Theologische Verantwortlicher Rcdactcur: Dr. Johann Chrys. Pogazhar. M 7. Samstag den 17. Februar 1 S'ifh Ein freimüthiges Wort für bi c Nesorm der theologischen Studien in Oesterreich. Von Iohan» Michael HäuSle, Doktor tcr Theologie, f. f. Hofkaplan und zweiter Studiendirektor in der höher» weltpricsterlichcn Bildungsanstalt bei St. Augustin, emeritirter Professor ber Kirchengeschichte unb bes Kir-chcnrechtes an ber fürstbischöflich - theologischen Lehranstalt zu Briren, Mitglieb ber theologischen Facultät an ber Wiener-Hochschule. Vorerinnerung des Verfassers. Die folgenden Zeilen sind im Grnnde nur ein Com-meittar, oder besser eine Paraphrase zu einzelnen von jenen »zahmen Fragen rücksichtlich einer Reform der theologischen Studien«, welche in der Wiener Kirchen;eitung 1848 Nr. 10 und 12 erschiene» sind, und von denen ein geachteter Theologe in Nr. 82 S. 329 erklärt, daß sie zwar »mit schneiden-der Schärfe, aber auch mit Wahrheitsliebe und Sachkunde die Gebrechen unserer theologischen Studien anfgedeckt nnd zugleich sehr schätzbare Winke zu deren zeitgemäßer Reform gegeben« haben. Der verehrte Herr Einsender der »Weckstimme zur Reform des theologischen Stndicnplanes« wird hoffentlich ersehen, daß auch das Folgende wieder mit den meisten seiner Vorschläge zusammenstimmt, wie dieses schon bei den »zahmen Fragen« oft bis anf das uämliche Wort der Fall war. Wenn einzelne Leser in dieser sreimüthigen Besprechung hie und da an anderswo Gelesenes fast wörtlich erinnert werden sollten, so mögen sie* die Versicherung hinnehmen, daß ich mich selber abgeschrieben habe, cs mag nun das früher Gelesene einen oder keinen Namen 1,11 Kill«' Stirne tragen. Wer nach Bestimmtheit im Ausdrucke ringt, greift nicht selten nach einem ältern bereits meditirten Versuche über einen und denselben Gegenstand. Nichtösterreichische tzeser dieser Zeilen werden vielleicht an Mancherlei, was in denselben vorkömmt, Anstoß nehmen. DaS dürfte jedoch größtentheils in der Verschiedenheit der Verhältnisse gelegen sein, unter welchen das Studium der Theologie im auswärtigen Deutschland und bei uns bis jetzt stattfindet und ferner stattfinden soll. Die Diöcesanlehraustalten für Theologie sind i» Oesterreich eine Nothwendigkeit und ein Segen. Wir Oesterreicher werden unser Studienwesen mit Freuden und mit großem Nutzen nach dem Vorbilde deutscher Universitäten mid Spezialschulen reorganifiren; cs wird aber anch manche Eigenthümlichkeit unserer Lehranstalten bleiben und als eine wohlbrwährtc auch bleiben dürfen. Es ist eine traurige Thatfache, daß unter allen Facultatsstudieu in Oesterreich die theologischen gegenwärtig am meisten darniederliegen. Die Schuld dieser betrübenden Erscheinung hastet zunächst an dem alten Systeme und dann großen Theils an der Indolenz nnd offenen Verachtung aller Wissenschaft bei vielen aus den weltlichen Kanzleien hervorgegangenen Würdeträgern der Kirche *), endlich an einem bloß einseitigen Asketismns, zu welchem der Bildungsgang in manchen Clerikalscinina-rien zn führen pflegt. — Ja selbst dort, wo die Theologie noch in einem wissenschaftlichern Gewände anftreten möchte, fehlt ihr die unmittelbare und kräftige Verbindung mit dem Denken, Fühlen nnd Leben der Gegenwart und deßhalb auch die wahre Lebendigkeit und Frische, abgesehen davon, daß nicht selten die bloße breite Erudition als eigentliche Wissenschaft genommen wird, oder daß die bloß logische Behandlung die Stelle der tiefer« und ideellen Verständigung vertritt und daß das Vehikel der tobte» lateiuischeu Sprache überall Hemmnisse bereitet. Es ist aber auch eine anerkannte Nothwendigkeit, daß die volle nnd freie Wiffeuschaft in Verbindung mit ächt kirchlicher Gesinnung von nun an in den theologischen Hörsälen walten, daß der neuen Zeit ein neuer Clerus gegenüber treten muß. Deuil nur ein tüchtiger, ein wissenschaftlich, ein geistig und geistlich gebildeter, zum klaren Bewußtsein *) Der Verfasser lebt seit Jahren mit offenen Augen in Wien imb unter Verhältnissen, in welchen er ans ber Nähe unb Ferne so Manches hören unb sehen konnte, baS man äus-würts nicht so leicht erfährt. Difficile est, satyram non scribere! seiner nunmehrigen Aufgabe und zur wahren, aller Einseitigkeit und Engherzigkeit bare» Freiheit und Selbstständigkeit erzogener Weltpriesterstand wird sich die nö-. thige Elasticität bewahren, mit die alte und die neue Zeit für das kirchliche Gebiet auf die rechte Weise mit einander zu vermitteln. Jener traurige Vierklee, welcher sich bisher zur gemeinsamen Verachtung der Wis> senschaft und wissenschaftlicher Bestrebungen einigte, der einseitige, wissensscheue, sich selber unklare und blind eifernde Asketismus, die unedle Trägheit, die sittliche Verkommenheit im nieder» nnd das papierene Kirchenregiment deS hoher» Klerus muß fallen. Es muß einmal klar erkanut werden, daß unter de» großen Losnngs-worten des Tages die W issenschaft obenan steht und das; die wahrhaft geistliche Erziehung mit dieser Hand in Hand gehen muß! Gegenüber dieser tatsächlichen Armseligkeit und dringlichen Reformbedürftigkeit der theologischen Studien ist bis zu diesem Augenblicke noch Wenig oder Nichts geschehen, zuvörderst wohl, weil unter den großen Wirrnissen des letztverflosscne» Halbjahres, wie überall , so auch hier Wenig oder Nichts geschehen konnte, und dann, weil jene, welche noch aus der vorinärzlicheu Zeit her in dieser Angelegenheit niitznsprcchen haben, einer durchgreifenden Reform eher abgeneigt sein mögen. In den Provinzen haben die theologischen Studien am 1. November v. I. mit wenigen Ausnahmen auf dem alten Fuße begonnen. In Wien schien man ganz schicklicher Weise noch im October den Anfang mit einigen naturgemäßen nnd keine Auslagen verursachenden Reformen machen zu wollen; der betreffende Lehrkörper hatte sich, dem Vernehmen nach, für unverzügliche Einführung der Vorlesungen über »theologische Encyclopädie und Fiutdamciitalthcologic« nnd für Verlegung des Kir-chenrechtes in den 4teii theologischen Jahrgang ausgesprochen. Aber die theologischen Studien wurden erst in der zweiten Hälfte desDez'embers in dein hiesigen Seminar und ganz nach dem alten Plane eröffnet, nachdem die rührige k. k. protestantisch-theologische Lehranstalt schon um drei Wochen früher mit gutem Beispiele vorangegangen war, und obwohl die Studierenden der Theologie auf der hiesigen Universität weder an dem Barrikadenbaue noch an der Oktoberrevolution irgendwie Theil genommen hatten. Wer mag da die Schuld haben?? Man hatte zwar noch der alten Studienhofcom-mission einen theologischen Lehrplan vorgelegt. Ich war in der Lage, diese durch zwölf volle Jahre vorbereitete uud herumgezogene Arbeit in ihrem ersten und letzten Entwürfe nach Hanptnmriß nnd im Detail kennen zu lernen, nnd ich kann mit gutem Gewissen uud aus innigster Ueberzengung, ja bei aller persönlichen Hochachtung vor dem ursprünglichen Verfasser nnd vor den Männern, welche an der Umarbeitung dieses Planes Theil nahmen, behaupten, daß dieser Stttdienplan weit hinter den wisscuschastlicheu Anforderungen der Gegenwart zurückblieb, weil er, ohne wissenschaftlich organischen Zusammenhang, schon in seinem ursprünglichen Grundgedanken verfehlt war. So wurde, um nur Eines zu erwähnen, mit gänzlichem Absehen von dein, was mittlerweile die katholische Wissenschaft in Deutschland geleistet hatte, nach dem ursprünglichen Entwnrse die sogenannte »Generaldog-matiN neuerdings an die Spitze der theologischen Diseiplinen gestellt, nnd sogar der historischen Theologie als Propädeutik vorausgeschickt, obwohl sie ihrem größern Inhalte nach und als sogenannte Apologetik im wissenschaftlichen Systeme erst nach der Dogmatik und Moral1 eintreten kann, und, gegenwärtig allgemein eine für sich abgeschlossene Disciplin bildet. Man hatte dabei ganz vergesse», daß es wissenschaftlich unzulässig ist, die Wahrheit und Göttlichkeit des (ShVistciithimis, die Wahrheit und Autorität der katholischen Kirche früher zu beweisen, als daS (5HriftcntHum nach seinem Inhalte uud seiner geschichtlichen Entwicklung und als die Kirche in ihrem Glauben und Lebe» aufgezeigt ist. Mau wollte nach der in Oesterreich längst eingeführten aber meistens falsch angeweiideteu Terminologie des alten Kant ein sogenanntes Prinzip, und zwar ein »katholisches Autvritäts- oder Glaubeuspriucip-! au die Spitze der Theologie stellt,’», man hatte aber dabei ganz übersehen, daß die christliche Theologie, als Wissenschaft der christlichen Religion, überhaupt kein anderes Prinzip hat, als alle Wissenschaft nnd mithin kein anderes, als das reinformale der einheitlichen Verbindung aller Theile oder des vollständigen Inhaltes der Theologie zu Einem Ganzen, nnd daß dieses Princip für de» Ressort jeder einzelnen theologischen Disciplin wiederkehre» muß. Man hatte darüber vergessen , daß ja in der Theologie sebst die