführt hatte. Antiochus, Kör. g in Syrien herrschte nun über Judäa. Der Hohepriester Onias war 2 Machab«, meuchelmörderisch todt gestochen. Antiochus er- 4- 54- laßt eine Verordnung , baß die Juden zur heid¬ nischen Religion gezwungen werden sollen, um vom Gesetze Gottes abzuweichen. Es war un¬ ter Todesstrafe verbothen Feyertage zu heiligen. In dem Tempel war der Abgott Jupiter auf-2Machabä. gestellt, in dem Heiligthume trieben die Heiden 6,2 —6. Unzucht und Hurerey. Die heiligen Bücher, die aufgefunden waren, wurden zerrissen, und ins Feuer geworfen. Hatte Jemand unter den Juden ein heiliges Buch verborgen, und es wurde entdeckt, so ward er eben deßwegen todtgeschlagen. Unter der Todesstrafe war auch die Beschnei¬ dung der neugebornen Knaben, und die Ent¬ haltung von Speisen, die im Gesetze nicht er¬ laubt waren, verbothen, damit die Juden alle väterlichen Gebrauche außer achtlassen, und das Gesetz vergessen sollten. Aber es waren Viele » Machrba. unter den Juden, die aus den heiligen Büchern 4*--62. ein ewiges Leben, ewige Belohnungen der Ge- r-4 rechten , und ewige Strafen der Gottlosen, glaub¬ ten. Sie erkannten in der Lesung der heiligen Bücher, daß Christus der verheißene Messias Sich nur durch Seine Lehre und Seinen heiligen Lebenswandel den Neid und den Haß d^r Aelte- sten unter dem Volke, und den Kreuzestod zu¬ ziehen werde; Sie ließen sich daher nicht ab¬ schrecken und ärgern dadurch, daß es den Veräch¬ tern Gottes und den Glaubensläugnern oft wohl ergehe, indessen der getreue Diener Gottes ver¬ folget und gepemiget werde. Um die Krone der Unsterblichkeit zu erlan¬ gen, verzichteten sie auf alles Irdische, und wa¬ ren bereit eher des schmerzlichsten Todes zu ster¬ ben , als sich wider das Gesetz Gottes zu ver¬ sündigen. Viele sind zwar abgefallen, sie hiel¬ ten die Probe der Trübsale nicht aus. Sie ha¬ ben ihr Leben auf eine kurze Zeit erhalten , da¬ für aber das wahre Leben der Seele, die göttli- Match. 16. ehe Liebe und ewige Seligkeit verloren. Da¬ ss. gegen gab es weit mehrere, die aus Liebe für das Heil ihrer Nachkommen mit der Gefahr des eigenen Lebens die heiligen Bücher zu verbergen wußten. Ihrem gesegneten Andenken haben wir zu verdanken, daß wir diese Bücher noch haben, und daraus die Lehren des Heils schöpfen. Aus ihren Wohnungen und Besitzungen vertrieben, gingen sie umher in Schaf - und Zicgenfellen, in Armuth und Noth, bedrängt und mißhan¬ delt, in Wüsten, auf Bergen, in Höhlen und Klüften, und lebten von Kräutern, um nicht 2 Machabä. sich und die ihrigen mit den bösen Beyfpielen der 5. 27. Heiden zu verunreinigen. Junge und Alte bep- '75 derley Geschlechtes unter ihnen hinterließen «ns die rührendsten Beyspiele des christlichen Stark- muths in den schmerzlichsten Leiden Diese alle, weil sie an den Erlöser glaubten , und auf» die Macht Seiner Gnade vertrauten, waren Kinder der katholischen Kirche, Auser- wählte Gottes, von denen Jesus sagte: Meine Schafe hören Meine Stimme, und Ich kenne sie, und sie folgen Mir, und Ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nicht umkom¬ men in Ewigkeit, und Niemand wird sie aus Meiner Hand reißen. Gott prüfte sie durch Johann io. unerhörte Leiden, fand sie Seiner würdig, und 27.26. rief sie zur seligen Unsterblichkeit. Da es im Gesetze Moysis geschrieben war, daß jeder Knabe , der nicht beschnitten wird, aus dem Volke Gottes ausgeschloßen werden, und keinen Antheil an den den Vatern gemachten - Moysis Verheißungen haben solle, ließen zwLy Mütter »7- *4- ungeachtet des königlichen Verbotbes ihre Söhn¬ lein beschneiden. Sie wurden deswegen mit ihren an den Brüsten angehängten Kindern öffentlich durch die Stadt geführet, und dann über die Stadtmauern herabgeworfen. Sie 2 Machabä. litten die Martern und den Tod , weil sie die 0. -o. Auferstehung der Tobten, und die Belohnung der Tugend bey Gott glaubten. Eleazar ein ehrwürdiger neunzigjähriger Greis, eines reinen und unschuldigen Lebens von Jugend an, ward, gezwungen, er solle den Göttern geopfertes Fleisch essen. Er zeigte festen Entschluß lieber zu sterben, als sich wider das Gesetz Gottes zu versündigen. Seine Freunde und Angehörigen 176 bathen ihn aus einem ungerechten Mitleiden ein ihm bereitetes Fleisch zu essen , und se> mit verstellten Genüsse eines erlaubten Fleisches das Leben zu retten ; allein er glaubte, daß Andere glauben machen, man habe wider die Wahrheit gehandelt, eben soviel vor Gott sey, als das Gesetz in der Thal übertreten zu haben; deß- wegen antwortete er seinen hinterlistigen Freun¬ den: Es wäre ewige Schande meinen grauen Haaren, durch Heuchelep und Verstellung mein Alter zu entehren, und die Jugend zu verführen, als wäre ich am Ziele meiner Lebenslage ein Heide geworden. Darum will ich lieber sterben, um der Jugend ein Beyspiel der Standhaftig¬ keit für die Ehre des heiligen Gesetzes zu hin¬ terlassen. Als er nach vielen Peinen nnd Schlagen den Geist aufgeben sollte, sprach er: Der Herr, Dem nichts verborgen ist, weißes, daß ich große Schmerzen willig leide, weil ich 2Machabä. Gott fürchte. Er starb in der starkmüthigen 6. »ä—Si. Liebe des heiligen Gesetzes als Musterder aus¬ harrenden Tugend zur Nachahmung der Jugend und dem ganzen Volke. Eben so heldenmüthig und ermunternd war der Tod der machabaischen Mutter und ihrer sieben Söhne. Der König wollte an ihnen ein abschreckendes Beyspiel für das ganze Judenvolk aufstellen, um es von der Religion ihrer Va¬ ter abzuwenden. Sie gaben dagegen ein neues wundervolles Beyspiel der christlichen Starkmü- thigkeit. Fürchterlich war ihnen zwar der Tod, weil seine Herrschaft durch den Tod Christi noch nicht besieget war. Kein Mensch, wessen Ge- '77 schlechtes, Standes und Alters er seyn möge, kann entschuldiget werden, auch nicht Vergebung hoffen, wenn er nicht in allen Gefahren, in allen Lagen und Umstanden, in dem Kampfe wider den natürlichen Hang zum Bösen, und wider die Verführungen der Welt standhaft aus harret. Es hilft nichts , angefangen und gekampfet zu haben, wenn man nicht gesteget hat. Nur den Beharrlichen erwartet die KroneLakob.i.is. des Lebens. Vierzig tapfere und angesehene Jünglinge waren in der Verfolgung des Kaisers Lizinius in dem kalten Lande Armenien im stärksten Win« ter des Glaubens wegen verurtheilt in einem überfrornen Teiche ihr Leben zu lassen. Ihrer mun und dreyßig betheten zu Gott, und erwar¬ teten den Tod. Einer, der schon durch mehrere Stunden gelitten, siel vom Glauben ab, und verlangte in das darneben bereitete warme Bad gebracht zu werden; allein kaum berührte er das warme Bad, sank er todt dahin. Wohl ewig Schade, denkt jedes gläubige Herz; hatte er nur noch einige Augenblicke geduldet, der herrliche Palmzweig wäre in seiner Hand, der Himmel würde ihn ausgenommen haben. Groß waren die Leiden der machabaischen Mut¬ ter, die an einemTage siebenSöhne zum Tode füh¬ ren sah, die nicht durch eine Marter-, sondern durch ganz verschiedene ausgesuchte Peinen unter ih¬ ren Augen hingerichtet wurden. Zärtliche liebe¬ volle Mütter mögen sich denken, was diese Mut¬ ter bey so einem Anblicke empfinden mußte. Doch vvll des Glaubens an die Auferstehung und t2 178 ewige Belohnung sah sie nicht so viel auf die Ströme des Blutes, als auf die ihren Kin¬ dern von Gott bereiteten Kronen, sie sah nicht so viel auf die zerfleischten Leiber, als vielmehr auf die Engel, die sich um ihre Söhne lagerten. Sie freute sich im Geiste Mutter der Kinder zu seyn, die für die Ehre der Wahrheit so stark- müthig litten, und der Göttlichkeit des Gesetzes ein so heldenmüthiges Zeugniß ablegten. Die Geschichte der übergroßen Leiden, und des To¬ des dieser sieben Söhne verdient in dem sieben¬ ten Hauptstücke des zweyten Buches der Macha¬ baer gelesen zu werden. Ihre Mutter verdient das Andenken und die Bewunderung Aller, denen Religion und Tugend werth ist. Durch ihr Zusprechen, Er¬ mahnen und Hinweisen auf die ewigen Beloh¬ nungen übergab sie gleichsam jeden ihrer Söhne der Marter und dem Tode für den heiligen Glau¬ ben. Der König wüthcte vor Zorn und Rache, daß ihn Jünglinge zu Schanden machten, und 2 Machab. ließ endlich auch die Mutter hinrichten. So ging 7. -r. an dieser heiligen Familie in Erfüllung, was Jesus der himmlische Bräutigam spricht: Die Hohes Lied. Liebe ist stark, gewaltsam wie der Tod. Sie 6. 6. triumphirt über Himmel und Erde, sie demüchi- get die Hochmüthigen, laßt sich aber von Nie¬ manden besiegen, gleichwie Niemand dem Tode widerstehen kann Die Liebe tilget jede Be¬ gierlichkeit, unterstützet und heiliget jeden Kämpfer, sie hat die Macht die Hölle zu schließen, und für sich sowohl als für andere das Paradies zu öffnen, weil sie alle Gnaden von dem Himmel '79 ziehet. Mögen die hohen Verdienste dieser hei- sigen Mutter und ryrer Söhne die Kirche er¬ freuen, und die Gnade der Erleuchtung erflehen, daß die Mütter ihre Ehre und ihre Verdienste nicht in der Geburt allein z sondern vielmehr m der gottseligen Erziehung ihrer Kinder nach dem Beyspiele der machabäischen Mutter suchen! Gott, Der den Grausamkeiten der Heiden, und den Leiden Seiner Diener ein Ziel setzen wollte, erweckte den tapfern Judas, einen eifrigen Vereh¬ rer des Gesetzes Moysis und seiner Propheten, gab ihm kriegerischen Muth wider die Entehrerdes Heiligthums, die bisher so viel gerechtes Blut ver¬ gossen haben. Seine Kriegsfahne hatte die Auf¬ schrift: Herr! wer ist Dir gleich ? Um diese Fahne sammelten sich die Tapfersten unter den Juden, de¬ nen das Gesetz Gottes heilig war, mit dem Judas vom gleichen Muthe beseelt, und entschlossen über die Heiden zu siegen, oder zu sterben, um nicht lan¬ ger den Gräuel der Verwüstung am heiligen Orte im Erbe des Herrn zu sehen. Judas erzählte ihnen ein glaubwürdiges Gesicht. Er sah nämlich den from¬ men und gerechten Hohenpriester Onias, der schon 2 Machab. todt war, seine Hande zu Gott erheben, und für 4' 24. das ganze Judenvolk bitten- Er sah auch einen andern Mann an Alter und Herrlichkeit wun¬ derbar, und mit einem großen Glanze umgeben, von welchem Onias gesagt hatte: Dieser ist Jeremias, der Prophet Gottes, «in Liebhaber der Brüder und des Volkes Israel: Dieß ist der Mann, der viel für das Volk, und für die ganze heilige Stadt bittet. Jeremias hat auch dem Judas ein goldenes Schwert gegeben 12 * r6c> und gesagt: Empfange das heilige Schwert, s Wach. r5. ein Geschenk von Gott; mit diesem wirst du die " —io. Feinde meines Volkes Israel schlagen. Durch diese Erzählung wurde ihr Glaube belebt, das Vertrauen auf Gott in der Armee gestärkt, und nachdem sie Gott im Gebethe an- 2 Mach. r5. gerufen haben, griffen sie die Feinde an. Mit 26. 27. Hand fochten sie, mit den Herzen aber rie¬ fen sie zu dem Herrn. Da sie der Anzahl der Feinde nicht gewachsen waren, schickte ihnen Gott himmlische Geister zu Hülfe, die unter die Feinde s Mach.