lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordefch. ^ 93. Montag am KS. November Ä844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochenes tolorirtcs Costumebild, illyrischc Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis de« Blattes ist in Laibach ganz­jährig 6, halbjährig H fl. Durch die l. k. Post unter Louuert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle t. t. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lercher am Hauptplayc. Gine Geschichte. Wie Elfen auf dem feuchten Gras Kam her ein Kind geschritten. Auf seiner offnen Stirnc las Man leicht sein schüchtern Bitten: »Q gönnet mir, was Jeder kann. Bei euch die kleinste Wohnung, Und oll? Abend sing' ich dann Ein Lied euch zur Belohnung.« Doch Keiner hört das arme Kind Mi t seiner süße« Rede, Was kümmert sich ein kalter Wind Um's «Duften der Resede. Nur Einer, o du braver Mann! Ließ seine Stimme hören, »Wenn er recht taktfest singen kann. So mag er mir gehören. Mein Pfeifcrknab', nach dessen Spiel Das Tretrad ward getreten. Lief gestern fort; d», wenn er will. Kann er bequem sich betten,« Das Kind sah d'rein, wie Einer, der Den Sinn nicht kann verstehen, Doch endlich kam ein Engel her Und hies mit sich es gehen. P. Renn, Das obseure journalistische Seriblervolk. Ein Wort zur Zeit von Leopold Kordesch. -an muß wirklich unschlüßig in Verlegenheit gerathen, von welcher Seite jener Legion der anonnymen, journalistischen Schriftner und Correspondenzler beizukommen wäre, die sich heut zu Tage so häufig selbst in gehaltvollen Blättern mit frecher Stirne herumtreiben, und riskirt dabei noch überdies, daß man doch nur gegen Windmühlen kämpft und Eulen nach Athen trägt. Viele tüchtigen Zeitschriften der Gegenwart haben bereits das skandaleuse Treiben der maskirten, falschnamigen oder namenlosen journalistischen Klopffechter und Winkel-Literaten mit strengem Tone gerügt und gleichsam den Bannfluch gegen ihre lichtscheue Eulenzunft ausgesprochen; allein meines Erachtens sind alle gegen dieses Volklein er­hobenen Stimmen wie in einer endlosen Wüste ohne Wir­kung verhallt. Die Rotte dieser journalistischen Raufbolde und Spottvogel schießt, gleich Pilzen nach einem Re­gen, mit staunenswerther Schnelligkeit über Nacht empor und fällt dann über Alles, sei es noch so erhaben, , edel, groß, wahr und ernst, aus dem Hinterhalte giftbegeifernd und schamlos her, und es ist solchen Freibeutern eine be­sondere Wonne, wenn sie das Ehrwürdige und Erhabene zu sich in den Staub herunter ziehen, ehrliche Namen ver­unglimpfen, friedliche Gemüther entzweien, lügenhafte, mit­unter oft allgemein nachtheilige Gerüchte in Umlauf bringen und dann hinter ihrer erborgten Maske dem angerichteten Skandale schadenlustig und iriumphirend zusehen können. Was kümmert sie manches öffentliche Brandmal, was die derbste Züchtigung und Zurechtweisung ehrliebender Männer? Sie verändern flugs den Namen, wie das Chamäleon die Farbe, und aus der Hummel wird eine Wespe, aus der Wespe eine Horniß, aus der Horniß ein Scorpion! Den anon­nymen Correspondenzler schrecken keine literarischen Steck­briefe, keine Mahnungen, keine Verweise; er hat 10 After­namen in Bereitschaft, hinter deren Schilde er seine ver­gifteten Pfeile wie aussicherem Thurme auf die arglos Vor­übergehenden abschießt. Und weiset auch eine Redaktion seine kopflosen Sudeleien ehrliebend zurück — der Schmugg­ler findet einen neuen Schleichweg, auf dem er anderswo zum Ziele gelangt, der