wissenschaftliche Verständigung über dieses Autori-tätsprinzip erst erzielt werden muß, und daß diese Verständigung wissenschaftlich nicht möglich sein kann, ehe nnd bevor die Kirche in dem historischidealen Organismus des Christenthums durchweg ausgewiesen ist. Man hatte ganz übersehen, daß, wenn die Lehre von der Autorität der Kirche der gesammteii Theologie voraus geschickt wird, die wissenschaftliche Begründung der letzter» überhaupt, uud die sogenannte »fpeciel le Dogmatik« in ihrer bisherigen Form insbesondere weder logisch denkbar, noch am Platze sei» würde. Mau hatte übersehe», daß durch diese Stellung der theologischen Disciplinen zu einander unsere gegenwärtige Dogmatik uud der ganze theologische Lehrplan Nichts Anderes wäre, als ein erweiteter Katechismus. *) Man hatte das eigentliche punc- *) Es ist etwas Anderes von der Autorität und etwas?!» dcres von dem Lehrworte der Kirche auszugehen. Die positive Dogmatik hat woM dieses, aber nicht jene zur Voraussetzung. De«» cs geuugl der positive» Dog> tum salicns, dcn ünicrn und wesentlichen Unterschied zwischen der Predigt des Evangeliums oder matik, als tcr historisch - systematischen Rcconstruktion des kirchlichen Lchrbegriffes, die Gewißheit zu haben, daß sic wirklich diesen in seiner Totalität und durchgängigen Bestimmtheit reeonstruire. Die objektivgültigc Autorität des kirchlichen Lehrwortes ist zunächst nur für dcn Glauben, für die Religion als Religiosität, in der Wissenschaft wird sie nur erwiesen. Der Glaube hängt aber eben so wenig von dem w isscuschaftlichen Erweise schlechthin ab, als tcr aktuelle und persönliche Glaube bei der wissenschaftlichen Reconstruklion des kirchlichen Lehrbe-gliffes absolut nothwendig ist. Ja das vielberufene Ariom: Credo, »t intelligam Kat vom wissenschaftlichen Standpunkte aus eben so wenig Anspruch auf Allgcmeingültigkeit, als wie das entgegengesetzte: Credo, quia intclligo (Intclligo, ii t cred'am). Denn das Glauben trägt einerseits als natürliche Funktion des Mcnschc» eben so sehr die Form teS Wissens, b. H. die Gewißheit und Entschiedenheit an sich, welche letztlich aus dem Wisse» um sich selber, aus dex Jndefcctibilitat des Jchgedankens stammt, als alles crea-türliche Wissen im Gegensätze zum absoluten, als der unmittelbaren Anschauung der Substanz, in einem natürlichen Glanben wurzelt, und so die Natur des letzter« an sich trägt. Wenn ferner der ideale Mensch, wie die ganze Schöpfung, eine ursprüngliche Offenbarung Gottes im Werke nach Außen, ein lebendiger Hinweis auf Gott ist, und wenn der erfahrbare Mensch für fein wirkliches Bestehen nicht nur de» ersten Adam, sondern auch den zweiten, Christus, zur Voraussetzung hat, und hiedurch wie für die Sünde so für die Erlösung Zeugniß gibt, so muß der Mensch in feinem Selbstbewußtsein jenen Hinweis und dieses Zeugniß finden, und den Glauben durch das Wissen unterstützen können. Jener Hinweis und jenes Zeugniß gestaltet sich geradezu als religiöses Bewußtsein im Menschen und bildet als solches den natürlichen Anknüpfungspunkt für das von Außen kommende, historische oder positive GotteSwort, und das Objekt der christlichen Theologie liegt insofern nicht ausschließlich in der positiven durch die Sehrautorität der Kirche vermittelte» Offenbarung. Damit ist aber »och keineswegs gesagt, daß dieses Wisse» um jenen Hinweis und um jenes Zeugniß, oder etwa fjar die Theologie klar und vollständig zu Stande kommen könne ohne die Offenbarung Gottes im Worte; diese bildet vielmehr eben so sehr die Voraussetzung des rechten und vollständigen Wissens, als das reale Sein und Bestehen des Wissenden von der ersten und zweiten Offenbarung Gottes im Werke abhängig ist. Glauben und Wissen bedingen und durchdringen sich wechselseitig. Das wahre und allgemeingiiltige Ariom wäre also hier: Fides et intellectus ab inviccin. Anders verhält sich die Sache vom religiösen Standpunkte. Inwiefern nämlich der Glaube zugleich eine religiöse That des ganzen Menschen ist und in diesem durch die göttliche Gnade vermittelt wird, inwiefern der lebendige Glaube an und die thätige Liebe zu Gott die heilige und heiligende Erkenntniß Gottes hcrbciführt und wahret, kann man mit Recht jagen: credo, »t intelligam. Ja dieser Satz findet eben so seine volle Anwendung, wie der altbekannte: »Man muß Gott lieben, um ihn kennen r» lernen,« oder wie die Worte des Dichters: »Was der Verstand der Verständigen nicht sieht, das übt in Einfalt ei» kindlich Gemüth.« — Wenn ferner nach Rom 10, 17 (fidcR ex auditui der eigentlich positive Glaubensinhalt lediglich von der Predigt des Evangeliums abhängig gemacht wird, so kann inan dcn Satz: credo, u t Intelligam wieder mit Recht anwenden, denn er bildet so nur eine Ilmschrci-dung von dem Ausspruche des heil. Paulus: (Juomodo crc-dent ei, quem non audieruntV quomodo autem audient sine praedicante f (Nom. io, 14.) — Man wird also immerhin Dreierlei wohl zu unterscheiden haben: l. Die Anleitung zum christlichen Glaube», als Akt des ganze» Mensche», als thcologuchc Tugend, oder die Pistik, welche, inwiefern sic besonders die wahre Demuth und den echten Gehorsam des Glaubens lehre» feit, fyr t>jc Theologie von hoher Wichtigkeit ist, aber naturgemäß nicht der Dogmatik, sondern der Ethik anheimfällt; 2. die Unterweisung im christlichen Glaube», als der Lehre Christi, der Apostel und der Kirche, oder die christliche Religionslehre, welche bloß das jedem Menschen eigene Wahrheitsgefühl, den natürlichen Aukori-täts- und Glaubenssinn und die natürliche Erkenntnißgabe dem christlichen Volksunterrichte, und zwischen der wissenschaftlichen Verständigung über das Evangelium und seinen Inhalt ganz unbeachtet gelassen. Es war dcn Vertretern des »Antoritäts- und Glanbcns-prinzipcs« nicht klar geworden, daß, wenn beim christlichen Religionsunterrichte das kirchliche autoritative Prinzip mit Recht vorwaltet nnd mehr oder weniger vorausgesetzt wird, die wissenschaftliche Verständigung — als solche — zunächst noch ganz andere Autoritäten, nämlich die Autorität des erkennenden Subjektes, und jette des zu erkennenden Objektes in sich birgt und unter Vorbehalt der stetigen Rectifizirung an dein infallibeln Lehrworte der Kirche in freier und unabhängiger Forschung insoweit fortschreitet, ja fortfchrciten muß, als sic nicht durch den Gegenstand ihrer Forschung selbst bedingt wird. Man hatte vergessen, daß der Unterschied zwischen dem Prinzipe der katholischen und jenem der protestantischen Theologie nicht auf dcn einfachen Gegensatz der Autorität und der freien Forschung zurückgeführt werden dürfe, sondern dass, bei beiderseits zugestandener freier und individueller Forschung, der katholische Theologe vom protestantischen sich nur dadurch unterscheidet, inwiefern er das Resultat seiner individuellen, wissenschaftlichen Thätigkeit fortwährend mit dem objektivgültigen und darnm überall Normgcben-bcit Lehrworte der Kirche zusammenhält, während der protestantische College seine individuelle Meinung zum Dogma und dieses zum bloßen Ausdruck des Zeitbewußtseins stämpelt. Man hatte übersehen, daß cs für die Wahrung des katholifchcn Interesses und für die Sicherstellung eines katholischen Lehrvortrages in dcn Hörsälcn der Theologie überhaupt keiner ändern Bürgschaft bedarf, als der pro-fcssi o fidei Tridentina, welche ohnedies jeder Professor der Theologie beim Antritte feines Lehramtes, und fofort alljährlich abzulegeu hat (Conc. Trident. 8688. XXV. cap. 2. de reform.). Man hatte nicht beachtet, daß die wissenschaftliche Theologie in ihrer uatur- und fachgemäßen Entwicklung eine Trilogie bildet, in welcher das historische Moment dem systematischen vorausgeht, um mit diesem im dritte« oder praktischen Momente seine Anwendung zu finden. Man hatte nicht beachtet, daß die wissenschaftliche Fundainentirnng oder Einleitung zur Theologie vernünftiger Weise Nichts Anderes enthalten kann, als die philosophische Begründung der Religion und Osfenbarnng aus der Natur und dem Wesen des Menschen, und daß sic sofort nn- voranssetzt »nd meistens unmittelbar an die Autorität der Kirche sich aulehncn kann; 3. die wissenschaftliche Verständigung Über den christlichen Glauben, sowohl nach seinem Inhalte als nach seiner Form, oder die Theologie, deren Motto mit Rücksicht auf Glaube» und Wissen nur sein kann: Intelligo i d, quod credo, odcr: Fides quaerit intel-lectum. * verweilt das historische Gebiet betreten und die ganze Geschichte der Religion imJudenthume und Heidenthume und in der Kirche durchlaufen muß, bevor sle zum Systeme des christlichen Glaubens (Dogmatik) und des christliche» Lebens (Moral), so wie zur wissenschaftlichen Rechtfertigung der christlichen Religion und Kirche (Apologetik) Vordringen kann, da namentlich die wissenschaftliche Verständigung über Christeurhum und Kirche ohne stetigen Hinweis auf ihre Geschichte, ihr