^o. Verwirrung brachten, und den Israeliten Muth 29.50. einsprachen, daß sie den Feind aus allen vor- theilhaften Stellungen vertrieben, die heilige Stadt und ihr Land bcfreyeten, und ihren Brü- 1 Mach. 4. dern die Freyheit nach dem Gesetze Gottes un- 52—59. gestört zu leben erkämpften. Die Lstege der Israeliten und die wieder eingeführtcn Gebrauche des Gottesdienstes krank¬ ten den König Antiochüs so sehr, daß er be¬ schlossen hatte Jerusalem zu einer Todtengrube zu machen. Er reifete Tag und Nacht, um nur bald dahin zu kommen. Auf dieser Reise schlug ihn Gott mit einem unheilbaren Grimmen in den Eingeweiden. Doch ließ er von seiner rasenden Wuth wider die Juden nicht ab. Als er die Pferde am schnellesten rennen ließ, konnte er der ihn verfolgenden göttlichen Rache nicht entgehen, sein Wagen stürzte um, und der Hochmürhige, der sich dem Meere zu gebiethen, und den All- 2 Mach. 9. mächtigen bedrohen zu können, dünken ließ, sah 4 _ 'o. sich tödtlich verwundet auf der Erde liegen. l6i Werdet denn weise ihr Könige, und neh¬ met Lehre an, ihr Richter der Erde! Psalm e.io. Gott ließ den König diesen Fall etliche Tage überleben, aber nur dcßhalb, damit er in sei¬ nem übergroßen Leiden Gelegenheit hatte nach¬ zudenken , über die Unbilden, Schmerzen und Leiden, die er bisher so vielen Israeliten durch seine Verfolgungen verursachte. Das Uebel nahm zu. Sein faulender Körper verbreitete einen so schweren und üblen Geruch, daß Niemand bey ihm bleiben, und auch er sich selbst nicht leiden konnte. Doch lebte er noch, und die Schmerzen mehrten sich. Nun sing er an in -sich zu gehen, erkannte seine Miffethaten, und sagte: Es ist billig und recht, daß man sich vor Gott demüthige, und daß sich der sterbliche Mensch Gott nicht gleich achte. Er versprach den Juden alle Freyheit, und nahm sich vor, den Tempel zu Jerusalem aus seinen Renten zu bereichern, selbst ein Jude zu werden, und die Allmacht Gottes allenthalben zu verkündigen. Er bethete zu dm 2 Mach. 9. Herrn, doch fand er keine Barmherzigkeit. 9 — 28. Oft wachet, fastet und seufzet der Sünder durch lange Zeit, und doch erlanget er die Seligkeit nicht. Ein anderer erhalt die Vergebung der Sünden, und die Aussöhnung mit Gott in kür¬ zerer Zeit seiner Buße. König Saul bebte lange wegen der Sünde seines Ungehorsams zwischen Furcht und Hoffnung, Samuel hatte mit ihm herzliches Mitleiden; aber Gott sprach zu ihm: Wie lange wirst du trauern über Saul, Ich habe ihn verworfen, und der Krone Israels, unwürdig erklärt. Achab, König zu Samaria 1, 18-2 zwar gutmßthi'g, aber ungehorsam dem gZttli- lichen Gesetze, und zu nachgiebig gegen seine Königinn, die ihn zu den ruchlosesten Thaten verleitete, demüthigte sich vor Gott, da ihm Elias die verdiente Strafruthe ankündigte, er zerriß seine Kleider, zog ein grobes Trauerge¬ wand an, fastete, schlief im Bußkleide, und ging seufzend einher. Gott verschonte ihn deßwegen, Z Königs,. und ließ das angedrohte Uebel erst nach seinem *9—29. Zode über fein Haus kommen. David, wegen der Sünde des Ehebruches und Todtschlages von Nathan verwiesen, be¬ kannte und bereuete seine Miffethaten , und der Prophet sagte ihm: Gott hat dir auch deine 2König,2. Sünde verziehen; du sollst nicht sterben- Kö- » — ,3. nig Manaffes ward Götzendiener, bethete Ge¬ stirne an, und bauete in dem Tempel zu Je¬ rusalem falschen Göttern Altäre, verführte durch seine Beyspiele die Juden dergestalt, daß sie mehr Böses vor Gott thaten als die heidnischen Völker- Gott ließ ihn deßwegen in feindliche Gefangenschaft gerathen, und mit Ketten ge¬ schlossen in den Kerker Babylons setzen. Hier in der Noth flehete er zu Gott, und demütbig- te sich im Bekenntnisse seiner Sünden. Er be-> sChronik33.thete zu Gott, sein Flehen wurde erhört, und » — ,3. kam wieder nach Jerusalem zurück. Gott sieht auf das Herz. Antiochus be¬ reuete seine bösen Thaten, nicht, weil er Gott beleidiget, sondern weil er sich durch seinen Hochmuth all das Uebel zugezogen hat; daher waren auch seine Vorsatze ohne Werth vor Gott, weil er dadurch nicht das Geschehene möglichst un- geschehen zu machen , sondern einzig der gegen¬ wärtigen Gefahr zu entgehen suchte. Jede Buße, die den Sünder zur Liebe Gottes nicht führet, bleibt unter dem Fluche, wovon der heilige Pau¬ lus sagt: Wer unfern Herrn Jesum Christum» Korlmh. nicht liebet, der scy verflucht. »6. rs. Die Machabaer verloren nach und nach ihre Anführer und Fürsten aus dem Stamme Davids, theils in Schlachten, theils durch Mordanschlage, und geriethen gegen vierzig Jahre vor Christi Geburt unter die Bothmässigkeit der damahls be¬ rühmten und von aller Welt gefürchteten Römer. Da nun die Juden sahen, daß die Negierungs¬ gewalt von ihnen genommen ist, und sie von dem Ausländer Herodes tyrannisch beherrschet wuxden, fingen sie an, die Zeit zu berechnen, seit dem Anfänge der siebenzig Wochen nach der Weis- Daniel g. sagung Daniels. Sie erkannten aus allen Um- 24 — 26. ständen , daß die Zeit nahe ist, wo es in Erfül¬ lung gehen solle, was der Patriarch Jakob am Sterbebette zu Judas sagte: Der Scepter wird von Juda nicht genommen werden, noch der Fürst von seinen Lenden , bis Der komme, Der, , gesandt werden soll. Sie lebten in der Erwar- ,0. tung des Erlösers. Allein die von allen Propheten verkündete Armuth und Niedrigkeit des verheißenen Mes¬ sias blendete die Israeliten, das sie Ihn nicht erkannten, weil sie von Ihm die Befrepung von dem römischen Joche, und die Errichtung des irdischen Reiches Israel hofften. Nur ei¬ nige Wenigen lebten in diesen letzten Jahren 184 vor de» Geburt Christi, die den Geist der hei¬ ligen Patriarchen und Propheten hatten, und von dem Messias die ewigen Güter erwarteten. LucaS 6. So war Zacharias und sein Weib Elisabeth« die Aeltern Johannis des Lausers; der alte Si- Luk, 2. meon , und die Prophetinn Anna, welche Gott 25. 26. 37. sichteten, und im Gebethe, Fasten , und unschul» digen Wandel auf die Erlösung warteten. Diese und alle Gerechten, die von Abel her durch den Glauben lebten , und auf den verheissenen Erlö¬ ser hofften, waren Kinder der Kirche, und ha¬ ben Antheil an dem Reiche Gottes, welches Chri¬ stus Seinen getreuen Dienern durch Seinen Tod am Kreuze erworben hat. XXVIII. Der Glaube an Jesus Christus den Erlöser und Seine in der katholischen Kirche hinterlegten Wahrheiten ist zur Selig¬ keit unumgänglich nothwendig. Der Geist der Verführung ist durch den Tod Christi besieget worden. Von diesem Gei¬ ste, dem Mörder des Menschengeschlechtes von Anbeginn der Welt, dem Satan und Ankläger unserer Brüder sagte Jesus in der Nacht, wo Jvh.A2.3i.Er verrathen wurde: Jetzt wird der Fürst die¬ ser Welt ausgestossen werden. Der Feind un¬ seres Seelenheils gleichet nun einem Ketten¬ hunde, von dem nur derjenige angefallen wird, ddr sich ihm frepwillig nähert, oder ihn unvor- i65 sichtig wecket auf den Abwegen eigener Vernunft von dem Lichte des Glaubens. Jeder aber, der die Reden Christi höret, sie thut, und in dem Lichte des Glaubens wandelt, ist gleich einem auf Felsen gebauten Hause, das von keiner Gewalt des Platzregens, der Wasserströme, und des heftigsten Windes eingestürzt werden kann. DieMakch. »6. Pforten der Hölle vermögen nichts wider ihn- >8. Der einzige Quell alles Elendes und Un¬ glückes unter den Menschen ist die Sünde. Höchst weise und gütig sorgte Gott für die Glückselig¬ keit Seiner Kinder gleich im Anfänge dadurch, daß Er in die Natur des Menschen, da Er ihn erschaffen , die Kenntniß des Guten, das er aus¬ üben, und des Bösen, das er meiden solle, legte. Jene alten zwey Bösewichter, die der Tugend der jungen sehr schönen nnd keuschen Susanna Fallstricke legten, gaben einander nicht undeutlich zu verstehen, daß sie ungeachtet ihrer vieljahri- gcn Sittenlosigkeit und Ungerechtigkeit die Kennt- niße des Guten und des Bösen nicht gänzlich in sich vertilgten. Das Andenken an das Gesetz Gottes , das sie aus den heiligen Urkunden Moy- sis und der Propheten kannten, und das sie an das göttliche Gericht erinnerte, suchten sie in ihren Herzen dadurch zu ersticken, daß sie ihre Augen abwandten, und nicht mehr zum Himmel empor¬ sahen. Noch wirkte in ihnen die Gnade des Schöpfers, die dem Menschen angeborne Kennt¬ niß des Guten und Bösen. Sie suchten ihre Begierden und Absichten einer dem andern durch Verstellungen zu bergen; denn sie schämten sich Daniel ,3. ihre Begierde einander zu gestehen. r—,4. ,86 Versteht jemand auch noch so gut die Kunst der Wcltkinder, sich zu verstellen, so zeiget idm doch das innere Bewußrseyn, wie betroffen und unruhig in sich selbst er ist, wenn man seinen verborgenen Ucbelthaten nachforschet, undwie ruhig, obgleich betrübt, doch voll Vertrauens auf ffine gerechte Sache, wenn er unverschuldet beinzichtigct wird. Auf diesen innern Richter in dem Menschen bezieht sich in Seiner Sittenlehre Jesus in dem großen Gebothe der Nächstenliebe, da Er sagt: Alles, was ihr wollet, daß euch die Menschen Luc. 6. 5». rhun sollen , das thut ihnen gleicher Weife. Du willst nicht belogen , nicht betrogen werden , rede also auch du die Wahrheit, und handle gerecht. Lu hast das Recht das Deinige zu fordern, lasse daher jedem das Seinige, zahle den Tag« lohn, und halte den verdienten Lohn nicht zu¬ rück , verrichte die übernommene Arbeit redlich und gewissenhaft, bediene, wie du bedient zu werden wünschest. Du willst nicht auf ewig un¬ glücklich seyn, lasse daher auch das Heil Anderer dir angelegen seyn, handle wenigstens so, daß du An¬ dern nicht ein Stein des Anstosses und der Aergerniß Slrach ,3. werdest. Jedes lebende Thier liebet seines Gleichen, ig. also soll auch jeder Mensch seinen Nächsten lieben; Rom. 10.8. denn wer den Nächsten liebet, der hat das Gesetz erfüllet. Das Geboth der Nächstenliebe hat der Mensch, bcy der Schöpfung erhalten- Mmsses hat es ver¬ kündiget, und der Heiland hat es ofr, und viel mit Worten und Bepspieckn geprediget r doch l8/ nennt es Jesus in Seiner Abschiedsrede, nach dem letzten Abendmahle, ein neues Geboth, weil Joh.iS.34. es Lagen und Umstande gibt, wo man mit Auf« opferung eigener Vortheile, und selbst des Le¬ bens die Lrebe an dem Nebenmenschen üben soll, nach dem Bcyspiele Christi, Der freywillig in den Lod gegangen ist, um uns das ewige Leben zu geben. So khat der heilige Johannes der Läu¬ fer. Um den König Herodes von der Blut¬ schande abzuwehren, seine Seele zu retten, und das große Aergerruß unter dem Volke aufzuhe¬ ben, trug er kein Bedenken vorzutreten, und in Gegenwart zu sagen: König! es ist dir nicht erlaubt das Weib deines Bruders zu haben, ob- Matth. 14. wohl er die Folgen seiner Freymüthigkeit ahnen » —n. konnte: So that Paulus, um alle Menschen zum Glauben Jesu Christi zu führen, reifete er von einer Stadt zur andern, allenthalben war¬ teten seiner Bande, und Drangsale; aber er ach¬ tete deren keine, war stets bereit auch das Leben zu geben im Dienste, den er vom Herrn empfan¬ gen hat, zu bezeugen das Evangelium der Gnade Ztpostelgesch. Gottes. Er sagte von seinen und seiner Mit- 20. sS. 24. apostel Leiden: Wenn wir durch Christum die Hoffnung des ewigen Lebens nicht hatten, so waren wir die bedaurungswerthesten aller Men- r Korinth, schen; denn wir werden überall gedrängt, ver- 19. folgt, überall dem Tode überantwortet um Jesu 2 Korinth. 