Laibachsr Donnerstag den v. November Was thut jetzt vor Allem Noth? oder Christliche Anschauung des großen Weltjammers. und mannigfache Drangsale sind, verheeren¬ den Wafserfluthen gleich, über uns hereingebrochen: der Anblick des großen Jammers macht selbst die Beherztesten erbeben; mit tiefer Betrübniß und Bangigkeit schauen die Gläubi¬ gen in die Nacht der Zukunft. — Frohsinn und Much entschwinden; Furcht und Kummer zehren an der Lebens¬ kraft; die Thätigkeit der Eifrigsten ist wie vom Schlage gelähmt; die menschliche Macht erscheint als Ohnmacht, die Klugheit wird zu Schanden, die Mittel der Heilung versagen ihre Wirkung; kurz man weiß nicht Rath und Hilfe. — Großes Elend! Der Gipfel des Elends aber ist, daß man nicht erkennt, woher dasselbe komme, was sein Ursprung und sein Endziel sei?-—Das Uebel des Nebels ist, daß man an Gott nicht denkt, dessen Hand in diesem Weltjammer so sichtbar ist, daß man sich zu Gott nicht wendet, dessen Macht und Güte allein uns retten kann und will. — Man erschöpft sich in Sophismen und Reflexionen, die den geheimnisvollen Knoten lösen sollen; man weist uns aus der Geschichte der jüngsten Vergangenheit nach, daß das Uebel so kommen mußte; man macht Vorschläge und Pläne zur Verbesserung unserer Zustände, man ergreift eine Menge Maßregeln zur Ordnung der zerrütteten Verhält¬ nisse — alles mit großem Scharfsinn des Geistes, mit un¬ geheuerem Krafraufwande, auch oft in edler, wohlmeinen¬ der Absicht, doch leider! von bloß natürlichem Stand¬ punkt, nur mit menschlicher Kraft und Einsicht — ohne Spur einer christlichen Weltanschauung, ohne Auf¬ blick zu der göttlichen Weltregierung, unter welcher alle Regierungen, alle Souveränecäten stehen, und ohne welche sie — nichts vermögen. „Warum toben die Völker? warum sinnen die Nationen auf eitle Dinge? Die Könige der Erde stehen auf, und die Fürsten versammeln sich .... aber der Herr, der im Himmel wohnt, spricht zu ihnen in seinem Zorne, und verwirret sie in seinem Grimme . . . . Er verwirft die Ge¬ danken der Völker; er verwirft die Pläne der Fürsten; der Rath sch luß des Herrn aber bleibt in Ewigkeit- (Ps. 1. und 32.) Geht diese Weissagung nicht auch in unfern Tagen auf gewisse Art in Erfüllung? Ist eS uns doch nicht klar, daß alle unsere Wünsche, alle unsere Berarhungen und Bestrebungen zu nichts werden, weil wir auf denjenigen vergessen, der da gesagt hat: „Ohne mich könnt ihr nichts thun?" (Joh. 15, 5.) -— „Sie haben Spinnengewebe gewoben, sagt der Seher Jsaias (59. K.); ihr Gewebe wird ihnen nicht zum Kleide dienen; ihre Arbeiten sind unnütze Ar¬ beiten, ihre Gedanken sind unnütze Gedanken." Warum? Derselbe Prophet erklärt uns dieß an einer an¬ dern Stelle, wo der Herr zu seinem Volke spricht: „Ihr habt Beschlüsse gefaßt, aber nicht aus Mir; ihr habt ein Gewebe angezeddelt; aber nicht durch ineinenGeist; denn ihr habt um meinWort nicht gefragt." (Jsai. 30.) Demnach fährt man fort, den schönen Plan der Welt¬ beglückung zu verfolgen — ohne Gott— ohne Chri¬ stus. — Die Menschen wollen Alles selbst machen, und was sie machen, wird zu nichts. — Das Laster triumphirt, die Tugend weint und versteckt sich. — Gottes Segen ist von uns gewichen; man fühlt dieß, und doch will man sich nichr entschließen, laut und öffentlich Gott anzurufen. Der Gedanke an Gott ist Manchen fast ein Gräuel; die Worte Gott und Christus gelten als ein Ruf der verhaßten Reaktion. Ach! wer soll da nichr mit Entsetzen ausrufen: Großer Gott die Welt kennt dich nicht! — Und doch ist für die Welt keine Hülfe, keine Rettung außer in Gott — in Christus. „Das ist daS ewige Leben, daß sie dich er¬ kennen, den allein wahren Gott, und den du ge¬ sandt hast, Jesum Christum." (Joh. 17, 3.) „Ich bin, ich bin der Herr, und außer mir ist kein Heiland. "(Js 43, ii.) O lasset uns doch einmal diese Wahrheit recht erken¬ nen und beherzigen: Ohne Gott ist kein Heil! Es ist nur allzu deutlich und offenbar, daß ein Got¬ tesgericht durch ganz Europa hinschreitet — ein Gericht über Fürsten und Völker, über Geistliche und Weltliche, über Reiche und Arme, über alle Stände und Geschlechter — ein Gericht, das ebenso ein Zeugnis der göttlichen Ge¬ rechtigkeit, als ein Werk der Liebe und Erbarmung ist. — 146 Der Herr ist's, der in seinem Zorne und in seiner Hu!d uns heimsuchr, um uns zu züchtigen und zu heilen. Der Herr ist's, der unser Elend und unsere Trauer in Freude und Heil verwandeln kann, und gewiß verwandeln wirs, sobald wir ernstlich zu Ihm uns hinwenden — in aufrich¬ tiger Sinnesänderung in Gebet und Buße. Eine harte Rede, aber sie ist wahr; und nichts ist notwendiger, als daß man ihr Gehör gebe. Wahrlich, wahrlich! so lange nicht die Menschheit ihre Sündenschuld erkennt und öffentlich bekennt, so lange sie nicht mir Mil¬ lionenfachem Schrei des Gebetes zu Gott emporrüft, ist eine wahre, dauernde Besserung unserer Zustände nicht zu hoffen. Der böse Geist, der jetzt mit seiner Schreckensherr¬ schaft die Welt durchbraust, kann nur durch das allgemeine Erwachen des guten Geistes überwunden werden, den Gott Jenen gibt, die Ihn darum bitten. (Luk. 11, 13.) Der gute Geist ist aber kein anderer, als der religiöse, der Allen die sittliche und bürgerliche Freiheit schafft und sichert. Alle menschlichen Beratungen, alle menschlichen Anstren¬ gungen und Aufopferungen, alle irdische Macht und Wis¬ senschaft werden für sich allein nichts vermögen. „Wenn der Herr das Haus nicht baut, arbeiten die Bau¬ leute vergebens. Wenn der Herr die Stadt nicht behütet, wachen die Hüter umsonst.» (Ps. 126.) Wir