schonungslosesten Geißel, die man gegen ihn schwingt, wie aller Vorsicht zum Trotze. Wie müssen Jeden, der es mit der Tagespresse redlich meint, und dem die Volksbildung nahe am Hetzen liegt, die vielen literarischen Katzbalgereien und Aergerlichkeiten in den Tagesblättern tief in der Seele aneckeln, besonders wenn es ihm aufrichtig um das Interesse der Wissenschaft 37» zu thun ist, die da gleichsam consternirt an der Seite steht und dem sie entwürdigenden Straßenjungenkampfe zusieht! — Und selbst die Achtung vor der Literatur und Wissen­schaft — muß sie nicht bei dem Volke von selbst verschwin­den, wenn es die literarischen Organe, in denen es Beleh­rung, Geist, Bildung, Takt, Humanität, Lebenserfahrung und Erheiterung sucht und finden will, so oft mit jour­nalistischen Scandalen aller Art vollgepfropft sieht? — Allerdings muß man es zugeben, daß Verhältnisse oft auch den geachtetsten Schriftsteller bestimmen, mit irgend einem Aufsatze anonnym oder Pseudonym aufzutreten. Ja wir besitzen zu unserem Stolze mehrere vortreffliche, von jeder Seite hochstehende anonnyme und Pseudonyme Literaten, aber bei diesen ist es entweder edle Bescheidenheit oder die Scheu, ihre ehrenfesten, wahren Namen umer solche jour­ nalistische Spreu gemengt zu wissen, oder irgend ein anderer an sich loblicher Umstand das Motiv, daß sie sich der literari­ schen Masken bedienen. Es ist bedauerlich, daß gerade diese ausgezeichneten Schriftsteller der Schmuggelei so vieler verkappter journalistischer Winkelskribler Vorschub leisten müssen. Sollte es denn auf diese Art gar kein Mittel geben, einem Unfuge zu steuern, der leider mehr und mehr um sich greift, der ungestraft die redlichsten Namen verdächtigen und oft die absurdesten Lügen mit frecher Stirne öffentlich verbreiten darf? — Ja es gibt ein solches Mittel, und zwar ein unfehlbares, es gibt eine Grenzstation, deren Wälle und Ringmauern die paßlose literarische Schmugglerrotte nicht übersetzen, nicht durchbrechen kann; es gibt eine Cordonlinie , unübersteiglich für die Pest journalistischer Scandale, einen Damm , den die trüben Wellen des Skriblerstromes nicht zu zerreißen vermögen. Diese Grenzstation, diese Cordonlinie, diese? Damm ist der feste Will e ehrliebender Redaktionen unserer Zeitschriften, nie und unter keinem Verwände die Spalten ihrer Blätter polemischen Skribeleien und Cor­respondenzen, deren Autoren kein offenes, ehr­liches Visir tragen, zu öffnen. Die Redakteure allein sind die eigentlichen Wächter der Tagespresse. Es brauche» nur ein Paar tüchtige Vorsteher geachteter Jour­nale dieser Art ein Mal mit Ernst den Impuls zu geben, und ein allgemeines Schutz- und Trutzbündniß gegen anon­nyme Skribler ist geschlossen, und die quackenden Unken der Journalistik werden lautlos wieder in die Pfützen stei­gen, aus denen sie unberufen emportauchten an das Ta­geslicht! — Stille Liebe. Hermine bewohnte ein kleines, niedriges Häuschen in der Vorstadt. Wenige Reben schlangen sich an der weißen Wand empor und umrankten die Fensterrahmen des engen Stübchens. Sie bogen sich vor und schienen gern in das freundliche Innere zu schauen, wo schmucklose Ein­fachheit, verbunden mit der nettesten Reinlichkeit wohnten. Dort stand der große Glasschrank— er bewahrte Her­mine n's Heiligthümer, Andenken von ihren verstorbenen Aeltern, einige Gebetbücher, die Bibel, das in schwarzen Sammt gebundene und mit Silber beschlagene Gesang­ buch, ein Pathengeschenk zu ihrer Consirmation. Dem Schranke