4. wegen- 6 — n. Nie hatte eine Mutter zärtlichere Liebe für ihre Kinder, als Paulus für unsere Seelen; er sehnte sich nach der Ruhe im Reiche Christi; er wünschte aber auch für die Verbreitung des i88 Evangeliums noch zu leiden; daher vollkommen dem göttlichen Willen ergeben, sprach er: Gedrängt bin ich von Beyden: Ich verlange aufgelöset zu werden, und mit Christo zu seyn, welches auch Philip, viel besser wäre, in diesem Leben zu bleiben i. »3.24. a^r ist euretwegen notwendig. Menn wir für die Nothwendigkeit des Glaubens an Jesus den Erlöser auch keine an¬ deren Beweise hatten, als die Bemühungen für die Verbreitung des Evangeliums der durch den heiligen Geist gedrungenen Apostel, so würde schon dieß allein jeden Unverständigen undHart¬ herzigen, der ohne Glauben dahin lebt, wecken, und jeden Religionsspötter beunruhigen, wenn er die Unsterblichkeit der Seele, ein nach dem Tode fortwährendes Leben auch nur aus Ver¬ nunftgründen annimmt; er würde daraus den Schluß folgern: Mein Geist ist unsterblich, wie der Geist der Apostel, und ihrer Verfolger, die ihnen wegen der Wahrheit so viel Leid zufügten. Unter dem gerechten und heiligen Gott muß ein Unterschied zwischen Tugend und Laster seyn. Unmöglich ist es , daß der Bösewicht eine und die nahmliche Belohnung habe mit dem Verthei- diger und Verehrer der Wahrheit: Werke der Finsternisse können mit den Werken des Lichtes nicht vereinbart werden. Ich werde auferstehen, und mit meiner Haut umgeben werden, und Gott in meinem Fleische sehen. In dieser Welt ist die Gegenwart eines Menschen, von dem ich nichts zu fürchten habe, oft hinreichend mich vor öffentlichen Schandtbaten abzuwehren; wie werde ich dann vor dem Angesichte des Allerheiligsten, ,89 «nd in Gegenwart unzähliger Millionen von Menschen mit meinen Missethaten bestehen? Wie wenn ich mit den Ungläubigen und Verruchten, mit den Mördern und Unzüchtigen , mit dmOffenb.zi.8. Götzendienern und Lügnern in dem Feuer der Hölle rufen müßte: O Tod! komme, und er kommt in Ewigkeit nicht wieder. Von dem Gesetze Moysis, das eben sowie das natürliche Gesetz göttlichen Ursprunges ist, sagte Paulus: Durch des Gesetzes Werke wird kein Mensch vor Goi die der¬ bes Ungehorsams die göttliche Erleuchtung und Gnade vcrlohren hat, verging er sich im Taumel der nachfolgenden Sünden so weit, daß er bey Len gröbesten Lastern wider Gott und wider die natürliche Erkenntniß der Nächstenliebe keine Ge¬ wissensbisse mehr empfand. Das Gesetz Moysis erinnerte den Menschen , daß er gesetzwidrig handle, und führte ihn zur Kenntnis der Sünde. Diese Erkenntnis ist der erste Schritt zur Ver¬ gebung; aber an und für sich allein ohne Reue- Besserung und Genugtuung bey weitem nicht vermögend den Menschen zu rechtfertigen. Und wenn der Sünder wegen des Gesetzes das Böse unterläßt, seine Vergehungen bereuet, und bas Gute zu wirken angefangen hat, so kann er doch nicht ohne Glauben und Hoffnung auf die allmächtige Gnade des Erlösers Barmherzigkeit Hebr.'n.6. erlangen. Judas der Verräther Christi erkannte, daß er unschuldiges Blut verkauft hatte, warf die - gerechtfertiget, indem Erkenntniß der Sünde Römer Mensch durch die Sünde wo¬ durch das Gesetz kommt. Nachdem rgo dreyßig Silberlinge in den Tempel hin, konnte vor Angst, Schmerzen rind Reue über Oie That sich selbst nicht ertragen, meinte, seine Lsünde sey größer, als daß sie vergeben werden könnte, ging hin, erhenkte sich, und ging elendlich zu Match. 27. Grunde. Aus dieser Ursache sagt der Apostel: S—-5. - Die Gerechtigkeit vor Gott ist durch den Glauben an Jesum Christum für Alle, und er Alle, die RLm. 3,22. an Ihn glauben; denn es ist kein Unterschied. Damit der Sünder gerechtfertiget werde, muß er glauben, was Christus der Sohn Gottes und Erlöser der Welt gelehret hat. Die Krone des ewigen Lebens wird nur dem gegeben, der die Welt und alle Versuchungen der Sünde über¬ windet. Der Sieg über die Welt ist unsir Glaube, dieser aber ist uns durch Christum ge¬ geben; daher sagt der Apostel Johannes: Wer ist, der die Welt besieget, als der, welcher glaubt, 1 Johann 5. daß Jesus Gottes Sohn ist? Zugeben, und 4. 5. behaupten, daß Jemand ohne den Glauben an Jesum und Seine Geheimnisse die Seligkeit er¬ langen könne, heißt die Eigenschaft Oes Für¬ sprechers , des Mittlers, des Erlösers und Oes Heilandes dem Gottes- und Menschen - Sohne abstreiten wollen, das heißt mit einem Worte, sedem Glaubensirrthume den Eingang in's Herz eröffnen, und alle Menschen, sie mögen gläubig oder ungläubig , gut oder böse seyn, mit der Hoff¬ nung der ewigen Seligkeit täuschen, einschläfern, und die Pflicht in der Erkenntniß Gottes durch Len Glauben zu wachsen, immer vollkommener zu werden, für Eitelkeit, und unselige Plage er- klaren, o-ee was eines ist', sagen: Christus ist Galat, s. 21. vergeblich gestorben. Die Feinde der katholischen Kirche wider¬ setzen sich der Nothwendigkeir des Glaubens an den göttlichen Erlöser und seine Geheimnisse bey- nahe seit achtzehn Jahrhunderten nach dem Bey- spiele der alten rohen und störrischen Israeli¬ ten , die von dem Messias nur irdische Vortheile und Gemächlichkeiten erwarteten, den Geist der Patriarchen und Propheten nicht hatten, und sich der aus dem Glauben an Jcsum hervorgehen- den Pflicht der Sclbstverläugnung und des bu߬ fertigen Lebens nicht unterziehen wollen. Allein vergeblich sind der Feinde Anstrengungen. Der Glaube der katholischen Kirche steht fest zum Heile der Auserwählten, und wird unerschüner-Matth. 28. lieh bestehen nach der göttlichen Verheißung bis 20. an das Ende der Zeiten, da Jesus in Seiner Herrlichkeit Alle, die sich Ihm nicht frepwillig unterwerfen wollen, wie ein erdenes Gefäß zer-Psalm 2.9. brechen und vertilgen, Seinen gläubigen und gerechten Dienern aber sich von Angesichte zu Angesicht zu sehen, zu lieben, und zu genießen geben wird. Nicht so gefährlich für die Kirche und für das Heil ihrer Kinder war im vorigen Jahr¬ hunderte die Pflanzschule des Voltair's, als die Lehre der Neuerer dieser Zeiten ist , denn Voltaire, und seine Anhänger bezeichneten die durch Chri¬ stum offenbarten Wahrheiten mit Ausdrücken, vor denen jeder, der nur noch einen Funken des Glaubens hatte, mit Schauder zurückbcbte; in- Matth. 7. dessen die Neuerer in Schafsfellen gehüllet gleich »6. 192 reißendenWZlfen die traurigsten Verheerungen in der Heerde Christi verüben. Die katholische Kirche verehret die Geheim» niste der Erlösung unter dem Bilde eines mit sieben Siegeln versiegelten, inwendig und aus¬ wendig beschriebenen Buches in der rechten Hand des allmächtigen Vaters. Niemand weder im Himmel noch auf der Erde/ noch unter der Erde vermochte dieses Buch aufzumachen, und hinein zu schauen. Der Löwe aus dem Stamme Juda, der Sprößling Davids, Jesus der Menschgewordene Offenb. 5. Sohn Gottes hat überwunden, daß Er aufmache ». — 6. das Buch und seine sieben Siegel löse. Die katholische Kirche, die Braut Christi glaubt, halt, und prediget ihren Kindern nur das, was ihr Jesus Christus ihr vom Vater gesandte Bräutigam aus diesem Buche geoffen- barer hat, nach dem von Ihm Seinen Aposteln ge-, gebencn Gebothe: L e h r e t si e A ll e s halten, Matth. 28. w a s Ich euch g e b o t h e n habe. Wer «9. 20. nun diese Lehren verfälschet, durch Zusätze oder Wegnahme verstellet, hat über die Erfindung ei¬ gener Weisheit das göttliche Gericht in den Wor¬ ten Christi: Wer nicht mit Mir ist, der ist wi- Luk. 23. der Mich, und wer nicht mit Mir sammelt, der zerstreuet. Neuerer, welche behaupten : Gott habe nicht alle Wege Seiner Heilsanstalten den Men¬ schen geoffenbaret, auch die Irrgläubigen und Ungläubigen können selig werden, indem Chri¬ stus für alle Menschen gestorben ist, und Gott nicht will, daß Jemand zu Grunde gehe, wol¬ len mit dieser Angabe die Welt glauben machen, I9Z als wenn sie in dem mit fieben Siegeln versie- gelten Buche der göttlichen Geheimnisse selbst mehr, als Christus gelesen hatten. Sie verkün¬ digen mit dieser neuen Lehre Frieden und Heil,Ezech.iSro. da doch kein Friede und kein Heil ist, nützen Niemanden, hemmen den Wachsthum in der Erkenntniß derHeilswahrheiten bey den Schwachen im Glauben, biethen ihre Hande zum Schutze der Abtrünnigen, und starken den Unglauben. Zur Begründung ihrer Angabe mißdeuten sie zu Gunsten der Ungläubigen und Abtrünnigen den Spruch des heiligen Kirchenlehrers Thomas von Aquin: Der da thut, was ihm möglich ist, und besten Willen hat zur Kenntniß der Wahrheit zu gelangen, den laßt Gott nicht zu Grunde gehen , wenn er auch Wunder wirken, und ihm einen Engel zu Hülfe abordnen sollte. Die ersten Christen lebten unter heidnischen Königen und Obrigkeiten, von denen sie des Glaubens wegen geschmähet und verfolget wur- 2 Könnt n, den. Was die Christen in dieser bedrängten Lage 20. zu thun haben, lehrte sie der heilige Paulus, da er sagte: Gebethe, Fürbitten und Danksa¬ gungen sollen entrichtet werden sür alle Men¬ schen , für Könige, und für alle Obrigkeiten, auf daß wir ein friedliches und ruhiges Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehr¬ barkeit; denn gut und wohlgefällig ist das Ge- beth für Alle, vorzüglich für die Obern, vor Gott unserm Heilande, Welcher will, daß alle Men¬ schen selig werden, und zur Erkenntniß der Wahr¬ heit gelangen. Demnach soll das Gebeth der, Tiawth. s. Kirche um Erleuchtung und Bekehrung der Hei- » — 4.' .3 194 den und der Irrgläubigen , um Bekehrung der Sünder, und Ausbreitung des Reiches Gottes flehen, nicht aber Gott beschranken , daß Er nicht Gerechtigkeit übe an denen, die sich Seiner Barm¬ herzigkeit selbst unwürdig gemacht haben. Denn Gott hat Alles, auch den Gottlosen zum bösen Sprichwör. Aage, Seinetwegen gemacht. Am Tage des * ' 4' Gerichtes wird Er Seine Barmherzigkeit über die Gerechten, und die Strenge Seiner Gerechtigkeit überchie Sünder vor der ganzen Welt offenbaren. Man pflegt zu sagen: Wie kann der gü¬ tige und gerechte Gott Ungläubige, die nie-ei¬ nen Prediger horten, nie eine Gelegenheit hat¬ ten zur Kenntniß der Hcilslehren zu gelangen, verwerfen? Wie kann Gott von ihnen fordern Werke des Glaubens, den Er ihnen nicht gege¬ ben hat? Auf diese Fragen beschcide sich jeder selbst mit den Worten Christi: Waren unter den Heiden in Tyrus und Sidon die Wunder- thaten geschehen, die in den jüdischen Städten ge¬ schehen sind, so hatten sie vorlangst im Sacke und in der Asche Buße gethan ; und wäre dicß zu So- Matth. n.doma geschehen, so würde diese Stadt vielleicht 2i. — 23. noch heute bestehen. Es bleibt ewig wahr, nicht wegen des un¬ verschuldeten Unglaubens werden die Ungläubi¬ gen verworfen, sondern wegen der Sünde des Röm. 5. »2. ersten Menschen, in welchem alle gesündiget ha¬ ben. Damals ward das göttliche Gericht über das ganze menschliche Geschlecht ausgejprochen; deswegen sagt Christus : Wer nicht glaubet, der ist schon gerichtet; weil er nicht glaubet an den Zoh. 3. i8. Nahmen des Eingebornen Sohns Gottes. Alle *95 Völker stammen vom Adam, durch dir Kinder des Noe ab, von welchen sie auch den Einigen/ allerhöchsten Gott erkannt hatten. Nebstdem ossenbarte Gott Seine Weisheit und Güte allen Menschen durch die Werke der Schöpfung auf Röm. 1.20. Erden und am Himmel. Weil nun nur We? / nige unter den Weisen der Welt die Erkenut- niß des Einigen Gottes beybehielten/ und auch diese Wenigen Ihn nicht als Gott priesen/ alle Uebri- gen aber in den Unglauben verfallen sind/ so hat es Gott gefallen durch die Thorheit der Predigten selig zu machen Die, welche glaube»/ sagt der Apostel. Thorheit schien der Welt die r Kor. r. 21. Lehre/ welche die Apostel/ die vor ihrem Berufe Fischer, gemeine Menschen waren/ verkündeten, daß die ewige Seligkeit in dem Glauben an Je- sum den Gekreuzigtenbestehe, und erreicht werde. Die Lehre des heiligen Thomas von Aquin, daß denjenigen, der da thut, was ihm möglich ist, und guten Willen hat zur Kenntniß der Wahr¬ heit zu gelangen, Gott nicht zu Grunde gehen lasse, wenn Er auch Wunder wirken, oder ei¬ tlen Engel ihm zu Hülfe senden sollte, ist, ka¬ tholisch, in dem Sinne des heiligen Lehrers, aber nicht nach der Deutung derNeuerer, die da behaup¬ ten, der Ungläubige, obgleich nicht durch das Sa¬ krament der Taufe wiedergeboren und geheiliget, sey ein Mitglied der Kirche, und ein Kind Gottes, wenn er thut, was er thun kann, und den gu¬ ten Willen hat die Wahrheit zu erkennen, und darnach zu leben, der sey vor Gott, als habe er die Begierdtaufe empfangen. 