müssen zu Gott uns wenden, Gott die Ehre geben, mit Gott uns in Freundschaft setzen; denn—noch einmal — ohne Gott ist kein Heil! — „Ich möchte auf einen hohen Berg steigen, von wel¬ chem aus vie ganze Welt mich hören könnte, und mir lau¬ ter Stimme rufen: Menschenkinder! betet, betet, betet!» — So schrieb die geistvolle h. Theresia zu ihrer Zeit. Sollte man nicht berechtigt sein, diesen Aufruf zum Gebete auch in unfern trostlosen Tagen erschallen zu lassen? --- „Hinauf steigt unser Geber; herab steigt Gottes Erbarmung,» wie S. Augustinus spricht. — Fürsten und Völker, Obrigkei¬ ten und Untergebene, Geistliche und Weltliche, Bürger und Soldaten, Reiche und Arme, Gelehrte und Ungelehrte, Män¬ ner und Frauen, Greise und Kinder — Alle, Alle sollen die Hände zum Himmel falten, und laut bekennen, daß Gott der Herr ist, und außer ihm kein Erreter. Nur auf diese Weise wird Licht in unsere Finsterniß, Trost in un¬ ser Elend, Muth in unsere Niedergeschlagenheit, Einheit in unsere Zerrissenheit, Kraft in unsere Ohnmacht, Ordnung in unsere Zerrüttung, Segen über unsere Waffen, Weis¬ heit über die Volksvertreter, Festigkeit für die Throne, Freiheit für die Völker, Sicherheit, Frieden und Wohl¬ fahrt für die Länder kommen. Vielbewährt ist der Spruch des großen Bischofs Bossuet: „Mächtiger sind zum Himmel gefaltete Hände, als Tausende von blitzenden Ba,onneten!" — Also — lasset uns beten! Denn ohne Gort ist kein Heil! —*) vr. Alois Schlör. *) Der Verfasser dieses Aufsatzes wird unter diesem Titel: »Ohne Gott ist-kein Heil.« nächstens ein Erbauungsbüchlein er¬ scheinen lassen, das einen Aufruf zu Gebet und Buße, wie auch eine Sammlung zeitgemäßer Gebete enthalten wird. Freiheit des Unterrichts. Das „Univers" vom 13. October 1848 enthält eine Petition des M. Laurencie an die französiche Nationalver¬ sammlung, in der er sehr beachtenswerthe Worte für die Freiheit des Unterrichtes spricht. Wir wollen unsern Lesern das Nachfolgende aus ihr hier mittheilen. „Die Freiheit des Unterrichtes ist nicht nur ein natür¬ liches Recht der Familie, sondern auch ein politisches Recht welches aus der Narur der zwischen den Stacsbürgern und dem Staate begründeten neuen Verhältnisse sich ableiret. Der Staat möge Unterricht ertheilen, es stehr ihm frei, es ist vielleicht feine Pflicht; aber er hat kein Recht seinen Unterricht aufzudringen. Denn unterrichten heißt, irgend eine Lehre einprägen, nicht nur in Betreff der Moral oder der Philosophie sondern selbst der Religion. Und eben dadurch wird das Recht des Staates beschränkt. Der Staat hat nämlich keine Lehre, und wenn er eine Lehre hätte, so würde ihm noch das Recht fehlen, sie aufzudringen, sei es dem Gewissen oder dem Verstände. Es genügen diese wenigen Worte, um daraus philo¬ sophisch die Freiheit des Unterrichtes zu folgern. Aber glauben Sie nicht, meine Herrn, daß das Recht zu unterrichten das Reckt sei zu verderben. Ich verlange die Freiheit des Unterrichtes, aber mit dem Vorbehalte, daß einem Unterrichte Einhalt gethan werde, welcher der Ordnung und der Freiheit selbst entgegen wäre. Nun, die Entschränkung setzt eins Ueberwachung voraus; aber sie im- plicirt nicht die Willkür. Daraus folgt, daß die Ueberwachung dem Staate zu¬ kömmt, aber nicht einer besondern und privilegirten Körper¬ schaft, welche im Namen des Staates Unterricht ertheilt, möge diese Körperschaft wie immer heißen, Orden oder Uni¬ versität, Communität oder Academie. Diese Unterscheidung, welche ich seit mehr als zwanzig Jahren beharrlich dem öffentlichen Urrheile vorlege, schließt in sich die Lösung dieser verwickelten Frage ein. Und zwar folgendermaßen: Der Staat beherrscht Alles durch das Gesetz, und so ist die Freiheit gleich und gleichberechtigt bei allen Staats¬ bürgern. Folgerichtig überwacht der Staat alle Schulen und er unterdrückt alle Mißbräuche des Unterrichtes, ohne daß die Ueberwachung verhaßt gemacht würde, und die Un¬ terdrückung das Gepräge oder den Verdacht des Monopols an sich trüge. Unter dieser Autorität des Staates entwickelt sich ein mächtiger Wetteifer unter allen Schulen. Die StaatSschu- len sind organisirt durch besondere Vorschriften und ausge¬ stattet mit Privilegien des Geldes und der Ehre. Die Pri¬ vatschulen sind organisirt durch Statuten, welche der Oef- fentlichkeit übergeben werden, und alle werden eröffnet un¬ ter der nämlichen Bedingung einer Ueberwachung, welche geregelt ist durch diese Gesetze der Gerechtigkeit und Gleich¬ heit. Das ist, meine Herrn, die natürliche Ordnung in Be¬ treff des Unterrichtes; die Anwendung derselben ist ganz 147 einfach; und Sie werden gleich sehen, daß sie, weit ent¬ fernt, der Universität nachtheilig zu sein, ihr vielmehr einen Vortheil bringt. Bei der gegenwärtigen Ordnung der Dinge ist in der That die Universität keine Körperschaft, sondern eine Staats¬ behörde. In der Ordnung der Ideen, welche ich Ih¬ nen vvrzulegen die Ehre habe, wird die Universität eine Institution, welche für den Staat Unterricht ertheilt, aber sich selbst nach ihren eigenen Gesetzen regiert. Der Staat überwacht sie, wie er alle Schulen überwacht. Aber zunächst überwacht sie sich selbst kraft einer eigenen Ju¬ risdiction, welche ihrem Bestände Würde und ihren Mit¬ gliedern Unabhängigkeit verleiht. Zweifelt nicht, daß die Universität mit Beifall es auf¬ nehmen möchte, wenn Sie das Zeichen zu einer solchen Befreiung geben würden. Man hat aus der Universität ei¬ nen öffentlichen Dienstzweig analog den Post-und Zolläm¬ tern gemacht. Es wäre gut aus ihr eine freie Anstalt zu machen, die