gegenüber verhüllte ein grüner Vorhang das rein­ liche Bett, welches dort aus Mangel an anderweitigem Räume im Zimmer seinen Platz finden mußte. I n der Mitte stand ein runder Mahagonitisch, — ein altes Erb­ theil. Die Wanduhr schlug ihre einförmigen Pendelschläge zu dem Gesänge des Kanarienvogels, der im drathenen Käfig an der niedrigen Decke schwebte. Vor dem Fenster blühte ein Nosenstock. Hinter ihm saß — eine weiße Rose — die blaße Bewohnerin selbst, Tag für Tag mit der Nadel beschäftiget, der sie ihren Unterhalt verdankte. Hermine war eine Waise. Seit einem Jahre war ihr auch die Mutter, gestorben, mit der sie lange Zeit diese Behausung getheilt hatte. Diese und sich selbst hatte sie durch ihre fleißige Hand ernährt. Sie hatte ein kleines Putzgeschäft angelegt, und die Leute in der Stadt ließen gern bei ihr arbeiten, denn sie war fleißig und geschickt. Sie kam nie aus dem Hause, außer, wenn sie für ihre wenigen Bedürfnisse zu sorgen hatte. Fortwährend konnte man sie hinter ihrem Rosenstocke am Fenster sitzen sehen, wie sie entweder stickte oder nähte. Darum sah sie aber auch so blaß, j> kränklich aus, sie entbehrte der frischen Luft, der Freude, der Freundschaft. I n ihrer Straße nannte man sie nur die blaße Putzmacherin. Hermine war stets allein, sie wollte keine Freun­ din, oder sie hatte deren keine gefunden. Und doch hätte jedes Mädchen, die sie näher gekannt, sie lieben müssen. Denn sie war so still, so ruhig, so sanft. Sie ertrug ihre Leiden, die ihr eine fortwährende Kränklichkeit, wie die Erinnerung an frühere, schönere Tage auferlegte, mit Ge­ duld und Ergebenheit. Ih r Kanarienvogel und der Rosen­ stock schienen ihre einzigen Vertrauten zu sein. Diesen zu pflegen und mit jenem zu tändeln, war ihre einzige Er­holung, die sie sich gönnte. So lebte sie Tag für Tag still ^ür sich hin, immer denseiben Beschäftigungen, densel­ben stillen Leiden hingegeben. Mi t ihrem Kummer erwachte sie früh und sprach ihr Morgengebet, und mit demselben Kummer legte sie sich Abends nieder, wenn sie ihr Vater­unser gebetet. So schien ihr der Himmel fast jede Freude versagt zu haben, nichts das traurige Einerleis ihres Daseins zu unterbrechen, doch dem war nicht so. Auch sie hatte ihr stilles, tief in der Seele verborgenes Glück. Wenn sie sich des Morgens früh hinter ihre Rosen setzte, so erfüllte stets eine heitere Hoffnung die traurige Leere ihres Gemüths. Der Weg in die Klinik führte ja Carl , den jungen Arzt, stets vor ihrem Fenster vorüber. Und wenn er dann kam, so verklärte ein flüchtiges Roth ihre bleichen Züge, dann klopfte ihr mattes Herz hörbarer und eine stille Freude legte sich über ihre trauernde Seele. Er grüßte stets her­auf — sie wußte nicht, ob es ihr galt, oder der Nach­barin drüben, der reichen, schönen Marie . Aber es that ihr jedes Mal innerlich wohl, denn sie sah seine Augen, 3?K seine edlen Gesichtszüge — und es war ihr ein lieber Glaube, daß er bei dem Gruße wohl auch an sie gedacht habe, der Mann ihrer stillen Liebe. Diese Liebe, so hoffnungslos sie war, war ihr doch ein Trost; seit dem Tode der Mutter war sie verlassen. Und an etwas hangen muß doch das Herz. Car l war ihrer Mutter Arzt gewesen. Da hatte ihn Hermine kennen gelernt, wie er so rastlos thätig, so freundlich, so mitfühlend warl Er hatte durch milde Zuspräche, durch freundschaftliche Aufopferung der kranken Frau Trost und Linderung in ihren Schmerzen zu verschaffen gesucht; er hatte eine so rege, warme Theilnahme