196 Der heilige Thomas entlehnte feine Lehre aus der Bekehrung des heidnischen Hauptmanns Cornelius, und von der Macht der Gnade, die Golt an ihm bezeigte. Der heilige Lukas berichtet davon in der Apostelgeschichte: Cornelius war ein Heide; befolgte getreu das natürliche Licht der Vernunft, RLm. 2. und die Stimme des Gewissens. Die Güte Goc- ro. 26° jxg wollte, baß er mit seiner Heerschar nach Ca¬ sares versetzt wurde, ins Judenland, wo nach der Ankunft des heiligen Geistes von den Tha- ten Jesu des göttlichen Sohnes, und von den Wundern der Apostel allgemein gesprochen wurde. Golt bereitete in ihm den guten Willen, daß ihm diese Erzählungen nicht gleichgültig waren. Nach dem Gehörten richtete er seine Hausan- dacht ein. Er war nun, wie ein glimmender Docht, den Jesus nicht auslöscht, wie ein ge- Matth. »2. knicktes Rohr, das Er nicht zerbricht. Gott, 2"' Der somit das Werk Seiner Barmherzigkeit an ihm angefangen hatte, ließ ihn in dem unvoll¬ kommenen Glauben nicht, nährte und stärkte ihn durch Seine Gnade. Durch diese Gnade, un¬ terrichtete Cornelius auch sein Weib, seine Kinder, und das Gesind, in dem, was er glaubte. Sein Unterricht wirkte; daher sagt die Apostelgeschichte: Er war fromm, und fürchtete Gott mit seinem Psalm 127. ganzen Hause. Sieh! so wird gesegnet der Mann, 4- der den Herrn fürchtet. Cornelius hörte, wie viel bey Gott Gebcthe und Allmosen vermögen; in diesem Glauben tbeilte er aus, und gab den Armen, und um seineGaben Gott wohlgefälliger zu machen, unterstützte er selbe, und ppferte sie Gott mit Gebethm auf. Er bethete -97 täglich zu bestimmten Zeiten. Er bethete um die neunte Stunde, zur Zeit des jüdischen Abend- opfers, gegen drey Uhr Nachmittags im Ver¬ trauen auf den Heiland, von Dessen Thaten un¬ ter dem Volke so Vieles gesprochen wurde. Er war noch ein Heide, ober doch nicht ohne allen Glauben. Der Weg, auf dem er zur Erkennt- niß dieses Glaubens gelangte, war natürlich, die Wahrheiten aber, die er durch innerliche Erleuchtung glaubte, waren übernatürlich. We¬ gen diesen Glauben sagte der Engel des Herrn zu ihm: Corneli! deine Gebethe und Allmosen sind gekommen zum Andenken vor Gott. Schicke Manner ab, und lasse zu dir kommen den Si¬ mon Petrus , der wird dir sagen, was du thun sollst. Petrus predigte Christum in seinem Hause, und über Alle, welche diese Worte hörten, kaM der heilige Geist herab, und sie wurden ge-,<) tauft. 48.' Auf ähnliche Art schickte Gott Seinen En¬ gel zum Heile des Kerkermeisters und seiner Aamilie in der Stadt Phillippi. Paulus und Silas predigten dort das Evangelium und wirk¬ ten Wunder. Einige Gewinnsüchtige wiegelten die ganze Stadt wider die göttlichen Heilsbo- then auf, führten sie vor die Obrigkeit, die ih¬ nen die Kleider abreißen, sie mit Ruthen strei¬ chen , und dann dem Kerkermeister ins Gefang- niß geben ließen. Um Mitternacht betheten Pau¬ lus und Silas im innersten Gefängnisse, san¬ gen Gott Lieder, und die Mitgefangenen hörten es. Plötzlich entstand ein starkes Erdbeben, so daß die Grundfesten des Kerkers erschüttert wur- IAS den, urck sogleich öffneten sich alle Thören, und aller Gefangenen Bande wurden aufgclöset. Der Kerkermeister erwachte, und da er die Thüren des Kerkers eröffnet sah, wollte er sich mit dem Schwerte das Leben nehmen, weil er glaubte, die Gefangenen waren entflohen. Paulus aber rief ihm mit lauter Stimme zur Thu dir kein Leid an; denn alle sind wir hier. Er ließ Licht bringen, fiel zitternd dem Paulus und Silas zu Füssen, und sprach: Herren! was soll ich thun, daß ich selig werde. Sie sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst selig werden, und dein Haus; und sie redeten zu ihm das Wort des Herrn und zu Allen, die in seinem Hause waren; er nahm sie zu sich, wusch ih¬ nen die Wunden, setzte ihnen zu essen vor, er ließ sich taufen sammt seinem ganzen Hause, und Apostelg. »6. freuete sich, daß er gläubig geworden ist sammt 16.-34. seinem ganzen Hause. Gott kann zwar ohne Dazwischenkunft des Predigers die Ungläubigen zum Glauben für die Seligkeit bekehren, wie Er den Paulus be- Galat.1. n. kehrte, und unmittelbar vom Himmel in den rs. Geheimnissen der Erlösung unterrichtete. Aber derley Heilige sind nach der Bemerkung des hei¬ ligen Augustin sehr wenige. Mit dieser sehr geringen Zahl die Ungläubigen trösten, heißt eben so viel, als in der katholischen Gemein¬ schaft Sünden.auf Sünden Haufen, und die Buße in die Sterbstunde verschieben in der Erwartung, Gott werde sich dann erbarmen, wie des Scha- buk. s3.4S- chers am Kreuze. rv9 Der wahre, Gott wohlgefällige Dienst der Gläubigen gegen die Ungläubigen und Irrgläu¬ bigen ist inniges Gebeth für ihre Erleuchtung, werkthätige Nächstenliebe bey jeder verkommen¬ den Gelegenheit, und ein allseitig untadelhafter, wahrhaft christlicher Lebenswandel- Allgemeine, öffentliche Beyspiele der Tugend und aller Gott¬ seligkeit werden durch die göttliche Gnade ihre Herzen rühren, und sie werden nicht ferner die heilige Religion verkennen, die durch den gan¬ zen Erdboden alle Merkmahle der Göttlichkeit an sich hat, die würdigsten Diener Gottes bil¬ det, und die blühendsten Reiche begründet. So lange aber unter uns Werke der Gottlosigkeit herrschend, und Beyspiele der Verführung und Verachtung der Religion allgemein sind, wie können wir dadurch die Ungläubigen und Irr¬ gläubigen für den allein seligmachenden Glauben gewinnen? So lange die Gläubigen unter dem Joche der Habsucht, und Lieblosigkeit erliegen, Hurerey, Unzucht, Neid, Betrug, Ungehor» sam den Aeltern und Obrigkeiten, unversöhn¬ liche Feindschaft, Ehebruch, Räuberey, Mord und Schadenfreude, jede Art der Bosheit und Ungerechtigkeit verüben, tragen die Kinder der Kirche die Schuld, daß der Nähme Gottes un¬ ter den Heiden gelästert wird; indem dergleichen R5m. s. Laster und Ausschweifungen selbst von den Hei- 24. 26. den, die nach dem natürlichen Erkenntnisse der Nächstenliebe ohne Offenbarung leben, verab¬ scheuet werden. Was können die Heiden lernen von jenen Christen, die die Sonn - und Feyer- rage mit Nichtsthun, oder Schwelgerep, mit 200 Abrechnung ihrer Finanzen, und mit regellosen Zeitvertreibe entehren, zum öffentlichen Gottes¬ dienste keine Liebe zeigen, in die Kirche nur zum Anstosse und zur Aergerniß der Gläubigen er¬ scheinen. Nicht die Heiden von derley Christen, sondern diese sollen von den Heiden lernen, wie Jeremias sagt: Fahret in die heidnischen Inseln Jeremias Eethim, und sehet, schicket nach Cevar hin, s. io. und erkundiget euch, ob es daselbst so zugehe? XXIX. Früchte des Leidens und des Todes Christi in den Gläubigen. Als Jesus zur Welt geboren würde, be- thete Er zu Seinem Vater: Opfer und Gaben Hebr. ,0 hast Du nicht gewollt, sondern Du hast Mir s —7- einen Leib bereitet. Brandopfer für die Sünde haben Dir nicht gefallen ; da sprach Ich: Siehe! Ich komme. In dem Anfänge des Buches ist von Mir geschrieben, daß Ich, o Gott! Deinen Willen vollziehen soll. Ich will Deinen Nah¬ men Meinen Brüdern verkündigen, in der Ver- Ps. 2,. 25. sammlung Dich loben. Und nachdem er Alles vollzogen, was Ihm Sein Vater im Himmel aufgetragen hat, gab Er sich zum Versöhnungs¬ opfer für die Sünden der ganzen Welt in den rZoh.2.-.Tod des Kreuzes hin. Allein des Uebertretens der göttlichen Gebothe ist noch kein Ende. Der geizige Wucherer verkauft Ihn, wie Judas, der Ungläubige verläugnet Ihn, wie Petrus, 201 de« Verleumder klaget Ihn, wie die hohen Priester, der Unzüchtige geißelt Ihn, wie die Kriegsknechte, der Stolze durchsticht Sein Haupt mit Dörnern, der Ungerechte beraubt Ihn Seiner Kleider, der Zornige, der Rachsüchtige durch¬ bohret Seine Hande und Füße, der Religions- Spötter verhöhnet Ihn, wie Herodes, der Un¬ mäßige trankt Ihn mit Essig und Galle, und der Heuchler verdammet Ihn zum Tode, wie Pilatus. So lange Jesus unter dem Wolke predigte, zeigte sich die Macht Seiner Gnade darin, daß Er Sünder zu Sich rief, und begnadigte auch jene, die selbst in den Augen der Welt die ver¬ ächtlichsten sind, sich am weitesten von Gott ent¬ fernten , und deren Bekehrung selten unter den Menschen geschieht. So sind die Unzüchtigen, die Wucherer, und die pharisäischen Heuchler, Won den Unzüchtigen sagt der Prophet: Sie werden nicht daran denken, wie sie zu ihrem Gott zurückkehren; denn sie sind von dem Gei¬ ste der Hurerey ganz eingenommen, und kennen Ose. S. 4- den Herrn nicht. Die Wucherer essen das Brot der Gottlosigkeit, und trinken den Wein der Sprüchw. Ungerechtigkeit, sie werden wie eine Heerde zum 4. »7. Schlachtopfer gesammelt, und für den Tag ihrer Erwürgung bereitet; und von den HeuchlernJerem.rs.8. spricht der Apostel PauluS: Der Satan selbst verstellt sich in einen Engel des Lichtes; nichts besonderes also, wenn auch dessen Diener sich gestalten, als Diener der Gerechtigkeit. Ihr g Aormth Ende wird seyn nach ihren Werken. ,1. ,4. >Z. 202 Einem reichen Vorsteher sagte Jesus: Ver¬ kaufe alles, was du hast, und gib es den Ar¬ men , und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komme, und folge Mir nach. Da jener über diese Worte betrübt war, sprach Je¬ sus: Wie schwer werden die, welche Reichthümcr haben, in das Reich Gottes eingehen! Es ist leichter, daß ein Kameel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher in das Reich Gottes komme; und die da hörten, sprachen: Wer kann denn selig werden? Jesus antwortete: Was bey Luk. 18. Menschen unmöglich ist, das ist möglich bey iU —27. Gott. Zöllner und Sünder innigst gerührt von den liebevollen Lehren des Heilandes folgten Ihm nach. Jesus der himmlische Arzt bereitete für jede Sce- lcnkrankheit geeignete und heilende Mittel. Das rührende Gleichniß von dem verlornen Sohne ließ jeden bedrängten Sünder erkennen, wie gütig und liebreich er von dem Vater der Er- Lick. ,5. barmungen aufgenommen werde. Die größten, n—24. ober reumüthigen und bekehrten Sünder stellte Jesus den hohen Priestern , Nettesten des Vol¬ kes und Schriftgelehrten zum Beyspiele der Nach¬ folge vor, indem Er sagte: Zöllner und Buh¬ lerinnen werden vor euch in das Reich Gottes Matth, si. eingehen. Zachaus war reich, suchte Jesum zu sehen, hörte Beine Stimme, und plötzlich war er arm im Geiste mitten im Reichthume; denn er sprach: Herr! die Hälfte meiner Güter gebe ich Luc. 19. den Armen, und wo ich Jemanden Unrecht ge- 1 — ö. than habe, gebe ich es vierfaltig wieder. Das samaritische Weib, der bereits fünf Männer, 203 mit denen sie in rechtlicher Che gelebt hatte, gestorben waren, lebte nach dem Tode des Letztem mit Einem heimlich in wilder Gemeinschaft ohne Wissen der Nachbarn. Jesus brachte sie zum Bekenntnisse ihrer Heucheley, und geheimen Sünde, sie ward reumüthig, bußfertig, ihr Herz erglühete vom göttlichen Feuer, sie eilet in ihre Stadt, bekennt auch dort die Heilung von ihrer Seelenkrankheit, und rufet Alle zu dem Messias: Kommet, und sehet den Mann, Der mir alles gesagt hat, was ich gethan habe, Johann 4« ist Der nicht Christus? 5 — 3m Die Wunder der Gnade, die Jesus wah¬ rend Seines dreyjahrigm Lehramtes an den Sün¬ dern wirkte, verkündigten in voraus die ungleich größern und zahlreichem Bekehrungen, die wah¬ rend Seines Todes und nach demselben erfolgten, welche Jesus verheißen hat, mit den Worten: Wenn Ich erhöhet scyn werde von der Erde, Johann werde ich Alles zu Mir ziehen. »2. 3s. Nachdem Jesus am Kreuze erhöhet wurde, ward an Ihm erfüllt, was Er durch den Mund Davids aussprach: Ich bin ein Wurm, und kein Mensch, ein Spott der Leute, und die Ver¬ achtung des Volkes. Alle, dre Mich sehen, spot¬ ten Meiner, thaten den Mund auf, schüttelten den Kopf: Er hat auf den Herrn vertraut, Der helfe, Der befreye Ihn, wenn Er Sein Lieb¬ ling ist. Sie th-ilten Meine Kleider unter sich, und warfen um Mein Gewand das Loos. Andern Ps.o,. 7.9. hat Er geholfen, Sich Selbst kann Er nicht -9- helfen. Ist Er der König Israels, so steige Er nun herab vom Kreuze, und wir werden an 204 Match. 27. Ihn glauben. Jesus aber verzeihet Seinen schim- 43. 