ihre Hierarchie, ihre Rangstufen und Ehren¬ stellen hätte, aber befreit von der persönlichen Einwirkung eines Ministers, der sie gar nicht kennt, und die hinwieder ihn nicht kennt, die sich selbst durch Wahl neue Lebensgei¬ ster gewinnt, und der Oeffentlichkeit und dem Staate ge¬ genüber um so mehr verantwortlich ist, als sie freier in ih¬ rer Thätigkeit wäre. Es kommt mir nicht zu, Gesetzgebern die Art der Or¬ ganisation anzugeben, bei der die Freiheit der Universität und das Hochheitsrecht des Staates recht gut mit einander sich vertragen würden. Es genüge Principien von allgemei¬ ner Anwendbarkeit auszusprechen. Die Freiheit soll ein Eigenthum Aller sein, wie auch Alle ein Recht dazu haben. So lange die Staatsuniversität blühen wird durch die Unabhängigkeit ihrer Constituion, werden die Staatsbürger sich vereinigen können, entweder um freie Schulen zu grün¬ den, oder um sich zu affociren, vermöge einer gemeinschaft¬ lichen Uebereinkunft, wie man immer dann diese Gesellschaft nennen möge. So, meine Herrn, verlange ich von der Constitution, daß sie rücksichtlich der Unterrichtsfreiheit so klare und so bestimmte Principien verkündige, daß ich unter dem Schutze dieses genau abgegränzten gemeinschaftlichen Rechtes neben der freien vom Staate begründeten, votirten und privilegir- ten Universität mittelst einer Gesellschaft von Staatsbürgern, welche wie ich der Jugend und den Studien sich zu opfern bereit ist, eine andere Universität gründen kann, welche in gleicher Weise frei ist, indem sie ihre eigenen Gesetze d. i. ihre von allen Mitgliedern berathenen Verträge und Sta¬ tuten hat, aber immerhin, wie die Staatsuniversität, einer wirksamen Überwachung von Seite der Staatsgewalt un¬ terworfen ist. Glauben Sie aber, meine Herrn, der Freiheit nicht diese breite und durchaus genau bestimmte Bedeutung geben zu sollen, so ist eben nicht würdig der Republick, die Frei¬ heit mit solchen zweideutigen Bestimmungen zu proklamiren, die den Anschein haben, als sollten sie nur die Vorbehalte von Tyrannei verdecken. Meine Herrn Repräsentanten! Sie können bei einem Mittelding von Freiheit und Willkür unmöglich stehen bleiben. Beseitigen Sie die Freiheit, wenn Sie sich vor derselben fürchten! Beseitigen sie die Willkür, wenn Sie die Freiheit wollen! Ihre Fassung: I-u libsrte ä'onseiKnemsnt s' oxeros Kous 1» surveillanoo lle I' Ltat, verkündigt die Ueberwa- chung, verkündigt aber nicht die Freiheit! Haben sie den Muth consequent zu sein; verkündigen Sie beide Principien auf einmal, oder vernichten Sie beide. Die constituirende Versammlung hat diesen Muth ge¬ habt. Sie sagte: „Wenn Jedermenn das Recht hat die Wohlthaten der Erziehung zu empfangen, so hat hinwieder Jedermann das Recht, an der Verbreitung derselben sich zu betheiligen; denn eben die Konkurrenz und Rivalität der individuellen Kräfte werden stets die wohltätigsten Wir¬ kungen hervorbringsn. Das Vertrauen allein soll die Wahl für die Lehrämter bestimmen. Alle Talente sind von Rechts¬ wegen berufen um den Preis der öffentlichen Achtung zu streiten. Jedes Privilegium ist seiner Natur nach verhaßt; ein Privilegium aber in Sachen des Unterrichtes würde noch absurder und verhaßter sein." (Rapport äe ll'alle^ranck — 10. et 11. 8ept. 1791, sur la loi ä' enseiKnsment.s) Diese Sprache war klar; es war die Sprache des ge¬ meinen Rechtes. Bauen Sie meine Herren die neuen Ge¬ walten nicht auf Privilegien, und vorzüglich hüthen Sie sich vor jenem Privilegium, welches Ihre Vorgänger als das absurdeste und gehässigste von allen bezeichnet haben." Neber eine synodale Zusammenkunft der deutschen Bischöfe. Obwohl wir nicht zu denjenigen gehören, welche das Heil Oesterreichs von Deutschland erwarten, so glauben wir doch unseren Lesern aus der Denkschrift, welche die obige Ueberschrift führt, Einiges mittheilen zu sollen, weil es einerseiets von höchster Bedeutung ist, daß wir alle Beschlüsse, welche auf die kirchlichen Verhältnisse Oesterreichs Rückwir¬ kungen haben könnten, mit aufmerksamen Auge wahrnehmen, und andererseits die Ueberzeugung uns belebt, daß nur in der Vereinigung vieler Bischöfe und in großen gemeinsamen Maßregeln auf kirchlichem Boden etwas Gutes zu hoffen ist. Bei der jetzigen vielgestaltigen Bewegung, die so tief¬ gehend und allgemein ist, wie feit der Völkerwanderung, oder wenigstens seit den Zeiten Carl'S des Großen, keine zweite Statt fand, hält der deutsche Episcopat eine syno¬ dale Zusammenkunft der deutschen Bischöfe nicht nur für erwünscht, sondern aus dem besondern zweifachen Gesichcs- puncte der Wahrung und Förderung der Wohlfahrt der Kirche nach Außen und nach Innen für noth wendig. I. Nach Außen. Es kann der aufmerksamen Wahr¬ nehmung nicht entgehen, daß der alte Satz: neue Bedürf¬ nisse fordern neue Mittel, in unseren Tagen zu einer durch¬ greifender» Anwendung komme, als seit vielen Jahrhunderten. -r- 148 Die socialen Zustände sind ganz andere geworden, und wie die neue Ordnung der Dinge den Staat zwingt sich umzu- gestalren, so kann auch die Kirche gegen die eintretenden Aenderungen sich nicht gänzlich abschließen. Selbst, wenn sie nicht will, wird sie durch die Macht der Verhältnisse gezwun¬ gen, der umbildenden Zeit Rechnung zu tragen. Alles um sie her wird neu, und darum tritt auch sie nach außen in eine neue Stellung zum Staate und zu den andern Confeffionen. 