gezeigt, wiesiesich bei Aerzten nur selten findet, und als seine Kunst, seine eif­rigsten Bemühungen nichts fruchteten, als keine Rettung für die Kranke mehr vorhanden war, goß er milden Balsam in das zerrissene Herz des verlassenen Mädchens. War es zu verwundern, daß sie ihn, den einzigen Freund, den sie in jenen schrecklichen Stunden auf der weiten Welt zu haben schien, mit der innigsten Liebe in ihrem Herzen um­faßte, daß sie sich an diese Liebe wie der Versinkende an einen Grashalm anklammerte, und sie ihr der einzige, wenn gleich hoffnungslose Trost in ihrem traurigen Leben war? (Beschluß folgt.) Der historische Verein. Der historische Verein für Steiermark, Kärnten und Kram ist nunmehr durch die definitive Ernennung des Cen­tral-Ausschuszes und der Vereins-Direktionen zu Gratz, Klagenfurt und Laibach formlich in's Leben getreten. Als Gründer dieses preiswürdigen Vereines durch Unterzeich­nung des, Seiner kais. Hoheit, dem durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Johan n im Jahre 1840 überreichten unter­thänigsten Gesuches um die allergnädigste Annahme des Protektorates sind zu nennen: ?. ^. die Herren: Ludwig Crophius Edler von Kaisers sieg, Abt zu Rain; Pro­fessor v. Muchar; Gottfried Ritter v. Leitner; Ioh. Conrad, l. k. Rath und Apell.Secrerär; Fritz, Weber und Carlmann Flor, Capitularen des Stiftes St. Paul; Freiherr von Ankershoffen, k. l. Appellations-Rathsprotokollist; Heinrich Hermann; Michael Ia­bornigg von Altenfels; Felix v. Benedikt; Biblio­thekar und Provinzial-Lyceums-Direktor Lil a wetz; Präfekt Rebitsch;ProfessorHeinrich;VberdirektorCosta; Franz v. Hermannsthal; Doktor Baumgarten; Museums-Custos Freier; Doktor Ullepitsch und Joseph Frei­herr von Erberg, Ercellenz. Georg!«?., König von England. Dieser König war überaus pünktlich und forderte die­selbe Eigenschaft auch von Anderen. Unter den näheren Umgebungen des Königs war nun aber keiner pünktlicher als Lord H*^* , denn er ließ nie auch nur eine Sekunde auf sich warten. Als er eines Tages, wo er um 12 Uhr zum König nach Windsor beschieden war, auf dem Wege zu des Königs Zimmer durch einen Saal, eilte und die dort befindliche Uhr bereits die zwölfte Stunde schlug, zerschmetterte der Lord in seiner Wuth, eine halbe Minute zu spät gekommen zu sein, das Glas über der Uhr mit seinem Stocke. Der König unterließ natürlich auch nicht, ihn zu erinnern, daß er sich etwas verspätet habe, was der Lord so gut als möglich zu entschuldigen suchte. Als er aber das nächste Mal wieder zur Audienz kam, rief der König dem Eintretenden entgegen: „Ei, lieber H*** , was bewog Sie denn neulich, nach der Uhr zu schlagen?" — „Euere Majestät," lautete die Antwort, „die Uhr schlug zuerst!" Es'versteht sich von selbst, daß der König über diese Ant­wort, die noch dazu mit der ernsthaftesten Miene von der Welt eriheilt wurde, in ein herzliches Gelächter ausbrach. Naphael Sanzio d'Urbino Dem Papste Julius II. verdankt es die Welt, daß Raphael so viele Meisterstücke schuf, ob er schon starb, wo Andere erst in Ruf zu kommen pflegen. Papst Juliu s ließ von den berühmtesten Künstlern seiner Zeit die Zimmer des Vaticans malen. Da führte sein Baumeister und In­ , tendant Bramante den jungen siebenzehnjährigen Ra­phael ein, daß er auch an einem Zimmer sich versuchen solle. Die alten Meister lachten höhnisch und spotteten des unerfahrenen Jünglings. Dieser aber ließ sich nicht stören und entwarf seine Schule von Athen, seine Poesie, seine