4^. Pfenden Mördern , und rufet zu Seinem Vater: Luk. sS. Vergieb ihnen, Vater! denn sie wissen nicht, 54, was sie thun. So hat Er in Seiner Todes¬ stunde gezeiget, waS die Welt von dein Ver¬ dienste Seines TodcS zu hoffen habe, und daß da, wo die Sünde zugenommen hat, auch die Röm. 5 20, Gnade übergroß geworden ist. Der mit Jesus gekreuzigte Bösewicht berei¬ tete sich zum Tode, nicht anders, als daß er ein lastervolles höchst strafbares Leben ans Kreuz mitbrachte. Als er die Sanftmuth , Geduld und Feindesliebe beS Gottessohnes sah, war er auf einmal durch die göttliche Gnade im Herzen ge¬ rührt, erkannte alle seine Lasterthaten , gebie- thct dem mitgekreuzigten Lästerer Stillschweigen: Fürchtest auch du nicht Gott, der du dich in einer gleichen Verurtheilung befindest? Uns zwar wi¬ derfahrt Recht; denn wir empfangen, was un¬ sere Thaten verdient haben. Dieser aber hat nichts Böses gethan. Reuevoll, und mit einem bewun¬ derungswürdigen Glauben wendet er sich an den unschuldigen Dulder, und bittet Ihn wehmü- thig, und mit festen Vertrauen: Herr! gedenke meiner, wann Du in dein Reich kommst! Je¬ sus aber erwiederte ihm liebevoll: Heute wirst Lu?. s3. du m.t Mir seyn im Paradiese. So lohnet Je- Z9 ^-43. sus seinen lebendigen Glauben, sein festes Ver¬ trauen, und seine reuevolle büßende Liebe, daß er in den letzten Augenblicken, in welchen er seinen Geist aufgibt, in der zuversichtlichsten Hoffnung der ewigen Seligkeit hinscheidet, wo- durch auch an diesem Mörder in Erfüllung ging, 2o5 der Ausspruch des heiligen Paulus: Wo die Sün¬ de zugenommen hat, ist die Gnade überschweng-RLm. b. 20. lich geworden. Nicht nur für die Juden, sondern auch für die Heiden hat Christus durch Sein Leiden und Sterben das Reich Gottes aufgethan. Ju¬ den und Heiden schöpften aus den Schätzen der unergründlichen Reichthümev der Erbarmungen Gottes. Die Feinde Jesu lästerten noch unter dem Kreuze, und die heidnischen Soldaten war¬ fen das Loos über Seine Kleider, ohne zu be¬ denken , Wer Der sey , Dessen Gewand sie theil- ten. Die Liebe des sterbenden Gerechten brachte auch diese zur Besinnung, sie erkannten, welch ein Unrecht dem Unschuldigen durch Verurthei- lung zum Kreuzestode zugefüget wurde- , Um Alle diese auf den Weg des Heils zu bringen, und sie durch den Glauben des Ver¬ dienstes des Kreuzestodes Christi würdig zu ma¬ chen , geschahen auf das Wort des Allmächtigen außerordentliche Wunder. Um die Zeit des Hel¬ len Mittages entstand eine Finsterniß über den ganzen Erdboden , und Lauerte bis um die neunte Stunde, das ist, bis drey Uhr Nachmittags. Luk. 2Z-. Die Tonne ward verfinstert, und um die neunte 44- 45. Stunde, nachdem Jesus mit lauter Stimme ge¬ rufen : Vater! in Deine Hande empfehle Ich Meinen Geist, sein Haupt neigte, und den Geist aufgab, sieh! da riß der Vorhang im Tempel sChron. mitten entzwey von oben bis unten, die Erde 3'*4- bebte, die Felsen wurden gespaltet, die Graber öffneten sich, und cs erwachten viele Leiber der entschlafenen Heiligen, und gingen hervor aus 2oL den Gräbern nach Seiner Auferstehung, kamen Match. 27. in die heilige Stadt, und erschienen Vielen. 5o. 53. Nun wurde erfüllet, was Jesus einige Tage früher sagte: Wenn das Wcitzenkorn erstirbt, Ioh. ,2.25. so bringt es viele Frucht. Wahrend die abge¬ schiedene Seele des Gottmenschen in der Unter¬ welt den Seelen in der Vorhölle die vollbrachte I Petr. 3. Erlösung des Menschengeschlechtes predigte, wirkte »L. 19. die Gnade und die Kraft des Gekreuzigten auf Erden. Der römische Hauptmann mit seinen Trup¬ pen , die mit ihm bey Jesu die Wache hielten, Matth. 27. da sie das Erdbeben, und was geschehen war, 54- gesehen haben, geriethen in Furcht, und heftigen Schrecken, und sprachen: Wahrlich, Dieser war Gottes Sohn! Auch das ganze Volk, das mit¬ gekommen war zu sehen, und sah, was geschah, erkannte den unschuldig Ueberlieferten, Verhöhn» Luk. 23. 48. ten, und Gelästerten, schlug reumüthig auf die Brust, und kehrte um- Die Worte, die Christus rücksichtlich der Seligkeit der Reichen sprach: Was bey Men¬ schen unmöglich ist, das ist möglich bey Gott, erscheinen bey Seinem Tode in einem für jeden Wahrnehmenden Hellen Lichte. Joseph ein rei¬ cher Mann, von Arimathaa, einer Stadt Juden¬ lands , ein Mitglied des hohen jüdischen Na- thes zu Jerusalem, war ein Jünger Jesu, als Er noch lebte; jedoch in Geheim aus Furcht vor ^ob. 19.58. den Juden und vor seinen Mitgenossen im hohen Rathe. Durch den Tod Christi war er von die¬ ser Furcht ganz geheilt. Mitten in der größten Verschmähung bezeigte er nun öffentlich seine 207 Ll.be für Jesum, ging herzhaft zum Pilatus um den Leichnam Jesu zu bitten, um Ihn wür¬ dig zu bestatten. Zu ihm gesellte sich Nikode- Mark. mus, ein angesehener Mann, ein Pharisäer, 43--46. Vorsteher der Juden, Jünger Jesu, doch heim¬ lich aus Furcht, vor den Juden. Im hohen J§h. z. Sanhedrim, in der Versammlung der Großen r e. erhob er seine Stimme sreymüthig, nahm sich für Jesum mit Ernste an, und sprach für Ihn mit der Weisheit, Kraft und Milde eines Mit- J°h. 7. 1 gliedes des obersten Rathes. Die gnadenreiche 5o. K>. Macht des Todes Christi erhob ihn über alle Furcht. Ilm den im Leben Geliebten öffentlich zu ehren, brachte er ohne Scheu Myrrhe und Aloe, und begrub mit dem Joseph den Leichnam Christi in Johann 19. Ehren, in ein neues in Felsen ausgehauenes Grab, 89 — 4». welches Joseph für sich bereitete, auf daß er- Matth. §7. füllt wurde die Weissagung des Propheten Jsaias : 60. Bey Miffethacern war Sein Grab bestimmt; al- JsaiabL. g. lein bey einem Reichen ward Ihm eine Gruft. Dieß ist nun das große Wunder des Todes Jesu Christi , die Erfüllung der Vorbilder des alten Testamentes, und der Weissagungen der Propheten, und die Bekehrung der Sünder aus allen Standen der Menschen. Stehet denn auf ihr Alle, die ihr lieget im Schlafe der Sünde und des Todes! Christus Jesus wird euch das Leben der Gnade, und das Licht des ewigen Le¬ bens geben. Der Glaube zeiget den Weg des Heils, die Hoffnung stärket die Schwachen , und die Liebe macht alle Leiden und Trübsalen die¬ ses Lebens nicht nur erträglich, sondern auch 2o8 Matth, r». süß, angenehm und leicht. Christus hak uns 2Z» geliebt, und ziehet uns durch Seinen Tod zu sich. Als vor Zeiten das Volk Israel in der Wüste durch Abgötterey und Mißtrauen sich wi¬ der den Herrn seinen Gott versündigte, verwen¬ dete sich Mopses bey Gott durch Gebethe, und durch die Verdienste Seiner ehemaligen Lieblin¬ ge Abrahams, Isaaks, und Jakobs, und Gott zeigte Sich gnädig. Was haben wir nicht zu hoffen, von der Liebe des himmlischen Vaters, wenn wir nach wahrer Besserung des Lebens stre¬ ben, die Lehren und Beyspiele Seines göttlichen Sohnes zur Befolgung und Nachahmung stets vor Augen haben, und im Herzen behalten, reumüthig und bußfertig mit kindlichen Ver¬ trauen durch die Verdienste des Gekreuzigten bethen: Vater der Güte! Sieh herab von dem ewigen Throne Deiner Herrlichkeit, nicht auf unsere Sünden, sondern auf Jesum Deinen Gesalbten. Sein mit Blute überronnenes An¬ gesicht , Seine durchstochenen Hande, Seine Schmerzen und Wunden nimm auf, als das Lö¬ segeld für unsere Sünden, und schenke uns gnä- digst Deine Vaterliebe, da Du uns in dem kost¬ baren Blute Deines Sohnes Jesu Christi un- sers Herrn und Heilandes erlöset hast. Amen. 209 XXX. Die liebende für die Gnade der Erlösung dankbare Seele begleitet ihren göttli¬ chen Erlöser auf dem Leidenswege vom Oehlberge durch Jerusalem auf den Kal- varieberg zu Seinem Tode und zu Seiner Begräbntß. Gebeth zu Fesu Christo indem allerheiligsten Sakramente des Altars. Herr Jesus Christus, Sohn des lebendi¬ gen Gottes, Der Du nuch dem Willen des Va¬ ters und durch die Mitwirkung des heiligen Gei¬ stes die ganze Welt mit Deinem kostbaren Blute erlöset, durch Deinen Tod belebet, und durch Deine glorreiche Auferstehung erfreuet hast! Du hast den Menschenkindern , tue Du Deine Brü¬ der nennest , ein immerwährendes Pfand Deiner Liebe in den heiligen Geheimnissen Deines Lei¬ bes und Blutes hinterlassen, und Dich dann in die Hande der Sünder willig gegeben; höre denn das wehemüthige Flehen meines Herzens, und verleihe, daß ich durch die Verdienste Deines blutigen Angstschweißes am Oehlberge die Gnade wahrer Reue über meine Sünden, Und durch Deine Leiden und Schmerzen, die Du in Jerusalem , und am Kalvarieberge für die Sünden der Welt gelitten hast , aufrichtige Bekehrung und wahre Besserung meines Lebens erlange. Nimm mich an in die Zahl Deiner Auserwahlten, die Dich m dem qllerheiligsten Sakramente des Altars mit 14 210 reinem Herzen, lebendigen Glauben und inbrün¬ stiger Liebe genießen in der seligen Hoffnung Dich in dem Reiche Deines Vaters vom Angesicht zu Angesicht in vollkommener Liebe zu sehen und ewig zu genießen. Der Du lebest und regierest mit Gott dem Vater in Einigkeit des heiligen Geistes Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. I. Station. Betrachtung. Jesus am Oehlberge im Garten Getbsemani ermahnet Seine Jünger zum Gebcthe, damit sie nicht in die Versuchung fallen, beginnt zu zittern und sich zu ängsten- ^Beine Seele ist berrübt bis zum Tode. Er bethet: Vaters Dir sind alle Duige Mark. i4- möglich: Wenn Du willst, nimm diesen Kelch 26 4»- pon Mirs Doch nicht Mein , sondern Dein Wille geschehe. Ein Engel vom Himmel starret Ibn. Lukas 22. Im Todeskampfe becher Er inständiger. Sein 40 — 45. Schweiß wird wie Blutstropfen, die auf die Matth. 26. Erde fallen, Petrus, Jakobus und Johannes 36 —S7. sind Zeugen desien. Anmuthung. Jesus mein Heiland, und Bräutigam mei- Hoh. Lied, ner Seele ist weiß und rorh, aus Tausenden 5. io. erzählet- Mein Geliebter ist der Abglanz des ewigen Lichtes und der Herrlichkeit Gottes. In Ihm sehe rch, w>e m einem reinen Spiegel die Lit Macht , Heiligkeit, Gerechtigkeit und Güte des ewigen Vaters. Seine lilienweiße Unschuld und Reinigkeit ist mit dem rosenfarbenen blutigen Angstschweiße bedeckt in dem Kampfe Seiner Liebe mit der göttlichen Gerechtigkeit; denn nur Er allein ist heilig, und das Lamm Gottes, Wel¬ ches die Sünden der Welt hinwegnimmt. Was mir Seine Liebe thut, kann unter Tausenden der Menschenkinder und der Engel Niemand thun. So will ich denn zu Ihm hingehen auf den Mprrhenberg, und auf den Weihrauchshügel, Hoh. Lied dorr Ihm meine Dankgefühle ausdrücken. Ich 4» 6. will die Sünden meines ganzen Lebens erforschen, in der Bitterkeit meiner Seele bekennen und be¬ reuen, um durch die Thranen der Buße mein Ge¬ wissen in Seinem Blute zu reinigen. Ich will mich Seiner Seelenangst, so lange ich lebe, erin¬ nern , alle Leiden dieses Lebens willig im Geiste der Buße dulden, und solche für die Vergebung meiner Sünden mit demüthigem Gebethe und kindlichem Vertrauen der göttlichen Gerechtigkeit raglich aufopfern, mit Jesus wider alle Versu¬ chungen und Gelegenheiten zur Sünde kämpfen, der Welt und ihrer Begierlichkeit absterben, auf daß ich mir dem weißen und rothen Gewände der Unschuld und des Feuers der Liebe geziert vor dem göttlichen Richterstuhle erscheine in der Unschuld und Gerechtigkeit, die mir Jesus in Seinem Blure erworben har. Gebeth. O Gott! von Dem himmlische Begierden , heilige Vorsätze und gerechte Werke Herkommen, 14 * 212 sende unß den Meist Deiner Liebe, und verleihe, daß wir durch die Fürbitte der allerheiligstcn Jung¬ frau Maria die Güter des ewigen Lebens erlan¬ gen. Durch Jesüm Christum unfern Herrn. Amen. Vater unser. Gegrüßet seyst du Maria. Ehre sey dem Vater, und dem Sohne, und dem heiligen Geiste. Wie es war im An¬ fänge, jetzt, und allezeit, und in Ewigkeit. Amen. II. S t a t i o n. Betrachtung. Matth. 26. Jesus sagt zu Seinen Jüngern: Die Stunde 45 — 56. ist gekommen; des Menschensohn wird übergeben werden in die Hande der Sünder, stehet auf, lasset uns gehen, er ist nahe, der Mich vcr- rathen wird. Judas kommt, und mit ihm ei¬ ne große Schaar mit Waffen und Fackeln. Der Verrather tritt vor. Jesus nimmt ihn liebreich Mark. 14. auf. Judas küsset Ihn zum Zeichen : Den grei- 44- 45. fet und führet Ihn behutsam. Er fraget sic, „ und saget ihnen: Ich bin Jesus von Nazareth. 4 ' Alle weichen zurück, und fallen zu Boden. Sie stehen auf Sein Wort auf, hören gelassen zu: Ihr styd ausgegangen , wie gegen einen Nauber Mich zu fangen, Ich war täglich bey euch, und ihr habet Mich nicht ergriffen; nun ist eure Stunde und die Macht der Finstcrniße. Er hei- let das rechtt^Ohr des Malchuö, verweiset den Petrus, der das Schwert gezogen, erkläret ihm 2l3 die Vertheidigungsmacht , und die Rathschlüße Seines Vaters im Himmel. Sie legen Hand an Jesum, und greifen Ihn. Die Jünger neh- Luc. 22. men die Flucht. 