1) Zum Sraate. — Die seitherige Stellung der Kirche zum Staate war seit Beginn dieses Jahrhunderts und in einigen deutschen Ländern, wie Oesterreich, schon früher, das der Unterordnung und der mehr oder minder strengen Unterwürfigkeit. Als die deutsche Kirche und ihre Würdenträger im Jahre 1803 das Loos der Secularisation traf, bemächtigte sich überall der Staat ihres weltlichen Besitzes. Er begnügte sich aber nicht damit, der Kirche das bis dahin von ihr geführte Schwert — welches sie sich schwerlich zurückwünschen dürfte — abzunehmen, sondern legre die Hand auch an den Stab. Unter dem Titel des Erwerbes der geistlichen Güter maßte er sich auch die Patronacsrechte der Stifter an, und unter dem Vorwande der obersten Staatsaufsicht gab er Verordnungen, welche tief ins Innere der Kirche, z. B. Erziehung der Kleriker, Pfarr-Concursepamen, Verwaltung der Stiftungen, Dis- ciplinarverfahren u. s. w., eingriffen. Zwar wurden später, als die Verwirrung übergroß geworden war, zu deren Re- gulirung Concordate mit dem apostolischen Stuhle abge¬ schlossen. Allein man weiß, wie überall der Staat hinten¬ nach diese Concordate wieder durch nachträgliche Verord¬ nungen zu beschränken, oder ganz aufzuheben wußte. Die französischen organischen Artikel, das baierische Religionsedict, die oberrheinischen Artikel und die einschlagenden preußischen Cabinets-Ordres sind bekannt. Die Büreaukraten und Hof¬ kanonisten stritten um die Wette, überall die Kirche bis in ihre innerste Lebensthätigkeit einzuschnüren. Nicht selten waren die servilsten Beamten gründlich liberal, so bald es gegen die Kirche galt. Es war ja nicht schwer, die Rittersporen der Aufklärung an der Wehrlosen sich zu verdienen. So bis in die neueste Zeit. Gegenwärtig ist ein Wendepunkt eingetreten. Das alte Büreaukraten-Regiment, will nicht länger mehr verhalten. Es ist allenthalben verhaßt gewor¬ den, und überall hat das freie Selbstregiment in freien Vereinen und im freiem Gemeindeleben den Kampf mit ihm begonnen. Noch ist dieser Kampf nicht entschieden. Aber wie auch dis Lose fallen mögen, die Kirche darf dabei in Zeiten sich vorsehn. Würde der alte Polizeistaat und seine Büreaukratie siegen (was kaum mehr möglich ist), so muß die Kirche von dieser Seite auf eine viel größere Mißach¬ tung und Knechtung sich gefaßt machen, als sie vordem, ja von daher erfahren hat. Mehrere Redner in der St. Pauls- Kirche zu Frankfurt haben das verständig genug angcdeutet und insbesondere hat der Minister Beisler mehr als den Zipfel deS Schleiers jener Zukunft gelüftet, welche unter solchen Weishaupt'jchen Jlluminaten-Spöttlingen die Kirche erwartet. Siegt aber die Demokratie, so steht die Kirche fortan einer Todfeindin gegenüber, welche mit ihrem Fa¬ natismus der Freiheit nur Freiheit für sich will, zur Noch wenn es nicht anderes sein kann, auch Andern, nur aber niemals und unter keiner Bedingung der kath. Kirche ge¬ währt, und welche auch nicht ruhen wird, bis die letzte Schranke der einzigen noch übrigen Autorität, der karhol. Kirche, niedergeworfen ist. Wie aber auch der Kampf aus¬ gehe, in beiden Fällen wird das Ergebniß des Sieges die Omnipotenz des Staates sein, die sich nur in entgegenge¬ setzten Formen geltend machen wird, und in beiden hat die Kirche, dieser Omnipotenz gegenüber, nur Knechtschaft oder einen Vertilgungskrieg zu erwarten. Auf das Eine oder das Andere muß sie daher in Zeiten gerüstet sein. Selbst im dritten günstigerem Falle, wenn, wie viele dieses hoffen und verlangen, der neue Staat von der Kirche sich zurück¬ zieht, sie ganz aufgibt und sie sich selbst überläßt, tritt diese in eine neue Stellung: sie wird schutzlos von Seiten des Staates. Dann muß sie sich selber helfen zu Schutz und Trutz. Das Wie aber muß sie in Zeiten vorbedenken und vorbereiten. Bereits hat man im Frankfurter Parla¬ ment über die Kirche die Loose geworfen. Die Abstimmung über die Kirchenfrage ist dort ungünstig ausgefallen und es steht zu fürchten, daß auch die Schulfrage ein noch ungün¬ stigeres Geschick erfahren werde. Auch in Berlin ist in beiden Beziehungen ein Besseres nicht zu hoffen; während man in Oesterreich, Baiern, Würtemburg, Baden, Han¬ nover u. s. w. die alten Hand- und Fußschellen der Kirche beibehälc. Darum muß die Kirche ihre neue Sellung zu dem jetzigen und künftigen Staate ins Auge fassen, um zu wissen, wie sie sich jetzt und fortan zu ihm zu verhalten habe. Für die Bischöfe ist es dringende Pflicht, die seithe¬ rigen Ein- und Uebergriffe der Büreaukraten in das ganze Kirchenwesen mit dem Geiste der Gegenwart und den Be¬ dürfnissen der Zukunft zusammen zu halten und das Geeig¬ nete vorzukehren. Die bisherigen Anmassungen des Polizei- staates, wie solche in verschiedenen Ländern bezüglich der Ausübung des Staatspatronats bei Kirchenämtern — des freien Verkehrs der Bischöfe und anderer Geistlichen mit Rom — der Placetirung päpstlicher und bischöflicher Erlasse und Hirtenbriefe—des kirchlichen Disciplinarverfahrens gegen Geistliche und Laien — der appellatio tanguam ab abusu — des Unterrichts in den Volksschulen und an den Gymnasien — der Berufung und Beaufsichtigung der Lehrer der Theologie an den Lyceen, Academien, Universitäten — der Bildung junger Geistlichen in den Knaben-und Klerikal-Seminarien — des Concursepamens zu den hh. Weihen und Pfarr¬ stellen — der Verwaltung des Kirchenvermögens — der ge¬ mischten Ehen und s. w. — mehr oder minder bestanden haben, und noch bestehen, werden gründlich zu erörtern, und dabei reiflich zu erwägen sein, welche kirchliche Maßnahmen in Betracht aller dieser Punkte; dem jetzigen und künftigen Staate gegenüber nach den verschiedenen Kommissen mögen getroffen werden. Eine bestimmmte und feste Ausscheidung des Weltlichen und Geistlichen, deS Staatlichen und Kirch¬ lichen, und die kategorische Zurückweisung jedes Uebergrif- — 149 fes in das letztere ist ein gebieterisches Zeitbedürfniß. Auch werden die weitere Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit des baldigen Wegfallens aller Advokatie von Seiten des Staa¬ tes, und die damit wegfallende Anrufung des braelüum sseoularo zur Durchführung kirchlicher Maßnahmen schon jetzt ins Auge gefaßt, und die Mittel der alsdann nothwen- dig werdenden kirchlichen Selbsthülfe erwogen werden müs¬ sen. — Zu allem diesem ist aber die gemeinsame Bespre¬ chung und Beschlußnahme aller deutschen Bischöfe, der einzig mögliche und sichere Weg und eine synodale Zusam¬ menkunft derselben dringend nothwendig. 