Gerechtigkeit und Theologie. Als der Papst Juliu s das noch nicht ganz vollendete erste Gemälde „die Schule von Athen" kaum gesehen hatte, befahl er sogleich, Alles, was von Anderen gemalt war, wieder herunterzukratzen. „Dieser geniale Jüngling soll allein malen," sagte der Kirchenfürst. Die alten Künstler schrieen nun freilich über Unverstand, aber Welt und Nachwelt haben diesen Ausspruch gerecht­fertiger und dem Papste Juliu s II . gedankt. Die Engländer rauchen und spucken nicht Die Engländer (und die Türken) spucken nicht, und > man findet in England nirgends Spucknäpfe. Auch ist es in England, selbst in den Seestädten, eine Seltenheit, Je­manden rauchen zu sehen; höchstens die Matrosen rauchen ihr kölnisches Pfeifchen. I n den Zimmern ist es aber kaum möglich, zu rauchen, und leine Frau in England, sie mag noch so niedrigen Standes sein, gestattet ihrem Manne, zu Hause zu rauchen. Jedem Reisenden in England wird gerarhen, diese Gewohnheit abzulegen, bis er wieder auf das Festland kommt. Der Mangel an gutem Tabak und die enorm theuern Cigarren erleichtern diese Entsagung. Feuilleton des Mannigfaltigen. (Großes, militärisches Gastmal.) Dasselbe wurde Heuer zu Verona nach Beendigung der großen Manöver gegeben. Dazu waren, wie der »Wanderer« berichtet, 42 Generale und 800 Offiziere von verschiedenen Gardes und Nationen gebeten­ (Vorzeichen eines starken Winters), die auch schon in deutschen Vlittern angedeutet wurden, sind nach einem Berichte der Wiener »Theatcrzeitung« in den französischen Journalen jetzt, man kann sagen, an der Tagesordnung. Aus Toulome wird als ein solches Vorzeichen gemeldet, daß die Virn- und Mandel. bäume in dortiger Gegend in schönster Bluthe stehen und selbst Fliederblüthen vorkämen, die so schön und starkriechend, wie im April seien. Aus dem Oise-Departement wird die Ankunft wilder Enten in nie gesehenen Schaaren als ein solches Zeichen ange­führt. Aehnliche Bemerkungen über Zugvögel sind in t>en Py­renäen und in mehreren Städten Südfrankreichs gemacht worden. Aus dem Departement de la Manche aber wird berichtet, daß sich um Saint-Lo und im Arrondissement von Mortain bereits Wölfe, und zwar viel früher, als in andern Jahren, zeigen. (Man kann in einem rothglühenden Schmelztiegel Eis erzeugen!) Man stelle, sagt ein englischer Chemiker, der dies erfunden, einen Platina-Schmelztiegel über eine Spiritus-Lampe, erhitze sie bis zum Rothglühen und gieße dann etwas schwefelige Säure hinein, die in dem heißen Schmelztiegel fest wird, so daß nicht ein Tropfen verdünstet. Thut man aber jetzt einige Tropfen Wasser hinzu, so entweicht die Säure sofort in Dämpfen, und zwar so rasch, daß sie den Wärmestoff im Wasser mit sich fortreißt, welches als — Eis zu Voden sinkt. Benutzt man ge­wandt den rechten Augenblick, ehe das Eis wieder schmilzt, so kann man das Klümpchcn aus dem heißen Schmelztiegel heraus­schüttcn. (Besondere Einrichtung der Pferdeställe in Schwe­den.) I n Schweden und Dänemark, erzählt ein norddeutsches Blatt, findet man selten ein lahmes oder auf den Füßen steifes Pferd. Dies soll daher kommen, daß dort die Pferde, selbst in den königlichen Ställen, keine Streu bekommen, sondern auf bloßen Brettern stehen, welche hohl liegen und mit vielen Löchern durchbohrt sind. Was sagen unsere Thier-Acrzte dazu? — (Eine Tabakfrage.) Wir wollen die Geschichtsforscher auf eine äußerst wichtige Entdeckung aufmerksam machen, welche gewiß die größte Sensation in Europa erregen wird. Die