52.-54. A n m u t h u n g. Mein Herz zerfließt in Thranen der Liebe und der Anbethung, wie Jesus der Geliebte meiner Seele umrungen von der bewaffneten Schaar redet, und wie liebreich Er sich gegen Seine Fein¬ de bezeigt. Ni mand darf «seinetwegen gekrankt werden, nur Sich Selbst übergab Er ihrer Muth. Gewaltsam wie der Tod ist Seine Liebe, H§h. Lieb ja gewaltsamer; denn Er entschließt Sich zum 6.6. Tobe, um Mir das Leben zu geben. So will ich denn Seine Liebe mit Gegenliebe lohnen. Feindeslicbe, Vergessen auf alle Beleidigun¬ gen, und Wohlthun jenen, die mir Unrecht Lhatcn , soll von nun an der öffentliche Be¬ weis meiner Liebe sepn. Leiden will ich mit Jesus, und lieben; denn Leiden ohne Liebe ist das Loos der Verworfenen, und Liebe ohne Leiden kann mich Seiner Liebe nicht wür- dig machen. Das Andenken Deines Nahmens, Jesus von Nazareth ! schrecke mich, und mache mich fliehen vor jeder Sünde. Heile meine Ohren und mein Herz, damit ich die Stimme Deiner Wahr¬ heit, und die Verkündigung Deiner Liebe und Sanftmuth mit liebenden Herzen anhöre, und sorgfältig bewahre- Sieh, himmlischer Bräuti¬ gam! dieß sind die festen Entschlüße meines Her¬ zens, die ich mit dem Beystande Deiner Gnade ausführen will, sollte ich auch gleich Dir mit- ten im Leiden aller menschlichen Hülfe beraubt werden, ja auch, wenn es mich selbst das Le¬ ben kosten sollte. G ebeth. Wir bitten Dich o Herr! sich gnädig auf Deine Gemeinde herab, und verleihe Deinen Dienern und Dienerinnen, daß sie Deine in ihrem Herzen verborgene Allmacht fühlen, und keine Unmöglichkeit zu seyn glauben, zu wirken das Heil der Seelen, für welche unser Herr Je¬ sus Christus Sich den Händen der Sünder über¬ lassen hat. Der Da lebet und regieret von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen- Vaterunser. Gegrüßet seyst du Maria. Ehre sey dem Vater. Hl. Station. Betrachtung. Jesus gebunden wird den hohen Priestern Matth. 26. vorgestellt, zuerst dem Annas, dann dem Kai- 5? — 75. phas, bey welchem sich die Schriftgelehrten und Aeltesten des Volkes versammelten. Petrus fol¬ get Ihm von fern bis hinein in den Vorhof des Hohenpriesters, wo er sich mit den Knech¬ ten am Feuer wärmte. Jesus befraget über Seine Jünger und Lehre antwortet dem Hohenprie¬ ster: Ich habe öffentlich geredet in der Syna¬ goge, und im Tempel vor allen Juden ; frage 2l5 die, welche Mich gekört haben. Bekommt von einem der Schergen einM Backensteeich. IesuS antwortet: Wenn Ich unrecht geredet habe, so gib Zeugniß; wenn Ich aber recht geredet habe, Johann »8. warum schlägst du Mich. Alle Aussagen der '8 — 23: > Zeugen wider Jesum stimmen nicht überein, und werden verworfen. Jesus schweigt zu allen An¬ klagen. Der Hohepriester beschwöret Ihn bey dem lebendigen Gott: Sage uns, ob Du Chri¬ stus der Sohn Gottes bist. Er antwortet: du hast cs gesagt, Ich bin's, doch Ich sage euch, hinführo werdet ihr sehen den Sohn des Men¬ schen sitzen zur Rechten der Kraft Gottes, und kommen auf den Wolken des Himmels. Der Hohepriester zerreisset sein Gewand, und spricht: Er hat Gott gelästert, und Alle antworten: Er Mark. ist des Todes schuldig. Petrus verläugnet Ihn 55—72. auf das Wort einer Magd, auf das Zudringen der Knechte, die ihn aus seiner Sprache für den Anhänger des Galiläers zu erkennen glaubten, und auf die Aussage des Verwandten des Mal- chus, dem Petrus das Ohr aögehauen hatte. Der Hahn krähet, Petrus erkennt auf den Gna¬ denblick Christi seine Sünde, entfernt sich und weint bitterlich. Sie speien auf das Angesicht Jesus, schlagen Ihn mit Fäusten, geben Ihm Backenstreiche, und sprechen: Weissage uns Chri- 22. stus, wer ist es, der Dich schlug, und viele an- 63—65. bere Lästerungen sprechen sie wider Ihn die ganze Nacht hindurch. si6 A n m u t h u n g. O heilige Liebe meines Erlösers, wie wachs tig sind deine Ketten, indem du den Allmächti¬ gen fesselst, den Himmel mit der Erde, den Wun¬ der mit dem Könige der Gerechtigkeit auf ewig bindest! Jesus wird schwach in den Händen der Feinde aus übermässiger Liebe zu meiner Seele. Hätte der Allmächtige nicht geliebet, so würde Er unüberwindlich seyn. Er ist schwach, und ein Mann der Schmerzen- Unter den gräßlich¬ sten Peinen wird Seine Heiligkeit mit Schimpf- und Spottreden und Lästerungen gekränket, von allen Menschenklassen, um Alle von dem Fluche der Sünde zu retten , und unter die himmlischen Chöre des unaufhörlichen Gesanges der Engel und Auserwahlten zu versetzen. Ich schlummerte lange in dem Schlafe der Trägheit und Sorg¬ losigkeit. So will ich mich denn aufmachen, Hohes Lied und suchen Den, Den meine Seele lieb hat, 3. 2. und in Seiner Liebe mit Petrus über das Ge¬ schehene bitterlich weinen, mit eifrigem Ernste meine Standespflichten erfüllen, und mein Herz von allen unheiligen Gedanken reinigen. Heili¬ gen will ich Ihm meinen Mund durch Still¬ schweigen , durch das Bekenntniß Seiner Hoch- heit, und meiner Niedrigkeit, meine Augen durch Ehrbarkeit und Reinigkcit, meinen Geist und mein Gedächtnis durch die Erinnerung meiner Armseligkeit und Seiner Erbarmungen, und durch die Betrachtung und getreue Befolgung Seines göttlichen Gesetzes. 217 G e b e t h. Herr! laß mein Gebeth wie Weihrauch duf¬ ten vor Deinem Angesichte, und meiner Hande Aufheben, wie ein Abendopfer; bewahre meinen Psalm i§o. Mund, bewahre meiner Lippen Thur, damit 2 — 4. mein Herz, dem Frevel gram, sich von Deinem Wege nicht entferne, und es nicht wage die Sünde zu entschuldigen. Der Du lebest und regierest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Vater unser. Gegrüßet seyst du Maria. Ehre sey dem Vater. IV. Station. Betrachtung. Als cs Tag war, überlieferten alle hohen Priester und Aeltesten des Volkes Jesum ge- Matth. 27. bundcn aus dem Hause des Kaiphas dem Land- » — s3. Pfleger Pontius Pilatus zum Tode. Judas be¬ zeiget vor den hohen Priestern Christi Unschuld, die ihm sagten: Siche du zu. Er wirft die Sil¬ berlinge in dem Tempel von sich, und erhenktsich. Um das Blutgeld wird ein Tövfersacker gekauft zum Begräbnisse für Fremdlinge. Jesus wird angeklagt als falscher Messias, als Verführer und Aufwiegler des Volkes. Er bezeugt ein gu¬ tes Bekenntnis von der Göttlichkeit Seines Rci-Johann »8. ches, und von der Heiligkeit Seiner Lehren, 3t>. 37. sonst antwortet Er auf alle falschen Aussagen »licht ein Wort. Pilatus erkennt Seine Unschuld. 2l8 < Luk. 23. Sendet Ihn zum Herodcs. Dieser mit seinen i —>2. Kriegsleuten verspottet und verhöhnet Jesum, weil Er ihm auf keine Frage antwortet, und keine Wunderzeichen wirket; er legt Ihm ein weißes Ge¬ wand an , und schickt Ihn zurück. Pilatus und Hcrodes, die mit einander in Feindschaft waren, wurden Freunde an dem Tage. Pilatus wird verlegen, sucht den Unschuldigen zu retten. Da er auf dem Richtcrstuhle saß, ließ ihm seine Gcmahlinn sagen: Habe mit diesem Gerechten nichts zu schaffen; ich habe heute Seinetwegen vieles erlitten im Traume. Er stellet Jesum ne¬ ben dem berüchtigten Räuber, Mörder und Auf¬ wiegler Barrabbas dem Volke vor. Das ganze Volk, überredet von den hohen Priestern und Markus l5. Aeltesten des Volkes, schrie einstimmig: Barrab- > — »4. bas soll losgelaffen , Jesus aber gekreuziget werden. Anmuthung. Gott hat also Seines eingebornen Sohnes nicht geschonet, sondern für alle Ihn hingegeben. Der ewige Vater sprach : Es sterbe Mein Sohn, und der Sünder werde gerettet. O unaussprech¬ liche Liebe meines Gottes ! Um den Knecht zu erlö¬ sen, gibst Du den Sohn zum schmählichsten Tode hin. JnSeinem Leit en bereitet mir Jesus Unschuld und Frieden, allen Bedrängten Trost und Freude; verbannt Haß und Feindschaft, und bcmüthi- get den Starrsinn der stolzen Herrschsucht. So will ich denn in der Person des ungerecht verfolg¬ ten und gebrückten Nebenmcnschen Jesum schützen > ^9 mit Rath und Fhat den Hülfsbetürftigen bev- Match. -5. stehen; lieber will ich Haß, Neid und die 4»- Verfolgung der Welt im Geiste der Buße erlei¬ den , als der Wahrheit je untreu werden. Jesus, Der von Herodes als ein unwissender und dum¬ mer Mensch behandelt wurde, gibt mir den Geist der Wahrheit^, des Muthes und der Starke. G e be t h. Im Geiste der Demuth, und mit zerknirschten Herzen stehen wir zu Dir Herr! Nimm uns gnä¬ dig auf- Herr Gott! laß uns das Opfer unserer Daniel 3. Andacht heute vor Deinem Angesichte so verrich- Sg- 4». tcn, daß wir Dir wohlgefällig werden. Durch Jcsum Christum unfern Herrn. Amen. Vater unser. Gegrüßet seyst du Maria. Ehre sey dem Vater. V. Station. Betrachtung. Pilatus spricht abermals: Welchen von die¬ sen Bepden wollet ihr, daß ich euch losgebe. Da schreien sie abermals Alle: Nicht Diesen, sondern den Barrabbas. Pilatus suchet Jeium zu retten, und spricht: Was wollet ihr denn, Matth. 27. daß ich thun soll dem Könige der Juden, Je- 20 — 23. suö, Der genannt wird Christus? Sie schreien wieder: Kreuzige Ihn. Pilatusisprichr zum drit> 220 ten Male: Was hat Er denn Böses gethan? Ich finde keineSchuld an Ihm, auch Hcrodes nicht; Luc. 23. ich will Ihn also züchtigen , und entlassen. Sie »3 — 22. abe,: halten an, mit großem Geschrey, und for¬ derten , daß Er gekreuziget würde. Da laßt Ich. 19, ».Pilatus Jesum nehmen und geißeln. A n m u t h u ng. Jesus von der göttlichen Gerechtigkeit der Wuth Seiner Feinde übergeben, büßet durch unzählige Geißelstreiche die Schuld meiner Sün¬ den. Gehe hin meine Seele, siehe das Lamm Got, tcs, den Gesalbten des ewigen Vaters ! Er hat weder Schönheit noch Herrlichkeit, von der Fu߬ sohle bis zur Scheitel dcö Kopfes ist Er mit Sniemen und Wunden bedecket. Meine Seele! wasche dich in Seinem kostbaren Blute, mit welchem jene Erde ganz gefärbt ist. So viel wollte Jesus leiden, um dich zu erlösen. Sich! Er redet in Seinem Blute zu dir: Du hast mein Herz verwundet, meine Schwester meine Hohes Lied Braut! Ja mein Heiland! Deine Liebe hat Dich '4. 9. gedemüthiget, um Dich mir liebenswürdiger und gleichförmiger zu machen. Meine Seele! Ziehe das hochzeitliche Kleid der Unschuld an, nähere dich deinem göttlichen Bruder und himmlischen Bräutigame, gebe Ihm den keuschen Kuß einer Schwester und einer Braut, färbe deine Lippen mit Seinem Blute, sauge dort die Milch der Kinder Gottes, esse das so reinliche Fleisch, und trinke das kostbare Blut deines Heilandes in dem allcrheiligsten Altarösakramcnte, auf daß du wi- 22l der den reißenden Strom der Lasier und der Verführung in Seiner Liebe gestarkct werdest. G e b e th. Alkmachtiger/ ewiger Gott! Der Du auch die hartnäckigen Juden von Deinen Crbarmun- gen nicht ausschließest; erhöre unser Gebeth für dieses verblendete Volk, damit sie das Licht Dei¬ ner Wahrheit, welches Christus ist, erkennen, und aus ihrer Finsternis erlöset werden. Durch Iesum Christum unfern Herrn. Amen. Vater unser. Gegrüssct scyst du Maria. Ehre scp dem Vater. VI. Station- Betrachtung. Die Kriegsknechtc des Landpflegers führen Jesum in den Hof des Nichthauscs mit sich, und versammeln um Ihn die ganze Schaar Sie -entkleiden Ihn, und ziehen Ihm, nachdem sie Ihn gegeißelt haben, ein Purpurgewand Matth.27. an, flechten eine Krone von Dornen, und 27.—3o. setzen selbe Ihm auf. Sie geben Ihm ein Rohr in die rechte Hand. Sie beugen die Knie vor Ihm, höhnen Ihn: Sey gegrüßt KönigIoh.i9.2.3. der Juden! Sie schlagen Ihn auf's Haupt mit einem Rohre, speien Ihn an, geben Ihm Ba- Mark. ,5. ekenstrelche, und bezeigen Ihm Anbcthung. »0—19. 