nt Glauben und ihre Sitte nicht möglich ist, nnd da es ebenso wissenschaftlich sinnlos wäre, heute auf Etwas präsuppoiiirend hiiizuweifen, was erst morgen aufgezeigt wird, wie es thöricht erschiene, daS philosophische Wissen dem historischen, das Wie? oder Warnm? und Wozu? dem Was? und Das voraus gehen zu lassen*). Ich habe nur Ei» Gebrechen dieses Studien-pla»es weitläufiger hervorgehoben, und bemerke iu Kürze noch Folgendes über andere Mängel desselben. Die Wissenschaftlichkeit und Gründlichkei t ist in diesem Plane überhaupt so wenig ins Auge gefaßt, daß mail Anfangs nicht nur die hebräische, sondern auch die hellenistisch-biblische Sprache aus der Reibe der sogenannten Obligatfächer gestrichen wisse» wollte, und dabei ganz übersah, daß hiedurch die vor Allem wichtige biblische Exegese zu einer bloß praktische» »»d erbauliche» Schristerklärmig her-nntersinke» würde. Mau wollte dadurch der Znmnthung dieses oder jenes weniger gelehrten Bischofes ein Znge-ständniß machen, nnd vergaß darüber, daß die Unfruchtbarkeit der beiden erste» theologische» l5»rfe nicht vo» der fast n n e r l ä ß l i ch e n Beschäftigung mit den biblischen Sprache», sonder» vo» der allzugroßen Brette der ander» bibliologischen Wissenschaften herrühren mußte. Die in diesem Studienplane beantragte Emanzipation der Patrologie von dem Bereiche der Kir-chengeschichte erscheint, bei aller Werthschälzung dieser für den positiven nnd katholischen Theologen so wichtigen Disciplin, bloß einseitig nnd mangelhaft, wenn ihr nicht die Ausscheidung der Dogmengeschichte und der Synodologie zur Seite geht, indem diese beiden Discipliiten einer selbstständige» Behandlung gerade so fähig und würdig sind, wie die Patrologie, welche'überdies leicht eben so tut leb endig n nd steril werden kann, als wie die bibliologischen Disziplinen, wenn sie im gewöhnliche» theologischen *) Der greife Fürstbischof von Bnren, Dr. Galura, hat >» seiner: »Neuesten Theologie des Christenthums« 13. Aufl. 1844, 1845) und in seinem: »Theologischen Studienplane« schon vor vielen Jahren auf dieses unwissenschaftliche Greifen aufmerksam gemacht. Das angeführte »mfangsreiche Werk (6 Bande) überflügelt trotz seiner populären Tendcnz und Haltung, in der achtwiffenschafllichen, weil naturgemäßen Anordnung des Stoffes alle sogenannten Institutiones theologieae seiner Zeit. Horsaale vom Standpunkte der gelehrte» und analytischen Forschung behandelt werden, anstatt sich auf die synthetische Mittheilnng der sichern nnd wirklichen Resultate dieser Forschung zu beschränken. Der so wichtige, die verschiedene Aufgabe der bischöflichen Lehranstalten für Theologen und jene der theologischen Facnltät auf Universitäten nur-mireiide Unterschied zwischen de» theologische» Hilss-uitb Haupt-Wissenschaften tritt in diesem Studien-plane eben so wenig hervor, als der entsprechende Unterschied in dem Bildungsgänge des D o c-tors und Professors der Tbeologie auf der einen, ttiid des Priesters und Seelforgers auf der ändern Seite. Rach all' tiefen Halbheiten wäre zu befürchten gewesen, daß dieser theologische Studienplau der praktisch en Richtung und Auffassung einzelner Bischöfe eben-sowenig genügt haben würde, als er die gelehrte theologische Welt befriedigt hätte, wen» die Stiidienlwf-koinmission mit diesem schon in zwölfjähriger Vorbereitung veralteten und abermals durch das Vehikel vorgeschricbeitcr Lehrbücher gestützten Rormalcode r hervorgetreten wäre. Vor dieser neuen und allseitigen Verlegenheit bewahrte die selig Verblichene ihre eigene Auflösung und Umwandlung in das Ministerium des Unterrichtes, welches wie ein leuchtender Hoffituitgs-Stern auS den Märzereignissen hervorging. Die projektirte Neugestaltung des Universität^-, ja des ganzen Unterrichts-Wesens, die Proklamirung der Lehr- und Lern -Freih ei t und die zu erwartende Beanspruchung der Freiheit des U »terr ichteS für geistliche Bildungsaiistalte» von Seite der österreichischen Bischöfe erheischte einen neuen Entwurf zur Ordnung der theologischen Studien. Durch eine glückliche Wahl hatte der damalige Unterrickts-Minister einen tüchtigen theologischen Professor alt der Wiener-Universität mit der Ausarbeitung eines neuen theologischen Lehrplanes betraut. Der Gewählte steht, wie wenig Andere in Oesterreich, ans der Höhe der Wissenschaft, und hat die eben so schöne als lohnende Aufgabe ganz würdig nnd mit dem Takte eines strebsamen Gelehrten und praktisch erfahrenen Professors gelöst. Sein E iitwnrf eines theologischen Studie n p 1 a n e s trägt der Wissenfchaft, dcnt ka-tholisch-kirchli ch nt St a ndpnnkte und den ganz neuen Zeit- und Universitäts-Verhältnissen gleichmäßige und volle Rech it u it g. Derselbe wurde dem H. Ministerium des Unterrichtes längst vor ge legt, und ich halte cs für meine Pflicht, auf dieses Elaborat uni so dringender aufmerksam zu machen, als ich als Mann vom Fache mit demselben im Wesentlichen einverstanden bin, und als cs ge nicht' weise verlautet, daß man von mehreren Seite» her den oben belcuchteten altern Studienplan neuerdings in Credit bringen möchte. Ich könnte die gänzliche Beseitigung oder wesentliche Umgestaltung des belobten neuern Entwurfes nur tief beklagen; denn ich sähe damit einen schwer verwundenden Streich geführt gegen die ächte, theologische Wissenschaft und gegen deren hei ß ersehntes Aufblühen in Neuösterreich Mein amtlicher Beruf batte cs mir an die Hand gegeben, von Zeit zu Zeit Vorträge zu halten über den organischen Zusammenhang der t h e o l o-g > sch e n Disziplinen, und ich stand, als die Zeit der freien Meinungsäußerung gekommen war, schon im Begriffe, auf Grundlage dieser Vorträge einen theologischen Studienplan zu entwerfen, als ich hörte, daß bereits Jemand höher« Ortes mit der neuerlichen Bearbeitung eines solchen Entwurfes betraut worden sei. Ich kam später in die Lage, diesen Entwurf durch die Güte des Herrn Verfassers selbst näher kennen zu lernen, und fand, wie es sich von dem wissenschaftlichen Sinne des Letzter» vorausfetzen ließ, denselben nicht nur sehr befriedigend, sondern auch mit meinem Jdeengange iu so wesentlicher Ucbereinstimmung, daß wir uns vielfach nur im Ausdrucke zu trennen schienen. Es möge mir jedoch erlaubt sein, hier meine eigene Anschannngs- und Ausdrucksweise kurz vorzutragen, imdem ich mit fremdem Gute nicht gabah-ren darf, dann weil ich im Voraus überzeugt bin, daß ich mit jenem Entwürfe, wenn er einmal veröffentlicht wird, mannigfach Übereinkommen werde. Es thut überdies nach meinem und Anderer Dafürhalten dringend Noth, die endliche Orga«i-sirung der theologischen Sndien in Oesterreich durch ab er mal ige öffentliche B efp r echung wirksam zu orgauisiren. Ich beginne von dem, was in der Gegenwart der Gegenstand häufigen Streites ist, nämlich von der Sprache, in welcher die Theologie gelehrt werden fi'll. Ob diese die lateinische oder die Muttersprache sein soll, — das ist die Frage. Ich bin nicht absolut gegen die lateinische aber entschieden für die Muttersprache, einmal weil sich die für den Kirchendienst unentbehrliche Hebung der lateinischen Sprache ohnehin aus dem bei jeder theologische» Diseiplin nöthigen und häufig wiederkehreuden lateinischen Citate ergibt, dann weil das todte lateinische Idiom für den wissenschaftlich lebendigen Vortrag gewisser theologischen Disziplinen z. B. der Dogmatik, Moral, Dogmen- und Kirchengeschichrc unmöglich ausreichen kan». -'ch kt« ferner entschieden gegen den vorge-schriebenen Gebrauch der lateinische» Sprache, es möge sich diese Vorschrift auf alle oder bloß auf einzelne theologische Disciplinen erstrecken. Der lediglich facnltativeGebrauch des Lateinischen ist meine Losung. Ja selbst an der Wiener-Uni- versität, in welcher ich übrigens gern die Central-Universität der österreichischen Monarchie erblicke, möchte ich den Gebrauch der lateinischen Sprache der freien Wahl des akademischen Lehrers überlassen, einmal weil der für alle Fächer vorgefchriebene Gebrauch derselben auch Alles gegen sich hat, daun weil ich nicht absehe, wie den der deutschen Sprache unknn-digen Zuhörer» aus gewissen österreichischen Provinzen mit dein lateinische» Vortrage bloß einiger theologischer Disciplinen wahrhaft gedient sein könnte, während sich der akademische Lehrer bei dem lediglich facn ltativen Gebrauche des lateinische»Idioms nach dem Wunsche oder Bedürfnisse der Mehrzahl seiner Zuhörer richte« kann *). Ich gehe min zu der Frage über, iu welcher organischen Gliederung die theologischen Lehrgegenstände aufeinander folgen sollen? Und vor Allem, welche Discipli» die Basis der übrige» bilde? und was ihr nothwendiger Inhalt sei? — Die Verschiedenheit der Antworten auf diese Fragen ist eben so groß, als die Verschiedenheit der theologischen Lehrpläne, deren es eine bedeutende Menge gibt. Die Emen beginnen niit der systematisch e», oder, wie sie oft auch nach älter» Vorgängern weniger richtig genannt wird, mit der spekulativen Theologie, setzen diese in der praktischen fort und enden mit der historischen. Die Ändern zerreißen die Letztere in zwei Hälften und schieben die systematische und praktische Theologie iu die Mitte. Wir könnte» berühmte katholisch-theologische Autoritäten für diese doppelte Ver-fahrnngsweise anführen. Einige nennen die Eingangs-disciplin: r <> 1 c g oinc 11 a in universarn Tlico- logiarn.'f Andere: »Ge«eraldogmatik wieder Andere: »Apologetik,« und wieder Andere sprechen von der: >,F»iidame»taltheologi e.