2) Eben so tritt die katholische Kirche in eine neue Stellung zu den Protestanten und neuen Sekren. — Die neue politische Bewegung hat den schon früher untergra¬ benen, zur Auflösung neigenden Protestantismus bis in seine Grundfeste erschüttert. Während der Staat nach Einheit strebt, droht der Protestantismus in gänzliches Auseinan¬ derbrechen zu zerfahren. Bereits im Laufe dieses Sommers hat das preußische Cultusministerium an alle Consistorien den Aufruf erlassen, Gutachten über die Umgestaltung der protestantischen Kirchenverfassung abzugeben. Ueberall halten die Protestanten Zusammenkünfte, um die gefährdete Con- feffion zu stützen. Demnächst wird eine allgemeine deutsch¬ evangelische Synode zu Wittenberg Statt finden und auch in der baierischen Pfalz verlangt man mit Ungestüm eine Generalsynode. Man will den Protestantismus reconstituiren, um eine einige, große evangelische Kirche zu begründen. So wenig nun auch ein solcher Versuch gelingen wird, so dürfen doch die katholischen Kirchenvorsteher, während von protestantischer Seite so große Anstrengungen gemacht wer¬ den, dem Entwickelungs-Gange der Dinge für ihre eigene Kirche nicht unrhätig zusehen. Weicht auch dem Protestan¬ tismus der positive Boden der Religion, auf welchem allein eine Kirche bestehen kann, immer mehr unter den Füßen, so bleibt er dennoch als Partei stets rührig genug, sich den äußeren Boden im neuen Staate zu bewahren, und auf diesem dürfen die Katholiken sich nicht verdrängen noch überflügeln lassen. — Neben den Protestanten haben sich in der neuen Zeit die neuen Sektirer — Rongeaner und was daran hängt — aufgethan, und nachdem ihr soviel versprechender erster Versuch alsbald wie ein Sumpflicht vorübergegangen und in der jüngsten Zeit nur noch ver¬ spottet und vergessen war, fangen sie jetzt wieder aufs neue an in der katholischen Kirche zu wühlen. Zn der baierischen Pfalz, zu München und Wien üben sie neuerdings ihr Wunder-Apostolat. So hohl und bodenlos nun auch dieses von verfaulten katholischen Priestern und verrotteten Laien ausgehende kirchenradikale Treiben ist, so darf doch diese Erscheinung von den Bischöfen nicht unbeachtet gelassen werden, denn sie deutet auf eine Krankheit im Kirchen¬ leben, deren Grund und Heilmittel zu erforschen in unfern Tagen von Gewicht ist, um größerem Schaden zuvorzu- kommen. Dabei ist es wohl zu erwägen, daß die kath. Kirche zu diesen Sektirern, wie zu den Protestanten itt eins neue, nicht bloß kirchenrechtliche, sondern auch staatsrechtliche Stellung kommt. Der Religionsfriede von 1555 und der Westphälische Friede so wie die ehema¬ ligen Religionsvergleiche der verschiedenen Länder sind abrogirt. Der Staat leistet der katholischen Kirche auf Grund jener Verträge keinen Schutz mehr. Sie muß also auch hierin eine neue Stellung auf einer neuen BasiS einnehmen. Diese Basis ist bereits zum Theile in den zu Frankfurt festgestellten Grundrechten proklamirt, und be¬ steht in der politischen Gleichheit aller Religionen und Sekten. Zm Hinblicke auf diese Basis wird daher auch das Episcopat die Gegenstände, in welchen die Kirche eine Be¬ rührung mit den Protestanten und neuen Sekten nicht wird vermeiden können, ins Auge fassen und namentlich die Grund¬ sätze und Maßregeln beralhen und feststellen müssen, welche in civil-und kirchenrechtlicher Beziehung sowohl in Betreff der Civilehe und der gemischten Ehen mit den Protestan¬ ten und protestantischen Lichtfreunden, Rongeanern und emancipircen Neujuden, als auch iu Betreff der von Licht¬ freunden und Rongeanern errheilten Taufen und vorgenom¬ menen Ehe-Einsegnungen, sowie in Betreff der nicht zu vermeidenden gemeinsamen Begräbniß-Plätze, und auch noch hinsichtlich der allenfalls von ausscheidenden Sektirern auf das kath. Kirchen-und Wohlthätigkeits - Vermögen erhobe¬ nen Ansprüche sollen eingehalten werden. Fortsetzung folgt. Ueber -en pfarrherrlichen Zehent verdient folgende Aeußerung eines Wiener Reichstagsabge¬ ordneten, welche er in die Prager Zeitung vom 4. Oktober l. I. einrücken ließ, eine weite Verbreitung: Von allen Seiten kommen mir Zuschriften mit der Anfrage zu, wie es mit dem pfarrherrlichen Zehent zu hal¬ ten sei, ob nämlich derselbe mit der bereits aufgehobenen Unterthänigkeit auch schon aufgehoben sei oder nicht. Es ist nicht möglich, auf diese zu vielen Anfragen jedem Einzelnen zu antworten, weil die Arbeiten im Reichstage mir so viel Zeit nicht gönnen, und deshalb erlaube ich mir, in diesen wenigen Zeilen meinen lieben Landsleuten anstatt der brief¬ lichen Antwort meine Ansicht hierüber kurz mitzutheilen. Zn dem Unterthänigkeits-Behebungspatente sind alle Lasten, die aus der Unterthänigkeit fließen, z. B. Robor, Zehent, Laudemium u. s. w. aufgehoben. Der Zehent, von dem darin die Rede ist, ist der obrigkeitliche Zehent, wie er in Oberösterreich, und anderwärts noch besteht, wc> die Obrigkeiten die zehnte Garbe u. s. w. für sich bei der Fechsung im Voraus auszeichnen und abnehmen. Der Pfarrzehent, wie er in Böhmen besteht, gehört nach mei¬ ner Ansicht dem Unterthansverbande nicht an, denn man zahlt oder schüttet ihn nicht als Unrerthan, sondern als Eingepfarrter. Oft zahlen die Insassen den Pfarrzehent an die Pfarr eines fremden Dominiums, dessen Unterthanen sie nicht sind, oder waren, und zwar bloß deshalb, weil sie der Pfarre zugetheilt sind. Ja selbst Obrigkeiten tragen hiezu bei. Hieraus dürfte sich entnehmen lassen, daß der pfarrherrliche Zehent sich nicht in der Unterthänigkeit gründe. 