222 ' Anmuthung. Was dis jungfräuliche Heiligkeit meines Erlösers in der Entblößung vor der großen Vol¬ ksmenge gelitten hat, bleibt ein jungfräulich keuschen Seelen zur Anberhung vorbehalrenes Geheimniß. Die Erde meines durch die Sünde verkehrten Herzens brachte die Dörner hervor, die von den Heiden in Sein heiliges Haupt ein¬ gedrückt wurden, und mir die goldene Krone der Unsterblichkeit verdienten. Das Rohr in Seiner Hand war der Reichssceptcr Seiner Macht, wo¬ durch Er die Welt, Seine Widersacher und alle Feinde unsers Heils besiegte. Kinder der Erlö¬ sung, gläubige Seelen, ihr Töchter Sions! gehet hinaus, und sehet den König Salomon mit der Krone, womit Ihn Seine Mutter ge- Hohes Lied, krönet hat an dem Wonnetage Seiner Vermah- 5. >>. lung. Bewundert Seine Liebe, berhet Ihn an, und liebet den glorreichen König des Friedens, weinet und trauert aus Liebe zu Ihm, wenn Er von Sündern beleidiget wird. Ich will denn mit Seiner Gnade beharren in dem Entschlüsse all mein Blut lieber zu geben, als Seine göttliche Majestät zu beleidigen; bethcn will ich, daß Sein Reich ausgebreitet, und Er als der alleinige Kö¬ nig der Ewigkeit, von allen Menschen erkannt, geliebet und angebethet werde. Gebeth. Allmächtiger, ewiger Gott! Du willst nicht den Tod der Sünder, sondern daß sie sich be- 223 kehren, und leben; Nimm unser Gebeth gnädig auf, und befreye vie in dem Schatten des To¬ des sitzenden heidnischen Völker von dem Götzen¬ dienste. Nimm sie zu Kindern Deiner heiligen Kirche auf, zum Preise und zur Ehre Deines Nahmcns. Durch Jesum Christum unfern Herrn Amen. Vater unser. Gcgrüßet sepst du Maria. Ehre scp dem Vater. VII. Station. Betrachtung. Pilatus gehet wieder hinaus, und spricht zu den Juden: Sehet! ich führe Jesum heraus Johann >9 zu euch , auf daß ihr wisset, daß ich keine Schuld *6. an Ihm finde. Jesus kommt heraus, und tragt die Dornenkrone, und das Purpurgewand. Pi¬ latus spricht zu ihnen: Sehet! ein Mensch! Die hohen Priester, und die Diener schrcyen: Kreu¬ zige Ihn, kreuzige Ihn. Pilatus sagt: Nehmet ihr Ihn hin, und kreuziget Ihn , ich finde keine Schuld an Ihm. Sie antworten: Wir haben ein Gesetz, und nach diesem Gesetze muß Er sterben, weil Er Sich Selbst zum Sohne Got¬ tes gemacht hat. Pilatus wird verlegen. JesuS erkläret ihm, daß ihm die Macht von Gott ge¬ geben sey. Pilatus sucht Jesum zu retten, die Juden schreyen: Wenn du Diesen loslaffest, so E du Nicht des Kaisers Freund. Um die sich- 224 ste Stunde, nach neun Uhr früh zeiget Pilatus Jcsum dem Volke vor, und sagt: Sehet! euer König! Sie schrcpcn: Weg mit Ihm, kreuzige Ihn. Pilatus spricht: Soll ich euern König kreuzigen? Die hohen Priester antworten: Wir Haben keinen König, als nur den Kaiser. Pi¬ latus sicht, daß er nichts ausrichtct, und der karm immer größer wird, wascht sich die Hande - vor dem Volke, und sagt: Ich bin unschuldig an dem Blute dieses Gerechten, sehet ihr auf! Das Volk antwortet: Sein Blut komme über uns , und über unsere Kinder! Pilatus will dem Luk. sZ. Volke willfahren, gibt Barabbas los, Jcsum so —aber überantwortet er ihnen, daß Er gckrcuzi- get würde. A n m u t h u n g. Jesus wünscht von mir Allein und über alles Hobes Lied, geliebt zu werden. Die Eifersucht ist hart, un- b- 6- biegsam wie die Hölle. Das Todesurthcil wird über Jesus vorgelesen. Er hört und nimmt es demüthig an. Er unterwirft Sich mit Sanft- muth, und vollkommener Ergebung, weil Er Sich aus Liebe zu mir Selbst angebothen hat. So wie Niemand dem Tode widerstehen kann, so kann Jesus der Liebe zu meiner Seligkeit nicht widerstehen. Gleichwie die Hölle durch keine Pcinen der Verworfenen gemildert werden kann, so konnten keine Leiden, selbst nicht der Anblick des peinlichsten Todes die Liebe in dem Herzen Jesu zu meiner Seele mindern. Jesus! Erwecke diese Liebe zu Dir in mir, und in allen Men- 222 schm, auf daß wir.' nach dem Beispiele Deiner von dem heiligen Geiste gestärkten Apostel auch mit Aufopferung eigener Vortheile und im Nothfalle auch des Lebens Deine Ehre verthcu» Ligen. Schmelze o Jesus! meine Nieren und mein Herz in dem Feuer Deiner Liebe, und vertilge in mir alles Irdische, daß ich nichts su¬ che, und nichts verlange, als Dir zu gefallen, und Dich zu lieben. G e b e t h. Wir flehen zu Dir o Herr! leite, schirme und bewahre uns Deine Diener, den gejamm¬ ten Elerus, und das andächtige Volk. Gieb uns in diesen Tagen des Heils Ruhe und Frie¬ den. Segne den apostolischen Hirten, unfern Papst den heiligsten Vater Leo XII., unsern Bischof Anton Aloys, leite und erhalte sie un¬ ter Deinem ewigen Schutze- Sieh' auch gnädig herab auf Deinen andächtigen Verehrer unsern Kaiser Franz. Du kennst o Gott! seine sehnlichsten Wünsche Deinen heiligen Willen getreu zu erfüllen um Dir zu gefallen. Die Fülle Deiner unendlichen Barmherzigkeit und Gnade ströme auf ihn. Dein Friede begleite ihn auf allen seinen Wegen. Ver¬ leihe ihm, seinem Volke und seinem ganzen Hause den unvergänglichen Sieg Deiner ewigen Herr¬ lichkeit. Durch Jesum Christum unsern Herrn- Amen. Vater unser. Gcgrüßet scyst du Maria. Ehre sey dem Vater. i5 226 VM. Station. Betrachtung- . Sie nehmen Jesum, und nachdem sie Ihn 3i. verspottet haben, ziehen sie Ihm das Purpur¬ gewand aus, und thun Ihm Seine Kleider an, und führen Ihn hinaus, daß sie Ihn kreuzig- ten. Jesus tragt Sein Kreuz, und geht hinaus Johann ig. zur Statte, d»e da heißt Schedelsiatte, auf hebräisch aber Golgatha. Anmuthung. Wie veränderlich sind doch die menschlichen Herzen! Mein Erlöser, Der wenige Tage zuvor mit so großen Lobsprüchen und Ehrenbezeigungen, Mark. n. unter feuerlichem Zurufe des Volkes, zu Jeru- L — io. salem ausgenommen ward, wird nun von eben jenem Volke durch die noch mit Palmzweig?n bestreueten Gassen der Stadt als ein gottlosr Bösewicht, als Verführer und als falscher Mes¬ sias zum Tode hinaus begleitet. O undank¬ bare Stadt! entgeltest du so deinem Erlöser Seine Bemühungen für das Heil deiner Kinder, für Seine himmlischen Lehren und Wunderzeichen, die Er in dir wirkte, und für die Gebethe, die Er mit so großer Liebe für dich Seinem Vater- Hohes Lied in dem Tempel entrichtete. Jesus! ziehe mich nach > 3. Dir, daß ich dem Gerüche Deiner Liebe Nacheile auf dem Wege des Kreuzes, wo ich kein an¬ deres Gut suche, als mich mit Dir zu vereint- 227 gen, mit Dir zu sterben, und in dem Reiche Deines Vaters mit Dir auszuruhen. G e b e t h. Allmächtiger ewiger Gott! Gieb, daß wir die heiligen Geheimnisse des Leidens und Ster, bens unsers Herrn Jesus Christus würdig feyern, und Vergebung unserer Sünden erlangen mö¬ gen. Durch Denselben Jesus Christus unfern Herrn. Amen. Vater unser. Gegrüßet sepst du Maria. Ehre sey dem Vater. IX. S t a 1 i o n. Betrachtung. Da sie mit Jesus hinausgingen, treffen sie einen Mann von Cyrene an , mit Nahmen Si¬ mon den Vater des Alexander und Nufus, der vom Landgute kam , den nöthigten sie Sein Kreuz zu tragen- Es folget Ihm eine große Matth. 27. Menge Volks, und Weiber, die Ihn bejammer- 3a. len und beklagten. Jesus wendet sich zu ihnen, und spricht: Ihr Töchter von Jerusalem! Wei¬ net nicht über Mich, sondern weinet über euch und eure Kinder; denn die Tage kommen, da sie sagen werden: Selig die Unfruchtbaren, die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht gesauget haben. Dann werden sie sprechen zu den Bergen: Fallet über uns, und zu den Hügeln: Bedecket uns; denn wo sie solches thun »5 * 228 am grünen Holze, was wird mit dem dürren Luk. sZ. werden! Mit Jesus waren zwcy Missethater 27 -82. hinausgeführet, um mit Ihm gekreuziget zu werden. A n m u t h u n g. Jesus, Der ein Jahr vorher in Seiner Luk. 9. Herrlichkeit am heiligen Berge mit Mopses und 28-5,. Elias Sich von den übergroßen Wundern Sei- ner Liebe besprach, ist nun zwischen den Ver¬ brechern. Die Henkersknechte aus Fürsorge, Er möchte nicht auf dem Wege sterben, legen Sein Kreuz dem Simon auf. Jesus, Seine Leiden gleichsam vergessend, sorget nur für unser Heil, spricht Worte, die, wenn sie das menschliche Herz nicht zur Liebe rühren, doch vor Sünden Sirach I. abzuschrecken vermögen, und eine heilsame Furcht ,6. erregen, die der Anfang der Weisheit ist. Lobe Gott meine Seele! und Alles, was in dir ist, Seinen heiligen Nahmen. Vergiß Seine Wohl- Psalm io2. thaten nicht; er rettet dich vom Verderben, und 2. 4. krönt dich mit Güte und Barmherzigkeit. G eb e t h. Gott! Den wir vom ganzen Herzen lieben sollen, mehre in uns die Gaben Deiner uner¬ meßlichen Gnaden; und gleichwie Du unfern Glauben durch den Tod Deines Sohnes zur gegründeten Hoffnung erhoben hast, so bewirke auch, daß wir das Ziel unserer Sehnsucht und unseres Strebens durch Seine Auferstehung er- 229 reichen. Durch Denselben Jesus Christus un¬ fern Herrn- Amen. Vater unser. Gegrüßet sepst du Maria. Ehre ftp dem Vater. X- Station. Betrachtung. Da sie an den Calvaricberg gekommen wa¬ ren, geben sie Jesu zu trinken, Wein mit Mirrhen und Galle gemischt. Als Er es kostete, wollte^? « . Er's nicht trinken. Daselbst kreuzigen sie Ihn, 25.'28. und die Missetbater, den Einen zur Rechten, den Andern zur Linken, in der Mitte aber Jesum ? . - um die Mittagsstunde. Pilatus laßt in hebrai- scher, griechischer und lateinischer Sprache die Ueberschrift über das Kreuz setzen : Jesus der Nazarener, König der Juden. Die hohen Prie¬ ster sagten ihm : Schreibe nicht: König der Ju¬ den, sondern: Dieser hat gesagt: Ich bin König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich ge- <> . schrieben, habe ich geschrieben. ,8— '2'. Anmuthung. Die Hammerschlage ertönen auf dem gan¬ zen Berge. Die heiligen Hande, Die so viele Kranke heilten , und die anzubethenden Füsse des Erlösers, Die sich im Aufsuchcn der verlornen Schafe so oft ermüdeten, werden mit großen Schmerzen angenagelt. Meine Seele! sieh' hin auf den Gekreuzigten, und höre, was dort Seine zZo Hohes Lkeb Liebe spricht : Wir wollen dir goldene Halsket- r. ten machen, die mit Silber durchschlungen sind. Meine Sünden haben Ihn an das Kreuz ge¬ heftet, Er aber durch den Willen des Vaters und durch die Mitwirkung des heiligen Geistes will mich mit den Ketten Seiner Liebe fesseln, die so stark sind, daß mich keine Gefahr, keine Versuchung, weder Leben noch Lod von Ihm trennen wird. Unmöglich kann die Sünde m meiner Seele herrschen, so lange ich Jcsum den Gekreuzigten im Herzen und vor Augen habe. G e b e t h. Herr, Jesus Christus, Sohn des lebend,'- gen Gottes! der Du um die Mittagsstunde zur Erlösung der Welt das Holz des Kreuzes bestie¬ gen, und Dein kostbares Blut zur Vergebung un¬ serer Sünden vergossen hast; wir bitten Dich demüthig, verleihe uns gnädig, daß wir nach unserm Tode fröhlich in das Paradies eingehen. Der Du lebest und regierest von Ewigkeit zu Ewig¬ keit. Amen. Vater unser. Gegrüßet scyst du Maria. Ehre sey dem Vater. XI. Station. Betrachtung. Die Kriegsknechte unter dem Kreuze Ehesten Johann Seine Kleider, und werfen das Loos ; denn -3: 24 Sein Leibrock war ohne Naht durchaus von oben 22» an aus einem Gewebe. Die Vorübergehenden lä¬ stern Ihn, schütteln den Kopf, und sprechen: Ha! Der Du den Tempel Gottes zerstörest, und in dreh Tagen wieder aufbauest, hilf Dir Selbst, steige vom Kreuze. Die Hohenpriester und Schrift¬ gelehrten spotten, und sagen: Andern hat Er geholfen - Sich selbst kann Er nicht helfen. Chri¬ stus der König Israels steige nun vom Kreuze herab, damit wir sehen, und glauben. Auch die Kriegsknechte spotten Seiner, reichen Ihm Mark. »5. Essig, und sagen: Bist Du König der Juden, sg —S2. so hilf Dir Selbst. Ihn lästern die Missetha- ter, die mit Ihm gekreuziget waren. Einer sprach zu Ihm: Bist Du Christus, so hilf Dir, und uns. Der Andere verwies ihn: Fürchtest auch du nicht Gott, da du in gleicher Verdamm- niß bist; und zwar wir mit-Recht; denn wir empfangen, was unsere Thaten verdienen; Die¬ ser aber hat nichts Ucbles gethan. Jesus spricht: Vater! vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie thun. Der Neumüthige zu Seiner Rechten ruft mit Vertrauen : Herr! gedenke meiner, wann Du in Dein Reich kommest! Jesus antwortet ihm: Wahrlich sage Ich dir: Luk. LZ. Heute wirst du bey Mir seyn im Paradiese. Sei- 54 — 45- ner unter dem Kreuze stehenden Mutter sagt Er auf Johannes winkend : Weib! siehe! dein Sohn; zu diesem aber auf Maria deutend: Siehe! deine Mutter, und von der Stunde an nimmt Aö""" '9 sie der Jünger zu sich. Um die Mittagszeit ward *7- Finsterniß über den ganzen Erdboden, bis drey Uhr Nachmittags. Um diese letzte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: M, Lst, 2ZS Matth. 