« Die letzte.Benennung würde mir noch am ehesten genügen; cs kommt aber Alles darauf an, was den Inhalt dieser Fundamentaltheologie bilden soll, mid ob nach richtiges Erwägung Inhalt und Name noch für einander passe». Es sei mir erlaubt auch hierüber meine Ansicht zu äußern. Es liegt; wie schon oben «»gedeutet wurde, in der Natur der Wissenschaft, daß der historische Tfu’il derselben dem systematischen, und daß diese beiden dem praktische» Theile, oder daß die einfache und vollständige Darlegung des Inhaltes — der Verständigung über diese», und daß der Inhalt u 11 d die Verständigung Hierüber der praktischen Anwendung voran gehen. Die Theologie, alsWis- *) Die Frage „ach der Sprache, in welcher a» der Wiencr-tinieerfität gelehrt werde» soll, bleibt im Grunde für alle g a c u 11 ät c n dieselbe, wenn man auf die nationale Verschiedenheit der Zuhörer Rücksicht nimmt. Man kan» also ivobl nur das wissenschaftliche Interesse ins Auge fassen und dieses spricht für das deutsche Idiom. scnschaft der Religion und zwar der geoffcn-barte» und noch näher der christlichen, beginnt naturgemäß mit der philosophischen Darlegung der Religion und der Offenbarung aus der Natur und dem Wesen, aus der religiösen Anlage und dem religiösen Bedürfnisse des Menschen selbst. Man nennt diese Darlegung gewöhnlich --Theorie« und oft anck »Philosophie der Religion und Offenbar»ng.« Die tiefere Untersuchung der Natur und des Wesens, der religiöse» Anlage und des religiösen Bedürfnisses des Menschen führt ebensosehr auf die Noth-wendigkeit der Religion, als ans die der Offenbarung. In dem tieferen Blicke zeigt sich die Offenbarung als ein n o t h w c n d i g »s Ingrediens der wahren Religion. — Darum stellt sich auch mit wissenschaftlicher Notlnvendigkeit die Frage nach der T h a t s a ch e der Religio n und der O ff e n b a r u n g und (nennt auch nach dem geschichtlichen Verlaufe beider ein. Ja weil cs die einseitige religiöse Anlage des Menschen mit sich bringt, das; sie einmal aufgeweckt 'einer Entwicklung ans sich selber fähig ist, so stellt sich von selbst der Begriff und die Mögl ichkei t der einseitigen und falschen Religion ein, und wird eben so schnell als allgemein geschichtliche Tbat-sache erhoben. Dadurch wird die Geschichte der Religion nachgerade eine Geschichte der wahr e» und falsche», oder der Religio» innerhalb und anßer-balb der Offenbarung. Es schreitet somit die Theorie der Religion nnd Offenbarung znr Geschichte des In-denthnmes nnd des Heidenthmnes, znr Geschichte des Monotheismus nnd des Polytheismus fort nnd es findet diese Doppelgeschichte ihren ersten großartigen Scklußakt in der Fülle der Zeiten, in der Erscheinung des Gottmenschen und Weiterlö-sers Jesus Christus und in der Gründung der christlichen Kirche. Die »Fundamentaltheologie« oder das erste Glied im Organismus der theologischen Disciplinen erhält dadnrch die Theorie und die Geschichte der Religio» und der Offenbarung bis zur Gründung der christlichen Kirche zu ihrem wesentlichen Inhalte, und dürfte sich, nach meinem Dafürhalten, auch einfach so nennen, um so mehr, als sich die Geschichte der christlichen Kirche naturgemäß an dieselbe an schließen und so den zweiten Haupt t heil der historische» Theologie bilde» muß *). *) Von Drey'hält in der Apologetik (2. Band) ebenfalls den historischen Gang ein, wie er denn überhaupt in diesem berühmten Werke das Christenthum vornemlich aus seinen geschichtlichen Bedingungen und seiner »geschichtlichen Erscheinung« zu rechtfertigen sucht. Aber die demonstrative Tendenz der Apologetik beengt und verwischt den historischen Charakter, so daß er am Ende diese Disciplin, trotz der beanspruchten Emancipation von der Dogmatik, doch nur zur Propädeutik der systematischen Theologie gemacht, die Dogmen von Christus und der Kirche anticipirt und aus ihrer organischen Stellung in der Dogmatik gerissen hat. Es ist eben nur die alte, ohne wissenschaftliche N oth wendigkei t unter* nominelle Spaltung und Scheidung der historische» Theologie in zwei Hälften, zwischen welche die systematische und praktische Theologie eingekeilt wird, so gut cs gehen will. Es geht aber nicht gut, wie dieses schon die Behandlung der Dogmatik beweist, welche durch eine merkwürdige Fiction als eine vor aller Kirchengeschichte schon fertige betrachtet wird, und ihren Lebensquell, die Dogmengeschichte, weit hinter ihrem Rücken suchen muß. Man hat sich lange darüber gestritten, ob die Kirchenge schichte Hilfswissenschaft oder Hauptgegenstand der Theologie sei, und ob sie den Reigen der theologische» Vorlesungen zu eröffnen oder zu schließen habe. Es wurde von einer Seite her mit eben so scharfer als richtiger Betonung hervorgehoben, daß die Kirchengeschichte, wie die Bibel, Quelle und Mutter der Theologie sei, während man von der ander» Seite in derselben ein Messer erblickte, das ma» dem jungen Theologen erst in die Hände geben dürfe, nachdem er sich mit dem Schilde der Dogmatik gewappnet und an der Moral, als dem Born der Erkcnntniß des Guten und des Bosen sich gestärkt habe. Der einseitige pädagogische Grundsatz, die Jugend über Manches so lange als möglich in Unwissenheit zu erhalten, sollte auch hier in Anwendung kommen. Wer den Unterschied zwischen Amt und Mann, zwischen dem persönlichen Werthe oder Unwerthe und der Gewalt und Würde kirchlicher Personen nicht ins klare Licht 311 setze» weiß, der tluit freilich besser, wen» er die Kirchengeschichte ganz zu beseitigen sucht. Nach meiner Ansicht hätte dieser Streit gar nicht entstehen können, wenn man den Begriff der Theologie, ihre große Aufgabe und den Zusammenhang ihrer Disciplinen gehörig ins Auge gefaßt hätte. 2m wahrhaften Organismus sind alle Glieder für sich selber und für einander da, und jedes i|t nii seinem Platze. Die Kirchengeschichte hat die Theorie der Religion und Offenbarung nnd die Religionsgeschichte der alten Welt bis zur Himmelfahrt des Gotkmenfche» zu ihrer natürlichen nnd noth wendige» Voraussetzung, sie kann nicht früher cintrcten, als bis in der Reconstruktion der Geschichte die Morgenröthe deS fünfzigste» Tages nach Christi Grablegung Heranfzog. Oann muß sie aber kommen, um vor Allem die Gründung und Pflanzung der Kirche aus den historischen Büchern des N. T. nachzuweisen, nnd die Thätigkeit der Ap-ostel in ihrem Lehr-, Priester - und Hirtenamte vor unfern Blicken zu entfalten. Wie die G e-schichte der Religion und Offenbarung mit der Darstellung des Lebens Jesu schließt, so gehört die Darlegung des Lehrbegriffes der zwei größten Apostel, Johannes und Paulus, unter die erste» Parthien der Kirchengeschichte, uni hiedurch den Ausgangspunkt und Kaden der so herrlichen Dogmengeschichte zu finden. Nur dadurch, daß die Geschichte der Religion nnd der Kirche in unmittelbarer Aufeinanderfolge bis auf unsere Tage herauf vor dem geistigen Blicke deS jungen Tdeologeu vorübergeführt wird, nur dadurch, daß die historische Theologie, als Basis und Quelle, der systematischen vorangeht, ist der wissenschaftliche Charakter der Theologie gerettet! Es liegt im Grunde »och die ganze Theologie, namentlich aber die systematische, in der Zukunft. Dogmatik, Moral und Apologetik sind »och nicht das. was sie werde» muffen. Die Dogmatik muß in der Spekulativ» ihre Verklarung, die Moral in der Anthropologie ihre Grundlage finden, und die Apologetik muß tiei dem Reichthume von Beweisen für die Wahrheit und Göttlichkeit des Christe»th»mS und der Kirche in freudige Verlegenheit des Auswählens komme». Gewiß aber bleibt, daß der wissenschaftliche Aufbau der Königin aller Wissenschaften mit der Geschichte, mit der Recon-struktio» des Werkes Gottes von Anfang beginnen mnß! Wir bei einem wahrhaft schöne» Bauwerke jeder einzelne Theil für sich ein abgeschlossenes Ganzes und im Verhältnisse zu dem unmittelbar nachfolgenden Baustücke eine eben so nothwendige als symmetrisch richtige Voraussetzung bildet, so wird im organischen Zusammenhänge der theologische« Diseipliueu der historische Theil die Basis und Quelle des systematische», welcher sich zuvorderst uiit der Frage nach dem Glauben oder mit der Dogmatik, dan» mit der Frage »ach dem Leben der christlichen Kirche oder mit der Moral befaßt. Erst ans dem Aufrisse der Geschichte, des Glaubens