150 Nach meiner Ansicht ist der pfarrherrliche Zehent dem Pa¬ tronate angehörig, und es wird hierüber im Reichstage erst dann die Rede sein können, bis es zur Verhandlung über das Patronat kömmt. Es scheint der pfarrherrliche Zehent der Pflicht zur Konkurrenz beim Baue und Konservirung der kirchlichen Gebäude ähnlich zu sein. Der Pfarrzehent beträgt übrigens nicht den zehnten Theil der Fechsung, son¬ dern bei Weitem weniger. Deßhalb bin ich der Ansicht, daß der Pfarrzehent noch fo lange geleistet werden solle, bis der Reichstag hierüber einen eigenen Beschluß gefaßt ha¬ ben wird. Dieser Beschluß dürfte nicht mehr fern sein, und es läßt sich erwarten, daß auch dieser Gegenstand zu all- seitiger Zufriedenheit werde geordnet werden; nur ist zu wünschen, daß bis dahin die nöthige Ordnung und Ruhe erhalten werde. Wien, den 29. September. J. N. Lhota, Reichslagsabgeordneter des Horicer Wahlbezirkes. Wohl noch mehr, als dieses, verdient registrirt zu wer¬ den, daß der Antrag des Deputaten Borrosch: „der Dome- stikalfond sei als in den Staatsschatz gehörig zu betrachten, somit dem Beschlüße des Reichstages zu unterwerfen" mit 203 gegen 54 Stimmen verworfen wurde. So geschehen den 3. Oktober 4848. Es drängt sich natürlich die Frage auf: Wird man den katholischen Kirchenfond als in den Staatsschatz gehörig betrachten, somit dem Beschlüße des Reichstages unterwerfen? Was werden dazu Dilewsky, Lu- bomierski, Klaudi, Trojan, Feifalik u. dgl. sagen. W. K. Z. Bischöflicher Congrest in Würzburg. Würzburg, 27. Oct. Zweiter Vicepräsident des Con- cils ist Bischof von Rottenburg Joseph Lipp, nachdem Bi¬ schof von Limburg wegen Kränklichkeit die auf ihn gefallene Wahl abgelehnt. Man ist bei den Wahlen von dem Grund¬ satz ausgegangen, alle Hauprlande der deutschen Nation möglichst im Präsidium zu vertreten. Deßhalb hat man dem nördlichen Deutschland in der Person des Erzbischofs von Köln eine besondere Vertretung verschafft, dem südlichen in dem Bischof von Augsburg, den westlichen Marken und Mittlern Provinzen in einem Bischof der rheinischen Kir¬ chenprovinz Rechnung getragen. Die Verhandlungen finden nach üblicher Geschäftsordnung statt. Nachdem man in der ersten Sitzung die Gegenstände, welche zur Vorlage kommen sollten, festgestellt hatte, wurden die anwesenden Theologen mit Ausarbeitung der betreffenden Gutachten betraut, welche dann der Discussion und Abstimmung unterliegen. Bei Un¬ terzeichnung der Protokolle wird streng die hierarchische Reihenfolge eingehalten, so daß die Erzbischöfe den Bischö¬ fen, diese den Weihbischöfen und sie wieder den Stellver¬ tretern der Oberhinen vorgehen, welche persönlich zu er¬ scheinen verhindert gewesen. Bei gleicher Rangordnung ent¬ scheidet das Dienstalter. Wie auf dem Laienconcil zu Mainz, auf diesem Märzfeld des katholischen Volkes, so bildeten auch hier Berichte über die Zustände der verschiedenen Provinzen einen höchst interessanten Theil der Besprechung, und bieten überdieß die Bürgschaft, daß die besondern An¬ liegen der einzelnen kirchlichen Landschaften alle billige und mit dem Wohle der katholischen Gesammtheit vereinbare Berücksichtigung finden werden. Wir schließen den Bericht mit der bestimmten Versicherung, daß Diejenigen gar sehr sich verrechnen, welche etwa Aufhebung des Cölibats, der Ohrenbeicht, des kanonischen Gehorsams, Auflösung der kirchlichen Weihe- und Regierungsordnung, oder Aufgebung der Lehrgewalt als eine unfehlbare oder Lostrennung vom Verbände mit dem heiligen Stuhle, überhaupt irgend eine Lockerung des kirchlichen Organismus zu erwarten, blind, phantastisch oder leidenschaftlich genug sein möchten. Denen es aber Ernst ist um die heilige Sache des Christenthums, die sollen beten für die Versammlung und zuversichtlicher Hoffnung sich überlassen, daß Recht, Freiheit, Ehre, Hei¬ ligkeit, Lebenskraft und Lebensfülle der katholischen Kirche, des katholischen Volkes gewahrt, angestrebt, errungen wer¬ den mit Gottes Gnade und durch einheitliches Zufammwir- ken von Clerus und Laienschaft. Gerüstet für dieß hohe Ziel stehen schon die sämmtlichen Vereine für kirchliche Frei¬ heit wie aufgelockertes Erdreich für das belehrende und be¬ schließende, anordnende, gesetzgebende Wort des deutschen Gesammtepiskopates. Möchten die, welche schlummernd war¬ ten, bis die Wogen der empörten Zeit, der Unordnung und Anarchie über ihren Häuptern zusammenschlagen, bald erwa¬ chen, sich erhebend zu herzlichem brüderlichem Handschlag an die schon Geeinigten. A. P. Z. Schreiben Sr. Heiligkeit des Papstes Pius H. an den Herrn Erzbischof von Geissel zu Köln. Der Herr Erzbischof von Geissel in Köln hatte bei Gelegenheit des Kölner Dombau-Festes an Se. Heiligkeit den Papst einen Brief gerichtet, worauf er folgende Ant¬ wort erhielt: I»ius Ul'. IX. Ehrwürdiger Bruder, Gruß und apostolischen Segen! Ihr ehrerbietiger