27. ZgKgaUmni? Mein Bott! Mein Gott! 45 — 47- warum h a st D u Mich verlassen? Die Umstehenden meinten, Jesus rufe delt Elms. Auf daß die Schrift erfüllet werde, spricht Jesus: Mich dürstet. Sie füllten mit dem Essig einen Schwamm, steckten ihn auf einen Usopstcngel, und hielten es Ihm auf den Mund. Da nun Joh. »9. Jesus den Essig genommen hat, spricht Er: Es 28—3ö. ist vollbracht. A n m u t h u n g. Da hanget Jesus der Vermittler am Kreuze entkleidet zwischen dem Himmel und der Erde. Unsere Vater haben in der Noth geschrien, und sind errettet worden. Jesus rufet, und wird nicht erhört. Gott ist Ihm nicht ein Va¬ ter, sondern ein rächender strenger Richter. Seine Feinde hatten keine Macht über Ihn, wenn sie ihnen nicht von oben herab wäre gegeben worden. Schon offenbaret sich die versöhnende Kraft Seines Leidens. Der Missethater wird zum Reiche Gottes berufen. Jesus sehnt sich nach dem Heile der Sünder viel mehr, als der heftigen Durst Leidende nach dem Wasser. Al¬ len Bekehrten stellet Jesus Seine Mutter als . das Muster der ausharrenden Liebe Gottes auf. Kummer- und trostvoll steht sie unter dem Kreuze, woran das Heil der Welt hangt, als wollte sie sagen: Ich bin die Mutter des Gekreuzigten, Den ihr als einen Missethater verworfen habet, Er wird wieder auferstchen, und Seine Herr¬ lichkeit offenbaren. Unter deinen Schutz 0 Ma- 2ZZ ria ! fliehe ich in den Gefahren des Lebens. Sey meine Mittlerin», und Fürsprecherin», daß ich Gnade finde bey Jesus, De» ich mit meinen Sünden gekreuziget habe. G e b e t h. Gott! von Dem Judas die Strafe seiner verratherischen That, und der gekreuzigte Mör¬ der für seine bußfertige Reue die Krone des Le¬ bens empfangen hat/ laß uns die Früchte Dei¬ ner unendlichen Erbarmungen zufließen / damit unser Herr Jesus Christus, so wie Er Beyden den ihren verschiedenen Verdiensten angemessenen Lohn wahrend Seines Leidens angeordnet hat, auch uns von dem Jrrthume des alten Verder» bens heile, und uns die Gnade Seiner Aufer¬ stehung verleihe. Der mit Dir und dem heiligen Geiste lebet und herrschet, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Vater unser. Gegrüßet seyst du Maria. Ehre sey dem Vater, und dem Sohne, und dem heiligen Geiste. Wie es war im An¬ fänge , jetzt und allezeit, und in Ewigkeit. Amen. s34 KU- Station. Betrachtung. Fefus ruft abermahl mit lauter Stimme : Lus. 2Z.46. Vater in Deine Hande empfehle Ich Meinen Job. ig.Zo. Geist! Er neiget Tein Haupt, und gibt den Geist auf. Und steh'! der Vorhang des Tempels zerriß in zwey Stücke von oben bis unten , erschüttert mar die ganze Erde, gespaltet die Felsen, Gra¬ ber geöffnet, und es erwachten viele Leiber der entfchlaffenen Heiligen, und gingen hervor aus den Grabern nach Seiner Auferstehung. Der Hauptmann, und die Kriegsknechte, die Jesum bewachten, als ste sahen, was geschah, und wie Jesus so rufend den Geist aufgab, sprachen: Wahrlich! Dieser war Gottes Sohn! Alle, die mitgekommen waren zu sehen, schlagen an ihre Brust, und kehren zurück. Da stehen die Be¬ kannten Jesus von fern, und die Weiber, die Mack. »S. Ihm nachgefolget waren aus Galiläa, und Ihm 3g—4,. von ihrer Habe mitgetheilt hatten, und viele andere, die mit Ihm hinaufgegangen waren nach Jerusalem, unter denen war Maria Magdalena, und Maria des Jakobs des Kleinern, und Jo- Matth. 27. sephS Mutter, und Salome, die Mutter der 56. Söhne des Zebedaus. Anmuthung. Jesus mein Heiland und Bräutigam meiner Seele! Ich habe an Dir gesehen, was gewiß 235 über kurz oder lang über Elch kommen wird. Kalter Angstschweiß und Todtenschauer wird sich meiner bemächtigen in der Stunde mei¬ nes Hinscheidens, alle Freunde und Bekannte werden von fern stehen, und mich verlassen. O Jesus! Erhalte in meinem Herzen unaufhör¬ lich die angstvolle Stunde des Todes , in der Du mich der Liebe Deines Vaters empfohlen hast, im Andenken, daß ich nie durch eme Sünde von Dir scheide, in Deiner Liebe zunehme, Deines Bepstandes in der Sterbstunde, und der Krone der Unsterblichkeit bey Dir mich zu erfreuen habe. In der Sterbstunde, und am Tage meiner Be¬ stattung zur Erde, wo mich Alle verlassen und heimkehren, sey du Jesus meine Zuflucht und mein Heil! führe mich in das Land der Ewig¬ keit zu den himmlischen Wohnungen, die Du in dem Reiche Deines Vaters bereitet hast Allen, die bis zu Endt in Deiner Liebe beharren. Geb et h. Allmächtiger, ewiger Gott! Der Du Deine Herrlichkeit allen Völkern in Christo kund ge¬ macht hast, wir bitten Dich, daß Du Deine heilige Kirche auf dem ganzen Erdkreise im Frie¬ den erhalten, vereinigen und bewahren wollest; daß Du ihr alle Fürsten und Machte unterwer¬ fest, uns aber ein ruhiges und friedliches Leben gewährest. Durch Jesus Christus Deinen Sohn unfern Herrn, Der mit Dir und dem heiligen Gei¬ ste lebet und regieret, Gott von Ew^keit zu Ewigkeit. Amen. 236 Vater unser. Begrüßet feyst du Maria. Ehre sey dem Vater. XIII. Station. Betrachtung. Damit die Leichname nicht am Kreuze blie¬ ben wahrend des Sabathcs, bitten die Juden den Pilatus , daß ihnen die Beine gebrochen, und sie abgenommen würden. Die Kriegsknechte kommen, brechen dem Ersten die Beine, und dem Andern, die mitgekreuziget waren. Als sie aber zu Jesu kommen und sehen, baß Er schon gestor¬ ben war, brechen sie Ihm die Beine nicht, sondern Joh. einer der Kriegsknechte öffnete Dessen Seite mit 5i—4'0. e^em Speere, und alsbald kam Blut und Was¬ ser heraus, daß die Schrift erfüllet werde; Ihr sollet an Ihm kein Bein brechen, und wiederum sagt eine andere Schrift: Sie werden sehen auf Den, Welchen sie durchgestochen haben- Darnach aber, als es schon Abend wurde, kommt Joseph von Arimathaa, ein guter Mann , und gerechter Rathsherr zum Pilatus, und bittet ihn um den Leichnam Christi. Pilatus erlaubt cs. Er nahm also den Leichnam Jesu. Es kommt auch Nikodemus herbey, mit Myrrhen und Aloe. Sie wickeln den Leichnam Jesu in eine feine Lein¬ wand mit Spezereyen, wie die Juden pflege»! dis Lobten zu bestatten. 2Z/ A n m uth u n g. Meine Seele ! siehe den Leichnam des Ge¬ liebten an, Der dich bis zum Tode liebte. Sieh ! wie Er Seine Arme ausstreckt, um dich zu um¬ armen, das Haupt geneigt, um dir den Friedens¬ kuß zu geben, und die Seite eröffnet halt, um dich aufzunehmen. Jesus als Bräutigam! führe mich in die Liebe Deines Herzens, und als Hoher- priester, heilige die Liebe meines Herzens, daß ich Dich Allein über Alles, und alle Menschen wie mich selbst, in Deiner Liebe lieben werde. Jesus', Du hast mich in der heiligen Taufe mitzAow^,. dem Siegel Deines göttlichen Geistes bezeichnet, 2». ss. und mit deinem Blure besprenget; Du hast das Gedachtniß Deiner Liebe und Deines Todes in mir so oft erneuert, als Du in der heiligen Kommunion zu mir gekommen bist; nimm mich in die Wohnung der ewigen Seligkeit auf, wohin Dir in Deiner Himmelfahrt die Seelen der Gerechten aus der Vorhölle gefolget sind. G e b e t h. Herr, Jesus Christus! Du König der Herrlichkeit,. befreye die Seelen aller im Glau¬ ben Verstorbenen von den ewigen Peinen, und von dem Schlunde der Hölle; befreye sie von dem Rachen des grimmigen Löwen, damit sie nicht der Abgrund verschlinge, und in die grau¬ liche Finstcrniß begraben werden. Laße sie von dem heiligen Michael, dem Fürsten der Engel, in jenes heilige Licht übertragen werden, welches Du dem Abraham und seinen gläubigen Kindern 2§0 Vater unser. Begrüßet ftyst du Maria. Ehre sey Gott. G ebeth nach vollendeter Kreuzwegs-Andacht. Du hast, o Jesus! Alles vollbracht, was Dir von Deinem himmlischen Vater auferlegt wurde. Du warst gehorsam bis zum Tode des Kreuzes, wie Mopses und Deine Propheten von Dir geschrieben und gelehret haben. Du bist ohne Anfang und ohne Ende; so hast Du auch mich von Ewigkeit geliebet, und willst in Ewig¬ keit von mir geliebet werden. O Jesus! erhalte und starke in mir Deine Liebe, und lehre mich so zu leben , daß ich am Ende meiner Sterbstunde mit Dir bethen könne: Vater! ich habe Deinen Willen erfüllet, in Deine Hande empfehle ich mei¬ nen Geist! Ich erkenne in Deinem Tode und glaube fest, daß Du ewige Belohnungen in Dei¬ nem Reiche vorbereitet hast Allen, die Dir nach¬ folgen und Deine Gebothe halten; aber auch ewige Strafen Deiner Gerechtigkeit für Alle, die Dich durch Uebertretung Deiner Gebothe belei¬ digen ; denn Du hast es gesagt: Himmel unls Erde werden vergehen, aber Meine Worte werden nicht vergehen. Starke auch meine Hoffnung, schaffe in mir ein reines Herz, und erneuere in mir Deinen heiligen Geist, daß mein Leben und mein Ende dem Deinigen ähnlich sey, und ich in der künftigen Auferstehung mit Dir ewig ver¬ einiget werde. Amen. 2/jl Inhalt. Seite. I. Bestimmung deS in der Heiligkeit und Gerechtig¬ keit erschaffenen Menschen zur Anbethung Gottes, und zum Genüße der ewigen Glück¬ seligkeit. ........... 3 II. Der Mensch versündiget sich wider Gott inner¬ lich, und übertritt Sein Geboth äußerlich. 6 III. Folgen und Strafen der Sünde und der Ueber- tretung des Gcbothes. ...... 8 IV. Die Folgen und Strafen der Sünde Adams verbreiten sich über seine Kinder. ... 10 V. Unbegränzte Liebe Gottes für den gefallenen Menschen. 11 VI. Gott offenbaret sich dem Menschen, und gibt ihm die Hoffnung einer Erlösung. ... '13 VII. Wo die göttliche Offenbarung und der Weg deS Heils zu finden sey?. . 1ü VIII. In dec heiligen Schrift, und in dec mündlichen Uebeclieferung der katholischen Kirche ist alle Heilswiffenschaft enthalten .... 17 IX. Mütterliche Ermahnung dec katholischen Kirche an ihre Kinder, an die apostolische Erb- lehre treu uüd unerschütterlich zu halten. 20 16 2^2 Seite X. Die Kinder der Kirche erkennen den unverdien¬ ten göttlichen Beruf zum Glauben, und be¬ zeugen ihre Dankbarkeit durch Wachsthnm in der Erkenntniß und Liebe Gottes. . . 33 XI. Adam und Eva Vorbilder Christi und Seiner heiligen Kirche.25 XII. Abel Vorbild Christi. 32 XIII. Noe Vorbild Christi.37 XIV. Melchisedech Vorbild Christi. 42 XV. Isaak Vorbild Christi.. 50 XVI. Joseph Vorbild Christi.54 XVII. Moyses Vorbild Christi. 69 XVIII. Manna Vorbild Christi in dem allcrheiligsten AltarSsakramente.82 XIX. Eherne Schlange Vorbild Jesu Christi des Ge¬ kreuzigten.' . 96 XX. Israels Heereszug durch die Wüste Vorbild der Kirche Christi auf Erden. 107 XXI. Warum führte Gott mit. den Nachkommen Ja¬ kobs nicht auch jene seines Bruders Esou in das gelobte Land?. 111 2V.Z Sette XXH. Christus JesuZ der Erlöser und Heiland der Welt wird durch die Propheten verkündet. 115 XXIII. JsaiaS. 113 XXIV. JercmiaS und Baruch . 125 XXV. Ezechiel und Daniel . 137 XXVI. Die kleinen Propheten.155 XXVII. Werke deS Glaubens an die Weissagungen der Propheten vor der Ankunft Christi. . . 172 XXVIII. Der Glaube an Jesus Christus den Erlöser und Seine in der katholischen Kirche hinterleg¬ ten Wahrheiten ist zur Seligkett unum¬ gänglich nothwendig. ....... 184 XXIX, Früchte des Leidens und des Todes Christi in den Gläubigen. . ..200 XXX. Die liebende für die Gnade der Erlösung dank¬ bare Seele begleitet ihren göttlichen Er¬ löser auf dem Leidenswege vom Oehlberge durch Jerusalem auf den Kalvarieberg zu Seinem Tode und zu Seiner Bcgräbniß.. 209 244 Verbesserungen. ö» L? / > ; k 'i »A ndj^^ . - - r stt>?>/5 ,!> k Ä/.