und der Sitte der christliche» Kirche laßt sich tue Wahrheit und Göttlichkeit des Christenthums und der Kirche herleiten, erst auf der Gruudlag c der Kirchengeschichte, der Dogmatik und Moral läßt sich die Apologetik des C h r i st e n t h u ms und der Kirche erbauen. Diese schließt also mit wissenschaftlicher Nothwendigkeit als drittes Glied den zweiten oder de» spstcmatischenHaupt-theil der Theologie. Und »»» kömmt unter de», Gesichtspunkte der rechten aus die wahre Theorie, auf Religious- u»d Kirchengeschichte, Dogmatik, Moral und Apologetik gestützte» Praris die Wissenschaft der äußer» und inner« Leitung und Regierung der Kirche. Die nach dem dreifachen Amte Christi und der Kirche ebenfalls dreitbeilige, i» die christliche Didaktik, Liturgik und die eigentliche Seelsorge zerfallende Pastoraltheologie und die Kirchen-rechtswissenschaft bilden den dritten oder praktischen Haupt theil der Theologie und schließe» so das großartige wissenschaftlich geordnete und organisch z u sa»t m e u h ä »g c» d e Gebäude. Vier Jahre sind bemessen, um beut gründlichen Studium der historischen, systematischen und praktischen Theologie zu genügen. Die vorzüglichsten Quelle» der T h e o l o g i e i» ihrer dreifache» Gliederung sind die Bibel des alten «nd des neuen Testa»,eiltes und die Väter und Lehrer der Kirche. Aus diesen Quellen zieht der Theologe fortwährend seine geistige Nahrung, ja seinen Lebensodein. Je vertrauter er »üt denselben wird, desto tiefer, desto gründlicher wird auch seine wissenschaftliche Bildung. Cs stellt sich somit ei» so viel als möglich wisse» schaftlich -praktisch es Studi» m der Bibel, der Väter» und Lehrer der Kirche alS eine fernere Hauptaufgabe der Theologie dar; dieses wird aber nirgends schneller und fruchtbarer erzielt, als auf dem Wege der uninittelbarc» Bekanntschaft mit der Bibel, den Vätern und Lehrern der Kirche, als ans dem Wege der biblifch-patristifch- und scholastisch-eregeti scheu Hebung. Die biblische, patri-stische »nd die scholastische Exegese bildet also ebenfalls einen Hauptgegenstand der Theologie, sie verhält sich zur Kirchengeschichte, zur Dogmatik, Moral, Apologetik uud Pastoral, wie sich die Nerve» und das Bl»t zu de« Glieder» und feste» Th et len des Körpers verhalte»; sie muß deßhalb, wie diese, neben den obengenannten Fächern he Hanfe» und wo möglich in allen vier theologische» Cursen obligat sei». Fortsetzung folgt. Der Bischof Roman Sebastian. Fortsetzung. Sicut turris David . . . quac aedilicata cst cum propugna-culis; mille elypei pendent ex ca, oinnis armatura, l'ortium. Cant. 4, 4. Wenn eines jeden Menschen Leben ein Kampf, ein Kriegsdienst ist anf Erden, um wie viel mehr das Leben eines Hierarcheu, der tu der streitende» Kirche als et» Anführer der Gläubigen von Gott gesetzt ist! Eingedenk der Worte Christi: »Ich bin gekommen, nicht den Frieden, sondern das Schwert zu bringen«(Matth. 10, 34), war Bischof Roman weit entfernt, unter der Aegide des sogenannten Staatsschntzes in falscher Sicherheit zu schlummern oder durch indolentes Geschehenlasse» und feige Nachgiebigkeit den Ruhm eines geschmeidigen, liebenswürdigen Mannes zu erhaschen. Vielmehr anziehend die volle Waffenrüstung Gottes, wie der Apostel sie beschreibt (Ephes. 6), die Lenden unigürtet mit der Wahrheit, die Brust bepanzert mit Gerechtigkeit, die Füße beschuhet znr Verkündigung des Evangeliums, gedeckt vom Schild bes Glaubens, beit Helm bes Heiles auf beitt Haupte, bas Schwert bes Geistes in ber Hanb, baö ba ist Gottes Wort — trat ber eble Streiter Christi bein Fetitb entgegen, stets bereit, zu wibersteheu am bösen Tage — eben dadurch ein Mann des Friedens, weil er den Krieg nicht scheute. Si vis paccm, para bellum. — Um daher das weite Feld seiner Wirksamkeit rühmlich zn behaupten, richtete Roman sei» besonderes Augenmerk ans die Klöster und religiösen Institute, die er mit Recht als die Festungen der streitenden.Kirche ansah. Der Geist der neueren Zeit hat freilich sowohl die militärischen als die geistlichen Festungen als etwas Unnützes, Ueberflüssiges, wenn nicht gar Gemeinschädliches erklärt, obwohl die Leute bald, eines Ändern sich besinnend, das Alte wieder Herstellen, etwa in neuer Fori». Roman, der charakterfeste, gesinnuiigstüchtige Roma», der sich in seinem Handel nicht von den wechselnden Tagsnteinuttgen, sondern von den unwandelbaren Grundsätzen des Glaubens leiten ließ, hatte große Hochachtung und Liebe für die Klöster, weil sie von der Kirche gegründete und gebilligte Institute sind, in welcher zugleich das christliche Leben durch die Befolgung der evangelischen Räthe die schönste Blüthe und köstlichste Frucht hervorbringt. In dieser letzteren Beziehung erscheinen die Klöster überhaupt als etwas Wesentliches für die Kirche, die immerdar als die heilige sich darstellen und dal,er auch den faktischen Ausdruck ihrer erhabensten Sittenlehre in sich tragen muß. Die Taktik Romans ging daher gleich Anfangs dabin, die alten Burgen feines Kirchsprcngcls zu rekoguos-zireit, und in guten Stand zu setzen, aber auch ganz neue Bollwerke anzulegen, wie die veränderten Zeitverbaltnisse sie anriethen. Dicß war jedoch das Signal zu beständigem Widerspruch, auch vou Seiten eines Theils des Sekularklerus, der in kleinlicher Eifersucht den ersten Platz im Herzen seines Oberhirten zn verlieren wähnte, nicht bedenkend, daß ja im Reiche Gottes alles in innigstem Zusammenhänge und Wechselwirkung stehe, und daß die echt katholische Liebe eines Bischofs alles umfassen müsse, nicht nur die eigene Diözese, sonder» die ganze Kirche. Roman ließ sich in seinem Opcratiosplanc nicht beirren; über der Welt stehend, weil größer als die Welt, ging er seinen wohlbedachten Gang und erwarb sich ein unsterbliches Verdienst durch die Pflege geistlicher Institute, auf viele Generationen wohlthätig fortwirkend zum Frommen der Kirche, wie des Staates. Fürwahr! das ist der Glanzpunkt seiner bischöflichen Regierung, wodurch die Aufmerksamkeit vieler Fremden angeregt, der Nachahmungstrieb geweckt, und die Seckauer Diözese im kirchlichen Lebe» mächtig gefördert wurde. Aber auch welche Summen *) verwendete Roman für die religiöse» Institute! Welche unsägliche Mühe kostete ihm die Regeneration der einen, und die neue Gründung der ändern! Roman fand auf seinem kirchlichen Gebiete Bcnc- 6) Ol,wohl Roma» feine Licbesrocrfe größtentheils verborgen übte, kann man doch ziemlich sicher annehmen, daß er bei jährlichen Revenuen von durckschuiltlich sechszehntausend Gulden C. M. für geistliche Orden und Cvngregationen, besonders für deren Ban len bei Einmalhn nderkkansend Guldcn geopfert habe.— Noch mehr verwendete er im Interesse des Sekularelerus und der Diozesan - Adinini-fhMtitrn. Denn für das Kiiabensemiiiar (das überdieß feilt Universalerbe ist) schenkte er noch bei Lebzeiten zehntaufend Gulden als Stiftungskapital für fünf Zöglinge, zweitausend Gulden zum Baue des Seminars, und ein Zinshaus im WertHe von vierzig taufend Gulden. (Fr stiftete mit achttaufend Gulden ein Benefizium für einen Wcltpriester als Spiritual der biirrnh; Schwestern — er verausgabte bei siebentausend Gulden fiir die Priesterererzitien und jährliche dreitausend Gulden für die Lrdinariakskanzlei und für Pensionen alter ülnitsdieuer. Er bereicherte auch die Domkirche und feine Hauskapelle mit wertkvollen Gegenständen, und verbesserte das Erträgniß des DistHtims. — Unh wie Vieles, was nur Gott weiß, spendete Roman den durchreisenden Missionären und ändern Geistlichen! (Hierüber nächstens einige Details). Seine Verwandten aber mit dem Kirchengute zu bereichern, verabscheute er «16 eine große Sünde, so daß er auch einige ärmere aus ihnen mir mit sehr geringen Gaben zuweilen unterstützte. Von dem schändlichen Nepotismus ist Roman völlig rein. diktincr, rcgulirtc Chorbcrrn, Cisterzienser, Franziskaner, Kapuziner, Minoriten, Dominikaner, Barmherzige Brüder, und aus den Fraueuorden Ursulinerinen und Eli-sabcthinerinen. Der Geist und die Diseiplin dieser Institute befriedigte größten Theils denjenigen nicht, der — selbst ein tüchtig durchgebildetcr Ordensmann und erfahrener Novizenmeister — über das Ordensleben ein kompetentes Urtheil fällen konnte. Was war hier zu thun, als zur Einleitung von Reformen zu schreiten? Denn Roman war kein Freund des Zerstörens, sondern des Aufbauens. Ein Kloster jedoch fand er für gut, mit Genehmigung des römischen Stuhles und des Kaisers zeitweilig auszulasseu und das Gebäude einer ändern geistlichen Genossenschaft ciuzuräumen; was ihm begreiflicher Weise sehr übel gedeutet wurde. Doch, wie ein heil. Borromä gegenüber den entarteten Humiliaten, so benahm sick hier auch Roman, nur das Wohl der Kirche im Auge habend und «ach den Satzungen der Kirche vorgehend. Ohnehin bereitete ihm die versuchte Resor-matiou der Orden solche Kümmernisse und Bedrängnisse, daß