Brief hat uns in vielen Beziehun¬ gen eine sehr lebhafte Zufriedenheit verursacht. Sie mel¬ deten uns die glückliche Vollendung des zuletzt unternom¬ menen Neubaues dieser Metropolitan - Kirche der Stadt Köln, eines Tempels von so großer Herrlichkeit, gewidmet zur Ehre des allerseligsten Fürsten der Apostel, dessen Bau, durch die Bemühungen und den Eifer des Erzbischofs Conrad 4248 begonnen, in Folge von Unglücksfällen und Umwäl¬ zungen lange Zeit unterbrochen, endlich wieder ausgenom¬ men durch die Thätigkeit und auf Kosten einer Gesellschaft, so zu diesem Zwecke in ganz Germanien und ganz Europa gegründet, zu dem ersehnten Ziele geführt worden ist, weil man nun, nach der am 4. Sept. 4842 geschehenen Grund¬ steinlegung des großartigen Neubaues, dieses Jahr bestim¬ men kann, denselben für den Gottesdienst einzuweihen. Da am 45. d. M. das sechste Jubiläum der ersten 151 Grundsteinlegung eintritt, so haben Sie diesen Tag erwählt, um die ermähnte feierliche Einweihung vorzunehmen. Und damit diese heilige Ceremonie mit dem größtmöglichen Pompe und Feierlichkeit zu Ihrer großen Zufriedenheit und der Ihrer ganzen Herrde Sratt finde, haben Sie es für pas¬ send erachtet, dazu alle unsere ehrwürdigen Brüder, die Bischöfe Preußens so wie die Prälaten der benachbarten Städte einzuladen, auf daß das ganze gläubige Volk aus diesen großen Ceremonien unserer heiligen Religion heilsame und kräftige Anregungen zur Frömmigkeit einernten möge. Indem wir Ihnen demnach das große Lob spenden, welches Sie so wie alle diejenigen verdienen, welche weise ihre Bemühungen dem Baue und der Vollendung dieses Tempels gewidmet haben, wünschen wir Ihnen sehr Glück, ehrwürdiger Bruder, zu der Sorgfalt, so ganz eines Hirten und so würdig eines katholischen Bischofs, welche Sie bei dieser Gelegenheit gezeigt haben. Demüthig bitten wir Gott, so reich an Erbarmung, daß es ihm gefallen möge, mit seiner Macht seine Wohnung in diesem Tempel zu bezeich¬ nen, daß er in seiner Milde mit Allen Mitleiden habe und ihre Gebete erhöre, welche ihn daselbst anrufen werden, damit dort Alle in reicher Fülle die Gaben seiner Gnade empfangen mögen. Indem wir auch wollen, daß in dieser Metropolitan- Kirche ein beständiges Denkmal unserer Liebe sei, senden wir Ihnen, mit gegenwärtigem Briefe, eine vergoldete Mostranz, mit verschiedenen Edelsteinen und heiligen Bild¬ nissen besetzt, zur Ausstellung des allerheiligsten Sakra¬ ments. Wir möchten höchlich wünschen, ehrwürdiger Bruder, diesem Tempel etwas Reicheres darzubieten. Es ist unserem Herzen sehr angenehm gewesen, durch Ihren Brief die sehr große Verehrung der Gläubigen dieses Landes für diesen Stuhl Petri, den Mittelpunkt der ka¬ tholischen Wahrheit und Einheit, zu vernehmen, so wie ihre Hingebung an unsere niedrige Person und ihre kind¬ liche Anhänglichkeit, welche sie mit großer Inbrunst unsere Gegenwart bei der Weihe wünschen ließ, um mehr im Stande zu sein, uns davon öffentliche Bezeugungen zu geben. Wir haben einen Bürgen und einen sehr angenehmen Beweis ihrer Gefühle in der Gabe, welche sie uns mit diesem präch¬ tigen Bande gemacht haben, der aus so köstlichen Perga¬ menten besteht und der so bemerkenswerth ist durch die Ma¬ lerei seiner Bilder, durch den Reichthum seiner Ornamente, die Eleganz und Feinheit seiner Arbeit, und worauf meh¬ rere Gläubigen dieser Diöcese eigenhändig ihre Namen ein¬ geschrieben haben. Wir bitten Sie inständig, ehrwürdiger Bruder, in unserem Namen, allen diesen Gläubigen unsere ganze Zuneigung der Liebe kund zu thun, welche wir für sie haben in Jesu Christo. Unsere apostolische Pflicht und die Gefühle wovon un¬ ser oberhirtliches Herz für diese Gegenden durchdrungen ist, erlauben uns nicht, ehrwürdiger Bruder, diese Gelegenheit Vorbeigehen zu lassen, ohne einen dringlichen Anruf an Ihre bischöfliche Sorgsamkeit und Wachsamkeit zu thun und an alle unsere ehrwürdigen Brüder, die Bischöfe, auf daß Sie, besonders in diesen schlimmen Zeiten, bei jeder Gelegenheit, die Sache, die Rechte und die Freiheit der kathol. Kirche mit dem größten Eifer und dem größten Muthe verteidi¬ gend, weder Sorge noch Mühe sparen mögen, damit der Clerus und das gläubige Volk sich nie von falschen und trügerischen Lehren täuschen lassen, sondern sich immer mehr und mehr unerschütterlich in der Wahrheit und den Gesetzen der katholischen Kirche befestigen und mit dem heiligen apo¬ stolischen Stuhle fest verbunden bleiben. Wir zweifeln nicht daran, daß Ihre Religiösttät, Ihre Frömmigkeit, Ihr Eifer, alle Ihre wohlbekannten Hirtenkugenden und die unserer ehrwürdigen Brüder, der Bischöfe, unsere Wünsche reich¬ lich erfüllen. Wir wollen, daß Sie auch wissen mögen, daß wir mit Vergnügen die Silber- und Kupfer-Medaille empfangen haben, welche unser lieber Sohn Franz Carl Eisen, Bewoh¬ ner von Köln, zu Ehren der Weihe der Metropolitan-Kirche hat prägen lassen und welche er uns zum Geschenke gemacht hat, eben so einen Stahlstich, welcher uns von einem ande¬ ren Bewohner derselben Stadt überreicht worden ist. Ob¬ gleich es unsere Absicht ist, auf ihre Briefe zu antworten, so bitten wir Sie doch, ihnen mittlerweile unsere Erkennt¬ lichkeit zu bezeugen. Endlich, ehrwürdiger Bruder, fahren Sie und Ihr Clerus und das gläubige Volk fort, an Gott eifrige und inbrünstige Gebete zu richten, auf daß er mit seiner all¬ mächtigen Kraft unserer Schwachheit zu Hilfe komme, worauf die Sorge für alle Kirchen so schwer lastet; er unterstütze Sie, er kräftige Sie, damit alle unsere Handlungen zum größeren Ruhme seines Namens und