Ge­lehrten behaupteten bis jetzt, Hcrnandez de Toledo habe im Jahre 1558 den Tabak zuerst aus Westindien, Walte r Raleig h 1588 zuerst aus Amerika nach Europa gebracht. Nun aber er­fuhr man die gründliche Widerlegung dieser alten Behauptung vor einigen Tagen im Nationaltheater zu Pesth, als man eben die beliebte Oper »Norma« aufführte. Ein Druide zog näm­lich, während Norma sang und er zu schweigen hatte, ganz ge­müthlich seine Tabakdose hervor, schnupfte und reichte sie dann seinem Gefährten, welcher mit überraschender Kunstfertigkeit dem Beispiele folgte. Daraus geht nun klar hervor, daß der Tabak, besonders der Schnupftabak, schon zu Zeiten der Römer gekannt und gebraucht worden sein muß. (Gute Auskunft.) Ein kürzlich in Paris angekommener Fremdling bat auf der Straße einen Gamin, ihm den Weg zur Polizei-Präfektur zu zeigen. »Gehen Sie nur da gegenüber in den Goldarbeiter-Laden und nehmen Sie ein silbernes Besteck oder so etwas dergleichen, so wird man Sie sogleich dahin führen.« (Di e schrecklichste Folter. ) Ein berühmter Reisender erzählt von einem neuen Mittel, das man in Afrika benützt, um von Verbrechern oder auch von Unschuldigen Geständnisse zu er­pressen. Man befestigt nämlich den, welcher gestehen soll, ent­kleidet an den Boden, und zwar gewöhnlich mit ausgestreckten Armen. Dann schüttet man aus einem Sacke — Ameisen, die zu diesem Zwecke gesammelt wurden, auf den Unglücklichen. Ge­legenheitlich bespritzt man die Insekten mit Wasser, um sie zu reizen, stärker zu beißen. Es soll dies die schrecklichste Folter sein, die je erdacht worden-— In.einigen Ländern des südlichen Afri­kas werden Verbrecher auch durch Ameisen auf folgende Art hin­gerichtet: Man vergräbt den entblößten Körper des Delinquenten so in die Erde, daß blos sein Kopf hervorschaut. Sodann wird ihm der Mund aufgesperrt und ein Holz so hineingesteckt, daß er ihn unmöglich schließen kann; nun werden aus einem Sacke Amei­ sen über ihn ausgeschüttet, die dem bedaurungswürdigen Opfer in Mund, Nase und Ohren kriechen und es unter den schreck­ lichsten Martern tödten und zerfressen. Vaterländische Schaubühne. Dinstag am 12, November 1844: »Das Glas Wasser« nach Scribe von vi . Hermann Nagel, Feine Conversationsstückc aus dem höheren Leben erfordern neben Fleiß auch eine bedeutendere Bühncnsicherheit und Routine, einen feineren Ton und Anstand. Das in Redestehende Lustspiel erfreute sich einer entsprechenden Besetzung. Dlle, Hoppe gab die junge, willenlose, ewig zwischen Wollen und Nichtwollcn schwankende Königin Anna mit richtiger Markirung der Unschlüssigkcit eine« durchaus beherrschten, jugendlichen Ge» müthes. Sie «»r ganz das junge, gutmütige Mädchen,' das sich der Leitung einer listigen Hofmeister,'« «Heils »ui Gewohnheit, theils aus Unentschloffenhcit und Mangel «n Energie unte/wirft. Die Herzogin »on Marlborough wurde durch unsere talentvolle und ausgezeichnete Schauspielerin Mod. Haller mit jenem feinen Tone und Anstände, mit jener dominiecnden Würde und. Schlau» hcit repräsentirt, welche diese stolze, feine und ränkevolle Hofdame bezeichnen, die auf den Parquetten der königlichen Gemächer allein die Herrscherin ist. Mad.Haller wurde durch öfteres Hervorrufen belohnt. Dlle.Holmau wäre eine entsprechende Abigail gewesen, hätte sie nicht das Unglück gehabt, «n diesem Abende sich unzählige Male zu versprechen. Herr Engelbrecht, Vi« comte Bolingbrokc. — Der feine Hofcaualicr und Politiker, dem es gelingt, eine allmächtige