er, bezüglich mancher hoffnungslos in sich zusam-mensinkend, seinen Blick fast ganz von ihnen abwendete, aus der Tiefe des wunden Herzens seufzend, es sei doch gar z» schwer, einen degenerirten Orden zn regencrircn, zumal die Bischöfe in Österreich auch Hon anderer Seite in ihrer Wirksamkeit vielfältig gehemmt sind. — Aber die Bemühungen Romans waren nicht überall ohne Erfolg. Die Söhne des heil. Franziskus waren aus Mangel an tauglichem Nachwuchs schon fast im Begriffe, sich ansznlösen. Doch ein Mann des Ordens, vom seltenen Gottvertrauen beseelt, widersetzte sich dem traurigen Schritte, mit dem Bemerken, gerade jetzt nahe die Zeit des Wiederauflebens. Er hatte wahr gesprochen; denn durch die unter Roman bewirkte Vereinigung der steiermärkischen Franziskaner mit den Nordtyrolischeu erblühten jene zusehend und gewannen sogar vor einigen Jahren zwei neue Hospitien — eines neben einer berühmten Wallfahrtskirche nächst ©ratz, deren (elfter weltgeistlicher Pfarrer im Interesse des Gottesdienstes ans die Uebergabe an die Franziskaner drang. Diese Väter, von Hohen und Niedrigen geachtet und geliebt, arbeiten unermüdlich in der Seelsorge, leiste» dem Sekularklerus die bereitwilligste Aushilfe und beobachten eine erbauliche Ordcuszncht. — Dieselbe Vervollkommnung wäre auch den Kapuzinern zn Theil geworden, deren Vereinigung mit der nordty-rvlischen Provinz durch die äußerst mühevollen Verhandlungen Romans mit fünf Ordinariaten und mit den Staatsbehörden schon fast durchgesetzt war, doch leider! plötzlich vereitelt wurde. Dieß ist um so mehr zu bedauern als bei der großen Frequenz der Sakramente in Steiermark, besonders ans dem Lande, wo die Zahl und physische Kraft des Sekular - Kuratklerus nicht ausreicht, mehrere wohlbestellte Klöster der Söhne des' heil. Fran-ziskns ein wahres Bedürfniß wären. Dem Eifer Romans gelang es auch, in feine Diö- zese neuere und ganz neue, lcbcnsfrische Institute zu verpflanzen, bei deren Gründung er den Bedürfnissen der Zeit Rechnung trage» wollte, obwohl seine edle Absicht und Bemühung von der Welt sehr verkannt, ja mit ent* ehrender Verdächtigung und Verleumdungen gelohnt ward. — O seliger Geist Romans! Stehe deinem schüchternen Biographen huldvoll bei, daß er über diese» schlüpfrigen Passus deiner Geschichte glücklich hingleite. Ich must jetzt, um unparteiisch und wahr zu sein, deine Todsünde offenbare», mit welcher d» die Welt geärgert und als einen Finsterling dich gebraiidmarkt. — R o m a n war — ich muß dieß bekennen — Roman war — freilich kein blinder und leidenschaftlicher, aber doch ein großer Freund — der Jesuiten ittid R cd ein tori sten.— Eine Todsünde gegen den Geist der Zeit, die ihm auf dieser Welt nie wird vergeben werden! Aber er hat dafür gebüßt, und wird von der Welt büßen müssen bis zum jüngsten Tage. — Schon die Einführung der Jesuiten bereitete ihm unsägliche Mühsale und Schwierigkeiten *), — die mir durch seine heroische Ausdauer und durch die Huld des frommen Kaisers Franz überwunden werden konnten. Die guten Väter der Gesellschaft Jefn traten mit aller Bescheidenheit in der Diözese auf, gründeten ein Noviziat für ihre deutsche Provinz, beschäftigte» sich eifrigst mit Beichthöreu, Predigen, besonders mit Abhaltung der so vortrefflichen Exerzitien, für welche den Vnieit und Geistlichen ihr Kloster zu Gebote stand und uuuuterbrocheu in Anspruch genommen wnrde. Alle, welche die Jesuiten aus ihrem Umgänge kennen lernten, Einheimische und Fremde, lobten einstimmig ihre Bild»»g, heitere Frömmigkeit und herzgewinnende Milde in der Seelen-leitnng. Die Jesuiten gaben nicht den geringsten Anlaß zu einer Störung, weder in, bürgerlichen noch im kirchlichen Vebeit; der Landesches selbst bewunderte ihr rnhiges Verhalten, ihr geräuschloses Wirken; dennoch war beschlossen , — sic auszu märzeu. Man sagte: sic leisteten zn wciüg; aber ei» Mehreres zu leiste», wurde ihnen nicht bewilligt. Irgend eiu Gymnasium des Landes zn übernehmen (was im ausgesprochenen Wunsche des Kaisers lag) oder ein ganz neues, auf Kosten von Privat-wohlthätern, zn errichten, wie Roman in den letzten Jahren beantragt hatte, wnrde ihnen nicht gestattet, vielmehr die Rückkehr jener Ordensmänner, deren Kloster den Jesuiten zum präkären Aufenthalte diente, stets betriebe», we»» auch nicht erwirkt. Endlich kam der 15. März 1848 und die Festung der Loyoliten war mit Sturm genommen. Ein Pöbelhanfen zieht gegen Mittag vor das feindliche Kastell, dessen Thor alsobald ein alter Pater *) Ein reicher Mann hatte dem Bischof Roman eine Stiftung zu einem guten Zwecke «»geboten und in rechtlicher Form vollendet. Später bereute er das Geschehene auf die Einflüsterungen der Verwandten und mancher Jesuitenfeinde, die bei dieser Gelegenheit den unschuldigen Bischof in böses Gerede brachten. Da machte Roma» selbst die Sache rückgängig und leistete freiwillig auf das Gegebene Verzicht. Der wan-kelmüthige Mann fühlte sich aber auf dem Sterbebette gedrungen. Mehreres ml pias cauHa» zu vermachen. 3u 9tr. 7. der theologischen Zeitschrift. freundlich öffnet; die Rotte stutzt bei dem Anblick des ehrwürdigen Greisen — Einige, von seinem höheren Vic-besreiz überwältigt, bieten ihm die Frc»»desha»d (!) und uutcrhalteu sich in seiner trauten Ansprache, iudeß die Ändern die Klostergänge durchschwärmen, die Küche besuche» und endlich auch in die Kirche dringen, wo die armen Verfolgten um den Altar knien und laute Gebete zu Gott emporschicken. Verblüfft und vo» einem gewissen Schauder durchrieselt, traten die Helden, nach ei»er angemessene» Labung, de» Rückweg an, und der glorreiche Feldzug hatte wohl keine eigentliche Mißha»dl»»g der Besiegten, aber doch ihre unverzügliche Ausweisung zur Folge, die gar bald auch höheru Orts sanktiouirt wurde. — Eiu ähnliches Loos traf, wie bekannt, auch die Re-demtoriste» in Folge des bedauerlichen Aufhebuugsdekre-tes, obwohl daS Landvolk, daö ihre Verdienste würdigte, sic längere Zeit in Schutz nahm und um ihre Beibehaltung bat. Ihre, wie der Jesuiten Entfernung macht sich schon in der Seelsorge fühlbar; denn waS mau immer von diesen beiden Orden denken mag, so viel ist gewiß, daß sie in Steiermark zur Ausnahme des kirchliche» Glaubens und Lebens im Volk und ölerus beigetragen, »itd daß sic ohne die Verationen des Josephinismus noch Größeres und Besseres geleistet hätten. Ein anderes Werk Romans, daß zwar von der Welt eben nicht als gefährlich und verderblich, aber als höchst überflüssig angesehen wird — ein Werk, das auch manchen Bessergesinnten gar zu spanisch dünkt, ist die Einführung des beschaulichenKarmelitenordens, der eiu Männer- und Francnklostcr in Gratz besitzt. Lieber diese allzu bizarre und unbegreifliche Erscheinung von Menschen, deren scheinbare Unthätigkeit und Ruhe gleichsam ein Spott ans unser überaus rühriges Zeitalter ist, konnte sich Roman nicht anders rechtfertigen, als indem er den Weltlenten sagte: »Die Karmeliten thueii das, was ihr nicht thnt; sic füllen durch deu Ueberfluß ihres Gebetes und ihrer Buße die allzu großen Lücken eures religiösen Lebens ans. Sie bereiten in ihrer stillen Verborgenheit jene» Proviant und jene Munition, deren die Streiter Christi ans dem Schauplatz ihrer Thätigkeit bedürfen.«: Dieß war auch die Ansicht der geistreichen heil. Theresia über die Bestimmung ihres Ordens im Verhält-»iß zur ganze» Kirche. Die Welt versteht dieß nicht; Roman aber, der den Werth des Gebetes kannte und selbst ein großer Beter war, schätzte die coutemplativen Seele» nngemein, und lebte der Ueberzeugung, daß ihr Gebet und ihre Buße großen Segen ans seine Diözese herabziehe. UebrigenS hatte Roman nicht vergessen, anch solche Genossenschaften einzuführen, die als vorzugsweise thätig und gemeinnützig gelten, besonders für de» Unterricht und die Erziehung der Jugend. Unter ihm kamen die barmherzigen Schwestern, die Schnlschwestern, die Frauen vom hh. Herzen Jesu — lauter Kongregationen neueren Ursprungs, aus der Zeit hervorge- gangen und den Bedürfnissen der Zeit Rechnung tragend, aber zugleich wurzelnd im Boden der Kirche; denn nur durch diese hoffte Roman Segen und Gedeihen. Daher beförderte er nicht die weltlich -phila,-tropischen Kleiukiu-derbewahranstalten, und sprach sich hierüber au hohe Personen unumwunden aus. Die Erfahrung bestätigt seine Ansichten. Die neumodischen Humanitätsanstalten mit ihrer Nachäffung der christlichen Liebe, die sie nicht besitzen, weil sie ihres Fundaments, des göttlichen Glaubens entbehren — kosten viel und leisten wenig, und gerathen sehr bald in kläglichen Verfall. So hat z. B. ein vor ein Paar Jahren in Gratz gegründeter Verein zur Besserung entlassener Sträflinge schon sein Grablied gesungen, und seine Verschmelzung mit dem unlängst gebildeten Katholikenverei» uachgesucht, mit dem offenen Gestäudniß, daß ohne Religion und GH er« 6 dergleichen Unternehmungen nicht gedeihe», weder in pekuniärer noch in anderer Beziehung. Ach! wären unsre Obrigkeiten Hand in Hand mit Bischof Roman gegangen; wie Vieles zur Verbesserung des Proletariats und der Armenpflege wäre noch geschehen! Doch man abhorrirte das Religiöse; man fürchtete die Herrschaft des Clerus und das Rücfschreiten ius flüstere Mittelalter. »Lauter Klöster!