zum Heile der Seelen gereichen mögen. Was uns betrifft, die wir dessen ganz unwürdig sind, so werden wir nicht verfehlen, in allen unseren Gebeten, unserem Flehen, unseren Meßopfern, demüthigst den Gott aller Milde anzuflehen, auf daß er Ihnen stets mit der Fülle seiner himmlischen Gnaden bei¬ stehen, und in seiner Güte die Sorgen und Mühen Ihres Eifers segnen möge, damit der Weinberg, welchen Sie bebauen, mit jedem Tage reichlichere Früchte der Gerech¬ tigkeit ertrage. Als Unterpfand dieses Beistandes von Oben und als Bürgschaft unserer ganz besonderen Gewogenheit ertheilen wir aus ganzer Seele und dem Grunde unseres Herzens Ihnen, ehrwürdiger Bruder, allen Geistlichen Ihrer Kirche und allen gläubigen Laien den apostolischen Segen. Gegeben zu Rom, am 14. August 1848. A. P. Z. Deutschkatholisches. Korrespondenz. — Am 29. Oktober wurde zu Gratz der erste Gottesdienst der Deutschkatholiken ge¬ feiert, doch nicht in der Reitschule (denn man wollte den Aufbau der neuen Gemeinde nicht weiter auf dem Sande fortführen), sondern in dem Gasthofe „zum wilden Manne" wo gewöhnlich die Versammlungen der Demokraten Statt finden. Dieser BacchuStempel, und sein abstossendes Aus- 152 Hängschild gab wieder zu verschiedenen Witzeleien Anlaß. Uebrigens ist der Abfall von der wahren Kirche, zu welchem sich Einige verleiten ließen, immerhin eine sehr ernste Sache. Wahrhaft stuvend und stupid ist der Leichtsinn, mit welchem manche Frauenspersonen auf die Lockstimme der falschen Propheten: „Wohlan! wer Muth hat, unterzeichne sich!" mit affektirter Keckheit hervortreten und unter den Bravo¬ rufen der zurückbleibenden Männer ihre Namen einschrei¬ ben. Somit ist der Abfall fir und fertig. Manche dieser Apostatinen jedoch erklärten nachher zu Hause, es liege kei¬ neswegs in ihrem Sinne, ihre Religion zu ändern. Soll man über solche Thorheit und Frivolität lachen oder weinen? —Man sieht hieraus, wie schlecht es bei so Vie¬ len mit der Religionskenntniß steht, und daß man von der Kirche, als einer geschloffenen und sichtbaren Gesellschaft der Rechtgläubigen, gar keinen Begriff hat. Man glaubt, ein Katholik sein und bleiben zu können, obgleich man sich nicht scheut, die katholische Kirche ins Angesicht zu schlagen und ihr den Rücken zu kehren. Unselige Ver¬ blendung! — Maria Hilf. Zm heißen Kampf des Erdenlebens Wenn du verlassen — trostlos weinst. Nach Menschenhilfe rufst vergebens. Den Himmel selbst verschlossen meinst — O Christ! sprich! nur voll Glaubensmuth: Maria — hilf! — Maria — hilf! Bedrängter Christen treue Huth. In deiner Armuth bangem Kummer, Wenn dich der Frost und Hunger quält. Die Noth verbannt den süßen Schlummer, Und jede milde Gabe fehlt; — O Christ! auf sie — aus sie vertrau'! Maria — hilf! - Maria — hilf! Der Armen milde Pflegefrau. Zn der Verfolgung wilden Stürmen, Wenn Bosheit, Neid und Hinterlist Sich gegen dich, wie Fluthen, thürmen. Dein Glück — dein Ruf gefährdet ist; — O Christ! auch dann verzage nicht! Maria — hilf! — Maria hilf! Der Unschuld süßes Hoffnungslicht! In schwerer Krankheit Lüstern Tagen, Wenn dich der Schmerz darniederbeugt. Die Seel' ergreifet banges Zagen, Sich nirgens frohe Hoffnung zeigt; — O Christ! zur Mutter Gottes eil'! Maria — hilf! — Maria — hilf! Der Schwachen Kraft, der Kranken Heil. In Seelcnangst, — Gewissenspeinen, Wenn zentnerschwer die Sünde drückt. Die Augen bitt're Thränen weinen. Das Herz vor Gottes Fluch erschrickt; — O Christ! noch ist die Gnadenzeit. Maria — hilf! — Maria — hilf! Du Mutter der Barmherzigkeit. Selbst auf der Tugend Dornenpfade, Wenn plötzlich aller Trost versinkt, Zu schwinden scheinet Gottes Gnade, Dem Klcinmuth fast die Seel' erliegt; — O Christ! zu ihr — zu ihr nur hin! Maria - hilf! — Maria — hilf! Du, der Betrübten Helferin. Und faßt dich einst des Todes Schauer, Verglimmet Leiner Augen Licht, Sinkt hinter dir die Welt in Trauer, Nahst du der Ewigkeit Gericht; — O Christ! sprich noch das Glaubenswort: Maria — hilf! —Maria — hilf. Der Sterbenden Geleit und Hort! Maria — hilf! — Ließ Wort dir merke Für jede Trübsal, Angst und Noth. Maria — hilf! — dieß Wort bringt Stärke Im Leben, wie auch einst im Tod. O Christ! so sprich mit frohem Sinn: Maria — hilf! — Maria — hilf! O Jungfrau! Mutter! Königin! A. S. Die Lichtfreunde. Ein Affe steckte einen Hain Bon Fichten Nachts in den Brand, Und freute sich recht ungemein. Als er's so Helle fand. »Kommt, Brüder! Seht, was ich vermag! Erst war es Nacht, jetzt ist es Tag.« — Die Affen kommen Alle an. Es staunten groß und klein. Bewunderten den großen Mann, Und fingen an zu schrei'n: »»Er hat die Gegend aufgeklärt. Und ist des ewigen Ruhmes werth!«« Persischer Trostspruch für arme Cölibatäre. Zn Persien will man einen Stein gefunden haben mit folgender Inschrift: „Wer kein Vermögen hat, der hat keinen Credit, wer kein unterwürfiges Weib hat, der hat keine Ruhe; wer keine Kinder har, der hat keine Stärke; wer keine Verwandte hat, der har keine Stütze; wer aber nichts von allem dem hat, der lebt — frei von Sor¬ gen." Diözesan - Nachrichten. Die Lokalie Vojsko ist dem Kooperator von Ober¬ laibach Herrn Peter Bisjak, und dem Pfarrer von St. Margareth bei Klingenfels Hr. Lorenz Laz das Gla- var'sche Curatbeneficium zu Commenda St. Pecer, ver¬ liehen worden. Berichtigung. einiger in der Abhandlung über den Cölibat vorkommender Druckfehler. » 138.» » 12. » v. o. » Staatslaunen» Staatsläug- nern. » 138. 2- » 31. » » » » allmählig » allmächtig. Redakteur und Verleger L»». Johann Chrysost. Pogazhar. — Gedruckt vci Josef Blasnik.