Herzogin zu stürzen, wurde «on dem Darsteller mit vielem Geschick, T»tt und mit aller Laune eines feinen Weltmannes veranschaulicht. Das Publikum ehrte die gelungene Leistung durch öfteren Hcrvorruf. Herr Lenk softe die Aufgabe des von drei Damen in Anspruch genommenen jungen Gordeoffizicrs zur vollen Zufriedenheit, s» wie Herr Rauch den Gesandten de T°°rcy mit vielem Anstand vorstellte. Die Toilette der Damen verdiente «n diesem Abende besonderes Lob. Die sämmtliche Garderobe war neu, glänzend, einer Hofbühne würdig, das Haus zahlreich besucht, der Beifall einstimmig. Mittwoch am 13. November: »Die Jäger«, Sittengemälde in 5 Akten von Iffland. Dieses alte, bekannte Stück verfehlt noch immer seine Wir­kung nicht. Die zwei erheblichste» Rollen des Stückes, der Oberförster War» berger und seine Frau, waren durch Herrn Rosenschön und Mad.Ziegler vortrefflich besetzt. Herr Rose «schön stellte ein ergreifend treues Bild eines gc» raden, biedern, alle Krummwege verabscheuenden Ehrenmannes dar und M»d. Ziegler stand ihm würdig zur Seite. Sie war besonders im letzten Akte in der Affcktscene mit dem Amtmann ausgezeichnet zu nennen. Beiden ward reicher und öfterer Heruorruf. — Herr Engelbrecht spielte den Anton mit Gefühl und Ausdruck. Dlle. Holmau war »ls Friederike brav, so wie M»d. Mülle r die affektirte Zierpuppe Cordelchcn entsprechend auffaßte. Herr Zieglcr (Amtmann v. Zeck) und Herr Schemenauer (Pastor Seebach) gaben durch ihr richtiges Spiel, gute Stützen des Stückes, »b. Die Uebrigen genügten. Donnerstag am 14. November zum ersten Male: »Erich, der Geiz­hals«, Schauspiel in 5 Akten von Carl v. Holtei. Dieses Schauspiel wollte nicht recht durchgreifen. Es hat aber auch neben der magern Idee, daß ein leichtsinniger Bankerottirer durch Sparsamkeit und Geiz seine alte Schuld bezahlen will, und sich viele Jahre ««erkannt im Hause seines Freun» des und Gläubigers damit abmüht, sehr viele Längen und Breiten u«d bietet wenig Interessantes in Handlung und Scenirung. Die Kürze der Zeit beim Einstudiren dieses Stückes erheischt übrigen« eine billige Berücksichtigung der nicht zum besten dorgcthanen Disposition der Darstellenden. Das Theater war »n beide« letztgenannten Abenden zahlreich besucht. Leopold Kordesch. Mandeln auszulesen. 1. (Dreisilbig.) Die Erste kömmt dem männliche,«Geschlechte, nicht aber blos de« Män ­nern zu, vorausgesetzt, daß weder von mir, noch von Dir, 0 Leser, die Rede ist. Die letzten Zwei entscheiden über Glück und Unglück, Freude und Hoffnung vieler Tausende — »ch leider! — vieler Tausende! — Das Ganze wird so häufig handwerksmäßig, nachlässig und nach dem Maßstabe thörichter Vorurtheile betrieben, und es wäre doch das edelste Geschäft, gemacht für de» reinsten Sinn! Und sich! Doch ist's das Ganze, welche« über Glück und Unglück entscheidet, nicht etwa vieler Taufende, sondern vieler Millio » nen, ja gewisser Maße« jedes Menschen. 2. (Dreisilbig.) Die ersten Zwe i zusammen sind eine Göttin; die Dritt e umgekehrt und die Zweite dazu sind wieder so eine Göttin: die Zweite und Dritte zusammen nebst einem anzuhängenden Laute sind — der Liebling so einer Gottin gewesen. Das Ganze ist eine Rumpelkammer der edelsten Gattung, eine Versammlung alter und neuer, künstlicher und unkünstlicher Erzeugnisse der Natur und des menschlichen Fleißes, nicht vorübergehend, sondern bleibend zum wissenschaftlichen Nutzen und zur Belehrung. Moschus. Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.