« ries mau mit Entsetzen; ja, was noch drolliger ist, man behauptete öffentlich, daß durch die Vermehrung und Bereicherung (!) der Klöster das Armen* iustitüt Schade» leide, da doch alle diese religiöse« Anstalten, ungeachtet ihrer eigenen Dürftigkeit (beim sie sind ja Neulinge und mußte« auf jede Unterstützung von Seite des Staats feierlich verzichten), unglaublich Vieles den Armen zuwenden *). Der befürchtete Nachtheil des weltlichen Armeninstit»ts war auch die Ursache, daß die von Roman angesuchte Gründung von Schulbrüd ern, die nicht bloß die Bildung armer Kinder, sondern auch der erwachsenen Proletarier nach einem sehr umfassenden Plane sich z«r Aufgabe setze» wollten, nicht genehmigt wurde. Aber es dürfte bald die Zeit komme«, wo man genöthigt fein wird, die gnte Mutter, die heil. Kirche, demüthigst zu bitte», daß sie recht viele religiöse Vereine gründe, — das beste Bollwerk gegen irreligiöse Assoziationen, die eben so kirchenfeindlich als staaksgefährlich *) Hier nur Ei» Beispiel von der Wohlthätigkeit der Klöster für dic Armen! — Die Schul sch weste r» zu Gratz unterhalten gegenwärtig 28 arme Mädchen im Pensionate, dic ftc mit Allem und Jedem gratis versehen — 30 iii der Kleinkin-derbcwahranstalt, wo die Kinder den ganzen Tag über verweilen »ud auch gespeist werden. Sie unterrichten 18!) Mädchen unentgeltlich in der Schule/ geben (SO Kindern und 16 20 Studenten die ganze Mittagskost, und ändern .30 Armen die Mittagssnppe. — Oie barmherzigen Schwester» hier gebe» täglich bei k>0 Armen Brot und Suppe, 12 Studenten die Mittagdfost, und verpflegen in ihrem Privatspital auf eigene Kosten fei 20 Kranke. — Aehnliches geschieht für Arme bei den Franziskanern, Karmeliten, Karmelitinen, Ursulinerinen, Elisabethinerinen ic. je. nur nicht bei den Jesuiten — >,»m simt! (Matth. 2, 18.) — Meint man aber etwa, diese Kloster besäßen große Reichthümer! Da irrt man sich; u»t wenn die rohe Gewalt der Zeit sie aufheben wollte, so fände man nichts als dic leeren Gebäude imd — dic Schaar der Arme» mit ihren Töpfen, dic — Niemand mehr füllen kann. — Wie kommt cs denn also, daß die armen Klöster so unglaublich viel de» Arme» geben könnend — Ihr Staatsökonome»! merket auf und höret! Das große Gcheim-»iß der Klosterwvhlthätigkeit ist: das gemeinschaftliche Leben, das Vieles erspart und alles wohl zu verwenden weiß — die Ablödtuug, dic für sich sehr wenig braucht — die Siebe, dic sich gerne für Andere opfert — dcr Segen Gotte«, der das Wenige vervielfältiget. —Fürwahr! durch die Gründung der religiösen Institute hat Bischof Roman auch dem Staate eine» großen Dienst geleistet, und besonders für Gratz, wohin er so'viele Liebesgaben auch von fremden Wohlthäter» geleitet hat, als eine» wahren Ehrenbürger sich erwiesen. sind — dic wohlfeilsten und solidesten Humanitätsanstalten für dic Volksbildung — die sichersten und für Seele und Leib wohlthätigstcn Armeninstitute, dic, wenn man nur der Kirche ihre Freiheit gibt, in kurzer Zeit den Staat vou einer Last befreien werden, die ihn zu erdrücken droht. Das öffentliche Wohl und die bürgerliche Freiheit werden so lauge schöne Worte bleiben, bis die kirchliche Freiheit, für welche Roman gekämpft, zur That wird. Fortsetzung folgt. Grundgesetze des Lehrer - Vereins zn Triest. »Der Zweck der Lehrer-Versammlungen ist gegenseitige Belehrung der Mitglieder über die Vehrge-»geustäude der Volksschule», die Methoden des Un-»rerrichtes, dic Discipli» der Schüler, Berathuug »über Herbeischaffung vou Lehrmitteln, Büchern, »pädagogischen Zeitschriften, gemeinsame Lektüre, »Besprechung alles dessen, was für die Volksschulen »von unmittelbarer Wichtigkeit ist". Miiiisterial-Erlaß vom 12. September 1M48 Z. 5692—1,302. §. 1. Der Zweck des Vereins ist also zeitgemäße Verbesserung des Volksschulwesens und Hebung des betreffende« Lehrst (indes, §. 2. Wirksamkeit desselben. Der Verein wird 1. eine Büchersammluug anschaffen, welche ans älteren und neueren Schriften über das Erziehnngs- und Unterrichtswesen und die dahin einschlagenden Wissenschaften bestehen soll; 2. pädagogische Zeitschriften halten; 3. von Zeit zu Zeit in öffentlichen, dazu geeigneten Blättern über seine Wirksamkeit Nachricht gebe«, bis es seine Mittel gestatten, ei« eigenes Organ zu begründen, dessen Hauptaufgabe es fei« wird, de« Berufscifer des Lehrstandes zu belebe» »ud Schule und Haus i» einen wohlthätigen Einklang zu bringen; 4. in feinen Versammlungen das Halten vo« passenden Vorträge« veranstalte«, z« welchem Ende sich nach den verschiedenen Fächern Sectionen bilden sollen; 5. Verbessernugsvorschläge im Unterrichtswese», welche vo» der Gesammtheit als zweckmäßig erkannt worden, den betreffenden Behörde« zur Kenntuiß bringen und deren Verwirklichung unterstütze»; 6. sich mit den im Küstenlandc neu entstehende» ähnlichen Vereine« zunächst und mit den Hauptvereinen anderer Provinzen in eine» förderlichen Wechselverkehr setzen; 7. aus den vorhandenen Geldüberschüsseu für treffliche Arbeiten über die seiner Sphäre zusteheuden Lehrfächer Preise ausschreiben und 8. wo möglich einen Unterstützniigsfond für dürftige Schullehrer und Lehramtskandidaten ins Leben rufen. §. 3. Die Vereinscasse wird aus den Beiträgen dcr Mitglieder, so wie überhaupt aus allen Einnahmen gebildet, uud aus ihr werden die zur Erreichung des Vereinszweckes erforderlichen Ausgaben bestritten. Die Beiträge sind ordentliche und außerordentliche, a) Ordentliche. Außer einer Eintrittstare von l fl. (5. M. wird dcr Jahresbeitrag eines Mitgliedes auf 6 fl. C. M., vierteljährig voraus zahlbar, festge- setzt, und jedes Mitglied verpflichtet sich durch seinen Eintritt, denselben Ein Jahr lang zu zahlen. Außer Triest wohnende Mitglieder zahlen vorhinein einen Jahresbeitrag voir 2 fl. C. M. und sind von der Eintrittstare befreit, b) Außerordentliche. Der schöne Zweck, den sich der Verein vorgesteckt, uud de» er immer unverrückt im Auge behalten wird, läßt hoffen, daß ihn edle Menschenfreunde, auch ohne wirkliche Mitglieder zu sein, durch freiwillige Beiträge in seinen Bemühungen unterstützen werden. Die Rainen solcher Gönner sollen fammt ihren Gaben in einem eigenen Verzeichnisse im Vereinskocale, so wie im Jahresberichte der Gesellschaft bekannt gemacht, und sie überhaupt in genauer Kenntniß von dem Wirken des Vereins erhalten werden. §, 4. Die Mitglieder des Vereins zerfallen in wirkliche, correspondir ende und Ehren-Mitglieder. Wirkliche Mitglieder können alle werden, die sich mit dein öffentlichen oder Privat-Unterrichte beschäftigen. Eorrespondirende aber, welche zu keinen Beiträgen verpflichtet sind, wählt der Verein^ so wie er auch die Ehren-Mitglieder in Berücksichtigung ihrer besonder» Verdienste um Volkserziehung überhaupt und um seine eigene Förderung ernennt. Dieselben haben in den Versammlungen eine berathende Stimme. §. 5. Rechte uud Pflichten der wirklichen Mitglieder. Alle haben gleiche Rechte. Sie sind 1. wahlfähig und wählbar; können jedoch auf sie gefallene Wahle» ablehnen. Sic haben 2. das Recht, alle wissenschaftlichen Hilfsmittel des Vereins zu benützen; 3. allen seinen Versammlungen beizuwohueu, in welchen sie unter Beobachtung der Geschäftsordnung Anträge stellen, Beschwerde führen und Vorträge halten können; 4. dem Lehrer-Ausschüsse neue Mitglieder zur Aufnahme zu empfehlen; 5. ohne Angabe der Gründe aus dem Vereine zu treten. Alle haben gleiche Pflichten. Sie haben nämlich 1. die Gesetze des Vereins zu halten und sich den Beschlüssen der Mehrheit unbedingt zu unterwerfen; 2. nach Annahme cines Amtes den Pflichten desselben zu genügen; 3. die Beiträge pünktlich abzuliefern und ihren Austritt ein Vierteljahr vorher anzuzeigeu. §. G. Leitung des Vereins. Diese steht zu a) den Hauptversammlungen, in welchen nach dem ^liigaiigs angeführten Ministerial- Erlasse der Schulen-vberaufichcr den Vorsitz fuhrt, und zu denen alle Mitglieder berufen werden. In der Regel sindet jeden Monat ^liie derselben statt. Die Anwesenheit der Hälfte der wirklichen Mitglieder macht sie beschlußfähig. Ihren Wirkungskreis umfaßt der Paragraph 2. Insbesondere liegt ihnen noch ob: >. die jährliche Wahl des Lehrer-Ausschusses; 2. Durchsicht uud Genehmigung des VereinsHanshaltes uud 3. Veränderungen im Grundgesetze. i" Den, Lehrer- Ausschüsse, welcher mit Einschluß seines Vorstandes, des Vorsitzers in den Hauptversammlungen, aus 11 Mitgliedern d. i. aus einem Vorstands-Stellvertreter, einem Bibliothekar, einem kassier, ans zwei Schriftführern und noch 5 ander» Mitgliedern besteht. Er wird aus den wirklichen Vereinsgliedern gewählt. Dieser Ausschuß hat 1. die von den Vereinssitzungen erlassenen Aufträge zu vollführen. 2. alle Verhandlungen für die nächste Sitzung vor-znbereite»; 3. die Redaktion der vom Vereine herausziigebenden Zeitschrift und den Briefwechsel mit ändern Vereinen, so wie mit den correspondirenden Mitgliedern zu besorgen; 4. neue Mitglieder aufzunehmc», und jene, welche sich durch eine erwiesen schlechte Handlung entehrt haben oder der Erreichung des Vereinszweckes Hindernisse in den Weg legen', aus denselben zu entfernen; 5. den Verein den Behörden gegenüber zu vertreten. §. 7. Der Vorsta nd oder sein Stellvertreter eröffnet und schließt die Versammlungen, leitet die Verhandlungen uud Abstimmungen, bringt gestellte Anträge zur Unterstützung, gibt den Sprechern das Wort, wie sic der Reihe »ach darum gebeten haben und sorgt überhaupt für Aiifrechthaltiing der Ordnung und Freiheit der Verhandlungen. Anch fertigt er mit den Schriftführern die Diplome der Ehrenmitglieder. §.8. Obliegenheiten der übrigen Ausfchnßglieber. a) Der Bibliothekar hat die Bücher- und Zeitschriften-Sammlung in Ordnung zu halten, und deshalb 1. ein Verzeichnis fäinmtlicher Schriften zu verfassen und selbes im Vereinslokale auszulegen; 2. neue Schriften dem Lehrer-Ausfchuße vorzuschlagen und sodait» nach erfolgter Genehmigung deren Ankauf zu besorge». h) Der Cassier muß 1. säinmtlichc Beiträge in Empfang nehmen und ein Verzeichnis! derselben, so wie aller Beitragenden führen; 2. vierteljährige Rechnungen dem Lehrer-Ausschuß nebst einem Verzeichnisse der im Rückstände verbliebenen Mitglieder vorlegen. c) Die Schriftführer habe» die Protokolle in den angenommene» Sprachen dein Wesen nach gleichlautend zu führen und felbe in den Vereutssitzuit-gett vorznlesen. ii) Die übrige» fünf Aussckufiglieder theilen sicb in den Rest der laufenden Geschäfte. §. 9. Zusammenkünfte der Sektionen. Die nach den verschiedenen Lehrfächern gebildeten Sektionen halten wöchentliche Zusammenkünfte. Zeit und Ort bleibt ihrer Wahl überlassen; sie sollen jedoch durch einen aus ihrer Mitte gewählten Sprecher die Ergebnisse ihrer Beratungen in de» Hauptversammlungen mittheilen. §. 10. Auflösung des Vereins. Im Falle der Auflösung des Vereins wird über die Verwendung seines Vermögens zu einem Schulzwecke in einer Hauptversammlung entschieden. Triest am 28. Dezember 1848. Gr atz. Den 10. Februar. — Der Priester Peter Baldauf, der durch eine Reihe von Zeit»»g6artikeln im »Herolde dem sel. Herrn Fürstbischof Zängerle so schwer verleumdet bat, ist vom sürstbischöflichen Consistorinm dreimal aufgefordert worden, seine ehrenverletzenden Angriffe zu begründen niid zu rechtfertigen. In seinen beiden Antwortschreiben an das Consistorinm berief sich Baldauf lediglich auf die Preßfreiheit und aus daö Preßgericht, durch welches die angeblichen Aktenstücke aus den öffentlichen Acuter« erst beigebracht werden sollte»; er gestand daher selbst ein, daß ihm die erforderlichen Beweise mangeln , und zeigte durch seine Berufung auf daö weltliche Gericht iu Sachen der christlichen Sittenlehre, wie schlecht seine theologischen und kanonischen Kenntnisse bestellt seien. Das bischöfliche Consistorinm fand sich daher ge-nöthigt, den genannten Priester nach Vorschrift des kanonische» Rechtes (('an. Cum dilectus, de calunmiatori-bus, Cap. Ü.) vom Altäre zn suspendiren, bis er durch öffentlichen Widerruf seiner Verleumdung und durch Abbitte an den Clerus eine gebührende Genugthnung geleistet haben wird. — Dieser Suspensionsakt wurde durch Coiisistorialcurrende vom 31. Jänner dem Klerus htitb gemacht, und zugleich eine ausführliche, wahrhaft akteu-mäßige Widerlegung dcr Baldaus'schen Anschuldigungen gegen Fürstbischof Zängerle vom bischöflichen Consistorinm heransgegeben, und sowohl der Zeitschrift »Herold« beige-legt, als auch an alle Seelsorgsstationen und geistliche Corporationen vertheilt. — Als die verhängte Suspension, die, wie cs scheint, sowohl Baldauf als seine Gesinnungsgenossen für unmöglich hielten, in der Stadt ruchbar wurde, erschienen sogleich in den hiesigen Zeitungen fulminante Artikel gegen diesen Despotismus und Absolutismus der Kirchengewalt; denn mau glaubt die Freiheit des Wortes und der Presse angegriffen und behauptet geradezu, das Consistorinm stehe mit seiner Handlungsweise auf revolutionärem Bode». Aber, wen» Freiheit des Wortes, so wird doch die Kirche midi ei» Wort sage» dürfen; sie wird dock auch die Freiheit haben, nach dem göttlichen Gesetz dcr Moral und nach den kanonischen Satzungen zu urthcileu und zu handeln. Wie, das Wort dcr Menschcn ist frei, und das Wort Gottes, die Macht der Kirche soll gebunden sein? Uebrigens erkennen alle Unbefangenen das gute Recht und die Pflicht des Consi-storiums , und der Klerus hat schon früher durch mehrere Insertionen in der Gratzer Zeitung seinen Abscheu gegen das Benehmen Baldauf's und feine Hochachtung für Bischof Zängerle ausgesprochen. NB. Soeben erfahren wir ans Gratz ddo. 15. Feb., daß Baldauf eine Erklärung abgegeben hat, in Folge welcher die Suspension vom F. B. Consistorinm aufgehoben wurde. Die Nachricht, als hätte der «cucrnanntc Fürstbischof von Seckan resignirt, hat sich bis jetzt, Gott Kob! noch nicht bestätiget. Nachrichten aus der Laibacker Diözese. Anton Kuralt Grundbesitzer im Dorfe Gorcjnavas hat zur Errichtung einer selbstständigen Cnratie für die vier Ortschaften Godeschizh, Retezhe, Gorcjnavas und ZSnica bei der zur Stadtpfarre Lak gehörigen Filialkirche des heil. Evangelisten Johannes im Dorfe Retezhe eine Staatsfchnldverschreibung und mehrere Privatschuldforde- rungen mit dem Zinsenertrage jährlicher 150 fl. 27 kr. C. M. cedirt, und dcr Abgang zu dcr für einen selbstständigen Seelsorger erforderlichen Dotation jährlicher 300 fl. ist durch zwei kleinere Nebenstiftuugen, größtenteils aber durch die von den Grundbesitzern der obbesagten vier Ortschaften zugesicherten jährlichen Beiträge gehörig gedeckt worden. Außerdem aber haben die Insassen dieser vier Ortschaften anch noch die Verpflichtung zur Herstellung und Erhalt»,ig des Curatgebäudes, wozu der obgcna»»te Hauptstifter Anton Knralt noch besonders 400 fl. beitrug, und zur gehörigen Erhaltung der bereits beste!,enden Kirche auf sich genommen, werden den Ban des geistlichen Wohnhauses im nächsten Frühjahre beginnen, und haben bis znr Zeit, wo es bewohnbar sein wird, für ihre» Ortsftelsorgcr dic einstweilige Unterkunft in einem PrivatHmisc der Ortschaft Retezhe bereits ausqe-inittelt. Diesemnach ist für die obbesagte» vier Ortschaften eine selbstständige, von dcr Stadtpfarrkirche i'ak »»abhängige C»ratie im Dorfe Retezhe als Lokalkaplanei errichtet, das lastenfreie Patronat zn derselben vom Krai-nische» Religioilsfvnde übernommen, und als erster Viv kalkaplan daselbst, der bisherige Stadtpfarrkooperator i» Vak Georg Snpaiizhizh so eben i» der Erwägung entmint worden, daß dic Wünsche der Insassen dieser vier Ortschaften ans diesen ihnen bereits wohlbekannten Seelsorger gerichtet waren, und daß die Wünsche solcher Gemeinde», die z»r Erlangung eines eigene» Seelsorgers solche Opfer bringe», und solchen religiösen Eifer an de» Tag lege», auch die thuulichste Beachtung verdienen. Möchten jene wenigen Gemeinden in Krain, die durch einzelne Wühler und Hetzer irregeleitet, ihren Seelsorgern anch solche Gebühren, die noch durch kein Gesetz ausgehoben sind, muthwillig verweigern, und die Subsistenz der ohnehin schwach dotirten Seelsorger gefährden, auf den Eifer, mit welchem dic obbesagten vier Ortschaften die Erlangung eines eigenen Seelsorgers anstrebten, und auf den Dank Hinblicken, den dieselben für diejenigen äußern, die ihnen zur Erreichung ihres Zieles bchülflich waren! Ebenso erfreulich ist die Wahrnehmung reger Theil-nahme für die Erhaltung und für das Gedeihen der Hauptschule in Krainbnrg, dic die dortige Stadtgemeinde dadurch an den Tag legte, daß sie den provisorischen Direktor und Katecheten der Hauptschule Weltpriester Johann GlobozHnik, welcher durch das die Hebung der Urbariallasten aussprecheude Gescl; vorn 7. September 1848 an seinem Einkommen den Abgang von 90 fl. erlitten hatte, durch eine von dem Herrn Stadtrickter Conrad Locker veranstaltete Sammlung für diesen Abgang mehr als vollständig entschädigte. Berichtigung. In Rro. 6. dcr »Theol. Zeitschrift« ist Seite 47, Spalte 2, Zeile 8 von unten zu lesen mit Geringschäkung statt aus Geringschätzung. — Seite 48, Spalte 1, Zeile 6 im hohen Alter statt im solchen Alter. — Seite 48, Spalte t, ßeiic 11 betrachteten statt betrachten. — Seite 48, Spalte l, Zeile 16. andauernden statt ausdauernden. — Seite 48, Spalte Zeile 5 auf ihren statt auf diesen — Seite 48, Spalte 2, Zeile 34 Auftrag statt Antrag. Gedruckt bei Josef Blasnik in Laibach.